Den hätten sie auch nehmen können...
...als Thomaskantor in Leipzig. Aber nach Kuhnaus Tod hatte der Merseburger Kauffmann gegen den Johann Sebastian Bach aus Köthen wohl keine Chance. Nun kommt gegen das Genie JSB wohl echt keiner an. Doch Kauffmann wäre auch keine schlechte Wahl gewesen. Davon zeugt diese neue Doppel-CD mit seinem gesamten geistlichen Werk. Richtig! Sein gesamtes geistliches Werk passt auf zwei CDs! Wieviel mehr wäre es wohl geworden, wenn Kauffmann einen geeigneten Posten hätte ergattern können. So verblieb seine Karriere in Merseburg. Und es mussten wohl erst Merseburger Interpreten her, um ihrem Hauskomponisten die diskografische Ehre zu erweisen. So versammeln sich auf den zwei CDs ein Oratorium und fünf Kantaten, z.T. mit großer Pauken- und Trompetenbesetzung. Das ist echt tolle Musik, die Bachs Kompositionen kaum nachsteht. Wie wunderbar behandelt Kauffmann die schlichten Choräle (CD 2, Track 7, 12, 22). Welch ein Einfallsreichtum in den Chören, Arien und Rezitativen! In der Sinfonia seines Oratoriums (CD 1, Track 8) beweist Kauffmann zudem, was er für ein versierten Orchesterkomponist er ist. Dass ich so begeistert von diesen Aufnahmen bin, liegt wohl auch an den Interpreten. Dirigent Schönheit hat hervorragende Solisten (allen voran Sopranistin Isabel Schicketanz, die alle Verzierungen und Triller großartig meistert), das Collegium Vocale Leipzug (für einen kurzen Auftritt) und die tolle Merseburger Hofmusik, deren Bläser wirklich Großartiges leisten, um sich versammelt. Der Box ist ein 67-seitiges, sehr informatives Booklet beigegeben. Die Aufnahmetechnik entspricht heutigem Standard, hätte für meinen Geschmack jedoch noch etwas präsenter und durchhörbarer ausfallen können. Eine tolle Produktion!