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    jommelli Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 25. August 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 2534
    197 Rezensionen
    Kirchenkantaten Kirchenkantaten (CD)
    29.10.2017
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Interessante Repertoireergänzung


    Der Name J. P. Kellner ist der Nachwelt hauptsächlich durch seine Abschriften der Werke Bachs bekannt. Dass sich hinter dem Thüringer, der neben seiner kompositorischen und pädagogischen Tätigkeit u.a. auch die nicht besonders glanzvolle Aufgabe eines Schuldieners in Gräfenroda versah, ein durchaus origineller Komponist verbirgt, macht die neue CD eindrucksvoll klar. Die meist sehr kurzen Kantaten zeichnen sich durch eine ausgesprochen frische und kurzweilige Erfindungsgabe aus und sind vorwiegend im damals modernen galanten Stil geschrieben, ohne aber eine deutliche Faszination für kontrapunktische Schreibweise zu verleugnen. Mich hat Kellners Stil stark an C. H. Graun erinnert. Sicherlich handelt es sich dabei nicht um wirklich große Musik, aber einen durchaus interessanten Mosaikstein im mitteldeutschen Musikleben des 18. Jahrhunderts. Man spürt, dass die ausgezeichneten Sänger und Instrumentalisten unter der kompetenten Leitung von B. Klapproth mit großer Entdeckerfreude und Präzision an die Einspielung der oftmals recht virtuosen Werke gegangen sind. Besonders schön ist, dass dabei die original rekonstruierte, sehr klangvolle und individuelle Kellner-Orgel aus Gräfenroda bei einigen Arien eindrucksvoll konzertant hervortritt. Allerdings ist nach dem Anhören dieser verdienstvollen Ersteinspielung eines ganz klar: Kellner kann niemals der Autor der berühmten d-moll Toccata von J.S.Bach gewesen sein, was man leider noch immer lesen kann. Zu groß sind die stilistischen und kompositionstechnischen Welten die zwischen dem Titanen und dem sympathischen Kleinmeister liegen. Klare Kaufempfehlung für diese interessanten Weltpremieren!

    Bianca & Gernando (Originalversion) Bianca & Gernando (Originalversion) (CD)
    30.09.2017
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Empfehlenswert!

    Von Bellinis offiziellem neapolitanischen Operndebut von 1826 gab es bislang noch keine Aufnahme, so dass der neuen Naxos-CD besonderer diskographischer Wert zukommt. Wer die spätere Genueser Fassung (Bianca e Fernando von 1828) kennt, wird sich wundern, wie stark sich beide Opern im Detail und besonders in der Konzeption des Finales unterscheiden. Welche Version man schöner findet, ist reine Geschmackssache. Sicherlich ist die 1828er Bianca etwas ausgereifter und enthält vor allem im 2. Akt durch zwei große Arien der Titelhelden fast 20 Minuten mehr Musik, doch mir persönlich hat die dramaturgisch knappere, unkonventionelle Frühfassung besser gefallen. Ein direkter Vergleich ist jedenfalls sehr interessant.
    Überragender Star der Liveaufnahme aus Wildbad ist Tenor Maxim Mironov, der inzwischen völlig zu Recht zu den gefragtesten Belcantotenören weltweit gehört. Mit schlafwandlerischer Sicherheit überwindet der zur Aufnahmezeit 35-jährige alle technischen Schwierigkeiten dieser immens heiklen und hochliegenden Partie und schafft es dabei höchstmögliche emotionale Wahrhaftigkeit zu vermitteln. Leider bewegen sich Silvia dalla Benetta (Bianca) mit ihrem vibratoreichen, in der Höhe engen und leicht schrillen Sopran und der insgesamt stimmlich zu blasse und leichtgewichtige Bariton Vittorio Prato (Filippo) nicht auf derselben Höhe. Die Sänger der kleineren Partien, Chor und Orchester machen einen guten, aber etwas routinierten Job, der immerhin jedem hauptstädtischen Opernhaus zur Zierde gereichen würde. Libretto gibt es natürlich nur wieder als lästig-billigen Download. Wer die alte, musikalisch übrigens vorzügliche Nuova Era-Aufnahme besitzt, kann damit aber den Großteil des Textes verfolgen. Insgesamt kann allen Freunden der italienischen Oper diese Weltpremiere nachdrücklich empfohlen werden.
    Ein Kommentar
    Anonym
    07.07.2020

    roth.witten1@gmx.de

    Hallo jommelli,

    danke für den aufschlussreichen Kommentar.
    Es handelt sich hier ja um eine Live-Aufnahme.

    Für mich sind "Störungen", vor allen Dingen durch Applaus nicht positiv zu sehen.
    Hier nun die Frage: Gibt es Szenen-Applaus, wodurch der Fluß des Werkes gestört wird?

    Dann werde ich es mir überlegen, die CD zu kaufen.

    Oder kennen Sie eine Aufnahme ohne Applaus?

    Danke

    Roth
    Epiphanias-Kantaten Epiphanias-Kantaten (CD)
    27.09.2017
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Sprödes Gotteslob

    Eigentlich ein großer Freund von Graupner- Kantaten, hat mich die vorliegende Doppel-CD mit 5 Epiphanias-Kantaten der Zeit von 1730-53 ziemlich befremdet. Der verinnerlichte, ausgesparte, meist jegliche Eingängigkeit bewusst vermeidende Stil seiner Kantaten ist ja ein Markenzeichen des Darmstädter Hofkomponisten. Doch die vorliegenden Werke scheinen mir in Bezug auf bizarrem kompositorischen Eigensinn und spröde-karger Satztechnik kaum noch steigerbar. Interessant ist es allemal zu hören, wie stark sich ein Komponist um 1740 damals moderner Terzen-Süße und Verbindlichkeit des galanten Stils verweigert hat. Leider hat mich die vorliegende Einspielung aber trotzdem über große Strecken angestrengt, ja sogar gelangweilt. Das liegt zum einen daran, dass die meisten Nummern langsame bis gemessene Tempi haben und bis auf ein Duett von Alt und Tenor nur Sopran und Bass Arien singen dürfen. Das durchaus originelle Instrumentarium (neben Streichern verschiedene Flöten, Oboen und in der letzten Kantate zwei fast schon brutal dröhnende Naturhörner) ist nahezu pointilistisch eingesetzt und nur äußerst selten darf sich ein wirklich vollklingender Satz, den wir an Bach- und Telemannkantaten so lieben, entfalten. Ausnahmen sind die sehr kurzen Chöre und die wunderbar einfallsreichen Choräle. (Alles in solistischer Besetzung musiziert) Diese Manier ist bei aller Originalität dann schon wieder vorhersehbar. Leider trägt bei dieser relativ nebengeräuscharmen Liveaufnahme ein sehr direkter, oft etwas harter und spitzer Klang zu dem oftmals recht ungemütlichen Hörereignis bei, da kleinste Unebenheiten in Intonation (hohe Streicherlagen!) oder Aussprache gnadenlos hörbar sind, was besonders bei dem insgesamt recht unidiomatischen Deutsch der amerikanischen Sopranistin, die meinem Empfinden nach manchmal auch zu viel Tremolo verwendet, auffällt. Hingegen überzieht Basssolist D. Wörner die Textausdeutung gelegentlich ins Manierierte.
    Als äußerst störend empfand ich ein zu präsent im Vordergrund agierendes Cembalo.
    Natürlich ist eine Gesamtbewertung immer sehr subjektiv. Hoch zu loben ist das Engagement von CPO, der immer noch sehr rudimentären Graupnerrezeption einen weiteren Mosaikstein zuzusetzen, aber verglichen mit den letzten sehr gelungenen Kantateneinspielungen unter H. Max und F. Heyerick fällt die neue Aufnahme deutlich ab.
    Ein Kommentar
    meiernberg Top 10 Rezensent
    29.09.2017

    Anerkennung - trotz anderer Meinung

    Ich anerkenne Ihre Rezension, lieber jomelli, ausdrücklich, die von viel Sachkenntnis zeugt und erlaube mir zugleich, eine andere Meinung zu vertreten - wie in meiner eigenen Rezension zu lesen ist. Wie gut, dass - wie sie selber schreiben - alles sehr subjektiv und sehr oft Geschmackssache ist. Gott-sei-Dank ist das in der Musik so!
    Didone Abbandonata Didone Abbandonata (DVD)
    20.09.2017
    Bild:
    4 von 5
    Booklet:
    2 von 5
    Extras:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    2 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Provinziell

    Nach der 2014 erschienenen DVD von Vinci`s „Artaserse“ (1730) mit einer rein männlichen Besetzung auch in den Frauenrollen wie es im sittenstrengen Rom damals üblich war, ist es spannend nun eine Oper zu sehen, die die weiblichen Rollen unserem modernen Empfinden angemessener mit Frauen besetzt, obwohl sie ebenfalls für Kastraten konzipiert wurden. Die Kompositionsweise von „Didone abbandonata“ ähnelt dabei dem 4 Jahre später entstandenen Werk stark und stellt aufs Neue die hohe kompositorische Qualität Vincis und seine damals hochmoderne auf den galanten Stil hinweisende Schreibweise unter Beweis, die u.a. auch großen Einfluss auf Händel und Hasse hatte. Leider ist der Gesamteindruck dieser Aufführung aus Florenz im Gegensatz zum „Artaserse“ sehr durchwachsen. Roberta Mameli in der Titelrolle verfügt zwar über einen gut geführten, frisch klingenden Sopran, kann aber darstellerisch nicht wirklich überzeugen. Stimmlich und schauspielerisch die beste Leistung liefert der sehr individuelle und technisch souveräne Countertenor Raffaele Pé als Mohrenfürst Jarbas. Völlig fehlbesetzt wirkt der viel zu schwere Verismo-Tenor des stocksteif agierenden Carlo Alemanno als Äneas. Die restlichen Sängerinnen der kleineren Rollen bewegen sich im Rahmen guten Durchschnitts, wobei es im szenischen Bereich oftmals durch darstellerische und gestische Unbeholfenheit zu Szenen unfreiwilliger Komik kommt. Die Inszenierung mischt unter sparsamer Beteiligung von Tänzern antike und barocke Kostümassoziationen vor einer minimalistisch ausgestatteten meist dunklen Bühne, was nicht sonderlich originell ist, aber allemal besser als krampfhafte Aktualisierungsbemühungen des sog. „modernen Regietheaters“. Der größte Schwachpunkt der DVD liegt leider bei dem auf modernem Instrumenatrium spielenden Orchester des Maggio Musicale. Dirigent Carlo Ipata, der sonst erfolgreich ein Originalklangensemble leitet, gelingt es leider nicht, die Musiker aus dem Quark provinzieller Behäbigkeit zu führen. Man kann sich als speziell Interessierter durch die vorliegende DVD durchaus einen Eindruck von dem Werk verschaffen, aber wirklich befriedigend ist das Gesamtergebnis nicht. Wer eine Oper Vincis szenisch kennenlernen will, sollte daher unbedingt zum „Artaserse“ greifen.

    Symphonien C-Dur, D-Dur, f-moll, B-Dur Symphonien C-Dur, D-Dur, f-moll, B-Dur (CD)
    19.09.2017
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Interessante Symphonien

    Bereits vor 11 Jahren ließ eine zunächst reichlich obskur wirkende Naxos-Einspielung durch die Toronto Camerata aufhorchen: Karl von Ordonez- wer bitte? Er war ein aus niederem Adel stammender, früh in Armut an Tuberkulose verstorbener österreichischer Beamter, der nur zum Zeitvertreib komponierte und musizierte. Doch seine Symphonien erwiesen sich als höchst originell, kunstvoll und sowohl für Hörer als auch Interpreten äußerst dankbar. Ihre Qualität schien der früher Haydn-Symphonien kaum nachzustehen. Daher war meine Freude über die Erscheinung einer Aufnahme mit weiteren Ordonez-Ersteinspielungen groß, zumal die alte Naxos-CD keine Originalinstrumente verwendete.
    Und auch diesmal spricht die Qualität der vier aufgenommenen Symphonien für sich. Egal ob kompliziert-vergrübelt (f-moll) oder extrovertiert-prächtig (D-Dur mit Trompeten und Pauken, wohl für einen liturgischen Anlass geschrieben), immer findet die Musik sofort den richtigen Ton und beglückt neben Eingängigkeit und Fasslichkeit auch durch zahlreiche kleine, oft sogar mehr an Mozart als an Haydn erinnernde, kontrapunktische Finessen.
    Leider hat mich aber die Interpretation von „L´arte del mondo“ nicht sonderlich überzeugt. Vor allem die Intonation in den hohen Streicherlagen gelingt nicht immer 100% sauber, der Zugriff ist leider wie so oft bei diesem Ensemble eher ruppig und auf starke dynamische Akzente ausgerichtet, die Tempi oft sehr rasch. Als sehr störend habe ich das oftmals zu präsent im Vordergrund agierende Cembalo empfunden. Damit verglichen liegt die alte Aufnahme des schlank und federnd musizierenden Ensembles aus Toronto klar vorn, übrigens auch was den informativen Wert des Booklets anbelangt. Als sehr ungünstig erweist sich wieder einmal die vom WDR offenbar sehr favorisierte trockene, ja oftmals harte Akustik, die kleinste Unebenheiten des Spiels (und davon gibt es jede Menge!) gnadenlos hörbar macht. Das größte Ärgernis ist jedoch die mit nur 57 Minuten für eine Hochpreis-CD geradezu lächerlich kurze Spielzeit. Warum hat man nicht die Gelegenheit ergriffen, noch mindestens eine weitere dieser schönen und sträflich unterschätzten Symphonien aufzunehmen?
    Schade um die verpasste Gelegenheit, Ordonez sollte mehr als ein Geheimtipp werden, doch dazu trägt diese Einspielung leider nicht bei.
    Ein Kommentar
    Freunddermeister
    23.09.2017

    Unfug

    Neben vielem historischen Unfug -Ordonez war kein dilettierender Adeliger wie hier steht sondern
    voll in seiner Zeit anerkannt...er war einer der ersten
    der mit Kollegen öffentlich früh!!! Streichquartette aufführte usw. übrigens seine eigenen!
    Auch ist die Sinfonie solenne sicherlich nicht für
    die Kirche komponiert sondern für einen anderen
    Anlass eher weltlicher Natur...s. Tänze.
    Also hier hilft kein Booklet abtippen sondern nur
    eigene Forschung Sign. "Jommelli". Der würde
    sich im Grab herumdrehen würde er Ihr
    Geschreibe lesen!
    Und die alte wirre und lieblose Naxos CD als
    Vergleich heranzuziehen.tztztz...
    Ordonez war nicht nur ein Komponist von
    Geschmack, Geist und Intelligenz sondern
    er hatte einen Personalstil in dem er vieles
    anders macht als andere auch als der große
    Mozart. Nicht gehört??
    Und das exzellente Spiel des L'arte des Mondo so abzuqualifieren
    gehörte eigentlich unter Strafe, zumal die alte
    Naxos weder Brillanz noch Dynamik hat kann man Ihre Meinung
    eigentlich nur unter Gehörfehler verbuchen.
    Schon mal mit dem Klang alter Instrumente beschäftigt??
    DIESE AUFNAHME IST EIN MEILENSTEIN und bleibt es!
    Ann Hallenberg - Carnevale 1729 Ann Hallenberg - Carnevale 1729 (SACD)
    09.07.2017
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Höchste Gesangskunst in problematischer Edition

    Nicht so bekannt wie Bartoli oder di Donato, ist Ann Hallenberg eine der perfektesten Vertreterinnen ihres Faches, was die neue CD wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis stellt. Obwohl mit 50 Jahren in einem für Sängerinnen kritischen Alter, beeindruckt die Schwedin mit jugendlicher Strahlkraft, makelloser Technik und perfekt disponierter emotionaler Bandbreite. Sehr lobenswert ist auch die sensible und klangschöne Begleitung durch das Barockensemble „il pomo d'oro“.
    An und für sich sehr erfreulich ist die Zusammenstellung von 14 Arien aus während des Karnevals 1728/29 in venezianischen Theatern aufgeführten Opern- bis auf eine Porpora-Arie alles Weltersteinspielungen. Geschmackssache, welche der herrlichen und durchweg niveauvoll komponierten Stücke man am schönsten findet, eine echte Entdeckung sind die Arien von Orlandini und Giacomelli, die bislang auf CD völlig unterrepräsentiert waren. Aber es gibt auch starke Kritikpunkte: Zunächst einmal erscheint es mir problematisch, Stücke für sechs völlig verschiedene SängerInnen und Stimmfächer (darunter drei Kastraten) von einer Künstlerin allein dargeboten zu bekommen. Senesino, Farinelli oder Faustina gehörten mit Sicherheit völlig verschiedenen Vokaltypen an und man fragt sich, warum die Produzenten nicht die Gelegenheit zu etwas mehr Abwechslung ergriffen und noch andere Künstler für dieses interessante Projekt engagiert haben. Sehr ärgerlich ist die auf dem Cover zu lesende falsche und irreführende Angabe der Spielzeiten: Cd 1: 52 , Cd 2: 70 Minuten. Tatsächlich dauern beide Cds zusammen (!) nur gut 98 Minuten, wobei über zwei Drittel (!) der Stücke auf langsame, pathetische Arien entfallen, die sich bei aller Schönheit dann doch auf die Dauer sehr ähneln und schließlich sogar ziemliche Langeweile aufkommen kann. In einem Zug kann man das ganze Programm sowieso nicht hören. Eine einzelne Cd mit knapp 80 Minuten etwas abwechslungsreicherer Musik wäre hier die klar bessere Option im Vergleich zu der teuren und dramaturgisch äußerst unausgegorenen 2 Disc-Edition gewesen. Aufgrund des hohen Repertoirewertes, der exzellenten Bookletgestaltung (profunde Einführung und alle Arientexte auch auf Deutsch) und natürlich vor allem der singulären Gesangskunst gilt aber: Klare Kaufempfehlung für alle Freunde des spätbarocken Belcanto.

    Festmusiken für Altona "Die dicken Wolken scheiden sich" TVWV deest (1760) Festmusiken für Altona "Die dicken Wolken scheiden sich" TVWV deest (1760) (CD)
    02.07.2017
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Aparte Gelegenheitsmusik

    Die erst kürzlich wiederentdeckte, für das damals dänische Altona geschriebene Huldigungskantate an König Friedrich V. ist ein sehr zeitgebundenes Gelegenheitswerk, in dem typisch spätbarocke Fürstenschmeichelei mit den Segnungen protestantischer Religion kombiniert wird. Dass solch ein Werk noch über 250 Jahre nach seiner Entstehung hörenswert ist, liegt allein an Telemanns Kompositionskunst. Obwohl keineswegs so spektakulär wie die etwa zeitgleich entstandenen Stücke „Der Tag des Gerichts“ oder „Ino“, weist die Komposition eine Fülle guter Musik auf, wobei sich in diesem Spätwerk (Telemann war 79!) stark an Händel erinnernde kontrapunktische Satzmuster in den Chören mit dem damals modernen galanten Stil der Arien verbinden. Einzig die etwas redundanten Secco-Rezitative sind von nachrangiger Inspiration. Sehr interessant ist auch die zehnminütige, etwas früher entstandene und mit nur 4 Stimmen und Continuo wesentlich sparsamer besetzte lateinische Kantate, die ebenfalls dem dänischen König huldigt und sehr abwechslungsreich und kunstvoll geschrieben ist.
    Klang und Interpretation durch das „Barockwerk Hamburg“ (vokal nur die Solisten und vier Ripienosänger zusammen mit kleiner Streicherbesezung, 2 Trompeten, Pauken und Continuo sowie einer Flöte mit einem kurzen „Gastauftritt“) sind vorzüglich, wobei kleine Abstriche bei dem oft recht grell timbrierenden Countertenor und dem etwas unidiomatischen Deutsch einer Sängerin zu machen sind. Die Akustik ist sehr klar und angenehm. Ein überaus empfehlenswerter Beitrag zum diesjährigen Telemann-Jubiläum!

    Reformations-Oratorium 1755 "Holder Friede, Heil'ger Glaube" TWV 13:18 Reformations-Oratorium 1755 "Holder Friede, Heil'ger Glaube" TWV 13:18 (CD)
    28.04.2017
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Keine Sternstunde

    Telemanns 1755 zur 200. Wiederkehr des Augsburger Religionsfriedens komponiertes einstündiges Oratorium ist ein interessanter Beitrag zum diesjährigen Telemann-Jubiläum (250. Todestag), das bislang in der Musikwelt noch nicht so recht angekommen zu sein scheint.
    Der äußerst zeitgebundene und mithin erwartungsgemäß protestantisch-polemische Stil der Textvorlage, die sich in zwei Teilen um eine Predigt gruppiert, wird im Wesentlichen in sich abwechselnden Rezitativen und Dacapo-Arien vertont, die nur von wenigen recht kurzen Chören und Chorälen unterbrochen werden.
    Wie in den meisten in Telemanns letzter, sehr produktiver Schaffensperiode komponierten Werken, überrascht der fast 75-jährige Komponist durch eine zur damaligen Zeit äußerst moderne und abwechslungsreiche Klangsprache, die oft an jüngere Zeitgenossen wie Graun oder die Bach-Söhne erinnert und durch zahlreiche aparte melodische und harmonische Wendungen glänzt. Deutlich zugunsten schlichterer und unmittelbar zum Hörer sprechender Klangrede tritt die komplexe polyphone Kompositionsweise in den Hintergrund, wodurch Telemann zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Spätbarock und ersten Formen der Frühklassik wird.
    Doch das klangliche Ergebnis dieser Studioaufnahme unter Reinhard Goebels Stabführung befremdet. Wenn man den trotz Vibratoverzichts satten, leicht basslastigen Streicherklang, das sehr präsente Cembalo, die laut strahlenden Ventiltrompeten und vor allem in den Rezitativen die merkwürdig lang ausgehaltenen Orgel-und Fagottklänge hört, käme man nicht auf die Idee, dass hier einer der einst radikalsten Vertreter der historischen Aufführungspraxis dirigiert. Vielmehr fühlt man sich an eine Art der Barockmusikinterpretation erinnert, die man schon vor Jahrzehnten als überholt erachtete. Anders als Dirigenten wie Pinnock, McCreesh oder Bernius gelingt es Goebel insgesamt nicht, die positiven Errungenschaften der Originalklangbewegung auf ein modernes Ensemble zu übertragen. Sehr unschön agiert der viel zu groß besetzte Chor des Bayerischen Rundfunks mit seinem kompakten und merkwürdig pauschalen Klang, was auch an der matten und glanzlosen Studioakustik des BR liegen mag. Wesentlich überzeugender präsentieren sich die ausgezeichneten Vokalsolisten, denen man aber ein günstigeres orchestrales und akustisches Umfeld gewünscht hätte.
    Fazit: Für Freunde unbekannter alter Musik eine durchaus erfreuliche Ausgrabung, insgesamt aber wahrlich keine Sternstunde in Sachen Telemannrezeption.


    Ein Kommentar
    Anonym
    03.10.2018

    Große Enttäuschung über interessante Neuentdeckung

    Jedes Wort Ihrer Bewertung kann ich nur mit Nachdruck unterstreichen. So DARF man Barockmusik heute einfach nicht mehr präsentieren. Chor, Orchester und Dirigent agieren hier so unbekümmert aus der Zeit gefallen, als hätten sie die vergangenen 50 Jahre historischer Aufführungspraxis komplett verschlafen. Viel Überwindung kostete mich das Durchhören der CD, die ich ansonsten schnell vergessen werde.
    Julia Lezhneva - Carl Heinrich Graun Julia Lezhneva - Carl Heinrich Graun (CD)
    21.04.2017
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Weniger wäre mehr gewesen!

    Bislang war ich ein großer Bewunderer von Julia Lezhneva und habe die neue CD, die bis auf eine Nummer ausschließlich Weltpremieren von Graun-Arien enthält, sehnsüchtig erwartet. Wie so oft bei hohen Erwartungen folgt die Enttäuschung auf dem Fuße. Selbstverständlich ist jede Kritik an einer derart begabten jungen Sängerin immer eine höchst subjektive Sache. Ihr unverwechselbares Timbre, die makellose Intonation und ihre stupende Koloraturtechnik sind auch hier beeindruckend, aber der Gesamtergebnis hat mich trotzdem nicht überzeugt. Das liegt vor allem an den meist völlig überzogenen Tempi, zu denen Dirigent M. Antonenko die Sopranistin und das oft regelrecht atemlos agierende Concerto Köln (leider ohne Angabe der einzelnen Musiker im booklet) antreibt. Virtuosität schön und gut, aber ein Abspulen von Koloraturen an der Grenze der Darstellbarkeit und Wahrnehmungsfähigkeit? Freie Verzierungen gehören zu jeder Dacapo-Arie, aber die stratosphärischen Höhen, in die sich Julia Lezhneva oft aufschwingt, wirken gekünstelt und überzogen, genauso wie etliche Seufzer und Drücker an der Grenze zur Manieriertheit. Hier geht es anscheinend nicht mehr um Belcanto, sondern um maximalen Showeffekt. Was eine derart exzessive Art des Singens mit einer noch nicht völlig ausgereiften Stimme (27 Jahre!) anrichten kann, mag man sich gar nicht ausdenken.
    Man vergleiche nur einmal die 100% souveräne Interpretation Ann Hallenbergs von „Mi paventi il figlio“ mit der völlig verhetzten und dadurch leider ziemlich geist- und seelenlosen Version des vorliegenden Albums.
    Am besten gelingen m.E. die langsamen Arien, in denen sich die Stimme wunderbar entfalten kann, ohne zu zirkusreifen Koloraturkünsten genötigt zu werden. Sehr erfreulich ist die Tatsache, dass sich ein aufstrebender junger Gesangsstar für den immer noch sträflich vernachlässigten C.H. Graun einsetzt. Dessen virtuose, vielseitige und ergreifende Musik ist über jeden Zweifel erhaben, was ich leider über die Interpretation nicht sagen kann.
    Es bleibt zu hoffen, dass J. Lezhneva künftig sensiblere und reifere musikalische Partner findet und den momentan eingeschlagenen ungesunden Weg so bald wie möglich wieder verlässt.
    Insgesamt schwankt meine Bewertung zwischen 3 und 4 Sternen, passt aber wegen des hohen diskographischen Wertes besser in den oberen Bereich.

    Terry Wey - Pace e Guerra Terry Wey - Pace e Guerra (CD)
    22.02.2017
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Weltklasse

    Antonio Bernacchi war der letzte ganz große Kastratenname der 1.Hälfte des 18.Jahrhunderts, dem noch kein eigenes Recital gewidmet war. Umso schöner ist es, dass ein so phänomenal begabter Countertenor wie Terry Wey die nicht unproblematische Herausforderung, einem längst verstorbenen Sänger ein klangliches Denkmal zu setzen, angenommen hat. Schon seit Jahren fiel der 1985 geborene Wey in allen Produktionen, an denen er (oft in kleineren Partien oder als Partner anderer SängerInnen) teilnahm, durchweg positiv auf. Mit seinem ersten Soloalbum gelingt ihm nun ein Auftritt, der ihn endgültig an die Weltspitze des Countertenorgesangs bringen dürfte: Zunächst ist da einmal die vollkommen natürlich und jugendlich klingende Stimme, die dank einer phänomenalen Technik alle für großen Gesang nötigen Register vom sanft Einschmeichelnden bis hin zur stählernen Attacke zu ziehen vermag. Dabei kommt ihm ein exorbitant großer Stimmumfang (auf dieser Cd des-as2) zugute, der sowohl in der Sopran- als auch Altlage gleichermaßen überzeugt und die bei vielen Sängern vorhandenen Probleme des heiklen Registerwechsels nicht zu kennen scheint. Über jeden noch so kleinen Tadel erhaben sind die geradezu stupende Koloraturtechnik (am erstaunlichsten in der Pollarolo-Arie mit ihren an der Grenze des Singbaren befindlichen Kaskaden zu erleben) und die glasklare, vollkommen natürliche Aussprache. All dies zusammen und die genau richtige Balance zwischen Emotionalität und Understatement machen Terry Wey zu einer idealen Besetzung, um eine zeitgenössische Wiederbelebung des Sängers, den man um 1720 für den „größten Italiens“ hielt, erfolgreich umzusetzen.
    Sehr erfreulich ist die Tatsache, dass man hier sieben Weltpremieren erlesener Qualität erleben darf und dass bekanntere Stars wie Vivica Genaux und Valer Sabadus bei zwei Nummern, darunter ein originelles Trio von L. Leo, kollegial mitgewirkt haben. Gesang zu bewerten ist immer eine höchst subjektive Sache, aber nach dieser grandiosen Einspielung ist Terry Wey für mich die Nummer eins unter den Countertenören weltweit!
    Ein Kommentar
    Mangomike
    21.04.2017

    Terry Wey

    Ich hatte schon oft das zweifelhafte Vergnügen ihn live zu hören, selbst für Provinzbühnen ist die "Kunst" Herrn Weys eher unterdurchschnittlich als weltklasse zu nennen.
    Europa riconosciuta Europa riconosciuta (DVD)
    21.02.2017
    Bild:
    3 von 5
    Booklet:
    2 von 5
    Extras:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Zwei überragende Koloraturstars in mittelmäßigem Umfeld

    Fast 13 Jahre nach ihrer Wiederaufnahme an der Scala 2004 kann man nun Salieris 1778 für dasselbe Haus geschriebene Opera seria, von der keine anderweitige Gesamtaufnahme existiert, endlich auf DVD kennenlernen. Es handelt sich um ein merkwürdig hybrides Werk: Zum einen noch fest in der dekorativ-virtuosen Tradition des spätbarocken Dramma per musica verwurzelt, zum anderen schon merklich vom Geiste der gluckschen Opernreform durchdrungen, ist diese Oper weder Fisch noch Fleisch. Diese stilistische Unausgewogenheit und die verworrene Handlung hat schon Zeitgenossen Salieris befremdet und so tut sich ein Hörer des 21. Jahrhunderts erst recht schwer. Trotz vieler schöner Einzelmomente (musikalisch besonders gelungen ist interessanterweise die erstklassige Ballettmusik!) kommt doch recht schnell ziemliche Langeweile auf, was sowohl an der sterilen und teilweise unfreiwillig lächerlichen Inszenierung (L.Ronconi) als auch vor allem an dem uninspirierten, von jeglicher historisch informierten Aufführungspraxis unbeleckten Dirigat R. Mutis liegt. Wieder einmal fragt man sich, wie ein derart biederer Taktschläger zu solch großem internationalen Ruhm gelangen konnte. Sensationell ist allerdings das gemeinsame Auftreten zweier exzellenter Koloratursopranistinnen in den gleichwertigen Rollen der Europa und Semele. Sowohl Diana Damrau als auch die hierzulande weniger bekannte, der Günzburgerin aber in nichts nachstehende Desirée Rancatore machen die ansonsten zutiefst provinzielle Aufführung zu einem Ereignis, das das Herz jedes Opernfreundes höher schlagen lässt. Der Rest ist kaum der Rede wert: Technisch mit Koloraturen und Spitzentönen völlig überfordert und stilistisch ohne jedes Feingefühl agiert Tenor Sabbatini. Die beiden recht kleinen und undankbaren Kastratenrollen werden von D.Barcellona und G.Kühmeier solide, aber ohne nennenswerte Höhepunkte gesungen. Insgesamt ein interessantes operngeschichtliches Dokument, das aber mit den beiden Koloraturstars steht und fällt.


    Catone (Pasticcio, London 1732) Catone (Pasticcio, London 1732) (CD)
    21.02.2017
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Flaue Pastete

    Eins vorweg: In dem vorliegenden, 1732 auf die Bühne gebrachten Pasticcio „Catone“ findet sich keine einzige Nummer von Händel (Es gibt außer der Sinfonia, einem kurzen Marsch und einem Accompagnato nur Seccorezitative und Dacapo-Arien.) Das Stück basiert auf Leonardo Leos gleichnamiger Oper und setzt sich, neben vielen Stücken aus dessen Feder, aus Kompositionen von Vivadi, Hasse, Porpora und Vinci zusammen, also allesamt Musik, die den damals modernen galanten Stil widerspiegelt. Interessant ist es zu sehen, wie stark Händel in Teilen davon beeinflusst wurde, aber um wieviel stärker er sich bewusst davon abzusetzen verstand. Sein wohl originellster Beitrag bestand darin, die sonst fast immer von Kastraten gesungene Rolle des Cäsar einem Bassbariton anzuvertrauen. Man hört in gut zwei Stunden hauptsächlich mäßig bis rasch bewegte streicherbegleitete Arien in Dur, die sich durch die attraktiven, aber sehr vorhersehbaren typischen Schablonen des galanten Stils auszeichnen und sehr rasch emotionalen Tiefgang vermissen lassen. (Bach soll nicht umsonst Hasses Musik als „hübsche Dresdner Liederchen“ bezeichnet haben und verglich den damals aktuellen Kompositionsstil mit der schnell verschießenden Farbe des Preussisch Blau) So stellt sich auch für den zeitgenössischen Hörer sehr bald Langeweile ein und man sehnt sich nach Händels ausdrucksstarker Melodik (es gibt keine einzige wirkliche pathetische Arie!) und oft raffinierter und origineller Formgestaltung und Instrumentation. So verwundert es nicht, dass dieses Pasticcio ein Misserfolg wurde und bald abgesetzt wurde. Leider überzeugt auch die vorliegende Liveeinspielung nicht besonders, was zunächst an der problematischen, viele Details durch Halligkeit nivellierende Akustik der Ulrichs-Kirche in Halle liegt. Doch lassen auch Sänger und Instrumentalensemble, ausgenommen der fabelhaften Roberta Invernizzi, das letzte Maß an Präzision und Feuer vermissen, das bei einer Widerbelebung dieser Oper unabdingbar gewesen wäre. Schade ist ebenfalls, dass für die 1732 von Senesino gesungenen Titelpartie kein Countertenor gewonnen werden konnte, wodurch das gesamte Klangspektrum sehr frauenstimmenlastig wird. So bleibt diese Einspielung ein für den Händelkenner und musikwissenschaftlich interessierten Hörer recht interessanter Beitrag, der aber dieser künstlerisch nicht besonders überzeugenden „Pastete“ sicherlich keine dauerhafte Stellung im Konzert- oder Opernleben bescheren wird.
    Francesca da Rimini Francesca da Rimini (DVD)
    12.02.2017
    Bild:
    4 von 5
    Booklet:
    3 von 5
    Extras:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Belcanto-Fest der Superlative!

    Mercadantes 1830 für Madrid komponierte und wegen mehrerer Wechselfälle des Geschicks nie aufgeführte „Fancesca da Rimini“ stellt mit 200 Minuten nicht nur eine der längsten, sondern für die nur drei Protagonisten auch anspruchsvollsten Opern ihrer Zeit dar. Stilistisch folgt Mercadante ganz dem von Rossini etablierten Formkodex aus langen, in sich geschlossenen zwei- oder dreiteiligen, immer mit einer virtuosen Cabaletta endenden Nummern, erinnert aber in seinen weitgespannten, oft melancholischen Melodiebögen stark an Bellini. Dass eine derartige Operndramaturgie, die durch die musikalisch überreichen und vor Virtuosität überbordenden, aber formal sehr vorhersehbaren Muster Sänger und Zuhörer gleichermaßen bis an die Grenzen fordert, reformiert werden musste liegt auf der Hand- und Mercadante ging diesen Weg wenig später mit Werken wie „Giuramento“ oder „Bravo“ ja auch konsequent weiter. Die 185 Jahre verspätete Uraufführung beim letztjährigen Festival Valle d´Itria ist nichts weniger als eine Sensation für Belcanto-Liebhaber: Die drei hierzulande nur wenig bekannten Protagonisten aus Spanien, der Türkei und Japan leisten unter Stabführung des renommierten Fabio Luisi Erstaunliches, wobei Leonor Bonilla in der Titelpartie durch ihre schier unerschöpflichen vokalen und gestalterischen Fähigkeiten das Zeug zu einer kommenden Primadonna assoluta hat. Doch auch Merto Sungu als koloratursicherer Tenor-Bösewicht mit erstaunlichem Stimmumfang und die hochbegabte Mezzosopranistin Aya Wakyzono, die ihre eher kleine Stimme durch ein Höchstmaß an Ausdruck und Technik zum Strahlen bringt in der Hosenrolle des Paolo agieren auf einem Niveau, das jedem hauptstädtischen Opernhaus zur Zierde gereichen würde. Die den akustisch und szenisch nicht unproblematischen Verhältnissen des Herzogspalastes von Martina Franca bestens angepasste Inszenierung setzt auf starke Farben und klare Gesten und wird ohne krampfhafte Aktualisierungsversuche des sog. „modernen Regietheaters“ der tragischen Dreiecksgeschichte um die zwischen zwei Brüdern stehende Francesca bestens gerecht.
    Man sollte vielleicht die beiden jeweils über 90 Minuten dauernde Akte auf zwei Tage verteilen, um von der Überfülle wunderbarer und herausragend gesungener Musik nicht übersättigt zu werden- in diesem Musikdrama steckt genug Material für mindestens zwei weitere Opern! Ein Ereignis für jeden Opernfreund!
    Klavierwerke Klavierwerke (CD)
    05.02.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Atemberaubend!

    Es gibt seltene Fälle von Neueinspielungen, bei denen einfach alles stimmt: Von den ersten Sekunden an wird klar, dass man es hier mit einer außergewöhnlichen Aufnahme zu tun hat. F.W. Rust, Schüler der beiden ältesten Bachsöhne und unmittelbarer Zeitgenosse Haydns und Mozarts ist selbst in Kennerkreisen weitgehend unbekannt. Umso erfreulicher ist es, dass der junge Tastenvirtuose Jermaine Sprosse alles tut, um diesem unterschätzten und höchst originellen Meister, den man stilistisch nur schwer einer Schule zuordnen kann, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
    Dabei helfen nicht zuletzt die beiden herrlichen Originalinstrumente, Stein-Hammerklavier und besonders das große und erstaunlich voluminöse Hubert-Clavichord. Noch nie habe ich jemanden dieses diffizile Instrument mit einer so überzeugenden Mischung aus überbordender Verve und höchster Sensibilität spielen hören, wodurch Rusts (im positiven Sinne) nervös-manierierte Musik optimal zur Geltung kommt. Eine atemberaubende Entdeckung, klare Kaufempfehlung!
    Isbe Isbe (CD)
    26.01.2017
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Meisterwerk!

    Mondonvilles "Pastorale heroique" aus dem Jahr 1742 lädt zu einem direkten Vergleich mit den in etwa zeitgleich entstandenen Opern des heute viel bekannteren Rameau ein. Damals waren beide Komponisten gleichermaßen berühmt, doch kennt man den jüngeren Mondonville heute fast nur noch in Spezialistenkreisen. Diese Aufnahme könnte das ändern, denn bei Isbé handelt es sich um nichts weniger als ein Meisterwerk! Besonders die bei Rameau oft langatmigen und spröden Rezitative werden hier zu motivisch durchgestalteten und meist vom Orchester begleiteten Szenen ausgebaut, die Glucks Opernreform schon um 20 Jahre vorwegzunehmen scheinen. Im Instrumentalbereich mutet Mondonville, der selbst ein virtuoser Geiger war, seinen Streichern die abenteuerlichsten, stark von Vivaldi inspirierten Passagen zu. Einige Nummern sind überraschenderweise als strenge, komplexe und virtuose Fugen gebaut, wie man sie in dieser Zeit in Frankreich nur selten findet, was das kompositorische Niveau der Oper auf die denkbar höchste Ebene hebt. Auch bei Arien, Chören und Tänzen erweist sich der 1711 geborene Meister als ein Rameau in jeder Hinsicht ebenbürtiger Kollege, der französischen und italienischen Geschmack zu einem hochindividuellen Personalstil zu verschmelzen vermochte. Das wundervoll melancholisch schwingende Schlussensemble der Oper hat sogar das Zeug zu einem echten Ohrwurm!
    Die bis auf eine unbedeutende Ausnahme bestens disponierten Solisten, ein schlank agierender Chor und das vorzügliche ungarische Originalklangensemble unter G. Vashegyi tragen mit ihrer temperamentvollen und klangschönen Interpretation ganz maßgeblich zu dem überaus positiven Gesamteindruck dieser Produktion bei. Klare Kaufempfehlung für alle Freunde alter Musik!
    Nuria Rial & Valer Sabadus - Sacred Duets Nuria Rial & Valer Sabadus - Sacred Duets (CD)
    25.01.2017
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Höchste Vokalkunst

    Die vorliegende CD vereint zum ersten Mal zwei junge Senkrechtstarter aus dem Fach der alten Musik. Sowohl Valer Sabadus als auch Nura Rial zeichnen sich durch glasklare, schlanke und doch expressiv geführte Stimmen aus, die aufs Beste miteinander harmonieren. Oberflächlich opernhafte Attitüden oder eitle, überbordende Verzierungen an der Grenze des Sanglichen wird man hier nicht finden, dafür eine höchst verfeinerte, eher introvertierte Kunst, die besonders die sprachlichen und inhaltlichen Nuancen herausarbeitet und konzentriertes Zuhören erfordert. Die jeweils sechs Duette und Soloarien aus italienischen Oratorien der Zeit von ca. 1680-1750 sind völlig unbekannt und dürften bis auf wenige Ausnahmen Ersteinspielungen sein. Nicht alle Kompositionen sind Meisterwerke, werden jedoch in der wunderbar subtilen Interpretation von Rial und Sabadus aufs Schönste geadelt. Das Basler Kammerorchester erweist sich hierbei als kongenialer Partner. Sehr erfreulich ist auch die ausführliche Booklet-Einführung auf musikwissenschaftlich hohem Niveau. Insgesamt also eine CD, die eher den Kenner und Experten anspricht, was aber gerade im Umfeld vieler auf spektakuläre Effekte ausgerichteter Barockeinspielungen der letzten Jahre sehr erfreulich erscheint.
    Einziger Kritikpunkt ist die relativ kurze Spielzeit von 60 Minuten, inklusive eines Torelli-Violinkonzertes. Gerne hätte man für diese Hochpreisaufnahme 15-20 Minuten mehr Musik in einer derart vollendeten Interpretation zu hören bekommen.
    Dass JPC hier wieder 12 anonyme, textlose Negativrezensionen zugelassen hat, ist völlig unverständlich. Wieso unterstützt ein Onlinehändler die offenbar schäbige und nicht eben verkaufsfördernde Praxis, bestimmte Produkte (sei es aus niederträchtigem "Spaß" oder bewusster Schädigungsabsicht) ohne Begründung niedrig zu bewerten?
    Ein Kommentar
    Mangomike
    21.04.2017

    Diesmal bin ich bei Ihnen ...

    ... und teile Ihre Beurteilung.
    La Scuola de' Gelosi La Scuola de' Gelosi (CD)
    09.12.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Enttäuschender Gesamteindruck

    Salieris 1778 für Venedig geschriebene Buffa begründete wie kein anderes Werk seinen internationalen Ruhm. Da eigentlich alle Ersteinspielungen von Salieri-Opern positive Überraschungen bereithielten und man „La grotta di Trofonio“ sogar den Rang eines direkt auf Mozart hinweisenden Meisterwerks zugestehen kann, war ich sehr gespannt auf die vorliegende CD.
    Umso größer war meine Enttäuschung, in knapp drei Stunden nichts zu hören, was irgendwie über dem Durchschnitt damaliger Buffo-Opernproduktionen liegt: Eine sehr verworrene, nur in Teilen für den heutigen Hörer noch witzige Handlung, die in endlosen, von einem nervös nadelnden Hammerklavier begleiteten Seccorezitativen vorbeischnurrt, eine völlig ungebrochene Dur-Welt nahezu ohne jegliche dramatische Eintrübung und eine spartanische, um nicht zu sagen eintönige Instrumentierung reihen dieses Werk in die lange Galerie von Opern des letzten Viertels des 18. Jahrhunderts ein, die völlig zu Recht zu Gunsten von Mozart vergessen worden sind.
    Die nicht gerade nebengeräuscharme und akustisch insgesamt relativ hart und spitz klingende Liveeinspielung kann man insgesamt als solide bezeichnen, wobei im Bereich der hierzulande weitgehend unbekannten Sänger im Detail sehr viele Wünsche offen bleiben; während die weibliche Hauptrolle der Gräfin (F. Mazulli Lombardi) sehr überzeugend gestaltet wird, wirkt die anspruchsvolle Partie des Grafen durch den matten, leicht näselnden Tenor (E. D'Aguanno) regelrecht fehlbesetzt. Alle anderen Leistungen bewegen sich im Mittelfeld.
    Günstig zu bewerten ist das dicke Beiheft, das eine vollständige Libretto-Übersetzung enthält und so den lästigen Download erspart. Allerdings fehlen Seitenangaben zu den Tracks, so dass einzelne Nummern fast unauffindbar sind. So kann ich die gesamte Produktion nicht besser als mit 3 Sternen bewerten und interessierten Hörern, die den Opernkomponisten Salieri neu kennenlernen wollen, nicht empfehlen.
    Ein Kommentar
    Anonym
    13.08.2017

    Das Wölkchen "Möchtegern"

    Ja natürlich kann man alle Opern in der Besetzung niederschreiben, das Ideal sind sie nie. Aber einmal den Mut zu haben ewtas neues zu wagen belohnen sie nicht. als ich den Salieri Nachlaß in Wien einsehen durfte sah ich ihre kritik nicht begründet. lassen sie salieri den letzten Willen!!!!
    Weihnachtskantate "Erhöhet die Tore der Welt" Weihnachtskantate "Erhöhet die Tore der Welt" (CD)
    24.11.2016
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Erstrangig!

    Bei der neuen Weihnachts-CD von CPO stimmt einfach alles: Ersteinspielungen hervorragender Kompositionen, federnd-leichte Interpretation, exzellenter Klang und ein informatives Booklet. Besonders der mit 2 Kantaten vertretene J.H.Rolle erweist sich wieder einmal als Komponist, dessen diskographische Wiederentdeckung längst überfällig ist. Leider gibt es auch diesmal wieder anonyme Negativbewertungen ohne Text, wovon sich aber kein Interessent abschrecken lassen sollte. Warum JPC diese unsägliche und unnötige Praxis nach wie vor duldet, bleibt ein Rätsel. Eine der besten Einspielungen von CPO- klare Kaufempfehlung auch über die Weihnachtszeit hinaus!
    Le Fate Le Fate (DVD)
    19.11.2016
    Bild:
    2 von 5
    Booklet:
    1 von 5
    Extras:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    1 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Leider nicht überzeugend

    Eine DVD-Gesamtaufnahme einer Ristori-Oper ist für jeden Liebhaber alter Musik abseits des abgedroschenen Mainstreams immer ein Ereignis.
    Doch die im Rahmen des Gothaer Ekhof-Festivals 2014 entstandene Aufnahme lässt leider sehr zu wünschen übrig, was vor allem an der miserablen Klangqualität dieser DVD liegt. Das klassizistische Ekhof-Theater hat eine sehr trockene, direkte Akustik. Umso unverständlicher ist es, dass es den Toningenieuren nicht gelungen ist, das reichlich scharf kratzende Originalklangensemble sowie das äußerst unangenehm nadelnde Cembalo, das meist direkt im Vordergrund steht, klanglich etwas zu bändigen. Zudem sind die meisten hohen und lauten Töne (und davon gibt es sehr viele) gnadenlos übersteuert, so dass der Hörgenuss massiv gestört ist. Das Bild ist relativ unscharf und verwaschen. Auch bei normalen DVDs wäre hier eine höhere Qualität möglich und nötig gewesen. An Extras gibt es nur eine 25-minütige Dokumentation im Stile eines Kulturjournal-Fernsehbeitrags.
    Die meist heitere, galante Musik Ristoris ist auf hohem Niveau unterhaltend, reicht aber was das emotionale Spektrum betrifft, nicht annährend an die fast zeitgleich entstandene und im Wesentlichen handlungsgleiche Alcina Händels heran.
    Mit Ausnahme des großartigen N. Spanos in der Rolle des Rugggiero agieren alle Sänger auf gutem, aber keineswegs spektakulären Niveau.
    Die Inszenierung ist ein oberflächlich „barocker“ Mix, ohne dass bei Kostümen, Tänzen oder Gesten wirkliche Authentizität herrschen würde. Immerhin besser als die so oft versuchte krampfhafte Modernisierung barocker Stoffe.
    Um Ristoris Musik wirklich genießen zu können, bräuchte es aber eine Studioaufnahme, die akustisch und was das Orchesterspiel anbelangt dem heute üblichen hohen internationalen Niveau entspricht.
    Zusätzlich sehr negativ ist es, dass die dreistündige Oper nur auf 3 Tracks untergebracht ist, was ein direktes Anwählen einzelner Arien unmöglich macht.
    Fazit: Zum Kennenlernen ganz nett- eine wirklich hochwertige DVD-Produktion sieht allerdings anders aus.

    Franco Fagioli - Rossini Arias Franco Fagioli - Rossini Arias (CD)
    23.10.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Nicht optimal gelungen

    Franco Fagiolis Caffarelli-Cd von 2013 stellt für mich zusammen mit der etwa gleichzeitig entstandenen „Artaserse“-Produktion den absoluten Höhepunkt der Möglichkeiten des Countertenorgesangs dar. Umso interessanter ist es zu sehen, wie stark sich Fagiolis Stimme in den letzten zwei bis drei Jahren verändert hat. Insgesamt ist eine deutliche Zunahme des Volumens, besonders im tieferen Register festzustellen, was vor allem auf den Einsatz der manchmal etwas gepresst klingenden Bruststimme zurückzuführen ist, die deutlich an Fülle gewonnen hat. Dafür gelingen die Töne des deutlich abgesunkenen Sopranregisters (höchster Ton hier a2 im Vergleich zu einem des3 bei Caffarelli und Artaserse) nicht mehr so rein und klar. Zudem lässt sich gerade bei dem vorliegenden Rossini-Album die Tendenz zu mehr ungebremster Emotionalität und teils zu starkem Vibratoeinsatz feststellen, was m.E. leider deutlich auf Kosten der Klangreinheit und manchmal leider sogar auch Intonation geht.
    Zwar schrieb Rossini noch für den berühmten Kastraten Vellutti und schätzte das Kastratenidiom sehr, doch sind mit Ausnahme einer Oper („Aureliano in Palmira“) alle männlichen Mezzopartien für Frauen geschrieben. Sieht man sich übrigens Velluttis Partie an, wird man feststellen, dass sie deutlich weniger virtuos ist als die Hosenrollen. Und ich muss ehrlich sein: So hoch das gesangliche Niveau Fagiolis ist- an Rossini-Sängerinnen vom Range einer Horne, Valentini-Terrani, Hallenberg, Bartoli oder Didonato kommt auch der beste Countertenor nicht heran. Warum sollte er auch? Gibt es nicht genug Repertoire, für das Fagiolis Stimme optimal ist?
    Ich bin also von der neuen CD nicht wirklich überzeugt. Das bei älterer Musik immer fabelhaft klingende Armonia-Atenea-Ensemble agiert mir hier auch oft zu scharf, inhomogen und eckig. Man kann eben die Interpretation barocker und frühklassischer Musik nicht ohne weiteres auf Rossini übertragen. Hoffentlich widersteht der mittlerweile nicht mehr ganz junge Franco Fagioli den Versuchungen allzu großer Vermarktung durch ein Major-Label und bleibt das, was er momentan noch ist: Einer der weltweit besten Countertenöre.
    Die Heimkehr des Verbannten (Oper in 3 Akten) Die Heimkehr des Verbannten (Oper in 3 Akten) (CD)
    29.09.2016
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Wichtiges diskographisches Ereignis!

    Über die verwirrende Entstehungsgeschichte und die insgesamt drei Fassungen der vorliegenden Oper informiert das Beiheft ausführlich. Die hier vorliegende mittlere „Wiener“ Version stellt dabei einen musikalisch leicht hybriden Mittelweg zwischen der ursprünglichen italienischen Lesart und der zuletzt nur noch 20% dieses Originals enthaltenden Berliner Endfassung dar. Offenbar gefiel das Resultat dem Herausgeber der Partitur so wenig, dass er weitere Aufführungen der hier aufgenommenen Oper untersagen ließ, was den diskographischen Wert der vorliegenden Edition stark erhöht.
    Dirigent Frank Beermann und sein Ensemble erweisen sich- ähnlich wie in Nicolais „Templario“- als kundige und engagierte Sachwalter des ungerechtfertigterweise auf die „Lustigen Weiber“ reduzierten Komponisten. Noch stärker als bei der älteren Aufnahme wird dem Hörer hier schmerzlich bewusst, welch großer Verlust der frühe Tod Nicolais für die Operngeschichte darstellt, die sicherlich anders verlaufen wäre, wenn dem hochbegabten Künstler ein längeres Leben beschieden gewesen wäre.
    Gerade die stilistisch etwas uneinheitlichen Sphären dekorativer Italianità (die in der Übersetzung oftmals etwas plump klingt), deutscher Romantik in der Weber-Nachfolge und sich deutlich abzeichnender Hinwendung zu substanzielleren Formen und Elementen der Grand Opéra, gestalten das Werk für heutige Ohren besonders attraktiv.
    Auch wenn die Solisten stimmlich nicht zur ersten internationalen Garde gehören, machen doch Engagement, Verve und spürbare Begeisterung für das Projekt die Ersteinspielung dieser bedeutenden Oper zu einem besonderen Vergnügen für Entdecker!
    Venus and Adonis (Masque) Venus and Adonis (Masque) (CD)
    25.09.2016
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Hörenswert!

    J.C. Pepusch ist heutzutage eigentlich nur noch als Verfasser und Arrangeur der berühmten Beggar`s Opera ein Begriff. Umso interessanter ist es zu sehen, dass der Wahllondoner ein beachtliches Talent als Opernkomponist hatte. „Venus and Adonis“ ist zwar nur eine mit drei Protagonisten und knapp 90 Minuten Spieldauer bescheidene „Masque“, verwendet aber bei englischem Gesangstext alle stilistischen Mittel der um 1710 in London modernen italienischen Opera seria. In seinen besten Momenten nähert sich Pepusch erstaunlich stark an Händels Stilistik an, freilich ohne dessen satztechnische Brillianz und emotionale Tiefe gänzlich zu erreichen. In den durch viele Arioso-Einschübe und überraschende Modulationen sehr interessant gestalteten Secco-Rezitativen übertrifft er aber seinen jüngeren und berühmteren Kollegen.
    Die drei Solisten (herausragend die Sopranistin P. Hyde in der authentischen Hosenrolle des Adonis) und das klein besetzte Originalklangensemble musizieren auf höchsten Niveau und verfallen nicht der immer noch angesagte Manie, Tempi zu überhetzen und dynamische Abstufungen zu erfinden, die es zur Entstehungszeit des Werkes noch nicht gab. Mancher an Turboeinspielungen á la René Jacobs gewöhnte Hörer wird sich darum eventuell schnell langweilen. Tatsache ist aber auch, dass vor allem Pepuschs doch sehr überschaubare kompositorische Fähigkeiten dann doch trotz einzelner schöner Arien insgesamt nicht ausreichen, um die Spannung über die gesamte Spieldauer aufrecht zu erhalten. Auf der Bühne wird das Werk daher anders als John Blows gleichnamige Masque oder Händels „Acis und Galathea“ wohl kaum ernsthafte Chancen haben.
    Sehr zu loben ist die hervorragende Einführung, die zusammen mit dem Libretto auch auf Deutsch vorliegt und die Entscheidung, das Stück kostengünstig auf einer CD mit über 85 Minuten Spieldauer unterzubringen. Für Freunde alter Musik kann eine klare Kaufempfehlung gegeben werden.
    Orchesterwerke & Kantaten Orchesterwerke & Kantaten (CD)
    22.08.2016
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Empfehlenswert!

    J.M. Molter komponierte schöne, im besten Sinne des Wortes unterhaltende höfische Musik des galanten Stils ohne besonderen musikalischen Tiefgang. Interpretation und natürlicher Raumklang lassen keine Wünsche offen. Booklet auch auf Deutsch, dazu die italienischen Gesangstexte- es geht also doch! Alle Stücke sind Weltpremieren. Klare Kaufempfehlung für Interessenten unbekannter Werke, die sich durch kommentarlose (!) Negativbewertungen nicht abschrecken lassen sollten. Warum JPC solche "Rezensionen" überhaupt noch zulässt, ist mir ein Rätsel.
    Weimarer Klassik – Musikalische Kostbarkeiten aus Thüringer Archiven (Exklusiv für jpc) Weimarer Klassik – Musikalische Kostbarkeiten aus Thüringer Archiven (Exklusiv für jpc) (CD)
    11.08.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Billig, billig- jetzt leider auch bei JPC

    Die vorliegende Edition ist für Kenner und Sammler entlegener Werke sehr erfreulich, da die durchweg ansprechenden, allerdings klanglich und musikalisch keineswegs herausragenden Aufnahmen schon seit Jahren nicht mehr zu finden sind. Aber was für eine Edition ist das? JPC hat jetzt offenbar auch die im Klassikbereich seit längerem grassierende Unsitte übernommen, das Booklet nur noch als billigen Download anzubieten. Noch dazu wollte man sich anscheinend für die recycelten Aufnahmen (wann und wo sind sie genau entstanden? ) keine besondere Mühe machen und hat eine Ausgabe vorgelegt, die an Schlampigkeit kaum zu überbieten ist. Dass bei einer Schauspielmusik (noch dazu zum Faust!) jegliche Trackbezeichnungen, die die dramaturgische Einordnung rasch ermöglichen, völlig fehlen, darf einem so auf Qualität bedachten Unternehmen wie JPC eigentlich nicht passieren.
    Daumen hoch für diese Edition, aber Daumen ganz klar nach unten für die unerträglich billige Präsentation, die hoffentlich ein einmaliger Ausrutscher bleibt!
    Te Deum pour les Victoires de Louis XV Te Deum pour les Victoires de Louis XV (CD)
    19.05.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Lohnenswerte Entdeckung

    Henry Madin war bislang eine rein lexikalische Größe und kaum einmal in Spezialistenkreisen bekannt. Der seinerzeit sehr geschätzte Komponist, der es immerhin zum zweiten Kapellmeister des Königs brachte, schrieb vor allem geistliche Musik. Zwei derartige Werke kann man nun zum ersten Mal in einer Liveaufnahme aus der Schlosskapelle in Versailles hören. Die insgesamt relativ konservativ angelegte Musik erinnert merkwürdigerweise mehr an Charpentier und Lully als an den deutlich älteren, jedoch wesentlich progressiver komponierenden Rameau, weist aber durchaus eigenständige Züge auf. Das fast 5o-minütige Te Deum (das längste seiner Art im Frankreich des 17. und frühen 18. Jahrhunderts) beeindruckt durch reiche Instrumentation und grandiose polyphone Satzkunst, die kürzere Motette weist zahlreiche Parallelen zur Opernästhetik aus, z.B. in der sehr stimmungsvollen Schilderung eines Erdbebens. Insgesamt hat man es mit Kompositionen zu tun, die Madin als einen Komponisten ersten Ranges ausweisen und gleichwertig neben Namen wie Gilles, Campra oder Desmarest stellt.
    Die Interpretation ist bis auf kleine Unsauberkeiten, die der Livesituation geschuldet sind gut, die Akustik der Schlosskapelle hat nach meinem Empfinden etwas zu viel Nachhall. Alles in allem eine sehr positive Überraschung!
    101 bis 125 von 197 Rezensionen
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