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    2. Alle Rezensionen von Hedwig bei jpc.de

    Hedwig

    Aktiv seit: 27. August 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 13
    56 Rezensionen
    Der verschollene Liebhaber Der verschollene Liebhaber (Buch)
    14.11.2010

    Besonders empfehlenswerte Lektüre!

    Ich kann mir gut vorstellen, dass es ziemlich schwierig war, für diesen Roman einen Buchtitel und ein geeignetes Buchcover zu finden. Beides ist dem Verlag hervorragend in der Kombination Bild und Titel gelungen. Die obere Hälfte des Coverbildes wird von wunderschönen Blättern eingenommen, die zart und dunkelrot sind und an Lippen erinnern.
    Darunter ein idyllisches Bild von Fischern auf einem Fluß oder auf dem Meer. Lediglich der Titel weist darauf hin, dass mehr kommt als nur eine romantische Liebesgeschichte...und es kommt sehr viel mehr.

    Das Buch handelt von der einzigartigen, sehr stark unter die Haut gehenden Liebes- und Leidensgeschichte zweier Menschen, die zwar Fiktion ist, aber deren Geschichte sich genau so in unserer zerrissenen, kranken Welt zugetragen haben könnte, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Und es sei gewarnt: wer dieses Buch liest, wird es nicht mehr aus der Hand legen können, so sehr schafft es diese Ausnahme-Autorin, den Leser zu fesseln und durch ihre einzigartige Schreibweise bis ins Mark zu erschüttern. Mir jedenfalls wird sie noch lange in Erinnerung bleiben und ich kann mir absolut niemanden vorstellen, dem bei diesem Roman nicht das Herz bricht.

    Meinen zutiefst empfundenen Respekt vor dieser Autorin. Kim Echlin ist eine wirkliche Künstlerin.

    Zum Inhalt gibt es kaum etwas zu sagen, ohne dass man zuviel vorweg nehmen würde, was man sich besser erlesen sollte:

    Anne Greves, Highschool-Schülerin und wohnhaft in Montreal, verliebt sich zum Entsetzen und Unwillen ihres Vaters in Serey, einen um einiges älteren Studenten und Tutor der Mathematik an der UNI ihres Vaters. Serey ist außerdem Bluesmusiker und stammt aus Kambodscha. Die Liebe zur Musik und ihre Aufgeschlossenheit und Neugierde auf alles im Leben verbindet die beiden auf Anhieb. Und sie lassen sich beide nicht nur aufeinander rückhaltlos ein, sondern erleben einige Monate zutiefst erfüllender Liebe und Leidenschaft und auch die Leichtigkeit einer wirklich guten Beziehung.

    Doch dann holt die raue Wirklichkeit die beiden ein: Die Grenzen von diesem vom Krieg und unendlicher Grausamkeit und Hass gebeutelten Land Kambodscha werden geöffnet und Serey möchte herausfinden, ob seine Familie noch lebt und was ihr zugestoßen ist. Er möchte zu diesem Zweck nach Kambodscha zurück und Gewissheit bekommen. Geplant ist diese gefährliche Reise aus nachvollziehbaren Gründen ohne Anne, denn Serey weiß nicht, was ihn erwarten wird.
    Zehn Jahre hört und liest Anne nichts von Serey, versucht, so gut es geht, ohne ihn zu leben und es wird doch jedem klar, dass das nicht geht. In einer Fernsehreportage über eine Versammlung irgendwo in Kambodscha meint sie Serey in der Menschenmenge zu sehen und reist ihm auch sofort ohne zu Zögern hinterher. Das Unwahrscheinliche geschieht: die Liebenden finden wieder zueinander, klären, wieso sie unverschuldet nichts voneinander hören und lesen konnten und versuchen, in dem immer noch zerrissenen, geschundenen und zermürbten Land einfach nur zusammen glücklich zu sein.
    Doch erneut schlägt die harte Wirklichkeit zu. Der Krieg und das Leiden haben in Serey ihre Spuren hinterlassen und er hat eine lebensgefährliche Entscheidung getroffen.

    Mehr sei nicht zum Inhalt verraten, außer, dass es wirklich kein leichter Stoff ist, den Kim Echlin uns da zu schlucken gibt. Das Buch, die Geschichte, die sie erzählt und ihr Schreibstil ist eine ganz besondere Erfahrung, über die ich glücklich und dankbar bin, dass ich sie machen durfte, so hammerhart sie einen auch angeht.
    Trix Solier - Zauberlehrling voller Fehl und Adel Trix Solier - Zauberlehrling voller Fehl und Adel (Buch)
    14.11.2010

    Gute Unterhaltung für alle. Lachfalten garantiert.

    Sergej Lukianenkos neuer Roman "Trix Solier. Zauberlehrling voller Fehl und Adel.", Originaltitel "Nedotepa", das ich vom Beltz&Gelberg-Verlag freundlicherweise als Leseexemplar bekam und wofür ich mich zunächst herzlich bedanke, ist als Jugendbuch bzw. Fantasybuch für alle Altersgruppen gedacht und ist von einem wahren Meister seines Fachs geschrieben worden.

    Über den Autor habe ich folgende Informationen im Internet gefunden: "Sergej Wassiljewitsch Lukianenko wurde am 11. April 1968 in Karatau, Kasachstan geboren. Er studierte Medizin in Alma-Ata und war als Psychiater tätig. Er begann mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, die er in verschiedenen Magazinen veröffentlichen konnte. Mittlerweile ist er der populärste russische Fantasy- und Science Fiction-Autor der Gegenwart, seine Romane und Erzählungen wurden mehrfach preisgekrönt. Gemeinsam mit Regisseur Timur Bekmambetov schrieb Lukianenko auch das Drehbuch für die Verfilmung von "Wächter der Nacht". Sergej Lukianenko lebt heute mit seiner Frau Sonja als freier Schriftsteller in Moskau. Zu seinen großen Leidenschaften gehört das Kochen."

    Das Buch ist ein solide gebundenes Buch mit einem ansprechendem Coverbild und die Geschichte selbst ist sehr spannend und witzig gemacht. Zunächst allerdings bricht Trix', einziger Sohn des Herzogs Solier, Welt in tausend Scherben. Als er sich mit seinem Vater zusammen, wie jeden Tag, die Sorgen und Nöte seiner Untertanen anhören und Recht sprechen muß, wobei der 14jährige Trix die Fälle - quasi zum Üben - zugeschanzt bekommt, die Probleme aus seiner eigenen Alters-und Erfahrungsgruppe beeinhalten, muß er hilflos zusehen, wie der Co-Herzog Gris ihr Herzogtum beputscht. Sein Vater wird getötet, seine Mutter wählt den Freitod, doch er selbst wird überraschenderweise nicht getötet, sondern sogar mit nicht unbeträchtlichem Vermögen und einem Boot vom Co-Herzog Gris selbst ausgestattet.
    Der sehr gewitzte Herzog möchte nämlich langfristig durch Trix einen guten Gegner für seinen eigenen Sohn schaffen, der - so der Plan - seinen etwas trägen Filius durch einen rachsüchtigen Trix auf Dauer auf Trab halten wird.
    Damit bei der "Flucht" auch ja nichts schiefgeht, hat der Herzog noch weiter vorgesorgt: ein nahegelegenes Waisenhaus wird gleichzeitig aufgelöst, alle Jungen mit Trix Kleidung ausgestattet und hinaus in die weite Welt geschickt, mit der einzigen anweisung, sich selbst als Trix Solier auszugeben.
    Auf einen dieser Jungen, eigentlich heißt dieser Ian, trifft nun der echte Trix Solier zufällig und durchschaut den Plan des Herzogs. An seinen Rachegedanken ändert das allerdings nicht viel, sondern bestimmt für die Zukunft seine weitere Vorgehensweise, da er nun weiß, dass er es mit einem sehr ausgebufften Gegner zu tun hat, der recht kreativ und langfristig plant.

    Gemeinsam mit Ian gelingt es Trix zum Fürstentum Dillon zu kommen, wo Trix nach einigen Wirren der Knappe von Ritter Sir Paclus wird, einer seiner Vorfahren war ein Zwerg, der gegen den Zauberer Sauerampfer zu Felde zieht. Im Kampf gegen dessen Turmwächter, einem Minotaurus, wird deutlich, dass Trix Stärken nicht im rein physischen Kampf mit dem Schwert liegen, sondern dass er offenbar eher magiebegabt ist und das auf recht ungewöhnliche Weise.
    Das bleibt natürlich nicht unentdeckt und so kommt es, dass Trix zum Schüler des Zauberers Sauerampfer avanchiert und mit des Zauberers Unterstützung die blutjunge Fürstin Tiana vor einer von ihr ungewollten Ehe mit dem uralten Evykait, einem Vitamanten, sprich Untotem, retten möchte. Ein turbulentes Abenteuer für unseren jungen Protagonisten, seinen treuen Gefährten Ian und einigen anderen skurrilen Freunden, die das Leben unseres jungen Helden - sagen wir mal - nicht unbedingt unkompliziert machen, aber durchaus bereichern. Kurzum mit allem, was im Fantasybereich im Stil eines Terry Pratchett dazu gehört plus einigen humorigen Einlagen und witzigen zeitgenössischen Bezügen.

    Fazit: Sergej Lukianenko ist es gelungen, eine tolle, mitreißende Geschichte voller subtiler Situationskomik zu schreiben, die spannend ist und von witzigen Details und unvorhersehbaren humorigen Kontrasten lebt. Seine Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und haben alle eine liebenswerte kleine Macke, die die ganze Geschichte auflockern und den Leser einfach gut unterhalten. Eventuell wird man in einigen Jahren an anderen Stellen lachen oder schmunzeln als gerade zur Zeit, Jugendliche werden ebenfalls nicht immer verstehen, warum die Erwachsenen lachen, aber für alle gilt: genau richtig für alle, die Fantasy-Bücher einfach geniessen und nicht allzu tierisch ernst nehmen.
    Weiß der Himmel von dir Weiß der Himmel von dir (Buch)
    14.11.2010

    Hat mir gut gefallen, war sehr angenehm zu lesen.

    Der Roman "Weiß der Himmel von Dir" von Alicia Bessette handelt von der langsamen Rückkehr ins Leben der jungen Witwe Rose-Ellen, genannt Zell. Vor eineinhalb Jahren erst hat sie ihren Ehemann Nick verloren, als dieser den Opfern der Flutkatastrophe, hervorgerufen durch den Hurrican Kathrina, in New Orleans als freiwilliger Helfer beistand und dabei verunfallte.

    Zell hat sich seither von Freunden und Bekannten abgekapselt und lebt mit Greyhound Captain Ahab, den das Ehepaar schon als Welpen erwarb, zurückgezogen in Wippamunk, einer Kleinstadt in Amerika. Eigentlich war nach der Heirat und dem Hauskauf nun die Familienerweiterung um Kinder geplant, doch das Schicksal lässt sich halt keine Vorschriften machen.

    Ihre Arbeit als Freiberuflerin fördert ihre Isolation nach Nicks Tod natürlich nur noch. Immer noch kann Zell Nicks Sachen nicht betrachten, ohne in ein tiefes Trauerloch zu fallen. So hat sie alle Dinge, die sie an Nick erinnern - bis auf seine Kochschürze, die sie, eine miserable Köchin, selbst ständig zuhause trägt oder sein Lieblings-T-Shirt, mit dem sie oft kuschelt - auf dem Dachboden deponiert und vermeidet es akribisch, diesen zu betreten. Für mich ein völlig logisches Verhalten, um nicht unter der vollen Wucht des Verlustschmerzes zusammen zu brechen.

    Natürlich kommen aber immer wieder Erinnerungsfetzen hoch, wundervoll einfühlsam eingestreut in die fortlaufende Handlung durch die Autorin auch durch E-mails von Nick, die Zell liest oder die sie ihm selbst immer noch schreibt oder Passagen, in denen Alicia Bessette Freunde des Ehepaares zu Worte kommen läßt. Denn der Körper und Geist verlangen nach der Überwindung der Trauer und dem Zurück ins aktive Leben.

    Gefördert wird das natürlich am stärksten durch den Einzug des neuen Nachbarn Garrett und dessen Tochter Ingrid, die selbst unter der Trennung ihrer Eltern leidet und sich in den Kopf gesetzt hat, Polly Pinch, eine TV-Köchin, die sie sehr bewundert, sei eventuell ihre Mutter. Die forsche Art Ingrids und ein Zufall, den Zell als Wink des Schicksals empfindet, nämlich der Hauptgewinn in Höhe von 20.000 Dollar des ausgeschriebenen "Süßes für die Seele"-Wettbewerb, bewirken, dass Zell aus ihrer Isolation herauskommt. Ingrid und Zell beschließen, an dem Wettbewerb teilzunehmen, zu gewinnen und durch das erlangte Preisgeld Nicks Hilfseinsatz für die Opfer der Flutkatastrophe quasi zu krönen...und für Zell wird es auch eine Art Schuldabtrag sein, denke ich mal, weil man sich als Überlebende irgendwie immer eine Mitschuld am Tod eines geliebten Menschen einredet, weil man nicht da war, um einen Unfall o.ä. verhindern zu können.

    Kurzum: Zell ist auf dem besten Wege, mit Hilfe mehrerer Menschen - erst recht, als ihr Greyhound wegläuft - , ins Leben zurückgezogen zu werden und ihre Trauerarbeit abschließen zu können. Das Buch mag nicht für jeden etwas sein, denn aus Erfahrung weiß ich, dass sich manche Menschen lieber nicht mit solchen gefühvollen Themen beschäftigen, aber die Autorin glitscht meines Erachtens nie in unerträgliche Klischees ab oder drückt zu sehr auf die Tränendrüse.
    Im Gegenteil: der Roman hatte für mich einen lockeren, leichten und oft humorigen Stil, der bei solcher Thematik nicht einfach zu halten ist.
    Barbal, M: Wie ein Stein im Geröll Barbal, M: Wie ein Stein im Geröll (Buch)
    14.11.2010

    Was ist man oft anderes als ein Stein im Geröll?

    Das Buch behandelt die Lebensgeschichte einer katalanischen Frau und ist, entsprechend den größeren Umwälzungen in ihrem Leben, in drei Abschnitte aufgeteilt.

    Conxa, geboren als eines von vielen Kindern einer Kleinbauernfamilie in einem kleinen Dorf in den katalanischen Pyrenäen, wird von ihren Eltern zur kinderlosen Tante in ein anderes Dorf gebracht. Sie soll dort bei der vielen mühseligen Arbeit helfen und ersetzt dort die fehlenden Erben. Demütig, klaglos, ruhig und im wahrsten Sinne gefaßt nimmt Conxa alles hin, was ihr das ärmliche, einfache Leben zu bieten hat. Sie hinterfragt keine der Traditionen ihrer Vorfahren, sondern findet sich zufrieden damit zurecht...erst recht, als ihre große und einzige Liebe Jaume in ihr Leben tritt, die beiden heiraten und Kinder bekommen. Ihr macht das karge, ewig gleichbleibende harte Leben nichts aus, solange Jaume ihre wärmende Sonne und innere Freude ist. Jaume muß sein Leben als Zweitgeborener und Nichterbe des bäuerlichen Hofes zwangsläufig anders einrichten: er ist fahrender Handwerker geworden, muß damit seinen Lebensunterhalt verdienen und kommt dadurch viel herum.
    Für Conxa lebt Jaume dadurch zeitweise in einer völlig anderen, unsichereren, sich allmählich verändernden Welt, die sie irritiert und zu der sie aus Furcht vor Veränderungen gar keinen Zugang haben möchte. Andererseits ist sie für den umtriebigen und lebensfrohen Jaume wohl eine Art sicherer Ankerplatz, besonders als die Politik in ihr beider Leben einzudringen beginnt. Conxas Ehemann wird als möglicher Revolutionär abgeführt und erschossen und fortan muß Conxa ihre gemeinsamen Kinder alleine weiter großziehen.

    Der Bauernhof wirft allerdings nicht genug für alle ab und so müssen Conxas Kinder ihren Lebensunterhalt anders verdienen und wandern mit ihren Ehepartnern einer nach dem anderen ab in die Städte Spaniens. Der Umbruch und Anbruch anderer untraditioneller Lebensweisen ist halt nicht mehr aufzuhalten. Als klar wird, dass keiner der Kinder den Bauernhof erben will und Conxa aber auch nicht alleine im Dorf zurückgelassen werden soll und kann, fügt sich Conxa wieder einmal und zieht mit ihrem Sohn und dessen Familie nach Barcelona, wo sie sich ihren Lebensunterhalt mit Hausmeister-und Pförtnertätigkeiten verdienen.

    Der Buchtitel ist nicht nur bezeichnend, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Buch und zeigt, wie es vielen Menschen - nicht nur im ärmlichen Katalanien - im Leben ging und geht. Beim Lesen dieser wenigen, aber ehrlich, schnörkellosen und gerade dadurch wohl sehr eindringlich und berührenden Seiten kam ich persönlich mir wieder zeitversetzt vor in die Jahre meiner eigenen Kindheit, wo mir meine Oma und meine Mutter erzählten, wie es früher war und ich frage mich, ob ich mich an dieses Buch erinnern werde, wenn ich meinen eigenen Enkelkindern dereinst aus meiner Zeit erzählen werde.
    Zeit der Gespenster Zeit der Gespenster (Buch)
    14.11.2010

    Einfach toll!

    Was ich an Jodi Picoult besonders schätze ist, dass es der Autorin immer gelingt, komplizierte Problematiken, in denen Menschen verstrickt sein können, präzise und nachvollziehbar darzulegen.
    In ihren Romanen widmet sie sich meist einem oder zwei größeren Hauptthemen - in diesem Falle sind es die Eugenik und der Glaube an das Übersinnliche - in die Menschen zunächst hoffnungslos verstrickt scheinen und beleuchtet diese mitsamt all ihren vielen Facetten für den Leser verdaubar und man taucht aus ihren Romanen immer ein wenig schlauer und um einige Erfahrungen reicher wieder auf als man vorher war.

    Eigentlich war ich bei dem Buchtitel zunächst etwas skeptisch, denn durch meine Erziehung, die eher in der Richtung ging, das fast alles naturwissenschaftlich erklärbar ist, sträubte sich innerlich etwas in mir, ein Buch über übersinnliche Phänomene zu lesen. Nur die guten Lese-Erfahrungen, die ich mit Büchern der Erfolgsautorin bereits hatte, zogen mich dann doch zu diesem Roman zurück.

    Und es ist keine leichten Stoffe, die sich die Autorin da zur Aufarbeitung vorgenommen hat:

    Ross Wakeman ist seit dem tragischen Unfalltod seiner über alles geliebten Verlobten traumatisiert und leidet sowohl unter eigener Todessehnsucht als auch unter Selbstvorwürfen, ihren Tod nicht verhindert zu haben, sondern sich stattdessen für eine andere am Unfall beteiligte Person als Retter aufgespielt zu haben. Von dem Gefühl geleitet, dass der Geist seiner Verlobten Aimée nicht zur Ruhe gekommen ist und mit ihm Kontakt sucht, begibt er sich selbst auf die Suche nach Begegnungen mit der jenseitigen Welt, einerseits um eigene Vermutungen rational bestätigt bzw. wiederlegt zu bekommen oder endlich Klarheit zu erlangen, kurz: Er möchte endlich loslassen können und doch endlich wieder mit Aimée vereint sein.

    Da bekommt er den Auftrag, herauszufinden, ob es auf einem Baustellengrundstück, bei dem unklar ist, wem das Areal einerseits gehört und was sich in der Vergangenheit dort an unaufgeklärten Verbrechen abgespielt hat, tatsächlich spukt. Verwoben mit diesem Handlungsstrang sind nicht nur die Probleme, mit denen sich Ross' eigene Schwester Shelby konfrontiert sieht. Ihr Sohn leidet seit seiner Geburt an einer schrecklichen Krankheit, die es ihm unmöglich macht, sich der Sonne mit ihrer UV-Strahlung aussetzen zu dürfen. Da gibt es auch noch die Ärztin Meredith, die mit Hilfe von Invitro-Befruchtung und Vorabselection der gesunden Embryos, Eltern helfen möchte, Kinder ohne Erbkrankheiten zur Welt zu bringen.
    Und um das Ganze noch ein wenig schwerverdaulicher zu machen, legt Jodi Picoult zudem den Finger auf ein Kapitel der kanadischen Geschichte, welches die Kanadier selber mit Sicherheit nicht gerade mit Stolz erfüllen dürfte: die Zeit um 1930, in der Wissenschaftler und Ärzte genau wie in Deutschland versuchten, Herrenrassen zu züchten bzw. sogenanntes "unwerte, degenerierte" Leben und Weitervererben desselben zu verhindern.

    Insgesamt also Stoff genug, um gleich mehrere Bücher zu füllen und zeitweise ist man als Leser dieses wirklich guten Romans auch versucht, der Autorin genau das geraten zu haben, weil ein Buch alleine damit auf den ersten Blick zu vollgepackt zu sein scheint. Aber Jodi Picoult schafft es wieder einmal, die zunächst verzwickt und unzusammenhängend erscheinenden Handlungsstränge präzise zu sortieren und ein solides, spannend und vielschichtiges Geflecht daraus zu wirken, das dem Leser einerseits ermöglicht, eigene Resumées zu ziehen und ganz sicher nichts für Lesefreunde der seichten, oberflächlichen Unterhaltungsliteratur ist.

    Chapeau vor einer ausnehmend hübschen Autorin, die zudem auch noch über ein sehr kluges und äußerst talentiertes Köpfchen verfügt!
    Unter der Asche Unter der Asche (Buch)
    14.11.2010

    Großartiges Kopfkino!

    Tom Finnek ist das neue Pseudonym eines Autors, den ich schon früher unter anderem Namen, Mani Beckmann, durch historische Krimis aus dem Münsterland kennengelernt habe, die ihresgleichen suchen, weil sie es einfach wert sind, gelesen und genossen zu werden.

    Aber nun zu dem vorliegenden, ich würde behaupten, noch ausgereifterem Buch "Unter der Asche" des wirklich bemerkenswerten Autors:

    Die Hauptpersonen, die Finnek in seinen Romanen zeichnet, sind eigentlich grundsätzlich immer einfache Bürger. Diesmal handelt es sich ebenfalls wieder um Menschen, die nicht auf der sogenannten Sonnenseite des Lebens, oder wie hier nicht auf der richtigen Seite der Themse leben, sondern in Southwark, auf der Südseite der Themse, wo man mehr ums Überleben kämpfen muß.

    Der Roman versetzt den Leser in das London des 17. Jahrhunderts. Die Bevölkerung ist sowieso schon sehr dezimiert, aber die Pestwelle ist erstmal so gut wie überstanden. Wir befinden uns im September des Jahres 1666, kurz nach dem großen 4-tägigen Brand, der die Stadt zu vier Fünfteln zerstört hat und der vermeintlich Schuldige an dem großen Brand wurde gerade hingerichtet. Wir lernen Geoffrey Ingram kennen, der seinem Lehrer in der Armenschule und damit auch uns aus seiner Sicht beschreibt, wie es aus seiner Sicht dazu kam. Denn welches die tatsächlichen Ursachen waren, wurde - ebenso wie der Brand in Hamburg - nie wirklich aufgeklärt.

    Finnek erzählt demnach folgerichtig in Rückblicken und 8 verschiedenen, sich quasi überlappenden oder berührenden, kreuzenden Handlungssträngen die Geschehnisse vor dem Brand und überläßt zu guter Letzt dem Leser selbst, welche Schlußfolgerungen er daraus ziehen mag. Denn eine allgemeingültige Wahrheit scheint es eben nicht zu geben.

    Der 13jährige Geoffrey, vom Leben nicht gerade mit den günstigsten Familienverhältnissen ausgestattet - ärmlichste Verhältnisse, der Vater ein Säufer, die Mutter weggelaufen, der Bruder Edward nach einem Streit mit dem Vater ebenso, schlägt sich mehr schlecht als recht als Laufbursche durch - begibt sich nach einem belauschten Gespräch auf die Suche nach seiner plötzlich verschwundenen schönen Schwester Jezebel, die in der verrufenen Kneipe "Boar`s Head" als Bedienung arbeitete.

    Wir erfahren von dem pestkranken Maler Jamie Hollar, der Jezebel malen wollte, in den sie sich verliebt hatte und nach dessen Tod sie spurlos verschwindet, von Ray Webster und dessen Wandlung von einem gewieften Gauner zum Künstler, von dem verrückten Rat Scabie und mehreren anderen, die manchmal die gleiche Geschichte aus völlig anderer Perspektive erzählen. Der Mord an Robert Gavell, dem Sohn eines Pfarrers, spielt offenbar ebenso eine Rolle wie ein Mörder, der unter dem Namen Southbank Slasher bekannt wird und der mehrere, immer schwarzhaarige Frauen, auf dem Gewissen zu haben scheint. Wir erfahren auch die Geschichte der Digger, einer kleinen revolutionären Religionsgemeinschaft, die einige Jahre zuvor gewaltsam zerschlagen wurde und deren Anführer Gerrard Winstanley immer noch gesucht wird. Ein seltsamer Eremit auf einem Friedhof spielt eine Rolle, ebenso fließen die Probleme der anglikanischen Kirche mit den Quäkern, das Leben der ärmeren Schicht in London zur damaligen Zeit, das damalige Leben auf dem Land und vieles mehr in ein kompliziertes und mehrfach verwobenes großes Puzzle mit ein, das Tom Finnek dem Leser zum gefälligen Mitraten vorsetzt.

    Am bemerkenswertesten an der Erzählkunst des Autors finde ich, dass es - genau wie in seinen früheren Romanen auch schon - keine Schwarz-Weiss-Malerei gibt, keine endgültige Entscheidung, welcher seiner Protagonisten gut, welcher böse ist. Er zeigt und zeichnet seine Protagonisten immer vielschichtig mit Ecken und Kanten, mit ihren Licht- und Schattenseiten, gibt sie wieder, wie sie eben sind oder sein könnten, in Relation zu den Umständen und Verhältnissen, in denen sie zu ihrer Zeit lebten, zeigt neue/andere Varianten für den Ausbruch des großen Brandes in London auf und überläßt dem Leser, der sich, wie ich gerne darauf einläßt, ein gutes Teil der Gedankenarbeit, was wohl buchstäblich unter der Asche gewesen ist.
    Der unsterbliche Prinz Der unsterbliche Prinz (Buch)
    12.11.2010

    Eine Fantasy-Reihe, die man gerne weiterempfiehlt.

    Mein erster Roman von der australischen Autorin Jennifer Fallon, der Beginn einer ungewöhnlichen, aber nichtsdestotrotz faszinierenden Fantasy-Saga ohne großes Hau-Drauf zum Glück und endlich mal wieder ein ganzer Strauß neuer, frischer Ideen.
    Mehr kann ein Leser-Herz eigentlich nicht verlangen, außer die Nachfolgebände natürlich. ;-)

    Worum geht es?

    Ein Mörder soll ordnungsgemäß geköpft werden, aber der Henker hat leider gerade Urlaub genommen und so soll der Verurteile eben gehängt werden. Dies erweist sich - trotz gebrochenen Genicks - als unmöglich, denn der vermeintlich Tote wacht wieder auf und behauptet, dass auch jeder weitere Versuch, ihn zu töten, vergeblich sein dürfte, denn er sei Cayal, ein Gezeitenfürst und somit unsterblich. Der Erste Spion des Königs, Declan Hawkes, wird zu Hilfe gerufen und der wiederum bittet Arkady Desan, eine junge Historikerin und zufällig Ehefrau des regierenden Fürsten Stellan um Beistand in diesem schwierigen Fall.

    Gemeinsam sollen sie herausfinden, ob Cayal lügt oder die Wahrheit erzählt - nämlich, dass er den Mord eigentlich nur begangen haben will, weil er selbst endlich getötet werden möchte - und erfahren nach und nach dessen Geschichte, die mit der ihren noch stark verwoben sein wird, wie sich noch herausstellen wird.

    Jennifer Fallon legt mit diesem Roman eine ganz eigene Welt mit vielen unterschiedlichen Protagonisten an und das erfrischend Neue ist unter anderem, dass es bisher keinerlei Schlachten gibt. Gut, das wird sich wohl in den Folgeromanen nicht gänzlich vermeiden lassen, denk ich mal, denn Zündstoff gibt es genug. Aber dennoch liegt der Tenor bei dieser Schriftstellerin ganz offensichtlich woanders.

    Zum geschichtlichen Hintergrund: Einst wurde Amaryntha, die Welt, mit der wir es zu tun haben, von der Ewigen Flamme getroffen, die vom Himmel fiel und drei Wesen Unsterblichkeit verlieh, zwei Männern und einer Ratte. Die Überlebenden der ewigen Flamme waren seither mit dem sogenannten Gezeitenstern verbunden, erreichten bei Flut ungeheure magische Macht, bei Ebbe waren sie nahezu hilflos und mußten sich vor den Menschen verstecken.

    Einst war Cayal selbst ein Sterblicher, wurde allerdings aus seinem Land verbannt und kam durch Zufall zu einem geheimnisvollen Tempel, in dem eine nie verlöschende Flamme brannte, die von einer Priesterin bewacht wurde. Cayal wurde ihr Geliebter und so selbst zu einem unsterblichen und mächtigen Gezeitenfürst. Er ist der Unsterblichkeit allerdings längst überdrüssig geworden und ebenso der ständig in Fehde zueinander liegenden Gesellschaft der Unsterblichen (von denen übrigens nicht jeder ein mächtiger Gezeitenfürst ist - davon gibt es nur noch sehr wenige), die Menschen wie Tiere nach ihrem Gusto zu manipulieren trachten und sogar eigene Rassen als Sklaven erschaffen haben, die Feliden und die Crasii, letztere eine Kreuzung zwischen Mensch und Tier.

    Die unglaublich lange Zeit der Ebbe soll nun allerdings nach Cayals Aussage in weniger als einem Jahr vorbei sein und mit der Flut erreichten die, bei den Menschen längst zu Sagengestalten und in Vergessenheit geratenen, Gezeitenfürsten wieder unglaublich viel Macht, die früher sogar darin gipfelte, dass ganze Kontinente zerstört worden wären. All diese Zusammenhänge erfährt Arkady genau wie der Leser allerdings eher gemächlich nach und nach. Cayal gibt immer gerade soviel preis, wie er unbedingt muß und dadurch erzielt die Autorin einen für den Leser sehr nachvollziehbaren, authentischen Charakter in ihrer Fantasy-Geschichte.

    Nebenbei lernen wir die anderen Protagonisten kennen: Arkadys Ehemann Stellan, den sie nicht aus Liebe sondern aufgrund eines Abkommens ehelichte. Stellan ist homosexuell und lebt mit dem undurchsichtigen Jaxyn Aranville zusammen, der offenbar nicht nur das ist, was er zu sein vorgibt, sondern weitergehende böse Pläne hat. Diese Beziehung darf dem König nicht bekannt werden, weil Stellan sonst seine Provinz verlöre und deswegen ging Stellan mit Arkady diese Scheinehe ein. Als Gegenleistung ließ Stellan ihren Vater frei, der sich als Arzt sehr für die Rechte der Sklavenwesen der Crasii engagiert hatte und somit politisch unerwünscht war.

    Diese Ehe, geschlossen aus politischem Kalkül hat sich allerdings mittlerweile in eine respekt- und achtungsvolle gute gegenseitige Freundschaft gewandelt, die Arkady erlaubt, selbstständig zu forschen und auch caritativ um die Crasii in den Slums von Lebec zu kümmern - was sie als Tochter eines verarmten und politisch unerwünschten Arztes gewiß nicht könnte.

    Mir persönlich gefällt dieses Fantasy-Epos sehr gut, weil es der Autorin - ganz im Stil einer Marion Zimmer Bradley - mehr darum zu gehen scheint, dem Leser eine Welt nahe zu bringen, die gut durchdacht ist und facettenreiche Wesens-und Gesellschaftsformen enthält, wo die Interaktion, Beziehungen und Zusammenhänge untereinander wichtig sind und der Leser an der Lebendigkeit das Was-Wäre-Wenn nachvollziehbar miterleben kann.
    Arkady wächst besonders den weiblichen Lesern gewiß sehr schnell ans Herz, der freundliche und sanftmütige Stellan ebenso und man möchte besonders diese beiden gerne bei der Aufklärung jeder Menge noch ungelöster Geheimnisse und zu bestehender Gefahren begleiten.
    Der Funke des Chronos Der Funke des Chronos (Buch)
    12.11.2010

    Super...nicht nur für Hamburger.

    Es ist kurz vor Weihnachten in Hamburg und Tobias, Waise und derzeit noch Medizinstudent, erhält wie immer ein Päckchen von einem Unbekannten. Bisher waren es meist nützliche Dinge, ja sogar mal ein PC für das bequemere Studieren war schonmal dabei. Doch diesmal findet er einen merkwürdigen Kristall-Stab und die Nachricht, dass er zu einem bestimmten Haus in der ABC-Strasse kommen soll.
    Natürlich geht Tobias hin, hofft er doch, endlich Aufschluß darüber zu bekommen, ob er eventuell doch noch Verwandte hat, von denen einer ja vermutlich sein Gönner ist, der ihm die Weihnachtspäckchen immer sendet.

    Am Treffpunkt angekommen, empfängt ihn ein Uhrmacher, der ihm eine Zeitreisemaschine à la H.G.Wells zeigt (das ganze Buch soll übrigens laut Autor selbst eine Hommage an H.G.Wells sein) und behauptet, der Kristallstab sei das fehlende, noch einzusetzende Stück, alles sei ansonsten schon vorbereitet und voreingestellt und Tobias dazu bestimmt, 150 Jahre in die Vergangenheit Hamburgs zurück zu reisen, denn dort habe er eine wichtige Aufgabe zu erledigen und erführe auch selbst mehr über seine Herkunft. Außerdem gibt er ihm eine Daguerotypie einer jungen, hübschen Frau mit.

    Doch noch jemand ist erpicht darauf, mit dieser Zeitmaschine in das Hamburg kurz vor dem großen Brand zurück zu reisen und bedroht den Uhrmacher und Tobias. Es kommt zu einer Schießerei zwischen dem Uhrmacher und dem Unbekannten und Tobias bleibt keine andere Möglichkeit als die Zeitmaschine tatsächlich zu benutzen, um nicht als Mörder verhaftet zu werden.

    Damit gerät er allerdings vom Regen in die berühmte Traufe, denn er landet im Hamburg der Biedermeierzeit, 1842 - wenige Tage vor dem großen Brand, der große Teile der Stadt zerstört hatte und praktisch direkt vor einem Mörder, der gerade dabei ist, sich eines seiner grausam und brutal ermorderten Opfer zu entledigen. Um nicht selbst in Verdacht zu kommen- und auch um nicht selbst das nächste Opfer zu werden, muß Tobias notgedrungen den Mörder verfolgen und die Verbrechen selbst aufklären helfen, wobei er zum Glück nicht ganz alleine ist. Auch seine Zeitmaschine, die der Mörder in ein Fleet gestoßen hatte und von der Polizei geborgen wurde, gilt es natürlich zu finden, um in die eigene Gegenwart zurückkommen zu können.

    Caroline, die Tochter des reichen und neuen Technologien sehr aufgeschlossenen Hamburger Geschäftsmannes Lewald und der Dichter Heinrich Heine höchstselbst helfen ihm dabei. Caroline ist das Mädchen auf der Daguerotypie, deren Entstehung Tobias nun hautnah miterleben darf. Durch Heinrich Heine und dessen Onkel Salomon Heine, ein jüdischer Hamburger Bankier, bekommt Tobias es auch noch mit einem mysteriösen Geheimbund zu tun. Dann gibt es natürlich noch den Polizeiaktuar Kettenburg und den pfiffigen Nachtwächter Borchert, den der Polizeiaktuar wegen seiner Bauernschläue kurzerhand in den Dienst der Polizei rekrutiert, um die Mordserie endlich aufzuklären.

    Thomas Finn hat mit diesem Roman nicht nur einen dicht gepackten, turbulenten und spannenden Krimi geschrieben, der es wert ist, genossen zu werden, trotz Verwendung von hessischer, jiddischer Mundart und norddeutschem Plattdeutsch, die vielleicht nicht jedermanns Sache sind, mir aber gut gefallen haben, weil dadurch noch etwas mehr Flair in den Roman kommt. Auch seine intensiven Recherchen über die Stadt Hamburg zur damaligen Zeit fließen in den Roman als etwas Besonderes und nachempfindenswertes Schmankerl für alle diejenigen ein, die solche liebevolle Detailverliebtheit zu schätzen wissen und sich quasi an der Hand des Autors gerne durch das Hamburg der Biedermeierzeit führen lassen.

    Mir zumindest hat es wahnsinnig Spaß gemacht, auf äußerst unterhaltsame Art herauszufinden, wo solche Bezeichnungen wie Spielbudenplatz und Reeperbahn her stammen, welchen Ursprung manche hamburgischen Redensarten haben, die Ursache zu erfahren, warum Hamburg keine Altstadt besitzt und der Vergleich mit den heutigen städtebaulichen Gegebenheiten ist dem Autor faszinierend geglückt. Ich werde jedenfalls nicht mehr ganz so unbedarft wie früher durch Hamburg schlendern.

    Von diesem Autor wird man, denk ich, noch sehr viel Lesenswertes lesen dürfen. Zumindest werde ich mir kein einziges Buch von ihm entgehen lassen.
    Das verlorene Buch von Montamar Das verlorene Buch von Montamar (Buch)
    12.11.2010

    Bitte mehr davon!

    "Das verlorene Buch von Montamar" von Mari Ronberg ist vordergründig ein fantastischer, spannender Jugendroman mit einer superguten Idee, die jedoch ebenso Erwachsene begeistern dürfte, denn in einigen Details steckt so viel an Witz, Situationskomik, Ironie und humorvoller, augenzwinkernder Beschreibung des Schriftstellertums und Verlagswesens, dass dieses Buch, welches ich freundlicherweise vom Coppenrath-Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekam, allein schon deswegen einen besonderen Platz in meinem Bücherregal bekommen wird.

    Der 592 starke, gebundene Schmöker hat ein sehr einladendes Buchcover mit leicht erhabener Schrift, dessen Bild schon einen kleinen Vorgeschmack auf die Geschichte bereithält: Ein halbfertig gezeichneter Jungenkopf, dessen Körper aber noch fast nur aus Buchstaben besteht. Die Geschichte selbst ist in Kapitel aufgeteilt, denen jeweils eine sehr anheimelnd wirkende schwarz-weiss Zeichnung von Neele Böckmann vorangestellt ist, die allein schon Lust auf's Weiterlesen macht. Warum wird das bei Büchern für Erwachsene eigentlich so selten gemacht?

    Aber nun zum Inhalt in Kürze:
    Der erfolgreiche Autor Wilhelm Münsterbach reist aus beruflichen Gründen - offiziell um Ideen für sein neues Buch auszuarbeiten - samt Tochter Tullia, Sohn Nick und Haushälterin Harietta zur Insel Montamar. Diese Insel ist nämlich etwas Besonderes, denn sie wird nur von Schriftstellern aufgesucht, die dort ihre Romanfiguren sozusagen "leibhaftig" entstehen lassen, kennenlernen, beobachten und perfektionieren können. Nach dem Wunsch des Vaters sollen auch bislang sein recht unbegabter Sohn - zumindest hält sich Nick dafür und glaubt auch, dass dies sein Vater tut - und seine schon recht vielversprechende Tochter, die gerade an ihrem ersten Roman arbeitet, in seine Fußstapfen treten und Nick ist daher zu einem Ferienkurs im "Figurisieren" angemeldet. Eigentlich sollte um diese Zeit ja die Mutter der Kinder, eine erfolgreiche Archäologin, zu einem Kurztrip nach Hause kommen. Doch dieser Besuch, eh schon selten genug, wurde aus terminlichen Gründen verschoben, wofür Nick dem Vater insgeheim die Schuld gibt.
    Nicks Beziehung zu seinem Vater und zu seiner Schwester ist derzeit also nicht die allerbeste — normal für Jugendliche in dem Alter — Rebellenphase eben, wo erst einmal grundsätzlich alles abgelehnt wird, was andere mit oder für einen tun oder vorhaben, gleichzeitig aber das Lob und die gute Meinung anderer so immens wichtig für einen ist.

    Daher versucht Nick dem Vater auf jeden Fall zu verheimlichen, wie neugierig er in Wahrheit auf die Insel und die Bewohner von Montamar ist. Sein erster Eindruck ist denn auch völlig verwirrend, zumal ihn kurz nach der Ankunft zwei Jugendliche auf dem Weg in die Unterkunft der Familie Münstermann überfallen und verkloppen wollen. Nur durch Levin Leroque, einem kräftigen Jungen etwa seines Alters, dessen Eltern einen Buchladen auf Montamar betreiben, kommt Nick nicht nur aus dieser bedrohlich wirkenden Situation frei, sondern beginnt mit der Zeit — genau wie der Leser des Romans — einige Zusammenhänge und spezielle Begebenheiten und Eigenschaften der Insel Montamar zu begreifen. Auch dem Ferienkurs bei der überstrengen Fräulein Schengensieck - die Ähnlichkeit mit der Prusseliese aus den Pippi Langstrumpf Romanen ist ganz sicher gewollt! - im Figurisieren kann Nick mit der Zeit durch Levin, die spätere Teilnahme seiner eigenen Schwester und durch die Romanfiguren, die sie allesamt erschaffen, immer mehr abgewinnen.

    Denn Montamar ist ein komplexes, ausgeklügeltes Gesellschaftssystem der Beziehungen zwischen den Autoren und ihren Romanfiguren, welches auf den ersten Blick bis ins kleinste Detail durchdacht und geregelt zu sein scheint.
    Sobald ein Schriftsteller sich nämlich eine Figur bzw. deren Eigenschaften ausgedacht hat, wird sie anhand dieser Eckdaten zum Leben erweckt — eben figurisiert. Dabei gilt: Je mehr Daten vom Autor vorgegeben wurden, umso lebensechter tritt die erschaffene Figur auf. Sind hingegen wenige Daten vorgegeben, erscheint die Romanfigur umso durchsichtiger...wobei allerdings noch „nachgebessert" werden kann durch eine Entwicklung der Figur im jeweiligen Roman des erschaffenden Autors. Die Romanfiguren selbst wissen davon allerdings nichts, sondern agieren getreu den Vorgaben des Autors. Naja, besser gesagt, FAST immer getreu den Vorgaben des jeweiligen Autors, denn sie genießen auch einen gewissen eigenen Entwicklungs-und Handlungsspielraum, den der Autor nicht immer vorhergesehen hat, gehorchen aber in den meisten Fällen wie Marionetten ihrem Erschaffer, wenn dieser das befiehlt. Und außerdem wachen Zensoren, allen voran der Oberzensor Maximus, der mit Nicks Vater offenbar sehr befreundet zu sein scheint, über die Romanfiguren und de-figurisieren diese sogar falls das mal notwendig wird.
    Es existiert sogar noch eine zweite, kleinere Insel, auf der die Romanfiguren unter strengster Bewachung isoliert gehalten werden, die mit ihrem unberechenbaren, meist aggressiven, ja sogar mordlüsternen Verhalten für Montamars Gesellschaftssystem gefährlich werden könnten.

    Soweit die Theorie!

    Denn natürlich gibt es kein System, welches nicht irgendwo Schwächen oder Schlupflöcher hat. Und schon kurz nach ihrer Ankunft auf der Insel merkt Nick, dass irgendetwas faul ist auf Montamar und dass sein Vater offenbar aus ganz anderen Gründen auf die Insel wollte. Erstens existiert noch gar kein weiteres Buch, wegen dem sein Vater nach Montamar hätte kommen müssen und zweitens benimmt er sich zunehmend merkwürdiger, trifft sich heimlich mit dem Oberzensor und hat ganz offensichtlich große Probleme.
    Während Nick, nach dem ersten zaghaften Figurisierungsversuch, einer Gestalt mit einer Mischung aus Jack Sparrow und dem gestiefelten Kater aus den Shrek-Filmen, allmählich Gefallen am Figurisieren findet und bei der Entwicklung der Romanfiguren für den gesamten Ferienkurs auch der Spaß nicht zu kurz kommt, es auch in Montamar unglaublich viel zu entdecken und zu erforschen gibt, was mit seinen neuen Freunden, der recht gut entwickelten Romangestalt Robyn, der Nick alle Eigenschaften verpasst, die er selbst gerne hätte, erst so richtig Freude macht und er nun sogar eine bessere Beziehung zu seiner eigenen Schwester bekommt, geschehen um seinen Vater herum immer mehr geheimnisvolle Dinge. Ja, es wird sogar eingebrochen bei den Münsterbachs und später sogar sein Vater entführt...und all das hat mit einem Buch zu tun, dass sehr wichtig ist für Montamar und das auf keinen Fall in die falschen Hände geraten darf.

    Mehr sei hier nicht über den Inhalt verraten, um die Spannung und die Freude am eigenen Lesen nicht vorweg zu nehmen.

    Außer, dass Mari Ronberg mit "Das verlorene Buch von Montamar" einen wirklich tollen und spannenden Abenteuerroman, der Jugendliche ganz sicher ansprechen wird, haben auch erwachsene Leser ganz sicher Freude an so manchem ironisch erdachten Detail und bekommen gleichzeitig einen sehr guten Einblick, wie man das Bücherschreiben an sich handhaben sollte: mit viel Fantasy figurisieren, figurisieren und nochmal figurisieren.

    Schade, dass es Montamar nicht wirklich gibt. Ich zumindest würde mir das zu gerne mal selbst anschauen. Zum Glück und zur Freude aller Leser schreibt Mari Ronberg aber schon eine Fortsetzung, die ich zumindest mir ganz sicher nicht entgehen lassen werde. :-)
    Eine amüsierte Vermutung zum Schluß noch von mir: ich glaube, die Autorin hat sich in diesem Roman auch gleich selbst noch in der Figur der liebenswert chaotischen Strohhutdame, die so wundervoller Wortschöpfungen mächtig ist, etwas verewigt? ;-)

    Nun, vielleicht erfahre ich ja irgendwann nochmal, ob diese Vermutung stimmt. Alles in allem auf jeden Fall ein sehr, sehr empfehlenswertes Buch.
    Alabama Moon Alabama Moon (Buch)
    11.11.2010

    Wieviel Gesellschaft braucht man?

    Das 2006 erschienene Buch "Alabama Moon" von Watt Key gilt als eines der sieben besten Bücher für junge Leser und wird demnächst als Verfilmung in den Kinos anlaufen.

    Zum Inhalt des Romans:

    Der zehnjährige Moon Blake lebt mit seinem Vater in einer Erdhöhle in den Wäldern Alabamas. Als sein Vater traumatisiert aus dem Vietnamkrieg zurückkehrt, steigt er mit Frau und zweijährigem Kind aus der Gesellschaft aus und lebt seither als Selbstversorger im Wald. Lediglich ab und zu verkaufen sie Felle oder selbstgezogenes Gemüse, um sich vereinzelt Waren zu kaufen, die sie nicht selbst herstellen können. Selbst der Tod seiner Frau stimmt den Vater nicht um, sondern er gibt seine Philosophie an seinen Sohn weiter. Als der Vater an den Folgen eines Unfalls - nicht behandelte Infektion bei einem gebrochenem Bein - schwer erkrankt und im Sterben liegt, nimmt er Moon das Versprechen ab, aus der Zivilisation, die dem Waldstück, in dem sie sich versteckt hielten, allmählich immer näher rückt, in die noch größere Einsamkeit Alaskas zu fliehen, falls er sterben sollte.

    Zunächst kennt Moon kein anderes Ziel als dem letzten Wunsch seines Vaters, der ihm das Überleben in der Wildnis beigebracht hat und ihm immer wieder eintrichterte, dass er nichts und niemanden zu fürchten bräuchte, nachzukommen. Doch seine Reise findet erst einmal durch den sadistisch veranlagten, größenwahnsinnigen Polizisten Sanders ein jähes Ende und er landet im Erziehungsheim für Jugendliche.
    Dort fühlt sich Moon allerdings völlig beengt. Ihm fehlt die Freiheit und das eigenständige Leben unter freiem Himmel und es gelingt ihm, mit einigen anderen Jungen auszubrechen. Zwei Jungen wollen sich ihm sogar auf seiner Flucht nach Alaska anschließen, der um einiges ältere Hal und Kit, der allerdings regelmäßig seine Medizin bräuchte.

    Obwohl Sanders immer noch wie ein tollwütiger Bluthund hinter ihnen her ist, erleben die drei eine recht unbeschwerte Zeit in den Wäldern, wo Moon ihnen alles beizubringen versucht, was er selbst weiß - was nicht gerade wenig ist. Aber natürlich ziehen doch allmählich düstere Wolken auf, doch von dieser spannenden Geschichte soll nicht mehr von mir verraten werden, um den eigenen Lesegenuss nicht zu schmälern.

    Meine Meinung:

    Zwar ist dieser Entwicklungsroman für Jugendliche und junge Erwachsene geschrieben worden, dürfte aber mit seinem guten Spannungsbogen und der ungeheuren Detailverliebtheit der Schilderung des Überlebens in der Wildnis auch viele Erwachsene ansprechen und nachdenklich machen, wieviel von unserer modernen, durchorganisierten Gesellschaft man eigentlich braucht, was das wirklich Wichtige im eigenen Leben ist und wo die eigene Freiheit begründet ist.
    Kuchen backen in Kigali Kuchen backen in Kigali (Buch)
    10.11.2010

    Wundervolles Buch

    Angel lebt mit ihrem Ehemann Pius und ihren 5 Enkeln in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda. Die nicht mehr ganz junge Angel sorgt mit ihrem Ehemann für die 5 Enkel, da ihre eigenen Kinder und ihr Schwiegersohn schon gestorben sind. Angel, die von ihren Angehörigen und Freunden liebevoll Mama Grace genannt wird, trägt finanziell mit dem Backen von wunderschönen und vor allem besonders kreativ gestalteten Kuchen und Torten für Anlässe aller Art zum Haushalt bei. Die Güte und Perfektion ihrer Arbeit spricht sich schnell herum und sie erhält sogar den Auftrag, für die Silberhochzeit des tansanischen Botschafters und dessen Frau, Mrs. Wanyika eine Hochzeitstorte zu backen, allerdings komplett weiß gehalten, ihrer Meinung nach also im unkreativen, fantasielosen Stil der Wazungu, der Ausländer.

    Angel übernimmt dennoch auch diesen Auftrag und unterhält sich nicht nur mit der Frau des Botschafters in ihrer unnachahmlichen Art über private und politische Probleme bei einer Tasse Tee auf afrikanische Art, süß, mit viel Milch und mit einer guten Prise Kardamom, und lässt dabei weder das Thema HIV-Infektion, die Rolle von Mann und Frau in Afrika, noch den Krieg und die daraus entstandenen schweren Wunden und Belastungen für ein weiteres Zusammenleben für alle aus. Sie nimmt auch Einfluß auf ihre Mitmenschen wahr. Zum Beispiel gelingt es ihr, den ursprünglich gewählten Namen für ihre neugeborene Tochter, Gutgenug, in Perfekt zu ändern oder den Hausmeister ihres Wohnblocks davon zu überzeugen, dass er zwei junge Frauen, die als freiwillige Helfer in Ruanda sind, nicht finanziell abzockt, nur weil sie Weisse sind. Angel schaut tiefer in die menschlichen Seelen und nutzt ihre langjährige Lebenserfahrung unspektakulär dazu, um Gutes zu tun und für mehr Gerechtigkeit innerhalb ihres Einflussbereichs zu sorgen.

    Bunt gemischt und farbenprächtig wie ihre Kuchen und Torten, ist auch das Leben in Ruanda, zwar durch Völkermord und Krieg geprägt und ein Schmelztiegel für alle Nationalitäten, aber mit dem Prinzip Hoffnung ausgestattet. Die Autorin Gail Perkin, die selbst aus Sambia stammt, lässt mittels der Person Angel und durch die sehr feinsinnig geschriebenen Gespräche, die Angel mit ihren Kunden, Verwandten und Freunden bei einer Tasse Tee führt und ihren Handlungen im Kopf ihrer europäischen Leser ein Bild des heutigen Ruanda und seiner Probleme entstehen, aber zeigt auch gleichzeitig mögliche Lösungen auf.
    Angel hat ein offenes Ohr für alle und hilft in ihrer typisch afrikanisch bedächtigen und dennoch zupackenden, hoffnungsgebenden Art besonders jungen Frauen in ihrem Umfeld, wie man mit Problemen und Aufgaben umgehen könnte.
    Ob sie mit ihrer Nachbarin Amina, der Barfrau Francoise oder mit Bosco, dem Chauffeur eines ausländischen NGO-Mitarbeiters beim Tee Gespräche führt, für alle hat Angel ein offenes Ohr und bietet hoffnungsvolle, optimistische Sichtweisen an. Bei der anstehenden Hochzeit schließlich zwischen Leocadie, Inhaberin eines kleinen Ladengeschäfts und deren Freund läuft Angel schließlich zur Höchstform auf. Hier reicht es nicht, nur gute, von positivem Denken geleitete Ratschläge zu geben, denn Leocadie und ihr zukünftiger Ehemann haben beide gar keine Angehörigen mehr. Hier übernimmt Angel nicht nur wie sonst üblich das Backen der Hochzeitstorte, sondern richtet für die beiden die gesamte Hochzeit aus, wie sie es für ihre eigene Tochter nicht besser gemacht hätte.

    Eines fällt an diesem wunderbar leicht geschriebenen Roman besonders auf: die furchtbare Vergangenheit, deren Probleme und Belastungen bis in unsere heutige Gegenwart reichen, wird angesprochen ohne Schuldzuweisungen, natürlich nicht ohne Trauerbewältigung, aber ohne den Blick zurück im Zorn und Hass. Es ist meiner Ansicht eine der höchsten aber auch anstrebenswertesten Schreib-Disziplinen für einen Autor, eine locker leichte Schreibweise bei der Behandlung schwieriger Themen zu erreichen, ohne oberflächlich und seicht zu sein. Gail Perkin ist das mit Bravour gelungen und dieser Roman ist es nicht nur wert, gelesen zu werden, sondern er wird dem Leser wohl noch lange in guter Erinnerung zu bleiben
    Der Kinderdieb Der Kinderdieb (Buch)
    10.11.2010

    Gut, aber etwas zu drastisch für Jüngere.

    In der Nachbemerkung zum Buch „Der Kinderdieb" von Brom, der dies Buch nicht nur geschrieben sondern auch selbst illustriert hat, schreibt der amerikanische Autor, dass er sein Buch als Lobgesang auf die ursprüngliche, nicht geschönte, nicht entschärfte und nicht bereinigte Fassung des Romans „Peter Pan" von James Barrie verstanden haben will, in der noch — wie er schreibt — die dunklen Untertöne vorhanden sind.

    Ich kenne gar keine Fassung des Romans „Peter Pan" — unglaublich, aber wahr — und konnte mich vielleicht gerade deswegen auf den Roman „Der Kinderdieb" völlig unbelastet einlassen. Würde man eine Einordnung vornehmen wollen, was ich eigentlich prinzipiell nicht gerne tue, gehört das Buch vermutlich am ehesten zu der sogenannten „Dark-Fantasy"-Sparte und ich würde es wohl eher keinem Jugendlichen unter 16 Jahren empfehlen zu lesen, denn manche Szenerien, Illustrationen und Dialoge sind doch recht heftig ausgefallen und könnten zartbesaiteten Gemütern eventuell nicht zusagen.

    Wobei ich als erwachsener Leser schon fast bei der Frage angelangt bin, für wen das Buch denn wohl geschrieben sein soll und — abgesehen von dem erwähnten Lobgesang/der Hommage — was es beim Leser erzeugen soll? Denn der Roman provoziert meiner Ansicht nach den Leser auf jeden Fall zum Nachdenken.
    Daher erst kurz zum Inhalt und danach zu dem Eindruck, den das Buch und die Illustrationen bei mir hinterlassen haben:
    Ein menschenähnliches Wesen, genannt Peter, sucht in unserer Welt nach Kindern, die — wie Peter selbst es an einigen Stellen im Roman ausdrückt - ihren ZAUBER noch nicht verloren haben. Diese Kinder stehen meist an einem entsetzlichen Abgrund, sind grob gesagt, seelisch oder physisch vergewaltigt oder anderweitig schwer misshandelt worden und wissen keinen Ausweg mehr. Ein Kind, Nathan mit Namen, z.B. steht kurz davor, in einem verständlich erscheinenden Racheakt die Mörder seines Bruders selbst zu erschießen, ein anderer Junge, Nick, fühlt sich in einer Kurzschlußhandlung genötigt, den brutalen Drogendealern, an die seine Mutter untervermietet hatte und die jetzt die gesamte Familie terrorisieren, die Drogen wegzunehmen, wird natürlich aber sofort von ihnen erwischt.

    Genau in diesem Moment erscheint meist Peter, hilft diesen Kindern aus der Klemme — manchmal ziemlich brutal - und bietet ihnen an, mit ihm zu kommen. In ein Land der ewigen Jugend, wo man Abenteuer satt erleben und viel Spaß haben kann und nichts mehr mit unserer Welt zu tun haben braucht. Allerdings verschweigt ihnen Peter, dass sowohl der Weg in dieses Land schon, als auch das Land selbst, Avalon mit Namen, lebensgefährlich und vom Untergang bedroht ist.
    Denn Peter sucht Kinder, die ihm helfen, das Land von dieser Bedrohung zu befreien und wieder zu dem zu machen, was es mal gewesen war. Er kennt es als blühendes Land der ewigen Jugend, ein wahres Paradies, dem üppigen Schlaraffenland oder dem Phantasia aus „Die unendliche Geschichte" vergleichbar, wo Kinder nicht erwachsen zu werden brauchten, keine Erwachsenen-Regeln galten und man nicht um sein Leben, seine Seele, seine Existenz fürchten brauchte. Wo die Magie, der ZAUBER aus alten Zeiten noch lebendig war. Doch das ist längst nur noch die halbe Wahrheit.

    Peter selbst ist kein Mensch, sondern stammt väterlicherseits von den Elfen ab und wurde von der Familie als Wechselbalg verstoßen und im zarten Babyalter dem Tode ausgeliefert. Der Moosmann Goll, der ihn vor dem Gefressenwerden durch einen Wolf rettet und bei dem er zunächst Unterschlupf findet, verlangt ihm allerdings einiges an Selbstständigkeit ab und bei ihm geht Peter durch eine sehr harte Schule. Als Peter sich im Alter von 6 Jahren nach Spielkameraden sehnt und sich zu nahe an ein Menschendorf wagt, wird er auch dort wieder von den abergläubischen Dörflern weggejagt, verfolgt und Goll auf brutalste Weise ermordet, sobald man seiner habhaft wurde. Bevor er stirbt, ermahnt er Peter noch, den Wolf zu töten, der ständig hinter ihm her ist. Als er dies schließlich tut, hat er zwar eine wichtige Mutprobe bestanden, aber auch wieder noch ein Stückchen unbeschwerter Kindheit verloren und als er von 3 Elfen per Steinkreismagie nach Avalon geholt wird, sind diese nur darauf aus, Peter zu ihrer Mutter, der Hexe zu bringen, um ihn gemeinsam mit ihr zu fressen. Es gelingt ihm, der gefährlichen Hexe ein Auge auszustechen, wodurch er sie sich allerdings zu einem lebenslänglichen Feind macht.

    Im Grunde fängt hier der Roman erst richtig an und es würde zu weit führen, die gesamte Geschichte, die meist in Rückblicken von Peter auf frühere Begebenheiten in die fortlaufende Handlung eingestreut werden, zu erzählen. Peter lernt die Dame von Avalon, die diese mysthische Welt durch Nebel schützt, kennen und auch Ulfger, den Sohn und Erben des Gehörnten, der in Peter sofort die Konkurrenz sieht und der sein erbittertster Feind wird. Es wird auch erzählt, wie es dazu kam, dass Peter in unsere Welt zurückkehrt und sich eine Kinderarmee in Avalon aufbaut und es wird auch klar, dass Peter nicht nur aus edlen Motiven und uneigennützig handelt.

    Der Autor hat den Roman sowieso auch sehr dicht gepackt und reißt hier mal einen alten Mythos an, erwähnt durch eine Romanfigur eine andere Begebenheit...kurzum: vielschichtiger, spannender und interessanter kann man kaum schreiben. Ob die teilweise starke Zurschaustellung brutaler Geschehnisse allerdings nötig gewesen wäre, wage ich mal zu bezweifeln. Da wäre weniger oft mehr gewesen, finde ich, ohne das Ziel des Romans zu verfehlen.
    Wie schon erwähnt, kenne ich zwar "Peter Pan" nicht, aber mehrere Legenden um Avalon und Broms Roman ist einfach toll und läßt im besten Fall den Leser wirklich sehr darüber nachdenken, worin eigentlich der ZAUBER von Kindern besteht und was man sich unter einem wirklichen Paradies vorstellen könnte.

    Fazit von mir: Klasse Roman, der das Zeug hat, ein wirklicher Spitzentitel zu sein. Allerdings möchte man dem Autor wirklich raten, den nächsten Roman mit etwas weniger drastischen Szenen zu schreiben, denn es kommt auch ohne diese so beim Leser an, wie es gemeint ist.
    Williams, T: Drachen der Tinkerfarm Williams, T: Drachen der Tinkerfarm (Buch)
    10.11.2010

    Meisterstück der Erzählkunst

    Die Mutter der Geschwister Tyler und Lucinda möchte einmal ohne ihre Kinder Urlaub machen. Da kommt die Einladung ihres bislang recht unbekannten Großonkels Gideon Goldring, doch die Ferien auf seiner Farm zu verbringen, wie gerufen. Lucinda, die sich im besten pubertierenden Zickenalter befindet, langweilt sich schon bei der Vorstellung eines Aufenthalts auf einem langweiligen Bauernhof - und dann auch noch gezwungenermaßen zusammen mit ihrem kleinen Bruder - und dem wesentlich jüngeren, sehr neugierigen, aber nichtsdestotrotz ebenso verwöhntem Tyler geht es nicht viel anders. Großstadtgeschwisterkinder eben. Doch damit hören die Klischees dieses wundervoll gemachten ersten Romans von Tad Williams und seiner Frau Deborah Beale auch schon auf.

    Denn schon die Anreise zur Farm mit dem Zug gestaltet sich ungewöhnlich. Bekamen die Kinder doch vom Großonkel vorab ein kleines Heftchen zugesandt mit einer mehr als merkwürdig erscheinenden Gebrauchsanleitung, in der von der Pflege von feuerspeienden und fliegenden Kühen die Rede ist. Auf der Farm angekommen, wundern sich die Kinder nicht nur überihren schrulligen Großonkel und nicht besonders herzlichen Empfang, sondern es fehlen auch die zu erwarten gewesenen Tiere. Also geht der neugierige Tyler auf eigene Faust auf Erkundungstour und entdeckt einen gefügelten Affen und einer echten Drachenlady. Daraufhin entschließt sich ihr Großonkel Gideon nun endlich doch, den Kindern auch die anderen Tiere auf der Farm vorzustellen, allesamt Fabelwesen, angefangen von einem Faun, geflügelten Schlangen, Basilisken, einer riesigen Seeschlange, einem Schwarzhörnchen, welches einen Spionageauftrag zu erledigen hat und eine Erscheinung, die man eigentlich nur als Geist bezeichnen könnte.

    Allen diesen Fabelwesen ist gemein, dass sie sich nicht verhalten, wie es sich für die jeweilige Spezies eigentlich gehört und es scheint auch noch weitere ungelöste (ja, eventuell sogar düstere?) Rätsel zu geben auf der Farm. Zumindest ist der Erhalt der Farm (für die letzten lebenden Fabelwesen, die natürlich geheim gehalten werden muß vom Rest der Welt?!) mangels nötigem Finanzpolsters sehr gefährdet und eine heile Welt scheint die Famile Goldring auch nicht zu sein, zumindest keine durch und durch menschliche.

    Allerdings soll darüber in mehr Einzelheiten natürlich nicht weiter berichtet werden, um die Spannung und die Freude an diesem außergewöhnlich schön gestalteten und wie immer hervorragend geschriebenem Buch nicht vorweg zu nehmen.
    Wer noch kein Fan von Tad Williams ist, wird es jetzt wohl garantiert werden und als begeisterter Leser seiner Romane möchte ich persönlich ihm fast raten, immer zusammen mit seiner Frau zu schreiben und als Zielgruppe bei den Jugendbüchern oder noch besser bei den Büchern für jede Altersgruppe zu bleiben. Sie sind einfach noch besser.

    Ich freue mich jedenfalls schon auf die Fortsetzung. :-)
    Winter in Maine Winter in Maine (Buch)
    09.11.2010

    Dieser Roman sucht seinesgleichen.

    Julius Winsome lebt völlig allein mit tausenden von Büchern, die er von seinem Vater geerbt hat, in einer Hütte in den Wäldern von Maine, die außer einem Kamin und natürlich den vielen Büchern kaum Komfort enthält. Mit sich, der Natur, seinen Büchern und vor allem der Ruhe in den stillen Wintern zufrieden, ist er im Laufe der Jahre so zum Eigenbrödler geworden, erinnert sich an die Kriegsgeschichten seines Großvaters und an frühere familiäre Vorkomnisse und hat sich oberflächlich betrachtet ein scheinbar behagliches, aber eben abgeschottetes Leben eingerichtet. Das Wissen und die Erkenntnisse, die er aus seinen Büchern zieht, kann er mit niemandem teilen.

    Da verläuft sich Claire auf einem Spaziergang durch die Wälder zu ihm und ab da auch öfter mal in seine abgeschottete Welt, vermutlich fasziniert von seinem Einsiedlerleben. Julius, an Gesellschaft nicht mehr gewöhnt, ist allerdings unfähig, auf Claire einzugehen, wie es bei sogenannten normalen Bekanntschaften und Freundschaften üblich wäre und so findet eine wirkliche Annäherung zwischen den beiden nicht statt.
    Claire ist bewußt, dass das Leben, welches Julius führt, auf Dauer nicht gesund für ihn ist und fährt mit ihm ins Tierheim, wo Julius einen Pitbullterrier, den er Hobbes nennt, mit zu sich nach Hause nimmt. Danach verschwindet Claire aus Julius Leben so sang- und klanglos, wie sie es betrat und läßt wiederum zwar neue Erfahrungen und Sichtweisen für Julius zurück, aber er bleibt mit seinem neuen Freund Hobbes, der keine Ansprüche an ihn stellt, genau so gerne und zufrieden wieder alleine.

    Bis zu dem Tag, als Julius einen Schuß im Wald hört und kurz darauf den tödlich verletzten, sterbenden Hobbes findet. Nun ist Julius nach der Beerdigung seines ihm einzig verbliebenen Freundes noch mehr allein als er jemals zuvor gewesen war und "wehrt" sich auf seine Weise. Er will denjenigen finden, der ihm kaltblütig das Einzige nahm, was ihm noch blieb und wird selbst zum Jäger und Mörder.

    Doch Gerard Donovans Buch ist kein Plädoyer für eventuell verständliche Selbstjustiz, sondern er erzählt, was für grundlegende Veränderungen in Julius Winsomes Seele vor sich gehen und führt den Leser zu der Erkenntnis, was soziales Leben bedeutet, dass Liebe und Leben auch immer gepaart ist mit dem Risiko des Verlustes, den man ebenso annehmen und akzeptieren muß...und, dass die Natur völlig unbeindruckt von menschlichen Dramen weiter existiert, der Winter in Maine weiter ruhig, kalt und still sein wird und der Schnee die Leichen genauso zudeckt wie zuvor Hobbes.

    Was für Julius bleibt, ist ein behagliches Feuer im Kamin, seine Bücher und seine Ruhe und Kraft, die er aus seinen Erinnerungen und nun eigenen Erlebnissen zieht.

    Ein Buch, was nicht ganz leicht zu "schlucken" ist, auch nicht vom Schreibstil her, da die sonst übliche wörtliche Rede und die damit verbundene Lebendigkeit fehlt, doch es ist wohl beabsichtigt vom Autor und regt auf jeden Fall jeden zuhörenden Leser sehr zum Nachdenken an.
    Mirrorscape - Gefahr aus der Spiegelwelt Mirrorscape - Gefahr aus der Spiegelwelt (Buch)
    09.11.2010

    Toller zweiter Teil

    Im zweiten Teil der wundervollen und sehr spannenden Mirrorscape-Fantasy-Trilogie von Mike Wilks zieht der Künstler und Autor wahrhaft wieder alle Register seines Könnens.
    Nachdem die machtgierigen Herrscher der Fünften Gilde erfolgreich ins Land der Bilder verbannt und quasi weggeschlossen werden und Meister Ambrosius Blenk von Mel und seinen Freunden Ludo und Wren gerettet werden konnte, nimmt die Ausbildung der Schüler zunächst einen friedlichen Verlauf. Durch Zufall allerdings belauscht Mel im Palast des Geistes, wo er gerade malt, ein Gespräch zweier Schwestern des Tarn-Ordens, die sich über eine geplante Verschwörung unterhalten. Grund der Verschwörung ist selbstverständlich wieder einmal pure Herrschsucht und um Macht zu erzielen, wollen diese Geisterschwestern das geheime Spiegelzeichen durch Wolken in den Himmel malen, um Dämonen aus den grausamen Bilderwelten von Mirrorscape mit der normalen Welt zu verbinden.
    Dadurch würden natürlich allen Feinden der Durchgang in Mels Welt geöffnet und bedeuteten dadurch eine unabschätzbare Gefahr.

    Zu ihrer großen Überraschung nimmt Meister Ambrosius Blenk allerdings das Ganze auf die leichte Schulter, als er von Mel und seinen Freunden über die drohende Gefahr durch die abgefeimte und hinterhältige Verschwörung in Kenntnis gesetzt wird. Da bleibt den dreien nichts anderes übrig, als sich selbst dieser Herausforderung zu stellen und wir als staunende Leser dürfen sie natürlich begleiten.

    Und das lohnt sich bei Mike Wilks Ideenreichtum wirklich: So vielfältig und unterschiedlich, wie Mike Wilks Bilder nämlich sind - und an dieser stelle verweise ich noch einmal auf die faszinierende Homepage des Künstlers: www.mike-wilks.com - so sind natürlich auch die Bilderwelten in Mirrorscape. Offenbar bedurfte es nur eines kleinen Schrittes, die Geschichten, die der Autor beim Malen seiner Bilder im Kopf hatte, diese dann auch zu Papier zu bringen und uns Leser damit zu erfreuen.

    Ohne also allzu viel von der spannenden Geschichte vorwegzunehmen - und das ist sie auf jeden Fall - denn Mel und seine Freunde stellen bald ensetzt fest, dass in ihren Reihen ein Verräter sein muß, seien ein paar surreal, skurrile Welten genannt, in den Mel mit seinen Freunden Abenteuer erlebt:
    Da gibt es zum einen eine Welt, Nephonia mit Namen, die nur aus Wolken besteht oder sie kommen in das Land des Königs M-Morpho, der selbst aus Millionen von Insekten zusammengesetzt ist. Mal müssen sie durch ein graues, tristes, langweiliges, völlig verstaubtes Land namens Nirgendwo, in dem öde und sinnlose Bürokratie sämtliche Fröhlichkeit erstickt hat. Mal finden sie unverhofft Unterstützung, Hilfe und Freunde in den Bilder-Welten, wie den Gauner Elster (man beachte die Wahl des Namens) oder den Wolkenmacher Cassetti. Mal muß Mel allerdings auch unfreiwillig an der krankhaften, vor Eifersucht und Neid zerfressenen Gedankenwelt des älteren Malschülers Groot, den wir schon im ersten Teil der Trilogie als unfreundlichen Zeitgenossen von Mel und seinen Freunden kennenlernen mußten, in dessen Innerem partizipieren.

    Wie schon gesagt, man weiß nie, auf welche witzigen, humorvollen, teilweise allerdings auch erschreckenden Ideen des Autors man auf der nächsten Seite stößt, was die Bücher von Mike Wilks - ganz abgesehen von einigen traumhaften Bildern im Buch - so einzigartig macht.
    Als Jugendbücher vom Verlag empfohlen, würde ich allerdings die Fantasy-Trilogie als altersloses Lesevergnügen einstufen wollen.

    Kurzum: wenn man sehr gute Fantasy mag, kommt man an Mike Wilks Mirrorscape-Trilogie einfach nicht vorbei.
    Mirrorscape - Gefangen im Reich der Bilder Mirrorscape - Gefangen im Reich der Bilder (Buch)
    09.11.2010

    Ein Kleinod für Fantasyliebhaber.

    "Mirrorscape - Gefangen im Reich der Bilder” ist der Beginn einer außergewöhnlichen Fantasy-Reihe (eine Trilogie, von der bereits der zweite Band in Deutschland erschienen ist und der dritte Teil im März erscheinen soll) von Mike Wilks, seines Zeichens Autor und Illustrator, wobei der Schwerpunkt bis jetzt eindeutig auf Letzterem lag.
    Daher auch hier gleich mein Tipp, die Webseite von Mike Wilks zu besuchen und dort einmal ein paar Stunden zu stöbern, denn man bekommt so einen sehr guten Eindruck von der faszinierenden phantastischen Welt, in die uns Mike Wilks zu entführen in der Lage ist.

    Kurz zum Inhalt:

    Melkin Womper, der Sohn eines armen Leinewebers in einem kleinen Dorf, ist dreizehn Jahre alt, als sein Lebenstraum anfängt, Wirklichkeit zu werden. Von der Natur aus mit dem Talent bedacht, gut malen zu können, wird er unverhofft ausgewählt, Schüler an der berühmten Schule des begnadeten Künstlers Ambrosius Blenk in der faszinierenden Hauptstadt des Landes, Vlam genannt, zu werden.

    Melkin, kurz Mel genannt, ist ein kluges und neugieriges Bürschen und findet sehr schnell heraus, wie die politische Situation in Vlam gelagert ist: es gibt fünf Gilden, die um die Macht im Lande rangeln und von denen eine, die fünfte Gilde (Herrscher über den Sehsinn), die Menschen der sieben Königreiche unterjochen, beherrschen und kontrollieren will. Ambrosius Blenk steht auf ihrer Abschußliste, weil er sich ihnen nicht fügen will, sondern sich ihnen als Einziger noch entgegenstellt und auch die Schüler seiner berühmten Künstlerschule sind deswegen ebenfalls in Gefahr.

    Mel hat aber auch sonst stark unter den Trietzereien der älteren Lehrjungen zu leiden und so ist es nur logisch und folgerichtig, dass er sich mit Wren, einem Küchenmädchen und Ludo, ebenfalls ein Schüler Blenks, zu einer kleinen Gruppe zusammenschließt. Eines Tages beobachten diese, wie Ambrosius Blenk vor einem seiner prachtvoll gefertigten Bilder ein merkwürdiges Zeichen in die Luft zeichnet und einfach in dem Bild verschwindet. Die gemalten Bilder sind nämlich Tore in eine Spiegelwelt voller Wunder, wenn man die geheime Geste kennt, mit der man sich quasi den Schlüssel schafft, um in ihre Welt eintreten zu können.

    Auch Mel und seinen Freunden wird klar, was für eine faszinierende Möglichkeit das darstellt: Ein Bild, eine Landschaft malen und sich quasi hineinträumen. Anything goes.
    Aber, natürlich birgt das auch große Gefahren, die die fünfte Gilde vor allem in diese hineinsetzt. Davon werde ich mal nicht allzu viel verraten, um das faszinierende Lesevergnügen nicht zu schmälern. Mike Wilks unerschöpflich scheinenden Ideen-Springbrunnen sollte man besser selbst auf sich einwirken lassen.
    Aber auch sonst lernen die Freunde, dass man sehr vorsichtig und umsichtig im Umgang mit den gemalten Fantasy-Welten sein muß und gut überlegen, was man malt und womit.

    Schnell finden Mel und seine Freunde heraus, dass die Welten der Gemälde auch untereinander verbunden sind und als ihr Lehrer spurlos verschwindet und die Häscher der fünften Gilde die Schule überfallen, gibt es für sie kein Zögern mehr, sondern sie machen sich auf die Suche nach Ambrosius und erleben in den Bilderwelten dabei die skurrilsten und fantastischsten Abenteuer.

    Das Grundprinzip, Gut gegen Böse, Willkür gegen Freiheit im Denken und Handeln ist ja nun nicht gerade neu, aber hier wird die Grundidee von Parallel- und oder Traumwelten von einem Meister seines Fachs so umgesetzt, dass es ein Vergnügen für alle Sinne des Lesers ist. Für mich recht einfach erklärlich, wenn man mal Mike Wilks Bilder sieht. Wer sowas malen kann, muß für mich zumindest Geschichten oder Szenen dazu im Kopf haben. Er brauchte sie eigentlich nur noch aufzuschreiben und das tat er zu unserem Leserglück ja nun auch.

    Das Grundgerüst der Geschichte bilden die mittelalterlich anmutende Stadt Vlam mit ihrem Gildensystem und dem offenbar nie enden wollenden Wunsch machtgieriger Despoten , die alles Fantasievolle und Schöne beherrschen und unterdrücken wollen und dem unbezähmbaren Freiheitsdrang der Kreativen auf der anderen Seite.
    Allerdings kommt es, gerade weil diese Konstellation nicht neu ist, immer darauf an, wie es von einem Autor umgesetzt wird und Mike Wilks und seinen Protagonisten folgt man gerne. Sind doch seine Protagonisten ebenso liebevoll, detail- und facettenreich ausgearbeitet wie seine Bilder selbst und ich denke, ein gehöriges Stückchen autobiographisch wird der Beginn dieser spannenden Trilogie vielleicht sogar ebenfalls sein, denn Mike Wilks - hier auch noch der Hinweis auf die Homepage des Künstlers: www.mike-wilks.com - begann seine künstlerische Karriere selbst im Alter des Webersohnes Melkin. Seine teilweise surrealistischen und traumähnlichen Bilder sind im Museum of Modern Art in New York, im Victoria and Albert Museum in London und in zahlreichen Privatsammlungen zu finden und natürlich auch in seinen Büchern.

    Abgesehen von den herrlich umgesetzten frischen, fantastischen Ideen, bekommt man so ganz nebenbei auch einen Gratiskurs rund um das Thema Malerei von Mike Wilks verpaßt und auch das ist sehr erfreulich.
    Das Unkrautland 02 Stefan Seitz
    Das Unkrautland 02 (Buch)
    09.11.2010

    Sehr empfehlenswert!

    Der zweite Band von Stefan Seitz wundervoller Reihe über die Bewohner und deren Abenteuer im Unkrautland bringt uns Leser wieder ein Stückchen weiter in dem Gesamtwerk, das meiner Meinung nach wirklich seinesgleichen sucht im Buchangebot für Kinder-und Jugendliche. Der Autor sprüht nur so von tollen Ideen und vielleicht liegt ja sein Geheimnis darin, dass er einfach nur eine supergute Geschichte erzählt, die ich persönlich mir durchaus verfilmt vorstellen kann und die - ob nun in Buch- oder Filmversion - wirklich der ganzen Familie gefallen könnte.

    Zum Inhalt des zweiten Bandes dieser Reihe, von der man unwillkürlich hofft, dass sie nie enden wird:

    Primus ist wieder einmal auf nächtlicher Flugtour durch das stimmungsvoll im nächtlichen Nebel liegende Dörfchen Klettenheim, hat sich in der Konditorei wieder mit leckeren Sachen das Bäuchlein vollgeschlagen und genehmigt sich sozusagen als Nachtisch noch eine spannend erzählte Grusel-Gute-Nacht-Geschichte, die eine Großmutter gerade in einem windschiefen Häuschen gegenüber von der Konditorei ihren Enkeln erzählt.
    Die Geschichte handelt von zwei kleinen Mädchen, die sich einst viel zu weit in den nahe gelegenen Finsterwald und die daran anschließenden Westlichen Sümpfe gewagt hatten, magische Orte, die von Irrlichtern, Baumnymphen, Wassergeistern und Hexen nur so wimmeln sollen und sich beinahe dem Zentrum der Westlichen Sümpfe, der geheimnisvollen schwarzen Hütte allzu sehr genähert hatten.
    Nicht auszudenken, was diesen kleinen Mädchen hätte passieren können, wären sie nicht von den Bäumen gewarnt und vom plötzlich aufziehenden Nebel sanft und sicher aus der Gefahrenzone getragen worden.
    Diese zauberhafte Geschichte, die die Großmutter ihren Enkeln als Erziehungsmittel erzählte, um sie vor dem Finsterwald und den Westlichen Sümpfen zu warnen und sie davor abzuschrecken, hat bei unserem lieben, kecken, gewitzten Primus jedoch den genau gegenteiligen Erfolg. Irgendwas kommt ihm - und übrigens auch dem Enkel der Großmutter - seltsam vor, so dass die beiden neugierig werden, ob an der Geschichte nicht vielleicht mehr Wahres steckt.

    Da wird Primus von Snigg, dem Kürbis gebeten, zu seiner Freundin, der Kräuterhexe Plim, zu kommen, denn diese habe einen interessanten Hinweis auf die Nebelfee gefunden, die unsere beiden Protagonisten ja - neben dem Geheimnis um Meister Magnus Ulme - immer noch suchen.
    In der schwarzen Hütte in den Westlichen Sümpfen soll sich ein kleines Büchlein befinden, das ihnen den Weg hinauf zu den Schwefelzinnen zur Nebelfee beschreiben soll, die dort gefangen gehalten werden soll. Plim hat nämlich die vertrocknete Rätselrübe wieder zum Reden gebracht und von dieser stammt der Tipp, der Primus, Plim und diesmal auch das Hühnergerippe Bucklewhee zum nächsten Abenteuer im Unkrautland führt.

    Unsere Helden starten mithilfe von Plims supermodernen Hexerennbesen, der jedoch kurz vor der schwarzen Hütte versagt, sodass unsere kleine Gruppe zu Fuß weiter muß und natürlich warten große Gefahren auf sie, von denen ich ab jetzt wohlweislich schweigen werde, um die Spannung und Freude am Selberlesen nicht zu schmälern.

    Erwähnen muß man allerdings noch, wie liebevoll und humorig Stefan Seitz seine Figuren mit all ihren kleinen Macken zeichnet. Seine Charaktere sind nicht nur so beschaffen, dass man gerne von ihnen liest, miträtselt und ihre Abenteuer und Dialoge genießt, sondern sich zumindest Kinder auch gerne mit ihnen identifizieren würden.
    Die schlagfertige und ein bissl maulige Hexe Plim, den liebenswerten Optimisten Primus und alle anderen sehr gut entworfenen Figuren kann meiner Meinung nach eben niemand widerstehen, der gerne echte Fantasyromane liest, die mit Herz, Verstand und Liebe zum Detail geschrieben sind. Für solch einen Lesegenuß verzichte auch ich als Erwachsene sehr, sehr gerne auf so manche Romane, die für Erwachsene geschrieben wurden und lasse mich lieber von einem Autor wie Stefan Seitz bezaubern.
    Das Unkrautland 01 Stefan Seitz
    Das Unkrautland 01 (Buch)
    09.11.2010

    Fantasy vom Feinsten

    Ich bin mal wieder auf einen wirklich guten Geschichtenerzähler und liebevollen Illustrator seiner eigenen Bücher gestoßen: Stefan Seitz. Und er hat bisher schon zwei Bücher veröffentlicht, die ich mit großem Vergnügen vorstellen möchte und insgeheim hoffe, dass noch viele, viele schöne Bücher zum Geniessen folgen werden.

    Bei meiner Recherche, wer denn dieser Autor überhaupt ist, bin ich auf zwei Seiten im Internet aufmerksam geworden, die man sich unbedingt auch ansehen sollte, wenn man sich für Hintergrundinfos auch interessiert: Zum einen ist da die Seite www.unkrautland.com, die mich schon sehr staunen ließ und auf einer anderen Seite fand ich ein sehr interessantes Interview mit dem Autor selbst, der durch seine Antworten auf die Frage, wie es zu den Büchern kam, sehr sympathisch wirkt.

    Aber nun zum Inhalt des ersten Buchs:

    Primus heißt unser erster sympathischer Protagonist und er lebt mehr oder weniger allein, stets in Frack und Zylinder gekleidet, in einem sehr skurril aussehenden, windschiefen Häuschen auf einem einsamen Hügel hinter dem Finsterwald im Unkrautland. Er verwandelt sich des Nachts, pünktlich erinnert vom Weckvogelskelett Bucklewhee, der in einer Kuckucksuhr haust, in eine sehr witzig aussehende Fledermaus und klaut den Bewohnern der Konditorei des nahegelegenen Dorfes Klettenheim etwas von ihren Kuchen und Torten und erschreckt sie auch ab und zu gerne mal durch seine Vampirähnliche Gesalt.
    Dann gibt es noch die äußerst hübsche und ganz sicher nicht auf den Mund gefallene Hexe Plim, die in der unmittelbaren Nähe von Primus lebt und einen Spiegel besitzt, der ihr andauernd vorlügt und vorgaukelt, sie sei abgrundtief hässlich. Ihr Häuschen hat sie als Spielzeugladen getarnt und ihre oberste Priorität ist es, einen Hexentrank zu brauen, der sie endlich schön machen wird. Zu diesem Zwecke ist sie auf ihrem modern und bequem mit Fahrradlenker ausgestattetem Rennbesen hinter der vermeintlichen Primus-Fledermaus hinterher, den sie als Zutat benötigt.

    Die Inhaber der ständig von Primus geplünderten Konditorei haben nun allerdings eine Falle für ihn gebaut. Sie haben gemeinsam mit anderen Dörflern eine Schneeschaufel am Kirchturm befestigt, die dem vermeintlichen Vampir auf den Kopf knallen soll, wenn einer der Dörfler an einem daran befestigten Strick zieht. Diese Falle hat unser pfiffiger Held allerdings längst ausbaldowert und sie leistet ihm daher unschätzbare Dienste, als Plim ihn verfolgt und beinahe gefangen hätte.

    Nun ist Primus allerdings sehr neugierig und stellt - wie er meint heimlich und vorsichtig - Nachforschungen an, wo die Hexe Plim wohnt und untersucht ihr Häuschen. Allerdings nicht vorsichtig genug. Plim erwischt ihn mit einer riesigen Fliegenklatsche und fängt ihn ein. Primus kann sich allerdings befreien und so steht nach dem ersten Zusammenraufen weiteren gemeinsam von diesem pfiffigen Gespann zu bestehenden Abenteuern nichts mehr im Wege.
    Jetzt erst beginnt nämlich die eigentliche fantastische Abenteuermärchen und man kann schon erahnen, wie stark es von den schier überbordenden Ideen und wohl auch genügend Zeit des zur Zeit noch Teilzeit-Autors Stefan Seitz abhängen wird, wie tief wir als Leser in die Geheimnisse des Unkrautlandes und seiner Bewohner eintauchen dürfen.

    "Auf den Spuren der Nebelfee" ist zumindest der absolut genial gelungene erste Teil:
    Primus besitzt nämlich zufällig einen winzigen Splitter der künstlich angefertigten Mondsichel, die einst über dem Unkrautland gehangen hatte und einen machtvollen Zauber birgt, nun aber in zahllosen, jeder für sich magisch gebliebenen Einzelteilen übers Land zerstreut ist. Plim und Primus versuchen hinter dieses Geheimnis zu kommen und der Mondsichelteile habhaft zu werden, bevor der böse, machtgierige Herr Rabenstein diese entdeckt und für seine finsteren Zwecke benutzen kann.

    Mehr wollen wir natürlich nicht verraten, um den eigenen Lesegenuss nicht zu schmälern. Aber einen solch ideenreichen Autor zu finden, ist schon etwas Besonderes. Es wimmelt nur so von herrlich liebevoll ausgedachten Geschöpfen: eine ewig plaudernde Vogelscheuche, ein obstfutternder Kürbis mit Muskelkater im Allerwertesten, verhexten Fenstern und fiesen Türen.
    Kurz: ein Schriftsteller, der nicht nur für alle Altersklassen schreibt, wie ich finde, sondern auch sprüht vor (teilweise vielleicht etwas angelehnten/im Ansatz entliehenen, aber anders umgesetzten), sehr interessanten und humorvollen Ideen. Ich vermute und hoffe mal, von Stefan Seitz werden wir noch einiges Gute lesen.
    Der Apfelgarten Adele Crockett Robertson
    Der Apfelgarten (Buch)
    09.11.2010

    Sollte in keiner Bibliothek fehlen.

    Das Buch hat (leider wieder einmal) einen hochaktuellen Inhalt.

    Das Buch gibt die Erzählung von Adele Crockett Robertson in den Zeiten der frühen 30er Jahre während der Weltwirtschaftskrise wieder.

    Die junge Adele Crockett Robertson, genannt Kitty, übernimmt Anfang der dreißiger Jahre die heruntergekommene Apfelfarm ihres verstorbenen Vaters in Neuengland, inklusive aller Schulden, mit fast keinem Eigenkapital und sieht sich jeder Menge Arbeit, halbverrotteten Landmaschinen und einem für sie viel zu großem, für einen einzelnen Menschen unmöglich zu bewirtschaftendem Haus gegenüber und hat im Grunde nur eines zu bieten: ihr hohes Engagement und den eisernen Willen, ihr Erbe nicht kampflos aufzugeben.

    Es ist ein Buch der leisen Töne. Obwohl es ja eigentlich fast nur um Apfel- und Pfirsichanbau geht und der Leser im ersten Ansatz eventuell der Meinung sein könnte, das alles habe doch mit unserer heutigen Zeit nicht mehr viel zu tun, merkt man beim Lesen doch schnell, dass es genau so gut um Freundschaft, Zusammenhalt in Notzeiten und um das Durchhalten bei auftauchenden Schwierigkeiten, kurz, um Werte geht, die zu jeder Zeit aktuell sind.

    Sehr ehrlich und einfühlsam geschrieben.
    Der Leuchtturm in der Wüste Der Leuchtturm in der Wüste (Buch)
    08.11.2010

    Wünsche können mehr als aufregend sein.

    Dieses Buch von Ralf Isau, der, man muss es immer wieder betonen, hauptsächlich für Kinder und Jugendliche schreibt, sollte man dennoch jedem Erwachsenen ebenfalls empfehlen zu lesen und auf sich wirken zu lassen.
    Es enthält in einer guten Fantasygeschichte mehrere und vielschichtige Botschaften, die keineswegs belehrend rüberkommen, sondern überlegens- und nachdenkenswert sind und zwar für jedes Lesealter.
    Worum geht es?
    Felix, bisher ein quirliges Kind mit Millionen Wünschen und Begehrlichkeiten pro Tag und dem Anspruch aller Kinder (und wohl auch so manch eines Erwachsenen), der Mittelpunkt der Welt zu sein, hat plötzlich keine Wünsche mehr und fürchtet sich geradezu vor der Frage der Mutter, was er sich denn zur Versetzung in die 7. Klasse wünschen würde. Denn, so, wie er selbst das sieht, ist sein Kanal für das Wünschen aus irgendwelchen unbekannten Gründen verstopft.
    Eigentlich möchte er sich ja etwas wünschen, aber es soll eben ein wirklich RICHTIGER Wunsch sein. Seine Eltern haben ihm bisher jeden Wunsch erfüllt, sogar einen sprechenden Raben hat er bekommen, der ständig den Satz wiederholt: „Wünsch mir was.", aber Felix kann sich einfach nicht mehr daran erinnern, dass die Freude über ein Geschenk länger anhielt als ein, höchstens zwei Tage. Sein Tages- und Wochenterminplan ist zwar rappelvoll mit allen möglichen sportlichen und nichtsportlichen Aktivitäten, die ihm die Eltern verordneten, um nur ja keine Langweile bei ihm aufkommen zu lassen und seine Talente in jeder nur möglichen Weise zu fördern und auch die verschiedensten ärztlichen Spezialisten werden zu Rate gezogen, aber nichts will wirklich helfen. Felix ist immer öder und ausgetrockneter zumute und hat an nichts mehr Freude.
    Selbst der Gedanke an seine Freundin Lisa, die bisher über jedes Geschenk, dass er bekam, endlos staunen konnte und bei der er ab und zu als Gegenleistung für die Vorführung seiner tollen Geschenke bei ihr die Hausaufgaben abschreiben durfte, kann ihn nicht aufmöbeln.
    Auch Felix Mutter, Lehrerin und hochaktive Natur- und Tierschützerin, die sich buchstäblich an jeden Baum ketten läßt, der eventuell vor dem Abholzen bewahrt werden muss und auch sein Vater, wichtiger und vielbeschäftigter Werftleiter, mit einem Heer von Ingenieuren und Arbeitern, die er zu befehligen hat, wissen nicht mehr weiter.
    Da kommt der Familie der Zufall zu Hilfe, dass die Werft von Felix Vater einen großen Auftrag für den Bau von riesigen Frachtern für einen Ölscheich im Nahen Osten erhält und Felix Vater den Auftraggeber für nähere persönliche Absprachen dort aufsuchen muss. Er möchte seine Familie gern für ein paar Tage Familienurlaub mitnehmen und u.a. zu einem gemeinsamen Kamelritt durch die Wüste einladen. Für Felix steht sogar ein eigenes Kamel bereit, ähnlich dem wie es sein derzeitiges Filmidol sein eigen nennt. Als die kleine Karawane samt ortskundigem Führer jedoch geraume Zeit unterwegs ist, geraten sie in einen Haboob, einem plötzlich auftretenden Sandsturm, der für Mensch und Tier lebensgefährlich werden kann
    In Todesangst, vom Sand verschüttet zu werden, wünscht sich Felix nun doch endlich wieder etwas: Er möchte einfach nur lebend aus diesem Sturm wieder herauskommen.
    Doch es ist eben so eine Sache mit den Wünschen. Sie erfüllen sich oft völlig anders, als man es sich dachte und Felix findet sich mitten in einem Meer von Sand im wohl aufregendsten Abenteuer seines Lebens wieder, in dem er einem uralten Leuchtturmwärter begegnet und in dem die Erfüllung der falschen Wünsche lebensgefährlich sein kann.
    Der kleine Weihnachtsmann Der kleine Weihnachtsmann (Buch)
    07.11.2010

    Empfehlenswerte Lektüre, nicht nur an Weihnachten.

    Eines der schönsten Weihnachtsbücher, die ich jemals gelesen habe, ist das nachfolgend vorgestellte Buch des Franzosen Romain Sardou "Der kleine Weihnachtsmann".
    Auch bei diesem Buchtitel hatte ich eigentlich etwas völlig anderes erwartet und habe mich dann doch zum Glück vom Buchcover leiten lassen, das ich außergewöhnlich schön gestaltet finde und wurde sehr positiv überrascht.

    Zum Inhalt in Kürze:

    Der neunjährige Waisenjunge Harold Gui lebt 1851 in Cokecuttle, einer dreckigen, öden und mittlerweile sehr verschmutzten und sehr verarmten Industriestadt in England. Diese Zeit der Industrierevolution, in der ein Menschenleben nichts wert ist, ist schon für die erwachsene Bevölkerung hammerhart, für Kinder ist sie ein einziges himmelschreiendes, elendes Dahinvegetieren und endet allzu oft vorzeitig tödlich. Denn die Kinder müssen sämtliche Schwerst- und Dreckarbeit verrichten, werden einfach nur wie kleine Erwachsene behandelt und überall dort eingesetzt, wo ausgewachsene Menschen nicht mehr flink, belastbar oder klein genug sind. Dementsprechend treffen wir gemeinsam mit dem Erzähler Romain Sardou genau dann auf Harold, wo dessen Leben eine dramatische Wende nimmt.

    Harold ist nach seiner Flucht aus dem ekelhaften Waisenhaus bei dem Obdachlosen Farlow, dem einzigen Erwachsenen, der bisher gut und liebevoll zu ihm war, untergekommen, mit dem er gemeinsam unter einer Brücke haust und von dem er lesen und schreiben und ... ganz wichtig! ... träumen und Geschichten erzählen und erzählen lassen lernt.
    Bei der nachts stattfindenden Abschlußprüfung zum Schornsteinfeger, bei dem auch ein Kind tödlich verunglückte, wurde Harold gerade böse von gerissenen Rivalen ausgetrickst und zu allem Übel noch verprügelt. Als er kurz darauf aus Freundschaft zu einem anderen kranken Freund dessen Arbeitsschicht beim Steineklopfen übernimmt, damit dieser sich mal ausruhen und ausschlafen kann, wird sein Mentor Farlow ermordet, Harold des Mordes beschuldigt und auf eine weit abgelegene Besserungsfarm in Schottland gesandt, wo es zwar viel frische Luft und keine dreckige Industrieanlagen gibt, die Kinder allerdings nicht weniger schlimm als kostenlose Arbeiter ausgenutzt werden. Kein Wunder, denn der Betreiber der Besserungsfarm ist mit der Inhaberin des Waisenhauses in Cokecuttle verwandt.

    Als Harold im Winter Tierfallen, genauer gesagt Kaninchenschlingen, kontrollieren soll, findet er in einer der Schlingen einen echten Zwerg vor. Kurz danach wird er von mehreren Zwergen eingeladen, sie in ihrem unterirdischen kleinen Refugium aufzusuchen. Von Zauberwesen wie Zwergen, Zauberern, Engeln usw. hatte ihm Farlow zwar oft erzählt und ihm gesagt, dass es einmal einen Exodus dieser Wesen gegeben habe, die zum Ziel hatte, die Menschen sich selbst zu überlassen, als sie nicht mehr an Zauber und Märchen hatten glauben wollen und sie einen Krieg mit diesen engstirnigen, halstarrigen Menschen befürchten mußten, die Träumerei und Phantasie immer mehr als Unfug abtaten.
    Harold hatte das Ganze als pure, erfundene Geschichte Farlows eingeschätzt und muß nun erleben, dass dem keineswegs so ist. Es gibt im Gegenteil eine uralte Prophezeiung, in der von einem Erlöser berichtet wird, der besonders für die Kinder der Welt eine entscheidende Wende einleiten wird ... und dieser Erlöser soll niemand anderer als Harold selbst sein.
    Harolds Leben und auch das der Zwerge, die bei dem Exodus der Zauberwesen von dem Engel Balbek schlichtweg vergessen worden waren und der deswegen nun einiges wieder gut zu machen hat, wandelt sich nun von Grund auf und die Magie und die Träume sollen wieder über die Kinder und deren Glauben in das Leben der Menschen kommen. Harold selbst beginnt allerdings erst richtig daran zu glauben, dass er - obwohl ja selbst noch ein Kind - etwas bewirken kann, als er hört, dass sein Freund, den er mal beim Steineklopfen vertreten hat, totkrank geworden ist. Mit diesem Jungen hatte er sich oft in einer Spielzeugfabrik in Cokecuttle versteckt und davon geträumt, selbst einmal in den Genuß des Spielzeugs zu kommen. Ein unmöglicher Traum bis jetzt, da das Spielzeug nur für Kinder reicher Eltern produziert wurde. Mit Hilfe der Zwerge und ihren Fähigkeiten schafft es Harold allerdings, seinem totkranken Freund nicht nur das von diesem ersehnte Schaukelpferd ins Krankenhaus zu schmuggeln, sondern er tritt damit eine ganze Lawine los, die - nun einmal ins Rollen gekommen - eine fantastische Entwicklung auslöst.

    Mehr soll nun allerdings nicht verraten werden, außer, dass mir der Erzählstil von Romain Sardou zusätzlich zu einer sehr guten Story, zu der es übrigens nun auch noch mit dem Buch "Rettet Weihnachten!" einen zweiten Teil gibt, außergewöhnlich gut gefallen hat. Denn, Sardou erzählt nicht einfach nur, sondern fordert den Leser oft auf, selbst zu denken und bezieht ihn dadurch auf sehr angenehme Weise mit ein.
    Der Fluch von Crowfield Der Fluch von Crowfield (Buch)
    04.11.2010

    Einfallsreiche Fantasy vom Allerfeinsten

    Zum Inhalt des Buches:

    Crowfield im 14. Jahrhundert. Der junge William ist den Leuten in seinem Dorf unheimlich geworden, seitdem er den Brand der Mühle, bei dem seine ganze Familie - bis auf seinen in London lebenden Bruder - ums Leben kam, auf wundersame Weise ohne auch nur eine Schramme überlebte. Die Leute behaupten bald, er habe das zweite Gesicht und möchten ihn in ihrer Gemeinschaft nicht haben. Also wird er dem Kloster im Nachbardorf als "Mädchen für alles" zugeschoben, wodurch er wenigstens ein Nachtlager und etwas zu essen hat.

    William ist mit seinem reinen Herzen zu Mensch und Tier freundlich eingestellt, ist recht klug und tut Gutes, soweit es in seinen Kräften steht.
    Als er eines Tages beim Holzsammeln einen Kobold findet, der in einer Tierfalle steckt, befreit er ihn, nimmt ihn zum Gesundpflegen mit zu Bruder Schnecke, dem Heilkundigen des Klosters und wirft die Tierfalle in den sogenannten pfeifenden Weiher, von dem alle sagen, dass es ein unheimlicher und gefährlicher Ort sei. Auch William ist es nicht gerade wohl in der Gegend und er eilt schnell wieder in den vermeintlichen Schutz des Klosters.

    Doch von Schutz und Abgeschiedenheit kann dort bald nicht mehr die Rede sein. Zwei unheimlich wirkende Gäste treffen ein, von denen zunächst niemand weiß, was sie im Kloster wollen. William hört außerdem zufällig, wie zwei Mönche über einen erschossenen Engel reden, den Klosterbrüder angeblich vor Jahren im Wald beerdigt haben und von denen niemand wissen darf und bald überschlagen sich die Ereignisse, in denen unser junger Held eine entscheidende Rolle spielen wird.

    Meine Meinung:

    "Der Fluch von Crowfield" ist der sehr vielversprechende, äußerst spannende und atmosphärisch sehr dichte erste Roman einer Fantasyreihe der englischen Autorin Pat Walsh, der für mich wieder einmal bewiesen hat, dass Romane, die eigentlich ursprünglich für Jugendliche geschrieben wurden, meist wesentlich mehr meinen Geschmack treffen als sogenannte Erwachsenenliteratur.
    The Abduction The Abduction (CD)
    03.11.2010

    Lesenswert und nachdenklich stimmend. Rundum gelun

    Der Roman "Der Wüstenprinz" von Patrick Poivre d 'Arvor wurde mir freundlicherweise vom Thiele-Verlag, der für seine excellente Auswahl besonderer Bücher bekannt ist, zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte.

    Zum Inhalt des Buches:

    Der fast 13jährige Jacques vergöttert seine schöne Mutter Yella, die der reizvolle, aber kapriziöse Mittelpunkt jeder öffentlicher Veranstaltung ist. Sein Vater, ehemaliger Eliteflieger der französischen Armee im ersten Weltkrieg und jetziger Chef der Aéropostale in Rabat, und seine Frau Yella lernen anläßlich eines Balls des Generals in Casablancades, zu dem auch Jacques mit darf, Charles Lindbergh kennen, dem vor kurzem der Atlantiküberflug geglückt ist und dem besonders die Frauen zu Füßen liegen.

    Dieser Abend bedeutet einen dramatischen und traumatischen Höhepunkt im Leben des jungen Jacques, der sich sogar in zeitweisen Fieberschüben physisch bemerkbar macht. Denn seine Mutter brennt mit Charles Lindgergh durch, sein untröstlicher Vater eröffnet ihm im betrunkenen Zustand, dass er gar nicht sein wirklicher Vater ist und seine Mutter ihn als Kleinkind bei Pflegeeltern ließ und ihn im Grunde nur liebt, wie man ein exklusives Schmuckstück oder einen Teddybären liebt. Problemen oder Schwierigkeiten, geschweige denn Verantwortungsgefühlen sei Jacques Mutter einfach nicht zugänglich, da sie selbst zu lebenshungrig sei und ihren Sohn schon bekommen habe, als sie eigentlich selbst noch ein Kind gewesen sei.

    Jacques will das einfach nicht glauben und fasst den gefährlichen Entschluß, sich in einem Postsack eines Postflugzeugs zu verstecken, um seiner Mutter nachzureisen und sie zurück zu holen.
    Er läuft dabei Gefahr, aus Versehen mit dem Postsack abgeworfen zu werden, erlebt ungesehen hautnah ein Treffen der Piloten mit Antoine de Saint-Exupéry und zu guter Letzt muss das Flugzeug nach einem Unwetter sogar in der Wüste notlanden, wo ein Stamm Tuareg die Besatzung und die Ladung - ergo auch Jacques Postsack - kapert, um Lösegeld zu erpressen und Jacques durch ein Tuaregmädchen, Aman Dina, die erste zarte selbstlose Liebe erfährt.

    Meine Meinung:

    Es ist erstaunlich, wieviel dieses recht schmale Büchlein dann doch inhaltlich zu bieten hat. Es ist - neben der abenteuerlichen und spannenden Seite, die der Roman birgt - eine Geschichte über das Erwachsenwerden, über Liebe in ihren diversen Ausformungen und darüber, was das Loslassen damit zu tun hat.
    Die Pfeiler des Glaubens Die Pfeiler des Glaubens (Buch)
    27.10.2010

    Empfehlenswerte Lektüre

    Zunächst einmal möchte ich mich herzlich beim Randomhouse-Verlag bedanken, der mir freundlicherweise ein Leseexemplar zu dem Roman "Die Pfeiler des Glaubens" von Ildefonso Falcones zur Verfügung stellte.

    Zum Inhalt des Romans:

    Wir schreiben das Jahr 1568, Ort: die Bergregion der Alpujarras, Spanien. Die spanischen Muslime, verächtlich Morisken genannt, Nachfahren der einstigen Mauren, werden von den Christen gnadenlos unterdrückt und übervorteilt und planen einen Aufstand gegen die Behandlung.
    Hernando, der aus der brutalen Vergewaltigung eines Christenpriesters mit der muslimischen Aischa hervorging, deswegen und aufgrund seiner äußerlichen Andersartigkeit - er hat vom Vater die strahlend blauen Augen geerbt - von seinem Stiefvater behandelt wird wie der letzte Dreck.
    Sein einziger Halt - außer seiner Arbeit als Mauleseltreiber, die er liebevoll ausführt - ist der alte Gelehrte Hamid, der ihn den muslimischen Glauben und dessen Regeln lehrt. Gezwungenermaßen muß er allerdings auch die Regeln des christlichen Glaubens lernen und fühlt sich keiner Glaubensrichtung zugehörig und von allen verachtet und ausgegrenzt. Sogar im Haus seiner Mutter darf er nicht mit den Stiefgeschwistern leben/schlafen oder gar essen, wenn der Stiefvater Ibrahim anwesend ist.

    Im Verlauf des auf beiden Seiten schonungslos und brutal geführten Aufstandes der Morisken gegen die herrschenden Christen gelingt es Hernando durch sein vorsichtiges Verhalten und verantwortungsvollen Umgang mit den Maultieren, die die Kriegsbeute tragen müssen, sich den Respekt der Führer des Aufstandes zu verschaffen - sehr zum Ärger seines gierigen Stiefvaters, der ihm alles neidet, was Hernando zustande bringt, einschließlich der zarten Liebesbande mit Fatima, deren Ehemann gleich zu Beginn der Rebellion sein Leben verlor. Hernando, der sehr pragmatisch veranlagt ist, gelingt es durch seine Friedfertigkeit und indem er einfach immer beherzt tut, was gerade notwendig ist, um selbst zu überleben und auch andere - Christ oder Muslime - am Leben zu halten, sich bei Vertretern beider Glaubensrichtungen Respekt und Achtung zu verschaffen.
    Er muss oft buchstäblich christlicher als jeder Christ und muslimer als jeder Muslime sein, um sich und seine über alles geliebte Fatima, die die Christen aus verständlichen Gründen abgrundtief hasst, durch alle Gefahren zu bringen und lernt oft dabei, dass einige Vertreter beider Glaubensrichtungen ein ziemlich egoistisches, heuchlerisches Gebahren zeigen und der Charakter eines Menschen keineswegs davon abhängt, welche Religion er ausübt!

    Das allerdings sollte man selbst lesen und erfahren, denn Ildefonso Falcones hat mit diesem Roman nicht nur einen faszinierenden und äußerst spannenden historischen Roman geschrieben, sondern man lernt und erfährt auch viel über beide Religionen, Traditionen und Wertvorstellungen, die bei näherer Betrachtung so unterschiedlich denn doch gar nicht sind, als dass gegenseitige Toleranz nicht möglich wäre.

    Meine Meinung:

    Ein Roman, den man lesen sollte, gerade weil er vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Integrationsdebatte mehr als nur ein historischer Roman sein kann.
    Daher möchte ich dem Verlag und dem Autor für ein paar spannende und interessante Lesestunden und gewaltig Stoff zum Nachdenken danken. Dieser Roman ist sehr lesens- und diskutierenswert!
    Opus - Das verbotene Buch Opus - Das verbotene Buch (Buch)
    22.10.2010

    Lesenswert!

    Zunächst einmal herzlichen Dank dem Boje-Verlag dafür, dass mir "Opus. Das verbotene Buch" von Andreas Gößling zur Beurteilung zur Verfügung gestellt wurde.

    Zum Inhalt des Buches:

    Schauplatz der Handlung: Das Fichtelgebirge im Fränkischen im ausgehenden 15. Jahrhundert. Eine heikle, aber auch sehr interessante Zeit des Umbruchs, die der Autor in einem phantastischen fiktiven historischen Roman für Jugendliche umgesetzt hat.
    Der 15jährige Amos von Hohenstein lebt, seit seine Eltern umgebracht wurden als er 7 Jahre alt war, auf der Burg seines Onkels, der sich mit seinen Leuten als Raubritter mehr schlecht als recht betätigt. Das Leben auf dem Land ist schwieriger geworden, denn die Menschen zieht es in die Städte, wo das Geld zu verdienen ist. Die rauhen Sitten seines Onkels sind nicht Amos Fall und so zieht es ihn, wann immer es ihm möglich ist, zu dem alten Gelehrten Valentin Kronos, der alleine auf einem nahegelegen, stillgelegten Mühlengut wohnt, eine wertvolle Bibliothek sein eigen nennt und an einem ungewöhnlichen Buch, dem "Buch der Geister" arbeitet, hinter dem die Inquisition her ist wie buchstäblich der Teufel hinter den armen Seelen.
    Denn dieses Buch, so man es denn richtig zu lesen und sich darauf einzulassen versteht, ruft bei dem Lesenden Veränderungen hervor und weckt phantastische Fähigkeiten und Einsichten.

    Als die Zensurbehörde und deren eifrigster Fanatiker, übereifrig bemüht, alles, was der knebelnden kirchlichen Lehre widerspricht und die Menschen zum eigenen Denken, Haneln und Fühlen bringt, mit Stumpf und Stiel auszurotten, auf das Buch und eine Gruppe gelehrter, aufgeschlossener Menschen, die sich Opus Spiritus nennt, aufmerksam wird, wird Amos von Valentin beauftragt, das Buch in Sicherheit zu bringen. Kein einfaches Unterfangen, sondern eine gefährliche Hetzjagd, bei der das Leben von Amos und allen seinen Helfern auf dem Spiel steht.

    Mehr soll zum Inhalt selbst nicht verraten werden, denn die Hintergründe und Zusammenhänge dieser rasanten Geschichte erschließen sich durch die ausgefeilte Erzählkunst von Andreas Gössling dem Leser erst nach und nach, machen das Buch dadurch erst richtig spannend und da sollte man dem eigenen Leseerlebnis nicht vorgreifen.

    Meine Meinung:

    Gerade diese Zusammenhänge, die dem Leser über die eigentliche Abenteuergeschichte hinaus faszinierende Einblicke und Erkenntnisse in die Welt des ausgehenden Mittelalters mit ihrem allgemeinen Umbruch in der Gesellschaft bieten, machen dieses Buch wertvoll.
    Es ist fast so, als läse man ein Kapitel im "Buch der Geister" selbst, sei danach ein wenig schlauer und tauche daraus verändert wieder auf. Am Schluß des Buches gibt uns der Autor selbst noch einige sehr interessante Hinweise, die den Leser diese interessante Epoche noch besser verstehen lassen und mich zumindest dankbar sein lassen, in einer Gesellschaft und einer Zeit leben zu dürfen, die die Freiheit des Geistes und den freien Willen als unabdingbares Gut jedes Menschen manifestiert hat...nicht zuletzt durch die verbrecherischen Exzesse, die die Kirche aus Machtgier und Angst vor der Fantasie und den Gefühlen von Menschen immer wieder vernichten wollte.
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