Toller zweiter Teil
Im zweiten Teil der wundervollen und sehr spannenden Mirrorscape-Fantasy-Trilogie von Mike Wilks zieht der Künstler und Autor wahrhaft wieder alle Register seines Könnens.
Nachdem die machtgierigen Herrscher der Fünften Gilde erfolgreich ins Land der Bilder verbannt und quasi weggeschlossen werden und Meister Ambrosius Blenk von Mel und seinen Freunden Ludo und Wren gerettet werden konnte, nimmt die Ausbildung der Schüler zunächst einen friedlichen Verlauf. Durch Zufall allerdings belauscht Mel im Palast des Geistes, wo er gerade malt, ein Gespräch zweier Schwestern des Tarn-Ordens, die sich über eine geplante Verschwörung unterhalten. Grund der Verschwörung ist selbstverständlich wieder einmal pure Herrschsucht und um Macht zu erzielen, wollen diese Geisterschwestern das geheime Spiegelzeichen durch Wolken in den Himmel malen, um Dämonen aus den grausamen Bilderwelten von Mirrorscape mit der normalen Welt zu verbinden.
Dadurch würden natürlich allen Feinden der Durchgang in Mels Welt geöffnet und bedeuteten dadurch eine unabschätzbare Gefahr.
Zu ihrer großen Überraschung nimmt Meister Ambrosius Blenk allerdings das Ganze auf die leichte Schulter, als er von Mel und seinen Freunden über die drohende Gefahr durch die abgefeimte und hinterhältige Verschwörung in Kenntnis gesetzt wird. Da bleibt den dreien nichts anderes übrig, als sich selbst dieser Herausforderung zu stellen und wir als staunende Leser dürfen sie natürlich begleiten.
Und das lohnt sich bei Mike Wilks Ideenreichtum wirklich: So vielfältig und unterschiedlich, wie Mike Wilks Bilder nämlich sind - und an dieser stelle verweise ich noch einmal auf die faszinierende Homepage des Künstlers: www.mike-wilks.com - so sind natürlich auch die Bilderwelten in Mirrorscape. Offenbar bedurfte es nur eines kleinen Schrittes, die Geschichten, die der Autor beim Malen seiner Bilder im Kopf hatte, diese dann auch zu Papier zu bringen und uns Leser damit zu erfreuen.
Ohne also allzu viel von der spannenden Geschichte vorwegzunehmen - und das ist sie auf jeden Fall - denn Mel und seine Freunde stellen bald ensetzt fest, dass in ihren Reihen ein Verräter sein muß, seien ein paar surreal, skurrile Welten genannt, in den Mel mit seinen Freunden Abenteuer erlebt:
Da gibt es zum einen eine Welt, Nephonia mit Namen, die nur aus Wolken besteht oder sie kommen in das Land des Königs M-Morpho, der selbst aus Millionen von Insekten zusammengesetzt ist. Mal müssen sie durch ein graues, tristes, langweiliges, völlig verstaubtes Land namens Nirgendwo, in dem öde und sinnlose Bürokratie sämtliche Fröhlichkeit erstickt hat. Mal finden sie unverhofft Unterstützung, Hilfe und Freunde in den Bilder-Welten, wie den Gauner Elster (man beachte die Wahl des Namens) oder den Wolkenmacher Cassetti. Mal muß Mel allerdings auch unfreiwillig an der krankhaften, vor Eifersucht und Neid zerfressenen Gedankenwelt des älteren Malschülers Groot, den wir schon im ersten Teil der Trilogie als unfreundlichen Zeitgenossen von Mel und seinen Freunden kennenlernen mußten, in dessen Innerem partizipieren.
Wie schon gesagt, man weiß nie, auf welche witzigen, humorvollen, teilweise allerdings auch erschreckenden Ideen des Autors man auf der nächsten Seite stößt, was die Bücher von Mike Wilks - ganz abgesehen von einigen traumhaften Bildern im Buch - so einzigartig macht.
Als Jugendbücher vom Verlag empfohlen, würde ich allerdings die Fantasy-Trilogie als altersloses Lesevergnügen einstufen wollen.
Kurzum: wenn man sehr gute Fantasy mag, kommt man an Mike Wilks Mirrorscape-Trilogie einfach nicht vorbei.