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    Hedwig

    Aktiv seit: 27. August 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 13
    56 Rezensionen
    Decency Decency (CD)
    21.01.2011

    Der tolle zweite Teil einer fantastischen Reihe

    Zuerst einmal wieder, wie sich das gehört, ein herzliches Dankeschön an den arsEdition Verlag für das Überlassen dieses zweiten Teils der Trilogie um den mysteriösen Mr. Spines. Ich habe das Buch förmlich verschlungen und mir macht es große Freude, die qualitativ hochwertigen Bücher dieses Verlages anderen Lesern vorzustellen.

    !!!Achtung!!!

    Der nachfolgende Text enthält Inhalte aus dem ersten Band. Wer den ersten Band noch nicht kennt und sich die Spannung erhalten möchte, sollte jetzt nicht weiterlesen.

    Die Geschichte geht in Woodbine weiter, dem Ort, an den alle Menschen kommen, bevor sie endgültig sterben und in die höheren Sphären aufsteigen, außer verstorbenen Babys, die direkt aufsteigen.
    Der Sinn des Aufenthalts in dieser ersten Ebene des Nachlebens, so wird Edward von den Bewohnern Woodbines erklärt, liegt darin, dass man noch unerledigte Aufgaben vollenden kann, Irrtümer korrigieren, ehemaliges Fehlverhalten wiedergutmachen usw.

    Nach dem Fall des Schakals, einst der beste und mächtigste Wächter, durch den alle sieben Brücken, über die man normalerweise in die höheren Sphären aufsteigen konnte, zerstört wurden, lebt dieser dort und hält Edwards Mutter - die dort als unerschrockene Heldin von allen verehrt wird - gefangen. Er hat eine ganze Armee von Gefallenen um sich versammelt und versucht, mit seinem bösen und rachsüchtigem Wesen auch alle anderen zum Bösem zu ziehen. Menschliche Charakterfehler wie Neid oder Hochmut, die jeder in gewissen Situationen mal temporär verspürt, weiß der Schakal gnadenlos für seine Zwecke auszunutzen und wie ein schleichendes Gift - mit der i.d.R. auch eine körperliche Verwandlung zu einem hässlichen Monster einhergeht - zu verbreiten, bis er die bedauernswerten Wesen ganz auf seine Seite gezogen hat.

    Edward erfährt aber noch so einiges mehr: ausgerechnet er soll laut einer Prophezeiung derjenige sein, der die Brücken wieder aufbauen soll und damit nicht genug. Mr. Spines, der alle äußerlichen Anzeichen der Gefallenen, den Helfershelfern des Schakals, aufweist, ist sein Vater und hat Edward aus übergroßer Liebe zu Edwards Mutter verraten und dabei ihren Tod zu verantworten. Zeit, das Ganze zu überdenken und zu verarbeiten, hat er aber auch nicht, denn Whiplash Scruggs ist ihm dicht auf den Fersen, um durch das Abschneiden von Edwards Flügel die Erfüllung der Prophezeiung zu verhindern.

    Gerade hat er Vertrauen zu dem freundlichen Faunehepaar und ihrer Nichte Bridget gefasst, andere Wächter und deren Aufgaben, die ja dann auch auf ihn warten, kennengelernt und freut sich erwartungsvoll darauf, erstmal das Fliegen zu erlernen, da müssen sie auch schon Hals über Kopf vor den Schergen des Schakals wieder fliehen. Edward sieht sich rasch gezwungen, Fähigkeiten einzusetzen, von denen er bislang nicht einmal wußte, dass er sie hatte und muss sich immer wieder neu entscheiden, wem er vertrauen kann und wo besser Vorsicht angesagt ist.

    Mehr soll der rasanten Geschichte nicht vorgegriffen werden, auf der auf jeder Seite und in jedem Kapitel mehr passiert als in manchen Büchern während des ganzen Romans.

    ***Stilistische Besonderheiten***

    Wie schon beim ersten Band "Wings" hatte ich als Erwachsene das Buch sehr rasch durchgelesen und habe dadurch meine Rechnung für heisses Badewasser ganz sicher gut in die Höhe getrieben. Es war halt einfach zu spannend, um aufzuhören mit dem Lesen.
    Ich denke, das wird auch den 10-11jährigen Lesern ähnlich gehen. Daher mal nicht allzu sehr schimpfen, wenn der junge Leser kein Ende findet.

    Die Probleme und Schwierigkeiten werden wie schon im ersten Band in bewährter Manier bewältigt: Probleme tauchen auf, werden erkannt und ohne großartiges Zögern angepackt. Das passt also haargenau in die Erlebnis- und Erfahrungswelt dieser Altersgruppe, die sich noch nicht so wie die Erwachsenen in philosophischen und moralischen Gedanken verfransen und sich damit nur allzu oft selbst lähmen.

    Auch wird dieses aktive und agile Verhalten vom Autor selbst in der Geschichte propagiert: Edward hört immer dann auf zu stottern, wenn er sein Herz in beide Hände nimmt und einfach agiert. Und ganz allmählich steigt das Selbstbewußtsein unseres jungen Helden und er wächst buchstäblich mit seinen Aufgaben.

    ***Fazit***

    Auch der zweite Teil dieser Trilogie hat mir sehr gefallen und bietet keine Problematiken, die ein Kind aus der empfohlenen Ziel-Lesegruppe nicht verstehen oder gedanklich nachvollziehen könnte. Vielleicht wird die eine oder andere Frage aufgeworfen, die dann an Mama und/oder Papa herangetragen wird, denn schließlich geht es außer um Spannung, Abenteuer, Freundschaft und Action auch um Leben und das Leben nach dem Tod. Aber man sollte Kinder in dem Alter auch nicht unterfordern und schon gar nicht unterschätzen, denn manchmal haben die Kids Lösungen und Erklärungen parat, über deren einfach umwerfende Logik wir Erwachsene nur staunen...und vielleicht sogar daraus lernen können.
    Die französische Braut Die französische Braut (Buch)
    12.01.2011

    Ungewöhnlich authentischer historischer Roman

    Eigentlich muss man das bei dem Verlag Hoffmann und Campe schon gar nicht mehr erwähnen, denn der Verlag legt offenbar immer sehr viel Wert auf eine gute Buchbindung und ein Coverbild, das auch mit dem Inhalt des Buches zu tun hat. So jedenfalls meine bisherige Erfahrung mit diesem Verlag, der wie man sieht, auch Wert auf die Meinung von Laien legt. Da dies weiß Gott nicht bei jedem Verlag der Fall ist, gehört es sich erstens, dass ich mich an dieser Stelle dafür sehr herzlich bedanke, dass mir auch dieses Buch für eine Meinungsabgabe zur Verfügung gestellt wurde und für den äusserst freundlichen Kontakt noch ein besonders herzliches Dankeschön. Ich hoffe, den Erwartungen gerecht zu werden.

    Das vorliegende Buch ist gut gebunden, hat ein normales Format und liegt gut in der Hand. Der schwarze Schutzumschlag zeigt eine nachdenklich blickende Frau in einer Kleidung, die man durchaus bei den Siedlerfrauen des 18. Jahrhunderts erwarten würde.

    Am Schluß des Buches ist eine sehr interessante zehnseitige Nachbemerkung der Autorin angefügt, die das ganze Buch erfreulich abrundet und interessante historische Zusatz-Informationen birgt.

    Auf Geheiß Seiner Majestät werden zwanzig junge Frauen zur Verehelichung mit Kanadiern und anderen männlichen Bewohnern nach Fort Louis expediert, um die Kolonie auf solidere Grundlage zu stellen. Diese jungen Frauen sind allesamt fleißig und wurden fromm und tugendhaft erzogen. Es wird der Kolonie zum Vorteil gereichen, wenn sie ihre nutzbringenden Kenntnisse den Indianerfrauen angedeihen lassen."

    Mit dieser Bekanntmachung an die Gemeinde von Fort Louis in Louisiana, März 1704 beginnt ein historischer Roman, der an Schreibstil und Authentizität seinesgleichen sucht.

    Im Jahr 1704 werden 23 junge Frauen aus Frankreich in der französischen Kolonie Louisiana angelandet, ausgestattet mit je einer Kiste als Brautgabe und zu dem Zweck in die Kolonie gebracht, sich mit den dortigen Franzosen der Garnison zu verheiraten und in Amerika quasi ein zweites Frankreich zu gründen. Elisabeth Savaret ist eine dieser jungen Frauen und die meisten dieser jungen Damen sind von ihren Eltern, ihrer Verwandtschaft und Gemeinden regelrecht abgeschoben worden. Die Alternative wäre für viele von ihnen entweder das Kloster oder ein ärmlicheres Leben gewesen, weil von Haus aus z.B. nicht für mehrere Töchter eine finanzielle Absicherung dagewesen wäre oder die Damen rein optisch nicht die besten Heiratschancen in Frankreich gehabt hätten. Sie sollen also mit Männern verheiratet werden, die sie vorher nie gesehen haben und eine lebensfähige Kolonnie gründen, wo bisher nur eine Garnison stationiert war.

    Die kleine Anzahl Männer in dieser Garnison waren allerdings keine Bauern, hatten keine oder kaum Ahnung von Landwirtschaft und sollten ein Gebiet besiedeln und bewirtschaften, dass die Größe Frankreichs um ein Vielfaches überstieg. Das damalige von den Franzosen beanspruchte Gebiet war weitesgehend unerschlossen und umfasste das heutige Louisiana, Mississippi, Arkansas, Missouri, Illinois, Iowa, Wisconsin, Minnesota und Teile Kanadas.

    Wie hat man sich das also wohl vorzustellen?

    Man wußte nicht, welche Schätze und Reichtümer dieses Gebiet der Neuen Welt barg und wie man damit umgehen wollte. Klar war den Franzosen wohl nur, dass hauptsächlich der Erzfeind England sie nicht bekommen sollte! Die Indianer galten als unzivilisierte Wilde, mit denen man schon irgendwie durch billige Geschenke (Glasperlen und anderer Tand) und vor allem Alkohol fertig werden würde. Wichtig waren sie allerhöchstens als leicht zu benutzende Schachfiguren, bei denen sie eher die Rolle der Bauern einnahmen, in dem großen Kolonnial-Schachspiel der damaligen Weltmächte. Völlig naiv gedachte man vermutlich, einen Stützpunkt zu haben, den man ab und zu vom Mutterland Frankreich aus per Schiff versorgte, möglichst viel Gold o.ä. aus dem Gebiet heraus zu pressen und - dies allerdings erst einige Jahre später - unerwünschtes Volk aus Frankreich weg über den großen Teich quasi elegant zu entsorgen.
    So, wie damals Schiffsreisen noch betrieben wurden, brauchte man sich in Frankreich auch kaum Sorgen zu machen, denn die Hälfte der Passagiere starb meistens schon auf der Überfahrt nach Amerika.

    Das Klima der Sumpflandschaft, in der die Siedlung Mobile lag und das so ganz anders war als das gemäßigte Klima Europas, setzte den Europäern ebenfalls zu.
    Der unberechenbare Mississippi mit seinen häufigen Überschwemmungen tat ein Übriges, um die Anzahl der Bevölkerung äusserst niedrig zu halten und im Laufe der Zeit trug die Siedlung Mobile ihren Namen sehr zu Recht, da die komplette kleine Siedlung aufgrund der häufigen Überschwemmungen durch den Fluß mehrmals umziehen mußte.
    Mehrere Versuche der recht unerfahrenen Siedler, Weizen anzubauen, scheiterten zum Beispiel kläglich, da die Ähren schlichtweg verfaulten, bevor sie überhaupt Körner reifen lassen konnten. Ausserdem hatten viele Männer der Garnison schon alle Hände voll damit zu tun, die Bündnisse Frankreichs, die mit den indianischen Ureinwohnern geschlossen worden waren, ständig zu erneuern und zu verhindern, dass die Indianerstämme mit den Engländern zum Nachteil Bündnisse schlossen.
    Eine Zeit später versuchte man, der ganzen Sache Herr zu werden, indem man Indianer als Arbeitssklaven nahm und noch eine Zeit später wurden afrikanische Sklaven nach Amerika verschifft, die die Feldarbeit übernehmen sollten. An Konfliktpotenzial mangelt es in diesem Roman also keineswegs.

    Vor diesem sehr authentisch beschriebenem Hintergrund begleiten wir nun also in dem Roman vorrangig drei Menschen:
    Elisabeth Savaret, eine junge Frau, die bei ihrer Überfahrt nach Amerika noch keineswegs weiss, was sie vom Leben möchte. Sie weiss im Grunde nur, dass sie nicht so werden möchte wie andere junge Frauen ihrer Generation, die ihr allesamt vorkommen wie dumme, kichernde Gänse. Und so ist sie auch sehr überrascht, als der gutaussehende, selbstbewußte und leicht arrogant auftretende Soldat Jean-Claude Babelon ausgerechnet sie zur Frau wählt und versucht, ihm alles besonders recht zu machen.
    Babelon wird als Vermittler und Unterhändler bei den Indianerstämmen eingesetzt, soll mit ihnen Handel treiben, für die französische Regierung ausspionieren, was die Engländer treiben und durch geeignete Geschenke verhindern, dass die Indianer sich mit den Engländern gegen die Franzosen verbünden. In Wahrheit ist er selbst aber nur daran interessiert, möglichst gute Geschäfte zu machen und irgendwann reich nach Frankreich zurück zu kehren.
    Elisabeth sieht das allerdings zunächst nicht, sondern ist im Gegenteil fast krankhaft eifersüchtig darauf bedacht, dass Babelon in den wenigen, seltener werdenden Stunden und Tagen, wenn er mal zuhause bei ihr ist, vor allem mit anderen Frauen keinen Kontakt hat.

    Am dörflichen Leben in Mobile nehmen Babelon und Elisabeth daher aus unterschiedlichen Gründen kaum teil, sondern sich ab und Babelon macht seiner Frau ihrer Ansicht nach sehr häufig klar, dass er auch keine Kinder haben möchte. Diese Konstellation ist zur damaligen Zeit, wo Verhütung noch ein Fremdwort war, nicht ganz ungefährlich. Erschwerend kommt auch noch die Begegnung und spätere Kameradschaft von Babelon und dem jüngeren Auguste hinzu, den man als Junge mit dem Auftrag, als Spion bei einem Indianerstamm zu fungieren, zurückgelassen hatte. Auguste hat nun einen ganz anderen Charakter als Babelon entwickelt und sich im Laufe der Jahre sehr gut im Indianerstamm integriert, allerdings aber auch eine ganz eigenständige Art und Weise entwickelt, in der Neuen Welt zurecht zu kommen.

    Als sich Auguste in Elisabeth verliebt und die Charaktereigenschaften von ihr und auch von Babelon vollständig erfasst, steuert ihre Beziehung unaufhaltsam auf eine Katastrophe zu.

    Mehr möchte ich aber nicht verraten, denn erstens soll man es ja noch selber lesen wollen und zweitens geht das Buch meiner Meinung nach über die Schilderung einer Dreiecksbeziehung in historischer Kulisse weit hinaus. Historische Romane haben ja quasi immer noch eine Art Hochsaison und wahrscheinlich auch ihre Berechtigung, sonst würden sie ja nicht so gerne gelesen und gekauft werden, denke ich mal.

    Aber dieses Buch hebt sich doch sehr von anderen Romanen dieses Genres ab, da man sich als Leser dazu aufgefordert fühlt, mit zu denken und zu fühlen. Man erlebt die Entwicklung der Protagonisten nicht als gegebene Fakten - und bekommt auch nicht von der Autorin einfach gesagt, was in ihnen vorgeht, sondern entwickelt quasi ganz allmählich im Laufe des Romans das Verständnis für sie, würde sie am liebsten vor manchen Fehlern bewahren, versteht manche Handlungen erst im Nachhinein, baut es auch oft erst auf, wenn man sich bewußt macht, in welcher Zeit, mit welchen Normen und gesellschaftlichen Zwängen die Menschen vor mehr als 200 Jahren noch umgingen.

    ***Fazit***

    Wenn ich mir die Meinungen anderer Rezensenten so anschaue, ist der Schreibstil der Autorin wohl nicht jedermanns Geschmack. Mir gefällt er allerdings sehr gut, weil ich es sehr schön finde, wie ich mich gerade durch die Landschafts- und Lebensumständebeschreibungen auf eine Reise in die Vergangenheit begeben konnte, die sich mit der Kolonisierung Amerikas befasst, die auf mich sehr viel authentischer gewirkt hat, als ich es erhofft hatte.

    Von dieser Autorin lasse ich mich gerne zum Selbernachdenken verführen.
    Eisige Nähe Eisige Nähe (Buch)
    20.12.2010

    Empfehlenswerte Lektüre. In jeder Hinsicht!

    Als ich das Buch "Eisige Nähe" von Andreas Franz bekam, schaute ich mir als erstes die sehr interessante und informative Homepage des Autors an. Seit Neuestem habe ich mir das zu einem Prinzip gemacht, denn im Gegensatz zu früher interessiert mich, was das für ein Mensch ist, dessen Bücher ich lese und manchmal ja jetzt auch öffentlich beurteile. Und was ich dort über die Ansichten und Überzeugungen des Autors las, gefiel mir sehr.

    Andreas Franz schreibt, dass er immer wieder gerne mal Zitat: "...über das Organisierte Verbrechen, das sich mittlerweile in allen Bereichen von Politik, Wirtschaft, dem Finanzwesen und sogar der Kultur etabliert hat und so ziemlich alles kontrolliert." schreibt - wie mittlerweile viele seiner Autorenkollegen und gilt als jemand, der zu diesem Zweck auch umfassend und sehr sachbezogen recherchiert. Es ist also längst nicht alles nur Fiktion, worüber er schreibt und man merkt dem Roman die sich im Laufe der Zeit entwickelnd habende gesteigerte Kompetenz des Autoren an. Das empfinde ich sehr positiv, obwohl mich manche beschriebene Brutalität oder Perversität doch etwas stört.
    Aber die Realität ist manchmal eben genau so, oder leider sogar noch schlimmer, wie ich selbst von Bekannten weiß.

    Also zum Inhalt in Kürze:

    Hans Schmidt ist ein Auftragskiller, der von allerhöchsten Kreisen angeheuert wird, im Grunde vor 20 Jahren zu seinem Job wie die Jungfrau zum Kind kam und nun ein "Künstler" seines Fachs geworden ist, im wahrsten Sinne des Wortes, denn er arrangiert die von ihm Ermordeten zu einem "künstlerischen", makaberen Gesamtwerk, legt auch falsche Spuren und ist immer einen Schritt weiter als die Ermittler der Polizei. Und er arbeitet seit Neuestem auf eigene Rechnung, was ihn bei dem Leser fast schon wirklich sympathisch macht, bekommen doch endlich diejenigen ihre Strafe, die man unwillkürlich als gerecht empfindet.

    Der Roman, der in Kiel spielt, beginnt mit einem Doppelmord an dem Musikproduzenten Peter Bruhns und dessen derzeitiger weitaus jüngeren Bettgespielin. Das erste Mordopfer bzw. dessen Umfeld, das die Ermittler Lisa Santos und Sören Henning auf Hinweise abklopfen müssen, erinnert fatal an zur Zeit real bekannte Personen mit einigen ähnlichen Charaktereigenschaften.
    Die hinterlassenen Spuren verwirren zunächst und geben Rätsel auf, bis DNA-Spuren gefunden werden, die auch schon in anderen bereits als gelöst geltenden Mordfällen aufgetaucht waren und wozu der Innenminister eine Presse-Erklärung abgegeben hatte, in der er sich bei der Öffentlichkeit für die Benutzung kontaminierten Beweismaterials entschuldigt hatte.

    Umso merkwürdiger ist allerdings, dass ein ehemaliger Tontechniker, den das Ermittler-Team Santos und Henning nicht für den Mörder halten, am nächsten Tag doch plötzlich als Mörder gilt. Er hatte 2 Kripo-Beamte angeblich in einen Schußwechsel verwickelt und war von ihnen dabei in Notwehr getötet worden. Danach wird der Fall als abgeschlossen bezeichnet, aber Santos und Henning merken allmählich, dass sie Größerem auf der Spur sind, die Fährte bis in die Politik führt und man offenbar mit genügend Geld wirklich alles kaufen kann.

    Mehr zu verraten würde bedeuten, dem eigenen Lesen die Spannung vorweg zu nehmen. Daher nur noch ein paar Worte zu Andreas Franz Schreibstil und - nach Durchlesen seiner Homepage - seiner Intention, soweit ich sie denn richtig verstanden zu haben glaube:
    Oberflächlich betrachtet und gelesen sind die Krimis von Andreas Franz ganz sicher gute und spannende Unterhaltung, aber es steckt mehr dahinter und darin, wenn man dem Autor nur etwas gewissenhafter zuhört.

    Ich denke, es geht dem Autor um Gesellschaftskritik, um die Auseinandersetzung mit einem regelrechten Sumpf, dessen wirkliche Tiefe und Trübe man eigentlich nur entsetzt und angeekelt erahnen kann und wo man unwillkürlich hofft, dass es bitteschön nicht tatsächlich schlimmer sein möge, als ein erfolgreicher Krimiautor es sich ausdenken kann.
    Die Weihnachtshäsin Die Weihnachtshäsin (Buch)
    19.12.2010

    Gelungene Satire

    Ein Weihnachts-Geschenkbuch der besonderen, ausgefalleneren Art ist "Die Weihnachtshäsin" von Adriana Dorsett und Henning Löhlein.
    Wie bei Uli Stein ist nicht nur der Text allein wichtig, sondern das ganze Buch funktioniert nur im Zusammenhang mit den humorigen, skurrilen und teilweise echt abgedrehten Illustrationen.
    Der Inhalt ist dementsprechend auch schnell erzählt und man weiß auch nach den ersten paar Zeilen, wie das Buch ausgeht. Aber das ist auch nicht so wichtig.

    Der Weihnachtsmann hat arge Probleme mit seinen Füßen und die Zustellung der Weihnachtspäckchen am Heiligen Abend ist gefährdet. Geht natürlich GAR nicht und so kommt er auf die Idee, alle Märchenfiguren per Extra-Post zu einem Wettlauf zum Haus des Weihnachtsmanns aufzufordern. Dem Sieger - und demjenige, dem es überhaupt gelingt, den genauen Standort des Hauses zu finden (wissen SIE es etwa?) - winkt als Preis die Ehre, die diesjährige Zustellung zu übernehmen.

    Einigen scheint der Ruhm und die Ehre aber überhaupt nicht relevant, andere haben ihre Zeit schon zu sehr verplant, haben die erste kurze Wegbeschreibung schon nach wenigen Minuten verbaselt, trauen sich diese Bürde gar nicht zu oder mögen gar Weihnachten sowieso nicht besonders. Kommt dem Leser spätestens dann doch ziemlich menschlich vor, nicht wahr?
    Aber bei den wenigen Hilfewilligen, die da nur noch übrig bleiben, sind recht unterschiedliche und keineswegs immer uneigennützige Motive vorhanden und der Weg ins Weihnachtsmannhaus nicht so einfach zu bewältigen wie gedacht.

    Das sollte der Leser aber am besten selbst lesen und gleichzeitig die Illustrationen geniessen, bei denen es natürlich nicht zuletzt auf die witzigen Details ankommt.
    Ob man das Buch als Erwachsener liest oder mit - eventuell auch kleineren - Kindern geniesst, muss man ebenfalls selbst entscheiden, denn i.d.R. kennt man wohl deren Entwicklungsstand und Sinn für Humor als Eltern am besten. Nur sollte man sich nicht wundern, wenn die Kinder an anderen Stellen lachen als die Erwachsenen.

    Fazit: Wie vom es vom Hoffmann und Campe Verlag - Garant für aussergewöhnliche und niveauvolle Bücher - mittlerweile gewohnt ist, handelt es sich bei dem Buch "Die Weihnachtshäsin" um einen wahren Glücksgriff des Verlages und man kann nur hoffen, dass der Autorin Adriana Dorsett und ihrem Lebensgefährten Henning Löhlein, der sich schon an vielen renommierten Stellen einen Namen gemacht hat, noch viel schöner Unfug einfällt, um die Leserschaft zu erfreuen.

    Eignet sich auch sehr gut zum Verschenken. Man kann es ja vor dem liebevollen Verpacken noch eben schnell selbst durchblättern.
    ;-)
    Rost Rost (Buch)
    18.12.2010

    Empfehlenswert

    Der Roman "Rost" von Philipp Meyer ist einer der besten "Problem"-Romane, die ich in letzter Zeit lesen durfte.
    Es geht nur bedingt um die in der Auflösung befindliche Stahlwirtschaft der Stadt Buell, in der Nähe von Pittsburg/Pennsylvania und die damit verbundene Entlassung von Tausenden von Arbeitern und deren Probleme, denn die sind vielfältig genug, wie wir Deutschen das schon z.B. vom Ruhrgebiet oder anderen wegbrechenden Wirtschaftskonzentrationsgebieten kennen.

    Hauptsächlich geht es um die mehr als ungewöhnliche Beziehung zwischen Isaak English und Billy Poe, die sich schon seit Kindertagen kennen und die mehr verbindet als der gemeinsame Schulbesuch. Isaaks Schwester Lee hat den Absprung aus der Region schon lange geschafft. Sie studiert Jura in Yale, ist verheiratet, ist finanziell abgesichert und wird anerkannt. Doch Geld und hoher Bildungsgrad ist bekanntlich nicht alles, was einen glücklichen Menschen ausmacht. Auch Isaak ist sehr klug und ambitioniert, aber ansonsten recht lebensuntauglich, verträumt und schwach und möchte am liebsten Astrophysiker werden. Doch der Selbstmord ihrer Mutter lastet beiden Geschwistern schwer auf der Seele und das Verhältnis zum Vater, den Isaak nur den "Alten" nennt, ist seither schwer gestört.
    Isaak versuchte sich sogar einmal selbst auf die gleiche Weise wie seine Mutter das Leben zu nehmen, was Poe jedoch selbstlos verhinderte.

    Irgendwann hält es der zwar hochintelligente, in zwischenmenschlichen Dingen allerdings nicht sehr sicher und entspannt wirkende Isaak nicht mehr aus, bestiehlt seinen pflegebedürftigen Vater um 4000,- Dollar und macht sich wie seine Schwester auf, um fern von zuhause in Kalifornien zu studieren. Am liebsten wäre es ihm, wenn Poe mitkäme.

    Dieser war mal in Isaaks Schwester verliebt und fühlt sich insgesamt mit Isaak und dessen Schicksal mehr verbunden, als an sein eigenes Fortkommen zu denken. Er hatte eigentlich während der Schulzeit zunächst die größeren Chancen und sollte eine Footballspieler-Karriere antreten, entschied sich dann jedoch für ein Leben bei seiner Mutter in einem Trailer, deren Lebenstraum nach dem Fortgang ihres Mannes bereits zerplatzt ist.
    Poe läßt sich seit dem Verlust seines Jobs hängen und wirkt trotz körperlicher Stärke und überaus großer Gutmütigkeit antriebslos und resigniert.

    Als er Isaak noch ein Stückchen auf seinem Weg begleitet, kommt es durch eine sehr unglückliche Verkettung von Umständen zum Tod eines Penners. Von nun an müssen beide entscheiden, ob ihnen ihre Freundschaft oder die Verfolgung des eigenen Lebensweges wichtiger ist. Poe, der sowieso als gewalttätig und unbeherrscht gilt, geht für Isaak, der den Totschlag eigentlich verursacht hat, ins Gefängnis, während Isaak seine Flucht aus der Region forsetzt, ohne zu wissen, was in seiner Heimatstadt passiert.

    Philipp Meyers Roman wechselt des Öfteren die Erzählperspektive und viele Passagen geben die Gedanken des jeweiligen Protagonisten wieder. Das macht das Buch vermutlich für manchen nicht sehr einfach zu lesen, aber mir gefällt das sehr gut.
    Der Autor zeichnet seine Protagonisten sehr feinfühlig und für den Leser absolut nachfühlbar. Der Titels des Buches, "Rost" ist sehr gut gewählt, die sinnvoll gewählte Unterteilung in einzelne Kapitel zeigt zudem sehr anschaulich, wie lange Rost wirklich benötigt, um Glanz, Ruhm und schönen Schein zu zersetzen.
    Eine Hexe mit Geschmack Eine Hexe mit Geschmack (Buch)
    18.12.2010

    Macht einfach Spaß zu lesen!

    Man hat es wirklich nicht leicht als 18jährige Hexe, schon gar nicht, wenn man wunderschön ist und doppelt und dreifach nicht, wenn man durch einen Fluch im Keller der Eltern aufwachsen musste. Die grausige Edna, selbst eine Hexe, macht diesem unmöglichen Zustand ein Ende, befreit sie und bringt unserer Protagonistin alles bei, was zu einer ordentlichen Hexe gehört, auch, wie man sich hässlicher macht als man ist. Allerdings haben eben auch Hexen Feinde, was die grausige Edna bald gewaltsam zu spüren bekommt.

    Natürlich schreit dieser Mord an ihrer Lehrerin nach Rache und unsere Protagonistin steht bald vor der Aufgabe, nicht nur ihr Leben sondern im Grunde die Welt an sich retten zu müssen. Dabei wird sie nach und nach unterstützt von einem klugen Troll, einer sprechenden Füchsin, einem weißen Ritter, allerlei anderen magischen und nichtmagischen Lebewesen und natürlich von dem Dämon Molch, einer süßen, aber blutrünstigen und ewig besserwisserischen Ente, die sie von Edna geerbt hat.

    Außerdem hat unsere Heldin wider willen aber noch ein klitzekleines Problem. Sie hat Leute, in diesem Fall natürlich unseren strahlend weißen Ritter buchstäblich zum Fressen gern.
    Was daraus für skurrile, aberwitzige Situationen entstehen können und wie das Ganze ausgeht, ist wirklich lesenswert.
    Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis (Buch)
    12.12.2010

    Geniale Idee

    Das sind schon sehr geschickte psychologische"Schachzüge", mit denen der Autor des Buches "Der Name des Buches ist ein Geheimnis" da arbeitet.

    Als Erwachsener bzw. als Mutter von mittlerweile erwachsenen Söhnen weiß man, dass Kinder nichts so stark reizt wie ein Geheimnis, über das sie den Mund zu halten haben. Nicht nur bei Kindern übrigens ist sowas allerdings auch so gut wie unmöglich. Versuchen sie doch selbst einmal, eine Minute NICHT an einen kleinen rosa Elefanten zu denken, nachdem sie dazu aufgefordert werden, genau das eben nicht zu tun. Sehen sie, klappt hervorragend. Ihr Gehirn wimmelt bei dem angestrengten Versuch, selbige kurzzeitig daraus zu eliminieren, geradezu von kleinen rosa Elefanten und sie tanzen auf sämtlichen Synapsen wahrscheinlich Rock 'n Roll. ;-)

    Ebenso funktioniert das natürlich auch mit der strikten Aufforderung, dies bestimmte Buch besser NICHT zu lesen und es aber auf jeden Fall als Geheimnis zu bewahren - bei Lemmony Snicket hat es schließlich auch funktioniert - ganz neu ist dieser Trick, die Aufmerksamkeit des geneigten Lesers auf sich zu ziehen, also nun wirklich nicht.
    Als erfahrene frühere Sesamstrassen-Pflichtguckerin (Kennen Sie den noch: "Pssst, ich habe ein F zu verkaufen!"?) interessierte mich also auch eher, ob denn genügend Substanz da sei, worüber es denn als Hobby-Rezensent so beredt zu schweigen gälte - und ich muß sagen, Pseudonymus Bosch - ja, auch wer der Autor des Buches ist, ist natürlich ein Geheimnis - hat mich angenehm überrascht.

    Ein weiterer kluger Schachzug des Autoren besteht darin, den Leser sofort direkt anzusprechen. Erzielt wird, dass der Leser fast wirklich der Ansicht ist, das Buch und die darin enthaltenen Geheimnisse haben einzig und allein auf den richtigen, vertrauenswürdigen Leser gewartet. Und dementsprechend kann man auch nicht aufhören zu lesen, bis man das Buch durch hat.

    Worin wird man als Leser also eingeweiht bzw. in welche Handlung wird man als Mit-Geheimnisträger mit einbezogen?

    Kass lebt bei ihrer alleinerziehenden Mutter und ist bestens auf jegliche Art von Endzeitkatastrophen vorbereitet, die sie auch permanent jedem prophezeit. Ihr ständiger Begleiter ist ein Rucksack, prall gefüllt mit Dingen, die man so nach einer Katastrophe zum Überleben benötigt. Ihr Schulkamerad Max-Ernest hat wiederum eine andere Macke: er quasselt ohne Unterlaß - allerdings auch nicht gerade witzigen Kram - und macht sich damit in der Schule ebenso keine Freunde. Verständlich, dass es diese beiden zueinander zieht.

    Durch puren Zufall - eine Immobilienmaklerin, die sich im Laden von Kass Großvätern aufhält - hat einiges Merkwürdige über eines ihrer Objekte zu erzählen - gelangen Kass und Max-Ernest in den Besitz einer geheimnisvollen Schatulle mit Riechfläschen, die sich „Symphonie der Düfte“ nennt und an das Tagebuch eines Mannes, der angeblich bei dem Brand seines Hauses ums Leben gekommen sein soll. Kein gewöhnlicher Mann, sondern seines Zeichens Magier. Wenn das neugierige Jugendliche nicht reizt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen, was an der ganzen Sache dran ist und natürlich ebenso bestens geeignet, um sich selbst umgehend in die größten Schwierigkeiten zu bringen, weiß ich auch nicht. Und wir Leser dürfen an diesem großartigen Kopfkino auch noch teilnehmen. Besser geht's doch gar nicht. Unbedingt selber lesen.

    Pseudonymus Bosch - wer immer das auch sein mag, begann mit diesem Buch eine geheimnisvolle, witzige und äußerst spannende Geschichte und ich freue mich schon sehr auf den Folgeband.
    Unbewohntes Paradies Unbewohntes Paradies (Buch)
    11.12.2010

    Für mich die Entdeckung des Jahres

    Das Buch "Unbewohntes Paradies" von Ana María Matute, das ich vom Verlag Hoffmann und Campe freundlicherweise zum Rezensieren übersandt bekam und bei dem ich mich hiermit auf das Herzlichste dafür bedanke, zählt für mich eindeutig zu den wichtigsten, berührendsten und warmherzigsten Romanen, die ich je gelesen habe.

    Das Buchcover zeigt den Hinterkopf eines kleinen, zierlichen Mädchens mit Zöpfen und viel zu großen roten Schleifen im Haar. Dieses Bild ist gut gewählt, denn in Adrianas Welt im Madrid der dreißiger Jahre ist irgendwie alles zu groß für sie, selbst ihr Name.
    Daher wird dieses kleine, elfengleiche Geschöpf auch von allen Adri genannt. Ihre Mutter, die nicht dazu steht, dass ihre Liebe zu ihrem Mann längst erkaltet ist und sich als Ersatz den Gepflogenheiten der besseren, katholischen Gesellschaft Spaniens unterwirft, weiß nichts mit der Kleinen anzufangen und so wächst Adri in der Küche und den Wirtschaftsräumen des Hauses bei der Wirtschafterin Tata María und dem Hausmädchen Isabel auf, wo sie sich allerdings den größten Teil ihrer frühen Kindheit meist unter dem Tisch am liebsten unsichtbar für alle macht. Des Nachts, wenn alles schläft, wandert sie durch den dunklen Korridor, der in ihrer Vorstellung zu einem gefahrvollem Strom wird, worauf sie Abenteuer erlebt, in den großen Salon, wo sie beobachtet, wie ein Einhorn aus einem Gemälde flieht und wieder zurückkehrt, beobachtet den Lampenanzünder, die Lieferanten und Chauffeur und schafft sich immer mehr ihre eigene Traumwelt. Wie ihre Tante Eduarda feststellt, lebt sie in ihrer eigenen kleinen Welt als Gnom und spricht ihre eigene Sprache.

    In der Mädchenschule, in die man sie ab einem bestimmten Alter steckt, muss sie recht schnell die Erfahrung machen, dass Intelligenz und Fantasie, Hinterfragen von Dogmen und Anzweifeln der starren Lehrmethodik nicht erwünscht ist. Sie gilt bald als widerborstiges, böses Kind und zieht sich immer mehr in sich selbst zurück. Vorsichtige, sehr zurückhaltend gezeigte Wärme und Zuneigung erhält sie nur vom Personal und als ihr Vater mit ihr einen ganzen Tag verbringt, wird klar, dass auch er unfähig ist, ihr echte Zuwendung zu geben. Außer durch fast verstohlenem Händedrücken kommuniziert er so gut wie gar nicht mit ihr, nimmt sie aber mit ins Kino zu einem Abenteuerfilm. Adriana ist völlig überwältigt, geht komplett mit den Geschehnissen im Film mit und wird prompt krank. Der einzige Mensch, der erkennt, dass das Mädchen ausgehungert nach echter Wärme und liebevoller Zuwendung ist, ist der Arzt der Familie.

    Doch Adrianas Leben ändert sich erst, als im Nachbarhaus eine Russin mit ihrem Sohn Gavrila und dessen fürsorglicher Hausverwalter Theo einzieht. Gavrila ist genau so einsam wie sie, denn seine Mutter ist eine berühmte Ballerina und hat ebenfalls keine Zeit für ihr Kind.
    Zunächst heimlich und mit der Zeit immer mehr mit dem Wissen und der Befürwortung des Personals, die beide Kinder bedauern, freunden sich Adriana und Gavrila nicht nur auf bezaubernde Weise an, sondern es wächst echte Liebe zwischen ihnen, die beide stärkt und erfüllt.

    Doch ihre kleine, heile Welt ist allerorts gefährdet. Das Erwachsenwerden, der stärker werdende Versuch des Proletariats, die Macht zu ergreifen und den Kapitalismus zu stürzen, Brutalität, Ignoranz und Neid anderer Menschen und Krankheiten bedrohen das Glück der Kinder.
    So wundervoll poetisch zeichnet die Autorin ihre Protagonisten, dass man als Leser versucht ist, die eigene Hand schützend um die Kinder zu legen, um sie vor dem Unvermeitlichen zu schützen und abzuschirmen, wohl wissend, dass das leider nicht auf Dauer geht.

    Aber die unvergleichliche Schreibweise von Ana María Matute, die den Leser durch das Miterleben der ungewöhnlichen, herzerwärmenden Freundschaft der beiden Kinder in die traumhafte Kinderzeit zurückversetzt, in der alles möglich schien, tröstet den Leser doch über den tragischen Schluß hinweg und man kann gut nachvollziehen, dass diese Autorin zu den ganz großen und bedeutenden Schriftstellern Spaniens zählt.
    Die Farbe Lila Die Farbe Lila (Buch)
    07.12.2010

    Einfach klasse

    Alice Walker erhielt 1983 für ihren Roman „Die Farbe Lila", Originaltitel „The Color Purple" als erste schwarze Frau den Pulitzer-Preis für Belletristik. Sie erzählt mit dieser Geschichte, die von Steven Spielberg erfolgreich verfilmt wurde, Essentielles aus dem Leben ihrer eigenen Großmutter und gibt uns Lesern einen Einblick in das Leben und die Mentalität der Farbigen in den Südstaaten der USA einige Jahre vor den Weltkriegen.

    Celie wird als 14jähriges Mädchen von ihrem Vater mehrfach missbraucht. Die zwei Kinder, die sie gebärt, werden von ihm verkauft, ebenso wie sie selbst, als der Vater sich an ihre jüngere Schwester Nettie heranmachen will. Celie selbst nimmt alle Erniedrigungen, Prügel und aufgetragenen Dienstmädchenarbeiten des ihr aufgezwungenen Ehemanns, den sie für sich nur Mister... nennt, klaglos hin, versorgt Haus und Hof, ihn und seine Kinder und kommt gar nicht auf den Gedanken, sich gegen ihn aufzulehnen oder für sich selbst irgendwelche Rechte zu beanspruchen. Sie kennt bisher für sich einfach kein anderes Leben, zu tief ist sowohl der physische als auch psychische Missbrauch, den Celie erfahren musste. Da sie niemanden hat, dem sie ihre Sorgen und Nöte anvertrauen kann, schreibt sie zunächst Briefe an Gott.

    Durch einen puren Zufall sieht sie ihre Tochter Olivia mit deren neuer Mutter beim Einkaufen und ahnt mehr, als dies mit Gewissheit zu wissen, dass ihre Kinder an diese Frau, Ehefrau eines schwarzen Pfarrers, verkauft worden sind. Als ihre Lieblingsschwester Nettie, mit der sie eine innige Beziehung hat, von zuhause wegläuft, weil sie die Zustände dort nicht mehr aushält, rät ihr Celie, bei dem Pfarrer und seiner Frau um eine Stellung nachzusuchen, die Nettie nicht nur erhält, sondern sich im Laufe der Zeit mit dem Ehepaar anfreundet und ihren weiteren Lebensweg mit ihnen beschreitet.
    Ein zweiter, sehr spannender Handlungsstrang des Romans beschäftigt sich mit der weiteren Entwicklung in Celies Leben: Schon immer hat sie die Sängerin Shug Avery bewundert. Als diese schwer erkrankt und von Celies Ehemann, der mit Shug ein Verhältnis hat, zum Gesundpflegen zu ihnen nach Hause geholt wird, verändert sich ihrer aller Leben durch diese lebensfrohe, selbstbewußte Frau langsam, aber stetig, bis zum Schluß des Romans beide Handlungsstränge wieder zusammengeführt werden und sich Celie und ihre Schwester endlich wiedersehen.

    Mir hat an diesem Roman so viel gefallen, dass es richtig schwerfällt, alles einzeln auf zu zählen: die Erzählweise von Celie, der Protagonistin des Romans, der Aufbau in Briefform, die Einblicke, die man beim Lesen über die doch recht fremde und doch teilweise so vertraute Mentalität und Kultur von Schwarzen erhält...kurzum: mir hat an diesem Buch wirklich alles gefallen und ich kann es nur jedem zu lesen empfehlen.

    Denn, wie Alice Walker darin einen ihrer Protagonisten sagen lässt: auf der Suche nach der Lösung für die großen Fragen dieser Welt lösen wir einfach nach und nach die kleinen.
    Die Bucht am Ende der Welt Sergio Bambaren
    Die Bucht am Ende der Welt (Buch)
    06.12.2010

    Ein kleines, ganz großes Buch!

    Sergio Bambaren ist ein Sucher, der etwas ganz anderes fand als er ursprünglich suchte. Er möchte zum Wellenreiten auf Tobago Urlaub machen, weil es angeblich dort die perfekte Welle gäbe. Doch das Wetter macht ihm einen dicken Strich durch die Rechnung und es will einfach nicht richtiges Surfwetter werden. So geht es vielen von uns...und nicht nur im Urlaub. Man sucht etwas: Entspannung vom Alltag, eine ganz bestimmte Herausforderung, ein vorher vordefiniertes Ziel, welches man erreichen möchte. Und ist dann frustriert, wenn alles anders wird.

    Der Autor beschreibt, wie ihn eine lässige Frage der Restaurantbedienung: "Warum gehen Sie dann nicht tauchen?" auf ein neues Erlebnisgebiet bringt, welches er daraufhin mit ganzem Einsatz von Körper, Geist und Seele erforscht...das Tauchen. Nichts, was nicht schon ähnlich irgendwo beschrieben wurde, werden sich manche Leser fragen?

    Schon möglich, aber Bambarens Erzählstil muß man meiner Meinung nach mit ganzem Herzen und vor allem mit ganzer Seele erfahren, so man es denn zuläßt, sich hineinfallen zu lassen. Eben so, wie der Autor selbst Tobago, das Tauchen, die ausgeglichenen Menschen dort, die mit Wenigem zufrieden und glücklich sind, die Natur und deren Tier- und Pflanzenwelt, den Frieden und die Stille der Unterwasserwelt erlebt.

    Und zum guten Schluß darf der Autor dann doch noch die perfekte Welle reiten, die erst dann kommt, als er eben nicht mehr versessen erwartet. Und mit noch mehr Glück gelangt man zu der gleichen Lebenseinstellung wie Bambaren: "Ich will meine Zeit nicht vergeuden und nicht für Dinge arbeiten, die mein Leben nicht bereichern können." Man wird es nicht immer schaffen, aber ein lohnenderes Ziel gibt es nun wirklich nicht!
    Als Tom mir den Mond vom Himmel holte Als Tom mir den Mond vom Himmel holte (Buch)
    05.12.2010

    Angenehme Leseüberraschung

    Die Hartz-IV-Empfängerin Sophie wird von ihrer Familie liebevoll Fräulein Münchhausen genannt, denn bisher hat sie sich meist durch Flunkereien und kleinen Lügen vielen Problemen des Lebens entzogen und die Wirklichkeit dadurch ein wenig verbogen oder gar spannender dargestellt als sie oft war. Nach Beendigung ihrer eher halbherzig gemachten Ausbildung zur Fotografin hat sie bisher weder ihren Berufsweg noch Lebenspartner gefunden und lebt mit zwei älteren Damen in einer WG.
    Als ihr Bruder, Pfarrer von Beruf, heiratet, ändert sich ihr Leben – und auch das der ihr nahestehenden Menschen, drastisch.

    Um ihre Eltern auf der Hochzeit ihres erfolgreichen Bruders, in dessen Schatten stehend sie sich bisher immer fühlte, zu beeindrucken, verkleidet sie sich als mondäne, erfolgreiche Geschäftsfrau mit allen ihrer Freundin Özge notwendig erscheinenden, etwas übertriebenen Accessoires wie Designer-Handtasche und Ferrari-Schlüsselanhänger.

    Ausgerechnet da lernt sie Tom kennen. Er ist ebenfalls arbeitslos und hält sich derzeit mit kellnern über Wasser. Allerdings ist er im Prinzip auf den ersten Blick ihr genaues Gegenteil, denn er liebt die Wahrheit und Ehrlichkeit über alles. Dazu hat er auch allen Grund, denn er ist durch die Lügen und Betrügereien von anderen arbeitslos und durch mehrere schlechte Erfahrungen in dieser Hinsicht sehr verletzlich geworden.

    Ob die beiden trotz dieser erheblicher Startschwierigkeiten für eine solide Beziehung letztendlich zusammenkommen und wie Sophie durch Tom (und er durch sie) endlich die Kurve in ein geregeltes Leben bekommt, in dem es nicht mehr nötig sein wird, sich und andere zu belügen, ist aber nur ein Teil dieser sehr kompakten, vielschichtigen Story, die die Autorin Silke Schütze ihren Lesern da schenkt und in der es von Anfang bis Ende sehr nachvollziehbar menschelt.

    Für mich eines der Lese-Highlights meines derzeitigen Buchbestandes, welches ich sehr gerne anderen ans Herz legen möchte. Jeder von Silke Schützes Protagonisten, auch die Nebendarsteller, sind mit großer Liebe zum Detail gezeichnet und bekommen ihre ganz eigene wichtige Unterstory, so dass durch das Zusammenspiel aller Teilgeschichten die Hauptgeschichte erst so richtig rund und stimmig wird.
    Der Bruder von Sophie, der auch als Seelsorger nicht vor eigenem Seelenschmerz gefeit ist, die Arbeitsvermittlerin Frau Klix, die trotz äußerlich gezeigter Strenge ein sehr mitfühlendes menschliches Wesen hat, die älteren WG-Mitglieder, die zwar körperlich nicht mehr die Jüngsten sind, deren Intelligenz, Erfahrungsschatz und Charakter man aber nicht unterschätzen sollte…etc. etc. Wer in dem Buch nur eine oberflächliche Love-Story vermutet, wird genau wie ich, angenehm enttäuscht werden. Ich war jedenfalls oft überrascht von einer unerwarteten Wendung oder hab oft zustimmend genickt und von Anfang bis Ende mitgefiebert und mitgelitten. Und wenn das ein Autor schafft, hat er meiner Meinung nach genau das erreicht, weswegen er ein Buch geschrieben hat.

    Kurzum…ein Roman, der sich unbedingt zu lesen lohnt, ist es doch eine sehr warmherzige, gut miterlebbare, zeitgenössische und doch zeitlose Geschichte, der man obendrein noch anmerkt, wie sehr die Hamburger Autorin die Menschen an sich und die Stadt Hamburg im Besonderen schätzt.
    Maar, P: Lippels Traum Maar, P: Lippels Traum (Buch)
    04.12.2010

    Empfehlenswerte Lektüre

    Wer seinen Kindern mal wieder ein gutes Buch zum Selber-oder Vorlesen gönnen möchte, sollte es einmal mit "Lippels Traum" von Paul Maar versuchen, dem allseits bekannten Erfinder des "Sams".

    Zum Inhalt des in Kapiteln aufgeteilten Buches:

    Phillip, kurz Lippel genannt, muß eine Woche ohne seine Eltern zurecht kommen, da seine Mutter andernorts einen Vortrag halten muss, wobei sie vom Vater begleitet wird. Da Lippel zur Schule muss, soll Frau Jakob auf ihn aufpassen, ihn bekochen und allgemein gut für ihn sorgen. Frau Jakob ist allerdings eine stocksteife junge Frau mit irrwitzigen Vorurteilen und vielen irrationalen Ängsten.

    Da Lippels Eltern wissen, dass Lippel - außer Sammelpunkte von Joghurtbechern und Milchpackungen zu sammeln (bei 100 Punkten werden spannende Farbbilder versprochen) - gerne vom Orient träumt und liest, schenken sie ihm heimlich noch Schokolade und ein Buch mit den Geschichten aus 1001 Nacht, was ihn über die Abwesenheit seiner Eltern hinwegtrösten soll. Prompt nimmt ihm allerdings bei ihrem ersten kleinen Streit Frau Jakob das Buch weg und Lippel klagt einer freundlichen Nachbarin, Frau Jeschke, sein Leid. Diese rät ihm, die begonnene Geschichte doch einfach im Schlaf weiter zu träumen. Zur gleichen Zeit bekommt Lippels Schulklasse Zuwachs in Form zweier türkischer Schüler, mit denen sich Lippel - sehr zum Missfallen von Frau Jakob - anfreundet und Frau Jeschke läuft ein kleiner Hund zu, der sich Lippel gegenüber sehr zutraulich verhält.

    Um der überstrengen Frau Jakob möglichst aus dem Weg zu gehen, befolgt Lippel Frau Jeschkes Rat, geht immer ungewöhnlich früh zu Bett und träumt seine Geschichte tatsächlich weiter. Allerdings kommen in diesem Abenteuer im Morgenland nun auch die beiden neuen türkischen Mitschüler und der Hund als Hauptpersonen vor, den Lippel "Muck" getauft hat und irgendwie auch Frau Jeschke, sein Zeichenlehrer und Frau Jakob - letztere als die böse Tante des Kalifen, die es auf den Herrscherthron abgesehen hat und deswegen die Kinder loswerden will.

    Die ganze Geschichte wird also immer wieder vom fortlaufenden Traum Lippels durchzogen, der allmählich selber staunt, wie stark sich die Wirklichkeit mit seinem Traum vermischt.
    Mehr soll nicht verraten werden, um den eigenen Lesespass an dieser wirklich tollen Geschichte für 10-11jährige Kinder nicht vorweg zu nehmen, die auch Erwachsenen aus mehreren Gründen gefallen dürfte.

    Meine Meinung:

    Abgesehen davon, dass dieses, - trotz Verfilmung - nicht ganz so bekannte, Buch sich sehr gut eignet, es mit den Kindern zusammen zu erlesen und auch das eine oder andere darin mit den Kindern zu diskutieren, weil es erheblich mehr Tiefgang hat als die Bücher mit dem vorwitzigen, frechen, immer zu Streichen aufgelegten "Sams", ist Paul Maar der zweite Autor neben Erwin Moser, von dem ich erfuhr, dass er zum Schreiben von Kinderbüchern kam, weil er für die eigenen Kinder einfach damals nichts zum Lesen fand, dass seinen qualitativen Ansprüchen an Literatur für Kinder genügte.
    Dafür und dass - wie ich zufällig fand - der Verleger Friedrich Oetinger ihm das Versprechen abnahm, sich bitte nicht irgendwann zu "gut" dafür zu sein, für Kinder und Jugendliche zu schreiben, können wir heute noch dankbar sein, finde ich.

    Ein bedenkenlos sehr empfehlenswertes und qualitativ hochwertiges Buch mit viel Inhalt, über den man mit Kindern reden kann.
    Der kleine Wal Der kleine Wal (Buch)
    03.12.2010

    Ein kleines, großes Buch, das viel zu sagen hat

    Diese wahre Begebenheit wird von der Extremschwimmerin Lynne Cox selbst erzählt.
    Als sie 17 Jahre alt war, trainierte sie wie jeden morgen vor dem Frühstück an der kalifornischen Küste ihre Ausdauer und Kraft im Meer, um ihrem selbst gesetzten Ziel, eine perfekte Schwimmerin zu werden, näher zu kommen. Seal Beach, eine Stadt im Orange County im US-Bundesstaat Kalifornien und ihr allmorgendlicher Startpunkt, lag noch in völliger Dunkelheit, die Bewohner der Stadt schliefen noch und in Gedanken war Lynne schon bei noch zu erledigenden Hausaufgaben und der Vorfreude auf ein Treffen nach Schulschluß mit ihren Freunden, wie jeder normale Teenager.

    Sie hat ihre Schwimm-Trainingsstrecke fast beendet, als das Meer unter und neben ihr in Aufruhr gerät und sie an mehreren Anzeichen wie flüchtende Fischschwärme und Strömungsänderungen spürt, dass etwas Großes sich ihr unter Wasser nähert. Ihre anfängliche Angst, es könne sich um einen großen Hai auf Futtersuche handeln, der ihr gefährlich werden könnte, verfliegt allerdings schnell, als sie bemerkt, dass der Abstand des sich nähernden Wesens gleichbleibend ist.

    Es stellt sich schnell heraus, dass ihr ein Walbaby gefolgt ist, offensichtlich auf der Suche nach seiner Mutter, die es aus unerfindlichen Gründen verloren zu haben scheint.
    Nun befindet sich Lynne in einer Zwickmühle: verlässt sie das Wasser, wird ihr der Wal wie ein kleines Hündchen eventuell folgen und elend stranden. Sie möchte ihm gerne helfen und entschließt sich, die Mutter zu suchen, doch das Meer ist unglaublich groß und wie jedes Säugetierbaby braucht der kleine Wal auch recht bald wieder ausreichend Nahrung, um bei Kräften zu bleiben. Auch ihre ja nur menschlichen Fähigkeiten, ausdauerndes und kräftesparendes Schwimmen und Tauchen, haben ja irgendwann auch ihre natürlichen Grenzen.

    Dennoch begleitet sie den kleinen Wal auf der Suche nach seiner Mutter und lernt durch ihn nicht nur eine Verbesserung ihrer Schwimm- und Tauchfähigkeiten, sondern bekommt viel tiefere Einblicke in die Flora und Fauna des Meeres. So sind sie zeitweise echte Gefährten, so unterschiedlich ihre Welten auch sind.
    Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele (Buch)
    03.12.2010

    Humor vom Feinsten

    Douglas Adams hat mit „Der lange Fünfuhrtee der Seele“ wieder einmal ein Meisterwerk seines britischen Humors abgeliefert.
    Zum Inhalt: Am Londoner Flughafen Heathrow wartet Kate Schechter darauf, dass sie sich für ihren Flug nach Norwegen einchecken kann. Als sie kurz darauf im Krankenhaus aufwacht und erfährt, dass ihr Abfertigungsschalter sich komplett in buchstäblich heißer Luft aufgelöst hat, lautet die Presseerklärung der Flughafenleitung: „Explosion durch einen Akt der höheren Gewalt“.
    Die höhere Gewalt entpuppt sich später als der jähzornige altnordische Donnergott Thor, der ebenfalls einen Flug buchen wollte, aber nicht an der Schalterangestellten, die sich konsequent an die Vorschriften hielt und partout ein Flugticket und/oder Kreditkarte von ihm verlangte, vorbei durfte.
    Da kann halt auch ein Unsterblicher schon mal etwas sauer werden.

    Privatdetektiv Dirk Gently, in Gedanken noch völlig beschäftigt mit seinem existentiellen und mittlerweile rituellen Streit mit seiner Putzfrau, die sich beharrlich weigert, Gentlys Kühlschrank, dessen Inhalt schon langsam wieder lebendig wird, zu entsorgen, ist derweil in London unterwegs zu einem neuen Mandanten, zu dem er leider doch etwas zu spät kommt, da jener mittlerweile völlig kopflos im Sessel sitzt, während sich sein Haupt auf einem Schallplattenteller dreht, auf der sich gerade die Schallplatte, "Heb es nicht auf, laß es liegen" befindet. Die Polizei geht selbstverständlich erst einmal von Selbstmord aus.

    Diese beiden verrückten Handlungsstränge der Geschichte von Kate und Dirk werden durch eine Reihe völlig unglaublicher, chaotischer Zufälle zusammengeführt und gemeinsam machen sich nun an die Aufklärung des Todes von Dirks Mandanten und der Explosion am Flughafen. Sie finden heraus, dass Thor und dessen Vater Odin, der in einer psychiatrischen Klinik lebt, da er eine unstillbare Sucht nach Bettwäsche aus Leinen entwickelt hat, in die Sache verwickelt sind. Kate muss fürderhin dem kindischen und cholerisch veranlagten Donnergott Manieren beibringen, während Gently versucht hinter das Geheimnis um den Tod seines Mandanten zu kommen.

    In typischer Douglass Adams Manier erfährt man außerdem, dass man Cola-Automaten nicht trauen darf, dass es bei der Veröffentlichung eines Buches nicht auf dessen Inhalt sondern vielmehr auf den harmonischen Klang des Autorennamens ankommt und dass sich die nicht genutzten 90% des menschlichen Gehirns perfekt zur Aufbewahrung von Pinguinen eignen würden.

    Der Witz und die Logik von Adams sind halt einfach unschlagbar und das Buch ist jedem zu empfehlen, der einach mal abschalten, ablachen und gut unterhalten lassen möchte.
    Denk an mich in der Nacht Denk an mich in der Nacht (Buch)
    30.11.2010

    Toll

    Joanne Harris und ein Vampir-Roman? Das machte mich denn doch neugierig und ich versuchte, so vorurteilsfrei wie möglich, mich einfach mal darauf einzulassen, obwohl ich diesem ganzen Vampirbuch-Hype wie allen schnellebigen Moderscheinungen eher skeptisch gegenüber bin. Gleich vorweg: Ich bin sehr positiv überrascht worden!

    Der Roman spielt wechselnd in zwei Zeitebenen, zwischen denen die Autorin virtuos hin-und her switched.

    Zunächst erfahren wir, dass ein junger Cambridge-Student, Daniel Holmes, eine außergewöhnlich schöne Frau, Rosemary, vor dem Ertrinken rettet und von ihrer Ausstrahlung, zunächst gezeigtem Wesen und Aussehen völlig fasziniert ist. Er nimmt sie mit zu sich nach Hause und stellt sie begeistert seinem Freund Robert vor, der auch sofort von Rosemary angetan ist. Daniel selbst erkrankt durch seine heroische Rettung aus dem eiskalten Wasser des Flusses allerdings schwer und muß nach seiner Genesung feststellen, dass sein Freund Rosemary zu sich genommen hat und diese keineswegs der vermeintlich schüchterne und zartfühlende Engel ist, als den sie sich ausgibt. Im Gegenteil haben es die beiden Freunde mit einem kaltblütigen, blutrünstigen Vampir zu tun, der seine Opfer berechnend auswählt und natürlich buchstäblich über Leichen geht.
    Da Daniel - einmal mißtrauisch geworden - hinter Rosemarys Geheimnis kommt, versucht er andere Menschen vor der Untoten zu warnen, indem er alles in einem Tagebuch für die Nachwelt festhält.

    In unserer heutigen Zeit lernen wir die junge, mäßig erfolgreiche Malerin Alice kennen, die gerade, als sie meint, die Trennung von ihrer großen Liebe Joe nun endlich nach 3 Jahren überstanden zu haben, mit der Tatsache konfrontiert wird, dass Joe wieder in ihr Leben eindringt. Sie sieht ihn zusammen mit seiner ungewöhnlich schönen neuen Freundin zusammen in einem Restaurant und flieht - überwältigt von längst vergangen geglaubten Gefühlen - quer durch die Stadt, bis sie, wie aus einer Art Trance auf einem verwunschen wirkenden Friedhof zu sich kommt und auf ein ungewöhnlich schön gestaltetes, elegantes Grab trifft. Unwiderstehlich angezogen betrachtet sie es näher und findet ein Metallplättchen mit der Aufschrift "Rosemary - Zur Erinnerung" und steckt es ohne nachzudenken ein.

    Zuhause angekommen beginnt sie wie im Fieberwahn ein Bild zu malen, welches ihr ungewöhnlich gut gelingt.
    Da meldet sich Joe doch wieder bei Alice. Ja, er bittet sie sogar, seine neue Freundin Virgina, genannt Ginny, kurzfristig bei sich aufzunehmen, mit der Begründung, dass er sich zur Zeit durch Konzertverpflichtungen nicht ausreichend um Ginny kümmern könne. Alice sagt aus freundschaftlichen Gefühlen heraus zu. Solange Joe noch anwesend ist, wirkt Ginny auch ziemlich schüchtern und geradezu verhuscht. Sobald Joe allerdings die Wohnung verläßt, zeigt Ginny mehr und mehr ihr wahres Gesicht, zieht quasi mit anderen Klamotten ein völlig anderes Auftreten an und geht sofort mit dubiosen Freunden aus, von denen Joe offensichtlich gar keine Kenntnis hat.
    Neugierig schleicht Alice der Gruppe hinterher und beobachtet sie bei ihr unverständlichen, abstoßend wirkenden Verrichtungen.
    Wie sie anschließend nach Hause kam, weiß sie am nächsten Morgen nicht mehr und sie kann sich auch nicht erinnern, ein weiteres, ungewöhnlich gutes Bild gemalt zu haben, das genau wie das erste eine ungewöhnlich schöne, mysteriöse Frau beinhaltet. Ihr kommt das Ganze sehr seltsam vor, sie bringt allerdings folgerichtig alle Vorkommnisse mit Ginny in Verbindung und spioniert ihr weiter - wie sie meint, heimlich - nach und gerät immer mehr in den Sog der animalischen Anziehungskraft von Ginny und ihren Vampirfreunden. Als Alice bei ihren Nachforschungen in Ginnys Sachen ein Bilder und ein altes Tagebuch findet, zieht sie endlich die richtigen Schlüsse.
    Doch wird sie Joe und auch sich selbst von der fatalen Anziehungskraft Ginnys und ihrer Freunde befreien und retten können, die ihre nächsten Opfer schon sehr zielsicher ausgewählt haben?

    Joanne Harris wurde angeblich von ihren Fans gebeten, dieses Buch, welches sie schon zu ihrer Anfangszeit als Schriftstellerin schrieb, zu veröffentlichen und es beinhaltet auch tatsächlich ein paar kleinere Überflüssigkeiten und Schwächen, die die Autorin heute gewiß so nicht mehr machen würde. Aber ich finde es dennoch gerechtfertigt, diesen gewiß überarbeiteten Roman, den man ja zu ihren Erstlingswerken zählen dürfte, doch noch den Lesern zu präsentieren. Kann er doch mit locker mit allen Veröffentlichungen, die derzeit auf dem Markt sind vom Inhalt, Erzählstil und ausgefeiltem Spannungsbogen mithalten.

    Ich zumindest habe mich von einer Könnerin ihres Fachs sehr gut unterhalten gefühlt und das Buch nicht aus der Hand legen können bis ich es durchgelesen hatte.
    Der Weihnachtspullover Der Weihnachtspullover (Buch)
    29.11.2010

    Werte erkennen

    Das Buch "Der Weihnachtspullover" von Glenn Beck bekam ich vom Verlag Hoffmann und Campe zum Rezensieren, wofür ich mich hiermit herzlich bedanken möchte.

    Die Aufmachung des Buches ist sehr schön gestaltet: Hardcover, sehr handliches Format, einladene Covergestaltung und vor jedes Kapitel ist eine hübsche Schwarz-weiß-Zeichnung mit rotem Ornamentrahmen gesetzt, die sich auf den jeweiligen Inhalt des Kapitels bezieht.

    Zum Inhalt: Eddie ist zwölf Jahre alt, als seine bislang heile Welt in sich zusammenbricht. Sein Vater, ein Bäcker mit Leib und Seele, der in seinem Beruf völlig aufging und mit viel Herz und Können seine Kundschaft verwöhnte, starb vor Kurzem an Krebs und hinterließ seiner jungen Witwe die schwere Verantwortung, für sich und ihren recht Sohn sorgen zu müssen. Der Junge hatte schon zu Lebzeiten des Vaters nicht mitbekommen, dass seine Familie finanziell nicht auf Rosen gebettet war - der Vater verschenkte seine Backwaren sogar oft an Bedürftigere und beiden Elternteilen gelang es bisher immer, aus der Not mit Witz und Kreativität eine Tugend zu machen. Es war z.B. kein Geld da für Winterstiefel, Eddie bekam Überschuhe aus bunt bedruckten Brottüten, die gebastelt wurden. Nach dem Tod des Haupternährers rackert sich die Mutter nur noch stärker dafür ab, damit es dem Sohn an nichts fehlt.
    Dessen Einstellung dazu ist jedoch noch übermäßig stark von pubertärem Egoismus geprägt. Er ist der Ansicht, dass er es sich durch gezieltes Wohlverhalten sehr wohl verdient haben müsse, zum bevorstehenden Weihnachtsfest das ersehnte Fahrrad geschenkt zu bekommen. Dass sich dies seine Mutter gar nicht leisten kann, bekommt er ebenso wenig mit, wie ihre Bemühungen, Eddie das Weihnachtsfest dennoch durch einen liebevoll allabendlich von ihr selbstgestrickten Pullover, der es durchaus mit feiner Konfektionsware aufnehmen kann, zu verschönen.

    Eddie, in sein Selbstmitleid völlig verrannt, benimmt sich nicht nur ihr gegenüber verletzend, sondern verdirbt mit seiner schlechten Laune und aufgesetzter Opferrolle auch den Großeltern, die nur durch längere Autofahrt erreicht werden können, um Feste gemeinsam begehen zu können, den Heiligabend. So nimmt das Unheil seinen Lauf und endet nicht nur für Eddie zunächst in einer Katastrophe, die ihn vor eine harte Charakter-Probe stellt.
    Mehr soll nicht zum Inhalt verraten werden, um das eigene Erlesen nicht zu schmälern.

    Meine Meinung:

    Wer eigene Kinder hat und selbst schon einige harte Zeiten erlebt und durchlitten hat, wird diverse Verhaltensweisen wiedererkennen - vielleicht auch sogar erst durch das Lesen des Romans richtig einsortieren können - und erneut bestätigt bekommen, dass der Mensch an sich gegenüber dem Schicksal oder Gott keinerlei Anrecht hat, nach langen harten Zeiten endlich wieder irgendwie "belohnt" zu werden, denn so funktioniert das Leben nun einmal nicht.
    Das Resumeé des Romans, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist und man oft den Wald vor lauter Bäumen nicht erkennt, ist mir denn auch manchmal ein wenig zu deutlich herausgearbeitet worden. Ich hätte mir diese Erkenntnis lieber etwas subtiler an mich als Leser herangetragen gewünscht, aber abgesehen davon ist das Buch auf jeden Fall eine Lese-Empfehlung wert - nicht nur zur Weihnachts-(Geschenke)zeit.
    Pergaud, L: Krieg der Knöpfe Pergaud, L: Krieg der Knöpfe (Buch)
    28.11.2010

    Herzerfrischend

    Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert, hat aber im Grunde nichts von ihrer Aktualität verloren:

    In zwei französischen Dörfern, Longeverne und Velrans, räumlich getrennt durch ein Stück Brachland, genannt Saute, kämpfen jedes Jahr mit dem Beginn des neuen Schuljahres die Kinder aus beiden Dörfern recht heftige Kleinkriege gegeneinander aus.
    Früher waren es mal die Erwachsenen, die sich heftig angingen und sich aufgrund einer Lappalie seither spinnefeind sind. Und diese Feindschaft übertrug sich aus banalen Gründen, wie: „War halt schon immer so. Die anderen sind eben schlecht“ mittlerweile auf die Kinder.
    Wie in richtigen Kriegen eben…siehe Israel oder Nordirland.

    Während der Zeit, wo alle Angst vor dem schwarzen Tod, der Pest, hatten, war eine völlig fremde Kuh auf der Saute verstorben und die Dörfler hatten buchstäblich eine Heidenangst vor Ansteckung. Daher fand sich niemand, der das Tier aus Angst begrub, sondern man schob sich gegenseitig die Verantwortung zu, bis die Longeverner per Gerichtsbeschluß dazu verdonnert wurden, das Tier zu begraben.
    Als Gegenleistung wurde ihnen dafür aber auch der Besitz und Nutzungsrecht für das Gebiet zugesprochen, was den Velranern keineswegs in den Kram passte. Es kam immer wieder zu Übergriffen von allen Seiten und der Konflikt wurde nie richtig ad acta gelegt, sondern auf die Kinder übertragen.

    Eine Beschimpfung als „Weichei“ reicht nun schon aus, um richtig militärisch anmutende Rachefeldzüge auszuarbeiten, die zwar mit viel Witz und Pfiffigkeit unternommen werden – so gehen die Kinder zum Beispiel dazu über, den anderen Knöpfe, Schnallen u. ä. abzuschneiden und kämpfen sogar einmal nackt, was allerdings aufgrund der recht kühlen Witterung schnell wieder sein gelassen wird - und keiner der Kinder ist ernsthaft daran interessiert, den anderen ernsthaft zu schaden oder sie zu verletzen. Denn eigentlich sehen beide Kindergruppen die Lehrer und Erwachsenen allgemein als Hauptgegner an, die ihnen in ihrem Freiheits- und Bewegungsdrang hinderlich sind.

    Aber auch dieser Konflikt entwickelt mit der Zeit ein recht starkes Eigenleben. Die Kriegsbeute, also die Knöpfe, Schnallen und Bänder muß geschützt, ein Vorrat, natürlich geklaut oder das Geld dafür ebenso nicht ganz rechtmäßig organisiert eingenommen, werden, ein geheimer Versammlungsort gefunden, an dem man auch Strategien für Schlachten und Siegesfeiern ungestört planen und durchführen kann.
    Dadurch wird selbstredend der ideelle Wert, den es zu schützen und zu verteidigen gilt, ungeheuer erhöht und obwohl dies einerseits dem Zusammenhalt, dem Ideenreichtum und der Kameradschaft dient, gibt es natürlich auch die Schattenseiten des Ganzen: es existiert ein Verräter, der sich zurückgesetzt fühlt und an dem die Eifersucht – auch wegen eines Mädchens – und der Neid knabbern.

    Mehr sei dem Lesevergnügen nicht vorweggenommen, außer, dass es dem Autor wirklich perfekt gelungen ist, locker, witzig, nachvollziehbar und leicht, ohne erhobenen Zeigefinger darzustellen, wie es zu kriegen kommt und warum manche wohl nie enden werden.
    Ich würde dieses Buch jedem ans Herz legen und besonders als zeitgemäßere Lektüre Schulen empfehlen. Lernen ist sehr viel effektiver, wenn man dabei schmunzeln kann, denke ich mal.
    Ein Kommentar
    Anonym
    01.09.2014

    Was ist mit den Charakteren?

    Hilfreich?Ja, schon ich hätte aber gerne mehr über die Charakter erfahren.Was hier allerdings völlig ausbleibt ... trotzdem Danke! ;)
    Der blaue Mondstein Tonke Dragt
    Der blaue Mondstein (Buch)
    28.11.2010

    Wenn der Mond blau wird.

    Wer sich selbst, seinen Kindern und Enkelkindern einmal wieder etwas richtig Gutes tun möchte und dafür eine spannende und herzerfrischende Fantasie-Geschichte zum Träumen und Vorlesen sucht - was man ja nicht nur in der Adventszeit tun sollte - dem möchte ich "Der blaue Mondstein" von Tonke Dragt empfehlen.
    Ich jedenfalls habe so ein wunderschönes Märchen, bei dem man sich unwillkürlich fragt, ob nicht doch irgendeine vergessene Kindheitserinnerung oder gar ein Fünkchen Wahrheit darin verborgen ist, wie in allen alten Legenden, schon lange nicht mehr geniessen dürfen.

    Umso mehr freut es mich, nun wieder eines vorstellen zu dürfen:
    Als Joost ganz klein war, wollte er fliegen können wie ein Vogel. Seine Großmutter verriet ihm, dass das nur möglich sei, wenn der Mond blau sei und dass das immer etwas Besonderes sei, weil es nicht oft vorkäme.
    Joost glaubte seiner Großmutter und erlebte viele zauberhafte Abenteuer, flog mit dem Feuervogel, von dem er eine Zauberfeder bekam, lernte Zauberer und fantastische Orte kennen und holte seiner Großmutter sogar einmal einen echten Stern für ihren Zauberhut vom Himmel. Auch in den geheimen Hallen von Magog, dem schrecklichen König der Unterwelt war er mal gewesen, zusammen mit Pfeil, seinem Kater, der dann zum Tiger wurde. Es geschah eben einfach immer etwas Besonderes, wenn der Mond blau war, genau so, wie seine Großmutter es gesagt hatte.

    Als Joost aber älter wurde, hänselten ihn seine Mitschüler, wenn er seine Abenteuer erzählte und glaubten ihm nicht...und irgendwann begann Joost selbst daran zu zweifeln, dass er all seine Abenteuer auch erlebt haben soll. Es hört ihm sowieso nur noch die Gretel zu, wenn er seine Geschichten erzählt. Er möchte, dass seine Großmutter, mit der er allein im Wald lebt, nicht mehr als Hexe verlacht wird, möchte von den anderen Kindern akzeptiert werden, mit ihnen befi-eundet sein, dazu gehören, nicht mehr einsam sein und auch das Spiel mitspielen, dass die Mädchen gerade wieder auf dem Schulhof begonnen haben zu spielen...ein Spiel von Magog, der diejenigen in die Unterwelt zu locken versucht, die auf seine Lockungen hören und besitzen wollen, was er ihnen verspricht.

    Und eines Tages erscheint er wirklich während des Spieles der Kinder und verspricht Joost einen blauen Mondstein, wenn er ihm in die Unterwelt folgen kann und sich den Stein selber holt.
    Damit beginnt ein herrliches, traumhaftes und spannendes Märchen, das vollgepackt ist mit Rätseln und Abenteuern, die es zu bestehen gilt. Verfluchte Prinzen müssen gerettet, zauberkundige Prinzessinnen befreit, fantastische Orte entdeckt, Gefahren überwunden und die eigenen Fähigkeiten klug genutzt werden.
    Und dieses Märchen ist außerdem eine Geschichte von Liebe, Zusammenhalt und Freundschaft, ohne die man gegen die grausamen Zauberkräfte des hinterlistigen Königs der Unterwelt nicht ankäme. Denn, wie sein Bruder, der König des Meeres sagt: "Grausam und hart darf man sein. So ist halt die Natur. Aber nicht gemein!"

    Mit diesem schmalen, aber prall gefüllten Buch hat Tonke Dragt erneut ein Beispiel ihrer wunderbaren, unglaublich dichten phantasiereichen Erzählkunst geliefert, die für Jung und Alt geeignet ist und die für jeden etwas Besonderes bereithält.
    Saramago, J: Reise des Elefanten Saramago, J: Reise des Elefanten (Buch)
    27.11.2010

    Interessante Geschichte

    Vom Hoffmann und Campe Verlag bekam ich freundlicherweise zum Rezensieren das Buch „Die Reise des Elefanten“ des leider schon verstorbenen Autors José Saramago, wofür ich mich zunächst herzlich bedanken möchte.
    Das Buch erzählt eine wahre Begebenheit aus dem Jahre 1551 auf ganz besondere Weise.
    König Johann von Portugal kommt zusammen mit seiner Gattin auf die Idee, den seit zwei Jahren recht nutzlos an seinem Hof lebenden indischen Elefanten samt dessen Mahout Subhro dem Erzherzog Maximilian von Österreich zur Hochzeit zu schenken. Für manche Dinge, die sich am Hofe durch Eroberungszüge so ansammelten, hat man halt keine rechte Verwendung.
    Diese Idee, kaum öffentlich und vermeintlich großmütig verkündet und mit dem Hintergedanken, sich selbst in dieser Weise zu profilieren, sprich einzuschmeicheln, birgt jedoch einige Komplikationen: Zu allererst muß der Erzherzog gefragt werden, ob dieser dieses Geschenk überhaupt haben möchte und als eine positive Antwort eintrudelt, muss das Ganze ja auch organisiert werden.
    Einen lebenden Elefanten kann man schließlich schlecht einpacken und, mit einer rosa Schleife versehen, auf den Gabentisch legen. Ergo wird eine Expedition, samt gut gefülltem Ochsenkarren für das leibliche Wohl des Tieres plus Arbeitern, die die Versorgung auf der Reise sicherstellen sollen, zusammengestellt und mit einigen Militärs zur Bewachung gegen Wölfe, Strauchdiebe etc. ausgestattet. Die Reise geht von Lissabon quer durch halb Europa bis nach Wien und wird dem Leser vom Autor in Form eines allwissenden, manchmal zu feiner Ironie neigenden, Erzählers in moderner Form nahegebracht. Es fehlt jede wörtliche Rede und der Erzähler fliegt förmlich aus den gerade noch wiedergegeben intimsten Gedanken eines Protagonisten zu einem Gespräch zwischen z. B. dem sehr pragmatisch eingestellten Mahut, der die Gewohnheiten des sehr gelassen alles über sich ergehen lassenden Elefanten genau kennt, dem Kommandanten, der für eine würdevoll und dem Protokoll entsprechenden Übergabe des Geschenks zu sorgen hat und solchen Nebenfiguren wie den Wölfen, die zu satt gefressen sind, um den Elefanten als mögliche Nahrungsquelle anzusehen, hin und her.
    Mir entlockte es des Öfteren ein Schmunzeln, wie Saramago schildert, dass der Elefant seitens der Geistlichkeit um die eigens angefertigte Satteldecke beneidet wurde, die, ob ihres prächtigen Aussehens, viel eher als würdiger Baldachin für den eigenen öffentlichen Auftritt begehrt worden wäre. Oder, dass, obwohl zuvor vom Mahut darauf hingewiesen, der Elefant in der Karawane zunächst vor der Kutsche des Erzherzogs plaziert wurde, was dann schnell korrigiert wurde, als man sich der natürlichen Ausscheidungen, die so ein Tier täglich von sich gibt, bewußt wurde.
    Mehr möchte ich nicht vorweg nehmen, um die Lesefreude für andere nicht zu schmälern und der Eigeninterpretation so noch genügend Raum zu lassen.
    Insgesamt gesehen mag diese Geschichte nicht jeden ansprechen und auch kein literarisches Werk von überragender Bedeutung sein, aber ich denke, es hat dem Autor Spaß gemacht, sie mit einem Augenzwinkern zu erzählen und mir hat es Freude gemacht, sie zu lesen.
    Thondras Kinder Thondras Kinder (Buch)
    26.11.2010

    Gefühlslastige Fantasy für Heranwachsende

    Zum Inhalt:

    Thondra sandte einst 7 Kinder in die Welt, um das Böse endlich entgültig zu besiegen. Nach einer recht erfolgreichen Schlacht in grauer Vorzeit, die allerdings noch nicht zum erhofften Ziel führte, wurden die Sieben immer mal wiedergeboren, wenn das Böse drohte, überhand zu nehmen. Jedoch gab es immer wieder Verrat unter ihnen, sodass ihr Ziel bis jetzt noch nicht erreicht wurde.
    Nun ist wieder einmal die Zeit der Wiedergeburt der Sieben gekommen, obwohl nur noch sehr wenige Lebewesen in der Welt von den alten Legenden wissen und noch weniger daran glauben.
    Einer davon ist König Scurr im Norden des Landes, dessen Macht auf Brutalität und Unterdrückung beruht. Im Süden dagegen herrscht König Greedeon, der zwei Zauberer zur Seite hat. Auch dieser König weiß um die Legende und beide versuchen der Sieben schon als Kinder habhaft zu werden, um sie jeweils auf ihre Seite zu ziehen - im Grunde tun sie das aber nur, wie im Laufe des Romans klar wird, um die eigene Macht zu zementieren.
    Die Menschen an sich kommen denn auch generell in dem ganzen Roman ziemlich schlecht weg. Habsucht und Größenwahn gepaart mit der Moral, dass jedes Mittel recht ist, um die eigenen Ziele zu erreichen, herrschen vor und die Sieben haben verständlicherweise als Jugendliche noch ziemliche Probleme, wem sie überhaupt vertrauen können und werden des Öfteren in ein Gefühlschaos geworfen.

    Es geht denn auch in diesem ersten Band mehr um diese Beziehungen untereinander, vorrangig der beiden Protagonisten Rijana und Ariac, um Freundschaft, Liebe und Ehrbegriffe, die mir manchmal ein wenig zu deutlich von der Autorin vorgegeben wurden. Ich selbst bemerke solche Dinge als Leser lieber aufgrund der Handlungen der Figuren selbst und ziehe daraus meine eigenen Schlußfolgerungen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass andere Leser sich dadurch mehr mit den Hauptfiguren identifizieren können.
    Mein zweiter Kritikpunkt wäre, dass mir durch dieses Setzen des Fokus die anderen Völker wie Zwergen, Elfen, Nymphen etc. ein wenig zu sehr im Hintergrund landeten und zu kurz abgehandelt wurden, auch manche Lösungen waren mir etwas zu abrupt und offensichtlich konstruiert. Ich hoffe daher sehr, dass man im zweiten Band an sich mehr erfährt. Das Ende des ersten Bandes deutet jedenfalls darauf hin, dass der Leser sich im zweiten Band darauf freuen darf, tiefere Einblicke in die vielen Bevölkerungsgruppen der Welt, mehr Kontakt mit den Fantasy-Gestalten und deren Fähigkeiten zu erhalten.

    Meine Meinung:

    Als Beginn einer Fantasy-Reihe und Vorstellung einer fantastischen Welt gut und flott zu lesen, mit eindeutigem Schwerpunkt auf der Gefühlssituation junger Heranwachsender.
    Das Buch "Thondras Kinder, Band 1 - Die Zeit der Sieben" von Aileen P. Roberts habe ich in Form einer Leserunde geniessen dürfen, was ja immer noch einmal ein anderes Leseerlebnis ist, als wenn man alleine liest. Die Autorin hat meiner Meinung nach ein hohes Potential zum Schreiben gut erdachter, durchgehend spannender Geschichten, die eine gelungene Mischung aus nordischen Sagen und Mythen und einem Fantasyroman für junge Leser/innen darstellen, in sich stimmig sind und den Leser auch nicht loslassen, bevor man den Roman durchgelesen hat. Und ich bin mir sicher, dass diese Autorin in Zukunft noch von sich reden und lesen macht.
    Auf jeden Fall habe ich sie als freundlichen, interessierten und kritikoffenen Menschen kennengelernt, mit dem es Freude macht, über Geschichten zu diskutieren.
    Bücher öffnen Welten Colin Thompson
    Bücher öffnen Welten (Buch)
    19.11.2010

    Wundervolles Buch

    "In einer ruhigen Straße gibt es eine Bibliothek mit vielen tausend Räumen. In ihren Regalen stehen alle Bücher, die jemals geschrieben worden sind." So beginnt dieses wunderbare Buch von Colin Thompson. Ähnlich wie in dem Film "Nachts im Museum" (gut möglich, dass der Drehbuchschreiber von diesem Buch inspiriert wurde, erwachen die Bücher und ihre Bewohner zum Leben und bilden eine in sich verflochtene Welt.

    Der kleine Peter ist auch der Einzige, der eines Tages merkt, dass ein Buch fehlt. Sein Kater Pixie hatte sich auf der Suche nach einer Maus in den Kartotkekasten verirrt und war dabei auf die Karteikarte gestoßen. Das Buch selbst aber war nirgends mehr aufzufinden. Der Titel des Buches lautet: "Für immer leben." Fortan waren die beiden jeden Tag auf der Suche nach dem Buch, denn wer möchte schon nicht wissen, wie man für immer leben und dabei jung bleiben könnte.

    Mehr soll nicht verraten werden, weil es einfach zu schön ist, das Buch selbst zu lesen, die außergewöhnlich schönen Bilder zu betrachten und auf sich wirken zu lassen, bis man zum Schluß zu der einfach genialen Auflösung kommt und einfach nur tief berührt nicken kann über die simple aber uralte und immer wieder neue Weisheit, die in diesem Schluß verborgen ist.

    Ein Buch, was man nur empfehlen kann, von Zeit zu Zeit aus dem Regal zu nehmen und daraus Kraft und Hoffnung zu schöpfen.
    Caravaggios Geheimnis Caravaggios Geheimnis (Buch)
    17.11.2010

    Lesenswert, interessant und sehr lehrreich.

    Michelangelo Merisi da Caravaggio war das, was man heute vermutlich als ADS-krankes Kind einstufen würde. Ein leidenschaftlicher, ungeheuer schnell erzürnbarer Mensch, der im Leben eigentlich immer nur eines wollte: das malen, was schon in seinem Kopf war. Seine abgebildeten Menschen sollten, wie ihn Tilman Röhrig in seinem wunderbaren Roman (nicht wörtlich zitiert) sagen läßt irgendwo herkommen und auch wieder irgendwo hingehen. Das heißt, er wollte Spannung und Bewegung in seinen Bildern und vor allem durch das richtige Malen von Licht. Alles andere war ihm zu hölzern, zu langweilig, zu starr.

    Als kleiner Junge durch den fast gleichzeitigen Tod des geliebten Großvaters und Vaters allein gelassen, wurde sein Maltalent zwar finanziell von seiner Mutter durch Schulung bei einem anerkannten Maler gefördert, ansonsten aber war er sich zu stark selbst überlassen. Er wuchs in einer Welt auf, die recht verkommen war und von jeglicher Art von ausgeübter Gewalt nur so strotzte, vor allem von Männern ausgeübt, die später in Rom auch vor billigen Intrigen nicht zurückschreckten. Von den Frauen in seinem Umfeld wird er grundsätzlich geliebt, vor allem von Paola, seiner Jugendliebe von Kindesbeinen an.

    Nach dem Tod seiner Mutter pilgert er nach Rom um dort seine Karriere zu starten. Doch die Gesellschaft Roms funktioniert durch Schmierereien in jeder nur möglichen Hinsicht und Caravaggio durchschaut zwar, wie er sich profilieren könnte, lehnt solche schmutzigen Wege aber strikt und für sich ab.
    Der Dick- und Hitzkopf und ergeizige Caravaggio läßt sich nur ungern fördern und möchte sich alles selbst durch sein Können, von dem er von Anfang an fest und zu Recht überzeugt ist, erarbeiten und sich dadurch Anerkennung erwerben. Durch sein Selbstbewußtsein und Erwähnung seiner Gönnerin erhält er endlich Zugang zur Werkstatt und Akademie des berühmten Malers Guiseppe Cesari d’Arpino und kann endlich sein Können unter Beweis stellen. Aber ständig nutzen andere sein Talent schamlos aus undfür sich selbst aus und profitieren davon.
    Schließlich verläßt er die Akademie, versumpft regelrecht und durch sein hitziges Temperament steht er sich selbst auch immer mehr im Wege, bis es unweigerlich zur Katastrophe (einer Tötung im Affekt) kommt und aus dem Künstler ein gehetzter Mensch wird.

    Tilman Röhrig schafft mit seinem wunderbar geschriebenen Roman nicht nur ein Psychogramm des Ausnahmekünstlers, der sogar Rubens, Vermeer, Rembrandt und Velásquez beeinflußt hat, sondern zeichnet auch ein pralles, lebendiges Sittengemälde der korrupten Gesellschaft Italiens des 16. Jahrhunderts.
    Dämliche Dämonen Dämliche Dämonen (Buch)
    17.11.2010

    Witzige Story

    Menschen brauchen eine gewisse Ordnung in ihrem Leben, weil sie das Gefühl der Sicherheit lieben. Dämonen sind dazu da, diese Ordnung durcheinander zu bringen, weil sie das Chaos lieben und Dämonenhüter und —jäger sorgen dafür, dass das Ganze im Gleichgewicht bleibt.
    Ein sehr junger Dämonenhüter ist der 15jährige Nathan, kurz Nate, und er hat sich seit dem Tode seines indischen Lehrers Raja Dhaliwahl dazu verpflichtet, ein ganzes Haus voller Dämonen zu versorgen und aufzupassen, dass niemand Unbefugtes in das Haus hinein kommt und den Dämonen, die darin sind, Schaden zufügt und ebenso auch die Dämonen nicht heraus. Es ist also ein Refugium für Wesen, die besondere Fähigkeiten haben, auf die Nate sich verpflichtet hat aufzupassen.
    Allen voran der äußerst gefräßige und gefährliche Dämon, der schon lange im Keller des Hauses eingesperrt ist und den sie nur das TIER nennen und der nun wirklich rein gar nichts mit dem verrückten Schlagzeuger aus der Muppet-Show gemeinsam hat. Denn das Tier wittert, jagt und frißt am allerliebsten eine ganz bestimmte Art Menschen: Waisenkinder, die von der Welt, sprich: der Gesellschaft, enttäuscht und verlassen wurden.

    Nate ist eigentlich erst Dämonenhüter-Lehrling und sein kürzlich verstorbener Lehrer konnte ihm noch nicht alles beibringen, was notwendig war, weil er Nate, der nach dem tödlichen Segelunfall seiner Eltern als Vollwaise erfolglos von einem Ehepaar zum anderen vermittelt wurde, recht spät gefunden hatte; aber zumindest hinterließ er ihm ein Dämonenhüter-Kompendium, in allerfeinstes Leder gebunden, worin alle Erlebnisse und Erfahrungen aller Dämonenhüter vor ihm eingetragen wurden und die Umstände, unter denen die Dämonen, auf die Nate aufpassen soll, ins Haus gelangten. Da er sich aber doch noch recht unsicher fühlt, möchte er sich in der örtlichen Bücherei mit zusätzlichem Informationsmaterial versorgen. Dort lernt er die etwa gleichaltige Sandy kennen, die sich - angeregt durch eine Umfrage in einer Teeny-Zeitschrift - gerade entschlossen hat, endlich mal aufgeschlossener auf Jungens zu zugehen und sich zu verabreden. Dabei fällt ihre Wahl auf Nate, der von seinem Lehrer gewarnt wurde, dass Mädchen oft erheblich schlimmer als Dämonen seien.

    Außerdem machen Nate auch noch seine ihn ständig begleitenden drei kleinen, persönlichen Dämonen zu schaffen. Mehr tollpatschig als hilfreich stellen sie am liebsten Blödsinn an und bringen Nate dadurch nur noch mehr Schlamassel.
    Da geschehen zwei furchtbare Dinge: Das TIER kann durch eine Unachtsamkeit aus seinem Keller-Verlies entkommen und der “dürre Mann” - ehemals selbst Lehrling von Raja Dhaliwahl - hat von dessen Tod erfahren und versucht nun, das Haus inklusive des Kompendiums und aller Dämonen zu übernehmen und für seine machtgierigen Zwecke zu benutzen.

    Mehr vom Inhalt soll hier nicht verraten werden, außer dass man sich besser ausreichend mit Zeit und Lebensmitteln versorgen sollte, denn man wird das sehr liebevoll und humorig, launig geschriebene Buch nicht zuklappen wollen, bis man es durchgelesen hat.
    Für Kinder und Jugendliche geschrieben, eignet sich das Buch allerdings sehr wohl auch für Erwachsene, die nichts dagegen haben, mit Schmunzeln und Augenzwinkern gerne mal wieder etwas zu den Themen wahre Freundschaft, Liebe und Verantwortung erzählt zu bekommen, ohne belehrt zu werden.

    Ich fand das Buch einfach klasse und freue mich jetzt schon, wenn die Geschichte demnächst auch als Film erscheinen wird.
    Das Buch der verlorenen Dinge Das Buch der verlorenen Dinge (Buch)
    16.11.2010

    Das Buch ist eine Zumutung!

    Ehrlich gesagt, ich habe das Buch jetzt abgebrochen, nachdem ich bis zur Hälfte gekommen war, den Rest habe ich nur noch fix quergelesen und werde nun die wirklich 2. Negativ-Rezi meines Leselebens verfassen!

    Das Buch ist einfach eine Zumutung - vor allen Dingen schon deswegen, weil es - vom Buchcover her - wie ein Fantasy-Roman daherkommt und vom Verlag ursprünglich für Kinder ab 10 Jahren gedacht war.

    Es ist sicher eine Tatsache, dass es Brutalität in der Welt gibt, dass Kinder durch den (Krebs-)Tod ihrer Mutter traumatisiert und zu Ekelpaketen werden oder sich in eine ganz eigene Fantasiewelt zurückziehen.

    Sicher ist es auch eine Tatsache, dass für manche gestörte Seelen Homosexualität etwas Abartiges ist, dass es psychisch kranke Menschen gibt, die entweder gar nichts fühlen, wenn sie anderen Gewalt zufügen, oder sogar irgendwelche Lustmomente daraus ziehen.

    Aber ich persönlich weigere mich, mir das Geseiere und eine dermaßen schlechte Provokation in Form eines Buches selber anzutun und möchte das auch ganz sicher nicht an Kinder verschenkt wissen!

    Ich mochte schon Stephen Kings Bücher nicht mehr lesen, nachdem ich selbst mal ein Interview mit ihm sah, wo er sich brüstete, dass er doch prima aus der Veröffentlichung seiner eigenen Albträume Kapital geschlagen habe...und die Leser selbst Schuld seien, wenn sie dafür Geld ausgäben.

    Allerdings! Das sehe ich genau so.

    Möchte noch hinzufügen, dass ich tiefsten Respekt vor Menschen habe, die sich beruflich mit psychisch kranken, verhaltensgestörten Menschen auseinandersetzen müssen und zutiefst dankbar, dass ich das nicht muss.

    Und "Das Buch der verlorenen Dinge" gehört für mich in die ganz persönliche Ecke der "Muss-ich-echt-nicht-haben-solchen- Psycho-Schmarrn", mit dem ich mich nicht befassen kann und schon gar nicht muss!
    Mit dem Kühlschrank durch Irland Mit dem Kühlschrank durch Irland (Buch)
    14.11.2010

    Glauben auch Sie an den Kühlschrank, es lohnt sich

    Tony Hawks, Komiker und Musiker, wacht nach einer durchzechten Nacht auf und stellt fest, dass er sich auf eine ziemlich skurrile Wette eingelassen hat:
    Er hat sich verpflichtet, nur mit einem Kühlschrank als Reisebegleiter die Küste Irlands zu umrunden. Sollte er es schaffen, nur per Anhalter oder auf Schusters Rappen, erhält er von seinem Wettgegner 100 Pfund.
    Da Briten Wettschulden als Ehrenschulden ansehen, kauft er sich für 130 Pfund !!! einen gebrauchten Kühlschrank plus einem Wägelchen und zieht tatsächlich los. Zu einer Zeit, als Backpacking-Touristen noch nicht unbedingt in Mode waren, ein Unterfangen, das von vielen Menschen einfach als sinnlose Spinnerei abgetan hätte werden können.

    Aber da würde man die Menschen an sich und die Iren im Speziellen gewaltig unterschätzen.

    Gleich ziemlich zu Beginn seiner Reise erhält Tony durch Zufall einen Live-Auftritt per Telefon bei der Gerry Ryan-Show, einer landesweit ausgestrahlten Radiosendung, wo er von seiner Wette erzählt und wird fortan als "Fridge Man" bei seinem Unterfangen von allen unterstützt, wo immer es möglich ist. Aber auch Leute, die nichts von der Radio-Show erfahren hatten, helfen ihm durch Mitnahme beim Trampen, kostenlose Mittagessen, Freibier oder Unterschlupf für die Nacht in einer komfortablen Hundehütte jeweils ein Stückchen weiter. Der Kühlschrank erhält einen Namen, lernt surfen (ja, Sie haben richtig gelesen!), wird sogar von einer Nonne gesegnet und mit motivierenden Sprüchen und Unterschriften der jeweiligen Helfer geschmückt.

    Viel mehr sollte man auch über dieses Buch gar nicht verraten, außer dass es diese Wette und Reise tatsächlich gegeben haben soll und es Tony Hawks gelungen ist, mit diesem Buch liebevoll sich selbst und seine Mitmenschen auf die Schippe zu nehmen, es ihm zusätzlich gelungen ist, eine wunderschöne Liebeserklärung an das Land und die Einwohner von Irland zu erstellen... und man das Buch ganz allgemein immer dann zur Hand nehmen sollte, wenn man den Glauben daran fast verloren hat, dass die meisten Menschen, so skurril und sonderbar sie auch manchmal sein mögen, im Grunde ein gutes, hilfsbereites Herz haben und man Träume einfach leben sollte.
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