Hat mir gut gefallen, war sehr angenehm zu lesen.
Der Roman "Weiß der Himmel von Dir" von Alicia Bessette handelt von der langsamen Rückkehr ins Leben der jungen Witwe Rose-Ellen, genannt Zell. Vor eineinhalb Jahren erst hat sie ihren Ehemann Nick verloren, als dieser den Opfern der Flutkatastrophe, hervorgerufen durch den Hurrican Kathrina, in New Orleans als freiwilliger Helfer beistand und dabei verunfallte.
Zell hat sich seither von Freunden und Bekannten abgekapselt und lebt mit Greyhound Captain Ahab, den das Ehepaar schon als Welpen erwarb, zurückgezogen in Wippamunk, einer Kleinstadt in Amerika. Eigentlich war nach der Heirat und dem Hauskauf nun die Familienerweiterung um Kinder geplant, doch das Schicksal lässt sich halt keine Vorschriften machen.
Ihre Arbeit als Freiberuflerin fördert ihre Isolation nach Nicks Tod natürlich nur noch. Immer noch kann Zell Nicks Sachen nicht betrachten, ohne in ein tiefes Trauerloch zu fallen. So hat sie alle Dinge, die sie an Nick erinnern - bis auf seine Kochschürze, die sie, eine miserable Köchin, selbst ständig zuhause trägt oder sein Lieblings-T-Shirt, mit dem sie oft kuschelt - auf dem Dachboden deponiert und vermeidet es akribisch, diesen zu betreten. Für mich ein völlig logisches Verhalten, um nicht unter der vollen Wucht des Verlustschmerzes zusammen zu brechen.
Natürlich kommen aber immer wieder Erinnerungsfetzen hoch, wundervoll einfühlsam eingestreut in die fortlaufende Handlung durch die Autorin auch durch E-mails von Nick, die Zell liest oder die sie ihm selbst immer noch schreibt oder Passagen, in denen Alicia Bessette Freunde des Ehepaares zu Worte kommen läßt. Denn der Körper und Geist verlangen nach der Überwindung der Trauer und dem Zurück ins aktive Leben.
Gefördert wird das natürlich am stärksten durch den Einzug des neuen Nachbarn Garrett und dessen Tochter Ingrid, die selbst unter der Trennung ihrer Eltern leidet und sich in den Kopf gesetzt hat, Polly Pinch, eine TV-Köchin, die sie sehr bewundert, sei eventuell ihre Mutter. Die forsche Art Ingrids und ein Zufall, den Zell als Wink des Schicksals empfindet, nämlich der Hauptgewinn in Höhe von 20.000 Dollar des ausgeschriebenen "Süßes für die Seele"-Wettbewerb, bewirken, dass Zell aus ihrer Isolation herauskommt. Ingrid und Zell beschließen, an dem Wettbewerb teilzunehmen, zu gewinnen und durch das erlangte Preisgeld Nicks Hilfseinsatz für die Opfer der Flutkatastrophe quasi zu krönen...und für Zell wird es auch eine Art Schuldabtrag sein, denke ich mal, weil man sich als Überlebende irgendwie immer eine Mitschuld am Tod eines geliebten Menschen einredet, weil man nicht da war, um einen Unfall o.ä. verhindern zu können.
Kurzum: Zell ist auf dem besten Wege, mit Hilfe mehrerer Menschen - erst recht, als ihr Greyhound wegläuft - , ins Leben zurückgezogen zu werden und ihre Trauerarbeit abschließen zu können. Das Buch mag nicht für jeden etwas sein, denn aus Erfahrung weiß ich, dass sich manche Menschen lieber nicht mit solchen gefühvollen Themen beschäftigen, aber die Autorin glitscht meines Erachtens nie in unerträgliche Klischees ab oder drückt zu sehr auf die Tränendrüse.
Im Gegenteil: der Roman hatte für mich einen lockeren, leichten und oft humorigen Stil, der bei solcher Thematik nicht einfach zu halten ist.