Rezensionsübersicht

188 Rezensionen
Weihnachten in Applemore Rachael Lucas
Weihnachten in Applemore (Buch)
4 von 5 Sterne

Besinnliche Weihnachten in Applemore

"Weihnachten in Applemore" ist eine romantische Wohlfühlgeschichte, die in der verschneiten Kulisse der schottischen Highlands spielt und Teil der Applemore-Reihe ist. Im Zentrum stehen Harry Robertson, der Besitzer des Applemore Hotels, und Polly Fraser, die jüngste der Fraser-Geschwister und Betreiberin des erfolgreichen Hofladens in Applemore.

Harry plant eigentlich, sein Hotel für Renovierungsarbeiten zu schließen, als er einen unerwarteten und riesigen Auftrag erhält: die Ausrichtung einer opulente Weihnachtshochzeit für eine berühmte Influencerin. Da dies eine einmalige Gelegenheit für sein Hotel ist, nimmt er die Herausforderung an.

Polly, Harrys beste Freundin, ist fest entschlossen, ihm dabei zu helfen, ein unvergessliches Fest zu organisieren. Sie mobilisiert die Dorfgemeinschaft – darunter der Hofladen, die Gärtnerei und die Bäckerei – um alles für die Hochzeit bereitzustellen.

Während die Weihnachtsvorbereitungen auf Hochtouren laufen und eine festliche Magie in der Luft liegt, wird klar, dass zwischen Polly und Harry mehr als nur Freundschaft liegt. Sie schleichen umeinander herum, zögern jedoch, den ersten Schritt zu wagen.

Als jedoch ein plötzlicher Rückschlag die Hochzeit und Harrys Pläne bedroht, zeigt sich der wahre Wert von Freundschaft und Zusammenhalt der Dorfbewohner. Die Geschichte kulminiert in der Frage, ob dieses Weihnachtsfest nicht nur die Hochzeit rettet, sondern auch Harrys und Pollys Leben durch die endlich gefundene Liebe für immer verändern wird.

Es ist eine herzerwärmende "Friends-to-Lovers"-Romance, die den Zauber der Weihnachtszeit und die Stärke der Gemeinschaft feiert.
Tiere beobachten mit dem Wildtierguide Hundorf , Patrick
Tiere beobachten mit dem Wildtierguide (Buch)
5 von 5 Sterne

Tierporträts mit Insider - Tipps

Ich beobachte sehr gern Wildtiere und war deswegen auf dieses Sachbuch sehr gespannt. In dem Buch werden insgesamt 65 Arten vorgestellt, Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Insekten. Die Kapitel über Wolf, Luchs, Wildkatze und Elch haben mich besonders interessiert. Die Fotos sind wirklich beeindruckend und äußerst gelungen. Die persönlichen Tipps des Autors finde ich besonders spannend, erfährt man doch hier ganz konkret, in welchen Regionen bzw. Gebieten bestimmte Tierarten anzutreffen sind. Interessant sind auch die kurzen Porträts mit den wichtigsten Informationen bezüglich Vorkommen und Verhalten.
Der Inhalt ist leicht verständlich und wurde übersichtlich und anschaulich dargestellt.
Für mich ist dieses Sachbuch aus dem Kosmos - Verlag eine echte Bereicherung und eine absolute Empfehlung für jeden Tierfreund.
Bravo! Orit Gidali
Bravo! (Buch)
5 von 5 Sterne

Jeder verdient Wertschätzung und Anerkennung

Inhalt:
Mit seiner Mutter besucht der noch junge, namenlose Erzähler das Theater. Er mag Theatervorstellungen nicht und hätte den Tag viel lieber mit seinem Vater verbracht. Entsprechend betrübt sitzt er in den Reihen, als die Schauspieler die Bühne betreten. Plötzlich beginnen sie zu applaudieren. Das Scheinwerferlicht fällt auf eine Zuschauerin, dann auf die nächste, ein paar weitere und schließlich auf seine Mutter, denn: Haben nicht alle Menschen ein „Bravo!“ verdient?

Meine Meinung:
Mit einer rührenden Idee hat Orit Gidali zusammen mit Keren Katz dieses Bilderbuch verwirklicht. In Bild und Text zeichnen sie die Geschichte einer Mutter und ihres Sohnes, die von einem außergewöhnlichen Theaterbesuch überrascht werden. Während üblicherweise die Darsteller am Ende eines Stücks Applaus erhalten, sind es an diesem Tag die Zuschauer, denen einer nach dem anderen applaudiert wird. Im Lichtstrahl lächeln die Besucher zaghaft, einige verbeugen sich, andere vollführen einen kleinen Tanz. Auch die Mutter des Erzählers, die zuvor noch müde und erschöpft wirkte, hat augenblicklich ein Strahlen im Gesicht. Ihr Sohn, der sie nur lustlos ins Theater begleitete, bemerkt die Veränderung sofort. Was für seine Mutter und die übrigen Zuschauer im Buch zutrifft, gilt auch für uns Menschen: Wertschätzung stärkt das Selbstwertgefühl einer Person und sorgt für ein positives Wohlbefinden, vielleicht sogar ein wenig Stolz. Die Botschaft des Buches ist klar – und so wichtig: Jeder Mensch verdient Anerkennung, jedem gebührt ein „Bravo!“.
Ein unbedingt zu erwähnendes Detail sind die Figuren in der Geschichte, die auf echte Menschen zurückgehen. Orit Gidali beschreibt auf den letzten Seiten, wie sie bei eigenen Theaterbesuchen Personen aus dem Publikum angesprochen hat und sie bat, etwas über sich zu erzählen. Was sie zu berichten hatten, kann man in wenigen Sätzen nachlesen. Die zugehörigen Fotos zeigen, dass sich auch Keren Katz bei ihren Illustrationen an den realen Vorbildern orientiert hat. In ihrem unverwechselbaren Zeichenstil und mit ausgewählten Farben hat sie die Menschen wiedererkennbar zu Papier gebracht sowie der Geschichte originelle Kulissen gegeben.
Mit seinen Seiten aus starkem Papier ist das Buch hochwertig gestaltet und damit ein schönes Geschenk für einen Menschen, der ein „Bravo!“ verdient.
Leos wilde Abenteuer - Mond-Fieber Andreas Völlinger
Leos wilde Abenteuer - Mond-Fieber (Buch)
5 von 5 Sterne

Wildes Weltraum Abenteuer

Leos Tante Agnetha ist eine Erfinderin und schenkt ihm zum Geburtstag etwas ganz besonderes! Eine Reise zum Mond. Schon die Reise ist voller Abenteuer und auch auf dem Mond haben sie ein Mondmobil zum herum fahren. Aber dann haben sie eine Panne und der Sauerstoff wird knapp. Was sollen sie nun tun?

Das Buch ist ein ganz besonderes Erlebnis. Hier können die Kinder mit zum Mond fliegen und erfahren dabei jede Menge Informationen. Und es gibt viele schöne Illustrationen die das gelesene unterstützen. Viele kleine Details verdeutlichen die Informationen. Die große Schrift erleichtert das Lesen für die Anfänger. Auch das Vorlesen macht Spaß. Nebenbei erfahren wir vieles über die Reise in einer Rakete und über den Mond und seine ersten Besucher.

So macht lesen Spaß und es wird noch Wissen vermittelt.
Die coolsten Christmas Cookies für Teens Die coolsten Christmas Cookies für Teens (Buch)
5 von 5 Sterne

So coole Cookies!

Da werde die Teens ganz automatisch Back-Fans! Alles ist fröhlich und mit Spaß gestaltet und schon die vielen nützlichen Infos ganz am Anfang wirken nicht belehrend oder nervig. Hier macht tatsächlich jede Seite Spaß und Laune. Und ganz ehrlich, beim Theorieteil habe sogar ich noch das eine oder andere dazugelernt, und dabei backe ich seit mehr als vierzig Jahren! Die Zubereitungshinweise am Ende des Buches hätte ich vor dem Rezeptteil angesiedelt, damit sie nicht übersehen werden. Ein alphabetisches Rezeptregister am Ende des Buches fehlt mir. Ansonsten gefällt mir die Einteilung sehr gut.

Die eigentlichen Rezepte sind in die Kapitel Pimp your Klassiker; Quick & easy; Fancy Cookies unterteilt. Die Zutaten sind alltagstauglich und leicht zu bekommen, wenn sie nicht sowieso schon im Vorrat vorhanden sind. Der Aufbau der Rezepte ist klassisch und übersichtlich. Vor der Zutatenliste findet man die Zubereitungszeit, die Backzeit und sogar den Kalorienwert. Die Zubereitungsschritte sind gut und sachlich erklärt. Sehr schön ist hier, dass die Teens nicht wie kleine Kinder behandelt werden und die Sprache sich an junge Erwachsene anpasst, nicht an Kinder.

Alle Cookies sprechen nicht nur den Gaumen, sondern auch das Auge an. Ohne viel Aufwand werden sie zu Hinguckern. Das freut nicht nur Teens, würde ich mal behaupten! Ganz besonders begeistert bin ich von den Fancy Cookies. Hier sind zauberhafte Gebäcke dabei, die sich auch bestens als Geschenk eignen.

Teens, die sich fürs Backen interessieren, werden sich definitiv über dieses Buch freuen. Die Ideen sind großartig, das Umsetzen problemlos auch für Anfänger möglich, sofern Interesse und ein wenig Geschick vorhanden sind. Und als Krönung schmecken die Cookies einfach klasse. Tolle Idee, geniale Umsetzung. Fünf Sterne!
(c) cms
und mein bist du Thomas Gerl
und mein bist du (Buch)
5 von 5 Sterne

Spannung pur – ich konnte nicht aufhören zu lesen

Ich kannte weder den Autor noch den ersten Band, aber schon nach wenigen Seiten war ich mitten in der Geschichte. Die Handlung hat mich von Anfang bis Ende gefesselt, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Ohne zu viel zu verraten: Es geht um einen Mordfall, bei dem lange unklar bleibt, wer der Täter ist. Besonders beeindruckt hat mich, wie realistisch gezeigt wird, dass man – einmal in eine Straftat verwickelt – immer wieder unter Verdacht geraten kann, selbst wenn man unschuldig ist. Genau das passiert Jakob, dem Protagonisten, mit dem hier übel mitgespielt wird. Zum Glück steht ihm ein Unterstützer zur Seite, auch wenn sich scheinbar alles gegen ihn verschworen hat.
Die Spannung hielt bis zum Schluss, und mit der Auflösung habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ein perfektes Ende und ein Thriller ganz nach meinem Geschmack!
Mörderische Brise - Der Tote am Sandstrand Nina Ohlandt
Mörderische Brise - Der Tote am Sandstrand (MP3)
5 von 5 Sterne

Spannend, lebendig, menschlich

Der Einstieg in das Buch mit dem spannenden Prolog ist gut gelungen.
Von Anfang an begleiten wir die Polizistin Hannah an ihrem neuen Wirkungsort, mit etwas holprigem Einstieg und alten, mehr oder weniger guten Bekannten. Interessant geschildert ist auch die konfliktbeladene Beziehung zu ihrem Vater.
Es gibt mehrere Kriminalfälle, die miteinander in Verbindung stehen, was jedoch nicht leicht zu enträtseln und zu durchschauen ist. Hier führen uns die Autoren wirklich gekonnt mehrmals auf falsche Fährten, und vieles löst sich erst ganz zum Schluss auf, meiner Meinung nach in logischer Weise.
Alles in allem ist das Buch wunderbar flüssig und spannend geschrieben, atmosphärisch dicht, mit lebendigen Personen... es hat viel Spaß gemacht! Über ein paar kleine Ungereimtheiten konnte ich gut hinweg sehen.
Wunderbar finde ich auch immer wieder die Beschreibung von Wismar. Ich habe in der Stadt mal ein paar Tage Urlaub gemacht, und finde die Schilderungen der Stadt und der Landschaft drum herum atmosphärisch sehr echt und gelungen.
Ich freue mich auf Band 2!
Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat Marc-Uwe Kling
Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat (CD)
5 von 5 Sterne

So herrlich lebensnah und urkomisch!

Die ganze Familie muss nach Wuppertal, denn Großtante Ilse will zum vierten Mal heiraten. Blöd nur, dass außer Tiffany gerade keiner gute Laune zu haben scheint.

In unverwechselbarem Stil packt Marc Uwe Kling eine Begebenheit, die wohl jeder kennt, in eine umwerfend komische kleine Geschichte. Man kann das Hörbuch mehrfach hintereinander hören, weil man vor lauter Lachen Teile der Gags und Geschichte verpasst. Die Familie ist ebenso verrückt wie normal und beamt sich mitten ins Herz.

Obwohl dieses Buch Teil einer Reihe ist, kann man es problemlos lesen oder hören, ohne die Vorgänger zu kennen. Ein wunderbarer Running Gag ist, dass andere Titel des Autors erwähnt werden. Auch hier ist nicht unbedingt wichtig, sie zu kennen, aber es hilft schon ein bisschen. Lustig ist es auf alle Fälle!

Die Gespräche zwischen den Familienmitgliedern sind einfach köstlich! Kling hat jede Figur so angelegt, dass sie gleichzeitig stereotyp, als auch absolut einzigartig ist. So viel Wortwitz, wie er in dieses kurze Buch steckt, ist große Kunst. Bei anderen wäre das einfach nur Klamauk, hier ist es großes Kino. Ich liebe es!

Kurz, aber genial! Marc Uwe Kling ist ein Meister seines Fachs und wer das nicht hören oder lesen mag, verpasst tatsächlich etwas. Oder ist humorlos! Unbedingt genießen! Fünf Sterne!
(c) cms
Hensslers Schnelle Nummer - morgens, mittags, abends Steffen Henssler
Hensslers Schnelle Nummer - morgens, mittags, abends (Buch)
5 von 5 Sterne

Nicht immer ganz so schnelle, aber viele abwechslungsreiche Rezepte für den ganzen Tag

„Einfacher geht’s ja kaum. Für jede Tageszeit das richtige Rezept.“

Meine Meinung:
Wir sind inzwischen Fans von Steffen Hensslers „schnellen Nummern“, da uns schon die vorangegangenen Bücher der Reihe begeistern konnten. Und wie man es vom Autor gewohnt ist, spart er nicht mit Versprechungen und Anspruch, wie man seinen „Vor-Vorworten“ entnehmen kann (z.B. „Auf keinen Fall kompliziert“ und „Einfach, ehrlich, lecker“).

Bei dem gewählten Thema finden sich natürlich einige „Basics“ und Klassiker, wie etwa Spiegeleier auf Brot oder „hausgemachte Marmeladen“. Aber auch bei diesen Grundrezepten bringt Henssler einen Schuss Individualität mit, wenn er z.B. die Spiegeleier noch mit brauner Butter toppt oder die Marmeladen mit Geschmacksnuancen wie Vanille oder weißer Schokolade verfeinert.

Ein bisschen weicht Henssler für mein Empfinden diesmal von seinem Konzept ab, denn manche seiner Rezepte brauchen schon etwas mehr Zeit, wie etwa das „confierte Eigelb auf Röstbrot“, das schon 50 Minuten Zeit benötigt, oder das „hausgemachte Krustenbrot“, das mit 75 Minuten veranschlagt ist (+14,5 Stunden Wartezeit). Und bei manchen Rezepten wird die angegebene Zeit bei mir definitiv nicht ausreichen, wie z.B. bei dem (sehr schönen!) Rezept für die „Eggs Benedict“, bei dem man auch die Hollandaise selbst macht und für das der Autor gerade mal 25 Minuten Zubereitungszeit ansetzt.

Dafür finden sich aber auch diesmal wieder viele, zumeist recht einfach nachzukochende Rezepte, die lecker und schnell zubereitet sind, wie etwa die „Spaghetti mit Salbei & Limette“, die „asiatische Blumenkohlpfanne“, die „chrispy Gnocchipfanne“ oder auch die „One-Pot-Pasta mit Tomate & Speck“. Hier ist für jeden Geschmack und für jede Tageszeit etwas dabei.

Neben den vielen wirklich guten Rezepten unterhält Steffen Henssler auch diesmal zwischendurch wieder mit ein paar interessanten Fakten rund um unsere Ernährungsgewohnheiten (z.B., dass wie Deutschen mehr Kaffee trinken als Bier oder Wasser, oder auch, dass es in Deutschland 3.200 anerkannte Brotsorten gibt). Ein nettes Beiwerk, das zwischendurch unterhält und zum eigenen Trivialwissen beiträgt. Manche Facts sind allerdings wirklich hilfreich, z.B. dass „al dente“ gekochte Pasta einen niedrigeren glykämischen Wert hat als weich gekochte Pasta (und damit dem „Mittagstief“ entgegen wirkt!).

FAZIT:
Eine weitere Bereicherung für die Küche - vielen Dank!
Prinzessin Alice Irene Dische
Prinzessin Alice (Buch)
4 von 5 Sterne

Eine faszinierende, leider weggesperrte Adlige

In ihrem Roman über die Großmutter des amtierenden König Charles III. trägt Irene Dische auf wenigen Seiten einige unfassbare Episoden aus dem Leben von Alice von Battenberg zusammen. Alice von Battenberg, die Enkelin von Königen Victoria, die mal ein koloniales Weltreich regierte und Tochter von Prinzessin Victoria (ja, es kann verwirrend sein), eine hochintelligente, belesene Frau (der ich aufgrund der kurzen Personenbeschreibung Autismus unterstellen würde), hatte selbst ein aufwühlendes Leben, welches dem ihrer Vorfahren und Nachkommen in nichts nachsteht. Taub geboren, lernte sie fünf Sprachen von den Lippen abzulesen und zu sprechen. Das brachte ihr bloß nicht mehr viel, als sie aufgrund ihres für ihre Familie unangenehmen Verhaltens in psychiatrische Kliniken gegen ihren Willen abgeschoben wurde. Alice war nämlich so gläubig und durchaus auch neurodivergent, dass sie der Meinung war, mit Jesus/Gott verheiratet zu sein. Im Gebet konnte sie sogar einen Orgasmus haben. Nie hat sie Eigen- oder Fremdgefährdung gezeigt, trotzdem war sie in den 1920er Jahren mit ihrem Verhalten auffällig genug, um sie bestialischen Behandlungsmethoden zu unterwerfen.

Was in diesem Roman historisch überliefert ist und was Fiktion, ist nie ganz klar. Aber die groben Informationen scheinen (laut Wikipedia) zu stimmen. So wurde ihr von u.a. Sigmund Freud die wilde Diagnose „paranoide Schizophrenie, mitverursacht durch sexuelle Frustration aufgrund einer nicht ausgelebten Leidenschaft“ diagnostiziert und verbrachte mehrere Jahre in Sanatorien eingesperrt. Ich persönlich glaube dem Roman so ziemlich alles, was hier von Alice persönlich uns berichtet wird. Für mich ist allein schon die Lebensgeschichte dieser Adligen, mit ihrem ironischen Blick auf die eigene Sippe (und deren Inzuchtsproblematik) und die Einblicke in die adligen Herrscherfamilien unglaublich aufschlussreich gewesen. Der persönliche Blick auf die Erlebnisse machen es noch interessanter, wobei ich an manchen Stellen mit der Erzählperspektive gehadert habe. Alice berichtet hier in der Vergangenheitsform rückblickend auf ihr Leben. Dabei nimmt sie nicht nur ab und an recht flapsige Formulierungen in den Mund, die so gar nicht zu einer so stolzen Adligen passen wollen, sondern scheint auch manchmal einen allwissenden Blick auf ihre Mitmenschen zu haben und deren Emotionen zu kennen. Die Leser:innen werden mit Durchbrechen der vierten Wand mitunter direkt angesprochen. In der zweiten Hälfte des Romans passiert dann noch eine Wandlung mit Alice, von der ich mir nicht sicher bin, ob diese so tatsächlich passiert ist bzw. passiert sein kann, ob sie durch den Geisteszustand der Frau in ihr selbst auftauchte, oder ob dieses Detail von Irene Dische vollkommen frei erfunden ist.

Ich muss zugeben, auch wenn ich mit dem Erzählstil durchaus gehadert habe, fand ich diese (fast) vergessene Lebensgeschichte von Alice von Battenberg wirklich unglaublich lesenswert und spannend. Mal wieder ein Werk, welches durch seine Schilderung von vergangenen psychiatrischen und psychotherapeutischen „Therapien“ an diesen zweifeln und nur den Kopf schütteln lassen. Auch die heutige Psychiatrie hat noch einiges vor sich und ist nicht lupenrein. Der Roman ruft ins Gedächtnis, dass immer die aktuelle Gegenwart von sich denkt, das Richtige für andere Menschen zu tun. Im Rückblick betrachtet aber durchaus falsch gelegen haben kann.

Insgesamt eine kurze, knackige Lektüre, die zum Nachdenken anregt und nachhallt.

3,5/5 Sterne
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