Rezensionsübersicht

141 Rezensionen
Die Trümmerschule - Zeit der Hoffnung Beate Maly
Die Trümmerschule - Zeit der Hoffnung (Buch)

Gelungen

Wien, 1946. Die jüdische Lehrerin Stella findet eine Anstellung im
Lindengymnasium. Sie ermutigt ihre Schüler über ihre Kriegserlebnisse zu reden, was nicht gut ankommt.

Beate Maly beschreibt das Leben nach dem Krieg im Jahr 1946 absolut bildhaft und glaubwürdig. Man empfindet das Leid, die Not und Verzweiflung hautnah und sieht die zerbombte Stadt genau vor sich. Ebenso werden die Charaktere vor Augen lebendig. Stella hat mir mit ihrem Mut imponiert. Sie weiß, was sie will und setzt sich gegen die Widrigkeiten durch. Ich empfand dieses Buch als spannend und war mal wieder von Beate Maly und ihrem Stil sehr begeistert. Ihre Romane sind stets ein Garant für allerfeinste Unterhaltung. Sie verwebt auch hier wieder reales Geschehen mit einer fiktiven Geschichte. Dies ist ihr wieder absolut gelungen und man kann auf Band 2 gespannt sein.
Das Summen unter der Haut Stephan Lohse
Das Summen unter der Haut (Buch)

Sommerroman, aber nicht unbeschwert

Ich fand "Das Summen unter der Haut" nicht so fröhlich, wie Cover und Beschreibung vermuten lassen können. Stephan Lohse erschafft schon eine stimmungsvolle, manchmal auch befreite Sommeratmosphäre, über der ich aber immer einen dunklen Schatten liegen sah. Dadurch hätte ich am Ende auch mit mehr Drama gerechnet, als es dann gab. Die Geschichte endet ohne Knall, ohne komplette Auflösung, vielleicht sogar etwas unrund. Die eben erwähnte Ambivalenz passt aber vielleicht auch dazu, dass die beiden Protagonisten dieser Coming-of-Age-Geschichte irgendwo zwischen kindlicher Unschuld und Erwachsenwerden stecken.
Das Schwulsein von Julle beschäftigt ihn selbst, in seiner Umgebung ist es aber kein großes Thema oder gar Problem - keine Ahnung, wie realistisch das war, aber es war mal anders und ein angenehm entspannter Umgang.
Toni Tintenklecks auf mäusischer Mission Kathleen Freitag
Toni Tintenklecks auf mäusischer Mission (Buch)

So süß

Toni Tintenkleks, die kleine Hausmaus, lebt mit Motte Öotte und Marder Matti im Haushalt von Herrn Pantoffel. Ihre Welt scheint zusammenzubrechrn, als Herr Pantoffel zu seiner Tochter ziehen will. Was soll aus ihnen werden? Möglicherweise zieht jemand mit einer Katze in die Wohnung - oder noch schlimmer: mit Kindern! Da hilft nur eines: Die drei Freunde müssen den Brief von Herrn Pantoffel abfangen. Die drei machen sich auf eine abenteuerliche Reise!

"Toni Tintenklecks auf mäusischer Mission" ist ein wahrhaft zauberhaftes Buch. Kathleen Freitag hat hier so niedliche Tiere geschaffen, da verliert man sofort sein Herz. Marder Matti, Motte Lotte und Hausmaus Toni sind ein eingeschworenes Team. Sie zeigen, daß man gemeinsam wahrlich Berge versetzen kann. Geschrieben ist das Buch auf herrlich eingängige Art, die für jedes Alter geeignet ist. Dazu die tollen Zeichnungen - so machen Kinderbücher Spaß.
Preston Brothers, Band 1 - Loving Lucas Jay Mclean
Preston Brothers, Band 1 - Loving Lucas (Buch)

Etwas viel Teeniedrama

„Preston Brothers – Loving Lucas“ ist der Auftakt der Preston-Brothers-Trilogie von Jay McLean. In jedem der drei Bücher geht es um einen anderen Charakter der Familie, die in diesem ersten Teil schon vorgestellt werden.
In diesem Band geht es um den ältesten Sohn Lucas und Lois, die von allen in der Familie Laney genannt wird. Sie kennen sich seit sie elf sind und genauso lange sind sie beste Freunde. Ihre Gefühle füreinander behalten sie für sich, aber eine Nacht ändert alles.
Ich muss sagen, dass mir besonders der Familienzusammenhalt und die -dynamik gefallen hat. Es war immer schön zu sehen, wie die Prestons miteinander umgegangen sind und wie auch Laney und ihr Vater dazugehört haben. Natürlich war die Familie mit sieben Kindern etwas chaotisch, aber genau das hat den Reiz ausgemacht. Sei es, weil der kleinste Lachlan immer die Schimpfwörter aufschnappt hat oder alle Lucas für sein Date helfen. Es gab auch kleine Rückblicke, in denen die Mutter Kathy noch gelebt hat und die waren wirklich rührend. Allgemein kamen im ganzen Buch Momente vor, die sehr emotional waren, auch weil Laney sich oftmals nicht genug gefühlt hat, weil ihre biologische Mutter sie nicht wollte. Lucas fand ich manchmal etwas schwierig. Er ist in Laney verliebt, aber hat andauernd neue Freundinnen und wartet darauf, dass seine beste Freundin merkt, dass zwischen ihnen etwas sein kann. Aber so sind eben Teenager, denn beide sind zum Anfang der Geschichte 17 Jahre alt. Da fehlt einem noch die Reife und das hat man bei Lucas gemerkt, Er besitzt durch seine Brüder zwar viel Verantwortung und die stellt er sich auch, aber was Beziehungen angeht, da ist er noch nicht bereit für. Er entwickelt sich in der Geschichte aber, was ich gut finde. Allerdings war ich oft genug genervt. Das lag einfach daran, dass es zwei Teenager waren und das oft anstrengend wurde. Sicherlich war man in dem Alter selbst in gewisser Weise so, aber dennoch war es eben viel Hin und Her, Stimmungsschwankungen und alles. Das fande ich oft einfach zu viel und zu nervtötend, gerade auch am Anfang. Natürlich wurde es zum Ende hin besser, aber dann gab es anderes Drama, das aber gut reinpasste und das ernste Thema, was mit eingeflochten wurde, betrifft viele Menschen, gerade auch so junge.
Besonders gefallen haben mir aber die unterschiedlichen Charaktere. Jeder der einzelnen Preston Brüder war anders, selbst die Zwillinge. Das fand ich echt toll. Gerade der stille Leo, der Lucas auch seine Meinung gesagt hat, und der kleine Lachlan waren meine Favoriten. Der Schreibstil war auch schön, sodass ich in dem Buch schnell vorankam. Dennoch kann ich nur drei Sterne geben, da ich einfach vieles zu anstrengend fand und es mir manchmal zu viel war und ich mich somit der Geschichte nicht richtig hingeben konnte.
Der Kaiser der Freude Ocean Vuong
Der Kaiser der Freude (Buch)

Eindrucksvoller Roman über Freundschaft

"Der Kaiser der Freude" ist das zweite Prosawerk von Ocean Vuong, das vor allem thematisch große Ähnlichkeiten zu "Auf Erden sind wir kurz grandios" aufweist. Wieder stehen Verlust, Migration, Armut, Drogensucht, Familie und die Suche nach Zugehörigkeit im Mittelpunkt der Erzählung. In seinem Aufbau und seiner Ausgestaltung weicht dieser Roman jedoch erkennbar von seinem Vorgänger ab, sodass es sich keineswegs um eine bloße Kopie des gefeierten Debüts handelt. Dieser Roman zeichnet sich durch eine kontinuierliche Handlung, die von lebendig gezeichneten Figuren getragen wird. Passend zum zentralen Thema des Romans der Freundschaft der unterschiedlichen Figuren setzt Vuong auf eine starke Charakterisierung der Figuren und eine genaue Beschreibung ihrer Beziehungen und Dynamiken. Vuong gestaltet die Figuren mit viel Einfühlungsvermögen als vielschichtige und glaubwürdige Persönlichkeiten, die beim Lesen ans Herz wachsen. Verfasst ist das Buch in einer etwas weniger poetischen, aber dennoch sehr kunstvollen und mitreißenden Sprache. "Der Kaiser der Freude" ist ein leises, aber starkes Buch, das lange im Gedächtnis bleibt.
Neuanfang in Notting Hill Norie Clarke
Neuanfang in Notting Hill (Buch)

Berührender und gefühlvoller Roman

Die Inhaltsbeschreibung des Buches hat mich neugierig gemacht und ich wurde auch nicht enttäuscht. In diesem Buch geht es zwei Generationen, die junge Jess zieht als Mitbewohnerin bei der fast 80jährigen Joan ein. Beide machen einen Tausch, Jess geht offline und Joan geht dafür online. Nebenbei gibt Joan ihre lange zurückliegende Liebesgeschichte preis, und auch Jess verliebt sich.
Dieser Roman ist wirklich sehr schön geschrieben. Die Liebesgeschichte, vor allem von Joan, ist sehr berührend und gefühlvoll beschrieben. Ich war ab der ersten Seite an im Buch gefangen und bin immer neugierig geblieben wie es wohl ausgehen wird. Wird Joan ihre alte Liebe Joseph wiedertreffen und wird auch Jess ihre große Liebe finden? Das blieb bis zum Schluss offen und spannend. Die Story ist gut durchdacht und umgesetzt im Buch. Die Schreibweise ist sehr flüssig, es gab für mich keine langweiligen Passagen. Auch die beiden Hauptpersonen kamen bei mir als Leser sympathisch an und man konnte gut mit ihnen mitfühlen.
Auch das Cover des Buches finde ich sehr schön gestaltet und spricht mich an.
Fazit: Ein sehr schöner berührender Roman.
Ihr werdet sie nicht finden Andreas Winkelmann
Ihr werdet sie nicht finden (Buch)

Etwas langatmig

Ich hatte hohe Erwartungen an den Thriller "Ihr werdet sie nicht finden" von Andreas Winkelmann, doch leider bin ich etwas enttäuscht worden.
Es dauert ewig bis die Geschichte ins Rollen kommt und von Spannung fehlt jede Spur, ganz anders als man es von dem Autor eigentlich gewohnt ist. Mit den Figuren konnte ich auch nicht so viel anfangen, meiner Meinung nach, hätte die Gefühlswelt von Jonas und Franca noch genauer dargestellt werden. So hat man leider nur einen oberflächlichen Blick in ihre Gedanken erhalten und konnte sich nicht so ganz in sie hineinversetzen.
Der Schreibstil ist, wie von Winkelmann nicht anders zu erwarten, sehr flüssig und man kommt mit dem Buch schnell durch. Auch das Cover und der Farbschnitt sind ansprechend.
Insgesamt ist die Story sehr langatmig und die Spannung fehlt. Daher kann ich das Buch nicht unbedingt weiterempfehlen.
Atmosphere Taylor Jenkins Reid
Atmosphere (Buch)

Atmosphäre

Eine Frau bewirbt sich für das Space-Shuttle-Projekt der Nasa. Das klingt doch wirklich gut. Und ich mag die Autorin Taylor Jenkins Reid. Also war ich wirklich freudig gespannt auf Atmosphere.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Und das ist für mich der größte Haken. Denn wieder einmal ist es bei dieser Art der Erzählstrategie bei mir passiert, dass ich den einen Strang toll fand, den anderen aber eher langweilig. Und ich hoffte immer darauf, dass die Zeitebene sich wieder änderte. So was finde ich schade, denn da wird das Lesen etwas unbefriedigend.

Also es ist eine interessante Geschichte mit mehr als einer starken Heldin. Aber es war für mich nicht ihr bestes Buch und es konnte nicht all meine Hoffnungen erfüllen. Das ist vielleicht jammern auf hohem Niveau aber wie gesagt. Es hat mir gefallen und ich bleibe ein Fan der Autorin.
Hier oben sind wir unendlich Gemma Tizzard
Hier oben sind wir unendlich (Buch)

Zwischen Aufstieg und Absturz

Gemma Tizzards Roman „Hier oben sind wir unendlich“ entführt den Leser in das New York der 1930er-Jahre, mitten hinein in die Zeit der Großen Depression. Im Zentrum der Geschichte steht die junge Tänzerin Grace, die für ihre Familie alles riskiert. Als ihr Bruder Patrick sich verletzt und seine Arbeit auf der Baustelle des Empire State Buildings verliert, trifft Grace eine mutige Entscheidung: Sie tauscht ihre Tanzkarriere gegen den gefährlichen Job als Stahlarbeiter – verkleidet als Mann.
Was zunächst wie ein abenteuerlicher Plan klingt, entwickelt sich zu einer bewegenden Geschichte über Zusammenhalt, Mut und Selbstaufopferung. Graces Verkleidung bringt sie täglich in Lebensgefahr, nicht nur wegen der Höhe, sondern auch, weil jederzeit alles auffliegen könnte. Besonders heikel wird es, als sie sich in einen ihrer Kollegen verliebt. Eine Liebe, die sie nicht leben darf, ohne ihre Tarnung zu gefährden.
Der Autorin gelingt es eindrucksvoll, die harten Lebensumstände dieser Zeit greifbar zu machen: die Angst vor Armut, das ständige Ringen um Medikamente für die kranke Schwester, die fehlende soziale Absicherung. All das wirkt erschütternd authentisch. Dabei erzählt die Autorin nicht nur von Not und Verzicht, sondern auch von Stärke, Hoffnung und der unerschütterlichen Liebe innerhalb einer Familie.
Besonders hervorzuheben ist, wie gut der historische Hintergrund in die Handlung eingewoben ist. Der Bau des Empire State Buildings, die Perspektive der Arbeiter – oft Einwanderer, die ihr Leben für einen kargen Lohn riskierten – wird ebenso lebendig beschrieben wie das Alltagsleben der Familien in den Hinterhöfen der Großstadt. Grace als weibliche Hauptfigur ist glaubhaft und berührend gezeichnet. Ihre Entschlossenheit, ihr Mut und ihre Zerrissenheit machen sie zu einer Figur, die lange nachwirkt.
Ein großes Lob gilt auch der feinfühligen Sprache der Autorin. Sie schafft es, Emotionen ohne Kitsch zu transportieren, und lässt den Leser die Höhenangst, die Kälte des Stahls und die Wärme familiärer Nähe gleichermaßen spüren.
Mein Fazit:
„Hier oben sind wir unendlich“ ist ein eindrucksvoller, spannender und zugleich tief berührender Roman, der nicht nur eine starke Frauenfigur ins Zentrum stellt, sondern auch einen bewegenden Blick auf eine der prägendsten Phasen der US-amerikanischen Geschichte wirft. Ein Lesetipp für alle, die historische Romane mit emotionaler Tiefe schätzen. 5 Sterne.
Nu Jork, Nu Jork! Alexandra Lüthen
Nu Jork, Nu Jork! (Buch)

Ein Buch über ein Huhn

Nu Jork, Nu Jork!“ – ein Buch über ein Huhn. Genau: ein Huhn.

Henni, die Hauptfigur, lebt auf einem Hühnerhof. Alles ist vorhersehbar, brav, sicher – und doch tief drinnen ist da dieser eine Wunsch: fliegen. Und weil sie den Mut aufbringt, passiert genau das: Sie begibt sich auf eine Reise nach „Nu Jork“, lernt Menschen und Tiere kennen, spricht eine herrlich unperfekte Version von Englisch und philosophiert mit Wind und Wellen über das Leben.

Was dieses Buch so besonders macht, ist seine scheinbare Einfachheit. Die Sprache ist leicht, oft reduziert, aber trifft mitten ins Herz. Jeder Satz sitzt – wie eine kleine Wahrheit, die plötzlich in deinem Alltag aufleuchtet. Ich habe laut gelacht, innerlich genickt, manchmal geschluckt – weil Henni mit ihrer naiven, klugen Art so vieles sagt, was wir Erwachsenen uns oft nicht mehr trauen zu denken.

Die Illustrationen von Peter Gaymann sind nicht nur Beiwerk, sondern Teil der Erzählung: verspielt, charmant, pointiert. Sie geben Henni ein Gesicht, das man nicht mehr vergisst. Es ist, als würde man durch eine poetische Graphic Novel blättern, ohne je das Gefühl zu haben, dass es "nur" ein Kinderbuch sei.

Denn genau das ist es nicht – oder nicht nur. Es ist ein Buch für alle Altersklassen. Für Kinder, die träumen. Für Jugendliche, die loswollen. Für Erwachsene, die vergessen haben, wie das geht. Und für Ältere, die sich erinnern möchten.

Am Ende wollte ich gar nicht, dass es vorbei ist. Aber Henni hat mir etwas mitgegeben: Die Gewissheit, dass Träume nicht albern sind. Dass Mut oft nur der erste Schritt ist. Und dass auch ein Huhn die Welt verändern kann – wenn es einfach mal losläuft.
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