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    Shilo1 Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 24. Juni 2020
    "Hilfreich"-Bewertungen: 28
    663 Rezensionen
    Der Gautenthron

    Sylvia Koppermann
    Der Gautenthron (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    02.12.2025

    Zwischen Freundschaft, Pflicht und Schicksal

    Der Roman beginnt ruhig und öffnet den Blick auf eine längst vergangene Epoche. Der junge Wulf verliert früh seine Eltern und wird an den Hof seines Großvaters, des Königs der Gauten, gebracht. Dort soll er zum Krieger ausgebildet werden, was für den zurückhaltenden Jungen eine große Herausforderung darstellt. Schon erste Übungen mit Schwert und Schild fordern Geduld und Mut, und kleine Fehler zeigen sofort, wie viel noch zu lernen ist.
    Die Kapitel gewähren Einblicke in das Leben auf Gotland. Machtkämpfe, feste Ordnung am Hof und alltägliche Aufgaben wirken nah und lebendig. Wulf lernt, wie streng die Regeln sind, wie wichtig Ehre und Loyalität in einer Welt voller Rivalitäten ist und wie er sich behaupten kann. Er übt Handwerk, trainiert, beobachtet die politischen Auseinandersetzungen und merkt, dass jede Entscheidung Konsequenzen hat. Die historischen Namen und Begriffe gehören in diese Epoche, wirken zunächst fremd, werden aber mit der Zeit immer vertrauter.
    Wulfs Entwicklung verläuft schrittweise, aber nachvollziehbar. Die Freundschaft zu Weohstan bildet das Herzstück der Geschichte. Aus der engen Verbundenheit der beiden entsteht über die Jahre mehr als Kameradschaft. Gemeinsam bestehen sie Prüfungen, teilen Geheimnisse, trösten einander in Momenten der Trauer und unterstützen sich bei den Herausforderungen des Hoflebens. Diese Verbindung verleiht der Erzählung Wärme und Tiefe.
    Die Geschichte zeigt, wie Wulf über sich hinauswächst, obwohl er nie ein Held sein wollte. Kleine Prüfungen, Verluste und schwierige Entscheidungen formen ihn zu einem Anführer, der schließlich als Beowulf in die Sagenwelt eingeht. Der Roman macht deutlich, wie viel Mut und Durchhaltevermögen selbst ein unscheinbarer Junge aufbringen muss, um seinem Schicksal zu begegnen.
    Der Stil ist flüssig und klar, die Beschreibungen lebendig und anschaulich. Die Handlung bleibt gut nachvollziehbar, auch wenn die Epoche der Völkerwanderung zunächst fremd wirkt. Manche Szenen tragen eine ruhige Ernsthaftigkeit, andere berühren durch die Nähe zu den Figuren und lassen die Welt spürbar lebendig werden.
    Beowulfs Weg wird hier vor allem in jungen Jahren gezeigt. Die Erzählung begleitet ihn durch seine Ausbildung und die prägenden Begegnungen dieser frühen Lebensphase. Die bekannten Ereignisse der späteren Saga liegen noch vor ihm, sodass dieser Band einen klaren Schwerpunkt auf seine Entwicklung und sein Heranwachsen legt.
    Die Erzählung über die frühen Jahre des späteren Beowulf wirkt glaubwürdig, weil sie keinen großen Helden in den Mittelpunkt stellt. Stattdessen begleitet sie einen Jungen, der Schritt für Schritt lernt, Verantwortung zu übernehmen. Aus stillen Anfängen wächst eine Figur heran, die den Gauten später vorangeht. Die Autorin verbindet historische Elemente mit menschlicher Nähe und schafft eine Geschichte, die lange im Gedächtnis bleibt.
    5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung.

    Schatten der Gondeln

    John Banville
    Schatten der Gondeln (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    01.12.2025

    Schatten und Rätsel in Venedig

    Venedig bildet den Rahmen für eine ruhige und zugleich unheimliche Geschichte. Die Stadt wirkt schön und fremd zugleich, und diese Mischung passt gut zu Evelyn Dolman, der seine Erinnerungen erzählt. Schon am ersten Abend im Palazzo spürte ich, dass irgendetwas nicht stimmt. Dieses vage Gefühl blieb und wurde nach und nach stärker.
    Die großen Räume des Palazzos wirken kühl und wenig einladend. Gespräche, die freundlich beginnen, hinterlassen oft ein leicht unruhiges Gefühl. Evelyn wirkt unsicher, während er versucht, die Ereignisse einzuordnen. Oft bleibt offen, ob die Merkwürdigkeiten am Ort liegen oder in Evelyn selbst. Diese Unklarheit hält die Geschichte spannend und weckt die Neugier darauf, wie es weitergeht.
    Kurz nach der Ankunft verschwindet Evelyns Ehefrau Laura. Von da an begleitet der Gedanke an dieses Verschwinden jede Bewegung im Palazzo und hält die Spannung bis weit in die Geschichte hinein.
    Der Roman erinnert an ältere Schauergeschichten, bleibt aber eigenständig. Viele Andeutungen bleiben offen, und die Figuren haben etwas Geheimnisvolles an sich, das Fragen aufwirft. Dadurch entsteht ein Gefühl, dass vieles verborgen bleibt und nur langsam sichtbar wird.
    Mit jedem Kapitel kommt etwas mehr Licht in die Ereignisse, ohne dass alles eindeutig erklärt wird. Der Nebel über der Stadt passt gut zu Evelyns innerer Unruhe. Seine Sicht schwankt zwischen Zweifel und Hoffnung und prägt die Stimmung der Geschichte. Am Ende entsteht ein stimmiges Bild, auch wenn manche Puzzleteile bewusst unklar bleiben.
    Der Roman überzeugt vor allem durch seine Atmosphäre und die Darstellung von Venedig um 1899. Einige Stellen wirken etwas zurückhaltend oder schwer greifbar, doch insgesamt entsteht ein besonderes Leseerlebnis. 4 Sterne für eine Geschichte, die leise beginnt, sich langsam entfaltet und durch ihre Stimmung lange präsent bleibt.
    Fluss der versunkenen Träume

    Anna Sofia Glass
    Fluss der versunkenen Träume (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    29.11.2025

    Ein Medaillon enthüllt verborgene Geschichten

    Die Geschichte zieht den Leser sofort in ihren Bann. Die kleine Hinweise rund um ein altes Medaillon lassen erkennen, dass hier eine besondere Erzählung wartet. Das auffällige Cover täuscht, denn dahinter verbirgt sich ein ruhiger, vielschichtiger Roman, der Schritt für Schritt eine berührende Welt öffnet.
    Die Handlung führt nach Wien um 1900, weiter nach Ybbs an der Donau und schließlich zur Insel Ada Kaleh. Das goldene Medaillon ist mehr als ein Schmuckstück. Es verbindet Menschen und Zeiten und leitet die jungen Figuren auf Wege, die Mut und Entschlossenheit erfordern. Lanya und Boris fahren stromabwärts in einem kleinen Boot und erleben, wie sich Freundschaft, Vertrauen und Gefühle entwickeln. Es gibt ruhige, sanfte Momente, aber auch andere Szenen, in denen es spürbar ernst wird. Dieser Wechsel verleiht der Handlung Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit.
    Im Passau der neunziger Jahre entsteht eine zweite Ebene. Eine ältere Frau erzählt ihre Erinnerungen der jungen Besucherin, die das Medaillon gefunden hat. So entsteht eine natürliche Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die beide Geschichten spürbar miteinander verknüpft.
    Die Figuren wirken wie echte Menschen vergangener Zeiten, mit Hoffnungen, Träumen und kleinen Sorgen, die noch heute nachvollziehbar sind. Manche Schicksale tragen leise Traurigkeit, andere Wärme. Die Donau begleitet alles wie eine stille Metapher für Veränderung und Weitergehen.
    Dieser Roman bleibt im Gedächtnis. Er verbindet Gefühl, Spannung, Zeitgeschichte und Humor auf eine sehr natürliche Weise. Trotz des irreführenden Covers verdient das Buch die volle Punktzahl. Die Erzählung ist warm, lebendig und tiefgründig. 5 Sterne mit einer klaren Leseempfehlung.
    Was vor uns liegt

    Alba de Céspedes
    Was vor uns liegt (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    26.11.2025

    Acht Freundinnen auf der Suche nach ihrem Weg

    Die Geschichte spielt in einem Internat in Rom. Hier leben acht junge Frauen und versuchen, ihren eigenen Weg zu finden, obwohl strenge Regeln sie einengen. Zwischen Unterricht und dem täglichen Ablauf gibt es Momente, in denen Mut, Sehnsucht und heimliche Wünsche spürbar werden. Besonders eindrucksvoll ist, wie unterschiedlich die jungen Frauen ihren Platz im Leben finden. Eine verborgene Liebesgeschichte, kreative Pläne, verletzter Stolz, stille Angst und heimliche Eifersucht zeigen, wie stark ihr Wunsch nach einem eigenen Weg ist. Die Autorin beschreibt die Figuren sensibel und nachvollziehbar. Vieles zeigt sich in den kleinen Momenten, in Gesten und Gedanken, die man nur so nebenbei mitbekommt. Auch der historische Hintergrund ist gut eingeflochten. Rom in den dreißiger Jahren wirkt nicht nur als Kulisse, sondern als Zeit mit eigenen Regeln, Erwartungen und Zwängen.
    Der Roman verlangt ein konzentriertes Lesen. Manche Szenen ziehen sich etwas hin, und nicht jede Nebenfigur bleibt gleich stark im Gedächtnis. Trotzdem ergibt sich ein rundes Bild. Man merkt an kleinen Dingen, wie unterschiedlich stark jede der jungen Frauen ist.
    4 Sterne, weil die Geschichte berührt und mit einfachen Mitteln eine dichte Atmosphäre schafft, auch wenn einzelne Passagen weniger überzeugend wirken. Insgesamt ein ruhiger, eindringlicher Roman, der im Gedächtnis bleibt.
    So nah wie der Himmel (Liebesroman)

    Josefine Weiss
    So nah wie der Himmel (Liebesroman) (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    25.11.2025

    Ein Buch, das mit ruhigen Tönen tief berührt

    Da ich bereits einige Bücher der Autorin mit großer Begeisterung gelesen habe, war meine Erwartung an dieses neue Werk besonders hoch. Schon nach kurzer Zeit zeigt sich, dass die Geschichte erneut diese besondere Mischung aus Wärme, Ernsthaftigkeit und ruhiger Spannung trägt, die ich bei Josefine Weiss so schätze.
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine junge Frau, die viele Jahre einen Ort gemieden hat, an dem ein tiefer Verlust zu Hause ist. Ihre Rückkehr geschieht nicht aus freien Stücken, sondern wegen eines beruflichen Auftrags, der sie zurück nach Bern führt. Dieser Auftrag bringt Aileen direkt an diesen Ort. Doch die Erinnerung an ihren Vater liegt wie ein leiser Schatten über allem.
    Die kleine Pension mit ihrer warmen Atmosphäre bietet einen schönen Ausgleich zu den inneren Sorgen der Hauptfigur. Dort trifft sie auf Maurice, einen ruhigen Mann mit einer freundlichen Ausstrahlung. Seine haselnussbraunen Augen und seine aufmerksame Art gehen ihr sofort ans Herz. Zwischen beiden entwickelt sich nach und nach eine echte Verbindung, die ganz natürlich und echt wirkt. Gleichzeitig liegt über allem eine leise Spannung, denn Maurice trägt ein Wissen in sich, das die Beziehung erschwert und später sehr berührende Momente schafft.
    Diese Geschichte behandelt ernste Themen wie Trauer, Krankheit und die Frage nach der Kraft, einfach weiterzumachen, ohne dass der Schmerz die ganze Geschichte bestimmt. Vieles ist spürbar, manches tut weh, doch es bleibt immer ein hoffnungsvoller Ton. Die Begegnungen der Protagonisten wirken echt, ihre Entscheidungen sind nachvollziehbar, selbst wenn sie manchmal Umwege gehen. Besonders die ruhigen Szenen berühren, zum Beispiel wenn Maurice Aileen Orte zeigt, die ihr bei der Recherche zu ihrem Reiseführer helfen und gleichzeitig Erinnerungen wecken, die lange verdrängt waren.
    Der Roman entwickelt nach und nach eine tiefe Stimmung, die nicht erdrückt, sondern sanft durch die Geschichte führt. Schon bald wird klar, dass hier mehr steckt als nur eine Liebesgeschichte. Es geht um Mut, Vertrauen und den Versuch, trotz Vergänglichkeit im Jetzt zu leben. Der feine Schmerz, der in der Geschichte liegt, wird vorsichtig aufgefangen, sodass die Gefühle spürbar bleiben, aber nicht überwältigen.
    Das Ende ist traurig, schön, zugleich tröstlich und wehmütig. Es wirkt ehrlich und passt gut zu dem, was zuvor aufgebaut wurde. Alles fügt sich in einem ruhigen Abschluss zusammen, der nachklingt und zeigt, wie viel Schönheit auch in schweren Momenten liegen kann.
    Ein sehr warmes, einfühlsames und überzeugendes Buch, das das Herz berührt. Voller Überzeugung gebe ich auch diesem Buch 5 Sterne.
    Nichts als Tage

    Susanne Steck
    Nichts als Tage (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    24.11.2025

    Wenn Erinnerungen bleiben

    In diesem Roman mit seinen hellen und schweren Momenten entfaltet sich eine Geschichte, die nach und nach immer stärker berührt. Im Mittelpunkt steht Frida, deren Leben von der Liebe zu Theo geprägt wird, der viel zu früh stirbt. Die gemeinsamen Jahre auf dem Hof am Rand des Schwarzwalds bilden ein festes Fundament, das ihr über die Jahre einen Halt gibt.
    Die Kriegsjahre und die Zeit danach sind spürbar, bestimmen den Ton jedoch nicht komplett. Stattdessen zeigt sich eine Familie, die trotz Entbehrungen zusammenhält. Frida meistert den Alltag mit den gemeinsamen Kindern, sorgt dafür, dass sie morgens gut versorgt sind, hilft bei den Arbeiten auf dem Hof und bewahrt das Andenken an Theo. Kleine Momente, wie die gemeinsame Feldarbeit oder Spaziergänge mit der Enkelin Sissi, bringen Wärme und Nähe in den oft entbehrungsreichen Alltag. Dabei wird deutlich, wie sehr Frida sich nach Sicherheit und Zusammenhalt sehnt und wie tief die Erinnerung an Theo in ihr verankert bleibt.
    Der frühe Verlust von Theo liegt wie ein stiller Schatten über allem, doch die Autorin schildert das sachlich und einfühlsam. Fridas Weg als Mutter und später als Großmutter zeigt, welche Stärke in ihr steckt. Die Verbindung zwischen den Generationen wirkt glaubwürdig und fein gezeichnet, besonders wenn alte Geschichten wieder in Erinnerung kommen. Man spürt, wie sehr Frida Verantwortung für ihre Familie trägt und gleichzeitig kleine Freuden findet, die ihr weiterhin Kraft geben.
    Die klare und einfache Sprache macht die Szenen sehr authentisch. Viele Momente treffen gerade durch ihre Schlichtheit mitten ins Herz. Die Autorin hat ein gutes Gespür dafür, wie die Vergangenheit in den Alltag hineinwirkt. Der Roman bleibt nah an den Figuren und lässt gleichzeitig Raum, eigene Gedanken zu entwickeln.
    Am Ende entsteht ein rundes Bild einer Familie, die trotz schwerer Verluste ihren Weg findet. Der Roman berührt ohne große Worte und hinterlässt einen warmen Nachklang. Ein starkes Debüt, dem ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.
    Ich mache einfach

    Valérie de Montmollin
    Ich mache einfach (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    23.11.2025

    Ein Lebensweg, der trotz allem weitergeht

    Beim Lesen entsteht der Eindruck, dass hier jemand mit großer Klarheit auf ein Leben zurückschaut, das von viel Schmerz geprägt ist und dennoch nie aufgegeben wurde. Die Offenheit, mit der über Gewalt, Missbrauch und seelische Überforderung gesprochen wird, wirkt ruhig und entschlossen, nicht reißerisch. Auffällig ist, wie oft aus kleinen Resten wieder etwas aufgebaut werden musste und wie sehr Musik und einzelne Menschen dabei Halt gaben.
    Sehr berührend ist die Stelle, an der spürbar wird, wie drei einfache Worte zu einer inneren Stärke wachsen, die den ganzen Weg im Buch begleitet. Die Verletzungen der Kindheit, der Druck des familiären Umfelds und die späteren Demütigungen in einer zerstörerischen Beziehung bleiben nicht im Hintergrund, werden aber auch nicht breit ausgeleuchtet. Vielmehr entsteht das Gefühl, wie schwer es war, Ordnung in all diese Brüche zu bringen und wie viel Kraft dieser Schritt erforderte.
    Der Ton bleibt trotz der schweren Themen überraschend warm. Manche Passagen zeigen, wie sich stiller Mut langsam zurückmeldet, auch wenn die Lage festgefahren scheint. Die ruhige Sprache erleichtert es, die schweren Inhalte aufzunehmen, ohne dass sie den Leser erdrücken. Gleichzeitig entsteht Respekt dafür, dass über Dinge gesprochen wird, die in vielen Familien noch heute ein Tabuthema sind.
    Der Text wirkt sehr persönlich, bleibt aber klar und geerdet. Man spürt, wie viel Wahrheit darin steckt und wie konsequent eine Stimme gefunden wurde, die sich nicht mehr zum Schweigen bringen lässt. Genau diese Mischung aus Schmerz, Klarheit und innerer Stärke macht das Buch lesenswert. Vier Sterne, da einige Stellen etwas lang geraten sind und sich Gedanken wiederholen.
    Bussi Bussi - Kein Kind von Traurigkeit

    Laura Roth
    Bussi Bussi - Kein Kind von Traurigkeit (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    22.11.2025

    Wiener Gefühl mit Biss und Wärme

    Zwischen Champagnerlaune und kleinen Rissen im eigenen Lebensentwurf entwickelt sich eine Geschichte, die eine lebendige Atmosphäre aufbaut. Der Blick fällt auf eine Frau, die ihr Leben gern glatt und kontrolliert hält, doch diese Fassade beginnt früh zu bröckeln. Der Druck der Arbeit, die große Chance rund um den Opernball und ein Angebot, das moralisch an Grenzen geht, zeigen, wie unsicher der schöne Schein sein kann.
    Zwischen lustigen Szenen und gefühlvollen Augenblicken entsteht ein angenehmes Gleichgewicht. Die Autorin führt locker durch Situationen, die oft chaotisch wirken, aber immer wieder Platz für nachdenkliche Momente lassen. Die Begegnung mit einem Künstler, der Carmens gewohnte Haltung durcheinanderbringt, sorgt für Szenen, die amüsieren und gleichzeitig etwas in ihr anstoßen. Dass vieles schief läuft, macht die Figuren nahbar und lebendig.
    Die Rückkehr der Schwester und die kleinen Spannungen aus früheren Jahren fügen sich stimmig ein, ebenso die Gespräche mit den Freundinnen, die ihren Alltag meistern. Dadurch wirken die Protagonisten nahbar und lebendig.
    Die Stadt spielt dabei ganz nebenbei eine Rolle. Wien taucht immer wieder in kleinen Bildern auf und gibt der Geschichte einen warmen Rahmen. Das Flair der Stadt mischt sich unauffällig,aber spürbar in den Erzählton und verstärkt die Lebendigkeit der Szenen. Am Ende zeigt sich eine Frau, die sich nach und nach öffnet und ihren eigenen Weg findet. Diese Entwicklung bleibt glaubwürdig und angenehm zurückhaltend.
    Bei diesem Buch handelt es sich um den dritten Band rund um Eva, Marina und Carmen, und auch die beiden Vorgängerbände habe ich mit großem Vergnügen gelesen.
    Eine humorvolle, warm erzählte Lektüre, die leicht wirkt und trotzdem viel Gefühl mitbringt. Fünf Sterne sind hier auf jeden Fall angebracht.
    Das Antiquariat am alten Friedhof

    Kai Meyer
    Das Antiquariat am alten Friedhof (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    21.11.2025

    Ein Antiquariat voller Rätsel

    Diese Geschichte entwickelt ihr ganz eigenes Tempo. Die Atmosphäre baut sich Stück für Stück auf. Alles fügt sich ruhig zusammen, vieles zeigt sich nach und nach. Das passt gut zu diesem besonderen Setting, denn das Antiquariat wirkt wie ein Raum voller Schichten, die sich erst mit der Zeit öffnen.
    Die beiden Zeitebenen greifen gut ineinander. Die frühen Jahre der vier jungen Männer im Graphischen Viertel zeigen, wie leicht sich Abenteuerlust und eine gewisse Orientierungslosigkeit zu etwas entwickeln können, das große Folgen hat. Kleine Hinweise auf ihre Suche nach besonderen Büchern, die nicht nur selten, sondern auch riskant sind, setzen Akzente, ohne die Handlung auszubremsen.
    Die Rückkehr nach Leipzig nach dem Krieg hat einen ganz anderen Klang. Die zerstörte Stadt, die Unsicherheit und die Arbeit mit den geraubten Büchern verleihen der Geschichte eine spürbar schwerere Stimmung. Alte Wege kreuzen sich wieder, und Fragen, die lange verdrängt waren, stehen plötzlich im Raum. Dabei bleibt die Spannung eher ruhig, getragen von den inneren Konflikten und den Schatten früherer Entscheidungen.
    Die Protagonisten wirken mit ihren Ecken und Kanten glaubwürdig. Ihre Entwicklung über die Jahre, die Risse in alten Freundschaften und der Umgang mit Schuld und Loyalität machen die Geschichte sehr anschaulich. Emotionen sind vorhanden, aber sie bleiben wohldosiert und sind nachvollziehbar.
    Der Roman überzeugt weniger durch große Wendungen als durch die stetige Spannung, die zwischen den Zeilen entsteht. Historische Atmosphäre, menschliche Entscheidungen und leise Geheimnisse greifen ineinander und machen die Geschichte sehr lebendig. Einige Passagen ziehen sich etwas, was den Lesefluss spürbar bremst, dennoch bleibt die Geschichte insgesamt stimmungs- und eindrucksvoll.
    4 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Die Berghebamme - Zeit der Kinder

    Linda Winterberg
    Die Berghebamme - Zeit der Kinder (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    19.11.2025

    Ein eindrucksvoller Abschluss

    Die Geschichte führt noch einmal in das Bergdorf und begleitet eine Frau, die vieles erreicht hat und dennoch mit einer großen Lücke leben muss. Maria arbeitet inzwischen sicher und geachtet in ihrem Beruf und steht auch in ihrer Ehe stabil da. Doch der unerfüllte Kinderwunsch wirkt schwer. Diese Spannung zwischen äußerem Glück und innerer Unsicherheit ist sehr einfühlsam erzählt und macht den Einstieg berührend und nah.
    Nachvollziehbar werden die Sorgen um die vielen jungen Frauen geschildert, die damals ohne Unterstützung dastanden. Der Wunsch, für sie ein Schutzhaus zu schaffen, entsteht nicht plötzlich, sondern wächst aus Marias Erfahrungen und ihrer eigenen Verzweiflung heraus. Die Reaktionen im Dorf sind glaubwürdig geschildert. Zwischen Verständnis, Ablehnung und offenen Anfeindungen entsteht ein klares Bild der damaligen Zeit, in der ledige Mütter kaum Rechte hatten und oft allein gelassen wurden. Manche Szenen gewinnen gerade dadurch an besonderer Wirkung, weil sie ohne große Dramatik auskommen und zeigen, wie viel Mut es brauchte, sich gegen die vorherrschende Meinung zu stellen und den Frauen einen sicheren Ort zu geben.
    Die Erzählung macht deutlich, wie gefährlich die Lage für Frauen werden konnte, die keinen Ausweg sahen und zu heimlichen Mitteln griffen. Es entsteht ein Gefühl von Beklemmung und Respekt vor ihrer Not. Gleichzeitig gibt es immer wieder kleine Gesten der Solidarität, die der Geschichte Wärme verleihen. Manche Unterstützer kommen unerwartet und wirken gerade dadurch glaubwürdig.
    Der Roman lebt von seiner ruhigen Art. Die Figuren sind vertraut, ihre Entscheidungen nachvollziehbar und die Stimmung bleibt durchgehend menschlich und nah. Der Blick auf Maria ist liebevoll und zeigt, wie sehr sie ringt, zweifelt und dennoch Schritt für Schritt vorangeht. Auch die Beziehung zu Georg fügt sich ruhig in die Handlung ein.
    Das Finale der Saga ist rund erzählt. Es fühlt sich an wie ein würdiger Abschluss, der die Entwicklung der Figuren respektiert und gleichzeitig noch einmal zeigt, wie viel Kraft notwendig war, um in einer festgefahrenen Umgebung neue Wege anzustoßen. Die Geschichte wirkt dadurch sehr echt und bleibt gut in Erinnerung. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Elbnächte. Schatten über St. Pauli

    Henrike Engel
    Elbnächte. Schatten über St. Pauli (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    18.11.2025

    Eine fesselnde Rückkehr nach St. Pauli

    Die Fortsetzung führt zurück in das lebendige und oft raue St. Pauli des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Die bereits aus Band 1 vertrauten Figuren stehen erneut vor schweren Entscheidungen, und ihre Wege berühren auch diesmal Themen, die weit über einen historischen Kriminalfall hinausreichen. Besonders deutlich wird, wie sehr sich Louise, Ella und Paul seit den früheren Ereignissen verändert haben und wie aus vorsichtigen Bündnissen ein gemeinsamer Halt geworden ist.
    Die Spannung entsteht nicht nur aus den Ermittlungen, sondern auch aus dem Wissen, wie gefährlich jeder Schritt werden kann, denn Louises Mann ist auf freiem Fuß und seine Rache schwebt wie ein Schatten über allem. Die Angriffe auf ihr Haus und die Verletzungen der Menschen in ihrem Umfeld zeigen, wie ernst die Lage ist. Gleichzeitig wächst die Verbindung zwischen den drei Hauptfiguren weiter.
    Ella entwickelt eine Stärke, die ganz besonders anrührt. Ihr neues Leben, die Arbeit beim Bäcker, die Abende in der Schule und ihr Mut, Joshua und dessen Pflegefamilie beizustehen, geben dem Roman eine warmherzige und menschliche Note. Paul kämpft mit seiner Vergangenheit und seinem verlorenen Arm. Gerade diese Unsicherheit macht seine Figur glaubwürdig. Die Szenen rund um die Prothesenwerkstatt bringen ein Stück Zeitgeschichte in ein Licht, das selten so offen dargestellt wird.
    Louise ist in ihrem neuen Leben angekommen, doch der Kampf gegen ihren früheren Mann holt vieles wieder an die Oberfläche. Ihre Zusammenarbeit mit Kommissar Thönnis bleibt angespannt, aber zielgerichtet. Heimliche Entdeckungen, verdeckte Ermittlungen und unerwartete Gefahren treiben die Handlung voran, ohne den Lesefluss zu brechen.
    Der Roman verbindet Spannung, historische Atmosphäre und menschliche Geschichten auf eine natürliche Weise. Hamburg wirkt lebendig und mit wenigen klaren Bildern greifbar. Es entsteht das Gefühl, die Protagonisten nicht nur zu begleiten, sondern nah bei ihnen zu stehen.
    Besonders berührend ist, wie viel Mut die Figuren zeigen, obwohl die Umstände oft gegen sie arbeiten. Ihr Wunsch nach Freiheit und einem eigenen Platz in der Welt lässt das Buch trotz aller Bedrohung hoffnungsvoll wirken. Die Mischung aus Kriminalfall, Frauenschicksalen und einem Blick auf soziale Ungerechtigkeiten macht diese Fortsetzung zu einem runden Abschluss der Dilogie.
    Im letzten Teil bündeln sich alle Fäden. Entscheidungen, die früher getroffen wurden, holen die Figuren ein, und die Gefahr erreicht ihren Höhepunkt. Das Finale ist kraftvoll und zugleich bewegend. Eine leichte Wehmut bleibt, da die Reihe hier endet. Die Protas wirken so lebendig, dass man ihnen gerne noch ein Stück weiter gefolgt wäre.
    Ein starker und atmosphärischer Roman, der bindet, bewegt und mit einer warmen Menschlichkeit erzählt wird. Fünf Sterne und eine klare Empfehlung.
    Die Frauen vom Tafelberg. Catharina Ustings' mutiger Kampf um ihr Glück

    Inès Keerl
    Die Frauen vom Tafelberg. Catharina Ustings' mutiger Kampf um ihr Glück (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    15.11.2025

    Eine starke Fortsetzung voller Spannung und Gefühl

    Vor rund zwei Jahren erschien "Die Löwin vom Tafelberg", ein Roman, der mich damals sehr begeistert hat. Umso schöner, dass Inès Keerl die Geschichte nun fortsetzt und erneut nach Südafrika ins 17. Jahrhundert führt. Die Handlung schließt an die Ereignisse des ersten Bandes an, weshalb es hilfreich ist, diesen vorher zu kennen, um die Entwicklung der Figuren und den geschichtlichen Hintergrund besser einordnen zu können.
    Wieder steht die außergewöhnliche Catharina Ustings im Mittelpunkt, jene Frau, die einst als Mann verkleidet ans Kap der Guten Hoffnung segelte. Sieben Jahre sind vergangen, seit sie sich in der neuen Heimat ein Leben aufgebaut hat. Doch nach schweren Verlusten wird sie des Mordes beschuldigt und soll nach Mauritius verbannt werden. Entschlossen kämpft sie um ihre Freiheit, ihr Zuhause und ihre Familie gegen Vorurteile, Intrigen und Ungerechtigkeit.
    Die Autorin hat erneut sehr sorgfältig recherchiert. Mit klaren Worten zeigt sie das harte Leben in Kapstadt im 17. Jahrhundert, die Spannungen zwischen Siedlern, Soldaten und Einheimischen und den geringen Handlungsspielraum, den Frauen in dieser Zeit hatten. Dadurch entsteht ein lebendiges Bild vom Alltag in einer frühen Kolonie, das glaubwürdig wirkt und die damalige Welt greifbar macht. Historische Fakten und die erzählte Handlung greifen dabei stimmig ineinander.
    Inès Keerl verbindet geschichtliche Genauigkeit mit einer Erzählung voller Emotion und Spannung. Es geht um Mut, Verrat, Machtspiele, Freundschaft und Liebe, aber auch um Standhaftigkeit und der Suche nach Gerechtigkeit. Die Entwicklungen bleiben klar nachvollziehbar, nichts wirkt gestellt oder übertrieben.
    "Die Frauen vom Tafelberg" ist ein eindrucksvoller historischer Roman über Stärke, Hoffnung und den Mut, den eigenen Weg zu gehen. Eine gelungene Fortsetzung, die die Atmosphäre und Kraft des ersten Bandes aufgreift und überzeugend weiterführt. 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.
    In den Scherben das Licht

    Carmen Korn
    In den Scherben das Licht (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    14.11.2025

    Zwischen Verlust und Neubeginn

    Die Nachkriegszeit in Hamburg wird auf eine Weise lebendig, die das Leben und die Menschen dieser Zeit spürbar macht. Gert und Gisela begegnen sich in einer Stadt voller Trümmer, beide auf der Suche nach Halt und Hoffnung. In Friede Wahrlich treffen sie auf eine Frau, die trotz eigener Verluste an die Möglichkeit eines Neubeginns glaubt.
    Der Roman zeigt, wie sich aus kleinen Gesten der Fürsorge und dem Zusammenhalt eine neue Gemeinschaft formt. Die Protagonisten entwickeln sich glaubwürdig, und ihre Begegnungen vermitteln, dass Hoffnung und Menschlichkeit selbst in schwierigen Zeiten wachsen können. Die Nachkriegszeit wird nicht überdramatisiert, sondern in stimmigen Szenen lebendig, die sowohl die Härte der Umgebung als auch die Wärme im zwischenmenschlichen Miteinander spürbar machen.
    Dieses Buch erzählt von Neubeginn, von Zusammenhalt und von dem Licht, das selbst in den schwierigsten Momenten aufscheinen kann. Es ist ein Roman, der das Leben nach dem Krieg authentisch und berührend einfängt. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Die wilden Jahre

    Susanne Goga
    Die wilden Jahre (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    13.11.2025

    Eine Zeit des Wandels lebendig erzählt

    Schon zu Beginn des Romans gerät der Leser in eine Atmosphäre, die dicht und greifbar ist. Das Rheinland im Jahr 1919 erwacht zwischen Kriegserinnerungen und neuen Hoffnungen. Inmitten dieses Wandels stehen Thora und Hannes Bernrath. Sie entstammen einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie und müssen sich in einer Zeit behaupten, in der alte Sicherheiten verschwinden und neue Wege gesucht werden.
    Susanne Goga schreibt mit feinem Gespür für Zwischentöne. Ihre Sprache ist klar, lebendig und zugleich ruhig. Sie verwebt historische Ereignisse und gesellschaftliche Veränderungen geschickt mit der persönlichen Geschichte der Geschwister. Dabei entsteht ein authentisches Bild jener Jahre, das sich ganz natürlich in die Handlung einfügt.
    Thora ist eine junge Frau mit Mut und Träumen. Während sie in Düsseldorf Schauspiel studiert, entdeckt sie, dass ihr Bruder Hannes nach dem Krieg innerlich zerrissen ist. Als er plötzlich unter Mordverdacht gerät, schweigt er beharrlich. Die Entdeckung seines markierten Gedichtbands von Eichendorff führt Thora auf eine Spur, die weit über ihre Familie hinausreicht. Das Rätsel um Hannes bringt Spannung und Intensität in die Handlung. Besonders stimmungsvoll sind die Rückblicke, die Vergangenes lebendig machen und den Figuren mehr Profil geben. Das Leben nach dem Krieg wird greifbar, mit seinen Hoffnungen, Enttäuschungen und dem tastenden Blick in eine neue Zukunft.
    Jede Szene wirkt durchdacht und trägt zum Ganzen bei. Nichts erscheint überflüssig, keine Wendung ist zu viel. Das Zusammenspiel von Gefühl, Geschichte und Spannung bleibt bis zuletzt stimmig.
    Mit Die wilden Jahre ist Susanne Goga ein eindrucksvoller historischer Roman gelungen, der zeigt, wie eng Hoffnung und Verzweiflung, Mut und Angst miteinander verwoben sind, und zugleich ein Stück deutscher Geschichte lebendig werden lässt. Eine fesselnde, fein erzählte Geschichte über Loyalität, Liebe und den Mut, sich selbst treu zu bleiben.
    Fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung für alle, die lebendige historische Romane schätzen, die gleichermaßen Herz und Verstand ansprechen.
    Saal 210 - Wenn Menschen morden

    Hariett Drack
    Saal 210 - Wenn Menschen morden (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    09.11.2025

    Wenn Prozesse Gesichter bekommen

    Sehr oft hatte ich beim Lesen das Gefühl, direkt in diesem Saal zu sitzen, in dem über das Leben anderer entschieden wird. Ich spürte die besondere Atmosphäre, die Stille zwischen den Sätzen, die Schwere in den Worten von Richtern und Zeugen. Es geht um wahre Fälle, die in Köln verhandelt werden. Ein verschwundenes Kind, ein Arzt, der ins Koma gespritzt wurde, ein Sack voller Leichenteile, ein Mann, der seine Frauen nacheinander vergiftet hat.
    Beeindruckt hat mich, dass die Autorin nicht sensationshungrig schreibt. Sie bleibt sachlich, beobachtet genau, lässt Raum für eigene Gedanken. Und ich merkte, dass sie die Prozesse wirklich miterlebt hat. Es geht ihr nicht um das Grauen, sondern um die Menschen dahinter. Um die Frage, warum jemand so weit geht, und warum andere zu spät handeln.
    Einige Kapitel haben mich länger beschäftigt, besonders dann, wenn deutlich wurde, wie viele Zufälle, Versäumnisse und menschliche Schwächen in einer Tragödie zusammenkommen können. Ich brauchte manchmal einen Moment, um das Gelesene wirken zu lassen, weil die Beschreibungen trotz ihrer Schlichtheit tief treffen.
    Die Sprache ist klar und ruhig. Vielleicht ist es gerade diese Einfachheit, die das Buch so eindrücklich macht. Nichts wird beschönigt, aber auch nichts ausgeschlachtet. Hariett Drack zeigt, dass Gewalt und Schuld selten einfache Geschichten sind. Es sind Einblicke in menschliche Abgründe, die erschrecken, aber auch nachdenklich machen.
    Ich habe das Buch gern gelesen, auch wenn es mich betroffen zurückgelassen hat. Es ist kein leichtes, aber ein wichtiges Buch. Wer verstehen will, was im Gerichtssaal wirklich passiert, bekommt hier keine fertigen Antworten, sondern viele ehrliche Fragen. Und genau das bleibt hängen.
    Fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für wahre Fälle interessieren, die ohne Effekthascherei auskommen und den Menschen in den Mittelpunkt stellen.
    Die Tochter der See

    Linda Wilgus
    Die Tochter der See (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    08.11.2025

    Ein Haus am Meer und die Sehnsucht nach einem neuen Anfang

    Es gibt Bücher, die sich nicht über große Wendungen, sondern über ihre Stimmung entfalten. Dieses gehört für mich dazu. Schon nach wenigen Seiten war ich gefangen in dieser besonderen Mischung aus Melancholie, Meer und Aufbruch. Die Geschichte spielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der Krieg und gesellschaftliche Zwänge das Leben der Menschen bestimmten.
    Isabel, eine junge Witwe, sucht an der Küste Cornwalls einen neuen Anfang. Sie lebt zurückgezogen, mit der See als ständiger Begleiterin, manchmal bedrohlich, manchmal tröstlich. Ich mochte sehr, wie die Autorin diese Landschaft fast zu einer eigenen Figur macht. Das Meer ist nicht nur Kulisse, es spiegelt Isabels innere Unruhe und ihren Wunsch nach Freiheit.
    Linda Wilgus erzählt mit ruhiger Hand und einem feinen Gespür für Stimmungen. Ihre Sprache ist klar und unaufgeregt, und gerade das hat mir gefallen. Sie beschreibt nie zu viel und lässt Platz für eigene Empfindungen. Zwischen Nebel, Schmugglern und alten Geschichten entsteht eine Atmosphäre, die mich an alte Cornwall-Legenden erinnert hat und mich ganz in diese Welt gezogen hat.
    Besonders berührt hat mich Isabels stille Stärke. Zwischen dem Schmugglerkapitän, zu dem sie sich immer stärker hingezogen fühlt, und dem Leutnant, der mit unerbittlicher Härte gegen die Schmuggler vorgeht und sie zugleich beschützen will, steht sie in einem gefährlichen Spannungsfeld. Doch die eigentliche Kraft dieser Geschichte liegt für mich nicht im romantischen Konflikt, sondern in Isabels innerem Ringen zwischen Angst und Sehnsucht, Pflichtgefühl und Freiheit.
    Trotz meiner Begeisterung für die Atmosphäre hatte ich zwischendurch das Gefühl, dass die Handlung etwas auf der Stelle tritt. Manche Szenen hätten für mich etwas mehr Tiefe vertragen, besonders gegen Ende. Doch das ändert nichts daran, dass ich das Buch sehr gern gelesen habe, wegen seiner ruhigen Art und dieser stillen Sehnsucht, die mich bis zur letzten Seite begleitet hat.
    Ein stimmungsvolles Romandebüt, das weniger auf Dramatik als auf Zwischentöne setzt. Wer Geschichten liebt, die nach Salz und Wind schmecken, wird sich hier zuhause fühlen. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Die Welt in Meran - Walzerblut

    Angela Marina Reinhardt
    Die Welt in Meran - Walzerblut (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    07.11.2025

    Ein Roman, der Meran lebendig macht

    In diesem Roman sind mir die Protagonisten und die Stadt schnell ans Herz gewachsen, denn ich mochte die ruhige, warme Art, wie sich ihre Geschichten entfalten. Schritt für Schritt wurde ich in das Buch hineingezogen und schließlich von der Atmosphäre getragen. Die Handlung führt nach Meran zur Faschingszeit des Jahres 1872, und oft hatte ich beim Lesen das Gefühl, selbst an diesem Ort zu sein. Ich sah die Promenade, die Kutschen und die feinen Damen, aber auch die Spinnerei, in der hart gearbeitet wird, und alles spielte sich so lebendig vor meinen Augen ab, dass ich Rosas langen Tag förmlich miterlebt habe.
    Besonders bereindruckt hat mich, wie Frau Reinhardt in dieser Stadt Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammenbringt. So reist Helen mit dem Gedanken an eine gute Partie nach Meran und merkt nach und nach, dass im Leben mehr zählt als Stellung und Schein. Benedetti aus Korsika trägt etwas mit sich, das ihn nicht loslässt. Der Arzt Hirsch versteht viel von seelischen Wunden, doch auch er ringt mit eigenen Schatten. Dazu kommen zwei Schwestern aus Tirol, die sich nicht mit dem zufriedengeben wollen, was andere für sie vorgesehen haben.
    Diese Figuren habe ich nicht als Rollen empfunden, sondern als Menschen mit Hoffnungen, Zweifeln und eigenen Wegen. Besonders die Szenen in der Spinnerei und Rosas Alltag sind mir im Gedächtnis geblieben. Hier zeigt sich der deutliche Unterschied zwischen der Welt der Kurgäste und dem Leben der einfachen Leute. Diese Gegensätze wirken natürlich, nichts daran hat die Autorin übertrieben oder romantisiert.
    Der Schreibstil ist flüssig und angenehm. Die Beschreibungen der Landschaft und der Stadt sind bildhaft, ohne sich in zu langen Passagen zu verlieren. Man spürt die Verbundenheit der Autorin mit der Region, ohne dass sie es betonen muss. Das Glossar und das Personenverzeichnis waren anfangs hilfreich, doch schon bald fand ich mich gut zurecht, da die Figuren klar gezeichnet sind und ihre Wege sich ruhig und nachvollziehbar entwickeln.
    Es braucht keine großen Gesten, um zu berühren. Wärme, Ruhe und ein feiner Blick für Menschen tragen diese Geschichte.
    Ich freue mich darauf, diese Personen im nächsten Band wiederzutreffen und erneut nach Meran zurückzukehren.
    5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.
    Schatten über dem Kloster

    Manuela Schörghofer
    Schatten über dem Kloster (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    06.11.2025

    Spurensuche im mittelalterlichen Füssen

    Im Jahr 1376 steht die Stadt Füssen nach einem Brand im Kloster Weißenfels unter Druck. Unter den Opfern findet sich der Bürgermeister, doch schon bald zeigt sich, dass er nicht im Feuer starb, sondern zuvor getötet wurde. Diese Ausgangslage sorgt für Spannung, da der Bürgermeister vielen in der Stadt verbunden war und unklar bleibt, wem man überhaupt noch trauen kann.
    Isabella, die junge Witwe des Richters, wird durch ein Testament unerwartet in die Pflicht genommen. Sie soll den Mord an dem Freund ihres verstorbenen Mannes aufklären, wenn sie das Erbe antreten will. Damit steht sie plötzlich im Mittelpunkt eines Falles, der eigentlich nicht in ihre Hände gehört. Die Situation ist für sie ungewohnt und riskant, sie nimmt sie aber dennoch an.
    An ihrer Seite stehen Leonhard, der Gerichtsschreiber, und Magnus, ein Medicus. Sie ergänzen sich in ihren Fähigkeiten, und zusammen folgen sie den Spuren, die sie zu Ratsmitgliedern, Klosterangehörigen und alten Konflikten führen. Schritt für Schritt treten Zusammenhänge zutage, die weit zurückreichen.
    Die Darstellung des mittelalterlichen Alltags wirkt glaubwürdig. Die Autorin zeigt die sozialen Grenzen und die Bedeutung von Ruf und Stellung, ohne dies zu sehr auszuschmücken. Isabella handelt vorsichtig, aber mit wachsender Sicherheit. Ihre Haltung entsteht aus den Situationen heraus und wirkt natürlich.
    Die Ermittlungen entfalten sich ruhig und nachvollziehbar. Die Spannung entsteht weniger durch dramatische Wendungen, als durch feine Beobachtungen, Gespräche und die kleinen Veränderungen im Verhalten einzelner Figuren. Gegen Ende zieht das Tempo an, und die Auflösung fügt sich schlüssig in das Gesamtbild ein.
    Insgesamt bietet der Roman eine ausgewogene Mischung aus historischer Darstellung und Kriminalfall. Die Erzählweise bleibt klar und bodenständig, die Figuren wirken glaubhaft, und die Ermittlungen halten das Interesse bis zum Schluss. 4 Sterne und eine klare Leseempfehlung.
    Jeló - Scharlatan und Heilsbringer

    S. A. Urban
    Jeló - Scharlatan und Heilsbringer (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    03.11.2025

    Zwischen Heilkunst und gefährlicher Versuchung

    Von der ersten Begegnung mit Jeló an war mir klar, dass dieser Roman kein gewöhnliches Leseerlebnis werden würde. Die Geschichte führt in eine Zeit, in der Heilkunst, Glaube und Täuschung nah beieinander lagen. S. A. Urban verknüpft diese Themen mit einer ungewöhnlichen Figur, die man so schnell nicht vergisst. Jeló ist kein Held im klassischen Sinn, sondern ein junger Mann, der zwischen Begabung und Versuchung steht.
    Beim Lesen konnte ich mir Jelós Weg gut vorstellen – die Märkte, die Dörfer und das geschäftige Treiben unterwegs. Besonders die Zeit mit dem fahrenden Bader ist so anschaulich beschrieben, dass man sich mitten im Geschehen fühlt. Schon früh wird deutlich, dass Jeló mehr kann als Heilen. Er entdeckt seine Fähigkeit, Menschen in einen tranceähnlichen Zustand zu versetzen und sie nach seinem Willen zu lenken. Gleichzeitig zeigt der Roman, wie schwer es für ihn ist, diese Gabe richtig einzusetzen, ohne sich selbst und andere zu gefährden.
    Als die Inquisition auf ihn aufmerksam wird, spürt man die Bedrohung, die über ihm schwebt. Jelós Flucht zu einem einflussreichen Gönner öffnet ihm neue Welten: Wissen, Macht und die Versuchung, seinen eigenen Vorteil zu nutzen. Dabei muss er sich immer wieder entscheiden, ob er den Weg des charismatischen Heilers gehen, den des gebildeten Klerikers einschlagen oder sich in die gefährlichen Machtspiele und Manipulationen hineinziehen lassen soll. Sein auffälliges Muttermal wird zum Symbol für sein Schicksal und seine Einzigartigkeit, die ihn zugleich schützt und gefährdet.
    Was mir besonders gefallen hat, ist die Sprache. Sie wirkt klar, anschaulich und nie überladen. Man spürt die gründliche Recherche, doch die Erzählung bleibt dabei lebendig und nah. Gerade diese Verbindung von historischem Wissen und erzählerischem Gespür macht die Geschichte so packend.
    Ich mochte, dass die Autorin nicht alles erklärt, sondern Raum lässt für eigene Gedanken. Manche Entscheidungen Jelós haben mich innerlich beschäftigt, weil sie so menschlich sind. Fehlerhaft, jedoch nachvollziehbar. So entsteht ein spannendes Bild eines jungen Mannes, der versucht, in einer Welt voller Macht und Aberglaube seinen Platz zu finden.
    Als ich zum Schluss das Buch beiseitelegte, ließ mich diese Geschichte nicht gleich los. Jetzt bin ich gespannt, wie es weitergeht und hoffe, dass die Fortsetzung nicht allzu lange auf sich warten lässt. 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.
    Zwischen Zuversicht und Leben

    Regine Kölpin
    Zwischen Zuversicht und Leben (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    31.10.2025

    Zwischen Pflicht, Gefühl und Neubeginn

    Regine Kölpin erzählt eine Geschichte, die auf einfache Weise berührt. Schon nach wenigen Seiten lässt sich Esthers Welt mühelos betreten – der Kreißsaal, der Klinikalltag, die kleinen und großen Herausforderungen, die das Leben Ende der siebziger Jahre für eine junge Hebamme bereithält. Vieles wirkt erstaunlich aktuell: der Druck im Beruf, die Suche nach dem eigenen Platz im Leben, der Wunsch, etwas Sinnvolles zu tun.
    Besonders stimmig ist die ruhige, klare Erzählweise. Der Alltag der Hebammen wird mit viel Einfühlungsvermögen und fundiertem Wissen geschildert, ohne jemals aufdringlich zu wirken. Die Figuren treten lebendig hervor, und die Beziehungen wirken spürbar. Auch die Beschreibung der Schneekatastrophe 1979 hinterlässt einen starken Eindruck – die Bilder von Schnee und Sturm werden lebendig, und die enge Verbindung der Menschen in der Not spürt man fast körperlich.
    Esther bleibt in Erinnerung als authentische Figur. Sie ist keine klassische Heldin, sondern eine junge Frau, die ihren Platz sucht und dabei manchmal aneckt. Gerade diese Ecken und Kanten machen sie glaubwürdig. Immer wieder wird deutlich, wie schwierig es ist, in einem starren System eigene Wege zu gehen und sich dabei selbst treu zu bleiben.
    Die Autorin schafft es, erzählerische Leichtigkeit mit Nachdenklichkeit zu verbinden. Zusammenhalt, Mut und Verantwortung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Besonders gelungen ist die Einbettung gesellschaftlicher Veränderungen der siebziger Jahre, die den historischen Hintergrund lebendig machen. Gleichzeitig vermittelt die Geschichte viel über den Beruf der Hebammen und über Entwicklungen, die bis heute nachwirken.
    Am Ende hatte ich das Gefühl, ein Stück Zeit erlebt zu haben. Ein Buch, das ruhig erzählt ist und trotzdem viel aussagt. Ich freue mich schon auf den zweiten Teil und bin gespannt, welchen Weg Esther weitergehen wird. 4 Sterne und eine klare Empfehlung für alle, die menschliche, glaubwürdige Romane mit historischem Hintergrund mögen.
    Die stille Heldin

    Hera Lind
    Die stille Heldin (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    29.10.2025

    Ein Schicksal, das lange nachhallt

    Es gibt Geschichten, die nicht einfach erzählt, sondern erlebt werden. Dieses Buch gehört für mich ganz klar dazu. Ich habe es nicht nur gelesen, ich habe es gespürt - mit jeder Seite ein Stück mehr.
    Helene wächst einem von Anfang an ans Herz. Sie ist keine Heldin, wie man sie aus Romanen kennt, sondern eine Frau, die tut, was getan werden muss. Ihr Leben ist geprägt von Verlust, Entbehrung und einer Liebe, die inmitten von Krieg und Leid bestehen will. Gerade diese beharrliche Art, mit der sie ihr Schicksal trägt, macht das Buch so berührend.
    Mehr als einmal musste ich beim Lesen eine Pause einlegen, weil mich das, was geschildert wird, tief getroffen hat. Man spürt die Härte der Arbeit, das Ringen um jedes Stück Leben, den Schmerz über jedes Kind, das sie verliert. Und doch bleibt da immer dieses warme, unzerstörbare Herz. Diese Mischung aus Stärke und Zärtlichkeit hat mich sehr bewegt.
    Besonders eindrucksvoll finde ich, dass es sich um eine wahre Lebensgeschichte handelt. Hera Lind erzählt Helenes Schicksal mit großem Einfühlungsvermögen und Respekt. Nichts wirkt übertrieben oder ausgeschmückt. Man merkt, wie genau sie hingesehen und wie sorgfältig sie recherchiert hat. Auch die politischen und historischen Ereignisse fügen sich ganz natürlich ein und geben der Geschichte Tiefe und Gewicht.
    Mich hat dieses Buch sehr berührt. Es zeigt, was Menschen ertragen können und wie stark Liebe sein kann, selbst wenn das Leben kaum noch Hoffnung lässt. Diese Geschichte bleibt im Herzen, weil sie ehrlich und menschlich erzählt ist.
    Fünf Sterne und eine klare Empfehlung für alle, die bewegende, wahre Lebensgeschichten mögen, die tief unter die Haut gehen.
    Die Hausmamsell

    Edvard Hoem
    Die Hausmamsell (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    28.10.2025

    Ein stilles Leben voller Würde

    Es gibt Bücher, die sich leise entfalten, und genau darin liegt ihre Kraft. Dieses gehört für mich dazu. Edvard Hoem erzählt das Leben von Julie Elisabeth Hoem mit einer Ruhe, die ehrlich wirkt. Nichts wird übertrieben, nichts beschönigt. Ich mochte diese zurückhaltende Art, weil sie Raum lässt, um selbst nachzuspüren, was zwischen den Zeilen mitschwingt.
    Julie wächst in einfachen Verhältnissen auf, arbeitet später als Hausmamsell in Bergen und begleitet eine Familie für einige Jahre nach Amerika. Diese Stationen wirken nicht erfunden, sondern sorgfältig recherchiert und mit Gefühl zusammengefügt. Man merkt, dass Hoem hinschaut, wo Lücken bleiben, und sie mit stiller Fantasie füllt, ohne den Kern zu verändern.
    Die Sprache hat mich berührt. Sie ist schlicht, aber eindringlich. Man spürt die Einsamkeit und Würde einer Frau, die ihren Weg geht, ohne Aufsehen zu erregen. Nichts wirkt inszeniert. Alles hat die Ruhe einer Erinnerung, die langsam Form annimmt.
    Besonders gelungen finde ich, wie Hoem die Zeit spürbar macht. Man bekommt ein gutes Gefühl für das Leben damals, für die Arbeit, die Häuser, die Menschen und die Stadt Bergen. Es wirkt echt. Nicht geschönt. Gleichzeitig bleibt eine gewisse Distanz. Man fühlt sich als Beobachter, nicht als Teil der Geschichte. Das passt zu Hoems Stil, der immer etwas Sachliches mitschwingen lässt, selbst wenn es um Gefühle geht.
    Für mich ist dieses Buch ruhig und unaufgeregt erzählt, aber genau das macht seinen Reiz aus. Es spricht von Arbeit, Verzicht und Stolz. Von einem Leben, das in seiner Einfachheit Sinn trägt. Ich habe es gern gelesen, auch wenn es stellenweise etwas betulich wirkt und mir manchmal mehr Nähe zu Julie gefehlt hat. Doch vielleicht gehört gerade das zu dieser Geschichte, die mehr sagt, wenn sie schweigt.
    Eine leise Erzählung, die bleibt, weil sie zeigt, wie viel Stärke in einem stillen Leben liegen kann.
    Ich empfehle das Buch allen, die ruhige, fein beobachtete Geschichten schätzen, in denen das Alltägliche Bedeutung bekommt, und allen, die gern Bücher lesen, die ohne Aufhebens berühren. 4 Sterne.
    Hoffnungssterne am Adventsbaum

    Brigitte Liebelt
    Hoffnungssterne am Adventsbaum (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    24.10.2025

    Eine stille Erzählung voller Wärme

    Es ist gerade so, als öffne sich die Tür zu einer stillen, vergangenen Welt. Die Atmosphäre in der Diakonissenanstalt von Kaiserswerth ist so lebendig beschrieben, dass man das geschäftige Treiben und den leisen Ernst jener Zeit fast vor sich sieht. Besonders Anna, die erst seit kurzer Zeit dort lebt, wirkt nahbar und echt. Man begleitet sie auf ihrem Weg zwischen Pflichtgefühl, Glauben und dem Wunsch nach innerer Ruhe.
    Die Idee des Adventsbaums, an dem Tag für Tag ein Stern mit einer biblischen Verheißung aufgehängt wird, ist schlicht, aber tief berührend. Dieses Bild bleibt beim Lesen im Kopf und trägt eine warme Stimmung durch die Geschichte. Schön ist, wie sich die Botschaft des Buches leise entfaltet, dass Hoffnung oft in kleinen Dingen zu finden ist.
    Brigitte Liebelt erzählt mit ruhiger Hand und spürbarer Wertschätzung für historische Details. Man merkt, wie sorgfältig sie sich mit dem Wirken Theodor Fliedners und der Diakonissenarbeit auseinandergesetzt hat. Dadurch bekommt die Erzählung eine feine, glaubwürdige Tiefe.
    Beim Lesen stellte sich eine wohltuende Ruhe ein, wie man sie in der Adventszeit selten findet. Der Stil ist klar und natürlich, die Gefühle zurückhaltend, aber spürbar. Nur an wenigen Stellen hätte ich mir etwas mehr Einblick in Annas Gedanken gewünscht, um sie noch näher kennenzulernen.
    Am Ende bleibt ein Gefühl von Frieden und Hoffnung. Eine berührende Geschichte, die Herz und Sinn gleichermaßen erreicht. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Fräulein Hedwig

    Christoph Poschenrieder
    Fräulein Hedwig (Buch)

    3 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern Inaktiver Stern
    22.10.2025

    Stilles Schicksal, stark erzählt – jedoch mit Distanz

    Zu Beginn hatte ich etwas Mühe, in die Geschichte hineinzufinden. Die Kapitel über Hedwigs Familie und die Generationen vor ihr zogen sich für mich etwas hin. Erst in den letzten Teilen hat mich das Buch wirklich erreicht, als Hedwig selbst stärker in den Mittelpunkt rückte. Sie lebt Anfang des 20. Jahrhunderts als Lehrerin auf dem Land, ist oft krank und wird von ihrer Umgebung kaum verstanden.
    Ich hätte mir gewünscht, sie noch näher kennenzulernen. Ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihr inneres Erleben. Stattdessen bleibt sie oft auf Distanz. Man spürt zwar das Mitgefühl und auch die Empörung des Autors über das, was ihr widerfahren ist, aber für mich blieb Hedwig als Person etwas verschwommen.
    Christoph Poschenrieders Stil ist lebendig, fast wie in einem Gespräch. Man merkt, wie sehr ihm die Geschichte seiner Familie am Herzen liegt und dass er mit diesem Buch etwas wiedergutmachen wollte.
    Mich hat berührt, wie Hedwig sich in einer Zeit behaupten musste, in der Frauen kaum eigene Wege gehen durften. Noch stärker hat mich bewegt, wie schnell sie als „nervenkrank“ abgestempelt und schließlich zum Opfer der NS-Zeit wurde. Diese Ungerechtigkeit hallt nach, auch wenn mich das Buch nicht auf jeder Seite fesseln konnte.
    Am Ende überwiegt für mich der Respekt vor der Intention des Autors. Er hat einer Frau eine Stimme gegeben, die keine hatte und hat ihre wichtige Geschichte mit einer gewissen Distanz erzählt. 3 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die ruhige, ernsthafte Geschichten bevorzugen und sich für historische Schicksale interessieren.
    Die Psychoanalytikerin

    Melanie Metzenthin
    Die Psychoanalytikerin (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.10.2025

    Geschichte, Schicksal und ein Hauch von Krimi

    Ich habe schon einige Bücher von Melanie Metzenthin mit Begeisterung gelesen und war gespannt, was mich diesmal erwartet. Und auch dieses Buch hat mich wieder überzeugt.
    Die Geschichte spielt im Hamburg der 1920er Jahre. Vera, eine junge Psychoanalytikerin, hat nach dem Tod ihres Mannes dessen Praxis übernommen und behandelt dort Menschen, die unter den seelischen Folgen des Krieges leiden. Als mehrere ihrer Patienten auf rätselhafte Weise sterben, wird Kommissar Bender auf sie aufmerksam und bittet sie um Hilfe.
    Von Anfang an hat mich die Geschichte gepackt. Ich war schnell in dieser Zeit und konnte mir die Stadt und das Leben der Menschen lebhaft vorstellen: die Nachwirkungen des Krieges, die Unsicherheit und den Versuch, wieder nach vorn zu blicken. Melanie Metzenthin erzählt das alles eindringlich und glaubwürdig, ohne je zu übertreiben. Besonders stark fand ich, wie fein sie die Gefühle und Gedanken ihrer Figuren beschreibt, sodass man wirklich versteht, was sie antreibt.
    Vera ist mir im Laufe des Buches sehr ans Herz gewachsen. Sie ist klug, mutig und bleibt auch dann ruhig, wenn andere längst den Mut verlieren würden. Ich habe großen Respekt davor, wie sie sich in einer Zeit behauptet, in der Frauen in ihrem Beruf noch wenig Anerkennung fanden. Auch Kommissar Bender ist eine sympathische Figur, bodenständig, loyal und mit Sinn für Gerechtigkeit. Die Zusammenarbeit der beiden wirkt natürlich und fügt sich stimmig in die Geschichte ein.
    Der Schreibstil ist angenehm flüssig und bildhaft, die Sprache klar und ohne Schnörkel. Ich bin mühelos durch die Kapitel geflogen, weil Spannung, Emotion und historische Eindrücke sich wunderbar abwechseln. Es gibt keine Längen, und trotzdem wirkt alles ausgewogen, mit Momenten, die der Geschichte Tiefe verleihen, ohne aufgesetzt zu sein.
    Was ich besonders schätze, ist, dass Melanie Metzenthin historische Themen so lebendig werden lässt. Sie verbindet Fakten, Atmosphäre und persönliche Schicksale so geschickt, dass man das Gefühl hat, direkt dabei zu sein. Man erfährt viel über die Nachkriegszeit, über die Arbeit der Polizei und über die seelischen Wunden, die der Krieg hinterlassen hat.
    Für mich ist das Buch ein gelungener Mix aus historischem Roman und Kriminalgeschichte. Es ist spannend, bewegend und sehr menschlich erzählt. Ich habe es mit großem Interesse gelesen und das Buch am Ende mit einem zufriedenen Gefühl zugeschlagen.
    Ein starkes Werk mit Atmosphäre, Herz und Tiefe. Von mir gibt es fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung.
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