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    Shilo1 Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 24. Juni 2020
    "Hilfreich"-Bewertungen: 26
    604 Rezensionen
    Der Barmann des Ritz Philippe Collin
    Der Barmann des Ritz (Buch)
    18.08.2025

    Ein stiller Held hinter der Bar

    Philippe Collin hat mit „Der Barmann des Ritz“ einen eindrucksvollen Roman geschrieben, der leise und gleichzeitig tiefgründig von einem außergewöhnlichen Leben erzählt. Im Mittelpunkt steht Frank Meier – eine reale historische Persönlichkeit. Meier war österreichisch-jüdischer Herkunft und arbeitete als berühmter Barkeeper im Pariser Luxushotel Ritz. Während der deutschen Besatzung von Paris (1940–1944) mixte er dort Cocktails für hohe NS-Offiziere, für Prominente und Mitglieder des Widerstands. Was auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mag, entfaltet sich im Roman als das Porträt eines Mannes, der Tag für Tag mit Mut, Vorsicht und innerer Klarheit zwischen Anpassung und Widerstand lebt.
    Collin erzählt nicht laut oder dramatisch, sondern ruhig, präzise und mit viel Feingefühl für Atmosphäre. Die Szenen in der Bar wirken fast filmisch – gedämpftes Licht, das Klirren von Gläsern, flüchtige Blicke. Man spürt den Druck, der auf Meier lastet, ohne dass er ihn je laut ausspricht. Der Autor verbindet historisch belegte Fakten und Archivmaterial mit fiktiven Tagebucheinträgen Meiers, die seiner Figur Tiefe und eine persönliche Stimme verleihen – zurückhaltend, reflektiert, nie pathetisch. Genau das macht die Figur so glaubwürdig und nahbar.
    Beim Lesen fühlte ich mich oft wie ein stiller Gast an der Bar. Die Gedanken des Protagonisten wirken nüchtern und dennoch berührend. Manche Szenen ließen mich innehalten, etwa wenn Meier einem hochrangigen Nazi ein Getränk reicht und gleichzeitig weiß, dass draußen Menschen verfolgt werden, denen er insgeheim zur Flucht verhilft. Es sind solche leisen Spannungen, die unter die Haut gehen, ohne laut zu werden.
    „Der Barmann des Ritz“ ist ein Roman, der nicht auf schnelle Effekte setzt, sondern auf Zwischentöne, auf Beobachtung, auf Atmosphäre. Es ist eine Geschichte über Haltung, über stille Formen des Widerstands, über Loyalität – und über das Leben eines Mannes, der unter extremen Bedingungen seine Würde bewahrt. Das Buch wirkt lange nach – nicht, weil es große Gesten braucht, sondern weil es dem Stillen und Unscheinbaren den Raum gibt, den es verdient. 4 Sterne.
    Die Passantin Nina George
    Die Passantin (Buch)
    15.08.2025

    Eine Frau, eine Flucht, ein Neubeginn

    Was macht man, wenn die Welt plötzlich glaubt, man sei tot? Die berühmte Schauspielerin Jeanne Patou trifft in diesem Moment eine radikale Entscheidung: Sie geht nicht zurück. Kein Filmset, keine Interviews, kein Eheleben – stattdessen verschwindet sie aus allem, was sie bisher ausgemacht hat. Aus einem Impuls wird ein kompletter Neuanfang, und genau dieser Weg, mit all seinen Konsequenzen, steht im Mittelpunkt dieses Romans.
    Nina George erzählt diese Geschichte mit einer besonderen Mischung aus poetischen Bildern, scharfer Beobachtungsgabe und spürbarer Wut. Sie zeigt, wie subtil und gleichzeitig erdrückend patriarchale Strukturen wirken können, und wie schwer es ist, sich davon zu lösen. Gerade Jeannes Begegnungen mit anderen „Unsichtbaren“ – Frauen, die ebenfalls beschlossen haben, sich aus ihren alten Leben zurückzuziehen – fand ich eindrucksvoll. Besonders das Haus in Barcelona, in dem diese Frauen zusammenleben, ist für mich einer der stärksten Schauplätze: Dort prallen unterschiedliche Lebensgeschichten aufeinander, und trotzdem entsteht so etwas wie Vertrauen und Zusammenhalt.
    Das Buch ist reich an Figuren, Rückblenden und Gedanken. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass fast zu viele Ebenen gleichzeitig erzählt werden. An ein, zwei Stellen musste ich bewusst innehalten, um den roten Faden wieder aufzunehmen. Trotzdem empfinde ich gerade diese Vielschichtigkeit als eine Stärke – sie macht die Geschichte lebendig, vielschichtig und nah am echten Leben.
    „Die Passantin“ ist kein leichter Roman für zwischendurch. Er fordert Aufmerksamkeit und lässt einen auch nach dem Zuklappen nicht los. Er erzählt von Mut, Verlust, Befreiung – und davon, dass es nie zu spät ist, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Mich hat er berührt, zum Nachdenken gebracht und an manchen Stellen auch richtig wütend gemacht.
    Für mich ist es ein starkes, mutiges Buch, das kleine Längen und Überfrachtungen hat, aber im Endeffekt sehr überzeugt. Deshalb vergebe ich gute 4 Sterne.
    In uns der Ozean Theresia Graw
    In uns der Ozean (Buch)
    14.08.2025

    Zwischen Forschung und Verantwortung

    "In uns der Ozean" von Theresia Graw widmet sich dem Leben von Rachel Carson, einer Frau, die zu einer der einflussreichsten Stimmen im Umwelt- und Naturschutz des 20. Jahrhunderts wurde.
    Die Geschichte setzt in den 1930er Jahren an, als Rachel nach dem Verlust ihrer Forschungstätigkeit eine neue Richtung einschlägt. Sie beginnt, über das Meer und seine Bewohner zu schreiben. Ihre Texte verbinden wissenschaftliche Genauigkeit mit einer klaren, anschaulichen Sprache, die auch Laien anspricht. So erreicht sie nach und nach ein breites Publikum.
    Ein Wendepunkt tritt ein, als sie bei einem Spaziergang einen toten Vogel findet. Dieser Moment weckt ihr Interesse an den damals noch wenig bekannten Auswirkungen des Insektengifts DDT. Aus der stillen Beobachterin wird eine kritische Mahnerin, die akribisch recherchiert und ihre Erkenntnisse in einer Form veröffentlicht, die sowohl Fachwelt als auch Öffentlichkeit erreicht.
    Theresia Graw schildert diesen Weg mit einem ruhigen, klaren Erzählstil. Die Beschreibungen der Küstenlandschaften und der Arbeit im wissenschaftlichen Umfeld geben einen lebendigen Eindruck der damaligen Zeit. Gleichzeitig werden die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen beleuchtet, die es für eine Frau dieser Epoche besonders schwer machten, sich Gehör zu verschaffen.
    Das Buch zeigt nachvollziehbar, wie Rachels Beharrlichkeit und fachliche Kompetenz dazu beitrugen, ein neues Umweltbewusstsein zu schaffen. Es ist sowohl ein biografisches Porträt als auch ein Stück Zeitgeschichte, das verdeutlicht, wie eine Einzelne mit Wissen und Überzeugungskraft Veränderungen anstoßen kann.
    Mein Fazit: Die Geschichte hat mich in ihrer Klarheit und Detailtreue überzeugt. Besonders beeindruckt hat mich, wie beharrlich Rachel Carson ihren Weg gegangen ist, trotz Widerständen und ohne laut zu werden. Das Buch wirkt lange nach und hinterlässt ein Bild von einer Frau, die mit Sachlichkeit und Herz gleichermaßen etwas bewegen konnte. Für mich ist es ein rundum gelungenes Werk. Ich vergebe dafür 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Europäische Erziehung Romain Gary
    Europäische Erziehung (Buch)
    14.08.2025

    Eine stille Geschichte mit bleibender Wirkung

    Romain Garys "Europäische Erziehung" erzählt die Geschichte des jungen Janek, der im besetzten Polen des Zweiten Weltkriegs zum Widerstand findet. Das Buch schildert seine Erlebnisse und Begegnungen in einer Zeit voller Gewalt, Entbehrung und Unsicherheit. Was dabei auffällt, ist der ruhige, klare Erzählstil, der ohne große Ausschmückung auskommt und dadurch viel Wirkung entfaltet.
    Trotz der düsteren Umstände stehen in der Geschichte immer wieder Themen wie Menschlichkeit, Bildung und Hoffnung im Mittelpunkt. Besonders die Gespräche zwischen Janek und seinem Freund Jurek geben dem Buch Tiefe. In diesen Momenten geht es nicht nur um den Krieg, sondern auch um Ideen, Gedanken und das, was Europa einmal sein könnte.
    Die Figuren sind keine klassischen Helden, sondern Menschen mit Widersprüchen, mit Schwächen und Mut zugleich. Das macht sie glaubwürdig. Der Humor, der manchmal durchscheint, wirkt leise, fast zurückhaltend – und gerade dadurch stark.
    Der Titel „Europäische Erziehung“ bekommt im Verlauf des Romans eine vielschichtige Bedeutung. Es geht nicht nur um schulisches Wissen, sondern um Werte wie Freiheit, Verantwortung und Menschlichkeit, auch unter schwierigen Bedingungen.
    Insgesamt ist das Buch kein einfaches, aber ein wichtiges. Es hat nachdenklich gemacht und bleibt im Kopf, weil es nicht laut ist, sondern still wirkt, mit klaren Bildern und einer Botschaft, die auch heute noch Bedeutung hat. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Der falsche Japaner Daniela Dröscher
    Der falsche Japaner (Buch)
    14.08.2025

    Von der Freiheit, jemand anderes zu sein und ihrem Preis

    Daniela Dröscher erzählt in diesem Roman die Geschichte des George Psalmanazar, einer faszinierenden, rätselhaften Figur, die im London des 18. Jahrhunderts als angeblicher „Formosaner“ zu Ruhm gelangt. George taucht an der schottischen Küste auf, wirkt fremd, wild, spricht eine seltsame Sprache und erzählt von einem exotischen Land, das niemand kennt. Seine Geschichte wird von der Gesellschaft begierig aufgenommen – je unglaublicher seine Erzählungen, desto größer die Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwird.
    Die Autorin nähert sich ihrer Hauptfigur mit großer Feinfühligkeit. Indem sie George als jungen Mann schildert, entgegen den historischen Fakten, verleiht sie ihm eine Verletzlichkeit, die berührt. Es geht weniger um historische Genauigkeit als um die Frage, was einen Menschen dazu bringt, sich selbst neu zu erfinden – in Sprache, Aussehen, Herkunft und Rolle. Dabei bleibt George nie bloß ein Hochstapler, sondern wird zu einem Sinnbild für die Sehnsucht nach einem anderen Leben.
    Frau Dröscher schreibt in einer klaren, poetischen Sprache, die Bilder schafft, ohne überladen zu wirken. Ihre Beschreibungen von Stadt, Büchern, Meer und Menschen sind feinfühlig und atmosphärisch. Der Roman entfaltet dabei eine besondere Mischung aus historischer Kulisse und literarischer Leichtigkeit.
    Was mich beim Lesen besonders bewegt hat, war diese ständige Spannung zwischen Faszination und Beklommenheit. George zieht einen in seinen Bann, doch je länger man ihn begleitet, desto spürbarer wird die innere Müdigkeit seiner Lüge. Es gibt leise Momente der Nähe, etwa mit Lucy, der Tochter des Gelehrten Johnson – zarte, unsichere Augenblicke, die etwas sehr Menschliches freilegen. Immer wieder entsteht der Eindruck, dass unter all der Maske ein einsamer, suchender Mensch steckt.
    "Der falsche Japaner" ist ein stiller, eindringlicher Roman über Identität, Fantasie und das Bedürfnis, gesehen zu werden. Er hat mich nachdenklich gemacht – über die Macht von Sprache, über Rollen, die man spielt, und über die feine Grenze zwischen Wahrheit und Wunsch. Es ist ein Buch, das leise nachhallt. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Unsere letzten wilden Tage Anna Bailey
    Unsere letzten wilden Tage (Buch)
    13.08.2025

    Die Wahrheit lauert im Schatten der Sümpfe

    "Unsere letzten wilden Tage" von Anna Bailey hat mich von Beginn an mit seiner dichten, atmosphärischen Erzählweise gepackt. Schon nach wenigen Seiten hatte ich das Gefühl, mitten in der schwülen Hitze Louisianas zu stehen. Die Luft wirkt schwer, das Sumpfgras raschelt, und irgendwo lauert eine Gefahr, die man nicht sehen, aber deutlich spüren kann. Diese greifbare Kulisse ist weit mehr als nur ein Hintergrund. Sie wird zu einer Figur, die das Geschehen ebenso prägt wie die Menschen selbst.
    Im Mittelpunkt steht Loyal, eine Journalistin, die nach Jahren in ihre Heimat zurückkehrt. Dort wird ihre frühere Freundin tot aufgefunden. Loyal beginnt zu recherchieren und stößt auf Mauern aus Schweigen, Angst und Misstrauen. Niemand scheint die Wahrheit wirklich ans Licht bringen zu wollen. Die Autorin schafft es, diese Mischung aus Spannung, innerem Ringen und bedrückender Dorfdynamik so zu schildern, dass man sich fast selbst in den engen Straßen und dunklen Winkeln wiederfindet.
    Besonders beeindruckt hat mich, wie eng Anna Bailey Landschaft und Gesellschaft miteinander verwebt. Die Wildnis mit ihren undurchdringlichen Sümpfen spiegelt die Geheimnisse und Konflikte der Menschen wider. Loyals innerer Kampf, ihr Mut und ihre Entschlossenheit sind spürbar, auch wenn sie manchmal zögert oder innehält. Gerade diese Momente verleihen ihr Tiefe und machen sie glaubwürdig.
    Trotz der fesselnden Atmosphäre gibt es Passagen, in denen die Spannung etwas nachlässt. Vor allem im letzten Drittel hätte ich mir stellenweise einen klareren Zug nach vorn gewünscht. Nichtsdestotrotz bleibt die Geschichte kraftvoll, getragen von starken Bildern und einer eindringlichen Sprache.
    Insgesamt ist es ein Roman, der nicht nur durch seine Handlung überzeugt, sondern auch durch seine eindrucksvolle Stimmung und die vielschichtige Darstellung seiner Figuren. Für mich ist es ein intensives Leseerlebnis, das ich gerne mit 4 Sternen bewerte. Wer sich von einer dichten Atmosphäre, leiser Wut und einer Landschaft voller Geheimnisse mitreißen lassen möchte, wird hier ein besonderes Buch finden.
    My Haunted Heart - Ich sehe dich Mimi Kylling
    My Haunted Heart - Ich sehe dich (Buch)
    13.08.2025

    Flora, Blumen und ein Typ, der einfach nicht gehen will

    Mit diesem Buch hat mich die Autorin so richtig erwischt. Flora führt ihren Blumenladen, ein Ort voller Leben und Farben, der plötzlich eine ganz neue Stimmung bekommt, als dieser mysteriöse Sawyer auftaucht. Er ist so ein bisschen wie der Typ, der bei der Party einfach nicht kapiert, dass er nicht eingeladen ist, aber irgendwie will man ihn trotzdem nicht loswerden.
    Die Mischung aus romantischem Knistern und einer Prise Grusel macht das Ganze spannend. Man weiß nie so richtig, ob man jetzt erschrecken oder dahinschmelzen soll. Flora und Sawyer tasten sich vorsichtig aneinander heran, was ich sehr gut nachvollziehen konnte. Man will ja nicht kopfüber ins Chaos springen, aber die Neugier gewinnt einfach.
    Was mir besonders gefallen hat, ist die Ehrlichkeit der Gefühle. Keine süßen Zuckerwatte-Momente, sondern ein warmes Kribbeln, gepaart mit dem charmanten Gefühl von „Was zur Hölle passiert hier eigentlich?“. Das Buch zieht einen in seinen Bann, ohne kitschig zu werden.
    Warum nur 4 Sterne? Ein paar Wendungen hätten noch etwas mehr Überraschung vertragen können. Aber ganz ehrlich, wer will schon ein perfektes Märchen? Gerade diese kleinen Macken machen die Geschichte für mich sympathisch und authentisch. Manchmal sind es eben die Ecken und Kanten, die das Herz am meisten berühren und ein Buch erst so richtig spannend machen.
    Wenn der Himmel das Meer berührt (Liebesroman) Josefine Weiss
    Wenn der Himmel das Meer berührt (Liebesroman) (Buch)
    12.08.2025

    Ein Kind, ein Geheimnis, ein Gewissenskonflikt

    Dieses Buch verdient wirklich fünf Sterne – und das nicht leichtfertig, sondern weil es mich mit seiner leisen, ehrlichen Art sehr berührt hat. Die Erzählweise ist warm und lebendig, die Figuren wirken so echt, als könnte man ihnen im wahren Leben begegnen.
    Emma arbeitet im Jugendamt und trifft dort auf die neunjährige Alina, ein stilles Mädchen mit einer besonderen Liebe zu den Sternen. Alina hatte es nicht leicht und soll nun vorübergehend bei ihrem Onkel Max an der Nordsee leben. Emma begleitet sie dorthin, eigentlich nur aus beruflicher Pflicht, doch schon bald wird klar, dass ihr Herz längst mehr investiert war, als sie sich eingestehen will.
    Alina schloss ich beim Lesen schnell ins Herz. Ihre Zurückhaltung, ihre kleinen Beobachtungen und die Art, wie sie Vertrauen schenkte, gaben der Geschichte Tiefe. Max brachte eine ruhige, unaufdringliche Wärme in die Handlung. Die Begegnungen zwischen ihm und Emma entwickelten sich langsam, geprägt von gegenseitigem Respekt und stiller Anziehung.
    Ein verborgenes Geheimnis im Hintergrund sorgte dafür, dass ich aufmerksam blieb und mich immer wieder fragte, wie es sich auf die Figuren auswirken würde. Die Spannung war nie laut, sondern zeigte sich in kleinen Veränderungen, in Blicken und unausgesprochenen Gedanken.
    Am Ende blieb kein lauter Knall, sondern ein gutes, warmes Gefühl – so, wie wenn man nach einem langen Tag am Meer nach Hause geht und noch einmal zurückschaut, um den Moment festzuhalten.
    Mein Fazit:
    Ein bewegender Roman über Verantwortung, Vertrauen und die Frage, was wirklich zählt im Leben. Wer Geschichten mag, die ans Herz gehen und zum Nachdenken anregen, wird dieses Buch kaum aus der Hand legen wollen.
    We Burn Daylight Bret Anthony Johnston
    We Burn Daylight (Buch)
    11.08.2025

    Hat mich berührt, aber auch oft warten lassen

    "We Burn Daylight" spielt im texanischen Sommer der 1990er-Jahre und erzählt von Roy und Jaye, zwei Vierzehnjährigen, die in einer isolierten, religiösen Gemeinschaft aufwachsen. Während draußen die Sonne brennt, wächst zwischen den beiden eine zarte, heimliche Liebe – etwas, das in ihrer streng kontrollierten Welt nicht vorgesehen ist. Gleichzeitig werden sie immer tiefer in die rigiden Strukturen des Kults hineingezogen, dessen Macht über das Leben der Mitglieder allgegenwärtig ist. Die Handlung wechselt zwischen den Erlebnissen der Jugendlichen und heutigen Podcast-Interviews, in denen Überlebende und Beteiligte die damaligen Ereignisse reflektieren.
    Der Erzählstil ist atmosphärisch dicht, mit vielen feinen Beobachtungen und einer glaubwürdigen Figurenzeichnung. Die ruhige, detailreiche Erzählweise fängt sowohl die innere Unsicherheit der Jugendlichen als auch die beklemmende Atmosphäre der Gemeinschaft gut ein.
    Allerdings ziehen sich manche Passagen zu sehr in die Länge, sodass die Spannung zeitweise abfällt. Gerade in der Mitte hätte eine straffere Erzählung der Geschichte gutgetan.
    Fazit: Ein interessanter, sensibel geschriebener Roman über erste Liebe, Freiheit und Unterdrückung, der vor allem in der Atmosphäre stark ist, jedoch nicht durchgehend fesselt. Für Leser, die es eher gemütlich mögen und sich nicht an längeren Passagen stören, ist das Buch eine gute Wahl. Aber ein echter Pageturner? Eher nicht. 3 Sterne.
    Schwestern der Freiheit Heather Morris
    Schwestern der Freiheit (Buch)
    09.08.2025

    Wenn Zusammenhalt über Leben entscheidet

    Heather Morris entführt den Leser in „Schwestern der Freiheit“ mitten in das Jahr 1942, als Singapur unter japanische Kontrolle fällt. Die australische Krankenschwester Nesta James und die englische Musikerin Norah Chambers – beides reale Frauen – versuchen, dem Chaos zu entkommen, erleiden jedoch Schiffbruch und werden schließlich in ein japanisches Kriegsgefangenenlager in Indonesien gebracht.
    Die Autorin hat akribisch recherchiert und verarbeitet hier wahre Begebenheiten mit großem Respekt. Sie schildert eindrucksvoll, wie die Frauen Hunger, Krankheit und Gewalt ertragen mussten und wie sie trotz allem menschliche Wärme bewahrten. Und wie sie dennoch Kraft aus Freundschaft, Zusammenhalt und kleinen Momenten der Menschlichkeit schöpften. Besonders bewegend ist Norahs Idee, ein „Stimmorchester“ zu gründen: Musik als Rettungsanker in einer Welt, die alles Menschliche auszulöschen drohte.
    Beim Lesen hat mich die Geschichte tief berührt. Es war schmerzhaft, das Leid dieser Frauen mitzuerleben, und gleichzeitig tröstlich, wie sie sich gegenseitig Hoffnung und Würde gaben. Die kleinen Gesten – ein geteiltes Stück Brot, ein Lächeln, ein gemeinsames Lied – leuchteten wie Funken im Dunkeln.
    Manche Passagen hätte ich mir noch ausführlicher gewünscht, um einzelne Figuren noch näher kennenzulernen. Doch vielleicht spiegelt diese Zurückhaltung gerade die innere Distanz wider, die sie zum Überleben brauchten.
    „Schwestern der Freiheit“ ist keine leichte Lektüre, aber eine, die im Gedächtnis bleibt. Ein aufwühlendes, authentisches und respektvolles Porträt außergewöhnlicher Frauen, das zeigt, wie viel Kraft in Freundschaft, Mitgefühl und dem Willen zum Überleben steckt. Und das uns daran erinnert, dass dies keine Fiktion, sondern erlebte Geschichte ist. 5 Sterne.
    Anna oder: Was von einem Leben bleibt Henning Sußebach
    Anna oder: Was von einem Leben bleibt (Buch)
    07.08.2025

    Ein stilles Leben, behutsam rekonstruiert

    Dieses Buch hat mich von Anfang an auf eine besondere Art eingefangen. Ohne große Gesten, ohne Dramatik – aber mit stiller Intensität entfaltet sich beim Lesen eine bemerkenswerte Tiefe.
    Im Mittelpunkt steht Anna Kalthoff, eine Frau, die Ende des 19. Jahrhunderts in einem kleinen Ort im Sauerland lebt. Ihre Geschichte ist nicht in großen historischen Ereignissen verankert – und doch erzählt sie so viel über Mut, Selbstbestimmung und das stille Ringen um ein selbstgewähltes Leben. Anna widersetzt sich dem Lehrerinnenzölibat, heiratet trotz Verbots, wird zur Witwe, übernimmt Post und Gasthof, zieht ein Kind groß, heiratet später erneut – einen deutlich jüngeren Mann.
    Henning Sußebach rekonstruiert Annas Leben anhand weniger überlieferter Spuren: Fotos, Briefe, ein Poesiealbum, mündliche Überlieferungen. Wo Dokumente fehlen, tastet er sich vorsichtig mit Mutmaßungen heran, ohne je etwas zu überhöhen oder zu dramatisieren. Gerade diese respektvolle Annäherung hat mich sehr berührt. Es ist kein Versuch, eine Heldin zu erschaffen, sondern das Bemühen, einen Menschen zu erkennen; mit Licht und Schatten, in einem bestimmten sozialen und historischen Kontext.
    Die Sprache ist klar, schnörkellos, oft sachlich. Doch zwischen den Zeilen liegt eine spürbare Wärme. Immer wieder begegnet man feinen Beobachtungen und kleinen Gedanken über das Erinnern, über familiäre Weitergabe, über das Vergessen. Man liest nicht nur eine Lebensgeschichte, sondern spürt, wie sehr uns die Vergangenheit prägt, auch wenn sie nur in Bruchstücken überliefert ist.
    Mich hat das Buch auf eine stille, aber eindringliche Weise berührt. Ohne Pathos, aber mit einem feinen Gespür für das Wesentliche erzählt es von einem Frauenleben, das so nie im Geschichtsbuch stehen würde – aber trotzdem nicht vergessen werden sollte.
    Was bleibt von einem Leben, wenn irgendwann niemand mehr davon spricht? Diese Frage zieht sich wie ein leiser Nachhall durch das Buch. Ich habe es nicht nur gelesen, sondern durchlebt – manchmal mit einem Kloß im Hals, manchmal mit einem Lächeln.
    Ein ruhiges, unaufgeregtes, sehr menschliches Buch. Und ein Plädoyer dafür, auch die leisen Geschichten ernst zu nehmen, denn gerade sie machen uns aus. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Als uns die Hoffnung am Leben hielt Henriette Küpper
    Als uns die Hoffnung am Leben hielt (Buch)
    06.08.2025

    Ein Funken Hoffnung in tiefster Dunkelheit

    Henriette Küppers Roman „Als uns die Hoffnung am Leben hielt“ beruht auf einem wahren Ereignis – dem Grubenunglück von Lengede im Jahr 1963, das als das „Wunder von Lengede“ in die Geschichte einging. Schon der Gedanke, dass dieses Unglück wirklich passiert ist, verleiht dem Buch eine ganz besondere Intensität.
    Drei Menschen stehen im Mittelpunkt: der junge Bergmann Harald, der gerade erst anfängt, unter Tage zu arbeiten, die ehrgeizige Journalistin Simone, die sich beweisen will, und Antonio, der frisch Vater geworden ist. Sie alle verbindet das Schicksal – und eine Katastrophe, die ihr Leben auf einen Schlag verändert.
    Was mich beim Lesen tief berührt hat, war die stille Kraft, mit der Henriette Küpper erzählt. Ihre Sprache ist klar und unaufgeregt, aber voller Gefühl. Es sind nicht die großen Worte, sondern die kleinen Gesten, Gedanken und Ängste, die unter die Haut gehen. Man spürt die Dunkelheit, das Bangen, die Hilflosigkeit – und trotzdem auch den unerschütterlichen Glauben, dass es noch Hoffnung gibt.
    Mich hat besonders bewegt, wie sich in der Krise etwas sehr Menschliches zeigt: Mitgefühl, Zusammenhalt, kleine Zeichen von Mut. Die Figuren handeln nicht heroisch, sondern einfach menschlich. Und gerade das macht sie so glaubwürdig und nah.
    Einige Rückblenden hätten für meinen Geschmack etwas kürzer sein dürfen, doch sie stören den Erzählfluss kaum. Vielmehr geben sie den Figuren Tiefe und lassen erahnen, wie viel auf dem Spiel steht.
    Fazit:
    Ein bewegender Roman über ein wahres Ereignis, das unter die Haut geht – leise, eindringlich und aufrichtig. Er erzählt nicht nur von einem Unglück, sondern vor allem von Hoffnung, Menschlichkeit und innerer Stärke. Dieses Buch hallt nach. Nicht laut, aber dafür umso tiefer. 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.
    Three Things To Be Done | Mit wunderschönem Farbschnitt Jane Aiven
    Three Things To Be Done | Mit wunderschönem Farbschnitt (Buch)
    05.08.2025

    Drei Wünsche, ein Neuanfang – und der Mut zur Nähe

    "Three Things To Be Done" ist der zweite Band der Lanningtons-Reihe und erzählt die Geschichte von Emma, die nach einem schweren Jahr mit ihrer kleinen Tochter nach London zurückkehrt. Ihr Leben steht an einem Wendepunkt, drei unerfüllte Träume begleiten sie – und der Wunsch nach einem Neuanfang ist deutlich spürbar. Ian, dem sie dort begegnet, ist zunächst verschlossen und wirkt unnahbar. Doch ihre Wege kreuzen sich immer wieder, und langsam beginnt sich zwischen den beiden etwas aufzubauen, das zunächst zart und unausgesprochen bleibt.
    Die Figuren stehen im Zentrum dieses Romans. Emma ist feinfühlig gezeichnet, ihre Verletzlichkeit und gleichzeitige Entschlossenheit machen sie zu einer nahbaren, glaubhaften Protagonistin. Ihre Entwicklung ist leise, aber spürbar – sie gewinnt an Stärke, ohne laut zu werden. Ian wiederum ist ein eher ruhiger Gegenpart, dessen Verhalten und Wandel ebenfalls sehr authentisch wirken. Gemeinsam entfalten die beiden eine Dynamik, die ohne große Worte auskommt, aber dennoch viel Tiefe hat.
    Der Erzählton bleibt durchweg ruhig und atmosphärisch. Es geht weniger um große Wendungen als vielmehr um innere Bewegung. Themen wie Verlust, Selbstfindung und Vertrauen stehen im Vordergrund – und sie werden mit einer Zurückhaltung behandelt, die der Geschichte guttut. Kleine, fast alltägliche Szenen bringen Leichtigkeit hinein, etwa wenn der Strom ausfällt oder ein Spaziergang unerwartete Wendungen nimmt. Diese Momente geben dem Roman Charme und Wärme.
    Jane Aiven gelingt es, Emotionen greifbar zu machen, ohne sie auszustellen. Die Geschichte wirkt durchdacht, aber nicht konstruiert – und trotz der Zurückhaltung bleibt eine feine Spannung zwischen den Zeilen.
    Wer ruhige, tiefgründige Liebesromane mit glaubwürdigen Figuren und viel Gefühl sucht, findet in diesem Buch eine bewegende und unaufdringliche Geschichte über das, was möglich ist, wenn man sich selbst wieder erlaubt, zu hoffen. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Mein Name ist Emilia del Valle Isabel Allende
    Mein Name ist Emilia del Valle (Buch)
    04.08.2025

    Ein fesselndes Frauenschicksal im 19. Jahrhundert

    "Mein Name ist Emilia del Valle" ist ein bewegender historischer Roman, der mich von der ersten Seite an gepackt hat. Im Mittelpunkt steht Emilia, eine ebenso eigensinnige wie mutige Frau, die sich nicht den gesellschaftlichen Erwartungen unterordnet, sondern unbeirrt ihren eigenen Weg geht. Ihre Geschichte beginnt im San Francisco des 19. Jahrhunderts und führt uns über verschiedene Stationen bis nach Chile – dem Land ihrer Wurzeln, aber auch voller politischer Unruhen.
    Besonders beeindruckt hat mich Emilias Entwicklung: vom jungen Mädchen, das unter männlichem Namen Romane schreibt, hin zur mutigen Reporterin, die sich mitten in einem aufziehenden Bürgerkrieg wiederfindet. Ihr innerer Konflikt – zwischen der Suche nach Liebe, der Wahrheit über ihre Herkunft und ihrer beruflichen Leidenschaft – ist glaubhaft und berührend geschildert. Die Beziehung zu Eric, ihrem Kollegen, verleiht der Geschichte zusätzlich emotionale Tiefe, ohne dabei kitschig zu wirken.
    Allendes Schreibstil ist angenehm flüssig, bildreich und lebendig. Trotz der ernsten Themen liest sich das Buch locker, und man wird förmlich durch die Seiten getragen. Die historische Kulisse ist detailreich, aber nie überladen – man spürt die Atmosphäre der Zeit, ohne dass sie den Plot erdrückt.
    Für mich war dies das erste Buch von Isabel Allende, aber definitiv nicht das letzte. Wer starke Frauenfiguren, gut recherchierte Geschichte und einfühlsames Erzählen liebt, wird mit diesem Roman eine fesselnde Lektüre erleben. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Martha, Mon Amour. Eine verlorene Liebe Tereza Vanek
    Martha, Mon Amour. Eine verlorene Liebe (Buch)
    01.08.2025

    Bewegend, erschütternd, kraftvoll

    Dieses Buch hat mich tief berührt. Schon nach den ersten Seiten war ich ganz in Marthas Welt eingetaucht – ihre Trauer, ihre Sehnsucht, ihre Stärke haben mich sehr bewegt. Martha ist eine Frau, die nach dem Ersten Weltkrieg eigentlich schon mit ihrem Schicksal abgeschlossen hat. Doch dann begegnet sie Amir, einem tunesischen Kolonialsoldaten – und plötzlich öffnet sich ein ganz neues Kapitel in ihrem Leben.
    Ihre Entscheidung, mit ihm nach Paris zu gehen, fand ich unglaublich mutig. Sie lässt alles Vertraute hinter sich, nur aus Liebe. Das hat mir großen Respekt abgenötigt. Gleichzeitig war ich oft auch entsetzt und traurig, weil die beiden so viel ertragen mussten: Ausgrenzung, Vorurteile und dann der Schrecken des Zweiten Weltkriegs, der alles überschattet. Besonders die Angst um ihre gemeinsame Tochter hat mich sehr mitgenommen.
    Die Geschichte hat viele Stellen, die zum Nachdenken anregen. Auch wenn die Handlung erfunden ist, spürt man, wie viel Wahres und Aktuelles darin steckt. Themen wie Rassismus, Ausgrenzung und politischer Hass sind leider auch heute noch erschreckend präsent. Gerade deshalb fühlt sich das Buch so wichtig und zeitnah an.
    Was mich besonders gefesselt hat, war der Stil: klar, einfühlsam und voller Emotionen. Ich konnte Martha richtig spüren – ihre Liebe, ihre Zweifel, ihre Hoffnung. Es war nicht immer leicht zu lesen, weil manche Szenen wirklich unter die Haut gehen. Aber genau das macht das Buch so besonders.
    Mein Fazit:
    „Martha, Mon Amour“ ist eine bewegende Liebesgeschichte – aber auch viel mehr als das. Es ist ein Roman über Mut, Anderssein, Verlust und die Kraft der Liebe in dunklen Zeiten. Ich habe es mit einem Kloß im Hals, aber auch mit Hoffnung im Herzen gelesen. Ein Buch, das nachhallt. 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.
    Die Nelkentochter Tessa Collins
    Die Nelkentochter (Buch)
    31.07.2025

    Eine berührende Reise zu den Wurzeln

    Auch dieser dritte Teil der Blumentöchter-Saga von Tessa Collins ist eine bewegende Geschichte, die mich von der ersten Seite an emotional gepackt hat. Nach dem Tod ihrer Großmutter fühlt sich Lali verloren und orientierungslos. In der Gärtnerei entdeckt sie Gedichte ihrer Mutter, die sie früh verlassen hat – diese Zeilen berühren sie tief und wecken in ihr eine sehnsuchtsvolle Suche nach Antworten. Mutig verlässt sie ihr vertrautes Leben in Cornwall und reist nach Sri Lanka, um den Spuren eines alten Familiengeheimnisses zu folgen.
    Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich, was mir das Eintauchen in die Geschichte sehr angenehm gemacht hat. Besonders eindrucksvoll fand ich die Beschreibungen von Sri Lanka. Ich konnte die Wärme auf der Haut spüren, den Duft der Teesträucher riechen und die Farben der Landschaft förmlich sehen. Diese lebendige Kulisse hat mich tief in die Handlung hineingezogen.
    Während des Lesens war ich von vielen Gefühlen begleitet. Ich spürte Lalis Unsicherheit und Traurigkeit, ihre Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Liebe, aber auch die leise Hoffnung, dass sie ihren Platz in der Welt doch noch finden würde. Die Gedichte ihrer Mutter haben mich emotional berührt, und ich konnte ihren inneren Schmerz sehr gut nachempfinden. Als sie schließlich in Sri Lanka Antworten findet und sich ihrer Vergangenheit stellt, war ich tief bewegt.
    Lalis Entwicklung im Laufe der Geschichte hat mich besonders berührt. Aus der stillen, zurückhaltenden Frau wird jemand, der zunehmend Klarheit, Stärke und Selbstvertrauen gewinnt. Das passiert nicht plötzlich, sondern in kleinen, glaubwürdigen Schritten, die ich sehr authentisch fand. Auch die Einblicke in die Vergangenheit ihrer Mutter haben die Geschichte für mich noch emotionaler und greifbarer gemacht.
    „Die Nelkentochter“ ist für mich eine wunderbare Mischung aus Familiengeheimnis, Selbstfindung und der besonderen Atmosphäre eines fremden Landes. Es ist ein leises, gefühlvolles Buch, das lange nachhallt – voller Wärme, Hoffnung und innerer Kraft. Ich habe es mit viel Herz gelesen und kann es jedem empfehlen, der gerne tief in emotionale Geschichten eintaucht. 5 Sterne.
    Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1) Ulrika Lagerlöf
    Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1) (Buch)
    31.07.2025

    Eine Familiensaga, die bewegt

    Ulrika Lagerlöf entführt uns mit ihrem Roman tief in die Wälder Nordschwedens, ein Ort voller Geheimnisse, Sehnsüchte und längst vergangener Geschichten. Der Auftakt der Norrland-Saga spielt auf zwei Zeitebenen, die gekonnt miteinander verwoben werden und eine bewegende Familiengeschichte über Generationen hinweg erzählen.
    Im Jahr 1938 begleiten wir die junge Siv, die in einer Zeit großer Entbehrungen ihre Kindheit hinter sich lässt. Als sie in ein abgelegenes Holzfällerlager geschickt wird, um dort als Köchin für zehn Männer zu arbeiten, beginnt für sie ein neues, hartes Leben. Doch gerade in der Abgeschiedenheit und rauen Natur entdeckt Siv ein Gefühl von Freiheit und begegnet der ersten Liebe, die nicht sein darf. Ihre Geschichte ist geprägt von Mut, Pflichtgefühl und einer inneren Stärke, die tief berührt.
    Im Jahr 2022 kehrt Eva, eine PR-Beraterin, in das Dorf ihrer Kindheit zurück, um im Auftrag eines Forstunternehmens ein heikles Abholzungsprojekt zu rechtfertigen. Doch je länger sie dort ist, desto mehr spürt sie, dass ihre eigene Vergangenheit eng mit dem Schicksal der Region verwoben ist. Was als berufliche Mission beginnt, wird für sie zur persönlichen Spurensuche. Die Konfrontation mit Umweltaktivisten, den Sámi und nicht zuletzt mit ihrer eigenen Geschichte macht aus Eva eine Figur, die sich neu finden muss.
    Besonders gelungen ist Frau Lagerlöfs atmosphärische Schilderung der nordschwedischen Landschaft. Die Wälder, das Klima, die Moltebeeren, sie werden fast zu eigenen Figuren im Buch. Auch der Einblick in das Leben der Sámi und die ungerechte Behandlung dieses indigenen Volkes durch den schwedischen Staat verleihen dem Roman Tiefe und gesellschaftliche Relevanz.
    Während die Gegenwartshandlung rund um Eva stellenweise etwas blass bleibt, zieht der Erzählstrang um Siv mit seiner emotionalen Dichte und Authentizität besonders in den Bann. Ihre Entwicklung vom Mädchen zur jungen Frau ist feinfühlig und glaubwürdig gezeichnet. Man leidet, hofft und liebt mit ihr und wünscht ihr ein besseres Leben, als es ihr letztlich möglich ist.
    Es ist ein bewegender, vielschichtiger Roman über Familie, Herkunft und das Erbe der Vergangenheit. Die Autorin schafft es, historische und persönliche Themen zu einem großen Ganzen zu verweben – mit leisen Tönen, aber nachhaltiger Wirkung. Wer gerne tiefgründige Geschichten mit starkem Setting und einer Prise Melancholie liest, wird diesen Auftakt der Norrland-Saga sicher nicht so schnell vergessen.
    Fazit: Ein gefühlvoller Roman über Verbundenheit, Verlust und den langen Schatten der Geschichte. Eindrucksvoll erzählt vor der Kulisse der schwedischen Wälder. Ein gelungener Auftakt einer großen Familiensaga, die sicherlich noch viel Raum für weitere spannende Weiterentwicklungen bietet.
    Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung "Wo das Feuerkraut blüht", die allerdings erst im Mai 2026 erscheinen wird.
    5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.
    Das Fräulein Buchhändlerin Martina Bergmann
    Das Fräulein Buchhändlerin (Buch)
    31.07.2025

    Zwischen Buchduft und Selbstbestimmung

    Martina Bergmann entführt uns in ihrem Roman in das Jahr 1965 nach Bielefeld, in eine Zeit, in der von Frauen noch erwartet wurde, brav zu heiraten und sich der Rolle der Ehefrau und Mutter unterzuordnen. Doch Amanda, die junge Buchhändlerin, will mehr vom Leben. Mit leiser Entschlossenheit, klarem Verstand und einer Portion Sturheit verfolgt sie ihren eigenen Weg: Statt sich in eine traditionelle Rolle drängen zu lassen, nutzt sie die Gelegenheit, die Buchhandlung ihres Chefs zu übernehmen, und stellt sich damit nicht nur wirtschaftlichen Herausforderungen, sondern vor allem den gesellschaftlichen Vorurteilen ihrer Zeit.
    Besonders beeindruckend ist die Art, wie Amanda sich behauptet: nicht laut, nicht rebellisch im klassischen Sinn, sondern mit einer inneren Stärke, die gerade durch ihre Zurückhaltung umso kraftvoller wirkt. Frau Bergmann beschreibt diesen Emanzipationsprozess mit viel Feingefühl und einem wachen Blick für die Zwischentöne. Ihre Sprache ist klar, klug und atmosphärisch. Man fühlt sich mitten im Alltag der 60er Jahre, spürt den Duft von Kaffee in der Buchhandlung und hört das Knarzen der Holzböden unter den Füßen.
    Der Roman ist nicht nur eine liebevolle Hommage an den Buchhandel, sondern auch ein stilles Plädoyer für Selbstbestimmung und Mut. Amanda ist eine Figur, die man bewundert. Nicht, weil sie laut aufbegehrt, sondern weil sie unbeirrt ihren eigenen Weg geht, allen Widerständen zum Trotz.
    Ein wunderbares Buch über das Kämpfen ohne großes Aufsehen, über das Festhalten an Träumen und über die Kraft, die in der Stille liegt. Absolut lesenswert – besonders für alle, die sich für weibliche Lebenswege jenseits der Konventionen interessieren.
    Fazit: Ein starker Roman mit einer großartigen Hauptfigur; berührend, authentisch und inspirierend. Uneingeschränkte Leseempfehlung! 5 Sterne.
    Ibicaba Eveline Hasler
    Ibicaba (Buch)
    29.07.2025

    Zwischen Hoffnung und Ausbeutung

    Eveline Haslers Roman "Ibicaba" ist eine eindrucksvolle literarische Aufarbeitung eines weitgehend unbekannten Kapitels der Schweizer Auswanderungsgeschichte. Im Zentrum steht die tragische Reise von 265 Auswanderern aus verschiedenen Schweizer Kantonen, die 1855 in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Brasilien aufbrechen – und dort statt eines Paradieses Ausbeutung, Hunger und Elend vorfinden.
    Hasler schildert die Ereignisse mit großer Detailtreue und spürbarer Empathie für die Figuren. Besonders beeindruckend ist, wie sie historische Fakten und Zeitdokumente geschickt in die Handlung einwebt. Dadurch erhält der Roman eine Authentizität, die den Leser mitten in die Zeit und das Lebensgefühl der damaligen Menschen versetzt. Die Zustände auf der Plantage Ibicaba, wo die Auswanderer unter sklavereiähnlichen Bedingungen arbeiten müssen, werden schonungslos, aber nicht reißerisch dargestellt.
    Der Schreibstil ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, da Frau Hasler auf wörtliche Rede verzichtet. Diese ungewöhnliche Erzählweise verlangt zunächst eine gewisse Umstellung, doch schon nach kurzer Zeit entfaltet der Text eine eigene Dynamik und Tiefe, die den Leser mitnimmt.
    Besonders berührend ist die Figur des Thomas Davatz, der sich nicht mit der Ungerechtigkeit abfindet und durch seinen Mut zur Wahrheit eine wichtige Rolle für die Aufklärung in Europa spielt. Die Solidarität der anderen Auswanderer – auch der deutschen – zeigt, dass Menschlichkeit selbst unter härtesten Bedingungen möglich ist.
    Insgesamt ist "Ibicaba" ein wichtiges, aufrüttelndes und sehr lesenswertes Buch. Es macht deutlich, wie nah vergangenes Leid oft noch ist und wie stark die Hoffnung auf ein besseres Leben Menschen antreiben kann – selbst wenn sie dafür alles riskieren müssen. Ein Stück Geschichte, das nachhallt. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
    The Escape Artist Wilfried Meichtry
    The Escape Artist (Buch)
    27.07.2025

    Vom NS-Helden zur historischen Figur

    Mit "The Escape Artist" legt Wilfried Meichtry eine außergewöhnliche Biografie vor, die weit mehr ist als die Erzählung eines spektakulären Ausbruchs aus der Kriegsgefangenschaft. Im Mittelpunkt steht Franz von Werra, ein deutscher Jagdflieger, der durch seine waghalsigen Fluchtversuche in britischer Gefangenschaft zur Legende wurde – gefeiert von der NS-Propaganda, verfilmt von den Briten, und zugleich eine schillernde wie ambivalente Figur der Zeitgeschichte.
    Doch Meichtry geht tiefer: Er erzählt nicht nur die packende Geschichte eines Mannes auf der Flucht, sondern deckt eine kaum bekannte Wahrheit auf. Denn Franz von Werra war nicht Deutscher, sondern Schweizer Herkunft. Als Säugling zusammen mit seiner Schwester Emma von einer verarmten Adelsfamilie an eine deutsche Familie gegeben, wurde seine wahre Herkunft jahrzehntelang verschleiert. Meichtry folgt in seinem Buch nicht nur Franz’ Lebensweg, sondern zeichnet auch das Schicksal seiner Schwester Emma nach, deren Lebensgeschichte mit der ihres Bruders untrennbar verwoben ist.
    Besonders eindrücklich ist die Art der Darstellung. Das Buch enthält zahlreiche Briefe, die einen persönlichen und intimen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Geschwister geben. Im Epilog werden zudem originale Dokumente präsentiert, die die historischen Hintergründe untermauern. Ergänzt wird der Text durch Originalfotografien, die den Menschen Franz von Werra und seine Familie für den Leser greifbar machen und dem historischen Stoff eine emotionale Tiefe verleihen.
    Stilistisch ist Meichtrys Werk lebendig und präzise, seine Sprache klar und gleichzeitig einfühlsam. Er vermeidet einseitige Heldenerzählungen und stellt vielmehr die Widersprüche in Franz von Werras Leben in den Vordergrund – ein Kriegsheld und Propagandafigur, der in Wahrheit ein entwurzelter Mensch auf der Suche nach Identität war.
    "The Escape Artist" ist eine bewegende, hervorragend recherchierte und vielschichtige Biografie. Sie wirft ein neues Licht auf eine scheinbar bekannte Figur und erzählt zugleich eine berührende Geschichte über Herkunft, Loyalität, Geschwisterliebe und die Macht der Erinnerung. Ein bemerkenswertes Buch, das Geschichte persönlich macht – und persönlich berührt. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Die verlorenen Kinder vom Fjord Helen Parusel
    Die verlorenen Kinder vom Fjord (Buch)
    25.07.2025

    Ein Stück Geschichte, das unter die Haut geht

    „Die verlorenen Kinder vom Fjord“ von Helen Parusel ist ein zutiefst bewegender Roman, der ein lange verdrängtes Kapitel der Geschichte beleuchtet: die Lebensborn-Heime zur Zeit des Nationalsozialismus. Orte, an denen Frauen und Kinder systematisch entrechtet und instrumentalisiert wurden.
    Im Zentrum steht die junge Norwegerin Laila, deren Leben sich mit dem deutschen Einmarsch in Narvik dramatisch verändert. Ihre heimliche Liebe zu dem deutschen Soldaten Josef steht unter einem schlechten Stern. Nicht nur wegen des Krieges, sondern auch wegen gesellschaftlicher Ächtung. Als Laila schwanger wird und Josef an die Ostfront muss, sucht sie Schutz in einem Heim, das angeblich Hilfe bietet. Doch bald wird klar: Dieses Heim ist kein Zufluchtsort, sondern ein kaltes, grausames System, das den Müttern ihre Kinder entreißt.
    Helen Parusel erzählt Lailas Geschichte mit großer Emotionalität und viel historischer Tiefe. Besonders eindrucksvoll ist die Art und Weise, wie sie das Schicksal der Frauen und Kinder greifbar macht – realistisch, berührend und zugleich erschütternd. Man spürt die Beklemmung, die Angst und das Leid, aber auch den Mut der Frauen, die trotz aller Widrigkeiten für sich und ihre Kinder kämpfen.
    Was den Roman besonders stark macht, ist seine Mischung aus historischer Aufklärung und menschlichem Drama. Die Autorin zeigt, wie politisches Kalkül und rassistische Ideologie das Leben unschuldiger Menschen zerstören. Gleichzeitig lässt sie Hoffnung durchscheinen; in der Liebe, im Widerstand und in der Menschlichkeit, die auch in dunklen Zeiten nicht völlig verloren geht.
    Für mich war dieses Buch nicht nur spannend und aufwühlend, sondern auch augenöffnend. Ich hatte vor dem Lesen kaum Kenntnisse über die Lebensborn-Heime. Doch Helen Parusel hat es geschafft, dieses dunkle Kapitel eindrucksvoll und sensibel zu beleuchten. Ihr Schreibstil ist lebendig, klar und durchdringend. Besonders das letzte Drittel des Buches liest sich fast atemlos, so intensiv sind die Ereignisse geschildert.
    Fazit:
    Ein kraftvoller, emotionaler Roman, der unter die Haut geht. Für alle, die sich für weniger bekannte Aspekte des Zweiten Weltkriegs interessieren – oder gerade für solche – eine klare Leseempfehlung. Dieses Buch bleibt im Gedächtnis. 5 Sterne.
    Schattengrünes Tal Kristina Hauff
    Schattengrünes Tal (Buch)
    22.07.2025

    Fremde Nähe – Gefährliche Stille

    Kristina Hauffs Roman „Schattengrünes Tal“ ist ein leiser, aber intensiver psychologischer Spannungsroman, der sich schleichend unter die Haut legt. Im Mittelpunkt steht Lisa, eine Frau in der Lebensmitte, die sich zwischen familiärer Verantwortung, der maroden Existenz des elterlichen Hotels und ihrer eigenen Rolle als Ehefrau und Tochter aufreibt. Sie ist jemand, der stets gibt, unterstützt, vermittelt – aber selbst kaum etwas zurückbekommt. Gerade diese stille Selbstaufgabe macht Lisa zu einer Figur, mit der man schnell mitfühlt.
    Der Roman spielt in einem heruntergekommenen Hotel mitten im Schwarzwald, einem stimmungsvollen, beinahe mystischen Schauplatz, der perfekt zur unterschwelligen Spannung der Geschichte passt. Die Handlung setzt mit dem plötzlichen Erscheinen von Daniela ein – einer geheimnisvollen Frau, die sich dauerhaft im Hotel einmietet und bald immer stärker in Lisas Leben eindringen wird. Während Daniela in der Dorfgemeinschaft rasch Fuß fasst, gerät Lisas Umfeld zunehmend ins Wanken – bis hin zur Entfremdung ihres Ehemanns.
    Besonders gelungen ist der Wechsel der Erzählperspektiven: Die Kapitel aus der Sicht von Lisa, ihrem Vater Carl, der Angestellten Margret und Lisas Mann Simon geben der Geschichte Tiefe und erlauben einen vielschichtigen Blick auf die Geschehnisse. Dass ausgerechnet Danielas Sicht fehlt, macht die Figur noch undurchschaubarer und verstärkt das Gefühl von Bedrohung und Unsicherheit.
    Hauff gelingt es, auf subtile Weise die Dynamiken toxischer Beziehungen, emotionale Vernachlässigung und die Folgen übermäßiger Anpassung zu zeigen – ohne je in Klischees oder Übertreibungen abzudriften. Gerade die psychologische Entwicklung Lisas, ihr langsames Erwachen und ihre bittere Erkenntnis über das Verhalten der Menschen in ihrem Umfeld, ist eindrucksvoll geschildert.
    Trotz der eher ruhigen Handlung bleibt die Spannung konstant hoch. Die Atmosphäre ist dicht, der Ton eindringlich, und immer schwebt eine gewisse Bedrohung in der Luft. Das Buch liest sich flüssig, die Kapitel sind angenehm kurz und treiben die Geschichte gut voran. Auch die Landschaftsbeschreibungen fügen sich stimmungsvoll ein und unterstreichen die melancholisch-düstere Grundstimmung des Romans.
    Fazit: „Schattengrünes Tal“ ist ein feinfühliger Roman über Manipulation, emotionale Abhängigkeit und die Suche nach Selbstbestimmung. Wer psychologisch dichte Geschichten mit leisem, aber nachhaltigem Spannungsaufbau mag, wird hier definitiv fündig. Ein stilles, aber starkes Buch. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Schwestern des brennenden Himmels Hanna Caspian
    Schwestern des brennenden Himmels (Buch)
    21.07.2025

    Zwischen Schuld und Hoffnung

    Mit „Schwestern des brennenden Himmels“ gelingt Hanna Caspian ein packender und zugleich feinfühliger historischer Roman, der den Leser mitten ins Jahr 1945 nach Potsdam entführt, in eine Zeit des Umbruchs, der Hoffnung und der offenen Wunden.
    Im Zentrum der Geschichte steht Ann Miller, ein junges Mitglied der britischen Delegation bei der Potsdamer Konferenz. Doch Ann hütet ein gefährliches Geheimnis: Ihre Identität ist eine Lüge, und ihre eigentliche Mission führt sie mitten in das sowjetisch besetzte Potsdam; auf der Suche nach einer Frau, die einst ihre Vertraute war, bis ein Verrat alles zerstörte. Begleitet wird sie dabei vom amerikanischen Soldaten Jackson Powers, der selbst seine ganz eigene Geschichte und seine Vorurteile mitbringt. Zwischen ihnen entsteht eine zarte, verbotene Liebe – gefährlich und doch so menschlich.
    Hanna Caspian versteht es meisterhaft, persönliche Schicksale mit den großen politischen Ereignissen zu verweben. Die Atmosphäre ist eindringlich, die Zeit nach dem Krieg spürbar: zerstörte Städte, gebrochene Menschen, aber auch der Wunsch nach Neuanfang. Durch die verschiedenen Perspektiven wird das historische Geschehen greifbar und lebendig.
    Der Schreibstil ist flüssig, emotional und zugleich nie überladen. Frau Caspian schreibt spannend und einfühlsam, ohne zu beschönigen. Besonders beeindruckend ist die sorgfältige historische Recherche, die dem Roman Authentizität verleiht, ohne ihn zu einem trockenen Geschichtsbuch zu machen.
    Fazit:
    Ein fesselnder Roman über Schuld, Vergebung, Identität und Hoffnung in einer zerrissenen Welt. „Schwestern des brennenden Himmels“ bietet nicht nur Unterhaltung, sondern auch einen berührenden Einblick in ein oft übersehenes Kapitel der Nachkriegsgeschichte. Ein absolut lesenswertes Buch für alle, die sich für menschliche Schicksale im historischen Kontext interessieren. 4 Sterne.
    Die Melodie der Gnade Bruce Hindmarsh
    Die Melodie der Gnade (Buch)
    20.07.2025

    Die wahre Geschichte hinter "Amazing Grace"

    „Die Melodie der Gnade“ ist eine berührende und tiefgründige Romanbiografie über John Newton, den Mann hinter dem weltbekannten Lied Amazing Grace. Die Autoren Bruce Hindmarsh und Craig Borlase nehmen die Leser mit auf eine schonungslos ehrliche Reise durch Newtons bewegtes Leben. Vom ungestümen jungen Mann, der früh seine Mutter verliert und sich in die rauen Welten der Seefahrt stürzt, bis hin zum Kapitän eines Sklavenschiffs; Newtons Weg ist geprägt von Rebellion, Hochmut und tiefen Abstürzen.
    Was das Buch so besonders macht, ist die nuancierte Darstellung eines zutiefst zerrissenen Menschen. Newton ist weder Held noch ausschließlich Opfer. Er ist fehlbar, oft verblendet, manchmal sogar grausam. Gerade deshalb wird seine spätere Wandlung umso eindrucksvoller: Der dramatische Überlebenskampf in einem Sturm markiert den Beginn eines inneren Prozesses, der ihn nach und nach zu einem gläubigen Mann und schließlich zu einem entschiedenen Gegner des Sklavenhandels macht.
    Die Autoren halten sich eng an historische Quellen, was dem Buch Authentizität und Tiefe verleiht. Gleichzeitig gelingt es ihnen, Newtons Lebensgeschichte lebendig und emotional erfahrbar zu machen, ohne sie zu beschönigen. Besonders eindrucksvoll sind die Passagen, in denen Newton selbstkritisch auf seine Fehler blickt. Sein Scheitern, sein Stolz und seine Erkenntnis der eigenen Schuld werden nicht verschwiegen; sie bilden vielmehr den Ausgangspunkt für eine Gnade, die tiefgreifender nicht sein könnte.
    Der erste Teil des Buches, der sich mit Newtons „Seefahrerzeit“ befasst, ist deutlich ausführlicher als der zweite, der seine spätere Lebensphase als Pastor und Liederdichter behandelt. Dies hinterlässt am Ende das Gefühl, dass der spirituelle und gesellschaftliche Wandel Newtons gerne noch etwas ausführlicher hätte beleuchtet werden dürfen – insbesondere die Entstehung von Amazing Grace bleibt eher am Rande.
    Trotz kleiner Längen überzeugt das Buch mit einer kraftvollen Botschaft: Niemand ist jenseits von Gnade. Newtons Lebensweg zeigt, wie tief ein Mensch fallen – und wie weit er sich durch Gottes Wirken verändern kann. Die Melodie der Gnade ist keine leichte, aber eine ehrliche und bewegende Lektüre, die lange nachhallt.
    Fazit:
    Ein starkes, gut recherchiertes Buch über Schuld, Umkehr und Erlösung. Wer sich für Biografien, Geschichte oder geistliche Themen interessiert, wird hier fündig. Und wer Amazing Grace bisher nur als schönes Kirchenlied kannte, wird es nach dieser Lektüre mit ganz anderen Ohren hören. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.
    Englische Liebschaften Nancy Mitford
    Englische Liebschaften (Buch)
    18.07.2025

    Adelig, absurd und einfach amüsant

    „Englische Liebschaften“ ist ein herrlich unterhaltsamer und pointiert erzählter Roman, der auf ebenso charmante wie bissige Weise das Leben in der britischen Oberschicht zwischen den Weltkriegen schildert. Im Mittelpunkt steht Linda Radlett, eine junge Frau voller Sehnsucht nach Liebe, Aufregung und gesellschaftlichem Glanz. Ihre Suche nach dem großen Glück führt sie durch verschiedene Stationen – von einer langweiligen Ehe mit einem konservativen Banker über ein politisches Abenteuer an der Seite eines Kommunisten bis hin zu einem Neuanfang in Paris.
    Was auf den ersten Blick wie eine turbulente Liebeskomödie wirkt, entpuppt sich schnell als klug komponierte Gesellschaftssatire. Nancy Mitford versteht es brillant, mit ironischem Unterton die Marotten und Widersprüche der englischen Upper Class zu entlarven. Ihre Figuren – allen voran die schrulligen Mitglieder der Radlett-Familie – sind herrlich überzeichnet, aber nie völlig unglaubwürdig. Man spürt, dass Mitford eigene Erlebnisse verarbeitet hat, was dem Roman einen besonders authentischen und fast intimen Ton verleiht.
    Stilistisch lebt der Roman vor allem von seinem trockenen Humor und dem lakonischen, oft spöttischen Erzählstil. Die Handlung ist weniger eine durchgehende Geschichte als eine Sammlung von Anekdoten und Episoden – was dem Lesevergnügen jedoch keinen Abbruch tut. Im Gegenteil: Gerade durch diese lose Struktur wirkt das Buch leichtfüßig und unterhaltsam.
    Neben den amourösen Irrwegen Lindas bietet der Roman auch interessante Einblicke in den gesellschaftlichen Wandel Englands in den 1930er und 1940er Jahren, wobei der heraufziehende Krieg stets im Hintergrund mitschwingt.
    Fazit:
    „Englische Liebschaften“ ist ein geistreiches, humorvolles und stellenweise überraschend tiefgründiges Porträt einer exzentrischen Familie und ihrer Zeit. Wer sich für britischen Witz, starke Frauenfiguren und einen liebevoll-ironischen Blick auf das Upper-Class-Leben interessiert, wird an diesem Buch große Freude haben.
    5 Sterne und eine Leseempfehlung.
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