Ein Kuriositätenkabinett und Plädoyer für Literatur - Kein normaler Krimi
    
    
        Diesen 16. Band der Jennerwein Reihe habe ich als Hörbuch gehört. Anfangs dachte ich, dass es das falsche Hörbuch ist, da es ausführlich und langatmig um Goethe und Schiller und andere Literaten ging. Das Vorgeplänkel bis zum virtuellen Literaturzirkel der Salome hat sich lange hingezogen. Jennerwein tauchte erst nach einem Sechstel auf und dann auch nur sporadisch. Er befindet sich gerade nicht im aktiven Dienst, sondern auf einer kriminalpädagogischen Vortragsreihe rund um die Welt. Ab und zu wechselt die Perspektive, ich habe etwas gebraucht, bis ich den Roten Faden in der Handlung erkannt habe. Es gibt Protestaktionen und Attentate an verschiedenen internationalen Orten, der virtuelle Literaturzirkel entpuppt sich als eine Gruppe von Literatur-Aktivisten gegen den Verfall der Lesekultur, ja sogar Terroristen. Das Ganze ist ein wilder Mix, im virtuellen Weimar treffen Literaten und ihre Figuren aufeinander, die eigentlich durch Raum, Zeit und Fiktion getrennt sind. Die Beschreibung der virtuellen Welt mit ihren Möglichkeiten und Gefahren hat mir gut gefallen. 
Die Neckereien zwischen den Literaten waren mir aber zu viel, ebenso wie die vielen literarischen Anspielungen. Es gab auch unterhaltsame Details, aber die schiere Menge der Figuren hat mich erschlagen und das alles hat nichts mit den bisherigen Bändern der Jennerwein Reihe zu tun. Erwartet man einen Krimi im bisherigen Stil der Reihe, so wird man unweigerlich enttäuscht. Das Buch ist nicht schlecht, aber für mich hätte es nicht als Teil der Krimi-Reihe angekündigt werden dürfen. Wir haben zu zweit gehört und ich hätte nach dem schleppenden Anfang aufgehört, da ich einen Jennerwein-Krimi hören wollte. Mein Mithörer, der die Krimireihe nicht kennt, fand das Hörbuch sehr speziell, aber gerade deshalb auch sehr interessant. 
Mich hat dagegen der Autor als Hörbuchsprecher angenehm überrascht. Er hat die verschiedenen Rollen aller Geschlechter sehr gut gesprochen. Manche konnte sie gut unterscheiden und die Stimm-Varianz war groß und dadurch sehr abwechslungsreich.