Vegetarisches Gemüsekochbuch mit starkem orientalischen Touch - hat mich im Nachhinein enttäuscht, leider.
Buchinhalt:
Gemüseküche nicht nur für Vegetarier: saisonal und vielfältig, aber mit starkem orientalischen Touch präsentiert dieses umfangreiche Kochbuch. Dabei geht es um alle Arten von Blatt- und Wurzelgemüsen, Resteverwertung und auch Kombinationen mit Obst: wer gerne exotisch kocht und ungewöhnliche, fremdländische Rezepte kennen lernen möchte, ist hier richtig.
Persönlicher Eindruck:
Ich selbst ernähre mich seit 25 Jahren vegetarisch und war sofort hellhörig, als ich von diesem Kochbuch hörte. Gemüseküche nach Jahreszeiten, vielfältig und abwechslungsreich – wessen Interesse wird da nicht geweckt? Mir war von vorneherein klar, das die orientalische Küche in die Rezepte mit hinein spielen würde, hatte aber erwartet, dass bei einer Köchin, die Küchenchefin in Wien ist, auch europäische Gemüsegerichte eine Plattform finden. Schließlich ist das „&flora“ kein persisches Restaurant. Doch weit gefehlt. Und das hat mich im Nachhinein bitter enttäuscht.
Das Kochbuch selbst ist sehr hochwertig aufgebaut, zeigt Portraits der einzelnen Gemüsesorten und beginnt mit einigen Grundlagen. Dabei kommen Herkunft des Gemüses (frisch oder eingelegt) genauso zur Sprache wie Kombinationsmöglichkeiten und was man mit was am besten isst.
Jedes Rezept enthält auf einer Doppelseite Zutatenliste und Anleitung auf der einen, ein ganzseitiges, ansprechendes Bild des fertigen Gerichts auf der anderen Seite. Leider fehlen Nährwertangaben und Angaben zur Portionsgröße / Personenzahl, was ich leider bemängele. Zudem ist für jedes zweite Rezept eine Vielzahl an exotischen Zutaten nötig, die man in der Großstadt sicher irgendwo bekommt, im ländlichen Raum aber eher nicht. Die Palette geht hier von Maldonsalz, Mirin und Sumach über Kurkuma und Tahina bis hin zu Ras el Hanout. Tut mir leid, aber für ein halbes Löffelchen dieser Exoten mache ich nicht eine Weltreise durch sämtliche Supermärkte.
Viele der Gerichte machen einen ansprechenden Eindruck, keine Frage – dennoch könnte ich sie meiner Familie nicht vorsetzen, weil ich weiß, dass sie nicht gegessen würden. Ich hatte auf bodenständigere Gemüseküche gehofft, zumindest so, dass man Zutaten tauschen oder auch weglassen könnte. Es war einfach ein Fehlgriff.
Der Anhang des Buches beschreibt die Zubereitung von Gewürzmischungen, Würzpasten und einige Rezepte zum Einlegen.
Abschließend möchte ich anmerken, dass ich mehr als verwundert bin, dass die europäische Gemüseküche ausgeklammert wird, die persische Köchin und Autorin aber asiatische Gerichte mit Misopaste und Sushi-Essig in ihr orientalisches Kochbuch aufnimmt. In meinen Augen will sie viel – zu viel. Der Rundumschlag ist in meinen Augen nicht gelungen, denn unkomplizierte Rezepte sehen für mich anders aus, wenn schon Teigbereitung und Backen eines einfachen Brotfladens (bei der Autorin „die Flade“ genannt) über eine Stunde brauchen.
Mich haben die Rezepte nicht angesprochen, meine Erwartungen lagen woanders. Das Kochbuch ist geeignet für diejenigen, denen es in der Küche nicht exotisch genug sein kann, für mich war es leider nichts.
Rein vom Material her dürfte man bei einem Kochbuch der höheren Preisklasse (36 €) zudem eine höherwertige Verarbeitung erwarten. Das Cover des Buches hat keinerlei Schutzlack und ist bereits an den Kanten berieben, wenn man es noch nicht mal geöffnet hat. Das ist gerade dann enttäuschend, wenn ein solches Buch ein Geschenk sein soll. Tut mir leid, aber das geht besser.