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    Silberstein

    Aktiv seit: 26. August 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 659
    118 Rezensionen
    Cellokonzerte Nr.1 & 2 Cellokonzerte Nr.1 & 2 (CD)
    15.07.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Energisch und entschlossen ...

    ... so schaut Henriette Bosmans vom Portraitfoto. Diese Eigenschaften wird sie gebraucht haben, um ihren Werken mehr als nur vorübergehende Aufmerksamkeit zu sichern. Diese Eigenschaften sprechen auch aus den Werken selbst: Klar konturierte, originelle, durch ihren Themen- und Gestaltenreichtum bestechende Cellokonzerte, die sich auch in unseren Konzertsälen gut ausnehmen würden. Das erste trumpft dramatisch auf, das zweite gibt sich lyrischer (es war weniger erfolgreich, gefällt mir persönlich aber besser), verliert sich in "unendlicher Melodie" des Soloinstruments mit viel sparsamer eingesetzten Orchester-Akzenten. Und vorangestellt das Poème, das zunächst durch einen durchaus "unpoetisch" knalligen Auftakt aufhorchen lässt, uns dann aber doch lyrisch-versponnener weiterführt in die Gedankenwelt einer bisher kaum bekannten Komponistin.

    Raphael Wallfisch, Sohn der letzten Überlebenden des "Mädchenorchesters von Auschwitz" und versatiler Solist auch abseitiger Werke: das ist Cello-Royalty, und das BBC Scottish Symphony unter dem ebenfalls sehr vielseitigen Ed Spanjaard begleitet ihn extrem aufmerksam und dialogisch.
    Besser wird man diese Werke wohl nicht zu hören bekommen. Bravo!
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    Il Trionfo della Fama (Serenata per musica) Il Trionfo della Fama (Serenata per musica) (CD)
    12.07.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Hören wie ein Kaiser

    Wer das Repräsentative in der Barockmusik sucht und liebt, durchaus nicht deren unwichtigste Funktion, der wird hier im Wortsinne groß-artig bedient! Hochinteressant die Ausführungen im Beiheft, dass ein derart gewaltiger musikalischer und szenischer Aufwand, denn diese "serenata per musica" war nur ein Teil eines extrem kostspieligen Krönungs-Spektakels im Auftrag des Kaisers und nun auch Königs von Böhmen, eine durchaus politische Funktion hatte: die Selbstvergewisserung der Habsburger Monarchie in gefährdeten Krisen-Zeiten, in der sogar deren Fortbestand in Frage stand. Es lohnt sich, über den Zusammenhang von äußerem Pomp und innere Unsicherheit von Herrschern nachzudenken - ein zeitloses Thema ...

    Die Ausführenden sind über jeden Zweifel erhaben, Zweifel gehören ja auch nicht in so ein Krönungsfestival: Dantone und seine "Byzantiner" und auch die sehr guten Solistinnen und Solisten sind live, aber "crisp" und trennscharf aufgenommen und verleihen den allegorischen Rollen und symbolischen Vorgängen Lebendigkeit wie in einer richtigen Oper. Die auch im Booklet zugegebene gewisse Statik der Fabel und Tugend-Aufzählung stört somit beim Hören im eigenen "Palast" überhaupt wenig: tu, felix Austria ...
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    Symphonien Nr.5 & 6 Symphonien Nr.5 & 6 (CD)
    08.07.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    So hätte Sibelius komponiert...

    ... wenn er bessere Laune gehabt hätte. Warum er die oft nicht hatte, weiß jeder, der mit den Schicksalsschlägen im Leben des grimmigen Über-Finnen vertraut ist. Aber auch sein Landsmann Melartin, heute viel weniger bekannt als der nur wenig Ältere, zu Lebzeiten durchaus erfolgreich, war keineswegs verschont von verschiedenen schweren Krankheiten. Sie verdüsterten seine Tonsprache jedoch nicht wesentlich, wenn diese beiden originellen, abwechslungsreichen, im Intermezzo der 5. sogar tänzerischen Symphonien bezeugen. Die 6. ist schroffer, zerrissener - und übrigens nur wenig länger als die "kurze" ("brevis"), die womöglich wegen ihrer Zugänglichkeit auch häufiger gespielt wurde. Es gibt Melodien, die durchaus an Sibelius erinnern - so fällt es schwer, im Finalsatz des op. 100 nicht an Sibelius' "Schwanenhymne" aus dessen 5. Symphonie zu denken, aber beide Werke entstanden nahezu zeitgleich. Es gibt rhythmische Figuren und Klangflächen, die endlose nordische Landschaften evozieren mögen - wobei man sich da ja immer fragt, wie komponiert man eigentlich Landschaft oder ist das im wesentlichen Autosuggestion -, aber diese Werke sind Schöpfungen sui generis: Sie bedienen sich der spätromantischen Tonsprache, ohne epigonal zu wirken, und sie widerstehen gleichzeitig dem selbstbespiegelnden Gestus der Zeit, fallen weder larmoyant noch allzu auftrumpfend auf und bedienen kunstfertig sogar die Scholastiker unter den Musikhörern (Quadrupelfuge!). Ein sympathischer Symphoniker in glänzender Interpretation des Turku Philharmonic unter Rasilainen, von dem auch ich sehr gerne noch weitere Werke kennenlernen würde!
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    27.06.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Schatzkästchen

    Man darf sich leise wundern, wie leichtfertig oft Rezensenten auf dieser Website Aufnahmen zur "Referenz" ausrufen, und das oft ohne Verweis auf Konkurrenz-Einspielungen - mögen sie nun bisherige Referenzen oder persönlicher Geschmack sein -, oder auch nur irgendwelche Kriterien der musikalischen Gestaltung. Bei Gesamtaufnahmen ist das sogar besonders heikel. Wenn man zugrunde legt, dass allein von der "Kreutzer"-Sonate bei einem Streamingdienst 325 Aufnahmen gelistet sind, wird überdeutlich, dass hier vergleichendem Hören Grenzen gesetzt sind. Und auch wenn die Lage bei Gesamtaufnahmen aller Violinsonaten Beethovens übersichtlicher ist, markieren doch allein Kremer / Argerich (DGG), das Progressive betonend, Perlman / Ashkenazy (Decca) in klanglicher Perfektion oder die warmherzige Intensität von Oistrach / Oborin (Decca), um nur einige ältere zu nennen, allenfalls gleichberechtigte Positionen der Gestaltung auf ebenbürtig virtuoser Höhe.

    Das Duo Neudauer-Rivinius hat solche Etiketten auch gar nicht nötig. Markiert ihre Neueinspielung doch einen goldenen Mittelweg, der gar nichts Mittelmäßiges hat, sondern vor allem auf die perfekte Balance beider Instrumente und somit der musikalischen Aussagen Wert legt, was auch die Tontechnik großartig einfängt. Hier wird nicht der grelle Kontrast betont, nicht das auffahrend "Beethoven-hafte", nicht mal in der schon erwähnten "Kreutzer"-Sonate, die hier in all ihrer Größe erfasst wird, ohne Details überzubetonen, sondern das Zusammenspiel. Man hört das "überrascht von Freude", um C.S. Lewis zu zitieren, und mit der Ahnung, dass man sich diese Aufnahme immer wieder vorspielen wird.

    Wenn Beethoven der Klaviersonate und dem Streichquartett womöglich seine tiefsten musikalischen Gedanken und innovativsten Formexperimente anvertraut hat, gab ihm die Violinsonate Gelegenheit, auch mal die Melodie aussingen zu lassen, das Fließend-Harmonische zu betonen - natürlich in der notorischen "Frühlings"-Sonate, aber auch dem Adagio molto Expressive der Nr. 6 -, und dem trägt diese Einspielung wunderbar Rechnung. Sie schlägt den Bogen von den jugendfrischen Sonaten op. 12, die mir ebenso lieb sind wie die frühen Streichquartette op. 18, bis zur gesammelten und fast schon altersweisen Sprache des letzten Sonaten-Worts op. 96 - und was für einen Bogen! Dafür sind beide Partner verantwortlich, hier "begleitet" nicht einer die andere, hier wird auf allerhöchstem Niveau kommuniziert, und wir dürfen dabei sein.

    Ob man das nun die einzige Referenz dieses letztlich kaum auslotbaren Werkkomplexes nennen will oder einfach nur einen Schatz - das ist nicht so wichtig.
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    25.06.2025
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Böhme in Wien

    Auch wenn man weiß, welch großen Anteil die "böhmischen Musikanten" an der Entwicklung der Wiener Klassik hatten, ist es doch interessant zu lesen - in einem schmalen, aber konzentrierten Booklet -, dass Vanhals Symphonien früher als jene von Haydn im Ausland, z.B. in London, bekannt und beliebt waren. Ein Ausdruck ihrer Qualität natürlich, die man gleich heraushört, auch wenn man ebenfalls weiß, auf welch verschlungenen Wegen und wie spät der "Vater der Symphonie" aus seiner Esterhazy-Enklave zu internationaler Berühmtheit gelangte und dass dazu auch jenes Quäntchen Glück gehörte wie zu jeder künstlerischen Karriere (und die in Haydns Falle den Namen des Kollegen und Konzertveranstalters Salomon trug). Das Glückhafte in Person von guten Ausbildern und geneigten Mäzenen weist auch Vanhals Laufbahn auf, der immerhin aus einer Familie von Leibeigenen (!) stammte. 77 Symphonien soll er komponiert haben, und in den vorliegenden vier fällt der musikantische Gestus, die Spielfreude auf, aber auch die Ausgeglichenheit, die schon "klassisch" genannt werden kann, obwohl die Einspielung gleich mit einer g-moll-Symphonie aufwartet, deren unruhig drängender Beginn eine Hörspannung erzeugt, die durchaus Mozarts "kleiner" g-moll und den entsprechenden Sturm-und-Drang-Werken von Haydn ähnelt. Und so wie letzterer auch bis in die Londoner Periode hinein immer wieder Solopassagen für seine Kapelle und die Uraufführenden schrieb, erfreut auch Vanhal mit solchen. Eine feine Veröffentlichung im vollen Orchestersound des gutgelaunten Münchner Rundfunkorchesters, die beispielsweise Liebhaber der CHANDOS-Reihe "Contemporaries of Mozart" eher ansprechen wird als Originalklang-Puristen.
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    15.06.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Meisterliches aus Münster

    Das orchestrale Oeuvre Julius Otto Grimms ist schmal - somit wird mit dieser Symphonie und einer Suite, die eine Reflexion auf ältere Formen wie Bachs Orchestersuiten ist, seine Bandbreite gut erkennbar. Erstaunlich ist die hohe Spielkultur des Sinfonieorchesters Münster, der Stadt, deren Musikleben Grimm vier Jahrzehnte geprägt hat, unter Golo Berg. Ihre energetische Interpretation passt gut zum heroisch vorwärtsdrängenden Gestus von op. 19 mit blitzenden Blechbläser-Akzenten nach düsterem Beginn, der wiederum von einem überraschend "leichten" und quecksilbrigen Finale kontrastiert wird, das ein bisschen nach Schuberts frühen Scherzi klingt. Brahms-Freund Grimm komponierte konservativ, war auch dezidiert gegen die "Neutöner" um Liszt und Wagner eingestellt, aber dieses selbstbewusst weiträumige Werk klingt nicht nach Imitat. Die Zweite Suite, Brahms gewidmet und von diesem charakteristisch ausweichend und zurückhaltend kommentiert ("Jetzt lass dich recht gehen und suche schöne Musik!"), gefällt dem Hörer trotzdem in ihrem gravitätisch-festlichen Auftritt und der Beherrschung der Form: Hier kommt nicht das Neue, aber das Alte ist noch nicht altes Eisen.
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    12.06.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Im Geist der "pastoral school"

    Diese schöne Aufnahme ist schon die 4. der Reihe, und sie bietet erneut Gelegenheit, über das Element des "Pastoralen" in der britischen Musik nachzusinnen. Das hat wenig mit Beethovens 6. Symphonie zu tun, viel aber mit der English Pastoral School, jenem lockeren Zusammenschluss von einheimischen Komponisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts - darunter heute namhafte wie Vaughan-Williams, Gustav Holst, Frederick Delius -, die auf der Suche nach einem neuen Nationalstil und der Emanzipation von der deutsch dominierten Musik waren.

    Innige Naturbetrachtung bzw. Betrachtung der Kulturlandschaften Englands, die Sammlung von Volksliedern und die Inspiration durch Tudor-Komponisten (Tallis-Fantasie!) schufen dann in Verbindung mit diesen individuellen Talenten einen Stil, der sich immer wieder abwandeln ließ und offen war für individuelle Weiterentwicklung und der allmählich als "typisch britisch" erkannt werden konnte. In Streicherkompositionen und der alt-neuen Suitenform scheint er sich besonders zu spiegeln, so auch hier: keine gewaltigen Konflikte (auch durch die Verwendung des reinen Streicherapparates), kein ambitionierter Bau neuer Welten wie in der deutsch geprägten Symphonik bis zu Mahler, stattdessen Kontemplation und so etwas wie ein Gefühl des Aufgehobenseins.

    Negativ ausgedrückt: "Wie eine Kuh, die über den Zaun glotzt", klang das nach einem bösen Kritikerwort - gemünzt auf Vaughan-Williams, aber besonders ungerecht angesichts dessen auch "Pastoral Symphony" genannter 3., die eigentlich auf ganz verinnerlichte Weise die selbst erlebten Verluste und Schrecken des 1. Weltkriegs reflektiert, in Echotönen einer idyllischeren Vergangenheit. Ich höre auch in diesen kleineren Werken viel von diesem gezügelten Umgang mit Gefühl, der auch britisch genannt werden kann, und von der "craftsmanship", mit der auch die weniger bekannten Komponisten mit vorgegebenen Formen umgingen. Eine sehr verdienstvolle Reihe, und der Brite Douglas Bostock ist der Richtige, um diesen speziellen Ton auch einem deutschen Orchester zu entlocken, nämlich dem wunderbaren Südwestdeutschen Kammerorchester (seine letzte mir bekannte Großtat war die zehnteilige "British Symphonic Collection" auf Membran, teils mit den Münchner Symphonikern und inzwischen vergriffen).

    Pforzheim war übrigens nach einem Fliegerangriff der Alliierten eine der am stärksten zerstörten deutschen Städte, und vorher Sitz vieler Rüstungsbetriebe, deren Produkte auch britische Städte verheert hatten. Vielleicht ist diese Zusammenarbeit ja auch ein Baustein zur Versöhnung - durch Musik.
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    09.06.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Klein und fein ... oder grand und grande?

    Helene Liebmann - in eine reiche Berliner Familie jüdischer Herkunft hineingeboren, wie Mendelssohn, wie Meyerbeer. Komponistin, Pianistin, Sängerin - aber veröffentlicht hat sie nur in der kurzen Zeitspanne zwischen 1811 und 1817, anders als die genannten zu Lebzeiten so erfolgreichen Kollegen. Da fällt es schwer, NICHT nachzudenken über die unterschiedlichen Chancen von Männern und Frauen in der Musikgeschichte, selbst wenn deren Startchancen vergleichbar gut waren ...

    Ramón Jaffés blühender Celloton führt hinein in die kleine feine Welt von Liebmanns Kammermusik; in der "Grande Sonate" schmiegt er sich gelungen an an Monica Gutmans aufmerksames Klavierspiel, das mehr ist als Begleitung; dies ist eine echte Duosonate. Sie beginnt mozartisch, sie endet auch mit einem Variationensatz zu Là ci darem la Mano. Kurios die Benennung der Stücke: zu einem op. 11 zusammengefasst mit einem ebenfalls "Grand" genannten Trio, also einer anderen Besetzung, hierzu ist mir kein weiteres Beispiel bekannt. Vertraute sie dem "Grand" dann doch nicht ganz? Das Trio klingt schon nach dem frühen Beethoven, besonders in der autonomen Melodieführung aller drei Instrumente, wenngleich etwas gezähmter. Die spätere Violinsonate fällt für mich dann etwas ab - weniger kompositorisch als vom etwas strähnigen und unebenen Geigenklang. Das kann zwar auch an der Aufnahme liegen; immerhin sind Gernot Süßmuths Meriten als Konzertmeister und Mitglied im Petersen-Quartett beachtlich, aber vielleicht liegen sie auch schon etwas zurück. Dem Eindruck gediegener Kammermusik, die kennenzulernen sich lohnt, tut das kaum Abbruch.
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    06.06.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Non petite, non solennelle ...

    ... das bekannteste Bonmot über Rossinis Spätwerk, sie sei weder klein noch feierlich: es passt zum Humor des Genies der opera buffa, aber es geht als Pointe an diesem wunderbaren Werk etwas vorbei. Es ist eine andere Feierlichkeit, zu der Rossini hier einlädt, schon mit den ersten Takten, die sich herrlich überraschend "anschleichen": Das soll eine Messe sein? Klar wird dann in der meisterhaften Stimmbehandlung und der ununterbrochenen Abfolge unkonventioneller Ideen bei gleichzeitiger Befolgung des Messtextes: Das ist eine, das ist tief empfundene geistliche Musik - und es ist Rossini! Und damit ein Antidot zu den Breitwand-Glaubensverkündungen à la Berlioz, denen man ja nie ganz glauben kann, die auf totalen Effekt geschrieben sind. Man merkt schon, ich liebe Rossini, und ich liebe auch das Spätwerk, in dem er seine Empfindsamkeit noch stärker maskiert hat - wie ja auch in seinen eigenen ironischen Kommentaren dazu (analog vielleicht zur Selbsttarnung eines Brahms, der den mörderisch schweren zweiten Satz des Zweiten Klavierkonzertes als "ganz ganz kleines Scherzo" bezeichnete). Die Gefühle, auch die komponierten, "nicht auf der Zunge zu tragen", muss sie nicht selbst in Verdacht bringen. Ob man dieser Aufnahme gleich eine Referenz-Krone aufsetzen muss, würde ich eher bezweifeln, aber sie ist über weite Strecken sehr schön gelungen, gerade weil sie das Besondere, das Nahbare und Intime betont. Dazu gehören eine diszipliniert singende Rheinische Kantorei, der silberne Klang des Èrard von Tobias Koch, dessen informierte Virtuosität ja außer Zweifel steht (vielleicht hat er keinen zweiten Pianisten mit diesen Fähigkeiten gefunden, so dass er die originalen zwei Klaviere auf eines reduzieren musste?), und die wirklich engelsgleich singenden Damen Mields und Pieper: nicht häufig schmiegt sich ein Alt derart harmonisch an einen Sopran an. Die vibratoarme Stimme allerdings, die dem Uraufführungstenor Gardoni bescheinigt wurde, würde ich Tobias Hunger zumindest hier nicht zubilligen, da wird schon ziemlich tremoliert, und beiden Herren, auch dem Bass, hört man in den Rossini'schen Höhen manchmal etwas Anstrengung an. Die meisten Einspielungen, die als Referenz galten - Sawallisch, Chailly - sind nur gebraucht im Handel. Meine DECCA-Vergleichseinspielung von 1978 unter dem renommierten Chordirigenten László Heltay verfügte über erste Kräfte in den Solopartien - insbesondere Robert Tear -, kann aber diese historisch informierte Alternative gut vertragen: man kann nie genug Rossini hören!
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    30.05.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Telemann in den besten Jahren

    Die wachsende Telemann-Fangemeinde ist zweifellos zu einem Großteil auf CD-Produktionen zurückzuführen, beginnend mit den erstklassigen Einspielungen von Simon Standage und dem Collegium Musicum 90 auf CHANDOS und fortgesetzt mit der Fülle von cpo-Veröffentlichungen mit wechselnden Künstlern und Ensembles, deren neueste hier vorliegt. Gerade die Ouvertüren präsentieren den nie versiegenden Ideenstrom des Barockmeisters: in den Themen, in der Behandlung und dem Zusammenspiel der Instrumente, von denen er selbst ja so viele beherrschte, und im alles zusammenhaltenden herzhaft-herzlichen Telemann-Tonfall, den man immer mehr als Personalstil begreift, je mehr man von ihm hört - obwohl es so etwas im Barockzeitalter strenggenommen ja noch nicht gab und der Geniekult und das Hervortreten des komponierenden Individuums Späteren vorbehalten blieb - wie Telemanns Nachfolger als Hamburger Musikdirektor Carl Philipp Emanuel Bach. Dass von dessen Zeitgenossen die Blüte des Hamburger Musiklebens quasi auf Telemann allein zurückgeführt wurde: was für eine Leistung, was für ein Erbe! Doch das Musikantische, das Leichte und Spielerisch-Selbstverständliche, es steht hier im Vordergrund, auch wenn es im Hintergrund gehört werden kann, und es wird vom Barockorchester L'Orfeo hervorragend getroffen. Sympathisch auch, dass dessen sonstige Leiterin Michi Gaigg hier ihrer Kollegin van Heerden die Leitung überlässt, aber mit-geigt: Eine Produktion mit (Ensemble-) Geist!
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    25.05.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Der andere Haydn

    Äußerlich mag der jüngere Haydn ein wenig ereignisreiches Leben geführt haben, das 1762 in einer Kapellmeisterstelle am Salzburger Hof gipfelte, die er bis zu seinem Tod 1806 innehatte - aber das gilt ja so ähnlich auch für den großen Joseph. Dessen lange Jahre am Hof der Fürsten Esterhazy zwangen ihn nach eigenem Bekunden, von der Welt abgesondert "original zu werden", was sich dann in den großen Innovationen im Bereich Streichquartett und Symphonie niederschlug (von Klaviertrios, Klaviersonaten usw. nicht zu reden) und in den Lorbeeren, die er als alter Meister in London entgegennehmen durfte. Derart strahlenbekränzt war Michaels Leben nicht. Er komponierte zeitlebens sicher stärker an der Konvention entlang, am Bestellten und Gewollten, aber innerhalb dieser Grenzen, wie man hier hört, liebenswert, gekonnt, ideenreich. Mit den Allergrößten verglichen zu werden, mag ungerecht sein - aufschlussreich ist es aber auch: Wer in dieser fantastischen und schön gestalteten Sammlung beispielsweise die CDs 8 und 11 hört, lernt mit den Symphonien 34 bis 39 jene Werke kennen, die Haydn d.J. im Jahr schrieb, als Mozart zu seiner atemberaubenden Trilogie der Symphonien 39 bis 41 ("Jupiter") ansetzte, und wundert sich über den Zufall, dass auch Haydns Symphonienschaffen mit den Nummern 40 und 41 endete. Natürlich ist der Abstand kosmisch, der Gedankenflug Mozarts und seine kompositorische Meisterschaft unerreichbar, aber gerade durch die bodenständigeren, gefällig unterhaltsamen Werke Michael Haydns wird das noch einmal wunderbar deutlich. Die Symphonien weisen dabei durchaus stellenweise auch schmerzliche, intime, beredsame Züge auf, markieren aber sicherlich noch das ausgeglichene Ideal einer "Klassik", die sich selbst noch nicht als solche empfand, sondern als Musik ihrer Zeit und der Ideale der Aufklärung. Nicht alles für moderne Ohren gleich spannend; die Divertimenti haben sicher nicht alle die gleiche kompositorische Eleganz wie jene großangelegte Serenade in D (P. 87), die Ludwig Güttler vor Jahren von diesem Komponisten vorlegte und damit überraschend auf seinen Rang aufmerksam machte. Aber als Konvolut eines trotz des großen Namens ja immer noch wenig bekannten Werkes ist diese Box schlicht: konkurrenzlos!

    Gut gemacht, Bro, würde Joseph wohl heute sagen ... ;)
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    24.05.2025
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    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Ein musikalischer Spaß(macher)

    Wer schon immer wissen wollte, wie sich der berühmte Abbé Vogler anhört, der als musikalischer Tausendsassa und Lehrer u.a. der Operngrößen Weber und Meyerbeer durch die Berichte der Zeitgenossen spukt wie eine Figur von Jean Paul - hier kann er es! Das ist mit Pauken und Trompeten schon sehr auf den Theater-Effekt komponiert, ein zu beeindruckendes Publikum fest im Blick, freilich mit Augenzwinkern: Die "Kreuzfahrer" landen nicht nur mit der obligatorischen "Türkenmusik" im Orient, die ja auch Rivale Mozart nicht verschmähte - mitkomponiert ist auch gleich der Säbel-gegen-Schwert-Kampf. Mozart schmähte den munteren Macher als reinen Spaßmacher, was wohl Voglers Nachruhm nicht gefördert hat; allerdings fragt man sich anhand der ursprünglich "Bayerische Symphonie" betitelten gleichfalls recht theatralischen Scala-Symphonie mit ihrem Weihnachtslied-Andantino und der kontrapunktisch verschraubten C-Dur-Tonleiter im Finale (Jupiter, ick hör dir trapsen...) belustigt, wie substanzreich das alles nun eigentlich ist. Können muss man schon was, um so zu komponieren - allein: wofür? Die CD macht trotzdem oder gerade deswegen Spaß; immerhin erspart sie uns Vogler-Kreationen wie das "Jüngste Gericht nach Rubens" für Orgel oder den gleichfalls für Voglers Parade-Instrument komponierten heroischen Tod des Herzogs von Braunschweig in den Fluten der Oder. Der von mir sehr geschätzte Howard Griffiths überträgt mal wieder eine Portion Extra-Energie auf das spielfreudige Münchner Rundfunkorchester, und mit ihrer Hilfe grüßt ein vielleicht nicht ganz großer, aber sehr origineller Künstler über die Jahrhunderte hinweg.
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    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Beeindruckend: Barraine

    Vorweg: Atonal ist die Musik Elsa Barraines nicht, also weiterhin auf Grundtöne hin organisiert - wenn sie auch dissonanzenreich ist und auf scharfe Kontraste setzt. Die Symphonikerin hat ihrem aufgewühlten Jahrhundert gerecht werden wollen, und sie tat das mit Mitteln, die an einen Prokofieff, einen Strawinsky erinnern, wobei sie deren Grimassen und Augenzwinkern durch einen überwiegend ernsten Tonfall konterkariert. Eine Symphonie mit dem Untertitel "Krieg", ein symphonischer Kommentar zu Pogromen, eine Trauermusik, in der sich barocke Vorbilder spiegeln (sowie bereits deren Imitationen in der französischen Kunstmusik wie Ravels "Tombeau de Couperin") - das ist keine Musik zum Zurücklehnen, und das hohe, durchgehend spürbare Engagement darf man ihr glauben. Selbst war sie als Jüdin und Kommunistin eine Gefährdete, betroffen weit über modisch-kokette Gesellschaftskritik hinaus. Vom Staat subventionieren ließ sich gewissermaßen zwar auch Barraine, als sie mit dem Prix de Rome einen dreijährigen Studienaufenthalt in der Villa Medici gewann - aber dieser Aufenthalt wurde ab 1930 zu ihrer ersten Begegnung mit dem Faschismus. Mitarbeit im Widerstand, Verfolgung und Verhaftung, Berufsverbot und letztlich Lebensgefahr - Elsa Barraine trotzte diesem Lebensschicksal eine klar organisierte, hier von einer noch jungen Dirigentin beeindruckend eingespielte Musik ab (toll die WDR-Bläsergruppe), die zwar Inseln der Schönheit und Ruhe kennt, diese aber immer in Kontrast zu Bedrohung und Härte setzt. Es konnte wohl nicht anders sein.
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    18.05.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    "Etwas damenartig" ...

    ... wie Sterkels Klavierspiel im Vergleich zum ruppiger aufspielenden Beethoven vom Zeitzeugen Ferdinand Ries genannt wurde: das würde man heute natürlich so nicht mehr schreiben, aber es verweist auf den gefällig-galanten (auch Kompositions-) Stil des wohl auch als Hofmann begabten und gewandten Sterkel. Nicht jeder ist ein Rebell. Dem Mit-Rezensenten "meiernberg" ist Recht zu geben, dass die vorliegenden Symphonien und auch das Klavierkonzert den Hörer ein wenig lauwarm lassen, und auch seiner Beobachtung, dass die ältere Ehrhardt-Aufnahme mit l'arte del mondo es schon mehr krachen und funkeln lässt. Symphonien, die im Gestus an manches aus der CHANDOS-Reihe "Contemporaries of Mozart" erinnern, aber nicht an deren stärkere Stücke wie Salieri, Vanhal, Krommer, ein unterhaltsames Klavierkonzert im Plauderton: das klingt alles hübsch, das treibt keine Mainzer oder Mergentheimer Honoratioren aus dem Ohrensessel empor. Das Südwestdeutsche Kammerorchester spielt tadellos, vermeidet Härten und Übertreibungen und stellt so einen zu Lebzeiten durchaus erfolgreichen Komponisten vor, aber eben auch dessen Zeitgebundenheit.
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    17.05.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    In ruhig fließender Bewegung

    Natürlich, diese Satzbezeichnung von Gustav Mahler konnte John Field Anfang des 19. Jahrhunderts noch nicht kennen, aber sie passt eigentlich perfekt zum Gestus seiner Nachtstücke - und der Art, wie Alice Sara Ott sie spielt. Waren Fields Werke bisher vor allem die Domäne irischer Pianisten (namentlich John O'Conor und Miceal O'Rourke), scheint die deutsch-japanische Pianistin deren Einspielungen etwas Eigenes hinzufügen zu wollen, wie ihr kluger und liebevoller Essay im Beiheft ausführt. Dieses Eigene scheint mir nicht nur ihr hypersensibler Klangsinn zu sein, mit dem sie den Eigenheiten einzelner Nocturnes nachspürt, sondern gleichzeitig das Bemühen, sie zugänglich klingen zu lassen wie ein intimes Gespräch. Die Tontechnik unterstützt das, und so dürfte die Aufnahme tatsächlich den Wunsch der Künstlerin wahr machen, mehr Menschen für das Oeuvre des Iren zu begeistern, der zu Lebzeiten gefeiert wurde, bis sein eigener, vermutlich durch den Alkohol verursachter Abstieg in die Nacht begann.

    Es ist hier darauf hinzuweisen, dass die junge Pianistin Elizabeth Joy Roe auf Decca bereits 2016 eine wunderschöne Gesamtdarstellung der Field'schen Nocturnes vorgelegt hat, welche die schlichte Liedhaftigkeit gerade der frühen Stücke betont, aber meines Wissens hierzulande nur online greifbar ist.
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    16.05.2025
    Booklet:
    4 von 5
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    5 von 5
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    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Meisterhaft!

    Dies ist eine sehr, SEHR gute Aufnahme der Klavierquartette 2 & 3 von Brahms, nur vergleichbar der legendären Zusammenarbeit von Zimermans Landsmann Arthur Rubinstein mit dem Guarneri-Quartett. Rankings müssen hier nicht aufgestellt werden - Rubinstein hat sich in einem Interview mal sehr dezidiert gegen das "Beste" in der Musik ausgesprochen, es gäbe nur das "Andere". Dennoch ist Zimerman absolut zuzustimmen, dass es in der Welt der Kammermusik wenig gibt, dass sich in der Qualität der Erfindung und Ausarbeitung mit Brahms' Oeuvre messen lässt. Das gilt auch für diese Quartette; Mendelssohn jugendfrische Wunderwerke (die beste Aufnahme mit dem Fauré Quartett ist leider vergriffen) und Mozart wären hier vielleicht das ebenfalls geniale "Andere". Brahms ist hier alles zugleich, der Weltweise und der junge Dichter (in den langsamen Sätzen), der Musikgelehrte, dem alle Formen zur Verfügung stehen, und der Innovator. Er braucht aber Musiker, die das Können und die Spontaneität von Zimerman und seinen Mitstreiterinnen aufbringen, um diese hochkomplexen Werke lebendig werden zu lassen. Fast 80 Minuten eines nie versiegenden Stroms von Melodien und mal gebändigten, mal ausbrechenden Empfindungen - großartig!
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    08.05.2025
    Booklet:
    5 von 5
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    5 von 5
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    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Dr. Beethoven schlägt wieder zu...

    ... wobei zuschlagen natürlich die falsche Vokabel ist für die extreme Ausdifferenzierung, die dieser Pianist den Variationen und kleineren, gleichwohl stilbildenden Stücken angedeihen lässt, vor allem für seine Fähigkeit, Dynamik und Ausdruck fast unendlich zu verändern. Wenn es zutrifft, dass bereits seine Juilliard-Kommilitonen Korstick mit diesem Spitznamen bedachten, dann muss ihnen diese rare Kombination von Ausdrucksvermögen und technischer Könnerschaft bereits aufgefallen sein. Heute, viele Veröffentlichungen und Preise später, ist es vielleicht trotzdem mal an der Zeit daran zu erinnern, dass derart unangefochtene Beethoven-Autorität aus "deutscher Hand" nach Backhaus, Kempff und Elly Ney (politics aside) erst mit dem nun fast 70jährigen auf die Podien zurückkehrte. Die frühen und die späten Bagatellen stellt er weniger extrem als Afanassiev mit dessen Tendenz zur Zeitlupe dar, kantiger und konturierter noch als der spätere Brendel. Die 24 frühen Variationen WoO 65 finde ich persönlich zwar musikalisch noch nicht so erfüllt wie WoO 80 und ein bisschen "buchstabiert", aber einem Genie beim Üben zuzuhören hat ja auch was - Beethoven bringt sich hier quasi in Stellung für höhere Variationen-Weihen. Eine Veröffentlichung, die Korsticks Ausnahmerang in diesem Repertoire erneut unterstreicht.
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    07.05.2025
    Booklet:
    5 von 5
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    5 von 5
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    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Händel als Twen

    Hier tritt uns der "italienische Händel" entgegen: ein Anfangs- bis Mittzwanziger, noch einige Schritte vom Komponisten des Königs und König der Komponisten entfernt, der er dann in England werden und als der er sogar in Westminster Abbey bestattet werden sollte. So geschmeidig vollzieht er den Liebesschmerz seiner Protagonistinnen in diesen weltlichen Kantaten nach, und die hervorragende Sopranistin Amanda Forsyth als Nachschaffende mit ihm: Das klingt wirklich jung, nämlich zerbrechlich, gefährdet, gefühlvoll und aufgewühlt. Die intime Umrahmung durch die nur wenigen Instrumente des Ensemble Opera Prima um den Gamben-Virtuosen Contadin unterstützt das tatsächlich ganz prima. Ein Hörgewinn.
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    05.05.2025
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    4 von 5
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    4 von 5
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    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Von Beruf: Sohn?

    Es ist nicht zu entscheiden, ob Werke des jüngeren Mozart überhaupt noch aufgeführt würden ohne den übergroßen Namen, der ihm Hypothek war und Türöffner zugleich. Gut dokumentiert sind bisher ja nur seine beiden Klavierkonzerte zwischen Klassik und Frühromantik, die mir in Einspielungen von Hellwig, Sigfridsson und jüngst dem nimmermüden Howard Shelley vorliegen. Nein, ein "Originalgenie" war Franz Xaver nicht wie Emanuel Bach und wohl auch dessen Bruder Friedemann, die ein ähnliches Schicksal teilten. Seine kompositorische Originalität erreichte nicht derartige Höhen, aber: wer ein solches Klavierquartett mit 13 Jahren zuwege bringt, der hat Talent. Es klingt oft mehr nach Hummel (seinem Lehrer) als nach Amadeus (wiederum Hummels Lehrer) im schwungvoll-virtuosen Klaviersatz, die schönen langsamen Sätze auch der Violinsonaten erreichen nie die tiefe Tragik und geniale Commedia der Klavierkonzerte des Vaters - aber der war eben nicht nur für den Sohn unerreichbar, und in diesen Sonaten klingt der junge Mozart eben passagenweise doch - wie der junge Mozart. Schwer zu entscheiden auch, ob moderne Instrumente noch mehr der Ehrenrettung gebracht hätten; das Pianoforte knistert und ächzt unter dem beherzten Zugriff des Herrn Staemmler schon hier und da. Aber die Spielfreude des Ensembles steckt an, und origineller klingt es so auch. Von Beruf nur Sohn? Nein.
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    14.04.2025
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    5 von 5
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    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Von Herzen...

    ... möge es zu Herzen gehen: Beethovens Diktum fällt einem ein, wenn man diese Werke von Rautavaara hört. Empfindungsfähigkeit, persönliche Bereitschaft, sich beeindrucken zu lassen, der Gefühlsausdruck waren wohl die Wegmarken des finnischen Komponisten zu seiner eigenen Tonsprache, und die findet wiederum ihren ganz natürlich scheinenden Weg zum Gefühl des Hörers. Erkämpft ist derartige Sanftheit und Lebenszugewandtheit wohl trotzdem: Rautavaara musste sich von vielen Einflüssen, die die Moderne dominierten (der derartig emotionales Künstlertum suspekt war), erst freimachen. Getragen von den weiten, oft melancholischen Streicherlinien, erinnert diese Werkzusammenstellung häufig deutlicher an den von Rautavaara bewunderten Vaughan-Williams als an Sibelius, der ihn förderte ("The lark ascending" zwitschert einen Gruß hinüber zur "Sérénade"). Ein schöner Blick auf das Spätwerk und gerade dadurch vielleicht ein geeigneter Zugang zum Gesamtwerk.
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    11.04.2025
    Booklet:
    4 von 5
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    4 von 5
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    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Damen im Rahmen

    Schön gerahmt durch zwei Kammermusik-Werke, die auf jeweils individuelle Weise sehr ansprechend wirken sowie Rückschlüsse auf die Individualität ihrer Schöpferinnen zulassen, bietet das zwar ähnlich besetzte Klavierquartett der Elena Firsova eine Art zeitgenössischen Stolperstein dazwischen: sperrig und nicht besonders zugänglich auch bei mehrfachem Hören. Wir erfahren, dass es 2016 "mit großem Erfolg" uraufgeführt wurde, aber nicht, in welchem Rahmen anderer Werke wiederum das geschah. Und tatsächlich kann ja so ein Aufwach-Schock im Konzert etwas sehr Belebendes haben und hängt auch vom Kontrast des Gebotenen ab; auf CD wird man dieses Programm so nicht immer wieder abspielen (wollen). Dafür aber das positiv-selbstbewusst hervortretende Quintett von Madame Farrenc, in dem die Persönlichkeit der früh und dauerhaft geförderten, ungewöhnlich erfolgreichen Komponistin sich abzubilden scheint. Farrenc scheint dieser für eine Frau des 19. Jahrhunderts extraordinäre Erfolg auch auf dem Tonträgermarkt treu zu bleiben; auch eine inzwischen gestrichene Aufnahme mit Dieter Klöckner (Nonett und Trio Es-Dur) auf DIVOX beeindruckte bereits durch das völlig natürliche Fließen der Melodien, die Ausgeglichenheit bei allem Temperament und die hohe Kunstfertigkeit der Komposition. Ob Farrencs Klavierquintette das "Upgrade" nötig haben, zu dem sich das Beiheft versteigt - dass nämlich diese "neben Schuberts Forellenquintett als die populärsten Werke der Gattung etabliert" hätten, darf angesichts von Brahms' op. 34 und Dvoraks zwei Klavierquintetten dann doch bezweifelt werden. Hörenswert sind sie auf jeden Fall, wie auch Mélanie Bonis' eher schwebend-impressionistisches op. 69, in dem sich wiederum der tastende, von Zögern und Zweifeln bestimmte Lebensweg dieser Komponistin wiederzufinden scheint - mit allen offenen Fragen und offenen Deutungen, die Musik zum Glück zulässt. Sehr gut aufeinander eingespieltes Ensemble!
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    10.04.2025
    Booklet:
    5 von 5
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    5 von 5
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    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Der wahre britische Nationalkomponist!

    Wer wie ich die Savoy-Opern des genialen Duos liebt, kann auch an Sullivan ohne Gilbert seine helle Freude haben - also ohne den beißenden Witz der Libretti, die herrlichen Typen und die oft Monty Python vorwegnehmenden irren Plots dieser Gemeinschaftswerke. In dieser schon etwas älteren cpo-Einspielung aus den frühen Neunzigern tritt der spätere Sir Arthur als begnadeter Melodienerfinder vor den Vorhang, als Schöpfer einer Irischen Symphonie in der Nachfolge von Mendelssohns Schottischer und auch von dessen Ouvertüren wie "Meeresstille und glückliche Fahrt". Sie ist alles andere als bloße Imitation; Sullivan war übrigens väterlicherseits irischer Abstammung, mütterlicherseits italienischer (gefühlt klingt das in seiner herrlichen Opernparodie "The Gondoliers" noch nach). Das BBC Concert Orchestra unter Hughes spielt das seltene Repertoire wie auch die Balletsuite und die tief empfunden elegische Ouvertüre erstklassig und so, wie es zu Sullivans Tonsprache am besten passt: schwungvoll, lebensbejahend, nicht übermäßig pathetisch, aber auf "Ohrenhöhe" mit den Großen seiner Zeit.
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    05.04.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Frühlingssturm und Drang

    Wer sich vom lieblich-schönen Cover in die Irre führen lässt, stutzt womöglich ob der eher stürmischen Klangwelt im Eröffnungssatz des op. 67 - der Frühling kündigt sich hier stürmisch, grollend, fast schon unheilvoll an. Das Beiheft verrät, dass die Assoziation wohl politisch zu verstehen ist und Hiller, Sohn aus bürgerlich-jüdischem Hause und im Laufe seines Lebens allseits anerkannt (nur wieder von Wagner nicht, was aber sein Rang eher bestätigt ...) und hochgeehrt bis zur Adelserhebung, regen Anteil an den Emanzipations- und Demokratiebewegungen seiner Zeit genommen hat. Insofern nicht unähnlich dem Komponisten der berühmteren "Frühlingssymphonie", Robert Schumann, der aber weniger Fortune als Hiller mit offiziellen Positionen auch in Düsseldorf hatte. Drängend, frisch, und verhalten optimistisch klingt diese interessante Symphonie dann im weiteren Verlauf, was natürlich auch dem energetischen Howard Griffiths mit seinen "Brandenburgischen" zu verdanken ist, der auch Werke der zweiten Reihe (Ries, Wranitzky) immer erstklassig klingen lässt. Die beigegebene frühere Symphonie ist nicht ganz so geschlossen, der Einblick in einen fast unbekannten Werkkanon dennoch lohnenswert.

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    05.04.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Tschingderassabum!

    Franz Xaver Schnyder von Wartensee (aka "Sie würden sich an diesen Namen erinnern, wenn Sie ihn jemals auf einem Programmzettel gesehen hätten") war ein Schweizer Komponist, dessen langes Leben in der Romantik mündete. Seine Dritte bedient sich beim Subgenre der Militärmusik, zu der jene Zeit natürlich noch ein weniger gebrochenes Verhältnis hatte als die unsrige (dies gilt wohl auch heute noch für die Schweiz und ihr Verhältnis zum eigenen Heer), und als dessen gelungenstes Beispiel Haydns sogenannte "Militär-Symphonie" Nr. 100 gelten darf. So holt auch Schnyder von Wartensee derart kräftig mit dem Paukenschlegel aus, dass er den ersten Satz fast wie Haydn auf Droge klingen lässt, so unvermittelt lustvoll fährt die Militärmusik immer wieder hinein in melodischere Passagen, und das gilt sogar für das Andantino, das seine Zartheit gegenüber diesen Einschüben nicht recht behaupten kann. Interessant ist das zu hören, kraftvoll musiziert ist es auch, aber ob das Lob des Dirigenten der Wiederaufführung im 20. Jahrhundert, Hermann Scherchen (eher als Spezialist für Neue Musik bekannt) als nachhaltig zu gelten hat, hängt wohl mit der Dosis zusammen. Wird man diese Symphonie immer wieder hören wollen, oder ist das von Scherchen konstatierte "frisch wie am ersten Tag" dann doch eher ein Effekt, der sich abnutzt? Tatsächlich frisch klingt auch die beigegebene Ouvertüre, auch ohne martialische Fanfaren.
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    01.04.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Alles richtig gemacht, aber ...

    Zweifellos war Lachner in der Lage, gediegen schöne Symphonien zu schreiben und den Geschmack seiner Zeit zu treffen - in der Blüte seines Komponistendaseins sicher besser als am Ende seines langen Lebens. Er wurde für manches hymnisch gefeiert (Symphonie Nr. 5), die vorliegende 4. nach ebenfalls enthusiastischer Aufnahme allerdings nicht allzu oft aufgeführt. In der zeitgenössischen Kritik ist von "einem tüchtigen Talente" die Rede, "die Motive sind schön erfunden, geistreich und oft in überraschender Art zusammengestellt, das (...) Gefällige wechselt zweckmäßig mit dem Ernsten". Tja, da sind Hanslicks berühmt-berüchtigte "tönend bewegte Formen" nicht weit und der Verdacht eines doch eher trockenen und allzu zeitgebundenen Akademismus. Die gute Nachricht: es klingt nicht akademisch, es klingt melodienreich, selbstbewusst-kraftvoll "nach vorne" komponiert, aber es ist eben auch keine Bekenntnismusik in der Beethoven-Nachfolge. Dass auf der anderen Seite das Schicksal in Form der Zukunftmusik à la Liszt und Wagner bereits an die Pforte klopfte, hat Lachners Nachruhm sicher eher geschadet, und mit Wagner lieferte er sich denn auch in München das eine oder andere Scharmützel (aber wer nicht?). Webers nervöse Jugendsymphonien, in denen dieser vor allem mit Instrumentation experimentierte, taugen hier ebenfalls nur bedingt zum Vergleich, streckenweise denkt man an Schubert - womöglich war Lachner ja das: bei allem Traditionalismus ein origineller Kopf, aber eben kein Revolutionär. Das wohl erfolgreichste Orchester Taiwans unter seinem deutschen Dirigenten verwandelt sich diese Musik aus unserem Kulturkreis wie mühelos an (was wohl das genaue Gegenteil bedeutet, nämlich viel Mühe und Hingabe) und ist exzellent aufgenommen.
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