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    Silberstein

    Aktiv seit: 26. August 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 702
    128 Rezensionen
    Sämtliche Violinkonzerte Vol.9 Sämtliche Violinkonzerte Vol.9 (CD)
    18.08.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Duette statt Duelle

    Pantaleon Hebenstreit - der Name könnte bei Thomas Mann stehen. Zierte aber einen Musikerkollegen von Telemann, dessen Begabung ihn zu den hier eingespielten frühen Doppelkonzerten inspirierte. Temperamentvoll und lebensfroh, aber nicht übertrieben tiefsinnig und mit großer Spielfreude werden sie hier von Julia Huber und Martin Jopp dargeboten und ebenso hellgrundig von L'Orfeo und Carin van Heerden begleitet: so wie es zum Meister passt. Das vielgeliebte (auch von mir) Violakonzert ist auch dabei und anders als die anderen Werke natürlich vielfach im Katalog vertreten; hier in der schlanken und dennoch passagenweise auch besinnlichen Lesart von Lucas Schurig-Breuß. Mit Vol. 9 ist die eindrucksvolle Sammlung komplett.
    Meine Produktempfehlungen
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    Klaviertrios Nr.3 & 4 (op.65 & 90) Klaviertrios Nr.3 & 4 (op.65 & 90) (CD)
    18.08.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Der Melodienmeister

    Eindrucksvolle Einspielung, die Größe und Struktur dieser ausufernden Werke betont - durchaus zu deren Vorteil - statt Melancholie und "slawische Seele". Während Dvoraks frühe Symphonien, insbesondere die ersten beiden, quasi kein Ende finden und man dem Komponisten dabei zuhören kann, wie er um die Form ringt (oder wahlweise auf sie pfeift, weil ihm so viel Wunderbares einfällt), ist es bei der Kammermusik teilweise umgekehrt: hier wurde er immer raumgreifender. Hauptwerk der CD ist natürlich das legendär melodienreiche "Dumky"-Trio, in wirklich guten Einspielungen im Katalog nicht überrepräsentiert. Kraft und Temperament zeichnen das Trio aus: das ist große Musik, kein Zweifel!
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    Klarinettenkonzerte Nr.7,9-11 Klarinettenkonzerte Nr.7,9-11 (CD)
    18.08.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Maskenball ... auf der Klarinette

    Diese Einspielung macht Freude und ist eine willkommene Alternative zur älteren von Sabine Meyer (nicht verwandt), die diese vielgesichtigen Werke vor Jahren auf EMI bekannt machte. Im Gegensatz zu ihrem dunkleren, "teutonischen" Ansatz, wie der Kollege Michel Portal einmal sagte, betont der Elsässer Meyer die Freude am Rollenspiel: Die Klarinette ist hier Mime, Närrin, Clown, dann wieder lyrisch-zart, und das alles lässt der Solist-Dirigent (man sollte mal sehen, wie er das beides macht!) in einem Freude machenden Reigen an uns vorbeiziehen. Schöne Übereinstimmung zwischen dem Kammerorchester und seinem neuen Leiter.
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    L'Inganno Felice L'Inganno Felice (CD)
    14.08.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Rossini - nicht in Wildbad

    Vor kurzem (17. - 27. Juli) fand dort nämlich das bekannte Belcanto-Festival statt, das dem Meister aus Pesaro gewidmet ist, auch diese seine frühe Farce wurde erneut aufgeführt. Zu Recht: war sie doch der erste große Erfolg des ganz jungen Rossini. Und es gibt von dort auch einen NAXOS-Mitschnitt unter dem damals schon 80jährigen Alberto Zedda, einem Meister seines Fachs: als Musikgelehrter und Dirigent. Verglichen mit jenem "klappert das Handwerk" hier noch stärker: es ist eine sehr unmittelbare Aufnahme, nicht auf Oberflächenglanz poliert, man hört quasi die Bühne mit, nicht alles ist perfekt: die Cavatina des Tenors nicht ganz höhensicher z.B.; hier sticht Kenneth Tarver Antonio Garés in meinen Ohren klar aus, aber die köstlich "schwankende" und ihn kommentierende Klage der Flöte ist wiederum genau vom hintergründigen Humor, der zu Rossini passt. Alessandro De Marchi, ähnlich vielseitig und gebildet wie Zedda, verfolgt einen ähnlichen Ansatz: dem Theatergenie vom Theater her beizukommen. Das jugendliche Orchester folgt ihm da fröhlich und lustvoll. "L'inganno" ist noch nicht der gnadenlos geölte und makellos komponierte "Barbiere", dessen Schöpfer auch erst 26 war - aber man hört ihm gern beim Werden zu.
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    • La Donna del Lago La Donna del Lago (CD)
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    Cellosonate (1919) Cellosonate (1919) (CD)
    07.08.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Frau Bosmans zum zweiten

    Sehr verdienstvoll, dass cpo nun in den meisten Monatsneuveröffentlichungen Komponistinnen zu Gehör bringt. Und interessant, was sich da hinter den teils unbekannten Namen verbirgt! Ob einen das im Einzelfall "abholt", hängt von Haltung und Horizont ab. Hier wird letzterer erweitert: um konturierte Kammermusikwerke der frühen Moderne, die tief in der Romantik wurzeln und die somit die zuletzt vorgelegten Cellokonzerte der Holländerin Bosmans ergänzen. Die Cellosonate ist das Hauptwerk der CD, tritt mit großer Geste, mit an Brahms erinnernder Knorrigkeit auf. Fast ironisch, dass Zeitgenossen ihr - neben chauvinistisch-zeitbedingten Vorwürfen, sich zu wenig von den dominanten deutschen Einflüssen zu distanzieren - "weder einen unverwechselbaren Charakter noch originelle Gedanken" attestierten, bestimmen doch ganz im Gegenteil eher Selbstbewusstsein und rhetorische Dringlichkeit den Eindruck, den man als Heutiger hat. Nach dem kraftvollen Allegro maestoso folgen zwei eher versonnene Mittelsätze und ein stampfender Finalsatz, der die Motorik des Maschinenzeitalters aufzunehmen scheint - ein beruhigender Schluss ist das nicht. Die Impressionen wirken flüchtiger, obwohl später entstanden: hier wird weniger streng ausprobiert, mehr gespielt (und "Eindrücke" sind halt auch ein wasserdichter Titel, da diese stets persönlich sind). Wallfischs wie stets hochintensives Cellospiel und Spanjaards hellwache Begleitung rücken die Werke ins rechte Licht. Das tatsächlich impressionistische Nocturno schließlich bildet auch entstehungsgeschichtlich den Mittelteil und erscheint mir besonders wegen der seltenen Instrumentenkombination interessant, auch wenn die mir persönlich nicht so zusagt: Nebenwerke wie Mozarts Sonate KV 292 für Fagott und Cello oder auch Spohrs Werke für Flöte und Harfe.
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    • Cellokonzerte Nr.1 & 2 Cellokonzerte Nr.1 & 2 (CD)
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    Kantaten - Französischer Jahrgang 1714/1715 Vol.5 Kantaten - Französischer Jahrgang 1714/1715 Vol.5 (CD)
    31.07.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Der Himmel ist offen!

    Diese Fröhlichkeit! Telemann ist eben der Sidekick zu Bach: unerschöpflich ideenreich, selbst bei jenseitigen Themen diesseitig und lebensfroh. Warum man die beiden Meister immer gegeneinander ausspielen muss wie in einigen Kundenrezensionen zu den Veröffentlichungen Vol. 1 - 4, oder im zwiespältigen Zitat von "Klassik heute" zu einem früheren Volumen ("Definitiv allen Liebhabern von Barockmusik und solchen, die von Bachs Gravität in Kirchen immer abgeschreckt wurden, empfohlen.​"), das weiß ich nicht. Ist doch großartig, dass neben den kanonisierten Zeitgenossen Bach, Händel und Vivaldi sich auch der Maestro aus Magdeburg zunehmend in unsere Ohren jauchzt und frohlockt. Felix Kochs Projekt mit dem "Französischen Jahrgang" ist editorisch wertvoll, musikalisch ebenso. Die Himmelfahrtskantate mit dem oben zitierten Titel weist die Richtung dieser Veröffentlichung: das ist ein Komponieren aus einer frohen Glaubenszuversicht heraus - und ob man die nun teilt oder nicht, der Musik kann man Teilnahme und Bewunderung nicht versagen. Telemanns Stil ist sicher eher vom großen, leicht fasslichen Bild als vom filigranen Detail bestimmt; die beherzten Tempi und das klare Klangbild passen dazu.
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    Klavierkonzert F-Dur op.26 Klavierkonzert F-Dur op.26 (CD)
    27.07.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Etwas hat überlebt

    Gyrowetz war sozusagen der "umgekehrte Mozart". Er lebte viel länger als das bewunderte Vorbild, das auch in diesem vorgelegten Klavierkonzert anklingt (eines von nur zwei statt deren 27), aber er überlebte nicht nur Beethoven, Chopin, Mendelssohn, sondern in gewisser Weise auch sich selbst. Ein Epigone, vielleicht, eher aber ein Musiker, der in seiner Hoch-Zeit aus der Mitte der musikalischen Welt heraus schuf und auch deren Anerkennung fand. Die hier eingespielten Werke stammen aus den 1790ern, als er sich trotz eines Lebens mit vielen Orts- und Anstellungswechseln großer Erfolge erfreute. Die Kopplung ergibt Sinn (wenn auch im Druck ein Fehler unterlaufen ist und das Klavierkonzert mit Track 4 und nicht Track 5 beginnt, also nicht mit einem langsamen Satz, was ich beim ersten Hören durchaus innovativ fand ;)): Die Sinfonia Concertante scheint mir zu Recht an erster Stelle zu stehen, ist das stärkste Werk, Gesellschaftsmusik im besten Sinne, hervorragend dargeboten von den SolistInnen und den Mozart Players, denen unter Griffiths nochmal ein Extra an Knackigkeit und Spielfreude zuzuwachsen scheint als unter anderen Dirigenten wie dem verdienstvollen Bamert. Das Klavierkonzert muss, z.B. durch die dann manchmal floskelhaft wirkenden Repetitionen naturgemäß hinter den genialsten Schöpfungen zurückfallen, und das sind nun mal die von Wolfgang Amadé, aber es nimmt mit geistreichem Ton ähnlich für sich ein wie z.B. die von Mozarts Sohn. Eine gelungene Wiederbelebung, auch wenn sie nicht zu einer gänzlich anderen Einordnung von Gyrowetz in der Musikgeschichte führen wird.
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    24.07.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Von der Ouvertüre zur Symphonie

    William Smethergell: der Name klingt wie aus einer leicht angestaubten britischen Komödie. Er könnte an der Tafel von Miss Sophie Platz nehmen - und ist doch heute ein No Name. Einer der vielen Vergessenen der Musikgeschichte, insbesondere der dann doch sehr lebendigen Musikszene im London des 17. und 18. Jahrhunderts. Von wegen Land ohne Musik: Augustin Arne, William Boyce, besonders aber Carl Friedrich Abel und Johann Christian Bach, die gemeinsam viel beachtete und stilbildende Konzerte in London veranstalteten - sie sind nur einige von Smethergells Zeitgenossen.

    Und so klingt seine Musik wie die ihre auf dem Weg von der neapolitanischen Opern-Ouvertüre zur vollgültigen, noch stets dreisätzigen Symphonie. Das theatralische "Vorhang-auf-"Moment der Opera Seria klingt noch mit, der galante Unterhaltungston übernimmt schon. Durchsichtig instrumentiert, fassbar in konzisen Sätzen: das ist Populärkunst für ein Publikum, das vor allem nicht gelangweilt werden will. Abgründe gibt es hier nicht, der weltanschauliche Felsen wird noch nicht den Berg hinaufgerollt: Beethoven ist noch weit (obwohl Smethergell nach ihm gestorben ist) und Mahler naturgemäß noch viel weiter; wenig deutet in diesen Ouvertüren-Symphonien darauf hin, dass dies mal die Königsdisziplin der Musik werden wird.

    Aber wen stört das? Geschmeidige Unterhaltungsmusik hat ihr eigenes Recht, und Douglas Bostock und das Südwestdeutsche Kammerorchester das Zeug dazu, ihr wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Eine schöne CD zur Dinner-Untermalung, allerdings muss man sich mit nur 52 Minuten Spielzeit mit dem Dessert beeilen.
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    23.07.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Rolle vorwärts!

    Da ist er wieder! - nachdem Johann Heinrich Rolle durch die cpo-Veröffentlichung seines wirklich wunderbaren Weihnachtsoratoriums zu einem kleinen Star geworden ist (zumindest bei mir) und auch die wiederentdeckte Lukas-Passion bewundernde Kritiken eingeheimst hat, legt das Label nun mit kleineren Instrumentalwerken nach.

    Dreisätzige kleinere Symphonien zur gefälligen Unterhaltung und lebendige Cembalokonzerte im Stile eines Georg Benda in gleichermaßen liebevoller Interpretation - das alles ist nicht Rolles "Kerngeschäft" gewesen, dies waren laut Beiheft seine sehr erfolgreichen musikalischen Dramen (konzertante Opern). Doch liest man nicht ohne Bewegung über diesen halbvergessenen Komponisten, dass er tatsächlich zu Lebzeiten ein Star war, er sogar als "Lieblingscomponist der Nation" tituliert wurde. Allerdings in den 1780ern und damit: welcher Nation?

    Zweifellos meinte es das Schicksal gut mit dem Künstler aus Quedlinburg, dass er seinen Ruhm zu Lebzeiten genießen konnte. Und dass so engagierte Musiker wie Willens mit seiner Kölner Akademie und Borgstede als Solist sich mit allen Fingern, Saiten und Tasten gegen den Eindruck der Kleinmeisterei stemmen. Auftrag erfüllt.
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    Haydn-Symphonien-Edition 2032 Vol.1-10 Haydn-Symphonien-Edition 2032 Vol.1-10 (CD)
    23.07.2025
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Not everybody's Haydn ...

    ... and not for every day - maybe. Dafür aber: das beste, aufregendste Plädoyer gegen die zähen Haydn-Klischees. Was für ein Innovator, welch unerschöpflicher Ideenreichtum, was für eine begeisternde Musik! Antonini holt mit seinem Giardino Armonica das alles heraus, lässt das alles hörbar werden und tatsächlich regelrecht "blühen": in jeder einzelnen Symphonie, in einem Kaleidoskop verschiedenster Stimmungen und Kontraste. Die betont er freilich viel stärker als ein Dorati in der klassischen "Big Band"-Gesamtaufnahme (Decca), auch als ein Adam Fischer, aufgenommen in Eisenstadt (Nimbus, dann Brillant Classic) oder zuletzt Dennis Russell Davies mit den Stuttgartern live bei Sony. Es gab ja bisher empörend wenig Gesamtaufnahmen dieses unerschöpflichen Werkkomplexes. Zu dem und zu jeder einzelnen Symphonie gibt es übrigens die hervorragende Website haydn2032.com, auf der Musikwissenschaftler Christian Moritz Bauer, mit dem Antonini bei diesem Projekt eng zusammenarbeitet, die Besonderheiten von Haydns Schöpfungen erklärt, man braucht daher vom relativ schmalen Beiheft nicht enttäuscht zu sein.

    Das Klangbild passt zu Antoninis Lesart - wie auch schon in seiner vollkommen ungravitätischen Einspielung von Händel Concerti Grossi op. 6 -, ist hell und transparent, trennscharf und direkt.

    Man nehme diesen Haydn in kleinen Dosen zu sich und freue sich auf die nächsten - oder man ist nach wenigen Folgen bereits auf beglückende Weise süchtig.
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    Cellokonzerte Nr.1 & 2 Cellokonzerte Nr.1 & 2 (CD)
    15.07.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Energisch und entschlossen ...

    ... so schaut Henriette Bosmans vom Portraitfoto. Diese Eigenschaften wird sie gebraucht haben, um ihren Werken mehr als nur vorübergehende Aufmerksamkeit zu sichern. Diese Eigenschaften sprechen auch aus den Werken selbst: Klar konturierte, originelle, durch ihren Themen- und Gestaltenreichtum bestechende Cellokonzerte, die sich auch in unseren Konzertsälen gut ausnehmen würden. Das erste trumpft dramatisch auf, das zweite gibt sich lyrischer (es war weniger erfolgreich, gefällt mir persönlich aber besser), verliert sich in "unendlicher Melodie" des Soloinstruments mit viel sparsamer eingesetzten Orchester-Akzenten. Und vorangestellt das Poème, das zunächst durch einen durchaus "unpoetisch" knalligen Auftakt aufhorchen lässt, uns dann aber doch lyrisch-versponnener weiterführt in die Gedankenwelt einer bisher kaum bekannten Komponistin.

    Raphael Wallfisch, Sohn der letzten Überlebenden des "Mädchenorchesters von Auschwitz" und versatiler Solist auch abseitiger Werke: das ist Cello-Royalty, und das BBC Scottish Symphony unter dem ebenfalls sehr vielseitigen Ed Spanjaard begleitet ihn extrem aufmerksam und dialogisch.
    Besser wird man diese Werke wohl nicht zu hören bekommen. Bravo!
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    12.07.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Hören wie ein Kaiser

    Wer das Repräsentative in der Barockmusik sucht und liebt, durchaus nicht deren unwichtigste Funktion, der wird hier im Wortsinne groß-artig bedient! Hochinteressant die Ausführungen im Beiheft, dass ein derart gewaltiger musikalischer und szenischer Aufwand, denn diese "serenata per musica" war nur ein Teil eines extrem kostspieligen Krönungs-Spektakels im Auftrag des Kaisers und nun auch Königs von Böhmen, eine durchaus politische Funktion hatte: die Selbstvergewisserung der Habsburger Monarchie in gefährdeten Krisen-Zeiten, in der sogar deren Fortbestand in Frage stand. Es lohnt sich, über den Zusammenhang von äußerem Pomp und innere Unsicherheit von Herrschern nachzudenken - ein zeitloses Thema ...

    Die Ausführenden sind über jeden Zweifel erhaben, Zweifel gehören ja auch nicht in so ein Krönungsfestival: Dantone und seine "Byzantiner" und auch die sehr guten Solistinnen und Solisten sind live, aber "crisp" und trennscharf aufgenommen und verleihen den allegorischen Rollen und symbolischen Vorgängen Lebendigkeit wie in einer richtigen Oper. Die auch im Booklet zugegebene gewisse Statik der Fabel und Tugend-Aufzählung stört somit beim Hören im eigenen "Palast" überhaupt wenig: tu, felix Austria ...
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    08.07.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    So hätte Sibelius komponiert...

    ... wenn er bessere Laune gehabt hätte. Warum er die oft nicht hatte, weiß jeder, der mit den Schicksalsschlägen im Leben des grimmigen Über-Finnen vertraut ist. Aber auch sein Landsmann Melartin, heute viel weniger bekannt als der nur wenig Ältere, zu Lebzeiten durchaus erfolgreich, war keineswegs verschont von verschiedenen schweren Krankheiten. Sie verdüsterten seine Tonsprache jedoch nicht wesentlich, wenn diese beiden originellen, abwechslungsreichen, im Intermezzo der 5. sogar tänzerischen Symphonien bezeugen. Die 6. ist schroffer, zerrissener - und übrigens nur wenig länger als die "kurze" ("brevis"), die womöglich wegen ihrer Zugänglichkeit auch häufiger gespielt wurde. Es gibt Melodien, die durchaus an Sibelius erinnern - so fällt es schwer, im Finalsatz des op. 100 nicht an Sibelius' "Schwanenhymne" aus dessen 5. Symphonie zu denken, aber beide Werke entstanden nahezu zeitgleich. Es gibt rhythmische Figuren und Klangflächen, die endlose nordische Landschaften evozieren mögen - wobei man sich da ja immer fragt, wie komponiert man eigentlich Landschaft oder ist das im wesentlichen Autosuggestion -, aber diese Werke sind Schöpfungen sui generis: Sie bedienen sich der spätromantischen Tonsprache, ohne epigonal zu wirken, und sie widerstehen gleichzeitig dem selbstbespiegelnden Gestus der Zeit, fallen weder larmoyant noch allzu auftrumpfend auf und bedienen kunstfertig sogar die Scholastiker unter den Musikhörern (Quadrupelfuge!). Ein sympathischer Symphoniker in glänzender Interpretation des Turku Philharmonic unter Rasilainen, von dem auch ich sehr gerne noch weitere Werke kennenlernen würde!
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    Violinsonaten Nr.1-10 Violinsonaten Nr.1-10 (CD)
    27.06.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Schatzkästchen

    Man darf sich leise wundern, wie leichtfertig oft Rezensenten auf dieser Website Aufnahmen zur "Referenz" ausrufen, und das oft ohne Verweis auf Konkurrenz-Einspielungen - mögen sie nun bisherige Referenzen oder persönlicher Geschmack sein -, oder auch nur irgendwelche Kriterien der musikalischen Gestaltung. Bei Gesamtaufnahmen ist das sogar besonders heikel. Wenn man zugrunde legt, dass allein von der "Kreutzer"-Sonate bei einem Streamingdienst 325 Aufnahmen gelistet sind, wird überdeutlich, dass hier vergleichendem Hören Grenzen gesetzt sind. Und auch wenn die Lage bei Gesamtaufnahmen aller Violinsonaten Beethovens übersichtlicher ist, markieren doch allein Kremer / Argerich (DGG), das Progressive betonend, Perlman / Ashkenazy (Decca) in klanglicher Perfektion oder die warmherzige Intensität von Oistrach / Oborin (Decca), um nur einige ältere zu nennen, allenfalls gleichberechtigte Positionen der Gestaltung auf ebenbürtig virtuoser Höhe.

    Das Duo Neudauer-Rivinius hat solche Etiketten auch gar nicht nötig. Markiert ihre Neueinspielung doch einen goldenen Mittelweg, der gar nichts Mittelmäßiges hat, sondern vor allem auf die perfekte Balance beider Instrumente und somit der musikalischen Aussagen Wert legt, was auch die Tontechnik großartig einfängt. Hier wird nicht der grelle Kontrast betont, nicht das auffahrend "Beethoven-hafte", nicht mal in der schon erwähnten "Kreutzer"-Sonate, die hier in all ihrer Größe erfasst wird, ohne Details überzubetonen, sondern das Zusammenspiel. Man hört das "überrascht von Freude", um C.S. Lewis zu zitieren, und mit der Ahnung, dass man sich diese Aufnahme immer wieder vorspielen wird.

    Wenn Beethoven der Klaviersonate und dem Streichquartett womöglich seine tiefsten musikalischen Gedanken und innovativsten Formexperimente anvertraut hat, gab ihm die Violinsonate Gelegenheit, auch mal die Melodie aussingen zu lassen, das Fließend-Harmonische zu betonen - natürlich in der notorischen "Frühlings"-Sonate, aber auch dem Adagio molto Expressive der Nr. 6 -, und dem trägt diese Einspielung wunderbar Rechnung. Sie schlägt den Bogen von den jugendfrischen Sonaten op. 12, die mir ebenso lieb sind wie die frühen Streichquartette op. 18, bis zur gesammelten und fast schon altersweisen Sprache des letzten Sonaten-Worts op. 96 - und was für einen Bogen! Dafür sind beide Partner verantwortlich, hier "begleitet" nicht einer die andere, hier wird auf allerhöchstem Niveau kommuniziert, und wir dürfen dabei sein.

    Ob man das nun die einzige Referenz dieses letztlich kaum auslotbaren Werkkomplexes nennen will oder einfach nur einen Schatz - das ist nicht so wichtig.
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    Ein Kommentar
    Anonym
    23.07.2025

    Geschätzt überragende Werte

    Einmal abgesehen davon, dass Beethovens Werk für Klavier und Violine nicht auf Augenhöhe mit seinem für Klavier-Solo und dem für Streichquartett vergleichbar ist, bieten Neudauer und Rivinius für cpo eine sehr stimmig und schön gespielte Gesamtaufnahme. Allerdings höre ich im Vergleich zu andren 'nur' Teil-Einspielungen nicht den überragend musikalischen oder nur spiel-instrumentalen Wert.
    Zehetmair und Frager, z.B., haben da für die Frühlings-und Kreutzer-Sonaten doch musikalisch profunder Gestaltetes offenbart. gmr.
    Symphonien F-Dur, g-moll, A-Dur, a-moll Symphonien F-Dur, g-moll, A-Dur, a-moll (CD)
    25.06.2025
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Böhme in Wien

    Auch wenn man weiß, welch großen Anteil die "böhmischen Musikanten" an der Entwicklung der Wiener Klassik hatten, ist es doch interessant zu lesen - in einem schmalen, aber konzentrierten Booklet -, dass Vanhals Symphonien früher als jene von Haydn im Ausland, z.B. in London, bekannt und beliebt waren. Ein Ausdruck ihrer Qualität natürlich, die man gleich heraushört, auch wenn man ebenfalls weiß, auf welch verschlungenen Wegen und wie spät der "Vater der Symphonie" aus seiner Esterhazy-Enklave zu internationaler Berühmtheit gelangte und dass dazu auch jenes Quäntchen Glück gehörte wie zu jeder künstlerischen Karriere (und die in Haydns Falle den Namen des Kollegen und Konzertveranstalters Salomon trug). Das Glückhafte in Person von guten Ausbildern und geneigten Mäzenen weist auch Vanhals Laufbahn auf, der immerhin aus einer Familie von Leibeigenen (!) stammte. 77 Symphonien soll er komponiert haben, und in den vorliegenden vier fällt der musikantische Gestus, die Spielfreude auf, aber auch die Ausgeglichenheit, die schon "klassisch" genannt werden kann, obwohl die Einspielung gleich mit einer g-moll-Symphonie aufwartet, deren unruhig drängender Beginn eine Hörspannung erzeugt, die durchaus Mozarts "kleiner" g-moll und den entsprechenden Sturm-und-Drang-Werken von Haydn ähnelt. Und so wie letzterer auch bis in die Londoner Periode hinein immer wieder Solopassagen für seine Kapelle und die Uraufführenden schrieb, erfreut auch Vanhal mit solchen. Eine feine Veröffentlichung im vollen Orchestersound des gutgelaunten Münchner Rundfunkorchesters, die beispielsweise Liebhaber der CHANDOS-Reihe "Contemporaries of Mozart" eher ansprechen wird als Originalklang-Puristen.
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    15.06.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Meisterliches aus Münster

    Das orchestrale Oeuvre Julius Otto Grimms ist schmal - somit wird mit dieser Symphonie und einer Suite, die eine Reflexion auf ältere Formen wie Bachs Orchestersuiten ist, seine Bandbreite gut erkennbar. Erstaunlich ist die hohe Spielkultur des Sinfonieorchesters Münster, der Stadt, deren Musikleben Grimm vier Jahrzehnte geprägt hat, unter Golo Berg. Ihre energetische Interpretation passt gut zum heroisch vorwärtsdrängenden Gestus von op. 19 mit blitzenden Blechbläser-Akzenten nach düsterem Beginn, der wiederum von einem überraschend "leichten" und quecksilbrigen Finale kontrastiert wird, das ein bisschen nach Schuberts frühen Scherzi klingt. Brahms-Freund Grimm komponierte konservativ, war auch dezidiert gegen die "Neutöner" um Liszt und Wagner eingestellt, aber dieses selbstbewusst weiträumige Werk klingt nicht nach Imitat. Die Zweite Suite, Brahms gewidmet und von diesem charakteristisch ausweichend und zurückhaltend kommentiert ("Jetzt lass dich recht gehen und suche schöne Musik!"), gefällt dem Hörer trotzdem in ihrem gravitätisch-festlichen Auftritt und der Beherrschung der Form: Hier kommt nicht das Neue, aber das Alte ist noch nicht altes Eisen.
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    12.06.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Im Geist der "pastoral school"

    Diese schöne Aufnahme ist schon die 4. der Reihe, und sie bietet erneut Gelegenheit, über das Element des "Pastoralen" in der britischen Musik nachzusinnen. Das hat wenig mit Beethovens 6. Symphonie zu tun, viel aber mit der English Pastoral School, jenem lockeren Zusammenschluss von einheimischen Komponisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts - darunter heute namhafte wie Vaughan-Williams, Gustav Holst, Frederick Delius -, die auf der Suche nach einem neuen Nationalstil und der Emanzipation von der deutsch dominierten Musik waren.

    Innige Naturbetrachtung bzw. Betrachtung der Kulturlandschaften Englands, die Sammlung von Volksliedern und die Inspiration durch Tudor-Komponisten (Tallis-Fantasie!) schufen dann in Verbindung mit diesen individuellen Talenten einen Stil, der sich immer wieder abwandeln ließ und offen war für individuelle Weiterentwicklung und der allmählich als "typisch britisch" erkannt werden konnte. In Streicherkompositionen und der alt-neuen Suitenform scheint er sich besonders zu spiegeln, so auch hier: keine gewaltigen Konflikte (auch durch die Verwendung des reinen Streicherapparates), kein ambitionierter Bau neuer Welten wie in der deutsch geprägten Symphonik bis zu Mahler, stattdessen Kontemplation und so etwas wie ein Gefühl des Aufgehobenseins.

    Negativ ausgedrückt: "Wie eine Kuh, die über den Zaun glotzt", klang das nach einem bösen Kritikerwort - gemünzt auf Vaughan-Williams, aber besonders ungerecht angesichts dessen auch "Pastoral Symphony" genannter 3., die eigentlich auf ganz verinnerlichte Weise die selbst erlebten Verluste und Schrecken des 1. Weltkriegs reflektiert, in Echotönen einer idyllischeren Vergangenheit. Ich höre auch in diesen kleineren Werken viel von diesem gezügelten Umgang mit Gefühl, der auch britisch genannt werden kann, und von der "craftsmanship", mit der auch die weniger bekannten Komponisten mit vorgegebenen Formen umgingen. Eine sehr verdienstvolle Reihe, und der Brite Douglas Bostock ist der Richtige, um diesen speziellen Ton auch einem deutschen Orchester zu entlocken, nämlich dem wunderbaren Südwestdeutschen Kammerorchester (seine letzte mir bekannte Großtat war die zehnteilige "British Symphonic Collection" auf Membran, teils mit den Münchner Symphonikern und inzwischen vergriffen).

    Pforzheim war übrigens nach einem Fliegerangriff der Alliierten eine der am stärksten zerstörten deutschen Städte, und vorher Sitz vieler Rüstungsbetriebe, deren Produkte auch britische Städte verheert hatten. Vielleicht ist diese Zusammenarbeit ja auch ein Baustein zur Versöhnung - durch Musik.
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    09.06.2025
    Booklet:
    5 von 5
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    4 von 5
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    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Klein und fein ... oder grand und grande?

    Helene Liebmann - in eine reiche Berliner Familie jüdischer Herkunft hineingeboren, wie Mendelssohn, wie Meyerbeer. Komponistin, Pianistin, Sängerin - aber veröffentlicht hat sie nur in der kurzen Zeitspanne zwischen 1811 und 1817, anders als die genannten zu Lebzeiten so erfolgreichen Kollegen. Da fällt es schwer, NICHT nachzudenken über die unterschiedlichen Chancen von Männern und Frauen in der Musikgeschichte, selbst wenn deren Startchancen vergleichbar gut waren ...

    Ramón Jaffés blühender Celloton führt hinein in die kleine feine Welt von Liebmanns Kammermusik; in der "Grande Sonate" schmiegt er sich gelungen an an Monica Gutmans aufmerksames Klavierspiel, das mehr ist als Begleitung; dies ist eine echte Duosonate. Sie beginnt mozartisch, sie endet auch mit einem Variationensatz zu Là ci darem la Mano. Kurios die Benennung der Stücke: zu einem op. 11 zusammengefasst mit einem ebenfalls "Grand" genannten Trio, also einer anderen Besetzung, hierzu ist mir kein weiteres Beispiel bekannt. Vertraute sie dem "Grand" dann doch nicht ganz? Das Trio klingt schon nach dem frühen Beethoven, besonders in der autonomen Melodieführung aller drei Instrumente, wenngleich etwas gezähmter. Die spätere Violinsonate fällt für mich dann etwas ab - weniger kompositorisch als vom etwas strähnigen und unebenen Geigenklang. Das kann zwar auch an der Aufnahme liegen; immerhin sind Gernot Süßmuths Meriten als Konzertmeister und Mitglied im Petersen-Quartett beachtlich, aber vielleicht liegen sie auch schon etwas zurück. Dem Eindruck gediegener Kammermusik, die kennenzulernen sich lohnt, tut das kaum Abbruch.
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    06.06.2025
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    5 von 5
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    4 von 5
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    5 von 5
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    Repertoirewert:
    5 von 5

    Non petite, non solennelle ...

    ... das bekannteste Bonmot über Rossinis Spätwerk, sie sei weder klein noch feierlich: es passt zum Humor des Genies der opera buffa, aber es geht als Pointe an diesem wunderbaren Werk etwas vorbei. Es ist eine andere Feierlichkeit, zu der Rossini hier einlädt, schon mit den ersten Takten, die sich herrlich überraschend "anschleichen": Das soll eine Messe sein? Klar wird dann in der meisterhaften Stimmbehandlung und der ununterbrochenen Abfolge unkonventioneller Ideen bei gleichzeitiger Befolgung des Messtextes: Das ist eine, das ist tief empfundene geistliche Musik - und es ist Rossini! Und damit ein Antidot zu den Breitwand-Glaubensverkündungen à la Berlioz, denen man ja nie ganz glauben kann, die auf totalen Effekt geschrieben sind. Man merkt schon, ich liebe Rossini, und ich liebe auch das Spätwerk, in dem er seine Empfindsamkeit noch stärker maskiert hat - wie ja auch in seinen eigenen ironischen Kommentaren dazu (analog vielleicht zur Selbsttarnung eines Brahms, der den mörderisch schweren zweiten Satz des Zweiten Klavierkonzertes als "ganz ganz kleines Scherzo" bezeichnete). Die Gefühle, auch die komponierten, "nicht auf der Zunge zu tragen", muss sie nicht selbst in Verdacht bringen. Ob man dieser Aufnahme gleich eine Referenz-Krone aufsetzen muss, würde ich eher bezweifeln, aber sie ist über weite Strecken sehr schön gelungen, gerade weil sie das Besondere, das Nahbare und Intime betont. Dazu gehören eine diszipliniert singende Rheinische Kantorei, der silberne Klang des Èrard von Tobias Koch, dessen informierte Virtuosität ja außer Zweifel steht (vielleicht hat er keinen zweiten Pianisten mit diesen Fähigkeiten gefunden, so dass er die originalen zwei Klaviere auf eines reduzieren musste?), und die wirklich engelsgleich singenden Damen Mields und Pieper: nicht häufig schmiegt sich ein Alt derart harmonisch an einen Sopran an. Die vibratoarme Stimme allerdings, die dem Uraufführungstenor Gardoni bescheinigt wurde, würde ich Tobias Hunger zumindest hier nicht zubilligen, da wird schon ziemlich tremoliert, und beiden Herren, auch dem Bass, hört man in den Rossini'schen Höhen manchmal etwas Anstrengung an. Die meisten Einspielungen, die als Referenz galten - Sawallisch, Chailly - sind nur gebraucht im Handel. Meine DECCA-Vergleichseinspielung von 1978 unter dem renommierten Chordirigenten László Heltay verfügte über erste Kräfte in den Solopartien - insbesondere Robert Tear -, kann aber diese historisch informierte Alternative gut vertragen: man kann nie genug Rossini hören!
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    30.05.2025
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    5 von 5
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    5 von 5
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    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Telemann in den besten Jahren

    Die wachsende Telemann-Fangemeinde ist zweifellos zu einem Großteil auf CD-Produktionen zurückzuführen, beginnend mit den erstklassigen Einspielungen von Simon Standage und dem Collegium Musicum 90 auf CHANDOS und fortgesetzt mit der Fülle von cpo-Veröffentlichungen mit wechselnden Künstlern und Ensembles, deren neueste hier vorliegt. Gerade die Ouvertüren präsentieren den nie versiegenden Ideenstrom des Barockmeisters: in den Themen, in der Behandlung und dem Zusammenspiel der Instrumente, von denen er selbst ja so viele beherrschte, und im alles zusammenhaltenden herzhaft-herzlichen Telemann-Tonfall, den man immer mehr als Personalstil begreift, je mehr man von ihm hört - obwohl es so etwas im Barockzeitalter strenggenommen ja noch nicht gab und der Geniekult und das Hervortreten des komponierenden Individuums Späteren vorbehalten blieb - wie Telemanns Nachfolger als Hamburger Musikdirektor Carl Philipp Emanuel Bach. Dass von dessen Zeitgenossen die Blüte des Hamburger Musiklebens quasi auf Telemann allein zurückgeführt wurde: was für eine Leistung, was für ein Erbe! Doch das Musikantische, das Leichte und Spielerisch-Selbstverständliche, es steht hier im Vordergrund, auch wenn es im Hintergrund gehört werden kann, und es wird vom Barockorchester L'Orfeo hervorragend getroffen. Sympathisch auch, dass dessen sonstige Leiterin Michi Gaigg hier ihrer Kollegin van Heerden die Leitung überlässt, aber mit-geigt: Eine Produktion mit (Ensemble-) Geist!
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    25.05.2025
    Booklet:
    5 von 5
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    5 von 5
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    5 von 5
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    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Der andere Haydn

    Äußerlich mag der jüngere Haydn ein wenig ereignisreiches Leben geführt haben, das 1762 in einer Kapellmeisterstelle am Salzburger Hof gipfelte, die er bis zu seinem Tod 1806 innehatte - aber das gilt ja so ähnlich auch für den großen Joseph. Dessen lange Jahre am Hof der Fürsten Esterhazy zwangen ihn nach eigenem Bekunden, von der Welt abgesondert "original zu werden", was sich dann in den großen Innovationen im Bereich Streichquartett und Symphonie niederschlug (von Klaviertrios, Klaviersonaten usw. nicht zu reden) und in den Lorbeeren, die er als alter Meister in London entgegennehmen durfte. Derart strahlenbekränzt war Michaels Leben nicht. Er komponierte zeitlebens sicher stärker an der Konvention entlang, am Bestellten und Gewollten, aber innerhalb dieser Grenzen, wie man hier hört, liebenswert, gekonnt, ideenreich. Mit den Allergrößten verglichen zu werden, mag ungerecht sein - aufschlussreich ist es aber auch: Wer in dieser fantastischen und schön gestalteten Sammlung beispielsweise die CDs 8 und 11 hört, lernt mit den Symphonien 34 bis 39 jene Werke kennen, die Haydn d.J. im Jahr schrieb, als Mozart zu seiner atemberaubenden Trilogie der Symphonien 39 bis 41 ("Jupiter") ansetzte, und wundert sich über den Zufall, dass auch Haydns Symphonienschaffen mit den Nummern 40 und 41 endete. Natürlich ist der Abstand kosmisch, der Gedankenflug Mozarts und seine kompositorische Meisterschaft unerreichbar, aber gerade durch die bodenständigeren, gefällig unterhaltsamen Werke Michael Haydns wird das noch einmal wunderbar deutlich. Die Symphonien weisen dabei durchaus stellenweise auch schmerzliche, intime, beredsame Züge auf, markieren aber sicherlich noch das ausgeglichene Ideal einer "Klassik", die sich selbst noch nicht als solche empfand, sondern als Musik ihrer Zeit und der Ideale der Aufklärung. Nicht alles für moderne Ohren gleich spannend; die Divertimenti haben sicher nicht alle die gleiche kompositorische Eleganz wie jene großangelegte Serenade in D (P. 87), die Ludwig Güttler vor Jahren von diesem Komponisten vorlegte und damit überraschend auf seinen Rang aufmerksam machte. Aber als Konvolut eines trotz des großen Namens ja immer noch wenig bekannten Werkes ist diese Box schlicht: konkurrenzlos!

    Gut gemacht, Bro, würde Joseph wohl heute sagen ... ;)
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    24.05.2025
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    5 von 5
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    4 von 5
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    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Ein musikalischer Spaß(macher)

    Wer schon immer wissen wollte, wie sich der berühmte Abbé Vogler anhört, der als musikalischer Tausendsassa und Lehrer u.a. der Operngrößen Weber und Meyerbeer durch die Berichte der Zeitgenossen spukt wie eine Figur von Jean Paul - hier kann er es! Das ist mit Pauken und Trompeten schon sehr auf den Theater-Effekt komponiert, ein zu beeindruckendes Publikum fest im Blick, freilich mit Augenzwinkern: Die "Kreuzfahrer" landen nicht nur mit der obligatorischen "Türkenmusik" im Orient, die ja auch Rivale Mozart nicht verschmähte - mitkomponiert ist auch gleich der Säbel-gegen-Schwert-Kampf. Mozart schmähte den munteren Macher als reinen Spaßmacher, was wohl Voglers Nachruhm nicht gefördert hat; allerdings fragt man sich anhand der ursprünglich "Bayerische Symphonie" betitelten gleichfalls recht theatralischen Scala-Symphonie mit ihrem Weihnachtslied-Andantino und der kontrapunktisch verschraubten C-Dur-Tonleiter im Finale (Jupiter, ick hör dir trapsen...) belustigt, wie substanzreich das alles nun eigentlich ist. Können muss man schon was, um so zu komponieren - allein: wofür? Die CD macht trotzdem oder gerade deswegen Spaß; immerhin erspart sie uns Vogler-Kreationen wie das "Jüngste Gericht nach Rubens" für Orgel oder den gleichfalls für Voglers Parade-Instrument komponierten heroischen Tod des Herzogs von Braunschweig in den Fluten der Oder. Der von mir sehr geschätzte Howard Griffiths überträgt mal wieder eine Portion Extra-Energie auf das spielfreudige Münchner Rundfunkorchester, und mit ihrer Hilfe grüßt ein vielleicht nicht ganz großer, aber sehr origineller Künstler über die Jahrhunderte hinweg.
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    22.05.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Beeindruckend: Barraine

    Vorweg: Atonal ist die Musik Elsa Barraines nicht, also weiterhin auf Grundtöne hin organisiert - wenn sie auch dissonanzenreich ist und auf scharfe Kontraste setzt. Die Symphonikerin hat ihrem aufgewühlten Jahrhundert gerecht werden wollen, und sie tat das mit Mitteln, die an einen Prokofieff, einen Strawinsky erinnern, wobei sie deren Grimassen und Augenzwinkern durch einen überwiegend ernsten Tonfall konterkariert. Eine Symphonie mit dem Untertitel "Krieg", ein symphonischer Kommentar zu Pogromen, eine Trauermusik, in der sich barocke Vorbilder spiegeln (sowie bereits deren Imitationen in der französischen Kunstmusik wie Ravels "Tombeau de Couperin") - das ist keine Musik zum Zurücklehnen, und das hohe, durchgehend spürbare Engagement darf man ihr glauben. Selbst war sie als Jüdin und Kommunistin eine Gefährdete, betroffen weit über modisch-kokette Gesellschaftskritik hinaus. Vom Staat subventionieren ließ sich gewissermaßen zwar auch Barraine, als sie mit dem Prix de Rome einen dreijährigen Studienaufenthalt in der Villa Medici gewann - aber dieser Aufenthalt wurde ab 1930 zu ihrer ersten Begegnung mit dem Faschismus. Mitarbeit im Widerstand, Verfolgung und Verhaftung, Berufsverbot und letztlich Lebensgefahr - Elsa Barraine trotzte diesem Lebensschicksal eine klar organisierte, hier von einer noch jungen Dirigentin beeindruckend eingespielte Musik ab (toll die WDR-Bläsergruppe), die zwar Inseln der Schönheit und Ruhe kennt, diese aber immer in Kontrast zu Bedrohung und Härte setzt. Es konnte wohl nicht anders sein.
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    Gesamteindruck:
    3 von 5
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    4 von 5
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    4 von 5
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    3 von 5

    "Etwas damenartig" ...

    ... wie Sterkels Klavierspiel im Vergleich zum ruppiger aufspielenden Beethoven vom Zeitzeugen Ferdinand Ries genannt wurde: das würde man heute natürlich so nicht mehr schreiben, aber es verweist auf den gefällig-galanten (auch Kompositions-) Stil des wohl auch als Hofmann begabten und gewandten Sterkel. Nicht jeder ist ein Rebell. Dem Mit-Rezensenten "meiernberg" ist Recht zu geben, dass die vorliegenden Symphonien und auch das Klavierkonzert den Hörer ein wenig lauwarm lassen, und auch seiner Beobachtung, dass die ältere Ehrhardt-Aufnahme mit l'arte del mondo es schon mehr krachen und funkeln lässt. Symphonien, die im Gestus an manches aus der CHANDOS-Reihe "Contemporaries of Mozart" erinnern, aber nicht an deren stärkere Stücke wie Salieri, Vanhal, Krommer, ein unterhaltsames Klavierkonzert im Plauderton: das klingt alles hübsch, das treibt keine Mainzer oder Mergentheimer Honoratioren aus dem Ohrensessel empor. Das Südwestdeutsche Kammerorchester spielt tadellos, vermeidet Härten und Übertreibungen und stellt so einen zu Lebzeiten durchaus erfolgreichen Komponisten vor, aber eben auch dessen Zeitgebundenheit.
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    17.05.2025
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    5 von 5
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    5 von 5
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    5 von 5
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    5 von 5

    In ruhig fließender Bewegung

    Natürlich, diese Satzbezeichnung von Gustav Mahler konnte John Field Anfang des 19. Jahrhunderts noch nicht kennen, aber sie passt eigentlich perfekt zum Gestus seiner Nachtstücke - und der Art, wie Alice Sara Ott sie spielt. Waren Fields Werke bisher vor allem die Domäne irischer Pianisten (namentlich John O'Conor und Miceal O'Rourke), scheint die deutsch-japanische Pianistin deren Einspielungen etwas Eigenes hinzufügen zu wollen, wie ihr kluger und liebevoller Essay im Beiheft ausführt. Dieses Eigene scheint mir nicht nur ihr hypersensibler Klangsinn zu sein, mit dem sie den Eigenheiten einzelner Nocturnes nachspürt, sondern gleichzeitig das Bemühen, sie zugänglich klingen zu lassen wie ein intimes Gespräch. Die Tontechnik unterstützt das, und so dürfte die Aufnahme tatsächlich den Wunsch der Künstlerin wahr machen, mehr Menschen für das Oeuvre des Iren zu begeistern, der zu Lebzeiten gefeiert wurde, bis sein eigener, vermutlich durch den Alkohol verursachter Abstieg in die Nacht begann.

    Es ist hier darauf hinzuweisen, dass die junge Pianistin Elizabeth Joy Roe auf Decca bereits 2016 eine wunderschöne Gesamtdarstellung der Field'schen Nocturnes vorgelegt hat, welche die schlichte Liedhaftigkeit gerade der frühen Stücke betont, aber meines Wissens hierzulande nur online greifbar ist.
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