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    2. Alle Rezensionen von JAW-Records bei jpc.de

    JAW-Records Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 08. März 2011
    "Hilfreich"-Bewertungen: 3403
    271 Rezensionen
    Teresa Stich-Randall  - L'Art de Teresa Stich-Randall - L'Art de (CD)
    09.07.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    1A Digital-Transfer!

    Teresa Stich-Randall war und ist (in den auf uns überkommenen Aufnahmen) eine der ganz wenigen technisch absolut perfekten Sängerinnen (z.B. Kontrolle über Stimmführung, Atem, Klangfarben), deren singen durchaus auch als instrumental zu bezeichnen ist - und bei der das dennoch immer beseelt und unmanieriert erscheint - Diese wunderbare 4CD-Veröffentlichung erübrigt endlich ein 4-LP-Box eines französischen Labels.
    Ein paar der Titel:
    Händel - Cäcilien-Ode
    Bach - "Jauchzet Gott in allen Landen"
    Mozart - "Exultate jubilate" + Messen KV317 + KV339
    Lieber von Mozart, Schubert, Strauss
    Arien aus Cosi fan tutte, La Traviata, Louise, Tosca, Adiadne auf Naxos,
    und noch anderes

    Nur zwei Sätze zum Digtaltransfer der analogen Bänder:
    Da wurde ALLERBESTE Arbeit geleistet. Es klingt alles deutlich besser als es auf Platte zu hören war (was keineswegs selbstverständlich ist!)

    Eine wunderbare Kollektion!
    Bettina Boller,Violine Bettina Boller,Violine (CD)
    09.07.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    unerhört !

    Nun gibt es einige konservierte Aufführungen dieser sehr gelungenen komplexen Komposition Furtwänglers: Wollong, Huhn, Unger, Kang, Porta (Download), Abel (Rundfunk) ...

    All diese Aufführungen sind achtenswert, schon aus folgendem Grund: Wer dieses Stück macht, hat eine besondere Leidenschaft für diese Musik. Sonst tut man sich die Mühe des Einübens nicht an.

    Ich schätze (und da meine ich immer das Duo):

    1. an Wollong die Souveränität und Kraft, die Sonate wird "einfach" ganz selbstverständlich
    2. an Unger den großen Atem und das Gespür für das Romantische (wobei mir der dritte Satz etwas zu brav geraten ist) und
    3. an Huhn die Ausgewogenheit und Klarheit - einen insgesamt von mir als "klassisch" empfundenen Ansatz.

    Bettina Boller und Walter Prosnitz sind aber mein Seelenfavorit! Das tiefe Eindringen in unbeschreibliche Bereiche durch eine fantasievolle mutige Klanglichkeit bis zur schier sich auflösender Zerbrechlichkeit packt von Anfang bis Ende der "Sonaten-Sinfonie". Hier öffnet sich ganz Neues, bis dahin noch Ungesagtes - wird die Musik zur Erschütterung! Dazu trägt auch die innerlich freien(!) und empfindungs-logischen(!) Tempomodifikationen bei. Die Musik erlebt eine Ekstase, wie ich sie bei Kammermusikaufführungen ganz selten erlebt habe ... jeder Ton ist ein Appell ...
    Anders gesagt: Die Musik brennt wie Feuer!

    Der Aufnahmeklang ist phantastisch, der Klang des Flügels dem der Violine sehr adäquat, die Energie, Leidenschaft und Differenziertheit des Pianisten der Geigerin ebenbürtig, es wurde minuziös bis ins kleinste klangliche Ereignis gearbeitet - und dann bei der Aufnahme so gespielt, wie wenn es eine spontane Eingebung wäre. DAS ist nicht zu "toppen"!!!

    Eine Einspielung und Musik, die wahrhaft und zutiefst ergreift ...
    Aida Aida (CD)
    09.07.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    neues gutes Remastering!

    Eine wunderbare Aufführung mit großartiger Sängerbesetzung, welche nicht nur durch die gerühmten Namen glänzt (wie hie und da bei heutigen Produktionen), sondern durch diese auch mit tiefem Verständnis der Rolen, Wahrhaftigkeit und Leidenschaft gefüllt wird!

    Das neue Remastering der RCA-Einspielung ist ausgezeichnet! Diese Ausgabe lohnt sich durchaus, auch wenn Sie die BMG-Box aus den 90zigern schon besitzen.

    Die Feinheiten im Gesang und die hohe Qualität dieser späten Mono-Aufnahme werden hier viel klarer hörbar.
    Eine wichtige Alternative zu Toscanini und Solti!
    Hermann Scherchen conducts Hermann Scherchen conducts (CD)
    09.07.2014
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    2 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    mutiger Scherchen, freier Beethoven - und leider verstümmelter Mahler ...

    **** Beethoven Neunte (1965) - Mutiger Scherchen, freier Beethoven

    Die Mailänder Aufführung der Beethoven Neunten von 1965 ist sehr verschieden von der neun Jahre früher entstandenen Studioaufnahme von 1953 aus Wien, die fast 11 Minuten länger dauerte. Damals führte Scherchen in Wien Beethoven eher in „bedächtigen“ Tempi auf, die weit unter den Angaben Beethovens standen. Auch die Aussage ist in eine eher statische Form gegossen. Schon zu dieser Zeit war Scherchens Beethoven-Bild eigentlich ein anderes (siehe die RPO-Aufnahmen!), besonders was die Tempi anbetrifft. In diesem Fall der Neunten hier sind aber die Grundtempi gar nicht das Besondere, sonder der viel freiere Umgang mit diesen. Mit ein Grund dafür mag sein, dass es sich um den Mitschnitt einer Live-Aufführung handelt und um keine Studioproduktion, die bekanntlich ja tendenziell bei den meisten Dirigenten etwas steifer ausfallen.

    Scherchen liegt auch 1965 mit dem Grundtempo ca.72 noch 20% unter Beethovens Angabe (88) für den Kopfsatz, ebenso im Adagio/Andante mit ca. 50/56 (Beethoven (60/63). Das Scherzo ist mit ~120 allerdings sogar noch etwas treibender als von Beethoven mit 116 notiert, das Trio liegt sogar bei ~172 abstelle von 116! Das einleitende Presto des Finalsatzes ist extrem schrill und chaotisch. Aber genau DAS wollte Beethoven da ja auch wohl erreichen... Das Allegro assai des Finales mit den vielen Tempobezeichnungen beginnt mit 60 (Beethoven 80), noch langsamer als in der Wiener Aufnahme, um dann doch auf 76 anzuziehen. Das Allegro assai vivace (alla Marcia) beginnt mit 52 und acceleriert auf 62 (Beethoven 84), das Andante maestoso ist mit 54 ebenfalls deutlich breiter als Beethovens Angabe (72). Hier auf einzelne Tempi einzugehen würde den Rahmen dieser kleinen Besprechung sprengen. Außerdem muss man das Ergebnis der vielen (zu) langsam, mancher (zu) schnell, der Accelerandi usw einfach HÖREN! Dem einen erschließt sich das als stimmig, dem anderen nicht. Wenn auch manche Details für mich nicht ganz zwingend schlüssig klingen, so ist alles(!) eine äußerst persönliche feurige Umsetzung mit allem Herzblut.
    Nebenbei: Der Bassist Raffaele Arie hat natürlich deutlich mehr zu bieten als Richard Standen in der Aufnahme von 1953.
    Der neue Digitaltransfer der Mono-Bänder ist sehr gut gelungen, wenn auch mit deutlicher zu starker Betonung der tiefsten Bass-Frequenzen.

    ** - *** Mahlers (?!?) Fünfte – leider völlig verstümmelt

    Ja was soll man da sagen – ein Kuriosum… Scherchen war einfach der ultimative Querkopf, noch extremer als Klemperer - z.B. Letzteren Eigenkomposition der Koda von Mendelssohns Schottischer (anstelle des A-Dur-Hymnus) oder die radikalen Streichungen im Finale in der Bruckner Achten.
    Das Scherzo in Mahlers Fünften von 17 Min auf gute 5 Min herunter zu streichen ist einfach jenseitig sinnlos. Das Adagietto von 8 bis maximal 10 Minuten Spielzeit auf über 13 Min auszudehnen grotesk (es ist ja nicht mit „largissimo“ überschrieben). Der zweite Satz beginnt furioser als Bruno Walter in der CBS-Platte von 1945 (fantastisch!), um in dem schmachtenden Gesangsteil dann langsamer als Barbirolli und Wyn Morris (beide ebenfalls großartig!) zu werden. Im Finale wird dann auch kurzerhand ein Drittel weggelassen.
    Fazit:
    Von Mahler Konzeption quasi zweier Kopfsätze (einer mehr davon Exposition, der andere mehr Durchführung), dann einem riesiges Scherzo als Zentrum der Sinfonie, dann einer dritten Abteilung mit „einleitendem“ Adagietto zu einem großen überbordenden Fugatofinale ist NICHTS übrig geblieben. Dafür haben wir zwei extrem zerklüftete Eingangsätze, "so ne Art Anfang von Scherzo" (war da was?), ein langes und zerdehntes Largo (weil nicht als solches gedacht) und ein völlig amputiertes Finale. Natürlich wird sehr ernsthaft und äußerst engagiert musiziert, Scherchen gibt sein Herzblut und die Musiker wachsen in der Furiosität über sich hinaus (2tes Satz, Schluss des Finales!) – aber WOZU DAS ALLES?!
    Im Grunde ist die Aufführung einfach nur GROTESK – etwas für eine weinselige Stunde mit einem Mahler-Freund – also eine Art Spaß „(un)musikalischer Spaß“ oder „Foster Jenkins auf Orchester“. Aber ab einem gewissen Alter bleibt einem das Lachen über so etwas vielleicht doch im Halse stecken ... Na, dann halt als Lehrstunde höre - aber: WOFÜR? Dass auch ein großer Dirigent sich völlig verrennen kann? Vielleicht hatte diese Aufführung damals für die Mahler-Rezeption in Italien ihr Berechtigung - in dem Sinne wie Bruckner die Aufführungen zu seinen Lebzeiten sah ("Hauptsache aufgeführt, wie auch immer - aber dafür nur in reiner Form der Nachwelt hinterlassen!")... Aber ob MAHLER so eine Verstümmelung bei einer Aufführung akzeptiert hätte ?
    Vielleicht gibt es ja doch etwas aus dem Ganzen zu lernen: Nicht jeder Mitschnitt eines Konzertes sollte auch der Nachwelt als CD präsentiert werden - schon aus Pietätsgründen ;-)
    Das Orchesterspiel in Mahlers Fünfter ist teilweise ganz unglaublich: Scherchen konnte Musikern wirklich alles entlocken! Dafür ist bei der Fünften der quasi dritte Stern...
    The Art of Julian Bream The Art of Julian Bream (CD)
    09.07.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    . . . eine Alternative . . .

    . . . ist diese sehr schön gestaltete Julian Bream CD - nicht mehr und nicht weniger. Denn alle Aufnahmen dieser Lizenz-CD (Cherry Red Records) waren allesamt bei der RCA veröffentlicht und sind es auch zur Zeit z.B. in der großen grünen Bream-Box. Allerdings nicht in dieser Zusammenstellung...

    Drei Punkte sprechen außer dem schönen Cover (ein Alternativ-Cover zu dem auf der Rückseite des Textheftes abgebildeten bekannten originalen RCA-Cover?) aber klar für diese CD:

    1. Die Zusammenstellung ist attraktiv - mal nicht das übliche Populäre.

    2. Die Überspielung ist besser als die der alten weißen Einzel-CDs der ersten Bream-Box (und fast so gut wie die der neuen grünen Box)

    3. Das kleine englischsprachige CD-Heft ist ebenfalls schön gestaltet und informativ.

    Wer also nicht "ein paar Kilo" Julian Bream kaufen möchte, sondern nur eine CD mit wunderbaren Einspielungen von Scarlatti bis Berkeley, sollte zugreifen. Julian Bream spielt jedes der Stücke für mein Klangempfinden und musikalisches Verständnis traumhaft.

    INHALT DER CD:

    Arnold: Gitarrenkonzert op.67 (mit Melos Ensemble)
    Berkeley: Sonatina op.52, Nr.1
    Rodrigo: En los trigales
    Ravel: Pavane
    Roussel: Segovia
    Frescobaldi: Aria
    Mateo Albeniz: Sonata in D
    Scarlatti: Sonaten e-moll K11 und K87
    Cimanrosa: 2 Sonaten
    Turina: Homenaje a Tarrega
    DE Falla: Homenaje pour le tombeau de Debussy
    Hans Rosbaud Hans Rosbaud (CD)
    09.07.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Debussy und Sibelius aus Deutschland

    "Musikalische Fachleute glauben, dass der größte lebende Dirigent Toscanini sei: Musiker wissen (jedoch), dass es Hand Rosbaud ist" (Francis Poulenc, 1954)

    Auch wenn das Zitat auf dem CD-Cover etwas "protzt" und von Poulenc vielleicht nicht für öffentliche Ohren bestimmt war: Hans Rosbaud war nicht nur im deutschsprachigen Raum einer der wichtigsten Dirigenten für Debussy und Sibelius. Es gibt z.B. sehr schöne Sibelius-Aufnahmen bei der DG und auch eine großartige Fünfte mit dem SWF-Orchester.

    Rosbaud beachtet im Kopfsatz der Sibelius Sechsten sehr das Allegro MOLTO MODERATO. Somit liegt er mit 11:15 min nochmal fast zwei Minuten über den schon sehr breiten Interpretationen von Barbirolli und Berglund (beide EMI). Die Aussage ist sehr ernst und herb mit Verzicht auf "heiter-ländliches" Flair. Das gibt diesem Stück eine sonst kaum gehörte Strenge, betont aber (auch durch eine leichte Anhebung der Höhen) auch leider einen rauhen, etwas unsinnlichen Klang.

    Von Debussys "Jeux" gibt es nach wie vor nicht allzu viele inspirierte Aufnahmen. Das mag auch an den Eigenheiten des Stücks liegen ... Rosbauds Produktion ist da eine absolute Bereicherung! Auch die "Trois Nocturnes" sind hörenswert. Da gibt es nichts "Deutsch-Schweres" und schon gar keine interpretatorischen "Mätzchen"...

    Klanglich ist die CD sehr ordentlich. Bei den ICA-Veröffentlichungen hört man keine störenden Bearbeitunseffekte, außer dass das minimal topfige Klangbild von einer Bearbeitung des Raumklangs oder den meinen Ohren nach leicht angehobenen oberen Frequenzen herrührt. Da ich diese Kölner Aufnahmen mit Rosbaud nie im Rundfunk gehört habe (kenne hauptsächlich die SWF-Produktionen) ist das aber nur eine Mutmaßung ...

    Für Verehrer Rosbauds Kunst unverzichtbar und ein beachtliches Dokument
    Strauss conducts Strauss, Mozart, Beethoven Strauss conducts Strauss, Mozart, Beethoven (CD)
    09.07.2014
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Strauss dirigiert hier auch Gluck Mozart Beethoven Cornelius Weber und Wagner ... :-)

    RICHARD STRAUSS ALS DIRIGENT - das ist etwas für Kenner. Also wenig Worte dazu, dass die Aufnahmen allesamt wirklich historisch klingen (aufgenommen elektrisch 1926 bis 1941, die paar Lieder sind akustisch von 1921).

    STRAUSS DIRIGIERT NICHT STRAUSS

    Persönlich habe ich mich besonders auf ein "Wiederhören" der drei letzten Mozart-Sinfonien gefreut. Besonders die große g-moll (40) halte ich trotz minimaler "Verstaubtheiten" für eine großartige Aufführung. Was war Strauss doch für ein im besten Sinne moderner Dirigent! Überblick, Struktur, Ausgewogenheit, Rhythmus, Feuer, aber ohne Lamoyanz o.ä.
    Das zeichnet auch seinen Beethoven aus. Schade, dass die Siebte (wie manch andere seiner eigenen Werke) nicht ganz auf der technischen Höhe der Zeit zu sein scheint (klingt witzig, gell?). Manches klingt sehr gut, anderes halt nur akzeptabel. Aber ANHÖRBAR sind alle Aufnahmen ...
    Und Wagner! Die wuchtige und feurige Holländer-Ouverture und auch das zügig, klar und intensiv dirigerte Tristan-Vorspiel sind hervorragend. Vielleicht konkurrenzlos ist in Witz und Phantasie trotz des historischen Klangbilds die Einspielung der Ouverture "Der Barbier von Bagdad" von Cornelius.

    STRAUSS DIRIGIERT - AUCH WIRKLICH STRAUSS

    Und Strauss? Wer einmal den Filmausschnitt gesehen hat, bei dem Strauss seinen Till Eulenspiegel dirigert (gegen Ende seines Lebens), wird diese Bilder wohl nie im Leben vergessen. Die Aufnahmen hier (ebenso wie die noch später entstandenen mit den WPO) lassen dieses optische Bild aber vergessen bzw. noch mysteriöser erscheinen. Wie kann ein bei der Aufführung augenscheinlich so unbeteiligt wirkender Dirigent solch lebendiges und kraftvolles Musizieren hervorrufen? Auch die Filmaufnahme von Beethovens Siebter mit Fritz Reiner zeigt etwas ganz ähnliches: Das, was Zuhörer als optisch "spannend" empfinden mögen, reißt die Orchestermusiker noch lange nicht vom Hocker, bzw auf die Stuhlkante...
    Ich mag im Grunde nichts Mystifizierendes oder gar Glorifizierendes: Aber Orchesterspieler in Hochspannung zu versetzen und zu halten ist anscheinend ein Mysterium, welches zu erzielen anscheinend nur sehr weniger Dirigenten gegeben ist ...

    Kurz gesagt. Alle Aufführungen seiner Werke unter seinem Dirigat sind hörenswert - die hier gebotenen und die mit den WPO!
    Lebendig, meist straff, klar aber auch phantasievoll. Und manchmal absolut hinreißend ...

    DIE QUALITÄT DER ÜBERSPIELUNGEN

    Die Transfers sind gut - nicht mehr und nicht weniger: Gerade was die "Fremd-Dirigiate" von Wagner, Mozart und den anderen angeht, freue ich mich immer noch auf eine wirklich gute Ausgabe.
    Ich würde sagen, hier wurde gute "Maschinen-Arbeit" geleistet - aber ohne das Ohr eines z.B. Ward Marston, der beim Bearbeiten auf das physiologische Hörerleben achtet und einen "schönen" Klang erzeugen möchte.

    Aber andere machens auch nicht besser:
    Die Transfers von DUTTON klingen einfach grässlich. Viel Hall und ein so hartes Klangbild, dass einem das Ohr nach kurzer Zeit schmerzt.
    Die Überspielungen von NAXOS sind quasi das Gegenteil: Mir liegt nur der Tansfer der beiden Beethoven-Sinfonien vor. Diese klingen gegenüber der hier vorgelegten DG-Ausgabe DEUTLICH muffiger und belegter in den Höhen! Was hilft ein brav wiedergegebenes Rumpeln in der Tiefe, wenn dort damals noch gar keine Frequenzen aufgenommen worden sein können! Leider sind die historischen Naxos-CDs oftmals in ihrer klanglichen Qualität völlig überschätzt - bei allem Respekt vor dem hehren Unterfangen und besonders der editorischen Sorgfalt.
    De Überspielung der alten KOCH-CD (Wagner Mozart Cornelius) ist am besten gelungen (Mastering von Ward Marston!)!

    EDITORISCHES:

    Wirklich ärgerlich ist in dieser Box das Editorische:
    Warum um alles in der Welt kann man nicht bei jedem Stück im Booklet eine genaue Angabe der Aufnahmedaten machen - soweit vorhanden? Warum müssen reine Jahreszahlen irgendwo am Ende des Booklets vage zu irgendwelchen Titeln angegeben sein? Das ist einfach MIST! Das Textheft ist auch nicht wirklich als solches zu bezeichnen: Dreieinhalb Seiten Text für 7 CDs und dann noch auch bei solch einer historischen Widerveröffentlichung ist schon sehr schwach!

    FAZIT:

    Ja - kann man guten Gewissens kaufen, wenn man bereit ist, auf das Optimum an Transferqualität zu verzichten.
    Dennoch eine meines Erachtens wichtige Wieder-VÖ besonders der Nicht-Strauss-Aufnahmen.
    Symphonien Nr.1-9 Symphonien Nr.1-9 (CD)
    09.07.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Die Dvorak Sinfonien mit Kertesz und Rowicki - ein kurzer Vergleich

    Hier ein Vergleich der beiden wichtigsten Veröffentlichungen aller Dvorak-Sinfonien (das wage ich mal zu behaupten trotz der Einspielungen von Suitner, Kubelik und Neumann) - beide zeitgleich entstanden und beide mit dem London Symphony Orchestra.

    Wer über die Schallplattengeschichte der letzten Jahrzehnte nicht Bescheid weiß, wird sich sehr wundern, dass Decca so ein großes Projekt wie die Aufnahme der 9 Dvorak-Sinfonien gleichzeitig (1964 bis 1972) ZWEIMAL mit zwei verschiedenen Dirigenten realisiert hat. Dem ist nicht so: Nur die Kertesz-Aufnahme ist von Decca, die Rowicki-Aufnahme ist eine Philips-Produktion.
    Schade, dass die Philips-Identität nun ganz und gar bei neuen Veröffentlichungen verschwunden ist. Die erste CD-Box-VÖ von 1991 lief noch unter dem originalen Label-Namen. Das gleiche Schicksal hat ja vor kurzem das EMI-Label ereilt. Auf neuen VÖs prangt da nun das W von Warner ...

    Auch wenn die Philips-Bänder der Rowicki-Einspielung in der neuen VÖ von Decca etwas anders klingen als im Original - die Überspielung ist gut und der von Kertesz ebenbürtig, wenn auch durchaus anders. Decca setzte immer auf sehr auf eine deutliche "Figur" der einzelnen Instrumente und Gruppen, Philips achtete mehr auch das Zusammen im Raum, auch wenn trotzdem hier ebenso die Abbildung der Instrumente selbst sehr gut ist. Welche "Klangphilosophie" besser gefällt ist reine Geschmackssache...

    - - - - - - -

    Auf die einzelnen Sinfonien möchte ich nicht eingehen. Wer einen sehr zupackenden und musikantischen (nicht abwertend gemeint) Dirigentischen Ansatz und den Decca-Klang mag, wird ALLE Sinfonien mit Kertesz mögen, wer den minimal verhangeneren Philips-Klang schätzt, bei dem nie eine Instrumentengruppe "heraus sticht", wird schon aus diesem Grund Rowicki bevorzugen. Vom Interpretationsansatz finde ich Rowicki etwas vielschichtiger. Bei Kertesz kann man - wenn man die Sinfonien kennt - ein wenig "ahnen", wie die noch nicht gehörten Werke mit ihm klingen.

    Bei Rowicki ist das nicht möglich. Mal ist er schneller als Kertesz, mal langsamer - zumeist spürt man deutlich eine "Innensicht" der Sinfonien. Ihm scheint das Klangliche mehr Werkzeug für die Seelenlandschaft zu sein, wo ich bei Kertesz manchmal mehr "nur" die Leidenschaft und Lust am Klang höre. Das ist keineswegs wenig oder ungenügend (denn in sich perfekt stimmig, was viel Freude beim Hören macht!) - nur halt anders und Stunden später vielleicht nicht mehr so nachhaltig wie bei Rowicki...

    In Einzelaufnahmen gibt es von der Sechsten schon zwei drei sehr schöne Einspielungen, von 7 bis 9 eine Unzahl von Sternstunden der Interpretation!
    Aber hier dreht es sich ja um zwei GESAMT-Aufnahmen... und DA gilt dem, der bewusst kauft, das Augenmerk vielleicht auch den frühen Sinfonien.

    ALLE Sinfonien von Beethoven, Schumann, Bruckner, Mahler und vielen anderen werden oft gespielt und sind in ihrer äußeren Gestalt und ihrem innersten Wesen schon viel stärker "geboren" als die ersten 5 Sinfonien von Dvorak. Auch wenn der tschechische Komponist einer der ganz häufig aufgeführten ist, so ist er doch in diesen ersten Sinfonien noch nicht viel mehr aufgeführt und geschätzt als seine Zeitgenossen Gernsheim, Dietrich oder Fibich.

    Deshalb sind die völlig durchdrungenen "verstandenen" Interpretationen eben dieser Stereo-Einspielungen von Rowicki so wichtig für das Wachsen dieser wunderbaren Werke, die trotz mancher Unausgeglichenheiten oder auch Längen noch nicht genug im klassischen Musikbewusstsein angekommen sind.

    Was andererseits die Kertesz-Box aufwertet, sind die eingespielten Ouvertüren (in Stereo als Sammlung eigentlich konkurrenzlos - aber in Einzelaufnahmen gibts Alternativen!) und das Requiem (wobei ich dort Ancerl klar als die berührendere Aufnahme vorziehe!), sogar die Bläser-Serenade ist mit dabei. Deshalb sinds bei Kertesz 9 CDs und bei Rowicki (der immerhin auch Karneval, Mein Heim, Othello und Husitzká mit aufgenommen hat) nur 6 CDs.

    Das LSO spielt für beide Dirigenten ausgezeichnet!

    Für beide Aufführungen eine klare Kaufempfehlung. Ich wollte mich ungern entscheiden müssen ... wenns sein müsste, dann würde es wohl Rowicki werden, den ich mit in das kleine CD-Köfferchen einpacken würde ...
    Symphonien Nr.1-9 Symphonien Nr.1-9 (CD)
    09.07.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Rowicki oder Kertesz? Ein Vergleich ...

    Hier ein Vergleich der beiden wichtigsten Veröffentlichungen aller Dvorak-Sinfonien (das wage ich mal zu behaupten trotz der Einspielungen von Suitner, Kubelik und Neumann) - beide zeitgleich entstanden und beide mit dem London Symphony Orchestra.

    Wer über die Schallplattengeschichte der letzten Jahrzehnte nicht Bescheid weiß, wird sich sehr wundern, dass Decca so ein großes Projekt wie die Aufnahme der 9 Dvorak-Sinfonien gleichzeitig (1964 bis 1972) ZWEIMAL mit zwei verschiedenen Dirigenten realisiert hat. Dem ist nicht so: Nur die Kertesz-Aufnahme ist von Decca, die Rowicki-Aufnahme ist eine Philips-Produktion.
    Schade, dass die Philips-Identität nun ganz und gar bei neuen Veröffentlichungen verschwunden ist. Die erste CD-Box-VÖ von 1991 lief noch unter dem originalen Label-Namen. Das gleiche Schicksal hat ja vor kurzem das EMI-Label ereilt. Auf neuen VÖs prangt da nun das W von Warner ...

    Auch wenn die Philips-Bänder der Rowicki-Einspielung in der neuen VÖ von Decca etwas anders klingen als im Original - die Überspielung ist gut und der von Kertesz ebenbürtig, wenn auch durchaus anders. Decca setzte immer auf sehr auf eine deutliche "Figur" der einzelnen Instrumente und Gruppen, Philips achtete mehr auch das Zusammen im Raum, auch wenn trotzdem hier ebenso die Abbildung der Instrumente selbst sehr gut ist. Welche "Klangphilosophie" besser gefällt ist reine Geschmackssache...

    - - - - - - -

    Auf die einzelnen Sinfonien möchte ich nicht eingehen. Wer einen sehr zupackenden und musikantischen (nicht abwertend gemeint) Dirigentischen Ansatz und den Decca-Klang mag, wird ALLE Sinfonien mit Kertesz mögen, wer den minimal verhangeneren Philips-Klang schätzt, bei dem nie eine Instrumentengruppe "heraus sticht", wird schon aus diesem Grund Rowicki bevorzugen. Vom Interpretationsansatz finde ich Rowicki etwas vielschichtiger. Bei Kertesz kann man - wenn man die Sinfonien kennt - ein wenig "ahnen", wie die noch nicht gehörten Werke mit ihm klingen.

    Bei Rowicki ist das nicht möglich. Mal ist er schneller als Kertesz, mal langsamer - zumeist spürt man deutlich eine "Innensicht" der Sinfonien. Ihm scheint das Klangliche mehr Werkzeug für die Seelenlandschaft zu sein, wo ich bei Kertesz manchmal mehr "nur" die Leidenschaft und Lust am Klang höre. Das ist keineswegs wenig oder ungenügend (denn in sich perfekt stimmig, was viel Freude beim Hören macht!) - nur halt anders und Stunden später vielleicht nicht mehr so nachhaltig wie bei Rowicki...

    In Einzelaufnahmen gibt es von der Sechsten schon zwei drei sehr schöne Einspielungen, von 7 bis 9 eine Unzahl von Sternstunden der Interpretation!
    Aber hier dreht es sich ja um zwei GESAMT-Aufnahmen... und DA gilt dem, der bewusst kauft, das Augenmerk vielleicht auch den frühen Sinfonien.

    ALLE Sinfonien von Beethoven, Schumann, Bruckner, Mahler und vielen anderen werden oft gespielt und sind in ihrer äußeren Gestalt und ihrem innersten Wesen schon viel stärker "geboren" als die ersten 5 Sinfonien von Dvorak. Auch wenn der tschechische Komponist einer der ganz häufig aufgeführten ist, so ist er doch in diesen ersten Sinfonien noch nicht viel mehr aufgeführt und geschätzt als seine Zeitgenossen Gernsheim, Dietrich oder Fibich.

    Deshalb sind die völlig durchdrungenen "verstandenen" Interpretationen eben dieser Stereo-Einspielungen von Rowicki so wichtig für das Wachsen dieser wunderbaren Werke, die trotz mancher Unausgeglichenheiten oder auch Längen noch nicht genug im klassischen Musikbewusstsein angekommen sind.

    Was andererseits die Kertesz-Box aufwertet, sind die eingespielten Ouvertüren (in Stereo als Sammlung eigentlich konkurrenzlos - aber in Einzelaufnahmen gibts Alternativen!) und das Requiem (wobei ich dort Ancerl klar als die berührendere Aufnahme vorziehe!), sogar die Bläser-Serenade ist mit dabei. Deshalb sinds bei Kertesz 9 CDs und bei Rowicki (der immerhin auch Karneval, Mein Heim, Othello und Husitzká mit aufgenommen hat) nur 6 CDs.

    Das LSO spielt für beide Dirigenten ausgezeichnet!

    Für beide Aufführungen eine kare Kaufempfehlung. Ich wollte mich ungern entscheiden müssen ... wenns sein müsste, dann würde es wohl Rowicki werden, den ich mit in das kleine CD-Köfferchen einpacken würde ...
    Ein Kommentar
    montesacro
    15.12.2015

    Ein würdiger Vergleich

    Vielen Dank für diese schöne Rezension in Form eines Vergleichs. Ich besitze beide Aufnahmen, wobei ich die Rowicki-Einspielungen noch auf sehr gut klingenden LPs (von Philips !) habe. Ich stimme dem Rezensenten zu, dass beide Gesamtaufnahmen zu den besten zählen, die es gibt. Die sonst hochgelobten Kubelik-Aufnahmen finde ich garnicht so gut. Ein besonderer Verdienst Rowickis ist, dass die kompositorisch schwächeren frühen Sinfonien 1-4 nicht so schwach wirken wie bei Kubelik oder Neumann.
    Viel Spass beim vergleichen !
    Clemens Krauss dirigiert Richard Strauss Clemens Krauss dirigiert Richard Strauss (CD)
    09.07.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    hervorragend !

    Offen gestanden habe ich lange mit mir gerungen, ob ich das Geld für fünf CDs "Richard Strauss mit Clemens Krauss" ausgeben soll. Ich hatte die (gute) Testament-CD mit „Aus Italien“, da ich die (wohl konkurrenzlose) Interpretation dieses Stücks durch Krauss schon immer sehr schätzte. Aber Don Juan, Till Eulenspiegel, Zarathustra, Heldenleben, Sinfonia Domestica, Bürger als Edelmann? Da habe ich doch unauslöschlich Fritz Reiner mit Chicago im Ohr … und es gibt wahrlich noch eine Fülle an ausgezeichneten Strauss-Aufnahmen ...

    Nun, ich habe die Anschaffung wahrlich nicht bereut – es war eine große Entdeckung für mich, die oben genannten Werke mit Krauss neu bzw. von einer anderen kennenlernen zu dürfen – ja „kennenlernen“, denn der Charme der sehr gut bis vorzüglich aufgenommenen Wiener Philharmoniker ist ganz eigen und passt perfekt zu dem natürlichen leichten flüssigen präzisen und phantasievollen Dirigat von Krauss. Es sind Unmengen an beziehungsreicher Details zu hören und zudem eine sehr gute Orchesterbalance. Die Wiener spielen für Krauss so gut sie können. Über allen Aufnahmen liegt irgendwie etwas melancholisch Heiteres…

    Das „vorzüglich“ der Aufnahme meine ich im Rahmen der Klangphilosophie, in dem die Decca damals aufnahm: Sehr direkt im Klang mit viel Höhen und eher wenig Raumklang, also keine große Tiefenstaffelung, die ja auch bei Mono-Aufnahmen (um die es sich hier ausnahmslos handelt) möglich ist... Also auch in dieser Hinsicht ein ganz anderes Klangerleben als bei den Living-Stereo Aufnahmen Reiners.

    Decca Aufnahmen der Fünfziger Jahre können in mäßigeren Transfers leicht kratzig und dünn klingen – aber keine Spur davon hier: Die Überspielungen der Aufnahmen von 1950 bis 1953 sind ausgezeichnet gelungen! Nach mancher „Lau“-Wiederveröffentlichung der letzten Zeit ist das wirklich erfreulich . . .
    Symphonien Nr.1-3 Symphonien Nr.1-3 (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Erster Skriabin-Zyklus von Svetlanov

    Svetlanov ist in Deutschland ein weniger bekannter russischer Dirigent - vielleicht deshalb, weil seine Schallplatteneinspielungen hier nie so aufmerksam rezensiert wurden wie die von Mravinsky, Rozhdestvensky oder Kondrashin. Svetlanovs Ansatz des Musizierens ist immer hoch emotional, aber ohne Lamoyanz oder übertriebene musikalische Gesten. Die sehr persönliche Sicht der Stücke zeigt er mutig und mit aller Kenntnis orchestraler Effekte, den jeweiligen Orchestern verlangt er alles ab.

    Die hier besprochene Box ist die erste Einspielung Svetlanovs von 1963, die er mit dem Staatlichen Akademischen Sinfonie Orchester natürlich für Melodia vornahm. Der "heiße Klang" der russichen Trompeten ist auffällig und passt gut zur teilweise glühenden Musik Scrjabins. Streicher und Holz sind gut, ebenso sehr ordentlich die Aufnahmetechnik der Melodia. Sehr erfreulich ist die zwar schlichte, aber dennoch liebevolle (feine matte Kartonoberfläche, satte Farben, ansprechende Gestaltung) und optimale (Digitaltransfers!) Art der aktuellen Melodia-VÖs.

    Die Wahl lag für mich zwischen drei oder vier Sternen: Da Svetlanov und sein Orchester für die Qualität dieser Stereo-Aufnahme von 1963, die noch nicht ganz den fülligen Raumklang abbildet (was bei dem Klangmagier Scriabin nicht unwesentlich ist), nichts kann, habe ich mich für vier Sterne entschieden.

    Eine Anmerkung: Svetlanovs Freiheit des Musizierens kommt in seinem zweiten Skrjabin-Zyklus (bei Warner in Digital) noch besser zum tragen - auch klanglich, da diese drei CDS mit identischem Repertiore technisch sehr gut umgesetzt sind.
    Symphonien Nr.1-6 Symphonien Nr.1-6 (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    große und immer noch wenig bekannte Sinfonik

    Nielsen ist und wird sicherlich immer kein Komponist für die große Masse der Zuhörerschaft sein. Umso wichtiger ist es, dass dieser große Meister auf Tonträger mit starken Aufnahmen vertreten ist - a) um den Bewunderer glücklich zu machen und b) um vielleicht doch auf Dauer diesbezüglich etwas Bewegung in die aktive deutsche Konzertlandschaft zu bringen...

    Der 2010 verstorbene Ole Schmidt hat 1974 den ganzen Zyklus der 6 Sinfonien in der Church of St Gilles in London mit dem London Symphony Orchestra für Unicorn als Schallplattenproduktion eingespielt. Tontechniker war Bob Auger.

    UNICORN - das vielleicht letzte Label, dem man immer noch nachtrauern muss ... Niemand erbarmt sich der meist so gut aufgenommenen Schätze: Raff mit Herrman, Mahler mit Horenstein und vieles andere - zumeist in London mit dem LSO oder anderen dortigen Orchestern aufgenommen. Diese erwähnten Titel und manch andere waren mal in einer Billig-Serie veröffentlicht, welche aber kaum etwas von der Qualität der Aufnahmen zeigt ... Hier wäre HQ oder SACD angebracht!

    Zu diesen wichtigen Einspielungen gehört auch der Nielsen-Zyklus mit Ole Schmidt. Die eine oder andere Einzelaufnahme einer Sinfonie mag noch besser gelungen sein (die Vierte mit Martinon und dem CSO ist unübertrefflich!), aber als Zyklus gibt es wohl nichts Vergleichbares. Der Columbia-Zylus mit Bernstein und Ormandy (bei SONY) ist in manchem ausgezeichnet (besonders Ormandy), aber nicht in allen Sinfonien "on the top". Natürlich kenne ich nicht JEDE Einspielung der Nielsen Sinfonien ...

    Ole Schmidt dirigiert das LSO souverän und das Orchester scheint gern für ihn zu spielen. Jede Sinfonie hat ein charakterliches "Gesicht", nicht bleibt im Ungefähren. Es gibt keine Mätzchen in Tempi oder Balance (die wie immer bei Bob Auger sehr gut eingefangen ist - im bei Unicorn üblichen Klang mit großer Tiefenstaffelung, aber klar und nicht hallig), dafür Struktur und Feinheit im Detail.

    ALTO hat die von Schmidts Frau lizensierte Veröffentlichung übernommen. Die Bänder scheinen die originalen Unicorn-Bänder zu sein. Der Klang ist sehr gut ohne die bei Raubkopien üblichen Einbußen. Das Niveau der VÖ bewegt sich in etwa auf der schon erwähnten "Unicorn Souvenir" Reihe - vielleicht sogar besser. Die originalen LPs hatte ich nie, aber ich ahne beim Hören, das da noch etwas mehr drin wäre.... Deshalb auch der eine Stern Abzug ... Dennoch sehr gut und auch ein absolut störungsfreier Stereo-Klang.

    Die Einspielung selbst sehe ich als einen Meilenstein der Schallplattengeschichte und als ein starkes Plädoyer für Carl Nielsen.
    Romantic Piano Quintets Romantic Piano Quintets (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    unbekannte Schätze sehr gut interpretiert!

    Kennen Sie Cramer (nein - nicht den tschechischen Krommer, der auch Kramer genannt wird!) oder Limmer? Kammermusik von Ries, Hummel, Dussek oder Onslow?

    Wer gern auf Entdeckungsreise gehen und zudem ein Ensemble kennnelernen möchte, dass fernab des leider oft praktizierten Wischiwaschi eines ungefähren Spiel bei solch unbekannter Literaur bleibt, dem sei diese 4-CD-Box empfohlen.
    Es sind natürlich keine erschütternden Erkenntnisse zu erwarten, welche die Rezeption der Musikgeschichte verändern werden - aber durchaus schöne, geistreiche und manchmal auch überdurchschnittlich inspirierte Musik.

    Besonders erfreulich ist die Interpretation des hier die Werke spielenden niederländischen "Nepomuk Fortepiano Quintet"! Die Streicher pflegen eine historisch informierte Spielweise, das Klavier ist ein Hammerklavier, dessen sehr heller Klang mich immer wieder an ein Zymbal erinnert. Naja - für mich persönlich ist der Klang solch eines Instruments immer noch etwas gewöhnungsbedürftig.
    Jedenfalls ist der Zusammenkang ebenso stimmig wie es die Interpretationen selbst sind: Fein ausgearbeitet, sehr ernsthaft und natürlich fließend!

    Für Freunde romantischer Nebenwege unbedingt empfehlenswert!

    - - - - - -

    Wenn ich Sie nun neugierig gemacht habe, dann freue ich mich über Ihr JA bei "hilfreich" ... Danke!
    Symphonie Nr.2 Symphonie Nr.2 (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Maßstab für alle Scriabin-Einspielungen!

    Diese Rezension ist für die 3-CD-Box von Warner aller Skriabin-Sinfonien geschrieben. Alles hier Gesagte gilt aber natürlich auch für die Auskopplung der zweiten Sinfonie und "poeme de l´extase":

    Skrjabins Sinfonien sind Schmerzensgeburten - auch oftmals für Dirigenten, Orchester ... und angesichts mancher Aufführungen auch für Hörer!
    In diesem zweiten von Evgeny Svetlanov dirigierten und diesmal von Warner veröffentlichen Zyklus aller 5 Sinfonien (eben mit den beiden Poème) und einer Reverie stimmt alles - und damit meine ich, dass die Vorzüge derart überwiegen, dass eventuelle kleine Mängel völlig bedeutungslos sind.

    Svetlanov hat schon 1963 einmal für Schallplatte des ganzen sinfonischen Skrjabin aufgenommen. Dieser Zyklus ist bei Melodya veröffentlicht. Der Vorteil der neuen digtalen Mitschnitte von 1996 ist schon einmal eindeutig die Aufnahmetechnik und der Klang der Aufnahme. Skrjabins Musik lebt zum großen Teil von der innlichen Klangerfahrung und da ist ein Klangbild, das die Tiefe des Raums mit einbezieht und das auch kein Band-Hiss (also Rauschen) trübt, ein unschätzbarer Vorteil. Zudem ist eine Besonderheit Svetlanovs, dass er ein untrügliches Gespür für eine möglichst mächtige Klangentfaltung seines Russichen Staatsorchesters, besonders aus der Tiefe heraus, hat. In all diesen Punkten ist die "neue" Einspielung der aus den 60igern weit überlegen.
    Balance, Klangfarbe, Tiefenstaffelung, Dynamik, Wärme und Fülle der Orchesters sind für meine Ohren in diesen Aufnahmen quasi perfekt realisiert!

    Muti und Sinopoli haben sicherlich die noch besseren Orchester, aber nicht die Klarheit, Durchdringung und auch Spannung und Kraft für diese weit gespannten Werke. Zudem sind die Aufnahmen technisch für meine Ohren nicht so glücklich geraten.

    Was macht diese Spannung und die Bögen aus? Beide Italiener setzen meines Empfindens nach sehr auf den sinnlichen Effekt, auf das Rauschhafte. Aber sie nehmen Skjabin damit nicht ganz und gar Ernst, vertrauen ihm bzw. dem Werk nicht völlig, denn DAS Sinnliche ist nur EIN Aspekt bei Skrjabin, dem die Struktur und die "Arbeit" der Durchführung genauso wichtig waren. Bei ihm sind Themen und Motive immer auch mit einem komplexes harmonischen Geschehen verknüpft - z.B. im Seitenthema des ersten Satzes der Dritten. Für dessen Wahrnehmung braucht der Hörer Zeit eine gewisse Zeit, welche Dirigenten, die dafür nicht das Ohr haben, diesem organischen Entfalten nicht geben. Es ist auffällig, wie breit die Zeiten Svetlanovs sind - auch schon gegenüber seines eigenen ersten Zyklus.

    Svetlanov habe ich durch seine Aufnahmen der zweiten und vierten Sinfonie von Hugo Alfvén richtig schätzen gelernt. Auch bei Skrjabin höre und fühle ich tiefstes Verständnis, Übersicht, eine bewusst kalkulierte klangliche "Unschärfe" des Orchesters, welche ähnlich wie bei Furtwängler Schönheit, Sinnlichkeit und Fülle des Klangs befördern.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass das zu überbieten ist ...

    Ein persönliches Wort zur dritten Sinfonie:
    Die Dritte ist für mich DAS sinfonische Meisterwerk Skjabins - trotz der beiden später entstandenen und ungleich öfters gespielten "Poème de l'extase" und "Poéme du feu". Hier hat sich seine Freiheit ganz und auch seine Harmonik im Grunde großteils entfaltet (trotz der deutlichen Nähe zur "Götterdämmerung"), aber noch bremst nicht dogmatisch Starre die volkommen überzeugende thematische Entwicklung! Natürlich gibt es in den Poeme's noch modernere Klänge und in der Statik auch Faszinierendes - aber das ist dann ein ganz anderer Skrjabin ...
    Selten äußere ich mich mal so persönlich über ein Stück, aber über die Dritte ist so viel Unsinn geschrieben worden (auch andernorts bei Amazon), gerade im Vergleich zu den beiden schönen hoffnungsvollen, aber doch noch nicht ausgereiften ersten Sinfonien.
    Symphonie Nr.3 Symphonie Nr.3 (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Wirre Zeiten - wirre Gedanken ... UND HEUTE?

    Vergessen Sie Naxos - Preiser machts gut ... ;-)
    Das habe ich mir schon immer wieder gedacht, wenn es parallele Veröffentlichungen alter Aufnahmen der beiden Labels gab...

    Die Beethoven Dritte mit Pfitzner und den Berliner Philharmoniker von 1929 klingt für ihr Alter ausgezeichnet - ja: ist auch durchaus ohne diese Einschrämkung anhörbar ... Natürlich in Mono, mit leichten Verzerrungen, eingeschränkter Dynamik und etwas Oberflächengeräuschen - aber alles in tolerierbarem Rahmen. Es könnte auch eine ordentliche Aufnahme von Mitte der Dreißiger sein ... Einzig beim Wechel der Schellackplattenseite 1 zu 2 des Kopfsatzes gibt es im direkten Anschluss eine deutlich wahrnehmbare Veränderung der Tonhöhe durch das leichte Absinken des Pitch der vorausgegangenen Platte, bei anderen Wechseln der Seiten ist der Tonhöhen-Unterschied minimal. Der Klang der Aufnahme ist schon räumlich, gute Balance der Instrumente,auch ordentliche Farbigkeit aller Instrumente, kein Mangel an Details. Die Überspielung selbst ist voll im Klang, offen in den Höhen und weist keinerlei negative Digitalisierungseffekte auf.

    Pfitzners Dirigat ist wie bei seiner Schumann Zweiten und Vierten auch hier sehr stimmig, überzeugend, einfühlsam, phantasievoll und abgesehen von kleinen übermäßigen Ritardandi an Phrasenenden durchaus modern. Wie bei Schumann fällt auch in der Dritten Beethoven die romantische Fülle der Sicht bei "rückblickenden" Gedanken auf - aber keineswegs schmalzig oder übertrieben, nur mit einer deutlichen Beugung des Tempos, welche Pfitzner aber eleganz auch wieder aufhebt. Manche Stellen berühren stark, besonders im Trauermarsch.

    - - - - - -

    "Unangemessener" Ausflug?

    Ja - die Toleranz ... Wirklich nachdenkenswert ist das (dankenswerter Weise hier abgedruckte) Bekenntnis Pfitzners zu Beethoven in der kurzen Schrift "Beethoven und die Moderne", was - vorneweg gesagt - nicht politischer Natur ist: Auch wenn ich selbst doch sehr unangenehm berührt war beim erstmaligen Lesen ob solch eines Wusts aus Wunsch nach Wahrheit, Beständigkeit, "Höherem", Bedeutungsvollem, Wut, Neid - also kurz allem, was eine menschliche Psyche mit Problemen des Sebstwertgefühls und des Selbstbesusstseins ausmacht und hervorbringt:

    Können wir mit dem Finger auf die einzelne Person zeigen (wieviel Deutsche empfanden damals solch eine mit dem Staat verquickte "Persönlichkeits-Verletzung"?), die sich so - sicher auch irgendwie naiv - geäußert hat? Was hat das für einen Sinn - außer seine eigenen Resonanzen z.B. zum Thema Drittes Reich (das es da ja noch gar nicht gab) ins Außen zu projizieren? Ist es nicht sinvoller, sich seinem eigenen "inneren Pfitzner" zu stellen? Wo bin ich missgünstig auf Kollegen, auf einen Harz-4-ler oder einen Asylbewerber, der "auf Staatskosten lebt"?
    Mal sehen ob ich mir mit diesen Gedanken "gefällt mir nicht" Punkte einhole - welche übrigens PER SE Ausdruck von Intoleranz sind ... :-)

    Eines scheint jedenfalls klar zu sein:
    Neuere und auch viele ältere Musik kann wohl in Zeiten der Krisen und der Einflussnahme nie wieder ins Absolute zurückkehren ... So gesehen sind alle älteren Aufnahmen aus der Vorkriegszeit bis in die frühen 50ziger unschätzbar wertvoll für uns, die wir diese Zeit nicht durchmachen mussten. Wir können durch die Seele der Musik und der Musiker darüber vielfältigst refektieren, uns selbst in diese Zeit stellen ("wie fühle ich mich und wie handle ich da?") und unsere eigenen inneren Wölfe im hier und jetzt ansehen, die wir so gern in den Schatten stellen ...
    Moura Lympany - The HMV recordings 1947-1952 Moura Lympany - The HMV recordings 1947-1952 (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    einfach großartig!

    Wer Moura Lympany durch ihre immer wieder bei EMI veröffentliche Zugabenplatte kennt, weiß wenig über ihre Fähigkeiten jüngerer Jahre:

    In den hier veröffentlichten Aufnahmen (Doppel-CD von APR) von 1947 bis 1952 zeigt sie ihre ganze Palette. Abgesehen von der Stilvielfalt wären da Klangsinn und Poesie (Tango von Albeniz - ein Traum wie ihn Horowitz wohl nicht schöner hätte zaubern können!), Kraft, irrwitzige Virtuosität, mit messerschafter Klarheit und dennoch großem Klang (Toccata von Prokofieff), Gestaltung von großen Bögen (Liszt Mephisto-Walzer Nr.1, alle Konzertaufnahmen von Mendelssohn, Franck u.a.) und vieles mehr. Eine moderne Pianistin, die für mich "GANZ oben mitspielt" - oder viel schöner ausgedrückt: die der Musik alles lassen kann, was diese hat - und alles geben kann, was diese braucht ...

    Die Überspielungen sind gut. Ich kenne keine anderen CD-Ausgaben oder originale LPs, aber angesichts dessen, dass es keine Wahl gibt erübrigen sich leider solche Überlegungen, ob es da beim einen oder anderen Track etwas mehr Offenheit in den Höhen hätte geben können. Der Klang ist jedenfalls nicht scharf oder deutlich begrenzt, Öberflächengeräusche gibts gar keine (schade eigentlich ... *g*)
    Einen Stern habe ich in der Hoffnung abgezogen, dass irgendwann einmal vielleicht doch ein Ward Marston oder so sich der Originale annimmt ...

    Wärmestens empfehlen möchte ich Ihnen zwei weitere CD mit Moura Lympany: eine in Mono und akzeptabler Überspielung bei "Magdalen" (2 CDs) mit den ersten drei Rachmaninoff-Konzerten und 18 Preludes - eine zweite in Stereo und hervorragendem Klang, erschienen bei "Ivory Classics" (1 CD) mit Konzerten von Mendelssohn (erstes), Litolff, de Falla und Liszt (zweites). Dirigenten sind Sargent und Freccia (nur de Falla). Auch hier war sie noch in ihrer "feurigen Zeit"
    John McCabe - An English Recital John McCabe - An English Recital (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Englischer Impressionismus

    Wie schön für mich als Verehrer des Kunst des "zarten Mannes mit dem kräftigen herzhaften Lachen": Gustav Holsts Klaviermusik klingt hier doch frischer und moderner als die ganz zu Beginn vorgestellten Stücke von Vaughan-Williams ... :-)
    Holst hat ja nicht viel für Klavier geschrieben und McCabe hat daraus die vielleicht fünf besten Piècen ausgewählt. Es ist z.T. eine Art englischer Impressionismus mit ganz eigenem Flair und klarer Form - aber auch sehr herb ...

    John Irelands Sonate ist knapp und im letzten Satz frech, Der Satz aus der Bax-Sonate steht tatsächlich auch gut für sich allein wie ein kleines Tongemälde.
    Die fünf Folk-Song Preludes von Warlock haben Abwechslung und auch tiefe (das dritte im Gestus etwas an Kodaly erinnernde und das fünfte mit Delius-Harmonien)
    Benjamin Brittens Nocturno ist (wie alle Stücke dieser CD) harmonisch gut verständlich gehalten, nicht wirklich widerspenstig für ungeübte Ohren - und für meine Ohren trotz des Komponisten durchaus nicht das beste Stück der CD. Vielleicht fällt es auch in seine Unbestimmtheit nur ein wenig aus dem Rahmen ...
    Die Tanzsuite von Joubert klingt stellenweise ziemlich nach einem englischen Bartok, allerdings für mich ohne dessen Besondere und Frische.

    Wenn sie nun meinen, dass die CD doch einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterließe: Holst, Ireland, Bax und Warlock allein sind sie wert. Danach gäbe es ja auch einen Ausknopf ...

    Der Pianist John McCabe ist selbst ein anerkannter Komponist und spielt die Werke mit leichtem Ton, Rhythmisch fein und schwingend, wenns passt (z.B. beim Nocturne von Holst) mit Lust am Quecksilbrigen ...

    Die Überspielung der analogen Aufnahme ist ausgezeichnet - die Aufschrift "historic" nur beim Lesen der Jahreszahl verständlich - und auch das nicht wirklich: 1972 war der Rezensent 13 Jahre alt und also schon in historischen Zeiten lebend ... bedenklich ...
    Also - nichts da von wegen Rauschen oder so. Die Aufnahme könnte auch von gestern stammen. Allerdings hört man - wie das ja öfters bei Klaviereinspielungen der Fall ist - ab der Lautstärke "forte" Subfrequenzen durch den Anschlag, was selten, aber dann leicht störend auffällt.

    Wer englische Komponisten des 20ten Jahrhunderts mal in kleinen Formen hören möchte: Dies ist eine schöne stimmige Aufnahme! Die überweigende Stimmung ist heiter bewegt bis verträumt, das alles etwas mit dem "historischen" 20ten Jhdt. gewürzt... Also durchaus eine CD, die man sogar mal nebenbei hören kann :-)
    Julian Bream - The Complete Album Collection Julian Bream - The Complete Album Collection (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    RCA komplett! Ergänzungen zu Bream - und Infos für Kenner und Sammler

    Die vier kurzen hier schon erschienen Rezensionen richten sich an denjenigen, der WEISS, was er an Bream hat. Meine - etwas längere - tut das ebenso, aber in einer hier noch nicht berücksichtigten Weise.

    Julian Bream, das ist der Gitarrist, der ohne Verstärker (das nur zur Erklärung für nicht Eingeweihte ;-)) seine Piano-Töne sogar im Gasteig in München (einem als tückisch bekannten Saal) bis in die letzte Reihe hörbar machen konnte (habe ich selbst erlebt!). das Spektrum seiner Klangfarben war schier unerschöpflich - WAR nur deshalb, weil der Meister mittlerweile im 81ten Lebensjahr nicht mehr öffentlich spielt. Er nutze in ganz subtiler Weise die Obertöne dieses sonst manchmal etwas einfarbig klingenden Instruments zu den unglaublichsten Klangereignissen.

    Live-Konzerte konnten ihm zur Nervenprobe geraten und manchmal war seine Gabe des geschickten improvisierens in einem klassischen Stück gefragt - was er bei Schallplatteneinspielungen natürlich nicht gemacht hat :-)
    Dieser Überschungseffekt hat manchem Konzert einen ganz besonderen "Kick" gegeben ...

    Sein Repertoire hat er ständig erweitert, mit grenzenloser Neugierde auf immer neuer (auch für ihn geschiebene) Literatur.
    Dann seine wunderbar unkonventionell und undogmatische Liebe zum Lautenspiel. Was hat das nicht für philisterhafte Kritiker auf den Plan gerufen ... Das ist heute wohl Gott sei Dank Schnee von vorgestern ...

    - - - - - - -

    Ein paar Hinweise für die, die Bream immer schon geschätzt und verehrt und zuerst seine Platten und dann die CDs gesammelt haben:
    Gott sei Dank ist es im Falle Bream mal ziemlich einfach mit dem Thema: "Was kann ich an meinen alten LPs oder CDs entsorgen? Was fehlt in der neuen Edition? Was ist misslungen?"
    Die "frohe Botschaft": Misslungen ist gar nichts und meines Wissens fehlt auch nichts an den originalen RCA-Aufnahmen!
    Alle(!) Überspielungen sind besser oder mindestens genauso gut wie die früheren Ausgaben. Die klangliche Qualität der ersten weißen Bream-Edition ist z.T. WEIT übertroffen! Das Graue, Stumpfe und Harte der ersten Ausgabe ist hier einem sehr natürlichen Klangbild der Überspielungen gewichen, das die originalen Schallplatten-VÖs (der LP-Zeit) viel getreuer widerspiegelt. Ich selbst habe die eine Living-Stereo-SACD Ausgabe behalten, ansonsten mich tatsächlich von allen vorhergehenden CD-VÖs verabschiedet.

    Zu behalten sind natürlich die alle in späten Jahren entstandenen EMI-Aufnahmen, die Decca-CD "Elizabethian Lute Songs" mit Peter Pears und die zwei MCA-Fret-work-CDs (doubledecker). Die sind alle nicht in der Box enthalten.
    Der Fehler mit der "Bream-Williams" CD ist behoben (in der kleinen Edition von vor ein paar Jahren war da nur die halbe Platte auf CD überspielt!).

    Habe ich noch etwas vergessen?

    Ach ja - es sind zwei Videos dabei, aber der große Film "!Guitarra!" (2 DVDs) fehlt - und auch das Portrait "my life in music" (1 DVD)
    Adrian Boult - The Complete Conductor Adrian Boult - The Complete Conductor (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    von ausgezeichnet bis durchschnittlich

    Diese Zusammenstellung halte ich für gelungener als die Adrian-Boult-Box "From Bach to Wagner". Vielleicht deshalb, weil ich von einem englischen Dirigenten - zumindest AUCH - gern englische Musik höre :-)

    CD1 Die erste der drei hier vorgestellten Aufnahmen von der Planeten (Boult hat noch weitere eingespielt!) von Holst 1945 klingt erstaunlich gut und ist von der Interpretation die Expressivste. Eine gute Überraschung! Introduction und Allegro von Elgar hat zuviel Konkurrenz (z.B. Barbirolli) ...

    CD2 Die zweien Planeten von 1966 leuchten schön in den Farben und sind etwas abgeklärter, aber auch gut. Die Simpson Sinfonie ist engagiert, wobei die Hyperion-Einspielung mit Handley wesentlich weniger angestrengt klingt. Aber diese 30 Jahre Altersunterschied der Aufnahmen sind halt auch 30 Jahre gewachsene Erfahrung im Spielen von Musik des 20ten Jahrhunderts ...

    CD3 die letzten Planeten von 1978 sind sehr "altersweise" - oder sollte man doch eher "langweilig" sagen ...?
    Der Vergleich ist insofern interessant, weil er etwas von der Entwicklung Boults zeigt - Ausnahmen bestätigen die Regel (siehe CD6) ... :-)
    Howells Stück emfonde ich als etwas langatmig.

    CD4 Diese Einspielung von Holsts Choral Symphony war lange die einzige und ist immer noch unter den besten!
    Der Bliss "Musik for Strings" ist mit etwas zu gewollt und auch anstrenged zu hören wegen Intonation usw...

    CD5 Die Parry-CD ist großartig gelungen, wenn man sich auf diese Musik einlässt. Ob das überhaupt besser geht?

    CD6 Die späte Aufnahme der zwei große Märsche von Walton ist ganz erstaunlich (wenn man an die Planeten ein Jahr später denkt): Boult und das LPO in bestaufgelegter Spiellaune - flott, schmissig, witzig ... Der Rest der CD großteils eher entbehrlich ...

    CD7 Tschaikowsky dritte Suite ist eine echte Alternative zu der von Dorati mit dem LSO (alle vier Suiten). Der rest muss nicht ...

    CD8 Nussknacker und Dornröschen sind gut und hörenswert! Meines Erinnerns gibts aber eine noch besseren Nussknacker mit Boult ...

    CD9 ist nicht so mein Ding - vielleicht außer dem Smetana wegen der Kombination der Sätze ...

    CD10 ist dann nochmal (teilweise) ein richtiger "Aufwecker": Alte Kammeraden "auf british", Cuban Ouverture von Gershwin und vier Sousa-Märsche ... alles sehr frech und auch "gscherd drauflos" gespielt, aber so ists auch richtg :-)

    Die Überspielungen sind ok. ich vermisse fast immer bei solchen EMI-VÖs das ganz Besondere, das eigentlich in den originalen Bändern steckt. Die LPs zeigen das ganz deutlich, auch die sehr guten und sehr teuren japanischen SACD-Transfers.

    Fazit:
    Die Veröffentlichung ist kein MUSS, aber wegen vier oder fünf der 10 CDs bei diesem Preis durchaus kaufenswert :-)
    Carl Philipp Emanuel Bach Edition Carl Philipp Emanuel Bach Edition (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Umfassend und zum Teil zu des Hörers hoher und höchster Freude

    Diese Besprechung schreibe ich ohne jegliche Einschränkungen, also nicht nach dem Motto „so eine sehr preisgünstige Sammelbox setzt mildernde Umstände voraus“. Dass in so einer großen Box mit 30 CDs nicht jede Einspielung eine Erleuchtung sein kann, ist natürlich auch klar.
    Ich versuche mit den Ohren des Musikers und Musikliebhabers, manchmal anhand von Vergleichen, oft aber nur aus dem Empfinden und meiner Phantasie im Musikdialog heraus, die Einspielungen zu erfassen.
    Leider sind der Platz hier wie auch die Zeit des Rezensenten begrenzt: Somit wird manches sehr ausführlich, anderes wiederum nur äußerst knapp behandelt.

    CD1: Sinfonien Wq 183, Nr.1-4 und Cembalo-Konzert Wq 43, Nr.4 ----- mindestens ***** Sterne !
    Didier Talpain (2007) und die Solamente Naturali eröffnen die Box auf überzeugendste Weise – in bisher nicht überbotener Weise wie ich finde. Ich kann diese Hamburger Sinfonien mit mancher Konkurrenz vergleichen: Koch (1971) klingt dagegen nur hausbacken und gepflegt uninspiriert, auch Haenchen (1986) ist obwohl „historisch informierter“ durchaus langweilig für meine Ohren. Etwas breiter und sehr kontrolliert und somit langatmig, aber dennoch farbig und detailreich ist die Einspielung mit Leonhardt (1988). Was die aufsässige Frische in etwas ruppigem aber nicht manieriertem Ton angeht, hat der Franzose Talpain mit seinem wunderbaren Ensemble aus Bratislava eindeutig die Nase vorn. Die Musik spricht so deutlich wie bei keiner anderen der genannten Einspielung, alles ist absolut musikalisch „erfüllt“ im doppelten Sinne. Die „Akademie für Alte Musik“ hat nur die WQ 183, Nr.1 eingespielt, die ist aber eine tolle Alternative …
    Das Solo-Cembalo im Konzert hat einen schönen farbigen und auch kräftigen Ton und die gesamte Interpretation ist in ihrer Andersartigkeit (auch des Aufnahmeklangs) eine ebenbürtige Alternative zur Einspielung von Staier (in alter tieferer Stimmung). Was dort allerdings im eineinhalbminütigen langsamen Satz gezaubert wird ist eine Klasse für sich …
    Was mit zudem sehr an dieser Aufnahme gefällt ist der Klang: Man hört deutlich einen kleinen angenehm eher trocken aber nicht stumpf klingenden Saal, der kein Detail in der Farbigkeit verschluckt. Die Farbigkeit der historischen Holz- und Blechblasinstrumente ist perfekt eingefangen. Eine ganz großartige Aufnahme !

    CD2: Berliner Sinfonien Wq 179, 181, 174, 175, 178 ----- *** bis**** Sterne
    Hartmut Haenchen und sein Kammerorchester „Carl Philipp Emanuel Bach“ spielen makellos, aber auch etwas distanziert. Der erste Satz der Es-Dur Sinfonie Wq 179 könnte wohl wie ein Sturm daherkommen, was hier aber (wie auch in der etwas farbigeren, aber in den Streichern noch eckigeren Einspielung mit der „Akademie für Alte Musik Berlin“) nur als ein schnelles hin und her der Gegenbögen rüberkommt. Ob das in solch einem Tempo als ein konsequent mutiges Sautillé oder Détaché mal ein Orchester spielen wird? Ich denke nur so weicht das Vorsichtige und somit leicht nervig starr Mechanische ausdrucksvollen Wellenbewegungen mit mutigem Crescendo und Decrescendo.
    Wenn auch nicht so überzeugend wie Talpain auf CD1 hat aber Haenchen in den Sinfonien Wq 179 und Wq 181 keine wirkliche Konkurrenz (auch nicht von der neuen Zacharias-CD bei MDG). Somit bin ich froh über diese Einspielung dieser beiden Sinfonien. Die restlichen vier Sinfonien sind gut, fein und sehr vornehm, haben aber Vergleiche auszuhalten, die mehr das Wilde, Neue und „Unerhörte“ betonen:
    Die Sinfonie Wq 178 finde ich von der „Akademie für Alte Musik“ bis jetzt unerreicht. Schön aufsässig ist auch die Einspielung mit Ludger Rémy (zudem die Sinfonien Wq 178, 173, 175, 174, 180) bei JPC.

    CD3: Sechs Sinfonien Wq 182 Nr.1 – 6 ----- **** Sterne
    Wieder hat Hartmut Haenchen wenig Konkurrenz: Pinnocks Klangbild ist etwas rauher (gute Einspielung), „Café Zimmermann“ sehr quecksibrig (gut, aber ein wenig „aktionistisch“ - und nur die Nr. 1,3,5,6 eingespielt), Hengelbrock und das Freiburger Barockorchester mit klaren Klängen, weniger auf Effekt als sehr gelungen auf Tiefe setzend (aber nur die Sinfonien Nr.3, 4 und 5 eingespielt), Hoogwood ist nicht gut … Somit ist, wenn man den etwas volleren saftigeren“ Streicherklang mag, Haenchen ganz vorne…
    Ich persönlich hoffe da noch auf DIE Aufnahme …

    CD4: Oboekonzerte Wq 164 und 165, Oboensonate Wq 135 ----- *** Sterne
    Das Besondere dieser Aufnahme mit Anna Starr (Oboe) und der „Musica Poetica“ ist, dass sich das Ensemble nur aus einem Streichquartett plus Kontrabass und Continuo zusammensetzt. Das Wort Konzert gewinnt eine ganz intime und kammermusikalische Bedeutung - ein Wechselspiel zwischen einem Solo-Instrument und wenigen anderen anstelle eines Orchesters. Die kleine Besetzung gibt besonders den sehr innigen und auch tiefsinnigen langsamen Sätzen eine ganz intensive und „unkörperliche“ Gestalt. Auf der anderen Seite geht dadurch leider die Konstanz der Linie und auch die Tiefe und Fülle des Raums etwas verloren.
    Die Solistin spielt auf einer Oboe mit alter Mensur (ein Nachbau?) und ohne jegliches Vibrato. Für manche Ohren ist das sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig, denn das Ergebnis ist eine Spielweise wie auf einer Block- oder Traversflöte, wo auch gern das Ausdrucksmittel einer „verzogenen“ Intonation verwendet wird: Töne werden "gebogen". Auch wenn diese Spielweise im Prinzip bereichernd ist und den Höreindruck verstärken kann, so finde ich den Einsatz dieses Effekts durch Anna Starr teilweise oder sogar per se für etwas manieriert, da er permanent eingesetzt doch schnell an Wirkung einbüßt. Vielleicht verliert man als Spieler bei diesem Ansatz der Tonbildung irgendwann den Bezug zu einer exakten Intonation (besonders in der Tiefe und Höhe) … Ein Urgrund von stabilen Tönen mit gutem Pitch (Tonhöhe) hätte mich mehr angesprochen.
    Der Ton ist manchmal etwas rau angeblasen, was eine schöne Klangcharakteristik ergibt. A propos Charakteristik: Oboe und Cello sagt man ja die größte Ähnlichkeit zur menschlichen Stimme nach. Freunde eines gesanglichen Oboentons im (heutigen) Sinne der großen amerikanischen Meister wie Ray Still oder John DeLancie (aber auch der Europäer wie Albrecht Mayer) werden hier aber „umhören“ müssen: Es gibt durchaus Gesangliches, aber mit den Mitteln des Schwellens und der Phrasierung und nicht mit durchgängigem starken Ton. Die Klangrede ist hier wichtiger als die Tonschönheit – und dagegen ist auch nichts einzuwenden.
    Eine schlichte aber sehr inwendige gute Alternative (mit graden Tönen und Orchester) bei Wq 165 ist Hans-Peter Westermann mit dem Freiburger Barockorchester.

    CD5: Flötenkonzerte Wq 22 (original f Flöte), Wq 164 u 165 (beide original f Oboe) ----- *** bis **** Sterne
    Klangschön und elegant von Machiko Takahashi auf einer modernen Flöte gespielt und auch stilsicher mit schlankem klaren Ton vom Concertgebouw Chamber Orch. unter Roland Kieft begleitet, allerdings hie und da mit etwas (für mich) unmotivierten Temporückungen (oft einen guten Tick schneller) in dem Tuttieinsätzen. Dennoch eine Aufnahme die bei mir einen Eindruck von Beliebigkeit hinterließ. Bei den Mittelsätzen der originalen Oboenkonzerte ist da auf jeden Fall „mehr drin“ ...
    Im Grunde gibt’s hier ja nur EIN Flötenkonzert zu hören, das bekannte Wq 22. Und die „richtigen“ Flötenkonzerte? Alternativen gibt’s nicht viele: Patrick Gallois - nein, James Galway - ebensowenig … vielleicht Alexis Kossenko, Rachel Brown oder Stephen Preston (alle auf Traversflöte)

    CD6: Flötenkonzerte Wq 167, 168 und 169 ----- *** Sterne
    Eckard Haupt, Flöte – und wieder haenchen und sein Orchester.

    CD7: Orgelkonzerte ----- *** bis **** Sterne
    Eine „typische“ Aufnahme Haenchens in seinem großen Engagement für Carl Philipp Emanuel Bach: Musikalisch ausgefeilt und solide, in gutem Klang (auch aufnahmetechnisch, angesichts der Orgelkonzerte logischerweise mit dem Raumklang einer Kirche). Allein die Solo-Orgel (Solist Roland Münch) hätte ich mir gern etwas näher gewünscht. Aber so ist exakt das Klangbild, das dem Zuhörer in der Kirche entgegen kommt. Auch wenn der Ansatz des Musizierens mittlerweile etwas überholt sein mag, so ist die Aufnahme von vitaler Schönheit geprägt und in sich völlig stimmig.
    Eine Alternative ganz anderer Art, der ich persönlich den Vorzug geben würde: Rainer Oster (Orgel) und das Ensemble Parlando haben diese Konzerte im historisch informiertem Klang und Spielweise bei DHM für mein Empfinden mit etwas mehr Farbigkeit und Frische erfüllt, auch in einem direkteren Klang aufgenommen. Das tut der guten hier besprochenen Aufführung aber keinen Abbruch - es sind zwei verschiedene Welten.

    CD8: Cellokonzerte ----- *** bis **** Sterne
    Raphael Wallfisch und das Scottish Ensemble verfolgen einen ganz anderen Ansatz als Bylsma mit Leonhardt. Somit ist diese Aufnahme eine Alternative, wenn vielleicht auch die etwas schwächere.

    CD9: Cembalokonzerte Wq 3, 6 und 14 ----- **** Sterne
    Pieter-Jan Belder und Musica Amphion bieten hier eine echte Alternative zur Gesamteinspielung mit Andreas Staier. Letztlich würde ich mich aber für Staier mit den Freiburger Barocksolisten entscheiden, denn da ist doch noch mehr Schattierung und Charakter drin.

    CD10: Flötenkonzert Wq 22, Wq 108, Quartett Wq 93 und Trio Wq 159 ----- *** bis **** Sterne
    Stefano Bagliano spielt alle Werke auf Blockflöte (in Wq 159 auf Bassblockflöte) in souveränem, ganz natürlich wirkendem Musizieren. Einzig etwas unangenehm fielen mir immer wieder an Phrasenenden ungestützte „abschmierende“ tiefe Schlusstöne auf. Wie auf CD4 eher kammermusikalisch wirkende Aufführung. Wer nur die Sinfonien und großen Konzerte von C.Ph.E. Bach kennt und schätzt: Diese Stücke hier bewegen sich in einem kleineren Rahmen, alles scheint ruhiger und verinnerlichter als in den anspruchsvollen Sturm und Drang Werken.

    CD11: Duette und Trios ----- ***** Sterne
    Das italienische Helianthus Ensemble präsentiert hier vielleicht mit die schönste CD dieser Edition. Klangschön, ausgefeilter Klangrede, spieltechnisch einwandfrei (auch die Intonation der Traversflöte) – und mit viel Ruhe für Phantasie … bravo!

    CD12 und 13: Flötensonaten ----- **** Sterne
    Jan Wentz, Traversflöte spielt mit Musica ad Rhenum sehr einfühlsam und farbig im Klang.

    CD14: Musik für Viola da gamba ----- *** bis **** Sterne
    Paolo Pandolfo, Gambe und Rinaldo Alessandrini, Cembalo lassen sich tendenziell Zeit (einen Gambisten kann man auch nicht hetzen), wobei es durchaus auch sehr Flottes gibt. Von der Farbigkeit des Spiels her wäre - ebenso wie bei CD15 – da aber noch mehr drin. Schade, da bleibt dann halt manches der Phantasie des Hörers als Nachklang überlassen. Vielleicht liegt es auch an der etwas pauschalen Aufnahmetechnik.

    CD15: Sonaten für Tasteninstrument und Violine ----- *** bis **** Sterne
    Federico Guglielmo, Violine und Roberto Loreggian, Cembalo spielen routiniert. Passend dazu hat die Aufnahmetechnik “mittlere Distanz” – und selbige nehme ich auch zu dem Spiel ein …

    CD16: Preussische Sonaten (siehe CD19-23) ----- **** Sterne
    CD17 und 18: Württembergische Sonaten (sieheCD19-23) ----- **** Sterne
    CD19 bis 23: Sonaten für Kenner und Liebhaber I bis V ----- **** Sterne
    Preußische und Württembergische Sonaten und eine bunte Mischung aus Sonaten Fantasien, Rondos usw - gespielt von Pieter-Jan Belder auf verschiedenen Instrumenten vom Cembalo bis zum Fortepiano. Das ist eine gute Idee, denn es gibt der Stückesammlung zusätzliche Abwechslung und Farbe.

    CD24: Sinfonien für Tasteninstrument ----- *** Sterne
    Bearbeitungen von Sinfonien für Cembalo. Besonders erinnert man das „Wiederhören“ mit Wq 178, jetzt als Wq 122. Da ist doch etwas Begrenztes im an sich souveränen Spiel von Chezzi zu spüren. Vielleicht ist es auch einfach die Farbigkeit des Orchesters, die man schon im Ohr hat und die das Cembalo natürlich nicht erreichen kann. Der Klang der Aufnahme ist OK.

    CD25: Geistliche Lieder ----- **** Sterne
    Diese Darbietung hat einen starken eigenen Reiz. Der Inhalt der Texte ist gefühlt und deutlich „gesung-sprochen“… quasi als ganz normaler Gesang aus dem Volk, was im Grunde sehr gut passt, da die Lieder betont schlicht und in nicht großem Tonumfang gehalten sind! Ob das so beabsichtigt war? Das hat etwas Unheimliches, da irgendwie das Hören aller „Künstlichkeit“ beraubt und somit plötzlich so nah bei mir als Hörer ist …

    CD26: Sinfonien Wq 173 und 180, Magnificat Wq 215 ----- *** Sterne
    das Magnificat mit Haenchen ist OK, wobei es mir stellenweise zu sehr „abschnurrt“ oder zu eckig ausgeführt wird. Geistliche Musik ist wirklich schwer überzeugend und bewegend rüberzubringen, da dazu die Vision für das Stück UND für den religiösen Inhalt da sein muss. Da kann man anscheinend nicht so tun als ob … Schreier hat einen Trompeter als Bruder – manchmal denke ich unfein daran, wenn er singt … Aber auch die anderen Solisten können nicht wirklich berühren. Der Chor ist gut – daran liegt es nicht.

    CD27 und 28: Kantaten ----- *** bis **** Sterne
    Hermann Max und das Ensemble „das kleine Konzert“

    CD29 und 30: Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu Wq 240 ----- *** Sterne
    Eine ordentliche Aufführung des etwa 10minüten Werks, etwas inspirierter als Haenchens Magnificat. Aber auch Hermann Max fällt zeitweise in eine mechanische Starre, wo wohl nur Vision wohl über manche Längen retten könnte.

    FAZIT: Ja – diese Edition kann man kaufen, wenn man einen tiefgestaffelten Überblick über das Schaffen von C.Ph.E. Bach gewinnen möchte und nicht allzu viel Geld ausgeben möchte. Ein paar CDs sind einzigartig (welche man sich auch einzeln zulegen könnte), einige sind gute Alternativen zu anderen Einspielungen – aber ein gutes Drittel der Edition „nimmt man in Kauf“ – im wahrsten Sinne des Wortes … Auch nicht jedes Stück des Bach-Sohns ist ein solitäres Meisterwerk …
    Dennoch für diese Edition in der Gesamtleistung knapp vier Sterne!
    Flötenkonzert Wq.22 Flötenkonzert Wq.22 (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Verinnerlichter C. Ph. E

    Stefano Bagliano spielt alle Werke auf Blockflöte (in Wq 159 auf Bassblockflöte) in souveränem, ganz natürlich wirkendem Musizieren. Das Zusammenspiel des Solisten mit dem kleinen Ensemble ist fein abgestimmt und in wirkt in der historisch informierten Manier sehr sicher. Einzig etwas unangenehm fielen mir beim Solisten immer wieder an Phrasenenden ungestützte „abschmierende“ tiefe Schlusstöne auf. Insgesamt eine sehr kammermusikalische CD, was die Aufnahmetechnik mit sehr direktem Klang zusätzlich gut unterstützt. Wer nur die Sinfonien und großen Konzerte von C.Ph.E. Bach kennt und schätzt: Diese Stücke hier bewegen sich in einem kleineren Rahmen, alles scheint ruhiger und verinnerlichter als in den anspruchsvollen Sturm und Drang Werken.
    Carl Philipp Emanuel Bach Edition (dhm) Carl Philipp Emanuel Bach Edition (dhm) (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    auf beherrschte, manchmal zu beherrschte - und auf inspirierte Art

    CD1: ----- **** Sterne
    Die Sonaten und Fantasien mit Andreas Staier sind ganz klassisch in der Klarheit des Spiels und auch der Aufnahme. Während die ebenbürtige, aber ganz anders geartete, Einspielung mit Pieter-Jan Belder mehr die Farbe auch aus der Akustik des kleinen Kircheraums holt und somit auch Klangwirkung mir Tonlängen gelingen, so ist die DHM Aufnahme hier ganz beim Instrument. Der Nachteil ist dabei der vielleicht etwas dünnere Klang und ein gewisser Mangel an Sinnlichkeit oder Rauschhaftigkeit mancher Stellen, der Vorteil eben, dass ganz und gar nichts verschwommen wirkt. Ebenso verhält es sich mit dem Teil der Hammerklavier-Einspielungen. Die Stücke sind fast durch die Bank hochoriginell, Staier setzt eher auf Genauigkeit und Klarheit, weniger auf ein äußeres Mitreißen. Das wirkt auf mich manchml eine kleine Spur zu distanziert ...

    CD 2: ----- **** Sterne
    Bei dem Quartett Nr. 1 a-moll Wq 93 gebe ich dieser Einspielung hier mit "les adieux" trotz (?) einer gewissen Starrheit, aber andererseits großer Klarheit wegen den Vorzug gegenüber der Aufnahme von Stefano Bagliano (bei Brilliant).

    CD 3: ----- *** Sterne
    Die Collegium Aurum Aufnahme ist natürlich nicht ganz auf dem aktuellen Stand (minimal topfig und etwas weit weg, besonders bei Wq 109 und im Forte eng im Klang), aber dennoch ansprechend. Die Interpretationen sind z.T. stimmungsvoll (langsamer Satz von Wq 46) und ausgewogen.

    CD 4: ----- **** Sterne
    Rainer Oster (Orgel) und das Ensemble Parlando haben die Orgelkonzerte im historisch informiertem Klang und Spielweise mit viel Farbigkeit und Frische erfüllt, auch in einem angenehm direkteren Klang.

    CD5: ----- **** Sterne
    Etwas verwirrend ist der identische Aufdruck mit der Angabe des Orchesters (es war ja eine Doppel-CD mit CD4). Natürlich spielt hier Rainer Oster Orgel ohne Begleitung. Hier kann ich nicht vergleichen, aber feststellen, dass zu dem beredten Spiel auch eine ausgezeichneter Klang der Aufnahme kommt, da die Orgel fein und klein klingt und der Kirchenraum anscheinend klein und nicht hallig ist. Das kommt der auch hier eher intimen Musik sehr zu gute.

    CD6: ----- ***** Sterne
    Die Auswahl der Hamburger Sinfonien Wq 182 (Nr.3, 4 und 5) mit Thomas Hengelbrock behaupten sich meiner Meinung nach ziemlich an der Spitze. Hengelbrock (bzw. die Ansicht der Musiker) ist weniger auf Effekte, als auf tiefe der Aussage gerichtet - was auch wunderbar umgesetzt wird. eher Leider fehlen die Sinfonien Wq 182, Nr. 1, 2, und 6. Auch die beiden Konzerte (Cembalo Wq 43, Nr.4 mit Staier und Oboe Wq 165 mit Westermann) sind sehr gelungen.

    CD7: ----- *** Sterne
    "Phyllis und Thirsis" wird vielleicht mal eine adäquatere Einspielung erfahren. Diese Aufführung ist eindeutig zu keusch ... und zudem vom Stimmlichen her nicht gerade der Frühlingsvogel der Minne. Das Instrumentale ist sehr gediegen mit schönen Flötenklängen, aber doch auch allzu brav ...

    CD8: ---- *** Sterne
    Das Magnificat von 1966 hat den Charme der Anfänge der "historischen Bewegung" in Bayern. Von den Stimmen fällt einzig (trotz Elly Ameling) Roland Hermann zumindest durch mutiges engagiertes Singen auf. Über so manches in Chor und Orchester hört man lieber hinweg und lächelt historisch (nicht historisierend) berührt, z.B. in der Schlussfuge ... Man wird nachdenklich darob, wie gründlich man als CD-Hörer die Mühen und Unbillen des Live-Musizierens angesichts der übermenschlich perfekten Aufnahmen (die aber nur wenige - und oft auch nur mit viel Technik - zustande bringen) heute vergisst - oder man denkt an den schönen Innenraum der Pfarrkirche von Lengries, wo die Aufnahme stattfand ...*g* Die Aufnahme des Cellokonzerts ist OK. Die Aufnahme-Qualität beim Magnificat ist akzeptabel.

    CD9 und 10: ----- ** Sterne
    Da werde ich nun nochmal nachdenklicher: Denn das Magnificat mit Franzjosef Maier sprüht vor Vitalität und Charme gegenüber den "letzten Leiden der Zuhörer" - oh pardon: "des Erlösers" mit Kuijken. Ich persönlich empfinde das als kühl und uninspiriert. Natürlich sind die Möglichkeiten ungleich reicher. Nur Barbara Schlick bringt ein wenig Feuer rein, das meiste andere lässt mich kalt wie die sterile Atmosphäre der Aufnahme. Natürlich ahnt man hie und da die Großartigkeit des Stücks - aber insgesamt eine vertane Chance ... Was mich besonders stört ist, dass kaum etwas vom Inhalt der Worte erfüllt scheint ...

    FAZIT: Besonders die Sinfonien-CD mit Hengelbrock verleiht dieser Edition Glanz und rechtfertigt vier Sterne, auch wenn die CDs 3 und 7 bis 10, also die Hälfte kräftig "nach unten ziehen" ...
    Moriz Rosenthal - The complete recordings Moriz Rosenthal - The complete recordings (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Wunderbare Schätze einer mit Horowitz vergangenen Tradition

    Moritz Rosenthal war Schüler Franz Liszts. Das Alleine mag den einen oder anderen schon in Verzückung versetzen - mir wäre es nicht unbedingt Grund zu rezensieren. Aber was hier an Musikalität, Mut und Tiefe (im musikalischen Sinn vom "stillen" Horowitz, also nicht aufgesetzt) zu hören ist, an Durchsichtigkeit der Stimmen - an Kantabile usw usw - das sucht seinesgleichen ...

    Als ich die Anmerkungen Ward Marstons zu seinem Remastering dieser 5CD Box (in weißen Karton-Hüllen mit klarer Beschriftung) gelesen hatte, war mein Impuls, hier etwas dazu zu äußern, weil die Wahrnehmung des "Ohrs aller Ohren" für den "Normalleser" möglicherweise abschreckend klingt:
    CD1
    Marston schreibt, dass die Edison-Aufnahmen schwierig zu hören seien, weil sehr verrauscht. Das hat er aber a) gut hinbekommen, der Klang ist ansonsten voll und natürlich. Das Granulatrauschen filtert b) das Ohr nach kurzer Zeit. Da höre ich bei machem der deutlich späteren Aufnahmen (CD5) eher dünneren und schärfere Klänge, die mich mehr stören.
    CD2
    hat weniger Oberflächengeräusche, dafür sind die esten Aufnahmen (Odeon) in leisen Passagen seltsam entfernt. Manche subito-Forte springen einen so etwas unnatürlich an. Die dann folgenden Parlophone sind besser.
    CD3
    Die Aufnahme des Klavierkonzert Nr. 2 erscheint etwas unterschiedlich im Klangbild: Während der erste und besonders der zweite Satz eher räumlich und weiter entfernt von Micro erscheinen, so ist der dritte Satz extrem präsent, was leider etwas von der Räumlichkeit nimmt.
    Die Ultraphonaufnahmen klingen ausgezeichnet (Liszt Ungarische Rhapsodie Nr.2, Liebestraum Nr. 3, Chopin Berceuse!) und zeigen die schier unerschöpflichen Möglichkeiten dieses Pianisten an. Bei der Ungarischen Rhapsodie ist die Ähnlichkeit zum Spiels von Horowitz (in Effekten und Manieren) schon sehr auffällig. Allerdings legt Rosenthal noch eine eigene irrwitzige Kadenz drauf ...
    Die englischen Grammophone Aufnahmen klingen auch sehr gut - dabei der zirzensische Augenrausfaller bzw Ohrenabfaller "New Carnaval de Vienne" nach J.Strauss Melodien von Rosenthal selbst. Da sind noch doppelt und dreifache Kontrapunkte und Nebenstimmen im Gewirr der springenden Akkorde und rasenden Läufe zu hören.
    CD4
    Aufnahmen vom 1935-1937 - außer den letzten beiden Stücken alles Chopin. Op 28, Nr.3 ist auf der CD1 unvergleichlich, aber was für ein wunderbares Gefühl für Mazurkas. Was für eine Erfüllung! und Am Ende nochmal der "New Carnaval" - wieder anders und in sehr guter Klangqualität. Da war Rosenthal bereits 75 Jahre alt - und kein bisschen müde oder schwach...
    CD5
    Die RCA Victor Aufnahmen klingen sehr hell und klar, aber im Bass leider etwas schwach und vielleicht dadurch auch scharf. Aber das Spiel der dritten Chopin-Sonate lässt das doch zweitrangig erscheinen. Dass der Meister da 80 Jahre alt war, ist sowieso in jeder Hinsicht unfassbar...

    Auch wenn ich sonst den APR-Aufnahmen gegenüber skeptisch bin, da manches zu "einfach" remastert wird: Hier ist (wohl Dank Ward Marston) jegliche Sorge unbegründet. Eine wunderbare Edition - ob da nun (wie bei Amazon-Besprechung in UK oder USA angemahnt wurde) ein oder zwei Stücke fehlen, ist mir dabei schnurz ...
    Übrigens: Sehen sie die vielen Doubletten (über den Zeitraum von 1928 bis 1942) und alternativen Takes nicht als Manko - der Vergleich lohnt immer bei Rosenthal!

    Fazit: Wer Phantasie (keiner der Doubletten klingt wie dei andere!) und Kraft eines der pianistischen "Vorväter" hören und erleben möchte, oder wer die Spuren und Wurzeln gerne spürt, der sollte unbedingt zugreifen! Hier gibt es kaum ein Stück, dass nicht berührt, Staunen macht oder Einsichten in die Musik gibt ... Zudem gibt es viel witziges und aberwitziges im Spiel (bz.B. die Chopin-Etüden) ...
    Chorwerke a cappella (Transkriptionen) Chorwerke a cappella (Transkriptionen) (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    viele Weltersteinspielungen

    Das war absehbar, dass bei dem Bearbeitungsfleiss Clytus Gottwalds auch mal eine reine Mahler CD zustande kommt - wenn hier auch noch mit drei Lieder von Alma vor ihrer Hochzeit mit Gustav. Die zwei Rezensenten vor mir scheinen die Anzahl der Sterne gar nicht begrenzen zu wollen - ich gebe nur vier und das auch zumindest zu einem halben Stern nur deshalb, weil es die drei Lieder von Alma Schindler (damals eben noch nicht Mahler) und von Mahler als Ersteinspielung (neben anderen, die mir nicht so liegen) das "Um Mitternacht" und "Im Abendrot" eingespielt ist.

    Die Krux bei den Bearbeitungen ist ja, dass der Chor in der transformierten originalen Klavierstimme oder den Orchesterstimmen irgendeinen Text singen muss. In manchen Liedern ist das sehr überzeugend gelungen, in anderen kommt es als eher als "Trick" rüber. Bei Urlicht ist die Idee mit dem fremden Einleitungstext frech und provokant (Reminiszenz an Brahms?), im Adagietto, das im Orginal ja rein Instrumental ist (Streicher und Harfe), ist der Kniff mit dem "Im Abendrot" schon gut ...

    Die Lieder von Alma eignen sich anscheinend sehr zur Umarbeitung, da hat man den Eindruck von Original-Kompositionen. Oder liegt es einfach daran, dass diese Werke im Gegensatz zu Gustavs nicht im Original im Ohr sind? Jedenfalls ein schöner Hinweis darauf, dass sie in den paar Lieder die es gibt, durchaus dabei war etwas Eigenes zu finden.

    Den Stuttgarter Chor habe ich über viele Jahre schon mehrmals gehört - z.b. bei den Europäischen Kirchenmusiktagen in Schwäbisch Gmünd. Ich erinnere mich an ein Konzert mit Ligeti und Bruckner unter der Leitung von Rupert Huber - unglaublich gut, sinnlich, auch das Erspüren des Raums (war im großen Münster). Ein richtiges Live-Erlebnis.

    Mit Marcus Creed hörte ich Bruckner, Villa-Lobos einige Moderne und auch Bekannteres, was mir aber - wohl konsequenterweise - entfallen ist. Leider muss ich sagen, dass mich nichts davon wirklich überzeugt - nämlich tief berührt - hat. Es wird da für meine Ohren eine Perfektion gepflegt, die es letztlich sowieso in der Art nicht gibt. Dass der Chor auch anders kann, habe ich eben selbst live mit Huber gehört. Es ist bei Creed alles perfekt geprobt, aber mir fehlt im Konzert das Quäntchen Spontaneität, Herz oder Vision - was immer das auch ist ...

    In dieser Art höre ich auch hier vieles auf dieser Aufnahme - wobei das Ganze noch von einer pauschalisierenden Tontechnik "unterstützt" wird. Natürlich will auch ich nicht ein andauerndes Hin- und Herregeln von Stimmen durch den Tonmeister, aber prinzipiell etwas mehr Nähe zu den Stimmen und etwas wenig dunkel-topfiger Raumklang wäre viel freundlicher. Die Akustik klingt irgendwie nicht wirklich nach einem Funkstudio (der Aufnahmeort) - ob da noch nachträglich Hall hinzu gefügt wurde? Jedenfalls macht dieses leichte "Dauergewabere" ab Mezzoforte den Chorklang irgendwie unfroh, pauschal, unfarbig und mechanisch. Sänger als Instrumente ...

    Dass das anders geht hat Georg Grün in Saarbrücken mit drei Mahler-Liedern vorgemacht (auch beim Carus-Verlag). Stuttgarter Chorsänger sagen hie und da, dass bei den Saarbrückenern der dritte Ton von links nicht sooo professionell klingt, weiße Klangfarbe, Tenöre usw ... - ich hingegen höre nur, dass hier deutlich mein Herz in einem spontanen Musizieren berührt wird, was eben auch an einer direkteren helleren Klangfarbe der Aufnahmetechnik liegen mag. Wer es noch nicht weiß - Musik lebt oftmals auch von, ja gerade DURCH gewisse Ungenauigkeiten ...

    Natürlich will ich mit meinen Bedenken keineswegs die sängerische Leistung des fantastischen SWR Vokalensemble Stuttgart schmälern. In der Tat ist es unglaublich, was da z.B. im Adagietto geleistet wird. Aber eben gerade deshalb ist es irgendwie schade, dass das zumindest nicht adäquater auf der CD eingefangen ist. So höre ich das - ganz persönlich ...
    Benjamin Britten  - The Performer (Complete Decca Recordings) Benjamin Britten - The Performer (Complete Decca Recordings) (CD)
    08.07.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    wunderbare Edition mit großartiger wiederentdeckter Mozart 40 mit dem LSO

    „Benjamin Britten – The Performer“: Sie können auf diesen 27 CDs (leider ohne eine Bonus-DVD, wie sonst manchmal bei so großen Zusammenstellungen üblich) einen der bedeutendsten Komponisten des 20ten Jahrhunderts mal nicht als Interpret seiner eigenen Werke, sondern als Dirigent und Pianist (Klavier-Duo und Liedbegleitung) von Bach und Purcell bis Schostakowitsch und Tippett erleben. Das Orchesterspiel ist überall sehr gut bis hervorragend, wobei das London Symphony Orch natürlich mehr zu bieten hat als das Englisch Chamber Orch – nicht nur in der Besetzung …
    Vorneweg: Britten überzeugt als Dirigent im Grunde in jeder der Einspielungen hier – womit über die Qualität dieser Box hier schon eine Menge gesagt ist!

    Die CDs im Einzelnen. Anmerkung: ***** bedeutet meine (natürlich völlig subjektiven) „fünf Sterne“

    Britten dirigiert Bach und Purcell: Da fällt mir zuallererst ein Begriff ein: ZEITLOS! – mit kleinen Einschränkungen … Da kommt (zumindest bei mir) kein Gedanke an Aufführungspraxis in Phrasierung, Artikulation oder Wahl der Tempi und Instrumente auf. Die Musik lebt und berührt – und das sollte doch Ziel allen Musizierens seins!

    CD 1+2: J.S. Bach Johannespassion (auf Englisch!) ----- **** bis *****
    Vorab zur Beruhigung: Falls sie in einem Mehrfamilienhaus wohnen und etwas lauter über Anlage hören: Es ist beim Hören des Einleitungschor nicht ein wütender über Ihnen wohnender Bewohner, der mit dem Fuß auf den Boden stampft, sondern die dumpfen Schläge stammen anscheinend von jemand, der hie und da an einen Mikrophongalgen gestoßen ist.
    7 Tage Aufnahme bedeuten natürlich, dass es sich um eine Studioproduktion handelt, dennoch geben der Klang der Aufnahme in konsequent mittlerer Entfernung (angenehm und selten bei Decca!) und das spontane Musizieren das Gefühl des Beiwohnens an einer Live-Aufführung im allerbesten Sinne. Peter Pears ist gut bei Stimme und nicht so scharf und manieriert wie leider in der Matthäus-Passion mit Klemperer. Auch jeder der anderen Solisten gibt „sich selbst“ und somit erübrigt sich auch hier die Kritik an Kleinigkeiten. Insgesamt eine packende und ganz wahrhaftige „Aufführung“.
    Als Mensch, der die Deutsche Sprache „lebt“ (auch in meiner Arbeit in der Hilfe mit Menschen) vermisse ich natürlich etwas die „Gewalt“ der Lutherschen Worte. Das ist zu verschmerzen …

    CD 3+4: J.S. Bach Kantanten BWV 151 *** + Kantate BWV 102 ****
    „Brandenburgische Konzerte“ (gesamt) ----- **** bis *****
    Die Kantate „Süßer Trost“ leidet etwas unter Shirley-Quirk. Brittens eher breites Tempo wird durch sein vibratoreichen schweren Gesang m.E. zu schwerfällig. „Herr, deine Augen“ ist besser gelungen, wozu auch erfreulicherweise Fischer-Dieskau beiträgt.
    Bach Brandenburgische 1-6: Auch hier gilt absolut das vor CD1+2 erwähnte. Trotz der großen Konkurrenz und der vielen historisch informierten Aufführungen: Brittens „Brandenburgische“ reinigen, sie beruhigen die Gedanken, heißen den Intellekt schweigen und öffnen Herz und Seele. Die Wahrnehmung hat nämlich genug zu tun ob der Schönheit er Musik und der Klarheit der Formen, die da hörbar wird.

    CD5+6: Purcell The Fairy Queen + Celebrate this festival + Chaconne g-moll ----- alle ****
    Nun bin ich kein Spezialist für alte Aufführungspraxis. Ich kann nur wie bei Brittens Bach sagen: Mich überzeugt so die Musik in ihrer Lebendigkeit!

    CD 7: Haydn Sinf Nr. 45 + Nr. 55 ----- beide **** bis *****
    Cellokonzert C-Dur *****
    Beide Sinfonien sind monaurale Konzertmitschnitte vom Aldeburgh Festival 1956. Haydn als Ausdrucksmusiker. In Interpretation und Orchesterspiel ganz konventionell und dennoch weit über das Mittelmaß hinaus. Sehr expressiv in der „Abschieds-Sinfonie“.
    Das Cellokonzert ist wieder eine stereophone Studioproduktion. Es fällt vom ersten Ton (sowohl im Orchester als auch dann beim Solisten Rostropowitsch) der jugendlich-männliche Ton des Kopfsatzes auf: Ein frisches und ganz friedlich-heiteres Marschtempo. Im langsamen Satz manche kleine verzögernde Stellen des Nachspürens. Der letzte Satz virtuos zupackend.

    CD 8-10: W.A. Mozart: Sinfonien 25 + 29 + 38-41 + Serenata notturna ----- alle ****
    Mozart als Seelenmusiker, klar und durchsichtig musiziert.
    Sinf. Nr. 25 - mit gemäßigten Tempi im Kopfsatz und Finale – ernst, aber kein großes Drama. ----- ****
    Die Serenata notturna ist relativ breit und wuchtig, hat aber einen eigenen Reiz ----- *** bis ****
    Sinf. Nr. 29 - in idealen Tempi – mit viel Esprit. Sehr gelungen! ----- *****
    Sinf. Nr. 40 - eine der großen klassischen Aufnahmen ----- **** bis *****
    Sinf. Nr. 38 - eine „große“ Prager. Bei Britten ist Mozart vollster Sinfoniker! ----- ****
    Sinf. Nr. 41 - groß, gesanglich, vielschichtig – einfach richtig ----- ****
    Sinf. Nr. 39 - in Mono – ernst festlich vital ----- ****
    Britten nimmt in allen Mozartsinfonien gemäßigte Tempi, die dem hier immer spielenden English Chamber Orch. erlauben, alles sinnvoll auszuspielen und die Spannung zu halten.
    Zwei Arien mit Pears - in Mono

    CD 11: W.A. Mozart Klavierkonzerte Nr. 12 (live, in mono - wurde vergessen anzugeben) ---- *****
    + Sonate für vier Hände KV 521 + Sonate für zwei Klaviere D 448 ----- ****
    Das Klavierkonzert Nr. 12 spielt Britten selbst am Klavier, hell leicht quirlig, klar, von Freude und Leben erfüllt. Britten war ein ausgezeichneter Pianist mit einem untrüglichen Geschmack und Gespür für Timing – hier z.B. in den Perlenden Läufen oder Figurenwerk, das immer einen Tick schneller zu sein scheint als das Grundtempo, was dem ganzen ein Gefühl der heiteren Erwartungsfreudigkeit und Lebendigkeit gibt.
    Hie und da gibt es im Konzert leichte Tonhöhenschwankungen die aber im akzeptablen Rahmen liegen.
    Die Sonaten mit Sviatoslav Richter sind von Spontaneität und Spiellaune geprägt. Etwas entfernt klingend von der Aufnahme, entspricht vielleicht dem Höreindruck im Saal.

    CD 12: W.A. Mozart Klavierkonzerte Nr. 20 ----- **** + Nr. 27 ----- *****
    Britten dirigiert das English Chamber Orch, Clifford Curzon ist Solist. Das d-moll Konzert ernst und stimmig. Das B-Dur Konzert ist für mich das Besondere: Noch nie habe ich z.B. in der Durchführung des Kopfsatzes die absolut „falschen“ Harmonierücken so bewusst gehört wie hier - grandios! Das kann auch nicht der etwas „seifige“ Streicherklang des English Chamber Orch stören. Was zaubert Curzon da am Anfang des langsamen Satzes für eine Stimmung. Tänzerisch heiter federnd das Finale.

    CD 13: Schubert Sinf Nr. 8 h-moll + Sonata arpeggione + Andantino varié + Debussy En blanc et noir
    Sehr gute „Unvollendete“, wobei mir hier das LSO schon lieber gewesen wäre … ----- ****
    Britten und Richter als Klavier-Duo:
    Schubert Andantino varié – kaum gespieltes gutes Stück, eine wunderbare Interpretation ----- *****
    Debussy En blanc et noir – auch hier ein phantastisches klangliches Zusammenspiel ----- *****

    CD 14: Schubert Fantasie D 940 + Variationen D 813 + Grand Duo D 812
    Was für eine feine melancholische und doch auch sinfonische Deutung des großen Stück… ----- *****
    Die Variationen sagen mir als Stück nicht so viel, dafür umso mehr das Duo mit diesen beiden Pianisten ----- *****
    Alle drei Aufnahmen sind nicht zu nah aufgenommen (im Duo übrigens in Mono, was nicht angegeben ist), was den großen Klang unterstreicht und wieder den Eindruck von Saalatmosphäre gibt. In diesem Fall sind es auch alles Live-Mitschnitte der BBC.

    Alle Lied-Begleitungen sind mit Peter Pears (Tenor) als Solist – außer anders vermerkt.

    CD 15: Schubert Winterreise ----- ****
    Gut – man muss das Timbre und die besondere Eigenart von Peter Pears hinnehmen. Aber was ist das dann im Zusammenspiel, in den Feinheiten, im Klavierpart und in der Durchdringung für eine wunderbare Aufnahme!

    CD 16: Schubert Schöne Müllerin ----- *****
    Eine ungewöhnliche und mutige Interpretation von 1959. Schon „Das Wandern“ verstört – und: wer singt das sonst so sauber wie Pears? Von der deutschen Aussprache können manche deutschen Sänger noch was lernen … Die Klavierbegleitung betont das Moderne der Komposition, wo es passt. Dass ganze hier ist eine andere Welt als bei Wunderlich oder gar bei Patzak. Manchem wird hier in den schnellen motorischen Lieder etwas Melos fehlen … Nicht während des Hörens „vergleichen“ – einfach drauf einlassen 

    CD 17: Schumann Dichterliebe + Schubert Lieder
    Auch hier ist Pears wieder ein phantastischer Begleiter – und auch Pears hat 1963 noch Schmelz, nur manchmal „bellt“ er ein wenig – aber alles ist erfühlt und verstanden, auch der Witz.
    Die Schubert-Lieder sind 9 Jahre später entstanden (1972). Das hört man bei Pears natürlich, bei Britten weniger … Aber im Ernst – dennoch hat Pears so viel Persönlichkeit und so viel Verständnis für die Lieder, dass man das in Kauf nimmt.

    CD 18+19: Schumann Szenen aus Faust (Gesamt) + Fünf Stücke im Volkston op. 102 ----- ****
    Nach wie vor eine großartige Einspielung! Allerdings kenne ich die Abbado- und Harnoncourt-Aufnahmen nicht. In diesem Fall ist das neue Mastering wesentlich besser als die mittlerweile ziemlich alte Decca-Doppel-CD. Die fünf Stücke im Volkston mit Rostropowitsch sind sehr gut.

    CD 20+21: Delius Bridge Elgar Streicherstücke ----- ***** + Elgar „Dream of Gerontius“ ----- ****
    Alle Streicherstücke sind wunderbare Preziosen. Wunderbare Kompositionen, leider viel zu selten bei uns gespielt… Das hier erstmals veröffentlichte „Summer Night on the River“ von Delius trifft die Stimmung und zeigt doch auch das über die Romantik hinausgehende des Stücks. Das Große Chorwerk von Elgar findet wohl nur noch in Barbirolli und Sargent Konkurrenz zu dieser Aufnahme. Das Remastering ist auch hier deutlich besser als in der Doppel-CD gekoppelt mit Delius „Sea Drift“ mit Hickox.

    CD 22: Schostakowitsch Janacek ----- *****
    Auch Schostakowitsch und Janacek sind bei Britten und Rostropowitsch in den besten Händen. Die beiden konnten wohl nicht anders als sich gegenseitig zu höchsten Musizieren anregen. Wie versöhnlich doch vieles in der Cellosonate von Schostakowitsch klingen kann – da sprechen die sieben Romanzen eine viel herbere Sprache. Galina Vishnevskaya singt wunderbar – gerade (im doppelten Sinn) ins Herz schneidend... DAS kann man nicht alle Tage hören (auch im doppelten Wortsinn) … fünf Sterne sind für diese Interpretation eigentlich nicht genug für diesen wunderbaren und ebenso klingenden BBC-Mitschnitt …
    Janaceks „Pohádka“ ist danach richtig versöhnlich, obwohl hier auch alle tiefen ausgelotet werden..

    CD 23: Vaughan-Williams Bridge Debussy
    Vaughan-Williams On Wenlock Edge - Pears war in seinen jüngeren Jahren ein wunderbar weich klingender Tenor mit vielen auch „mutigen“ Farbschattierungen! ----- ****
    Bridge war ein wichtiger britischer Komponist – zwei sehr gute Interpretationen seiner Kammermusik mit Britten am Klavier – Das Quartett ----- ****, die Cellosonate mit Rostropowitsch ----- **** und ebenfalls mit Rostropowitsch die Debussy Cellosonate ----- ***** - letztere ein absolutes MUSS!

    CD 24: Grainger Purcell J. Haydn ----- **** bis *****
    Witzig nachdenklich und auf jeden Fall abwechslungsreich sind die “Folksong Settings” von Percy Grainger. Mit Sicherheit DIE Interpretation des Zyklus, der so unterschiedliche Besetzungen für die Lieder fordert.
    Ein tolles Lied von Purcell mit einem Counter-Tenor und sechs Canzonettas von J. Haydn mit Pears. Kaum gespielter Haydn, erfüllend interpretiert.

    CD 25: Holst Bridge Butterworth Morean Warlock Ireland Berkeley Oldham Tippett
    Unbedingt empfehlenswert (schon vom Stück her!) ist der großartige Zyklus der Humbert Wolfe Lieder von Gustav Holst. Das allein ist schon die Platte wert! ----- **** bis *****

    CD 26: Schubert u.a. ----- ****
    Ich als Blechbläser erfreue mich am meisten bei dieser CD an den frechen Trompeten der Einleitung zu Brittens Bearbeitung von „God save the Queen“ … ;-)

    CD 27: Händel Cecilien-Ode + Mozart Sinf. 40 mit LSO (*****!) u.a.
    Und zum Schluss noch eine männlich kraftvolle und dennoch feine Cecilien-Ode – und: die groß von Decca angekündigte wiederentdeckte Mozart Cosi-Ouvertüre, Maurerische Trauermusik und die Sinf. Nr. 40 – diesmal mit dem LSO! Und in der Tat: Die Trauermusik sehr intensiv mit feierlichem Trauermarschduktus und vielen Farben der tiefen Bläser und – ja: einem „Eroica-Gefühl“ … fantastisch!
    Und die 40te? … finde ich keinen Vergleich mit der Platte mit dem English Chamber Orch: abgründiger, verstörender, sehnsüchtiger, verzweifelter. So viele ausgearbeiteten und dennoch spontan wirkenden Feinheiten habe ich in dieser Sinfonie noch nicht gehört … Allein - um nur ein Beispiel zu nennen - die zwölftönig anmutende Nebenstimme in der "Durchführung" des Finales. Vielleicht ist diese Aufführung das beste Dirigat, das Britten je auf Schallplatte machte! Ich wage zu behaupten, dass das zukünftig als eine der intensivsten und erhellendsten Einspielungen überhaupt gehandelt werden wird … da sind 5 Sterne definitiv zu wenig!
    Dieser unüberbietbare Schlusspunkt lässt mich etwas wehmütig zurück. Wie schön wäre es gewesen, wenn Britten mehr mit dem LSO auf Platte gemacht hätte … aber ich bin auch einfach dankbar für diese Veröffentlichung!

    GESTALTUNG DER BOX

    Die Box ist stabil, auch das Verbindungsstück - im Gegensatz zu den großen EMI-Boxen (z.B. Cziffra, Cortot), das dort leicht knickt oder schon geknickt per Post kommt.
    Sehr erfreulich finde ich die einzelnen nummerierten und beschrifteten Papphüllen für die CDs. Das erleichtert die Handhabung gegenüber den früheren einfachen Papierhüllen (dann noch oft zum zukleben!) und das Auffinden von Titeln. Die CDs gehen leicht aus den Hüllen – auch das ist ein unschätzbarer Vorteil, der deutliche Fingerabdrücke an den Rändern der CDs ersparen hilft.

    BOOKLET

    Das Booklet hat nur acht Seiten Text (und seltsamerweise zusätzliche weitere drei Seiten über die Winterreise) auf Englisch im Booklet. Das 66-seitige Heft besteht ansonsten aus der sorgfältigen Angabe der Werke, Tracks, Aufnahmedaten und Ort, Produzent und Tontechniker. Decca geht leider nicht davon weg, diese Angaben am Ende der jeweiligen CD Auflistung zu setzen, anstelle sie jeweils direkt unter die Stücke zu schreiben.
    Tatsächlich vermisse ich eine zusätzliche Auflistung der Werke nach Komponisten. Das hätte nur ein paar Seiten mehr Platz gekostet - dem ein bestimmtes Stück Suchenden aber Mühe erspart!
    Zwei Punkte mildern dieses Manko etwas ab: 1) die Beschriftung der Einzelhüllen und 2) der Großteils chronologische Aufbau der Reihenfolge der Sammlung.

    DIGITALE TRANSFERS

    Die digitalen Transfers von dem analogen Bändern sind allesamt gut bis sehr gut. Für mein Ohr wurde das eine oder andere für mein Ohr schon befriedigender remastert – z.B. auf der CD „English Music for Strings“ (Purcell, Elgar, Bridge, Britten) oder die zwei CDs der Reihe „Classical Sound“ mit Cello-Sonaten mit Rostropowitsch. Die Unterschiede sind aber klein und bestimmt auch Geschmackssache – zudem ist ja – wie schon erwähnt – auch manches deutlich besser gelungen als es zuvor veröffentlicht war.

    FAZIT: Ja – diese Edition jedem zu empfehlen, der Musik der Musik halber kaufen möchte. Will damit sagen: Diese Box ist durchaus nicht nur etwas für Britten-Verehrer!
    Wer noch nicht allzu viele der Aufnahmen auf CD zuhause hat, sollte sich die Anschaffung wirklich überlegen. Es gibt quasi keine wirklichen „Ausfälle“, die in Kauf zu nehmen sind, was bei solch einer großen Zusammenstellung Seltenheitswert hat.
    Wer schon fast alles sein eigen nennen kann: Vorteil der Box ist natürlich das Sparen des Platzes, manches neue bessere Mastering (unbedingt vor dem weggeben der alten CDs alles vergleichen!). Die Nachteile sind schon erwähnt.

    Ohne langes Zögern von mir fünf Sterne für diese Edition insgesamt – trotz vieler vier Sterne für einzelne Aufführungen ...
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