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    JAW-Records Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 08. März 2011
    "Hilfreich"-Bewertungen: 3403
    271 Rezensionen
    Klavierquintett Klavierquintett (CD)
    10.02.2025
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    bis jetzt DIE Interpretation!

    Nun gibt es doch manche Aufführungen dieses gigantischen Kammermusikwerks, das so viel vom Zuhörer fordert und dann aber einen so großen Sog ausüben kann. Hier eine chronologische Auflistung:

    Das Pusl-Quartett mit Sawallisch am Klavier (bis jetzt nicht auf CD veröffentlicht): Ein radikaler Zusammenschnitt des Werks (von ca. 80 min auf 45 min!) - spieltechnisch hört man bei den Streichern, wie schwer dieses Werk zu spielen ist... Bei diesem Livemitschnitt handelt sich um die erste Aufzeichnung des wahrscheinlich auch zum erstenmal gespielten Werks. Eine Pioniertat, aber angesichts der Verstümmelung kann man nur in die Atmosphäre eintauchen, aber nichts über Proportionen, logischen Aufbau und Struktur erfahren.

    Das Quattuor Elyseen hat bei DaCamera eine Gesamtaufnahme gewagt. Diese ist immer noch interessant, aber nicht so souverän, selbstverständlich und frei wie die nächsten beiden Aufnahmen.

    Das Quatuor Sine Nomine mit Kerdoncuff (Label Timpani) hat das Stück „freigespielt“. Alles ist lebendig erfüllt. Leider handelt es sich um eine moderat gekürzte Aufführung - schade…

    Bei der Aufnahme mit dem Clarens-Quintett (Tacet) gibt es keine Kürzungen und zu der Lebendigkeit der Aufführung tritt noch ein großes Verständnis für die Zusammenhänge und den ganz großen Bogen. Hier entfaltet sich das Werk in seiner vollen Reife.

    Die in Japan (Label Faculty) erhältliche Aufführung mit einem Münchner Ensemble zeigt das Riesenwerk in einem anderen Licht. Es handelt sich um einen Livemitschnitt, dessen Qualität ich angesichts der Präsenz der tacet Aufnahmezuerst unterschätzt habe.

    Die Einspielung mit dem Clarens Quintett:
    - Ungekürzte Fassung
    - spieltechnische Souveränität
    - großes Verständnis des Werks
    - physische Kraft und Standfestigkeit (extrem wichtig bei Furtwänglers Kammermusikwerken!)
    - sehr gut aufgenommen.
    Ob da wohl ein anderes Ensemble je nochmal „eins drauf setzen“ kann?
    Ein Kommentar
    sonate00
    03.12.2023

    Ergänzende Anmerkungen

    Dem Rezensenten sei für seine Übersicht gedankt und mit seinem Kommentar stimme ich im Wesentlichen überein. Sicher handelt es sich bei Tacet um eine künstlerisch wie klangtechnisch überzeugende Einspielung. Ich habe lediglich am Anfang eine kurze Unschärfe in der Stereobalance festgestellt, die ev. auf einen nicht ganz geglückten digitalen Schnitt zurückzuführen sein könnte. Das hätte man ev. korrigieren können. Die Einspielung bei Timpani überzeugt m.E. durch eine straffere Melodieführung, die das gewaltige Werk etwas übersichtlicher und transparenter erscheinen lässt als bei Tacet.. Die Kürzungen sind natürlich zu bedauern. Leider ist die Diskographie Furtwänglischer Werke wieder recht dürftig geworden. Bis auf die Violinsonaten und die hier rezensierte Einspielung des Klavierquintetts sind alle relativ neuen Aufnahmen, insbesondere die teils respektablen Veröffentlichungen beim Label Marco Polo und die verdienstvolle Ausgabe der Kammermusik bei Timpani vom Markt verschwunden und sind mit Glück allenfalls antiquarisch zu bekommen. Einzige Ausnahme ist die ausgezeichnete Einspielung der 1. Symphonie bei cpo. Neueinspielungen der anderen beiden Symphonien lassen allerdings auf sich warten, wie auch die anderer großer symphonische Werke, wie beispielsweise das bemerkenswerte Klavierkonzert. Es bleibt also zu hoffen, dass hier weitere Pionieranbeit geleistet wird.
    Otto Klemperer - The Complete Warner Classics Remastered Edition 1 "Symphonic Recordings" Otto Klemperer - The Complete Warner Classics Remastered Edition 1 "Symphonic Recordings" (CD)
    06.06.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    sehr gute Arbeit!

    Vorneweg:

    Wenn Sie nicht die japanischen CDs (nicht alle halten der neuen Box Stand - z.B. nicht Mozart und Haydn) oder die SACDs (alle mir bekannten sind bisher einfach unschlagbar - vielleicht bis auf den etwas zu bedeckten Sommernachtstraum Transfer) haben, sondern die erste oder zweite Klemperer Edition oder die schwarzen Boxen, dann haben Sie mit den neuen Transfers der Box wohl uneingeschränkte Freude.

    Das Klangbild ist tendenziell manchmal etwas hart und eher hell (wie ja von Art & Son Studio bekannt), aber (bis auf die Mozart 40te von 1956) m.E. obere Liga (was Klarheit und besonders Intonation angeht - vergleichen Sie mal die schwarze Beethoven Box und die neue mit den ersten vier Einleitungstakten der Beethoven 1ten! Endlich stimmen die Holzbläser...) bis herausragende CD-Qualität. Bässe fehlen übrigens nicht und die Klangpyramide passt.

    Klemperer war ja sehr auf Durchhörbarkeit, Farben und rhythmisch-harmonischen Geschehen bedacht und ich denke er hätte sich über diese Ausgabe gefreut. Auch wegen der wie gesagt deutlich besseren Intonation - und das Philharmonia / New Philharmonia Orchestra leistet da Unglaubliches. Klemperers Aufnahmen waren und sind auch weiterhin nicht zum zurücklehnenden Genießen gedacht. Sie sind immer eine Herausforderung für die sinnliche Wahrnehmung (so viele klangliche Phänomene und Details), den Geist (des Werks und des Hörers) und die Reflexion (über Werk und Wahrnehmung).

    Das sehr dünne Booklet ist wieder mal nur auf wenige eher nichtssagende und sogar Vorurteilen (erratischer Felsblock und so ein Schmarrn) Vorschub leistende Sätze beschränkt, aber es gibt einige nette Fotos. Alle Infos sehen aber auf den CDs selbst. Hüllen sind OK, die Infos zu den Aufnahmen vollständig und übersichtlich, die Drucke recht gut - über das Warner-Zeichen reg ich mich nicht mehr auf. Es ist zumindest klein und das plakative deutsche rote EMI war auch keine optische Freude. Ach ja, es gibt auch kleinere editorische Fehler, weiß grade nicht mehr wo - geschenkt...

    Die Platte mit der 2ten Sinfonie und dem 7ten Streichquartett von Klemperer klingt phantastisch - die anderen Werke (2 CDs, alles Endsechziger) sind sehr gute Transfers von Stereo Aufnahmen in Studioqualität (EMI Equipment und Techniker) - wahrscheinlich Klemperer zuliebe gemacht. Ein paar Sachen sind einfach quasi live "durchgespielt". Das New Philharmonia Orchestra zeigt, dass doch Originalität und Sinnlichkeit in den Stücken steckt...

    Mir ist beim intensiven Hören und Reflektieren über Klang, Interpretation und Werken klar geworden, wie sehr ich selbst so manchen Narrativen bezüglich Klemperer aufgesessen bin - wobei ich denen sowieso schon immer kritisch gegenüber war. Ich weiß nicht mehr, bei welchem Hören ich so oft Lust hatte überrascht in die Partitur zu schauen um zu sehen was da steht. So frisch und neu klingen viele Werke - und das bei den meisten Werken, egal ob Mozart, Beethoven, Tschaikowsky, Bruckner, Mahler oder Strawinsky. Ich habe KEINE Interpretation gefunden, welche bezüglich Verständnis oder Ansatz oder Tempo(!) oder Ausarbeitung - geschweige denn vom Orchesterspiel und den Orchestersoli (Holz Blech) - nicht vorbildlich zu kennen wäre. Immer wieder hat mich die Intonation und ganz besonders die bewusst empfundene und sauber ausgehörte Enharmonik fasziniert.

    Otto Klemperer zählt absolut zu den bedeutendsten Dirigenten und er ist in seinem Ansatz der Durchdringung - um Haydns Wort zu verwenden - "original". Effekte entstehen aus der Musik selbst, die Idee des Werks bestimmt alles - und mit Idee meine ich das dem Werk kompositorisch Eigene, die Struktur, der Aufbau und die beabsichtigte Wirkung des Werks aus sich selbst heraus, nicht hineingedacht. Nichts ist da "machend" hinzugefügt. Die Holzbläser bekommen eine Bedeutung, welche sonst kaum je zu hören ist (vielleicht noch bei Wyn Morris). Deren Harmoniemusik ist nicht nur Farbe, sondern oft auch Gerüst und manchmal faszinierende Befremdlichkeit. Das rhythmische Geschehen entsteht durch die Musiker in dem klar vorgegebenen Rahmen vielfältig und quasi ganz natürlich von selbst. 95% seiner Aufnahmen würde ich nicht als langsam bezeichnen, weil das Tempo völlig mit musikalischem Geschehen ausgefüllt ist. Das zeigen die neuen "analytischen" Transfers auf ganz wunderbare Weise. Zum Beispiel bei dem klanglich und interpretatorisch schlackenlosen Haydn und Mozart.

    Die Mahler 7te ist tatsächlich die einzige Aufnahme, welche in ihrer erfrischenden Extravaganz Widerspruch reizen kann und immer wird. Aber ich finde das, was dort besonders im Kopfsatz geschieht unglaublich faszinierend. Es ist eine Art des Musizierens die ich sonst noch nie gehört habe. Man muss natürlich andere Aufnahmen der 7ten kennen, aber diese wollte ich seit 45 Jahren nicht mehr missen. Die Bruckner 8te hat halt leider die Schnitte im Finale. Aber bei so viel Werktreue sei Klemperer diese Eigenwilligkeit, von deren Richtigkeit er ja wohl überzeugt war, verziehen.

    Die frühen Berliner Aufnahmen sind allesamt im Transfer sehr gut gelungen. Das, was dort an Aufnahmen fehlt ist in der DG Box Staatkapelle Berlin und ein zwei Einzelveröffentlichungen zu finden. Die Testament Box mit den frühen Aufnahmen sollte man nicht mehr suchen, war klanglich auch in ihrem Purismus schon recht grenzwertig...

    "Nicht-Offizielles" gibt es kaum: den ersten Satz der Schubert 4ten (mir ist irgendwie klar, warum Klemperer die Produktion abbrach), der erste Satz des Hindemith Hornkonzerts mit Dennis Brain, die Gluck Anacreon Ouvertüre und die auch von Testament veröffentlichen Aufnahmen von Petruschka und die live Beethoven 9te vom 15.11.1957.

    Das akustische Klemperer-Portrait von Tolansky ist gegenüber der schwarzen Box (20th Century) gekürzt und verändert. Klemperer selbst ist nur im kurzen Probenausschnitt zu Don Giovanni zu hören... Ich denke, da hat nach sich manches für die wohl im Herbst folgende Vokalmusik und Opern Box aufgehoben. Es ist insgesamt gesehen die Art & Son Arbeit, bei der ich am allerwenigsten auszusetzen habe.

    Für Hörer, welche keine japanischen SACD-Ausgaben haben, würde ich fünf Sterne geben, für die Kenner dieser Transfers (ist ja nur ein Bruchteil der Aufnahmen) mindestens vier Sterne. Die japanischen CDs sind oftmals (außer der 40ten Mozart 1956) nicht besser - nur etwas weicher und verhangener oder mit etwas mehr "Dampf" im Klang - oft aber zu dem Preis von schlechterer Balance, weniger Höhen und verfärbtem Klang.

    Von mir eine ganz klare Empfehlung :-)
    4 Kommentare
    Anonym
    06.06.2023

    Reihenfolge der erklärenden Sätze im Kommentar

    Folgender Satz gehört natürlich als VORLETZTER Satz meines erklärenden Kommentars, denn alles andere bezieht sich ja auf die eher mangelhaften Transfers ...

    "In der neuen Box zeigt der Frequenzgang eine eher lineare Kurve - quasi im 45% Winkel von links unten nach rechts oben laufend bis zur Spitze."
    Sammler
    21.06.2023

    Complete? Dass ich nicht lache!

    Dass unter den "vollständigen" 78er-Aufnahmen aus Klemperers Berliner Jahren (1924-32) jede Menge fehlt, ist mir unverständlich. Da diese Tonzeugnisse den Interpretationsstil in den musikhistorisch so wichtigen Kroll-Jahren Klemperers dokumentieren, wäre eine vollständige Übernahme in die "vollständige" Edition mehr als angebracht gewesen. Besonders bedauerlich natürlich das Fehlen von Weills "Kleiner Dreigroschenmusik", die der Komponist ja auf Bitten Klemperers für die Konzerte der Krolloper zusammengestellt hatte und die von Klemperer am 7.2.1929 uraufgeführt wurde. Klemperers Aufnahme von 1931, Polydor 241727/3, war ja eine der letzten vor seiner Vertreibung aus dem brodelnden Berlin. Sie gibt wohl einen guten Eindruck von der Radikalität, mit der Klemperer in den Kroll-Jahren musiziert hat.
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    06.06.2023

    Wichtiger Nachtrag zu meiner Rezension

    Folgende Frage ist bezüglich meiner Rezension aufgetaucht:

    An Ihrer Kritik habe ich eine Sache nicht verstanden, und zwar die Idee, der Transfer verändere die Intonation. Schlechte Intonation im Mastertape wird doch durch einen Transfer nicht besser? Oder meinen sie durch technische Unzulänglichkeiten verursachte Tonhöhenschwankungen? Alles andere wäre doch extrem manipulativ.

    HIER MEIN VERSUCH DER KLARSTELLUNG UND ERKLÄRUNG:

    Zuerst dies: Die schlechte Intonation steckt nicht im Mastertape!

    Das ist jetzt in vielen Transfers der neuen Box gut zu hören. Es dreht sich auch nicht um Tonhöhenschwankungen oder altersbedingte Mängel der Bänder - weder Aspekte der historischen Aufnahme selbst noch des Zustandes der Bänder betreffend.

    Nein - es dreht sich darum, dass in der neuen Ausgabe (vielleicht erstmals) das gezeigt wird, was wirklich in den Masterbändern steckt! Das bezieht sich übrigens auch auf tausende andere - besonders historischer - Aufnahmen. Viele Spezialisten wie Marston, Spahr, St-Laurent beschäftigen sich seit langer Zeit konkret mit den akustischen Phänomenen bei Transfers. Interessanterweise zumeist kleine Labels oder Privatpersonen.

    Diese Unterschiede in der Wahrnehmung beruhen auf rein physikalischen Vorgängen.

    Ich will es möglichst einfach und kurz halten - und zwar zur Überprüfbarkeit anhand der ersten vier Takte der Beethoven 1ten:

    In der älteren schwarzen Box sind tiefere Frequenzen angehoben / verstärkt und ebenso die Höhen im Verhältnis zu den Mitten - und es fehlen im obersten Bereich Obertöne und somit Feinheiten. Es gibt dadurch keinen linearen Verlauf des Frequenzgangs, welcher die Instrumente in ihrem natürlichen Klangspektrum und Farbe wiedergibt, sondern eine Art Schlangenkurve (von links nach rechts und unten nach oben in etwa: zuerst steiler ansteigend als 45% dann abflachend - eben im Mittenbereich - um in der Höhe wieder anzusteigen und die oberste Spitze vermissen lässt).

    In der neuen Box zeigt der Frequenzgang eine eher lineare Kurve - quasi im 45% Winkel von links unten nach rechts oben laufend bis zur Spitze.

    Neben der Tatsache, dass die Instrumente mehr oder weniger verfärbt und undeutlich hörbar sind ergibt sich folgendes physikalische Missverhältnis:
    Die Obertöne - z.B. der Flöte - sind nicht in der richtigen Pyramidenform abgebildet und somit ist natürlich auch die Intonation getrübt. Beim Zusammenspiel und Akkorden summiert sich dieser Effekt natürlich nochmals, sodass in den Bläsern zum Teil üble Schwebungen entstehen bzw. der Leitton der Flöte zu tief klingt. Wenn bei einem Instrument der 3te Oberton und bei einem anderen der 7te dominanter als original gespielt durchschimmert, oder noch höhere vielleicht ordnende Obertöne, z.B. der 8te zu schwach sind, dann kann das nie stimmen.

    Es war mir viele Jahrzehnte unerklärlich, dass Klemperer und auch das Aufnahmeteam ofensichtliche stärkere Intonationstrübungen des Orchesters - insbesondere der Holzbläser - so hingenommen haben. Hier ist die Auflösung: Es war nicht das Spiel, sondern ein Effekt mangelhafter Transfers - übrigens genauso auch schon auf Schallplatte. Schon aus diesem Grund sind durch die Möglichkeiten per se SACDs zumindest potenziell CDs vorzuziehen.

    Aber hören Sie einfach selbst im Vergleich, wenn Ihnen das möglich ist. Berichten Sie über Ihre Erfahrungen dazu.

    Joachim Wagner (JAW-Records)
    Wittisch
    11.04.2025

    Complete!

    "Complete" duchaus in dem Sinne, dass alle frühen Klemperer-Aufnahmen für Warners Vorgängerfirmen Electrola und Parlophon enthalten sind. Die für die Deutsche Grammophon jedoch nicht, weder die Berliner Aufnahmen von 1924 bis 1931, noch die Polydor/Vox Aufnahmen aus Paris mit dem "Pro Musica-Orchester" ab 1946.
    Vor etwa 25 Jahren erschien eine CD-Box bei Archiphon "Klemperer: the complete 78 recordings Berlin 1924-1932" die sämtliche frühen Schellackplatten (+ einer Rundfunkaufnahme von 1932) bietet.
    Carmina Burana Carmina Burana (CD)
    15.04.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5

    In diesem Transfer eine wunderbare Aufnahme

    Heute mal ganz kurz: Wer die Carmina Burana mit Frühbeck de Burgos mag oder kennenlernen möchte - unbedingt nur in diesem Digitaltransfer aus dem Jahr 2001!
    Es ist eine grandiose Einspielung (was für eine Energie!) mit einer phantastischen Lucia Popp. das "Dulcissima" hat sie in der später entstandenen Aufnahme mit Eichhorn zwar stimmlich unfassbar in einem Legato gesungen, aber das ist auch der einzige winzige Punkt der (bezüglich Popp und des Rests) für die spätere Einspielung spricht.
    Frühere Transfers (Studio ua) und auch eine später erschienene Ausgaben haben einen Transfer von 1987 verwendet - und der ist wirklich DEUTLICH schlechter (übersteuert und dünn und grell) als der hier verwendete von 2001. Meines Wissens wird nur in der Ausgabe in der Strawinsky Kombination der äußerst gelungene 2001 Transfer verwendet.
    Auch wenn die Ausgabe nur noch Secondhand (vielleicht aber auch noch als neu) zu bekommen ist:
    Unbedingt zulegen, denn sie zählt zu den den allerbesten drei vier Einspielungen (zu denen ich auch zwei Mono-Aufnahmen zähle) überhaupt!
    Eduard van Beinum - Complete Recordings on Decca & Philips Eduard van Beinum - Complete Recordings on Decca & Philips (CD)
    27.02.2023
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5

    Da wäre mehr drin gewesen

    EDUARD VAN BEINUM - COMPLETE DECCA & PHILIPS

    ***** DER DIRIGENT *****

    Eduard van Beinum ist ein heute nicht mehr allzu bekannter Dirigent, dessen Hinterlassenschaft auf Tonträger aber kaum hoch genug eingeschätzt werden kann. Schon aus diesem Grund ist die Veröffentlichung sämtlicher DG, Decca Philips Aufnahmen wichtig und aller Ehren wert. Van Beinum hatte die Qualitäten eines Fritz Reiner oder auch Arturo Toscanini und er hatte ebenso wie Reiner das Glück mit Orchestern arbeiten zu dürfen, welche seine Intentionen in allen Feinheiten umsetzen konnten - und damit meine ich natürlich zuallererst sein Hauptorchester, das Concertgebouworkest, aber auch die Londoner Klangkörper.

    Was sind nun die herausragenden Eigenschaften van Beinums Dirigats? Da ist die absolut stimmige Eloquenz bezüglich der jeweiligen Musik, bei der nichts weggelassen und nichts hinzugefügt ist, der immerwährende natürliche pulsierende Fluss der Musik, die klare und intelligente Durchhörbarkeit des Satzes und die Herausbildung der melodischen und rhythmischen Strukturen, die Vitalität und Freude des Musizierens und die Disziplin, rein die Musik sprechen zu lassen. Van Beinum standen dabei hauptsächlich zwei der allerbesten europäischen Orchester zur Verfügung: das London Philharmonic Orchestra und natürlich das Concertgebouworkest, bei dem er für so viele Jahre Chefdirigent war.

    Im 14seitigen Textabschnitt des Booklets steht etwas, das falsch interpretiert werden könnte: Van Beinums Vorgänger Mengelberg sei ein "tyrannischer Perfektionist" und van Beinum der „orchesterfreundliche Musikant“ (das Wort "Musikant" taucht auch gerne im Zusammenhang mit Keilberth und Kubelik auf, was mir meinst Unwohlsein bereitet, da es im Verständnis etwas Eingeschränktes implizieren werden kann). Es wäre ein Missverständnis zu glauben, van Beinums Arbeit beruhte vielleicht auf weniger intensiver Probenarbeit und somit geringerer Genauigkeit im Ergebnis. Näher betrachtet möchte gibt es bei van Beinum eher weniger Ungenauigkeiten bzw. Unstimmigkeiten (nämlich im Grunde keine!) gegenüber Mengelberg. Letztlich enthält dieser Versuch einer schlaglichtartigen Unterscheidung beider Dirigenten nur dann einen Funken Wahrheit, wenn man die unterschiedlichen Arten des Musizierens der beiden großen Dirigenten versteht oder vielmehr empfindet.

    Mengelberg beeindruckt und fasziniert durch seine sehr subjektive individuelle "Idee" zum jeweiligen Musikstück, was sich meist in strukturierenden und dramatisierenden Tempomodifikationen festmacht. All das ist sehr genau geprobt und die Perfektion der Proben Mengelbergs bestand zum Großteil darin, alle diese durch sein Verständnis initiierten Besonderheiten beim Orchester zu verinnerlichen. Solche Ansätze des Musizierens waren van Beinum fremd - von leichten Anflügen bei wenigen der frühen Aufnahmen aus den Dreißigern abgesehen. Bei van Beinums Proben waren alles zu Verinnerlichende die klanglichen und gestaltlichen Phänomene, welche den jeweiligen Werken immanent sind, um diese in musikalisch freier Entfaltung und in der Überzeugung völligen Verständnisses umsetzen zu können. Ein sehr deutliches Beispiel dafür sind van Beinums beide Aufnahmen des zweiten Satzes der Sea Interludes von Britten. Ich kenne keine andere Aufnahme in der die rhythmisch voneinander völlig unabhängige Freiheit der Ober und Unterstimmen so überzeugend und lustvoll zu hören ist.
    Bei van Beinum entfaltet sich auch der legendäre Klang des Concertgebouw Orkest besonders deutlich: Die warme klare homogene klangliche Qualität der Streicher (diese habe ich beim Concertgebouworkest nie besser und intensiver gehört), das Gold der Blechbläser und die Farbigkeit des Holzes. Dazu die fast immer sehr gelungene Aufnahmetechnik der Decca und Philips Aufnahmen, welche einen doch sehr unterschiedlichen Klang reproduzieren - bei Decca eher klar und hell, bei Philips runder und dunkler.

    ***** EINIGE WERKE UND KOMPONISTEN *****

    Bach in großer Klangfülle und Ernst und dennoch nie statisch und immer klar, sehnig mit rhythmischem Impuls. Haydn sehr männlich kraftvoll, mit viel Energie, Rhythmus, Witz und manchmal überraschendem großen Bogen und spannendem Feuer (z.B. der langsame Satz der 94ten). Möglicherweise gibt es bei Beecham, Klemperer und Szell in deren besten Momenten ein zusätzliches Geheimnis, dafür bietet van Beinum eine selten zu hörende Schlüssigkeit der jeweils vier Sätze zu einer Einheit. Mozart ebenso eher auf der zügigen Seite mit viel Skelett, Sehnen und Muskeln (Struktur, Rhythmus und Kraft) und dennoch nicht grob oder phantasielos, manchmal auch überraschend virtuos. Bei Beethoven fehlt nichts, was dessen Musik ausmacht. Sehr leidenschaftliche Aufnahme der Ouvertüren, eine wohl proportionierte differenzierte und ernst genommene 2te, komplette Egmont Musik in allen Facetten und superbe Begleitung des Violinkonzerts. Aufnahmen von der 3ten, 4ten, 6ten Schubert, welche gerade in diesen immer noch unterschätzten Werken mehr zeigen als viele andere Einspielungen. Mendelssohns phantastisch erlebten Sommernachtstraum Nummern (1946 und 1952). Bizets L´Arlésienne Suiten (in verkürzter Form 1943 und 1950) zeigen, dass van Beinum diese Musik des Opernkomponisten durchaus im Sinne von Mengelbergs Gestaltungswillen höchst dramatisch opernmäßig dirigieren konnte. Eine unglaublich phantasievolle Scheherazade, welche eine echte völlig anders gestaltete Alternative zu Reiners unerreichter Referenzaufnahme ist (und welcher von Beinums Aufnahme wohl verinnerlicht hatte, denn es gibt frappante Ähnlichkeiten gibt’s im letzten Satz, die kaum Zufall sein können ;-)) - eine Schallplattenproduktion mit der Energie eines Livekonzerts und das Concertgebouworkest in atemberaubender Verfassung und Spielfreude: Fr mich einer der absoluten Höhepunkte. Dreimal die von van Beinum so sehr geliebte Brahms 1te, (bei deren Probe er auch starb), eine phantastische Altrhapsodie mit der großartigen Afje Heynis. Franck, Debussy, Ravel in mustergültigen Einspielungen, welche so viel Freude machen, weil schon allein der völlig ausgereizte Klang des Concertgebouworkest jedem Werk etwas bis dahin so nicht Gehörtes gibt. Was für Aufnamen von Bartoks Orchesterkonzert, Kodalys Harry Janos, Britten und Sibelius. Zudem einige hörenswerte Niederländische (damals zeitgenössische) Komponisten, bei denen mich das Te Deum des Mahler Freundes Diepenbrock besonders beeindruckt hat.

    Nochmals möchte ich anmerken: Nie habe ich das Concertgebouworkest klangschöner, farbiger, virtuoser, freier, himmelsstürmender und bewegender auf Aufnahmen spielen gehört als unter Eduard van Beinum. Übrigens: Von Regers op.130 ist nur der Valse vorhanden, obwohl im Studio anscheinend das gesamte Werk aufgenommen wurde (bei M&A veröffentlicht), ansonsten scheint meiner Erkenntnis nach nichts zu fehlen.

    ***** DIE BOX *****

    Die Gestaltung der Box ist sehr gelungen - bezüglich Material und Optik und gut lesbaren Rücken. Auch die Idee, die Aufnahmen nach Chronologie der Komponisten zu ordnen sehe ich als Pluspunkt. Einerseits ist so das meiste auch ohne Register sehr schnell zu finden und andererseits finden sich eventuelle Vergleichsaufnahmen (meist für Decca und Philips) auf derselben oder einer benachbarten CD. Schön ist es auch viele der originalen Schallplatten Cover wieder sehen zu können. Allerdings ist es leider nur einen Bruchteil (keineswegs "alle" wie der Werbetext vermuten lässt), da viele Aufnahmen in zweier und dreier Klappalben zusammengefasst sind, welche nur ein Cover zieren.

    ***** DAS BOOKLET *****

    Die Auflistung der einzelnen CDs mit Werken, Interpreten / Solisten und Orchestern und ganz ist am Ende des Booklets - nicht ganz einfach zu lesen (weil sich die Zeilen über beide Seiten erstrecken) mit Auflistung der Werke nach Komponisten mit Aufnahmedaten und LP-Nummer - aber ohne Ort, Aufnahmeleiter und Tontechniker. Im Textteil gibt es ein 14 Seiten Essay auf Deutsch mit ein paar interessanten Infos und ca. einem Dutzend Fotos.

    ***** EDITORISCHES: DIE DATEN *****

    Nun kommt eher Unerfreuliches: Wirklich misslungen ist die unnötige Verteilung der Angaben zu den Werken und Interpreten und Zeiten einerseits und Aufnahmedaten, Ort, Tontechniker und Aufnahmegesellschaft. Die jeweiligen Spielzeiten der Einzel-CDs sind nur im Booklet zu erfahren, bei den Doppel- und Dreier-Alben stehen sie auf der CD. Warum sind die gesamten Datensätze nicht auch zusammen zu lesen - und das auch in lesbarer Größe? Die Zusatzdaten sind auf der Rückseite in winziger Schrift zu lesen, gesammelt und nicht unter dem jeweiligen Stück - eine Unart, mit der die EMI begonnen hatte. Genauso gut hätte man ohne Platznot diese Daten auch unter den jeweiligen Einzelaufnahmen platzieren können. Hier könnte Personen, die darauf Wert legen, schon fast einen Stern der Bewertung abziehen.

    ***** DIE DIGITALTRANSFERS *****

    Schade, dass bei vielen Aufnahmen so viel Wert auf Entfernung jeglicher Oberflächengeräusche gelegt wurde. So treten immer wieder hörbare unschöne Digitalisierungsartefakte in Form von veränderter Klangfarbe der Instrumente auf, was bei leisen Stellen oder dunkleren Instrumenten hie und da fast zum Kollaps der Klangpyramide und des Klangraums führt. Leider scheinen viele Hörer dahin schon "erzogen" zu sein das als "normal" anzusehen. Der Kenner (an den sich solche Kompilation-Boxen älterer und nicht mehr allzu bekannter Interpreten ja wohl hauptsächlich richten) wird das wohl nie akzeptieren. Eine verschenkte Chance, manche der fast durchweg wunderbar aufgenommenen und interpretierten und gespielten Werke in all ihrem Glanz zu präsentieren. Immerhin ist die Qualität fast immer irgendwie hörbar, man muss halt öfters diese Abstriche des Transfers hinnehmen. Der aktuelle Mainstream "Transfer Philosophie" tritt deutlich zu Tage: Durch das Bestreben, in leisen Passagen und bei Generalpausen möglichst Oberflächengeräusche zu minimieren (oder sogar zu eliminieren!) klingt die "verbleibende" Musik immer etwas verfärbt und griselig. Das macht sich weniger bei den Bläsern, aber durchaus bei den hohen Streichern bemerkbar. Letztlich gewöhnt sich das Ohr (Gehirn) beim Hören besser an ein durchgehend konstantes Oberflächengeräusch als an die andauernd wechselnden Klangveränderungen. Der sehr aufmerksame Hörer im beschrieben Sinne muss sich darauf einstellen, dass - auch ohne andere Transfers derselben Aufnahme zum Vergleich heranzuziehen - circa ein Drittel der Transfers unter den Möglichkeiten zurückbleibt und etwa 10 Prozent der Transfers wirklich deutlich misslungen sind.
    Hier muss ich leider zumindest einen Stern abziehen. Dass es insgesamt nur einer geworden ist der Bedeutung der VÖ geschuldet.

    ***** FAZIT *****

    Wie der Titel meiner Rezension sagt: eine Veröffentlichung mit Licht und Schatten. Das Fazit ist aber letztlich durchaus positiv: Einige quasi optimale Transfers und viele gute Transfers, welche ohne Vergleichs-VÖs auch die erste Wahl sind. Der nicht so sehr gelungene Rest ist deutlich kleiner. Einige noch nicht auf CD erschienene Aufnahmen und wohl alle Australian Eloquence Transfers zusammen für einen sehr niedrigen Preis.

    ***** MEINE ARBEIT FÜR SIE *****

    Ich habe ein Gesamtregister als PDF- und Doc-Datei erstellt (inklusive wohl aller guten weiteren Transfers - auch von zumeist Liveaufnahmen, welche NICHT in dieser Box enthalten sind) und auf meiner musikalischen HP klangrede eingestellt - ebenso die KOMPLETTE sehr umfangreiche Rezension, welche aus Platzgründen hier nur in Teilen zu lesen ist.
    Ernest Ansermet - The Stereo Years (Decca Edition) Ernest Ansermet - The Stereo Years (Decca Edition) (CD)
    16.02.2023
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5

    Vorschusslorbeeren ...

    Viele Monate später .... mal sehen, ob es beim VÖ-Termin April 2023 bleibt und ob die VÖs wie bei der van Beinum Box hauptsächlich die Australian Eloquence CDs als Grundlage haben. So viel Spannung im Vorfeld ... :-):

    Das schrieb ich vor einigen Monaten - udj da war die VÖ schon um fast ein Jahr verschoben:

    ... mehr sind meine Fünf-Sterne-Bewertungen natürlich nicht, denn die CD-Box ist ja immer noch nicht erschienen. Bei Amazon ist die VÖ nun schon das zweitemal verschoben (war meines Erinnerns zuerst sogar schon für 2021 angekündigt) - mittlerweile auf Datum unbekannt. JPCs VÖ-Datum 31.12.2022 klingt auch seltsam - hoffentlich bedeutet es "noch im Jahr 2022".

    Das Projekt der Ansermet-Box (eine weitere kleinere mit den Mono-Aufnahmen soll noch folgen!) - offensichtlich ja mit originalen Covers - ist ja an sich schon sehr lobenswert und auch die DECCA VÖs der letzten Zeit lassen hoffen, dass die Remasterings gut werden. Nun ist natürlich bisher nur Spekulation.

    Was ich konkret jetzt äußern kann, bezieht sich auf den Klang der bisherigen CD-VÖs von Ansermet Aufnahmen:

    - die allerersten VÖs sind mehr oder weniger gut, allesamt durchaus akzeptabel.

    - die wenigen VÖs der "Legendary Recordings" sind allesamt sehr gut, vieleicht sogar schon optimal!

    - die (nicht ganz billigen) australischen Eloquence CDs sind sehr unterschiedlich. Manche gut, aber mehrere auch recht scharf und "eingesperrt" im Klang (wie es halt immer wieder bei diesem Label vorkommt).

    - die italienische (fast) Gesamtausgabe in drei großen Boxen a ca 33 CDs war eine unscheinbare aber gute Arbeit: Ziemlich unbelassen mit dem Nachteil manchmal recht hohen Rauschfaktors und hie und da griseligem Klangs, aber dem m.E. mit dem überwiegenden Vorteil eines natürlichen offenen Klangbilds ohne Artefakte, welche bei Bearbeitungen ja immer wieder auftreten können.

    Soweit mal Infos, welche vielleicht doch auch bezüglich Ihrer persönlichen Planung der ja doch hoffentlich irgendwann erscheinenden neuen zwei Boxen interessant sein könnte.
    2 Kommentare
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    08.08.2023

    Die zwei fehlerhaften CDs ersetzt

    Anfang August habe ich die zwei fehlerhaft produzierten CDs über JPC ersetzt bekommen, ohne dazu einen Finger krümmen zu müssen. Es war schon kurz nach der VÖ angekündigt worden. Allerdings waren die zwei fehlerhaft beschrifteten Hüllen nicht dabei (falsche Spielzeit von L"a mer", die Kocsis-Angabe bei der Wagner CD), was m.E. aber zu verschmerzen ist. Irgendwelche kleinen editorischen Fehler finden sich im Grund auf fast allen größen Boxen dieser Art.
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    08.08.2023

    Qualität der Box - ganz in Kürze

    Nun die Da meine Rezension ja nur Vorab-Gedanken enthielt hier nun eine superkurze Bewertung - was in diesen Fall auch einfach (weil eindeutig) ist: Die neuen CD-Transfers sind tadellos! Es wurde auf ein helles und transparentes Klangbild geachtet und das Bandrauschen nicht stark weggefiltert. Es gäbe natürlich auch andere Varianten an Klanglichkeit der Transfers, aber diese Art der Darstellung ist perfekt gelungen. Bezüglich Informationen zu den Aufnahmen ein hervorragendes Booklet, die CD-Rücken sind gut lesbar, die Abbildungen der originalen Cover sind sehr edel. Eine äußerst gelungene stabile Box! Die von mir vorab vergebenen fünf Sterne sind m.E. vollkommen gerechtfertigt.
    Casablanca (Blu-ray) Michael Curtiz
    Casablanca (Blu-ray) (BR)
    03.07.2022
    Bild:
    5 von 5
    Extras:
    5 von 5
    Ton:
    2 von 5

    Deutsche Tonspur

    Ein toller Film, sehr gut präsentiert und mit vielen Extras. Ein Stern Abzug für die nicht beachtete Tonhöhe der Deutschen Tonspur, welche - wie es immer wieder bei Blurays vorkommt - zu tief klingt. Das hängt mit der Filmgeschwindigkeit und Unachtsamkeit beim Tontransfer von dem DVD auf BD Ton zusammen. Es gibt einige berühmte Beispiele. Die Syncronstimmen klingen halt nicht so wie gewohnt, sehr dunkel und etwas energielos - was einen gewissen "Sedidativum" Eindruck hinterlässt. Das sollte doch erwähnt sein, um Enttäuschungen vorzubeugen. Abhilfe? Einfach den O-Ton hören und die Deutsche Untertitel einschalten :-)
    Symphonie Nr.2 Symphonie Nr.2 (CD)
    01.07.2022
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Maßstäbe?

    Immer wieder lese ich bei Rezensionen über schwedische Komponisten vergleichende Hinweise zu den Aufnahmen Neeme Järvis. Es macht manchmal schon den Eindruck, als ob Järvis bezüglich Musik aus Sverige einfach der Maßstab wäre ...
    Die Beurteilung einer CD ist - zumindest bei Musikliebhabern, welche die Musik nicht "lesend" anhand der Partitur hören können - eine Frage dessen, was man schon vergleichend gehört und verinnerlicht hat und somit sind solche Vergleiche wichtig, um das in einer Rezension Geschriebene auch veranschaulichen zu können (wenn der Leser diese Aufnahmen kennt).

    Järvi kann natürlich bezüglich Alfvéns 2ter zu Recht als Vergleich herangezogen werden - warum auch nicht. Allerdings sind in diesem Fall alle weiteren drei bisher erschienenen Einspielungen mit Willén, Segerstam, Svetlanov nicht zu übergehen, weil sie m.E. deutlich stimmiger und differenzierter sind. Alle drei bringen - so unterschiedlich sie auch sein mögen - viele Aspekte und Klanglichkeiten des großartigen ambitionierten und philosophischen Werks zutage, welche bei Järvi kaum zu erahnen sind.

    Was die 2te betrifft, würde ich die Krone (mit wenigen fehlenden Zacken) Svetlanov geben, da er vielleicht die philosophische Geschichte des Werks (von anfänglich jugendlicher Unbekümmertheit in tiefste Abgründe) am deutlichsten und beklemmendsten vermitteln kann.

    DARAN muss sich Borowicz messen lassen und wie schon bei den ersten beiden VÖs der 1ten und 3ten (die "harten " Vergleiche sind hier bei 1ten Westerberg und Alfvén selbst und bei der 3ten Grevillius und Alfvén selbst, wobei auch Willén sehr stimmige Aufnahmen von beiden Werken gemacht hat) und da erscheint mir diese neue Einspielung - bei aller Erfreulichkeit Borowicz Engagement für Alfvén - doch wieder eher ein leichter Rückschritt.

    Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin spielt souverän und dennoch kann ich der eher dicken deutschen Klanglichkeit nicht so viel abgewinnen - was auch an der Aufnahmetechnik liegen mag. Das auch vorhandene Luzide der sehr farbigen Musik mag sich für mich dabei nicht recht einstellen.

    Auch von der von Meiernberg gelobten Aufnahmetechnik bin ich nicht so sehr angetan (wie schon bei der 1ten und 3ten), da finde ich die älteren Swedish Society Discofil und auch die Musica Sveciae Aufnahmen trotz ihrer Schwächen klarer und "freundlicher" im Klang. Na - es sind natürlich völlig verschiedenen "Aufnahmephilosophien" ...

    Meine einzige persönliche Empfehlung zu Neeme Järvis Alfvén: Dessen "Großtat" bezüglich Alfvén ist die Aufnahme der viersätzigen 5ten, bei der es sonst bisher nur Willén als einzige (und gute!) Alternative gibt. Westerberg hat ja leider (weils damals noch nicht mehr gab) nur die einsätzige Erstfassung eingespielt - das allerdings phantastisch.

    Übrigens: Bei der 4ten wird der Vergleich dann wieder Svetlanov (und wohl kaum zu toppen!) - und auch Alfvén und Willén sein.
    3 Kommentare
    Anonym
    01.07.2022

    NICHT HILFREICH Klicks

    NICHT HILFREICH Klicks sind PER SE überflüssig und in keinem Fall(!) hilfreich - wie der Name "nicht hilfreich" ja schon sagt ;-) ... denn es gibt keinerlei konkrete Spezifikation zu dem Missfallen. Klar, wenn in der Rezension nur seht "hat meiner Oma nicht gefallen" oder "die CD ist viel zu spät eingetroffen", dann ist solch ein "was soll das?" Hinweis verständlich, aber auch überflüssig, weil den UNSINN der Bewertung eh jeder Leser erkennt.

    Ein DISKURS (also z.B. selbst eine gegenteilige Meinung zu schreiben) ist immer hilfreich, weil man dann auch weiß worum es sich dreht. Meine Rezension hier hat (wie alle meine Rezensionen) soviel verschiedene Aspekte, dass ein NICHT HILFREICH eigentlich nur einen "bä" oder heute sagt man "Diss"-Effekt haben kann bzw solch eine Absicht der Abwertung zu erkennen ist. Deshalb sind die Klicks ja auch anonym *g* ...

    Klar - ein HILFREICH Klick ist auch nicht aussagekräftig, aber zumindest motivierend und "Klickwütige" sollten immer bedenken, dass die Rezensenten hier ja rein aus Engagement und um anderen Klassikliebhabern etwas Gutes zu tun schreiben. Eine Rezension schreiben dauert mindestens eine Stunde, wenn nicht deutlich mehr (also bei mir zumindest), einen Klick geben eine Sekunde. Das zeugt schon PER SE bei den negativen Klicks von einer völlig fehlenden Wertschätzung dieser wahrlich hilfreichen Arbeit gegenüber ...

    Also klarer und einfacher ausgedrückt: Was soll der undifferenzierte nicht hilfreiche Unsinn mit einem NICHT HILFREICH Klick generell bei Rezensionen, welche umfangreicher und ausgearbeitet sind? Darüber sollten sowohl die "Klicker" (besonders wenn sie selbst Rezensenten sein sollten) und auch JPC bei seinen Feedback Funktionen mal drüber nachdenken ...

    Joachim Wagner (nie anonym)
    Anonym
    01.07.2022

    Richtig!

    Ich stimme Joachim Wagners Aussagen aus drücklich zu.

    meiernberg
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    02.07.2022

    Konzertierte Aktion?

    Danke schön Herr Maiernberg,
    vielleicht können sich ja ein paar der wirklich engagierten Rezensenten (unter die wir beide sicherlich zu zählen sind!) zusammen tun und JPC mal die Argumente, die ich hier hoffentlich schlüssig zusammengestellt habe, als Anregung vorlegen. Amazon hat schon längst die "Daumen-runter" Bewertungen abgeschafft . Auch wenn ich sonst mit vielen bei Amazon gar nicht zustimme (z.B. das nicht mehr zulassen von Kommentaren!), so ist das zumindest ein Verhindern von Nichtwertschätzung. Viel besser ist aber der Siskurs,aber nicht durch Einmal-Klicks. Auch Klicks zu noch nicht erschienenen CDs sind eigentlich nicht sinnvoll. Diese sollten dann nur mit Kommentar zugelassen sein, ebenso jegliche negativen Bewertungen NUR mit erklärendem Kommentar mit Mindestlänge von sagen wir mal 100 Zeichen. Dann würden viele wegfallen, weil "Negativ-Klicker" oft zu träge sind auch nur ein Wort zu schreiben. Amazon hat jegliche Kommunikation der Musikliebhaber auf seiner Plattform unterbunden - ein wirklich sozial und was die Entwicklung der Internetnutzung und der Gesellschaft betrifft schrecklicher (und für mich Übelkeit erregender) Schritt. JPC sollte das deutlich besser machen! Und da ist noch manches verbesserungswürdig ... Joachim Wagner
    Dimitri Mitropoulos - The Complete RCA & Columbia Album Collection Dimitri Mitropoulos - The Complete RCA & Columbia Album Collection (CD)
    26.04.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Dimitri Mitropoulos - complete Columbia and RCA (69CD, SONY): wieder eine hervorragende VÖ von Sony!

    Auch in dieser Rezension gibt es (wie öfters in meinen Anmerkungen zu VÖs) nichts Näheres über die Aufführungen, Art der Interpretation oder Qualität der Interpreten zu lesen. Wer sich für Mitropoulos interessiert, weiß meistens doch wohl etwas Bescheid ... Es dreht sich (fast) ausschließlich um die Qualität der Transfers und die Präsentation der neuen Sony-Box "Dimitri Mitropoulos – The Complete RCA and Columbia Album Collection (69CD, SONY)".

    GESTALTUNG, AUFMACHUNG, CD-HÜLLEN UND BOX

    Sony hat sich auch mit dieser großen VÖ wieder mal quasi ein Denkmal gesetzt: Liebevolle edle und souveräne Gestaltung, ein nicht allzu langer aber doch engagiert geschriebener Text von Gabryel Smith in der hervorragenden und natürlich fließenden Übersetzung von Stefan Lerche, der schon seit Jahrzehnten für Sony Classical Texte in dankenswerter Weise übersetzt. Der Karton ist extrem stabil wie schon bei den Boxen von Ormandy Szell, Bernstein und anderen.
    Die CD-Hüllen sind extrem stabil, die Farbgebung der originalen Covergestaltung perfekt, die ebenfalls originalen Rückseiten für Menschen mit Lupe (logisch bei der kleinen CD-Größe gegenüber einem LP-Cover) und wiederum perfekt gepasste Rücken, die wirklich sehr gut lesbar sind. Da ist Sony sowieso allen anderen Labels voraus in der Benutzerfreundlichkeit.
    Ebenso mit dem überaus lobenswerten Registern im massiven stabilen und wunderschön gestalteten Buch in großem Format: Komponisten-Index, Aufnahmedaten-Index / Erstveröffentlichungs-Sets mit ALLEN Daten. Das kann man nicht besser machen.

    Zwei Marginalitäten – letztlich völlig unwichtig, aber damit Sie darauf vorbereitet sind:
    Die Hüllen der Einzel-CDs sind sehr groß bemessen, sodass CDs auch mal rausrutschen können – besonders da ja die Öffnung nach unten zeigt, weil die Rücken nach oben stehen, damit man die Beschriftung lesen kann. Die wenigen Doppel-CDs sollte man vor der CD-Entnahme ganz flach aufklappen, weil sogar noch in diesem Zustand es einen erheblichen Kraftaufwand benötigt, die CDs aus der sehr eng gefertigten CD-Hülle zu entfernen.
    Der Deckel des Booklet meines Exemplars wölbte sich nach ein zwei Stunden offen liegen deutlich nach oben – vielleicht war nach der Fertigung etwas nicht ganz ausgetrocknet. Ich möchte aber anmerken, dass ich in einem Holzhaus mit niedriger Luftfeuchtigkeit wohne.

    QUALITÄT DER CD-TRANSFERS

    EIN VERGLEICH MIT FRÜHEREN VÖs: Ich besaß vor dem Erwerb dieser Box etwa zwei Drittel der hier enthaltenen Aufnahmen, welche zum größten teil kaum mehr oder gar nicht mehr erhältlich sind: ein paar Japan-Pressungen, zwei französische und griechische VÖs, natürlich die älteren VÖs, die in Deutschland erhältlich waren und einige VÖs von Semiprofessionellen (Haydn House, LITV, bag-of-rags, Pristine Audio und Forgotten Records). Um es kurz zu machen:
    Von den mir bekannten vorhandenen VÖs sind nur wenige Wert oder gar empfehlenswert, nicht weggegeben zu werden - womit ich natürlich nicht die CDs mit Live-Mitschnitten meine, die nicht in der neuen Box enthalten sind. Alle semiprofessionellen VÖs, so gut diese zum Teil auch sind, können gegen die neuen VÖs nicht bestehen. Ebenso erübrigen sich die BMG Ausgabe von Barbers Vanessa und die liebevoll aufgemachte griechische Sony 2CD Ausgabe „The Art of Dimitri Mitropoulos“, der Livemitschnitt des Verdi Maskenball (ist – nochmals besser klingend - ebenfalls in der Box).

    Behalten sollten Sie – falls in Ihrem Besitz – die Sony “Great Performances“ Ausgabe (1CD) von Prokofievs Romeo und Julia (zusammen mit Lieutenant Kijé und Mussorgsky), da das sehr helle im Klang in der älteren Ausgabe abgemildert ist. Auch wenn dieser etwas grelle klang der neuen VÖ eher der alten Columbia-Platte entspricht, so ist die älterer VÖ doch angenehmer zu hören, ohne das deshalb Informationen fehlen würden oder es an Intensität des Klangs mangelte.
    Anders herum verhält es sich mit ein paar Japanpressungen: Die Schostakowitsch 10te klingt in der Box etwas verhangen gegenüber der „lebendigeren“ japanischen Doppel CD (mit der 5ten - und der hervorragenden 9ten mit Efrem Kurtz), auch die Tschaikowsky 6te und die Berlioz „Fantastique“ (aber nicht „La Mer“!) klingen in den japanischen VÖs noch anspringender, auch wenn die VÖs in der Box sehr gut sind. Die französische Doppel-CD „Dimitri Mitropoulos“ sollten sie wegen der Auszüge aus „Romeo und Julia“ von Berlioz behalten. Dieser Transfer ist besser gelungen als der etwas schmalbrüstige in der Box. Auch der Transfer der Doppel-CD „Great Conductors of the 20th Century“ (mit einem superben Transfer der großartigen Mahler 6ten) ist besser.
    Geschmackssache ist die Japan-Ausgabe der Tschaikowsky 6ten: Diese ist sehr hell im Klang mit sehr großer räumlicher Tiefe und „Dampf“, was gegenüber der neuen Ausgabe etwas zulasten der Klarheit geht.
    Die Transfers von der Mahler 1ten und Bergs Wozzeck klingen in den jeweiligen „Masterwork Heritage“ Ausgaben etwas anders und sind einfach so liebevoll gestaltet, dass zumindest ich sie nicht hergeben werde ….

    PERSÖNLICHE BESONDERE EMPFEHLUNGEN ZUM „EINSTIEG“ (wobei ich nur einen Teil der frühen Aufnahmen kenne und noch viel mehr empfehlen könnte):

    CD5 Milhaud „Boeuf“,
    CD6 Chausson Sinfonie,
    CD8 Rachmaninoff Toteninsel,
    CD9 Mahler 1te,
    CD25 Bloch Saint-Saens,
    CD27-28 Berg „Wozzeck“,
    CD30 Schönberg „Verklärte Nacht“,
    CD31 Saint-Saens 3tes Violinkonzert,
    CD33 Berlioz „Romeo u Julia“,
    CD35 Scriabin 4te+5te,
    CD36 Schostakowitsch 5te,
    CD39 Mendelssohn 3te+5te,
    CD40 Schostakowitsch 10te,
    CD43 Tschaikowsky Violinkonzert,
    CD44 Borodin 2te, Schostakowitsch 1tes Violinkonzert,
    CD48 Prokofiev „Lieutenant Kijé“ + Kodaly „Hary Janos“, CD49 Saint-Saens,
    CD50 Vaughan Willams 4te,
    CD56 Prokofiev 1tes Violinkonzert,
    CD59 Prokofiev „Romeo und Julia“ …

    Und vieles mehr …

    SCHLUSSWORT

    Eine unbedingt empfehlenswerte und für mich doch überraschende Edition - auch wenn man die eine oder andere Doublette behält. Bei Sony scheint es wirklich Kenner und Liebhaber zu geben – was hoffentlich alle anderen Kenner und Liebhaber zu schätzen wissen.
    Der nächste „Coup“ ist bereits angekündigt. Die gesamten Ormandy Minneapolis Aufnahmen von 1934 und 1935. DAS ist wirklich mutig.

    Von mir eine unbedingte Kaufempfehlung!

    Liebe Sony-Planer, behaltet euren Enthusiasmus und schreitet weiter voran mit solchen VÖs. Noch schlummern Schätze. Ein paar Vorschläge, mal nur bezüglich Dirigentenportraits:

    „Leopold Stokowsky – complete RCA recordings“
    „Sergej Koussevitzky – complete RCA recordings“
    „Frederick Stock and the CSO“ oder „The early Chicago recordings“ (also Stock, zusammen mit den wenigen Defauw und Rodzinsky Aufnahmen aus Chicago)
    „Fritz Reiner – The complete RCA mono recordings“ (es gibt da ja noch manches außer CSO! Und leider sind die Transfers der Pittsburgh Aufnahmen in der letzten Reiner Box z.T. nicht sehr gelungen)
    „Eugene Ormandy – the complete Columbia and RCA stereo recordings“ (oder aufgeteilt in zwei Boxen)
    Aber auch „Morton Gould – complete RCA recordings“ würde wunderbare Schätze zu Tage fördern – z.B. Sibelius Tondichtungen und Schostakowitsch 2te+3te …

    Joachim Wagner, Rezensent
    Ignaz Friedman - Recordings 1923-1941 Ignaz Friedman - Recordings 1923-1941 (CD)
    04.10.2021
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Aufmachung schlecht, Klang wohl optimal

    Ein kurze Anmerkung zu "Ignaz Friedman: Sämtliche Aufnahmen 1923-1941" (6CD-Box) des Labels Danacord.

    Iganz Friedman ist ein absolut hörenswerter Pianist. Es wird eine längst versunkene Tradition des Klavierspiels (Josef Hofmann, Horowitz) hörbar - nicht nur was die Spielweise, sondern auch den Klavierklang betrifft. Manches mag etwas manieriert klingen, aber es ist immer authentisch und erfüllt und birgt einen großen Zauber ...

    Klanglich ist diese Ausgabe unbedingt der vergleichbaren Naxos-Ausgabe vorzuziehen, da hier die Höhen klar und frei klingen und nicht matt in einem Dauerrauschen untergehen. Dafür sind als Preis hie und da auch mal Oberflächengeräusche oder Schellack-Schleifgeräusche pro Umdrehung in Kauf zu nehmen. Der Gewinn wiegt m.E. diese Schwächen aber leicht auf.

    Ein kleiner informativer Text zum dem LP-Transfer-Projekt in Englisch und Daten zu den Aufnahmen. Die Fertigung ist extrem billig geraten - sieht quasi nach "heimgemacht" aus, siehe die Labelbedruckung und das extrem schlecht geschnittene Heft.

    Besonders unschön ist die Praxis einer CD-r Produktion (eben nicht CDs!), ohne das bei der Produktbeschreibung anzugeben. Das betrifft leider nicht nur Danacord sondern viele andere Labels.

    Der Titel "1923-1941" grenzt schon an Täuschung. Es gibt ein paar akustische Aufnahmen von 1923/24, das allermeiste ist 1926-30 entstanden und ein paar Einspielungen stammen von 1936. Zudem gibt es zwei kurze Statements zu Chopin und Paderewski von 1940. Also: Tonaufnahmen 1923-1936 ...

    Trotz aller Kritikpunkte eine unbedingte Empfehlung - einfach wegen des Klangs der Transers. Preislich gehen die Angebote bei 20 Euro los ...
    Wilhelm Furtwängler - The Complete Furtwängler on Record Wilhelm Furtwängler - The Complete Furtwängler on Record (CD)
    04.10.2021
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Furtwängler sämtliche Aufnahmen (55CD, Warner 2021): Viele gute Transfers und kaum gravierende Schwächen.

    In dieser Rezension gibt es nichts über die Aufführungen, Interpretation oder Qualität der Interpreten zu lesen. Im Grund auch nur wenig (bei sehr wenig bekannten Aufnahmen) über den Klang der Aufnahmen an sich. Es dreht sich ausschließlich um die Qualität der Transfers und die Präsentation der neuen Warner-Box "The complete Wilhelm Furtwängler on record". Diese ausführliche Rezension (95 Prozent der Aufnahmen sind hier besprochen!) soll anhand von konkreten Anmerkungen Licht in die mittlerweile ideologisch ausartende Diskussion um das Remastering-Studio Art&Son bringen - zumindest bezüglich dieser Box, aber auch darüber hinaus.
    Ich möchte hier konkrete Vergleiche von Aufnahmen dieser Box mit anderen Transfers anstellen. Die Transfers der sechs mir als Vergleich zur Verfügung stehenden Hauptquellen (andere sind ausgeschrieben angeführt) habe ich mit folgenden Abkürzungen bezeichnet:
    W = die hier rezensierte Warner-Box (2021)
    W1-9 = Beethoven Sinfonien 1-9 Furtwängler Warner (2016)
    DG-Box = Wilhelm Furtwängler Complete DG + Decca Recordings (incl. Rundfunkübernahmen der Labels) (2019)
    DG = Deutsche Grammophon
    K = Koch
    BP = Berliner Philharmoniker große SACD Box The Radio Recordings 1939-1945 (2018)
    J SACD = Japanischer SACD Transfer (mittels CD-, nicht SACD-Abspielung verglichen! Ausnahme: non-hybride SACDs der Beethoven Sinf 1 3 5 7 9)
    EMI = die älteren europäischen EMI-Transfers
    Die CD-Nummerierung bezieht sich natürlich auf die hier rezensierte Warner-Box

    CD1
    Weber Freischütz Ouvertüre 1926
    Die Überspielung von W ist eigentlich sehr gut, aber die Höhen sind zu stark betont. Wenn einer Aufnahme das Bassfundament fehlt (was hier der Fall ist), dann muss auch die Intensität der Höhen zurückgenommen sein. Das hat nichts mit einer Frequenzbeschneidung zu tun. Das ist bei K deutlich besser gelöst. Bei DG sind die Höhen durch den starken Einsatz von Rauschfiltern beschnitten.
    Beethoven 5te 1926
    Auch hier bei W kein schönes Klangbild. Ähnliches Problem wie beim Freischütz. Auch hier ist K die bessere Variante, auch wenn die Überspielung dumpf (aber nicht beschnitten) klingt. Die 1926er Aufnahmen klingen halt anscheinend schon im Original sehr unzulänglich, was auch von Polydor selbst nach den Aufnahmen erkannt wurde.

    CD2
    Wagner Lohengrin Vorspiel 1930
    Deutlich bessere Aufnahmequalität als 1926! Hier hat W mit halbwegs ausgewogener Klangpyramide die Nase vorn, weil die an für sich gute K doch starkes Oberflächengeräusch hat.
    Wagner Tristan Vorspiel und Liebestod
    Vorzug für W. Zwar gibt es ein deutliches Grundrauschen, aber auch eine passable Klangpyramide. DG ist totgefiltert und K ist zwar als echte Alternative gut, aber etwas enger im Klangbild und durch etwas unruhigere Oberfläche getrübt.

    CD 3
    Strauss Till Eulenspiegel 1930
    Passables Klangbild mit Grundrauschen. K ist nicht wirklich besser und DG wegen Filterei schlechter. Interessant ist der frühe neunminütige Probenmittschnitt, der übrigens superb klingt mit minimalen Oberflächengeräuschen (weniger als bei der Aufnahme).
    Mendelssohn Hebriden Ouvertüre 1930
    Vorzug für W. Zwar gibt es ein deutliches Grundrauschen, aber auch eine passable Klangpyramide. DG ist totgefiltert und K ist zwar als echte Alternative gut, aber etwas enger im Klangbild und durch etwas unruhigerer Oberfläche getrübt.
    Bach Brandenburgisches Nr.3
    Akzeptable Klangpyramide durchaus auch mit Bässen bei W. DG hat kaum Bässe und ist wieder zu stark gefiltert. K ist wie immer eine alternative, aber nicht deutlich besser. Das Klangbild ist einfach anders - vielleicht ja minimal "natürlicher", aber auch etwas enger und entfernter.

    CD4
    Mozart Hochzeit des Figaro Ouvertüre 1933
    Mozart Kleine Nachtmusik 1936/37
    Wagner Götterdämmerung Trauermarsch 1933
    Für diese erstgenannten drei Aufnahmen der CD4 gilt: W recht gut, bei K vielleicht etwas mehr Glanz in den Höhen, aber auch mehr Oberflächengeräusch. DG deutlich schwächer wegen zu starkem Rauschfilter!
    Weber Freischütz Ouvertüre 1935
    Hier ist es wirklich Geschmackssache, ob man W oder K bevorzugt. Ich sehe bei K wegen etwas mehr Wärme die Nase vorn.

    CD5
    Beethoven 9te 1937
    Diese Live-Aufnahme aus London mit den Berlinern wurde von Toshiba in Japan veröffentlicht, ist mir aber nicht bekannt. Dem Konzept der CD-Box nach scheint es sich um eine geplante Schallplattenproduktion zu handeln. Der Klang ist offen, aber anscheinend nicht allzu stark ausgesteuert und mit leichten Verzerrungen versehen, welche im Forte entfernt an Toleranzfertigungsfehler bzw CD-r, die langsam ihren Geist aufgeben, erinnern. Bringt etwas Unruhe in den Klang, ist aber nicht dramatisch. Nach einer gewissen Zeit hat man sich auch eingehört. Es ist interessant, die damaligen Berliner zwei Jahre vor dem Krieg in der Akustik der Queens Hall zu hören - auch wenn nicht wirklich Raumklang zu hören ist. Am Klang ist noch bemerkenswert, dass im ff (z.B. im ersten Satz nach 10 Minuten) eine deutliche Limitierung der Dynamik zu hören ist. Eine gute Aufführung - sehr flexibel und nicht extrem.

    CD6
    Wagner Walküre 3.Akt London, live 1937
    Ausgezeichneter Transfer eines suboptimal aufgenommenen Mitschnitts. Es klingt, als ob nur ein Mikrophon zur Verfügung stand, das bei den ersten Geigen stand. Diese sind sehr präsent abgebildet, auch Celli und Holz kommen ganz gut durch, aber das Blech spielt so weitab in der Ferne, dass das anfängliche Walküren-Thema fast nicht zu hören ist. Auch die Sänger sind sehr im Hintergrund. Besonders unschön ist das bis zum Dialog Walküre / Wotan. Ab da wird es zum Glück deutlich besser mit der Balance. Die Aufführung selbst ist ein Erlebnis, besonders die Flagstad ist am Höhepunkt ihrer stimmlichen Möglichkeiten - ohne die gewisse kühle Sprödigkeit, die ihre Stimme ab den späten 40ziger und 50ziger Jahren bekam und die dann bei Stereo-Aufnahmen ein klein wenig ihre Gestaltung einschränkte.

    CD7-8
    Wagner Götterdämmerung Auszüge (1std. 47min) London, live 1937
    Alles zum 3ten Akt Walküre Gesagte trifft auch hier zu. Subjektiv würde ich sagen, dass die Mikro-Positionierung nicht so unangenehm ins Gewicht fällt wir in ersten Dritten des Walküre-Aktes. Eine wirklich hörenswerte Aufführung, welche anscheinend leider nicht ganz mitgeschnitten wurde. Übrigens sind dieser Aufnahmen tatsächlich von HMV (EMI) gemacht worden ...

    CD9
    Beethoven 5te 1937
    Leider habe ich keinen anderen Transfer zum Vergleich. Aber die Überspielung ist ausgezeichnet. Viele der Furtwängler-Tondokumente aus späteren Zeiten haben nicht diese gute Balance, die solide Klangpyramide und solch einen angenehmen stimmigen Raumklang. Das Dirigat ist ernst, gewichtig, aber auch flüssig und nicht "gewollt".
    Wagner Tristan Vorspiel und Liebestod + Parsifal Vorspiel und Karfreitagszauber.
    Auch hier makellose Transfers! Volltönend, natürlich in den Farben

    CD10
    Tschaikowsky 6te 1938
    Sehr guter, ja der beste Transfer (trotz der J SACD) einer technisch erstaunlich guten Aufnahme - die leider ein kleines Manko hat: Gegen Ende des 3ten Satzes sind im Forte extreme Verzerrungen zu hören.

    CD11
    Furtwängler Adagio aus dem Sinfonischen Konzert für Klavier und Orchester 1939
    Endlich klingt diese Aufnahme ordentlich! Erstaunlich wenig Oberflächengeräusch (das Hauptproblem der voraus gegangenen Transfers und der LP-Ausgabe) und schöner voller Klang. Eine deutliche Verbesserung! Als Bewunderer dieses Konzerts freut mich das ganz besonders. Die Live-Aufführung des gesamten Werks ist auf der großen SACD Box mit Mitschnitten Furtwänglers aus der Kriegszeit ebenfalls erstaunlich gut remastert.
    Bruckner Adagio aus der 7ten (Telefunken) 1942
    Als ich das Adagio aus der Bruckner 7ten aufgelegt habe, musste ich schmunzeln. Es klingt ein bisschen, als ob das Label Pearl diesen Transfer gemacht hätte. Es gibt ein doch überdurchschnittlich starkes Rauschen, dessen Berechtigung sich aber im Laufe des Hörens herausstellt. Beim 1993 Transfer von Teldec ist in den Höhen das Rauschens zurückgenommen, allerdings ergibt sich somit neben einem etwas(!) rauschärmeren und scheinbar ruhigeren Klang auch ein Blässe der Höhen und besonders ein diffuser Raum. Zudem hat man sich nicht die Mühe gemacht, die Schellackwechsel nahtlos aneinanderzufügen - was für ein Unsinn. Auf der W Ausgabe ist zum Glück die wunderbare Akustik der leeren Berliner Philharmonie zu hören. Es handelt sich hier tatsächlich um eine der am allerbesten aufgenommenen Schallplatten dieser Zeit. Der Klang mit mittlerer Entfernung und integriertem Raum ist auch heute noch ganz aktuell. Wer bereit und fähig ist, über das gleichmäßig permanente Rauschen hinwegzuhören, belohnt sich mit einem Klangwunder der Berliner Philharmoniker und der Aufnahmetechnik. Was für eine Qualität! Besser hat Bruckner unter Furtwängler nie geklungen - und er hat auch nie besser dirigiert!

    CD12
    Beethoven 6te (WPO) 1943
    Brahms Haydn-Variationen (WPO) 1943
    Beides sehr ordentliche Aufnahmequalität mit minimal erhöhtem Oberflächengeräusch. Schöne Räumlichkeit, sodass die Akustik des Wiener Musikvereinssaal hörbar wird.

    CD13
    Beethoven Violinkonzert 1947
    Sehr ordentlicher Transfer und besser als alte VÖs. Nur das Remastering in der große Menuhin-Box ist eine dunklere Alternative.

    CD14
    Beethoven 3te 1947
    Habe keine Vergleichseinspielung (mehr). Ein akzeptabler Transfer im Stil von Art&Son. Es ist eher die Frage, ob diese Eroica angesichts der vielen Alternativen von Furtwängler heraussticht.

    CD15
    Serenade "Gran Partita" 1947
    Ordentlicher Transfer, Kassen besser als die VÖ der Furtwänglergesellschaft (meine einzige Vergleichsmöglichkeit). Natürlich hätte man das Klangbild etwas gedeckter mit noch weniger Grundrauschen gestalten können, besonders da es hier ja keine Streicher gibt. Aber Art&Son hat da seine Philosophie und es ist so auch durchaus akzeptabel

    CD16
    Brahms 1te 1947
    Auch wenn die VÖ von Testament etwas härter klingt, so würde ich ihr in diesem Fall aus mehreren Gründen den Vorzug vor der hier besprochenen W Ausgabe geben. Im Grund ist dies der einzige Art&Son Transfer (außer den paar japanischen SACD), der nicht die erste (oder alternativ erste) Wahl an Ausgaben ist.

    CD17
    Brahms 2te (LPO) (Decca) 1948 + alternative Takes
    Eigentlich(!) der beste aller Transfers dieser problematischen Aufnahme. Man hört, dass es doch eine Produktion auf der Höhe der Zeit war. Die Balance ist OK und man hört sogar ein wenig von der Akustik der Kingsway Hall. Allerdings ist bei diesem Transfer (wie bei ein paar anderen ebenso) das aktiv-kreative "Filtern" des Hörers gefordert, da das (gleichmäßige) Oberflächengeräusch bzw Grundrauschen doch recht hoch ist. Man muss sich schon etwas einhören, bis dann dieses Dauerrauschen im Kopf abgespeichert ist und man sich ganz der Musik hingeben kann. Der Transfer der DG-Box ist recht rauscharm, aber durch das Filtern belegter und somit nicht so detailreich, aber akzeptabel. Die ältere Decca Eloquence CD hat auch ihren Reiz. Es gibt zwar bei geringem Rauschen Unklarheiten, aber ein sehr volles Klangbild. Ein sehr persönlich gestalteter Transfer, den ich letztlich dem wohl etwas blutleereren CD-Box Transfer vorziehen würde. In der W Ausgabe klingt das LPO erstaunlich schlank und modern - was wahrscheinlich der Realität am nächsten kommt. Schade, ohne Rauschen wäre es auch klanglich eine wunderbare Einspielung. Es scheint die Grundaussteuerung nicht sehr hoch gewesen zu sein, vielleicht deshalb der relativ hohe Rauschanteil. Aber ich will nichts problematisieren. Hören Sie einfach selbst.

    CD18
    Wagner Götterdämmerung Schlussszene 1948
    Sehr guter Transfer. Besser als die Reference LP-VÖ, die ich als Alternative zum Vergleich habe. Offen klar farbig und nur minimal weiß bzw flach.
    Mendelssohn Hebriden Ouvertüre 1949
    Guter eher heller Transfer. Die J SACD ist deutlich voller und dunkler, aber auch etwas weniger "weit" im Klangbild.
    Mozart 40te 1948/49

    CD19
    Wagner Siegfried-Idyll 1949
    Sehr gut - auch wenn ich hier keine Alternative zum Vergleich habe.
    Wagner Tannhäuser 1949
    Klingt etwas anders und weniger Höhenbetont als die EMI-Ausgabe - z.B. mit etwas mehr Rauschen am Anfang und dennoch sind die Atemgeräusche der Holzbläser nicht zu hören. Es klingt auch nach mehr Legato. Angesichts der akribischen Arbeit von Art&Son mit Takes liegt vielleicht dort die Lösung. Die Natürlichkeit des Klangs empfinde ich hier am gelungensten, auch wenn die J SACD vielleicht noch einen Tick voller klingt.
    Wagner Siegfrieds Rheinfahrt 1949
    Auch hier zeigt sich gleich zu Beginn die unterschiedliche Quellenlage. Eine echte Alternative zur phantastischen J SACD ist die W Ausgabe allerdings nicht, da sie etwas weißer und blechener klingt. Aber die EMI Ausgabe klingt diesbezüglich sehr ähnlich und ist keineswegs gegenüber W vorzuziehen. Wenn EMI auch minimal weniger rauscht, so klingt diese Ausgabe auch enger im Klangbild.
    Wagner Fliegende Holländer 1949
    Superb und erste Wahl - auch es Hörer geben wird, denen das Klangbild erst mal etwas zu hell ist. Aber wenn man die J SACD Ausgabe (SACD) vergleicht, fällt dort eine unnatürliche Verfärbung auf. Und die EMI Ausgabe klingt ähnlich wie die W, aber enger und härter und im Piano deutlich gefiltert.

    CD20
    Wagner Meistersinger Ouvertüre 1949
    Eine minimal im Klang minimal dünnere/blechernere Alternative zur J SACD. Letztere ist aber kaum zu bekommen bzw bezahlbar und die EMI Ausgabe klingt enger und gefilterter als die W Ausgabe.

    CD21
    Brahms Violinkonzert 1949
    Etwas heller und als die Ausgabe in der großen Menuhin-Box. Letztere klingt etwas erdiger und kompakter, die W Ausgabe betont mehr das Räumliche. Die Entscheidung zugunsten von W würde ich treffen, weil die hässliche Bandstörung, welche das Oboen-Solo des Adagios zerstört weit weniger in Erscheinung tritt.

    CD22
    Beethoven 7te 1950
    Diese Aufnahme war immer ein Problemkind. An und für sich sehr gut aufgenommen - und anscheinend (warum auch immer) schwer zu remastern. Die W Ausgabe ist sehr hell (und stellenweise etwas grell) geraten. Die non-hybride japanische SACD hat das besser gelöst. Die beiden verschieden remasterten in Europa erschienen EMI References Ausgaben (1988 und 2000) sind allerdings nochmal deutlich schlechter, weil enger und noch härter. Besser gelöst ist das Problem mit der klanglichen Schärfe der 7ten in der W1-9 Ausgabe. Außer der japanischen non-hybriden SACD ist das wohl der beste CD Transfer.
    Schubert Unvollendete 1950
    Leichtes Grundrauschen. Ein für 1950 erstaunlich mattes aber akzeptabel durchsichtiges Klangbild. Der Vergleich mit der J SACD zeigt, dass diese ebenso davon betroffen ist. Vielleicht ein Höhenverlust des Originalbandes? Die J SACD hat m.E. dieses Problem etwas eleganter (zumindest rauschfrei) gelöst. Aber der Unterschied liegt noch im Bereich des persönlichen Geschmacks.

    CD23
    Strauss Tod und Verklärung 1950
    Die J SACD ist klanglich ausgezeichnet, aber etwas tief überspielt - was hörbar ist und dann auf 24-25 Minuten zu der W VÖ einen Zeitunterschied von immerhin 20 Sekunden ausmacht. Der neue Transfer ist sehr gut - wie gehabt heller im Klangbild als die J VÖ, aber dennoch sehr gut. Die ältere japanische Toshiba CD ist da nicht mehr auf aktuellen Stand, ebenso die EMI Ausgabe. Also ist die rezensierte W Ausgabe erste Wahl.
    Beethoven 4te (WPO) 1950
    Sehr guter Transfer dieser m.E. seltsam matten Aufnahme - "matt" sowohl technisch als auch interpretatorisch. Klingt deutlich besser als der Transfer von Naxos.
    Strauss Kaiserwalzer 1950
    Auch hier lässt die W Ausgabe wegen größerer Frische und Leichtigkeit die J SACD Ausgabe hinter sich - und auch die EMI.

    CD24
    Weber Oberon Ouvertüre 1950
    Sehr gelungener Transfer von W. Als dunklere Alternative kommt nur die J SACD in Frage.

    CD25
    Schubert Rosamunde Ouvertüre 1951
    W Ausgabe für mich erste Wahl, weil die J SACD etwas muffig und enger klingt.
    Tschaikowsky 4te 1951
    Offener, ansprechender Transfer. Leider hatte ich hier keinen Vergleich. Das typische helle Detailreiche und auch farbige Klanggewand von Art&Son, ohne die Bässe ganz zu vernachlässigen. Ich als Remasterer hätte bei ca 2000 hz (im hohen "Lispelbereich" - nicht genau getestet) die Höhen minimal(!) zurückgenommen. Dennoch durchaus hörenswert - so "modern" und detailreich war die 4te mit Fu wohl noch nicht zu hören. Ich erinnere mich an sehr problematische ältere Transfers, weshalb ich diese Aufnahme derzeit auch sonst nicht habe.

    CD26
    Haydn 94te 1951
    Leider habe ich derzeit keinen Vergleichstransfer zur Hand. Aber der W Transfer klingt detailreich lebendig und wie bei Art&Son üblich recht hell - was diesem Haydn gut steht.
    Nicolai Lustige Weiber Ouvertüre 1951
    Gute hellere Alternativ zur J SACD. W Ausgabe ist besser als der ältere harte EMI Transfer.
    Schumann Manfred Ouvertüre 1951
    Deutlich lebendiger und detailreicher als die J SACD. Absolut erste Wahl, superber hell und vital klingender Transfer.

    CD27
    Beethoven Klavierkonz Nr.5 1951
    Durchaus auch hier ein helles Klangbild und dennoch wohl der beste bisher auf CD vorgelegte Transfer. Eine japanische CD Ausgabe war eher enttäuschend, die Naxos CD ist gut aber etwas härter.
    Mendelssohn Violinkonz 1952
    Das Band hat definitiv Schaden genommen, was eine weite Strecke im ersten Satz anhand der inkonsistenten Höhen zu hören ist. Später wird es etwas besser. Das ist schon bei der großen Menuhin-Box (bezüglich Transfer eine etwas dunklere Alternative) deutlich zu hören. Anscheinend hätte ein LP-Transfer aber auch kein befriedigendes Ergebnis gebracht, denn solche Überlegungen wurden ja auch hie und da angestellt.

    CD28
    Beethoven 9te 1951
    Die W VÖ ist für mich ein sehr gelungener Transfer dieser Live-Aufnahme aus Bayreuth. Die eher trockene Akustik des Festspielhauses verträgt eine Zurücknahme / Filterung der Höhen - wie es bis jetzt immer auf CD veröffentlicht wurde - nicht so gut, denn so verschwinden gleich Details, die Balance und ein undurchsichtiger Schleier liegt über der Aufnahme. So (akzeptabel) in der W1-9 Box, aber sogar die (natürlich dennoch schon wegen der Klangfülle und Farbigkeit ausgezeichnete) non-hybride Japan SACD ist davon leicht betroffen. In der hier rezensierten W Ausgabe gibt es eine Fülle mehr an Details und ein luftiges freundliches und vitales Klangbild.

    CD29
    Schubert 9te 1951
    Sehr guter Transfer von W, freier und detailreicher als die DG „Originals“ Ausgabe (gekoppelt mit Haydn 88te) oder die noch "magerere" Überspielung in der DG-Box.
    Furtwängler 2te (1.Satz) 1951

    CD30
    Furtwängler 2te (2,3,4 Satz) 1951
    Vielleicht bisher der beste Transfer der aufnahmetechisch etwas problematischen Einspielung. Das wiederum eher helle Klangbild löst ein paar "klaustrophobische" Phänomene der Aufnahme an sich. Empfehlung: relativ laut hören, weil dann erst die Feinheiten in leisen Stellen und der Raumklang zum Tragen kommen. Die DG Doppel CD mit der Schumann 4ten von 1998 klingt etwas gedeckter, aber wohl nicht wirklich besser. Der Transfer der DG-Box ist mir zu hart.
    Übrigens: Wer sich dieser komplexen Sinfonie nähern möchte sollte die von Furtwängler selbst dirigierten Live-Mitschnitte aus Wien oder Stuttgart hören. Da läuft alles natürlicher. Oder gleich die superbe digitale Einspielung mit Barenboim und dem CSO!
    Haydn 88te 1951
    W bringt hier einen unglaublich guten Transfer der Haydn 88! Unerreicht von allen anderen CD Ausgaben. Superb klingende Aufnahme. Kaum zu glauben, dass die Aufnahme aus demselben Jahr wie Furtwänglers 2te stammt.

    CD31
    Wagner Götterdämmerung Schlussszene 1952
    Bisher mit Abstand der beste CD-Transfer dieser Einspielung! Die J SACD ist seltsam bedeckt und muffig, die alte EMI CD hart und undifferenziert und der 2020 entstandene Art&Son Transfer bleibt auch hinter der neuen Überspielung zurück.
    Mahler Lieder eines fahrenden Gesellen 1952
    Guter Transfer von W, welcher Konkurrenz von der J SACD. Der Naxos Transfer ist auch nicht schlecht.
    CD32
    Beethoven 1te 1952
    W ist hier nicht meine erste Wahl, weil der Klang zu hell und grell ist. Bis Dato sind wohl die J SACD und auch die fast gleichwertig W1-9 die erste Wahl.
    Beethoven 6te 1952
    Respektabler Transfer in sehr hellem Klangbild (wahrscheinlich um die tiefe Raumakustik mit Präsenz auszugleichen) noch innerhalb der Grenze des natürlichen Klangbildes, aber zu weiß für meinen Geschmack und in hohen forte Spitzentönen schon leichte Artefakte. Allerdings sind andere Transfers wie W1-9 und die J SACD wiederum etwas bedeckt. Warten wir weiter auf die optimale CD dieser phantastisch aufgenommenen und gespielten entspannten Pastorale, bis dahin muss es der W1-9 Transfer tun. Die älteren EMI Transfers sind deutlich schlechter.

    CD33
    Beethoven 3te 1952
    Mein Favorit ist hier die J SACD (non-hybrid), weil die Klangpyramide stimmt und das Klangbild voll und dennoch auch hell und präsent ist. Aber auch dieser W Transfer ist gut gelungen - noch etwas heller als die japanische SACD, aber noch nicht so grell wie die z.B. Beethoven 1te in dieser Edition. Der W1-9 Transfer ist noch etwas dunkler als die J SACD, aber durchaus noch gut. Auch hier kann man ältere EMI Transfers wieder außer Acht lassen.

    CD34
    Beethoven 4te 1952
    Endlich mal ein Transfer dieser 4ten, der nicht muffig und dumpf klingt. Bei der 1948er Aufnahme nehme ich den gleichen Effekt eher hin, aber bei der 1952er Aufnahme ist es doch wohltuend, nun dieses Klangbild zu hören. der W Transfer ist eine echte Alternative zur J SACD. Ebenfalls eine sehr gute der J SACD ähnliche weniger helle Alternative ist die W1-9 Ausgabe.

    CD35
    Beethoven Violinkonz 1953
    Hellere mehr "anspringende" Alternative zum guten Transfer in der großen Menuhin-Box, welcher edler, dunkler, aber auch braver ist.

    CD36
    Schumann 4te 1953
    Die DG CD von 2004 (gekoppelt mit Haydn 88te) klingt meines Erachtens am besten (Farben Klarheit und runder Klang), noch etwas besser als die DG Doppel-CD (gekoppelt mit Furtwängler 2te) von 1998. Die hier rezensierte CD von W ist zu hell geraten. Diese Aufnahme ist an sich schon heikel, es gilt gut Balance zwischen Transparenz und Klangfarbe zu halten. Eine ganz Klasse schlechter ist die DG-Box Ausgabe: Eng, hart mit wenig Tonsubstanz.
    Franck d-moll Sinf. (Decca) 1953
    Ich konnte die Aufnahme gar nicht abbrechen, obwohl ich ja nur Transfers vergleichen wollte ... wusste nicht mehr wie spannend und gut (auch von den WPO - nie besser gehört!) diese Produktion war. Eine echte Alternative zu Monteux und Munch, denn hier wird eine ganz andere Geschichte erzählt. Übrigens in sehr zügigen Tempi ohne jegliches "Wabern". Dem letzten Satz gibt Furtwängler Zeit für Entwicklung und Größe (was sonst selten der Fall ist), aber dann leider zu einem leichten Spannungsabfall führt. Der Transfer ist erste Wahl und sehr gut gelungen. Eines der besten Furtwängler Dirigate in den beiden ersten Sätzen - und zudem seiner der orchestral "perfektesten" Aufnahmen. Wie immer bei Art&Son recht hell, was ja aber zu den Decca Aufnahmen dieser Zeit passt. Die Forte sind manchmal schon schneidend, aber das passt für mich zum Feuer dieses Werks und der Aufführung. Übrigens ist dieser Transfer quasi rauschfrei ...
    Der DG-Box Transfer klingt enger und blechern, die Decca Eloquence CD hat einen Ambient Sound - naja: Hall - hinzugefügt, welche diese Aufnahme nicht nötig hat.

    CD37
    Bartok Violinkonz 1953
    M.E. der beste bisher erschienene CD-Transfer. Entspannter und weniger scharf als die Art&Son VÖ von 2020 in der kleinen Philharmonia-Box, auch angenehmer als die etwas verfärbe Naxos-Ausgabe, vitaler und offener als die ordentliche VÖ in der großen Menuhin-Box (wohl eine Alternative für Hörer, die eine gedeckteren Klang bevorzugen) und viel besser als die alte EMI References CD.

    CD38
    Beethoven 5te 1954
    W liefert wie zu erwarten eine sehr durchsichtige (mit persönlich zu) helle 5te. Die W1-9 Ausgabe ist gedeckter (und „edler“) im Klang und für Hörer, die ein dunkleres Klangbild bevorzugen, eine Alternative - um den Preis etwas weniger Präsenz und ganz leichter Verfärbung. Minimal eingefärbt ist übrigens auch die ansonsten superbe non-hybride Japan SACD. Die älteren EMI Transfers haben das Nachsehen.

    CD39
    Strauss Don Juan + Till Eulenspiegel 1954
    Liszt Les Préludes 1954
    Bein Don Juan, Till Eulenspiegel und Les Préludes gebe ich der J SACD den Vorzug, weil sie doch noch natürlicher im Klangbild ist. Der W Transfer ist offen und vital, aber doch sehr hell, sodass die doch sehr farbige Tongemälde etwas ausgebleicht erscheinen. Andererseits ist z.B. die ältere japanische Toshiba CD auch nicht besser. Die europäische EMI Ausgabe kenne ich nicht, kann nur aus der Erfahrung mit allen(!) mir sonst bekannten Furtwängler EMIs sagen, dass diese evtl auch das Nachsehen hätte. Also vielleicht doch der beste greifbare (und bezahlbare) CD Transfer.

    CD40
    Weber Freischütz Ouvertüre + Euryanthe Ouvertüre 1954
    Beide Transfers sind bei W sehr gut gelungen und der J SACD quasi ebenbürtig. Letztere ist natürlich dunkler.

    CD41-43
    Bach Matthäus-Passion 1954
    Ein besonderer Höhepunkt der Box - auf jeden Fall in puncto der ausgezeichneten Aufbereitung. Es ist zumindest vom Klanglichen her durchaus vorstellbar, dass die Aufführung von der EMI so auf LP veröffentlicht worden wäre, denn der Klang ist doch deutlich(!) besser als bei allen anderen VÖs bis jetzt. Hie und da gibt es in den forte leichte Verzerrungen, aber die Überspielung ist ganz offen, präsent und farbig. Die Qualität liegt nicht weit weg von der Beethoven 9ten aus Bayreuth.
    CD44-47
    Wagner Tristan 1952
    Erfreulicher alternativer(!) Transfer, der im Klangbild ein wenig an die wunderbare LP-VÖ von EMI Dacapo aus den Endsiebzigern erinnert. Auch hier ein tendenziell sehr helles Klangbild, das dennoch die Klangpyramide ausreichend natürlich abbildet. Ich ahne, dass vielen dieses Klangbild zu hell oder gar weiß erscheinen wird. Deshalb möchte ich hier auf ein paar Besonderheiten der Aufnahme und von Transfers im Allgemeinen hinweisen.
    Ich finde bei dieser Tristan-Aufnahme ist eine leichte Präferenz der Höhen gerechtfertigt, da die Einspielung per se etwas verhangen in mittlerer Entfernung klingt - im Grunde ein sehr moderner Aufnahmeklang. Zu bedenken ist auch, dass LP-Überspielungen von Tonbändern (und das hier ist natürlich eine Bandaufnahme) nie linear waren und immer in den Höhen etwas angehoben klangen. Es liegt immer an den Ohren und der Erfahrung eines Tontechnikers, wieweit die Linearität bei Digitaltransfers von originalen analogen Bändern eingehalten wird. Letztlich kann das nur der vom Endmedium, der fertigen CD, entstandene Höreindruck entscheiden. Unter anderem ist das ein schwieriger und Antizipation erforderlicher Prozess, da der für das Mastering zuständige Ingenieur natürlich das fertige Produkt CD noch nicht kennt. Außerdem ist da auch der Faktor der Anlage des Konsumenten - manche klingen tendenziell weicher oder härter, betonen mehr die Bässe bzw Höhen oder schwächen diese ab.
    Hier ist also ein recht heller Transfer, der das Feuer der Aufführung und den Detailreichtum der Ereignisse der Aufnahme betont.
    Natürlich würde ich letztlich die J SACD wegen ihrer noch größeren Natürlichkeit vorziehen, aber man muss wissen, dass auch dieser Transfer leichte Schwachpunkte hat. Das völlige Fehlen von Bandhiss oder Raumgeräuschen gibt der Aufnahme ein klein bisschen etwas Steriles, besonders in leisen Passagen oder an Stellen, bei denen nicht in höheren instrumentalen Lagen gespielt wird. Manchmal fällt das bei aufsteigenden Streicherpassagen auf. Natürlich liegt das auch an der Aufnahme selbst. Wenn die Mikrophone noch mehr Empfindlichkeit gehabt hätten, dann wäre dies wohl eine perfekte monaurale Aufnahme.
    Somit kann ich nur sagen, dass der W Transfer eine echte Alternative ist - besonders da alle weiteren Transfers nicht diese Qualität erreichen, weder die von EMI noch Naxos.

    CD48-49
    Beethoven Fidelio 1953
    Nach der langen Tristan Besprechung hier ganz kurz: Derselbe Effekt wie bei Tristan und der nachfolgenden Walküre. Der W Transfer ist eine alternative zu den J SACDs, die bisher wohl das Maß aller Dinge bleiben, aber deutlich besser als die EMI VÖs. Beim Fidelio klingt gegenüber dem frischen luftigen W Transfer die EMI Reference Ausgabe von 1992 hart, eng und grell.

    CD50-53
    Wagner Walküre 1953
    Dieselbe Situation wie bei einigen Transfers hier: Die W Ausgabe ist deutlich besser als die EMI Box, aber nicht ganz so gut wie die J SACDs. Jedenfalls sind sie sehr offen und klar mit leichtem Grundrauschen wie die meisten Transfers hier.

    CD54 (Bonus)
    Schubert Unvollendete (WPO) (Kopenhagen live Konzertmitschnitt) 1950
    Die im Textheft angesprochene "Ausnahme" in dieser Box: eine Live-Aufnahme, die von FU nicht zur VÖ gedacht war. Phänomenal guter Klang (könnte beim Wegdrehen von den Boxen auch Stereo sein), nur in den Höhen ein wenig verfärbt und belegt (Fahrstuhleffekt). Sehr gute erfüllte Aufführung! Man hört zu Beginn gleich, dass die Bässe 5-Saiter sind und tatsächlich zum tiefen D und Cis runtersteigen.
    Strauss Kaiserwalzer (WPO) (alternativer schnellerer Test-Take) 1950
    Ja, tatsächlich etwas entspannter im Tempo - aber erkenntnismäßig nichts Weltbewegendes. Ich persönlich finde die eine Minute zügigere Fassung stringenter. Klanglich ist die offizielle Fassung auch besser.
    Wagner Trauermarsch (WPO) (Testdurchlauf) 1950
    Klanglich ausgezeichnet. Und interessant, was da mitschwingt.
    Tschaikowsky 3ter Satz (Elegie) aus der C-Dur Serenade 1950
    Ein toller Fund, sehr hörenswert, sehr guter Klang. Mich stört es nicht, dass er nicht in die offiziellen VÖs der Sätze 2 und 4 eingefügt wurde. Diese wunderbare Musik kann sowieso sehr gut für sich allein stehen - und ohne Kopfsatz ist eine Reihenfolge 1 2 3 Satz auch nicht allzu sinnvoll.

    CD55 (Dokumentation)
    Englischsprachige Moderation mit einigen Kommentaren und u.a. vier Minuten aus dem berühmten Probenmitschnitt der 3ten Leonoren Ouvertüre aus Stockholm.

    FAZIT ZUR TRANSFER-QUALITÄT
    Generell zu Art&Son:
    Aus früheren Erfahrung hielt ich das Art&Son Studio nicht wirklich für souverän und sattelfest in allen Lagen. Tatsächlich gibt es undiskutabel schlechte Transfers - als abschreckendes Beispiel seien alle Artur Schnabel Transfers (Beethoven und Schubert) und die Icon Keilberth Box genannt - genauer: die 6 CDs aus dieser 22CD Box, die von Art&Son neu gemastert wurden. Alle anderen Transfer-Projekte, die ich kenne sind im Ergebnis guter bzw gemischter Qualität - z.B. die kleine Philharmonia Box oder die große Barbirolli Box ... auch dort gibt es viele akzeptable und auch einige sehr gute Transfers - die große Previn Box habe ich gerade rezensiert und finde sie hervorragend gelungen (Art&Son hat nur 10 Prozent der Transfers gemacht, aber auch diese sind hervorragend).
    Es ist oberflächlich, in Stereotypen zu argumentieren. Nicht allen Art&Sons Transfers fehlen die Bässe und nicht alles klingt weiß und in der Mittellage blass. Da gilt es individuell hinzuhören und auch zu ergründen, woran so etwas liegt und was der Beweggrund war, den Transfer so zu gestalten. Manchmal ist es einfach Unachtsamkeit oder fehlender Klangsinn, manchmal gibt es aber durchaus auch Gründe für einen ungewohnten Transferklang. Zudem gibt es in der Tat bei Firmen die ältere Aufnahmen Remastern auch eine "Philosophie".
    Zu den Transfers in der Furtwängler-Box:
    Tendenziell bleibt es bei meiner Wahrnehmung aus früheren VÖs, dass Art&Son das Helle im Klang bevorzugt. Es ist eben die Philosophie des Studios, in der es sich z.B. völlig von den japanischen SACD Ausgaben unterscheidet, welche eher ein gedecktes Klangbild bevorzugen. In der Furtwängler-Box geht diese Philosophie des hellen Klangs aber selten auf Kosten der Bässe (wie es leider hie und da bei der Barbirolli-Box der Fall war), auch wenn diese meist eher dezent sind. Die Klangpyramide ist fast überall intakt und der Klang bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht so "weiß", dass die Farbigkeit fehlte oder der Klang schrill und substanzlos würde. Viele Aufnahmen haben an Frische, Direktheit und auch natürlicher räumlicher Tiefe (nicht Hall!) gewonnen. Ein akzeptables Grundrauschen wurde nicht gescheut, also nicht zu Lasten von Informationen unterdrückt.
    Wer die japanischen SACD Ausgaben hat, kann sich glücklich schätzen. Die meisten (nicht alle!) von ihnen sind unerreicht in Fülle und Farbigkeit. Das Klangideal liegt bei den J VÖs eher auf der dunkleren Seite.
    Wer die Koch-Transfers der frühen Aufnahmen hat, sollte diese selbst vergleichen. Deren Klang ist per se anders, da Ward Marston keine digitalen Filter zum Transfer genutzt hat und somit mehr Knistern und Knacken vorhanden sind, aber zumeist auch ein Quäntchen mehr als Glanz und Natürlichkeit. Dieses Quäntchen geht bei jeglichem DeClick-Verfahren für 33rpm verloren - als Preis dafür, dass die Schellack-Geräusche entfernt werden. Das hat nicht mit der Transferqualität durch Art&Son zu tun ...
    Die europäischen EMI Ausgaben haben fast immer gegenüber der Warner Ausgabe das Nachsehen, da sie entweder zu stark gefiltert sind oder einfach vom Stand der Transfertechnik her (meist 90ziger Jahre) nicht die Klarheit und Präsenz bringen - und wenn dann manchmal zum Preis eines harten Klangs.
    Die Furtwängler Box der DG ist bezüglich der Doubletten in der Warner-Box durchweg deutlich mäßiger (meist zu stark gefiltert und schmalbrüstig mit wenigen Bässen im Klang) geraten.
    Somit ist die Warner Box ein deutlicher Fortschritt gegenüber der Box mit DG / Decca Aufnahmen und auch bezüglich der meisten EMI Ausgaben - wenn auch bei einigen Transfers wohl das allerletzte Wort noch nicht gesprochen ist ...
    Freunde eines eher hellen Klangbilds werde ihre reine Freude haben, Hörer die das Gedecktere bevorzugen, finden dennoch hervorragende Transfers und haben auch die Gelegenheit ihre Vorstellungen etwas zu überdenken.

    DIE EDITION UND PRÄSENTATION
    Zuerst fällt unangenehm auf, dass es kein Komponisten-Register gibt. So was muss doch nicht sein! Ebenso unsinnig ist es, dass auf den CD-Covers zwar Produktionsdaten, aber nicht die viel wichtigeren Aufnahmedaten angeben sind. Die Box ist ausreichend stabil gefertigt: Die CDs gehen nicht so ganz leicht aus der Box, da der Platz sehr knapp ist. Natürlich fehlen auch die tollen beschrifteten CD-Rücken wie bei Sony. Die größten Schwächen liegen für mich somit nicht in den Transfers selbst oder der Zusammenstellung (dazu im letzten Abschnitt mehr), sondern in der Präsentation einer solch bedeutsamen Edition.
    Ziemlich konsequent und somit gut ist die chronologische Reihenfolge der Aufnahmen eingehalten. So wird zumindest der Furtwängler-Kenner schnell finden, was er sucht.

    DOKUMENTATIONS-ANMERKUNGEN UND TEXT
    Beides ist m.E. hervorragend gelungen. Es macht Freude zu lesen, mit welcher Wertschätzung und Ernsthaftigkeit gearbeitet wurde. Und der Text über Furtwängler ist dicht und aussagekräftig. Beide Texte sind sehr informativ.

    WAS HIER IN DIESER BOX DRIN IST UND WAS NICHT
    Schon im Vorfeld gab es diverse Diskussionen über den Inhalt der Warner Furtwängler Box. Dabei wurde allerhand Unsinn geschrieben und Wünsche kundgetan, die schon per se durch den Titel "die gesamten Aufnahmen" geklärt sind. Dabei sind wohlgemerkt nur solche Aufnahmen gemeint, die als offizielle Schallplatten-VÖs GEPLANT waren oder Aufnahmen die für eine VÖ angedacht waren - also nicht die später dann von EMI und DG offiziell auf Platte herausgegebenen Live-Mitschnitte. Also z.B. keine Beethoven 2te und 8te, keine Brahms 2te von EMI, aber die 2te von Decca. Und auch keine Beethoven 4te von der DG. Das mag auf den ersten Blick verstören, ist aber nur ganz konsequent. Überrascht war ich nur, dass die von Legge produzierte und Larter mitgeschnittene Brahms 1te von 1952 (WPO Musikvereinssaal) nicht dabei ist.
    Natürlich kann man dieses Konzept per se in Frage stellen. Der Gedanke dazu war möglicherweise nur Aufnahmen zu präsentieren, welche unter Studiobedingungen bzw von Label-Aufnahmeleitern produziert wurden und somit nicht die Schwächen von vielen Rundfunkmitschnitten haben. Aber viel wichtiger und wohl auch entscheidender:
    Es ist (fast) nur das zu hören, was Furtwängler selbst für eine VÖ abgesegnet hat. Diesen Gedanken finde ich angesichts der Unmengen veröffentlichter Mitschnitte unterschiedlichster aufnahmetechnischer oder auch künstlerischer Qualität mal einen wirklich spannenden und auch den Dirigenten wertschätzenden Aspekt. Bravo!

    SCHLUSSWORT
    Ich muss gestehen, dass mich diese Ausgabe sehr mit der Arbeit von Art&Son versöhnt hat. Ich bin zwar nicht so begeistert wie von vielen der Sony Remasterings, aber es ist offensichtlich, dass hier ernsthaft gearbeitet wurde - wie immer man das Endergebnis (oftmals ja auch "geschmäcklerisch") beurteilt. Ich hoffe, dass es so weitergeht ...
    Eine sehr empfehlenswerte Edition - auch wenn man die eine oder andere Doublette (jedenfalls die japanischen SACDs) behält und natürlich die "Rundfunk-Platten" von EMI und DG fehlen und somit einige weitere bisherige CD-Ausgaben im Regal bleiben.
    MUSS man diese Box haben? JA und NEIN. Wenn man die meisten der japanische SACD (EMI Japan) hat und nicht jede Aufnahme besitzen will - vielleicht NICHT. Zudem ist möglicherweise für Liebhaber eines eher dunkleren Klangbildes wohl noch nicht das letzte Wort bezüglich Transfers gesprochen. Wer aber nur die europäischen EMI CDs hat und Wert auf Klarheit und Frische des Klangs legt - unbedingt JA.
    Ein letztes Wort zum tendenziellen Klang der Transfers: Im Rahmen des Durchhörens der Box und des Vergleichens habe ich auch andere hier nicht enthaltene Aufnahmen in verschiedenen Transfers verglichen - z.B. die Erioca mit den Wienern von 1944 (Rundfunk Studio Produktion) hervorragend aufgenommen von Friedrich Schnapp. Das Klangbild ähnelt erstaunlich dem von vielen Aufnahmen in dieser Box. Wir sollten bei der Rezeption von bereits Bekanntem in neuer Aufmachung immer mit bedenken, dass uns natürlich das Gewohnte und der erste Eindruck stark prägt – und dass eine Schallplatte per se durch das Medium nicht das perfekt oder 1zu1 wiedergegeben hat, was aufgenommen wurde. Ein Großteil dieser Aufnahmen wurde ja von Master-BÄNDERN remastert. Diese haben ein anderes Klangbild als die Schallplatten. Unter diesem Aspekt gesehen gibt es an der hier besprochenen Furtwängler Warner Box wenig auszusetzen.

    Auf meiner Seite KLANGREDE stelle ich auf der Unterseite FÜR KLASSIKLIEBHABER bei REZENSIONEN die komplette Besprechung ein dort und und zudem bei KOMPONISTEN unter FURTWÄNGLER eine hilfreiche Aufstellung der Furtwängler Warner-Box nach Komponisten. denn bei dem auf der Box abgedruckten Register ist einfach zu wenig information.

    Joachim Wagner, 1.Oktober 2021
    15 Kommentare
    Anonym
    23.06.2021

    Begründung

    man muss mit Bewertungwen fürs Rezensieren ja viel Toleranz üben ... Aber warum wird einem Rezensenten die Mühe einer Vorabzusammenstellung (immerhin ca 3 Stunden Arbeit), an der man sich ja nicht stören kann (weils meine "Meinung" beinhaltet) noch mit einem "nicht hilfreich" gelohnt?
    Ich denke, so etwas kann nur jemand machen, der noch nie etwas als Dienst an anderen getan hat. damit tröste ich mich mal ...
    Anonym
    23.10.2021

    J-SACD EMI or WARNER

    It appears that the EMI recordings were issued in Japan firstly under the EMI label, then under the Warner label. A comparison between a few of them shows that the Warner re-issues sound muffled and filtered in comparison. I do not know whether this is the case for the whole series, but it would be nice to know which issue you have listened to for you (outstanding) article.
    Anonym
    21.10.2021

    Philosophical problem

    It has been demonstrated, I think, that Studio Art&Son (in fact a unipersonal company!) changes the tonal balance of whatever he remasters always to achieve a clearer sound, irrespective of the style of each interpreter. Is it legitimate that a remastering should bear the personality of the restorer ? In painting, this is not accepted.
    Anonym
    12.10.2023

    sehr verdienstvoll

    Was Herr Wagner hier geleistet hat ist sehr lobenswert und hat mich ermuntert manches aus der Warner-Box aufgrund seines Urteils nochmals zu hören.
    Auch das Warnerangebot Beethoven 1-9 unter Furtwängler habe ich mir gerade eben bestellt. Vielen Dank Herr Wagner
    Markus Spiegelhalder
    ma-spiegelhalder@t-online.de
    07665/99740
    Anonym
    03.07.2021

    Tolle Arbeit

    Danke dass sie sich die Arbeit gemacht haben Übersicht in dieses noch vorhandene Wirr-Warr zu bringen. Man darf gespannt sein, wie die tontechnische Aufbereitung gelungen ist. Vorab aber weiß ich ihre Bemühungen sehr zu schätzen und daher auch zu würdigen
    DANKE für ihre Arbeit!
    Anonym
    22.06.2021

    Unzutreffend

    Die Aufnahmen von Furtwängler 2.Sinfonie, Schumann Vierte und C.Franck sind natürlich die Studio Aufnamhen von DGG bzw Decca und keine Live-Aufnahmen.
    Anonym
    22.06.2021

    Unzutreffend

    Weiterhin handelt es sich um den 3.Akt Walküre aus London.
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    27.06.2021
    der dritte Akt Walküre auf 3 CDs verteilt???
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    07.07.2021
    Vielen Dank für Ihre Ermunterungen zu meiner Arbeit. Hier ist immer wieder Toleranz gefragt, um sich die Laune nicht an der Arbeit für Musikfreunde verderben zu lassen. Kommentarlose negative Bewertungen (Rezensionen ohne Text und negative Kommentare ohne Text sollten unzulässig sein, weil außer Stimmungsmache damit keine Information transportiert wird) sind das eine, manche oberlehrerhafte Kommentare das andere. Zu Letzterem - klar: Vermutungen anstellen kann man ja - aber zu behaupten, dass meinen eigenen Vermutungen definitiv "unzutreffend" sind, ist schon sehr gewagt ... Einfach mal ein paar Sekunden logisch mitdenken: Der 1. Akt Walküre auf 4 CDs verteilt? Offizielle DG und DECCA Aufnahmen bei Warner veröffentlicht? Klingt doch etwas arg unwahrscheinlich ...
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    27.06.2021

    Informationen für alle ...

    Jeder der etwas besser oder genauer weiß, sollte doch selbst eine Rezension für alle schreiben - denn reine Kommentare werden wohl eher selten gelesen ...
    Aber das ist halt Arbeit, gell?
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    27.06.2021

    natürlich die DGG Aufnahmen?

    ... woher haben sie die Information, dass es sich um die DGG Aufnahmen handelt? Alle die genannten Werke gibt es eben als WPO Live-Mitschnitte aus Wien und die in der Box anscheinend vorhandene Matthäuspassion ist ja auch ein Live-Mitschnitt ... Bei Francks d-moll Sinfonie ist ja bekannt, dass Furtwängler mit der Decca Aufnahme sehr unzufrieden war und eine neue projektiert hatte.
    Aber ich lasse mich gern aufklären :-)
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    08.10.2021

    Überholt ...

    die ersten 11 hier wohl noch sichtbaren Kommentare bezogen sich noch auf meine längst überholte Vorbesprechung. Das nur zur Info, weil deren Inhalt gar nicht mehr zur aktuellen Rezension passt.
    laxxler
    30.06.2021

    Herzlichen Dank

    Ich danke JAW-Records für seine Bewertungen. Die Bewertungen beinhalten für mich sehr wichtige Informationen. Herzlichen Dank und bitte weitere Bewertungen (... und nicht beirren lassen).
    Adam Zsiger
    26.06.2021

    Art and Sons

    Unfortunately, all recordings have been digitized by Art and Sons.
    They tend to do a horrible job, so it’s unnecessary to wait for this publication. They remastered the Furtwangler recordings for the "Philharmonia Orchestra - Birt of a Legend" box (Bartók: Violin Concerto and Beethoven: Emperor concerto). It is characterized by very metallic, unnatural highs and computer sounds. Recently, Warner released as a bait one of the records of this new Furtwangler box (Beethoven: Symphonies 1 and 3) on a double LP set. But it’s better to keep in mind that worse sound sounds better on LP than on CD (as can be heard perfectly between the Busch Quartet’s CD box and Lp releases of Warner). I'm afraid of it
    BudaChris
    13.07.2021

    Ring 1953 ?!?

    What about 1953 Ring? EMI has issued a boxset with multiple releases. Do no see it in this complete on record.
    Andre Previn - The Complete HMV & Teldec Recordings Andre Previn - The Complete HMV & Teldec Recordings (CD)
    04.10.2021
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Previn - complete HMV und Teldec (96CD, Warner): fast auschließlich hervorragende Transfers.

    In dieser Rezension gibt es nichts Näheres über die Aufführungen, Interpretation oder Qualität der Interpreten zu lesen. Es dreht sich ausschließlich um die Qualität der Transfers und die Präsentation der neuen Warner-Box "Previn - complete HMV und Teldec" (96 CD). Diese ausführliche Rezension soll anhand von konkreten Anmerkungen Licht in die mittlerweile ideologisch ausartende Diskussion um das Remastering-Studio Art&Son bringen. Zudem möchte ich Sie über alle Remasterings (wer und wann) informieren, denn Art&Son hat ca 10 Prozent remastert.
    Ich möchte hier konkrete Vergleiche von Aufnahmen dieser Box mit anderen Transfers anstellen. Dazu standen mir 37 CDs zur Verfügung, von ein paar Aufnahmen zwei unterschiedliche Vergleichs-VÖs.
    Konkrete Anmerkungen sind nur dort angebracht, wo direkte Vergleichsmöglichkeiten gab, welche auch angegeben sind.
    Ansonsten gibt es nur Vermerke bei markanten Auffälligkeiten.

    In der Klammer am Ende steht die Info zum Remastering: Studio und Jahr)
    96CD-Box = die hier besprochene Previn-Box von Warner 2021
    P = Parlophone (oft Datum des Erst-VÖ, sonst keine Angaben, wohl zumeist EMI Masterings)
    A = Abbey Road Studios
    J = Japan
    A&S = Art&Son


    CD4
    L.S.O. Gala Concert LSO (A&S 2021)
    Vergleichs-CD: Classical favorites EMI „EMI Eminence“ Abbey Road 1988
    Der neue Transfer perfekt und ist mindestens eine Klasse besser als der alte.

    CD5
    Walton: Belshazzar's Feast + Improvisations on an Impromptu of Benjamin Britten LSO (P 1986)
    Vergleichs-CD: EMI "British composers" EMI 1993
    Die alte EMI-CD ist eine echte Alternative zum neuen Transfer - zudem auch mit Texten.

    CD6+7
    Tchaikovsky: Der Nussknacker LSO (P 2011)
    Vergleichs-CD: Warner Tschaikowsky Ballette 7CD-Box (P 2011)
    Völlig identisch.

    CD8
    1812 Ouvertüre + Marche slave + Romeo & Juliet LSO (J 2019)
    Vergleichs-CDs: Double fforte Doppel-CD EMI 1997
    96CD-Box ist runder und angenehmer als der ältere Transfer, aber der Unterschied ist nicht groß.

    CD11
    Rachmaninoff: Sinfonie Nr.2 LSO (J 2017)
    Vergleichs-CD: EMI Japan 2012
    Die Japan-CD von 2012 ist etwas direkter und vitaler als der neue Transfer und somit erste Wahl, wenngleich auch die 96CD-Box sehr gut ist.

    CD13
    Schostakowitsch: Sinfonie Nr.8 LSO (P 1995)
    Vergleichs-CDs: 1. EMI "Matrix18" CD 1995 - 2. Japan-CD
    96CD-Box besser als 1. und anders als 2. Der Japan-Transfer ist eine sehr gute Alternative, aber der Unterschied ist qualitativ nicht bedeutsam.

    CD14
    Walton: Symphony Nr.2 + Portsmouth Point Overture + Scapino Ouvertüre (A&S 2021)
    Lambert, C: The Rio Grande
    Vergleichs-CD (Walton): EMI "double fforte" 1999
    Gute Alternative zur 96CD-Box, aber nicht besser.

    CD22
    Holst: The Planets LSO (P 2019)
    Vergleichs-CDs: 1. HMV Classic 2005 - 2. Warner „Inspiration“ 2016
    1. nicht so klar und durchsichtig wie die 96CD-Box, 2. Ist echte dunklere und verhangenere Alternative zur 96CD-Box.
    Bei FAZIT ZUR TRANSFER-QUALITÄT (gegen Ende der Besprechung) gibt es weitere Ausführungen zu dieser Aufnahme.

    CD24
    Britten: Sinfonia da Requiem + Four Sea Interludes and Passacaglia from Peter Grimes LSO (P 2003)
    Vergleichs-CDs: Doppel-CD EMI 1998
    Die Emi Doppel-CD ist gut, aber auch eher hart und im Forte anstrengend, der neue Transfer ist erste Wahl.

    CD25
    Schostakowitsch: Symphony Nr.6 LSO (P 1986)
    Prokofieff: Lieutenant Kijé Suite LSO (P 2016)
    Vergleichs-CD: 1. Rachmaninoff 3te + Schostakowitsch 6te EMI 1988 + 2. Japan CD
    Das neue Mastering ist anders die alte EMI-CD, aber nur unwesentlich frischer. Auch die japanische CD ist eine gute Alternative.

    CD26
    Tchaikovsky: Manfred Sinfonie LSO (J 2019)
    Vergleichs-CDs: EMI "Double fforte" Doppel-CD 1997
    96CD-Box ist runder und angenehmer als der ältere Transfer, aber der Unterschied ist nicht groß.

    CD28
    Prokofiev: Sinfonie Nr.5 LSO
    EMI "Studio plus" 1994
    Erstaunlich gute EMI-CD, aber die 96CD-Box ist einen Tick angenehmer.

    CD29-31
    Tschaikowsky: Dornröschen LSO (P 2016)
    Vergleichs-CD: Warner Tschaikowsky Ballette 7CD-Box (P 2016)
    Völlig identisch.

    CD33
    Holst: The Wandering Scholar (Steuart Bedford / English Chamber Orchestra) (P 1988)
    Holst: The Perfect Fool + Egdon Heath (Previn / LSO) (P 2003)
    Vergleichs-CDs (Previn): EMI Doppel-CD Holst 2010
    Die Doppel-CD ist nicht ganz so klar wie die 96CD-Box, aber sehr ordentlich, auch in der Überspielung der anderen tollen Werke.
    Vergleichs-CD (Bedford): EMI 1995
    Sehr gute Einzel-CD, sollte man auch aus anderen Gründen (Wandering Scholar + Texte) nicht weggeben.

    CD34
    Orff: Carmina Burana LSO (P 1997)
    Vergleichs-CD: EMI "100 years of great music" 1997
    Die Vergleichs-CD ist ausgezeichnet und eine (von mir vorgezogene) Alternative zu der 96CD-Box, da der Klang etwas fülliger und vitaler ist.

    CD36
    Rachmaninoff: Toteninsel + Sinfonischen Tänze LSO (J 2017)
    Vergleichs-CDs: EMI "Angel Studio" 1987
    Erstaunlich guter Transfer der alten CD, eine echte und etwas mehr "anspringende" Alternative zu 96CD-Box.

    CD38
    André Previn’s Music Night LSO (A&S 2021)
    Classical favorites EMI "EMI Eminence" Abbey Road 1988
    Der neue Transfer perfekt und ist mindestens eine Klasse besser als der alte.

    CD46+47
    Tchaikovsky: Schwanensee (P 2011)
    Vergleichs-CD: Warner Tschaikowsky Ballette 7CD-Box (P 2011)
    Völlig identisch.

    CD48
    Rachmaninoff: Sinfonie Nr.3 + Aleko Intermezzo & Women's Dance LSO (J 2017)
    Vergleichs-CD: Rachmaninoff 3te + Schostakowitsch 6te EMI 1988
    Das neue Mastering ist deutlich besser als die alte EMI-CD.

    CD49
    Mendelssohn: A Midsummer Night's Dream LSO (P 1985)
    Vergleichs-CDs: EMI 1987
    Erstaunlich, dass ein hörbarer Unterschied zwischen alter und neuer (besser) CD ist, obwohl das Remastering dasselbe zu sein scheint. Es liegt wohl an dem technisch deutlich verbesserten Transfer-Equipment zu liegen.

    CD50
    Andre Previn´s Music Night Vol.2 LSO (A&S 2021)
    Classical favorites EMI "EMI Eminence" Abbey Road 1988
    Der neue Transfer perfekt und ist mindestens eine Klasse besser als der alte.

    CD53
    Schostakowitsch: Sinfonie Nr.5 CSO (P 1998)
    Vergleichs-CDs: 1. EMI "Eminence" (Floating Earth limited 1990) - 2. Doppel-CD EMI 1998 - 3. W Japan
    1. ist deutlich veraltet, 2. Ist sehr hart an anstrengend, 3. Ist sehr gut und eine Alternative zur 96CD-Box.

    CD54
    Schostakowitsch: Sinfonie Nr.4 CSO (P 1998)
    Vergleichs-CDs: 1. Doppel-CD EMI 1998 - 2. W Japan CD
    1. Ist sehr hart an anstrengend, 2. Ist sehr gut und eine Alternative zur 96CD-Box.

    CD55
    Poulenc: Concerto in G minor for Organ, Strings & Timpani + Concert champêtre LSO (P 1997)
    Vergleichs-CDs: Doppel-CD EMI "forte" 1997
    Das neue Mastering der 96CD-Box ist etwas besser - vitaler und weniger scharf.

    CD58
    Messiaen: Turangalîla Sinfonie LSO (P 1997)
    Vergleichs-CDs: Doppel-CD EMI "forte" 1997
    Das neue Mastering der 96CD-Box ist etwas besser - vitaler und weniger scharf.

    CD61
    Prokofieff: Sinfonie Nr.1 + Nr.7 LSO (P 1986)
    EMI "Studio plus" 1994
    Erstaunlich gute EMI-CD, aber die 96CD-Box ist einen Tick angenehmer.

    CD64
    Britten: Spring Symphony LSO (P 1986)
    Vergleichs-CDs: EMI "British Composers" 1993
    96CD-Box ist deutlich besser als die alte EMI-CD.

    CD72
    Schostakowitsch: Sinfonie Nr.13 LSO (P 1999)
    Vergleichs-CDs: Japan-CD
    Der Japan-Transfer ist eine sehr gute Alternative zur 96CD-Box, aber der Unterschied ist qualitativ nicht bedeutsam.

    CD73
    Strauss, R: Don Juan + Till Eulenspiegel + Tod und Verklärung WPO (P 2017)
    Vergleichs-CDs: Doppel-CD EMI „DDD“ 1992
    Das neue Mastering ist entspannter - das ist bei digitalen Aufnahmen ebenso möglich wie bei analogen.

    CD82
    Schostakowitsch: Sinfonie Nr.10 LSO (P 1983)
    Vergleichs-CDs: 1. EMI "Double fforte" Doppel-CD 1999 - 2. Japan-CD
    96CD-Box besser als 1. und anders als 2. Der Japan-Transfer ist eine sehr gute Alternative, aber der Unterschied ist qualitativ nicht bedeutsam.

    CD83
    Strauss, R: Eine Alpensinfonie PHILADEPHIA ORCH. (P 2000)
    Vergleichs-CDs: Doppel-CD EMI "DDD" 1992
    Das neue Mastering ist entspannter - das ist bei digitalen Aufnahmen ebenso möglich wie bei analogen.

    CD93
    Saint-Saëns: Klavierkonzert Nr.3 + Nr.5 (Collard) RPO (P 1987)
    Vergleichs-CDs: EMI 1987
    Erstaunlich, dass ein hörbarer Unterschied zwischen alter und neuer (besser) CD ist, obwohl das Remastering dasselbe zu sein scheint. Es liegt wohl an dem technisch deutlich verbesserten Transferequipment zu liegen.


    FAZIT ZUR TRANSFER-QUALITÄT

    Generell zu Art&Son:
    Aus Erfahrung hielt ich das Art&Son Studio nicht wirklich für souverän und sattelfest in allen Lagen. Tatsächlich gibt es undiskutabel schlechte Transfers - als abschreckendes Beispiel seien alle Artur Schnabel Transfers (Beethoven und Schubert) und die Icon Keilberth Box genannt - genauer: die 6 CDs aus dieser 22CD Box, die von Art&Son neu gemastert wurden. Alle anderen Transfer-Projekte, die ich kenne sind im Ergebnis guter bzw gemischter Qualität - z.B. die kleine Philharmonia Box oder die große Barbirolli Box; auch dort gibt es viele akzeptable und auch einige sehr gute Transfers. Es ist oberflächlich, in Stereotypen zu argumentieren. Nicht allen Art&Sons Transfers fehlen die Bässe und nicht alles klingt weiß und in der Mittellage blass. Da gilt es individuell hinzuhören und auch zu ergründen, woran so etwas liegt und was der Beweggrund war, den Transfer so zu gestalten. Manchmal mag es Unachtsamkeit oder fehlender Klangsinn sein, manchmal gibt es aber durchaus auch Gründe für einen ungewohnten Transferklang. Zudem gibt es in der Tat bei Firmen die ältere Aufnahmen Remastern auch eine "Philosophie".
    Die Transfers in der Furtwängler-Box (55CD) haben mich doch sehr überzeugt. Daraufhin habe ich dann doch die Previn-Box gewagt und bin schlicht begeistert:

    Zur Previn 96CD-Box:
    Ich habe in gut ein Drittel der Box intensiv mit Vergleiche reingehört und habe an den Transfers der 96CD-Box definitiv NICHTS auszusetzen! Vieles klingt sehr ähnlich den vorherigen EMI-VÖs, aber generell mit einem Hauch mehr Präsenz und Frische. Einiges klingt deutlich besser und ein paar Exemplare meinem Geschmack nach nicht ganz so gut wie die jeweils beste ältere EMI-VÖ. Die wenigen japanischen Transfers werde ich behalten. Aber das sind Nuancen die sich im Bereich der persönlichen Präferenz bewegen.
    Es sind übrigens nur etwa 10 CDs überhaupt von Art&Son remastert und dazu zwei Probenausschnitte. Von der m.E. wichtigen Einspielungen ist darunter nur die Walton 2te - hervorragend gelungen, eine deutliche Verbesserung! - und Holsts Planeten. Zu letzteren ein paar Worte: ich finde auch diesen Transfer eine Verbesserung, da er etwas mehr Präsenz schafft ohne deshalb allzu hell oder scharf im Klang zu werden. Wer natürlich das dunkel-wuchtige und gedeckte Klangbild mag, der wird ältere Transfers vorziehen. Bedenken sollten Sie dabei allerdings, dass das LSO (anders als z.B. die Berliner Philharmoniker) ein hell und sehr klar klingendes Orchester ist und somit das neue minimal direkter und minimal hellere Klangbild eher der Realität entspricht.
    Die zwei CDs "Andre Previns Music Night" und das "LSO Galakonzert" sind ebenfalls von Art&Son bestens remastert worden.
    Also gibt es etwa 10 Prozent Mastering von Art&Son, aber auch etwas mehr Materings aus Japan, was ich persönlich sehr erfreulich finde. Das Gros - etwa drei Viertel - sind ältere Masterings von EMI, welche aber anscheinend allein durch den neuen technischen Transferstandard auf CD auch an Frische gewinnen. Bei einem Preis von ca. 1 Euro 50 Cent pro CD ist das wahrlich quasi geschenkte Qualität.

    DIE EDITION UND PRÄSENTATION
    Zuerst - es gibt zum Glück ein Komponisten-Register! Das erleichtert natürlich das Auffinden. Das Fehlen eines Registers war das größte Versäumnis bei der Furtwängler-Box, weshalb ich selbst ein Register erstellt habe und es auch meiner Seite KLANGREDE zum Download zur Verfügung stelle. Auch die Covers sind mit allen wichtigen Inforationen zu Tracks, Aufnahmedaten und Ort und dem Remastering ausgestattet. Das muss auch sein, denn im Booklet ist diesbezüglich nichts vorhanden. Ein paar Fotos und ein netter aber nicht allzu informativer Text (mehrmals wiederholte Aussagen)

    Die Box selbst ist ausreichend stabil gefertigt: Die CDs sitzen leicht herausnehmbar in der Box. Natürlich fehlen die beschrifteten CD-Rücken wie bei Sony. Ziemlich konsequent und somit gut ist die chronologische Reihenfolge der Aufnahmen eingehalten. Für Liebhaber sicherlich noch ein kleiner Pluspunkt.

    SCHLUSSWORT
    Ich muss gestehen, dass mich nach der Furtwängler-Box diese Ausgabe bezüglich der Arbeit für das erste einmal völlig mit Art&Son ausgesöhnt hat versöhnt hat. Ich glaube, dass diese Warner Box klanglich der Arbeit und den Intentionen von Andre Previn vollends gerecht wird ...
    Eine unbedingt empfehlenswerte Edition - auch wenn man die eine oder andere Doublette (jedenfalls die japanischen SACDs) behält. Ich denke, dass nicht allzu viele Klassik-Liebhaber alle EMI Aufnahmen von Previn besitzen - und da sehe ich den wichtigsten Aspekt dieser Veröffentlichung:
    ALLE Aufnahmen von Previn sind absolut hörenswert! Das ist mir - gerade auch durch die gute Qualität und Klarheit der Transfers - wieder klar geworden, egal um welchen Komponisten und welches der aufgenommenen Werke es sich handelt. Previn hatte phantastische Ohren, ein untrüglichen Sinn für kompositorische und klangliche Phänomene und diese hörbar zu machen und er hat auch eine klare Vorstellung seiner Interpretation. Melos, Rhythmus und Klangfarben prägen in höchstem Maße Previns Aufnahmen. Zum Glück sind sowohl die EMI (Warner) als auch die RCA (Sony) Aufnahmen aufnahmetechnisch auf allerhöchstem Niveau und erfüllen somit auch dem Hörer die feinste orchestrale Umsetzung, zumeist ja mit dem LSO und später dem RPO.

    Von mir eine unbedingte Kaufempfehlung!

    Auf meiner Seite KLANGREDE stelle ich auf der Unterseite FÜR KLASSIKLIEBHABER bei REZENSIONEN komplette Besprechungen ein, da sie oftmals im Umfang gekürzt werden müssen.

    Joachim Wagner, 4.Oktober 2021
    Paul van Kempen - Complete Philips Recordings Paul van Kempen - Complete Philips Recordings (CD)
    19.07.2021
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Entscheidung nach CD-Schrank Lage ...

    Es ist eine schwierige Entscheidung, vor die derjenige gestellt ist, der die Beethoven 3te,7te und 8te in der CD-Box "Berliner Philharmoniker Rediscovered - Die wiederentdeckten Philips-Aufnahmen 1951-53" (4CD) und die gesamten Tschaikowsky Aufnahmen in der früheren Philips "Early Years" CD-Ausgabe "Paul van Kempen - Tchaikovsky Complete Recordings 1951-1955" (3CD) bereits besitzt. Die die letzten Jahre bereits veröffentlichten einzelnen Eloquence-CDs mit Kempen sind hier nicht gemeint, denn diese werden durch die neue Box qualitativ übertroffen.

    Die Beethoven und Tschaikowsky Aufnahmen von Paul van Kempen sind allesamt unbedingt hörenswert. Ein sehr persönliches und vitales Dirigat, ausgezeichnete Orchesterleistungen (sogar vom Orchestre des Concerts Lamoureux!), allesamt hervorragende Monoaufnahmen mit schönem Raumklang, sodass man das Mono über Anlage kaum wahrnimmt.

    Auch Regers Hiller-Variationen, Brahms Akademische Festouvertüre und 9 ungarische Tänze, Rossini und Berlioz sind in dem "Mono-Würfel" der DG (samt dem Brahms 2ten Klavierkonzert mit Aeschbacher) klanglich etwas anders aufbereitet, aber ähnlich gut, erschienen. Also insgesamt sechseinhalb gut bespielte CDs mit den wichtigsten Kempen Aufnahmen sind bereits in ausgezeichneten Transfers veröffentlicht.
    Ausnahme: das beeindruckende Verdi Requiem (Scala Orchester) mit großartigen Solisten. Klanglich ist das ganze natürlich kein Surround-Spektakel, aber dafür kann der Hörer sich umso mehr auf den Inhalt des hervorragend interpretierten Werks konzentrieren - und die Aufnahme ist äußerst durchsichtig. Ein erstaunlich gutes Orchester, eine sehr beeindruckende Chorleistung. Die Solisten sind Gré Brouwenstijn (Sopran), Maria von Ilsovay (Alt), Petre Munteanu (Tenor) und Oskar Czerwenka (Bass). Ich wage zu behaupten, dass solch ein Quartett heute nicht mehr zusammengestellt werden könnte ...

    Was in dieser Eloquence-Box (10CD) zusätzlich noch veröffentlicht ist:
    Ein paar Arien mit der großen Sopranistin Brouwenstijn (eine tolle große Stimme) und anderen Sänger*innen, das interessante, stimmungsvolle (manchmal etwas langatmige) zwischen Impressionismus und Expressionismus wechselnde 45 Minütige Oratorium "Isaie, le Prophète" von Tansman, einige Opernouvertüren, eine Sommernachtstraum Ouvertüre (bei der Tubist anscheinend sein Mundstück zuhause vergessen hatte ... kurios). Außer dem Verdi Requiem sind die weiteren bisher noch nicht veröffentlichten Aufnahmen vielleicht nicht unbedingt zwingend notwendig ...

    Zusätzlich sollten Sie sich die 5 Beethovenkonzerte mit Kempff und van Kempen anschaffen - siehe Foto unten.

    Paul van Kempen ist ein Dirigent, der sich einerseits sehr persönliche Freiheiten herausnimmt (z.B. im Capriccio Italien) und mit Musik Inhalte jenseits der Töne transportieren möchte, andererseits aber auch sehr genau probt und instrumentale Balance, Rhythmus und Linie in eine wunderbare Verbindung bringt. Zudem weiß er jedes Orchester (Concertgebouworkest, Netherlands Radio Philharmonic Orchestra, Berliner Philharmoniker, Orchestre Lamoureux, Orchestra del Teatro alla Scala) zu erstaunlichen Höchstleistungen anzuspornen. Die Tempi sind tendenziell eher zügig, aber immer angemessen und erfüllt. Übergänge sind stimmig und raffiniert, alle Struktur der Musik ist klar und der interpretatorische Ansatz ist durchdacht.

    Was macht das besondere aus, dass man sich diese Box kaufen sollte - außer man ist ausgewiesener Paul van Kempen Verehrer? Für mich persönlich eindeutig das Orchesterspiel der holländischen Orchester, besonders natürlich des Concertgebouw Orkest beim Tschaikowsky! So engagiert mit Spielfreude, so sehr als Klangkörpereinheit, so gut aufgenommen ...
    Spätere Aufnahmen - nach Mengelberg, van Beinum (viele auch technisch hervorragende Aufnahmen!), van Kempen und auch den gerade in der 24CD box von Archiphon veröffentlichten unglaublichen Live-Aufführungen von Klemperer - können das Einmalige nicht mehr ganz so stark vermitteln. Bei aller Wertschätzung für die Haitink und auch manche Chailly Aufnahmen.
    Dann die immens engagiert und diszipliniert spielenden Berliner Philharmoniker bei Beethoven und das Verdi Requiem, das sehr auf Inhalt und weniger auf Effekt setzt. Es ist übrigens Paul van Kempens letzte Aufnahme vor seinem frühen Tod.
    Und diesen Dirigenten Paul van Kempen sollte man unbedingt kennen, wenn man an interpretatorischen Möglichkeiten interessiert ist. Es sind u.a. wirklich große Aufnahmen!

    Die Aufmachung der Box ist ansprechend und die selbige stabil. Originale formatfüllende Coverabbildungen (schön, dass sich das langsam durchsetzt!), rückseitig mit klaren Angaben.
    Editorisch sind im Booklet alle Angaben vorhanden. 15 Seiten informativer Text, allerdings nur auf Englisch - was bei einer australischen VÖ ja auch nicht wundert ...

    Zu den Transfers: Manche Überspielungen sind sehr gut gelungen (z.B. Beethoven 7te), andere meinem Geschmack nach nicht ganz so sehr (z.B. Tschaikowsky 6te und 5te, welche etwas schwach in den Details klingen und weiter entfernt als bei den Philips VÖs). Die oben genannten zwei Boxen von Philips sind bei Tschaikowsky deutlich überlegen, bei Beethoven eine klanglich hellere Alternative (mit wesentlich höherem Überspielpegel). Wer die Paul van Kempen Eloquence Box kaufen möchte und die Tschaikowsky Aufnahmen mit van Kempen wirklich "richtig" hören möchte, sollte sich um die angesprochene 3 CD Box bemühen.
    Meine Produktempfehlungen
    • Klavierkonzerte Nr.4 & 5 Klavierkonzerte Nr.4 & 5 (CD)
    Otto Klemperer conducts the Concertgebouw Orchestra - Legendary Amsterdam Concerts 1947-1961 (Limitierte Auflage) Otto Klemperer conducts the Concertgebouw Orchestra - Legendary Amsterdam Concerts 1947-1961 (Limitierte Auflage) (SACD)
    15.07.2021
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Ein Wunder . . .

    . . . anders kann ich diese Veröffentlichung nicht bezeichnen. Ja - es ist die wichtigste Veröffentlichung an live-Aufnahmen mit Otto Klemperer, die komplett die Sicht auf diesen Dirgenten verändern wird! Und auch für immer die Sicht auf bestimmte Musikstücke: Janacek Sinfonietta, Bartok Violakonzert, das Finale der Beethoven 5ten und und und... Eine Box für die musikalische Ewigkeit.
    Zuerst einmal herzlichsten Dank an VM, der in seiner Rezension bei Amazon folgendes geschrieben hat - was ich hier in Gänze zitieren möchte:

    .........

    Gibt es einen 6.Stern?
    Das Maß der Dinge. Wer und wo auch immer für das Mastering historischer Aufnahmen zuständig ist, sollte auf den Knien zu dieser Quelle pilgern; ich habe so etwas noch nie gehört. Der Funken, der aus diesen alten Bändern schlägt, ist elektrisierend, und nirgendwo kommt je das Gefühl auf, einer digitalen Fälschung aufzusitzen. Die Atmosphäre ist außerordentlich präsent, der Transport zurück ins Concertgebouw vor 70 Jahren ist ein wahres Hexenstück. Und Klemperer im Concertgebouw, live, dazu muss wohl nichts gesagt werden. Diese kleine Schachtel wird sich als die wichtigste Veröffentlichung historischer Aufnahmen des Jahrzehnts entpuppen, und es wäre schade, wenn was hier erreicht wurde ein kleiner Funken im lieblos gemasterten Massenbetrieb bliebe, statt zu zünden. Unbedingt kaufen, besonders wenn mit der strengen Limitation wirklich ernst gemacht wird.

    ..........

    Damit hat er mich neugierig gemacht und absolut nichts(!) von seinen Worten halte ich für übertrieben! Das ist im Kern das Wesentliche - und nur in ein paar "Kleinigkeiten" zu ergänzen:

    Der Diplom-Tonmeister (da muss ich schmunzeln) Boris-Alexander Bolles hat einen kleinen Text zum Mastering geschrieben, aber es ist nicht klar ob er allein oder wer auch sonst noch die wundervoll gelungene Arbeit zu verantworten hat.

    Ja - das Text-BUCH ... 73 Seiten auf Deutsch (ansonsten noch in Englisch und Japanisch). Was für anregende verschiedene Texte. Die Tochter Lotte Klemperer (1923-2003) war ja dem Label Archiphon verbunden und das spiegelt sich hier in den Texten wider ... duzende überraschende und auch geheimnisvolle Fotos - vielleicht auch deshalb geheimnisvoll, weil manche so klein sind ;-)
    Hier ist wirklich Informatives zu lesen. Es ist im Grunde kein Textheft für CDs, sondern ein echtes eigenständiges Buch! Das möchte ich betonen - großartig und auch irgendwie witzig und querständig! Passt ja zu Klemperer ... Eine kleines Manko ist vielleicht, dass die genauen Quellen und das Remastering nicht näher angeführt sind. Aber vielleicht gibt es dafür ja (rechtliche?) Gründe oder Absprachen ...

    Die meisten der Aufnahmen sind anscheinend privat als Mitschnitte von Rundfunkübertragungen (dieser hat die Konzerte nicht archiviert!) entstanden - auf einem kleinen Koffertonbandgerät mit langsamer Abspielgeschwindigkeit (9,5 cm/sec). Das ist eigentlich nicht zu glauben, wenn man die SACDs hier anhört. Die Störungsfreiheit - ohne die Artefakte, die oft daraus erfolgen. Die erstaunlich freien schönen Bässe. Sogar in den Höhen einigermaßen ein Leuchten - außer vielleicht manchmal in sehr leisen Stellen, aber in diesem Punkt durchaus so manchen normal gefilterten Neuaufnahmen ebenbürtig. Natürlich haben die Höhen oftmals nicht die Klarheit und Stabilität wie bei neuen Produktionen oder bei Masterings von Masterbändern (die hier ja zumeist nicht vorhanden waren). Das bewegt sich aber in einem so marginalen Bereich, dass es viele Zuhörer gar nicht wahrnehmen werden. Am ehesten hört man es hie und da in den hohen Streichern als leichtes inkonsistentes unruhiges "Grieseln". Wie gesagt - es stört nicht und ich erwähne es nur, damit wirklich ALLES Wahrnehmbare angesprochen ist ... ;-). Dann ist da der erstaunlich klar eingefangene Raumklang des Concertgebouw. Im Grunde klingt mit minimalen Abstrichen alles wie Aufnahme-Produktionen einer (guten!) Schallplattenfirma auf dem damaligen Stand der Zeit - wenn nicht sogar besser. Vielleicht ist DAS im Text entscheidend: neben neuerster intelligent und musikalisch eingesetzter neuester Technik "akribische Handarbeit" und "ständige Hörvergleiche". Hier ist tatsächlich ein Maßstab für jegliches Remastering gesetzt. Das kann nicht laut genug ausgesprochen und möglichst weit verbreitet werden! Ich muss ergänzen, dass ich die Aufnahmen derzeit nur als CD, nicht SACD hören konnte. Aber wenn das schon auf CD so phantastisch klingt ...

    Dann: Die durchwegs vorhandene und so stark präsente Klangschönheit des Orchesters (Streicherklang! Farbigkeit des Holzes! Sicherheit, Stabilität und Strahlkraft des Blechs!). Ich kenne so viel Hundert Aufnahmen mit dem (Royal) Concertgebouw Orkest Amsterdam, aber kaum habe ich dieses phantastische Orchester so klangschön spielen hören und das auch physisch sinnlich erfüllt auf der Aufnahme (weil sie eben technisch meist so exzellent sind!) transportiert erlebt wie in diesen Live-Aufnahmen! Diese Lebendigkeit der Aufführungen, die den Hörer anspringt. Klemperers unglaubliche Modernität in der Klangrede (im erweiterten Sinne). Für mich TUT er das, von dem Harnoncourt SPRICHT ...
    Hören sie nur mal das (unglaublich schnelle - 12:50 min - und doch so stimmige!) Adagio der Bruckner 6ten (vielleicht ja nach Klemperers eigener zuvor aufgeführter 1ter Sinfonie - was für Parallelen in der unsteten Sprache der Komposition!) oder die Missa Solemnis (mit einer unglaublich intensiven Schwarzkopf!) an. Klemperers agogische Freiheiten sind generell groß und überzeugend. Und je freier und "verrückter" die Aussagen und Ausbrüche sind, desto sauberer ist das Zusammenspiel (ganz im Gegensatz zu den Wackeleien bei den manchmal statischen EMI-Aufnahmen). Die Tempi sind - gemessen am Gewohnten - generell eher schneller als langsamer.
    Es gibt einen fast kompletter Beethoven Sinfonien-Zyklus (außer der 1ten), ein Sommernachtstraum, Hindemith, Strawinsky, Bach, Mahlers 2te und 4te und "Lieder eines fahrenden Gesellen" (Schey!) und "Kindertotenlieder" (Ferrier!) und und und ...

    Die im Buch immer wieder zitierte Lotte Klemperer sagte, dass "dieser späte Schallplattenruhm von OK irgendwie ein Irrtum" ist. Wie recht sie hat - und wenn sie diese Konzerte hier hören, werden auch sie dem nur zustimmen. Klemperer hat Schallplatten für den finanziellen Lebensunterhalt (besonders den seiner Tochter) produziert. Das er "live" anders war ist hier überdeutlichst(!) zu hören. Bei aller Wertschätzung der Kölner oder anderer Live-Aufnahmen (abgesehen vielleicht von ein paar Konzerten mit dem Philharmonia), von denen es ja mittlerweile einige in sehr guter Klangqualität gibt: Im Concertgebouw mit dem Concertgebouw und den Rundfunktechnikern ist vielleicht das klanglich Schönste und Erfüllteste mit OK entstanden. Der seelisch geplagte Dirigent hat sich in Amsterdam und in und mit dem Concertgebouw hörbar wohl und angenommen und aufgehoben gefühlt. Er fühlte sich in seiner Probenarbeit ganz und gar akzeptiert - und schenkte in seiner Liebe und dem Verständnis der Werke den Hörern wohl das Beglückendste. Hören sie einfach mal das Sanctus der Missa Solemnis - da ist alles "gesagt"!

    VM schrieb in seiner oben zitierten Rezension "das Maß aller Dinge" und meinte damit dort das unglaubliche Remastering. Ich möchte diesen Ausdruck gern auf das Ganze beziehen - das Textbuch, die Ernsthaftigkeit dieses Projektes, und ganz besonders auf die Leistung des Concertgebouw Orkest und über allem dem, der durch seine Liebe und Verständnis und Vision der Musik das alles wahr hat werden lassen: OTTO KLEMPERER !!!



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    ZU DEN AUFNAHMEN IM DETAIL (ich beschränke mich auf ca. die hälfte der Aufnahmen. Wer weiß, wieviel von meinem Text hier bei JPC eingestellt wird:

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    Mahler "Lieder eines fahrenden Gesellen" mit dem Bariton Herman Schey (4.12.1947). Was für eine natürliche männliche Stimme und wie erfühlt die Texte gesungen sind. Der ganz kleine stimmliche Bruch bei der Stelle "schöne Welt" des zweiten Liedes ist sicher keine Absicht, aber so passend, dass es einen schmerzt und die Worte im Hals stecken bleiben. Dieses völlig ungekünstelte Erleben des Sängers ohne stimmliche Tricks und Psychologisiererei ist einmalige Erfahrung unter den Aufführung dieses Liederzyklus. Klemperer dient mit aller Phantasie und Demut dem Werk, das Concertgebouw spielt wunderbar. Die Aufnahme ist gut, der Sänger sehr präsent. Der Klang ist etwas dumpf, aber nur im dichten Stimmengewirr wenig der Feinheiten nehmend und auch ohne störende Oberflächengeräusche des Tonträgers (wie bei der Bruckner 4ten).

    Bruckner 4te (4.12.1947). Mit Abstand(!) die schlechteste der Originalquellen - oder besser: eigentlich die einzige schlechte ... Es ist der einzige Transfer, bei dem vielleicht ein längerer Vergleich mit der Quelle von VARA (in der ersten RCO-BOX oder identisch der 152 CD RCO Box) erhellend sein könnte. Aber nicht weil der Transfer hier mangelhaft wäre, er ist perfekt! Nur die Quelle ist halt mangelhaft und da kann der ebenfalls gute VARA-Transfer die eine oder andere Stelle in anderem Licht beleuchten ...
    Aber was für eine Aufführung - in der (völlig angemessenen) phantasievollen mutigen Freiheit und dem Ungestüm wohl unüberbietbar! Es klingt seltsam, aber es hat einen besonderen Reiz manches in seiner Dimension und Klarheit in dieser Aufführung nur erahnen zu können. Somit ist es auch eine Aufführung zum inneren Ergänzen (für den, der die 4te gut kennt) und zum Träumen anhand dessen, was klar hörbar ist. Es gibt Stellen, da dachte ich "diese Urgewalt der Klänge kann doch nur das CSO erzeugen" - z.B. im Finale ... Wie bei der Sinfonietta von Janacek treibt Klemperer die Freiheit im Vortrag (rein im Dienst der "Geschichte"!) auf die Spitze - und das Orchester folgt ihm überall hin in hellster Glut und Leidenschaft.

    Beethoven 8te (1.5.1949). Jaja - das ist Klemperer, nicht Scherchen oder Leibowitz ;-) ... Wie ein Unwetter fahren die ersten rhythmischen Akkorde in den endenden Begrüßungsapplaus. Bei allem Zug und Drang bleibt der Kopfsatz immer tänzerisch. Trotz stärkster synkopischer Akzente (steht so in der Partitur!) wird nie etwas groß oder dick. Alles unerwartete (wohl kalkulierte und kontrollierte) Nadelstiche ... Das Concertgebouw in Höchstform (Hörner!). Der "Metronomsatz" sehr schnell, pointiert und genau. Alle messerscharf herausgearbeitet - alle Dynamik und Rhythmik wie unter den Lupe. Wie bei vielen vielen anderen der Live-Aufführungen mit dem Concertgebouw Orkest hier hätte ich nie im Leben gedacht, dass da Klemperer am Pult steht. Im Tempo di menuetto starker Zug nach vorne und dennoch bleibt die eigentümliche Gemütlichkeit und der haydnsche Witz mit den Trompetenfanfaren erhalten. Wunderbar sichere und träumerische Hörner im Trio. Ohne Atemholen gleich das abschließende Allegro vivace. Klemperer lässt nie die Zügel locker und gibt dem Finale eine schier manische Unerbittlichkeit. Die dramatische Steigerung gegen Ende - auch hier gehen die Akzente nicht unter und die Linie nicht verloren. Dennoch wird nichts starr oder hart oder grob. Ach ja: Scherchen Studio-Achte wirkt dagegen sehr brav und abgezirkelt, Leibowitz deutlich interessanter (wohl auch ob der phantastischen Aufnahme) aber auch nicht packender ... Eine großartige Live-Aufführung von Klemperer, sehr guter Klang - für 1949 phantastisch! Anfangs minimal belegt, hie und da leichte Oberflächengeräusche, die aber nicht wirklich stören.

    Janacek Sinfonietta (11.1.1951). Es gibt ein gutes Foto des alten Janacek zusammen mit dem 41jährigen Klemperer von 1926. Klemperer war von Janacek überzeugt und hat öfters dessen Opern auf die Bühne gebracht - als letzte Produktion vor der Schließung der Kroll Oper 1931 (ein Einknicken vor dem zunehmenden Nazi-Terror) "Aus einem Totenhaus". Die Sinfonietta hat hier so gar nichts festlich gemütlich Volkstümliches: Dumpf, mystisch, schrill, phantastisch, oft mahlerisch, böse, äußerst expressiv und intensiv, virtuos im Orchesterspiel. Klemperer wagt wieder (wie in diesen live-Aufnahmen so oft) das Äußerste an flexibler Agogik und Freiheit - mit grandiosem Ergebnis im Zusammenspiel. Was für eine Welt sich da im langsamen mittleren Satz entfaltet. Was für ein erfülltes Posaunensolo und eine ganz andere Bedeutung der darauf folgenden Trompetenfanfaren. Auch der vierte Satz mit männlicher Kraft und Strenge. Der letzte Satz unglaublich in den irrwitzigen Streicherfiguren des Anfangs, was für ein Posaunensatz. Die durchdringend schreienden Klarinettenklänge mit den verrückten Streichern und dem tiefen Posaunen vor dem Übergang in den Anfang, wenn die Titanen schreiten und tanzen und delirieren. Ein großes Drama - durchaus bühnenwürdig ... Alles für mich so noch nie gehört - und ich liebe das Stück sehr und kenne es durch große Aufnahmen sehr gut. Unglaublich was Otto Klemperer und das Concertgebouw Orkest hier vollbringen! Diese Aufführung ist für mich ein Gegenentwurf zu allem anderen, was ich jemals bezüglich Sinfonietta gehört habe. Wie unglaublich mutig, wie unglaublich feurig und erfüllt und wie unglaublich wichtig um Janacek zu verstehen und zu fühlen! Für 1951 live ein perfekter Klang und eine deutliche Verbesserung der ersten CD-Ausgabe von Archiphon.

    Bartok Bratschenkonzert mit dem Solisten William Primrose (11.1.1951). Primrose konnte sehr "unterschiedlich" sein - nicht umsonst sagte Toscanini angesichts einer Aufführung von Berlioz „Harold“ mit Koussewitsky "armer Primose - mit mir muss er das Stück RICHTIG spielen" ... ;-)
    HIER jedenfalls spielt Primrose den Bartok "richtig" - UND WIE! Wohl unerreichbar ... und je mehr Klemperer ich höre (ich habe von hinten angefangen), desto mehr denke ich: Er konnte wirklich ALLE - mit aller Hingabe, allem Verständnis der Werke und allem Zugriff auf das Orchester ...
    Ausgezeichneter Klang, im Grunde Studioqualität.
    IM HÖRVERGLEICH die offizielle Ausgabe des RCO (große 152 CD "Radio Legacy Box"):
    Archiphon konnte tatsächlich diesen von vorne herein so gut klingenden Mittschnitt tatsächlich nochmals um viele Jahre "verjüngen", ohne ihm irgendetwas an Musikalität, Intensität oder Präsenz wegzunehmen.

    Hans Henkemans, Konzert für Flöte und Orchester mit dem Solisten Hubert Barwahser (13.1.1951). Klemperer war die längste Zeit seiner Karriere Anwalt, Verfechter und Dirigent neuer Musik, was angesichts seiner Schallplattenkarriere bei EMI völlig untergeht. Henkemans war Komponist und Pianist. Zu hören mit Debussy Klavierstücken (Decca 4 CDs) und als Arrangeur auch hochinteressant seine Orchestrierungen von Debussy Preludes! Sein Flötenkonzert hat konstruktive, aber auch impressionistische Züge Ich denke an Ibert, aber im wundervoll stimmungsvollen Mittelsatz auch an Florent Schmitt. Flötenkonzerte empfinde ich oftmals als langweilig blutleer oder sinnlos virtuos oder einfach zum Instrument unpassend oder schlecht in der Begleitung instrumentiert. Das Konzert ist eine echte Bereicherung des Repertoires, die Interpretation des Flötisten wohl unüberbietbar und das Zusammenspiel mit dem Concertgebouw traumwandlerisch, ebenso Klemperers Gespür für diese Musik. Der Klang verrät ein wenig das Alter der Aufnahme, aber keineswegs störend. Im Grunde ergibt sich kein Abfall zu den anderen Aufnahmen.

    Mozart 25te "große g-moll" Sinfonie (18.1.1951). Alle Aufführungen (auch die offiziellen Schallplatten) der "großen g-moll" spüren bei Klemperer Funken. Hier wirbelt im Kopfsatz (5:30 Min Drama) allerdings diese Funken (eines lodernden Feuers!) noch ein Sturmwind durcheinander. Auch das Andante will nicht wirklich Ruhe bringen. Die Musik hat etwas von einer Studie - irgendwie lässt CPE Bach grüßen ... Bei allem Tempi und moll ist das Menuetto dennoch auch tänzerisch elegant - für mich ein Unterschied zu den Studioproduktionen ... was das für ein vertracktes Trio ist, wird hier deutlich ... das finale Allegro huscht mit wenig Aufhellungen und trügerischen schubertschen Unbekümmertheiten wie ein Spuk vorbei. Für 1951 ein sehr guter Klang.

    Mozart 5tes Violinkonzert mit dem Solisten Jan Bresser (18.1.1951). Ein phantasievoller "ehrlicher" Geiger ohne Mätzchen mit Gespür für das Werk und schönem vollen Ton. Differenziert und auch mal raffiniert. Auch hier "begleiten" Klemperer und das Concertgebouw völlig im Einklang. "Begleiten" in Anführungszeichen, weil das Orchester in echtem Dialog viel an Stimmung, Farbe und Gedanken bereicherndes beisteuert. Der Klang der Aufnahme ist sehr gut.

    De Falla "Nächte in spanischen Gärten" mit dem Pianisten Willem Andriessen (29.3.1951). Der Komponist und Pianist stammt aus einer großen Musikerfamilie. Louis, der Sohn seines Bruder Hendrik, ist gerade vor ein paar Tagen verstorben. De Falla als große Musik - sowohl was den Ansatz des Pianisten als auch Otto Klemperers angeht. Stimmungsvoll, mit viel Flair und Duft, aber auch dramatisch, durchaus auch "spanisch". Aber eben nicht sosehr mit dem Augenmerk auf die Virtuosität dieses anspruchsvollen Konzerts, sondern mehr auf dessen musikalischen Gehalt. Eine ganz tolle Alternative zu allen guten Einspielungen - und da gibt es ja einige!
    Im Klang ganz ähnlich wie das Henkemans Flötenkonzert.

    Beethoven "Ah, perfido!" mit der Sopranistin Gré Brouwenstijn(26.4.1951). Was für eine starke, reiche und modulationsfähige Stimme. Dunkle Farbe bei obertonreicher Klarheit. Eine ganz und gar tragfähige Stimme mit einem großes leuchtenden Forte. Wo anderer oben "zumachen", geht bei Brouwenstijn der Klang erst auf ... Eine Einheit mit Klemperers Begleitung, das Concertgebouw wieder einmal mehr in Höchstform. Eine ganz wunderbare erfüllte Aufführung!

    Beethoven 7te (26.4.1951). In allen Sätzen schneller als die Aufführung von 1956 und auch die Studio-Produktion von 1955. Das zeigt sich gleich in der vorwärtsdrängenden Einleitung. Dann eine magische Stelle im Flöten-Übergang ins Vivace, dem Klemperer besonders deutlich unterschiedliche Charaktere der Thementeile herausarbeitet - mit harten Akzenten und manchmal kurzzeitig insistierenden Tempoverbreiterungen. Genial umgesetzt die Stelle, in denen das Orchester quasi in zwei Geschwindigkeiten gleichzeitig(!) spielt. Das habe ich noch nie so klar gehört! Es wird schnell deutlich, dass nicht wie 1956 das apollinisch tänzerische im Vordergrund steht, sondern eher das Psychogramm eines manisch Getriebenen. Das nur so als möglichen Gedanken - vielleicht aus Klemperers eigener Biographie inspiriert ...
    Auch das Allegretto ist hier mehr Klage - aber wieder wie notiert im 2/8tel Takt, nicht im breiten Trauermarsch 4/8tel Takt. Dass hier wie im zweiten Satz der Eroica getrauert und geklagt wird und das unvermittelte "Fidelio-Dur" eine Vision darstellt, die aber sich wieder verdüstert ist dennoch nicht zu überhören. Ernst-feierliche Trompeten und Pauken. Auch das Fugato erinnert an das des Trauermarschs in der Eroica samt dem schmerzerfüllten anklagenden Schrei (in der 7ten ist es ja eher ein "es geht unerbittlich weiter so") und dem Zerfasern und Verlöschen am Ende. Unscheinbarer als in der Dritten, aber dennoch ergreifend.
    Für mich ist das eine Erfüllung, denn ich habe den Trauermarsch der Eroica und das Allegretto der Siebten immer als Geschwisterpaar gesehen. Nur wurde das im INHALT (wenn so gesehen) nie im 2/4tel, sondern nur im 4/8tel Takt umgesetzt. Im dritten Satz ein unvereinbarer(!) Kontrast zwischen dem kriegerischen Vorwärtsdrängen des Hauptteils und dem extrem verträumten und dem Visionären Ausblick im Trio. Was für ein tiefes Horn in den Takten beim Crescendo, was für ein Verstummen der Musik vor dem Widereintritt des Anfangs. Klemperer erzählt in der Siebten wieder eine Geschichte der Seele. Auch diese hier in der Box so oft zu hörende Fähigkeit, die ergreift und die Phantasie beflügelt, war mir völlig neu an dem Dirigenten. Keine Pause hin zum hart marschartigen kriegerischen Beginn des Finales mit Kanonendonner. Auch dieser Satz ist ein ganzes Drama in sich. Es ist vielleicht ein sieghafter und martialischerer Satz wie das Finale der Fünften. Und da tut Klemperer nichts dazu, denn in der Musik ist das - recht gelesen und gespürt - tatsächlich alles drin!
    Ein Gedanke zu diesem überraschenden (vielleicht ja nur von mir subjektiv so empfundenen) Inhalt:
    1811, also im Jahr der Entstehung der 7ten, meldete Österreich als Folge der Kriege mit Napoleon den Staatsbankrott an - mit weitreichenden Folgen für die zivile Bevölkerung. Liegt es so fern, die Siebte letztlich auch als eine Vision von Sieg und Auferstehung zu sehen? Und zu der Betonung von Tanzrhythmen: Der "tanzende Wiener Kongress" war nur noch zwei drei Jahre entfernt und Wien hat sich anscheinend doch sehr national über diese freieren bürgerlichen Neuerungen im Lebensgefühl definiert. Aber zurück zur 7ten mit Klemperer:
    Hat man je einen größeren Unterschied ein und desselben Dirigenten im Interpretationsansatz eines Werkes gehört als hier bei der Beethoven Siebten von 1951 und 1956? Die 1951ziger Aufführung möchte ich keinesfalls missen, auch wenn der 1956iger Mitschnitt vielleicht abgeklärter und „allgemeingültiger“ ist.

    Mozart Maurerische Trauermusik (12.7.1951). Klemperer war ein Romantiker (nein, die vielschichtige Bedeutung des Wortes werde ich hier nicht mal anreißen), aber für seine Zeit absolut "modern" im Sinne der Aufführungspraxis und des Interpretationsansatzes. Und genau durch diese scheinbar widersprüchliche Mischung ist dieses kleine Juwel Mozarts so bewegend gelungen! Der Klang des Transfers ist für 1951 sehr gut.

    Mahler "Kindertotenlieder" mit der Altistin Kathleen Ferrier (12.7.1951). Die Ferrier singt hier schlicht und ganz ohne "Stimmabdunklungen". Und genau das macht die Aufführung sehr berührend. Sie ist hier auch im Vollbesitz ihrer stimmlichen Möglichkeiten. Auch Klemperer und das Concertgebouw (traumhafte Orchesterleistung) bleiben in einem schlichten, so wahrhaftigen Ton, dem es aber dennoch nichts fehlt - auch und gerade in der Schönheit. Ein ergreifendes Herzzerreißendes Erlebnis, auch in der (unbewussten?) dramatischen Gestaltung der nicht vorhandenen Pause zwischen Nr.3 und Nr.4. Vielleicht ein "schnell weg mit dem schrecklichen dritten Lied und gleich ins vierte gestürzt, um nicht vor Leid zu vergehen". Aber dort wird es dann ja auch nicht besser ... das fünfte hastet vorbei bis zur Beruhigung - der Beruhigung (Trost?), die hinterbliebene Eltern sich geben MÜSSEN, dass IRGENDETWAS an dem Verlust eines eigenen Kindes "akzeptabel" ist, um überhaupt weiterleben zu können. Bis jetzt habe ich diesen Schluss in Aufführungen bzw Aufnahmen immer als schön und wahrhaft tief, aber im Grunde auch als zu abrupt und unglaubwürdig empfunden. Hier mit Ferrier und Klemperer kommt eine Hand, welche meine Hand sicher und fest nimmt - wie ein Vater (vielleicht wegen der hier so deutlich präsenten aufsteigende Solostelle der Cellogruppe), der das verzweifelte Kind beruhigt. Ja - vielleicht mehr gefasste Beruhigung (eine getroffene Entscheidung) als der vorgestellte Trost, dass es den Kindern nun woanders gut geht. Natürlich ist das nur eine ganz persönliche Empfindung zu dieser Aufführung ... Um den Gedanken noch mit einem Satz zu ergänzen: Dieser Aspekt der "Beruhigung" geht eindeutig vom Orchester aus und hat denke ich mit Klemperer selbst zu tun, der so viele Schicksalsschläge in seinem Leben hinnehmen und mit seiner Bipolarität leben musste und sich immer wieder quasi selbst an die Hand genommen hat um wieder weiter machen zu können. Vielleicht ist das wahrhaftig Beruhigende in dieser Aufführung, dass hier in der Drangsal Gelebtes mitschwingt.
    Eigentlich kann ich mir die Kindertotenlieder eh nicht anhören - ebenso wenig wie Tristan, Wozzeck u.a. einfach zu konkret ergreifende Werke ... aber dieser Live-Mitschnitt ist für die einsame Insel.
    Zum Transfer: Eindeutig ist die Quelle eine 78ziger. Ein paar Schleifgeräusche, sehr guter Klang. Im Vergleich zu der Decca-Ausgabe ein deutlich verbessertes Klangbild, denn dort stören die Oberflächengeräusche doch sehr! Auch wurde bei der SACD etwas dunkler Concertgebouw-Raumklang hinzugefügt, was sich sehr vorteilhaft auswirkt - auch auf die Interpretation!

    Mahler 2te mit Jo Vincent und Kathleen Ferrier (12.7.1951). Es ist und bleibt ein problematisches Tondokument. Bei Decca und anderen Ausgaben (die von Pristine Audio kenne ich nicht) ist der Mitschnitt der Aufführung es eigentlich nur eine rudimentär informatives "Dokument" über Ausdruck, Stimmung und Tempo. Dieser Transfer hier ist deutlich verbessert, weil die doch sehr störenden Oberflächengeräusche fast komplett entfernt werden konnten und versucht wurde, die Klangbalance in der Pyramide herzustellen, was aber wegen im Grunde fehlenden Bässen nur ansatzweise gelingen kann. Ein leichtes subfrequentes Rumpeln, das etwas Unruhe verbreitet, ist durch diesen Ansatz der Klangbalance zu hören.
    Es ist nicht zu glauben, dass die Aufnahme im selben Konzert wie die Maurerische Tauermusik und die Kindertotenlieder entstanden ist. Durch die qualitativ so unterschiedlichen überlieferten Quellen liegen akustisch zwischen den ersten beiden Stücken und der Mahler 2ten gefühlt 10 bis 20 Jahre. Was die Mahler 2te auch in diesem Transfer von dem Gros der Transfers in dieser Box unterscheidet:
    Es gibt eine nivellierte nicht konsistente Dynamik - also keine "naturalistische" Abbildung von lauten und leisen Stellen. Feinheiten kommen in sehr leisen Stellen kaum zum Tragen (leise Soli, Begleitung, manchmal auch Nebenstimmen, Fernorchester). In massiven oder sehr dichten Stellen gehen Details, Stimmengeflechte oder akustische Informationen aus dem Hintergrund (z.B. Fernorchester) unter. Die Farbigkeit ist sehr gering, der Klang im Forte generell eher schrill (z.B. Trompeten).
    Klemperers Ansatz der "Auferstehungs-Sinfonie" ist beachtlich. Ich glaube nicht, dass es nochmal ein Tondokument einer solch "antiromantischen" (was nicht wertend gemeint ist) Aufführung gibt. Die Aufführungsdauer beträgt weniger als 73 Minuten (fast drei Minuten der angegebenen Spielzeit beinhaltet den Schlussapplaus), der erste Satz braucht keine 18 Minuten, der letzte keine 29 Minuten. Schon allein das ist "rekordverdächtig". Klemperer betont sehr das intensive Drama, ohne je eine Stelle auszubaden. Der Ansatz erscheint als ein Blick AUF das geschehen, weniger ein DARIN sein. Ich könnte mir vorstellen, dass der Dirigent sehr auf Balance und Klarheit geachtet hat, was zu diesem modernen und strukturellen Ansatz passen würde. NACHWEISEN lässt sich aufgrund der Schwächen der Tonquelle letztlich nicht wirklich. Das ist sehr schade. So oder so – man spürt dass Klemperers sich auf das Werk AN DIESEN ABEND eine ganz und gar einmalige war.

    Beethoven 6te (7.7.1955). Eine sehr lebendige Aufführung. Ich habe mich doch mehr in die ein knappes Jahr später aufgezeichnete Aufführung vierliebt - vielleicht einfach weil ich diese als erste von den beiden kennengelernt habe. Es ist erstaunlich, wie ähnlich sich diese Aufführungen im Erprobten sind! Und 1955 dominiert mehr das "diesseitige Zeigen" des Orchestralen, vielleicht herzlich etwas kühler als 1956. Lesen sie also die Pastorale Besprechung der Pastorale vom 13ten Mai 1956, welche mir letztlich noch inniger und spiritueller erscheint. Raffinesse, Freiheit und Klangschönheit haben beide Aufführungen und diese hier erscheint trotz gemäßigter Tempi besonders lebhaft, was auch an dem besonders silbrig hellen Klangbild liegen mag.
    Die technische Qualität ist auch in der 1955ziger Aufführung beeindruckend gut - wenn auch minimal(!) hie und da zu Beginn bei Stellen mit hohen Streichern der Effekt der leicht schwankenden Intensität der hohen Frequenzen zu hören ist.

    Mendelssohn "Sommernachtstraum" Ouvertüre und 9 Nummern der Schauspielmusik (3.11.1955). Dieselben Nummern und Reihenfolge wie in der EMI Aufnahme mit dem Philharmonia Orchester. Hier durchweg etwas zügigere Tempi. Trotz seines eher ungewohnten Gesamteindrucks ein Sommernachtstraum, der keine Wünsche offen lässt. Das Orchesterspiel ist makellos (Flöte im Scherzo, 1.Horn im Notturno!), die beiden Solistinnen Cory van Beckung und Heleen Verkley harmonieren sehr gut und singen völlig ungekünstelt, der Tonkünstlerchor Amsterdam ist makellos. Übrigens ist endlich mal der komplette Text (auf Deutsch!) von "Bunte Schlangen, zweigezüngt" und "Bei des Feuers mattem Flimmern" auf Anhieb zu verstehen. Der Chor vielleicht deshalb, weil er arg "close-mike" (also direkt und eher laut) steht. Sehr überraschend: Die Tuba im Trauermarsch hat einen hellen Klang wie eine Ophikleide.
    Otto Klemperer "erzählt" wieder mehr als auf der Schallplattenproduktion. Natürlich tut das gerade dieser Musik gut, wenn sie dem Inhalt nach und nicht allzu "absolut" gesehen wird. Es gibt ja auch noch eine späten Konzertmitschnitt mit dem Sinfonieorchester des BR. Dort werden gefühlt die halben Tempi der Aufführung im Vergleich zu hier gespielt. Somit ist das Erzählen sehr unterschiedlich: Dort sehr romantische mystisch erinnernde Seelenbilder, hier das diesseitige schräge Schaupiel mit allem Witz und Absurditäten. Der Transfer klingt sehr gut.

    Beethoven 3te (6.11.1955). Offen gestanden - ich war ein ganz kleines bisschen enttäuscht nach alldem was ich hier in dieser Box an Überwältigendem hören konnte. Möglicherweise macht sich das nur an der doch für diesen Standard in der Box nicht ganz so guten Klangqualität fest. Anscheinend war die Originalquelle sehr problematisch, was dann im Transfer sicher so optimal wie möglich aufbereitet wurde. Dennoch klingt der erste Satz etwas dumpf (mit einem hörbaren Bandhiss mit den bereits beschrieben sehr leichten Höhenfluktuationen). Ein tieffrequentes Rumpeln schafft leider eine gewisse Unruhe über den ganzen Satz, was mich mehr stört als die Effekte in den Höhen. Das ist der wohl einzige Verbesserungsvorschlag, den ich bei dieser VÖ geben hätte können: Im diesem Kopfsatz in der Tiefe (zum Preis eines etwas engeren "blechernen" Klangbildes) tiefe Frequenzen etwas stärker zu filtern. Aber vielleicht nehmen das andere Zuhörer kaum wahr oder es stört sie nicht. Der sehr leise Anfang des zweiten Satzes war anscheinend so gestört, dass in der Filterung tatsächlich in den ersten 40 Sekunden Digitalisierungs-Artefakte auftreten - was sonst in dieser Box NIE vorkommt. Aber es sind nur diese paar Momente. Der weitere Teil des Trauermarschs, das Scherzo und das Finale scheinen sich in einem besseren Zustand befunden zu haben.
    Nur zur Relation, weil ich diese klangtechnischen Mängel hier anführe: Insgesamt gesehen bewegt sich die akustische Qualität dieser Erioca immer noch über dem sonst oft üblichen Standard bei der VÖ solcher historischen Dokumente, ganz besonders wenn sie aus solch privaten Quellen stammen.
    Die Aufführung selbst erlebte ich beim ersten Hören nicht ganz als solch eine "Sensation", als wie ich manche anderen Beethoven hier empfinde. Vielleicht lag das nur an meiner Erwartung, dass diese Eroica nun noch ganz etwas Besonderes in Inhalt und an Erkenntnissen zeigen müsse ...
    Es ist eine rundherum lebendige aussagekräftige stimmige Erioca, die locker mit den zwei EMI Aufnahmen konkurrieren kann. Das Momentum der Live-Aufführung wirkt sich auch hier positiv aus. Klemperer ist im Konzert ein genialer "Seelengeschichtenerspürer" gewesen, was sich im zweiten und vierten Satz besonders zeigt.

    Mozarts "Exultate, jubilate" (10.11.1955) mit Maria Stader. Makellose Aufführung - vielleicht abgesehen von der kleinen Einschränkung, dass bei Sopranistin in paarmal das Gebäude der Dreiklangsbrechungen und Läufe ein ganz kleinen bisschen wackelt. Durchweg traumwandlerisches Zusammenspiel und ein wunderbar lyrischer Mittelteil mit Maria Staders heller und dennoch warmer Stimme.

    Mozart "Eine kleine Nachtmusik" (10.11.1955). Eine unfassbare Aufführung - nicht von dieser Welt! Ein absoluter Höhepunkt dieser Box und im allem möglichen Musizieren überhaupt! Sowohl was Klemperer als auch das Spiel jedes(!!!) Streicher des Concertgebouw Orkest betrifft. Klemperer vermeidet alle Starre und Statische. Lebendig, luftig, schlank, locker und extrem präzise und weit mehr als das - hören sie nur mal den Auftakt des vierten Satzes! Zu der schier übermenschlichen Präzision (es gibt keinen einzigen Ton, wo nur ein Geiger, Bratscher, Cellist oder Bassist nicht das spielt und fühlt, was genau in diesem Moment richtig und absolut getimt und artikuliert und intoniert gehört. Ich denke ich übertreibe nicht - hören sie selbst! Dazu gesellt sich allerhöchstes agogisches und dynamisches und artikulatives Raffinement - alles nur allein aus der Musik und deren Geist entstanden. Das Flair der Aufführung ist unbeschreiblich. Für mich allererste Wahl (da lasse ich sogar die wunderbare anders geartete Reiner-Aufnahme stehen). Der Klang des Transfers ist ausgezeichnet - wieder im Grund Studioqualität.

    Mahler 4te (10.11.1955). Eine zügige Aufführung, die das Schrill-Schräge, Phantastische, Abgründige und Moderne des Werks betont. Der Kopfsatz unergründlich, das Scherzo phantastisch dämonisch, das Adagio eine Seelendrama - eine Geschichte von innerem Frieden ("ich ruh´ in einem stillen Gebiet"), Bedrängnis und Versuchung. Klar und schnörkellos und doch voller Poesie, Intensität und panischer Verzweiflung - der Ausbruch dann eine große Vision. Danach mehr ("Tod und) Verklärung", zumindest eine völlige Entrücktheit. Harmonisch so nah am spirituellen Holst, was mir noch nie so auffiel wie hier. Die "Himmlischen Freuden" von Maria Stader äußerst irdisch zupackend vorgetragen. Ihre Stimme passt gut dazu - weil nicht zu keusch, nicht verkünstelt. Auch im Text wird ja das pralle Leben dargestellt. Die Ebene "dahinter" entfaltet sich ja über den ganz direkten und bewusst unreflektierten Vortrag (schöner Widerspruch - aber eben DAS ist ja das so Schwierige an diesem Satz). Im zweiten ruhigeren Teil "Kein Musik ist ja nicht auf Erden" bei den Worten vom Tanz schon in der Formung der Worte das Tänzerische. Die irdische Ebene wir nicht verlassen, aber die leichte Ahnung des "darüber hinaus" verstärkt den Zauber und das Geheimnis umso mehr! Ganz ganz großartig ... ich bin ganz froh, dass hier mal ausnahmsweise der Schlussapplaus nicht dabei ist ...
    Ausgezeichneter Transfer. In der Abbildung des Raumklangs des Concertgebouw unauffälliger, wodurch das Orchester heller, "aggressiver" und nicht ganz so golden samtig wie sonst hier klingt. Wahrscheinlich ist die Ursache die originale Tonquelle, die sehr Höhenbetont ist. Dafür gibt es extreme Klarheit. Ein perfekter Transfer. Wieder quasi Studioqualität.

    Beethoven "Die Geschöpfe des Prometheus" (2.5.1956). Ja - auch das "kann" Klemperer absolut! Und mit KANN meine ich den ganz anderen Maßstab dieser Live-Konzerte. Sehr gute Solisten ... Der Klang ist sehr gut.

    Beethoven 3tes Klavierkonzert mit der Solistin Annie Fischer (2.5.1956). Der Kopfsatz ist nicht so ganz mein Fall. Vielleicht bin ich bei diesem Konzert besonders "angespitzt" (damit meine ich nicht kritisch), weil ich es selbst zweimal dirigiert habe. Der erste Satz hat schon von der Komposition her etwas sehr statisches und blockhaftes, was man als Interpret vielleicht nicht noch unterstützen sollte. Mein Bestreben war zumindest, mehr die Linie und das Verbindende zu suchen. Das vermisse ich hier ein wenig. Der langsame Satz hat bei Annie Fischer magische Momente. Sie schafft die Stimmung ohne in den "Chopin-Ton" zu verfallen, wie es so viele Pianisten tun. Der letzte Satz ist schön lebendig und die unterschiedlichen Stimmungen aufgreifend musiziert. Es gibt in der Aufführung immer mal wieder die für dieses Konzert typischen kleinen Ungenauigkeiten. Vor dem Kennenlernen der Live-Aufnahmen mit dem Concertgebouw Orkest hätte ich das als normal empfunden, jetzt bin ich doch eher erstaunt darüber ;-)

    Beethoven 2te (2.5.1956). Eine wunderbare Aufführung. Perfekt proportioniert, intensiv und sehr klar und deutlich in den Aussagen bzw. dem Ausdruck, aber alles klassisch "normal". Nichts ist übertrieben oder "gewollt". Und das passt zu dieser leider eher selten gespielten Sinfonie Beethovens, die sich vollkommen aus sich selbst heraus darstellt, genau. Alle Details, jede Linie, jegliche leichte tänzerische Bewegung - alles ist da. Die wechselnden Gesichter des Kopfsatzes, die leicht lächelnde (österreichisch-charmante) Melancholie im Larghetto ebenso wie das Feuer im Scherzo und besonders auch im finalen Allegro molto, ohne dessen Liebenswürdigkeiten zu überfahren. Schönster Beethoven, bewunderungswürdiges Orchesterspiel.
    Sehr gute Tonqualität ohne Störungen. Wiederum eine ganz minimale Inkonsistenz in den Höhen, die diesen Privatbänder, die mit 9,5 cm/sek aufgenommen wurden, wohl eigen ist. Wie schon mal hier gesagt: Vielen Hörern wird das gar nicht auffallen.

    Dritte Leonoren Ouvertüre (2.5.1956). Unbeschreiblich. Und alles saugt aus der Sprache (wie bei der Sinfonietta von Janacek - dort ist es natürlich Tschechisch, hier Deutsch) und dem Inhalt der Oper. Ich konnte nicht umhin immer wieder daran zu denken: Warum war Klemperer im Studio so anders wie live?
    Ist es der Unterschied vom Philharmonia Orchestra zum Concertgebouw Orkest?
    War es nur das fehlende Publikum?
    Die Studio-Atmosphäre?
    Das Wiederholen undder Umstand eines "fertigen" Ergebnisses?
    Die Arbeit mit Legge?
    Oder hat sich seine Unlust am Schallplatten produzieren in der Wesensart Klemperers tatsächlich sofort so krass niedergeschlagen, dass ihm ein Teil der Energie (besonders die Freude am rhythmischen Erleben) abhanden gekommen ist?
    Oder hat er einfach mit dem Wesen der Musik und seiner Vorstellung von Musik "experimentiert" und es niemand verraten?

    Wenn man die Leonoren Ouvertüre (wie auch das meiste andere hier) hört, dann kann man es schier nicht glauben, dass das Klemperer dirigiert. Aber wer könnte es sein?
    Reiner ... die Genauigkeit der Gestalt und das Balancehören und die Aufmerksamkeit für die Soli: ja - aber nein, es ist zu locker, zu unbeschwert frech und zu frei.
    Toscanini ... der Wille zum Äußersten in Ausdruck und die Einheit von Rhythmus und Linie: ja - aber nein, es ist zu wenig streng.
    Walter ... das Suchen und Finden des tief Menschlichen und Philosophischen im Werk: ja - aber nein, es ist viel markanter und moderner.
    Munch ... die glückliche Einheit von Form und Feuer: ja - aber es ist philosophischer.
    Der frühe Karajan in seiner besten Momenten ... das Formgefühl und die Orchesterbalance: ja - aber es ist viel mehr mit visionärem Inhalt gefüllt.
    Furtwängler in seinen stärksten Momenten ... der glückvolle Augenblick, das Entstehen im Moment, die ergreifende Faszination des Unerhörten: ja - aber es ist zu genau und diszipliniert.
    Celibidache ... nee ganz bestimmt nicht, schon mal wegen des doppelten Tempos ;-)
    So könnte ich weitermachen ... ;-)
    Zur Leonoren Ouvertüre nur ein Detail: Hören sie die Streicher-Skalen die nach dem verstummen und der Pause zum letzten Jubel anheben. Noch nie habe ich diese Sinnhaftigkeit UND die kompostionstechnische Ebene (Verschiebungen im Rhythmus) PLUS eine unglaublich perfekte Ausführung durch die Streicher so gehört wie hier. Und das ganze ad hoc live. Es grenzt an ein Wunder ...

    Beethoven 6te (13.5.1956). 44:30 Minuten Pastorale. Entspannt bewegt - nicht langsam, nicht schnell. So angemessen, dass sich alles in Noten und Stimmung entfalten kann und kein Detail untergeht. Es erfreut gleich im Kopfsatz, dass die (manchmal poly)rhythmischen Strukturen immer hellwach gespielt sind und von Leben erfüllt sind. Was für eine unglaubliche Raffinesse in der Verschränkung von Rhythmischem und Lyrischen zu hören sind! Die Naturerlebnisse sind von Anfang an tief empfunden ("Ausdruck der Empfindung", wie Beethoven dazu sagte), freudig, heiter und dankbar. Die ersten Begleittakte der Szene am Bach lassen von Anfang an keine Zweifel daran aufkommen, dass auch hier alles noch so "Begleitende" oder "Nebensächliche" nicht durch ausgefeilte Agogik, Phrasierung und Dynamik. Klemperer macht da so viel (aber nicht aufdringlich oder gar unangemessen!), dass sich an zwei kleinen Stellen tatsächlich minimalste orchestrale Reaktionsungenauigkeiten einschleichen. Ist aber angesichts des musikalischen Gewinns völlig irrelevant, ja sogar angesichts des durchweg schier unglaublichen Zusammenspiels sympathisch. Und was für eine Schönheit und freies entspanntes Atmen im Streicherklang, was für leuchtende farbige Holzbläser. Nichts unterbricht den Fluss und das Träumen der Musik - die abschließende Vogelstimmen-Stelle ist völlig integriert und kein (wie manchmal peinlicher) Anhang. Dann als echte Überraschung ein widerbostiger, eckiger anfangs langsamer Bauerntanz, der anfangs gar nicht recht fließen will. Aber halt: bei Klemperer kommt der Tanz tatsächlich erst im 2/4tel Allegro - was absolut richtig ist, was der Blick in die Partitur zeigt. Das habe ich so klar und bewusst noch nie wahrgenommen. Dann die grandios volle dunkle Pauke im Gewitter, die chromatischen Läufe der Streicher - und auch hier die Innerlichkeit(!) des Naturerlebnisses. Kein äußerer Theaterdonner, sondern Ergriffenheit angesichts der macht der Natur. Ein mystischer Moment, der den Pantheismus des Werks erleben lässt. Auch in diesem Punkt absolut stimmig das Aufwallen der frohen Gefühle danach als Fortsetzung der "Bauernszene". Ich habe es noch nie erlebt, dass ich die Musik sowohl in eigener Dankbarkeit als auch als Bild der wieder tanzenden Menschen erleben konnte. Mit welcher tänzerischen Kraft und Freude man hier angesteckt wird. Dann die Dankbarkeit als lauter Ausruf und anschließend ganz am Ende als kleines, aber demütig stilles Gebet. Nichts Weihevolles - und schnell vorbei ... Eine spirituell wohl unüberbietbare Pastorale! Übrigens: Was die Spielzeiten angeht fast identisch mit der Aufführung von 1955. Wieder mal im Grunde absolute Studioqualität.

    Beethovens 4te (9.5.1956). Endlich sind die Einleitung und das folgende Allegro eine Einheit. Meist zerfällt der Kopfsatz ja in zwei Teile - nicht so hier. Kubeliks Idee von dem "Verdurstenden in der Wüste" in der Einleitung ist eine interessante "Erklärung" für das folgende Allegro, aber hier wird das ganze rein musikalisch stimmig gelöst. Dann ein Adagio, das niemals langatmig wird weil es immer agogisch flexibel bleibt und von den wechselnden Bildern getragen wird, ein quirliges Scherzo und ein feuriges geistvolles Finale. Nichts ist übertrieben, alles in Relation zueinander, alles wunderbar musiziert. Es ist immer wieder faszinierend zu hören, wie sauber und rhythmisch locker und präzise die Live-Aufführungen von Klemperer und dem Concertgebouw Orkest sind. Eine ganz und gar wunderbar natürliche und erfüllte Aufführung der 4ten - es gibt nur wenige dieses Kalibers - und meines Wissens keine vergleichbare mit Klemperer ... Wunderbarer Klang, im Grunde Studioqualität.

    Beethovens 5te (9.5.1956). Alles(!) was zu der 4ten geschrieben habe gilt auch hier. Vielleicht noch zusätzlich: Was für eine gelungene Agogik im Kopfsatz, damit nie die Spannung nachlässt. Was für eine rhythmische Bewegung und Linie im Andante con moto(!). So eine Emphase und Leben in der Musik! Und die letzten beiden Sätze sind ein Wunder. Immer bleibt die Musik sehnig, nichts wird grob, alle instrumentatorisch so hervorgehobenen Motive leuchten und sind so bewusst in dem ganzen Guss gespielt, dass ich immer wieder dachte "so und nicht anders" ... Besonders berückend ist, dass auch die meist nur als sieghaft empfundenen Forte-Stellen (Hauptthema) im letzten Satz hier niemals das Tänzerische verlieren, was diese Musik ja so hoffnungsvoll freudig erscheinen lässt. Das Finale ist eben so reich an Nebengedanken, Vielschichtigkeit und Dramatik. Klemperer erreicht das durch raffinierteste Agogik und ein Hörbarmachen an Nebenstimmen, die sonst immer untergehen. Dabei ist nicht übertrieben - weder im Tempo, noch Dynamik noch in den Absichten. Klemperer hat das Stück jede Sekunde verinnerlicht und bringt das auch jede Sekunde 1zu1 ins Orchester und somit auf den Zuhörer rüber. Was für eine Leistung an Bewusstsein, Präsenz und Konzentration - oder besser: DASEIN IN DER MUSIK! Für mich eine der allerschönsten und bewegendsten Fünften die ich je gehört habe und was das Finale angeht vielleicht DIE Aufführung schlechthin ... Und was für ein eingefangener Klang des bravourösen Orchesters (Streicher, Bässe! Holz! Blech! Pauke!). Für mich DIE Beethoven 5te mit Klemperer - mit Abstand! Kein Detail geht verloren. Absolut beste Studioqualität und was die Durchsichtigkeit und Natürlichkeit und Präsenz des Klangs angeht - sogar bis heute!

    Beethoven 7te (13.5.1956). Eine Aufführung, die sehr an die eine halbes Jahr zuvor entstandene superbe Studio-Aufnahme mit dem Philharmonia Orchestra (mit fast identischen Spielzeiten) erinnert. Es ist für mich persönlich solch eine große Freude zu hören, dass das Concertgebouw Orkest dem großen Londoner Orchester in nichts nachsteht. Wohl ein Startschluss, mal endlich in die 152 Live-CDs, die das Orchester in einer großen Box (in zwei Teilen) rausgegeben hat (1935-2010), systematisch reinzuhören. Es ist eine der allerschönsten tänzerischsten, erfülltesten und auch bewegendsten (Andante!) Live-Aufführungen, die ich von der Siebten je gehört habe. Die Einleitung zerfällt nicht, es besteht eine spannungsvolle Verbindung zu folgenden Vivace. Das Allegretto in einem nicht gehetzten aber stetig fließenden und rhythmisch luftigem echten 2/4tel Takt, nicht wie oft in einem gefühlten trauermarschartigen 4/8tel Takt. Das Presto-Scherzo ohne übertriebene aktionistische Hektik, denn nur so ist die verträumte Stelle im Trio sinnvoll ... und dann der seltsam visionäre Ausblick mit Pauken und Trompeten. Kaum habe ich je den dritten Satz so überzeugenden gestaltet gehört. Kaum ein Atemholen vor dem Finale. Das Grundtempo ist nicht wirklich schnell, aber der Zug nach vorne so stark, alles so agogisch differenziert und die Spielweise so pointiert und in den Schwerpunkten (und dem schwer-leicht in den Takten) tänzerisch die Artikulation, dass keinerlei Gefühl von Schwere oder Langsamkeit aufkommt. Alles ist wohl kalkuliert, denn nur so können sich die Nebenschauplätze in ihren Besonderheiten und die Steigerungen samt der Schlussapotheose entfalten.
    Wagner hatte schon recht: Der Knackpunkt in der siebten ist das Tänzerische - und zwar in JEDEM Satz ... Klemperer erreicht das auf ideale Weise! Ich hätte nie gedacht, dass Klemperer für mich mal der Inbegriff eines Dirigenten sein würde, dem souverän und geschmackvoll rhythmisch federnde Leichtigkeit und absolute Präzision (auch in den halsbrecherischsten Tempi wie bei anderen dieser Live-Aufführungen hier) im Blut liegen.
    Wieder superb aufgenommen. Der Klang des Transfers ist sehr gut, auch wenn man wieder mal in den Höhen eine leichte "grieselige" Inkonsistenz der Originalquelle hören kann. Aber - wie immer hier bei allen Mitschnitten außer der Bruckner 4ten - ist das ein Anmerken in einem sehr feinen Bereich.

    Beethoven 8te (17.5.1956). Eine sehr stimmige elegante klanglich absolut ausgefeilte Aufführung der Achten, welche die Schönheit und apollinische Reife des Werks betont. Im Gegensatz zum Mitschnitt der Achten von 1949 erscheinen die Tempi gemäßigter (und dennoch flüssig und mit Zug) und die Akzente sind nicht so unerbittlich. Der Witz, das Groteske und Eigenwillige werden nicht so in den Vordergrund gestellt. Phantastischer Klang in Studioqualität ohne jegliche Trübung.

    Beethoven 9te (17.5.1956).

    Mozart Sinfonie Nr.29 A-Dur (12.7.1956). Klemperers Ansatz des Kopfsatzes (Allegro moderato) war immer schon mit Blick auf das moderato ausgerichtet - aber hier nicht zäh oder statisch. So ergibt sich wieder die sehr dichte Intensität, die von den besten Klemperer Aufnahmen her bekannt ist. Auch in Andante wunderschöner Streicherklang, auch luftig und tänzerisch. Der Klang ist so offen, dass die Farbe des con sordino sehr gut trägt. Sehr bewegt das Menuetto und wirklich CON SPIRITO das Finale - was für eine Energie in den aufwärtsfahrenden Streichern, und nebenbei: was für eine Präzision! Minimal belegt im Klang (vielleicht gab das originale Tonband ja nicht mehr in den Höhen her oder war sehr verrauscht. Ist so aber sehr gut zu hören. Nach ein zwei Minuten Eintauchen in die Aufführung fällt einem das gar nicht mehr auf. Letztlich insgesamt auch annähernd Studioqualität.

    Mozart Klavierkonzert Nr.22 Es-Dur (12.7.1956). Klemperer und die Pianistin Annie Fischer harmonieren perfekt im Ansatz ("Idee") des Stücks und dessen Ausführung. Ernst (aber nicht nur und nicht aufgesetzt!) groß, kraftvoll, spielfreudig, vielschichtig, flexibel. Der langsame Mittelsatz mit einem großen Zauber in der Kantilene und ergreifender Ausdruckskraft. Das abschießende Rondo quirlig und drängend - und dennoch immer mit dem Blick auf Feinheiten und Zeit für "Nebenschauplätze". So ist das 22te Es-Dur ein wirklich großes Konzert. Annie Fischer ist auf dem Höhepunkt ihrer immensen instrumentalen Fähigkeit und ihrer Phantasie. Es bleiben keinerlei Wünsche offen, ganz großartig! Hervorragender Klang, durchaus in bester Studioqualität.
    IM HÖRVERGLEICH die offizielle Ausgabe des RCO (große 152 CD "Radio Legacy Box"):
    Scheinbar(!) ist in der RCO-Ausgabe das Mozart Klavierkonzert Nr.22 offener im Klang, was aber täuscht, da man Bandhiss und Störgeräusche subjektiv als offenen Klang wahrnimmt, obwohl gar nicht mehr musikalische Information vorhanden ist. Die RC--Ausgabe ist sehr hell und somit in den unruhigen Höhen auch zerfaserter und unangenehmer zu hören. Die ARCHIPHON-Ausgabe ist klarer, runder, farbiger, besser in Frequenzbalance und im Aufbau der Klangpyramide, klingt deutlich(!) weniger nach historischer Aufnahme und hat auch einen etwas höheren Ausgangspegel.

    Mozart Oboenkonzert (12.7.1956). der Oboist Haakon Stotijn gibt seinem Solo-Instrument etwas Raues und markant Gemeißeltes (Tonrepetitionen, Staccato-Läufe), das man nicht per se mit der Oboe verbindet. Er lässt aber auch nicht Ton und Linie vermissen. Mozart ohne die gern gepflegte Gefälligkeit, sondern als große Musik. Klemperer nimmt einfach jedes Werk, das er dirigiert, in seinem Wesen ernst! Die Klangqualität ist optimal. Quasi Studioqualität.

    Mozart "Jupiter"-Sinfonie (12.7.1956) mit allen Wiederholungen. kein fröhliches oder feierliches, sonder ein ernstes C-Dur. Im Kopfsatz, Andante und Menuetto ein stetiges gemessenes Tempo, aber nicht langsam oder zäh. Im Menuetto durchaus auch tänzerisch und im Finale durchaus rasant und auch übermütig (eine Flötenstelle des Themas klingt schier wie fröhlich gepfiffen). Im letzten Fugato ein minimal verbreitertes Tempo zur Gewichtung. Eine durch und durch konsistente und "richtige" Aufführung dieser für mich immer noch etwas unbegreiflichen letzten Mozartsinfonie. Vielleicht begreife ich ja irgendwann doch noch dieses große Opus - vielleicht anhand dieser Aufführung? ..... Ganz selten minimalster(!) Brumm, ansonsten makelloser Transfer. Wieder mal ein wunderbares Klangbild. Quasi Studioqualität.

    Ebenso großartig Bachs h-moll Suite (7.2.1957) mit dem phantastischen Flötisten Hubert Barwasher. Was für eine Stringenz und ein Zug durch die ganze Suite! Es ist hier die Quadratur des Kreises gelungen: ernst, männlich kraftvoll, weich, träumerisch, immer das leichte, Tänzerische vorhanden mit großem Bogen, nicht romantisch und denn schmerzlich sehnsüchtig - und das alles zugleich! Wunderbar aufgenommen, besser geht’s nicht. Perfekt ausgewogen in Flöte, Streichern und Continuo. Optimale Tonqualität mit minimalen Netzbrummresten - quasi zu vernachlässigen. Quasi Studioqualität.

    Bachs "Weichet nur, betrübte Schatten" (7.2.1957) bewegt sich in jeder Hinsicht auf gleicher Höhe wie die h-moll Suite - für mich mit der Ausnahme der Solistin Elisabeth Schwarzkopf. In der (großartigen!) Missa Solemnis ist sie "nur" Ensemblemitglied, hier bei Bach kann sie voll und ganz ihre solistischen Ideen ausleben. Und da stören mich - bei aller Wertschätzung für Schwarzkopfs gesanglicher Kunst und Sicherheit - doch sehr die sprachlichen Manierismen, die sie damals schon pflegte.
    Viel besser gefällt sie mir da in Mozarts anschließender Konzert-Arie "Ch´io mi scordi di te?". Da ist die gewisse Exaltiertheit für mein Empfinden besser angebracht als bei Bach.

    Brahms Haydn-Variationen (7.2.1957) - kraftvoll streng und doch phantasievoll, in vollendeten Orchesterspiel. Ausgefeilt, festlich - ja am Ende feierlich - und dennoch sehr lebendig. Quasi Studioqualität.

    Strauss´ Till Eulenspiegel (7.2.1957): fließend genau differenziert, launig sporadisch sprunghaft, zudem elegant und unglaublich im Zusammenspiel, auch im rhythmischen Ablauf ... da denke ich doch an Legge und seinen Anspruch des "Weltbesten": es geht auch bescheidener - z.B. hier ;-) ... aufnahmetechnisch und bezüglich Transfer ... PERFEKT! Klingt besser und anspringender als die allermeisten Studioproduktionen - und zwar bis HEUTE!!! Eine wunderschöne Mischung von direktem Signal und Raumklang ... Nochmals: KEINERLEI technische Einschränkung, in jeder Hinsicht ein Traum! Absolut in bester Studioqualität.

    Mozart Don Giovanni Ouvertüre (26.6.1954). Drama pur, ein unglaublich rasanter "molto Allegro" Einstieg. Wirklich molto Allegro! Die letzten Takt im Konzertschluss dann nochmal eine Überraschung in Form von einer Oktavierung der ersten Geigen. Wie wohl früher der ganz Don Giovanni mit Klemperer geklungen haben mag? Das kann die Studio-Produktion von EMI wohl nicht vermitteln ...

    Mendelssohns Violinkonzert mit der Solistin Johanna Martzy (26.6.1954, die 6 Takte Überleitung im Fagott zum zweiten Satz fehlen - oder wurde das etwa so aufgeführt?). Eine schöne Aufführung, auch wenn die Martzy nicht so ganz mein Fall ist ... Wunderbar ist jedenfalls, dass hier Mendelssohn nicht von der oft gepflegten schwärmerischen Süßlichkeit hat. "Einfach" ein ernstes intensives Violinkonzert. Klemperer bricht mal wieder mit allen sogenannten "Traditionen". Vielleicht hat ihm das ja Mahler mitgegeben ... Mozart (ein wenig) und Mendelssohn (am Anfang etwas deutlicher) lassen leicht die Frequenzunregelmäßigkeiten des originalen Bandes erkennen. Aber alles bewegt sich in völlig akzeptablem Rahmen.

    Die Hebriden Ouvertüre (21.2.1957) hat wohl stärkere Frequenzschwankungen in der Höhe (hier als Quelle der Rundfunk, Lagerung des Bandes? Spurlauf des Bandes?), die nicht völlig eliminiert werden konnten. Man wollte das Frequenzspektrum möglichst offen halten, was durchaus zu begrüßen ist. So treten an manchen Forte-Stellen mit viel Höhen eben diese Höhensschwankungen auf. Ich persönlich kann das verkraften, da ich mit beiden hier vorhandenen Hebriden Ouvertüre Mitschnitten noch nicht richtig warm geworden bin.

    Auch gegen Ende der "Sinfonie in 3 Sätzen" (21.7.1957, ein Stück, das mir nach wie vor fremd ist) von Strawinsky (1957) und der Meistersinger Ouvertüre (21.7.1957) - einer sehr schönen Aufführung - tritt das Phänomen eines schwankenden Spurlaufs (meine Vermutung) nur leicht zu Tage, aber nicht mit den Höhen-Frequenzschwankungen wie bei der Hebriden Ouvertüre. Die Durchsichtigkeit und Klangschönheit bleiben einigermaßen gewahrt.

    Phänomenal in jeder Hinsicht ist die Schubert 4te (21.2.1957). Klemperer ist hier unglaublich gut, ebenso gibt das Orchester alles, die Aufnahme ist wunderbar gelungen und das Band scheint in tadellosem Zustand gewesen zu sein - zumindest ist es das Ergebnis des Transfers! Die Meistersinger Ouvertüre hat leuchtende Wärme.

    Zu der Aufführung von Beethoven Missa Solemnis (19.5.1957) fehlen mir die Worte bzw sie wären zu schwach für das, was man hier erleben kann. Für mich eine Sternstunde - in jeder Hinsicht: Klemperer, Solisten, Chor, Orchester, Aufnahme und auch Transfer! Quasi Studioqualität.

    Klemperers Sinfonie Nr.1 (22.6.1961) erscheint (wie auch die 2te) auf den ersten Blick wie eine Ansammlung von skizzenhaften Ideen, die einander bruchstückhaft und oft sehr kurz folgen. Für die meisten Hörer wird das auch so beim zweiten oder drittenmal hören so bleiben ... Aber es gibt durchaus Form und Zusammenhang. Ich denke Klemperer war - ganz seinem Wesen entsprechend - auch beim Komponieren nicht darauf aus, für jeden verständlich zu sein. Vielleicht stand die Idee, das klangliche Phänomen, die Aussage oder die Lust an dem Experiment für ihn mehr im Vordergrund als die geschliffene Ausführung. Mich hat die kaleidoskopartige sprunghafte Erzählweise in Klemperers Sinfonie immer schon angesprochen - vor 40 Jahren war es die 2te mit Philharmonia. Klemperer stört und zerstört längere Entwicklungen und Aufbau, auf (fast) nichts kann man sich länger "ausruhen" und er desillusioniert somit sicher viele Zuhörer. Manchen mag das frustrieren - mich hat es fasziniert.

    Im gleichen Konzert (22.6.1961) darauf gleich die mutigste und unkonventionellste Bruckner 6te, die ich je gehört habe! Dennoch wirkt sie nicht "gewollt" oder übertrieben. Die Musik spricht frei auf eine Weise, wie sie - für mich (und ich liebe das Stück und kenne sehr viele Aufführungen/Aufnahmen!) - bis hier noch nicht zu hören war. Im Grunde gibt es keine neuen "Erkenntnisse" oder Details, aber die Rede Bruckners hat hier so frei, modern und menschlich vielschichtig. Bei aller Liebe zur ausgereiften und edlen 7ten: Die 6te ist persönlicher, phantastischer, unberechenbarer, geheimnisvoller und moderner. Nicht umsonst hat Mahler die Binnensätze dirigiert. Quasi Studioqualität.

    ………….

    Noch ein Wort zu dem durchweg erstaunlichen gut eingefangenen Raumklang des Concertgebouw:
    Natürlich kann ich letztlich nicht sagen, was da rein von der originalen Klangquelle stammt und ob und wenn dann wo beim digitalen SACD-Transfer auf elektronischem Weg noch etwas hinzugefügt wurde. Anhand der wenigen Vergleichsmöglichkeiten (die große RCO-Box und ein zwei frühere Archiphon-CDs) kann ich da eigentlich nichts "nachweisen" (außer im Vergleich zu Decca bei den Kindertotenliedern), denn in Puncto Raumklang gibt es keine signifikanten Unterschiede. Aber auch wenn hie und da nachgeholfen worden sein sollte: Ich gebe mich gern jeglicher Illusion hin, wenn sie so stimmig echt klingt und das musikalische Gesehen unterstützt wie hier.

    ..........

    Noch etwas: Das Buch ist zugleich ein kleines Portrait und eine sehr kritische Betrachtung von Walter Legge. An einigen Stellen wird dessen selbstherrlicher Charakter, manipulatives Verhalten und egozentrische Entscheidungen und über allem ein großer (manchmal auch musikalischem Ethos zuwiderlaufenden) Geschäftssinn deutlich angesprochen. So verdienstvoll sein Einsatz für die Musik und Klemperer war, so sehr hat er sich aber auch selbst überschätzt. Da waren Spannungen mit Klemperer natürlich vorgezeichnet, da dessen Intentionen ausschließlich von musikalischen Kriterien, Vorstellung und Arbeitsweise in SEINEM Sinne bestimmt waren.

    FAZIT:

    Sicherlich gibt es mittlerweise viele sehr gut remasterte kommerzielle Aufnahmen, über deren Wiederveröffentlichung auf CD sich Kenner (und auch Neulinge!) die Musik in erfüllendster Weise erschließen können. Eine solche Zusammenstellung wie hier mit 24 CDs mit Live-Aufnahmen - eine musikalisch und klanglich unglaublicher als die andere! - hat es die letzten Jahrzehnten und vielleicht noch nie gegeben. Archiphon hat hier wirklich eine epochale Edition herausgebracht. Natürlich werde ich es nicht tun - aber im Grunde kann man alle Studio Produktionen Klemperers der hier gespielten Werke getrost vergessen ...

    Die Box lege ich allen ans Herz, die Klemperer mögen - und vielleicht doch noch nicht kennen. Zudem allen, die sich an eine unglaublich guten Remastering-Arbeit von wahrlich erhaltenswürdigen Aufzeichnungen großartiger Aufführungen erfreuen. Und letztlich jedem, der sich von Musik erfüllen und davon tragen lassen möchte und sich dabei nicht daran stört, dass diese Mitschnitte monaural und 70 Jahre alt sind (was man insofern nicht hört, weil einem nichts an unverstelltem Erleben der Musik genommen wird). Das Wahre ist lebendig und altert sowieso nie ...
    Jascha Horenstein - Reference Recordings Jascha Horenstein - Reference Recordings (CD)
    10.07.2021
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    im Grund überflüssig ...

    Wie kann man dieser wichtigen Information von MarkY nur einen "Daumen runter" geben - und das noch ohne Erklärung dafür!
    NATÜRLICH sind diese Profil-VÖs angesichts der wunderbaren originalen UNICORN-LPs und sogar der nicht ganz so gut gelungenen "Souvenir"-CDs von Unicorn völlig indiskutabel in der Qualität:
    Belegt, ohne Differenzierung und Präsenz im Klang - von der Aufmachung ganz zu schweigen.
    Die SCRIBENDUM-Ausgabe ist da schon besser und momentan die einzige Alternative - oder eben die vergriffenen Sovenir-CDs Second Hand kaufen. WIE GUT die Unicorn-Aufnahmen auf CD klingen könnte, kann man an der asiatischen Doppel-SACD von Mahlers 3ter mit Horenstein hören - unbedingt nicht verpassen, wenn sie ein Ohr für diese Aufnahmen haben!
    Ebenso verhält es sich mit den VOX-Aufnahmen. Qualitätiv spielen die durchaus hörbaren CD-Ausgaben von VOX in einer anderen Liga . . .
    Schade, dass ich nichts besseres dazu sagen kann :-(
    2 Kommentare
    Anonym
    14.12.2021

    Interpretation auf Kompositionsniveau

    Ich möchte mitteilen, dass meine o.g. musikalische Bewertung der Dirigierleistung des Horenstein von jpc harsch sanktioniert und nicht publiziert wurde, wg. meiner Kritik an einer vergleichsweise allzu offensiven audiophilen Euphorie. Ich höre über ein durchaus hochwertiges Equipment, ohne der Flöhe Husten. gemirevers.
    Anonym
    12.08.2021

    Wo bleibt der Dirigent???

    Klangqualität oder Aufnahmequalität zu kritisieren ist eine Sache aber wo bleibt der geniale Dirigent Horenstein?-Schade das nicht auch die einzigartige Brahms 3 von 58 veröffendlicht wurde.
    Juilliard Quartet - The Early Columbia Recordings Juilliard Quartet - The Early Columbia Recordings (CD)
    24.06.2021
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Sonys Digitalisierungen ...

    ... könnte sich Warner und man andere der großen Labels zum Vorbild nehmen. Da wurde die letzten Jahre - ja: Jahrzehnte sehr gut gearbeitet. Ebenso auch hier bei der Juilliard Box mit deren frühen Aufnahmen von 1949 bis 1956. Minimale Digitalisierungsartefakt sind selten zu hören. Mal im ppp ein etwas in den Höhen "zusammengefallener" Klang, mal (wie z.B. in Schönergs Streichquartett Nr.1 im 3.Satz bei Min 7:10-7:35 oder im 4.Satz bei Min 8:50) in einem hohen Frequenzband oder bei Geräuschhaftem in den musikalischen Spielanweisungen (es gibt hier ja viel neuere Musik!) kleine unnatürliche Farbveränderungen. das ist aber m.E. angesichts der Klangschönheit, Fülle und zudem hohen Störungsfreiheit der Transfers geschenkt ...

    Die Kammermusikaufnahmen des Labels Columbia klangen in der Nachkriegszeit (ebenso wie bei RCA) tatsächlich auch von der Lokalität her nach "Kammer". Ich persönlich mag das ziemlich trockene Klangbild, weil es a) die Durchsichtigkeit der gespielten Werke unterstützt und auch die direkte Energie, z.B. bei Kraftentfaltung und auch klangliche Intensität direkt ins Wohnzimmer bringt. Dem oft gebrachten Gegenargument, dass in trockener Akustik kein guter Gesamt- oder Mischklang entstehen kann, möchte ich (im Falle von Streichquartett) widersprechen. Klangbalance und Farbabstufungen stellen ein gutes Ensemble in jeglichem Raum selbst her. Klar - mit eine stärkeren Raumakustik lässt sich natürlich auch mehr schummeln...

    Das Alter der Aufnahme ist für den geübten Hörer natürlich wahrnehmbar, aber dadurch wird das Hören nicht beeinträchtigt.

    Das Juilliard Quartet spielte nie inspirierter, klangschöner und stimmig beseelter als in dessen Erstbesetzung (die später ja immer wieder gewechselt hat): Robert Mann, Robert Koff, Raphael Hillyer und Arthur Winograd. Alle Aufnahmen (außer Bergsma vom Februar 1956 mit dem Cellisten Claus Adam) sind in dieser Formation zu hören.

    Es gibt außer den "Klassikern" (Mozart Str.Qu. 20+21 - als einzige nicht neuere Musik!), Schönberg (im zweiten Quartet mit der hervorragenden Sopranistin Uta Graf), Berg, Webern und Bartok so viel zu entdecken oder neu zu hören:
    Copland, Kohs, Schuman, Fine, Mennin, Imbrie, Thomson, Haieff, Barber und Bergsma.

    Dankenswerterweise sind auch die nicht vom Juilliard Quartet bestrittenen anderen Werke von Schallplattenkoppelungen (fast alle aus der Serie "Modern American Music Series") vorhanden: Darius Milhaud spielt selbst seinen Klavierzyklus "La Muse ménagère" und Beveridge Webster spielt William Schumans Zyklus "Voyage", es gibt das "Concerto a tre" von Ingolf Dahl, das erste Streichquartett von Leon Kirchner und das erste Streichquartett von Lukas Foss mit dem herausragenden American Art Quartet, Samuel Barbers "Hermit Songs" mit Leontyne Price.

    Die Gestaltung der Box ist wie immer geschmackvoll, das Textheft hat einen seriösen Einführungstext (4,5 Seiten, wie immer auch auf Deutsch), Vor- und Rückseiten der Cover sind Abdrucke der originalen LP-Ausgaben, die CDs sind im Stil der alten Labelbedruckungen gehalten.

    Ich kann dieser Produktion in allen Punkten nur höchste Bewertungen geben und sie jedem empfehlen, der in neuere Musik eintauchen und das Herz der Stücke entdecken möchte.
    Symphonie Nr.7 (in der Bearbeitung für die "taschenphilharmonie") Symphonie Nr.7 (in der Bearbeitung für die "taschenphilharmonie") (CD)
    20.06.2021
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    kann ich leider nicht empfehlen

    So sehr ich auf die Mahler 7te in einer reduzierten Orchesterfassung gespannt war und so sehr ich dieses Arrangement hier (nicht in der Manier der Schönbergschen Bearbeitungen für den "Verein für Privataufführungen", sondern auch mit Pauken und fast allen Orchesterfarben) auch als angemessen empfinde: Ich störe mich zu sehr an der Aufführung selbst, in der für mich persönlich wenig vom Geist dieser phantastischen Sinfonie wehrt. Es wird kammermusikalisch und nicht orchestral gedacht/gefühlt musiziert. Vielleicht ist das Absicht, aber mir sind die eher kurzatmigen "Scheinvirtuositäten" zu weit weg von Mahlers Intentionen. Mir fehlt das Visionäre, Abgründige und einfach der große Bogen, was nichts mit der kleinen Besetzung an sich zu tun hat.
    Dazu kommen - mir ist es peinlich das konstatieren zu müssen - immer wieder instrumentale Unzulänglichkeiten (eine Sache der physischen Kraft?), die zu Balance- und deutlichen Intonations-Problemen führen. Vielleicht doch summa summarum ein versäumnis des Dirigenten und Produzenten, mehr ins Detail zu gehen bzw. Takes doch noch ein zweimal aufzunehmen. Vielleicht war bei dieser immens anspruchvollen und außerste (diskrete!) Virtuosität fordernden Sinfonie auch einfach nicht mehr drin ...
    Symphonie Nr.3 Symphonie Nr.3 (CD)
    20.06.2021
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    sehr zwiegespalten ... und Vergleichsaufnahmen ...

    Diese Besprechung bezieht sich auf beide bisher mit dem Dirigenten Borowicz bei CPO erschienen Alfvén CDs mit der ersten und dritten Sinfonie. Wegen der Bezugnahmen und Vergleiche habe ich bei beiden VÖs dieselbe Rezension eingestellt.

    Als allererstes muss ich angesichts mancher Kommentare hier und anderswo sagen, dass ich persönlich Alfvén für einen wirklich großartigen Komponisten halte, auch wenn er vielleicht nicht "groß" oder "wichtig" ist. Ich habe ca. 20 Jahre gebraucht, um seine Tiefe und Vision und kompositorische Genialität wirklich mit dem Herzen zu erkennen. Er hat Stücke (wie die vierte Sinfonie mit dem rein "instrumental" eingesetzten Sopran und Tenor) geschrieben, die sich halt nicht gleich oder beim ersten paarmal hören in Vorstellungen einfügen. Manches brauchte bei mir wirklich ZEIT um innerlich zu reifen. Ich störte mich anfangs an mancher Weitschweifigkeit und Anmutungen von Schmalz. Das kann sich alles verlieren, wenn Sie nur die Geduld und das nicht erlahmende Interesse an Erkenntnis aufbringen. JEDE der fünf Alfvén Sinfonien hat für mich früher oder auch sehr spät ihr Geheimnis preisgegeben und sich gezeigt. Für mich kann ich folgende Reihenfolge des "Ankommens" nennen: Zuerst die Dritte, dann die Zweite, dann die Fünfte (Kopfsatz), dann die Vierte, dann die Fünfte (komplett) und zuletzt die Erste.

    Natürlich gibt es noch viele andere schwedische Komponisten (ich kenne ca 20 von diesen und bewundere die allermeisten - jeden auf seine Weise) zu entdecken und zu würdigen. Viele dieser Komponisten und Kompositionen sind in ihren Anlagen, Techniken und Ambitionen m.E. ganz anders gelagert als Alfvén oder die weiter unten erwähnten und hervorgehobenen Stenhammar und Atterberg. Manche liegen "davor" in einer nationalen Romantik, andere sind - trotz "romantischer" Aspekte - kompositorisch und in den Intentionen viel mehr im 20ten Jahrhundert angekommen. Einzigartig zwischen allen Zeiten und unvergleichlich früh steht singulär Berwald und ebenso unvergleichlich danach in seiner extremen Position Pettersson. Dazwischen (und darüber hinaus) gibt es Komponisten wie Blomdahl oder viel "nüchterne" oder für den in neueren Musik ungeschulten Hörer weniger leicht verständliche Tonsetzer. Ich beschränke mich hier einfach auf Vergleiche zu zwei weiteren schwedische Komponisten der Herzgegend", die zur Zeit Alfvéns wirkten:

    Alfvén ist neben dem älteren Stenhammar (die Zweite - für mich die großartigste postromantische schwedische Sinfonie!) und dem jüngeren Atterberg (ebenfalls ein großartiger Sinfonien Zyklus!) die dritte wichtige Säule der schwedischen Spät- oder Postromantik. Wenn es Stenhammar in der g-moll Sinfonie, der Serenade u.a. z.B. mit Sibelius und in seinen Streichquartetten mit den allergrößten Klassikern (z.B. Beethoven) aufnehmen kann und Atterberg ein genialer Melodiker voller Vitalität und Stimmungszauber (z.B. die langsamen Sätze der 4ten und 8ten), aber auch Mahlerscher Vision (die abgründige 5te!) ist - so ist Alfvén noch leichter zugänglich, aber (trotz - oberflächlich betrachtet - mancher Nähe zur Filmmusik) durchaus nicht substanzlos oder kitschig. Auch Alfvén ist ein gewissenhafter Komponist (thematische Arbeit!), der sind auch mehr an die Seele denn an das Gefühl (wahrscheinlich das Missverständnis, dass zu der Fehleinschätzung "sentimentaler Komponist" führt) bzw den Geist richtet: Großartig, visionär und schaurig (Choraleintritt) ist z.B. das Fugenfinale der Zweiten, vor Vitalität und Einfällen sprühend die ganze Dritte, oft extrem Intensiv und schmerzlich die Vierte (mit "instrumentalem" Gesang von Tenor und Sopran) und abgründig der Kopfsatz der Fünften (mit erstaunlicher Ähnlichkeit zum ebenfalls erschütternden Kopfsatz der Furtwängler Dritten).

    Zur hier besprochenen CD:

    Lukasz Borowicz führt in der ersten und dritten Sinfonie das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin erfahren, sicher und souverän stilsicher durch die Werke Alfvéns - ebenso in den vier zusätzlichen Beigabe-Stücken. Der Ton ist recht getroffen - durchsichtig intonationssicher und das Orchester ist gut geprobt und dispositioniert. Dennoch will sich bei mir keine unbedingte Euphorie einstellen. Vielleicht wäre das besser, wenn die Vergleicheinspielungen mit Alfvén selbst, Westerberg, Grevillius und Svetlanov nicht so unauslöschlich ins Ohr eingebrannt wären. Aus diesem Grund habe ich meines Erachtens die beachtlichen und letztlich auch deutlich überlegenen Alternativen hier unten angeführt. Ich kann dort mehr Vision, Mut und Feuer erleben (z.B. Finale der Dritten). Die Gesamtanlagen der ersten und dritten Sinfonie mit Westerberg, Alfvén und Grevillius sind aus einem Guss mit einer klaren Gestalt für das jeweilige Werk. Überall weht der Atem des Einmaligen Besonderen und Vitalen. Das Orchesterspiel ist bei den zumeist schwedischen Orchestern nicht besser als das des DSO Berlin, aber für mich in vielem stimmiger.
    Es mag auch an der etwas pauschalen CPO-Aufnahmetechnik legen: Es gibt auch hier das etwas neblige Klangbild mit mittlerer Entfernung ohne allzu quirlige Detailfreudigkeit - wie leider bei einigen CPO-Aufnahmen...
    Die alternativen Aufnahmen (Westerberg, Grevillius) klingen trotz ihres Alters deutlich frischer und präsenter als die CPO-Produktionen.

    Nach wiedermaligem Hören nach längerer Zeit habe ich trotz bester Absicht die Bewertung nicht auf vier Sterne erhöhen können. Die Farbigkeit der Aufnahmen ist ja ganz gut, obwohl eben die Aufnahmen etwas "in Watte gepackt" sind. Die Linien, Strukturen und Architektur sind gut zu hören, wenn auch die Dirgenten Westerberg (in der Ersten) und Alfvén, Grevillius und auch Willén (in der Dritten) die Bedeutungen einzelner kontrapunktischer Linien und somit der Harmonieverläufe noch klarer darstellen. Der Alfvén von Borowicz ist stellenweise sehr "straussig" (z.B. im Andante der Dritten) - was ja nicht falsch ist, aber Alfvén "deutscher" macht: mächtig und im Finale der Dritten auch statischer und "gepanzerter". Mit fehlt etwas von der in der Dritten neben aller Dramatik auch enthaltenen Leichtigkeit des Seins - und das Himmelsstürmerische des Schlusses. Gleiches trifft auch auf die erste Sinfonie zu.

    Bei der ersten Sinfonie mit enthalten:

    DRAPA ist (wie auch FESTPEL) trotz des attraktiven Harfensolos nicht eins der allerstärksten Stücke von Alfvén. Die Aufführung ist OK.

    MIDSOMMARVAKA , die "Erste Schwedische Rhapsodie", ist mit Abstand das bekannteste und zumeist gespielte Werk Alfvéns - allerdings wie bei Holsts "Planeten" oder Kodalys "Hary Janos" Suite völlig zu unrecht. So überzeugend, funkensprühend und phantasievoll das 12 minütige besonders in den USA oft gespielte "Showpiece" auch ist, so wenig lässt sich in ihm die Tiefe, Vielschichtigkeit und Ernsthaftigkeit des Komponisten erahnen.
    Von Midsommarvaka gibt es eine Vielzahl an Einspielungen: Alfvén selbst zweimal, Johnson, auch zweimal Ormandy und Berglund - um nur ein paar alte und nicht ganz so alte, aber maßstabsetzende Aufnahmen zu kennen. Zudem gibt es Kamu, Järvi, Robinson ...
    Borowicz bietet eine durchaus persönliche (manchmal auch eigenwillige) Lesart - hörenswert!

    Bei der dritten Sinfonie mit enthalten:

    BEGAKUNGEN ist in dieser Aufnahme sehr konsistent und auch dramatisch mit visionären Momenten. Der Dirigent sieht die viersätzige Suite mehr als rein sinfonisches Werk und beachtet die Absicht des "Tanzstücks" weniger. Aber das kann man so machen - und der Eindruck mag auch hier wieder an dem nicht allzu hellen Klangbild der Aufnahme liegen. Übrigens auch die wunderbaren Einspielungen (Gesamtaufnahmen) von Rybrant und besonders Svetlanov betonen das Sinfonische der Musik.

    Die UPPSALA RHAPSODIE wird auch als "Zweite Schwedische Rhapsodie" (von dreien) bezeichnet. Natürlich ist der Bezug zur "Akademischen Festouvertüre" von Brahms offensichtlich. Der einleitende solistische Hornsatz ist endlich mal sauber gespielt. Bei diesem Gelegenheits warte ich immer noch auf die Aufnahme, die auch den Witz transporiert!

    Interessant ist eine Stelle im Andante der Dritten, die wie dem Straussschen Heldenleben entlehnt zu sein scheint. Tatsächlich haben aber Strauss und Alfvén gleichzeitig an ihnen Werken gearbeitet. Im Finale meint man übrigens auch noch Starwars zu hören ... ob Williams wohl die Dritte kannte?

    Ich bin sehr gespalten bei dieser Besprechung:
    Einerseits freue ich mich darüber, dass Borowicz und das Label CPO Alfvén wagen (und es auch gut machen!) - und es ist so wichtig das Engagement zu unterstützen und die Fackel des Lebendigen durch Konzert Aufführungen und immer wieder neue Einspielungen weiterzutragen. Insofern empfehle ich die CPO-Produktion per se ...
    Anderseits möchte ich Ihnen als Leser ja möglichst viel Fantasie, Erleben und Ergriffenheit und freudiges Staunen beim Hören der Werke gönnen. Und DAS bieten die alternativ genannten Aufnahmen eindeutig stärker!

    Deshalb nun zum Kernstück meiner Besprechung:

    Da in den Alfvén-Rezensionen beim entstehenden Bowicz Sinfonien Zyklus (bis jetzt die 1. und 3.Sinfonie) immer wieder nur die Dirigenten Järvi und Willén als Vergleich herangezogen wird, hier mir schon z.T. seit Jahrzehnten bekannte Alternativen, die m.E. wirklich herausragen:

    1. Sinfonie: Westerberg(!)
    2. Sinfonie: Segerstam, Svetlanov(!)
    3. Sinfonie: Alfvén(!), Grevillius(!), auch Willén ist gut (wenn auch leider von Naxos ebenfalls etwas "in Watte gepackt")
    4. Sinfonie: Alfvén (mit der jungen Astrid Nilsson), Westerberg, Svetlanov und auch Willén
    5. Sinfonie: Westerberg (erste Fassung, also nur Kopfsatz), in der 4sätzigen Fassung Willén und mit Abstrichen auch Järvi (für mich seine beste Alfvén-Einspielung)

    Hugo Alfvén ist ein Komponist, der es Wert ist entdeckt zu werden!
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    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    sehr zwiegespalten ... und Vergleichsaufnahmen ...


    Diese Besprechung bezieht sich auf beide bisher mit dem Dirigenten Borowicz bei CPO erschienen Alfvén CDs mit der ersten und dritten Sinfonie. Wegen der Bezugnahmen und Vergleiche habe ich bei beiden VÖs dieselbe Rezension eingestellt.

    Als allererstes muss ich angesichts mancher Kommentare hier und anderswo sagen, dass ich persönlich Alfvén für einen wirklich großartigen Komponisten halte, auch wenn er vielleicht nicht "groß" oder "wichtig" ist. Ich habe ca. 20 Jahre gebraucht, um seine Tiefe und Vision und kompositorische Genialität wirklich mit dem Herzen zu erkennen. Er hat Stücke (wie die vierte Sinfonie mit dem rein "instrumental" eingesetzten Sopran und Tenor) geschrieben, die sich halt nicht gleich oder beim ersten paarmal hören in Vorstellungen einfügen. Manches brauchte bei mir wirklich ZEIT um innerlich zu reifen. Ich störte mich anfangs an mancher Weitschweifigkeit und Anmutungen von Schmalz. Das kann sich alles verlieren, wenn Sie nur die Geduld und das nicht erlahmende Interesse an Erkenntnis aufbringen. JEDE der fünf Alfvén Sinfonien hat für mich früher oder auch sehr spät ihr Geheimnis preisgegeben und sich gezeigt. Für mich kann ich folgende Reihenfolge des "Ankommens" nennen: Zuerst die Dritte, dann die Zweite, dann die Fünfte (Kopfsatz), dann die Vierte, dann die Fünfte (komplett) und zuletzt die Erste.

    Natürlich gibt es noch viele andere schwedische Komponisten (ich kenne ca 20 von diesen und bewundere die allermeisten - jeden auf seine Weise) zu entdecken und zu würdigen. Viele dieser Komponisten und Kompositionen sind in ihren Anlagen, Techniken und Ambitionen m.E. ganz anders gelagert als Alfvén oder die weiter unten erwähnten und hervorgehobenen Stenhammar und Atterberg. Manche liegen "davor" in einer nationalen Romantik, andere sind - trotz "romantischer" Aspekte - kompositorisch und in den Intentionen viel mehr im 20ten Jahrhundert angekommen. Einzigartig zwischen allen Zeiten und unvergleichlich früh steht singulär Berwald und ebenso unvergleichlich danach in seiner extremen Position Pettersson. Dazwischen (und darüber hinaus) gibt es Komponisten wie Blomdahl oder viel "nüchterne" oder für den in neueren Musik ungeschulten Hörer weniger leicht verständliche Tonsetzer. Ich beschränke mich hier einfach auf Vergleiche zu zwei weiteren schwedische Komponisten der Herzgegend", die zur Zeit Alfvéns wirkten:

    Alfvén ist neben dem älteren Stenhammar (die Zweite - für mich die großartigste postromantische schwedische Sinfonie!) und dem jüngeren Atterberg (ebenfalls ein großartiger Sinfonien Zyklus!) die dritte wichtige Säule der schwedischen Spät- oder Postromantik. Wenn es Stenhammar in der g-moll Sinfonie, der Serenade u.a. z.B. mit Sibelius und in seinen Streichquartetten mit den allergrößten Klassikern (z.B. Beethoven) aufnehmen kann und Atterberg ein genialer Melodiker voller Vitalität und Stimmungszauber (z.B. die langsamen Sätze der 4ten und 8ten), aber auch Mahlerscher Vision (die abgründige 5te!) ist - so ist Alfvén noch leichter zugänglich, aber (trotz - oberflächlich betrachtet - mancher Nähe zur Filmmusik) durchaus nicht substanzlos oder kitschig. Auch Alfvén ist ein gewissenhafter Komponist (thematische Arbeit!), der sind auch mehr an die Seele denn an das Gefühl (wahrscheinlich das Missverständnis, dass zu der Fehleinschätzung "sentimentaler Komponist" führt) bzw den Geist richtet: Großartig, visionär und schaurig (Choraleintritt) ist z.B. das Fugenfinale der Zweiten, vor Vitalität und Einfällen sprühend die ganze Dritte, oft extrem Intensiv und schmerzlich die Vierte (mit "instrumentalem" Gesang von Tenor und Sopran) und abgründig der Kopfsatz der Fünften (mit erstaunlicher Ähnlichkeit zum ebenfalls erschütternden Kopfsatz der Furtwängler Dritten).

    Zur hier besprochenen CD:

    Lukasz Borowicz führt in der ersten und dritten Sinfonie das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin erfahren, sicher und souverän stilsicher durch die Werke Alfvéns - ebenso in den vier zusätzlichen Beigabe-Stücken. Der Ton ist recht getroffen - durchsichtig intonationssicher und das Orchester ist gut geprobt und dispositioniert. Dennoch will sich bei mir keine unbedingte Euphorie einstellen. Vielleicht wäre das besser, wenn die Vergleicheinspielungen mit Alfvén selbst, Westerberg, Grevillius und Svetlanov nicht so unauslöschlich ins Ohr eingebrannt wären. Aus diesem Grund habe ich meines Erachtens die beachtlichen und letztlich auch deutlich überlegenen Alternativen hier unten angeführt. Ich kann dort mehr Vision, Mut und Feuer erleben (z.B. Finale der Dritten). Die Gesamtanlagen der ersten und dritten Sinfonie mit Westerberg, Alfvén und Grevillius sind aus einem Guss mit einer klaren Gestalt für das jeweilige Werk. Überall weht der Atem des Einmaligen Besonderen und Vitalen. Das Orchesterspiel ist bei den zumeist schwedischen Orchestern nicht besser als das des DSO Berlin, aber für mich in vielem stimmiger.
    Es mag auch an der etwas pauschalen CPO-Aufnahmetechnik legen: Es gibt auch hier das etwas neblige Klangbild mit mittlerer Entfernung ohne allzu quirlige Detailfreudigkeit - wie leider bei einigen CPO-Aufnahmen...
    Die alternativen Aufnahmen (Westerberg, Grevillius) klingen trotz ihres Alters deutlich frischer und präsenter als die CPO-Produktionen.

    Nach wiedermaligem Hören nach längerer Zeit habe ich trotz bester Absicht die Bewertung nicht auf vier Sterne erhöhen können. Die Farbigkeit der Aufnahmen ist ja ganz gut, obwohl eben die Aufnahmen etwas "in Watte gepackt" sind. Die Linien, Strukturen und Architektur sind gut zu hören, wenn auch die Dirgenten Westerberg (in der Ersten) und Alfvén, Grevillius und auch Willén (in der Dritten) die Bedeutungen einzelner kontrapunktischer Linien und somit der Harmonieverläufe noch klarer darstellen. Der Alfvén von Borowicz ist stellenweise sehr "straussig" (z.B. im Andante der Dritten) - was ja nicht falsch ist, aber Alfvén "deutscher" macht: mächtig und im Finale der Dritten auch statischer und "gepanzerter". Mit fehlt etwas von der in der Dritten neben aller Dramatik auch enthaltenen Leichtigkeit des Seins - und das Himmelsstürmerische des Schlusses. Gleiches trifft auch auf die erste Sinfonie zu.

    Bei der ersten Sinfonie mit enthalten:

    DRAPA ist (wie auch FESTPEL) trotz des attraktiven Harfensolos nicht eins der allerstärksten Stücke von Alfvén. Die Aufführung ist OK.

    MIDSOMMARVAKA , die "Erste Schwedische Rhapsodie", ist mit Abstand das bekannteste und zumeist gespielte Werk Alfvéns - allerdings wie bei Holsts "Planeten" oder Kodalys "Hary Janos" Suite völlig zu unrecht. So überzeugend, funkensprühend und phantasievoll das 12 minütige besonders in den USA oft gespielte "Showpiece" auch ist, so wenig lässt sich in ihm die Tiefe, Vielschichtigkeit und Ernsthaftigkeit des Komponisten erahnen.
    Von Midsommarvaka gibt es eine Vielzahl an Einspielungen: Alfvén selbst zweimal, Johnson, auch zweimal Ormandy und Berglund - um nur ein paar alte und nicht ganz so alte, aber maßstabsetzende Aufnahmen zu kennen. Zudem gibt es Kamu, Järvi, Robinson ...
    Borowicz bietet eine durchaus persönliche (manchmal auch eigenwillige) Lesart - hörenswert!

    Bei der dritten Sinfonie mit enthalten:

    BEGAKUNGEN ist in dieser Aufnahme sehr konsistent und auch dramatisch mit visionären Momenten. Der Dirigent sieht die viersätzige Suite mehr als rein sinfonisches Werk und beachtet die Absicht des "Tanzstücks" weniger. Aber das kann man so machen - und der Eindruck mag auch hier wieder an dem nicht allzu hellen Klangbild der Aufnahme liegen. Übrigens auch die wunderbaren Einspielungen (Gesamtaufnahmen) von Rybrant und besonders Svetlanov betonen das Sinfonische der Musik.

    Die UPPSALA RHAPSODIE wird auch als "Zweite Schwedische Rhapsodie" (von dreien) bezeichnet. Natürlich ist der Bezug zur "Akademischen Festouvertüre" von Brahms offensichtlich. Der einleitende solistische Hornsatz ist endlich mal sauber gespielt. Bei diesem Gelegenheits warte ich immer noch auf die Aufnahme, die auch den Witz transporiert!

    Interessant ist eine Stelle im Andante der Dritten, die wie dem Straussschen Heldenleben entlehnt zu sein scheint. Tatsächlich haben aber Strauss und Alfvén gleichzeitig an ihnen Werken gearbeitet. Im Finale meint man übrigens auch noch Starwars zu hören ... ob Williams wohl die Dritte kannte?

    Ich bin sehr gespalten bei dieser Besprechung:
    Einerseits freue ich mich darüber, dass Borowicz und das Label CPO Alfvén wagen (und es auch gut machen!) - und es ist so wichtig das Engagement zu unterstützen und die Fackel des Lebendigen durch Konzert Aufführungen und immer wieder neue Einspielungen weiterzutragen. Insofern empfehle ich die CPO-Produktion per se ...
    Anderseits möchte ich Ihnen als Leser ja möglichst viel Fantasie, Erleben und Ergriffenheit und freudiges Staunen beim Hören der Werke gönnen. Und DAS bieten die alternativ genannten Aufnahmen eindeutig stärker!

    Deshalb nun zum Kernstück meiner Besprechung:

    Da in den Alfvén-Rezensionen beim entstehenden Bowicz Sinfonien Zyklus (bis jetzt die 1. und 3.Sinfonie) immer wieder nur die Dirigenten Järvi und Willén als Vergleich herangezogen wird, hier mir schon z.T. seit Jahrzehnten bekannte Alternativen, die m.E. wirklich herausragen:

    1. Sinfonie: Westerberg(!)
    2. Sinfonie: Segerstam, Svetlanov(!)
    3. Sinfonie: Alfvén(!), Grevillius(!), auch Willén ist gut (wenn auch leider von Naxos ebenfalls etwas "in Watte gepackt")
    4. Sinfonie: Alfvén (mit der jungen Astrid Nilsson), Westerberg, Svetlanov und auch Willén
    5. Sinfonie: Westerberg (erste Fassung, also nur Kopfsatz), in der 4sätzigen Fassung Willén und mit Abstrichen auch Järvi (für mich seine beste Alfvén-Einspielung)

    Hugo Alfvén ist ein Komponist, der es Wert ist entdeckt zu werden!
    Symphonien Nr.1-15 Symphonien Nr.1-15 (SACD)
    16.06.2021
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    unerhört und persönlich

    Mark Wigglesworth Aufnahmen der Sinfonien Schostakowitschs sind als Einzelaufnahmen tatsächlich meiner Aufmerksamkeit entgangen. Vielleicht aus einer Mischung aus Erfahrungswerten (z.B. mit BIS), Vorurteilen (ein doch recht junger Dirigent für diese so heftige inhaltsschwere Musik) und nicht genügend Interesse (bei der Konkurrenz von z.B. Mrawinsky, Kondrashin, Ormandy, Rostropowitsch, Haitink, Previn, Sanderling, Ancerl, Bernstein, Kurtz, Stokowski, Mitropoulos und einiger mehr). Wie sehr ich mich doch in all diesen drei Punkten geirrt habe ...
    Was mich neben dem preislich für BIS-Verhältnisse relativ günstigen Angebot gereizt hat den Kauf doch zu wagen, waren die beiden zum Einsatz gekommenen Orchester: Das Netherlands Radio Philharmonic Orchestra (für die Sinfonien 1,2,3,4,8,9,11,12,13 und 15) und das BBC National Orchestra of Wales (für die Sinfonien 5,6,7,10 und 14) - und die Neugierde nach meiner guten Erfahrung mit Storgards Mahler Zehnten mal wieder BIS-SACDs zu testen.

    Mark Wiggleworths (*1964) Dirigat ist in diesem Schostakowitsch Zyklus phänomenal. Die Aufnahmen sind zwischen 1996 und 2006 entstanden, als der Dirigent zwischen 32 und 42 Jahren alt war. Über das Hören der Sinfonien ist das Alter des Orchesterleiters nicht feststellbar - ja: kaum zu glauben. Natürlich spürt man den übergroßen Willen, Schostakowitschs Werken die größtmögliche Tiefe und Bedeutung zu geben - was man als jugendliches Merkmal sehen mag. Aber die Art und Weise, wie Wigglesworth das anstrebt und erreicht(!) ist mehr als ungewöhnlich für heutige Zeiten. Ich dachte an vielen Stellen an den alten kantigen Otto Klemperer, der unbeirrt an die Struktur des Stückes glaubt und für den Tempo "konstanter Fluss" bedeutet und nicht ein zusätzliches effektvolles Aufpeitschen. All das höre ich auch bei Wigglesworth. Ebenso die Tendenz Tempi eher breiter anzulegen (und Adagios nicht zu verschleppen!), damit die Orchesterstimmen sind entwickeln können und im polyphonen und kontrapunktischen Geschehen (was bei Schostakowitsch ja so oft bedeutungsvoll aufgeladen ist!) nichts verloren geht. Zudem ist die harmonische Entwicklung und alle diesbezüglichen Besonderheiten (oftmals mit dem Rhythmus in einer quasi Polyharmonie) fast körperlich greifbar - auch Dank des klaren, schlanken und sicheren (eben das gemeimsame HARMONIEHÖREN!) Klangs beider Orchester.
    Es gibt wirklich ganz wenige Einspielungen, bei denen dieses klare Erleben und bewusste und gefühlte Hörbarmachen durch den Dirigenten so glückhaft gegeben sind! Mir fällt da außer Klemperer (z.B. ganz stark im Kopfsatz der Mahler 7ten) nur noch Wyn Morris mit seinen Mahler Sinfonien (besonders in Finale der 2ten, der 5ten und - phänomenal - in der 8ten) ein. Die ganz eigene Sprache der Harmonie ist so wichtig in Schostakowitsch Sinfonien. Hören Sie nur mal als Einstieg den dritten Satz aus der 10ten. Das ist noch nicht so heftig und gut geeignet sich gelassen ganz zu öffnen. Sie erkennen diese Sensibilität und Visionskraft der Musik überdeutlich - z.B. wenn der Streicher Dur-Akkord nach dem kleinen Hornmotto kommt. Da steht die Welt still und der Trost ist unendlich ...

    Die Orchester spielen beide ausgezeichnet und können diese klanglichen,harmonischen und rhythmischen Anforderungen virtuos und klangsinnlich umsetzen. Es gibt keine Schwachstellen - weder im Tutti noch im Solistischen. Zudem sind auch die hervorragende Chorleistungen zu würdigen! Dieser Gesamteindruck mag sicher durch die extrem vorteilhafte Aufnahmetechnik unterstützt werden - dazu beim Abschnitt "Aufnahmetechnik" mehr.

    Das Textheft hat der Dirigent Mark Wigglesworth für diese Gesamtbox 2021 selbst geschrieben - und wie! Persönlicher geht es kaum und somit ist er in seiner Deutung der Inhalte der Schostakowitsch-Sinfonien sicherlich auch angreifbar, besonders weil er sich zudem immer wieder auf die umstrittene Biographie "Zeugenaussage" von Solomon Volkow beruft.

    Deren Originaltitel ist "svidetelstvo", was übersetzt laut Wikipedia "Aussage, Erweis, Bestätigung, Bescheinigung, Urkunde, Schein, Zeugnis oder Attest" bedeutet. Alle diese Begriffe sind schon Anregung per se ... In Deutschland erschien das Buch mit dem vollen Titel "ZEUGENAUSSAGE. Die Memoiren des Dmitrij Schostakowitsch". Die 1979 erschienene Biografie seitens der UDSSR-Seite sofort als Fälschung diskreditiert - quasi ein vom Westen initiiertes Machwerk um russische Werte zu beschädigen. Volkow sagte, dass die Aufzeichnungen nach vielen morgendlichen Gesprächen entstanden sind und der Komponist die schriftliche Form Volkows dann die kapitelweise beim jeweiligen nächsten Besuch abgesegnet hätte. Nachweisen lässt sich das natürlich nicht, was auch völlig verständlich ist, denn Schostakowitsch hätte sich bei Äußerungen außerhalb des heimlichen Bereichs des Vertrauens zu Volkow (dessen Zusicherung, diese extrem brisanten Dokumente erst nach seinem Tode veröffentlicht zu wissen!) in höchste Gefahr gebracht.

    Wie gesagt - die WAHRHEIT kennt niemand. Aber der Musiker Wigglesworth glaubt offensichtlich daran (auch wenn er oft nur "Fragen" stellt) und erkennt für sich diesen Wahrheitsgehalt in der MUSIK des Komponisten! Es tut auch gut daran zu glauben, weil so der Mensch Schostakowitsch dem Hörer näher rückt und dieser beim Hören noch stärker Empathie empfinden kann. Die Interpretation von Mark Wigglesworth tut alles dazu, Schostakowitsch Musik in diesem Sinne erlebbar zu machen. Und da wirkt nichts aufgesetzt, übertrieben oder zu einem Zweck missbraucht. Und ist es nicht ein Segen, dass wir Nachgekommene über die Einzelheiten der Wahrheit im Unklaren bleiben und lernen und üben können, uns auf uns selbst und unser Gespür zu vertrauen und dabei immer wieder nachspüren und reflektieren müssen, was wir in die Musik Schostakowitsch hinein interpretieren oder "so oder anders haben wollen"? Eine Übung für das Leben an sich ...

    Aufnahmetechnik:
    BIS hat bei diesen Einspielungen eine extreme dynamische Bandbreite aufgezeichnet. Wo es aber bei anderen Aufnahmen mit solchem Dynamikumfang so ist, dass man die leisen Passagen nochmals viel lauter aufdrehen muss, um die Information wirklich zu verstehen, so hat die Musik hier (und wenn sie im ppp noch so leise erklingt) immer Körper, Farbe und auch Raumklang. Das Spektrum der Streicher ist schon beachtlich eingefangen, aber dann gibt es ja noch Holzbläser und Blechbläser - und zum Teil massivstes Schlagzeug, das auch in aller Heftigkeit und auch mal in aller Brutalität so klingen darf! Die Klangmassierungen sind immer wieder gigantisch - und dennoch wird es nie unangenehm hart oder undurchsichtig. Es ist klanglich immer Luft vorhanden (auch beim Orchesterspiel empfindet man diesbezüglich nicht die Grenze des Machbaren). Und die Schönheit des Klangs der Orchester, Register und der unzähligen kammermusikalischen Stellen und instrumentalen Soli ist in aller Plastizität erfahrbar.
    Die Tonmeister beweisen höchste Inneneinsicht in die Klanglichkeit eines Orchesters im Allgemeinen (keineswegs eine Selbstverständlichkeit!) und die Besonderheiten bei Schostakowitschs Sinfonien im Besonderen. Wie tückisch und manchmal schier unmöglich ist es hier Durchsichtigkeit und gleichzeitig eine natürliche klangliche Balance (was durchaus immer wieder im Widerspruch liegen kann!) herzustellen. Möglicherweise hat da der Dirigent selbst im doppelten Wortsinn gehörig "mitgemischt". Das Ergebnis sind nahe sinnlich-klangliche Ereignisse und manchmal eine mikroskopisch sezierte Struktur, aber dennoch bleibt zumeist auch der Überblick, dass hier ein Orchester als Ganzes und in realem Raum erklingt.

    Kleiner Warnhinweis: jetzt im heißen Sommer die Aufnahmen zu hören ist ein Problem, wenn man nicht gern einen Kopfhörer aufsetzt. Ein Rezensent hat geschrieben "vergewissern Sie sich, dass Ihre Nachbarn nicht zuhause sind" ... und dieser Gedanke der Aufmerksamkeit ist hier nicht unbegründet!

    Ich möchte noch erwähnen, dass ich wegen eines Auswahldefekts meines SACD-Spielers bei hybriden SACDs derzeit nur die CD-Seiten hören kann. Aber wenn das Ergebnis dort schon so ungemein überzeugend ist, dann wird die SACD-Seite sicherlich nicht schlechter klingen.

    Die Box ist fest und wertig gestaltet - und der Sinn des Fotos (Fotokollage) ist nach dem Lesen des Texthefts auch klar. Seltsam ist bei meinem Exemplar, dass die (bei BIS-Boxen ja nicht ungewöhnlichen einfachen Papierhüllen) ohne Kunststoff-Sichtfenster sind (DAS ist bei BIS ungewöhnlich!) und - völlig unsinnig - zudem auch unbeschriftet! Das heißt, dass man in diesem Zustand überhaupt nicht weiß, welche der 10 CDs man grade in der Hand hat. Abhilfe? Naja - einfach durch Hüllen mit Sichtfenster ersetzen ... Die Oberfläche der SACDs sind bei meinem Exemplar seltsam klebrig. Bleibt zu beobachten, ob es sich da um einen Produktionsfehler handelt ... Auch sind die Oberflächen zum Teil nicht ohne minimale Markierungen und zwei SACD haben leicht trübe Oberflächen. Ob ich da ein Vorabexemplar erwischt habe?

    Apropos 10 CDs: das klingt für die 15 Schostakowitsch Sinfonien und angesichts der angesprochenen verwendeten Tempi schier nicht möglich. Zu Teil extrem überlange Spielzeiten machen es möglich:
    CD1: Sinf.1,2,3 - 81:13 min... CD2: Sinf.4 - 66:44 min... CD3: Sinf.5+6 - 83:10 min... CD4: Sinf.7 - 79:20 min... CD5: Sinf.8 - 69:54 min... CD6: Sinf.9+14 - 82:10 min... CD7: Sinf.10 - 56:44 min... CD8: Sinf.11 - 63:41 min... CD9: Sinf.12+15 - 84:46 min... CD10: Sinf.13 - 62:22 min...

    Bei Amazon gibt es übrigens ein paar exzellente (von wirklichen Kennern, auch wenn ich den Inhalten der Rezis manchmal widersprechen würde bzw. andere Schlüsse aus den Wahrnehmungen ziehe) englischsprachige Rezensionen.
    Eugene Ormandy & Philadelphia Orchestra - The Columbia Legacy (Mono-Recordings) Eugene Ormandy & Philadelphia Orchestra - The Columbia Legacy (Mono-Recordings) (CD)
    16.06.2021
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Kennen Sie Ormandy? ...

    ... klingt wie "lieben Sie Brahms?" und ist auch ähnlich gemeint: als Bekenntnis!

    Bis jetzt war das Bekenntnis zu Ormandy hierzulande meist (und da beziehe ich mich auf die Fachpresse) einerseits musikalisch ebenso vage (weil zumindest hier in Deutschland eigentlich fast ausschließlich die Stereo-Aufnahmen ab Ende der 50ziger Jahre bekannt waren) wie andererseits für viele "Kulturwahrer" ein sich selbst disqualifizierndes "Outing" bezüglich des Ignorierens des (Konsens erwartenden und ignoranten!) musikalischen Wertesystems - in dem Sinn: "wer kann Beethoven RICHTIG spielen und wer nicht"...
    Zum Glück sind wir über diese Zeiten hinaus ... oder vielleicht doch nicht?

    Natürlich ist heute bekannt, dass Ormandy Ernö Blau hieß und und kein Amerikaner war - sondern (wie Reiner, Szell, Dorati, Fricsay, Solti und einige andere höchst anerkannte Dirigenten) Ungar. Natürlich ist es heute die Einsicht größer geworden, dass auch nicht-europäische Dirigenten mit amerikanischen Orchestern Beethoven "richtig" spielen können - naja, fast richtig... und diewirklich großen Orchesterleiter amerrikanischer Klangkörper waren ja doch Europäer: Toscanini kam ja immerhin aus Italien, Reiner und Szell eben aus Ungarn, Blomstedt aus Schweden/DDR, dann sind da Abravanel, Fritz Mahler, Rodzinski usw. ... aber schon Bernstein und Levine kamen aus USA, Dudamel kommt eindeutig aus Südamerika und der Bachspezialist (doofes Wort) Suzuki aus Japan und bleibt auch dort ... ;-)

    Wie sieht es mit der Selbstverständlichkeit im Bewusstsein wirklich aus, dass Traditionen und tiefstes Werkverständnis sich nicht an Nationalitäten oder nachweisbaren Traditionen im "Stammbaum" festmacht?
    Immerhin ist es immer noch normal, dass "Anonymus" sehr pauschale "Jein"-Besprechung (nein - eher ein Statement) bis heute nur drei Kommentare (inklusive meinem) erhalten hat. "Ich kenne ein paar Ormandy Aufnahmen" und ein unausgesprochenes "das genügt" dahinter (trotz des 3-5 Sterne Resumees?) wirft ein Licht auf den Rezensenten...
    Dasselbe könnte man so auch über Karajan oder Järvi schreiben, denn alle drei Dirigenten habe eine umfangreiche Diskographie, aber das nonchalante Hinweggehen über eine Lebensleistung fällt bei Ormandy immer noch am leichtesten, weil man seine Einspielungen im Allgemeinen am wenigsten WIRKLICH kennt. Und weil er viele als "seicht" angesehene Showpieces dirigiert ... das tun Karajan und Neeme Järvi zwar auch, aber zumeist die "besseren" (weil hierzulande bekannteren!) Showpieces ...

    Das nur so als Einstieg zur hier besprochenen Box...

    Die riesige SONY-Box "The Columbia Legacy" mit 120 Mono-CDs ist an sich schon ein höchst mutiges und lobenswertes Projekt. ich hätte nicht gedacht, dass Sony das wagt. Ich hätte wetten mögen, dass - wenn überhaupt - zuerst eine Stereo-Box veröffentlicht würde.
    Ormandy hat den allergrößten Teil seines später in Stereo (Columbia, EMI und wieder RCA) aufgenommenen Repertoires schon bei Columbia und ein paar Sachen (z.B. die ausgezeichnete Mahler 2te) bei RCA von den 30igern bis 1958 in Mono aufgekommen. das Gros der Aufnahmen entstand mit Philadelphia, dem "ersten wirklich richtigen Orchester" (Zitat eines Dirigenten, den ich hier nicht nennen möchte), das Leopold Stokowski zu einer ersten Blüte geführt hat. Ormandy wurde dessen Nachfolger, aber es gibt noch einige weitere Philadelpia-Aufnahmen bis in die Stereo-Zeit, welche mit Stokowski entstanden sind.

    Ormandy, der als Wunderkind auf der Geige das Musizieren begann, war als Dirigent in jeder Hinsicht souverän: Er erarbeitete sich ein riesiges Repertoire, war bei den größten Solisten als Begleiter beliebt, konnte Haydn, Beethoven, Brahms und Mahler ebenso adäquat und erfüllt dirigieren wie Persichetti, Kabalewsky, Alfvén, Weinberger oder auch Rodgers. Die letzteren kennen Sie nicht wirklich? Eben daraus kann das vorhin angesprochene Problem entstehen: Das US-amerikanische Konzertrepertoire ist jenseits des unseren bis heute kaum bekannt und wird somit gern schon mal als zweitklassig diskreditiert. Auch von den uns bekannten Komponisten werden oft Stücke gespielt, die hierzulande kaum zu hören sind. Seien Sie versichert: Es ist alles höchst entdeckenswert! Die Verehrer von Fritz Reiner werden schon das eine oder andere kennen ...

    Aber auch das Standardreperoire von Beethoven bis Schostakowitsch oder Bartok ist bei Ormandy in allerbesten Händen. Ich liebe seinen Hindemith und ganz besonders seinen Sibelius. Mit der Fünften und ganz besonders der Vierten erhält man hier phantastische Einspielungen. Ormandy liebte Alban Berg ebenso wie Brahms, russische Komponisten von Glinka bis Glière, konnte sehr gut Respighi, Rimsky-Korsakoff, Ravel und Rachmaninoff. Es sind so viele Komponisten, dass man mit Aliterationen viele Spielchen treiben könnte ...

    Die Tatsache, dass Ormandy sehr gut "walzern" konnte und auch bei quasi klassischer Unterhaltungsmusik keine Berührungsängste hatte und sich zudem nicht "zu schade" war, Leichtes, Seichtes und völlig Unbekanntes (fernab von Bedeutsamen) zu dirigieren, verleiten viele dazu, ihn als Dirigenten nicht ganz ernst zu nehmen. Ein "seriöser" Dirigent entweiht nicht den Tempel der hehren Muse ... was natürlich Käse ist, weil - egal was Ormandy anfasste - allerhöchste Qualität herauskam, natürlich auch Dank des unglaublich guten klangschönen und virtuosen Philadephia Orchestras, das ihm zur Verfügung stand.

    Verabschieden Sie sich einfach von jeglicher Vorstellung und jedem Vorurteil und auch vom inneren (zumeist sowieso selbst-be-trügerischen) "Erinnerungsvergleichen" beim Hören. Ormandy ist genauso wenig oberflächlich wie Toscanini alles schnell dirigiert hat oder Reiners Aufnahmen kalt und technikratisch sind ... Die frühen monauralen Aufnahmen sind in vielerlei Hinsicht die erste Wahl in seiner Diskographie: manchmal weil die Aufzeicnungen in Mono hie und da schön klingen als später die in Stereo, aber zumeist weil die Aufführungen mehr aus einem Guss sind und oft ein noch stärkeres Feuer in sich tragen. Ein paar wenige Sachen hat Ormandy dann in Stereo auch nicht nochmals gemacht - oder die spätere Aufnahme fällt deutlich gegen die frühere ab.
    Es gibt auch in Stereo einiges, das hier in Mono noch fehlt: z.B. einen wunderbaren Beethoven Zyklus, Bruckner Sinfonien oder einige Sibelius und Schostakowitsch Sinfonien.

    Ormandys Dirigat war - egal ob in Mono oder Stereo oder am Ende in Digital - jederzeit von Klangsinn, Formbewusstsein und Inhalt der Musik geprägt. Allerdings nicht affektiert aufgesetzt sondern aus dem Musik selbst heraus gedacht - man höre dazu nur mal den stereophonen Beethoven-Zyklus! Übersicht, Linienverläufe, Steigerungswellen, Tempowahl. Und immer angemessenes und unaufgeregtes Musizieren, was nicht Langweile oder Gleichförmigkeit bedeutet. In seinen Mono-Jahren (so richtig "jung" war Ormandy da auch nicht mehr) ist aber auch sehr viel Temperament spürbar und die Lust an der klanglichen Extase - in letzterem Punkt Stokowski nicht unähnlich.

    Das (in Corona-Zeiten entstandene und deshalb nicht ganz so reich mit Alternativ-Covern bestückte) großformatige Booklet (naja - eher BUCH mit über 200 Seiten) ist wie immer bei den Sony-Boxen eine Augenweide mit allen Aufnahmedaten, Zeiten Interpreten usw. Der Textteil (natürlich auch auf Deutsch) ist diesmal eher knapp ausgefallen. Erfreulich und auch unentbehrlich ist der Komponisten- und Werke-Index, interessant die noch die weiteren Aufnahmen-Indexe.

    Die Box selbst ist äußerst massiv und das Ganze genauso (auch von den Maßen) aufgemacht wie die Szell oder Bernstein 100 Box. Die stabilen CD-Papphüllen mit originalen LP-Coverbildern und Rückseiten sind ebenfall wie immer vorbildlich und haben den dickeren Rücken, auf der die CD-Nummer und das Repertoire ablesbar ist.
    Die CD zieren die Columbia-Labels dieser Zeit. Ob die nun alle genauso ausgesehen haben, wage ich zu bezweifeln, aber der Eindruck ist jedenfalls authentisch.

    Zu den Analog-Transfers (Mastering):
    Vorneweg: Die Überspielung (oder doch originalen Bandaufnahmen?) sind meinen Ohren nach nicht alle durchweg optimal, aber allesamt auf hohem bis höchstem Niveau. Ich muss zugeben, dass ich viele der originalen LPs eben nicht kenne - vielleicht insgesamt zehn meist Secondhand-Vinylscheiben. Ich war nie in den USA und in Deutschland waren die Mono-Columbia LPs fast nicht zu bekommen.
    Auf CD gibts leider bis dato nur wenig Vergleichsmöglichkeiten, aber von diesen habe ich die allermeisten. Lany Spar hat mit dem privaten Label LITV viele sehr gute Transfers von LP auf CD hinbekommen (von Telemann bis Hindemith), aber auch bei Haydnhouse gibt es Gutes bezüglich Ormandy (z.B. den Iberia Zyklus von Albeniz).
    Das Problem mit Columbia-Aufnahmen ist, das man oft nicht leicht entscheiden kann ob Raumklang zusätzlich hinzugefügt wurde oder ob es rein der originale Raumklang des Aufnahmesaals ist - gerade bei den monauralen Aufnahmen. Die besten Aufnahmen klingen sehr durchsichtig und präsent mit schönen Farben und angenehmem Raumklang, die nicht ganz so guten sind manchmal etwas weiter entfernt und erscheinen etwas "kalt" hallig. Diese Unterschiede bewegen sich aber alle in einem durchaus akzeptablen Spielraum. Manchmal muss man sich einfach eine halbe Minute in eine Aufnahme einhören, dann ist es OK. Den Eindruck von Beschneidungen in der Höhe gibt es für meine Ohren fast gar nicht, eher ein manchmal in den Höhen etwas geschärftes Klangbild. Als leicht störend empfinde ich hie und da, dass die Bässen bisweilen etwas blass oder schwach klingen. Und DAS ist sicher keine Schwäche des Orchesters ;-)
    Aber das ist alles Jammern auf einem sehr hohen Niveau ...
    Um nochmals auf die "Jein"-Besprechung und den blöden Werbespruch von Sony zurückzukommen:
    Natürlich ist es NICHT "egal, was man bei den 120 CDs herauszieht". Schon wegen des persönlichen Geschmacks bezüglich des Repertoires. Und natürlich "BRAUCHT man" die Ormandy-Box nicht. Was braucht man schon???
    Aber:
    Wenn Sie die Box haben und die Energie aufbringen, wirklich sich hineinzuarbeiten, dann werden Sie diese nicht mehr hergeben wollen!
    Idil Biret 75th Anniversary Edition - The Complete Studio Recordings 1959-2017 Idil Biret 75th Anniversary Edition - The Complete Studio Recordings 1959-2017 (CD)
    14.06.2021
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    für mich eine wahre Entdeckung!!!

    "Je größer die Box, desto kürzer die Besprechung" ... nein, im Ernst: Angesichts der fast erschlagenden Fülle an Überraschungen habe ich die Entscheidung getroffen, hier diesmal nicht ins Detail der Aufnahmen und Interpretationen zu gegen, sondern mich (fast nur) auf strukturelle Informationen zu beschränken.

    Die im Eigenverlag(!) erschienene megagroße und schwere Gesamt-Box der türkischen Pianistin Idel Biret macht schon einen äußerst wertigen Ersteindruck - auch in der außergewöhnlichen Gestaltung und den Textheften. Die 10 Einzelboxen (sechs nach Komponisten - Beethoven, Chopin, Schumann, Brahms, Liszt, Rachmaninoff kompiliert, vier gemischt) sind schon optisch einfach besonders. Die Aufnahmen klingen (was ich vergleichen konnte) weniger verhangen und pauschal als die von den Aufnahmeb her idenitischen Naxos-Ausgaben. Das ist ein Pluspunkt für das Ohr. Die Aufnahmequalität ist insgesamt angesichts der Zeiträume und Aufnahmeumstände natürlich sehr unterschiedlich. Es gibt historische Aufnahmen, Privataufnahmen und (zum allergrößten Anteil!) professionelle Studioaufnahmen. Das großformatige Gesamt-Booklet ist reich bebildert. Manches ist bezüglich Auffinden und Zuordnen ein kleines bisschen verwirrend und auf charmante Weise chaotisch, aber das passt zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsreise durch den spielerischen Kosmos von Idil Biret.

    Unmöglich kann ich auch nur ansatzweise die Besonderheiten umfassend beschreiben. Nur wenige Beispiele:

    Die beiden Aufnahmen des Italienischen Konzerts von Bach könnten kaum unterschiedlicher sein: In der Jugend drängend und eigenwillig, im Alter sehr abgeklärt und differenzierend, ausschließlich sich nur aus der Musik entfaltend - und somit eigentlich auch schon fast "eigenwillig" ...
    Beethovens Sinfonien in der Liszt-Transkribierung sind hier überragend und deutlich von der Pianistin als Orchester gehört ausgeführt,. Die tempi erinnern manchmal im besten Sinne an Celibidache, ohne dass die Musik zerfällt oder den Bogen verliert. Es entfaltet sich ein konsistenter sinfonischer Strom wie bei keiner anderen der wenigen Einspielungen dieser großartigen Arbeiten von Liszt.
    Die Brahms Sinfonien (Drei und Vier) in der Klaviertranskripion von Idil Biret selbst sind grandios! Zumindest habe ich die Vierte sehr aufmerksam gehört. Es ist unfassbar, dass da zwei Hände spielen. Auch hier zum Teil extrem breite Tempi, die aber - ebenso wie bei Beethoven - niemals zu nachlassender Konzentration, Energieverlust oder Spannungsabfall der Musik führen - ganz im Gegenteil! Die Stenzel-Brüder vierhändig(!) sind dagegen klangliche Leichtgewichte. Biret schafft mit 10 Fingern die komplette Orchestertextur (mir etwas Phantasie in der kompletten Orchesterfarbigkeit) hörbar zu machen, eben auch weil sie orchestral hört: Sie spielt quasi eine Cellopart anders wie eine Bläserstimme und schafft das auch klanglich umzusetzen. das ist allerhöchste Kunst!

    Allein schon der Umfang des gespielten Repertiores samt (zumindest mir) völlig unbekannten türkischen Komponisten ist Ehrfurcht gebietend!

    Es ist auch schön, Biret auf den DVDs am Klavier sehen zu können. Souveräne Abgeklärtheit, blitzhelle Aufmerksamkeit, effektister Körpereinsatz und tiefstes Verständnis für die und Liebe zur Musik sind auch sichtbar ...

    A propos Texthefte ein Produktionsfehler: Bei der Chopin Textheft muss man schon mal auf dem Kopf stehend lesen können ;-) ... Es gibt einen Sortier- und Richtungsfehler (betrifft zum Glück nicht die Trackangaben!), den man leider nicht korrigieren kann, da es sich eben um eine Klebebindung handelt. Gerade bei Chopin, bei dem man mangels CD-Angaben das Textheft unbedingt benötigt, fällt das auf. Geschenkt ...

    Noch ein kleiner Schwachpunkt: Das Öffnen der Boxen kann sich äußerst knifflig gestalten und zum Gedulds- und Geschicklichkeitsspiel werden, da die Boxen sehr stramm (gearbeitet) sind. Ich nehme dazu manchmal einen spitzen Nagel(!) zu Hilfe. Aber - zumindest für MICH - unter dem Strich: ebenfalls geschenkt ...

    Auch wenn ich zugegebenermaßen erst einen Teil der Rieseneditiongehört habe, so ist mir bis jetzt nur Großartiges oder zumindest Auseinandersetzenswertes (Biret ist immer für Überraschungen gut, die den Hörer manchmal in dessen Standpunkt oder Hörgewohnheit herausfordern!) zu Ohren gekommen. Ich bin so froh, dass ich den Schritt des Kaufs gewagt habe.
    Martha Mödl - Liederabend Vol.2 Martha Mödl - Liederabend Vol.2 (CD)
    14.06.2021
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Toleranzfehler in Fertigung und Bandverzerrungen

    Um kurz eine Warnung auszusprechen:

    Die Fertigung der CD hat eine zu weit gefasste Toleranz (zumindest mein CD-Exemplar), sodass die CD Abspielprobleme macht.
    Zudem ist das originale Band (ich habe nur die Rückert-Lieder von Mahler gehört) im Forte anscheinend deutlich übersteuert, sodass krasse Verzerrungen hörbar sind.
    Und Martha Mödl klingt in dem zweiten der beiden Liederabende recht weit entfernt (im Gegensatz zum Flügel - vielleicht ists ja eine Privataufnahme des Pianisten).

    Bei aller Bewunderung und Verehrung für die große Sängerin und ihre Gestaltung der Lieder und das Gefühl für die Musik:
    Die Mödl war 1966 doch schon über ihrem Zenit, was sich manchmal in der etwas lauten Dynamik der Spitzentöne und besonders in einer etwas "eigenen" Intonation bemerkbar macht (für den, der Ohren hat das zu hören) ...
    Eine CD wohl nur für die absoluten Fans.

    Ansonsten klingt der CD-Transfer ksehr offen und unbeschnitten, die originalen Bänder sind ansonsten auch in sehr gutem Zustand.
    Symphonie Nr.1 (in der Version für Kammerensemble von Klaus Simon) Symphonie Nr.1 (in der Version für Kammerensemble von Klaus Simon) (CD)
    14.06.2021
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    funktioniert nicht so gut . . .

    . . . und damit meine ich nicht das Abspielen der CD, sondern der Effekt des Arrangements der Ersten.

    Ich bin sehr von der Mahler 4ten in dem Reduktions-Arrangement von Klaus Simon in der Aufnahme mit Contratto angetan - auch als Alternative zu dem ebenfalls ausgezeichnetem alten Arrangement von Erwin Stein (1921). Stein kannte noch keinen Dennis Brain, sonst hätte er vielleicht die Besetzung mit Horn gewagt, aber auch diese noch schlichtere Variante ohne Fagott und Horn gibt dieser Sinfonie eine noch strukturellere Erscheinung.
    Klaus Simons Version mit zusätzlichem Horn und Fagott lässt mehr die originale volle Orchesterfassung Mahlers erinnern.
    Beides hat einen starken Reiz.

    In der ersten Sinfonie funktioniert diese Reduktion allerdings m.E. nicht so gut. Das liegt wohl hautsächlich an dem völlig anderen und viel stärker auf Raumwirkungen und Farben und Klanggröße ausgelegtem Konzept dieser phantastischen und jugendlich-himmelsstürmerischen Sinfonie.
    So gut und echt orchestral die Musiker (im Gegensatz zur Mahler 7ten mit Stangel - leider ...) spielen und auch die Aufnahmetechnik passt: Es fehlt für meine Ohren zuviel von dem, was diese Sinfonie ausmacht. Am besten klappt das noch im Ländler und auch manche arrangierten Klangeffekte im Kopfsatz sind überraschend gelungen, aber schon das Farbenspiel im Bruder Martin Kanon (heute Jakob) fehlt und somit das, was dem Satz eine groteske eigene Tiefe gibt und natürlich die orchestrale schmerzliche visionäre Urgewalt und die Weite des Finales und die Intensität im Seitenthema desselben. So beschleicht mich das Gefühl von "wozu das alles" ...

    Ein paar Tipps, was andere Bearbeitungen von Mahler Sinfonien betrifft:

    In der Vierten ist die Reduktion eine klare Bereicherung des Repertoirewertes wegen des Fremdhörens der Struktur und der thematischen Arbeit (sowohl bei Stein als auch - anders - bei Simon). Ebenso ist eine Reduktion des Lied von der Erde (Schönberg/Riehn) wegen der großenteils starken Intimität stimmig. Auch die Neunte (Simon - aber nur in der RCO Chamber Orchestra Aufnahmewegen der phantastischen Musiker!) und die Zehnte (Castelletti, nochmals bearbeitet von Sturgards in dessen Aufnahme) haben ihre starke Momente. Die Fünfte ist m.E. in der Fassung des Nathalia Ensembles (eine Aufführung, die wegen der Spiellaune und Klangkultur Freude macht) deutlich stimmiger als in dem Arrangement von Simon, was auch an der spannenderen Aufnahme liegen mag. Aber hier ist die Sinnhaftigkeit schon Geschmackssache ...
    Die Sechste ist in der Klavierfassung von Zemlinsky durchaus hörendwert (habe bei YouTube die Simon-Fassung gehört), ebenso die Siebte in der Klavierfassung von Casella (im Gegensatz zur Stangel Taschenphilharmonie-Aufnahme, die einfach für meine Empfinden und Ohr zu mangelhaft ist).

    Extravagant aber im persönlichen Ton überzeugend ist die Solo-Klavier Fassung von Lühl... Vielleicht hilft hier, dass das Orchster komplett im Kopf imaginiert werden muss und man (auch Dank des Pianisten bzw. Arrangeurs) dabei nicht gestört wird. Zur ebenfalls eingespielte Klavierfassung von Bruno Walter kann ich noch nichts sagen ...
    30 Gellert-Oden 30 Gellert-Oden (CD)
    14.06.2021
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Erwartungen ...

    Hier eine Rezension, die eigentlich kaum keine solche ist. Ich sah mich mehr zu einer Stellungnahme bezüglich der sehr ausführlichen Zwei-Sterne-Besprechung angeregt. Bei Interpretationen - was ja die klassische Musik generell betrifft - entscheidet über die Akzeptanz beim Hörer sehr stark die bewusst oder unbewusst gestellten Erwartungen. Diese spiegeln sich dann in den abgegebenen Bewertungen (dummerweise bei JPC auch ohne ein einziges er-klärendes Wort möglich) wider.
    Ich würde mch freuen, wenn Rezensenten etwas mehr ihre eigenen Erwartungen reflektierten, bevor sie ihre Wünsche und Enttäuschungen (zumeist noch ohne jegliche Untermauerung - was ja hier zumindest irgendwie der Fall ist) öffentlich machen. Es ist manchen anscheinend gar nicht bewusst, wie viel Verletzendes dabei rauskommen kann - neben all dem Unsinnigen. Eine Leitlinie für jeden, der eine Besprechung schreibt, könnte die Überlegung sein: Was könnte ich dem Betroffenen fachlich(!) und menschlich(!!) genau so Auge in Auge ins Gesicht sagen ...

    Nun doch ein paar Worte zu den Bach Oden mit Dorothee Mields und Ludger Remy. Dabei lasse ich alles Prinzipielle über Aufführungspraxis und musikwissenschaftliche Erkenntnisse weg und gehe nur auf ein paar Punkte der angesprochenen Zwei-Sterne-Rezension ein:
    "erst einmal richtig(!) singen bzw. spielen können" - Intonation der Sängerin, Gestaltung und Zusammenspiel sind nicht so übel, dass man die Veröffentlichung des Ergebnisses in Frage stellen müsste.
    "Fortepianospiel ist nicht überzeugend" - was ist damit per se gemeint und wo ist eine nähere Erläuterung dieser starken Behauptung und nur EIN Beleg dafür angeführt, um was es sich dabei drehen soll und wo diese Mängel zu hören sind.
    "furchtbar hohe beißende Sopranstimme" - huch! es gibt doch den Notentext der Ausgabe, oder ist ZU hoch in der Intonation gemeint? Über Timbre lässt sich natürlich streiten, "Quieken" tun eigentlich SCHWEINE. Da der Rezensent (wohl kaum eine Frau ... oder?) aber von "sich kaum unterscheidenden Tonhöhen" spricht, meint er ja vielleicht doch die Intonation ...
    Soweit, so peinlich ...
    dann wirds richtig verräterisch:
    "Sollte Lieder sollten von einem Mann gesungen werden wegen der nachdenklichen Texte und weils angenehmer und natürlicher klingt" - stereotyper geht nun kaum noch und muss nicht weiter kommentiert werden ...

    Warum nun die Mühe diese Zwei-Sterne-Rezension zu reflektieren? Neben den Gründen der Solidarität mit den Ausführenden und um Fairness und Reflektion anzumahnen auch aus dem Grund, um einen subjektiven Gedanken zum Ende einzuführen:
    Ich bewundere C.P.E. Bach sehr, weil ich ihn weder im Barock noch in der aufkommenden Klassik beheimatet sehe. "Empfindsamer oder auch galanter Stil" trifft bei sehr vielen Kompositionen ebensowenig zu und auch "Sturm und Drang" greift zu kurz. C.P.E. Bach ist einfach völlig "original" (wie es Haydn über sich selbst gesagt hat). Auch die öfters geäußerte Aussage "Vorläufer der Romantik" wird ihm nur wenig gerecht. Ich denke assoziativ manchmal eher an Heine oder Weill (die stille, aber intensive Umgestaltung von oratorienähnlichen Werken - zu großes Thema um das hier auszuführen) oder Webern (kürzeste Aussagen, die aber nachwirken), minimalistische Schleifen und Expressionismus (z.T. extrem aufgeladene Musik). Das mag nun noch mehr verstören und auch nicht hilfreich sein. Aber vielleicht macht es ja prinzipiell neugierig aus C.P.E.Bach ;-)
    Dennis Brain - Homage (Recordings 1938-1957) Dennis Brain - Homage (Recordings 1938-1957) (CD)
    14.06.2021
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    überfällig

    Über den herausragenden und prägenden Hornisten Dennis Brain und dessen Aufnahmen hier nur soviel: Wer das Instrument Horn liebt, sollte Brain unbedingt hören. Letzthin habe ich eine Hornistin in einem Interview gehört, die in etwa sagte, dass "bei aller Wertschätzung für den "Altmeister" (der ja tragischerweise so jung und grausam gestorben ist) doch die Zeit über dessen Standard hinweg gegangen sei und man heute in Puncto Bläserkukur weiter sei". Es mag für das Gros des Hornspiels durchaus zutreffen, dass das "technische Niveau" (besonders in Orchestern) sich stark verbessert hat. Was die Singularität in Ausführung und besonders Musikalität anbetrifft, möchte ich doch stark widersprechen. Natürlich gibt es mittlerweile andere und in den Vorstellungen ganz anders geartete herausragende Hornisten (ich denke da z.B. an Clevenger), aber Brain wäre auch heute (zusammen mit einer Handvoll anderer Hornisten) ein Leuchtturm. Sarah Willis, die Solo-Hornistin der Berliner Philharmoniker, hat die Einordnung Brains sehr treffend im Textheft formuliert.

    Nun kurz und hoffentlich informativ hilfreich zur hier besprochenen Edtition:
    FAST alle mir bekannten EMI- und Testament-VÖs (und das sind fast alle) haben sich mit dieser Box sowohl in puncto Vollständigkeit (habe kein Versäumnis entdeckt) als auch Transferqualität erübrigt. Die Transfers klingen z.T. etwas anders (z.B. als in der Icon-Box), aber nirgends überzeugender, musikalischer oder generell besser. Tendenziell würde ich die aktuelle 11-CD Box (Remastering durch Parlophone, nicht durch das berüchtigte Art&Son Studio!) bei jeder der enthaltenen Aufnahmen bevorzugen. Das Klangbild der Transfers ist eher hell, aber nicht weiß, flach oder in den Bässen zu blass. ich habe tatsächlich jede der alternativen VÖs verglichen ...
    Es gibt eine Ausnahme bezüglich "Weggeben der Vorgänger-Ausgaben": Die Mozart Konzerte mit Karajan in der japanischen hybriden SACD-Ausgabe. Die klingt noch etwas schöner. Ansonsten sind da die Kopplungen (z.B. die OpusKura-CDs zusammen mit Aubrey Brains Beethoven Septett ohne Dennis - famos auch die andere OpusKura CD nur mit Vater AUBREY BRAIN mit Bach Brandenburg Nr.1, Mozart 3.Hornkonzert und der m.E. unübertroffenen Aufnahme des Brahms Trios), Decca und natürlich die anderen live-VÖs.

    In der neuen Warner-Box sind einige Aufnahmen enthalten, die auf CD nicht greifbar waren, darunter besonders solche mit dem Dirigenten Karl Haas.

    Fazit: eine unbedingte Kaufempfehlung der "Dennis Brain Hommage" ohne jegliche Abstriche! Ach ja - das Textheft ist äußerst knapp gehalten, aber alle Angaben zu den Aufnahmen sind vorhanden. Und die Cover von frühen LP-Erstausgaben zieren (nicht formatfüllend) die CD-Hüllen.
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