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    2. Alle Rezensionen von JAW-Records bei jpc.de

    JAW-Records Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 08. März 2011
    "Hilfreich"-Bewertungen: 3403
    271 Rezensionen
    Sämtliche Klavierwerke Sämtliche Klavierwerke (CD)
    13.06.2021
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    erste Wahl!

    Eine schmale sehr stabile Box mit 14 CDs. Das gesamte Klavierwerk Griegs mit dem norwegischen Pianisten Einar Steen-Nokleberg (*1944), einem sehr renomierten Musiker, welcher bei einigen Labels Aufnahmen (auch unbekannten Repertoires und neuerer Musik) gemacht hat - u.a. hochgelobt das Grieg Klavierkonzert mit Per Dreier und dem LSO beim Label Unicorn.

    Griegs Klaviermusik umfasst (stilistisch und inhaltlich) viel mehr als nur die teilweise sehr bekannten "Lyrischen Stücke": sinfonische Gedachtes, Bearbeitungen, Virtuoses, die Welt der norwegischen Volksmusik und einen manchmal herben (Alters)Stil. Griegs Harmonik und auch Rhythmik sind durchaus nicht nur der gängigen Romantik verhaftet geblieben.

    Schon zu LP-Zeiten habe ich einen Anlauf mit der Pianistin Eva Knardahl gewagt und mich teilweise durch deren Box gehört. Allerdings fand ich keinen Zugang, was sich auch bei den CD-VÖs dieser Aufnahmen (1977-1987) nochmals bestätigt hat. Die Gründe dafür sind neben der m.E. sehr ungeschickten Aufnahmetechnik, welche keinen schönen homogenen Klavierklang entstehen lässt, das für meine Ohren wenig klangsensible und etwas statische und vorsichtig einförmige Spiel. Wahrschweinlich ist aber alles, was Klang betrifft und mich nicht befriedigt, hier der Mikropositionierung zu "verdanken".

    Steen-Noklebergs 1993 und 1994 entstandenen Gesamtaufnahme (also ein paar Jahre nach Knardahl) macht ein völlig gegensätzlichen Eindruck. Der Klang des Klaviers ist sehr gut eingefangen - rund, sich frei entfaltend mit etwas Raumanteilen (LIndeman Hall an der Akademie in Oslo). Der Pianist stellt oft das Rhapsodische in den Vordergrund. Im Stil der Zeit Griegs wird agogisch frei interpretiert. Es gibt viel Rubato und niemals Starrheit im Rhythmus. Sogar in dem großartigen Trauermarsch (EG107) gibt es solche Bewegung. Das ist immer angemessen, geschmackvoll und nur selten vielleicht ein wenig maniriert. Es gibt keine Scheu vor der roßen Geste oder interpretatoriscen Feuer oder auch mal Vision (eben z.B. in EG107).

    Sten-Koklebergs Spiel ist ebenso mutig und kraftvoll wie auch lyrisch und auch mal kontemplativ. Immer spricht die Musik und der Pianist weiß was sie sagt. Natürlich gibt es auch andere Ansätze und Zugänge, was man im Vergleich bei den lyrischen Stücken (z.B. Gilels, Katin oder Goldenweiser) leicht hört. Aber wer hat sonst schon (überhaupt, geschweige denn angemessen) die ca. 70 Prozent der wenig bekannten Klaviermusik Griegs eingespielt? ... eben ... und genau hier gibt es so viel zu entdecken und sich neues zu erschließen.

    Das Booklet ist leider nur in englischer Sprache gehalten (deshalb hierfür nur vier Sterne), aber sehr informativ!
    Und ja - die öfters erwähnte Gestaltung mit den Landschaftsfotos (welche die Gemälde der Einzelausgaben ersetzen) ist zwar stereotyp, aber doch sehr gut und geschmackvoll umgesetzt.
    Ein Kommentar
    Anonym
    21.11.2022

    !

    Das ist eine richtig hilfreiche, tolle Kritik - Danke!
    Rudolf Kempe dirigiert Richard Strauss Rudolf Kempe dirigiert Richard Strauss (CD)
    13.06.2021
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    nochmals deutlich verbesserte Transfers!

    Heute möchte ich es ganz kurz halten. Kempes Strauss-Aufnahmen sind allesamt in Ihrer Art wohl für immer hörenswert, weshalb es ja schon so manche CD-Veröffentlichung deser EMI Aufnahmen gab. Zuerst die Boxen im Jewelcase, dann vor einigen Jahren die grüngraue Box mit dem Straußfoto auf dem Cover, welche schon eine Verbesserung gegenüber der ersten CD-Gesamtausgabe darstellte.

    Warner hat 2019 nochmals (in relativ kurzem Abstand nach der grüngrauen Box) nun diese hier besprochene Originalcover-Box mit dem Kempe Foto vorne drauf herausgebracht. ich dachte zuerst an eine Verkaufsstrategie, war dann aber doch neugierig und zudem liebe ich halt originale Plattencovers ...

    Was für eine positive Überrraschung: Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass nochmals solch ein deutlicher Qualitätssprung im Remastering von den per se wundervoll klingenden Bänder möglich sei. Man kann bei optimalem Remastering natürlich nicht die Originale "verbessern", aber das Optimale herausholen - und DAS ist hier rundherum gelungen! Wenn Sie die Kempe-Aufnahmen - egal in welcher Ausgabe - bereits besitzen. Greifen Sie dennoch unbedingt bei dieser preiswerten Ausgabe zu! Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Transferqualität nochmals getoppt werden wird ...

    Und: Wagen Sie unbedingt auch die RCA-Produktion der Alpensinfonie mit Kempe und dem RPO (bei Testament veröffentlicht)!
    3 Kommentare
    Anonym
    30.12.2021
    Es ist immer ein grosses Vergnügen, eine Besprechung von Herrn Wagner zu lesen, aber diese Rezension lässt mich etwas ratlos zurück, handelt es sich bei der aktuell besprochenen Ausgabe doch lediglich um die Wiederauflage der grüngrauen Box aus dem Jahr 2013 mit dem Strauss-Foto auf dem Cover. Zwar bekommt der zahlende Kunde jetzt das originale Plattencover als CD-Hülle mitgeliefert, aber wie kann die Ausgabe von 2019 noch eine weitere klangliche Verbesserung gegenüber der Gesamtausgabe von 2013 darstellen, wenn kein neues Remastering vorliegt? Oder verstehe ich da etwas falsch?
    Anonym
    24.08.2024
    Ich hatte ursprünglich die grüne Brillant Box der Kempe-Einspielungen. Als 2013 die remasterte Neuauflage von Warner Classics erschien,habe ich die grüne ersetzt. Alles klang frischer und differenzierter. Deutlich mehr Hörvergnügen für nur 20 € ! Ob die 2019er Ausgabe noch einmal überarbeitet worden ist, oder ob nur die Cover geändert wurden,weiß ich nicht.
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    21.03.2023

    Kommentar leider jetzt (21.3.2023) erst gelesen ...

    Zur (ratlosen) Frage bezüglich verbessertem Klang trotz alten(?) Remasterings: kann ich letztlich in keiner Weise beantworten - weder ob doch ein neues Remasteringnoch weshalb es sonst besser klingt. DEFINITIV kann ich aber sagen: Die Ausgabe von 2019 klingt mindestens eine Klasse (also DEUTLICH hörbar!) besser als die quasi identische Vorgängerausgabe. Das WARUM sollte dabei doch nicht wichtig sein, nur das REALE HÖRERGEBNIS :-) ... Joachim Wagner
    Quartetto Italiano - The Complete Warner Recordings "Prima la musica" Quartetto Italiano - The Complete Warner Recordings "Prima la musica" (CD)
    12.06.2021
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Warner kann auch gute Transfers - auch mit Art&Son :-)


    Das Quartetto Italiano kenne ich besonders durch Decca Aufnahmen von 1950. Die mir bist dato unbekannten EMI Aufnahmen (vertrieben durch Columbia) entstanden etwas früher und auch deutlich später in der Stereozeit bis 1959.

    Das Quartetto Italiano pflegte und kultivierte das Alte und das Neue, sowohl im stilistisch breit aufgestellten Repertoire als auch der Spielkutur. Es gibt eine sehr angenheme Synthese von Präzision und Sinn für Struktur mit Wärme und "Kammermusik-Feeling" in Klang und Zusammenspiel. ich weiß, dass das ein schwammiges Wort ist und kann nur darauf hoffen, dass Sie spüren können was ich damit meine... kraftvoll mit Klangsinn, auch mit Mut zu hell metallischen Tönen. Immer eine Einheit und traumwandlerisch erprobt.
    Besonders erfreulich finde ich das Repertoire, das neben Haydn, Mozart, Beethoven, Schumann und Brahms und den ebenso (mittlerweile) "Klassikern" Debussy, Ravel und Strawinsky auch selten zu hörende Komponisten einspielten. Damals sicher ein sehr mutiges Unterfangen: Prokofieff, Milhaud, Malipiero, aber auch "alte" Italiener wie Galuppi oder Vitali.

    Die Transfers stammen von Art&Son und machen (dennoch) (fast) keine Probleme. Ja - manche der CDs macht einen klanglich etwas rauhen und scharfen Eindruck (Nr.2+3), aber wer weiß wie die originalen Bänder heute klingen ... Jedenfalls: Keine der Aufnahmen ist "geschändet", alles klingt angemessen offen und natürlich. Klar können die Aufnahmen akustisch ihr Alter nicht verleugnen, sind aber allesamt von gut zu hören bis sehr gut! Besonders die Aufnahmen ab 1954 klingen für meine Ohren sehr ansprechend.

    Das Booklet ist etwas spärlich geraten, die Gestaltung mit originalen LP-Hüllen wieder einmal eine zusätzliche Bereicherung.
    Symphonie Nr.5 Symphonie Nr.5 (SACD)
    12.06.2021
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    deutlich teurer, aber auch noch besser


    Die wunderbare Sibelius Stereo Einspielung der 5ten und der Karelia Suite mit Gibson und dem LSO von 1959 war eine der äußerst gelungenen Co-Produktionen von RCA und Decca und wurde auch von Anfang an von beiden Labels vertrieben. Aufnahmetechnisch ein Traum bietet sie nach wie vor leicht der Jahrzehne später entstandenen ebenfalls hervorragenden Neuaufnahme (bei Chandos vertrieben) paroli.

    Gibson ist ein ausgewiesener Sibelius Dirigent. Jede seiner Aufnahmen ist hervorragend, auch die Tondichtungen. Ebenso ist die Arbeit der Orchester in allen Aufnahmen vorzüglich. Den Aufnahmen von Collins / LSO (Decca, klanglich hervorragendes mono) nicht unähnlich pflegt Gibson eine sehr klare Lesweise, was die allesamt englischen Orchester von Natur aus klanglich gut umsetzen können. Auch wenn es ein paar gute Fünfte gibt, diese hier sollte zumindest ein Sibelius-Verehrer unbedingt kennen! Sie macht auch neugierig auf mehr Gibson-Aufnahmen ...

    Deutlich teurer, aber noch einen Tick besser (silbriger, weicher und voller) ist die Living Stereo SACD (Analog Productions) im Vergleich zur auch schon sehr guten Decca Legends Ausgabe (ISBN 028946848821), welche minimal härter und stumpfer im Klangbilds ist. Mittlerweile sind beide Ausgaben angenähert teuer, sodass die Entscheidung für die (vom ersten Markt verschwundene und im Preis deutlich gestiegene) Decca nicht mehr so leicht fällt.
    Symphonie Nr.1 h-moll Symphonie Nr.1 h-moll (CD)
    12.06.2021
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Where no man has gone before ...

    Dieses bekannte Zitat aus Star Trek kommt mir im Nachspüren mancher Hörerlebnisse dieser hier rezensierten CPO-Aufnahme (2CDs) der h-moll Sinfonie von Wilhelm Furtwängler mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen unter Fawzi Haimor. Übrigens wurde diese erste der drei gezählten Sinfonien vom überaus selbstkritischen Komponisten zurückgezogen.

    Mit dem Zitat (in etwa: "wo noch kein Mensch zuvor gewesen ist") meine ich hier Empfindungen des Staunens, der Ergriffenheit im hörenden Erleben und einer quasi inneren Reinigung durch diese neuen inneren Erlebnisräume. Das vielleicht edelste Kriterium von "musikalischen Höhlenforschern" (Schönberg) ist und war in allen Zeiten die erweiternde Erschließung des klingenden Kosmos von Musik (und somit der Seele) durch "unerhört" neue Kompositionen - z.B. manche Madrigale Gesualdos, Bachs Johannes- und Matthäus-Passion, Beethovens Eroica, Schuberts Winterreise, Wagners Tristan, Bruckners Neunte, Mahlers Naturlaut und seine Synthese von Musikstilen, Schönbergs Pierrot Lunaire ...

    Unerhörtes bei Furtwängler?

    Provokanter weise erwähnte ich diese wichtigen Beispiele der Musikgeschichte, um auf die besonderen Momente in Werken Wilhelm Furtwänglers aufmerksam zu machen - z.B. in der hier besprochenen h-moll Sinfonie den verhauchenden Schluss des Kopfsatzes (Kontrabässe) oder den Höhepunkt der dritten letzten Steigerungswelle des Adagios mit Abbruch (ca. 2 Takte vor Ziffer 19 bis Ziffer 21, besonders Takt 209 und 210 - in dieser Aufnahme ca.14:25 bis 17:10). Solch einmalig magische Stellen (meist des Verklingens und inneren "Fern-Nachhörens") gibt es auch in der Zweiten am Ende des Kopfsatzes oder im Trio des Scherzos der Zweiten, oder besonders ergreifend auch in der Dritten am Schluss des Kopfsatzes. Ungehörtes und "ferner Planetenduft" ist ebenso im zweiten Satz der ersten Violinsonate oder bei einigen Stellen in allen Sätzen des Konzerts für Klavier und Orchester zu hören. Der emotional energetische Eindruck von Furtwänglers Musik "riecht" vielleicht nicht nach "Aufbruch" wie die Eroica oder die Mahler Erste, aber das tun m.E. auch Tristan oder die Bruckner Neunte nicht …

    Das Wesen von Furtwänglers Musik

    Furtwänglers Musik gehört zu der spät- bzw postromantischen Werken mit tragischen Inhalten wie Verlust, Scheitern, Untergang, Rückzug und Abschied oder zumindest eskapistische Herbstimmungen zuzurechnen - wie z.B. Brahms Klarinettenquintett oder Mahlers Lied von der Erde und Neunte oder Zemlinskys Lyrische Sinfonie oder Bergs Drei Orchesterstücke, die Altenberglieder oder Wozzeck oder Schostakowitschs Achte.

    Ich erwähne all diese berühmten Kompositionen der Musikgeschichte um neugierig zu machen und die konstante Qualität der Kompositionen Furtwänglers zu betonen, denn dieses Gefühlte und Gesagte tritt immer wieder in seinen Werken hervor - und auf diese Weise NUR in SEINEN Werken. Furtwängler hat seine Kompositionen und sein Komponieren ausdrücklich als "tragisch" bezeichnet. Zugespitzt gesagt: Er hat quasi den Inhalt seines Komponierens auch GELEBT. Dieser Seitengedanke führt noch weiter, worüber ich im nächsten Abschnitt mehr ausführe. Übrigens:

    Die Wirkung dieser von mir erwähnten Stellen in Furtwänglers Kompositionen erschließt sich aber nur durch den "Akt der Anstrengung und Zuwendung" des Komplett-Hörens durch den Zuhörer. Diese besonderen Stellen isoliert zu hören verfehlt völlig die Wirkung, welche über rein Musikalisches hinausgeht. Zu den letzten Punkten in den nächsten beiden Abschnitten einige "weiter" führende Gedanken:

    "Das ist gar keine Musik"

    Im (m.E. großartigen) Textheft von Eckardt van den Haagen erfährt man, dass der große Geiger und auch Komponist Joseph Joachim über ein frühes Streichquartett, das der jugendliche Furtwängler ihm (wohl am Klavier) vorspielte, gesagt haben soll "das ist ja Unsinn, gar keine Musik". In gewisser Weise ist diese Aussage - bezogen auf alle (zumindest reifen) Kompositionen Furtwänglers - gar nicht so abwegig, wenn wohl auch auf andere Weise überlegenswert als von Joachim gemeint. Analog dazu kann man auch das Textheft der CPO-Produktion von van Haagen lesen ohne die Musik zu hören (oder zu kennen) und ebenso berechtigt sagen, dass das ja gar kein Text zu dem Werk ist und dass man in den Ausführungen (fast) nichts über die Musik erfährt. Furtwänglers Musik und van Haagens Gedanken zu Furtwängler handeln beide von LIEBE - bei Furtwängler im Prozess des Komponierens und der Interaktion des Annehmens der Musik durch den Zuhörer (zu dem prinzipiellen Thema werden auch Worte von Furtwängler zitiert) und bezüglich des Texthefts ist das nicht Sagbare explizit "angesprochen".

    Absolute Musik - und absolute Einheit?

    Musik hat schon immer darauf abgezielt, den Menschen, sich selbst als Ganzes zu be- und ergreifen, Verbindung zu erfahren. Das war wohl das Ziel vom ersten gesungenen Ton ... Wirklich konkret und bewusst ist das z.B. in Beethovens Eroica erlebbar, die schon im Mahlerschen Sinne ein "tönendes Universum" ist. Komponierte Assoziationen (der Trauermarsch per se und dort das Erleben der Gemeinschaft und des einzelnen Menschen, im Finale die Prometheus-Variationen) - Musik unter Verwendung von Außermusikalischem und zum Nachdenken / Nachspüren über sich selbst. Zudem eine zutiefst politische, weil Ethik reflektierende Sinfonie. Bei Mahler ist es die Gebrochenheit der menschlichen Existenz in der Welt, inneren abgetrennt-sein-Gefühls und das Begreifen des Daseins, der Natur und somit die Sinnsuche mit den Mitteln von diversesten assoziativen und gedanklich literarisch reflektierten Versatzstücken.

    Eindeutig Musik des 20ten Jahrhunderts ...

    Bei Furtwängler ist es vielleicht von vorne herein (wie eine Fortführung des Liedes von der Erde und der Neunten, oder der "tragischen" Sechsten von Mahler) auskomponierte tragische Akzeptanz des Scheiterns. Die Mittel sind die AUSSAGEN der Bausteine der vorausgegangenen Komponisten (Bach, Beethoven, Brahms, Wagner, Bruckner, Mahler), welche durch die Verpflanzung in einen anderen Kontext - ähnlich wie bei Mahler und doch ganz anders - eine völlig andere und oft tragisch isolierte Bedeutung bekommen: Der (Bachsche) Choral tröstet nicht mehr wirklich, die (Beethovensche) formale Strenge gibt keinen Halt mehr, die (Wagnersche) Meistersinger-Beschaulichkeit ist zur eskapistischen Resignation geworden, die (Brahmssche) organische Entwicklung ufert aus, die (Brucknersche) große Vision ist fraglich (ein Sehnsuchtsgefühl, mit dem das NS-Regime so perfide spielte), die (Mahlersche) Sinnsuche hat ihre Unschuld verloren.

    Verlorene Unschuld - so wie Furtwängler sie wohl immer wieder erlebt hat: im Fall Hindemith mit Göbbels, in seinen innen Zerrissenheiten und Zwängen (Komponist oder Dirigent, Stand im NS-Regime), nach dem Krieg mit der Entnazifizierung ... Somit ist Furtwänglers Musik eindeutig zutiefst im 20ten Jahrhundert verwurzelt - und zwar in den schwärzesten und schmerzlichsten Aspekten.

    ... und somit eine visionäre Anregung ...

    Furtwänglers Musik und auch seine Person sind wohl auch deshalb so umstritten und rufen beim "kritischen" Hörer, Rezensenten und Bildungsbürger schnell heftige Resonanzen hervor, weil Furtwängler sowohl als Mensch als auch als Komponist stark das menschlich Unvollkommene, Gespaltene, in der Endlichkeit Unerlöste und Widersprüchliche verkörpert und somit auch beim Menschen gegenüber (Hörer) diese Aspekte anspricht - und DAS ist eine Tragik, Belastung und immer noch zeitnahe Hypothek, die für jeden Menschen schwer zu (er)tragen ist. Bei sich selbst und im Spiegel durch die mittels Musik (wahrlich "peinlich") ausgebreitete Seele eines anderen …

    Eckardt van den Hoogen spricht (als anscheinend Furtwänglers Musik Liebender!) im Begleitheft offen das Thema Liebe an und zitiert auch Furtwängler selbst: "Auf das Kunstwerk (und ich sage erweiternd: auch auf jeden Menschen!) muss man sich einstellen, d.h. es ist eine geschlossene Welt, eine Welt für sich. Dies Sicheinstellen heißt Liebe. Sie ist das Gegenteil von Abschätzen und Vergleichen. Sie sieht das Unvergleichbare, Einzigartige ... "

    Das ist das, was Jesus uns vorgelebt hat. Vielleicht können wir es immer wieder versuchen und doch das tragische Scheitern daran ebenfalls immer wieder liebend und somit in Frieden bei uns selbst mit uns selbst und bei dem anderen Menschen gegenüber an-erkennen … "An-erkennen, was ist" (Bert Hellinger) …

    - - - - - - - - - - -

    Die zwei Vorläufer-Aufnahmen der h-moll Sinfonie

    Die h-moll Sinfonie ist meines Wissens bis jetzt dreimal aufgenommen worden: Die Ersteinspielung (1989) von Alfred Walter ist als Pioniertat und Ausrufezeichen zu sehen. Die Quellenlage ist leider nicht erwähnt, das Dirigat bei allem Herzblut teilweise etwas fahrig, das Orchester - vielleicht wegen des sperrigem unbekannten Stück und geringer Probenzeit - stellenweise überfordert und die Aufnahmetechnik erscheint pauschal etwas hallig mit verwischten Details im Forte. Im Adagio tiefer empfunden umgesetzt als bei Albrecht.

    In der zweiten Aufnahme (2000) mit George Alexander Albrecht präsentierte dieser seine eigene sorgsam edierte Partiturausgabe und wirkt insgesamt deutlich schlüssiger als die Walter-Aufnahme. Aber auch in dieser zweiten Einspielung kommt das Orchester deutlich an seine Grenzen (z.B. tiefes Blech), klingt etwas schmalbrüstig (bzw. klein) und der Aufnahmeklang ist nicht optimal: Ein bei gutem Detailreichtum eher weißer, enger und topfiger Klang lässt das sehr gut und warm orchestrierte Werk immer noch spröde klingen. Wirklich "angekommen" ist der sinfonische Koloss erst jetzt in der dritten Einspielung!

    Der Dirgent, das Orchester und die Aufnahmequalität

    Die Württembergischen Philharmonie Reutlingen unter Fawzi Haimor und auch das Aufnahmeteam von CPO haben nun 2019 eine eindeutige Referenzaufnahme (nicht nur im Vergleich mit den suboptimalen Vorgängereinspielungen) zustande gebracht.
    Der Dirigent führt das in allen Registern glänzend disponierte Orchester ohne aufgesetzte Balance- oder Tempoeffekte, aufmerksam und mit untrüglichem Gespür für Furtwänglers "Ton" und Aussage durch diese äußerst anspruchsvolle Sinfonie, welche er auch in allen Einzelheiten völlig verinnerlicht hat. So werden die zum Teil haarsträubenden Melodielinien, Querständen und Modulationen (z.B. in der Coda des Finales) klar, überzeugend, ohne Hektik und klanglich edel und mächtig (besonders Lob dem ganzen und im Besonderen dem tiefen Blech!) ausgeführt. Die Streicher wissen um den wichtigen Schmelz und das Holz klingt nie unedel oder scharf und dort solistisch, wo es sein soll. Eine Fülle an sinnvollen harmonischen, rhythmischen und figurativen Details ist wirklich zu hören - und nicht nur als unsauberes ungelenkes Beiwerk ... Das Orchester gelingt in einer dem gigantischen Werk angemessenen "Größe" des Klangs (auch und besonders durch die genaue Ausführung der angegebenen Dynamik!), es gibt nichts über das man "hinweghören" muss. Bei aller instrumentaler Stärke und Raffinesse des Klangkörpers: Ohne das Ohr, die Probenarbeit und das tiefe Verständnis von Fawzi Haimor wäre wohl dieses Ergebnis nicht zustande gekommen!

    Die Tontechnik von CPO schafft ein - für dieses Label bei großen Orchesteraufnahmen typisches - leicht verhangenes Klangbild (etwas matt, der typisch "CPO-Nebel") bei mittlerer Entfernung (terminus technicus). Die instrumentale Balance (mit kleinen Ausnahmen, z.B. einer generell etwas zu dominanten große Trommel, besonders im piano im Adagio von Takt 180 bis 187 - hier um Min.14) ist gut gelungen, der Detailreichtum ausreichend und die Farbigkeit der Instrumente gut. Für meine Ohren haben die CPO Aufnahmen (wahrscheinlich durch Zurücknahme bzw. Modifikationen von Anteilen von höheren Frequenzen) zumeist eine gewisse akustische Enge oder "Eingesperrtheit", worauf man sich aber einhören kann.

    Zur Edition

    Die Aufnahme scheint sich - nach einem ersten flüchtigen Mitlesen beurteilt - sehr genau an die von George Alexander Albrecht herausgegebene Partitur zu halten. Bei Furtwängler ist übrigens das häufige Mitlesen und Notizenmachen in den Partituren unglaublich fördernd für das Verständnis der überaus komplexen Kompositionen, welche dennoch thematisch sehr konzentriert, dicht und ähnlich wie bei Brahms "organisch" aufeinander bezogen gebaut sind.

    Ich hoffe sehr, dass von den reifen Werken auch die beiden anderen Sinfonien Furtwänglers (e-moll und cis-moll) und vielleicht auch das Symphonische Konzert für Klavier und Orchester (h-moll) in dieser Besetzung produziert werden. Da in der Kammermusik ja die beiden Violinsonaten bei CPO schon erschienen sind, fehlte dann noch das Klavierquintett C-Dur.

    Fazit: Ein unbedingte Kaufempfehlung für alle Musikfreunde, die ihre "Liebensfähigkeit" anregen möchten :-)

    Ach ja: Diese Rezensionen wird vielen Lesern wohl nicht gefallen. Das ist mir schon klar ;-)
    12 Kommentare
    Anonym
    14.06.2021

    Die Musik ist es!

    Hallo Herr Wagner,

    immer weiter könnten wir unseren Disput treiben, wozu ich aber nunmehr keine Lust habe.
    Doch die eine Frage beantworte ich Ihnen. Wieso ich Rezensionen schreibe?
    Weil ich Musik liebe und zumeist nicht die hochtrabenden Gedankegänge ihrer "Deuter". Picasso hat einmal sinngemäß gesagt, wer seine Bilder interpretiere, habe nichts verstanden. Soweit gehe ich nicht. Aber wenn Sie meine Rezensionen lesen, werden Sie immer Aussagen zur Musik finden, zur Qualität und Interpretation. Methaphysische oder esotherische oder sonstige Abgründe interessieren mich da wenig. Zum Text im Beiheft äußere ich mich auch nur, wenn es Fehler gibt, wenn was fehlt (z.B Libretti) oder wenn er kaum verständlich formuliert (Sprache - nicht Inhalt) ist. So werde ich es zum Vorteil der cpo-Kunden auch weiterhin halten-
    Anonym
    08.06.2021

    Zu JAW-Records

    Da haben Sie sich ja soviel Mühe mit Ihrer Entgegnung gegeben, dass sie Hoogens Kommentar-Umfang nacheifern. Leider auch seiner "Verschwurbelung". Natürlich erreichen Sie Hoogens Niveau in dieser Beziehung nicht ganz. Das ist gut so, weil ich Ihre Meinung zumeist sogar teile. Nur: Sie haben in meiner Rezension etwas missverstanden. Ich habe mit dem - zugegeben - etwas knuffigen Wort "verschwurbeln" hauptsächlich die sprachliche Ebene gemeint. Inhaltlich kann ja jeder seine eigene Meinung haben und behalten. Natürlich auch Herr van der Hoogen. Nur: Wenn man sie denn vor dem Leser ausbreiten will, sollte man sie auch verstehen können. Und da ist das Problem: Es gibt eben auch Käufer dieser CD, die es einfach mangels Bildungschancen schwer haben, die Sprache des Herrn Hoogen zu verstehen. Und wenn man seine Gedanken in einer "elitären" Sprache verpackt, so nenne ich das "verschwurbelt". Oder kurz gesagt: Hoogens Sprache und Text sind genauso schwierig wie Furtwänglers Musik. Das passt! Sie werden mir sicherlich nicht zustimmen. Doch damit kann ich gut leben.
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    09.06.2021
    Danke für ihre Gedanken, Herr Meiernberg. SOVIEL Mühe habe ich mir übrigens gar nicht gemacht, denn der "Hang zur Genauigkeit in Unsagbarem" ist bei mir eher eine Manie *g* ... Äh - was ist ein "knuffiges Wort"? Schon gut, ich glaube ich erahne es ... aber eben genauso ist das mit der Sprache: Sie sagen "verschwurbelt" (womit ich im Grunde ebensowenig anfangen kann) und benutzen dann "knuffig". Halt so, wie jeder es sozialisiert hat, Sprache zu verstehen und wozu er sich gehörig fühlt. Mir ist es abhanden gekommen, für alle verständlich sein zu wollen.

    Van den Hoogens Schreibstil richtet sich meiner Wahrnehmung nach sehr an den FAZ-, SZ- oder WELT-Leser, ist also ziemlich "feuilletonistisch" (und was ist das wieder?) und wird von dieser Klientel sicherlich leicht zu lesen sein (was ja per se noch nichts mit Verständnis zu tun hat). Ich lese niemals Zeitung oder Feuilletons, aber auch als "ganzheitlichen Esotheriker" (als den man mich bezeichnen könnte) kann ich viel aus dem Text ziehen - auf MEINE (eben ganzheitliche) Weise.

    Ich sehe - vergleichbar der Homöopathie und Sprache - die Musik immer mehr als ein "Transportmittel", denn letztlich dreht es sich meiner Meinung nach IN ALLEM um das eigene Leben und Bewusstsein und Erkenntnis. Egal ob man das erkennt oder sich dessen bewusst ist. Das Potenzial ist angelegt und jeder nützt es sich selbnst gemäß ... Das mag Ihnen jetzt äußerst schwammig, theoretisch oder allgemeinplätzig erscheinen, aber ich kann es momentan nicht tiefer und angemessener ausdrücken.
    Goethe hat das so ausgedrückt: "Alles, was geschieht, ist Symbol, und indem es vollkommen sich selbst darstellt, deutet es auf das übrige".

    Wer hört (Furtwänglers) Musik? Derjenige, der für sich selbst Lust, Freude, Phantasie, Anregung, Attraktivität, auch körperliche Empfindung und Aktivität gewinnt und Liebe zur Musik entwickelt - und sein Seelenleben reflektiert (sieht). Das WAS und WIE und auch das WARUM ist dabei wohl bei jedem Menschen anders. Und das Phänomen Musikhören spielt sich wohl immer auf mehreren (letztlich wohl allen) Ebenen ab: Physis (Quelle: Klang, Rhythmus, Intonation - für Tonträger auch Aufnahmetechnik), Emotion, Seele und Geist. Klar sprich jede Musik auf seine Weise die eine oder andere Ebene mehr oder weniger an.

    Sie schrieben "van der Hoogens Sprache sei ebenso schwierig wie Furtwänglers Musik" - und: "ich würde ihnen da bestimmt nicht zustimmen". Aber in meinen Betrachtungen über die CD habe ich ja genau DAS geschrieben. Ich habe nur das Wort "schwierig" nicht verwendet - weil das, was für den einen schwirieg ist, ist für den anderen leicht oder besser: normales (tausendfach) täglich Brot im Erleben, Empfinden und der Reflexion des Lebens. Der BEZUG von CD-Text zur Musik auf eine bestimmten Ebene der Betrachtung ist aber da denke ich ...
    Ich verstehe die sogenannte Romantik als Seelen und Geisteswelt aber so, dass sie ohne die Thematisierung dessen, was Sie als "schwierig" bezeichnen, gar nicht existieren könnte.

    Nun habe ich mit tatsächlich etwas Mühe gegeben *b* - Joachim Wagner
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    09.06.2021

    elitär

    ... noch ein kleiner Nachtrag, damit es kein Missverständnis gibt: Zum Gedanken ELITÄR verstehe ich Sie vollkommen. So wie Sie es darstellen, stimme ich Ihnen auch vollkommen zu! Nur ich selbst nehme den Text halt nicht so wahr. Für mich dreht es sich dabei nicht um Intellekt und sollte sich auch zumindest nicht nur um Informationen drehen, sondern stark um die Weisheit im Menschlichen und Gedanken darüber, warum Furtwänglers Musik eben (in ihren Worten gesprochen) "elitär" - ich würde, wenn schon, eher sagen "esoterisch" - ist und wohl auch immer bleiben wird. Die Gründe dafür - fernab des Hörens - sind wohl nur auf Umwegen überhaupt erahnbar, und das hat m.E. van der Hoogen versucht. Klar wird nur der mit dem Text etwas anfangen können, der sich schon länger oder lange mit Furtwängler (als Komponist) beschäftigt hat. Der Neuling kann ja auch einfach mal nur HÖREN und sich selbst ohne Intellekt auf alles Einlassen und berühren lassen. Auch ich habe auf diese Weise die Musik nach anfänglicher teilweiser(!) Faszination durch viel Arbeit lieben und dann vieleicht auch zunehmend begreifen gelernt (vor 40 Jahren die Zweite und dann das Adagio aus dem h-moll Konzert - beides mit Fu selbst).
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    14.06.2021

    ELITE und ILLUSION

    Lieber Herr Meiernberg,

    Ihre Ausführungen zum Begriff ELITÄR habe ich verstanden und stimme Ihnen vollkommen zu. Nur in einem Punkt sehe ich es doch etwas anders: Herr van der Hoogen versucht meinem Gefühl nach eine INNENSICHT (und da wäre wieder das Wort ESOTERISCH), welche zwar sicher nur für sehr wenige ansprechend und für noch weniger verständlich ist, das hat aber nichts mit elitär zu tun. Jeder mensch kann sich darum bemühen einen schritt über das "Vergegebene" hinaus zu kommen. Letztlich weiß ich es natürlich nicht, aber ich vermute immer erst mal das "beste". Da müssten wir ihn schon letztlich selbst fragen - wäre doch mal spannend.

    Sicher ist Furtwängler in seinem Vorhaben "groß" für alle Menschen, welche von Musik berührt sind, zu schreiben. das sehe ich genauso - auch in seiner Absicht. Gescheitert istz vielelcht niocht das rechte Wortt: Es war eine ILLUSION genauso wie die von Schönberg, der meinte, dass man in 50 Jahren Zwölftonreihen auf der Straße pfeift.

    Ich habe nur recht viele Ihrer Rezensionen gelesen. Etwa ein Fünftel dieser CDs (sind ja bis auf zwei ALLE CPO-Produktionen!) besitze ich selbst und viele davon schätze ich auch sehr. Ihre Rezensionen machen oft neugierig und das ist ja der schönste Lohn einer Besprechung. Mnachmal ists mir beim lesen etwas zu pauschal und manchmal zu persönlich wertend. Aber das ist immer das Risko beim Besprechen.

    Ich selbst pflege ja meist - über den höffentlich vorhandenen Aspekt der Begeisterung hinaus - einen anderen Ansatz. Ich möchte dem Leser Vergleiche geben, das diskografische Umfeld aufzeigen und ganz besonders konkrete Hinweise über Phänomene des Klangs und Aufnahme ansprechen. Da ich ja sehr viel Masterings von analogen Aufnahmen bespreche, liegt zudem oft das Hauptaugenmerk auf der Qualität des Masterings und auf Empfehlungen bestmöglichster Transfers.

    Ich selbst sehe mich als "professionellen Musikliebhaber". Diesen Ausdruck hat ein Schulfreund (Musiker) vor ein paar Jahren für mich geprägt und ich finde ihn extrem zutreffend. Von meinen aktiven musikalischen Tätigkeiten hat mir das Dirgieren und dann - etwas darunter - das Produzieren von CDs und (wozu ich vor etwa fünf Jahren kam) das Erstellen von LP-to-CD Transfers seltener oder bisher nicht oder nur unzureichend erschienener älterer Aufnahmen am meisten Freude bereitet.

    Soviel mal zu meiner eigenen Vita.
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    27.06.2021

    Kommunikation

    mein erster Kommentar "REDAKTIONELL VERUNKLART" hat sich längst erübrigt, aber mir gelingt es nicht, den Beitrag zu löschen. Ach ja - und die "Daumen-Runter-Bewerter" könnten uzuimindet soviel Arbeit aufbringen, ein paar Worte zur Begründung zu schreiben. So nimmt es einem nur jegliche Lust, eine seriöse und ausführliche und persönliche Rezension zu schreiben ...
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    07.06.2021

    redaktionell verunklart

    leider wurden von JPC redaktionell fast alle Satzzeichen (und es waren sehr viele!) meiner langen Besprechung (Anführungsstriche, Bindestriche, Punkt Punkt Punkt usw. entfernt). Ich weiß, dass mein Text schon in originaler Gestalt nicht einfach zu verstehen ist, besonders da er weit über eine normale Besprechung hinausgeht. Das radikale Entfernen von Satzzeichen macht das Verständnis sicher nicht leichter. ich hoffe dennoch, dass das Wesentliche des vielschichtigen Inhalts als Anregung rüber kommt. Joachim Wagner
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    11.06.2021

    Ungenauigkeiten und Unverständnis

    Hallo Herr Meiernberg,

    schön, dass Sie es doch noch verstanden haben. Natürlich kann man hier selbst fabrizierten Unsinn auch löschen, was ich aus eigener Erfahrung weiß *g* ... übrigens drehte es sich in der Anmerkung (heißt hier bei JPC "Kommentar") nicht um einen KOMMENTAR (als was ja die Reaktionen auf die Rezensionen sind), sondern um meine eigene REZENSION (haben Sie diese gelesen???) ...

    Ansonsten keine Reaktion auf meine Gedanken? Sollte ich doch einen zu hohen Intelligenzquotienten haben? Dann stelle ich mal eine provokante, aber ernst gemeinte neugierige Frage anhand einer Wahrnehmung, die sich nicht nur auf Sie bezieht:

    Weshalb schreibt jemand eine Rezension über etwas, das er nicht wirklich versteht?

    Beispiele: Letzthin habe ich eine Ein-Stern-Rezension gelesen - einziger Text: "Habe es für meinen Vater gekauft und kann damit gar nichts anfangen" ...
    Oder noch schlimmer: soeben läuft in der SWR2 Musikstunde "unbekannte Komponisten" und der Redakteur sagt ganz offen, dass er die meisten Komponisten erst bei der Zusammenstellung für die Sendung entdeckt hat(!!!). Unfassbar, dann darüber eine Sendung zu machen, bei der Hörer tieferen Einblick gewinnen möchten. Dreht es sich nur noch um das Sich-selbst-Produzieren und die Zeit (und die Zeilen) füllen? Bevor Sie mir den Spiegel vorhalten ein Satz zu meiner Motivation: Die besteht AUSSCHLIESSLICH in ERKENNTBIS DURCH AUSTAUSCH. NUr aus diesem Grund schreibe ich (mit?) Ihnen.

    Also: Warum eine Rezension über etwas schreiben, womit man sich nicht lange ernsthaft beschäftigt hat oder was man selbst nicht tatsächlich verinnerlicht hat?

    Offen gesagt fand ich in ihrer Rezension nur einen einzigen konkreten Satz - den mit den Tempi: Ich weiß natürlich nicht, ob Sie die Zeiten bei Walter und Albrecht nur gelesen haben oder ob Sie diese Aufnahmen auch KENNEN. Natürlich kann man mit Erfahrung und Begrifflichkeiten auch geschickt über etwas schreiben, das man nicht wirklich kennt. Aber ist es nicht so, dass das öffentlich Geschriebene so "gereift" sein sollte, dass der Schreiber es dem Betroffenen auch mit gutem Gefühl ins Gesicht sagen könnte?

    Ich denke z.B. da an "sicher nicht die erste Wahl" und "noch etwas mehr Kraft" ... wo KONKRET leidet im Forte die Balance, wo klingt etwas unschön oder zu leise? Zumindest EIN Beleg wäre hilfreich gewesen ... Wären die Berliner Philharmoniker (Furtwänglers Orchester) mit Barenboim (ein Bewunderer des Komponisten Furtwängler) eine "bessere Wahl"? Oder sind die Berliner gegenüber dem Concergebouw oder LSO oder gar den großen Amerikanischen Orchestern gegenüber nicht doch zu ungenügend (Balance, Intonation, Durchsichtigkeit, solistische Stabilität) für Furtwänglers extrem komplexe Orchestertextur? Sie sehen, dass ich nicht viel von pauschalen "Vergleichen" halte. Ziehen wir für derartige Vergleiche konkret die Partitur heran, beschränken wir uns in diesen Punkten aufs Physikalische (aus dem Musik körperlich ja besteht) ...
    Ich wüsste auch nicht, wie man duch "Nachhören" (HÖREN natürlich) oder "Pause machen" und "Verschnaufen" zu Verständnis oder Liebe zu dieser Musik kommen könnte. Für mich spricht da jemand, der im Grunde nichts mit anfangen kann. dazu passen auch viele andere Sub-Botschaften wie "Brocken", "Querungen und Sperrungen" (hä?) "Kraftanstrengung", "Koloss zum Durchbruch verhelfen" (weshalb???), "gut gemacht" (Bewerbungsgespräch "hat sich bemüht"), "Großtat". NICHTS davon würde MICH anziehen ...

    Und - warum schielt der Blick immer auf die "Allgemeinheit" oder das "Allgemeingültige"? KEIN Rezensent vertritt die Allgemeinheit. "Weniger wäre mehr gewesen", "intellektuell" und "durchgekämpft". Hier bemühen Sie selbst diesen feuillietonistischen Stil, in dem die Schreiber oftmal leider vergessen, dass sie selbst als Individuum an andere Individuen schreiben.

    Mein subjektiver Eindruck: wenn ich als in Sachen Furtwängler unbedarfter auf Musik neugieriger Hörer Ihre Rezension lese, dann habe ich den Eindruck "schwierige anstrengende Musik, die Orchesterwahl könnte zudem besser sein, das Textheft ist abgehoben unverständlich - nur Fleißpunkte für die Anstengung und die Aufnahmetechnik".

    Wenn ich (durch Hinweise anderer oder Seklbsterkenntnis) feststelle, dass ich eine Rezension geschrieben habe, die nicht fundiert oder zu pauschal ist, dann lösche ich diese hoffentlich. Soll halt eine Anregung sein, denn bestimmte Aspekte seht man selbst nicht - und diese können auch zudem dann noch unangenehm sein.

    mit neugierigen Grüßen - Joachim Wagner
    seggie
    25.04.2022

    Weiter so!

    Nun habe ich mir zwar nicht den ganzen Text durchgelesen, habe aber trotzdem hilfreiche Informationen erhalten! So z.B. die Vergleiche mit den Vorgängeraufnahmen.
    Bitte lassen Sie sich beide (!) nicht durch "Daumen-Runter-Bewerter" von weiteren Rezensionen abhalten. Viele vergeben für eine Aufnahme nur einen Stern und begründen das nicht einmal. Vielleicht hat es nur am Postboten gelegen, der die bestellte CD drei Tage zu spät geliefert hat. Wer weiß? Oder war die CD-Hülle beschädigt? Auch möglich.
    Mit solchen „Rezensionen“ kann man nichts anfangen! Ich habe deshalb auch schon JPC den Vorschlag gemacht, unbegründete Bewertungen nicht mehr zuzulassen. Leider ohne Erfolg.
    Umso mehr freue ich mich jedes Mal, wenn Sie (oder Herr Meiernberg, oder andere) sich die Mühe machen, hier ausführlich über Werk und Aufnahme zu schreiben.
    Bitte weiter so!
    meiernberg Top 10 Rezensent
    11.06.2021

    Zu JAW-Records

    Lieber Herr Wagner,
    doch noch eine Anmerkung zum Wort "elitär". Das meint "Elite", bessere, fähigere Leute mit besonderen Vorrechten u.a.m.
    Ich glaube nicht, dass Furtwängler Musik für "Eliten" schreiben wollte. Er hat es nur nicht fertig bekommen, Musik "für das breite Volk" zu schreiben, was er sicherlich gerne gesehen hätte, wäre es ihm gelungen. Furtwängler selbst sah das wohl auch so. Von daher unterscheidet sich die Musik zum Hoogen-Text. Herr van der Hoogen wäre sicherlich in der Lage gewesen, einen Text zu verfassen, der der breiten Leserschaft verständlich ist. Aber das wollte er wohl gar nicht. Ich bedauere, dass cpo ihm dies hat durchgehen lassen. Denn da sollen ja wohl auch die Verkaufszahlen stimmen. Nicht nur bei den Eliten!
    meiernberg Top 10 Rezensent
    10.06.2021

    Zu Joachim Wagner

    Alles klar. Habe ich verwechselt. Gemeint war Ihr Kommentar an dieser Stelle, nicht der im cpo-Booklet. Pardon!
    meiernberg Top 10 Rezensent
    10.06.2021

    Zu Wagner "Redaktionell verunklart"

    Hallo Herr Wagner,
    spielen wir im gleichen Film?
    Der Kommentar im Booklet zu cpos Furtwängler Ersten stammt doch von Herrn van der Hoogen. Oder ist der etwa von Ihnen, wie Ihr Kommentar glauben macht?
    Symphonie Nr. 5 (arrangiert für Kammerensemble von Klaus Simon) Symphonie Nr. 5 (arrangiert für Kammerensemble von Klaus Simon) (CD)
    12.06.2021
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Noch dieseits der Grenze der Sinnhaftigkeit


    Die Fünfte ist vielleicht nicht diejenige Sinfonie Mahlers, die im Sinne des Konzepts der Orchesterreduktion (nach dem Vorbild von Schönbergs Konzept des "Verein für Privataufführungen") zur "Verkleinerung im Gewand" am besten geeignet ist. Bekanntlich hat Mahler ja selbst lange mit der Orchestrierung gerungen, weil ihm hier eine massive Besetzung (anfangs zu überladen geraten) doch wichtig war.

    In der hier besprochenen Aufnahme mit dem Leiter und auch Arrangeur der Fünften Klaus Simon schlägt sich die Holst-Sinfonietta wacker. Auch technisch ist die Aufnahme gut gelungen. Die Aufmachung und das Booklet (sehr lesenswert) sind samt Gestaltung (Fotos) beeindruckend. Warum bin ich nun von der Aufnahme nicht begeistert?
    Das mag an einer zeitweisen Überrepräsentation des Klaviers liegen, welche meine orchestrale Phantasie stört. Und an der doch insgesamt eher braven Ausführung bei der oft der Funke nicht auf mich überspringt. oder auch an dem eher trockenen Klangbild, dass aus dem Adagietto doch ein Klavierquintett macht ... Manches zerfällt doch stark - z.B. im zweiten Satz oder in den Teilen des Scherzos, in dem mir etwas der Zug fehlt. Sehr schön stimmig, ausgewogen und spielfreudig finde ich allerdings das heikle Finale gelungen.

    Insgesamt gesehen ist M.E. die anders instrumentierte Fassung des Nathalia Ensembles (und auch die spannender-vitalere Aufnahme, die wegen der Spiellaune und Klangkultur Freude macht) stimmiger gelungen als das Arrangement von Simon. Das Orchestrale wird trotz der kleinen Besetzung noch gut transportiert ("orchestraler" gespielt als von der "Holst-Sinfonietta"), auch im ersten und besonders heiklen zweiten Satz. Natürlich fehlen z.B. im zweiten Satz dann doch stark manche Farben (fehlende Balance in der Tiefe!) und somit für das Ohr wichtige harmonische Stimmen - z.B. im Choral.

    Offen gesagt sehe ich bei der Fünften die Sinnhaftigkeit der Bearbeitung per se schon als Geschmackssache an ...

    Noch ein paar Tipps bezüglich Mahler-Arrangements:

    Ich bin sehr von der Mahler 4ten in dem Reduktions-Arrangement von Klaus Simon in der Aufnahme mit Contratto angetan - auch als Alternative zu dem ebenfalls ausgezeichnetem alten Arrangement von Erwin Stein (1921). Stein kannte noch keinen Dennis Brain, sonst hätte er vielleicht die Besetzung mit Horn gewagt, aber auch diese noch schlichtere Variante ohne Fagott und Horn gibt dieser Sinfonie eine noch strukturellere Erscheinung und Zeichnung der thematischen Arbeit. Klaus Simons Version mit zusätzlichem Horn und Fagott lässt mehr die originale volle Orchesterfassung Mahlers erinnern. Beide Fassungen haben einen starken Reiz, beide Reduktionen sind eine klare Bereicherung des Repertoires.

    Ebenso ist eine Reduktion des Lied von der Erde (Schönberg/Riehn) wegen der großenteils starken Intimität stimmig. Auch die Neunte (Simon - aber nur in der RCO Chamber Orchestra Aufnahmewegen der phantastischen Musiker!) und die Zehnte (Castelletti, nochmals bearbeitet von Sturgards in dessen Aufnahme) haben ihre starke Momente.

    Die Sechste ist in der Klavierfassung von Zemlinsky durchaus hörendwert (habe bei YouTube die Simon-Fassung gehört), ebenso die Siebte in der Klavierfassung von Casella (im Gegensatz zur Stangel Taschenphilharmonie-Aufnahme, die einfach für meine Empfinden und Ohr zu mangelhaft ist). Extravagant aber im persönlichen Ton überzeugend ist die Solo-Klavier Fassung von Lühl...

    In der ersten Sinfonie funktioniert diese Reduktion allerdings m.E. nicht so gut. Das liegt wohl hautsächlich an dem völlig anderen und viel stärker auf Raumwirkungen und Farben und Klanggröße ausgelegtem Konzept dieser phantastischen und jugendlich-himmelsstürmerischen Sinfonie.
    Symphonie Nr. 4 (Bearbeitung für Kammerensemble) Symphonie Nr. 4 (Bearbeitung für Kammerensemble) (CD)
    12.06.2021
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    eine echte Bereicherung des Repertoires von Mahler und Schnabel!

    Ich bin sehr von dieser Mahler 4ten in dem Reduktions-Arrangement von Klaus Simon in der Aufnahme mit Contratto angetan - auch als Alternative zu dem ebenfalls ausgezeichnetem alten Arrangement von Erwin Stein (1921). Stein kannte noch keinen Dennis Brain, sonst hätte er vielleicht die Besetzung mit Horn gewagt, aber auch diese noch schlichtere Variante ohne Fagott und Horn gibt dieser Sinfonie eine noch strukturellere Erscheinung und Zeichnung der thematischen Arbeit. Klaus Simons Version mit zusätzlichem Horn und Fagott lässt mehr die originale volle Orchesterfassung Mahlers erinnern. Beide Fassungen haben einen starken Reiz, beide Reduktionen sind eine klare Bereicherung des Repertoires.

    Das MythenEnsembleOrchestra unter der Leitung von Graziella Contratto spielt sehr gekonnt "orchestral", was in solch einer Kammermusikfassung von jedem(!() Spieler höchstes Bewusstsein für die originale Musik erfordert. Die Krone setzt diesbezüglich das RCO Chamber Orchestra in der Mahler Neunten (Arr. Simon) auf ... Die Sopranistin Rachel Harnisch steuert souverän und tief empfunden den so heiklen Gesangspart im letzten Satz der Vierten bei.

    Ein große Überraschung waren für mich die Arrangements der Lieder von Schnabel durch die Dirigentin Contratto und die superb ausgelotete stimmungsvolle Aufführung! Nun sind die Lieder selbst schon wunderbar (und leider ziemlich unbekannt), aber die Orchestrierung ist weit mehr als eine Laune. Die Dirigentin hat das Zentrum jedes Liedes getroffen - eine großartige Arbeit! Toll gespielt und überragend gesungen ...

    Noch ein paar Tipps bezüglich Mahler-Arrangements:
    Ebenso ist eine Reduktion des Lied von der Erde (Schönberg/Riehn) wegen der großenteils starken Intimität stimmig. Auch die Neunte (Simon - aber nur in der RCO Chamber Orchestra Aufnahmewegen der phantastischen Musiker!) und die Zehnte (Castelletti, nochmals bearbeitet von Sturgards in dessen Aufnahme) haben ihre starke Momente.
    Die Fünfte ist m.E. in der Fassung des Nathalia Ensembles (eine Aufführung, die wegen der Spiellaune und Klangkultur Freude macht) deutlich stimmiger als in dem Arrangement von Simon, was auch an der spannenderen Aufnahme liegen mag. Aber hier ist die Sinnhaftigkeit schon Geschmackssache ...
    Die Sechste ist in der Klavierfassung von Zemlinsky durchaus hörendwert (habe bei YouTube die Simon-Fassung gehört), ebenso die Siebte in der Klavierfassung von Casella (im Gegensatz zur Stangel Taschenphilharmonie-Aufnahme, die einfach für meine Empfinden und Ohr zu mangelhaft ist). Extravagant aber im persönlichen Ton überzeugend ist die Solo-Klavier Fassung von Lühl...
    In der ersten Sinfonie funktioniert diese Reduktion allerdings m.E. nicht so gut. Das liegt wohl hautsächlich an dem völlig anderen und viel stärker auf Raumwirkungen und Farben und Klanggröße ausgelegtem Konzept dieser phantastischen und jugendlich-himmelsstürmerischen Sinfonie.
    Symphonie Nr. 3 d-moll op. 41 Symphonie Nr. 3 d-moll op. 41 (CD)
    12.06.2021
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    2 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    m.E. eine verschenkte Chance

    Ein kleines Kontra zu den anderen beiden sehr euphorischen Rezensionen - und dabei nehme ich in dieser kurzen Besprechung nur eine subjektive Wahrnehmung heraus, um etwaige zu hohe Erwartungen zu dämpfen: Diese an sich höchstwillkommene Erstproduktion der Dritten von Lachner hat mich doch eher enttäuscht. Nicht das Stück selbst (von dem ich nichts weltbewegendes erwartet hatte und soweit ich es "trotz" dieser Aufführung als vital - besonders den Kopfsatz - begreifen kann), nicht die Fähigkeiten des Orchesters (da ist mehr Potenzial drin) und nicht die Aufnahmetechnik (für CPO-Verhältnisse sehr direkt aufgenommen) sind das Problem, sondern das sehr hastige und atemlose Dirigat. Warum alles so rasend schnell, dass die Musik nicht atmen kann?
    Wer Lachner kennt (z.B. sein Oktett oder Nonett) weiß, dass dessen Stärke in einem Charme der melancholischen Farbigkeit liegt. Aber der Kopfsatz der Dritten könnte auch durchaus kraftvolle Dramatik und Bögen entfalten. Ich persönlich empfinde bei Schmalfuss aber gehetzte Kurzatmigkeit und - noch schlimmer - das vorwärtsdrängende Dirigat bringt das Orchester zwar nicht direkt an seine Spielgrenzen, beraubt aber besonders die Streicher (welche weiß, hart und eckig ohne jeglichen Ansatz von Soutillée, was die schnellen Ketten der kurzen Noten wesentlich musikalischer hörbar machen würde, tönen) der Klangschönheit. Ich denke das Stück entfaltet seine Schönheit und auch sicher vorhandene Größe erst in einem lyrischeren Ansatz. So finde ich wenig Charakter der Sätze ...
    Also ich höre da tatsächlich wenig "Schönes aus den Lautsprechern kommen", um auf die konträre Aussage eines anderen Rezensenten einzugehen ...
    Somit bleibe ich nun doch erst mal bei der wunderbaren Kammermusik und den Chorwerken.
    Symphonie Nr.10 (Fassung für Ensemble von Michelle Castelletti) Symphonie Nr.10 (Fassung für Ensemble von Michelle Castelletti) (SACD)
    26.05.2021
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Storgards Aufnahme ist eine erdrückende Konkurrenz

    Wenn diese Aufnahme hier mit dem Ensemble Mini unter Joolz Gale die einzige vorhandene wäre, so hätte ich wohl schon allein wegen des sehr interessanten und hörenswerten Arrangements und Ausarbeitung der Sinfonie durch Michelle Castelletti einen vierten Stern vergeben.

    Das Ensemble Mini spielt auch musikalisch und instrumentaltechnisch sehr gut (weitaus souveräner als die Taschenphilharmonie in der Mahler 7ten!). Das Dirigat lässt von Gale besonders im Kopfsatz phasenweise angenehm aufhorchen, allerdings lässt meines Empfindens nach die innere Konsistenz und der "Plan" während der weiteren Sätze etwas nach. Das wirklich reife Verständnis für bzw die Erfahrung mit Mahlers Sinfonik kann ich weder beim Ensemble noch beim Dirigat erkennen.
    Wenn Sie hörend erleben wollen, was ich meine, dann empfehle ich Ihnen unbedingt die Mahler 9te in der (sehr gelungenen) Reduktion von Kaus Simon in der Aufnahme mit Gustavo Gimeno und der Camerata RCO (quasi dem Royal Concertgebouw Amsterdam Orchestra in kleiner Besetzung). Das ist allerhöchstes Bewusstsein für Mahler, auch in Fragen der Positionierung der Instrumente (Balance) und des Raumklangs und der klanglichen Schwellen (Klangfarben und Tiefe im Piano) in der Aufnahmetechnik! Alle(!) Instrumentalisten zeigen das Äußerste an klanglichen Möglichkeiten - und das in völliger Übereinstimmung mit der besten Mahlerschen Spieltradition ...

    Zurück zum Ensemble Mini: Die ARS-Aufnahme ist gut gelungen, gibt aber einen Höreindruck - auch durch die Besetzung be(un)günstigt - von wenig Raumtiefe, was ich weniger aufnahmetechnisch, sondern mehr unter dem musikalischen Aspekt der Klangfarbenmischungen, des Volumens und des Mahlerschen "Fernhörens" meine. Was auf die Dauer stört ist die große Nähe der zwei Violinen. Die Entscheidung Storgards, die Streicher nicht solistisch zu besetzen, war äußerst weise und lässt viel mehr Farben und "Spielraum" zu.

    Nach dem Hören der Sinfonie hat sich mir das Gefühl der Sinnhaftigkeit oder besser: Sinnlosigkeit der Aufnahme gestellt - was bei Storgards Mahler 10ten überhaupt nicht der Fall war. So stark mich Storgard ergriffen hat, so sehr hat mich letztlich die Gale Aufnahme doch unberührt gelassen.

    Storgards Aufnahme erschließt besonders dem profunden KENNER dieser Sinfonie in den verschiedenen Aufführungsversionen ein geradezu neues Werk und reizt wegen vieler Fragen (Harmonik des 2ten und 4ten Satzes!) und Höranregungen ungemein dazu, die Faber-Partitur (Cooke-Version und originales Particell) wieder zu studieren. Hier spricht die großartige (quasi philosophische) Arbeit der Bearbeitung von Castelletti direkt zu Hörer und die Frage der Reduktion als Selbstzweck tritt völlig in den Hintergrund. Es dreht sich nur um die 10te an sich, weshalb auch die Ensemblebesetzung und die Aufnahmetechnik von BIS mit Erfolg einen möglichst sinfonischen Klang erzeugt.

    Besonders die emotionale Ergriffenheit mag sich bei Gale bei mir nicht einstellen, weshalb mein Feedback bei drei Sternen verbleibt. Schade, ich würde gern Begeisternderes berichten können - aber vielleicht werden das andere Rezensenten noch tun ...
    Symphonien Wq.183 Nr.1-4 Symphonien Wq.183 Nr.1-4 (CD)
    12.03.2021
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    FÜNF mir völlig uneinsichtige negative Bewertungen ...

    ... muss ich hier bei beiden CPE Bach Produktionen mit Orchesterwerken mit dem Ensemble Resonanz unter der Leitung von Riccardo Minasi zur Kenntnis nehmen - und allesamt ohne ein Wort der Begründung dafür! Irgendwie fühlt sich das für mich nach Mobbing an - warum auch immer ...

    Meine Wahrnehmung die CPE Bach Aufnahmen des Ensemble Resonanz:

    Wunderbare Interpretationen der 4 Sinfonien Wq 183 und auch der 6 Hamburger Sinfonien Wq 182!
    Sehr "modern" in dem schlanken, aber kräftigen Klang - aber nicht so ruppig wie bisweilen bei den (durchaus faszinierenden) frühen Aufnahmen der Akademie für Alte Musik Berlin oder denen von Les Amis de Philippe. Eleganz und das Lyrische in dieser Musik finden ebenso Raum. Auch darin übertreffen sie m.E. das Ensemble Café Zimmermann, das bei aller faszinierenden Virtuosität und Abstimmung einen etwas eindimensionalen Eindruck hinterlassen.

    Ensemble Resonanz pflegt ein traumhaftes Zusammenspiel in feinst abgestimmten Dynamik und klanglichen Schattierungen, bei bester Balance und Intonation. Das phantastische und überraschende Element der Werke CPE Bachs klingt hier nicht gesucht und gewollt, sondern es entfaltet sich einfach aus dem tiefen Verständnis aller Instrumentalisten für diese Musik!

    Es gibt sicherlich mehre Ansätze die Musik CPE Bachs zu spielen, deshalb setze ich den Ausdruck "modern" auch in Anführungszeichen. Ich persönlich finde auch die weichere und mehr lyrische Lesart der frühen Berliner Sinfonien von Haenchen sehr ansprechend, (Wq 182 und Wq 183 allerdings nicht mehr so sehr) ...
    Die neueren Einspielungen der Akademie für Alte Musik Berlin halte ich für sehr gelungen, ebenso wiederum anders und sehr natürlich und ehrlich die von Concerto Polacco (auch wenn sie spieltechnisch und aufnahmetechnisch weniger "Hochglanz" sind).

    Ich sollte dazu sagen, dass ich selbst Musiker bin und einige der Einspielungen der CPE Bach Sinfonien kenne und besitze - z.B. von Café Zimmermann, Pinnock, Hengelbrock, Haenchen, Freiburger Barockorchester (mit Goltz und Hengelbrock), Akademie für Alte Musik Berlin, Concerto Polacco, Solamente Naturali, Les Amis de Philippe ...
    Ernest Ansermet Edition - French Music Vol.1 Ernest Ansermet Edition - French Music Vol.1 (CD)
    12.07.2020
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Vielen Dank "enterprise11" ...

    ... für diese sehr ungewöhnliche Rezension! Sie entspricht sehr meinem eigenen Ansatz der Betrachtung von "historischen" Tonaufnahmen - siehe meine Rezensionen. Was nützt es da über Interpretation zu schreiben, wenn die Kenner doch eh schon das meiste wissen bzw sich ein Bild gemacht haben. Hier sind Infos zur VÖ und zum Mastering wichtig!

    Ich freue mich sehr auch mal etwas Positives über die Ansermet-Boxen zu lesen (ich selbst habe alle drei bei Erscheinen sofort gekauft). Natürlich ent-täuscht der relativ hohe Rauschfaktor und somit das - wie Sie es ausdrücken - unscharfe Klangbild mögliche Erwartungen an das Mastering. Ich besaß einige der Decca-LPs (allerdings nur deutsche Pressungen) und gehörphysiologisch ist es leichter ein Rauschen im Kopf zu "verschieben" und somit auszublenden. bei CD geht natürlich durch das starke Rauschen die Feinheiten des Raum etwas verloren, aber ein einfaches Filtern ist sicher nicht die Lösung.
    Auch ich habe bei den (insgesamt sehr begrüßenswerten!) VÖs der Australischen Eloquence hie und da ein stark eingeengtes Klangbild festgestellt, welches die Natürlichkeit des Klangbildes (Verfärbungen!) und die klare Wahrnehmung eines realen Orchesters mehr stören als ein erhöhtes Grundrauschen, an das man sich doch gewöhnen kann.

    Angesichts der Decca Gesamtaufnahmen der letzten Jahre von Karajan, Monteux und anderen hoffe ich doch auf Neuüberspielungen der Ansermet Aufnahmen. Auch wenn die genannten VÖs auch ihre Schwachstellen haben (besonders die Höhenbetontheit der Monteux-Box), so bieten sie doch eine interessante und manchmal auch deutlich bessere Alternative zu früheren CD-VÖs. Natürlich wäre eben die zum Glück heute übliche Praxis der Abbildung der Origial-Cover und vielleicht ein liebevolles Booklet wünschenswert.

    Angesichts der LPs und mancher anderer sehr gut gelungener Transfers von Ansermet-Aufnahmen, die man einzeln (zu oft sehr teuren Preisen) erwerben kann, steckt in den originalen Bändern sicher mehr drin. Die Aufnahmen wurden nicht zu unrecht gerade klanglich bei Erscheinen sehr gelobt.

    Bis zu einer "erlösenden" gut gelungenen Gesamtausgabe in hochwertigem Mastering ist die italienische Box m.E. eine ziemlich preiswerte Alternative, die trotz Rauschen und manchmal klanglicher Diffusität und somit Kraftlosigkeit in ihrer "Belassenheit" durchaus ihre Meriten hat!
    John Barbirolli - The Complete Warner Recordings John Barbirolli - The Complete Warner Recordings (CD)
    30.06.2020
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Hätte editorisch und auch teilweise im Remastering deutlich besser ausfallen können ...

    Auch von mir – wie üblich, wer meine Rezensionen kennt ;-) – wenig (hier eigentlich NICHTS) zu den Aufnahmen, aber viel zu CD-Ausgabe:

    Vorneweg: Die 2-Sterne-Rezension von M.Mahlke finde ich in der Wahrnehmung und den Kritikpunkten her durchaus richtig, wenn vielleicht auch etwas übertrieben in der Bewertung.

    Ja - das Klangbild ist tendenziell (ausgenommen die späten Stereoaufnahmen) etwas scharf, manchmal sogar aggressiv. Aber der Ausgleich durch die bisher fast nie dagewesene Detailabbildung ist dafür beachtlich. Man vergleiche diesbezüglich z.B. die non-hybriden hochwertigen SACDs aus Japan mit Mahler und Sibelius. Wer das runde und sehr natürlich räumliche - manchmal aber auch etwas verhangene - Klangbild mag, ist bei den SACDs bestens aufgehoben. Wer das Analytische mag, wird sich auch an der Warner Neuausgabe erfreuen. Klar geht letzteres oft zu Lasten eines etwas flachen und "weißen" Klangbilds.

    Einige Aufnahmen sind - wie die schon erwähnte Mahler 1te - den bisherigen Ausgaben weit überlegen, so z.B. Bax 3te, Vaughan-Williams 8te, Griegs Sinfonische Tänze oder Schönbergs Pelleas.

    Den meisten Einspielungen beläuft sich der klangliche Unterschied m.E. tatsächlich im rein subjektiven Bereich des "Geschmacks". Ich für meinen Teil habe tatsächlich alle Doubletten außer dem (in der Neuauflage wirklich extrem scharf klingenden) Elgar Cellokonzert mit Navarra und natürlich allen CASDs (Brahms, Bruckner und Mahler) nun weggetan. ich hatte etwa knapp die Hälfte der in der Gesamtausgabe vorgelegten Aufnahmen.

    Wie M.Mahlke bin auch ich oftmals mit den CDs, die das Remastering-Studio "Art&Son" durchlaufen haben, alles andere als glücklich. Die Schnabel-Veröffentlichungen (Beethoven und Schubert Sonaten) sind eine einzige Katastrophe und den Klavierklang völlig verfälschend, die Cantelli-VÖ letzthin ist deutlich besser. Ob das nun an diesem Studio selbst liegt oder an einer möglichen letztlichen Endbearbeitung für CD durch Warner weiß ich natürlich nicht …

    Die Gestaltung der Box selbst würde ich als „mittel-wertig“ bezeichnen – und somit für mich etwas enttäuschend, da eine Gesamtausgabe Barbirollis EMI-Aufnahmen doch ein Ereignis ist

    Nach wie vor bei jeder VÖ von EMI Aufnahmen durch WARNER ist völlig AFFIG:
    Warum darf nirgends der Name EMI oder HMV auftauchen? Gibt es da eine rechtliche Klausel??? Besonders ärgerlich ist das bei der Original-Cover Gestaltung. Gut – ich habe mich an das kleine schlichte Warner-Logo gewöhnt, aber auf originale EMI bzw. HMV Aufnahmen gehört schon aus historischen Gründen auch unbedingt das EMI und HMV Logo! Das Weglassen der Logos empfinde ich als eine Missachtung der epochalen Leistungen der Firma, der Produzenten und der Tontechniker!

    Warum keine die CD-Hüllen füllende Abbildung des originalen LP-Covers? Natürlich gibt es bei den meisten CDs noch eine weitere Seite einer anderen LP, aber diese hätte man auch auf der Rückseite unterbringen können, aber der sowieso nicht viel Text steht (nach wie vor kein Repro der LP-Rückseiten wie bei den Sony-Ausgaben!). Die Cover-Hüllen selbst sind sehr dünn, aber OK. Die Druckqualität ist sehr gut (besser als oft bei vergleichbaren VÖs- durch Sony).

    Das BOOKLET ist klar und übersichtlich, aber doch sehr sparsam geraten. Ein netter kleiner Artikel über Barbirolli, ein paar Fotos, eine Auflistung nach Komponisten und wo die Aufnahmen zu finden sind (bei Mehrfachaufnahmen aber OHNE Jahresangaben!) – das war es!
    KEINE einzelnen Seiten zu jeder CD (wie bei Sony), keinerlei Hintergrund zu einzelnen Aufnahmen – geschweige denn Verwendung von originalen LP-Texten oder neueren CD-Textheften.
    Man erfährt NICHTS über die einzelnen Aufnahmen – z.B. auch KEIN Wort über die „Rückvertauschung“ der Binnensätze der Mahler 6ten – dazu als Info folgendes:
    Die Satzreihenfolge der Sätze 2 und 3 (Binnensätze) in Mahlers 6ter ist nach wie vor umstritten. Barbirollis Wunsch war die die Reihenfolge ANDANTE und DANN das SCHERZO. HMV hat die LP-VÖ nach der revidierten (und heiß umstrittenen) kritischen Gesamtausgabe von 1963 gerichtet, also zuerst das Scherzo und dann das Andante. Schön, dass hier wie auch in der letzten europäischen Ausgaben (entgegen der japanischen SACD!) Barbirollis Wunsch entsprochen wurde!
    Und ja: auch das nach wie vor Fehlen von bedruckten und gut lesbaren CD-Rücken (wie seit Jahren vorbildlich von Sony praktiziert) ist beim Suchen von Aufnahmen ärgerlich. Ohne Booklet bzw. gutem optischen Gedächtnis findet man kaum etwas.
    Also muss man leider sagen, dass es
    Die Fertigung selbst ist völlig OK.

    Von mir angesichts der EMI/HMV-Gesamtedition (inclusive PYE-Aufnahmen) und der sehr guten (zumindest ein paar) bis guten (sehr viele) und unterdurchschnittlichen (leider auch ein paar) Transfers vier Sterne für Warners Produkt.
    Det Kongelige Danske Musikkonservatorium - The Royal Danish Academy of Music Det Kongelige Danske Musikkonservatorium - The Royal Danish Academy of Music (CD)
    19.06.2020
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Liebevolle Aufmachung, unbekanntes Repertoire, gute Transfers - fast geschenkt!

    Ich will es kurz machen - eigentlich nur als Kontra zu der mir nicht nachvollziehbaren und nichtssagenden Ein-Sterne-Bewertung:
    Die Box ist in wertiger und liebevolle Aufmachung gestaltet, das Repertoire ist großteils unbekannt und eine Fundgrube, die Transfers der älteren Aufnahmen (welche deutlich in der Minderheit sind) sind hervorragend gelungen - und das Ganze vom Preis her fast geschenkt!
    Als Kritik könnte man das Sammelsurium an Werken und Interpreten quer durch alle Epochen abführen, aber wer diese Box erwirbt, verschafft sich eben einen Überblick über Dänische Komponisten und nordische Interpreten (welche hier natürlich auch Klassier spielen). Es liegt in der Natur solch eines Kompendiums, dass dem einen zeitgenössiche Werke nicht zusagen, dem anderen nicht historische Aufnahmen.
    Wer aber ein wenig Liebe zum nordischen Musikleben hat und Neugierde auf zum Teil völlig unbekanntes Repertoire hat, der wird viel Freude mit dieser Box haben!
    Für den aktuellen Preis von 20 Euro (anstelle von 45 Euro) kann man jedenfalls angesichts 12 CDs auch verschmerzen, wenn drei oder vier CDs nicht ganz den eigenen Wünschen entsprechen ...
    Symphonien Nr.1-27 Symphonien Nr.1-27 (CD)
    19.10.2019
    Klang:
    3 von 5

    Licht und Schatten

    Zuerst wenige Worte zur Gesamt-Einspielung der Myaskovsky Sinfonien:
    Svetlanovs Großtat ist nach wie vor maßstabsetzend!
    - hervorragend dirigiert mit großen Verständnis für die Werke
    - gutes Orchester
    - ordentlich aufgenommen

    Und ein paar Worte zu der Veröffentlichung:
    Es gibt eine von Warner herausgegebene Gesamtbox (2007) dieser Aufnahme. Diese ziehe ich zum Vergleich heran, ebenso die von Melodyia (2014) veröffentlichten Sinfonien 17 und 25.
    Die Alto-Olympia Veröffentlichung ist von 2003. Die JPC-Ankündigung ist diesbezüglich verwirrend unklar.
    Das wirklich informative Textheft ist nur in englisch, nicht alle Werke sind besprochen (z.B. habe ich keinen Text über die 4te gefunden).
    Die Transfers sind gut gelungen mit einem deutlichen Manko in ganz leisen Passagen - dazu gleich mehr. Die Warnerausgabe hat im Großen und Ganzen das Nachsehen.
    Die Alto-Ausgabe ist differenzierter, mit besserer Tiefenstaffelung und deutlich mehr Raumklang (oder wurde Hall hinzugefügt?). Sehr schade ist aber, dass durch ein Rauschunterdrückungsprogramm in sehr leisen Stellen (bei Myaskovsky ja oft leise Kontrabass-Passagen) leichte Artefakte zu hören sind. Die sind übrigens auch auf der Warnerausgabe zu hören, allerdings weniger auffällig, weil der Gesamtklang etwas muffiger und undifferenzierter ist. Es läge also die Vermutung nahe, dass diese Fehler schon auf den Masterbändern vorhanden sind ...
    Aber dem scheint nicht so zu sein, da die Sinfonien 17 und 25 der Melodyia-Ausgabe diesen Fehler nicht haben und insgesamt auch nochmal besser als die Alto-Ausgabe klingen. Bei Melodyia ist ein nicht störendes leises Rauschen zu vernehmen - bei Alto-Olympia ist dieses völlig weggefiltert. Schade.

    FAZIT:

    Wer nicht das letzte Quäntchen Information hören muss, ist auch mit der Warner-Ausgabe (mit einigen zusätzlichen Orchesterstücken) ordentlich bedient. Der Klang ist halt etwas verhangen und leicht grau.
    Wer mehr Klang möchte, sollte sich die Alto-Olympia Ausgabe zulegen. Die Balance und die verbindenden Obertöne sind doch deutlich besser abgebildet. Die in der Box fehlenden Orchesterwerke sind ohne Doubletten durch ergänzenden Kauf von 3 Alto Einzel-CDs zu ergänzen.
    Wenn Melodyia alle Sinfonien in der Qualität der 17 und 25 herausgeben würde, erübrigten sich sofort beide anderen Ausgaben.
    Georg Solti & Chicago Symphony Orchestra - The Complete Recordings Georg Solti & Chicago Symphony Orchestra - The Complete Recordings (CD)
    07.04.2019
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Editorischer Traum - und klanglich eine Alternative . . .

    DIE BEDEUTUNG DER EDITION

    Solti und Chicago bei Gastkonzerten in Europa - das war (und ist in der Erinnerung) immer noch für manche Musikbegeistere und Musiker wie ein Stück Himmel auf Erden und ließ die kühnsten Träume, was an Orchesterspiel und Umsetzung der Vision der (besonders großdimensionierten) Werke möglich ist, hörbare Realität werden. Zumindest die ersten 10-15 Jahre nach Soltis Antritt als Dirgent des CSO 1969 ist das auch deutlich auf den Aufnahmen nachvollziehbar. Decca hat das CSO nicht so gut aufgenommen wie ein paar Jahre zuvor die RCA (Reiner, Gould, Martinon, Ozawa, Stokowski), aber es ist doch viel "Stoff" und auch klangliche Feinheit zu hören (was den DG-Aufnahmen mit Barenboim und Abbado dieser Zeit etwas fehlt - EMI hat es mit Guilini und Previn tendenziell besser gemacht als die DG).

    Was instrumentale Möglichkeiten und Farben bzw. Farbkombinationen, Enharmonik, Durchhörbarkeit, Geschlossenheit der Registerklänge (die Streicher konnten und können wie ein riesiges Quartett klingen), Kraft, tragfähiges Piano und äußerste Expressivität angeht, sind die allermeisten CSO-Aufnahmen mit Solti (und natürlich auch den anderen hier erwähnten CSO-Dirigenten) noch konkurrenzlos im Klangereignis - besonders wenn man es mit vielem nachfolgenden Einspielungen (Barenboim bei Erato und besonders dann die CSO-Resound Aufnahmen mit Haitink und Muti, denen m.E. das Besondere, zu dem das Orchester fähig ist, fehlt) vergleicht. Ob Solti nun z.B. das eine oder andere Stück schneller nimmt als andere Dirigenten tritt für mich dabei in den Hintergrund.

    DIE CD-TRANSFERS DER ANALOGEN AUFNAHMEN

    Mir steht viel Vergleichsmaterial zu Gebote, so dass ich etwas zum Klang der analog-digital CD-Transfers (ein Drittel der 108 CDs sind analog aufgenommen!) sagen kann - was John Fowler leider unterlassen hat. Die Tatsache allein, dass auf der Box nichts von "new remastering" steht heißt ja noch nicht per se, dass die VÖs hier identisch wie die Einzel-CD Ausgaben vor 20 Jahren klingen müssen.

    Ich möchte es kurz machen und meine Aussage beim Einstellen der Rezension relativieren: Es kann sein, dass es sich um keine neues Remasterings handelt - und die dennoch veränderten Ergebnisse müssen nicht jedem gefallen: Allerdings ist der tendenziell weichere Klang eine Alternative! Dass in den Bändern manchmal noch mehr drin steckt, hat die Soltissimo Vol.2 Ausgabe deutlich gemacht, wenn auch hier bestimmt nicht alles rausgeholt wurde: mehr Raum, mehr Farbigkeit, insgesamt größere Präsenz, die den Hörer mehr anspringt. Die alten Transfers sind nicht schlecht, aber das meiste ist halt flacher (etwas überspitzt gesagt "Perlenschnur-Effekt") und wie hinter einem Vorhang gespielt. Dass das nicht nur eine Vermutung ist, lässt sich leicht am "Sacre" anhand der XRCD Ausgabe nachweisen.

    Welche Überspielungen verwendet wurden liegt leider im Dunkel. Das ist ein kleines Makro der ansonsten ausführlichen Angaben. Bei der Wagner-Platte wurde z.B. eindeutig nicht der letzt Transfer von "Decca - the Originals" (was ja Nahe liegen würde) benutzt. Insgesamt ist das Klangbild den Deutsche LP-Ausgaben sehr ähnlich. Schon vor 30 Jahren kaufte ich da lieber UK-Ausgaben . . .

    Mein Tipp: Die eine oder andere Analogaufnahme (z.B. Mahler 6, 7te und das Lied von der Erde - gibts auch teuer als SACD bei TOWER) sich zusätzlich als Japanpressung zulegen. Andererseits kann ich beruhigend sagen, dass diese leichte klangliche Einschränkung ohne direktes Vergleichen nur wenigen auffallen wird . . . Für mich persönlich war dieses Versäumnis kein klarer Grund, der ansonsten wunderbaren Edition einen Stern abzunehmen.

    MARGINALES UND EIN WEITERES VERSÄUMNIS

    Enthalten ist als Lizenzgabe von Sony das Verdi Requiem mit Leontyne Price (klingt aber hier ebenso scheußlich wie in der RCA Ausgabe), alle Opern Aufnahmen (die waren in der Soltissimo Boxen nicht enthalten), "die" Air von Bach (eine Aufnahme für eine der Chicago Marathon LPs), Stars and Stripes, Starsprangled Banner und - natürlich völlig unentbärlich! - "Bear down, Chicago Bears" . . . ;-)
    Leider fehlen dafür die von Decca veröffentlichten Konzertmitschnitte (je nach Ausgabe 4 oder 5 DVDs), welche als 4-DVD-Einzelbox erhältlich sind (Sir Georg Solti - the Maestro). Außer den Filmen ist die Box tatsächlich vollständig: SOLTI UND DAS CSO.

    DIE EDITION

    Die Box ist in jeder Hinsicht auch ein Schmuckstück. Stabil und optisch in Farbe und Aufmachung edel und ansprechend. Ein kleiner Nachteil ist, dass die vier offenen Einzelschachteln so knapp gehalten sind, dass es nicht einfach ist eine einzelne CD zu entnehmen. Vorteil dieses Systems ist allerdings, dass man die vier Schachteln ins CD-Regal stellen kann und so die CDs gut zugänglich (denn die CD-Rücken sind - noch besser als bei Sony - mit Komponist, Werk und CD-Nummer ausgezeichnet lesbar!) und noch Platz sparender untergebracht sind. Man kann natürlich die vorgegebene Reihenfolge nach Erscheinungstermin auch in eine nach Komponisten verändern, was das Auffinden noch einfacher machen könnte.

    Die CDs haben alle einen Aufdruck. Es werden die originalen Cover verwendet. Matter Druck, gute Farben(!) und stabiler Karton, was eine sehr wertigen Eindruck macht. Auf der Rückseite hat man dankenswerter Weise zugunsten der Lesbarkeit auf einen verkleinerten Reprint verzichtet. Insgesamt ist alles übersichtlich und klar gestaltet (auch das Auffinden im Buch samt Komponistenregister)

    Das beigefügte umfangreiche Buch ist sehr liebevoll und großzügig gestaltet. Die verschiedenen Texte (von Soltis Weggefährten) und zahlreichen Bilder (mit Details wie den Grammys und Konzertplakaten) sind mit Hilfe des CSO Archives entstanden und besonders etwas für die Generation, welche Solti noch live erlebt hat. Bei aller Konzentration auf die Person Solti ist sogar hie und da vom Orchester die Rede ;-)
    Für mich hätte es ruhig noch etwas mehr in die Tiefe gehen können. Wer diese Box hier kauft ist doch schon mit Orchester und Dirigent irgendwie vertraut.

    FAZIT

    Für mich als großer Verehrers des Orchesters ist diese Ausgabe Pflicht - aber nicht "alternativlos" wegen der Trasfers, die tendenziell doch sehr das "Weiche" favorisieren - was die Decca-Aufnahmen aber in diesem Maße eigentlich nicht haben. Langsam nähert sich bezüglich des CSO die Diskographie einer Vollständigkeit, wie sie so gleichzeitig noch nie dagewesen ist: der gesamte Reiner, Martinon, Gould, Ozawa und Solti . . . Schmerzlich(!!!) vermisse ich noch eine ordentlich remasterte und besonders gesamte(!) Ausgabe der Mercury Aufnahmen mit Kubelik und Dorati - und eine Box (ca 8-10 CDs) mit dem Dirigenten FREDERICK STOCK, der das Orchester so geprägt hat, dass es zu dem werden konnte, was es unter Fritz Reiner wurde.

    Soltis Verdienst ist sicherlich nicht hoch genug zu schätzen (den Ruf des Orchesters und das Bewusstsein für dessen Außerordentlichkeit durch Tourneen in die Welt zu tragen), aber nicht er hat (entgegen der Behauptungen des Textes) das CSO zu einem Weltkasse Orchester geformt (Musikern des CSO nach in seiner Amtszeit nicht ein einziges Mal etwas zur Intonation gesagt) - denn DAS war es schon unter Reiner und Martinon, ja sogar unter Kubelik . . . :-)
    Schön wäre auch auf einer Doppel CD die paar STOKOWSKI Einspielungen. Aber am aller bedauerlichsten ist, dass zugunsten des Hauslabels CSO-Resound die Fortführung der VÖ von Liveaufnahmen aus den 60zigern bis 90zigern eingestellt worden ist . . .
    2 Kommentare
    Anonym
    25.09.2017

    Rezensent ist weiß nicht was er will

    Sie schreiben "ein klarer Grund, der ansonsten wunderbaren Edition einen Stern abzunehmen." und vergeben doch 5 Sterne.
    Ja was denn nun?
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    01.07.2020

    nicht EIN, sondern KEIN

    ich schrieb KEIN klarer Grund, einen Stern abzunehmen, nicht EIN klarer Grund ... bitte genau lesen :-)
    Wilhelm Furtwängler - The Radio Recordings 1939-1945 Wilhelm Furtwängler - The Radio Recordings 1939-1945 (SACD)
    14.02.2019
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Keine Wunder erwarten . . .


    . . . dürfen Sie sich bei dieser neuen SACD-Ausgabe der Rundfunkaufnahmen, die die RRG (Reichsrundfunkgesellschaft) von 1942 bis 1945 produziert hat. Nach wie vor liegen noch nicht alle Bänder im Original vor. Ein paar Aufnahmen sind nach wie vor noch von Kopien aus Russland (mit minimal hinzugefügtem Hall) für SACD bearbeitet worden.
    Ebenso hätte das ganze Projekt in effektiverer Zusammenstellung auch sicherlich auf 15 CDs veröffentlicht werden können. Die Spielzeiten der SACDs liegen im Durchschnitt bei ca. 50 Minuten. Manche sind randvoll, andere gerade mit etwas mehr als 30 Minuten oder sogar weniger ausgefüllt. Und das launige und informative Interview mit Friedrich Schnapp (Furtwänglers Rundfunk-Tontechniker in der Kriegszeit) ist etwa 8 Minuten kürzer als in der SWF-Ausgabe. In der SWF-Ausgabe ist auch das gesamte (und wesentlich längere) Interview abgedruckt – sehr lesenswert!
    Das Klangbild ist auch auf SACD durchaus als deutlich historisch zu bewerten, in gewisser Weise hie und da sogar stärker als bei den Veröffentlichungen der SWF-Ausgaben (Societe Wilhelm Furtwängler), da in der neuen Ausgabe ein Filterprogramm eingesetzt wurde, dass die Publikumsgeräusche (viele Konzerte sind Konzertlivemitschnitte) erkennt und stark(!) minimiert. Dieser Filter beeinflusst auch den Klangcharakter der gesamten Aufführung. Die Distanz zum Klanggeschehen ist im Vergleich zu den ungefilteren Ausgaben der SWF etwas größer, was minimal die „Farb- und Arbeitsgeräusche“ ()Bogengeräusche u.ä.) schwächt.
    Der Punkt der Filterung betrifft aber nur einen Teil der Aufnahmen und auch eine positive oder zumindest eine begründbare Seite, weil ein paar Konzerte so tatsächlich etwas mehr Ruhe bekommen und dem Hörer die Konzentration auf die Musik erleichtern …
    womit ich zu den Vorzügen der Ausgabe komme – denn wo kämen ansonsten die 5 Sterne meiner Gesamtbewertung her ;-)

    - - -

    Sehr erfreulich, dass auch die wenigen Aufnahmen am Anfang der Edition (eben 1939-45) stehen, die nicht auf Tonband, sondern Platte festgehalten wurden. Furtwängler, Händel und Beethoven 5te – bei letztere fehlt aber im Finale eine Platte (also gute 4 Minuten!)
    SACD1 Furtwängler: Sinfonisches Konzert h-moll
    Endlich ist diese sehr gute Aufführung trotz relativ hohem Rauschanteils erstmals wirklich als Musik zu genießen! Alle vorherigen VÖs (Pilz, Dante, Memories u.a.) können dieser SACD nicht das Wasser reichen! Kein Knacksen mehr, das Rauschen auf ein erträgliches Maß reduziert, die Höhen aber nicht beschnitten – und kein hinzugefügter Hall. Die Aufnahme selbst hat schon sehr viel Raumklang. Es gibt mit Furtwängler als Dirigent als Interpret eigener Werke 5 Aufführungen der 2ten Sinfonie, das Adagio aus dem Konzert (als Schallplattenproduktion bei Elektrola) und ansonsten nur noch diese Liveaufnahme des gesamten Sinfonischen Konzerts.

    - - -

    Von den 1942-45 Tonbandproduktionen möchte ich nur punktuell auf bestimmte Aufnahmen eingehen. Die Vergleiche beziehen durchweg auf Ausgaben von Tahra und der französischen „Societe Wilhelm Furtwängler“, weil diese Ausgaben die bisher klanglich besten waren. Die VÖs der DG, Melodiya und andere können da bei weitem nicht mithalten …
    SACD2: Die vier Strauss-Lieder mit Peter Anders leiden etwas unter Verzerrungen und einer suboptimalen Klangbalance.
    SACD3: Schumann Klavierkonzert mit Gieseking sehr stabil im Klang, auch die Beethoven 7te ist substanzieller im Klang als die Ausgabe der SWF.
    SACD4: Die Beethoven 9te in der berühmten Aufführung mit Briem, Höngen, Anders und Watzke. Wie unfroh und brennend das Finale doch klingen kann … Die erste Tahra CD-Ausgabe war deutlich zu tief überspielt, die neuere Tahra SACD im richtigen Maß, die neue SACD hier ist mit nochmal einen Tick höherem Pitch überspielt. Ausgezeichneter Klang.
    SACD6: Die Bruckner 5te in der Testament CD klingt etwas „keuscher“ (klarer und störungsfreier) als die SACD, welche aber etwas opulenter klingt. Der musikalische Eindruck ist so unterschiedlich, dass sich beide zu hören lohnt.
    SACD9: Schubert „große C-Dur“ mag gegenüber des SWF-Ausgabe auf den ersten Eindruck in der Höhe limitiert klingen, aber die Reinigung des Klangs bringt einen homogeneren und „logischeren“ kraftvollen Klang zustande.
    SACD10: Sibelius En Saga hat eine sehr starken Höhenanteil. Hier wirkt sich das Reinigen der Publikumsgeräusche unvorteilhaft aus, weil im p und pp etwas unschöne Artefakte zu hören sind, welche von den Resten der eliminierten Publikumsgeräuschen stammen.
    SACD20: Beethoven 4te Sinfonie – mit und ohne Publikum (zwei Produktionen hintereinander). Bei der Publikumsversion mit besagter Filterung der Publikumsgeräusche, die ich in diesem Falle vielleicht nicht vorgenommen hätte, da etwas Nähe des Klangerlebnisses verloren geht – besonders in der Einleitung des Kopfsatzes. Dennoch ein sehr gute Transfer, der wahrscheinlich allen anderen Ausgaben überlegen ist.
    SACD13: Beethoven 4tes Klavierkonzert mit Conrad Hansen. Wichtig und wunderbares Remastering!
    SACD15: Großartige Aufführung mit Adrian Aeschbacher, welche erst in dieser Ausgabe in ihrer Bedeutung zu erkennen ist. Für mich persönlich trotz der Edwin Fischer Alternative favorisiert …
    SACD20: Ravels „Daphnis et Cloe“ Suite Nr.2 in besagter Filterung der Publikumsgeräusche, die ich auch in diesem Falle vielleicht nicht vorgenommen hätte, da etwas des Flirrens und der Farbigkeit verloren geht. Dennoch ein sehr gute Transfer, der wahrscheinlich alles anderen Ausgaben überlegen ist. Furtwänglers inneres Hören ist wirklich spannend. Wie viel Romantik in Ravel steckt – und wie viel Debussy im Kopfsatz und Wagner im Finale der Bruckner 9ten …
    SACD21: In der Bruckner 9ten (einige Tage Produktionszeit!) ist das Orchester nun in endlich seiner ganzen Fülle, Kraft und Farbigkeit zu hören (Streicher).

    - - -

    VOLLSTÄNDIGKEIT
    Es scheint hier alles veröffentlicht zu sein, was an Bandmaterial noch greifbar ist. Nicht alle Werke sind vollständig. Bei der erste „Daphnis et Cloe“-Suite von Ravel fehlt das einleitende Nocturne.
    Von der Brahms 1ten (1945) ist nur das Finale erhalten, von der Buckner 6ten nach wie vor der erste Satz verschollen. Das Schumann Cellokonzert mit Fournier ist unvollständig, die andere Aufnahme mit de Machula aber wunderbar und vollständig.
    Der zweite Satz der Schubert „Unvollendeten“ ist trotz lästiger Tonstörungen mit veröffentlicht – was die SWF noch nicht gewagt hatte.

    REMASTERING
    Bei manchen Stücken korrigiert das neue Remastering die Tonhöhen bisheriger Veröffentlichungen – meist etwas nach oben deutlich über 440 Hertz. Manches erscheinen nun etwas hoch im Pitch, aber ältere Ausgaben waren manchmal definitiv zu tief …
    Der Klangeindruck ist auf der ersten Anschein etwas schärfer, weil linearer und somit weniger in „LP-Anmutung“, aber nach mehrmaligem Hören und reflektieren überwiegen die klanglichen Vorzüge.

    KONZEPT und UMSETZUNG
    Das Konzept der Ausgabe und die Umsetzung als diese wunderschöne Box überzeugt vollkommen und sind bis ins kleinste durchdacht. Die Werke einzelnen Konzerte sollten (sofern vorhanden) hintereinander wie bei der Aufführung zu hören sein.
    Mein Misstrauen bezüglich der Präsentation in aufklappbarer Box mit fest eingefügten Hüllen hat sich als unbegründet erwiesen. Die Beschriftung ist klar und übersichtlich, das mechanische Konzept (Lasche für die unterste SACD) funktioniert. Ganz wunderbar sind die zwei aufklappbaren Deckel, die innen beschriftet sind. Mehr ist nicht nötig, um sich absolut zu Recht zu finden! Der Umfang der Box (22 SACDs, 42 Werke) ist noch in dem Rahmen, wo allein diese Aufstellung genügt. Das Buch weißt dann nochmal detaillierter Angaben auf – auch Uraufführung und Erstaufführungen mit dem BPO.

    BUCH
    Das absolute Schmuckstück der Ausgabe ist das großformatige Buch mit 180 Seiten (Englisch und Deutsch). Ich kann mich nicht erinnern, jemals(!) ein so vielschichtiges und umfangreiches Textbuch zu einer CD-Ausgabe gelesen zu haben! Eine Unmenge an Informationen, Gedanken, Anregungen, Fotomaterial und Faksimiles von Dokumenten. Einfach großartig und nicht zu toppen!

    PREIS
    Was soll ich sagen? Genauso ambitioniert wie die Ausgabe und die wertige Fertigung (in dickem Leinenkarton!)
    Übrigens: Die Spielzeit von ca. 50 Minuten im Durchschnitt ist knapp, aber nicht unverschämt wenig.
    2 Kommentare
    Anonym
    22.08.2020

    Zum großen Teil totgefiltert

    Enttäuschend die starke Filterung vor allem im Höhenbereich. Vieles wurde leider totgefiltert. Es kam mir so vor, als greift der Filter stärker bei leisen Passagen als bei lauteren. Andere Ausgaben klingen wesentlich lebendiger, SWF, Tahra, sogar Melodya. Dann lieber Pulikumsgeräusche aber Leben in der Aufnahme. Schade, Technik siegt über Lebendigkeit.
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    15.06.2021

    totgefiltert

    ja - das kann man so hören. Und zumeist sind bei überfilterung dann die leisen Passagen deutlich stärker betroffen als die lauten. Anfangs hatte ich auch diesen Eindruck. Aber ich habe mir angewöhnt immer wieder zu hören und Zeit dazwischen verstreichen zu lassen, um das "Ergebnis" sacken zu lassen. Manchmal verwechselt man z.B. aus Hörgewohnheit ein helles Bandrauschen mit vorhandenen Höhen der Information. Die Wahrnehmung und nachfolgende Enscheidung, was nun stark oder zu stark gefiltert ist, ist eine sehr subjektive ...
    Joseph Keilberth - The Telefunken Recordings 1953-1963 Joseph Keilberth - The Telefunken Recordings 1953-1963 (CD)
    15.05.2018
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Leider ist ein Warnhinweis nötig!


    Eine sehr dringlich geschriebene Besprechung, vielleicht später noch mehr zu den künstlerischen Aspekten dieser Icon 22CD-Box mit dem Dirigenten Joseph Keilberth, die in allen Belangen des Schaffens des Dirigenten, der Orchester und der Aufnahmetechniker von Telefunken mehr als fünf Sterne verdient hätte. Nur soviel dazu:

    - Die künstlerische Bedeutung des Dirigats ist durchwegs hervorragend.
    - Auch das Orchesterspiel ist erstaunlich (immerhin handelt es sich ja noch um die Nachkriegszeit!).
    - Die Tontechniker haben Maßstäbliches geleistet. Die meisten Aufnahmen klingen was Präsenz, Räumlichkeit und Balance angeht im Grunde wie gestern gemacht.
    - Die Zusammenstellung der Telefunkenaufnahmen ist anscheinend vollständig (lasse mich gern eines Besseren belehren)
    - Die Aufmachung wie bei der Icon-Serie üblich nicht grade sehr liebevoll, aber zumindest mit den wichtigen Daten zu den Aufnahmen versehen.

    Jetzt zum Grund für die Eile dieser Besprechung, nämlich den Digital-Transfers:

    Alle bisher schon auf CD veröffentlichten Aufnahmen klingen in der vorliegenden neuerlichen digitalen Überarbeitung sehr gut bis hervorragend.
    Im Einzelnen:
    - gegenüber der alten "The Artistry of Joseph Keilberth" von Teldec (weißes Cover mit Farbfoto von Keilberth und blauem Band oben) gibt es deutliche Verbesserungen in der Auflösung und Präsenz.
    - gegenüber der deutschen Teldec (Ultima) Doppel-CD mit den Regerstücken klingt die VÖ auf Icon deutlich besser. Somit erübrigt sich auch die neuere Ausgabe in der Warner Reger-Box.
    - gegenüber den japanischen Teldec Reihe "Joseph Keilberth" (Großer Kreis und kleines s/w-Foto auf den Cover) gibt es Veränderungen des Klangs, oft mehr Raum und weniger scharfes Klangbild.
    - gegenüber den neuesten japanischen Warner-Teldec mit Originalcovers kann ich auf die Schnelle keine Favorisierung geben. Das Klangbild ist jedenfalls leicht ist auch deutlicher unterschiedlich, wobei bei der aktuellen Icon-Box die Höhen durchweg präsenter sind. Da dies alle diese bereits auf CD veröffentlichen Aufnahmen betrifft und sie so einander ähnlicher klingen als bei den Japanern, gehe ich davon aus, dass es sich um eine leichte "Nachbehandlung" handelt. Ob einen das stört liegt meines Erachtens im persönlichen Geschmacksbereich. ich selbst habe die neueste Japan-Ausgaben (3CD-Mozart-Box, 5CD-Beethoven-Box, 3CD-Brahms-Box, 2CD-Bruckner) behalten, schon wegen der liebevollen Gestaltung mit den originalen LP-Covers.

    NUN ZUM PROBLEM:

    Folgende Werke waren laut Angaben von Warner noch nie auf CD veröffentlicht:
    Mozart: Sinf. 28 + 30 + 2 Menuette + 6 Deutsche Tänze + Zauberflöte-Ouv + Schauspieldirektor-Ouv.
    Weber: Euryanthe-Ouv. + Freischütz-Ouv.
    Schubert: Sinf. 6 (Erst-VÖ in Stereo)
    J. Strauss: 5 Walzer
    Dvorak: Slawische Tänze (komplett) op.46 + 72
    Hindemith: Nobilissima Visione + Sinfonische Metamorphosen

    ALLE diese Transfers dieser Erst-VÖs auf CD wurden von der französischen Firma "Art & Son Studio" erstellt und ALLE diese Transfers sind katastrophal misslungen! So könnte es einfach gesagt jeder Laie anhand von halbwegs ordentlich erhaltenen LPs auch hinbekommen: PC Programme DeKlick und DeNoise beide auf MAXIMAL stellen und fertig ist die "Digitalisierung"!
    Ich muss es so krass ausdrücken, denn SO klingt das Ganze: Im Forte ist alles ok und man freut sich über das Klangbild, aber Sobald es leiser wird, werden SCHWERSTE Artefakte hörbar. Die Höhen verschwinden über die Maßen, der Raumklang fehlt völlig (die Aufnahme kollabiert quasi), die Instrumente sind teilweise nicht mehr zu erkennen (z.B. ein leises Streichertremolo) und dadurch werden die Lautstärke natürlich auch grotesk übertrieben und jegliche Homogenität zerstört. Diese Aufnahmen sind so digitalisiert schlicht ZERSTÖRT und nicht anhörbar!!!

    Zum Glück sind quasi 18 CDs gut bis hervorragend gelungen, aber dass gerade die 4 CDs mit so wichtigen und wunderbaren Stücken, die gerade die Bewunderer des Dirigenten wohl auch neugierig gemacht haben weil sie noch nicht auf Cd zu hören waren, missraten sind ist besonders enttäuschend und ärgerlich.

    Immer wieder ist bei Warner - gerade in der Icon-Reihe - zu bemängeln, dass Aufnahmen auch im Klang unangemessen lieblos in zu sorglosem Remastering (übermäßige "Reinigung") präsentiert werden ohne auf das Klangergebnis in der Natürlichkeit des Klangbilds - geschweige im Abgleich zu guten LP-VÖs - zu achten. Diese doch wichtige weil so lange überfällige Veröffentlichung der Keiilberth-Aufnahmen schießt mit den doch immerhin vier verhunzten Stunden Musik aber den Vogel ab! Das ist jenseits jeglicher Grenze von möglicher Rechtfertigung!

    Von den wunderbaren Hindemith-Aufnahmen habe ich selbst anhand einer Telefunken Doppel-LP (zusammen mit Hindemiths Dirigat seiner Mathis Sinfonie und des Philharmonischen Konzertes) eine Doppel-CD angefertigt. Natürlich habe ich bessere Möglichkeiten für solch eine Bearbeitung als ein normaler Musikliebhaber - dennoch sind diese sicherlich bescheiden gegenüber von professionellen Studios! Zudem stand mir kein originales Masterband zur Verfügung, sondern nur kommerzielle LPs.
    DENNOCH ist mein eigener Transfer in JEDEM Punkt dem der Icon-VÖ haushoch überlegen! Wohl nur deshalb, weil ich HINHÖRE!!!
    So etwas ist schändlich . . .
    Leider kann ich ja nicht meine schöne Art-Coverausgabe mit originaler Labelung so nicht verkaufen, aber anhand eines ungelabelten Rohlings können Sie sich davon überzeugen (die Aufnahmen selbst sind ja angesichts des Alters 1955 nicht mehr rechtlich gesperrt) oder ich stelle auf meiner Seite "klangrede" ein Hörbeispiel (z.B. den zweiten Satz auf den sinfonischen Metamorphosen) als MP3 ein. DAS dürfte trotz verminderter Qualität immer noch überzeugend meine Aussage hier belegen!

    Wie kann man Firmen dazu bringen, seriöse Arbeit abzuliefern? Wenn niemand Unterschiede hört oder Wurschtigkeit vorherrscht wohl gar nicht. . .
    Es ist eine Schande für Warner und für Art & Son . . .

    Joachim Wagner
    Ein Kommentar
    montesacro
    25.05.2018

    grosse Hörarbeit

    Vielen Dank an Herrn Wagner für diese schöne und ausführliche Rezension. Sie haben hier wirklich eine grosse "Hörarbeit" geleistet, vor allem in so kurzer Zeit nach dem Erscheinen dieser Box.
    Ich war sehr froh, dass diese Aufnahmen nun gesammelt veröffentlich wurden. Selbst wenn man hier und da kritisieren muss, sei der Firma Warner ein Dank ausgesprochen.
    Herr Wagner hat Recht, bei seiner Besprechung die klangliche Aufbearbeitung der Aufnahmen in den Vordergrund zu rücken. Ich habe noch nicht die ganze Box gehört und bei Mozart angefangen. Selten habe ich eine besser musizierte Kleine Nachtmusik gehört. Die andere Seite der Medaille tritt beim Anhören der Prager und der Jupiter-Sinfonie zu Tage (aber vermutlich nicht zu Lasten des Dirigenten): Diese hören sich seltsam an, zu Weilen ein wenig wie aus der Röhre. Wie Herr Wagner schon anmerkt, ist in Pausen alles wirklich rauschfrei. Das besagt, dass insgesamt ein Teil des Klangspektrums weggeschnitten wurde. Wir wissen heute eigentlich, dass brutales wegschneiden jeden Rauschens zu einer Verarmung des Klangbildes führt.
    Bei den alten Klemperer-Aufnahmen von Mozart-Sinfonien, ebenfalls von Warner vermarktet, kann ich solche Fehler nicht feststellen, allerdings waren die Aufnahmebedingungen der EMI auch andere, daher nicht vollkommen vergleichbar.
    Ich bin gespannt, den Rest der Aufnahmen aus Keilberths Vermächtnis anzuhören.
    Vom Tode für Soli: Sopran, Alt, Tenor, Bass, Chor SATB, Orgel und Orchester op. 25 (1946) Vom Tode für Soli: Sopran, Alt, Tenor, Bass, Chor SATB, Orgel und Orchester op. 25 (1946) (Noten)
    11.11.2017
    Musik:
    5 von 5

    vollständig!

    Vorab eine wichtige Info für "Insider": Der Klavierauszug ist - im Gegensatz zur Leihpartitur - vollständig mit allen Nummern!

    Karl Schiskes größtes, bedeutendstes Werk - das Oratorium „Vom Tode“ op. 25 - ist 1946 unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges und des Todes seines Bruders Hubert, der1944 gefallen war, entstanden. Den Text stellte sich der Komponist selbst aus Gedichten von Rilke, Liliencron, Weinheber, Eichendorff, Seidel, Mörike, Hölderlin, Schiller, Hebbel, Klopstock, Thomas a Kempis und Goethe sowie dem Volkslied vom „Schnitter Tod" zusammen und ordnete ihn In sechs Teile, die zwischen Prolog und Epilog nach barockem Vorbild die vier Jahreszeiten mit den menschlichen Lebensabschnitten gleichsetzen.

    Schiske selbst schreibt dazu: „Als ich den Text des Oratoriums 1945 unmittelbar nach dem Ende des furchtbaren Krieges aus zum Teil in meinem Notizbuch mitgetragenen Gedichten zusammenstellte, ergab sich die Form und der Jahreszeitenablauf wie von selbst Mit der Musik trachtete ich die Dichtungen verschiedener Autoren noch mehr zu verschmelzen ...In den Rahmen sind vier Teile eingefügt, die den Tod durch die vier Jahreszeiten schreiten lassen... So erscheint der Tod in vielerlei Bildern hinter den bunten Erscheinungen der Welt, hineingreifend ins Leben, oder nur ein dunkler Schatten, der in die Natur hineinfällt eine große Macht, das Rätsel und der Sinn des Lebens, die dunkle Nacht an die das Leben gebunden ist".

    Hartmut Krones schreibt:
    Verbindendes Element der sechs Teile ist die Vertonung von Rilkes „0 Herr, gib jedem seinen eigenen Tod", das gleich zu Beginn erklingt und dann jeden weiteren Teil abschließt Ein dumpfer Ostinato leitet das Stück ein, dann entwickelt sich die Thematik und führt zu einem ersten verzweifelten Aufschrei, ehe das Geschehen wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückführt „Denk es, o Seele" (Mörike) Ist die erste Nummer des „Sommers". Über Pizzicati der Streicher wird die Szenerie entwickelt, zunächst heiter, dann plötzlich in tragischer Umdeutung. Der „galoppierende“ Rhythmus der „schwarzen Rösslein" sorgt noch einmal für positive Aspekte, ehe schwere Akkordik die Symbolisierung des Leichenzuges mit Dramatik erfüllt „Winterlandschaft" (Hebbel) eröffnet den .Winter" mit einem statisch-gleichbleibenden Akkord, der die Szene wie in einen feinen Schleier hüllt hinter dem die Detailzeichnungen anheben. Mit der Darstellung der noch einmal blitzenden Sonne durch den Chor ist ein kurzer optimistischer Anklang gegeben, der jedoch bald endgültig strenger Klanglichkeit zu weichen hat Ebenfalls dem „Winter" entnommen sind „Am Ziele“ (Weinheber) und „Also ist aller Ende der Tod" (Thomas a Kempis). Die dreiteilige Form der ersten Nummer belebt Schiske durch symbolhaften Einsatz der Stimmgruppen des Chores, deren verschiedene Klangbereiche adäquate Ausdruckssphären erhalten; nahezu asketisch ist die zweite Nummer, die den Solotenor den lapidaren Text mit erschütterndem Ausdruck vortragen lässt „Die Posaune" (Weinheber) ist die erste Nummer des Epilogs und bildet gleichsam ein deutsches „Dies irae". eine Zeichnung des Jüngsten Gerichts. Mit scharfer Klanglichkeit, dramatischen Blockballungen und symbolhaften Anklängen an frühere Teile gestaltet der Komponist das Bild zur letzten negativen Szene des Werkes, ehe der Schlusschor „Wer immer strebend sich bemüht" (Goethe) für einen positiven Ausklang sorgt wobei dessen kontrapunktische Verwebung mit dem „O Herr, gib jedem seinen eignen Tod" wieder einmal Schiskes Vorliebe für eine resümierende Synthese zeigt.

    ANMERKUNGEN ZUR DER NOCH NICHT AUF CD AUFGELEGTEN AUFNAHMEN MIT MILTIADES CARIDIS:
    Eine Fast-Gesamtaufnahme, die leider in der so entscheidenden Entwicklung des Epilogs (m.E. keine treffende Bezeichnung für diesen krönenden Schlussteil) verstümmelt ist. Nach der noch aufgeführten "Die Posaune" von J.Weinheber (Nr.21) fehlen dann der "Chor der Toten" von C.F.Meyer (Nr.22), das "Requiem" von F.Hebbel (Nr.23) und von der Nr.24 das einleitende und durch einen starken Kontrapunkt ("Herr, erbarme Dich unser") verwandelte letzte "Herr, gib jedem seinen eignen Tod" von R.M.Rilke, dessen Schwanken zwischen (An)Klage und demütiger Bitte völlig schlüssig in das hoffnungsvolle abschließende "Wer immer strebend sich bemüht" von J.W.v.Goethe führt.
    Zu Militades Caridis Ehrenrettung ist nochmals zu erwähnen, dass die gedruckte PARTITUR der UE-Ausgabe die hier nicht gespielten Nummern tatsächlich nicht aufweist. Im KLAVIERAUSZUG sind sie allerdings enthalten. Bei neuen Informationen zu diesem Umstand werde ich hier ergänzen.
    Durch die Streichung von zweieinhalb Nummern erscheint bei Miltiades Caridis Aufführung Weinhebers apokalyptische "Die Posaune" als quasi Einleitung zum abschließenden "Wer immer strebend sich bemüht", was leider unpassend und als innere Entwicklung nicht logisch erscheint. Somit handelt es sich hier tatsächlich um eine fragmentarische Aufführung, da die wesentliche "kompositorische Kuppel" des Werks nicht sichtbar wird.
    Von dieser Einspielung mit Caridis habe ich privat einen LP-to-CD Transfer erstellt (siehe Klangbeispiel auf klangrede.de), der einen Vorgeschmack auf eine offizielle CD-VÖ geben könnte.

    Joachim Wagner
    Symphonien Nr.1-8 Symphonien Nr.1-8 (CD)
    17.09.2017
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Mustergültige Interpretationen!

    Durch überraschend gute Erfahrungen mit Aufnahmen von Alfén (4te), Skrjabin (alle Sinfonien) und Myaskovski (alle Sinfonien) aus dieser Svetlanov-Reihe von Warner angeregt habe ich nach langem Zögern auch den Kauf der Glasunov-Box gewagt - und wie froh bin ich jetzt darüber, mich dazu überwunden zu haben!

    Viele Jahre lange habe ich immer wieder versucht, mich mit diesem Komponisten anzufreunden und war dann neben vielem Schönen doch auch immer wieder stellenweise gelangweilt oder fand etwas unstimmig, zu lang oder uninspiriert. Von Mravinskys 4ter und 5ter war ich begeistert, die 3te mit Butt hat mich zum großen Teil überzeugt. Mit Serebrier bin ich trotz des feinen Orchesterspiels noch nocht so ganz warm geworden (kommt jetzt vielleicht nach dem "Svetlanov-Erlebnis" noch, denn Serebrier erkennt durchaus die Seele der Werke), Ivanov klingt mit einfach zu grob und ungeschickt aufgenommen. In Otaka habe ich etwas reingehört und es zündet nicht bei mir. Die Aufnahmen mit Rozhdestvensky kenne ich noch nicht.

    Svetlanov hat es geschafft, mir alle Werke näher zu bringen - und das ist das allergrößter Kompliment, dass ich einem Dirigenten nur machen kann! Er kennt die Werke von innen(!) heraus so gut und liebt(!) sie offensichtlich so sehr, dass ihm alles(!) überzeugend gelingt. Er versteht über den Mut zur klanglicher visionärer Größe, manchmal jugendlich unbekümmerter Frische, starker und tief empfunder lyrischer Intensität und immer hervorragender und raffinierter rhythmischer Prägnanz (welche im lyrischen durch leichtes Stauen und wieder Fließen lassen ein "russisches Wiegen" und in Scherzi Tänzerisches ergibt) allen scheinbaren Schwächen Sinn und den Werken einen großen Zusammenhang und Größe zu geben! Oder er zeigt einfach nur das in den Sinfonien, was andere nicht zu sehen oder zumindest nicht auszudrücken vermögen . . .

    Das Orchester spielt ebenso mit Herzblut und großer (intonationssauber und von Svetlanov animiert teilweise höchst virtuos) Orchesterkultur - selbst die Holzbläsersoli sind ganz hervorragend. Auch wenn Svetlanov oft kräftig zupacken und manchmal in rasantem Tempo die Fetzen fliegen lässt, so wirkt doch nichts grobschlächtig umgesetzt - besonderns weil immer auf Disziplin, rhythmisches Federn und eben die schlüssige Stimmigkeit solchen Tuns im Zusammenhang geachtet wird.

    Die Übernahme der Melodiya-Aufnahmen (Moskau, 1989-1990) durch Warner ist klanglich ausgezeichnet gelungen. Der Höreindruck des Orchesters ist durchweg in "mittlerer Entfernung" - also keine nahe Tonabnahme, aber auch kein verschwimmen der Details im deutlich vorhandenen Raumklang. Es ergibt sich ein ziemlich natürliches und klares Klangbild mit weitem aber angenehmen Raumklang, in dem sich alle durchaus verhandene klangliche Pracht entfalten kann.

    Die CD-Box ist stabil, die CDs sind in 6 Pappschubern untergebracht - somit ist das Ganze mit 3 cm Dicke auch platzsparend :-)

    Ein kleiner aber wirklich ärgerlich doofer (weil unsinniger und einfach vermeidbarer) Unsinn ist, dass die Pause zwischen zwei Werken auf einer CD manchal nur eine(!) Sekunde beträgt - also wesentlich weniger als zwischen einzelnen Sätzen einer Sinfonie. Nun jetzt weiß ich es und muss halt - so ablenkend es auch sein mag - im Geiste am Ende einer Sinfonie schon am Stopknopf sein. Das reicht aber ebensowenig wie das beigelegt Heftchen ohne Infos zu den Werken und zudem falscher Aufteilung nicht für einen Punktabzug und somit eine Schmälerung der großartigen Einspielungen.

    Sowohl für an Glasunov neugierig Interessierte und Kenner und Verehrer seiner Sinfonien und Orchesterstücke unbedingt erste Wahl. Was die Lebendigkeit, Tiefe, Emotionaliät und Frische angeht kommt da vielleicht nichts Vergleichbares mehr nach! Svetlanov schafft zudem immer wieder wirklich magische Momente und zutiefst zu rühren. Ebenso versteht er die Momente hörbar zu machen, wo ein ganz neuer Wind durch die Partituren streicht.

    P.S.:
    Mein Exemplar hat auf CD 4 im ersten Satz der 6ten (Track 4) von etwa 1:40 bis 2:10 Minuten Probleme mit der Fertigung oder einen Masterfehler, sodass sich drei hörbare Knackser ergeben. Gibt es jemanden der eine eigene Erfahrung bezüglich dieses Fehlers hier kundtun kann?
    Ein Kommentar
    Anonym
    01.04.2023
    Danke für den Hinweis auf das ungenügende Beiheft und den Knack-Fehler sowie die sinnlos kurzen Pausen zwischen Werken. Für mich Gründe, diese Box nicht zu kaufen, trotz Svetlanov.
    Claudio Arrau - The Complete Victor and Columbia Album Collection Claudio Arrau - The Complete Victor and Columbia Album Collection (CD)
    05.08.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Fast perfekt - abgesehen von den beiden CSO Aufnahmen

    Die sehr diffenzierte Rezension von DOPOULOS bei Amazon sagt eigentlich schon fast alles über die künsterliche Bedeutung dieser Wiederveröffentlichung aus, welche das besondere von Claudio Arrau und den Grund, warum sein Stern so hoch aufstieg, völlig erkennen lässt. Wenn es nicht diese Columbia, RCA und einige der EMI Aufnahmen, sondern nur die späten Philips Aufnahmen gäbe, könnte ich persönlich es anhand der Tondokumente die Bedeutung und Faszination des Pianisten nicht ganz nachvollziehen ...

    Nur weniger Ergänzungen:

    Zuerst möchte ich für die Kenner von historischen Aufnahmen, welche besonders die Transferqualität von den analogen Quellen interessiert, klar sagen, dass es sich hier um sehr gute bis optimale Überspielungen handelt. Iberia z.B. hatte ich in dem sehr guten Transfer von United Archives (Arrau 4CD-Box), aber dieser hier ist nochmal deutlich besser.
    Anders verhält es sich bei den CSO Aufnahmen mit Defauw: Hier sind der Arlecchino (eine CD) und mit Abstrichen der Naxos Transfer (zwei Einzel-CDs) deutlich besser geraten: Mehr Präsenz, Klarheit und ein runderer Orchesterklang (mit als saubererer empfundener Intonation und Orchesterbalance - ein besonderer Effekt optimaler Transfers). Gerade Diese Aufnahmen finde ich interpretatorisch ganz außerordentlich, sodass hier natürlich bei den nicht ganz optimal geratenen Camden Aufnahmen die Transferqualität besonders wichtig ist. Was für ein großartiges feuriges Orchester hat sich da schon Frederick Stock herangezogen, von dem Defauw profitieren konnte! Diese besondere Erlebnis bietet am stärksten der Transfer von Arlecchino.

    Vielleicht bin ich ja unkonventionell im Geschmack, aber die höchste Freude dieser Box machen mir Albeniz (und mit den genannten Abstrichen) Weber und Strauss - gefolgt von den nun endlich gut veröffentlichten Goldbergvariationen (die VÖ zusammen mit Landowska war mit störendem Hall versehen).
    2 Kommentare
    gemi:re
    24.12.2017

    Die Kunst Arraus

    Kenner hist.Aufnahmen wie Sie interessiert hoffentlich nicht nur primär die Transferqualität, sondern auch die musikalische. Soweit ich Ihnen bzgl einiger Aufnahmen, die ich von früher kenne, klanglich zustimme, möchte ich ihre künstlerische Beurteilung späterer Aufnahmen der 60er-70erJ. bei EMI und Philips doch sehr in Frage stellen. Webers Konzertstück (Philharmonia-Galliera) ist erstklassig und viele Philips-Solo-Aufnahmen eine Verdichtung von Arraus pianistischer wie musikalischer Kultur, selbst seine späten Liszt-und Debussy-Exegesen.
    Zeit bzw Zeitgeist sind ein seltsam labiles Ding oder 'times are a changing'.
    JAW-Records Top 50 Rezensent
    15.06.2021

    JA udn NEIN

    Natürlich hat Arrau die späteren Jahre hervorragende und auch klanglich bessere Einspielungen gemacht - auch die Weber Galliera Aufnahme. Die Philips-Aufnahmen (die ich nicht alle kenne) überzeugen mich oft nicht so sehr. Musik Interpretation ist halt etwas sehr Subjektives und eigentlich meist gar nicht zu "bewerten" - ebenso wie die Bedeutung / Einordnung von Kompositionen. Schon aus diesen Gründen schreibe ich lieber über Transfers und klanglich greifbare Dinge oder versuche den Blick über Vergleiche von Aufnahmen zu schärfen.
    Ich versuche natürlich Menschen (Neulinge und Repertoirehinweise liegen mir ganz besonders am Herzen, weil ich viel an meine eigene Zeit der ersten klassischen Entdeckungen denke) für bestimmte Musik (oder generell) zu begeistern, aber letztlich wende ich mich oft an Kenner, die hauptsächlich wissen wollen, ob eine Wiederveröffentlichung sich im Vergleich zu Vorgängerausgaben zu kaufen lohnt.
    Die Legende der Prinzessin Kaguya Die Legende der Prinzessin Kaguya (DVD)
    05.08.2017
    Bild:
    5 von 5
    Extras:
    5 von 5
    Ton:
    5 von 5

    Erschütterndes Meisterwerk!

    Diese Rezension bezieht sich auf die Bluray-Ausgabe, die DVD-Ausgabe ist meinen Ghibli-Erfahrungen nach aber fast gleich hochwertig (mit schönerem Titelbild).

    Nun verlasse ich mal die Sphäre der Klassik-Rezensionen (eigentlich meine Domäne) und bespreche aus großer Bewunderung ein paar japanische Anime-Filme. Das wahrscheinliche Ende von Ghibli beförderte meine Entscheidung, Filme dieses Studios (es gibt dort nur Erstklassiges!), aber auch Filme von Kaze und anderen Studios zu besprechen. Ich behalte in meinen Film-Rezensionen meinen Stil einer Gestalt- und Seelen-Sicht aus den Klassik-Besprechungen bei, da mich das Innere Wesen eines Kunstwerks viel stärker interessiert als dessen äußere Form.

    Über Musik lässt sich problemlos alles schreiben, da es keine Informationen zu 'verraten' gibt. Bei Filmen mit Handlung ist das natürlich anders. Meine Besprechungen sind keine Inhaltsangaben, aber sie thematisieren höchst subjektiv wichtige (scheinbar) kleine oder große Ereignisse und Entwicklungen des Films. Wer auf keinen Fall inhaltlich etwas über den Film erfahren möchte, sollte in meinen Filmrezensionen nur die letzten Abschnitte UMSETZUNG, EDITION und FAZIT lesen und den Abschnitt ZUM FILM meiden. Dort gehe ich auf Punkte ein, die nichts mit dem Filminhalt zu tun haben.

    Im Teil ZUM FILM wende ich mich eindeutig an Leser, welche den Film schon kennen und sich über kontemplative Gedanken dazu freuen, welche über den üblichen Rahmen hinausgehen. WER DEN FILM NOCH NICHT KENNT, SOLLTE DIESEN ABSCHNITT DER REZENSION NICHT LESEN! Und zwar weniger wegen sogenannter "Spoiler" (verratenem Inhalt), sondern mehr weil ich durch meine sehr persönliche Sicht das Ersterleben des Films in der Wahrnehmung doch in eine bestimmte Richtung lenke - was ich nicht möchte. Diese hier entwickelten Gedanken sind nur als Anregung für einen persönlichen inneren Diskurs zu sehen, der natürlich auch gerne hier in Kommentaren usw. öffentlich geführt werden kann. Ich freue mich darüber und nehme gern Stellung dazu :-)

    Übrigens biete ich keine INTERPRETATION des Films - das ist zum Glück bei solch guten Filmen mit vielen Schichten gar nicht möglich und will auch keinesfalls etwas von deren Mysterium, Zauber und Faszination nehmen. Meine Begeisterung für das Unwägbare und Unaussprechliche ist von den assoziativen Gedanken unberührt.

    Hier als erstes der Film, der anscheinend (leider!!!) wohl das drittletzte der vom Studio Ghibli produzierten Meisterwerke ist und bleibt:

    - - - - -

    ZUM FILM: "DIE LEGENDE DER PRINZESSIN KAGUYA" - EINE (MÖGLICHE) SEELISCHE DEUTUNG

    'Kaguya-hime no Monogatari' ist ein äußerst vielschichtiger Film, der auf viele Arten erlebbar ist. Es gibt die erzählerische Ebene der Handlung, die Märchenebene mit all dem geheimnisvollen und nicht logisch Erklärbaren, die faszinierende darstellerische Ebene mit dieser neue Art animierter Zeichnung mit all den optischen Stimmungen, Bildern, Symbolen usw,, eine geschichtlich-japanische Ebene die uns Europäern Großteils fremd ist und natürlich auch eine seelisch-psychologische Ebene und eine gesellschaftskritische Ebene. Bei aller Wichtigkeit und Faszination aller Ebenen möchte ich mich in der sehr umfangreichen Rezension dennoch ausschließlich auf die beiden letztgenannten Ebenen beschränken. Die anderen Aspekte bieten Raum für Leichtes und Positives, was hier leider eher wegfällt.

    Isao Takahatas 'Die Legende der Prinzessin Kaguya' ('Kaguya-hime no Monogatari') ist ein extrem verstörender Film - wie es auch auf ganz andere Weise sein 'Die letzten Glühwürmchen' (die genaue Übersetzung 'Grab der Leuchtkäfer' ist viel passender und genauer). Es ist wie oft bei Ghibli und anderen japanischen Animes ein Film über das Erwachsenwerden (hier des Scheiterns daran) und die Erziehung, bei der im Fall Kaguya die Stiefmutter schwach ist (da sie sich trotz besserer Ahnung immer ihrem Mann fügt - ein Aspekt hier thematisierter rigider Konvention) und der Stiefvater "nur das Beste" für Kaguya will (und dabei nicht wahrnimmt, dass er in erster Linie seine eigenen Wünsche nach gesellschaftlichem Aufstieg auslebt, seine eigene konventionelle Vorstellung vom Glück seiner Tochter aus seiner eigenen Warte pflegt und keineswegs auf die realen Bedürfnisse seiner Stieftochter hört) und die daraus entstehenden fatalen seelischen Folgen für Kaguya: Denn es liegt nahe, den Weg Kaguyas zur emotionslosen "Mondgesellschaft" als unausweichliche endgültige innere Abspaltung der jungen Frau zu sehen, was sich ja schon bei der Freier-Szene (in dem erschreckenden "Schwarzweiß-Rasen" und Wüten in groben Strichen mit schockierender Musik) und der späteren (nur zu ahnenden) Vergewaltigungsszene durch den Kaiser angedeutet hat. Die tatsächlich gezeigte Zurückhaltung und Noblesse des Kaisers kann ich nur als eine rein innere Wahrnehmung der Prinzessin sehen, die die Realität schon nicht mehr wahrnehmen und integrieren kann, weil sie zu schrecklich ist. Das erste schockartig plötzliche Erscheinen des Kaisers und die panische Reaktion Kaguyas zeigen wohl den Anfang dessen, was dann wirklich passiert - so meine subjektive Empfindung ...

    Der Film hat mehrere Schichten und birgt für den Betrachter einiges an Lesarten. Mein Ansatz, den ich jetzt noch weiter ausführe, ist da nur EINE Möglichkeit, sich von dem Meisterwerk gefangen nehmen zu lassen. Ich habe z.B. gar nicht die mythologischen Aspekte berührt, die Symbole in Bildern, die gescheiterte Liebesbeziehung Kaguyas oder deren eigenes Handeln. Im Grunde beschränke ich mich auf drei Punkte, die sich alle in folgender Reihenfolge in grausamer Konsequenz auseinander entwickeln:

    Rigide Umsetzung von Konvention, übergriffiger verschiedenster Missbrauch und seelische Abspaltung

    Man kann der Legende der Prinzessin Kaguya auch jegliches Geheimnisvolle nehmen, was die Geschichte allerdings noch deprimierender und schmerzlicher macht:
    Die (nun also nicht Stief)Eltern zeugen ein Kind, welches wie fast alle Kinder mit allen (himmlischen) Gaben (Gold = menschliche Talente, Kleider = die persönliche Schutzaura) geboren wird. Die ersten Jahre wächst das Kind in der Verbindung mit seiner Umgebung (Natur, Menschen) glücklich auf, während der Vater schon ihre Talente für "bessere Zwecke" planend (denn ihr glückliches im Hier und Jetzt sein be-achtet er nicht) missbraucht.
    Aber nach ein paar Jahren des Kinderglücks hat der Vater den konventionellen Rahmen seiner eigenen Vorstellungen geschaffen und die Tochter muss widerspruchslos gehorchen und sich fügen. Alle gewachsenen Bindungen reißen durch den sozialen Aufstieg (und Umzug) der Familie (auf Kosten der Tochter, deren Talente der Vater missbraucht) ab, ihre sie schützende Aura wird pervertiert (Auslegung von gesunder Individualität und Selbstbestimmtheit als Männer herausfordernde Unbeugsamkeit, die es zu brechen gilt), was der Tochter ihre Unbeschwertheit und einen Großteil ihrer Lebensfreude nimmt.
    Noch ist sie aber ungebrochen und rebelliert immer wieder wie jedes starke Kind gegen Zwänge von außen (die maskenhafte Erzieherin als personifizierte starre Konvention). Auch als sie - wieder der nächsten Konvention folgend - gegen ihren Willen standesgemäß heiraten soll, weiß sie sich durch ihren starken Willen und ihre Intelligenz zu wehren. Aber die Folgen ihrer Abwehr, das Scheitern bzw. der Tod der Bewerber, die letztlich an deren selbst gesteckten Ansprüchen scheitern, empfindet Kaguya als ihre Schuld, mit der sie wieder von den Eltern alleine gelassen wird. Somit schwindet weitere Lebensfreude mit einem großen Schritt in die Depression. Das 'Werben' des Kaisers (wohl eine Vergewaltigung, wenn diese auch nicht gezeigt wird und im seelischen Ausblenden gar nicht passiert) kann sie dann nur noch durch vollkommene innere seelische Abspaltung ertragen.
    Egal ob am Mond oder auf der Erde -' die junge Frau Kaguya (in irdisch lebendiger Natur geboren) hat am Beginn der Blüte ihres Lebens völlig den Bezug zu sich selbst verloren und ist "endlich" (im doppelten Sinne) in der starren Gesellschaft angekommen. Es ist ein starkes Bild, diese tote gefühllose Gesellschaft dem Mond zuzuschreiben - unendlich fern und kalt. Das letzte Aufbäumen ihres gesunden Anteils (Lebensenergie), der einfach leben und lieben möchte, ist zu schwach geworden und verlischt ...
    Ein hoffnungsloser und erschütternder Schluss des Films, der keinen Funken Hoffnung birgt und vielleicht gerade deshalb so niederschmetternd und aufrüttelnd zugleich wirkt.

    Takahatas Film, der die geheimnisvolle ursprüngliche Geschichte (anscheinend ca. um 900 aufgezeichnet, Chinesische Einflüsse, gibt es zudem verschiedenen Varianten gibt) im besten Sinne 'missbraucht' und traumhaft sicher psychologisch erweitert bzw. abwandelt, geißelt alle starren, rigiden Arten von Konvention (von denen es besonders in Japan viel gibt), welche unweigerlich heranwachsende Menschen seelisch verkrüppeln, wenn sie sich nicht wehren können (welches Kind kann sich schon seiner Eltern erwehren?) und sich irgendwann in die 'Mondgesellschaft' fügen.

    - - - - -

    KÜNSTERISCHE UND TECHNISCHE UMSETZUNG

    Hervorragend künstlerisch und liebevoll gezeichnet, wobei ein ganz neuen Zeichenstil zum Tragen kommt, der trotz oberflächlich betrachtet ähnlicher Sparsamkeit nochmal ganz anders als bei "Die Yamadas" ist und traditionelle japanische Sichtweisen und Techniken mit einbezieht. Dabei bleibt es aber nicht, weil kreativ und passend stilistische Abweichungen eingebaut werden, die somit passend zum Inhalt des Films auch in der Form rein tradionell Schematisch-Starres ablehnen. Alles ist ganz einmalig umgesetzt!

    Dazu ein ausgezeichneter Ton mit einer äußerst abwechslungsreichen Musik unterschiedlicher Besetzung, der wie in vielen Ghibli Filmen genial als Ausdrucksmittel eilgesetzt wird (z.B. ganz bewusste Dynamikunterschiede und Höhepunkte).
    Sehr gute deutsche Untertitelung.

    Da ich den Film noch nicht in deutscher Synchronisierung gesehen habe, kann ich leider zur deutschen Tonspur nichts sagen (werde es wohl ergänzen). Ich empfehle aber jedem sich bei asiatischen Filmen in ein OmU einzufügen (hat man sich nach kürzester Zeit dran gewöhnt), da der Sprachfluss im Deutschen länger ist und somit öfters Kompromisse (Kürzungen) bei der Übersetzung gemacht werden müssen oder hektisch schnell gesprochen wird. Zudem ist der Klang der Sprache auch eine Aussage und die Sprecher sind bei Ghibli hervorragend gewählt - wie bei diesem Studio ja auch sonst kein noch so kleines Detail vernachlässigt wurde.

    EDITION UND EXTRAS

    Mir gefällt sehr die einheitlich schlichte einfarbige Hüllengestaltung, in der noch dieses Jahr (2016) alle Ghibli-Filme als Bluray erhältlich sein werden. Die letzten zwei ausstehenden Filme "Die Yamadas" kommen im Mai ("Die Yamadas") und im Sommer oder Herbst ("Flüstern des Meeres"). Allerdings ist im Fall Kaguya auch die DVD wunderschön gestaltet - EIN Bild das schon den ganzen Film in sich trägt ... Hervorragende Bluray-Umsetzung, ich kann keinerlei technische Mängel feststellen.

    Ich kaufe einen Film nicht WEGEN der Extras und bin deshalb auch bei sparsamer Ausstattung nicht wirklich enttäuscht, aber freue mich über solche Boni. Die Pressekonferenz mag wenig, langweilig und japanisch förmlich nichtssagend erscheinen - ist sie aber m.E. keineswegs (wie übrigens häufig Pressekonferenzen und Interviews zu Ghibli oder anderen japanischen Anime-Filmen)! Wenn man nichts erwartet und ganz ruhig sich in die sprechenden Personen einfühlt, dann spürt man stark die Begeisterung und das Lebendige, dass Japaner halt in eine nach außen hin gezügelte Form bringen. Ich schätze immer mehr diese Art der Form - z.B. zuerst vor einem Interview oder Aussagen für alle Raum zu geben, ein persönliches Dankeswort zu sagen. DAS ist in der westlichen Kultur kaum möglich, es sei denn man verquickt diesen Dank mit der Antwort auf eine Frage. So wird es meist gehandhabt und wirkt meist gehetzt und unpassend, weil einfach zwei Dinge zusammengepackt sind und ein Dank somit nicht angemessen wertschätzend sich entfalten kann. Man mag das für ein nichtiges Detail halten, aber als Betrachter von Anime-Filmen lernt man doch über das Beseelte (denn das heißt ja das Wort!) und die Wertschätzung aller kleinen Dinge, die ja schließlich alle liebevoll und zeitaufwendig gezeichnet werden!

    Ach ja - konkret: Interessant ist doch die Rezeption des Films in Japan, die bei der Vorstellung noch nicht abzuschätzen war. "Die Legende der Prinzessin Kaguya" ist in seiner schwächeren Akzeptanz durch die Japaner (hat nur die Hälfte der benötigten Einkünfte gebracht) vielleicht der Film, der letztlich zu der Entscheidung geführt hat, das Ghibli-Studio (zumindest in seiner jetzigen Form) wegen Unrentabilität zu schließen. Jammerschade angesichts des großartigen Kunstwerks und der aufrüttelnden Botschaft - aber vielleicht eben auch gerade WEGEN letzterer. So hart sind nur wenige Filme je mit der Gesellschaft ins Gericht gegangen. Im Westen geht so etwas leichter, da hier die Identifikation mit Staat und Gesellschaft nicht so sehr verankert ist. Jeder Japaner kennt den originalen Stoff zu 'Kaguya-hime no Monogatari' und sieht sofort, dass dieser von Isao Takahata in erster Linie (und verfremdet) benutzt wurde, um Kritisches über Generationenverständnis, Erziehung und generell starre Konvention zu sagen.

    FAZIT

    Ein absolut wichtiger und tief berührender Film, über dessen Vielschichtigkeit und Appell an die Menschlichkeit man sich lange im Gespräch austauschen und eigener Lebenserfahrung nachspüren kann. Dieses Japan ist überall und wohl zu allen Zeiten zu finden ... Für mich gehört dieses Meisterwerk in den Olymp der Filme . . .
    Streichquartette Nr.1-16 Streichquartette Nr.1-16 (CD)
    05.08.2017
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    heikler CD-Transfer gut gelöst

    Endlich sind nun wieder die Beethoven Streichquartette mit dem Ungarischen Streichquartett neu remastert auf dem Markt.

    Hier zeigt sich Qualität und Tradition des Streichquartettspiels wie sie heute unwiederbringlich verschwunden sind. Da erscheint der Geist und die Seele der einzelnen Werke so unterschiedlich und klar wie ein Gebäude. Die Entwicklung und Aussage der Quartette sind noch als Arbeit und Anstrengung zu erleben (womit ich nicht meine, dass die Aufnahmen anstrengend zu hören seien!). Man fährt sozusagen nicht mit einer Gondel auf den Berg und erklimmt ihn schon gar nicht per Drei-D-Animation, sondern geht den Weg zu Fuss . . .

    Die Monoaufnahmen waren sicherlich nicht ganz einfach zu remastern. Es wurde ein ordentlicher klanglicher Kompromiss gefunden, sodass die Studioaufnahmen etwas gereinigt und dennoch nicht klanglich als künstlich bearbeitet zu hören sind.

    Der seit längerem bei Warner übliche editorische Standard: Optisch annehmbar (sogar mit Original-Cover Anmutung!), schmales Textheft mit allen wichtigen Angaben - das Ganze in stabiler kleiner Box.

    Neben einigen anderen Zyklen der "späten "Mono-Zeit" (wie z.B. des Budapest Sting Qaurtet und Paganini Quartet) eine sehr wichtige Einspielung!
    Carl Schuricht - The Complete Decca Recordings Carl Schuricht - The Complete Decca Recordings (CD)
    05.08.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Vorbildlich!

    Wieder eine wunderbare CD-Box mit Veröffentlichungen sogenannter "historischer" Aufnahmen (die großteils so frisch und hervorragend klingen) in neuem Remastering und liebevoller originaler Cover-Art!

    Die Decca-Aufnahmen mit Carl Schuricht (außer der "Haffner" und "Unvollendeten" alles in mono). Der Dirigent animierte alle hier zu hörenden Orchester zu intensivstem Spiel: Wiener Philharmoniker, London Philharmonic Orchestra, Tonhalle-Orchester Zürich, L'Orchestra de la Suisse Romande und Paris Conservatoire Orchestre. Sehr aufschlussreich zeigt sich die Kunst des Dirigenten auch grade bei den nicht ganz erstklassigen Orchestern.

    Die Remasterings sind hervorragend und zeichnen das ursprüngliche (auf LP zu hörende) Klangbild ziemlich genau. Somit werden alle Stärken (Klarheit, Detailfreudigkeit und Vitalität, und Schwächen (manchmal dünner und scharfer Klang - natürlich auch mit bedingt durch die französische Klangkultur) offengelegt.

    Die Umsetzung der Cover-Art auf mattem Karton ist vorbildlich. Stabile kleine Box, knappes Textheft mit allen wichtigen Daten.

    Schöne, phantasievolle aber auch strenge Interpretationen - wohl das, was man so mit "Deutsch" bezeichnet. Wie auch immer: sehr ansprechend und berührend - und wahrhaftig!
    Bachianas Brasileiras Nr.1-9 Bachianas Brasileiras Nr.1-9 (CD)
    05.08.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    äußerst wichtige Veröffentlichung!

    Villa Lobos ist mittlerweile durchaus im Bewusstsein aufgeschlossener europäischer Musikliebhaber angekommen - allerdings zumeist immer noch als "lokaler Nischenkomponist". Diese hochseriöse Veröffentlichung mit allen Bachianas Brasileiras und allen Choros könnte das ändern helfen!

    Die Bachianas und besonders die Choros (von denen dies die erste Gesamtaufnahme ist) sind bisher eher als Einzelwerke und nicht im großartigen Gesamtkonzept wahrgenommen worden. Beide Zyklen stellen eine Art Dialog oder eine kommunikative und kulturelle Gesamtschau dar: die Bachianas auf allen musikalischen Ebenen mit der Musik Bachs (die Villa Lobos so liebte und hier stellvertretend für die Strukturen und Welt der europäischen Kunstmusik steht) und die Choros in ihrer mannigfachen formalen und inhaltlichen Ausprägung und Besetzungsvielfalt für das Volk, die Musik und das Land Brasilien selbst.

    Die Aufführungen sind - wenn man die manchmal für Kenner ungewöhnliche Interpretation so annimmt - vorbildlich: hervorragende Orchesterkultur, Sinnlichkeit des Klangs, ausgezeichnete Aufnahmetechnik, sicheres Formgefühl des Dirigenten und klares Verständnis für Aussage und Sinn der Musik.

    Eine schöne sorgfältige Editiion (mit kleinen Beschriftungsfehlern), welche leider nicht die originalen Cover der Einzel-CDs übernommen hat.
    Ich habe das für mich selbst nachgeholt und Vor- und Rückseiten (Ausdrucke der Internetansichten) auf die nichtssagenden Papierhüllen aufgeklebt . . . :-)

    Eine ganz starke Kaufempfehlung!

    Weiteres:

    Natürlich gibt es weitere und andere Möglichkeiten der Darstellung der Bachianas und deren Wesen: Da sind zuerst mal die Gesamt-Aufnahme des Komponisten selbst (EMI-Box hervorragend, wenn auch klanglich nicht ganz glücklich - Auszug hervorragend als Japan-SACD) und die vielgescholtene Batiz-Aufnahme, die nach wie vor trotz mancher Schwächen hörenswert ist. An Einzelaufnahmen sind besonders erwähnenswert Tilson-Thomas (RCA), Villa-Lobos (Varese) und Lopez-Cobos (Telarc). Von einzelnen Choros gbt es einige hervorragende Einspielungen, die Gitarrenwerke mit Bream, Klavierwerke mit Szidon (Kuarup), Freire (Apex) und Hamelin (Hyperion), Lieder mit Bondi (divine art) u.v.m.

    Auch die 11 vorhandenen Sinfonien (CPO und auch fortschreitend Naxos) und ganz besonders die Gesamtaufnahme der Streichquartette sind intensiver Beschäftigung wert. Die Quartette dürften dem "konventionell klassischen" Hörer besonders entgegen kommen!
    Artur Schnabel - The RCA Victor Recordings Artur Schnabel - The RCA Victor Recordings (CD)
    05.08.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    endlich neue kraftvolle Transfers!

    Artur Schnabel mit Frederick Stocks letzten und einfach großartigen CSO Aufnahmen (Beethoven Klavierkonzert 4 + 5), dazu die zwei späten Beethoven Sonaten (op.109 und op.111) und erstmals die amerikanischen Schubert Aufnahmen (4 Impromptus D 899). Alle Aufnahmen sind neue Transfers, welche kraftvoller, runder, voller und detailreicher sind wie vorangegangenen. Im vierten Klavierkonzert sind zweimal leichte Schleifgeräusche zu hören, was aber nur ein Indiz dafür ist, das auch alle relevante Informationen der Aufführung zu hören sind.

    Hochinteressant ist es Schnabel auf dem Steinway (und mal nicht auf seinem geliebten und ihmv ertrauten Bösendorfer) zu hören. Musikalisch sind die Aufnahmen sowieso allesamt traumhaft . . .

    Auch wenn die schon die französische Doppel-CD (der ganze RCA-Beethoven von Schnabel), das 3te und 4te in dem Marston-Transfer oder die Japan-Pressung der zwei Beethoven Klaviersonaten besitzen: Greifen Sie unbedingt bei dieser Doppel-CD hier zu!
    26 bis 50 von 271 Rezensionen
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