Walter Braunfels: Orchesterlieder Vol.2 (CD)

Walter Braunfels: Orchesterlieder Vol.2

Walter Braunfels (1882-1954)

Orchesterlieder Vol.2

Genia Kühmeier, Camilla Nylund, Ricarda Merbeth, Konzerthausorchester Berlin, Hansjörg Albrecht

CD (Compact Disc)

Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.

Walter Braunfels (1882-1954): Orchesterlieder Vol.2, CD

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Drei Chinesische Gesänge op. 19; Romantische Gesänge op. 58; Die Gott minnende Seele op. 53; Der Tod der Kleopatra op. 59; Vier Japanische Gesänge op. 62

Künstler: Genia Kühmeier, Camilla Nylund, Ricarda Merbeth, Konzerthausorchester Berlin, Hansjörg Albrecht
Label: Oehms, DDD, 2015
Bestellnummer: 4135301
Erscheinungstermin: 30.9.2016

Produktinfo:

Braunfels selbst sah sich als spätromantisch-traditioneller Komponist in der Nachfolge von Berlioz, Wagner und Bruckner. Während der Zeit des Dritten Reiches wurde er als »Halbjude« aller Ämter enthoben und die Aufführung seiner Werke verboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg empfanden Vertreter der musikalischen Avantgarde Braunfels' Stil als nicht mehr zeitgemäß, so dass er allmählich in Vergessenheit geriet. Seit den 90er Jahren erfährt sein Gesamtschaffen eine wundervolle Renaissance und wird begeistert vom internationalen Musikleben wiederentdeckt. (OehmsClassics)

Tracklisting
Details
Mitwirkende

Disk 1 von 1 (CD)

Chinesische Gesänge op. 19 Nr. 1-3

1 Nr. 1 Die Einsame
2 Nr. 2 Ein Jüngling denkt an die Geliebte
3 Nr. 3 Die Geliebte des Kriegers

Romantische Gesänge op. 58 Nr. 1-5 (nach Gedichten von C. Brentano und J. v. Eichendorff)

4 Nr. 1 Abendständchen
5 Nr. 2 Die Nacht
6 Nr. 3 Der Kranke
7 Nr. 4 ist des Lebens Band mit Schmerz gelöst
8 Nr. 5 Der Pilot

Die Gott minnende Seele op. 53 Nr. 1-4 (nach Gedichten von Mechthild von Magdeburg)

9 Nr. 1 O du gießender Gott
10 Nr. 2 Du bist, Herr, meine Labung
11 Nr. 3 Herr, ich bringe dir mein Kleinod
12 Nr. 4 Eia, fröhliche Anschauung

13 Der Tod der Kleopatra op. 59 (Gebt mir mein Kleid, setzt mir die Krone auf! nach Shakespeare)

Japanische Gesänge op. 62 Nr. 1-4

14 Nr. 1 Die Wartende
15 Nr. 2 Schneller Abschied und Liebesnot
16 Nr. 3 Trennung und Klage
17 Nr. 4 Das Mädchen spricht zum Gott der achtmaltausend Speere

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Bewertungen und Rezensionen

4,2 von 5

Klang:

4.9 von 5

Künstlerische Qualität:

5 von 5

Repertoirewert:

4.6 von 5

Booklet:

4.9 von 5

Gesamteindruck:

4.7 von 5

7 von 7 (100%) würden dieses Produkt empfehlen.

Bewertungsübersicht (38 Bewertungen)

5 Sterne		28
4 Sterne		1
3 Sterne		2
2 Sterne		4
1 Stern		3

5 von 5
Anonym
26. August 2016

Klang:

5 von 5

Künstlerische Qualität:

5 von 5

Repertoirewert:

5 von 5

Booklet:

5 von 5

Gesamteindruck:

5 von 5

Eine Sensation
Das Vol.2 der Orchesterlieder von Walter Braunfels ist eine Sensation !

Im Gegensatz zum Vol.1 gibt es auf dieser CD nun reine Orchestergesänge und alle Liederzyklen sind
Welt-Erst-Einspielungen.

Was für eine Entdeckung!

Von den frühen Chinesischen bis zu den späten Japanischen Gesängen ist ein Lied schöner und ergreifender als das andere..

Man kommt aus dem Staunen gar nicht heraus und weiß nicht welcher Gesang oder welcher Zyklus der schönste oder beste ist :
'Die Gott minnende Seele' ? Oder die Szene 'Der Tod der Kleopatra' ?
Oder vielleicht das frühe hochromantische Eichendorff-Lied 'Die Nacht' ?

Dank der Weltklasse-Sängerinnen Kühmeier, Merbeth und Nylund und des brillant spielenden Konzerthausorchesters Berlin leuchten die Lieder dieses jahrzehntelang vergessenen und grotesk unterschätzten Spätromantikes in lyrischen Farben, wie man sie bisher nur von Richard Strauss kannte.

Die Entdeckung des Jahres!
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Gebrochener Spiegel - Ich freue mich, ... 26. August 2016
... daß Ihnen die Ideen, die hinter Braunfels Musik zu stehen scheinen, so gut gefallen. Das erinnert mich an meine eigene Braunfels-Begeisterung vor gut 20 Jahren. Damals genoß Braunfels wegen "Verkündigung" einen mystischen Ruf. Es ist auch klar: er hat Musik-Freunden, die sich für Mahler, Strauss, Pfitzner, Schillings, Humperdinck interessieren, so richtig "aufs Maul geschaut" und dabei viele ihrer Einfälle verwendet und zu einem süssen Wein veredelt . Daß vieles dabei "zu süß" wurde, hat mancher übersehen. Was man aber nicht übersieht ist, daß Braunfels ein radikaler Konvertit war, er war ein eifernder Neu-Katholik und ein Gegner sämtlicher religiöser und weltanschaulicher Reformbewegungen. So treten Mahler, Strauss und Pfitzner bei ihm indirekt als Vögel auf, sie werden zitiert, und sollten ursprünglich sogar Vogelfiguren werden, z.B. Pfitzner als Specht, Strauss als Storch. Zu lesen in Ute Jungs Biographie auf Seite 490-491. Mahler tritt womöglich im Ulenspiegel auf, wenn der böse Herzog Alba mit seinen Sodaten erscheint, erklingt ein Mahlerhaftes Scherzo. Braunfels Ulenspiegel ist mit Sicherheit eine Parodie auf de Costers Ulenspiegel-Roman, der eine reformatorische Kritik auf die katholische Kirche bedeutet, ohne aufzuhetzen. Kurzum: Braunfels war Erz-Katholik und gab möglicherweise den Reformatoren alle Schuld an Mißständen. So enthält auch "Verkündigung" mit einigen Namensgebungen eine "stille kritische Notiz": Peter von Ulm, der das Münster in Speyer baut, macht Violaine krank. In Ulm steht die größte Kirche der Welt, sie ist evangelisch. 1890 wurde in Speyer ein Münster fertiggestellt, eine evangelische Kirche. In Speyer wurde im 16.ten Jahrhundert der Begriff "Protestantismus" entworfen.

Was nützt uns dieser Hinweis? Als Opfer von Kirchen und Feudalismus hat man sich für das "Ausgesetzten-Drama" "Verkündigung" interessiert. Ich persönlich habe erlebt, daß sich "der Spieß" leicht umdrehen läßt und man als Opfer zum Täter stilisiert werden kann.

Dennoch ist die Musik hin und wieder "schön". Ich höre mir auch heute noch "Verkündigung" an, wenn auch mit Vorsicht. Braunfels war ein "Kopist", er schaute es anderen ab und hat daraus für sich Vorteile genutzt. In dem Sinne ist er ein "gebrochener Spiegel", den man noch nutzen kann.

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Keine Begeisterung, keine Sensation 14. September 2016
Ganz ehrlich: nachdem ich das da oben gelesen hatte dachte ich, Wunder wer weiß welche Super-CD mich erwartet, vor allem mit "Gott minnende Seele". Die Enttäuschung folgte. Keine Wiederholung von "Verkündigung" op. 50 in diesem op. 53! Eher ein No Go für mich selbst! Minne - es geht nicht um höhere göttliche Liebe sondern echt um eine erotische Liebe zu Gott oder Jesus, bzw. zum Religionsführer. Die arme Magd, die sich für schlecht hält wünscht sich, sein Kissen zu sein. Ich persönlich möchte keine sexuellen Beziehungen zu einem Kirchenführer neben anderen haben! Ich fühle mich nicht zum Groupie berufen, Entschuldigung (Das ist kein Witzm oder eine Übertreibung: es geht um Sex!)! Ansonsten sind lediglich die Romantischen Gesänge nach Eichendorff und Brentano etwas interessant, können aber vergleichbares der damaligen Zeit nicht erreichen. Überprüfen Sie es selbst!

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05. September 2022
Zu den beiden Kommentaren von 2016 (offensichtlich vom gleichen Autor): Ihr gebetsmühlenartig - auch in vielen Kommentaren zu anderen CD-Veröffentlichungen von Braunfels - wiederholte Vorwurf sexistischer Texte ist völlig absurd! Bringen Sie doch mal - wie mehrmals angekündigt - Beispiele! Dazu dann bitte aber auch ein paar hundert von vielen anderen Komponisten!

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3 von 5
Anonym
22. September 2016

Klang:

4 von 5

Künstlerische Qualität:

5 von 5

Repertoirewert:

2 von 5

Booklet:

4 von 5

Gesamteindruck:

3 von 5

Schlüssel zum Verständnis von Braunfels
Ich hoffe doch, daß diese Lieder erscheinen werden. Schon Vol. 1 hat, wie man mir sagte, vielen die Augen geöffnet. Die kleineren Liedzyklen op.53 und op.62 sind sehr wichtig, um Braunfels begreifen zu können, sie sind der Schlüssel. Man ist hier wirklich der historischen Dokumentation nachgekommen, uns ein Bild der europäischen Kultur zu liefern, deren Kenntnis unverzichtbar ist. Diese CD ermöglicht nun den Austritt aus den Dunst von Vermutungen. Wie man so schön sagt: "wer nichts weiß, muß alles glauben". Der Dirigent hat sich viel Mühe gegeben, gelungen! Sehr gute Interpreten.
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5 von 5
Anonym
04. Oktober 2016

Klang:

5 von 5

Künstlerische Qualität:

5 von 5

Repertoirewert:

5 von 5

Booklet:

5 von 5

Gesamteindruck:

5 von 5

Eine Großtat

Das zweite Volume mit Orchesterliedern des viele Jahrzehnte grotesk unterschätzten, ja geradezu skandalös ausgegrenzten Komponisten öffnet ein weiteres Kapitel des reichen Schaffens dieses neben Richard Strauss bedeutendsten deutschen Spätromantikers. Manches erinnert sogar an Strauss' 'Letzte Lieder', wurde aber (viel) früher komponiert...

Die 'Chinesischen Gesänge' - von Camilla Nylund wunderbar schlank gesungen - schlagen gleich den charakteristischen 'Sehnsuchts'-Ton von Braunfels an. Man versteht sofort warum Braunfels in den Zwanziger Jahren einer der meistgespielten Komponisten war..
Das gleiche gilt für die frühen 'Romantischen Gesänge': Eichendorffs 'Nacht' ist geradezu ein Ohrwurm!
Nach seiner Verbannung durch die Nazis wandelt sich die Sprache von Braunfels drastisch: 'Die Gott minnende Seele' klingt viel herber und "moderner". Genia Kühmeiers schöne,klare Stimme ist da ideal.
Der vielleicht schönste Gesang unter diesen großartigen Wiederendeckungen ist 'Der Tod der Kleopatra'. Schade dass Ricarda Merbeth diese 'Szene' mit zu heftigem Vibrato dramatisiert.. Das gilt leider auch für die 'Japanischen Gesänge', den letzen und bedeutendsten der herrlichen Liederzyklen des großen Opernkomponisten.
Interpretinnen wie Juliane Banse, die Braunfels' Jeanne d'Arc so berührend gesungen hat, oder Marlis Petersen, welche gerade seine Klavierlieder ganz hinreissend herausgebracht hat, wären da die (viel) bessere Wahl gewesen..

Trotzdem: zusammen mit dem ersten Volume ist diese CD - die Welt-Erstveröffentlichung aller Orchesterlieder von Walter Braunfels - eine Großtat von Oehms!

Unter der sehr subtilen und klangdifferenzierten Leitung von Hansjörg Albrecht unterstreichen die beiden ausgezeichnet musizierenden Orchester, die Staatskapelle Weimar und das Konzerthausorchester Berlin, dass Braunfels einer der großen Komponisten des 20. Jahrhunderts war!
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Kommentare (4) » Bewertung kommentieren
"Ithys, mein Sohn" (Braunfels "Die Vögel", Zitat Nachtigall) 05. Oktober 2016
Das gute Urteil über die Interpreten möchte ich teilen, schon das Vol. 1 ist eine Leistung, die Charaktere differenziert darzustellen (siehe Nachtigall). Aber ich finde das Urteil zu Braunfels Musik etwas voreilig. Kann ich aber verstehen, viele waren vor Jahrzehnten genauso, als man noch nichts anderes kannte als "Die Vögel" op.30 und "Verkündigung" op.50.
Man dachte ja wirklich, daß Braunfels auf "fromme Weise" den Jugendstil und den Impressionismus und die Naturliebe weiterführt und eine Annäherung an Frankreich betreibt. Hat er aber nicht; ich rate jedem einmal, sich in Ute Jungs Biographie Braunfels` Aussagen gegen Romain Rolland anzusehen! Rolland, das sollte man wissen, hat sich von Frankreich aus für eine Aussöhnung mit Deutschland bemüht, er schrieb Biographien z. B. über Beethoven, er hatte Kontakt zu Stefan Zweig und Richard Strauss, er schrieb einen riesigen Roman, "Roman fleuve", über den fiktiven deutschen Komponisten Johann Christoph Krafft, der nach Frankreich reist, um dort eine Synthese von deutscher und französischer Kultur zu entwickeln - genau das, was hauptsächlich Richard Strauss betrieb (Rosenkavalier sollte ja ursprünglich statt in Wien in Frankreich spielen, Capriccio dann aber spielt in einem Chateau vor den Toren von Paris zur Zeit von Gluck). Auch andere nahmen französische Einflüsse auf, etwa Rudi Stephan und auch Hans Pfitzner (dessen holländischer Schüler Sem Dresden nannte ihn einen "deutschen Debussy"), der immerhin den romanischen Palestrina komponierte, eine Kantate Fons salutifer op.48, und sowohl im dritten Reich 1940 eine offensichtlich profranzösische kritische Oper plante, "das Brot der Sünde" nach Maupassants Novelle, wovon ihn seine Freunde abbrachten.
Nun gut: zu Romain Rolland! Nachdem er sich also in Frankreich für Deutschland einsetzte, sah er sich gezwungen, nach dem deutschen Überfall auf das neutrale Belgien im Weltkrieg I Stellung zu nehmen. Von deutscher Seite gab es hierauf eine relativ unverständliche Reaktion, u. a. auch von Braunfels. Ich zitiere aus Ute Jung Seite 93: "Sie wissen nichts, Rolland, von dem ethischen Ernst eines jeden unter uns Deutschen, der jetzt zur Tat werden läßt, was Sie verzweifeln macht. Wir selbst waren uns dieser Kraft nur dunkel bewußt; dieses heroische Aufflammen aller kam so über uns, daß wir sagen müssen: es kam von Gott!... Mag dieser Krieg enden, wie er will, dies wird uns als Gewinn bleiben, daß wir auf lange hinaus ganz anders unserer bewußt geworden sind, unserer Größe, aber auch unserer Demut... Wir fühlen uns in dieser Stunde mit Nichten als Erben Attilas, sondern als Erben der großen deutschen Meister. Nein, diese Welt darf nicht untergehen!".
Also ein französischer Unterstützer deutscher Musik und Kultur wird nach Braunfels Bestimmung an einem ihm unbekannten deutschen Ernst verzweifeln, denn er hatte ja gar keine Ahnung... mein lieber Schwan! "Hallo, laß uns Freunde sein, ich erkenne dich total an, wir sind Brüder , ich hab`Romane auf euch geschrieben, das funktioniert mit uns"- --Antwort: "Du hast ja gar keine Ahnung!". Paul Claudel, der Autor von "Verkündigung an Maria" untersagte Walter Braunfels die Verwendung französischer Namen in seiner Oper, so wurde Braunfels Werk ein "deutsches Stück". Was erstaunlich ist, denn die deutsche Übersetzung von Claudels Werk übernimmt alles französische original.

Im übrigen meine ich: Braunfels ist nicht der bedeutendste Komponist neben Strauss, das ist zumindest Gustav Mahler, und noch einige andere. Braunfels klingt nur deswegen so "straussisch", weil er dessen Instrumentation studierte und sie teilweise fast unverändert kopierte. Mit 22 Jahren sagte Braunfels nach seinem gescheiterten Versuch mit "Hexensabbat" op.8 (Ute Jung S. 84): "... scheiterte an meiner zu geringen Kenntnis des orchestralen Apparats (und der daraus hervorgehenden unorchestralen Empfindung) ... Ich werde aber künftig mit mehr Fleiß fremde Partituren studieren müssen.." Das hat er dann sehr begabt getan und darum haben wir bei ihm diesen typischen Strauss-Pfitzner-Busoni-Klang.

(ich möchte noch anmerken, daß ich mit diesen Ansichten nicht allein stehe, daß meine Aussage und Art, diese Dinge darzustellen, kein Solitär ist, denn so wie ich es sage haben es viele schon vor mir formuliert, wobei wir es unabhängig voneinander eigenständig entwickelten und dies möglicherweise Ideenidentisch von unterschiedlichen Standpunkten aus veröffentlichen könnten)

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Zu Ithys 29. August 2017
Sehr wohl richtig!!!
Vielleicht aber ist Strauss nicht so ein interessanter Vertreter Deutsch-Französischer" Beziehungen. Mit Feuersnot widerspricht er eigentlich dem französischen Geist der Freiheit, denn es geht dort nach altem Adels-Brauch darum, daß ein Mädchen der Stadt sich zum Stelldichein mit dem Geistesherrn zwingen lassen muss, und daß quasi wie vor allen Augen, bei aufloderndem Scheiterhaufen direkt vor dem "Liebesakt". Also freies Recht für alle (Egalite) ist das nicht mehr. Dann ließ er noch auf Feuersnot op. 50 den Taillefer op. 52 folgen, worin ein Normanne sich rühmt, endlich einen Engländer erschlagen zu haben. Auch nicht die feine englische Art. Strauss war da wohl eher der Vertreter eines alten Adels, der nicht wesentlich dazulernen wollte. Natürlich hat er aber das kleine Paar Sophie-Octavian vor dem widerlichen Ochs für das Publikum gerettet sehen wollen.

Verrückterweise hat aber tatsächlich der vielgescholtene Pfitzner in seiner Musik deutliche Frankreich-Bezüge, und im dritten Reich hat er gleich mindestens zwei Werke gegen den Frankreich-Feldzug bezogen (Sinfonie op. 46 und Fons Salutifer op. 48 als kleine Huldigung) und er plante tatsächlich die Oper "Das Brot der Sünde" 1940, was ihm wirklich von seinen Freunden untersagt wurde. Pfitzner hatte ja nach 1918 gegen die Auswechselung deutscher Kultur durch Pariser Mode angeschrieben, gleichzeitig hat er aber in eigenen Werken in einem humanen deutsch-nationalen Sinne französische Elemente aufgenommen, soweit es ihm vertretbar erschien.
Seine Stellungnahme im dritten Reich dürfte dann wohl Teil einer "gerechteren Wiedergutmachung" gewesen sein, da er in der Tat stets meite, daß die anderen Länder auch Großes geleistet haben und man ihnen das anerkennen soll.
Nicht zu vergessen Friedrich der Große, der sich an Frankreich orientierte, seinem Schloss einen französischen Namen gab und nicht viel von deutscher Kultur hielt. Ich persönlich finde die französische Architektur zumindest auch wesentlich besser, sie entspricht dem, was viele Deutsche sich wünschen. Claudel meinte einmal, daß Frankreichs Aufgabe in der Kultur hauptsächlich auf dem Schwerpunkt der Literatur lag, während die Deutschlands auf der Musik sich befand. Insofern würde ich anraten bei aller Vorliebe für "Verkündigung" von Braunfels besser das Original Claudels zu verwenden, der Text ist einfach besser als der von Braunfels extrem gekürzte und total veränderte Torso, und er ist auch etliche Ideen realistischer, so daß dieses Werk wirklich packt und interessiert.

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27. Dezember 2017
Die Bemerkung, dass Walter Braunfels der "bedeutendste deutsche Spätromantiker neben Richard Strauss" sei, hat mich stutzen gemacht.
Aber es ist wahr: fast alle großen deutschsprachigen Komponisten der Spätromantik waren Österreicher.
Allen voran Gustav Mahler, quasi der böhmische 'Vater' der meisten:
Korngold, Schreker, Zemlinski - aber auch Schönberg, Berg und von Webern.

Bleiben als deutsche "Konkurrenten" von Braunfels eigentlich nur Reger und Pfitzner - und die interessante (heute durchaus diskutierte) Frage, was das "deutsche" in deren Musik sei.

Wobei die Unterschiede zur österreichischen, böhmisch-wienerischen Musik - Gustav Mahler stammt hörbar aus Böhmen - vielleicht subtiler sind als zur italienischen (Puccini, Respighi), französischen (Debussy, Ravel, Poulenc), russischen (Rachmaninov, Skriabin, Prokofiev, Strawinski, Schostakowitsch), ungarischen (Bartok), tschechischen (Janacek), skandinavischen (Sibelius) oder englischen (Elgar) Musik der Spätromantik - aber durchaus hörbar.

Es ist wohl - wie schon bei Humperdinck, der deswegen auch lange verkannt wurde (die selten gespielten "Königskinder" ist eine der besten Opern des 20. Jahrhunderts) - die unverhohlene Wagner Begeisterung, welche auch die große Ähnlichkeit von Strauss, Pfitzner und Braunfels erklärt.

Nun kam keiner aus dieser Generation an Wagner vorbei - aber die Komponisten anderer Länder entwickelten starke eigene "nationale" Idioms, welche noch ausgeprägter waren als die der Wagner Zeitgenossen Bruckner, Verdi, Berlioz, Tschaikowski, Grieg oder Smetana.

Von den deutschen Komponisten konnte Reger am besten dem Wagner-Sog trotzen. Dass er von allen großen Spätromantikern der "unterschätzteste" ist, liegt wohl nicht nur daran, dass seine Werke so kontrapunktisch spröde sind, sondern dass er weder Opern noch Sinfonien geschrieben hat.

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Man hat Braunfels voreilig begeistert zu hoch anerkannt 03. Januar 2018

Es gibt noch viel mehr "deutsche" bzw. deutschsprachige Komponisten im 20.ten Jahrhundert. Zudem ist die Begeisterung für Braunfels echt voreilig und manche unerfahrene Klassik-Hörer, die vieles von der klassischen Musik des 20.ten Jahrhundert noch gar nicht kennen, sehen in Braunfels musikalischen Einfällen eine Offenbarung ohne zu wissen, dass viele dieser Themen von Zeitgenossen stammen und Braunfels es einfach nur verstand, manche Idee zuckersüß zu paraphrasieren, was ihn interessant macht.

Braunfels soll nun zur Hauptsache konservativen Musikgeschmacks gemacht werden, und das halte ich für eine Fehler! Ihm fehlt dazu einfach der menschenrechtliche Ernst. Das ist mir zu feudal.

Ich sehe in der Aufzählung über mir nur Reger, Pfitzner, Strauss, Braunfels als Deutsche neben eben den Österreichern. Es gibt natürlich noch mehr, auch "Ausländer", die mit deutschen Werken hier tätig waren, und viele von ihnen waren miteinander in Deutschland befreundet und haben zusammengearbeitet:

Hermann Zilcher, 5 Sinfonien, Liebesmesse, Kammermusik, Opern

Paul Juon (Russe, in Deutschland tätig), Sinfonien, Opern, Kammermusik, Lieder

Gerhard Frommel, Opern, Sinfonien, Ballette, Lieder Klaviersonaten, Kammermusik, Oratorien

Viktor Ullmann, Tscheche, deutschsprachige Opern, Lieder, Chorwerke, Klaviersonaten

Walter Courvoisier, Schweizer in Deutschland tätig, Opern, Lieder, Sinfonien, Oratorium Auferstehung

Max von Schillings, 4 Opern bedeutender Art, Lieder , Orchesterwerke, kammermusik

Siegfried Wagner, 15 Opern

Paul Hindemith

Hermann Reutter, viele Opern, u.a. eine geniale Faust-Oper, viele Oratorien Kataten

Robert Rehan, Opern, Orchesterwerke, Kammermusik

Robert Heger, Dirigent, interessante Opern wie Odysseus, Heimkehr des verlorenen Sohnes usw.

Rudi Stephan, Oper , Orchesterlieder

Der genannte Humperdinck, der auch noch neben den genialen Königskinder die Marketenderin schrieb und die Heirat wider Willen, von der es eine Stereo-Gesamtaufnahme bereits gibt

Hans Kössler, Opern, Sinfonien, Kammermusik, Kantaten

Hermann von Waltershausen, von dem man mehr veröffentlichen könnte als nur Oberst Chabert

Berthold Goldschmidt

Ermanno Wolf-Ferrari, viele Opern, Oratorien, Orchesterwerke, Kammermusik, Italiener in Deutschland tätig

Nicht zu übersehen Wilhelm Furtwängler, der mit drei kapitalen Sinfonien bedeutende Werke schrieb, u.a. auch Kammermusik, Lieder, Konzerte, Chorwerke

Bernhard Sekles, Opern, Orchesterwerke, Kammermusik, Lieder

Ernst Pepping, Sinfonien, Klaviersonaten, Lieder, Chorwerke, Kammermusik, Orgelwerke, Oratorien

usw.
Wenn man in die Tiefe des Gesamtwerks dieser Komponisten eindringt wird man feststellen, dass vieles "Bedeutende" bisher historisch vielleicht nicht sichtbar ins Gewicht zu fallen schien, aber im nachherein sich als wichtig im Gesamtprozess herausstellt. Und als Gewicht für heutige geistige Beschäftigung.

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5 von 5
Anonym
15. Januar 2017

Klang:

5 von 5

Künstlerische Qualität:

5 von 5

Repertoirewert:

5 von 5

Booklet:

5 von 5

Gesamteindruck:

5 von 5

Die zweite CD mit Orchesterliedern von Braunfels ist eine (noch) wichtige(re) Ergänzung der ersten:
Diesmal sind es nur reine Orchesterlieder (und keine Opernarien und Orchestervariationen): alle Gesänge sind für hohe Stimme (Sopran) geschrieben, offensichtlich Braunfels' Lieblingsstimmfach (wie die Hauptrollen in den meisten seiner Opern: Prinzessin Brambilla, Die Vögel (Nachtigall), Don Gil (Donna Juana), Galathea, Verkündigung (Violaine), Der Traum ein Leben (Mirza/Gülnare), Jeanne d'Arc..). Braunfels kann einfach umwerfende Melodien für Soprane (und in seinen Opern auch für Tenöre, z.B Ulenspiegel, Hoffegut (Die Vögel), Don Gil, Rustan (Der Traum ein Leben) schreiben !

Die Sängerinnen Genia Kühmeier, Ricarda Merbeth und Camilla Nylund singen großartig - aber wo war Juliane Banse, die hinreißende Protagonistin der Jeanne d'Arc und der Verkündigung ?

Diese CD mit allen Orchesterliedern
des Strauss - ebenbürtigen - Zeitgenossen Walter Braunfels ist ein Muss für alle, die spätromantischen Gesang lieben !
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Die sind so unterschiedlich 18. Januar 2017

Als wenn der Strauss ebenbürtig wäre. Aber abgesehen davon handeln die Lieder von Strauss von ganz anderen Themen. Der Rosenkavalier, Oktavian, befreit die ebenso junge Sophie aus den Händen des viel zu alten Ochs von Lerchenau, während bei Braunfels sich eine erniedrigte jungfräuliche Magd dem dunkel düsteren Drängen eines "Gottes" nachgibt, der sie sexuell begehrt. Das sind zwei verschiedene Welten. Ich glaube, Braunfels ist eher wie Schreker, da gibt es evtl. möglicherweise vielleicht Parallelen (Ulenspiegel op.23 und Der Schmied von Gent). Auch die Art, wie sie total eigenwillig de Coster verändert haben. Braunfels zündet etwas stärker als Schreker, weil er epigonal die schönsten Themen von Strauss, Mahler, Beethoven, Pfitzner zitiert und miteingebaut hat und damit Kompositionen aufwertete.

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23. Januar 2017
Natürlich wollte ich sagen: "Als wenn der `dem` Strauss ebenbürtig wäre..."

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07. September 2018
Zum Kommentar vom 3.1.2018:

Die Auflistung all dieser - deutschen - Komponisten ist ja durchaus interessant.

Aber - Zilcher, Frommel, Courvoisier, von Schillings, Siegfried Wagner, Reutter, Rehan, Stephan, Kössler, von Waltershausen, Sekles, Wolf Ferrari, Pepper usw. in allen Ehren - aber man kann diese Komponisten (auch Furtwängler) doch nicht mit Braunfels vergleichen!

Nur Hindemith - den Braunfels sehr schätzte. Das Erlebnis der Uraufführung von "Mathis der Maler" hat Braunfels inspiriert, seine letzte (und vielleicht bedeutendste) Oper "Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna" zu schreiben.

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Die sind ihm überlegen... 27. September 2018
diese aufgelisteten Komponisten - man muß sie nur kennen, um zu wissen, dass sie Braunfels essentiell das wasser reichen können. Braunfels passt mehr so in die Sparte von Busoni, Malipiero, Henze, Pendereckie --- darum wohl stellen Sie auch einen Vergleich zu Hindemith her. Braunfels war eher komödiantisch. Aber zum Beispiel Frommel und Furtwängler haben das Gebiet des ernsthaften Dramas in der sinfonischen Musik ungemein bereichert, mit sehr eigenwilligen eigenständigen Ideen. Braunfels war eher ein Paraphrasist, er verarbeitete - teilweise unter Verletzung von Urheberrechten (die offenbar freundlicherweise nie geahndet wurden!) stänig Themen anderer, aber das natürlich sehr begabt und teilweise genial. Aber was soll das bringen? Zumal viele Ideen von den Urhebern derart abweichen, dass es keinen Spaß mehr macht, weil Braunfels vieles faustisch-mephistophelisch verballhornt. Frommel hat mit seiner ersten Sinfonie ebenfalls so ein "Zitatenwerk" im Sinne einer Paraphrase unter Verwendung eigener Einfälle geschrieben, aber das hört sich sehr ernsthaft Klasse an und hat eine andere Absicht. Natürlich: Braunfels Klänge sind neu und ungeheuerlich interessant, ich hatte das vor 30 Jahren auch so erlebt, aber ich würde die oben genannten Komponisten nicht zu den Akten legen, da gibt es zu viele positive Überraschungen, mit denen noch niemand rechnet.....

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5 von 5
Anonym
27. März 2017

Klang:

5 von 5

Künstlerische Qualität:

5 von 5

Repertoirewert:

5 von 5

Booklet:

5 von 5

Gesamteindruck:

5 von 5

Diese CD ist noch interessanter als die erste. Hier wird die ganze Vielfalt von Braunfels' (Orchester-) Liedschaffen aufgeblättert. Ein reicher, bisher ungehobener Schatz!
Warum wurde so wunderbare Musik so viele Jahrzehnte nie gespielt und nie gesungen?
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Kommentare (1) » Bewertung kommentieren
17. April 2019
Auch Korngold, Schreker, Zemlinsky und alle jüdischen Komponisten wurden nach ihrer Ächtung durch die Nazis jahrzehntelang vergessen und nicht gespielt.

Dass Braunfels erst als letzter dieser Generation wiederentdeckt wurde, hängt wohl damit zusammen, dass er unter all diesen großartigen Komponisten der einzige deutsche war. Die meisten waren Österreicher - und Österreich hat viel mehr für die Wiederentdeckung und Rehabilitation seiner Komponisten getan als Deutschland. In Wien hat das jüdische Museum große Ausstellungsserien gemacht. Die Wiener Staatsoper und die Salzburger Festspiele haben ganze Aufführungs-Serien von im dritten Reich verbannten österreichischen Komponisten gebracht. Der deutsche Braunfels kam da nie vor...

Der in Frankfurt geborene Komponist, der in München mit der Oper Die Vögel seinen Durchbruch erlebte, in Köln mit seinem Te Deum Triumphe feierte und daraufhin von Adenauer zum Gründungsrektor der Kölner Musikhochschule berufen wurde, wird in Frankfurt und in München nicht aufgeführt. Nur in Köln wird er immer wieder gespielt. Nach wunderbaren Aufführungen der Vögel und der Verkündigung jetzt eine großartige Produktion seiner letzten Oper Jeanne dArc.

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Walter Braunfels: Orchesterlieder Vol.2 auf CD