Eröffnungskonzert Salzburg 2012
Ein ungewöhnliches Konzert für die Wiener Philharmoniker und ein Beweis, dass ein Traditionsorchester nicht für jedes Repertoire geeignet ist. Technisch sind diese Werke nicht schlecht gespielt oder gar uninspiriert, aber das gewisse Etwas fehlt. Es ist der Unterschied zwischen gut und perfekt. Es ist ein sehr gutes Konzert, mutig für 2012 und gerade Valery Gergiev am Pult. Dem hätte man das zweite Werk des Abends gar nicht zugetraut. Gergiev ist in Musikerkreisen oft geschätzt worden für das russische Repertoire. Besonders Glinka, Schostakowitsch und Prokofiew waren seine Glanzlichter. Das Salzburger Publikum kann mit Anna Netrebko aufwerten und es startet sakral und eigentlich gar nicht so russisches mit der „Psalmensinfonie“ von Strawinsky. Diese hat im originalen einen französischen (bzw. englischen Titel) und wurde für das Boston Symphony Orchestra komponiert. Diese Sinfonie ist für Celli, Kontrabässe, Flöten (eine auch Piccolo), Oboen, Englischhorn, Fagotti, Kontrafagott, Trompeten (eine auch Piccolotrompete), Hörner, Posaunen, Tuba, zwei Klaviere, Harfe, Pauken, Große Trommel und gemischten Chor gesetzt. Das Werk ist dreisätzig und die Länge der Sätze steigt stetig. Der Chor intoniert sicher. Untertitel wären sicherlich angebracht gewesen. Der zweite Satz hat durchaus Anspielung an barocke Themen und wirkt mit der langen Holzbläser Einleitung fast schon elegisch. Strawinsky wird auch Inspiration in der orthodoxen Kirche gefunden haben. Beim Hören kann man durchaus auch Gemeinsamkeiten mit seiner „Sinfonie in drei Sätzen“ assoziieren.
Prokofiews „5.Sinfonie“ ist eine Sinfonie für großes Orchester mit Klavier, Harfe und viel Schlagwerk. Holzblock, Tamburin, Kleine Trommel. Die Kleine Trommel wird sogar in allen vier Sätzen eingesetzt. Die Wiener Philharmoniker spielen technisch einwandfrei, aber es brodelt zu wenig. Die Ecken und Kanten sind fast alle glatt gebügelt. Wenn es zu Zuspitzungen kommt, wirkt es eher lärmend als aufrüttelnd. Gergiev hat eine Einspielungen mit allen Sinfonien Prokofiews herausgebracht und da sind diese Ecken und Kanten zu hören. Die Wiener Philharmoniker haben nunmal ihre Wurzeln im deutschen, österreichischen Repertoire und diese Einflüsse hört man hier und dieser Schönklang ist bei Beethoven, Brahms und Strauss passender als bei Prokofiew.
In der Mitte des Programms stehen dann die „Liedes und Tänze des Todes“ von Modest Mussorgsky. Jedoch in der Bearbeitung von Alexander Raskatov. Die Bearbeitung ist schwierig einzuordnen. Auf der einen Seite ist sie modern, auf der anderen Seite wirkt sie nicht originell und wegweisend. Der Tenor Sergei Semishkur hat mit der Partie ordentlich zu kämpfen und man merkt, dass er erleichtert ist, als das Ganze vorbei ist.
Vielleicht nicht das beste Konzert der Wiener Philharmoniker, aber durchaus ein mutiges Programm.