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    blackbird Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 25. Juli 2011
    "Hilfreich"-Bewertungen: 766
    174 Rezensionen
    Aida Aida (CD)
    28.09.2016
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Bocellis Radamès

    Im April 2015 hat Andrea Bocelli in Florenz nun also ein weiteres musikalisches Schwergewicht seiner Diskografie hinzufügt - mit respektablem Ergebnis, nicht nur im Hinblick auf sein Alter (Jahrgang 1958!). Die etwas ruppige Herangehensweise bei der Bewältigung der Partituren erinnert mittlerweile immer mehr an Corelli in seinen späten Jahren oder auch an Mario del Monaco (allerdings ohne dessen rhythmische Ungenauigkeiten). Bocellis Stimme wird zunehmend spröde und trocken, während die Geschmeidigkeit und der früher so üppig vorhandene Schmelz langsam verlorengehen. Die Bildung von Höhenpiani ist ganz eindeutig bei Corelli abgelauscht, dessen Technik in dieser Disziplin immer zweifelhaft, aber wenigstens im Ergebnis meist überwältigend war. Bei Bocelli klingt das nicht so zwingend und nicht so selbstverständlich, aber dennoch habe ich beim Abhören der Aufnahme keine Defizite bemerkt, die den Hörgenuss gravierend geschmälert hätten. Der immer noch strahlende Klang dieser Stimme mit der besonders eindrucksvollen baritonalen Resonanz in der Tieflage macht diesen Radamès durchaus zu einem Erlebnis. An seiner Seite hinterlässt Veronica Simeoni als Amneris den besten Eindruck. Sie überzeugt in allen Lagen und gibt eine stimmstarke und resolute Interpretation der Königstochter. Carlo Colombara singt erwartungsgemäß einen rollendeckenden Ramfis, während Ambrogio Maestri ein (für mich überraschend) hervorragender Amonasro gelingt. Kristin Lewis kommt bei der Bewältigung der Titelpartie nicht ohne stimmliche Schärfen aus, auch klingen ihre Höhenpiani nicht wirklich weich - und mit einem zusätzlichen Atemholen beim Aufstieg zum C in der Nil-Arie unterbricht sie ungeschickt die musikalische Linie und verschenkt den Effekt. Insgesamt interpretiert sie die Rolle aber doch recht ordentlich. Ausgerechnet das Schluss-Duett des 4. Aktes überzeugt mich am wenigsten - besonders Bocelli singt hier merkwürdig unausgeglichen und unsentimental. Altmeister Zubin Metha dirigiert den Chor und das Orchester der Maifestspiele Florenz routiniert durch die Partitur. Das Booklet enthält Informationen ausschließlich in englischer Sprache und spärliches Bildmaterial. Der Text ist lediglich zweisprachig abgedruckt (ital. / engl.). DECCA ist eben auch nicht mehr das, was es einmal war... Insgesamt empfehlenswert und durchaus ein Hörerlebnis.
    Anna Netrebko – Verismo Anna Netrebko – Verismo (CD)
    08.09.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Netrebko als Verismo-Diva.....?

    Hoffentlich nicht - möchte ich meinen - obwohl das jetzt veröffentlichte Recital (aufgenommen im Juli und Oktober 2015 und im Juni 2016) respektabel klingt. Solange sie mit diesem Repertoire nicht auf die Bühne geht, scheint mir der Ausflug in den Verismo durchaus akzeptabel. Besonders die Ausschnitte aus ADRIANA LECOUVREUR, ANDREA CHENIER und MADAMA BUTTERFLY sind sehr intensiv interpretiert und gut gelungen. Hier spüre und höre ich auch am deutlichsten eine Identifikation mit der Rolle und ein echtes Stilgefühl für den Verismo. Während die Sängerin mit LA WALLY und TOSCA noch einigermaßen zurechtkommt, sind die Darbietungen aus MEFISTOFELE und LA GIOCONDA bereits grenzwertig. Hier muss sie schon gegen das voluminöse Orchester ansingen, und manches klingt nicht mehr restlos kontrolliert. Bei Puccinis TURANDOT versteht es sich von selbst, dass sie eine zauberhafte und stilvolle Liù singen kann, aber bei der Titelpartie hätte ich dann doch erhebliche Bedenken, wenn sie damit auf die Bühne ginge..... Die Interpretation von "In questa reggia" erinnert mich sehr an die junge Ungarin Sylvia Sass, die im Jahre 1977 diese Arie für DECCA eingespielt hat: ganz ähnlich die stimmlichen Voraussetzungen, ganz ähnlich ungeeignet für diesen Kraftakt, ganz ähnlich dieser (gewagte) Spagat zwischen lyrischer Stimme und der Bewältigung eines hochdramatischen Schwergewichtes. Überwältigend im Ergebnis und doch so gefährlich..... Keinerlei Mühe hat Netrebko dagegen mit der MANON LESCAUT: die beiden Arien aus dem 2. und 4. Akt hätten ausgereicht, um dies zu beweisen. Allerdings sollte wohl nebenbei noch die Karriere des Ehemannes und Tenor-Partners Yusif Eyvazov angestoßen werden, weshalb man sich dafür entschieden hat, den gesamten 4. Akt zu präsentieren. Ungewöhnlich genug für ein Recital, überflüssig sowieso und ärgerlich noch obendrein, weil der Kollege seiner Ehe- und Bühnengattin in keinem Moment das Wasser reichen kann und nicht einmal angenehm klingt. Das Orchester der Accademia di Santa Cecilia in Rom unter Antonio Pappano macht einen routinierten Job, das Booklet enthält Informationen in 3 Sprachen (engl., dt., franz.), und die Texte der gesungenen Stücke sind ebenfalls außer in der ital. Originalsprache zusätzlich in engl. und dt. Sprache abgedruckt. Ich kann die CD durchaus empfehlen - aber daran gewöhnen sollte man sich nicht...
    Yevgeni Mravinsky Edition Vol.2 Yevgeni Mravinsky Edition Vol.2 (CD)
    02.09.2016
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Mravinsky EDITION Vol. II

    Nachdem ich von der EDITION Vol. I nahezu restlos begeistert war, hat mich Vol. II ziemlich ernüchtert. Yevgeny Mravinsky hat in seiner 50-jährigen Tätigkeit (1938 - 1988) als Chefdirigent der Leningrader Philharmonie diesem Orchester zweifellos seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt, so dass dieser Klangkörper im Laufe der Jahre ein ganz eigenes Klangbild entwickelt hat. Auffallend hell timbriert erscheint es mir auch schon in diesen Frühaufnahmen der Jahre 1940 - 1962. Hervorzuheben ist gewiss die Interpretation der Symphonie fantastique von Berlioz, eine Live-Aufnahme vom Februar 1960. Stravinsky ist gleich zweimal vertreten - mit Petrushka, aufgenommen im November 1946, und mit Feuervogel, eine Live-Aufnahme aus dem Jahr 1961. Auch Prokofiev ist eine ganze CD gewidmet - zunächst Romeo & Juliet vom März 1952 und dann noch seine Sinfonie Nr. 6, ausgezeichnet interpretiert im Dezember 1958. Das Highlight der Edition ist für mich die CD Nr. 5 mit der ALPENSYMPHONIE von Richard Strauss, live recorded am 21. April 1962. Das ist spannend musiziert und genial interpretiert! Wagners RIENZI-Ouvertüre (Aufnahme 1940) ist viel zu schnell, undynamisch und ohne erkennbare Inspiration musiziert... Und die Pathetique von Tschaikowsky ist für mich in dieser Interpretation vom März 1949 längst nicht das Maß aller Dinge... Zunächst ist der Klang stellenweise schaurig, das Orchester klingt passagenweise blechern und substanzlos. Aber auch interpretatorisch hat Mravinsky in späteren Jahren diese 6. Sinfonie viel zwingender dirigiert, mit mehr Tiefgang und geradezu erschütternd. Insgesamt eine Edition, die an Vol. I nicht herankommt, die man sich aber durchaus mal anhören kann. Das Booklet enthält Informationen in deutscher und englischer Sprache. Ich würde von der Anschaffung nicht abraten, aber vom Stuhl gerissen hat's mich nicht...
    Birgit Nilsson - Rarities Birgit Nilsson - Rarities (CD)
    02.09.2016
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Rarities einer Jahrhundert-Stimme

    Es beginnt mit ARIADNE AUF NAXOS von Richard Strauss, aufgenommen knapp eine Woche nach Nilssons 31. Geburtstag, am 23. Mai 1949 in Stockholm unter der Leitung von Herbert Sandberg. Gesungen wird natürlich in der schwedischen Landessprache, die Nilsson in der Rolle der Ariadne, Set Svanholm gibt den Bacchus und die junge Elisabeth Söderström ist als Echo zu vernehmen. Birgit Nilsson war drei Jahre nach ihrem offiziellen Operndebüt (1946 als Agathe im FREISCHÜTZ) noch nicht "La Nilsson", sondern eine lyrische Sopranistin mit hellem Stimmklang und in einigen Passagen bereits vorausdeutend auf eine spätere Karriere im jugendlich-dramatischen Fach.
    Die CD macht dann einen enormen zeitlichen Sprung ins Jahr 1974. Am 27. November sang Nilsson unter Ferdinand Leitner die Brünnhilde in Wagners GÖTTERDÄMMERUNG an der Seite von Jean Cox als Siegfried. "Zu neuen Taten, teurer Helde" aus dem Prolog ist insofern bemerkenswert, als die inzwischen 56-Jährige beim Schlusston nicht nur ihren Partner, sondern auch das gesamte Orchester in Grund und Boden singt - eine wahrlich einzigartige Demonstration von Selbstbewusstsein und purer Kraft.
    Man schrieb das Jahr 1967 und befand sich am 12. November in der Philharmonic Hall in New York. Die Nilsson auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, der Pianist John Wustman eher unauffällig. Es beginnt mit der Arie der Cleofide aus ALESSANDRO NELLE INDIE von Niccolò Piccinni. Eine echte Rarität - ein Stück aber auch, das nicht wirklich zum Stimmtypus der Nilsson passt. Allerlei Liedgut von Franz Schubert über Richard Strauss bis hin zu Jean Sibelius und Carl Nielsen kommt der Sache schon näher, obwohl die Nilsson zu keiner Zeit ihrer Karriere eine wirklich überzeugende Liedsängerin war. So gönnt sie sich zwischendurch mal das "Vissi d'arte" aus Puccinis TOSCA, das mit Klavierbegleitung aber auch nicht so authentisch klingt.
    John Wustman ist auch der Begleiter in einem Konzert, das Birgit Nilsson am 30. April 1972 in der Carnegie Hall in New York gegeben hat. Das Konzert beginnt mit der Auftrittsarie der Elisabeth aus Wagners TANNHÄUSER - auch dieses Stück ist mit Klavierbegleitung ungewöhnlich für die Ohren. Mörike-Lieder und Goethe-Lieder von Hugo Wolf schließen sich an, gefolgt von Richard Strauss, Edvard Grieg, Wilhelm Peterson-Berger, Erikki Gustav Melartin und Emil Sjögren. Mit "Ebben... ne andró lontano" aus LA WALLY von Alfredo Catalani kommt die Nilsson erstaunlich gut zurecht. Der Rest sind wohl Zugaben, bei denen die Nilsson dem Affen ordentlich Zucker gibt und ihre komödiantische Ader ausleben kann: "I remember when I was 17" klingt hübsch, war aber bei der Centennial Gala an der MET 1983 raffinierter verziert, bei "Im Prater blüh'n wieder die Bäume" schwelgt die Nilsson hörbar in der Melodie, "La Foletta" von Salvatore Marchesi ist ein Kabinett-Stückchen und "Wien, Wien, nur du allein" sowieso ein Lieblingssong der Nilsson.
    Hochinteressant sind die Ausschnitte vom Swedish Festival 1967 mit Sergiu Celibidache, meines Wissens das einzige Zusammentreffen der beiden Ausnahme-Künstler im Laufe ihrer Karrieren. Die Wesendoncklieder Nr. I, IV und V kommen zu Gehör - ob die anderen beiden auch aufgenommen, aber nicht veröffentlicht wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Lesart der Nilsson unterscheidet sich kaum von anderen ihrer Aufnahmen. Das Vorspiel zum 1. Akt des TRISTAN ist dann aber ein "echter" Celibidache, während beim Liebestod wieder die Nilsson das Zepter übernimmt.
    1967 scheint La Nilsson sehr aktiv auf dem Konzertpodium unterwegs gewesen zu sein. Am 24. September im Teatro Colon in Buenos Aires unter dem Dirigat von Roberto Kinsky. Beethovens "Ah, perfido! Op. 65" zeigt Nilsson mal nicht in bester stimmlicher Verfassung - hier leistet sie sich tatsächlich sogar einen falschen Einsatz, auch klanglich ist dieses Stück nicht optimal geraten. "Pace, pace mio Dio" aus LA FORZA DEL DESTINO von Verdi habe ich von der Nilsson auch schon besser gehört, letztlich überzeugend ist dann aber doch "In questa reggia" aus Puccinis TURANDOT.
    Vom Konzert am 1. November 1967 am selben Ort mit Ferdinand Leitner (diesmal am Piano) sind nur Auszüge veröffentlicht worden: 1 Lied von Sibelius, 2 von Grieg und 2 Zugaben, die wir aber aus dieser Zusammenstellung bereits kennen.
    Das Booklet ist mager und nur englisch-sprachig.
    Insgesamt ist dies eine Produktion, die in jede Nilsson-Diskografie gehört, weil tatsächlich viele der enthaltenen Stücke nirgendwo sonst veröffentlicht wurden oder zugänglich sind. Birgit Nilsson bewegt sich auch in den Ausschnitten von 1967 und 1972 nicht mit der selbstverständlichen Souveränität ihrer Opernauftritte dieser Jahre - aber vielleicht ist auch gerade deshalb der Titel der Sammlung absolut zutreffend: RARITIES. 4 Sterne ohne Bedenken.
    Parisina Parisina (CD)
    16.08.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Donizetti-Rarität

    Das Booklet nennt den 20. Mai 1990 als Aufführungstermin dieser selten gespielten Donizetti-Oper, die auch vom Tonträgermarkt geflissentlich übersehen wurde. Nicht ganz zu Unrecht, würde ich sagen... Handelt es sich doch um ein Werk, in dem sich nicht gerade Höhepunkt an Höhepunkt reiht, insofern überhaupt nicht vergleichbar mit LUCIA, ANNA BOLENA, MARIA STUARDA etc. Der Komponist scheint nicht sonderlich inspiriert gewesen zu sein, zu routiniert kommt die Musik daher, spannungsarm und teilweise zäh fließt sie dahin, als sei Donizetti lustlos oder sehr in Eile gewesen. Dieser Eindruck vermittelt sich mir trotz der großartigen Leistung des Orchesters der Maifestspiele in Florenz unter der versierten und umsichtigen Leitung des immer präsenten Bruno Bartoletti - und trotz eines Chores, der in dieser Donizetti-Oper alles andere als unterbeschäftigt ist. Das Solisten-Ensemble ist hochkarätig und nach Kräften bemüht, dem etwas farblosen Werk etwas Schwung und Ausdruck zu verleihen - allen voran Giorgio Zancanaro als Azzo, aber auch die fantastisch disponierte Mariella Devia in der Titelpartie, bei der ich aber immer den Eindruck habe, dass sehr viel mehr leisten könnte, wenn sie denn die Gelegenheit dazu hätte... Dimitri Kavrakos gefällt als Ernesto, und auch der Tenor Dalmacio Gonzales, von dem ich bislang noch nie etwas gehört hatte, interpretiert den Ugo virtuos und klanglich akzeptabel, obwohl die Stimme in der Höhe eng wird und an Klang einbüßt. Insgesamt eine hörenswerte Bekanntschaft mit dieser Belcanto-Rarität - allerdings übertroffen vom Mitschnitt aus der Carnegie Hall aus dem Jahr 1974 mit Montserrat Caballé in der Titelpartie (derzeit auf dem Tonträgermarkt offenbar leider nicht verfügbar).
    Il Trovatore Il Trovatore (CD)
    09.08.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    1 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Keine Sternstunde an der MET

    Dieser Mitschnitt aus dem Jahr 1954 dokumentiert wahrlich keine Sternstunde am New Yorker Opernhaus. Und als ob das noch nicht genug wäre, ist die Aufnahme auch noch in klanglicher und technischer Hinsicht ein Desaster. Es zischt und knistert und brummt, es fehlt der Damenchor zu Beginn des Akt II-Finales und auch ein Teil des Duetts zwischen Azucena und Manrico im 4. Akt. Mittendrin immer wieder Aussetzer, fehlende Takte, Verzerrungen... Profis waren hier nicht am Werk - vermutlich eine Transistor-Aufnahme, die leider an einigen Stellen gründlich versiebt wurde. Dass Leonard Warren ein vorzüglicher, zu dieser Zeit eigentlich ein unübertrefflicher Luna war, ist bekannt und durch zahlreiche Mitschnitte belegt. Dafür hätte man die vorliegende Aufnahme nicht gebraucht. Zinka Milanov, zu dieser Zeit immer noch eine Institution an der MET, war 1954 ca. 15 Jahre über ihre stimmliche Glanzzeit hinaus und mit der Leonora eigentlich schon überfordert. Die 1906 geborene Kroatin phrasiert schlecht, manche Passagen und Portamenti klingen grenzwertig gejault, Spitzentöne werden herausgestoßen oder (besser!) weggelassen. Erst im 4. Akt findet sie zu ihrer Form und auch zu überraschend gelungenen Tönen. Kurt Baum ist weder in klanglicher noch in technischer Hinsicht hörenswert. Ein Rambo unter den Tenören, der nicht nur diese Aufnahme durch seine Mitwirkung ruiniert hat. Der Beginn der Stretta im 3. Akt klingt überraschend akzentuiert, mit exakten Sechzehntelnoten, aber schnell verfällt er wieder in den Einheitsbrei ungenauer Notenwerte, rhythmischer Freiheiten, ausgelassener Passagen und überzogener Spitzentöne. Nicola Moscona gefällt mir ganz gut, könnte stimmlich etwas agiler sein, aber eigentlich gehört er noch zu den Aktivposten dieses Abends. Ein wenig enttäuscht hat mich Elena Nikolaidi (nicht zu verwechseln mit ihrer ital. Kollegin Elena Nicolai!). Die 1909 geborene Griechin Nikolaidi singt die Azucena mit hell timbriertem Mezzo, fühlt sich aber offenbar weder im oberen noch im unteren Register so richtig wohl. Das abschließende "b" am Ende der Oper ist ein Balanceakt, der ebenso gut auch hätte schiefgehen können... Ein Kapitel für sich ist der Dirigent Fausto Cleva. Der Italo-Amerikaner, Jahrgang 1902, gilt als versierter Kenner des Belcanto, insbesondere der Werke von Giuseppe Verdi und war speziell an der MET in NY ein überaus geschätzter Orchesterleiter. Auch in einigen Studio-Produktionen hat man sich seiner Mitwirkung versichert. An diesem Abend des Jahres 1954 ist zumindest die Wahl seiner Tempi erstaunlich - atemberaubend - eigenwillig... Einige Passagen sind kaum noch singbar wegen der überaus rasanten Gangart, die Cleva anschlägt (Duett Azucena / Manrico im 2. Akt, Szene der Azucena mit Luna im 3. Akt). Kleine Kuriosität am Rande: James McCracken in der Rolle des Boten, noch nicht mit OTELLO-Stimme, aber immerhin ein Anfang... Ernsthaft empfehlen kann ich diese Aufnahme nicht - dafür ist sie in zu vielen Belangen zu mangelhaft - es sei denn, man ist Leonard Warren-Fan und will seine Diskografie vervollständigen.
    Arien für Tenor Arien für Tenor (CD)
    09.08.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Ganz nett - mit kleinen Fehlern.....

    Ganz nett ist diese CD anzuhören, nicht herausragend, aber kultiviert und stilistisch einwandfrei gesungen vom slowakischen Tenor Pavol Breslik, unterstützt vom Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung von Patrick Lange. Mehrere Aufnahmesitzungen im März 2014 und im März 2015 hat man gebraucht, um diese Aufnahme zu erstellen, die mit einer Gesamtspielzeit von 56 Minuten viel zu kurz geraten ist für eine CD der Hochpreis-Kategorie. Für einen Ausschnitt aus der ZAUBERFLÖTE (Track 9) wird mit José van Dam ein erstklassiger Co-Star präsentiert - dafür hat man aber auf die Mitwirkung eines Chores verzichtet, weshalb ein Teil des von Tamino gesungenen Textes überhaupt keinen Sinn ergibt... Insgesamt eine künstlerisch und technisch hochwertige Einspielung mit dilettantischen handwerklichen Fehlern.
    Il Pirata Il Pirata (CD)
    04.08.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    IL PIRATA von den Maifestspielen 1967 in Florenz

    Die beiden Aufnahmen aus Florenz stellen eine außerordentliche Bereicherung der PIRATA-Diskografie dar, vor allem deshalb, weil der Tonträgermarkt an diesem Meisterwerk von Bellini seit jeher wenig Interesse hatte. Tatsächlich sind bei den Mai-Festspielen 1967 in Florenz ZWEI Aufführungen mitgeschnitten worden, nämlich am 13. und am 15. Juni. Die Besetzungen waren identisch - lediglich am Dirigentenpult gab es einen Wechsel: Franco Capuana dirigierte am 13. Juni, Erasmo Ghiglia am 15. Juni. Die Aufnahme vom 15. Juni war vor Jahren bei G.O.P. erschienen, ist aber derzeit offenbar nirgendwo erhältlich. OPD hat die spätere Aufführung im Katalog und damit ein wertvolles Dokument der Vergessenheit entrissen. Montserrat Caballé war zum Zeitpunkt der Aufführung 34 Jahre alt und befand sich auf dem stimmlichen Höhepunkt ihres Lebens. Obwohl ich kein glühender Fan dieser Sängerin und darüber hinaus der Meinung bin, dass sie mindestens die Hälfte ihres Repertoires niemals hätte singen sollen (.....), muss ich zugeben, dass sie als Imogene im PIRATA goldrichtig besetzt war. Sie singt die Partie durchgehend voll aus, kommt dabei durchaus an die eigenen Grenzen, verzichtet aber auf den Einsatz ihrer deplazierten Piani, die in späteren Jahren oft nur davon ablenken sollten, dass sie die geforderte Höhe im Forte nicht mehr hatte. Ihre stimmliche Agilität ließ in der vorliegenden Aufnahme kaum Wünsche offen, besonders die Eingangsszene ist geradezu ein Musterbeispiel für stilvollen Belcanto mit geläufigen Koloraturen und sauberen Kantilenen. Einziges Manko: die Diktion der Caballé war schon damals schauderhaft. Streckenweise hört man nur eine Aneinanderreihung von Vokalen - Konsonanten werden verschluckt oder ignoriert. Flaviano Labò ist der einzige Gualtiero (neben Stuart Neill in der Aufnahme aus Berlin, 1993), dessen Rollenportrait ich als gelungen bezeichnen würde. Seine Stimme ist zwar grenzwertig nasal und nicht besonders klangschön, die Beweglichkeit könnte besser sein und die Lautstärke etwas differenzierter - dennoch: seine Interpretation hat etwas Glühendes und ist auf eine gewisse Art durchaus engagiert. Diese Rolle haben andere Tenöre schon viel schlechter gesungen! Auch der großartige Piero Cappuccilli ist als Ernesto nicht so ganz in seinem Element, bemüht sich aber um lebendige Gestaltung und kostet die Höhenlagen voll aus. Die restliche Besetzung ist solide bis unauffällig. Capuana dirigiert eine leicht gekürzte Version und animiert das Orchester und den Chor zu einer schwungvollen Interpretation dieser selten gespielten Bellini-Oper.
    Ray Chen - Violinkonzerte von Tschaikowsky & Mendelssohn Ray Chen - Violinkonzerte von Tschaikowsky & Mendelssohn (CD)
    02.08.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Neues Talent aus Taiwan

    Im Wesentlichen kann ich mich den obigen Rezensionen anschließen - insbesondere an der Mendelssohn-Interpretation habe ich überhaupt nichts auszusetzen. Bei Tschaikowsky ist bis zum Ende des 2. Satzes alles schön, aber vor dem 3. Satz muss ich die Hörer mit besonders empfindlichen Gehörgängen warnen. Ich habe mir ca. 45 Vergleichsaufnahmen angehört und dabei festgestellt, dass es tatsächlich kaum eine(r) schafft, die ultrahohen Töne des Themas ganz genau zu spielen - Ray Chen jedenfalls schafft das auch nicht. Bei mir schmerzt das in den Ohren... Das schmälert aber die Gesamtleistung kaum, so dass ich dennoch eine uneingeschränkte Kauf-Empfehlung abgeben kann. Hörenswert ist auch das Swedish Radio Symphony Orchestra unter der Leitung von Daniel Harding.
    Tristan und Isolde Tristan und Isolde (CD)
    02.08.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Nilsson als Isolde an der MET

    Dies muss eine der ersten Aufführungen nach Nilssons Partiedebüt an der MET am 18. Dezember 1959 gewesen sein. Im Vergleich zu den Aufnahmen früherer Jahre (Buenos Aires, Florenz, Bayreuth, Mailand) klingt die 41-Jährige hier am 9. Januar 1960 schon sehr sicher, aber trotzdem noch jugendlich-dramatisch und frisch. Soweit ich das trotz des mangelhaften Klangbildes beurteilen kann, stößt sie in keinem Moment an irgendwelche Grenzen. Ihre Interpretation der Isolde ist noch hinreichend subtil und besitzt noch nicht die stählern kalte Brillanz der späteren Jahre. Also ein Hörgenuss vom Feinsten. Der aus Chile stammende Tenor Ramon Vinay singt einen engagierten und sehr lebhaften Tristan, ganz anders als der lethargische und immer etwas langweilige Windgassen. Vinay, der eine der erstaunlichsten Karrieren unter den Opernsängern des 20. Jahrhunderts gemacht hat (Ausbildung zum Bass, Debüt als Bariton, Fachwechsel zum Tenor, danach erneuter Fachwechsel zum Bariton), neigt immer etwas dazu, sich in die Töne zu "verbeißen" (Ähnliches kann man auch bei Jon Vickers hören). Insgesamt gefällt mir seine Rolleninterpretation aber sehr gut - trotz der Probleme mit der deutschen Diktion. Walter Cassel setzt keine nennenswerten Akzente als Kurwenal, Irene Dalis gibt eine stimmstarke Brangäne, deren Vortrag mir eine Spur zu resolut wirkt, Jerome Hines singt einen würdevollen König Marke mit erstaunlicher Textverständlichkeit. Karl Böhm ist gegenüber Karajan (Mailand 1959) in fast jeder Hinsicht ein Gewinn.
    Tristan und Isolde Tristan und Isolde (CD)
    28.07.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Frühe Isolde der Nilsson

    Diese Aufführung vom 30. April 1959 in der Mailänder Scala ist eine der frühen Isolden-Interpretationen durch die Schwedin Birgit Nilsson. Zwar gab es bereits 1955 Aufführungen in Buenos Aires, und auch in Florenz und Bayreuth hatte sie diese Rolle schon 1957 gesungen. Identifiziert wurde sie damit aber erst später - frühestens nach ihrem MET-Debüt als Isolde am 18. Dezember 1959. In Mailand gibt sie eine eher jugendliche Isolde, singt überwiegend mit schlankem Ton und noch gar nicht so routiniert wie in späteren Jahren, was der Interpretation aber nicht schadet. Wolfgang Windgassen ist wie immer ein zuverlässiger, aber kein herausragender Tristan. Natürlich hat er die Rolle im Laufe der Jahre verinnerlicht, technisch ein wenig nach eigenen Bedürfnissen zurechtgelegt, aber eine echte innere Beteiligung spüre ich bei seiner Interpretation nie. Zu routiniert ist sein Vortrag, zu wenig attraktiv sein Timbre, zu gleichförmig sein Gesang. Gustav Neidlinger singt einen engagierten Kurwenal, Hans Hotter einen trockenen König Marke. Hilde Rössel-Majdan ist als Brangäne überfordert - mit der 2. Dame in der ZAUBERFLÖTE hat sie mehr Eindruck gemacht... Vom Pult kommen keine nennenswerten Akzente. Herbert von Karajan scheint das Orchester der Scala detailgenau vorbereitet zu haben - den in Italien eher unüblichen Wagner spielen die Musiker recht akzentuiert. Der Klang ist zuweilen etwas mulmig. Trotz mancher Vorbehalte 4 Sterne und das Prädikat "Empfehlenswert" - schon wegen der Nilsson!
    Die Walküre Die Walküre (CD)
    14.07.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Alternative zu Bayreuth

    Als Heinz Wallberg am 28. September 1962 Wagners DIE WALKÜRE im Teatro Colon in Buenos Aires dirigierte, konnte er auf eine Spitzenbesetzung zurückgreifen, die jederzeit auch in Bayreuth Furore gemacht hätte. Allen voran Hans Hotter in der Rolle des Wotan, der hier sogar frischer klingt als in Bayreuth 1957 und 1958 unter Knappertsbusch. Wotans Abschied und Feuerzauber ist eindrucksvoll gesungen, akzentuiert, eindringlich, fast zärtlich. Eine großartige Leistung für einen ansonsten eher trockenen und knorrigen Bassbariton. Ihm zur Seite Ursula Boese als Gattin Fricka, die immerhin solide und rollengerecht singt. Die Walküren-Schar wird angeführt von einer glänzend disponierten Birgit Nilsson, während die stimmlichen Darbietungen ihrer Schwestern eher durchwachsen sind, so dass in den schwierigen Ensembles einiges durcheinandergeht. Gre Brouwenstijn interpretiert die Sieglinde geschickt und gut kalkuliert, lässt aber beim Klang einige Wünsche offen. Arnold van Mill verfügt nicht über die Bassschwärze und Bedrohlichkeit eines Greindl oder Frick, wirkt infolgedessen etwas blass, gefällt mir aber trotzdem wegen seiner intelligenten Gestaltung der Rolle. Die beste Leistung des 1. Aktes kommt jedenfalls von Fritz Uhl, der einen Siegmund der Sonderklasse interpretiert. Ich erinnere mich nicht, jemals einen besseren Siegmund gehört zu haben, ausgeglichen in jeder Passage, weder zu schmalbrüstig noch der übertriebene Kraftmeier, klangschön und durchaus feurig in den intensiven Passagen, ohne aber jemals die Kontrolle zu verlieren. Heinz Wallberg holt aus dem Orchester des Teatro Colon das Letzte heraus, und spätestens im 3. Akt hat man dann auch die große gemeinsame Linie gefunden, so dass dieser Abend letztlich ein beglückendes Erlebnis gewesen sein dürfte. Defizite beim Klang sind angesichts der Gesamtleistung zu verschmerzen.
    Fidelio Fidelio (CD)
    11.07.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Starbesetzung in der Scala

    Ein hochkarätiges Sängerensemble hatte Herbert von Karajan am Abend des 20. Dezember 1960 zur Verfügung, um Beethovens einzige Oper FIDELIO zu interpretieren - eine vorweihnachtliche Vorstellung, bei der dann aber nach meinem Eindruck doch die eingeschobene Ouvertüre Leonore II das beste Stück des Abends war, jedenfalls soweit es die Leistung des Dirigenten betrifft. Wilma Lipp und Gerhard Unger geben ein zuverlässiges junges Liebespaar ab, Hans Hotter singt grundsolide, ist mir aber als Pizarro nicht bedrohlich genug, der junge Franz Crass gefällt mir als Fernando sehr gut, während bei Gottlob Frick wie immer die schwäbelnde Diktion stört, was aber den Gesamteindruck beim Rocco nicht so erheblich beeinträchtigt. Die Nilsson ist wie gewohnt in der besten stimmlichen Verfassung, legt sich ihre Arie aber atemtechnisch nach ihren eigenen Bedürfnissen zurecht. Vickers interpretiert den Florestan mit kantigem Tenor, sehr intelligent, aber nicht klangschön. Der Chor und das Orchester der Mailänder Scala waren in guter Form und offenbar gründlich vorbereitet worden auf dieses schwierige und so gänzlich unitalienische Stück. Große Begeisterung beim Publikum. Die Ausgewogenheit beim Klang lässt etwas zu wünschen übrig, ist aber erträglich.
    I Puritani I Puritani (CD)
    01.06.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Spannendes Live-Dokument für Liebhaber

    Bei diesem Dokument aus dem Jahr 1961 scheint es sich um einen Zusammenschnitt mehrerer Aufführungen zu handeln, da kein konkretes Aufführungsdatum genannt wird. Vincenzo Bellinis letzte Oper, I PURITANI, wurde im Teatro Colon in Buenos Aires in europäischer Besetzung, aber mit eigenem Chor und Orchester gespielt. Dem italienischen Dirigenten Argeo Quadri ist zugute zu halten, dass er einige Striche geöffnet hat - eine ungekürzte Version bekommt man aber auch hier nicht zu Gehör. Manuel Ausensi ( Riccardo ) und Feruccio Mazzoli ( Giorgio ) gefallen mir am besten in der Besetzung dieser Produktion. Natürlich könnten die Stimmen geschmeidiger und flexibler sein, aber man ist bei Baritonen und Bässen ja schon froh, wenn sie überhaupt in der Lage sind, Sechzehntelnoten zu singen. Die türkische Sopranistin Leyla Gencer interpretiert gesangstechnisch erwartungsgemäß auf hohem Niveau, macht aber in stilistischer Hinsicht aus der Elvira eine Tragödin, was diese nicht wirklich ist. Sie benutzt dafür zu häufig Stilmittel des Verismo, was ich in den Standardwerken des Belcanto generell unangemessen finde. Am Ende des Duetts mit Giorgio ( 1. Akt ) geht sie einen Takt zu früh auf das abschließende D''' und muss den Ton entsprechend länger halten, was ihr aber keinerlei Probleme bereitet. "Son vergin vezzosa" und "Vieni al tempio" sind sehr gut eingeteilt und ausdrucksstark gesungen, hier geizt die Gencer auch nicht mit vokalen Höhenflügen. "O rendetemi la speme" und "Vien, diletto" gefallen durch die einfühlsame und virtuose Interpretation. Insgesamt lagen der Gencer die tragischen Donizetti-Figuren näher, und bei Bellini war sie sicher mit der Norma und der Beatrice besser bedient, dennoch ist auch ihre Elvira durchaus hörenswert. Das Attribut "hörenswert" würde ich allerdings für Gianni Raimondi nicht verwenden. Es ist mir völlig unverständlich, warum dieser Sänger in den fünfziger und sechziger Jahren geradezu abonniert zu sein schien auf die Rolle des Arturo, obwohl er über die wesentlichen Eigenschaften eines Tenore di grazia nicht verfügte und statt dessen mit trompetenhaften Tönen (ähnlich wie Gobbi im Baritonfach), uneleganter Stimmführung und einem unattraktiven Klang auffiel. Vieles klingt verdächtig nach Di Stefano, vor allem dessen Fehler scheint Raimondi sich abgelauscht zu haben. Trotzdem kommt man um ihn nicht herum: 1957 wurde er bereits in Triest neben der Zeani eingesetzt, 1959 beim italienischen Rundfunk neben Moffo, 1961 in Palermo neben Sutherland... Danach kamen dann mit Alfredo Kraus, Nicolai Gedda, Luciano Pavarotti, Gregory Kunde, Juan Diego Florez und einigen Anderen wirklich hörenswerte Arturos. "A te, o cara" ist in Buenos Aires natürlich nach unten transponiert, "Vien, delitto" und "Vieni, vieni" scheinen mir aber auch nicht in der originalen Tonhöhe gesungen zu sein. Trotz aller Vorbehalte wegen der seltenen (und etwas seltsamen) Besetzung und wegen des hohen Repertoirewertes für mich eine 4-Sterne-Produktion.
    I Puritani I Puritani (CD)
    04.05.2016
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Eine der besten Callas-Aufnahmen

    Schade, dass sich nicht einmal ein Kenner des Belcanto und ein Mentor der Callas (und einiger anderer Sängerpersönlichkeiten) wie Tullio Serafin dazu entschließen konnte, eine vollständige, also strichlose Fassung dieses Meisterwerkes von Bellini einzuspielen. Verstümmelte Aufführungen von I PURITANI gab es auch vor 1953 schon - auf welche Besetzung, auf welche Konstellation wollte man warten, um die Oper endlich vollständig zu präsentieren? Schade - schade... Zumal Serafin das Verbleibende großartig dirigiert, im besten Sinne routiniert einerseits, aber auch mit viel Inspiration und mit sehr viel Verständnis für seine Protagonisten andererseits. Die Callas scheint in der Form ihres Lebens zu sein. In dieser Aufnahme gelingt ihr alles, und selbst ein sehr kritischer Hörer wird sehr wenig auszusetzen haben. Ihre Partner im Studio waren besser (oder besser in Form) als ein Jahr zuvor in Mexico City. Das betrifft vor allem Giuseppe di Stefano, der auch in Mexico schon dabei war und mich nicht überzeugte. Mein Eindruck von der Studioaufnahme ist nach wie vor, dass er als Arturo falsch besetzt war, denn di Stefano war nur ganz am Anfang seiner Karriere (Mitte der 40er Jahre) ein Tenore di Grazia, was seine frühen Radioaufnahmen in Lausanne beweisen. Danach hat er durch schlechte Rollenauswahl schnell sein Material ruiniert und zudem permanent mit falscher Technik gesungen. 1953 konnte man im Studio schon einiges kaschieren, dennoch ist der Stimmklang des 32(!)-Jährigen in der Höhe unfrei, quallig und extrem verhärtet, sofern er sich nicht ins Falsett flüchtet. Ganz ausgezeichnet gefällt mir Nicola Rossi-Lemeni als Giorgio, und auch Rolando Panerai singt den Riccardo mit wendiger und geschmeidiger Stimme immer auf Linie und sehr kultiviert. Kleines Manko: er singt nicht immer korrekt auf dem Stimmkern, so dass sich einige Kratzer einschleichen, die man auch 1953 im Studio schon hätte "beseitigen" können. Der Chor und das Orchester der Mailänder Scala musizieren erwartungsgemäß auf hohem Niveau. Insgesamt eine sehr empfehlenswerte Einspielung mit einer glänzend disponierten Maria Callas in einer Rolle, die sie im Laufe ihrer Karriere nur 16 mal auf der Bühne gesungen hat.
    I Puritani I Puritani (CD)
    04.05.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    1 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Bellinis I PURITANI aus Mexico City

    Klanglich muss man auf einiges gefasst sein, aber das betrifft ja eigentlich alle Callas-Mitschnitte aus den Jahren 1950 - 1952, jenen Jahren also, in denen die Callas im Palacio de Bellas Artes auftrat. Die Tonschwankungen und klanglichen Verzerrungen sind so erheblich, dass ich nicht einmal durchgehend feststellen konnte, ob in originaler Tonhöhe musiziert wird. Dazu muss allerdings angemerkt werden, dass der Palacio mehr als 2.200 Meter über dem Meeresspiegel gelegen ist und dass das Singen in dieser Höhe generell sehr anstrengend ist, womit gelegentliche Transpositionen erklärt werden können. Mexico City ist eben nicht Mailand - und so muss man nicht nur technische, sondern auch künstlerische Defizite hinnehmen. Ausreichende Probenzeiten schienen zu jener Zeit nicht üblich gewesen zu sein - und so lässt die Koordination zwischen Bühne und Orchester erheblich zu wünschen übrig. Da ist man sich beim Tempo mehrmals überhaupt nicht einig, und falsche Einsätze sind keine Seltenheit - das betrifft auch die Callas. Dennoch behauptet sich die 28-Jährige in einem ansonsten sehr gemischten Ensemble und unterstreicht schon damals ihre singuläre Stellung. Im Finale des 1. Aktes gönnt sie dem begeisterten Publikum ein paar Höhenflüge, während sie am Ende von "Vien, diletto" den Schlusston nur knapp erreicht und wohl deshalb schnell wieder aufgibt. Giuseppe di Stefano klang an diesem Abend des 29. Mai 1952 nicht wie ein dreißigjähriger Tenor. "A te, o cara" ist hörbar und sehr ungeschickt nach unten transponiert, trotzdem ist der Vortrag nicht frei von schiefen Tönen und verhärteter Stimmführung. Piero Campolonghi und Roberto Silva glänzen nicht gerade durch geschmeidige Stimmen und klanglichen Wohllaut, wobei Silva noch erträglicher ist als Campolonghi. Dass man es hier mit feinstem Belcanto zu tun hat, scheinen aber beide zu vergessen. Das Duett der beiden (nach "Vien, diletto") wird einfach nur heruntergedroschen und damit völlig verschenkt. Campolonghi genehmigt sich aber auch sonst rhythmische Freiheiten, eine holprige Gesangslinie, musikalische Überzeichnungen und jede Menge unkultivierter und uneleganter stilistischer Eigenarten. (Wie man das korrekt und auf Linie singt, zeigt Rolando Panerai in der Studioaufnahme von 1953!). Von Guido Picco am Pult kommen keinerlei nennenswerte Impulse. Der war wohl hinreichend damit beschäftigt, den Laden irgendwie zusammenzuhalten. Musiziert wird eine Fassung mit erheblichen Strichen. Eingeschränkt empfehlenswert.
    Meine Produktempfehlungen
    • I Puritani I Puritani (CD)
    La Traviata La Traviata (CD)
    25.04.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Auf dem Tonträgermarkt die schwächste TRAVIATA der Moffo

    Das waren noch Zeiten - als man an der Scala eine winzige Partie wie die des Doktors Grenvil in LA TRAVIATA mit Nicola Zaccaria besetzen konnte... Gleichzeitig gab es da aber auch einen Dirigenten, der wohl glaubte, eine bezaubernde Mimi (LA BOHEME) müsse unbedingt auch eine bezaubernde TRAVIATA sein. Hier irrte der unfehlbare Herr von Karajan - und so wurde die am 15.12.1964 auf der Bühne gescheiterte Mirella Freni flugs durch ihre Kollegin Anna Moffo ersetzt, um die restlichen Vorstellungen zu retten. Der Mitschnitt der Aufführung vom 22.12.1964 beweist nicht unbedingt, dass hier eine richtige Wahl getroffen wurde. Unter Berücksichtigung des kurzfristigen Einspringens und mit einigem Wohlwollen würde ich ihre Leistung an diesem Abend bestenfalls als routiniert bezeichnen. Mit der Violetta-Erfahrung von 5 Jahren im Gepäck leistet sie sich zwar keine gesanglichen Schnitzer, kommt aber an ihre eigenen früheren Leistungen in dieser Rolle nicht heran. Was mich am meisten stört, ist das unentwegte Geheule, Gejammer, Geschluchze. Dafür wird sogar mehrmals die gesangliche Linie verlassen. Dass ausgerechnet Karajan so etwas hat durchgehen lassen, wundert mich am meisten. LA TRAVIATA ist Belcanto - hier sind TÖNE komponiert! Bei Moffo klingt's an diesem Abend zu oft nach Verismo... Renato Cioni singt den Alfredo nicht schlecht, aber insgesamt zu uneinheitlich. Merkwürdigerweise scheint ihm die Rolle nicht zu liegen. Es klingt, als sänge er im falschen Fach. Wahrscheinlich hatte er zu diesem Zeitpunkt schon zu viel Verismo in der Kehle... Ganz anders Mario Sereni als Vater Germont. Mit seiner kernigen Stimme, die mich immer ein wenig an Bastianini erinnert, singt er einen überzeugenden Giorgio, weniger empathisch, aber sehr nachdrücklich. "Di Provenza il Mar" ist intelligent ausgeformt und sehr genau gesungen. Vom Pult kommen keine hörbaren Impulse, der Chor und das Orchester der Mailänder Scala scheinen aber gut vorbereitet gewesen zu sein. Auf die üblichen Kürzungen wurde leider nicht verzichtet.
    Meine Produktempfehlungen
    • La Traviata La Traviata (CD)
    • La Traviata La Traviata (CD)
    La Traviata La Traviata (CD)
    22.04.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Unvergleichliche Einspielung - endlich wieder auf CD

    Diese TRAVIATA-Einspielung wurde 1960 für die amerikanische RCA im Opernhaus in Rom aufgenommen. Sie gilt als eine maßstabsetzende Aufnahme, schon wegen Anna Moffo, die die Rolle der Violetta im Laufe ihrer Karriere über 800mal gesungen haben soll. Künstlerisch ist die Aufnahme für mich enorm hochwertig und nur schwer zu toppen. Über die Moffo als Violetta muss man fast gar nicht reden - die ist ohnehin singulär. Wenn sie irgendeine Rolle ihrer Karriere komplett unter der Haut hatte, dann diese! Musikalisch souverän und darstellerisch gut kalkuliert entwirft die damals 28-Jährige ein in jeder Hinsicht raffiniertes Portrait und überzeugt in jedem Akt. Wenn man sich an den "rostigen" Stimmklang von Richard Tucker erst einmal gewöhnt hat, dann ist er der Moffo eigentlich ein guter Partner, nicht ebenbürtig, aber solide. Robert Merrill ist als Vater Germont schwer zu übertreffen. Diese Kehle muss Verdi im Sinn gehabt haben, als er die Rolle komponierte. Auch das restliche Ensemble ist bis in kleinste Rollen ziemlich perfekt besetzt. Fernando Previtali war als Chefdirigent des Sinfonieorchesters der RAI in Rom tätig und von 1953 bis 1973 Dirigent der Konzerte der Accademia nazionale di Santa Cecilia. Leider hat er vergleichsweise wenig Material als Operndirigent hinterlassen, so dass seine Bekanntheit seinem künstlerischen Rang nicht entspricht. In der vorliegenden Aufnahme erweist er sich als absoluter Verdi-Kenner und Inspirator von Chor und Orchester des Opernhauses in Rom. Einziges Manko: auch er entscheidet sich für die gekürzte Version, was ich unendlich bedauere. Trotzdem ist diese TRAVIATA-Einspielung absolut zeitlos und gehört in jede Sammlung.
    La Traviata La Traviata (CD)
    21.04.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Vorläufer der Studio-Produktion

    Diese Aufführung, die im Rahmen der MET-Sommertournee am 4. Mai 1960 im Fox Theatre in Atlanta stattgefunden hat, könnte die Generalprobe zur Studioeinspielung der TRAVIATA gewesen sein, die im selben Jahr unter Fernando Previtali in Rom aufgezeichnet wurde. Dies besonders im Hinblick auf die Interpretin der Violetta, denn die Italo-Amerikanerin Anna Moffo hat ihre Interpretation nur in Nuancen verändert. Es ist überhaupt erstaunlich, wie es der damals 27-Jährigen gelungen ist, ein so raffiniert kalkuliertes und gleichzeitig tief empfundenes Portrait dieser vielschichtigen Figur zu entwickeln, kaum ein halbes Jahr nach ihrem Partie-Debüt an der MET. Moffos gesangliche Leistung im vorliegenden Mitschnitt ist absolut tadellos, hinreißend, erstaunlich. Das Es''' am Ende von "Sempre libera" lässt sie überraschenderweise aus, obwohl sie es in der Form dieses Abends hätte singen können. Der stärkste und vom Publikum am heftigsten applaudierte Moment ist "Addio del passato" im 3. Akt, obwohl die Moffo während dieses Stücks von einer immens störenden Hustenepidemie unter den Zuschauern attackiert wird. Robert Merrill war wohl auch in Atlanta ein alter Bekannter, wird vom Publikum mit Auftrittsbeifall begrüßt, wirkt für mich aber in der Studioproduktion stärker als in dieser Aufführung. Natürlich ist er ein verlässlicher Partner mit seinem angerauten Verdi-Bariton und fulminanter Höhe. Barry Morell, ein hauptsächlich in den USA aktiver und bekannter Tenor, komplettiert das Trio mit attraktivem Stimmklang, aber leider auch mit einer Stimmführung, die für den Alfredo nicht flexibel genug ist. Die spätere Violetta-Darstellerin Teresa Stratas ist hier noch als Annina zu hören (eine Partie, bei der sie hätte bleiben sollen!). Der Chor und das Orchester der MET musizieren tadellos, Kurt Adler dirigiert ziemlich routiniert und verzichtet leider nicht auf die üblichen Kürzungen: im 2. Akt fehlen Alfredos Cabaletta und das Duett zwischen Vater und Sohn Germont am Ende des 1. Bildes, im 3. Akt wird leider (!!!) die 2. Strophe von "Addio del passato" ausgelassen und auch das Duett zwischen Violetta und Alfredo nach "Parigi, o cara" ist gestrichen. Insgesamt eine 4-Sterne-Produktion, allein die Moffo hätte 5 Sterne verdient!
    Meine Produktempfehlungen
    • La Traviata La Traviata (CD)
    Royal Swedish Opera Archives Vol.2 Royal Swedish Opera Archives Vol.2 (CD)
    15.04.2016
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Nilsson als Marschallin und Fidelio in Stockholm

    Die Nilsson als einzigartige Marschallin zu bezeichnen, ist insofern richtig, als diese Highlights eines Zusammenschnitts zweier Aufführungen des ROSENKAVALIERs vom 27.09. und 17.10.1959 im Königlich Schwedischen Opernhaus zu Stockholm offenbar die einzigen Tonkonserven der schwedischen Hochdramatischen in dieser Rolle sind. Ob sie die Rolle der Marschallin wirklich einzigartig interpretiert hat, lässt sich schwer feststellen, weil erstens die Ton- und Klangqualität nicht überragend ist und zweitens in schwedischer Sprache gesungen wird, was die Beurteilung natürlich erschwert. Gerade bei der Marschallin müsste man einen Schwerpunkt auf die Textbehandlung legen, um wirklich beurteilen zu können, wie einzigartig eine Interpretation ist bzw. war. Das den Superstar umgebende Sängerensemble ist gut bis hervorragend - besondere Erwähnung verdienen Kerstin Meyer als Octavian, Eva Prytz als Sophie und auch Uno Stjernqvist gefällt als Sänger. Das Royal Swedish Opera Orchestra spielt unter der Leitung von Sixten Ehrling einen süffigen und gefälligen Richard Strauss.
    Bei der Aufführung von Beethovens FIDELIO am 3. März 1959 am selben Ort und mit demselben Instrumentalensemble wurde in deutscher Sprache gesungen. Nach meinem Eindruck unterscheidet sich Nilssons Annäherung an die Rolle der Leonore nicht wesentlich von anderen Aufführungen, die sie zwischen 1956 und 1970 in Köln, Mailand, Wien, Rom und anderswo gesungen hat. Natürlich punktet sie wie üblich in ihrer großen Arie mit der überbordenden Kraft ihrer vokalen Mittel, wobei einige Passagen geschickt so zurechtgelegt werden, dass sie in den langen Passagen zwei-, dreimal öfter Luft schöpfen kann. Sigurd Björling gibt dem Pizarro angemessene Klanggewalt, während Conny Söderström mir als Florestan zu schmalstimmig ist. Das Klangbild ist hallig und etwas dumpf.
    Aida (Hlts) Aida (Hlts) (CD)
    13.04.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Neuauflage der Gesamtaufnahme dringend erwünscht

    So stelle ich mir die ideale AIDA-Aufnahme vor! Die Nilsson könnte beim "Ritorna vincitor!" etwas mehr Biss zeigen - da gefällt mir die Callas noch besser. Im 2. Akt ist es der strahlende Nilsson-Ton, der sich über ein gesamtes Ensemble hebt, im 3. Akt faszinieren mich die absolute Mühelosigkeit mit der Tessitura und die innere Beteiligung am Geschehen, während der 4. Akt geprägt ist von den leisen Zwischentönen ( JA!! - Die Nilsson konnte durchaus Pianissimi singen - und wie! ) und dem langsam ersterbenden Zwiegesang der Liebenden. Da höre ich keine deplazierten Pianissimi (Caballé), keine Verismo-Schluchzerei a la Gencer und auch keine falschen Töne (wie bei vielen - ohne Namen zu nennen...). Zugegeben: im Verein mit dem unvergleichlichen und unnachahmlichen Franco Corelli könnte man glauben, Turandot und Kalaf hätten sich in die falsche Oper verirrt. Aber diese Einschätzung beruht m.E. auf Vorurteilen. Aida und Radames sind sehr starke Charaktere: er ein Feldherr, ein Krieger - sie eine Sklavin, die trotz niederer Herkunft nach den Sternen greift und ihren Liebsten sogar zum Landesverrat überredet. Corelli singt einen Radames par excellence. Kaum eine andere Rolle war ihm so in die Kehle komponiert wie diese. Da wird nicht gedrückt - gepresst - gequetscht - gestemmt. Corellis Stimme überstrahlt die dichtesten Orchestrierungen, die mächtigsten Klangwogen eines Orchesters. Wo andere sich bemühen, da triumphiert Corelli! Welcher Sänger könnte das heutzutage von sich sagen? Mario Sereni gibt einen klangvollen Amonasro mit seinem kernigen Bariton, der fast zu schön klingt für diesen intriganten Charakter. Grace Bumbry singt eine sehr engagierte und glutvolle Amneris, wenngleich sie in der Höhenlage manchmal knapp über dem Ton liegt. Bonaldo Giaiotti stattet den Ramfis mit profunder Tiefe aus, Ferruccio Mazzoli gibt dem König mit solider Bassschwärze die nötige Würde, und auch der unverwüstliche Piero de Palma ist in der kleinen Rolle des Boten mit von der Partie. Zubin Metha inspiriert den Chor und das Orchester des Opernhauses in Rom zu Höchstleistungen und ist gleichzeitig ein kundiger Sängerbegleiter. Schade, dass derzeit offenbar nur der Querschnitt dieser 1967 für EMI eingespielten Aufnahme verfügbar ist. Allerdings ist man auch damit schon großartig bedient. Sehr empfehlenswert!
    Oberon (in engl.Spr.) Oberon (in engl.Spr.) (CD)
    13.04.2016
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Weber in die Nähe von Mozart gerückt

    Die OBERON-Diskografie ist überschaubar. Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass die beiden Hauptpartien schwer zu besetzen sind. Für die Rezia wird eigentlich ein dramatischer Koloratursopran benötigt, für den Hüon ein Spinto mit guter Agilität. Hat man solche Künstler tatsächlich gefunden, dann nehmen sie lieber NORMA oder OTELLO auf als ausgerechnet OBERON. 1953 hatte Keilberth in Köln die junge Rysanek zur Verfügung - fast eine Idelabesetzung für die Rezia, leider kann man den Rest vergessen. 1957 gelang Vittorio Gui in Mailand ein guter Wurf (mit Ausnahme von Mirto Picchi als Hüon), das Ganze natürlich in einer italienischen Übersetzung, aber immerhin mit einer hochinteressant besetzten Rezia: Anita Cerquetti. Rafael Kubelik präsentierte 1971 eine erfrischende Version in München mit guten solistischen Einzelleistungen, aber ohne wirkliches Ensemble. Birgit Nilsson scheitert allerdings an den verzierten Passagen, Placido Domingo an der deutschen Diktion. Einen weiteren Versuch startete James Conlon 1992 in Köln - mit einem nahezu idealen Ben Heppner, aber leider auch mit einer unzureichenden Deborah Voigt als Rezia und einer katastrophalen Dolores Ziegler als Fatime. Nun also John Eliot Gardiner mit dem Monteverdi Choir und dem Orchestre Revolutionnaire et Romantique. Gesungen wird in englischer Sprache, was ungewohnt erscheint, aber durchaus gerechtfertigt ist, da auch die Londoner Uraufführung des Werkes im Jahr 1826 englisch gesungen wurde. Zum Zeitpunkt der Aufnahme im Jahr 2004 hatte Gardiner ein beachtliches Ensemble zur Verfügung, und so gelingt ihm eine sehr stimmige Interpretation mit dem Schwerpunkt auf märchenhafter Romantik. Jonas Kaufmann ist sicher der ideale Hüon, denn ihm gelingt der Spagat zwischen heldentenoraler Attacke und geläufiger Gurgel. So transportiert er die ritterliche Attitüde einerseits und die emotionalen Aspekte andererseits sehr glaubwürdig. Hillevi Martinpelto punktet mit verinnerlichter Gestaltung und geschmeidiger Behandlung der Kantilenen, kommt auch beim verzierten Gesang nicht wirklich an Grenzen, erreicht aber in der Ozean-Arie nicht die Souveränität einer Nilsson (was vielleicht auch gar nicht beabsichtigt ist…). In der Besetzung der übrigen Partien habe ich keine wirkliche Schwachstelle entdecken können. Insbesondere Steve Davislim, Marina Comparato und William Dazeley sind als Oberon, Fatime und Scherasmin gut besetzt. Gardiner dirigiert das Werk sehr schlank, sehr transparent und einheitlich. Seine Sichtweise geht offenbar eher in Richtung Mozart (während ich bei Kubelik Anklänge an Wagner heraushöre). Ein interessanter Ansatz, der hörenswert ist. Eine empfehlenswerte Produktion.
    Meine Produktempfehlungen
    • Oberon Oberon (CD)
    Il Pirata Il Pirata (CD)
    11.04.2016
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Herren top - Dame flop (?)

    Weil der Tonträgermarkt nicht gerade überschwemmt ist mit Aufnahmen von Bellinis IL PIRATA, ist man natürlich dankbar, wenn mal eine Neueinspielung des Werkes zur Verfügung steht, auch wenn das Ergebnis nicht restlos zufrieden stellt. Eine durchweg gelungene Aufnahme / Aufführung in rundum rollengerechter Besetzung fehlt bis heute - jedenfalls habe ich bislang keine gehört. Die Aufnahme von 1993 aus Berlin hat jedenfalls schon mal drei wertvolle Pluspunkte, die Vergleichen mit früheren / anderen Aufnahmen mühelos standhalten. Da ist zunächst der Dirigent Marcello Viotti aus der Schweiz (leider VIEL zu früh verstorben!) mit dem Chor und dem Orchester der Deutschen Oper Berlin. Bei Viotti spürt man (neben seiner Affinität zur französischen Musik) die Liebe zum Belcanto. Und man spürt auch seine Nähe zu den Musikern der DOB, mit denen er in jenen Jahren oft und gern musiziert hat. Der junge Amerikaner Stuart Neill singt sehr klangschön und mit gelenkiger Stimmführung einen ganz ausgezeichneten Gualtiero. Diese vertrackte Partie stellte den Sänger zum Zeitpunkt der Aufnahme vor keinerlei Probleme. Es macht Freude, ihm zuzuhören und man vergisst schnell die Herren Ferraro, Martti und Labó von früheren Aufnahmen. Ganz ähnlich ist mein akustischer Eindruck bei Roberto Frontali in der Rolle des Ernesto. Sein Stimmklang ist eher kernig-markant und ein bisschen kantig, nicht so schön und auch nicht so differenziert wie bei Cappuccilli, aber dafür wesentlich geschmeidiger und variabler bei schnellen Passagen. Frontali ist um Genauigkeit beim Singen sehr bemüht - die Ergebnisse sind in einigen Passagen für einen Bariton echt erstaunlich. An Lucia Aliberti scheiden sich seit jeher die Geister - bei ihrer Imogene kann ich das nachvollziehen. Ich habe die konzertanten Aufführungen an der DOB miterlebt und war ziemlich fassungslos, wie sie an diese Partie heranging und was sie daraus gemacht hat. Aliberti hatte zu dieser Zeit damit begonnen, durch den Einsatz von Piani mehr Farbe in ihre Interpretationen zu bringen. Das mag bei LUCIA und BEATRICE ganz reizvoll gewesen sein und teilweise funktioniert haben. Die Partie der Imogene kann man aber nicht durchweg im Piano oder mit halber (dünner) Stimme singen. Genau das tut Aliberti und hat mich damit nachhaltig verschreckt. Es gibt immerhin ein paar wenige Momente, in denen sie aus sich herausgeht und wo sich dann der volle Glanz und die Durchschlagskraft dieser Stimme entfalten, aber eigentlich hat sie durch Reduzierung ihrer eigenen stimmlichen Mittel diese Rolle sozusagen kaputtgespart. Die Tonqualität dieser ehemals so üppigen Prachtstimme lässt im Übrigen durch die künstliche Tongebung erheblich nach. Völlig verschenkt hat Aliberti die Schlussszene. Das Rezitativ ist flach und farblos, die Arie ist atemtechnisch zerhackt (an Scotto oder Caballé darf man gar nicht denken) und die Cabaletta ist sehr unausgeglichen geraten. Viotti präsentiert eine nicht ganz vollständige Fassung des Werkes, aber die Striche beziehen sich meistens auf Wiederholungen. 4 Sterne trotz Bedenken, weil die Männer so gut sind.
    Elektra Elektra (CD)
    11.04.2016
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    2 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Eine Lachnummer - aber gerade die darf es nicht sein.....

    Ich sage es ausdrücklich: wenn jemand alle oder die meisten auf dem Tonträgermarkt verfügbaren ELEKTRA-Aufnahmen kennt und vielleicht noch dazu ein paar Dutzend Live-Aufführungen gehört und erlebt hat, dann - und nur dann - ist er VIELLEICHT reif für die Aufnahme aus Florenz von 1950. Man muss hinreichend abgeklärt sein, um dermaßen über den Dingen zu stehen und das zu ertragen. Am erstaunlichsten ist die Leistung des Dirigenten Dimitri Mitropoulos, der am Pult des Orchesters der Maifestspiele Florenz eigentlich von einem Wutausbruch in den nächsten hätte stürzen müssen, der es aber statt dessen tatsächlich schafft, dieses komplizierte Werk Richard Strauss' einigermaßen straff und "anständig" über die Bühne zu bringen. Diese Leistung ist um so verdienstvoller, weil der zur Verfügung stehende Klangkörper stellenweise klingt wie ein Kurorchester. Mitropoulos lässt die übliche grässlich gekürzte Version spielen, wofür man ihm im Hinblick auf die (Fehl)Leistungen der Protagonisten auf Knien danken möchte. Die einzige Person, die an diesem Abend "rechtmäßig eine Bühne betreten" hat, um große Kunst abzuliefern, heißt Martha Mödl, die eine Klytämnestra vom Feinsten singt und darstellt, was angesichts ihres musikalischen Umfeldes ein wahres Wunder ist! Anny Konetzni ist eine akustische Zumutung: sie hat jede Menge falsche Einsätze, singt zu tief, lässt entscheidende Töne einfach aus, ist rhythmisch total ungenau, und vom Text ist fast nichts zu verstehen. Eigentlich ist es eine Frechheit, so etwas auf zahlendes Publikum loszulassen! Daniza Ilitsch versucht alles Mögliche, um der Schwester nachzueifern, verliert den Kampf um den Titel "Schlechteste Sängerin des Abends" dann aber doch knapp... Immerhin gönnt sie dem Publikum jede Menge schriller Töne, dazu gesellen sich ungenaue kratzige Höhen und ein scheppernder Stimmklang. Hans Braun und Franz Klarwein heben sich davon zwar ab, können die Vorstellung aber nicht retten. Die restliche Besetzung ist nicht erwähnenswert, der Klang ist mulmig und dumpf, das Publikum überraschend applaudierfreudig, was nur daran liegen kann, das niemand das Werk kannte und viele wohl dachten, das müsse alles so sein. Ernsthaft kann ich diese Produktion niemandem empfehlen. Eine Lachnummer sollte ELEKTRA ja eigentlich nicht sein.
    Meine Produktempfehlungen
    • Elektra Elektra (CD)
    • Elektra Elektra (CD)
    Olga Peretyatko - Arabesque Olga Peretyatko - Arabesque (CD)
    07.04.2016
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Empfehlenswert - aber.....

    Wenn ich diese Aufnahmen der Peretyatko aus dem Jahr 2013 mit ihrem Album LA BELLEZZA DEL CANTO von 2010 vergleiche, dann kann ich kaum glauben, dass dazwischen nur 3 Jahre liegen. Ihre Staccati sind immer noch überwiegend gestochen scharf, manchmal aber auch mehr scharf als gestochen... In die Höhenlage hat sich ein dicklicher Tonansatz eingeschlichen, der mir für eine Sängerin ihres Alters zu früh kommt. Und auch mit der Intonation hat sie bereits nach 3 Jahren Probleme, die eine Gruberovà frühestens mit 60 hatte. Sämtliche Spitzentöne (oberhalb des c''') werden zu tief angesungen, wobei es der Sängerin dann in den meisten Fällen noch gelingt, mit viel Druck auf die korrekte Tonhöhe zu hieven, allerdings immer auf Kosten der Tonqualität. Die vibrierend-hysterische Intensität in dieser Lage erinnert mich ein wenig an Mady Mesplé. Absoluter Tiefpunkt der CD ist das Ende des Bolero der Elena aus Verdis VESPRI SICILIANI. Das muss man als Sängerin doch merken, dass man diesen Ton nicht (mehr) hat. Lässt man ihn eben weg - das haben doch Arroyo, Cerquetti und andere auch gemacht. Die CD beginnt mit 3 x Mozart eigentlich ganz vielversprechend, wenn man davon absieht, dass die Peretyatko die Arie der Donna Anna (DON GIOVANNI) und die der Susanna (LE NOZZE DI FIGARO) mit merkwürdigen Variationen abändert - weiß der Geier, wer das autorisiert hat. Mozart sicher nicht... Der Walzer der MIREILLE aus Gounods gleichnamiger Oper ist virtuos gesungen, kommt aber an Sutherland nicht heran. VILLANELLE und IL BACIO sind hübsch gesungen, DIE FLEDERMAUS wird textverständlich in deutscher Sprache mit viel Koketterie interpretiert, und DIE NACHTIGALL ist schwermütig und trotzdem kunstfertig geraten, kommt aber auch nicht ohne schiefe Töne aus. Mein Fazit: entweder hatte die Sängerin einen miserablen Tag - oder es ist irgendetwas mit dieser Stimme passiert, das für die Zukunft Schlimmes befürchten lässt - oder man hat versehentlich Probeaufnahmen veröffentlicht? Enrique Mazzola und das NDR-Sinfonieorchester setzen keinerlei Akzente. Das Booklet ist mager. Ich würde vom Kauf nicht ausdrücklich abraten. Wer ein gutes und empfindliches musikalisches Gehör hat, dem würde ich diese CD aber auch lieber nicht schenken.
    51 bis 75 von 174 Rezensionen
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