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    Silberstein

    Aktiv seit: 26. August 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 757
    138 Rezensionen
    Dresdner Bläserkonzerte

    Dresdner Bläserkonzerte (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    15.03.2025
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Venedig an der Elbe

    Der Dresdner Kapellmeister Heinichen, dessen Wiederentdeckung auf dem Schallplattenmarkt wahrscheinlich doch Reinhard Göbels inzwischen gestrichenen Veröffentlichungen auf Archiv Produktion zu danken ist, schrieb herrliche Konzerte im "Vivaldistil", den er durch voluminösen Orchestersatz, eine Ausweitung der Mehrstimmigkeit und häufigere Affektwechsel anreicherte. Dresdens Gloria erklingt hier in abwechslungsreicher Solisten-Besetzung, samtigem Bläserklang und einem Ideenreichtum, der auch in der Barockmusik nicht selbstverständlich ist. Empfehlung!
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    Sämtliche Orgelwerke

    Sämtliche Orgelwerke (SACD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    28.02.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Diet(e)rich der Große

    Es wäre vermessen bis albern, hier eine umfassende Rezension dieses gewaltigen Konvoluts an Orgelmusik zu versuchen. Dass Buxtehude der größte Meister des Instruments vor J.S. Bach war, stellt Friedhelm Flamme auf 3 Doppel CDs ganz klar - "a labour of love" am geeignetsten Instrument, der Christoph-Treutmann-Orgel in St. Georg zu Goslar, die eine ganze Welt an Farben und Empfindungen darzustellen in der Lage ist: vom mild-weihnachtlichen "Puer natus in Bethlehem" bis zu dessen rauschender Antithese in Toccaten wie WV 156 oder 165. Dass Bach Buxtehude bewundert hat, zu ihm nach Lübeck gepilgert ist, das ist bekannt und würde über die Qualität der Stücke genug sagen (so wie die Tatsache, dass er Buxtehudes Tochter nicht heiraten wollte, um dessen Nachfolge zu ergattern, wohl über den Menschen Bach...), und das gilt auch für die Stückchen, die ebenso liebevoll, ebenso klar in Spiel- und Aufnahmetechnik dargeboten werden. Klar deshalb auch: die Empfehlung!
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    Johannes-Passion

    Johannes-Passion (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    27.02.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Antidramatisch und wunderschön

    Gegen diese Passionsvertonung des heute weitgehend unbekannten, aber zu Lebzeiten berühmten und einflussreichen Monteverdi-Zeitgenossen Christoph Demantius nehmen sich die Werke von Bach schon fast wie "große Oper" aus. Kontemplativ und innig wird der Kreuzweg abgeschritten, geradezu engelsgleich rein verbinden sich die Stimmen im Sinne einer höheren Dramaturgie. Das Ensemble Polyharmonique "unter" (eigentlich "neben") seinem gesanglich beteiligten Gründer, dem Alt Alexander Schneider, stellt uns in fantastischer Aufnahmequalität quasi ein joint venture der Spätrenaissance vor, in dem Werke von Dementius mit denen anderer Komponisten, u.a. dem ihm wohl bekannten Andreas Hammerschmidt, so kombiniert vorgestellt werden, als wären sie "aus einem Guss". Ein Einblick in die mitteldeutsche Tradition der Vokalpolyphonie, der berührt.
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    Violinkonzerte RV 205,237,314,328,340 "per Pisendel"

    Violinkonzerte RV 205,237,314,328,340 "per Pisendel" (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    26.02.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Vivaldi very much alive

    Vivaldi lebt! - ist man beim Hören versucht auszurufen. Diese fünf Konzerte, die der Venezianer dem jungen deutschen Virtuosen Pisendel quasi in die flinken Finger geschrieben hat, werden hier vom ebenso flinken Federico Guglielmo dargeboten (er hat vor Jahren auf cpo auch schon die "Konzerte für Anna Maria" beeindruckend dargeboten): nicht nur als Zeugnis einer seltenen Künstlerfreundschaft, sondern vor allem als Zeugnis des doch immer wieder abgestrittenen Variantenreichtums des Komponisten. Viel Anteil haben am tollen Höreindruck die perfekt aufgenommene kleine "Band" und die Mitwirkung der Laute, die einen Raum um den Solisten aufbauen, der gleichzeitig anheimelnd und abwechslungsreich klingt. Ich gestehe gerne, dass ich weiterhin auch viel ältere Vivaldi-Deutungen z.B. von I Musici zu schätzen weiß - wer aber den Einfallsreichtum des Meisters vom Innigen bis zum Geräuschhaften, seine Innovationskraft, seine Modernität jenseits von "entspannen und genießen" sucht, wie es ein bekannter Radiosender immer so simplifizierend formuliert, der liegt hier richtig. Bzw. sitzt mit den Musikern auf der Stuhlkante. Empfehlung!
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    La Fida Ninfa RV 714

    La Fida Ninfa RV 714 (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    17.02.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Neues vom "Feinmeister" ...

    ... als der Antonio Vivaldi im Beiheft benannt wird, als gälte es ausgerechnet ihn von den "Kleinmeistern" abzuheben. Nun geht es hier nicht um die Meriten des "roten Priesters" im Konzert-Genre, die sind inzwischen wohl unbestritten, sondern um Barockoper, und die mag hier und da weiterhin schwer vermittelbar sein. Zumindest für das Libretto mit seinen Liebeswirren und Missverständnissen braucht man ein gutes Navi - einstweilen mag das sehr gute Beiheft mit seinen interessanten Seitenblicken auf Vivaldis Karriere weiterhelfen. Wie anstrengend eine Künstlerkarriere, die Postenjagd, das Bewahren des Erreichten bereits damals sein konnte, legt es eindrucksvoll dar.

    Wenn sich ein Barockorchester "Jung" nennt, ist das eine Ansage, und so knackig und fröhlich-klar tönt es hier auch aus den Lautsprechern. Die Spielfreude, die die beigegebenen Aufführungsfotos suggerieren, wird eingelöst, hier wird ganz gegenwärtig musiziert, was mit einem dreisätzigen Concerto vertraut beginnt. Hervorzuheben ist gewissermaßen ein sängersicher "Wettstreit" zwischen gleich zwei Countertenören, auch wenn man sich etwas einhören muss, was die Stimmfarben und den Sopran angeht, und das energetische Dirigat von Chiara Cattani. Ob es für's Repertoire reicht, bleibt freilich abzuwarten - übermächtig ist die Konkurrenz aus allen Jahrhunderten.
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    Symphonie Nr.1

    Symphonie Nr.1 (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    05.02.2025
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Gemischt gefühlvoll

    Gar nicht so einfach, unvoreingenommen über diese Musik zu schreiben - nicht, weil sie zeituntypisch von einer Frau stammt. Sondern weil sie zeittypisch derart ungünstigen Umständen abgerungen wurde, wie das Beiheft eindrücklich schildert. Vielleicht sollte man es NICHT vor dem Hören lesen - die "sehr freundlichen Worte", mit denen die Kritiker Elfrida Andrées Symphonien-Erstling bedachten, sind jedenfalls stark zu relativieren. Bestenfalls gönnerhaft klingt da, dass die begabte Komponistin "schwieriger als nötig schreibt", allenfalls geschmäcklerisch, "das Andante und das Finale behagten uns weniger". Die (natürlich männlichen) Kritiker mussten sich ziemlich verbiegen, um aus dem ersten symphonischen Werk der ersten schwedischen Domorganistin eine ... Niederlage zu machen. Also erst mal weg damit und mit dem Eindruck, dass diese Kritik der Komponistin schwer zu schaffen gemacht und ihre eigene SELBSTKRITIK fast schon ins Kreativitäts-schädigende beeinflusst und verstärkt hat ...

    was hört man? Eine positiv-schwungvolle Opern-Suite - mit dieser Form konnte Andrée die Musik zur rasch abgesetzten Oper retten und zu einigem Erfolg führen -, kraftvolle, schöne Melodien, die tatsächlich nicht übermäßig nordisch gefärbt sind. Die Symphonie von 1868 wirkt auf mich wie etwa Gades Werke mendelssohn-haft bis -verhaftet, ja, diese Zeit war eigentlich schon vorbei, ein bisschen unbestimmt klingt das trotz aller Frische, viele Stimmungswechsel verhindern ein sofortiges Einhören. Das kann der noch suchenden Komponistin zugestanden werden - aber von einer halbe Stunde Dissonanzen, wie wiederum die zeitgenössische Kritik zu mäkeln wusste, kann natürlich keine Rede sein. Die als Orgelvirtuosin Begabte und Berühmte lässt sich hörend - anders als etwa Bruckner - auch nicht unbedingt ausmachen.

    Ein Fazit? Musikhistorisch aufschlussreich und ein Beleg für Begabung und ein Komponieren mit der und gegen die Zeit zugleich. Das ist ja nicht wenig.
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    Klavierkonzert C-Dur op.31 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    03.02.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Stilgebender Geiger, vergessener Komponist

    Mit seinem Bruder Fritz teilt Adolf Busch viele Stationen, die symptomatisch für das 20. Jahrhundert stehen können: "from humble origins" aus einer Handwerkerfamilie zu Weltberühmtheit aufgestiegen - Adolf allerdings als Geiger, nicht als Komponist - und somit Beleg für die von den Nazis missbrauchte Theorie von der Begabung eines Volkes, ebendiesen Nazis aber aus Solidarität mit jüdischen Künstlern - obwohl selbst kein Jude - ins Exil entwischt und mit dem Pianisten Rudolf Serkin ein Maßstab setzendes Duo bildend. Die unrühmliche Übernahme von Fritz Buschs GMD-Posten in Dresden durch Karl Böhm ist eine andere Geschichte - und die gleiche.

    Auch Max Reger war mit Adolf Busch gut bekannt und hinterließ seine Spuren in dessen Klavierkonzert op. 31 - es präsentiert sich nicht ganz so widerborstig und spröde wie Regers Konzert-Koloss (das ebenfalls nicht häufig, aber immerhin hin und wieder aufgeführt wird; in der Berliner Philharmonie zuletzt durch Marc-André Hamelin), aber die dissonanzenreiche, dabei tonal gebundene Tonsprache, barockisierende (Fugato) und archaisch wirkende Elemente, dann aber doch ein elegisch-romantischer Mittelsatz lassen auch an Brahms denken. Dies ist, wenn man National-Stereotype bemühen will, durchaus sehr "deutsch" anmutende Musik: hier geht's ums Ganze. Florence Millet, die sich für moderne Musik ebenso einsetzt wie für das Vermächtnis ins Exil getriebener Künstler, macht ihre pianistische Sache tadellos und spürt auch dem tiefen Gefühl in all der Gelehrtheit nach; dies gilt vor allem auch den Solowerken (Variationen!).

    Der Produktion muss höchster RepertoireWERT zugesprochen werden - immerhin befinden sich zwei Erstveröffentlichungen darunter -, die RepertoireCHANCEN sind schwer einzuschätzen bei einer Musik, die so stark zwischen gestern und heute vermittelt, wobei das Heute des Komponisten eben nicht mehr Gegenwart ist und das Gestern ein Vorgestern. Dennoch eine sehr verdienstvolle Veröffentlichung!
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    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    31.01.2025
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Musik für die Sonnenterrasse

    Ich bin kein Mandolinen-Experte - muss man auch nicht sein, um diese aparte Musik genießen zu können, die nicht mehr sein will, als sie ist, und die auf keinen außermusikalischen Bedeutungszusammenhang verweist. Für den Konzertsaal war sie nie gedacht: wie das Instrument selbst haben die Stücke eher intimen und unaufgeregten Charakter. Sie evozieren südliche Atmosphäre, geselliges und gefälliges Beisammensein, vielleicht auf einer besonnten Terrasse mit Ausblick auf eine schöne Landschaft. Auch der geistliche Herr und (wie das Beiheft verrät) gesuchte Mandolinen-Lehrer Capponi war mir unbekannt. Barockes Easy Listening, sicher nicht schlechter gearbeitet als Vivaldis oder Corellis Triosonaten, liebevoll interpretiert von Anna Torge und ihren Mitstreitern (bzw. musikalischen Gesprächspartnern) und sehr gut aufgenommen.
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    Ein Kommentar
    Anonym
    16.04.2025

    Perfekte Charakteristik dieser intimen Stücke!

    Ich bin sehr einverstanden mit dieser Rezension, bliebe nur zu erwähnen, daß sich das Allegro aus der Sonate Nr. 1 in D-Dur perfekt als Geburtstags-
    Ständchen (dargebracht auf einem kleinen mobilen Player oder notfalls via
    Smartphone-Lautsprecher) eignet und sich der akustische Genuß tatsächlich noch steigern läßt, wenn frau/man nicht in 16 bit, sondern in ebenfalls verfügbaren 24 bit/48 kHz hört. Auch von mir: volle Empfehlung!
    Schuppanzigh Quartett - Beethoven / Ries / Rode

    Schuppanzigh Quartett - Beethoven / Ries / Rode (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    30.01.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    "Was kümmert mich seine elende Fiedel ...

    ... wenn der Geist zu mir spricht?" So soll Ludwig van Beethoven den braven Geiger Ignaz Schuppanzigh abgekanzelt haben, als der auf Unspielbarkeiten im Violinkonzert hinwies. Dies durchzusetzen, war dann tatsächlich vor allem dem Wunderkind und Brahms-Freund Joseph Joachim überlassen, aber Schuppanzigh hat sich um Beethovens Musik anderweitig ausdauernd verdient gemacht. Könnte er das Streichquartett hören, das seinen Namen trägt - er wäre vermutlich stolz auf dieses alles andere als elende Gefiedel: Widerborstig, kraftvoll, kurz: idiomatisch klingen hier Werke von Beethoven und durch Beethoven inspiriert.

    Lang her sind (zum Glück) die Zeiten, als gerade kleinere Originalklang-Ensembles schrammelten und schrappten, was das musikalische Zeug hielt - voll und warm, auch sehr gut aufgenommen klingt es hier, und die Programm-Zusammenstellung ist außerordentlich aufschlussreich. Das grimmige "Quartett Serioso" habe ich selten so ideal aufgefasst gehört, in seinem Humor und seiner bärbeißigen Knappheit. Beethovens wohl begabtester Schüler Ferdinand Ries (mit seinen hörenswerten Symphonien und Kammermusik ein cpo-Champion) fertigte eine Quartettversion der Violinsonate op. 96 an, die gegen die Kreutzer- und Frühlingssonate immer ein wenig vernachlässigt wirkt. Wobei vernachlässigt vielleicht das falsche Wort ist; sie weist zwar nicht die grandiose Unduldsamkeit der Kreutzer- und nicht die unwiderstehliche, fast mozartsche Lieblichkeit der Frühlings-Sonate auf - ein "Stück intellektueller Kammermusik" heißt es im Beiheft, und das trifft es wohl. Unmittelbar zugänglich wie die Sonate selbst ist die Bearbeitung für mich nicht; die gesanglichen Linien sind im Original wirkungsvoller, aber interessant und respektvoll ist diese Bearbeitung allemal. Dies gilt auch für Pierre Rodes Quartett, auch wenn der aus der französischen Virtuosenschule stammende Rode Beethoven bei der Uraufführung ebenjenes op. 96 enttäuschte.

    Alles andere als enttäuschend aber ist diese Produktion, dieser Einblick in lebendige Musik- und Inspirationsgeschichte.
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    Streichquartette Vol.5

    Streichquartette Vol.5 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    20.01.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Mehr als ein "böhmischer Musikant" ...

    ... als der sich Dvorák bescheiden selbst bezeichnete, war er natürlich. Dass es vergleichsweise wenige Gesamtaufnahmen seiner Streichquartette gab (die lange maßstäbliche des Prager Streichquartetts ist, Pardon, gestrichen) und immer noch gibt, ist eigentlich unverständlich. Ein Füllhorn von Melodien - ja, auch das böhmisch Musikantische in überreicher Fülle -, aber auch die sehr interessante Entwicklung des Genies lassen sich dieser Kammermusik abhören: von frühen Einflüssen bis zum reifen Meister. Womöglich ist also nicht nur die Tatsache mitverantwortlich, dass Dvorak lange Zeit als völlig unbekannter Orchestermusiker komponiert hat - die ja auch dazu führte, dass von seinen neun Symphonien lange nur ein Teil gezählt wurden - und sich die entsprechenden Ensembles gar nicht mit den Werken beschäftigen konnten, sondern auch diese breite Spanne und der schiere Umfang einiger früher Werke: ein frühes D-Dur-Quartett beansprucht über 70 Minuten!

    Das Vogler Quartett legt sich keine Zurückhaltung auf, und man darf dankbar auch für die mit diesem Vol. 5 zeitgleich vorgelegte Gesamtaufnahme sein. Erdiger, kerniger Ton (da ist er wieder, der Musikant!), die nötige Verspieltheit zum Beispiel in den schönen Walzern op. 54, aber auch ein Ernst des Musizierens, der diesen Werken eben doch den Respekt entgegenbringt, den sie verdienen - das ist eine sehr schöne Veröffentlichung wunderbarer Musik.
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    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    15.01.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Es muss ja nicht immer Brahms sein

    Das wirklich schöne Klavierkonzert würde auch gut in die Hyperion-Records Reihe "The Romantic Piano Concerto" passen, die jpc inzwischen bündelweise zum Sonderpreis herausbringt (dem Sammler versetzt es da kurz einen Stich - hat er doch alle Einzelausgaben zum Vollpreis gekauft -, bis ihm einfällt, dass Sammeln wohl auch ein Auslaufmodell ist ;)): sehr melodiös und mit klarer Bevorzugung des Soloinstruments vor der Orchesterbegleitung, ohne sich in "leerem Geklingel" zu erschöpfen. Große Nähe zu den Brahms-Klavierkonzerten, die der Begleittext bemüht, kann ich allerdings nicht erkennen: insbesondere zu den mächtig sich aufbäumenden Gesten und der einkomponierten Trauer von Brahms' op. 15 bietet dieses lichtvolle Werk eher ein Gegenmodell. Aber das ist subjektiv gehört: Dass man sie überhaupt vergleicht, zeigt das kompositorische Können von Gernsheim, dem aus bedeutender jüdischer Familie stammenden und zu Lebzeiten sehr erfolgreichen Rheinländer (dessen Brahms-Nähe ist darüber hinaus biografisch begründet, denn beide Kollegen schätzten sich sehr und halfen sich gegenseitig). Der Mittelsatz ist in der geradezu liebevollen Interpretation von Oliver Triendl wunderbar lyrisch, zum Immer-wieder-Hören. Vom Cellokonzert op. 78 gibt es dann tatsächlich eine Vergleichsaufnahme auf Hyperion mit dem temperamentvollen Alban Gerhardt, der wohl doch noch etwas mehr "herausholt" an Feinzeichnung und Drama - es ist einsätzig wie z.B. der Gattungsbeitrag von Robert Volkmann (ein Modell, das wohl auf Webers "Konzertstück" op. 79 zurückgeht und von Liszt populär gemacht wurde) und in seiner überwiegend ruhigen gesanglichen Anmutung nicht ganz so unmittelbar eingängig. "Zu einem Drama" op. 82 schließlich stellt den Hörer vor jenes Rätsel, das solche Stücke wie auch Schumanns "Ouvertüre, Scherzo und Finale" aufwerfen: keine ganze Symphonie, es gibt auch kein dazugehöriges Drama, und so darf man sich das Programm zur Programmmusik selbst dazudenken - gekonnt komponiert ist auch sie. Empfehlung!
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    Goyescas

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    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    12.01.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Getanzte Gemälde

    Eine der wohlklingendsten Klavierplatten der letzten Zeit. Man ist versucht, dem wunderbaren alten Steinway B von 1895 die Hauptrolle zuzuschreiben, so warm und volltönend vom Bass bis zum Diskant ist er hier in Szene gesetzt -

    aber es ist natürlich die Pianistin Dina Stojilkovic, die Granados Goya-Hommage mit einer Sensibilität, Intensität, Virtuosität nachzeichnet, die staunen machen. Das Tänzerische, das Erotische (einige der dargestellten Goya-Szenen haben die Liebe zum Inhalt, einige auch den Tod), das stolz Auftrumpfende - alles, was wir insbesondere auch wegen Granados' und Albéniz' Werken als typisch spanische musikalische Gestik empfinden, ist hier getroffen. Natürlich bleibt viel Raum für die eigene Fantasie, was die "Umsetzung" von bildlichen Inhalten in Musik angeht, das kann gar nicht anders sein und ist auch bei Mussorgskys "Bildern einer Ausstellung" nicht anders ...

    ... ist es nun mutig, wenn eine jüngere Pianistin ein Repertoire einspielt, das man sehr stark mit einer Vorgängerin identifiziert, in diesem Falle der großen Alicia de Larrocha? Oder kann eine so begabte Interpretin im Gegenteil hier einen stärkeren Eindruck hinterlassen als bei Vielgespieltem? Nun, auch Glenn Gould und Artur Rubinstein haben ja die Jüngeren nicht von Bach und Chopin abgehalten, und das ist gut so. In diesem Fall kann man der Neueinspielung gern attestieren: Sie ist auf Augen- (und Ohren-) höhe mit den Größten, und sie nimmt einen mit auf eine musikalische Reise aus Klängen, Bildern, Empfindungen, die einen so schnell nicht loslässt. Grandios.
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    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    12.01.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Der andere Norweger

    Wofür steht eigentlich Christian Sinding heute noch? Wohl nicht mal mehr für seine Salonpièce "Frühlingsrauschen", die stets mit seinem Namen erwähnt wird, aber selbst als Zugabe keine Rolle mehr spielt - vielleicht schreibt's einer vom anderen ab ;). Die bisher ansprechendste Veröffentlichung war die Gesamtausgabe seiner vor dem ersten Weltkrieg sehr erfolgreichen Violinkonzerte bei cpo (siehe Empfehlung) mit dem Virtuosen Andrej Bielow, während Sindings vier Symphonien mit ihrer oft auftrumpfenden "gründerzeitlichen" Gestik, die sie von Strauss, Wagner und seltener Bruckner zu haben scheinen, nicht ohne eine gewisse Ermüdung zu hören sind (mir liegt allerdings nur die inzwischen gestrichene Einspielung unter Ari Rasilainen auf Finlandia Records vor).

    Ganz anders die hier vorgelegten Kammermusikstücke! Sie sind eine hörenswerte Katalogbereicherung, zudem vom Hyperion Trio einfühlsam dargeboten (auch wenn es im Beiheft vor skandinavischen Häuserfronten posiert, handelt es sich um ein deutsches Ensemble). Die drei Klaviertrios und die farbenreichen sechs Stücke für Cello und Klavier op. sind zwar charakterisiert durch Sindings typischen Verzicht auf Volksmelodien, die den großen Landsmann Grieg so oft inspiriert haben, aber sie fehlen einem nicht. Die Breite der Anlage, fast ununterbrochen strömende melodische Erfindung und ein optimischer, manchmal strahlender "Grundton" - anders als ich es in den Symphonien empfunden habe - gibt dieser Kammermusik etwas sehr Nahbares. Gar nicht wie ein Eklektiker, sondern mit origineller Schaffenskraft begabt tritt einem der langlebige Komponist hier entgegen, der am Ende seiner großen Karriere natürlich auch erkennen musste, dass die Zeit ihm enteilt war und der nach dem Ersten Weltkrieg quasi verstummte.

    Schuster, bleib bei Deinem Leisten! - das war keineswegs das Motto Sindings, der als nicht allzu lernwilliger Jungspund tatsächlich Schuster werden sollte, sich dann aber zum Glück auf die Musik warf, und der dann als sehr produktiver Komponist eine Vielzahl von Gattungen bediente. In dieser Qualität wäre mehr davon willkommen - nicht nur im Frühling und ganz rauschfrei.
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    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    09.01.2025
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Jauchzet ... mal anders

    Wer nach all dem Lebkuchen und Christstollen noch Christstollen und Lebkuchen verzehren mag, der hört sich vielleicht auch früh im neuen Jahr weiter Weihnachtskantaten an - mit Gewinn, wenn er zu diesen Scheiben greift, deren erste überwiegend dem 1. bis 4. Advent gewidmet ist. Die zweite bietet die Kantaten für die Sonntage nach dem Dreieinigkeitsfest (Trinitatis) und sind ebenso aufschlussreich in ihrer Verbindung aus Singbarkeit und hoher Kunstfertigkeit. Lebensbejahende, geradezu sprühende Kirchenmusik ist das, dem frohen Anlass entsprechend und mit jener Farbigkeit z.B. gerade auch in den Bläserstimmen, die Telemanns Können und Wissen im Instrumentalbereich belegen. Die Aufnahmen wirken sehr "nah" und präsent, was dem herzhaften menschlichen Ausdruck zugutekommt, den ich als typisch für diesen barocken Großmeister empfinde. Telemann, der Vielschreiber, Alleskönner, Postensammler, hat ja in der Nachbetrachtung lange das Schicksal Haydns geteilt, gegenüber vermeintlich bedeutenderen Zeitgenossen gönnerhaft herabgesetzt zu werden. Bach und er hätten sich darüber vermutlich am meisten gewundert. Die beiden waren befreundet und bewunderten sich gegenseitig, Telemann wurde Pate des Bach-Sohns Carl Philipp Emmanuel, der wiederum sein Nachfolger in Hamburg wurde. Das Booklet ist - wie gewohnt bei cpo - großzügig und kenntnisreich gestaltet und bietet u.a. interessante Informationen zum innovativen Textdichter Erdmann Neumeister und dem oft nicht unkomplizierten Verhältnis von lutherischer Orthodoxie und Pietismus, das ja auch viele Bach-Texte geprägt hat.

    Nebenbei erinnert diese Veröffentlichung, bei der neben cpo auch der SWR, die Johannes-Gutenberg-Universität, die Telemann-Gesellschaft und viele andere mitgewirkt haben, an die Errungenschaften eines Kulturlebens, das gegen Herabsetzungen und Kürzungen weiter in Schutz genommen werden muss - es hilft, solche Schätze zu bewahren oder überhaupt erst zu heben!
    Konzert für Streichquartett & Orchester op. 131

    Konzert für Streichquartett & Orchester op. 131 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    27.07.2014
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Ein Konzert für Streichquartett?

    Lohnendes Nebenwerk des großen Geigers Louis Spohr in der meines Wissens einmaligen Besetzung für Streichquartett (als "Solist") und Orchester.

    Ein "weiches" Werk, das sich sanft in den Gehörgang schmeichelt, ohne kitschig oder sentimental zu werden. Zivilisiert ist das Wort, das mir zu Spohrs besten Werken einfällt - zu denen ich dieses zähle -; er ist kein Ausbrecher-König wie Beethoven, als dessen Nachfolger er zu Lebzeiten galt. Das mag für uns Heutige unverständlich sein, weil Spohrs Gestus eben so anders wirkt; eine geistige Verwandschaft mit Beethovens ebenfalls gezähmtem, dem Ensemblegeist verpflichteten Tripelkonzert op. 56 aber weist das Quartett-Konzert durchaus auf. Eine Spätblüte des "Concerto Grosso" sozusagen, auch der Sinfonia concertante, wie sie frühere, weniger dem Individualismus verpflichteten Jahrhunderte liebten.

    Tadellose Solisten des Leipziger Streichquartetts, die sich wie in einer großen Wellenbewegung von den Kollegen vom Kammerorchester absetzen, um sich wieder mit ihnen zu verbinden. Tolle Tontechnik.

    Auch der "Beifang", die Ouvertüre und das große Nonett, sind handwerklich hervorragend gearbeitet und hörenswert; die Hauptempfehlung für Neugierige gilt aber dem Konzert.
    Violinkonzerte Nr.2,4,7

    Violinkonzerte Nr.2,4,7 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    27.07.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Wenn ich mir was wünschen dürfte ...

    ... dann mehr von Bériot mit Breuninger und Beermann!

    Die drei "großen Bs", wenn man sie mal augenzwinkernd so nennen darf, entreißen hier drei wirklich lohnende Violinkonzerte dem unverdienten Vergessen: Bériot als alle Tricks und geigerischen Kniffe kennender, gleichwohl tief empfindender Komponist, der viel mehr als beispielsweise Paganini auch für das Orchester schreibt, Breuninger als furchtloser Solist, der hörbar Spaß an den akustischen Feuerwerken und dem Schmelz seiner Geige hat, und Beermann, der den philharmonischen Laden großartig zusammenhält und zumindest mit den ersten beiden Konzerten Zweifel an der Programmgestaltung unserer Orchester und Konzerthäuser sät: warum, um alles in der Welt, nicht mal Bériot statt Bruch? Ich bin sicher, fast jedes Publikum würde sich über die gerade in der Geige auffallend volltönend-"saftigen", niemals rein circensischen Konzerte freuen, wenn sie so gekonnt dargeboten werden wie hier (unterstützt von toller Tontechnik).

    Ich habe neugierig zugegriffen, aber nicht mehr als einen Seitenarm der großen Violinliteratur erwartet. Bériots Konzerte, historisch interessant, weil sie auch die Linie Vieuxtemps-Ysaye-Grumiaux plastisch werden lassen, sind für mich weit mehr als das. Begeisternd!
    Klavierkonzerte Nr.1 & 2

    Klavierkonzerte Nr.1 & 2 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    05.07.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Ganz ohne Goetz-Zitat ...

    ... komme ich in dieser Rezension aus, denn es gilt, eine der gelungensten Einspielungen eines romantischen Klavierkonzerts zu preisen. Des recht jung verstorbenen Hermann Goetz' Meisterwerk op. 18 ist ein begeisterndes Virtuosenstück, aber durchgehend mehr als das: schwungvoll und dann wieder zart-lyrisch, voller Inspiration, mit wirklich eingängigen Melodien und wie "aus einem Guss" hingeworfen.

    Anders als einige reine Schaustücke aus der Zeit ist diese gehaltvolle Komposition - in der Hör-Wirkung Schumanns op. 54 ähnlich, aber ganz und gar originell - tatsächlich zu Unrecht vergessen und wäre gut geeignet, um der Verödung der Konzertpläne entgegenzuwirken.

    Volker Banfield spielt das Konzert leidenschaftlicher und glänzender als der etwas verhaltener agierende Hamish Milne in der hyperion-Einspielung jüngeren Datums (die dieser cpo-CD allerdings den Vorteil einer schöneren Kopplung voraus hat: Das Konzert von Józef Wienawski ist begeisternd poetisch und Goetz' Schülerarbeit von 1861 insgesamt überlegen). Zusammen mit Albert und der reaktionsschnell und animiert wirkenden Radio-Philharmonie legt Banfield eine Referenz für dieses Konzert vor -

    und wer sagt eigentlich, dass man nur von Grieg, Brahms und Chopin mehrere Einspielungen haben sollte?
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    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    24.06.2014
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Mozart-Konkurrenz?

    Aus heutiger Sicht wohl nicht mehr: Obwohl Leopold K. als Virtuose und Komponist mit dem großen Wolfgang Amadeus in Wiener Konkurrenz trat (auch er schrieb 23 Klavierkonzerte und sogar 55 Sonaten für das Instrument), erscheinen seine Konzerte in der Rückschau eher gefällig als - Mozart - gefährlich. Muskulös und volltönend eingespielt vom Schweizer Tomas Dratva, der auch eigene Kadenzen zu den drei Werken vorstellt, ist diese Aufnahme näher am Wohl- als am Originalklang. Die Folge ist u.a., dass man die Werke direkt mit den "großen" Mozart-Einspielungen von Anda, Ashkenazy, Perahia u.a. vergleichen kann. Tatsächlich kommen Kozeluch / Dratva näher heran als die meisten: Viel schönes Passagenwerk, ein eher heiterer, leichter Grundton, durchaus auch Moll-Eintrübungen, nicht nur in den Mittelsätzen (das Andantino des 4. Konzerts kommt durchaus wie eine Trauerarie daher und ist auch darin Mozarts Kompositionsweise verwandt): das ist sehr schöne Musik aus der klassischen Periode, auch wenn sie niemals Klassiker-Status erreicht hat. Sehr gute Aufnahmequalität.
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    Londoner Skizzenbuch KV 15a-qq (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    26.01.2013
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Wunderkind at work

    Klavierstücke des erst achtjährigen Mozart - von Tirimo so liebevoll, ausdrucksvoll und klangvoll dargeboten, als handele sich um Meisterwerke. Und tatsächlich hört man in diesen Skizzen, von Wolfgang Amadé auf einer Konzertreise nach England komponiert, Keimzellen der späteren Meisterwerke, ohne je den Eindruck von "Schülerarbeiten" zu haben. Wichtige Katalogbereicherung. Der Klang des modernen Flügels ist ausgezeichnet aufgenommen.
    Symphonien Nr.1 & 2

    Symphonien Nr.1 & 2 (CD)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    05.10.2012
    Booklet:
    2 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Soundtrack der Revolution

    In diesen gespannten, spannenden Werken meint man die Unruhe der Revolution zu hören, die "ungemütlichen" Klangfarben der alten Instrumente erlauben kein Zurücklehnen - hier wird auf der Stuhlkante musiziert und der Hörer in einen quasi ununterbrochenen Geschwindmarsch gezogen, der unerbittlich nach vorne drängt. Viel eher als an Schumann erinnert das an Carl Maria von Webers zwei Sinfonien, sein Experimentieren mit unheimlichen, geräuschhaften Instrumentaleffekten, die beispielhaft von Roger Norrington herausgearbeitet wurden. Minkowski und seinen Musiciens gelingt eine ähnliche Ehrenrettung für den Franzosen Méhul, der in unruhigen Zeiten (und Zeiten, da Haydns Sinfonien zwar populär in Frankreich waren, aber unter den französischen Komponisten kaum Nachahmer fanden) eine Lanze für die absolute Musik brach. Das gewohnt karge Beiheft und die freudlose Grafik der apex-Serie vermag den guten Gesamteindruck nur leicht zu trüben, der auch das Umfeld verstehen hilft, in dem Beethovens revolutionäre Werke entstanden.
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    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    07.09.2012
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    Wer hat's erfunden?

    Die "Suite" des produktiven Schweizer Meisters (op. 200!) ist eigentlich ein veritables Klavierkonzert, dem mehr Bekanntheit zu wünschen wäre. Einflüsse von Bach - das Spiel mit barocken Formen, die polyphone Schreibweise und die Klarheit des Ausdrucks - bis Liszt - dessen Schüler Raff war - ergeben ein fast vierzigminütiges Hörvergnügen ohne romantische Verschattungen, das erstaunlich eigenständig wirkt. Die junge britisch-vietnamesische Pianistin behält dabei stets die Übersicht und spielt die Lebensfreude und Wärme des Stücks voll aus. Besonders im Menuett (damals natürlich eigentlich eine längst überholte Form, die auch äußerst flexibel gehandhabt wird - quasi eher als "Menuettüde") und der schönen Cavatina zeigt sich Raff als begnadeter Melodiker. Das Beiheft geht sehr ausführlich auf die Satzcharaktere ein, allerdings nur in Englisch. Sehr großzügige Beigabe farbiger Ouvertüren zeigen, wie Opernmusik neben Wagner und ohne weltanschauliches Dräuen auch komponiert werden konnte.
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    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    23.08.2012
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Karneval der Vielfalt

    Nicht nur die traditionell nationalstolzen britischen Kritiker (vom Penguin Guide, Gramophone etc.) geben dieser Gesamteinspielung den Vorzug vor allen anderen. Stephen Hough ist Brite, aber vor allem ein sensibler Virtuose, das City of Birmingham SO ist britisch, aber vor allem an allen Instrumentengruppen glänzend besetzt und reaktionsschnell und liebevoll geleitet von Simon Rattles Nachfolger Oramo (der wiederum Finne ist). Nein, Nationalität spielt in dieser dankenswert vollständigen Präsentation von Saint-Saens' Werken für Klavier und Orchester wohl nur insofern eine Rolle, als dass man diesen traditionell eher unterschätzten Werken des französischen Alleskönners eine Sorgfalt und "verspielte Ernsthaftigkeit" angedeihen lässt, die man sonst für die großen Werke der deutsch-österreichischen Tradition reserviert hält. Und höre: Saint-Saens Konzerte erweisen sich als unglaublich einfallsreich, abwechslungsreich, geradezu makellos in der Abstimmung zwischen Solist und Orchester. Das Erste kommt mit jugendfrischem Schwung daher (es beginnt mit einer romantischen Hornfanfare, die wie ein Gruß aus deutschen Weber-Wäldern wirkt), das Stilpotpourri des zweiten hält Hough gekonnt zusammen (ein Kritiker bemerkte, das Konzert beginnt mit Bach und endet mit Offenbach) und das "Ägyptische" 5. des lebenslangen Afrikaliebhabers Saint-Saens entfaltet sich wie ein musikalischer Nil-Strom. Herrlich! Und herrlich auch die "Beigaben", die witzige Tondichtung Wedding Cake, in der Hough den Zauberkünstler, und das wuchtige "Africa", in der er den Geisterbeschwörer gibt.
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    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    23.08.2012
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Der geborene Klassiker

    Saint-Saens, Wunderkind, produktiv bis ins hohe Alter, durchmaß in seinem Künstlerleben eine Zeitspanne zwischen hoher Romantik (er wurde zu Beginn als der "französische Mendelssohn" gepriesen) und der ersten Filmmusik, die er selbst schrieb (für den Film "Heinrich VIII."). Eine Überbegabung, die sich nebenbei noch auf den Feldern der Astronomie, Literatur und Kochkunst bewegte... ein Genie. Und doch ein Außenseiter in der französischen Musikszene, die von symphonischer Musik nicht allzu viel wissen wollte. Unbeeindruckt legte Saint-Saens dennoch Werk um Werk der klassischen Genres der Konzert- und Kammermusik vor, und sie zu hören, macht oft staunen. "Treffsicherheit des Ausdrucks", das klingt nicht besonders romantisch, aber dieser Komponist wusste stets genau, was er wollte und wie er es erzielen konnte (nebenbei war er "natürlich" auch noch Klaviervirtuose). Ein gutes Beispiel sind diese exzellent dargebotenen und aufgenommenen Klaviertrios, unendlich einfallsreich, dennoch gebändigt in der Form, sehr melodisch, durchaus auch leidenschaftlich: eigentlich "große" Werke, am ehesten vergleichbar vielleicht mit der kühl-passionierten Kammermusik eines Fauré und zu Unrecht nicht so bekannt wie die Genrebeiträge etwa von Brahms.
    Ein Kommentar
    Musiksachverständiger67
    25.08.2012

    Keine richtige Rezension

    Es freut mich, dass Sie die Bedeutung des hierzulande unterschätzten Komponisten erkannt haben, ABER: sie vermitteln uns leider nur ungenügend Ihre Gründe, warum man ausgerechnet diese Aufnahme den anderen derzeit erhältlichen vorziehen sollte. Leider ist Ihre "Rezension", die doch eher in einen Kammermusikführer gehört, damit nur wenig hilfreich - oder hat Sie einfach nur der Preis überzeugt...?
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    Streichquartette Nr.0-7 (CD)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    16.07.2012
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Perfektion am rechten Platz

    Man hat den Emersons ihre virtuose Perfektion vorgeworfen, als würde diese den Blick auf "Innerlichkeit" verstellen. Na ja. Es ist schwer vorstellbar, wie man den Werken des "perfektesten" Komponisten der Romantik, des frühvollendeten Mendelssohn Bartholdy, ohne absolute Virtuosität gerecht werden will, über die er selbst seit Jugendjahren gebot und die er auch in seinem Oeuvre für Streichquartett fordert. Das New Yorker Spitzenquartett mag "mehr Manhattan als Weimar" sein, aber es muss sich eben auch in dieser Zeit auf den Konzertpodien behaupten. Blitzende Finesse, traumwandlerisches Zusammenspiel, geschärfte Akzente, immer auch die Betonung von Mendelssohns Innenspannungen und verborgener Energie - das sind die hier zu bestaunenden Qualitäten. Höhepunkt ist das geniale Oktett, das die vier mit sich selbst spielen...
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    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    16.07.2012
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Nebenklassik

    Vier nicht alltäglich zu hörende Konzerte - auch wenn's das Coverbild nahelegt, wurde keines von ihnen für Friedrich den Großen geschrieben; stattdessen bietet die Platte einen aufschlussreichen, durchweg gefälligen "Hör-Überblick" über die musikalische Vielfalt jener Epoche. Die genaue zeitliche Einordnung wird allerdings auch durch das eher sparsam gehaltene Booklet nicht erleichtert. So muss eine Annäherung genügen: sämtliche Komponisten wurden vor Mozart geboren, alle lebten länger als er... Das musikalisch gehaltvollste Werk ist wohl Stamitz' Violakonzert, und Tabea Zimmermann die hervorragende Solistin darin. Aber auch Paisiellos Harfen- (eigentlich Cembalo-) konzert wirkt kraftvoller als die meisten Genrebeiträge, und der völlig unbekannte Garth und der seinerzeit hochberühmte Grétry lohnen das Anhören. Dies ist keine widerborstige, keine auftrumpfende Musik, sondern in sehr guter Klangqualität eingefangene Unterhaltung auf hohem Niveau.
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    51 bis 75 von 138 Rezensionen
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