Der demente Meisterdetektiv
Die junge Lehrerin Kaede verlor schon früh ihre Eltern, wurde vom Großvater aufgezogen und steht Männern eher distanziert gegenüber. Als ihr geliebter Großvater an der Lewy-Körper-Demenz erkrankt, kümmert sie sich liebevoll um ihn. Gleichzeitig verbringt sie immer wieder ZEit mit ihrem Kollegen Iwata und dessen Freund Shiki, mit denen sie diverse Kriminalfälle erlebt, die immer persönlicher werden, bis zuletzt Kaede selbst in große Gefahr gerät. Doch ihr Großvater brilliert in seinen lichten Momenten darin, die Rätsel zu entschlüsseln .
»Die Bibliothek meines Großvaters« ist der erste Roman des japanischen Autors Masateru Konishi. Es beruht zum Teil auf dessen eigenen Erfahrungen mit der Pflege seines demenzkranken Vaters und lehrt die Leser*Innen einiges über die seltene Form der Demenz, das Ley-Körper-Syndrom; dennoch erschienen mir einige Passagen nicht ganz glaubwürdig, sondern eher der dichterischen Freiheit zu unterliegen.
»Die Bibliothek meines Großvaters« war in Japan ein Bestseller und ist der Autakt einer Trilogie.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Handlung ein wenig an einen Episodenroman erinnert, der durch die Treffen Kaedes mit ihrem Großvater sowie Iwara und Shiki angenehm verbunden und mit einem roten Faden ausgestattet werden, gefallen mir die Titel anderer Übersetzungen weitaus passender als der deutsche: "Les Histoires de Kaede" oder "My grandfather, the master destective" treffen den Inhalt weitaus besser.
Nach Art der klassischen Detective, insbesonder Agatha Christies Hercule Poirot, löst Kaedes Großvater in seinem stillem Kämmerlein jedes Rätsel, das Kaede ihm vorträgt. Doch während der erste "Fall" noch ein beobachteter ist, scheinen die Ereignisse immer näher zu kommen und so geht es im letzten Abschnitt dann auch für Kaede um Leben und Tod. UNd wenn anfangs die Geschichten noch etwas sehr theoretisch und kurz abgehandelt erschienen, wurde es im Laufe der Geschichte immer spannender und persönlicher und man fieberte nun so richtig mit, nachdem der Roman lange in sehr ruhigem Fahrwasser verlief.
Von der leicht erzählten Schreibweise sollte man sich nicht täuschen lassen, denn kleine anfängliche Details spielten am Ende eine große Rolle bei der Auflösung. Während der entscheidende Kriminalfall eine befriedigende Auflösung stand, blieb das persönliche GEschick Kaedes letztlich offen, doch dieses störte mich überhaupt nicht, sondern passte zu ihrer Persönlichkeit.
Der Roman ist auch eine Hommage an die klassische (Kriminal-)Literatur, und so besteht er nicht nur aus den mit KOmbinationsgabe gelösten einzelnen Fällen, sondern enthält auch eine Vielzahl an Anspielungen und Hinweisen auf Bücher. OBwohl es sich hierbei (überraschenderweise) um überwiegend europäische Werke handelt, muss ich eingestehen, viele nicht zu kennen, so dass ich die Genialität der Verbindungen nciht nachvollziehen kann.
Die Figuren sind allesamt einfühlsam beschrieben; dass Iwata und Kaede mir fremd blieben, ist sicher auf den mir fremden Kulturkreis zurückzuführen. MIch konnte ihr aller Schicksal absolut fesseln.
Auf jeden Fall ist dieses WErk auch eine Hommage an die Freundschaft.
Trotz kleinerer ABstriche hat mir dieses Buch viel Vergnügen bereitet - und es hätte alleine durch einen anderen Titel andere (richtige!) Erwartungen erweckt, was ich schade finde.