3 von 5
Al Batuta
11. Dezember 2016
Reduktion als Kunstform?
Wenn in Rezensionen von „leise, „sanft“, „verhalten“ und „ruhig“ die Rede ist, ist die Gefahr der Langeweile nicht weit. Diese Grenze wird auf diesem Album in keinem Fall überschritten, aber manchmal beinahe erreicht, sogar in dem nur 1:01 Minuten langen Interlude. Das bei den meisten Stücken extrem zurück-genommene Spiel des Schlagzeugers und die oft minimalistische Unter-stützung des Bassisten passen zum künstlerischen Gesamtkonzept, tragen aber m. E. keine 66 Minuten Laufzeit. Dabei sind die Kompositionen von Tord Gustavsen teilweise melodiös sehr eingängig (Deep as Love, Graceful Touch, Turning Point und das wundervolle Where Breathing Starts), das Zusammen-spiel der drei Akteure ist großartig, Schlagzeuger und Bassist können erkenn-bar weit mehr als nur das rhythmische Fundament zu liefern und die Aufnahme-technik hat alles präsent eingefangen. Die Reduktion als Selbstzweck hinge-gen zeigt sich sogar am 12seitigen Booklet: 3 Seiten komplett leer, 4 Seiten fast leer, 3 Seiten Portraitfotos der Protagonisten, 1 Seite Tracklist, 1 Seite Herstellerangaben.
Fans von Bugge Wesseltoft oder George Winston werden dieses Album mögen. Wer in der klassischen Triobesetzung ruhigen, modernen, aber immer spannenden Jazz hören möchte, dem sei das Album INDICUM des Bobo Stenson Trios empfohlen.