Inhalt Einstellungen Privatsphäre
jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite
  • Portofrei ab 20 Euro
  • Portofrei bestellen ab 20 Euro
  • Portofrei innerhalb Deutschlands Vinyl und Bücher und alles ab 20 Euro
0
EUR
00,00*
Warenkorb EUR 00,00 *
Anmelden
Konto anlegen
Filter
    Erweiterte Suche
    Anmelden Konto anlegen
    1. Startseite
    2. Alle Rezensionen von Kardewski bei jpc.de

    Kardewski

    Aktiv seit: 25. August 2010
    "Hilfreich"-Bewertungen: 384
    60 Rezensionen
    Ouvertüre F-Dur TWV 55:F3 Ouvertüre F-Dur TWV 55:F3 (CD)
    13.03.2015
    Booklet:
    3 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Mutig, anders, gut

    Diese Einspielung des österreichischen Barockorchesters Concerto Stella Matutina hat mich auf Anhieb überzeugt. Das Prunkstück der CD, die Ouvertüre F-Dur TWV 55:F3 für 2 Hörner, 2 Oboen, Fagott und Streicher - ein großartiges und mitreißendes Werk, das es an Klangpracht fast mit der berühmten Alster-Ouvertüre aufnehmen kann - wurde noch nie so natürlich und lebendig dargeboten wie hier, mit perfekter Wahl der Tempi in sämtlichen acht Sätzen. Eine Meisterleistung - wenn auch nicht ohne klangliche "Holprigkeiten", die der ungewohnten Live-Situation (ohne Publikum) geschuldet sind: ein krasser Gegenpol zu den auf Hochglanz polierten, beinahe sterilen Telemann-Interpretationen, wie man sie von Simon Standage kennt. Der Umstand, daß mit dem ebenfalls groß besetzten "Concerto a 10", einem "Hybridwerk" zwischen Suite und Konzert, eine echte Rarität vorgelegt wird, macht die Kaufempfehlung komplett!
    Suiten für Orchester Suiten für Orchester (CD)
    10.03.2014
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Merkwürdige Wandlung

    Was ist passiert mit Paul Dombrecht und Konsorten? Während mir die letzte Telemann-Einspielung von Il Fondamento (La Bourse...) interpretatorisch und klanglich wirklich gut gefallen hat, kann ich mich für diese neuen Aufnahmen nicht recht erwärmen. Zwar sind einzelne Sätze (das Rondeau in der Hornsuite und "Les Irresoluts" - langsam!) wunderbar geraten, insgesamt jedoch läßt das Ensemble Spielwitz und Feingefühl weitgehend vermissen. Die Wahl mancher Tempi löste bei mir nur Kopfschütteln aus, vor allem in den Ouvertüren (eine Musik, die atmen können muß) und schlimmer noch, den Menuetten - fast schon absurd, in welche Hetzjagden sich Paul Dombrecht in seinem "historisch" bemühten Korrekturbedürfnis da gelegentlich hineinsteigert. Eine Einspielung, die der überragenden Qualität von Telemanns Orchestersuiten leider nur teilweise gerecht wird.
    Ouvertüren a 8 für 3 Oboen, Fagott, Streicher & Bc Ouvertüren a 8 für 3 Oboen, Fagott, Streicher & Bc (CD)
    18.11.2013
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Mit Witz, Gefühl, Eleganz, Esprit

    Telemanns Orchestersuiten haben es nicht leicht. Ihrer durchgängig enorm hohen Qualität zum Trotz, werden diese zahlreich erhaltenen Werke unverständlicherweise nur sehr zögerlich erschlossen – so daß selbst heute noch etliche Ersteinspielungen möglich sind –, und nicht wenige der Interpretationen kranken an einem zweifelhaften „Historismus“, der manches Mal weit über das Ziel hinausschießt. Wie gut, daß es da Interpreten wie Zefiro gibt. Das Ensemble um den italienischen Oboisten Alfredo Bernardini spielt in solistischer Besetzung (die im Begleittext ausführlich gerechtfertigt wird), klingt trotzdem jedoch überraschend voll, dabei angenehm schlank und niemals kratzig. Die Streicher zeigen sich beweglich und verzierungsfreudig, die Holzbläser (in allen Werken, drei Oboen und Fagott) hinreißend spritzig und elegant. Die gewählten Tempi sind allesamt nachvollziehbar, meistenteils recht flott, nicht aber überhastet; dort, wo sie hingehört (Loure), darf ebenso auch gravitätische Langsamkeit regieren. Bei allen drei Ouvertüren handelt es sich um ausgereifte, ja meisterhafte Kompositionen, wobei das große Werk in d-moll als eines der beeindruckendsten Zeugnisse von Telemanns ernster, sozusagen traurig-energiegeladener Schreibart gelten muß. Wer am Rang dieses Komponisten immer noch zweifelt, der höre sich die abschließende B-Dur-Suite (zuvor lediglich eingespielt von Trevor Pinnocks großartigem English Concert), um so genauer an: Was hier in neun kurzen und längeren Sätzen an Ideen steckt, das kann man bei vielen von Telemanns Kollegen nicht in zehn kompletten Werken finden. Ein spätbarockes Feuerwerk, das Herz und Geist zum Lächeln bringt! – Auch, wenn ich im Barockorchester eine Laute nach wie vor als Fremdkörper empfinde: Diese CD ist ein Juwel.
    Konzerte f.2 oder 3 Hörner Konzerte f.2 oder 3 Hörner (CD)
    24.09.2013
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Das schmettert

    ...und zwar, gewaltig. Ohne jede Frage: ein Feuerwerk der Virtuosität, das die drei Deutschen Naturhorn-Solisten auf dieser CD zünden (und für das sie sich im Beiheft locker ihr eigenes Foto verdient hätten). Restlos überzeugend gelingen die Interpretationen der beiden Konzerte, wie auch der Orchestersuite D-Dur - für die der Komponist zwar eigentlich Trompeten wollte, wobei aber die hier vorgenommene Umbesetzung durchaus vertretbar ist und ihre eigenen Reize hat. Herrlich, mit welch gravitätischer Ruhe die Rahmenteile der Ouvertüre sich entfalten, ohne die sonst heute sehr oft übliche, modische Hast. Leider jedoch gerät ausgerechnet die Wiedergabe des eindrucksvollsten der hier versammelten Werke, der Suite F-Dur TWV 55:F3 - an Ideenreichtum und großem Gestus Telemanns "berühmter" Alster-Ouvertüre kaum nachstehend - am wenigsten begeisternd. Fast alle Tempi, auch in der Ouvertüre selbst, sind für mein Empfinden deutlich zu schnell, außerdem fehlt es den Streichern der Neuen Düsseldorfer Hofmusik an "Zug", ein Eindruck, der durch das hallige Klangbild noch verstärkt wird. Da auch die einzige ernstzunehmende Vergleichseinspielung - Il Fondamento, Paul Dombrecht - nicht komplett überzeugen kann, steht DIE Interpretation dieses grandiosen Werkes immer noch aus. -- Eine CD, die den Horn-Fanatiker wohl mehr begeistern dürfte als den Telemann-Freund.
    Klingende Geographie Klingende Geographie (CD)
    26.07.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Telemann - ein musikalischer Europäer sondergleichen

    Ein echter Coup, der Daniela Dolci mit ihrem Ensemble Musica Fiorita hier geglückt ist: Die „Klingende Geographie“, man darf sie betrachten als ein Werk, das mehr als jedes andere Telemanns schier unerschöpflichen Einfallsreichtum und seine Freude an der treffsicheren Charakterisierung demonstriert. Formal handelt es sich um eine einzige „Riesensuite“ mit nahezu vierzig kurzen Sätzen (und noch kürzeren Sätzchen), in denen von West nach Ost, ausgehend von Portugal bis hin zur Türkei, diverse Länder und Regionen des Kontinents vorgestellt werden, gegen Ende noch ergänzt durch ein paar Abstecher in die exotischeren Winkel dieser Welt: eine musikalische Entdeckungsreise des Barock par excellence. Zusammengestellt hat die KG jedoch nicht G. Ph. Telemann selbst: Es war der Musikhistoriker Adolf Hoffmann, der „seinem“ Komponisten Ende der fünfziger Jahre ein klingendes editorisches Denkmal setzte. Als Vorbild diente ihm eine von Telemann überlieferte „Singende Geographie“, von der Hoffmann auch die Reihenfolge und die Bezeichnungen der Sätze übernahm, so daß man hier von einem Akt der Willkür keineswegs, sondern vielmehr einem - sehr willkommenen - Liebesdienst am so sehr geschätzten Meister sprechen sollte. Was nun die Arten der Verbindung Land/Region – Musik betrifft, so hat Telemann (vor allem in seinen zwei beliebten „Völker“-Ouvertüren) die entsprechenden Vorlagen selbst oft explizit geliefert; man höre etwa die wunderbar steif und pompös einherschreitenden „alten“ Deutschen, oder die stolz ihre Glocken läutenden „Moskoviten“. In anderen Fällen, wie etwa den englischen und schottischen Hornpipes oder Giguen, ist die Herkunft der Tanzform das bestimende Element, während die Verbindung in anderen Fällen eine eher lautmalerisch-thematische ist: Ein schönes Beispiel sind „Les Flots“, das muntere, friedliche Wellenspiel an den Küsten unserer holländischen Nachbarn. Bei wieder anderen Sätzen schließlich, wie etwa der Porträtierung der Lande Niedersachsen und Westfalen, ist die Verbindung kaum offensichtlich nachvollziehbar, und bietet daher Raum für interessante Spekulation. – Obwohl mich die sehr kleine Besetzung am Anfang etwas stutzig machte, gelingt der Musica Fiorita insgesamt eine ausgesprochen farbenfrohe, gewitzt-pointierte Interpretation; die „normalen“ Barockinstrumente werden bereichert durch Gitarre und Theorbe, diverses Schlagwerk sowie gar ein Psalterium (Hackbrett), das insbesondere den zahlreichen osteuropäisch gefärbten Stücken zusätzlichen Charme und Reiz verleiht. Lediglich die dominierende Blockflöte empfinde ich als gewöhnungsbedürftig, vor allem in der einleitenden „Völker“-Ouvertüre B-Dur, in der ich einer reinen Streicherbesetzung immer den Vorzug geben würde. Mein einziger echter Kritikpunkt indessen ist ein anderer: Das hintendran noch angefügte Streicherkonzert d-moll hätte man sich besser schenken, und stattdessen dafür einigen der kurzen, nicht mal einminütigen Tänze ruhig die eine oder andere Wiederholung mehr gönnen sollen - um so dieses außergewöhnliche Hörvergnügen noch ein wenig zu verlängern. -- Eine große Bereicherung für jeden Liebhaber Telemannscher Instrumentalmusik; ebenso hoffentlich aber auch ein Ansporn für alle Barockorchester, endlich einmal genauer ins Archiv zu spähen. Welche klingenden Juwelen nicht nur in Telemanns inzwischen recht bekannten, sondern auch in seinen vielen praktisch unbekannten, ihrer Entdeckung immer noch harrenden Orchestersuiten stecken, das zeigt diese faszinierende Veröffentlichung.
    Ouvertüren & Concerti "Ouvertures pittoresques" Ouvertüren & Concerti "Ouvertures pittoresques" (SACD)
    02.04.2013
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Perfektion auf polnisch

    Arte dei Suonatori, wieder mal so ein Ensemble, das scheinbar aus dem Nichts die Telemann-Bühne betritt - aber, was für eins. Unter der äußerst fachkundigen Leitung von Martin Gester übertreffen die Musiker gar die beiden anderen osteuropäischen Originalklang-Ensembles, Musica Aeterna Bratislava und die ungarische Capella Savaria, und brauchen darüberhinaus auch weltweit keinen Vergleich zu scheuen. Das Prunkstück unter den drei versammelten „pittoresken“ Ouvertüren ist diejenige in D-Dur für drei konzertierende Oboen, Fagott und Streicher, ein Werk, das zu Telemanns anspruchsvollsten und vergnüglichsten gehört und getrost seinen instrumentalen Meisterleistungen zugerechnet werden darf. Im Vergleich mit den allesamt nicht völlig überzeugenden Interpretationen von Il Fondamento, dem Freiburger Barock- und dem Kölner Kammerorchester, legen ADS hier eine Referenzeinspielung vor, die durch ein fein austariertes Mittelmaß zwischen Beherrschung und Elan besticht. Das ungemein schlanke, schneidend-präzise Spiel der Streicher läßt auch die (inzwischen recht bekannte) B-Dur „Völker“-Ouvertüre zum reinen Genuß werden, wobei die Verwendung von Schlaginstrumenten in sämtlichen der Suitensätze (außer dem Menuett) eine echte Überraschung darstellt - eine Instrumentierung, die diese Stücke noch näher in die Verwandtschaft von Tänzen in französischen Barockopern rückt, obwohl Telemanns Ton auch hier ein ganz und gar eigener bleibt. Daß die beiden polnisch inspirierten Streicherkonzerte ebenfalls ins Programm genommen wurden, muß man angesichts der Herkunft der Musiker fast schon als Ehrensache betrachten; wer wollte es Gester da übelnehmen, daß seine Lesart nicht ganz so mitreißend ausfällt wie die von Reinhard Goebel. Die abschließende, mit Trompeten und Pauken festlich besetzte "tragikomische" Suite, in der Telemann die Leiden und Kurierversuche eines Gichtkranken mit einem gelegentlich sardonisch anmutenden (Alters-) Humor schildert, wird angemessen komisch dargeboten, ohne daß man in die allseits lauernde Falle der Übertreibung tappt. -- Eine in interpretatorischer wie klanglicher Hinsicht superbe CD. Bleibt zu hoffen, daß Telemann für Martin Gester und das schwedische BIS-Label nicht bloß eine Pflichtübung, sondern eine Herzensangelegenheit ist.
    Mörderischer Norden: Mörder auf Amrum Mörderischer Norden: Mörder auf Amrum (DVD)
    18.07.2012
    Bild:
    4 von 5
    Extras:
    2 von 5
    Ton:
    4 von 5

    Zurückhaltung, die Wunder wirkt

    Die einfachsten Geschichten bleiben die besten, nur müssen die Zutaten wirklich exquisit sein – diese simplen Wahrheiten befolgend haben Regisseur Markus Imboden und Autor Holger Karsten Schmidt ein Kleinod geschaffen, das in der deutschen TV-Krimiunterhaltung seinesgleichen sucht. Die Zutaten: ein atmosphärisch-klaustrophobischer Schauplatz, ein stimmiges, geradliniges Drehbuch und eine Riege erstklassiger, präzise besetzter Darsteller, all dies angereichert mit norddeutsch trockenem Wortwitz, einem Hauch Absurdität und einer guten Prise lakonisch-schwarzen Humors – ohne daß es auch damit wieder einmal übertrieben würde. Jener Ehrgeiz, auf Teufel komm raus noch skurriler zu sein als die ruhmreichen amerikanischen Vorbilder, hierzulande treibt er oft bizarre Blüten; diese Selbstverliebtheit aber ist es, die das Gespann Imboden/Schmidt sich nicht gestattet. Was jedoch zum Glück wiederum auch nicht heißt, ihre Kost wäre eine stromlinienförmig entschärfte. Denn die Erwartungen des Zuschauer werden so weit unterlaufen, wie man es bei einer zur besten Sendezeit im ZDF ausgestrahlten Fernsehproduktion nur riskieren kann: So wird der vom wunderbaren Thomas Thieme verkörperte, behäbige Polizeiobermeister – allem Anschein nach doch eine Hauptrolle? – bereits nach kurzer Zeit erschossen, und die aufblühende Romanze zwischen Inselpolizist Helge und seiner Schutzbefohlenen entwickelt sich ohne eine einzige Kuss- oder Bettszene – stattdessen hört man sich gegenseitig zärtlich beim Klavierspiel zu. Und obwohl dies ein waschechter Gangsterfilm ist mit immerhin einem knappen Dutzend Leichen, werden die Schießereien nicht brutaler inszeniert, als es genretypisch nötig ist. Hinnerk Schönemann in seiner Rolle als Inselsheriff, der erzwungenermaßen – zur Weißglut getrieben durch die Verunglimpfungen seiner geliebten Heimat – seine Hasenfüßigkeit und sich selbst besiegt, am Ende nur noch unterstützt vom Klare kippenden, gute Geschäfte witternden Inselbestatter (Hermann Beyer), trägt diesen Film in vorbildlicher Weise, sein Helge Vogt wirkt bodenständig im allerbesten Sinne, wirklichkeitsnah mal zielstrebig, mal linkisch, mit einem Charme so herb wie Jever Pils. Das einzige, was nichts taugt, ist der Titel, doch bei dem war höhere Gewalt im Spiel. -- Ich kann mich nicht erinnern, je einen Film an drei Abenden hintereinander angesehen zu haben. Gut, er spielt auf meiner Lieblingsinsel – aber Mörder auf Amrum könnte wahrscheinlich auch auf Sylt spielen, ohne daß es seiner Klasse nennenswerten Abbruch tun würde. Strickmütze ab vor diesem Werk!
    Suiten für Orchester Suiten für Orchester (CD)
    22.04.2012
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    In der Frische ihres Alters

    So präsentieren sich hier beide, Komponist und Interpret: Nach neunjähriger Pause legen Simon Standage und sein Collegium Musicum 90 noch einmal eine CD vor, die seltene Kompositionen in Telemanns Eigenhandschrift präsentiert, wobei ein stärkeres Auswahlkriterium jedoch darin besteht, daß drei dieser fünf Werke aus Telemanns allerletzten Lebensjahren stammen. Interpretatorisch fährt Standage seine sattsam bekannte Linie, also äußerst sauber, klangschön und präzise, dabei aber leider auch nicht sehr beweglich und immer mit einer lauernden Tendenz zum Uninspiriert-Schematischen. (Sehr gut die Leistungen der Bläser; auch des Meisters schlankes Spiel auf der Barockvioline gefällt.) „Zuviel darf man diesen Werken nicht zutrauen“ - so steht es im Begleittext, und hier fühle ich mich berufen vehement zu widersprechen. Denn wenn Telemann zugegeben auch bis zum Ende an überkommenen Formmodellen festhielt (die letzten französischen Ouvertüren stammen von ihm), so zeigte er sich doch gleichzeitig hellwach für die Neuerungen der Zeit. Ein Paradebeispiel für diese geistige Flexibilität des Mittachtzigers liefert das abschließende, hier erstmals eingespielte (und, wie ich finde, perfekt wiedergegebene) Divertimento E-Dur, die eigentliche Überraschung dieser CD: Die solistischen Flötenpassagen im ersten Satz könnten sehr wohl aus einer frühklassischen Sinfonia Concertante stammen. Krönung der erfrischenden, ausgelassene Jagdstimmung versprühenden Folgesätze ist die Retraite, ein kraftvolles, melancholisch überhauchtes, betörend schönes Abschiedsstück, wie nur Telemann es schreiben konnte. – Zwar schaffen es Simon Standage und sein CM 90 für mich auch mit dieser Neuveröffentlichung nicht ganz, sich in die vorderste Riege der Telemann-Interpreten hineinzuspielen. Dank der großen Sorgfalt und höchsten Repertoirewerts ist diese 79(!)minütige CD trotzdem ein Gewinn und echter Hochgenuß!
    Der Tag des Gerichts Der Tag des Gerichts (CD)
    03.01.2012
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Lohnende Alternative

    Telemanns groß angelegtem, auf wortgewaltiger Textvorlage fußendem "Singgedicht" - seiner vielleicht bezwingendsten, vielleicht mitreißendsten Alterskomposition - wird hier eine sorgfältige und stilsichere Wiedergabe zuteil, die vor allem deswegen eine Bereicherung darstellt, weil sie einen Platz einnimmt zwischen zwei vorhandenen Extremen: einerseits der äußerst verdienstvollen, jedoch recht behäbigen und insgesamt ziemlich in die Jahre gekommenen Harnoncourt-Einspielung, und anderseits der hinreißend gesungenen, packend-energiegeladenen, dabei aber leider auch etwas gehetzten Version von Hermann Max' Kleinem Konzert/Rheinischer Kantorei. Gotthold Schwarz nun wählt einen betont sachlichen und gleichzeitig intimen, ja fast schon asketisch wirkenden Ansatz: Nicht nur instrumental, auch vokal setzt er konsequent auf solistische Besetzung, was angesichts der Wucht und Bedeutung dieses Werkes gewagt erscheint, und sicher nicht die allein seligmachende Lösung darstellt. So sehr es aber dieser Interpretation an Druck fehlt, so sehr liegen ihre Stärken in einem großen Reichtum an Details, meist trefflich gewählten Tempi, einer ausgezeichneten Textverständlichkeit und schließlich einem sehr natürlichen, konturenscharfen, nicht verhallten Kirchenklang. Und endlich, endlich einmal kommt auch die herrliche Ouvertüre ganz zu ihrem Recht, das Bach Consort Leipzig spielt sie weder zu langsam noch zu schnell, wirkt elegante Verzierungen ein - als langjährigem Fan und Bewunderer von Telemanns Suiten sei mir dieser kleine Hinweis in orchestraler Sache noch vergönnt. -- Auch wenn ein vierköpfiger Chor und ganze fünf Streicher für mich am Ende denn doch ein bißchen wenig sind: Über diesen "beinahe goldenen" Mittelweg im CD-Regal kann ich mich wirklich freuen.
    Oliver Twist (2005) Oliver Twist (2005) (DVD)
    29.03.2011

    Polanski der Große

    Charles Dickens und Roman Polanski, so fragte ich mich seinerzeit, geht denn das zusammen? Es geht, und dabei herausgekommen ist ein Wunderwerk. Klug und richtig die Entscheidung des britischen Dramatikers Ronald Harwood, das Drehbuch auf den Kern der Handlung zu konzentrieren und deren Nebenstränge, die Dickens' wahrhaft klassische Geschichte lang und mitunter auch recht zäh werden lassen - samt für heutiges Publikum grotesk anmutender Zufallsverwandschaft - komplett zu streichen (ein Punkt, den freilich die ehrwürdige BBC anders sieht). Die allertiefste Verbeugung, sie gebührt Ben Kingsley, der es fertigbringt, der berühmten Figur des Hehlers und Ersatzvaters Fagin - in David Leans alptraumhaft düsterer Schwarzweiß-Version noch eine reine Ausgeburt der Hölle - menschliche Züge zu verleihen und sie so zur glaubhaft zwiespältigen, tragischen Figur zu machen. Und bravo Jamie Foreman alias Bill Sykes - welchem anderen Darsteller aber auch stünde der Erzbösewicht derart plastisch ins Gesicht gemeißelt? Anrührend das Spiel des jungen Barney Clarke, der glücklicherweise nicht niedlich, sondern bereits ziemlich erwachsen wirkt. Auch die Nebenrollen sind ausnahmslos so passend besetzt, daß es unfair wäre, Einzelne hervorzuheben. Polanskis typische, in älteren Werken unverwechselbare Handschrift tritt hier wohl zugegeben stark in den Hintergrund, doch wer bitte wollte ihm daraus einen Strick drehen: In diesem Fall ist es sein Perfektionismus, der zählt, der auch in den Bauten und Kostümen und der Farbregie, schließlich in Rachel Portmans edlem, folkloristisch überhauchtem Orchester-Score zum Ausdruck kommt - als köstliche Abrundung einer stilvoll-spannenden, tief bewegenden, zeitgemäßen und dennoch werkgetreuen Literaturverfilmung. -- Ein Tip noch für den Unerschrockenen: Erst die englische Originalfassung macht den Genuß wirklich komplett!
    Symphonien Nr.91 & 92 Symphonien Nr.91 & 92 (CD)
    28.01.2011
    Gesamteindruck:
    3 von 5

    Tempoexzesse und Mätzchen...

    ...machen noch keine gute Haydn-Interpretation. Das aus meiner Sicht so ziemlich Schlimmste, was man Haydns Sinfonien antun kann, ist ihre Kopfsätze zu schnell zu spielen, und René Jacobs' Freiburger erreichen hier (und nicht nur hier) zweifellos rekordverdächtiges Niveau. Angesichts dieser modischen Flottheit gepaart mit einer seltsamen Neigung, Akzente eher anzudeuten als sie richtig auszuführen - sowie einer etwas distanzierten Aufnahme - können die so bewundernswert klaren Strukturen dieser Musik nicht recht offenbar werden, und auch die ihr innewohnende Kraft bleibt weitgehend auf der Strecke. Erwähnte Mätzchen, vor allem das häufige Verzögern von Einsätzen, erscheinen mir als bloße Pflichtübungen einer um Originalität bemühten Aufführungspraxis und nerven auf Dauer mehr, als daß sie aufmerken lassen. Da kann man sich am Ende denn auch nicht wirklich freuen, daß Jacobs auf sämtlichen Wiederholungen besteht. -- Enttäuschend. Wer alte Instrumente will und ein begleitendes Cembalo nicht scheut, der sollte es mit der Version von Roy Goodmans Hanover Band versuchen, die ich in ihrer Geradlinigkeit für deutlich überlegen halte.
    Symphonien Nr.93-104 "Londoner" Symphonien Nr.93-104 "Londoner" (CD)
    31.12.2010
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    Um ein Haar grandios

    Roger Norrington wird als eine Art Speedy Gonzales unter den Dirigenten betrachtet, der sich mit dem Vorurteil konfrontiert sieht, seine Tempi seien generell "verrückt". Nun, sie sind es nicht - nicht alle. Wie bereits die von mir hochgeschätzten Haydn-Aufnahmen mit den London Classical Players belegen, geht er die meisten der Kopfsätze (und auch der Menuette) erfreulicherweise eher gemäßigt an; in den ruhigeren, "langsamen" Sätzen aber, dort drückt er in der Tat so mächtig auf die Tube wie kein zweiter. Womit ich schon bei meinem einzigen, aber nicht unerheblichen Kritikpunkt bin. Denn warum bitte SO schnell? Sir Roger wird seine Entscheidung historisch rechtfertigen können, und dennoch: Während etwa das Adagio der Nr. 102 einen Gutteil seiner Feierlichkeit noch behält, ist eine Gangart, wie sie im Andante der Nr. 101 angeschlagen wird, für mein Empfinden schlicht nicht mehr natürlich, und sie führt dazu, daß der faszinierende, dramatische Ausbruch gegen Ende fast schon vorbei ist, bevor er überhaupt begonnen hat. Ich kapiere es nicht - Thema beendet. Von diesem Wermutstropfen einmal abgesehen, höre ich indes nur Gutes. Norringtons Ansatz mit den Stuttgartern - einem "normalen" Sinfonieorchester, aufgestockt durch zwei sehr laute Naturtrompeten - zeigt, daß ein transparentes, vibratoarmes Spiel auch mit modernen Instrumenten durchaus nicht unmöglich ist, und überzeugt durch schlankeren Klang, höhere Detailgenauigkeit und schärfere Akzente. In den Finalsätzen setzen die Musiker enorme Energien frei, ja manchmal spielen sie dort wie um ihr Leben, mit einem feurigen Elan, der seinesgleichen sucht - das Spiritoso der Nr. 104 hätte mich beinahe vom Sofa katapultiert. Bei den Menuetten besteht der Meister nun nicht mehr auf sämtlichen Wiederholungen, was früher gelegentlich etwas pedantisch wirkte (und bei der Nr. 101 zu einer Spieldauer von über 9 Minuten führte). Mit seiner Eigenart, üblicherweile kurz gehaltene Noten legato spielen zu lassen (falls man das, was ich meine, so nennt), hatte ich noch nie Probleme; die Verwendung eines Orchesterklaviers tut mir ebenfalls nicht weh. Die Bläser läßt er schmettern, die Pauken läßt er knallen - alles wie es sein soll, so wie ich es liebe. Übrigens: Es handelt sich hier um Konzertmitschnitte, inklusive Nebengeräuschen wie Stuhlknarren, Husten und Applaus (zum Glück aber ohne Grunzer des Dirigenten); für eine Live-Einspielung erscheint mir die Präsenz und Trennschärfe dieser Aufnahmen geradezu unglaublich. Und noch ein Lob, nämlich für den äußerst ausführlichen und pointiert geschriebenen Begleittext. -- Habe ich sie also endlich im Regal, alle zwölf Londoner aus ein und demselben Guß; auch wenn Christopher Hogwood und Claudio Abbado für mich als Alternativen unverzichtbar bleiben, weide ich mich nach Kräften an dieser mit Sorgfalt präsentierten, fulminanten, mitreißenden Neueinspielung. Nein wahrlich, trotz Kritik: Vier Sterne wären nicht genug.
    Völker-Ouvertüre in B Völker-Ouvertüre in B (CD)
    23.12.2010
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Nur bedingt empfehlenswert

    Eine spieltechnisch brillante Interpretation von großer Raffinesse, die jedoch durch Tempoextreme und allgemeinen Hang zur Übertreibung sehr schnell ihren Reiz verliert: Was einen beim ersten Hören blendet und fast vom Hocker reißt, wirkt bald nur noch penetrant. Telemanns Musik auf ihre (echten und vermeintlichen) komischen Effekte zu reduzieren, ist ein allzu einseitiger Ansatz, der nicht befriedigen kann. Der Klang des Ensembles ist trocken und dünn; so gespielt, entfaltet die mit Trompeten und Pauken groß besetzte Ouvertüre D-Dur, eine herrlich festliches Werk (gewissermaßen Telemanns Feuerwerksmusik) keinerlei Glanz. Ein Lautenschläger ist - hier noch mehr als anderswo - fehl am Platze. Ich empfehle stattdessen die grundsolide Einspielung des Collegium Brugense; auch die übrigen drei Werke sind mittlerweile in überzeugenderen Versionen auf CD vorhanden. -- Lobenswert für die Erschließung wenig bekannten Repertoires, aber leider an der Grenze zum musikalischen Scherzartikel.
    Ein Kommentar
    Anonym
    02.01.2017

    Trackliste

    Leider gibt es keine Angaben zu den einzelnen Tracks, das ist äußerst ungewöhnlich und nicht zu tolerieren.
    Suiten für Orchester Suiten für Orchester (SACD)
    12.12.2010
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Schwindelerregend gut

    Pratum Integrum - DIE Telemann-Interpreten unserer Tage. Über die staunenswerten technischen Fähigkeiten hinaus legt das Moskauer Ensemble mittlerweile eine Stilsicherheit an den Tag, die angesichts des beinahe noch jugendlichen Durchschnittsalters fast unglaublich scheint. PIO müssen Telemanns Musik mit der Muttermilch aufgesogen haben. Und lassen in sämtlichen Belangen größte Sorgfalt walten: Hier gibt es keine stumpfsinnigen Einheitstempi, keine gehetzten Sarabanden oder Menuette, hier wird jeder noch so kleine Satz wahrhaft individuell gestaltet, hat einfach alles Hand und Fuß. Nichts verschwimmt, keine Laute zupft unmotiviert dazwischen, ja selbst noch bei den allerschnellsten Tempi werden die Strukturen kristallklar offengelegt. Die Qualität der Musik? Von den ca. 120 erhaltenen Telemann-Suiten kenne ich inzwischen etwa 90, und immer noch warte ich auf die erste, die meine hohen Erwartungen nicht erfüllt. Dieser geniale Komponist war schlicht nicht in der Lage, ins Uninspiriert-Routinierte zu verfallen, schon gar nicht auf diesem - wie ich seit längerem mutmaße - heimlichen Lieblingsgebiet. So begeistern die vier präsentierten Werke in Dur allesamt auf Anhieb (hinreißend: der nicht selten folkloristische Einschlag); die beiden in Moll wirken ausgesprochen herb, sie sind zwar etwas "schwieriger", dabei jedoch nicht minder energiegeladen. -- Was also muß noch kommen, damit diese großartige Projekt endlich angemessen gewürdigt wird? Volume 4, bitte!
    Suiten für Orchester Suiten für Orchester (CD)
    20.09.2010
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Prächtiger Telemann mit ganz leichten Schwächen

    Ouvertüre Es-Dur: der ausgedehnte Eröffnungssatz wunderbar schwungvoll, eine reine Freude! Suitensätze leider nicht ganz so überzeugend, die Wiederholungen des ersten Teils werden (um die Gesamtspieldauer zu drücken?) jeweils unterschlagen. Die Sarabande viel zu schnell; Tänze insgesamt etwas temperamentlos.
    (Furiose Vergleichseinspielung: Matthias Maute, Ensemble Rebel)

    Ouvertüre F-Dur: der Eröffnungssatz in den Rahmenteilen viel zu schleppend; unnötiges Pausieren des Cembalos; auffällig die hartnäckige Weigerung, Triller in den Bässen zu spielen. Die Sarabande wiederum zu schnell, ansonsten treffliche Tempi in den Folgesätzen. Klanglich am wenigsten überzeugend, merkwürdig stumpf

    Ouvertüre a-moll: Streicher etwas dünn, trotzdem rundum hervorragend gelungen - unter den mittlerweile zahlreichen Einspielungen ganz sicher eine der besten!

    Fazit: Orchester mal so, mal so; Solistin ohne Fehl und Tadel
    Ein Kommentar
    Anonym
    06.08.2020

    es lebe die capella coloniensis

    Ja, für mich zählt bei meinen Liebling Telemann nur die capella coloniesis,das ist!!! Telemann.
    Open Range - Weites Land Open Range - Weites Land (DVD)
    03.09.2010

    Zum Weggaloppieren

    In der Regel halte ich mich mit negativer Kritik eher zurück, aber da dieses Werk - für mich völlig unverständlich - von vielen als eine Sternstunde des modernen Westerns gefeiert wird, muß ich meinen Senf nun doch dazugeben. Denn was Kevin Costner hier abliefert, das stellt in meinen Augen nicht mehr als einen müden, gänzlich uninspirierten Abklatsch klassischer Vorbilder dar. Die Schwarzweißmalerei der Geschichte (hier die aufrechten, freiheitsliebenden Viehtreiber, dort der skrupellose Grundbesitzer, der die ganze Stadt samt korruptem Sheriff kontrolliert), sie könnte man, wäre der Film denn wenigstens halbwegs unterhaltsam, noch als genrebedingtes Übel hinnehmen; ihre Langatmigkeit, ja Langweiligkeit jedoch nicht. Für hundert Minuten, die fast ausschließlich mit Geschwafel gefüllt sind, kann das chaotische, unrealistische Geballer im Finale nicht entschädigen; kurz, bevor der Tanz losgeht, wird noch ein Fiesling von Revolverheld im Schnellverfahren aufs Trapez gebracht - ein hämisches Grinsen, zwei zynische Sprüche, fertig ist die Haßfigur -, der dann postwendend (und unerklärlich hilflos) eine Kugel durch die arrogante Stirn kassiert. Recht so...! Wie billig, was für ein selten schlechter Stil, symptomatisch für die Oberflächlichkeit des ganzen Streifens. Natürlich passiert den beiden Helden nichts: Costner bekommt den obligatorischen Beinschuß ab und humpelt daraufhin seiner großen Liebe entgegen. Dabei bin ich nicht mal ein genereller Feind des Happy Ends, nur wenn, dann bitte nicht SO platt und penetrant, als hätte Rosamunde Pilcher persönlich am Drehbuch gestrickt. – Bestätigt für mich alles in allem nur das Vorurteil, daß man von einem glatten und profilarmen Typen wie K.C. einfach nichts Gutes erwarten kann. Ein halber Stern für Michael Gambons zungenfertige Sterbeszene, ein halber für die schöne Landschaft. Obwohl sogar die mir auf merkwürdige Art steril vorkommt.
    So finster die Nacht So finster die Nacht (DVD)
    31.08.2010
    Bild:
    5 von 5
    Extras:
    4 von 5
    Ton:
    5 von 5

    Irritierend und bewegend

    Ein zwölfjähriges Vampirmädchen, das sich in das Leben eines gleichaltrigen, labilen Außenseiters hineinschleicht und zunehmend von ihm Besitz ergreift... Fast nichts wird erklärt in dieser außergewöhnlichen, kraß realistischen und mühelos phantastischen Mischung aus Jugenddrama, Liebesgeschichte und Horror - so beeindruckend dunkel und melancholisch, wie wohl nur ein Film aus Skandinavien es je sein kann, aufgelockert mit einer Prise schwarzen Humors. Ob es sich hier um eine echte Liebesgeschichte handelt, ist indessen keineswegs sicher, denn im Hintergrund lauert noch eine zweite mögliche Deutung, die, so schmerzhaft und desillusionierend sie auch sein mag, mir möglichererweise plausibler erscheint. Gerade dieser Ambivalez aber ist es zu danken, daß dieser Film eine solch beunruhigende Wirkung erzeugt. Und was es bedeut, die Phantasie des Zuschauers für sich arbeiten zu lassen, das demonstriert Tomas Alfredson in seinem Finale, der abschließenden, meisterhaften und unvergeßlichen Unterwasser-Szene. -- Diesen Film niemand sich entgehen lassen; eine besondere Empfehlung aber geht an alle, die von Horror und Phantastik eigentlich nichts wissen wollen.
    Laika Sex Machine: Live Laika Sex Machine: Live (CD)
    30.08.2010

    Cover daneben, Musik genial

    Obwohl ich gar kein großer Freund von Live-Mitschnitten bin, musste ich als inzwischen eingefleischter Fan dieses Album dennoch hören und haben. 26 Titel in hochklassigem, trotz verschiedener Aufnahmeorte nahezu einheitlichem Sound: Sie bringen die endgültige Bestätigung, dass LC nicht nur als Songwriter/Arrangeure, sondern auch als Instrumentalisten über jeden Zweifel erhaben sind (waren). Einer solch großartigen Band - übrigens nur 50 Prozent Surf - muss man denn auch einiges verzeihen können, nämlich, dass sich hier des öfteren der Tempoteufel eingeschlichen hat (in Person von Janne? Der jedenfalls hat hinter seinen Drums einen Riesenspaß). Während die bizarreren Nummern wie "Tantrum" oder "C'mon Do The Laika" von dieser Behandlung am Ende vielleicht sogar profitieren, verlieren etliche der anderen so doch eine ziemliche Menge Swing. "Floating" und "Lands End" dürfen trotzdem als Musterbeispiele melodischer Eleganz und Schönheit gelten, und die Orgelklänge auf Henry Mancinis "Experiment in Terror" lassen einem die Haare zuverlässig zu Berge stehen. Das, nennen wir es mal, untypische Cover schließlich hat bei mir eine sehr ähnliche Reaktion bewirkt, leider nur weit weniger erfreulich. Verziehen, auch das.
    Wo die wilden Kerle wohnen (2009) Wo die wilden Kerle wohnen (2009) (DVD)
    29.08.2010
    Bild:
    5 von 5
    Extras:
    3 von 5
    Ton:
    5 von 5

    Für Erwachsene, und sogar für Kinder

    Es gibt tatsächlich Leute, die der Meinung sind, man könne Kindern, vor allem jüngeren, diesen Film nicht zumuten. Fest steht, daß sich unter der turbulenten Oberfläche ein unerwartet ernstes Werk über das Kindsein verbirgt, das die Probleme des menschlichen Miteinanders beleuchtet und durchaus eine Lektion erteilen möchte. Ob Kinder dafür bereit sind? Nun, es gibt solche und solche; und wer ihnen unterstellt, sie könnten ausschließlich mit Heile Welt-Kino glücklich werden, der unterschätzt sie wie ich glaube in sträflicher Weise. Äußerst lobenswert Spike Jonzes Entscheidung, statt computergenerierter Figuren echte Puppen mit überzeugend ausdrucksstarken Gesichtern ins Feld zu führen, die sich derart harmonisch in die (südaustralische) Landschaft fügen, als wären sie wie die Bäume aus ihrem Boden gewachsen. Max Records, der ideale Hauptdarsteller, erweist sich als ein Naturtalent wie Markus Krojer in "Wer früher stirbt ist länger tot". Die beiden in der Realität angesiedelten Teile, der abrupte wilde Anfang und das versöhnliche, zärtliche Ende, das völlig ohne Worte auskommt: Dieser Rahmen läßt die weniger zwingenden - und gelegentlich auch recht anstrengenden - Momente des Films verschmerzen; mit Handlung ist die Geschichte (auch in Buchform) nun mal nicht gesegnet. Aber, dieses spontane Krachmachen und Rumblöken und Toben, für Kinder ist es - eben genau das. Magisch, wenn Max von der Morgensonne geküsst an der zotteligen Schulter seines ihn umhertragenden Lieblingskerls erwacht und als erstes dessen hornbekrönten Kopf als riesigen Schatten auf dem Waldboden sieht... Und wem die lange Abschiedsszene, in der Max und seine Monster - angeführt vom traurigen, traurigen Liebling Carol - wie die Wölfe heulen, nicht wenigstens eine kleine Träne in die Augen treibt, der hat womöglich etwas Entscheidendes verloren und seit geraumer Zeit vergessen, was so ein Ding namens Film eigentlich mit einem tun soll. - Beide Daumen hoch für die wundervollen, eigens geschaffenen Songs von Karen O and The Kids, ohne die das ganze Vergnügen nur ein halbes wäre. All is Love!
    Der alte Mann und das Meer (1958) Der alte Mann und das Meer (1958) (DVD)
    27.08.2010

    Hoffnungslos antiquierter Erzählstil

    Konnte dieser Film damals in den Fünfzigern und Sechzigern sein Publikum tatsächlich in den Bann ziehen - heute wird er es schwerhaben. Lob verdient er einerseits für seine sorgfältig komponierten Bilder und andererseits für die Genauigkeit, mit der er sich an die literarische Vorlage hält; gerade seine sklavische Texttreue aber ist es, die ihm letztlich zum Verhängnis wird. Der unerträglich salbungsvolle Ton des "Vorlesers", untermalt von einer im Hintergrund fast pausenlos säuselnden Orchestermusik, reibt an den Nerven bereits nach wenigen Minuten, während die ebenso penetranten Monologe der Hauptfigur das Ansehen endgültig zur Probe machen. Unfreiwillig komisch wirkt die aufgesetzte Männlichkeit, denn sie will zum gemütlichen (und ziemlich unkubanischen) Spencer Tracy leider gar nicht passen. Ich fühle mich bei alldem eher an eine Märchenstunde erinnert, wobei ein solches Maß an Naivität manchem auch wieder sympathisch erscheinen könnte. (Wie meistens dürfte die Originalversion nicht ganz so schlimm sein). Wer aber Hemingways berühmte Erzählung - die vielleicht, schlicht und einfach, als Film nicht funktioniert - noch nicht kennt, der sollte sich auf keinen Fall abschrecken lassen, sondern lesen: Sie bleibt ein bewegendes Jahrhundertwerk. -- Anmerkung am Rande: Es ist ein Marlin, kein Schwertfisch.
    Where the Wild Things are Maurice Sendak
    Where the Wild Things are (Buch)
    27.08.2010

    Liebenswerter Klassiker mit großer Anziehungskraft

    Warum ist dieses Buch so gut? Vermutlich müsste man Kind sein, um diese Frage, wenn auch nicht in Worten, beantworten zu können. Herrliche Formen und Farben, ein brillanter Zeichenstil, eine Geschichte so reduziert und simpel, wie sie nur geht... Aber so oft ich es mir auch ansehe, ich komme einfach nicht hinter sein wahres Geheimnis. Macht also am Ende dies genau den Reiz aus? Maurice Sendak hat ein kleines unheimliches zeitloses Werk geschaffen, von einem Rang, dass man es mit Beethoven und anderen auserwählten menschlichen Kulturgütern zusammen ins All schicken sollte, um mögliche Außerirdische zu beeindrucken. Die sich ihr Inneres Kind, hoffentlich, bewahrt haben. Nur, bitte, nicht in Übersetzung, denn man lese nur - mit Staunen - folgenden Satz: "And now let the wild rumpus start!"
    Devil's Backbone Devil's Backbone (DVD)
    26.08.2010
    Bild:
    5 von 5
    Extras:
    4 von 5
    Ton:
    5 von 5

    Kino des Blutes und der Schmerzen

    Was sich hinter dem ziemlich reizlosen DVD-Cover verbirgt, hat es in sich. Guillermo Del Toro ist anders. Wenn er seine archetypischen Charaktere auf isolierter Naturbühne vor der Folie des Spanischen Bürgerkriegs ein tränenlastiges Drama um Schuld, Vergeltung, Habgier, Einsamkeit und unerfüllte Liebe aufführen lässt, wird man ihm mit Begriffen wie "Horror", "Thriller" oder "Schocker" nie und nimmer beikommen. Sein Hang zu Symbolismus und romanisch geprägtem blutgetränktem Pathos - hier noch durch schwermütige Verse unterstrichen - wird ganz sicher nicht auf allgemeine Zustimmung stoßen, und außerdem könnte man ihm vorwerfen, daß seine Tragik manchmal gesucht erscheint. Nur liegt die Kraft dieses Films eben nicht vorrangig in seiner Geschichte mit ihrem irritierenden Ende; sie liegt in seinen Bildern: Bildern wie dem einer langsam und unerbittlich fallenden Bombe, dem einer ästhetisch-kunstvollen Beinprothese aus Holz und Metall, und jenem, das den Geist eines ermordeten Waisenjungen zeigt - Santi, dem tragischsten aller Filmgespenster -, wie er reglos, einer traurigen Puppe gleich, unendlich verlassen auf der Oberfläche des Wasserbeckens steht, in das er einst geworfen wurde. Del Toro ist anders; man kann ihn mögen oder ihn verabscheuen. Ich mag ihn. Für seinen beeindruckenden Eigensinn, der in El Espinazo Del Diablo seine wohl schönste Ausprägung findet.
    Die Frau, die an Dr.Fabian zweifelte Die Frau, die an Dr.Fabian zweifelte (DVD)
    26.08.2010
    Bild:
    4 von 5
    Extras:
    3 von 5
    Ton:
    4 von 5

    Im Münsterland, da is wat los

    Obwohl der herrlich sperrige Titel günstige Voraussetzungen bietet und mir auch sonst alle Weichen gestellt scheinen, ist es Andi Rogenhagen mit seinem Dr. Fabian nicht wirklich geglückt: einen Kultfilm zu schaffen, denn nichts Geringeres war hier das Ziel. Aber auch wenn der Streifen an den Kinokassen versagt hat, etwas Besonderes ist er allemal. Um ihm die Drogen endgültig auszutreiben, sperrt der dickschädelige, Dosenbier kippende, gutmütige aber etwas beschränkte Willi (Dieter Pfaff bleibt unvergleichlich) seinen Schein-Studenten-Sohn Paul in den Hundezwinger und verdonnert ihn dazu, den titelgebenden Heftroman von vorne bis hinten auswendig zu lernen. Die Tatsache, daß der vorzeitig entlassene Paul und dessen Freundin von zwei psychopathischen Dealern (einer der beiden - nicht unpassend im Kreis Warendorf - seines Zeichens Pferderipper) um ein Haar ins Jenseits befördert werden, entgeht dem "Cro Magnon-Menschen" (so Paul) völlig, weil er mit Hochdruck an der Wiedervereinigung seiner Familie arbeitet. Was bestens gelingt: Doch Kritik muß vom erzwungen wirkenden Happy-End so lässig abprallen wie etwa eine Bierdose von Willis strammem Bauch, denn auch dieses Ende folgt nur äußerst konsequent dem ehernen Diktat des Kitschromans. Ein Heimatfilm der erfrischend anderen Art, mit offensichtlichen Vorbildern aber sehr eigenem, verschrobenem Charme und Humor, der mehr Beachtung verdient hätte. Kult - ja, irgendwie schon.
    The Further Adventures Of Los Straitjackets Los Straitjackets
    The Further Adventures Of Los Straitjackets (CD)
    26.08.2010
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Rückkehr der Maskierten

    Nach längerer Pause besinnt sich die Band um ex Raybeats-Gitarristen Danny Amis auf ihre eigentliche Stärke und meldet sich mit einem wieder rein instrumentalen Album zurück, weniger herausragend als ihre ersten zwei, drei oder vier (umwerfend: die Weihnachtsplatte!) und außerdem arg kurz. Los Straitjackets bleiben ihrem Konzept treu, das da heißt ein Drittel Surf plus zwei Drittel Instrumental Rock'n Roll bei teilweise äußerst simplen musikalischen Strukturen, serviert mit einer guten Prise Humor. "Catalina", das eleganteste Stück, kommt mir wie eine Variation von Moon River vor - ein Titel, den LS übrigens tatsächlich gecovert haben. -- Wie immer ausgezeichnet gespielt und aufgenommen, aber angesichts hoher Erwartungen doch "nur" solide.
    Suiten für Orchester Suiten für Orchester (CD)
    26.08.2010
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Grillenhaft, furios und ungekünstelt schön

    Der Name dieses jungen flämischen Barockorchesters ließ mich schon wahre Raketen-Turbo-Raserei befürchten, aber nein: Tatsächlich nähern sich die Interpreten allen drei Werken mit bemerkenswertem Feingefühl. Temperament und Tempo werfen sie in die Waagschale dort, wo es angebracht ist, während sie da, wo es so leicht wehtut - nämlich in den Rahmenteilen der Ouvertüren - wohltuende (und inzwischen selten gewordene) Zurückhaltung walten lassen. Klingen tun die Aufnahmen eher etwas ungeschliffen, dank der großen Streicherbesetzung aber nie kratzig. Verzierungsfreude mündet nicht in Penetranz. Konturen verschwimmen hier und da ein wenig, nicht zuletzt bedingt durch den Einsatz einer Laute, die ich im Zusammenspiel mit dem Cembalo als ausgesprochen störend empfinde. Wer Telemann ausschließlich mit guter Laune und musikalischen Scherzen in Verbindung bringt, der wird in einer überaus fremdartigen und wilden Suite namens La Musette, deren titelstiftender Tanz einem den Atem raubt, sein dunkel gefärbtes Wunder erleben. Den größten Repertoire-Verdienst stellt jedoch die Einspielung der Es-Dur "La Lyra"-Suite dar, einem unbeschreiblich schönen und in seiner fast schon folkloristischen Schlichtheit geradezu ergreifenden Werk, das hier zum ersten Mal in wirklich angemessener Qualität auf CD erklingt. Musik, wie eben nur Telemann sie schreiben konnte. - Mein Wunsch an B'Rock für die hoffentlich geplante nächste Folge: Hängt doch die Gitarre an die Wand.
    26 bis 50 von 60 Rezensionen
    1
    2
    3
    Newsletter abonnieren
    FAQ- und Hilfethemen
    • Über jpc

    • Das Unternehmen
    • Unser Blog
    • Großhandel und Partnerprogramm
    MasterCard VISA Amex PayPal
    DHL
    • AGB
    • Versandkosten
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt
    • Hinweise zur Batterierücknahme
    * Alle Preise inkl. MwSt., ggf. zzgl. Versandkosten
    ** Alle durchgestrichenen Preise (z. B. EUR 12,99) beziehen sich auf die bislang in diesem Shop angegebenen Preise oder – wenn angegeben – auf einen limitierten Sonderpreis.
    © jpc-Schallplatten-Versandhandelsgesellschaft mbH
    • jpc.de – Leidenschaft für Musik
    • Startseite
    • Feed
    • Pop/Rock
    • Jazz
    • Klassik
    • Vinyl
    • Filme
    • Bücher
    • Noten
    • %SALE%
    • Weitere Weitere Bereiche
      • Themenshops
      • Vom Künstler signiert
      • Zeitschriften
      • Zubehör und Technik
      • Geschenkgutscheine
    • Anmelden
    • Konto anlegen
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt