Zurückhaltung, die Wunder wirkt
Die einfachsten Geschichten bleiben die besten, nur müssen die Zutaten wirklich exquisit sein – diese simplen Wahrheiten befolgend haben Regisseur Markus Imboden und Autor Holger Karsten Schmidt ein Kleinod geschaffen, das in der deutschen TV-Krimiunterhaltung seinesgleichen sucht. Die Zutaten: ein atmosphärisch-klaustrophobischer Schauplatz, ein stimmiges, geradliniges Drehbuch und eine Riege erstklassiger, präzise besetzter Darsteller, all dies angereichert mit norddeutsch trockenem Wortwitz, einem Hauch Absurdität und einer guten Prise lakonisch-schwarzen Humors – ohne daß es auch damit wieder einmal übertrieben würde. Jener Ehrgeiz, auf Teufel komm raus noch skurriler zu sein als die ruhmreichen amerikanischen Vorbilder, hierzulande treibt er oft bizarre Blüten; diese Selbstverliebtheit aber ist es, die das Gespann Imboden/Schmidt sich nicht gestattet. Was jedoch zum Glück wiederum auch nicht heißt, ihre Kost wäre eine stromlinienförmig entschärfte. Denn die Erwartungen des Zuschauer werden so weit unterlaufen, wie man es bei einer zur besten Sendezeit im ZDF ausgestrahlten Fernsehproduktion nur riskieren kann: So wird der vom wunderbaren Thomas Thieme verkörperte, behäbige Polizeiobermeister – allem Anschein nach doch eine Hauptrolle? – bereits nach kurzer Zeit erschossen, und die aufblühende Romanze zwischen Inselpolizist Helge und seiner Schutzbefohlenen entwickelt sich ohne eine einzige Kuss- oder Bettszene – stattdessen hört man sich gegenseitig zärtlich beim Klavierspiel zu. Und obwohl dies ein waschechter Gangsterfilm ist mit immerhin einem knappen Dutzend Leichen, werden die Schießereien nicht brutaler inszeniert, als es genretypisch nötig ist. Hinnerk Schönemann in seiner Rolle als Inselsheriff, der erzwungenermaßen – zur Weißglut getrieben durch die Verunglimpfungen seiner geliebten Heimat – seine Hasenfüßigkeit und sich selbst besiegt, am Ende nur noch unterstützt vom Klare kippenden, gute Geschäfte witternden Inselbestatter (Hermann Beyer), trägt diesen Film in vorbildlicher Weise, sein Helge Vogt wirkt bodenständig im allerbesten Sinne, wirklichkeitsnah mal zielstrebig, mal linkisch, mit einem Charme so herb wie Jever Pils. Das einzige, was nichts taugt, ist der Titel, doch bei dem war höhere Gewalt im Spiel. -- Ich kann mich nicht erinnern, je einen Film an drei Abenden hintereinander angesehen zu haben. Gut, er spielt auf meiner Lieblingsinsel – aber Mörder auf Amrum könnte wahrscheinlich auch auf Sylt spielen, ohne daß es seiner Klasse nennenswerten Abbruch tun würde. Strickmütze ab vor diesem Werk!