Grandios seltene Orgelsinfonik aus Frankreich
Dass Friedhelm Flamme mittlerweile zur ersten Garde der Organisten gehört, wird wohl niemand ernsthaft bestreiten wollen. Wer es dennoch tut, sollte sich nun diese neue cpo-Publikation mit den Orgelwerken des Auguste Fauchard anhören. Spätestens dann wird er mir zustimmen müssen. Dabei ist Flamme nicht nur ein ausgezeichneter Organist, sondern macht sich auch für „Verschollene“ des Orgelrepertoires stark. Hier ist es der Franzose Auguste Fauchard, der, aus welchen Gründen auch immer, hinter den Großen der französischen Orgelsinfonik Widor und Vierne verschwunden war. Auch Alexandre Guilmant ist da ein (nicht ganz so) Versprengter, dem sich mehr zu widmen lohnt (ein Tipp für Friedhelm Flamme!). Dabei ist die Beschäftigung Flammes mit Fauchard nicht neu. Schon 2002 spielte er auf dem Label IFO dessen 2.Orgelsinfonie und weitere Stücke auf einer französischen Orgel ein. Jetzt folgt die Gesamtaufnahme der vier Werkgattungen plus weiterer Orgelwerke Fauchards auf 3 CDs in einer hervorragend im Booklet dokumentierten Produktion. Nun darf man vielleicht doch nicht ganz den „noch freundlichen“ romantischen Orgelklang eines Vierne erwarten, dessen Schüler Fauchard ja war. Auch Fauchard ist dem noch-romantischen Klangideal der französischen Orgelsinfonik verpflichtet, wagt aber doch vermehrt kühne Harmonien, Dissonanzen und Brüche. Trotz dieser Fortschritte (vielleicht reichten sie nicht aus) und wegen seiner stark katholisch-liturgischen Bezüge brach seine Musik aus der Zeit und verschwand. Hört man hinein, vernimmt man höchst originelle, kraftvolle, alle Möglichkeiten der Orgel ausnutzende und mit höchsten Schwierigkeiten gespickte Musik. Als Beispiel wähle man auf CD 2 den Track 8 an, das Finale aus „Le Mystere de Noel“. Während da die Füße auf dem Pedal einen ruhigeren Weg gehen dürfen, müssen die Finger virtuos über das Manual fliegen. Nur ein Beispiel, das zeigen kann, welche Anforderungen an den Organisten (und auch die Hörer) Fauchard stellt. Flamme meistert sie großartig. Die Schuke-Orgel aus der Detmolder Heilig-Kreuz-Kirche ist genau die richtige Wahl und das SACD-Verfahren bewährt sich auch hier. Eine tolle Produktion!