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    Kerstin1975 Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 08. August 2013
    "Hilfreich"-Bewertungen: 290
    702 Rezensionen
    Vindication - Rechtfertigung Staffel 1 Vindication - Rechtfertigung Staffel 1 (DVD)
    07.02.2022
    Bild:
    5 von 5
    Extras:
    4 von 5
    Ton:
    5 von 5

    Tiefgründige christliche Krimiserie

    Inhalt:

    In insgesamt 10 Einzelepisoden auf 2 DVDs erzählt diese christliche Krimiserie zehn ganz unterschiedliche Kriminalfälle rund um Detective Gary Travis. Dabei geht es um persönliche Dinge wie die Drogenabhängigkeit seiner Tochter, aber auch um inhaltlich voneinander unabhängige Fälle, die ihn und sein Team an unterschiedliche Tatorte führen. Jede Episode ist ca. 30 Minuten lang und bietet reichlich Stoff zum Nachdenken, denn Tiefgang und Botschaft stehen hier im Vordergrund.


    Persönlicher Eindruck:

    Da ich Krimis und Krimiserien im Fernsehen ganz gerne sehe, war ich gespannt auf diese Doppel-DVD, die das Genre der christlichen Krimis (welche ich bereits in Buchform kenne) mit dem Medium Film vereint. Ich denke, enttäuscht wurde ich nicht. Jede Folge ist in sich geschlossen, die Rahmenhandlung rund um Hauptfigur Detective Gary Travis und seine Familie umspannt fortführend alle 10 Episoden.

    Im Unterschied zu bekannten Krimis aus dem Fernsehen werden die Fälle hier zwar recht schnell gelöst, allerdings oft mit Aha-Effekt und überraschendem Schluss. Ich fand die Episoden spannend und mit ausreichend Stoff, über den Inhalt nachzudenken oder im Familienkreis darüber zu sprechen. Es ist hier ganz sicher ein Krimistoff, der noch länger nachhallt, auch wenn der DVD-Player längst wieder aus ist.

    Wer bei Krimiserien auf viel Actionszenen hofft, ist hier sicher falsch, wer aber eine tiefgründige Handlung und christliche Themen mag, darf hier getrost zugreifen. Eine zweite Staffel ist schon in Planung, man kann also gespannt sein.

    Alles in allem mal etwas anderes unter den zahllosen Reihen des Krimi-Genres, mit unverbrauchten, frischen Gesichtern und tiefgründiger Story. Mir hat's gefallen!
    Ein Band, das nie zerreißt Dineke Epping
    Ein Band, das nie zerreißt (Buch)
    07.02.2022

    Berührender und spannender Roman um Familiensinn, Liebe und Vergebung - eine absolute Leseempfehlung!

    Buchinhalt:

    England, gegen Ende des 19. Jahrhunderts: die junge Schneiderin Eileen hütet seit 8 Jahren ein Geheimnis, von dem sie hofft, dass es auch geheim bleibt. Als junges Mädchen von einem Soldaten geschwängert gab sie ihr Baby gleich nach der Geburt in ein Waisenhaus – doch jetzt ist sie auf der Suche nach ihrer leiblichen Tochter. Eileen kommt in das Dorf Almsbrick, wo sie sich schnell einen Namen als Schneiderin macht und die Witwe Moira kennen lernt, in deren adoptiertem Kind sie ihre eigene Tochter zu erkennen glaubt...


    Persönlicher Eindruck:

    Das mit über 600 Seiten sehr umfangreiche Werk einer mir bislang noch unbekannten christlichen Romanautorin hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert: Dineke Epping breitet vor ihrer Leserschaft eine herzerwärmende Geschichte mit tollen Figuren aus, die viel Stoff zum Nachdenken liefert und den christlichen Aspekt glaubhaft und unaufdringlich in eine mehr als spannende Handlung verwebt.

    Würde man nicht ab und zu durch Ortsbezeichnungen darauf gestoßen, dass die Geschichte im ländlichen England spielt, könnte sich der Plot genauso gut auch vor einer Westernkulisse im Stil von „Unsere kleine Farm“ zugetragen haben. Ich hatte jedenfalls während des Lesens eher einen kleinen Ort in der weiten Prärie vor meinem inneren Auge: eine Gegend mit kleinen Farmen, weitem Land und einer kleinen Stadt mit Gemischtwarenladen, Schule, Kirche – immer wieder ein Garant für heimelige Geschichten. So auch hier: es ist im Grunde zweitrangig, wo sich die Handlung nun genau abspielt. Es sind die Menschen, die die Geschichte lebendig machen und dem Leser das Gefühl geben, dazuzugehören und hautnah dabei zu sein.

    Hauptfiguren sind zweifelsfrei Eileen, die junge Schneiderin, die sehnsüchtig nach ihrem Kind sucht, das sie einst weggeben musste und das sie nun schmerzlich vermisst. In meinen Augen macht Eileen im Laufe der Handlung eine große Entwicklung durch: glaubwürdig wird geschildert, wie sie zunächst relativ eigensüchtig und mit der kleinen Maggie bei Nacht und Nebel verschwinden möchte, weil nur sie sich als wahre Mutter sieht. Erst nach einer ganzen Weile erkennt Eileen, dass sie dann Moira, Maggies Adoptivmutter, dasselbe antäte, was ihr einst angetan wurde. Es ist dabei erstaunlich, dass Eileen auf langer Strecke keine einzelnen Gedanken daran verschwendet, das das Wohl des Kindes bei ihrem ursprünglichen Vorhaben gar nicht zur Debatte stand. Erst als sie Matthew kennen lernt und Stück für Stück in die Dorfgemeinschaft hineinwächst, wandelt sich ihr Denken. Vollkommen authentisch - wer weiß, wie man selbst an Eileens Stelle gedacht und gehandelt hätte.

    Die zweite Hauptfigur ist Matthew, ein kriegsversehrter Ex-Soldat und hart arbeitender Farmer, der schwer an seinem Kriegstrauma leidet und der genau wie Eileen Dämonen aus seiner Vergangenheit mit sich herumschleppt. Natürlich ist es schnell klar, dass Matthew sich in Eileen verliebt, doch es ist lange nicht sicher, ob seine Gefühle erwidert werden, hat sich Eileen doch geschworen, sich nie wieder auf einen Soldaten einzulassen. Matthew ist ein Paradebeispiel von hart arbeitendem Farmer, bodenständigem Menschen und in gewissem Maße auch eine Art Ersatzvater für die kleine Maggie.

    Alle anderen Figuren sind ebenfalls mit Tiefe und ihren individuellen Eigenheiten angelegt, so dass es mir nach 640 Seiten jedenfalls sichtlich schwer fällt, das kleine Dorf Almsbrick wieder zu verlassen.

    Mit „Ein Band, das nie zerreißt“ ist Autorin Epping ein wunderbarer Roman gelungen, den ich von Herzen weiter empfehlen möchte. Thematisiert werden Mitgefühl, Familie, Hilfsbereitschaft und Vergebung, verpackt in eine berührende Geschichte mit Herz und durchgängigem Spannungsbogen.

    Ich hoffe sehr, von dieser Autorin bald wieder etwas zu lesen, ich war jedenfalls mehr als begeistert von dieser schönen Geschichte!
    Palais Heiligendamm - Tage der Entscheidung Palais Heiligendamm - Tage der Entscheidung (Buch)
    01.02.2022

    Vielschichtiger, mitreißender 3. Band der Familiensaga - eine absolute Empfehlung meinerseits!

    Buchinhalt:

    Bad Doberan in den 1930er Jahren: mit wachsendem Einfluss der Nationalsozialisten steigen zum Bedauern der Hoteliersfamilie auch immer mehr Anhänger und Funktionäre der NSDAP im Palais Heiligendamm ab. Elisabeth und Julius, die die Leitung des Hotels wieder von Paul übernommen haben, tun sich schwer damit, sich damit abzufinden, doch ihnen bleibt keine andere Wahl. Schließlich steigt auch Tochter Julia in die Hotelgeschäfte ein und während eine Gratwanderung zwischen Moral und Status Quo beginnt, steht die Familie schon bald vor einer alles veränderten Entscheidung...


    Persönlicher Eindruck:

    Im nunmehr dritten Band ihrer opulenten und mitreißend authentischen Familiensaga um eine Hoteliersdynastie an der Ostsee ist es Autorin Grünig wieder vortrefflich gelungen, den Leser in vergangene Zeiten mitzunehmen. Inzwischen in den 1930er Jahren angekommen macht der wachsende Einfluss der NSDAP und ihrer Schergen auch nicht Halt vor dem inzwischen in dritter Generation geführten Familienbetrieb: immer mehr Parteigrößen steigen im Palais ab und die Falkenhayns stehen vor schwierigen Entscheidungen. Zwischen Moral und Akzeptanz des Status Quo verläuft nur ein schmaler Grat und man ist letztlich gezwungen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

    Julius und Elisabeth übernehmen die Hotelleitung wieder von Paul, der mit seinem homosexuellen Geliebten nach Berlin zieht. Doch auch Paul tut vieles, was er tut, nicht freiwillig. Seine Neigungen zu verbergen ist das Einzige, was sein Leben retten kann, denn der Einfluss der NSDAP nimmt immer mehr zu. Ähnlich ergeht es auch Luise, die unter der Ehe mit Carl leidet und alles daran setzt, ihr zu entkommen.

    Tiefgründig und lebendig erzählt die opulente Familiengeschichte viele parallele Handlungsstränge, die trotz des großen Aufgebots an Figuren und der nahtlosen Fortsetzung der Geschehnisse von Band 2 immer verständlich und nachvollziehbar bleiben. Ich habe sehr genossen, mich ein drittes Mal fallen zu lassen in eine Familiengeschichte, die authentisch und glaubhaft das Leben in in einer unbestritten dunklen Zeit deutscher Geschichte dem Leser bildhaft vor Augen führt. Kleine und große Begebenheiten des Alltags, historisch verbürgte Tatschen und Personen verwebt die Autorin gekonnt mit ihren eigenen Charakteren und der Fiktion, die diesen bildreichen und mitreißenden Roman ausmachen. Von der ersten bis zur letzten Seite nimmt der Plot den Leser regelrecht gefangen – hat man einmal mit Lesen begonnen, wird es nur schwer möglich sein, das Buch wieder beiseite zu legen.

    Zeitlich umspannt die Handlung einen Zeitraum von 1933 bis zum Einmarsch der Wehrmacht in Polen 1939, der den Beginn des Zweiten Weltkriegs markiert. Das Schicksal der Falkenhayns, ihrer inzwischen flügge gewordenen Tochter Julia, aber auch von Paul Kuhlmann und Luise von Herrhausen wurden so glaubhaft geschildert, dass es beim Lesen ist, als wäre man selbst dabei.

    Ich bedauere, dass nach nunmehr drei Bänden das Ende dieser in wirklich allen Punkten empfehlenswerten Romantrilogie erreicht ist – wobei das Ende, obwohl in sich stimmig – noch so viel offene Handlungsfäden bereit halten würde, um irgendwann einen vierten Band nachzuschieben. Schön wäre es – ich hätte gerne erfahren, wie es der Familie während und nach dem Krieg ergangen ist und was aus dem Familienhotel wurde.

    Alles in allem eine absolute Leseempfehlung, diese Buchreihe ist ganz großes Kino, das man sich nicht entgehen lassen sollte!

    Swing High Cornelia Franz
    Swing High (Buch)
    28.01.2022

    Jugendroman um die Swing-Jugend im Hamburg der 1930er Jahre – Durchschnitt, kein Must-read.

    Buchinhalt:

    Hamburg, 1939: entgegen der Propaganda des herrschenden Regimes zählen für den 16jährigen Henri und seine Freunde nur eines: die neusten Jazzplatten, Musiker wie Louis Armstrong und Artie Shaw, das Lebensgefühl Londoner Jazzkeller und amerikanischer Swingmusik. Die Jugendlichen provozieren – mit ihrer Einstellung, ihrem Äußeren und ihrer Musik. Dann lernt Henri schließlich Inge kennen und verliebt sich – und findet sich eines schönen Tages im Gestapogefängnis wieder...


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Swing High“ erzählt Autorin Cornelia Fritz eine Geschichte aus dem Umfeld der Hamburger Swing-Jugend, die mit ihrer ablehnende Haltung und vor allem ihrem Faible für Jazz und Swing in der Zeit des Zweiten Weltkriegs für Furore sorgte. Auch rein äußerlich unangepasst und gegen den Strom schwimmend waren die Swings den Behörden, Lehrern und Politikern ein Dorn im Auge und drückten dadurch ihre Rebellion gegen das System aus.

    Insgesamt bin ich zwiegespalten, was diesen Roman angeht. Einerseits beschreibt der Plot recht anschaulich den Alltag und das Leben der Jugendlichen rund um Hauptfigur Henri. Schule, Freizeit und Pflichtteilnahme in der Hitlerjugend, aber auch ausgelassenes Feiern, Tanzen und die gemeinsame Liebe zur Swingmusik sind Grundthematik der Handlung, die hier sehr bildhaft und eingängig rüberkommt.

    Andererseits passen einige Dinge in meinen Augen nicht. Henris Vater ist Arzt mit eigener Praxis, in seinem Beruf ist er notgedrungen angewiesen auf eine gewisse Angepasstheit beziehungsweise Vorsicht, doch den Eltern scheinen Henris Bestrebungen, seine andauernde öffentlich zur Schau gestellte Rebellion völlig egal. Ein zweiter Punkt ist das ständige Schwänzen der HJ-Gruppenstunden. Auch hier scheint es keinem aufzufallen, dass Henri dort andauernd den Kranken markiert, ansonsten aber gesund genug ist, im Anschluss irgendwo feiern zu gehen. Auch das fällt weder den Eltern auf, noch gibt es irgendeine Nachfrage oder anderweitigen Kontakt der Vorgesetzten auf das häufige Fehlen von Henri. Alles wenig glaubhaft – so lax lief das damals einfach nicht.

    Henri als Hauptfigur war mir nicht sonderlich sympathisch. Sein ganzes Verhalten war über die Maßen rebellisch und unangepasst, egoistisch und selbstsüchtig. Ich nehme es den Jugendlichen keinesfalls übel, dass sie für ihre Musik, ihren Swing brennen und auch entgegen des damaligen Mainstreams nicht von ihren Jazzplatten lassen. Was ich ihnen übel nehme, ist, dass ihnen jedwedes Verantwortungsgefühl fehlt und sie (vor allem Henri) eine so vollkommen kaltschnäuzige, gleichgültige Haltung an den Tag legen. Dass ihr Tun Auswirkungen auch auf ihre Familien und ihr Umfeld hat, scheint ihnen entweder nicht bewusst oder vollkommen egal. Auch verschwendet Henri keinen weiteren Gedanken an Hanna und Edu nach deren verschwinden – aus den Augen, aus dem Sinn.

    Schon aufgrund der geschichtlichen Thematik ist eine Schwarz-Weiß-Malerei in der Handlung normal und nicht zu ändern. Natürlich sind die Bösen eindeutig böse – daran gibt es nichts zu rütteln. Möglicherweise ist das (und die Tatsache, dass es sich um einen Jugendroman handelt) auch der Grund, warum die Figuren ziemlich überzeichnet scheinen. So sind Henri & Co. in ihrer Swing-Manie in meinen Augen selbst sehr fanatisch. Sie sind von sich überzeugt, die Guten zu sein – aber ist das wirklich immer so? Schön wäre es, wenn die jugendliche Zielgruppe auch ihre Handlungen beim Lesen hinterfragt. Ob der Plot dahingehend anregt – ich weiß es nicht.

    Der interessanteste Charakter der Geschichte war für mich Robert, der relativ gesichtslose Fremde, mit dem Henri im Knast einsitzt. Man kennt ihn als Leser nur aus kurzen Dialogen, doch diese Figur hatte in meinen Augen das meiste Potential der Handlung. Schade, dass seine Auftritte relativ kurz sind. Vieles, was ich kritisiere, spricht dieser Robert konkret an und versucht zumindest, Henri zu kleinen Denkanstößen zu bewegen.

    Insgesamt fand ich die etwas mehr als 200 Seiten schlichtweg zu kurz, um der Geschichte den nötigen Tiefgang und den Figuren das nötige Profil zu verleihen. Für meinen Geschmack fehlt einfach die Kritik an der Handlungsweise der Swing-Jugendlichen, die mir hier zu positiv rüber kamen. Es gab keine größeren Auswirkungen auf Eltern und Familie, vielmehr waren alle, die mit Henri und der Swingclique in Berührung kamen, Feuer und Flamme. Das war mir zu schöngezeichnet.

    Mein Fazit: ein durchaus eingängiger Jugendroman zum Thema Widerstand und Nationalsozialismus, aber weitgehend undifferenziert und unkritisch hinsichtlich der „hellen Seite“. Kann man lesen, ist aber in meinen Augen kein Highlight.
    Abschied von der Heimat Abschied von der Heimat (Buch)
    26.01.2022

    Ergreifendes, vielschichtiges Familiendrama aus dem Sudetenland - ein Lesehighlight 2022!

    Buchinhalt:

    Im Jahr 1929 schicken ihre Eltern die damals fünfjährige Erika in den Böhmerwald zur Tante, um sie vor der drohenden Hungersnot im Rheinland geschützt zu wissen. Im Sudetenland wächst Erika auf, doch die Idylle währt nur kurz. Als die Wehrmacht 1938 den Landstrich besetzt und kurz darauf der Zweite Weltkrieg beginnt, verändert sich das Leben im beschaulichen Hohenfurth. Erikas Kindheitsfreund Coelestin wandelt sich zum skrupellosen Nazi und tyrannisiert Erikas Familie und seine eigene. Eines Tages kurz nach Kriegsende schließlich vertreiben die Tschechen alle deutschen Bewohner des Sudetenlandes und Erika und ihre Tante müssen mit nichts als dem, was sie am Leib tragen, ihre südböhmische Heimat für immer verlassen...


    Persönlicher Eindruck:

    In ihrem Debütroman, der auf dem realen Schicksal ihrer eigenen Mutter basiert, entfaltet Autorin Sonnberger einen vielschichtigen, ergreifenden und auf jeder einzelnen Seite mitreißenden Roman, der seinesgleichen sucht. Als erster Teil ihrer Böhmen-Trilogie umfasst die Geschichte die Zeit zwischen 1929 und 1945, Vorkriegs- und Kriegsjahre sowie die anschließende Vertreibung der Sudetendeutschen aus ihrer Heimat.

    Erika ist die uneingeschränkte Hauptfigur, ihre Kindheit und Jugend bis zum jungen Erwachsenenalter begleitet der Leser in dieser fesselnden Geschichte, die absolut realitäts- und lebensnah schildert, wie es war, das geliebte Elternhaus für immer zu verlassen, irgendwo anders neu anzufangen, nur um am Ende auch diese Heimat wieder zu verlieren. Dabei macht Erika eine erstaunliche Entwicklung durch und wandelt sich vom unbedarften Kind hin zu einer kritischen und mit beiden Beinen im Leben stehenden jungen Frau.

    Auch wenn ich Erikas Beweggründe und ihre Handlungsweisen nicht immer nachvollziehen konnte und durchaus auch Kritik an ihr und ihrer Einstellung üben muss, macht es gerade dieser Umstand so echt, in ihr ein Beispiel für eine Jugendliche in der Zeit des Nationalsozialismus zu sehen. Was ich nicht ganz nachvollziehen konnte, war beispielsweise die Tatsache, dass Erika weder in den Jungmädelbund noch in den BDM eintreten musste, obwohl dies ab 1936 verpflichtend alle Mädchen ab 10 bzw. 14 Jahren galt oder dass sie so reibungslos Verbindungen zu ihrer Widerstandsgruppe erhielt, obwohl sie da noch fast ein Kind war.

    Recht nachvollziehbar hingegen war in meinen Augen (im Gegensatz zu manch anderer Rezensentenmeinung) ihr Versuch, zeitweise Heinz' fanatische Meinung bezüglich der Parolen des NS-Regimes zu teilen, nachdem sie sich in den Marinesoldaten verliebt hatte. Das war authentisch, so reagiert halt ein verliebter Mensch. Erikas Hilfsbereitschaft war ebenso nachvollziehbar wie ihre vielen Versuche, entgegen dem Willen ihrer Tante mehr Kontakt zu ihrer leiblichen Mutter zu halten.

    Unumstrittener Gegenspieler und durchweg schlechter Charakter war Coelestin, Erikas Spielkamerad aus Kindertagen. Aus ihm blickte bis zum Schluss der Abgrund, dem er bereits als Kind verfallen war und in dem der fehlgeleitete Junge bis zum bitteren Ende Macht und Einfluss suchte. Daneben empfand ich auch Erikas Tante Mimi eher negativ: sie behandelt Erika wie ihr persönliches Eigentum und ist die uneingeschränkte Patriarchin, deren Meinung nie angezweifelt werden darf. Nicht mal Erika schafft es, sich dauerhaft aus diesem Eisengriff zu befreien.

    Die Familiensaga ist auf insgesamt drei Bände angelegt, daher endet dieser erste Teil mit der Vertreibung der Hohenfurther aus dem Sudetenland. Der Cliffhanger am Schluss macht auf jeden Fall neugierig, wie Erikas Schicksal wohl weiter geht, ich kann es kaum erwarten, in Teil zwei einzutauchen.

    Hier stimmt einfach alles – mitreißender, authentischer Plot mit spannender Handlung, vielschichtige Figuren mit Ecken und Kanten und eine eingängige, bildhafte Schreibweise, die diesen Roman in der ersten Liga der Weltkriegsromane mitspielen lässt. Die Geschichte berührte mich beim Lesen zutiefst und ist zu Recht das Lesehighlight 2022. Eine absolut verdiente Leseempfehlung!

    Die kleine Fledermaus Wegda Nanna Neßhöver
    Die kleine Fledermaus Wegda (Buch)
    25.01.2022

    Niedliches Kinderbuch mit bezaubernden Illustrationen - das gefällt großen und kleinen Lesern!

    Buchinhalt:

    Wegda ist eine kleine Fledermaus, die zusammen mit ihren Artgenossen in einer Höhle wohnt. Ihren ungewöhnlichen Namen hat sie bekommen, weil sie sehr tollpatschig ist und die ein oder andere Kollision beim Fliegen einfach nicht ausbleibt. Anders als ihre Familie ist Weda tagsüber gar nicht müde und erlebt am Tag, während die anderen Fledermäuse schlafen, viele kleine Abenteuer...


    Persönlicher Eindruck:

    „Die kleine Fledermaus Wegda“ ist ein bezauberndes Kinderbuch für Jung und Alt: für eine Zielgruppe ab 4 Jahren konzipiert, bietet das wundervoll illustriere Buch 6 kurze Geschichten, die sich prima zum Vorlesen und als Gute-Nacht-Geschichte eignen.

    Uneingeschränkte Hauptfigur ist Wegda, eine kleine Fledermaus, die aufgrund ihrer großen Füße und Flügel recht tollpatschig daher kommt und bei Tag einfach nicht schlafen will. Kein Wunder: lassen sich doch gerade tagsüber so viele Abenteuer erleben, die den anderen Fledermäusen einfach entgehen! Auf ihrem Flug durch den Tag lernt sie eine kleine Eule kennen, die ihre Freundin wird und die wie sie ebenfalls eine „Tageule“ ist. Nach und nach kommen weitere Tiere, wie das Eichhörnchen, der Biber und eine Katze hinzu und Wegda erlebt Dinge wie ihre kleinen Leser.

    Es geht um das Thema Freundschaft, um Mut, darum, wie es ist, ein Haustier zu haben oder um die Geburtstagsfeier mit allen ihren Freunden. Allen Geschichten gleich ist das kleine Einschlafritual, mit Zähneputzen, Kuscheltier, warmen Socken und Schäfchen zählen, das gerade beim Vorlesen als Gute-Nacht-Geschichte ein schönes Einschlafritual ist. Ähnlich wie früher der Abendgruß des Sandmännchens ist dieses wirklich niedliche Buch spannend für die Kleinen, aber die einzelnen Geschichten nicht zu überfrachtet.

    Besonders gut gefallen hat mir die liebevolle und detailreiche Illustration, die zusammen mit dem süßen Cover ihresgleichen sucht. Jede Seite ist mit kleinen Bildern von Wegdas Abenteuern gefüllt, die Seitenränder mit Blümchen und anderen Kleinigkeiten geschmückt, so dass man beim Anschauen immer wieder was Neues entdeckt.

    Den Abschluss bildet eine Doppelseite mit Details zum Leben und Vorkommen der richtigen Fledermäuse, spricht an, wie gefährdet die verschiedenen Fledermausarten sind und was jeder Einzelne tun kann, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Diese Doppelseite spricht aber wohl eher ältere Kinder an, ich denke, mit 4 Jahren erfasst ein Kind das noch nicht wirklich.

    Mein Fazit: wer ein schön aufgemachtes Kinderbuch mit kleinen Geschichten sucht, die man immer wieder gerne vorliest, ist hier sicher nicht verkehrt. Es sollte vielleicht noch gesagt werden, dass die Tiere in diesem Buch recht vermenschlicht werden, auch mal Kuchen oder Eis essen, stricken und radfahren können und wissen, was Himbeerschorle ist – es ist also kein ganz naturgetreues Tierbuch – was dem Reiz der Figuren aber keinerlei Abbruch tut und auch dafür da ist, dass sich die kleinen Leser und Zuhörer mit Wegda und ihren Freunden sehr gut identifizieren können.

    Alles in allem sehr gelungen und eine absolute Empfehlung!
    Die wundervolle Miss Winthrop Carolyn Miller
    Die wundervolle Miss Winthrop (Buch)
    22.01.2022

    Gähnende Langeweile trotz glaubhaftem Sittengemälde des englischen Regency: bleibt leider nicht lange im Gedächtnis.

    Buchinhalt:

    Nach dem Tod des Barons Winthrop stürzt dessen ans Licht gekommene Spielsucht seine Witwe und Tochter in finanzielle Probleme. Titel und Herrenhaus erbt ein illegitimer Vetter, der Kaufmannssohn Jonathan Carlew, der sich fortan Baronet Winthrop nennt. Elvira Winthrop und Tochter Catherine ziehen in ein vernachlässigtes Cottage und während Elvira in Jammer um ihre verlorene gesellschaftliche Stellung versinkt, sucht Catherine Zerstreuung bei ihrer Freundin Lavinia. Jonathan Carlew ist ihr zunächst spinnefeind, denn er hatte Catherine in der Vergangenheit einst geküsst und war dann anschließend einfach verschwunden....



    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Die wundervolle Miss Winthrop“ setzt Autorin Miller ihre Regency-Romantik-Reihe mit dem inzwischen vierten Band fort, eine weitere Miss reiht sich ein in die mittlerweile stattliche Zahl an zweifelhaften Missen, hinreißenden Ladys und unnahbaren Gräfinnen, die das englische Regency des 19. Jahrhunderts mit Leben und Geschichten füllen.

    Ich kenne inzwischen mehrere Romane der Reihe, muss aber zugeben: dieser Band war der schwächste bislang und weckte statt Eintauchen in vergangene Zeiten eher gähnende Langeweile. Frau Miller erzählt detailverliebt und ausführlich, wie das Leben in dieser Epoche vor allem für Frauen aussah, verzettelt sich dabei aber ungemein in einer Fülle an Nebensächlichkeiten. Ein ungeheurer Wust an verschiedenen Namen und Personen macht es dem Leser nicht leicht, der Geschichte zu folgen, zumal außer dem Erbschaftsstreit gleich zu Beginn scheinbar nichts Weltbewegendes passiert.

    Natürlich beschreibt die Geschichte sehr ausführlich das Leben im englischen Adel zur Zeit des Regency – wenn ich also davon ausgehe, dass das Leben der jungen, heiratsfähigen Töchter damals eben so war und sich lediglich zwischen Stickerei, Teegesellschaft und Bällen und unter der Fuchtel ihrer dominanten Mütter abspielte, dann ist die Handlung durchaus authentisch.

    Für den heutigen Leser läuft so eine Geschichte aber nach einigen Dutzend Seiten schnell Gefahr, eintönig zu sein, wenn trotz Familiendrama so wenig auf eine spannende, zündende Kernhandlung Wert gelegt wurde. Immerhin hätte der Roman 400 Seiten und Raum genug dafür. Statt dessen spielt sich kaum mehr ab, als tägliche gegenseitige Besuche, Klagen der Witwe über ihren verlorenen gesellschaftlichen Einfluss und die Frage, wie sie am schnellsten ihre Tochter möglichst gut situiert an Mann bringt.

    Hauptfiguren der Geschichte sind zweifelsfrei Catherine und Jonathan. Catherine blieb für mich bis zum Schluss relativ nichtssagend und farblos, Jonathan hatte schon mehr Profil und wusste meist, was er will und wie er dies durchsetzen kann. Trotzdem suchte ich die auf dem Klappentext versprochene entzückende, berührende und herzbewegende Geschichte leider bis zum Ende vergeblich.

    Der christliche Aspekt der Geschichte war minimal und vernachlässigbar, Stoff zum Nachdenken gab es in meinen Augen in dieser Hinsicht keinen.

    Als Sittengemälde der Regency-Zeit durchaus authentisch vermag es Autorin Miller hier nicht, mich emotional auch nur ansatzweise mitzunehmen, es fehlte mir an Tiefgang bei den Hauptfiguren, die Nebencharaktere waren allesamt austauschbar und nicht voneinander zu unterscheiden. Einzig Tante Clothilde (in meiner Gegend bezeichnet man so ein Frauenzimmer als „Beißzange“) und ihr Sohn Peter hatten Potential, hier hätte ich gerne noch mehr lesen wollen.

    Letztendlich gibt’s von mir noch gerade so drei Punkte für die glaubhafte Beschreibung der Zeit und des Alltags in Adelskreisen; mit vergleichbaren Romanen kann „Die wundervolle Miss Winthrop“ in meinen Augen aber nicht mithalten. Eine Empfehlung mag ich hier nicht geben, da es durchaus andere Romane aus dieser Epoche gibt, die dann auch länger im Gedächtnis nachhallen.
    Turansky, C: Kein Weg zu weit Turansky, C: Kein Weg zu weit (Buch)
    19.01.2022

    Spannende und bewegende Fortsetzung - mit kleinen Schwächen, dennoch absolut lesenswert!

    Buchinhalt:

    Seit der Ankunft der McAlister-Geschwister in Kanada sind inzwischen zehn Jahre vergangen – Grace wurde mittlerweile von einem reichen Ehepaar adoptiert. Während ihre Mutter und ihre Geschwister alles daran setzen, Grace zu finden, verbieten die Adoptiveltern ihr den Kontakt zu Garth, der Grace schließlich in Toronto aufstöbert. Doch Garth ist nicht nur auf der Suche nach seiner Schwester, sondern auch nach Emma, seiner großen Liebe....


    Persönlicher Eindruck:

    Der zweite Teil der McAlister-Dilogie setzt die Geschichte zehn Jahre später fort: Garth und Katie sind inzwischen nach England zurückgekehrt, die Mutter ist wieder gesund und die Familie versucht verzweifelt, ein Lebenszeichen von Grace, dem jüngsten der Geschwister, zu finden. Zusammen mit Rob, seinem Freund aus den Tagen auf der Gilchrest-Farm und ehemaligem Kriegskameraden macht sich Garth vor Ort auf die Suche – und nicht nur nach seiner Schwester, sondern auch nach Emma, die er in Kanada kennen und lieben gelernt hat und heiraten will.

    Die Handlung teilt sich auf in zwei Haupthandlungsstränge, die erst relativ spät ineinander über gehen. Hauptfigur des einen Plots ist Grace, mittlerweile 17 Jahre alt und adoptiert von den Hamiltons, einem reichen Ehepaar aus Toronto. Das klingt alles zunächst sehr harmonisch, allerdings brodelt auch hier Ungemach unter der Oberfläche aus schönem Schein. Graces Adoptiveltern sehen in ihrer „Tochter“ mehr oder minder ein Eigentum, das sie käuflich erworben haben und das gefälligst so funktionieren soll, wie es in ihren Kreisen opportun ist. Daher ist es Grace auch strengstens verboten, über ihre Herkunft als englisches Heimkind zu sprechen. Als Garth erneut in ihr Leben tritt und sie erkennt, dass sie eine richtige Familie in England hat, tun die Hamiltons zunächst alles, Garth in Misskredit zu bringen.

    Hauptfigur im zweiten Plot ist Emma, ebenfalls ein Heimkind und die große Liebe von Garth. Sie wird durch Zufall Zeuge eines Tötungsdeliktes und fälschlicherweise des Mordes bezichtigt, landet zeitweise im Gefängnis und kann nur schwer ihre Unschuld beweisen. Wie auch Grace hat Emma starkes Gottvertrauen, ist hilfsbereit und eine Identifikationsfigur für den (weiblichen) Leser.

    Der Spannungsbogen der Geschichte ist durchgängig, facettenreich und hat Tiefe, man leidet und fiebert auf jeder Seite mit dem Schicksal der handelnden Personen mit und mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Soweit so gut – das hat mir auch sehr gefallen. Allerdings gibt es meiner Meinung nach zwei große Kritikpunkte an der Geschichte.

    Einerseits spricht Grace im Bezug auf ihre Adoptiveltern ständig von „Mutter“ und „Vater“, obwohl sie weiß, dass die beiden das eben nicht sind und obwohl sie erst in einem Alter adoptiert wurde, in dem sie sich durchaus an ihre leibliche Mutter erinnern müsste. Die Hamiltons sind trotz allem Fremde und für mich passte diese Elternbezeichnung einfach nicht. Auch wenn Graces Mutter gestorben wäre: Mutter gibt’s nur eine.

    Zweitens störte mich die letztendlich so sang- und klanglose Reaktion der Hamiltons auf Graces Flucht aus Toronto und ihr Vorhaben, Garth zu heiraten und nach England zu gehen. Zu Beginn der Geschichte betrachten die Hamiltons Grace wie ihr persönliches Eigentum, dann passiert das halbe Buch über gar nichts in puncto Suche, nur um zum Schluss alles in rosarotem Wohlgefallen verpuffen zu lassen. Diesen (übrigens vollkommen unbegründeten) Sinneswandel um 180 Grad fand ich absolut unglaubwürdig. Mir schien es, als hätte die Autorin diesen Handlungsfaden wegen der Tragik um Emma vollkommen vergessen, um dann letztendlich festzustellen, dass das Buch jetzt fertig sein muss und kein Raum mehr ist für eine ausführliche Lösung des Problems um Graces Adoptiveltern.

    Alles in allem ein unbestritten lesenswerter, christlicher Roman um die Jahrhundertwende, aber auch mit kleinen Schwächen, die man aufgrund der anderen authentischen Verflechtungen und christlichen Grundthematik aber durchaus verzeihen kann.
    Gestrandet in Cornwall Gestrandet in Cornwall (Buch)
    10.01.2022

    Mitreißende Geschichte aus Cornwall im 19. Jahrhundert - voller Spannung und überzeugenden Figuren

    Buchinhalt:

    Cornwall im beginnenden 19. Jahrhundert: die junge Laura ist Waise und lebt bei der Familie ihres ihrem Onkels, dem Pfarrer eines kleinen kornischen Fischerdorfes. Die Menschen dort sind arm, sie leben vom Fischfang – und von Strandraub und Schmuggel. Auch Laura durchkämmt den Strand nach Treibgut, das von havarierten Schiffen an Land gespült wird. Eines Tages kentert ein Schiff vor der Küste und Laura rettet einen der Männer, die an den Strand gespült werden. Sie fühlt sich mehr und mehr zu Alexander hingezogen, doch dieser verbirgt ein schwerwiegendes Geheimnis...


    Persönlicher Eindruck:

    Cornwall und seine zerklüftete Küste bildet den Schauplatz für diesen spannenden Historienroman aus der Feder der Autorin Julie Klassen. Überzeugend und plastisch schildert die Autorin die Gegend und den dort lebenden Menschenschlag zu der Zeit, in der England mit Napoleon in Kriegshandlungen verstrickt war. Es ist eine Geschichte mit Spannung, Farbintensität und überzeugenden Figuren, eingebettet in die damalige Welt aus kleinen Fischerdörfern, imposanten Schiffen und ausgefuchsten Strandräubern, immer auf der Suche nach Beute eines der an der Küste zahlreich verunglückten Schiffe.

    Hauptfigur der Geschichte ist die junge Laura, eine Waise, deren Eltern bei einem Schiffsunglück zu Tode kamen und die nun aufgenommen wurde von ihrem Onkel, einem Landpfarrer. Laura ist zufrieden mit ihrem Leben, fühlt ich aber nicht wirklich zugehörig zu ihrer neuen Familie: der Grund ist die zweite Frau von Lauras Onkel, die Laura ständig das Gefühl gibt, lediglich geduldet zu sein.

    Interessant und authentisch fand ich die Beschreibung des ärmlichen Lebens in dem kleinen Fischerdorf, in dem die ganze Bevölkerung einen Großteil des Lebensunterhalts aus dem Sammeln von Treibgut und dem Wegschaffen von an Land gespülter Schiffsladung bestreitet. Auch Laura sammelt Treibgut – allerdings hat sie so viel Skrupel, „ein Jahr und einen Tag“ zu warten, ehe sie ihre Fundstücke veräußert. Viel wichtiger ist ihr, die Angehörigen der Verunglückten ausfindig zu machen und sie vom Verlust ihrer Lieben zu unterrichten.

    Ihr bedeutendster „Fund“ ist zweifelsohne der Schiffbrüchige Alexander, den Laura im Haus ihres Onkels gesund pflegt und der schon bald ihr enger Freund und Vertrauter wird. In ihm sieht Laura sowohl eine Aufgabe als auch einen Schicksalsgefährten – denn Alexander hat ähnliche Verluste erlitten wie sie und die beiden scheinen gerade deshalb einander sehr verbunden. Erst, als Laura nach dem Schiffsunglück Uniformteile eines französischen Kapitäns am Strand findet, erkennt sie, dass Alexander nicht ganz das ist, was er zu sein vorgibt. Trotz allem hält sie zu ihm und die beiden kommen sich schließlich näher.

    Es ist eine Geschichte von Verlust und Wiedergewinn, der Suche nach Heimat, Zuhause und Zugehörigkeit, aber auch von Vergebung und Neuanfang. Der christliche Aspekt des Plots zieht sich angenehm dezent durch die Geschichte und liefert an vielen Stellen Stoff zum Nachdenken.

    Nicht umsonst zählt Julie Klassen zu meinen Lieblingsautoren – wieder einmal übertrifft sie sich selbst und bietet ihrer Leserschaft einen brillanten Ausflug in vergangene Zeiten, zu Schiffen mit wogenden Segeln, wagemutigen Edelmännern und gerissenen Bösewichten. Über allem steht die Geschichte von großer Gefahr und großer Liebe, eingebettet in einen christlichen Kontext und natürlich mit Happy End.

    Eine absolute Leseempfehlung mit voller Punktzahl, ein qualitätvoller Roman, den man wirklich gelesen haben sollte!
    Stürme über Falkensee Stürme über Falkensee (Buch)
    06.01.2022

    Vielschichtige, authentische und mitreißende Fortsetzung der Familiensaga um ein Gut in Westpreußen

    Buchinhalt:

    Westpreußen 1942: der Zweite Weltkrieg tobt in Europa und in Abwesenheit der meisten Männer haben Hedda und ihre Mutter die Leitung des Gutes Falkensee übernommen. Für die Arbeit auf dem Gut wurden ihnen polnische Zwangsarbeiter zugewiesen. Entgegen dem strikten Befehl von oben behandeln die von Bargelows die polnischen Arbeitskräfte anständig – was Julius Kirchner erneut auf den Plan ruft. Dieser ist inzwischen ein hohes Tier in der NSDAP und versucht alles in seiner Macht stehende, Heddas Familie das Leben zu vergällen. Hedda erhält unerwartete Hilfe von Clemens, einem Kriegshelden – doch wie so viele andere muss die Familie schließlich vor der Roten Armee fliehen und Westpreußen für immer verlassen....


    Persönlicher Eindruck:

    Im dritten Teil ihrer Familiensaga um Gut Falkensee in Westpreußen hat sich Autorin von Kamecke wieder selbst übertroffen: vielschichtig und mit authentischen Figuren verwebt sie die realen Erlebnisse ihrer eigenen Familie, die im Zweiten Weltkrieg aus Westpreußen fliehen musste, mit einer fiktiven Romanhandlung, in die man schon nach wenigen Seiten vollkommen eintaucht.

    Im Zentrum der Erzählung steht diesmal Hedda, Tochter der Gutsherrin Charlotte. In wechselnden Abschnitten erzählt der Plot die Sicht verschiedener Gutsbewohner, unter anderem auch die von Klara, einer Dienstmagd, die sich in einen der polnischen Zwangsarbeiter verliebt, die von Elise, der jüngsten der von Bargelows oder die von Clemens, dem Bürgermeister und Kriegshelden mit dunklem Geheimnis.

    Die Figuren sind erneut tiefgängig und authentisch angelegt, ihre Handlungen nachvollziehbar und das Leben auf dem westpreußischen Gut sowie die leidvolle Flucht aus der Heimat glaubhaft und bewegend beschrieben. Gut gefiel mir, wie die Autorin mit ihrem Roman ein Stück verlorene Heimat lebendig macht und ihre Leser in eine noch gar nicht so lang zurückliegende Zeit mitnimmt.

    Hedda als Hauptfigur ist stark und tough, obwohl es das Schicksal ganz und gar nicht gut mit ihr meint. Ihr Verlobter fällt kurze Zeit vor der geplanten Hochzeit und die Leitung des Gutes und die Schikanen durch den nationalsozialistisch verblendeten Julius Kirchner verlangen alles von ihr ab. Dennoch schafft sie es, die Familie zusammenzuhalten und sich selbst immer treu zu bleiben.

    Der zweite Charakter, der eine erstaunliche Wandlung durchmacht, ist zweifelsfrei Clemens Schickedanz. Zunächst als Bürgermeister von Falkensee und treuer Anhänger der Nazis eingeführt, erfährt der Leser schon bald, dass er nicht das ist, was er zu sein scheint. Ja, er ist ein Kriegsheld – doch gleichzeitig jener Antiheld bezüglich der herrschenden Regierung, der sodann zum Retter wird in mehrerlei Fällen.

    Die Flucht und Vertreibung der Gutsfamilie aus Westpreußen und die Suche nach einem neuen Zuhause spielt sich im letzten Viertel der Geschichte ab und war absolut packend. Obwohl der Roman als in sich abgeschlossen beworben wird, bleiben zahlreiche Fragen angenehm vage beantwortet, so dass Raum bleibt für eine eventuelle Fortsetzung und für eigene, weiterführende Gedanken.

    Mich hat die Lektüre sehr mitgerissen und ich würde mich über einen weiteren Band sehr freuen, zumal in der Reihenfolge der Bargelow-Frauen, die alle schon Hauptfiguren in den bisherigen Bänden waren, jetzt auch noch Heddas Nichte Elisa an der Reihe wäre, die zum Zeitpunkt dieses dritten Bandes noch ein Kind ist. Bleibt also spannend und ist in meinen Augen bei weitem noch nicht zu Ende.

    Ein spannender und emotional mitreißender Roman aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, den ich absolut empfehlen möchte. Eine tolle Reihe, die man gelesen haben muss!
    Ein Ort, der sich Zuhause nennt Astrid Ruppert
    Ein Ort, der sich Zuhause nennt (Buch)
    02.01.2022

    Bildgewaltiger, spannender und bewegender Abschluss der Familiensaga

    Buchinhalt:

    Nach einem Sturz und anschließenden Krankenhausaufenthalt bricht die inzwischen 90jährige Charlotte Winter ihr Schweigen und erzählt von ihren Jugendjahren in der Zeit des Nationalsozialismus. Paula und Maya staunen nicht schlecht, denn das, was Charlotte ihnen erzählt, zeichnet ein ganz anderes Bild als das, was sie von ihrer Mutter beziehungsweise Großmutter dachten, zu kennen...


    Persönlicher Eindruck:

    Im dritten, abschließenden Band der Winterfrauen-Trilogie steht Charlotte im Mittelpunkt und ihre Lebensgeschichte ist es, die ein ganz anderes Licht auf die Mutter beziehungsweise Großmutter wirft, als die, die Paula und Maya bisher kennen. Charlotte, Lisettes Tochter, erlernt zu Beginn der 30er Jahre das Schneiderhandwerk von ihrer Mutter. Als sie schließlich in Wiesbaden zu arbeiten beginnt und der Nationalsozialismus in Deutschland um sich greift, lernt sie den jungen Paul kennen und lieben. Durch ihn gerät sie in einen Zirkel aus Widerständlern und wird schließlich selbst zur Rettung für viele Juden, auch für ihre Kindheitsfreundin Dorle Simon und ihre Familie. Ihre große Liebe endet tragisch, wie schon bei ihrer eigenen Mutter.

    Nachdem ich von den ersten beiden Bänden zwar durchaus begeistert war aber mich einige Teile nicht ganz überzeugen konnten, war dieser dritte Teil wie eine Offenbarung. Spannung, Familiendrama und geschichtlicher Hintergrund geben sich buchstäblich die Klinke in die Hand und der Leser taucht ein in ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte. Dieser dritte Teil ist es, der die noch offenen Handlungsfäden zusammen verknüpft und viele Fragen beantwortet, warum die Winter-Frauen so sind, wie sie sind: auch Charlotte ist eine Getriebene, eine zerrissene Seele zwischen Familie, großer Liebe und persönlicher Freiheit, immer auf der Suche nach dem Ort, an dem sie wirklich zu Hause ist. Da steht sie weder Lisette noch Paula und im Grunde auch Enkelin Maya in nichts nach.

    Die Figuren besitzen eine große Tiefe und haben in den drei Teilen eine beachtliche Entwicklung vollzogen, wobei mir diese dritte Geschichte wirklich am besten gefallen hat und mich am meisten überzeugte. Diesmal fand ich auch Mayas Passagen harmonisch in den Plot passend, wobei sich Mayas zentrale Frage nach ihrem leiblichen Vater bis zum Schluss nicht wirklich befriedigend klärt – ja sogar mehr oder minder in den Hintergrund rückt. Das fand ich schade und nicht so recht nachvollziehbar, schließlich gab es zwei Bände lang nichts wichtigeres für die vierte der Winter-Frauen.

    Charlottes Geständnis ist wirklich unglaublich: nicht im Sinne von unglaubwürdig, nein, ganz im Gegenteil. Gerade bei ihr wird der Unterschied zwischen ihrem eigenen, individuellen Leben und ihrem Leben und Verhalten als Mutter besonders deutlich.

    Es ist eine Geschichte von Liebe, Schuld, Verrat und Missverständnissen, aber auch von Liebe zur Familie, die trotz allem immer der finale Rettungsanker für alle Beteiligten ist. Der Schluss ist harmonisch, aber auch ein kleines bisschen rosarot; allerdings keinesfalls kitschig oder banal.

    Für mich ein gelungener Abschluss einer opulenten Familiengeschichte über vier Generationen, von vier starken Frauen, die alle eines gemeinsam hatten: die Suche nach der großen Liebe, einem Zuhause und dem einen untrennbaren Band, das alle miteinander verbindet.

    Ganz großes Lesekino – der Abschlussband war eindeutig der beste der Reihe!
    Wilde Jahre Wilde Jahre (Buch)
    01.01.2022

    Das Konzept aus Band 1 wiederholt sich - diesmal rebelliert Paula. Eingängig, aber ohne Besonderheiten.

    Buchinhalt:

    In den Siebziger Jahren beginnt nun, auch Lisettes Enkeltochter Paula zu rebellieren. Auch sie hat den einen Wunsch, für den sie brennt: Musikerin zu werden, aus der Enge ihres Elternhauses auszubrechen, nur ihren Träumen zu folgen. Doch Paula lebt in einem kleinen Dorf in Hessen, sie eckt überall an mit ihrer leicht aufsässigen Art und ihre Eltern haben kein Verständnis für das, was ihre Tochter glücklich macht. Eines Tages packt Paula ihre Siebensachen und brennt Richtung London durch....


    Persönlicher Eindruck:

    Im zweiten Band ihrer Winterfrauen-Trilogie stellt Autorin Ruppert nun Paula in den Mittelpunkt, die Enkeltochter von Lisette, Tochter von deren Tochter Charlotte. Auch Paula hat einen Spleen – sie will nichts anderes, als singen. Was ihrer Großmutter seinerzeit die Reformkleider ist für Paula die Musik, und wie sollte es anders sein: sie fühlt sich missverstanden, ungeliebt, unterdrückt.

    Das Konzept, das die Autorin bereits im ersten Band anwendet, ist hier genau dasselbe: in wechselnden Abschnitten mit unterschiedlichen Schriftarten erzählt sie die Geschichte um die vier Generationen der Winterfrauen weiter. Besonders spannend fand ich die Passagen über Paula, ihre Kindheit und Jugend und die Einbettung derselben in den historischen Kontext. Authentisch und glaubhaft vermittelt die Geschichte das Leben auf dem Land in der deutschen Nachkriegszeit, den Wunsch der jungen Leute nach Musik, Fortschritt und der Suche nach dem eigenen Weg. Dabei fand ich das Leben von Paulas Familie absolut überzeugend: genau so dachte und lebte man damals, in einer ländlichen Gegend abseits der Großstädte sowieso. Man wollte auf keinen Fall auffallen und das sollten auch nicht die eigenen Kinder – von daher war auch nicht gewünscht, dass Paula in der Wirtschaft singt, als sie ihrem Vater ein Bier holt. Genau diese Einstellung zieht sich lange Strecken durch das Buch, nur die Gelegenheiten wechseln.

    Dazwischen folgen immer wieder die Perspektiven von Oma Lisette und von Mutter Charlotte und natürlich die Gegenwartszeitlinie um Enkeltochter Maya, die noch immer auf der Suche nach ihrem Vater ist. Leider konnte mich auch im zweiten Band diese Gegenwartsgeschichte überhaupt nicht mitreißen oder begeistern, auch diesmal habe ich die Passagen gegen Ende überflogen und nur noch die Paula-Teile gelesen. Die Gegenwartsgeschichte fand ich - trotz inhaltlichem Zusammenhang mit dem Rest – seltsam deplatziert, langatmig und nichtssagend.

    Der Schreibstil und die Art, wie Frau Ruppert die Geschichte vor ihrer Leserschaft ausbreitet, war eingängig und angenehm, lediglich die Aufspaltung in vier parallele Handlungsstränge empfand ich vielerorts etwas störend und wäre mit einer linearen Handlung in den Siebziger und Achtziger Jahren wohl glücklicher gewesen, die mich nicht ständig von einer Epoche in eine andere gerissen hätte. In meinen Augen verzettelt sich die Autorin zu sehr in der Gegenwart von Maya, die mir leider überhaupt nicht gefallen hat.

    Fortgesetzt wird die Reihe nun noch von Band 3, der zeitlich noch einmal zurück springt und Mutter Charlottes Kindheit und Jugend im Zweiten Weltkrieg zum Thema hat. Ich erhoffe mir von dieser dritten Geschichte die Beantwortung einiger offen gebliebener Frage auch hinsichtlich der Einstellung und des Denkens von Paulas Eltern, auf welche in diesem Buch mehrfach angespielt wurde und die einem Cliffhanger gleich bislang offen blieben.

    Fazit: eine lohnender Erzählung nach altbekanntem Muster, die die Welt eines jungen Mädchens aus der deutschen Nachkriegszeit lebendig werden lässt und diese dem Leser plastisch vor Augen führt. Kleinere Schwächen sind dabei durchaus zu verzeihen.
    Leuchtende Tage Astrid Ruppert
    Leuchtende Tage (Buch)
    26.12.2021

    Ein Frauenschicksal zwischen Jahrhundertwende und Erstem Weltkrieg.

    Buchinhalt:

    Lisette wächst zur Zeit der Jahrhundertwende in einem gutbürgerlichen Haushalt in Wiesbaden auf. Alles, was ihre Mutter will, ist Lisette gutsituiert mit einem Baron zu verheiraten, denn die Rolle der Frau in der damaligen Zeit beschränkte sich auf die Mutterschaft und darauf, dem Mann ein schönes Heim zu bereiten. Lisette jedoch rebelliert, sie fühlt sich eingezwängt in das Korsett der damaligen Zeit. Als sie eines Tages den Schneider Emile kennen und lieben lernt, brennt sich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion einfach mit ihm durch...


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Leuchtende Tage“ hat Autorin Ruppert den ersten Teil ihrer „Winterfrauen-Trilogie“ geschaffen und nimmt den Leser mit in die Kaiserzeit zwischen der Jahrhundertwende und dem Ersten Weltkrieg. Bildgewaltig und authentisch beschreibt der Roman die damaligen Zustände und geht ein auf die Rolle von Mädchen und Frauen als (zukünftige) Mutter und ohne weitere Rechte. Dora Winter, Lisettes Mutter, ist ein Paradebeispiel für eine Frau aus dem gehobenen Bürgertum: man hatte Hausmädchen, eine Köchin, wohlerzogene Kinder. Doch was tun, wenn gerade die Tochter eigene Ideen hat und sich das sprichwörtliche Korsett der Gesellschaft einfach nicht anziehen will?

    Lisette ist die uneingeschränkte Hauptfigur und Mittelpunkt der Geschichte, ihr Leben voller neuer Ideen, fernab der gesellschaftlichen Norm macht sie zu einem Paradiesvogel in der damaligen Zeit. Lisette lebt in wilder Ehe mit dem Schneider Emile zusammen, entwirft die Reformkleider, die er näht und ist glücklich. Leider ist dieses Glück aber nicht für eine Frau dieser Zeit vorgesehen und Lisette bricht schließlich mit ihrer Familie.

    Mir hat gut gefallen, wie facettenreich und spannend das Leben von Lisette und Emile in den historischen Kontext eingearbeitet ist und wie überzeugend der Plot Kopfkino beim Lesen hervorruft. Die Welt steht an einer Zeitenwende und Lisette ist in ihrem Denken und Empfinden der Zeit weit voraus: in ihrem Weltbild sollte eine Frau die Wertschätzung erfahren, die weit über das reine Mutter-Sein hinaus geht und ihr einen eigenen Willen, ja sogar Selbstverwirklichung zubilligt. Das hat Frau Ruppert farbenprächtig und lebhaft eingefangen in ihrer Geschichte, die mich nur so durch die Seiten hat fliegen lassen.

    Was mir hingegen gar nicht gefiel, weil es in meinen Augen für die Geschichte keinerlei Mehrwert hatte, waren die Gegenwartspassagen von Urenkelin Maya, die eines Tages auf den Spuren ihrer Großmutter wandelt und selbst aus einem eher lotterhaften Elternhaus stammt. Anfangs war ich noch bemüht, diese zweite Handlung auch in mich aufzunehmen, doch gegen Ende habe ich besagte Passagen nur noch überflogen. Mir haben sie rein gar nichts gebracht und ich hatte auch nicht den Eindruck, als hätte ich irgend etwas versäumt.

    Die Reihe ist auf der Bände angelegt, wobei jeder der Bände eine der Frauen des Winter-Clans zur Hauptfigur hat. Band 2 beschäftigt sich mit Paula, Lisettes Enkelin, Band 3 schließlich mit der Großmutter Charlotte. Warum hier keine chronologische Erzählung gewählt wurde, weiß ich (noch) nicht.

    Alles in allem empfand ich die vorliegende Geschichte, die kurz nach dem Ersten Weltkrieg endet, spannend, aber auch noch durchaus ausbaufähig – man kann also gespannt sein, inwieweit Frau Rupert das noch zu steigern in der Lage ist. Für diesen Band, den man auch gut für sich alleine stehen lassen könnte, kann ich durchaus eine Leseempfehlung aussprechen, auch wenn die Autorin an die wirklich großen Blockbuster des historischen Genres noch nicht so recht heranreichen kann.
    Furzipups und Hicksi Huhn Furzipups und Hicksi Huhn (Buch)
    26.12.2021

    Lustiges, buntes und interaktives Drachenabenteuer in Reimform - ein Vorlesebuch für die Kleinsten

    Buchinhalt:

    Der kleine Drache Furzipups ist anders, als seine Verwandten: immer, wenn er versucht, vorne Feuer zu speien, kommt hinten nur ein Furz. Als ob das nicht schon genug Malheur wäre, fällt ihm eines Tages auch noch ein verzauseltes Urhuhn mit Dauerschluckauf vor die Füße. Für den Drachen ist klar: da muss er helfen. Was aber, wenn der Schluckauf einfach nicht weggehen will?


    Persönlicher Eindruck:

    Die Geschichte eines Knatterdrachen – ein Buch, um richtig abzulachen! Die süße und sehr lustige Geschichte für Kleinkinder ab 3 Jahren ist in Reimform abgefasst und besticht mit großformatigen, sehr ansprechenden Bildern mit toller, bunter Farbgebung. Das Buch ist recht groß, die Bilder dementsprechend und die Geschichte eignet sich wunderbar zum Vorlesen, Entdecken und für gute Laune.

    Der Clou dabei ist ein herausnehmbarer „Hicksbutton“ in einem Blister vorne am Buch, eine Art Geräuschmaschine, die mit Batteriebetrieb funktioniert und die beim Drücken verschiedene Hickser und Pupse abgibt. Das ist natürlich das Highlight bei kleinen wie großen Lesern und ein originelles Gimmick, das dem Buch eine besondere Note verleiht.

    Von der Seitenzahl und dem Text her ist das Buch eher dünn, die Geschichte nicht wirklich lang und die Anzahl der Reime pro Seite recht gering. Dafür entlohnt das Werk den Leser mit den wirklich ausgesprochen schönen Zeichnungen, so dass nicht ganz so sehr ins Gewicht fällt, dass das Buch mit einem Kaufpreis von 16 € für ein Kinderbuch doch eher ins gehobene Preissegment gehört.

    Alles in allem eine lustige Geschichte für Jung und Alt, die zusätzlich mit der Geräuschmaschine mal was anderes ist, Spaß macht und aus der Masse der Kleinkindbücher wirklich heraussticht!
    Reed, R: Pip rettet den Wald Reed, R: Pip rettet den Wald (Buch)
    25.12.2021

    Spannendes Tierabenteuer um ein mutiges Eichhörnchen, in dessen Pfoten das Schicksal des ganzen Waldes liegt.

    Buchinhalt:

    Der Wald ist in Gefahr! Das Wasser wird immer knapper und die Tiere und Pflanzen leiden Durst. Auch der mächtige Hüterbaum, eine uralte Eiche, ist krank und stirbt. Kurz vor ihrem Ende bringt die Eiche eine letzte Eichel hervor: die soll zu einem neuen Hüterbaum heranwachsen, und wer sie besitzt, hat die Macht über alle anderen Tiere. Es entbrennt ein Kampf und die wertvolle Frucht und schließlich hat Pip, das mutigste aller Eichhörnchen eine Vision: er muss die Eichel aus dem Wald wegbringen und woanders einpflanzen, um seine Welt und die Zukunft aller anderen Tiere zu retten...


    Persönlicher Eindruck:

    Mit Pip rettet den Wald gelingt Autorin Reed der Auftakt in ein spannendes Tierabenteuer für Kinder ab 8 Jahren, das auch Erwachsenen gut gefällt: das Thema Klimawandel und Bedrohung der Natur durch immer weiter steigende Temperaturen und die Folgen für Mensch und Natur ist hier in eine mitreißende Abenteuergeschichte gepackt, die den Leser nur so an den Seiten kleben lässt.

    Hauptfigur der Erzählung ist Pip, ein junges, mutiges Eichhörnchen, das davon träumt, ein Leibwächter im Rudel der Eichhörnchenanführerin Rosta zu sein. Sein Vater ist verschollen und die anderen Eichhörnchenkrieger sprechen von ihm als Verräter – doch Pip kann und will das nicht glauben. Täglich macht er sich auf den Weg zur weisen Hüterin, einer uralten Eiche auf einer Lichtung, und erhofft sich von ihr Antworten auf seine Fragen.

    Ja, die Grundstimmung ist in weiten Teilen eher düster und Themen wie Kampf und Tod sowie die Vernichtung des Lebensraumes sind zentral für den Plot. Was ich in anderen Rezensionen nicht nachvollziehen kann, ist die Kritik hinsichtlich einiger Gewaltausdrücke wie „Verräter“, „Tod allen Eichhörnchen“ oder auch „Man fand nur noch einen Eichhörnchenschwanz“. Das Buch ist für eine Zielgruppe ab 8 Jahren empfohlen – in diesem Alter interessierte ich mich schon lange für Karl May und den Wilden Westen, von daher empfinde ich oben genannte Thematik wirklich nicht zu brutal. Wessen Kind natürlich sonst nur Benjamin Blümchen vorgesetzt bekommt, nimmt möglicherweise Anstoß daran. Ich fand es hingegen authentisch, dass die Erzählung eben nicht künstlich weichgespült ist.

    Die Beschreibung des Settings, der einzelnen Waldvölker von Kaninchen, Dachsen, Eichhörnchen und Vögeln sowie das Leben der beschriebenen Tiere ist bildgewaltig und naturnah, dass die Tiere miteinander sprechen können, erzeugt beim Lesen Identifikationspotential. Pips „Vision“, dass die zukünftige Hüterin allen Tieren gehört und ein Krieg zwischen den einzelnen Völkern unbedingt verhindert werden muss, fand ich glaubhaft und überzeugend beschrieben, tiefgründig und durchaus farbenprächtig in Hinblick auf die abenteuerliche Geschichte.

    Schade fand ich den Cliffhanger und relativ offenen Schluss, denn im 2. Band macht sich Pip mit seinen Freunden auf in die Siedlung der Menschen, auf der Suche nach dem richtigen Platz, an dem der zukünftige Hüterbaum ungestört wachsen und gedeihen kann. Ich hätte gerne noch weiter gelesen, denn mit einer Seitenzahl von nur 150 für diesen ersten Teil hätte man gut die Fortsetzung auch noch mit in das Buch drucken können.

    Mein Fazit: eine lehrreiche, spannende und abenteuerliche Tiergeschichte, die angenehm naturnah erzählt wird und gerade nicht weichgespült-verklärt ist. Ich freue mich schon sehr auf Band 2 und kann das Buch in allen Punkten wärmstens empfehlen!
    Wenn die Schatten einmal weichen Lynn Austin
    Wenn die Schatten einmal weichen (Buch)
    19.12.2021

    Mitreißender, lange nachhallender Weltkriegsroman aus dem besetzten Holland – mit authentischen Figuren. Eine absolute Leseempfehlung!

    Buchinhalt:

    Holland in den 1930er Jahren: Ans, die älteste Tochter einer Bauernfamilie, will weg von der Enge ihre kleinen Ortschaft und nimmt eine Stelle als Gesellschafterin in Leiden an. Dort kommt sie auch in Berührung mit dem Widerstand und lernt die junge Jüdin Miriam und ihren Mann Avi kennen, die eine Zeit lang auf dem Dachboden von Ans' Arbeitgeber versteckt werden. Als Miriam und ihr Mann letztendlich wieder fliehen müssen, bringt Ans deren kleine Tochter Elisheva auf den Bauernhof ihrer Eltern. Wird die Familie die Nazigräuel überleben und werden die Eltern ihre kleine Tochter jemals wiedersehen?


    Persönlicher Eindruck:

    Ergreifend und bildgewaltig breitet Autorin Lynn Raven hier einen Roman aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges vor ihrer Leserschaft aus, der packender nicht sein könnte. Unverblümt und durchaus schonungslos beschreibt sie die Geschehnisse zwischen 1939 und 1945, wie sie in den einst neutralen Niederlanden jener Zeit geschahen und das Schicksal vieler Tausend Menschen betrafen.

    Hauptfiguren der Geschichte sind mehrere Frauenfiguren, die den Mittelpunkt der Erzählung bilden. Der Schwerpunkt liegt auf Lena, die zusammen mit ihrem Mann Pieter einen Bauernhof betreibt, ihrer rebellischen Tochter Ans und Miriam, Tochter eines jüdischen Professors, beide geflohen aus Köln. Ans rebelliert gegen ihr Heimatdorf, gegen Gott und gegen die deutschen Besatzer, schließt sich in Leiden dem niederländischen Widerstand an und versteckt zusammen mit ihren Arbeitgebern, den Huzingas, Juden vor der Deportation. Miriam ist im Grunde das Gegenteil von Ans: Musikerin mit einem sanften Wesen aber keinesfalls weniger mutig.

    Durch den Einmarsch der deutschen Truppen in den Niederlanden verändert sich die Welt der Protagonisten und während Grauen und Angst die Oberhand gewinnt, besinnt sich auch Ans wieder auf Gott und ihren Glauben – Lynn Raven verwebt hier eine feine aber eindrückliche Botschaft der Hoffnung und des Gottvertrauens auch in dunklen Zeiten in eine vielschichtige Erzählung, die ihresgleichen sucht.

    Wenn die Schatten einmal weichen ist nicht nur ein Historienroman der jüngeren Vergangenheit – es ist die Lebensgeschichte von drei völlig unterschiedlichen Frauen, die alles tun, ihre Liebsten zu beschützen. Die Charaktere sind alle tiefgängig und authentisch angelegt, der Plot hervorragend recherchiert und das Setting bildgewaltig und mitreißend.

    Eine absolute Leseempfehlung und mit der beste Weltkriegsroman, den ich bisher gelesen habe – mit feiner christlicher Botschaft. Eine wirklich berührende, aber auch aufwühlende Kost, die lange nachhallt und den Leser zum Nachdenken anregt – verdient volle Punktzahl, eine absolute Leseempfehlung!

    Filmklischee-Bingo Joscha Sauer
    Filmklischee-Bingo (Div.)
    13.12.2021

    Lustiges Familienspiel für gemütliche Fernsehabende - allerdings werden nicht alle Filmgenres abgedeckt, was ich schade finde.

    Inhalt:

    Lustiges Kartenspiel zum Thema Film-Klischees in den Genres Action, Comedy, Science Fiction & Fantasy sowie Horror. Lieferumfang: 270 bedruckte Karten und eine Spielanleitung in einer stabilen Box. Ziel des Spieles: wer zuerst alle Karten abwerfen kann, hat gewonnen. Das Spiel richtet sich aufgrund der Filmthematik eher an Erwachsene und hat keine Begrenzung hinsichtlich der Spieleranzahl.


    Persönlicher Eindruck:

    Film-und Spieleabende sind in geselliger Runde immer wieder ein Thema – warum also nicht beides miteinander verknüpfen? Dieses Spiel vereint gemütlichen Fernsehabend mit einem lustigen Kartenspiel, das auf jeden Fall für einige Lacher sorgen wird. Grundlage des Spiels sind 270 Karten, bedruckt mit Karikaturen zu allen möglichenbekannten (und auch unbekannten) Filmklischees, die in jedem Film zwangsläufig zu finden sind. Und genau die gilt es, aufzudecken. Egal, ob zu zweit oder in größerer Runde – das Spiel hat keine Spielerbeschränkung und kann auch in einem größeren Kreis gespielt werden. Mehrere Spielvarianten sind dabei möglich.

    Das Set beinhaltet die Genres Action, SF & Fantasy, Horror sowie Comedy. Schade, dass gängige Sparten wie Liebesfilme, Krimis, Unterhaltung und Spielfilmklassiker nicht abgedeckt werden – das fand ich bedauerlich. Gerade die Familiensparten, die wohl am meisten gesehen werden, repräsentiert das wirklich humorige Spiel leider nicht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das „Filmklischee-Bingo“ sich auf dem Spielemarkt gut etabliert, daher hoffe ich sehr auf weitere Boxen zu anderen Film- und Seriengenres.

    Auf den 270 Spielkarten finden sich z.B. Dinge wie das explodierende Auto, der unverwundbare Superheld oder die Prinzessin in Nöten: gezeichnet von NICHTLUSTIG-Zeichner Joscha Sauer. Wer findet die meisten Klischees im Film? Augen auf!

    Der Verlag gibt für das Spiel eine Altersempfehlung ab 12 Jahren, jedoch würde ich das Spielealter nicht am Spiel sondern an den Filmen festmachen. In meinen Augen richtet sich das Spiel eher an ältere Jugendliche und Erwachsene.

    Alles in allem ist das Spiel ein lustiger Zeitvertreib für das heimische Wohnzimmer oder die Studenten-WG, das gerade in Pandemiezeiten das Zuhausebleiben nicht schwerfallen lässt. Ein lustiges Spiel für vergnügliche Abende, wenn auch mit kleinem Wermutstropfen, dass eben nicht alle gängigen Filmgernres repräsentiert werden und Freunde von Familien- und Liebesfilmen eher nicht bedacht wurden. Von mir eine Bewertung von 4 Sternen, das Ganze ist auf jeden Fall noch ausbaufähig!

    Worte und Wunder Ann-Sophie Kaiser
    Worte und Wunder (Buch)
    12.12.2021

    Authentische Familiengeschichte um eine Buchhandlung in der deutschen Nachkriegszeit.

    Buchinhalt:

    Berlin 1948: während die Stadt in Trümmern liegt und der Westteil über die Luftbrücke von den „Rosinenbombern“ versorgt wird, versuchen die beiden Schwägerinnen Ruth und Rosa die familieneigene Buchhandlung über Wasser zu halten. Bücher sind ein Stück weit Hoffnung, so das Motto von Ruth – doch niemand will den beiden Frauen so recht zutrauen, ohne ihre Männer den Laden zu betreiben. Dann taucht eines Tages Lore auf. Das Mädchen verbindet ein lang gehütetes Familiengeheimnis mit den Klingers – und die hat einige moderne Ideen für den Buchladen….


    Persönlicher Eindruck:

    Neben zahlreichen mehrbändigen Reihen im historischen Genre gibt es sie noch, die Einzelbände, die für sich allein stehend ein Stück jüngerer deutscher Geschichte lebendig werden lassen. So auch hier: es geht um eine Berliner Buchhandlung und drei Frauen, die in der Kriegs- und Nachkriegszeit versuchen, ihren Mann zu stehen. Die Männer sind aus dem Krieg nicht zurückgekehrt und die Buchhandlung steht kurz vor dem Bankrott.

    Die beiden Hauptfiguren der Geschichte sind Ruth, die Tochter der Buchhändlerfamilie, und Rosa, ihre Schwägerin. Während Ruth pragmatisch veranlagt ist und für den Laden brennt, ist Rosa eher unbeholfen im Buchhändlergewerbe, hat aber ein feines Händchen für die Kundschaft. Zusammen versuchen sie, die drohende Pleite abzuwenden. Nach einer Weile kommt die junge Lore hinzu, in Berlin völlig auf sich gestellt aber mit modernen Ideen, die Klinger‘sche Buchhandlung betreffend. Lore ist auf der Suche nach ihrem Vater und wird von Lore und Rosa freundlich aufgenommen, auch wenn sich beide derzeit keine Ladenhilfe leisten können.

    Mir hat das Zusammenspiel der drei völlig unterschiedlichen Frauengestalten sehr gefallen, die Handlung ist authentisch und gut in die geschichtlichen Ereignisse eingebettet. Die Autorin versteht es vortrefflich, das historische Berlin vor dem inneren Auge ihrer Leserschaft lebendig werden zu lassen, nicht zuletzt durch glaubhaft gestaltete Nebenfiguren und -ereignisse wie die Kundin, die täglich Stunden im Buchladen verbringt, ohne je auch nur ein Buch zu kaufen, dem Kohlenklau von fahrenden Güterzügen oder Ruths Recherche um das Schicksal ihrer jüdischen Kindheitsfreundin.

    Natürlich spielt in der unmittelbaren Nachkriegszeit auch die Besatzung durch die Amerikaner eine Rolle, der Plot erstreckt sich zwischen den letzten Kriegsjahren bis hin zum DDR-Volksaufstand 1953. Zusammen mit den handelnden Personen wird der Leser Zeuge von großen wie kleinen Ereignissen der jüngeren deutschen Geschichte, seien es politische Zusammenhänge oder kleine familiäre Anekdoten, die beispielhaft für das Leben Tausender in Ost- und Westberlin stehen.

    Die Autorin schafft es hervorragend, innerhalb 335 Seiten eine spannende Familiengeschichte vor ihrer Leserschaft auszubreiten, die trotz der Tatsache, dass es sich hier um einen Einzelband handelt, detailgetreu und authentisch ist.

    Von meiner Seite eine absolute Leseempfehlung mit eingängigem Schreibstil, sympathischen Charakteren und glaubhafter (Familien-)Geschichte. Volle Punktzahl!
    Quirinius, der Engel und das Christkind Anna Maria Praßler
    Quirinius, der Engel und das Christkind (Buch)
    11.12.2021

    Ein schönes und ansprechendes Bilderbuch in Anlehnung an die Weihnachtsgeschichte - hat mir wirklich sehr gefallen!

    Buchinhalt:

    Der kleine Römer Quirinius muss mit seinen Eltern nach Galiläa ziehen, da sein Vater bei der großen Volkszählung eine wichtige Position bekleidet. All seine Freunde muss der Junge in Rom zurücklassen, nur ein paar Spielsachen durfte er auf die Reise mitnehmen. Nach seiner Ankunft in Bethlehem macht Quirinius sich auf die Suche nach einem Ort zum Spielen und nach einem anderen Kind, das vielleicht sein Freund werden könnte und trifft den kleinen Engel Raphael. Dieser ist auf der Suche nach einem Platz, an dem der neue König geboren werden kann – und das ist ausgerechnet der Stall, in dem Quirinius es sich gemütlich gemacht hat….


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Quirinius, der Engel und das Christkind“ erwartet den kleinen wie großen Leser eine berührende Kindergeschichte eng angelehnt an das Weihnachtsevangelium. Hauptfiguren sind hier ein kleiner Römerjunge und ein Engel, die in Bethlehem aufeinander treffen. Quirinius, der auf der Suche ist nach einem Freund, ist sofort mit dabei, als der kleine Engel ihm erklärt, dass er sich seine „richtigen“ Flügel verdienen will, indem er einen schönen Platz sucht für den großen König, der bald geboren werden soll.

    Beide Hauptfiguren haben auf jeden Fall Identifikationspotential für die kleinen Leser, für die das Buch konzipiert ist: die Altersempfehlung beginnt bei 4 Jahren, allerdings gefällt dieses schön gestaltete Buch auch großen Kindern und Erwachsenen. Große, vollseitige Farbbilder und eine angenehm warme Farbgestaltung machen das Buch zu einem Schatz in jedem Bücherregal.

    Der Text dominiert auf keiner Seite die schönen Bilder und eignet sich sowohl zum Vorlesen als auch zum Selberlesen. Die unaufgeregte Erzählweise lässt dem Vorlesenden Raum für eigene Ausschmückungen, so dass das Leseerlebnis jedes Mal neu und interessant gestaltet werden kann.

    Die christliche Grundthematik ist durch die Weihnachtsgeschichte absolut gegeben, auch Werte wie Freundschaft und Teilen spielen eine wichtige Rolle. Mir gefiel zum Beispiel gut, dass die junge Zielgruppe ein schönes Beispiel dafür bekommt, wie es ist, mit jemand anderem seine liebsten Spielsachen zu teilen oder sogar etwas zu verschenken. Quirinius als Hauptfigur lässt am Ende seinen einzigen und wertvollsten Besitz, seine Spielsachen, für das Jesuskind im Stall zurück. Ich fand die Vorstellung bezaubernd, wie der kleine Jesus, wenn er etwas größer ist, mit den geschnitzten Pferdchen und den Würfeln spielt.

    Auf allen Doppelseiten finden sich neben der eigentlichen Geschichte auch immer Kleinigkeiten zum Entdecken, wie kleine Tiere oder andere Dinge. Trotzdem wirken die Bilder nicht überladen und durch die großen Seiten eignen sie sich wunderbar, um auch kleine Kinder die Weihnachtsgeschichte näher zu bringen.

    Ich könnte mir zudem vorstellen, dass es nicht bei dem einen Band bleibt sondern dass in der gleichen Form auch weitere Bibelgeschichten durch einen fiktiven Protagonisten wie den kleinen Quirinius entdeckt werden könnten. Dieses Buch ist als Einzelband viel zu schade – daraus sollte man wirklich eine Reihe machen!

    Absolute Leseempfehlung. Wer noch nicht weiß, was er zu Weihnachten schenkt: mit diesem Buch liegt man ganz sicher nie verkehrt!
    Weihnachtsglück in Ivy Hill Julie Klassen
    Weihnachtsglück in Ivy Hill (Buch)
    07.12.2021

    Unaufgeregte Regency-Weihnachtsgeschichte mit stimmungsvollem Flair des 19. Jahrhunderts

    Buchinhalt:

    Südengland im beginnenden 19. Jahrhundert: Weihnachten steht vor der Tür und auch Richard Brockwell ist auf dem Weg zu seinem Heimatdorf – doch nicht das bevorstehende Fest ist der eigentliche Grund. Richard ist ein Bonvivant und Lebemann und seine Mutter hat ihm jetzt den Geldhahn zugedreht. Ihr Wunsch: eine Hochzeit mit der jungen Arabella. Doch Richard liebt seine Freiheit und denkt gar nicht an eine dauerhafte Bindung...


    Persönlicher Eindruck:

    „Weihnachten in Ivy Hill“ ist ein weihnachtlicher Kurzroman zu Julie Klassens Regency-Serie rund um das Dorf Ivy Hill und seine Bewohner. Doch auch ohne jedwede Vorkenntnis lässt sich diese feine, weihnachtliche Geschichte genießen. Man kommt aufgrund des eingehenden, lebendigen Schreibstils schnell hinein in die Handlung und fasst Fuß im winterlich verschneiten Südengland und dem Familiensitz der Brockwells, dem Schauplatz dieser Geschichte.

    Hauptfigur ist Richard, ein Frauenheld und Lebemann, ganz im Stil von Maupassants Bel Ami. Frauen zu becircen, ihnen den Kopf zu verdrehen, das gefällt dem jungen Freigeist – jedoch scheut er bislang jedwede feste Bindung. Konflikte gibt es insoweit, als dass er sich in seinem Heimatort schnell wiederfindet zwischen zwei völlig unterschiedlichen Frauenfiguren: der betuchten Arabella, Wunschkandidatin von Richards Mutter einerseits und andererseits seiner Jugendfreundin Susannah, die selbst inzwischen Witwe ist.

    Die Handlung ist relativ unspektakulär und unaufgeregt, große Überraschungen und spannende Wendungen gibt es kaum. Jedoch erhält der Leser einen Einblick in das Leben im beginnenden 19. Jahrhundert in England, in alte Weihnachtsbräuche und darin, wie man damals die vorweihnachtliche Zeit und das Weihnachtsfest beging.

    Vieles ist völlig anders, als wir es von heute kennen, vieles ist heimelig-vertraut. Die Familien kommen zusammen, es gibt gemeinsame Essen, Spiele und man trifft sich mit Freunden. Erstaunlich ist, wie die Menschen schon Wochen zuvor feiern, auf Bälle gehen und zu Teegesellschaften – aber auch die Armen des Dorfes werden nicht vergessen.

    Hier gefielen mir besonders die Passagen um den Lehrlingsjungen aus der Druckerei, hier hätte ich mir noch viel mehr Handlung gewünscht. Ebenso mochte ich die Familie von Honeycroft, die trotz Armut zusammenhielt und nicht jammerte, sondern aus der Situation das Beste machte.

    Und es wäre nicht England, wenn auch nicht etwas verschrobene Passagen im Roman vorkämen. So fand ich Richards Art, wie er seinen kleinen Hund „kostümierte“, etwas merkwürdig – aber nun gut. Den Hund schien es nicht zu stören, also soll es mich das auch nicht.

    Alles in allem schwang auch ein feiner christlicher Grundton unauffällig in der Geschichte mit und wer historische Romane mit weihnachtlicher Kulisse gerne mag, ist hier auf alle Fälle gut aufgehoben!
    Ammann-Gebhardt, I: Zauberhafte Weihnachtszeit Ammann-Gebhardt, I: Zauberhafte Weihnachtszeit (Buch)
    04.12.2021

    32 emotionale, berührende Weihnachtsgeschichten aus 100 Jahren

    Buchinhalt:

    Weihnachten, das Fest der Liebe – und die Zeit, in der ganz bestimmte, besondere Erinnerungen im Gedächtnis wieder präsent werden. So auch in diesem schönen Buch, das mit 32 ganz unterschiedlichen Weihnachtsgeschichten aufwartet: Geschichten aus insgesamt 100 Jahren, aus der Zeit der beiden Weltkriege, die Nachkriegszeit bis hin in die Gegenwart. Egal ob Kindheitserinnerungen vom schönsten Weihnachtsfest während des Krieges oder an längst verstorbene Angehörige: dieses kleine aber feine Buch stimmt seine Leser ein auf die besinnlichste Zeit des Jahres.


    Persönlicher Eindruck:

    Weihnachtsbücher haben in der Vorweihnachtszeit Hochkonjunktur. Es gibt viele, ganz unterschiedliche, was hat also genau dieses, das es zu etwas Besonderem macht? Nun, es sind die kleinen Zwischentöne, die Heimeligkeit und der feine christliche Bezug, die mich an die Seiten fesselten.

    Besonders gefielen mir die alten Geschichten, aus der Zeit der beiden Weltkriege. Da sind zum Beispiel Erinnerungen an Bombennächte im Luftschutzkeller, die eine Mutter mit drei kleinen Kindern erzählt. Ausgerechnet am Heiligen Abend, am Fest der Liebe! Man war mit wenig zufrieden, war glücklich mit Kleinigkeiten und schätzte hoch ein, wenn man sich hatte. So, wie das Weihnachtsfest, an dem der Vater Heimaturlaub von der Ostfront hatte und trotz Kriegstrauma zusammen mit seiner Familie feiern durfte. Aber auch spätere Geschichten, wie „Weiße Rüben im Advent“, die vom Besuch bei einer alten Flüchtlingsfrau aus dem heutigen Rumänien erzählen, haben mein Herz berührt.

    Natürlich herrscht in vielen Geschichten durchaus auch ein emotional-beklemmender Grundton vor. Es ist nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen. Krankheit oder der Tod naher Angehöriger spielen mit hinein in die Erinnerungen der einzelnen Weihnachtsgeschichten: sind es doch meist nicht die einfachen, reibungslosen Weihnachtsfeste, die in Erinnerung bleiben, sondern die, in denen Das Schicksal hart zuschlägt und es am Ende doch noch gut mit den Menschen meint.

    Es sind etwas mehr als 24 Kurzgeschichten, es ist also kein literarischer Weihnachtskalender im eigentlichen Sinne. Dennoch eignet sich das Buch hervorragend als Einstimmung auf die besinnliche Zeit des Jahres, als Mitbringsel beim (Kranken-)Besuch oder als Vorlesebuch in Familie oder wo auch immer Sie mit ihren Lieben die vorweihnachtliche Zeit begehen möchten.

    Den Band beschließt die chronologische Geschichte der Geburt Jesu mit den dazu angegebenen Bibelstellen, anhand derer der Leser die Weihnachtsgeschichte noch einmal im Buch der Bücher nachlesen kann.
    Morgenroth, D: Auf den Flügeln der Zeit Morgenroth, D: Auf den Flügeln der Zeit (Buch)
    30.11.2021

    Bewegende, mitreißende Geschichte mit zwei Zeitebenen

    Buchinhalt:

    Köln 1946: der Alltag der Henke-Kinder ist geprägt von Bombenangriffen, Zerstörung und Kriegstrauma. Die Mutter tot, der Vater in Russland – die drei Kinder leben bei ihrer Oma, die sie mehr schlecht als recht über die Runden bringt. Mit der „Operation Shamrock“ werden die siebenjährigen Zwillinge Rosie und Gerd schließlich per Kindertransport nach Irland geschickt, um dort einige Zeit bei Gastfamilien leben und zur Ruhe kommen zu können. Trotz allem Bemühen, das zu verhindern, werden Rosie und Gerd schließlich getrennt.

    Über 70 Jahre später kommt die inzwischen 80jährige Rosie noch einmal nach Köln, auf den Spuren ihrer Kindheitserinnerungen. Sie ist auf der Suche nach ihrem damals verschwundenen Zwillingsbruder – doch wo soll sie ihn suchen?


    Persönlicher Eindruck:

    Auf zwei Zeitlinien breitet Autorin Morgenroth einen berührenden und emotional mitreißenden Roman vor ihrer Leserschaft aus, der mir mehr als einmal Tränen in die Augen trieb. Die Geschichte der beiden Zwillinge und ihrer kleinen Familie im Köln der Kriegszeit ist authentisch und steht beispielhaft für so viele Familien, in denen der Vater im Krieg, in Gefangenschaft oder gar vermisst und Hoffnung oder Perspektive ein rares Gut waren.

    So geht es hier auch Rosie und Gerd, deren Erinnerung nur noch eine kriegszerstörte Heimat kennt. Es nimmt nicht Wunder, wie begeistert und hoffnungsfroh die Kinder die Schulspeisung annehmen, die das irische Rote Kreuz schließlich anbietet: zweifelsfrei der Beginn einer Odyssee, die das Leben der beiden Kinder total umkrempelt. Mit der „Operation Shamrock“ schickt man sie nach Irland. Der Plan: nach einigen Monaten in einer Gastfamilie kehren sie zurück in die Heimat. Doch Rosie und Gerd bleiben in Irland – jedoch getrennt voneinander. Und obwohl die Sehnsucht mehr als groß ist, sollte das Wiedersehen erst über 70 Jahre später stattfinden.

    Der Schreibstil und die Bildgewalt der Erzählung sind überzeugend und authentisch. Mir gefiel vor allem der Vergangenheitsteil, dieser war abwechslungsreich, spannend und mitreißend.

    Der Gegenwartsteil konnte mich nicht ganz so abholen. Während sich auf weiten Strecken die Suche von Lia nach Gerd mehr oder minder zog und nichts wirklich spektakuläres ereignete, fand ich Lias Verhalten nicht wirklich authentisch. Lia gehört heute die Wohnung in Köln, die damals im Krieg das Zuhause der Henkes war. Schön und gut. Aber wie sie als vollkommen Fremde sich sofort in die Familie von Rosie hineinzeckt und sich dort breit macht, das fand ich nicht realistisch. Es erschien mir beim Lesen an manchen Stellen schon fast wie ein krankhafter Zug, wie sehr Lia sich in die völlig fremde Familie hineinkniet, als wäre es ihre eigene, und es diese nicht die Bohne stört. Nein, Rosies Angehörige empfinden das Ganze völlig normal – und genau das ist eben nicht authentisch.

    Einen zweiten Kritikpunkt habe ich bei Rosie als Kind. Zuerst hält sie es vor Trennungsschmerz kaum aus, mag ihrem Bruder nicht vom Hemdzipfel weichen. Nach der Eingewöhnung in ihre Gastfamilie will sie plötzlich von dieser sogar adoptiert werden und bricht von heute auf Morgen alle Brücken nach zu Hause vollkommen ab. Sie verlernt innerhalb kürzester Zeit die deutsche Sprache komplett und versteht binnen Wochen nicht mal mehr die Briefe von daheim. Genau das kann ich weder nachvollziehen noch glauben: so schnell vergisst eine Siebenjährige nicht, zumal es ihr daheim emotional gesehen nicht schlecht ging.

    Trotz dieser beiden Kritikpunkte habe ich das Buch sehr genossen und empfand den christlichen Aspekt als sehr angenehm und dezent in die Geschichte eingeflochten. Rosies Bild von Jesus als gutem Hirten, der sich besonders auch um Kinder kümmert und der dadurch auch Rosies persönlicher Beschützer wird, hat mir gut gefallen und ich fand auch den Schluss (wenn auch recht reibungslos letztendlich) bewegend und intensiv.

    Fazit: Ein empfehlenswerter Roman der zu Herzen geht und dem Leser das Schicksal tausender Kriegskinder plastisch vor Augen führt. Eine klare Leseempfehlung!

    Das Leben, ein großer Rausch Helene Sommerfeld
    Das Leben, ein großer Rausch (Buch)
    25.11.2021

    Schwächelnder Mittelteil der Trilogie: viele Hochzeiten, wenig Emanzipation. Für mich nur Durchschnitt, kein Hit.

    Buchinhalt:

    Berlin in den Goldenen Zwanzigerjahren: während in Berlin das schillernde Leben in Bars und Tanzlokalen brummt, frisst die schleichende Inflation nach und nach das Geld der Leute. Kostete gestern ein Laib Brot noch einige Reichsmark, müssen die Menschen heute schon tausend dafür zahlen. Mitten in dieser Gemengelage hat Polizeiärztin Magda Fuchs ihre Frauenarztpraxis eröffnet und kann auch schon einen ordentlichen Patientenstamm ihr Eigen nennen. Noch immer schwebt der Ruf ihre Vorgängers über ihr: Magda will jedoch keine Abtreibungsärztin sein und setzt sich ein für Verhütung und ein Frauenbild geprägt von Selbstbestimmung. Dann fällt ihre Freundin Doris einem Mordanschlag zum Opfer….


    Persönlicher Eindruck:

    Im zweiten Band ihrer Polizeiärztin-Reihe präsentiert das Autorenduo Helene Sommerfeld ein prächtiges Sittengemälde der Zwanzigerjahre. Berlin, die sündige Hauptstadt dieses neuen Lebensgefühls ist wie im Rausch. Nach den Schrecken des Großen Krieges sind die Leute süchtig nach Neuanfang und Amusement, doch noch immer prägt das Bild der Frau diese als Mutter zahlreicher Kinder und Heimchen am Herd.

    Im Zentrum der Geschichte um mehrere junge Frauen steht Magda, ihres Zeichens Polizeiärztin und seit kurzem Frauenärztin mit eigener Praxis. Ihre Geschichte, ihr Leben ist das Zentrum, um das sich die Lebensentwürfe ihrer Freundinnen, die der Leser bereits aus dem 1. Teil kennt, gruppieren. So ist da beispielsweise die naive und relativ unbedarfte Doris, die als Filmschauspielerin ein „Glanz“ werden möchte oder Celia, Tochter aus reichem Hause, die sich von ihrem Elternhaus emanzipiert. Auch Anwältin Ruth und Fürsorgerin Ina sind wieder mit von der Partie.

    Größtenteils dreht sich die Romanhandlung jedoch nur um zwei Themen: zahlreiche Hochzeiten der Hauptfiguren bzw. ihre Männergeschichten und das Thema Schwangerschaftsabbruch. Es ist auf weiten Strecken immer das Gleiche und das hat meinen Lesegenuss ehrlich gesagt geschmälert. Die Golden Twenties halten so viele Aspekte bereit, dass eine Reduktion auf die genannten Themen der Gänze dieser Epoche kaum gerecht wird. Auch der im Klappentext angekündigte Kriminalfall rund um Doris‘ Stichverletzung, welche gleich zu Beginn thematisiert wird, ist lediglich eine Ragerscheinung und wurde nicht weiter ausgebaut.

    Was mich verwundert: alle Frauenfiguren streben nach Unabhängigkeit und Eigenverantwortung, wollen aus dem Korsett eines veralteten Frauenbildes ausbrechen. Trotzdem geht es keiner schnell genug, sich an einen Mann zu hängen und diesen zu heiraten. Genau das verschenkt viel Potential. Am interessantesten waren für mich die Passagen und die Praxis von Magda und wie sie sich zur Wehr setzt gegen den Druck ihrer Vermieterin und Sprechstundenhilfe und gegen den Wunsch ihrer Patientinnen, ihre Babys los zu werden. Allerdings läuft sich dieses Thema nach einer Weile auch tot und man hat leider den Eindruck, als wurde in den 20er Jahren nur gevögelt, was das Zeug hält und hinterher ging man zur Engelmacherin. Das kann es nicht gewesen sein, bei allem Wohlwollen – ich finde, es wird nicht besser, wenn man immer und immer wieder nur auf diesem Thema herumreitet.

    Alles in allem ein durchaus interessanter Roman und ich bin auch schon gespannt auf den finalen 3. Band, aber wirklich lange nachhallend war der Mittelteil nicht für mich.
    Die Magie der Eulen Miriam Darlington
    Die Magie der Eulen (Buch)
    24.11.2021

    Absoluter Fehlgriff: das Buch verspricht etwas anderes zu sein, was es tatsächlich ist und hat mich auf weiten Strecken einfach gelangweilt.

    Buchinhalt:

    Die Autorin hat es sich in den Kopf gesetzt, alle 13 in Europa heimischen Eulenarten in freier Wildbahn aufzuspüren – darunter Arten wie Schleiereule, Waldkauz und Uhu. Daneben schreibt sie von ihrer Familie, ihrem autistischen Sohn, der an einer seltenen Krankheit leidet und allerlei Erlebnissen auf ihren Reisen zur Vogelbeobachtung. Das Buch ist KEIN Eulenführer, auch wenn die Aufmachung und der missverständliche Klappentext das dem Leser suggerieren!


    Persönlicher Eindruck:

    Ich gebe es offen zu: ich hatte vollkommen andere Erwartungen an das Buch, das dem zukünftigen Leser suggeriert, ein „Eulenbuch“ zu sein. Ja, natürlich geht es auch um Eulen, aber dieses Thema ist nur eins von mehreren. Wer einen fundierten Naturführer hinsichtlich der in Europa beheimateten Eulenarten sucht, ist hier absolut falsch. Dieses Buch hier enthält nicht ein einziges Foto einer Eule, keinen Tiersteckbrief und nichts, was dem Leser bei eigenen Vogelbeobachtungen hilfreich wäre – stattdessen erwartet den Käufer eine merkwürdige Mischung aus Reisereportage, Familiendrama und natürlich auch ein Stück weit Eulen-Thematik, die mich leider als Ganzes so nicht überzeugen konnte.

    Frau Darlington ist Buchautorin und Lehrerin für kreatives Schreiben, sie schreibt Kolumnen in einem Naturmagazin. In ihrem Buch zur Eulensuche in Europa ist auch sie nur Laie, jedenfalls keine gelernte Ornithologin und das sollte man vor dem Kauf wissen. Ja, sie beschreibt hier 9 Eulenarten, die sie beobachtet hat und gibt am Ende des Buches auch Literaturhinweise, doch ohne jedwedes Foto bleiben die Beschreibungen der einzelnen Eulen letztendlich ziemlich uniform und gleichförmig. Es sind Eulen, ja gut: aber wirkliche Unterschiede und Details bringt das Buch nicht rüber, das können andere wesentlich besser.

    Statt Fotos hat das Buch einige wenige Zeichnungen verschiedener Eulen – immerhin. Doch für den ornithologisch Interessierten haben diese keine tiefere Funktion, leider.

    Was mich beim Lesen zudem gestört hat, ist das viele Geplänkel rund um ihre Familie, ihren schwer erkrankten Sohn und andere auf das eigentliche Thema bezogene Nebensächlichkeiten. Lese ich ein Buch über eine Tiergattung, interessiert mich herzlich wenig, was sich im Hause des Autors so tut. Das hätte sich Frau Darlington aufsparen sollen für einen biografischen Familienroman, weil es einfach mit dem Thema des Buches überhaupt nichts zu tun hat.

    Schon auf den ersten Seiten, als die Autorin eine Höhle in Frankreich beschreibt und bei den darin befindlichen prähistorischen Höhlenmalereien meint „vielleicht wurden sie sogar von menschlichen Fingern dort hineingeritzt“, konnte ich die Frau nicht mehr ernst nehmen. Ja, wer soll das denn sonst getan haben, Frau Darlington? Etwa Außerirdische? Vom anderen Stern? Tut mir leid, wenn ich da fassungslos den Kopf schüttle. Auch wenn sie lediglich „Eingeritzt“ an Stelle von „Aufgemalt“ gemeint haben könnte und ihr die Betonung der menschlichen Finger dann egal wären – solch unfreiwillige Komik ist einfach fehl am Platz in einem Werk, das ein Stück weit auch wissenschaftlich sein möchte.

    Das Ganze liest sich vom Stil her recht eingängig, keine Frage. Doch für mich blieb von dem Buch letztendlich nur das reichlich morbide Faible der Autorin für allerlei totes (Eulen-)Getier, das sie aus dem Wald mit nach Hause nimmt und im heimischen Kühlschrank direkt neben dem Sonntagsessen für ihre Familie aufbewahrt, im Gedächtnis. Der Rest ist schnell wieder vergessen.

    In meinen Augen ist das Buch in der vorliegenden Aufmachung nichts anderes als ein Blender, der etwas vollkommen anderes suggeriert, als was er tatsächlich ist. Weder Cover noch Klappentext geben darüber Aufschluss. Zudem ist das Taschenbuch mit 20 € in meinen Augen maßlos überteuert. Schon ab der Hälfte gibt es in anderen Verlagen fundierte Naturführer über Eulen mit vollfarbiger Bebilderung. Letztendlich war das Buch für mich ein Fehlgriff auf ganzer Linie und eine maßlose Enttäuschung.
    Weihnachten auf der Archer Ranch Karen Witemeyer
    Weihnachten auf der Archer Ranch (Buch)
    16.11.2021

    Herzerwärmende Weihnachtsgeschichte aus der amerikanischen Westernzeit

    Buchinhalt:

    Weihnachten 1893: während die Familien der vier Archer-Brüder sich auf ein gemeinsames Weihnachtsfest auf der Ranch von Travis einstimmen, ist die Stimmung bei Cassie und Jim geprägt von der Trauer um ihren verstorbenen kleinen Sohn. Als Cassie mit den Kindern im Schulhaus Engel für das Weihnachtsfest bastelt, sucht eine hochschwangere junge Frau im Dorf Zuflucht. Ein brutaler Bandit hat es abgesehen auf das neugeborene Baby, doch Cassie tut alles, um das Kind vor dem gewalttätigen Schläger zu schützen….


    Persönlicher Eindruck:

    In der Reihe Kleine Auszeit Roman ist dieser herzerwärmende Weihnachts-Kurzroman erschienen, eine weitere Geschichte um Witemeyers Archer-Clan. Doch auch ohne Vorkenntnisse aus den anderen Bänden ist die Lektüre ein Genuss – in der Weihnachtszeit oder unter dem Jahr. Mit 137 Seiten und in hochwertigem Hardcover-Einband ist das kleine aber feine Buch ideal als kleines Geschenk zum Krankenbesuch oder als Mitbringsel für alle, die berührende Geschichten mit christlicher Botschaft zu schätzen wissen.

    Zunächst mag der Plot ein bisschen überfordern mit der Menge an Personen, Namen und Verwandtschaftsbeziehungen. Zu Beginn der Geschichte findet sich ein Stammbaum der Archer-Familie, der die Verflechtungen der einzelnen Figuren verständlich erläutert und im Lauf von wenigen Seiten hat man auch schon (wieder) hineingefunden in die amerikanische Westernzeit im ausgehenden 19. Jahrhundert, die die Kulisse für diese Geschichte bietet.

    Es ist die Weihnachtszeit, die Karen Witemeyer in dieser Geschichte beleuchtet und das Flair und die Zusammengehörigkeit der Jahreszeit und der handelnden Personen nimmt den Leser bereits auf den ersten Seiten mit in eine kleine, aber wundervolle Geschichte.

    Der christliche Bezug ist angenehm unaufdringlich in die Handlung eingeflochten und behandelt Themen wie Trauer, Gottvertrauen und Hoffnung.

    Ich liebe die Geschichten, die Witemeyer sich in ihren Romanen ersinnt und bin begeistert auch von dieser – eine absolute Leseempfehlung ohne viel Kitsch, aber mit Warmherzigkeit und der weihnachtlichen Botschaft der Liebe. Absolut verdient 5 Sterne!
    276 bis 300 von 702 Rezensionen
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