Inhalt Einstellungen Privatsphäre
jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite
  • Portofrei ab 20 Euro
  • Portofrei bestellen ab 20 Euro
  • Portofrei innerhalb Deutschlands Vinyl und Bücher und alles ab 20 Euro
0
EUR
00,00*
Warenkorb EUR 00,00 *
Anmelden
Konto anlegen
    Erweiterte Suche
    Anmelden Konto anlegen
    1. Startseite
    2. Alle Rezensionen von Kerstin1975 bei jpc.de

    Kerstin1975 Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 08. August 2013
    "Hilfreich"-Bewertungen: 290
    702 Rezensionen
    Die Wagemutige Caroline Bernard
    Die Wagemutige (Buch)
    20.08.2022

    Biografischer Roman um die Widerstandskämpferin Lisa Fittko.

    Buchinhalt:

    1940, inmitten der Naziherrschaft, engagiert sich die junge Lisa Fittko im Widerstand. Lisa organisiert die Flucht zahlreicher Deutscher nach Frankreich und Spanien, wird aber schließlich selbst in Frankreich als feindliche Ausländerin interniert. Ihre Flucht gelingt – aus den Fängen der Franzosen hinein in die Arme des Amerikaners Louis, in den sie sich verliebt. Lisa steht alsbald zwischen zwei Männern, doch ihr Bestreben im Widerstand ist dennoch ungebrochen...


    Persönlicher Eindruck:

    Die Wagemutige ist ein biografischer Roman, der sich mit dem Leben und Streben der Widerstandskämpferin Lisa Fittko beschäftigt. Lisa Fittko – eine couragierte und mutige Frau, deren Name mir vor der Lektüre vollkommen unbekannt war, durch diesen sehr bildhaften, authentischen Roman aber ein Gesicht bekommen hat.

    Autorin Bernard schildert sehr gekonnt und gut recherchiert das Leben dieser interessanten Frau. Lisa ist eine Linke, engagiert sich im Widerstand gegen die Nazis und hilft anderen Menschen, über Fluchtrouten das Land zu verlassen. Mut hat sie – Furcht scheint sie nicht zu kennen. Zumindest baut Bernard ihre Hauptfigur als Heldin ohne Furcht und Tadel auf. Leider schafft sie es dadurch nicht, bei mir Nähe zu Lisa zu erzeugen. Das ganze Buch hindurch war Lisa für mich eine distanzierte Figur, über die ich zwar lese und deren Leben auch spannend und interessant war, sie mir aber nicht wirklich nahe ging.

    Der historische Kontext der Geschichte war plastisch und bildhaft, keine Frage. Als Leser historischer Romane dieser Epoche war ich nicht abgeneigt, mich in diese Romanbiografie zu vertiefen – auch wenn ich lange nicht wusste, dass ich überhaupt eine solche lese. Erst durch die Distanz zum Leser, die sich für mich bis zum Ende durchzog, kam ich überhaupt auf die Idee, den Namen der Frau einmal zu googeln.

    Neben den historischen Passagen erwartet den Leser auch eine Liebesgeschichte. In einer Art Liebesdreieck gefangen steht Lisa zwischen ihrem Mann Hans und dem smarten Amerikaner Louis. Lisa muss sich schließlich zwischen ihrer Liebe und ihrer Tätigkeit im Widerstand entscheiden.

    Insgesamt betrachtet ist das Leben dieser beeindruckenden Frau auf alle Fälle wert, dem breiten Publikum nahe gebracht zu werden. Mich hat zwar ihre Bedeutung innerhalb der historischen Zusammenhänge beeindruckt, allerdings konnte ich nicht so mitfiebern, wie mit vergleichbaren (fiktionalen) Romanen des Genres.

    Ich finde, es ist recht unglücklich, dass dem Leser nicht vor dem Kauf bewusst ist, hier eine Romanbiografie zu erhalten – hier muss der Verlag meines Erachtens noch nachbessern.
    Laureano, C: Ein unerwartetes Vermächtnis Laureano, C: Ein unerwartetes Vermächtnis (Buch)
    14.08.2022

    Leichter, an manchen Stellen leider auch seichter Unterhaltungsroman – nichts Besonderes.

    Buchinhalt:

    Als die junge Innenarchitektin Melissa eines Tages die Nachricht erhält, in Colorado eine Erbschaft gemacht zu haben, begann sich ihr Leben von einem Tag auf den anderen zu verändern. Das Erbe entpuppt sich als drei wertvolle Häuser, gefüllt mit Antiquitäten – und der Tatsache, dass es ihre leibliche Großmutter war, die ihr die Immobilien vermacht hat. Melissa will zunächst verkaufen, doch der smarte und gutaussehende Bürgermeister des kleinen Ortes hat andere Pläne mit den drei Häusern...


    Persönlicher Eindruck:

    In Carla Laureanos Gegenwartsroman nimmt sie ihre Leser mit ins ländliche Colorado, an einen kleinen Ort namens Jasper Lake. Wie bereits das Cover vermuten lässt, schmiegt sich die kleine Stadt an einen malerischen See in mitten schroffer Berge – ein idyllischer Platz, an den man auch als Leser gerne einmal reisen würde. Jasper Lake ist der Ort, von dem Hauptfigur Melissas Familie herkommt, doch Melissa ist zunächst alles andere als begeistert, mit den geerbten Häusern eine Verbindung zu Mutter und Großmutter zu bekommen: Melissa wuchs als Pflegekind in verschiedenen Familien auf und kann es ihrer Mutter bis heute nicht verzeihen, dass sie sie damals nicht behalten hat.

    Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Beziehung zwischen Melissa, ihrer Vergangenheit und dem smarten Bürgermeister Gabriel, der ihr als Testamentsvollstrecker quasi „frei Haus“ geliefert wurde – und gerade diese Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren fand ich nicht sonderlich glaubhaft.

    Natürlich ist schon bald vorhersehbar, in welche Richtung sich die Freundschaft der beiden Protagonisten entwickelt, jedoch fehlt jedwede Distanz gerade zu Beginn. Wer würde sich einem völlig Fremden gegenüber derart verhalten? Ich glaube noch nicht mal, dass das in den USA so Usus wäre. Melissa und Gabriel – ja sogar dessen Vater, der Pensionswirt – sind von Beginn an per Du und verhalten sich ziemlich distanzlos dem jeweilig anderen gegenüber. Melissa eröffnet Gabriel sehr schnell ihre Vergangenheit und man hat nicht den Eindruck, als würden die beiden sich erst ein paar Stunden kennen.

    Wie auch immer: Gabriel als männlicher Gegenpart ist sehr schwer einzuschätzen. Natürlich will er Melissa dazu bringen, die geerbten Häuser nicht zu verkaufen, spielt aber meiner Meinung nach zu sehr mit der emotional instabilen Frau und ihren Gefühlen. Erst nach einer Weile wird aus Freundschaft eine Beziehung, die sich aber inhaltlich schon sehr früh abzeichnet.

    Thematisch befasst sich der Roman mit christlichen Themen wie Vergebung und Neuanfang, der christliche Aspekt an sich ist aber sehr minimalistisch und bis auf ein Gespräch zwischen den beiden Hauptfiguren kaum sichtbar. Es geht um Melissas Aufarbeitung ihrer Vergangenheit und damit, Frieden zu schließen mit dem, was war. Colorado ist für Melissa ein Neuanfang, eine Chance, mit sich und ihrer Familie ins Reine zu kommen.

    Vom Stil her ist der Roman sehr bildhaft und eingängig, das Setting und die Menschen in Jasper Lake, das Leben und die Umgebung sind authentisch und schön beschrieben. Insgesamt konnte der Roman mich aber nicht so mitreißen, wie ich es erhofft hatte. Spannungselemente fehlten einer Meinung nach komplett. Ein unerwartetes Vermächtnis ist ein leichter Unterhaltungsroman mit einigen Längen, aber leider nichts wirklich Besonderes, das ihn aus der Masse heraushebt.

    Drei Tage im August Anne Stern
    Drei Tage im August (Buch)
    05.08.2022

    Beschaulicher Roman über ein Pralinengeschäft und seine Nachbarschaft im Berlin der 1930er Jahre. Hat mir gut gefallen!

    Buchinhalt:

    Berlin, 1936: Unter den Linden ist die erste Adresse für feinste Pralinen, denn dort befindet sich die Konfiserie Sawade. Die junge Elfie ist Prokuristin des Geschäfts, die gute Seele des Hauses – und eins mit den edlen Düften nach Kakao, Marzipan und feinem Trüffel. Von der alte Madame Conte, die im ersten Stock wohnt, erfährt Elfie nach und nach die Geschichte hinter dem wohl berühmtesten Produkt des Ladens – und der Erinnerung an eine verbotene Liebe....


    Persönlicher Eindruck:

    In nur drei Tagen im August 1936 spielt sich die Handlung dieses feinen, unaufgeregten, teilweise melancholischen Romans ab, dessen Schauplatz Berlins berühmteste Allee bildet: Unter den Linden. Mittelpunkt des Geschehens: die Pralinenmanufaktur Sawade, ein Betrieb, gegründet 1880 und bestehend bis heute, Insofern ist der Schauplatz dieses feinen, sinnlichen Romans real existent und das Buch eine Hommage an feine Trüffel, handgemachte Spezialitäten und all die Menschen, die damals wie heute edle Aromen und feinste Genüsse dort unter die Leute brachten und immer noch bringen.

    Es geht um die unmittelbare Nachbarschaft des Sawade. Den Buchladen des jüdischen Buchhändlers Franz Marcus, um das ehrwürdige Hotel Adlon, Issa Hamadis Jazzeller oder auch um ein Berliner Original, wie den Drehorgelspieler Spree-Willi, der zum Zeitpunkt der Handlung aber bereits verstorben ist.

    Hauptfigur ist zweifelsfrei Elfie, die Prokuristin der Chocolaterie, eine nicht mehr ganz so junge Frau mit Ecken und Kanten. Sie erscheint dem Leser durchaus spleenig, teilweise auch schwermütig und mit offensichtlich autistischen Zügen. Dennoch findet man schnell einen Draht zu ihr – sie ist es, die die einzelnen Fäden der anderen Figuren zusammenhält. Neben ihr stehen auch der jüdische Buchhändler Franz sowie Elfies Mitarbeiterin Trude im Vordergrund.

    Über alledem thront mehr oder minder in der Bel Etage der Geschichte die alte Madame Conte, die letztendlich mit ihrer Lebensgeschichte den Bogen spannt von der Vergangenheit der Manufaktur hin zur Gegenwart: ihre Geschichte fand ich sehr bewegend und ihre Erzählungen geben dem Leser direkt die Möglichkeit, in das 19. Jahrhundert zurückzureisen und den Wandel hin zum Neuen hautnah mitzuerleben.

    Der Roman spielt zur Zeit des Nationalsozialismus, diese dunkle Zeit deutscher Geschichte wird deutlich am Schicksal von Franz, dem Buchhändler und Nachbarn des Pralinengeschäfts. Dennoch empfand ich die geschichtlichen Einstreuungen doch sehr minimalistisch. So wirklich kommt bei der Lektüre die Brisanz der damaligen Zeit nicht rüber, auch wenn der Buchhändler letztendlich nach England emigriert, was durch Prolog und Epilog den Rahmen für die Geschichte bildet.

    Zwischen einzelnen Kapiteln des Romans kommen in philosophischer Art und Weise auch die Linden der berühmten Allee zu Wort, die über die Geschichte Berlins und ihrem Standort sinnieren. Das mag zunächst merkwürdig anmuten, ist aber ein wirklich gekonntes Stilmittel, das Flair des damaligen Berlin einzufangen.

    Für mich war Drei Tage im August ein besonderer historischer Roman, etwas abseits vom Mainstream, mit ruhigem Erzählstil und ganz eigener Sogkraft. Von mir daher eine Leseempfehlung für all diejenigen, die das Besondere lieben!
    Frei:Sein 2023 - Postkartenkalender mit Aufsteller Frei:Sein 2023 - Postkartenkalender mit Aufsteller (KAL)
    29.07.2022

    Ernüchternd: von wegen 52 Postkarten - es gibt nur 43, der Rest ist rückseitig bedruckt.

    Frei:Sein 2023 ist ein ringgebundener Tischkalender aus dem christlichen adeo-Verlag mit Postkarten zum Ausschneiden.

    Der Aufsteller ist recht groß bemessen, mit 19 x 19 cm ist er ein ziemlicher Brummer. Rein optisch ist der Kalender in seinen Bildern sehr minimalistisch. Es wechseln sich Luft-, Wolken- und Wassermotive mit gezeichneten Bildern ab, teilweise mit Sinnspruch aber auch ohne.

    Mit 18 € bewegt sich der Kalender eindeutig im oberen Preissegment und enttäuscht insofern, als dass der Verlag auf dem Titel mit 52 Postkarten für jede Woche des Jahres wirbt, sich aber lediglich aus 43 der Kalenderblätter eine Postkarte ausschneiden lässt. Für mich somit eine Mogelpackung.

    Dafür, dass der Käufer hier einen Kalender aus einem christlichen Verlag erwirbt, fällt mir beim Blättern auf: er knausert sehr mit christlichem Inhalt. Lediglich fünf der 52 Wochenblätter befassen sich mit der Bibel. Statt dessen bedient man sich vorwiegend an althergebrachten Kalendersprüchen, wobei durchaus positiv anzumerken ist, dass es auch spruchfreie, neutrale Motive gibt.

    Inhaltlich spricht der Kalender das Thema Freiheit, Freigeist und ein Stück weit auch Achtsamkeit an, auf den rückseitig bedruckten Impulsseiten gibt Autorin Anne Weigel Denkanstöße zu Themen wie Rausgehen, Atmen oder Loslassen. Der Untertitel „Mehr Weite im Denken, Sehen & Geben“ soll Anregungen geben für die Suche nach neuen Horizonten – in diesem Sinn eignet sich der Kalender sowohl als Geschenk als auch für Vielschreiber, Bastler und zum Dekorieren.

    Insgesamt war ich allerdings nicht so begeistert wie erhofft, für mich überwogen dann doch die Enttäuschungen. Auch die Mehrzahl der Bilder traf meinen Geschmack nicht so wirklich.
    Im Dienst der Hoffnung Brigitte Liebelt
    Im Dienst der Hoffnung (Buch)
    25.07.2022

    Über das Leben der Gründerin des ersten Diakonissen-Mutterhauses. Gut recherchiert aber leider recht zäh im Schreibstil....

    Buchinhalt:

    Brigitte Liebelt zeichnet in dieser teilfiktiven Romanbiografie das Leben der „Mutter aller Diakonissen“ Friederike Fliedner nach, die das Diakonissenamt zusammen mit ihrem Ehemann, dem Pfarrer Theodor Fliedner in Kaiserswerth erfand. Durch ihre Einrichtung war es ledigen Frauen des Industriezeitalters erstmals möglich, einen Beruf zu erlernen, in dem sie ein eigenes Gehalt erzielten.

    Dieses Buch beschreibt Friederike Fliedners Leben von früher Kindheit bis ins hohe Alter nach, legt Zeugnis ab von ihrer Frömmigkeit und gibt einen tiefgründigen Einblick in die Gründung der Diakonissenanstalt und der Lebensumstände der Menschen vor 200 Jahren.


    Persönlicher Eindruck:

    Friederike Fliedner – Pionierin der Diakonie: diese Frau war ihrer Zeit wirklich voraus und leistete Bahnbrechendes im Industriezeitalter des 19. Jahrhunderts. Autorin Liebelt breitet vor ihrer Leserschaft einen fundierten und sehr gut recherchierten biografischen Roman aus, der nur in Bruchteilen fiktive Elemente enthält und sich in der Hauptsache auf das Leben der Gründerin des ersten Diakonissen-Mutterhauses in Kaiserswerth stützt.

    Dabei beginnt das Werk bereits in Friederikes Kindheit und zeigt auf, wie Frömmigkeit, Hingabe und Hilfsbereitschaft bereits in früher Jugend ein Teil sind von der Frau, die später als „Mutter aller Diakonissen“ in die Geschichtsbücher eingehen sollte.

    Friederike ist fromm, eine zutiefst gläubige Frau. Ihren Alltag, ihr ganzes Leben gründet sie auf Jesus Christus und die Nächstenliebe, die sie später auch Kranken, Beladenen und Waisen zuteil werden lässt. Sie unterstützt ihren Mann Theodor Fliedner bei seiner seelsorgerischen Arbeit und schafft es, die Sorge um ihre eigene Familie und ihr Wirken in der Diakonie immer unter einen Hut zu bringen.

    All das wird in diesem Buch deutlich, dabei untermauert Autorin Liebelt ihre Recherche durch zahlreiche Quellenangaben und Hinweise auf weiterführende Literatur.

    Neben all den positiven Aspekten gibt es aber auch einige berechtigte Kritikpunkte. So neigt Autorin Liebelt zu mehrfacher Wiederholung. Warum sie in Vorwort und Nachwort noch einmal alle wesentlichen Punkte der biografischen Geschichte in Kurzform zusammenfasst, erschließt sich mir nicht – schließlich soll der Leser ja den Textkörper lesen. Alle notwendigen Infos bekäme er auch aus den beiden Zusammenfassungen.

    Daneben gebe ich offen zu: Frau Liebelt hat einen in meinen Augen sehr - man möge mir den Ausdruck verzeihen – einschläfernden Erzählstil. Natürlich geht sie fast tagebuchartig die vielen Stationen im Wirken der Friederike Fliedner ab, aber an vielen Stellen einfach trocken und leblos. Auch wenn es sich um die Biografie einer realen Figur der Geschichte handelt, erwarte ich immer auch ein mitreißendes Element, das mich nur so an den Seiten verweilen lässt. Und genau dies fand ich nicht bei der Lektüre. Wirklich hineinversetzten in die Hauptfigur konnte ich mich beim Lesen nicht, viele Nebenfiguren wie beispielsweise ihre Geschwister, blieben blass und farblos.

    Insgesamt eine durchaus interessante Biografie über eine starke, gläubige und inspirierende Frauenpersönlichkeit, über die Gründung des Diakonissenamtes und über das erste Mutterhaus in Kaiserswerth – wenn man bereit ist, schriftstellerisch einige Abstriche in Kauf zu nehmen.
    Die Senfblütensaga - Hoffnung im Herzen Clara Langenbach
    Die Senfblütensaga - Hoffnung im Herzen (Buch)
    22.07.2022

    Abschlussband mit allerlei Unglaubwürdigkeiten – kann man lesen, ist aber kein Pageturner.

    Buchinhalt:

    Nach ihrer Flucht aus dem lothringischen Metz suchen Emma, ihre Schwiegermutter und Antoine eine neue Bleibe. Ihr Weg führt sie zunächst nach Speyer, wo sie bei Emmas Mutter vorübergehend unterkommen, doch diese nützt die Situation schamlos aus und behandelt ihre Tochter wie ein Dienstmädchen. Durch die Arbeit bei den französischen Besatzern kommt Emma zu etwas Geld und nach der Rückkehr von Carl eröffnen die beiden eine Senffabrik in Düsseldorf. Leider werden ihnen auch dort Steine in den Weg gelegt: denn Düsseldorf hat nicht gerade auf Carls Senf gewartet....


    Persönlicher Eindruck:

    Im dritten und abschließenden Band ihrer Senfblütensaga nimmt Autorin Langenbach ihre Leserschaft abermals mit in die Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Emma und ihr Anhang mussten aus Metz fliehen und wissen nicht recht, wohin – währenddessen glaubt Emma, Carl sei tot und das Weiterleben hätte nicht wirklich einen Sinn.

    Sehr packend und mit stetig steigender Spannung erzählt die Autorin von Emmas Konflikt mit ihrer Mutter. Emmas Eltern leben in prekären Verhältnissen, trotzdem tritt Käthe wie eine Diva auf und behandelt ihre Tochter wie ein Dienstmädchen. Dazu kommt ihr alter Hass auf alle Seidels – dennoch halten es Emma und Schwiegermutter Wilhelmine relativ lange in Speyer aus.

    Gut gefallen haben mir die Passagen um Emmas Bemühungen um Arbeit bei den französischen Besatzern. Die Figur des marokkanischen Soldaten Azzeddine Ben Ajarrar empfand ich als sehr ausbaufähig, leider hat Langenbach dieses Potential nur begrenzt benutzt. Azzeddine war für mich ein Sympathieträger und eine der Schlüsselfiguren des ersten Teils der Handlung, doch leider verlor sich dieses Potential, nachdem die Autorin diese Figur nicht mehr brauchte.

    Im zweiten Teil des Romans haben der wiedergekehrte Carl und Emma in Düsseldorf schließlich eine Senffabrik aufgebaut. Durch den recht großen Zeitsprung erfährt man als Leser nicht, woher sie die Mittel nehmen – und genau hier beginnt die Geschichte unglaubhaft zu werden. Emma durfte die geheimen Baupläne für Carls Senfmaschinen nicht mehr aus der Wohnung der herrischen Mutter holen, zudem haben weder Emma noch Carl größere finanzielle Mittel. Trotz allem steht plötzlich eine Manufaktur in Düsseldorf mit neuartigen Maschinen, die alsbald einen Konkurrenten und Erzfeind aus früheren Tagen auf den Plan ruft. Wie soll der Leser das nur glauben?

    Schade, denn der Beginn war so dermaßen vielversprechend! Es war für mich einfach an den Haaren herbei gezogen, dass das Paar anscheinend von monatlich 10 Senfgläschen an ein Feinkostgeschäft leben kann – denn Düsseldorf scheint zu der Zeit das Mekka der Senfproduktion gewesen zu sein und Carls „Klitsche“ - man verzeihe mir diesen Ausdruck – ist nur ein Betrieb von vielen. Man erfährt nichts von weiteren Kunden, aber Produktion kostet nun mal.

    Alles in allem konnte Langenbach auch im dritten Band nicht an den Erfolg des ersten heranreichen. Die Emotionen bezüglich der Liebesgeschichte blieben in meinen Augen eher blass und wenig nachfühlbar, dabei half auch nicht, ständig zu betonen, wie gut Carl nach Senf riecht. Irgendwann nervte dieses Detail einfach. Mal im Ernst: ist permanenter, scharfer Senfgeruch wirklich so anziehend?

    Letztendlich kann man den Roman lesen, wenn man wissen möchte, wie das Ganze ausgeht – ein Meisterwerk ist es aber nicht und hebt sich für meinen Geschmack auch nicht aus der Masse der Historienromane dieser Epoche heraus.
    Memento Monstrum (Bd. 2) Jochen Till
    Memento Monstrum (Bd. 2) (Buch)
    19.07.2022

    Fledermaus-Opa Graf Dracula erzählt seine Geschichten - ein witziges Kinderbuch mit Botschaft

    Buchinhalt:

    Graf Dracula ist Opa – und was für einer! Im Schloss der vampirischen Fledermaus trifft sich alles, was Rang und Namen hat unter den mystischen Monstern der Weltliteratur – von King Kong, über Werwolf und Riesenspinne bis hin zu Vampirjäger Van Helsing. Und weil Opa Dracula ganz nebenbei noch auf seine drei quirligen Fledermaus-Enkel aufpassen soll, erzählt er dabei so manch gruselige aber auch herzerwärmende Geschichte aus seinem über hundertjährigen Leben...


    Persönlicher Eindruck:

    Im mittlerweile zweiten Band der „Memento Monstrum“-Reihe geht es erneut um allerlei gruselige Spukgestalten. Allesamt sind sie zu Gast auf Draculas Anwesen, wo der Vampir-Opa in Abwesenheit seiner Tochter mit den drei Enkeln eine abgefahrene Party schmeißt. Zu Gast sind keine Geringeren, als Werwolf, Zombie, Riesenspinne und Yeti! Und während allerlei rote Delikatessen in den hungrigen Mündern verschwinden und die drei quirligen Fledermaus-Enkel nichts als Unsinn anstellen, erzählt der Opa mehrere Geschichten rund um bekannte Monster aus der Weltliteratur. Die rein wahren, versteht sich.

    Wer wissen will, wie Kong dereinst nach New York kam und dort zum King wurde oder wie es sich wirklich zugetragen hat mit Ferdinand, dem Frankenstein'schen Monster, dem sei dieses Kinderbuch ans Herz gelegt. Dabei ist das Buch so konzipiert, dass es nicht nur der jungen Zielgruppe gefällt, sondern auch erwachsene Leser den ein oder anderen Insider-Witz und Schmunzelmoment mitnehmen können.

    Genau hier scheiden sich die Geister: Während es sehr erfrischend gemacht ist und auch dem erwachsenen Leser gefällt, haben Kinder wohl auch das ein oder andere Problem, das (Vor-)Gelesene vollständig zu verstehen. Die Altersempfehlung ist ab 8 Jahren und da werden die Kinder verständlicherweise weder den King-Kong-Film kennen noch die Erzählung von Frankenstein.

    We auch immer: mir haben die drei Geschichten, die übrigens in andersfarbiger Schrift gehalten sind und sich dadurch rein optisch vom Rest abheben, am besten gefallen. Die Zwischenpassagen aus der Gegenwart, von Draculas Party und den frechen, ja mitunter flegelhaften Enkeln gefielen mir nicht so. Die drei Kinder, allen voran Globine, empfand ich als sehr nervtötend und nicht wirklich vorbildgebend für die Zielgruppe.

    Qualitativ ist das Buch sehr hochwertig gemacht, die Seiten sehr dick und auch reich illustriert, teilweise sogar ganzseitig. Das Cover ist ein Hingucker mit Spotlack-Elementen und dem Verkaufspreis von 18 € durchaus angemessen.

    Was ich etwas vermisst habe: ein Namensregister bzw. Glossar, damit klar ist, wer nun Bobo ist oder Justine. Wer Band 1 nicht kennt, hat da durchaus Probleme, alle Personen richtig zu verorten.

    Insgesamt haben an diesem Buch junge und junggebliebene Leser ihren Spaß, wenn sie sich für Gruselgeschichten interessieren. Alles in allem beinhaltet die Gesamtgeschichte auch eine Botschaft, und zwar: der äußere Schein kann durchaus trügen und sich unter jeder noch so grauenhaften Fassade auch ein liebenswerter Charakter verbergen. Lerne Dein Gegenüber erst kennen, bevor Du Dir ein endgültiges Urteil bildest!
    NEW YORK - Wie es keiner kennt Susan Kaufman
    NEW YORK - Wie es keiner kennt (Buch)
    16.07.2022

    NY-Bildband mit 95 % Hauseingängen und Türen in malerischer Lage - da habe mir mehr erhofft...

    Buchinhalt:

    Der Millionenmoloch New York ist weit mehr als Wolkenkratzerkulisse und Manhattan – auch in New York gibt es malerische Ecken: die Stadt, die niemals schläft präsentiert sich in diesem Bildband von unbekannter Seite. 10 Stadtteile werden von Autorin und Lifestyle-Fotografin Kaufman hier bildlich in Szene gesetzt.



    Persönlicher Eindruck:

    Ich war noch niemals in New York – umso mehr war ich gespannt auf diesen Bildband, abseits vom Filmkulissen-Klischee Manhattan mit seinen Wolkenkratzern. Das Buch verspricht eine Reise zu zahlreichen malerischen Orten in der Millionen-Großstadt, fernab vom Tourismustrubel und der allseits bekannten Betonwüste.

    Susan Kaufmann nimmt ihre Leser mit an ihre Lieblingsorte in 10 Stadtbezirken – von Greenwich Village, East- und West Village, über SoHo und Upper East Side bis nach Brooklyn schweift sie mit ihrer Kamera und fängt verwunschene Gässchen, malerische Winkel und unbekannte Plätze für ihren Bildband ein.

    Soweit, so gut. Was der zukünftige Leser dabei wissen sollte: 95 % der Bilder sind Hauseingänge und Gebäudefassaden. Nur sehr wenige Bilder zeigen ein Minimum an ihrer Umgebung, blühende Bäume und einzelne Straßen. Im Grunde ist „New York wie es keiner kennt“ ein Bildband von Haustüren – und gerade dann ist es in meinen Augen relativ unwichtig, wo diese Häuser nun stehen.

    Natürlich ist die Architektur vieler Gebäude zweifelsfrei schön anzusehen und man hätte sie möglicherweise nicht mit New York in Verbindung gebracht. Andererseits läuft sich die Bilderflut nach wenigen Seiten tot, wenn man als Leser und Betrachter immer das gleiche Thema präsentiert bekommt.

    Ich gebe ehrlich zu: ich habe mir mehr versprochen. Wie gerne hätte ich auch mal einen ganzen Straßenzug, Park oder ein detaillierteres Umgegendfoto gesehen, um mir die Gesamtheit der genannten Stadtteile vor Augen zu führen. So, wie die Bilder präsentiert werden, ist das kaum möglich – vor allem für jemanden, der die Stadt noch nie mit eigenen Augen gesehen hat.

    Selbstverständlich spreche ich dem Band nicht seine Qualität ab – der Verlag verwendet Hochglanzpapier, die Bilder sind fotografisch Top und schön anzusehen. Insgesamt betrachtet ist das Buch aber eher etwas für eingefleischte New York-Fans oder Bildband-Freunde. Für mich als Leser ohne direkten Bezug zu der amerikanischen Großstadt war das Buch eher enttäuschend.
    Die karierten Mädchen Alexa Hennig Von Lange
    Die karierten Mädchen (Buch)
    15.07.2022

    Packend und authentisch erzähltes Schicksal aus der Zeit des Nationalsozialismus, nach einer wahren Lebensgeschichte.

    Buchinhalt:

    In den 1930er Jahren übernimmt die junge Lehrerin Klara die Leitung eines Kurheims für Kinder. Als sich die Wirtschaftskrise zuspitzt und dem Heim die Schließung droht, sucht Klara trotz aller Warnungen Hilfe und Unterstützung bei den nationalsozialistischen Machthabern und erkennt erst spät, mit wem sie sich da eingelassen hat. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als das Spiel der neuer Herren mitzuspielen – denn Klara trägt die Verantwortung für ihre Schülerinnen und allen voran für Tolla, einem Waisenkind, das sie wie ihre eigene Tochter aufzieht. Was niemand wissen darf: Tollas leibliche Mutter war Jüdin...


    Persönlicher Eindruck:

    In Anlehnung an die Lebensgeschichte ihrer Großmutter erzählt Autorin Alexa Hennig von Lange die packende und dramatische Geschichte von Klara, einer jungen Lehrerin. Es ist eine mitreißende Erzählung aus einem dunklen Kapitel deutscher Geschichte: schon bald übernehmen die Nationalsozialisten das Kommando in Deutschland und das Heim wird in eine Lehranstalt nach NS-Ideologie umgewandelt.

    Hauptfigur Klara kommt ursprünglich aus der Provinz. Vom Wesen her ist sie eher unbedarft und naiv, sie glaubt den Versprechen von Volkszusammengehörigkeit und Unterstützung, die die Nazis machen – will andererseits ihre Schülerinnen aber auch zu selbständigen Individuen mit eigenem Denken erziehen. Aufgrund ihrer anfänglichen Naivität lässt sie sich mit den Nationalsozialisten ein, alles in guten Denken und mit Hoffnung auf finanzielle Hilfe für das Heim, das sie nach dem Tod der alten Heimleiterin leitet.

    Nachvollziehbar und authentisch empfand ich die Entwicklung, die Klara vom jungen, unbedarften Mädchen aus dem Harz hin zur toughen Leitern besagten Mädchenheimes durchläuft. Wer nicht untergehen will, heult mit den Wölfen – auch Klara und ihrer Freundin Susanne bleibt am Ende auch nichts anderes übrig. Im Denken jedoch wird die Abscheu gegen die NS-Regierung immer größer.

    Kern der Handlung, Dreh- und Angelpunkt ist die kleine Tolla, Klaras Ziehkind. Klara liebt das Waisenmädchen über alles und das Versteckspiel ob der jüdischen Herkunft des Mädchens lässt die Spannung des Romans bis zum Zerreißen steigern. Die Gefahr, dass alles raus kommt und Klaras Familie und das Heim in den Abgrund stürzt, ist groß – man mag das Buch kaum aus der Hand legen, hat man einmal mit dem Lesen begonnen.

    Eine weitere Säule in Klaras Leben ist Gustav, ein Lehramtsstudent, in den sie sich verliebt und der im Denken das politische System ebenso ablehnt, wie sie selbst. Die Liebesgeschichte der beiden steckt noch in den Kinderschuhen, doch Gustav hält in allen Belangen zu Klara, obwohl deren Geheimnis auch ihm gefährlich werden könnte.

    Als erster Band einer Trilogie endet die Handlung relativ offen. Das Schicksal der kleinen Tolla, aber auch das Von Klara und Gustav liegt noch im Nebel und macht gekonnt neugierig auf die Fortsetzung.

    Alles in allem erzählt die Autorin sehr einfühlsam und bildhaft, es ist ein Stück Geschichte aus den Augen der 90jährigen Klara, die eigentliche Geschichte ist eine Erzählung in Rückblenden. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht so lange dauert, bis Band 2 auf den Markt kommt - Die karierten Mädchen ist eine absolute Leseempfehlung, packend und fesselnd bis zur letzten Seite!
    Findelmädchen Lilly Bernstein
    Findelmädchen (Buch)
    10.07.2022

    Authentische, emotional mitreißende Nachkriegsgeschichte aus dem Leben eines jungen Mädchens – ein absoluter Pageturner!

    Buchinhalt:

    In den 1950er Jahren: Nach der Rückkehr des Vaters aus russischer Kriegsgefangenschaft leben die Geschwister Helga und Jürgen wieder bei ihm in Köln. Die Mutter ist seit Kriegsende verschwunden, niemand weiß etwas von ihrem Verbleib und die Kinder können sich an nichts erinnern. Helga, inzwischen 14 oder 15 Jahre alt, wünscht sich nichts sehnlicher, als aufs Gymnasium zu gehen und Schriftstellerin zu werden – doch sie wird statt dessen auf eine Haushaltungsschule geschickt. Bei einem Praktikum im Waisenhaus lernt sie die kleine Bärbel kennen. Das Mischlingskind, das einen dunkelhäutigen Vater hat, wird schwer misshandelt, und Helga ist bestrebt, das Mädchen unter allen Umstände da heraus zu holen....


    Persönlicher Eindruck:

    Autorin Bernsteins neuer Roman baut locker auf den Ereignissen und Personen ihres anderen Buches „Trümmermädchen“ auf und spielt in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Inhaltlich ist es jedoch nicht zwingend erforderlich, „Trümmermädchen“ zu kennen, der Roman kann gut auch solo gelesen werden.

    Wir schreiben die 1950er Jahre. Der Krieg ist seit fast 10 Jahren zu Ende, das Rheinland steht unter britischer Besatzung. Noch immer herrschen Armut und Zukunftsängste, auch für Helga und Jürgen, die einst als Findelkinder nach Frankreich kamen und nun ihren aus Gefangenschaft heimgekehrten Vater wiedergefunden haben.

    Schon nach wenigen Seiten wird man als Leser tief hinein gesogen in die wirklich sehr authentische Nachkriegs- und Familiengeschichte. Der Figurenkreis ist groß aber dennoch überschaubar, die Figuren haben allesamt Profil und Tiefe. Da sind die beiden Geschwister, der Vater, der einen Zeitungskiosk führt, die junge, ledige Fanny, die eine Milchbar eröffnet und Meta, die gestrenge und reichlich unverschämte Tante, nach deren Pfeife alle tanzen sollen. Und zwei Jungen, zwischen denen Helga sich alsbald in einem Liebesdreieck wiederfindet: der sympathische Konradin aus Ostpreußen und der Draufgänger Peter, der täglich in Fannys Milchbar abhängt.

    Mir hat der Roman wirklich gut gefallen: das Leben der Deutschen in der Nachkriegszeit wird authentisch beschrieben, der Alltag und die großen und kleinen Nöte und Probleme sind nachvollziehbar und stimmig. Sehr bewegt haben mich die beschriebenen Zustände in besagtem Kinderheim, in dem die kleine Bärbel „einsitzt“ - nur, weil ihre Mutter sie ledig geboren hat. Das wirkliche Problem ist Bärbels dunkelhäutiger Einschlag, von den Nonnen des Heims wird sie als aufsässig und dumm beschrieben, obwohl sie ein helles Köpfchen ist und einem als Leser schnell ans Herz wächst.

    Was Helga im Laufe des Romans alles widerfährt und wie das Leben ihr mitspielt, ist ergreifend und erschütternd. Im Laufe der Handlung tun sich mehrere Schicksale vor dem Leser auf und gerade im letzten Viertel reißt der Roman den Leser von einem Aha-Effekt in den nächsten.

    Ohne zu viel verraten zu wollen, ist Findelmädchen ein packendes Zeitzeugnis, auch wenn die Handlung fiktiv ist – so oder so ähnlich ist es passiert, damals, nach dem Krieg. Es ist eine Geschichte aus dem Leben gegriffen, die einen emotional mitreißt und zusammen mit der Hauptfigur Höhen und Tiefen hautnah erleben lässt.

    Am Ende wird auch nochmal der Bogen geschlagen zu einigen Ereignissen aus Trümmermädchen, so dass ich mir gut vorstellen könnte, dass irgendwann noch ein dritter Band folgt, der ebenso locker mit den beiden anderen zusammenhängt. Jedenfalls ist noch lang nicht alles erzählt – ich hätte gerne noch so viel weiter gelesen.

    Eine absolut verdiente Leseempfehlung und ein absoluter Pageturner, von der ersten bis zur letzten Seite!

    Mason, S: Miss Rosetti und das Haus der Hoffnung Mason, S: Miss Rosetti und das Haus der Hoffnung (Buch)
    05.07.2022

    Bewegende Geschichte um Verlust, Heilung und Neuanfang – hat mir gut gefallen!

    Buchinhalt:

    Toronto in den 1930er Jahren: Die junge Olivia verbüßt eine Haftstrafe im berüchtigten Mercer Reformatory, einer Frauenerziehungsanstalt. Nach ihrer Entlassung wird sie von ihrer Familie verstoßen. In der Not macht Olivia Bekanntschaft mit der verwitweten Mrs. Bennington, mit der sie wenig später ein Mütterheim für in Not geratene, vor allem schwangere Frauen gründet. Doch auf das Grundstück in bester Lage hat auch schon ein skrupelloser Immobilienmakler ein Auge geworfen: sein Angestellter Darius Reed hat den Auftrag, alles zu versuchen, die beiden Frauen los zu werden – doch schon bald stehen ihm seine aufkeimenden Gefühle für Olivia im Weg....


    Persönlicher Eindruck:

    Mit diesem emotional aufwühlenden Auftakt ihrer Redemption's Light-Trilogie nimmt Autorin Mason ihre Leser mit nach Kanada zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Man mag es kaum glauben, doch auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt es Ressentiments und Vorbehalte gegen ledige Mütter – ein relativ unbekanntes aber dennoch gültiges kanadisches Gesetz macht es möglich. So wird auch Olivia Opfer dieses Gesetzestextes: Ihr Verlobter ist im Krieg gefallen, sie erwartet ein lediges Kind – und wird prompt von ihrem konservativen Vater angezeigt.

    Was Olivia in der Frauenhaftanstalt Mercer Reformatory erlebt, ist an Grausamkeit nicht zu überbieten. Ihr Neugeborenes wird ihr gegen ihren erklärten Willen weggenommen, die junge Frau für medizinische Versuche missbraucht. Und es ist keine erfundene Geschichte: das Grundgerüst von Masons Roman basiert auf den Erinnerungen einer real existierenden Frau namens Velma Demerson, die im Mercer Schreckliches erlebt hat, einem Heim, das übrigens bis weit in die 1960er Jahre betrieben wurde.

    Die Geschichte liest sich trotz aller Brisanz eingängig und spannend. Olivias und Ruths Hilfsbereitschaft und Kämpfergeist für die Rechte schutzloser Schwangerer auf der einen Seite, die Machenschaften des skrupellosen Immobilienhais auf der anderen Seite – man mag das Buch kaum aus der Hand legen, hat man einmal mit dem Lesen begonnen.

    Olivia ist eine starke Frau, die sich trotz allem, was sie erlebt hat, nicht brechen lässt. Ihre Liebe zu ihrem verlorenen Kind lässt ihre Fürsorge für die Waise Abigail fast zur Besessenheit ausarten. Langsam, Stück für Stück öffnet sie sich emotional gegenüber ihren Mitmenschen und findet in Darius schließlich den Mann, dem sie vertraut.

    Darius war für mich die zwiespältigste und vielschichtigste Person der Geschichte. Als Angestellter bei besagtem Immobilienhai hat er zwar Skrupel, aber auch Loyalität seinem Arbeitgeber gegenüber und macht nur langsam eine Entwicklung vom Saulus zum Paulus durch. Es dauert eine ganze Weile, bis Darius erkennt, welche Seite die richtige ist und wie er mit seinem Gewissen wieder ins Reine kommt.

    Der christliche Aspekt der Geschichte behandelt Themen wie Vergebung, Heilung und Neuanfang, aber auch Trauer, Schuld und Sühne. Insgesamt ist die christliche Komponente angenehm und unaufdringlich in die Handlung eingeflochten.

    Mir hat dieser Auftakt sehr gut gefallen und bin schon gespannt auf die Fortsetzung. Daher eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle Freunde historischer Romane, die eine Geschichte abseits des Mainstreams suchen. Hier liegt man ganz sicher nicht verkehrt!
    Market Gardening & Agroforst Leon Schleep
    Market Gardening & Agroforst (Buch)
    05.07.2022

    Für den privaten Gartenbesitzer leider wenig nützlich – der Fokus liegt auf dem gewerblich ausgerichteten Biolandbau.

    Buchinhalt:

    Wie ist die Agrarwende zu schaffen – von der intensiven konventionellen Landwirtschaft hin zur Biodiversität, die Böden nicht auslaugt und dem Menschen den Wert frischen Gemüses wieder nahebringt? Auf der Suche nach zukunftsorientierten, ressourcenschonenden Alternativen zur konventionellen Landwirtschaft erläutert dieses inhaltlich sehr ins Detail gehende Sachbuch das Thema Marktgärtnerei und Agroforstwirtschaft, bei der Ackerbau und Forstwirtschaft miteinander kombiniert ein resilientes Gesamtkonzept bilden. Dabei steht der Focus auf biologischen Landbau ohne Großmaschinen, Pestizide und Kunstdünger.

    Etwas mehr als die Hälfte des Buches befasst sich mit theoretischem Grundlagenwissen. Zusammen mit Skizzen, Fotografien und Infoboxen führt das Werk in die Materie ein und zeigt verschiedene philosophische Grundsätze dieses Anbausystems sowie Beispiele aus dem In- und Ausland.


    Persönlicher Eindruck:

    Theoretische Grundlagen und reale Vorbilder bringen dem Leser das Thema nahe und gehen dabei deutlich in die Tiefe: Bei dem Buch handelt es sich um einen recht umfangreichen Ratgeber zum Thema Marktgärtnerei und Agroforstwirtschaft. Wer mit dem Gedanken spielt, dieses Konzept gewerblich zu nutzen und noch wenig Ahnung von der Materie hat, dem hilft Autor Schleep ganz sicher weiter.

    Wer allerdings einen privaten Nutzgarten besitzt, eine Kleingartenparzelle oder auch ein größeres Grundstück zur rein privaten Nutzung sein Eigen nennt, der kann leider nur sehr wenig Hilfreiches aus dem Buch ziehen. Das ist schade – ich hatte ehrlich gesagt ein bisschen was anderes erwartet.

    Marktgärtnerei ist, was ihr Name schon sagt: eine kommerzielle Form des Biogemüseanbaus und keinesfalls als Hobby möglich. Interessant ist zweifelsfrei, wie so eine Gemüsekiste zustande kommt, die man von einem Hof beziehen kann. Gerade für Großstädter ein spannendes Thema – für Menschen mit eigenem Garten und aus dem eher ländlichen Raum weniger. Wir wissen, wie unser Gemüse angebaut wird – leider konnte ich jetzt (bis auf die theoretischen Fachinfos, die zweifellos interessant waren) keinen wirklichen Nutzen für meinen eigenen Garten aus diesem Konzept ziehen.

    Insgesamt ein Sach- und Fachbuch für Interessierte, aber in der Praxis bringt es wohl nur den gewerblichen Nutzer wirklich weiter – für meinen Geschmack gibt es einfach zu wenig Praxistipps für den Privathaushalt. Schade. So wirklich kurz und prägnant kann der Autor die beiden titelgebenden Konzepte leider auch nicht erklären.

    Erwähnen möchte ich letztendlich noch das zwanghafte Gendern mit Sternchen und *innen, was mich beim Lesen sehr gestört und genervt hat. Ich finde, in einem Sachbuch mit wissenschaftlichem Charakter sollte auch das generische Maskulinum bekannt sein.
    Minna. Kopf hoch, Schultern zurück Felicitas Fuchs
    Minna. Kopf hoch, Schultern zurück (Buch)
    29.06.2022

    Packende, bewegende Familiengeschichte zur Zeit des 2. Weltkrieges - ein absolutes Lesehighlight!

    Buchinhalt:

    Es ist die Geschichte der jungen Schneiderin Minna, beginnend in den 1920er Jahren, über den Zweiten Weltkrieg hinein in die Nachkriegszeit: Minna stammt aus ärmlichen Verhältnissen, hat einen starken Willen und den Traum von einem besseren Leben. Im mondänen Düsseldorf und in ihrem eigenen Modeatelier scheint er sich zunächst zu verwirklichen. Doch dann kommen Börsencrash und der Krieg – und das Schicksal ihrer Familie liegt letztendlich in Minnas Händen. Kann sie sich gegen die Konventionen ihrer Zeit wehren und ihr Leben selbst in die Hand nehmen?


    Persönlicher Eindruck:

    Mit Minna – Kopf hoch, Schultern zurück erzählt Autorin Fuchs das bewegte Leben ihrer Großmutter. Auf wahren Begebenheiten fußend und mit einigen fiktiven Passagen breitet dieser erste Teil ihrer Familientrilogie das Leben der einfachen Leute vor dem Leser aus. Beginnend in den 1920er Jahren spielt sich der Hauptteil der Geschichte im Zweiten Weltkrieg ab und nimmt auch in puncto Kriegsgräuel, Verschleppung und allerhand Traumata kein Blatt vor den Mund.

    Es ist eine Geschichte mitten aus dem realen Leben – so ist sie tausenden Familien passiert. Es sind keine Prominenten oder „hohe Tiere“, nein, es sind die einfachen Leute, die hier Hauptfiguren der Erzählung sind. Und genau das macht den Roman so authentisch: Es ist die Kindheit und Jugend unserer Eltern, das Leben unserer Großeltern, das sich so oder so ähnlich an vielen unterschiedlichen Orten Deutschlands damals abgespielt hat. Als Leser taucht man nun selber ein in ein dunkles Zeitalter deutscher Geschichte, lebt, liebt und leidet mit den Figuren.

    Es sind hier die Frauen, die im Mittelpunkt der Handlung stehen. Allen voran Minna, die hier durch die Geschichte führt, aber auch ihre Mutter, ihre Schwester oder auch ihre Freundinnen. Mit jedem einzelnen Puzzleteil schafft Frau Fuchs ein gelungenes Gesamtbild, das absolut realitätsgetreu das Leben in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts schildert.

    Minna ist sympathisch, sie weiß was sie will und sie kann anpacken. Trotz aller Rückschläge und persönlicher Tiefschläge verliert Minna nie Mut und Hoffnung und ist in einem gewissen Sinn auch eine Trümmerfrau – wie so viele andere damals, die ohne ihre im Krieg geblieben oder in Gefangenschaft geratenen Männer ihre Familien durchbringen mussten.

    Gut gefallen hat mir auch die fiktive Fannie, älteste Tochter einer Roma-Familie und Freundin von Minna. Ihr Schicksal hat mich sehr berührt. Die Erzählung um Fannies Familie und um Minnas jüdische Freundin Hannchen ist ein wesentliche Bestandteil der Gesamtgeschichte und schildert die unermessliche Grausamkeit, mit denen die Nazis ganze Familien einfach versuchten, auszulöschen.

    Die Familiensaga umfasst insgesamt drei Bände, daher ist das Ende hier relativ offen gehalten und findet seine Fortsetzung im zweiten Teil, der Minnas Tochter Hanne gewidmet ist. Ich jedenfalls bin sehr gespannt auf die Fortsetzung und möchte diesen ersten Band auf jeden Fall uneingeschränkt weiterempfehlen. Bewegend, mitreißend und an vielen Stellen auch melancholisch-bedrückend ist Minna – Kopf hoch, Schultern zurück ein authentischer Lebensbericht und absolutes Lesehighlight 2022!
    Smith, C: Löffelweise Hoffnung Smith, C: Löffelweise Hoffnung (Buch)
    28.06.2022

    Berührende Biografie um einen Jungen und seine Kaninchen – und eine Welt voll Hoffnung und Herzenswärme.

    Buchinhalt:

    Bereits seit frühester Kindheit hat der damals achtjährige Caleb eine ganz besondere Beziehung zu Kaninchen. Er spürt, dass diese sanften Wesen eine ganz besondere Ausstrahlung haben und Trost, Wärme und Liebe schenken – er träumt davon, zusammen mit seinen Kaninchen auch anderen Menschen wieder Hoffnung zu geben. Schon bald ist die Idee geboren, die Kaninchen zu Therapietieren auszubilden und durch sie einen neuen Hoffnungsfunken in geschundene Seelen zu pflanzen. Auf einer kleinen Insel im Mississippi, die Caleb liebevoll „Peacebunny Island“ nennt, wird sein Traum schließlich wahr....


    Persönlicher Eindruck:

    Ich selbst habe mein ganzes Leben lang schon eine ganz besondere Verbindung zu Kaninchen und kam daher nicht umher, dieses wirklich berührende und herzerwärmende Buch zu lesen. Es ist eine ganz besondere Biografie: Ein kleiner Junge hat ganz früh einen Traum, die Liebe und Zuneigung, die seine Kaninchen ihm entgegenbringen, mit anderen Menschen zu teilen – besonders mit solchen, denen das Schicksal nicht sonderlich gut mitgespielt hat.

    Besonders bewegt dabei hat mich eine kleine Anekdote unter vielen, in er Caleb mit seinem ersten Kaninchen einem Obdachlosen begegnet. Der freundliche Mann fragt, ob er Calebs Kaninchen einmal streicheln dürfe und genau dabei passiert etwas Wunderbares: als Leser wird man Zeuge, wie die Herzlichkeit und Wärme des kleinen Tiers nicht nur den einsamen Mann berührt, sondern auch den Leser selbst.

    Im Laufe der Zeit vergrößert Caleb mit Hilfe seiner Familie und zahlreichen Spenden sein Projekt und mit Peacebunny Island schließlich geht sein Traum in Erfüllung. Dort leben seine Kaninchen teilweise frei und unbeschwert, geben anderen Menschen Trost und neue Hoffnung.

    Calebs Leben ist gottgefällig und behütet, diese Einstellung der Nächstenliebe vermittelt er auch den „Patienten“ - oder sagen wir besser „Klienten“ - seiner hoppelnden Mitarbeiter. Natürlich gibt es Rückschläge, nicht alles läuft rund und rosarot. Ein bisschen hatte ich beim Lesen auch Bedenken, dass Caleb in ein Schema rutscht, die liebevollen Tiere ein Stück weit auch zu vermarkten. Natürlich läuft nichts ohne Spenden, auf die auch das Kaninchenprojekt selbstverständlich angewiesen ist – aber ein Stück weit frage ich mich schon, inwieweit Calebs ganze Familie letztendlich auch finanziell von Calebs Therapiekaninchen profitiert. Es geht nicht nur um Nächstenliebe allein, ein bisschen Lebensunterhalt steckt halt doch auch drin.

    Gut gefallen haben mir die vielen Farbseiten mit Fotos, die dem Leser das Gelesene noch ein Stück näher bringen. Man spürt trotz einiger kleiner (in meinen Augen berechtigter) Zweifel am rein sozialen Projekt die Liebe, die der Junge den Kaninchen entgegenbringt. Calebs soziales Engagement ist lobenswert und bewegend, zumal einige seiner Kaninchen selbst gerettete Seelen sind, die auf Peacebunny Island ein neues, glückliches Leben beginnen.

    Ob ich persönlich jedermann, also mir bislang völlig Unbekannte, meine Kaninchen anfassen lassen würde, sie sogar ausleihen würde, wie Caleb es tut – ich glaube, nein. Letztendlich hätte ich persönlich zu viel Angst um sie.

    Alles in allem eine berührende Biografie um kleine Hüpfer mit einem großen Herzen. Absolut lesenswert!
    Wenn mein Herz erwacht Jody Hedlund
    Wenn mein Herz erwacht (Buch)
    24.06.2022

    Prequel zur Neumann-Schwestern-Trilogie, ein historischer Kurzroman aus christlicher Feder. Sehr zu empfehlen!

    Buchinhalt:

    New York im 19. Jahrhundert: Nach dem Tod ihrer Mutter beginnt Christine, sich um mittellose Einwanderer und Waisenkinder im ärmlichen Manhattan zu kümmern. Dort lernt sie auch den Pastor Abe kennen, der prekären Zustände verändern will und den armen Einwandererfrauen vor allem Abkehr von Prostitution predigt. Abe ist ziemlich resigniert – bis Christine schließlich eine zündende Idee hat...


    Persönlicher Eindruck:

    Mit Wenn mein Herz erwacht veröffentlicht Erfolgsautorin Jody Hedlund die Vorgeschichte zu ihrer Trilogie um die Neumann-Schwestern, die im 19. Jahrhundert spielt und mehrere Waisenkinder und deren Schicksal zum Thema hat.

    Erschienen ist der Kurzroman in der Reihe „Kleine Auszeit Romane“ des christlichen Francke-Verlages, das sind kleine Hardcoverbücher bekannter christlicher Autoren, die sich prima als kleines Mitbringsel oder Geschenk zum Krankenbesuch oder zur Kaffeeeinladung eignen. Mit ihrer hochwertigen Aufmachung und dem angenehmen Format passen die Romane in jede Tasche und sind auch schneller gelesen, als ein 400-Seiten Wälzer.

    Hedlunds Schreibstil besticht wie immer durch bildhafte, plastische Beschreibungen von Setting und Personen und es fällt einem als Leser nicht schwer, sofort Fuß zu fassen in der wirklich schönen und herzerwärmenden Geschichte.

    Vorkenntnisse aus den drei Hauptbänden sind nicht vonnöten (diese kommen inhaltlich sowieso erst nach den Ereignissen dieses Büchleins), der Kurzroman kann gut auch solo gelesen werden und ist in sich komplett abgeschlossen.

    Gut gefallen haben mir wieder die handelnden Figuren, die mich als Leser mitnahmen in vergangene Zeiten. Christine und der Pastor ergänzen sich wunderbar und wachsen durch den jeweils anderen, auch in der Kürze der Geschichte erkennt man eine deutliche Entwicklung, die die beiden Hauptfiguren durchlaufen. Beide sind ausgesprochen hilfsbereit und vermitteln dem Leser Identifikationspotential, ihr tief verwurzelter Glaube gibt den beiden die Kraft, sich der Perspektivlosigkeit zu stellen.

    Der christliche Aspekt der Geschichte ist angenehm in die Handlung eingeflochten und behandelt Themen wie Nächstenliebe, Opferbereitschaft und Hoffnung auf einen Neubeginn, aber auch Elend, Armut und Perspektivlosigkeit, gerade in Kreisen der damaligen Einwanderer.

    Insgesamt ist die Geschichte natürlich wesentlich kürzer als ein herkömmlicher Roman, dementsprechend schnell schreitet auch die Handlung fort. An manchen Stellen hätte ich gerne noch mehr Details erfahren, aber es soll ja eine Basis und eine Vorgeschichte sein zu der Neumann-Schwestern-Trilogie, also passt das schon so, wie es ist.

    Insgesamt hat mir der Band sehr gut gefallen, daher möchte ich auch eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle aussprechen, die historische Romane mit Niveau und Tiefgang mögen!
    Auch Engel brauchen mal 'ne Pause Nadja Nap
    Auch Engel brauchen mal 'ne Pause (Buch)
    23.06.2022

    Zauberhaft illustrierte Bildergeschichte zum Thema Aufopferungsbereitschaft aber auch Selbstfürsorge und Innehalten. Tolle, bunte, Bilder!

    Buchinhalt:

    Unermüdlich kümmert sich das kleine Engelmädchen um die Sorgen und Nöte anderer. Sei es nun das kleine Eichhörnchen, das sein Nest nicht mehr erreichen kann oder der Wolf der sein Rudel verliert – für alle hat das Engelchen ein offenes Herz und helfende Hände. Doch irgendwann kann der kleine Engel einfach nicht mehr und droht an seiner Hilfsbereitschaft zu zerbrechen...


    Persönlicher Eindrck:

    Bei diesem liebevoll illustrierten, kleinen Büchlein handelt es sich um eine Bildergeschichte, die hauptsächlich für erwachsene Leser gedacht ist – auch wenn die vollfarbigen, ganzseitigen Seiten dazu einladen, sie such mit Kindern anzusehen. Es geht um Achtsamkeit, um Hilfsbereitschaft und Aufopferung für die Mitgeschöpfe – aber auch um körperliche und seelische Erschöpfung.

    Ein jeder trage die Last des anderen ist das große Thema, für das diese wirklich schöne Bildergeschichte eine Brücke baut – auch mal die Hilfe anderer annehmen zu können, sich geborgen zu wissen, nicht alleine.

    Inhaltlich berührt die Geschichte aber für mich auch ein bisschen eine Facette, die das Buch selber gar nicht anspricht und die meines Erachtens etwas vernachlässigt wird: Wird das hilfsbereite Engelmädchen nicht auch ein Stück weit ausgenutzt? Jeder verlässt sich auf sie, sie ist immer da und stellt sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse ganz hinten an. Wo genau ist dabei die Grenze zwischen Aufopferungsbereitschaft und Selbstaufgabe? Hier greift die Autorin meines Erachtens etwas zu kurz.

    Rein optisch ist das Buch ein Kleinod. Die Bilder sind ganzseitig, bunt und ansprechend, die Tiere und das Engelchen liebevoll gezeichnet und erinnern an einigen Stellen ein bisschen an den Manga-Stil. In hochwertiger Hardcover-Ausgabe mit Glanzpapier eignet sich das Büchlein prima als Geschenk oder Mitbringsel für alle, die in Ehrenämtern aufgehen, ohne die kein Nachbarschaftsfest funktionieren würde und die gerne mal etwas mit ihrer Hilfsbereitschaft übertreiben. Alles in allem ein Anstoß, selbst immer wieder innezuhalten, eine Pause einzulegen und nicht nur körperlich auch mal zur Ruhe zu kommen.
    Sonnberger, G: Aufbruch voller Sehnsucht Sonnberger, G: Aufbruch voller Sehnsucht (Buch)
    23.06.2022

    Neuanfang in der Nachkriegszeit - leider mit erheblichen Längen und einer zunehmend unsympathischeren Hauptfigur...

    Buchinhalt:

    Nach ihrer Vertreibung aus dem Böhmerwald erreichen Erika und ihre Tante Mimi zunächst Österreich, wo sie für einige Zeit bei Verwandten unterkommen. Erika will studieren, doch als Tante Mimi nach Deutschland ausgewiesen wird, reisen die beiden weiter nach München. Nirgendwo scheinen die Sudetendeutschen wirklich willkommen – doch mit der Ehe mit dem Studenten Erich wird Erika schließlich sesshaft. Währenddessen sinnt der ehemalige Geliebte von Coelestin nach Rache für den Tod seines Gefährten – und weder Erika noch deren Verwandte und Freunde ahnen von der Gefahr, in der sie schweben....


    Persönlicher Eindruck:

    Im zweiten Teil ihrer Böhmen-Trilogie ist der Zweite Weltkrieg gerade vorbei und die Menschen aus dem sudetendeutschen Hohenfurth rund um Erika und ihre Tante müssen ganz neu anfangen. Mit nichts als dem, was sie am Leib trugen, mussten sie den Böhmerwald verlassen – doch nicht ohne ihre Träume und die Hoffnung auf eine neue Zukunft.

    Sehr bildgewaltig und lose basierend auf den Erlebnissen ihrer Vorfahren beschreibt Sonnberger eine bewegte und schicksalsträchtige Zeit. Schon nach wenigen Seiten ist man als Leser erneut mitten in der Handlung, die sich nahtlos an die Geschehnisse von Teil 1 anknüpfen. Coelestin ist tot, die Heimat verloren und Erika sehnt sich nach einem selbstbestimmten Leben außerhalb der Fuchtel ihrer dominanten Tante Mimi.

    Während die erste Hälfte des Buches ohne Frage spannend erzählt wird und man kaum erwarten kann, wie es weiter geht, flacht der Spannungsbogen in der zweiten Hälfte spürbar ab und wird zäh wie Kaugummi. Erika als Hauptfigur wurde mir zunehmend unsympathischer, je weiter die Geschichte fortschritt. Besonders ihre zahlreichen Männergeschichten – und jeder davon ist der, den sie „über alles liebt“ – wurden mir irgendwann einfach zu viel. Erika flattert von einem zum anderen wie ein Schmetterling von Blüte zu Blüte: erst ist es Jakub, dann Erich, dann Robert. Im Großen und Ganzen weiß sie nicht, was sie wirklich will. Erika will einfach alles: Familie, Kinder, Studium, Freiheit, Malerei, Schreiben, Pharmazie - ist aber nie richtig ausdauernd und kann mir als Leser kein Identifikationspotential vermitteln. Für mich hatte Erika keinerlei Weitblick und wurde Stück für Stück egoistischer, je mehr ich über ihr Verhalten nachdachte.

    Was sehr spannend war, waren die Passagen um Kurzmann, der Coelestin rächen will und noch immer dem braunen Sumpf der Nationalsozialisten anhängt. Leider endet er wie Coelestin und (ein Schelm wer Böses dabei denkt) auch mit ihm wusste Sonnberger am Ende nichts mehr anzufangen, ebenso wie mit Tante Mimi, die ab der Hälfte einfach nicht mehr auftaucht.

    Inhaltlich erschließt sich mir nicht mehr wirklich, wieso auch noch ein dritter Band folgen soll: im Grunde ist alles Interessante gesagt. Natürlich bin ich neugierig, wie mich die Autorin wieder mehr an ihre Saga fesseln möchte – andererseits konnte Band 2 nicht an den fulminanten Einstieg anknüpfen. Letztendlich kann ich nur eine mittlere Bewertung vergeben, mehr gab Aufbruch voller Sehnsucht für mich einfach nicht her.
    Wohin der Wind uns trägt Elisabeth Büchle
    Wohin der Wind uns trägt (Buch)
    11.06.2022

    Eingängiger Western aus der Siedlerzeit und Ideenklau vom Feinsten. Hier schmückt sich jemand mit fremden Federn – schade!

    Buchinhalt:

    South Carolina, Mitte des 19. Jahrhunderts: Die von Schicksalsschlägen gebeutelten Steinmann-Geschwister machen sich unter der Führung ihres ältesten Bruders mit einem Siedlertreck auf nach Oregon. Die Idee kam von Joanna, der 18-jährigen Schwester, die so gar nicht in das Profil einer jungen Südstaaten-Dame zu passen scheint. Der Weg ist beschwerlich und voller Strapazen, doch die Geschwister halten zusammen und lassen sich auch von dem ungehobelten Treckführer, wilden Indianern und den Naturgewalten nicht unterkriegen. Dass eine Intrige in der alten Heimat und der gefährliche Schwager Neill währenddessen Joanna nach dem Leben trachtet, bleibt lange Zeit unentdeckt....


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Wohin der Wind uns trägt“ breitet Autorin Büchle einen bildgewaltigen und vielschichtigen Westernroman aus der amerikanischen Siedlerzeit vor ihrer Leserschaft aus, der den Leser mitnimmt in eine Welt zwischen mondänen Plantagen der Südstaaten auf der einen als auch auf die beschwerliche Reise der Siedler auf dem berühmten Oregon-Trail auf der anderen Seite. Zusammen mit Joanna und ihren Geschwistern wird man Zeuge der harten Entbehrungen, der Mühsal und den Gewaltsmärschen von Planwagen, Menschen und Vieh.

    Schon auf den ersten Seiten taucht man ein in vergangene Zeiten – im Grunde ist das ein Garant für spannende Western-Unterhaltung. Ist es ja auch, doch leider schmückt Frau Büchle sich auf ihren fast 600 Seiten mit vielen fremden Federn. Das ist bedauerlich, denn ich erwarte bei einem Roman eigene Ideen, nicht Ideenklau bei anderen.

    Es sind drei große Bücher bzw. Filme, in denen sich die Autorin hier bedient: „Vom Winde verweht“ von Margaret Mitchell, „Die Erben Kains“ von John Jakes (Romanvorlage zur TV-Serie „Fackeln im Sturm“) und dem Westernfilm „Der Weg nach Westen“ (The Way West) mit Kirk Douglas, Richard Widmark und Robert Mitchum.

    Es lässt sich nicht leugnen: Joanna ist ein Scarlett O'Hara-Verschnitt erster Güte. Der Mann, denn sie gerne hätte, verlobt sich mit ihrer Freundin – wie weiland Ashley Wilkes mit seiner Melanie (Vom Winde verweht). Joannas Schwester Denise bleibt unterdessen in South Carolina zurück und heiratet einen wesentlich älteren Plantagenbesitzer, der sie misshandelt, zuhause einsperrt und auch sonst demütigt – wie Justin LaMotte in Die Erben Kains (Fackeln im Sturm).

    Die meisten Parallelen allerdings sind bezüglich des Films Der Weg nach Westen zu finden. Die ganze Reise des Siedlertrecks ist diesem Film nachempfunden – inklusive despotischem, herrischen Treckführer, an den Felsen abgeseilten Wagen und Zugtieren und dem ein oder anderen Todesfall. Dass die Wagen dann Ballast zurücklassen müssen und die Siedler sich unterwegs zwangsweise von ihrer Habe trennen sollen, ist dann nur noch ein weiteres Tröpfchen, das das Fass schließlich zum überlaufen bringt.

    Insgesamt kann einem der Roman durchaus gefallen, keine Frage – aber für Ideenklau bei anderen kann ich nicht mehr als 3 Sterne vergeben, so leid es mir tut. Das Buch ist schön und eingängig geschrieben und würde ich die Originale nicht kennen, würde es mir wohl nichts ausmachen – ich weiß aber um den Ideenklau und der verleidet mir den Lesegenuss. Zudem fehlt mir bei einem Teil der Figuren einfach die Tiefe, ich musste immer wieder das Glossar bemühen – selbst nach mehreren hundert Seiten. Auch nicht gut.

    Generell entwickelt sich Büchles Hauptfigur Joanna auf den fast 600 Seiten überhaupt nicht weiter. Für mich war schlicht unglaubhaft, dass eine unbedarfte Südstaatentochter ohne Ahnung vom Siedlerleben von jetzt auf gleich Vieh treibt und auch sonst die Männer auf dem Treck herumkommandiert und alles besser weiß. Da fallen auch ihre ständigen Streitereien mit Alec nicht mehr ins Gewicht, einer Art Running Gag dieser Geschichte.

    Fazit: Alles in allem ein traditioneller Siedler-Western, doch leider zu 90 % erkennbar nicht auf dem Mist der Autorin gewachsen.
    Turk, M: Geheimnis von Hope Island Turk, M: Geheimnis von Hope Island (Buch)
    24.05.2022

    Unaufgeregter Wohlfühlroman um einen alten Leuchtturm und ein altes Familiengeheimnis. Hat mir gut gefallen.

    Buchinhalt:

    Nach dem Unfalltod ihres Mannes kehrt Abby in ihre alte Heimat Hope Harbor an der Küste Maines zurück. Ihre Großmutter war dereinst die letzte Leuchtturmwärterin von Hope Island – und genau jener alte Leuchtturm hat mittlerweile einen neuen Besitzer und soll in ein Bed & Breakfast umgebaut werden. Abby lernt den neuen Inhaber Carson kennen und unterstützt diesen auch bald bei seinen Umbauplänen. In einem alten Tagebuch ihrer Großmutter erfährt Abby von einem Familiengeheimnis, das sowohl ihr Leben als auch das ihrer kranken Mutter vollkommen verändert....


    Persönlicher Eindruck:

    Obwohl im christlichen Buchgenre kundig, war mir der Name dieser Autorin vollkommen neu, daher war ich mehr als gespannt auf ihre Art, Leben in die Geschichte um den alten Leuchtturm zu bringen. Ich wurde nicht enttäuscht. Vor dem Leser breitet sich bereits auf den ersten Seiten ein Wohlfühlroman mit heimeliger Atmosphäre aus, den man nur ungern wieder aus der Hand legt, hat man einmal mit dem Lesen begonnen.

    Schauplatz der Geschichte ist ein kleines Fischerdorf an der Küste Maines, namens Hope Harbor. Wer sich jetzt ein bisschen auskennt bei den Romanen aus den christlichen Verlagen, wird sagen: Hope Harbor? Da war doch was.... Ich möchte allerdings betonen: nein, dieser Soloband hier hat nichts zu tun mit Irene Hannons Hope-Harbor-Reihe, erst recht nichts mit ihrem Roman Der Leuchtturm von Hope Harbor. Es scheint tatsächlich reiner Zufall zu sein, auch wenn Cover und Titel anderes vermuten lassen.

    Hauptfiguren sind hierbei Abby, eine jung verwitwete, nun alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter, und Carson, der neue Besitzer des Leuchtturms, in dem einst Abbys Mutter aufwuchs.

    Abby war für mich schwer zu greifen. Was ich insgesamt von ihr halten soll, kann ich nicht wirklich sagen. Einerseits ist sie die Nette, Hilfsbereite, die Carson und allen möglichen anderen Fremden hilfreich zur Seite steht und ihr eigenes Trauma nach dem Tod ihres geliebten Mannes zu verwinden sucht. Andererseits verhält sich Abby ihrer leiblichen Mutter gegenüber, die an einer schweren Atemwegserkrankung leidet, egoistisch und rücksichtslos. Abby ist überall – nur nicht zuhause, wo sie ihre kranke Mutter dringend bräuchte.

    Carson hat auch sein emotionales Päckchen zu tragen und macht auf mich einen hilfsbereiten, anständigen Eindruck. Er ist der Parade-Prachtkerl, der Angst vor einer neuen Bindung hat und der sich trotzdem nicht von Abby fernhalten kann – relativ früh ist absehbar, dass die beiden Figuren letztendlich zusammenkommen.

    Was mir an diesem Gegenwartsroman allerdings am besten gefiel, waren die historischen Rückblenden in die Zeit, in der Abbys Großmutter Leuchtturmwärterin auf Hope Island war. Dies flicht die Autorin gekonnt über Tagebucheinträge aus dem alten Logbuch des Leuchtturms ein und von genau diesen Passagen hätte es gerne noch viel mehr geben können. Auch das erwähnte Familiengeheimnis kommt hier ans Tageslicht.

    Obwohl gegen Ende ein paar zähe Längen vorhanden waren, war das Buch für mich ein unaufgeregter Wohlfühlroman, der mich für schöne Lesestunden an die amerikanische Ostküste mitnahm. Der christliche Aspekt war sehr dezent und niemals aufdringlich, die Geschichte eine Auszeit vom Alltag, die ich gerne weiter empfehle.
    Haltbarmachen im Glasumdrehen Sue Ivan
    Haltbarmachen im Glasumdrehen (Buch)
    24.05.2022

    Umfassender Ratgeber mit vielen Rezepten rund um die Haltbarmachung von Obst und Gemüse. Sehr zu empfehlen!

    Buchinhalt:

    Einmachen, Einlegen und Fermentieren sind wieder In – und waren es schon immer für alle, die einen Garten und eine reiche Ernte ihr Eigen nennen. Selbstgemachtes schmeckt besser als Gekauftes und Selbstversorgung ist gerade in Pandemiezeiten aktueller denn je. Dieser reichhaltige und umfassende Ratgeber gibt sowohl Einsteigern als auch Fortgeschrittenen eine Fülle an Informationen, Grundlagen und Rezepten an die Hand, mit denen die eigene Vorratshaltung und die Konservierung von Obst und Gemüse ganz sicher gelingen.


    Persönlicher Eindruck:

    Als Gartenbesitzer habe ich bereits Erfahrung in der Haltbarmachung durch Einkochen, Einlegen und Einlagern, aber auch Anfänger erhalten in diesem umfangreichen Buch ein Grundlagenwissen, um mehr zu erlernen als die erste Erdbeermarmelade oder das erste Apfelmus. Haltbarmachen und DIY sind momentan im Trend und wer selbst Obstbäume und -sträucher hat oder vielleicht auch noch ein bisschen Gemüse anbaut, kommt wohl nicht daran vorbei, sich einen Vorrat für den Winter anzulegen.

    Besonders gut gefallen haben mir die 90 Rezepte, die etwa 2/3 des Buches ausmachen. Es geht süß los und endet herzhaft – von der Marmelade über Gelee, Fruchtleder und andere Leckereien geht es nahtlos über zu schmackhaften süß-sauer eingelegten Mixpickels bis hin zu Chips und Gegrilltem. Für jeden Geschmack ist hier etwas dabei – und alles mit gängigen Grundzutaten.

    Dem steht zuvor ein umfassender Grundlagenteil rund ums Haltbarmachen gegenüber. Vorbereitung, Hygieneregeln und Basisausrüstung sind dabei ebenso ein Thema wie die verschiedenen Haltbarkeitsmethoden, angefangen über Einlagern, Einfrieren, Einkochen, Fermentieren und Einlegen.

    Ansprechende, meist großformatige, ganzseitige Fotos begleiten die Rezepte und es steht der Selbstversorgung also nichts mehr im Weg – die Anleitungen sind mit ausführlichen Zutatenlisten und Schritt-für-Schritt-Anleitungen versehen, so dass im Grunde nichts schief gehen kann, beachtet man ein oder zwei Regeln, die im Einleitungsteil alle verständlich erklärt werden.

    Insgesamt ein umfassender Ratgeber für Jedermann, der in keiner Küche fehlen sollte!
    Pflanzenglück Anders Røyneberg
    Pflanzenglück (Buch)
    20.05.2022

    Reichhaltiger Zimmerpflanzenratgeber mit Schwerpunkt Hintergrundwissen – leider zu wenige Pflanzenportraits und keine Blühpflanzen.

    Buchinhalt:

    Jedem Pflanzenfreund die ideale Zimmerpflanze – das ist das inhaltliche Motto dieses fundierten Zimmerpflanzenratgebers des Norwegers Royneberg. Egal, ob mit „grünem Daumen“ oder ohne – mit diesem Buch hat jeder schnell Erfolge und kann sein Zuhause mit Grünpflanzen verschönern. Sehr detaillierte Informationen mit Schwerpunkt auf allgemeinem Pflanzenwissen und einige Steckbriefe der gängigsten Zimmerpflanzen beinhaltet dieses Buch.



    Persönlicher Eindruck:

    Vorab: ich bin bereits erfahren, was Zimmerpflanzen in meiner häuslichen Umgebung anbeklangt und daher ein eher kritischer Leser, der das Gelesene auch zu hinterfragen vermag. Daher war ich neugierig auf diesen Ratgeber, inwieweit auch erfahrene Zimmergärtner noch neue Informationen daraus ziehen können. Das Ergebnis: ja und nein.

    Das Buch ist modern aufgemacht, Bilder und Text wechseln harmonisch und das Gefühhl, eine grüne Oase im Haus zu schaffen, wird gut vermittelt. Der Schwerpunkt des Ratgebers liegt im textlichen, das heißt auf allgemeinen Infos zu Kultur, Pflege und Vermehrung vorwiegend gründer Zimmerpflanzen. Welches Substrat verwende ich? Wie finde ich den passenden Standort? Wie vermehre ich meine Zimmerpflanzen? Dabei ist das Wissen durchaus fundiert und auch der versierte Zimmergärtner kann wertvolle Informationen daraus ziehen – wobei das Buch sich insgesamt eher an Anfänger richtet und wirklich bei Null Wissen beginnt.

    Was mir in solchen Ratgebern am wichtigsten ist, sind die einzelnen Pflanzenportraits. Von denen bietet Royneberg einige, allerdings nicht genug. Der Portraitteil ist im Vergleich zum Rest eher klein und umfasst auch nur gängige Sorten, wie Monstera, Grünlilie oder Efeutute – was ich komplett vermisst habe, sind blühende Zimmerpflanzen. Es geht rein ums Grün und dadurch hält Royneberg dem Leser leider eine ganze Fülle an wunderbaren Pflanzen für das eigene Zuhause vor.

    Inhaltlich sind die Pflanzenportraits durchaus gelungen: Jedes enthält ein ganzseitiges Foto sowie Informationen zum bevorzugten Standort, Gießmenge, Düngung und einige Hintergrundinformationen. Klassisch – aber sehr schön gemacht und bildlich in Szene gesetzt.

    Leider kommt das Buch aber auch nicht ohne Kritik aus: einige der genannten Informationen sind leider falsch:

    Punkt 1: So verträgt beispielsweise der Bogenhanf (Sansiverie) keine direkte Sonneneinstrahlung, da er sehr schnell Brandschäden bekommt und nicht mehr schön aussieht.

    Punkt 2: Nordfenster eignen sich sehr wohl als Standort das ganze Jahr über, die Lichtmenge direkt auf der Fensterbank ist vollkommen ausreichend. Auch für Sukkulenten!

    Punkt 3: Drainagekugeln. Der Autor empfiehlt sie auf jeder Seite – dabei sind sie gar nicht nötig, kosten nur unnötig Geld und bringen nicht viel. Ich habe mein Lebtag noch nie Drainagekugeln verwendet, mein Grünzeug ist trotzdem üppig und gesund. In der Hydrokultur sind die Blähtonkügelchen unerlässlich, in Verbindung mit Blumenerde ist der Effekt jedoch gleich Null. Vor allem, wenn sich beide Substrate mischen.

    In der Gesamtbetrachtung ist „Pflanzenglück“ zwar ein reichhaltiger Ratgeber, knausert aber etwas mit den einzelnen Pflanzenportraits, Blühpflanzen fehlen komplett. Daher eher für Anfänger geeignet.
    Vindication - Rechtfertigung Staffel 2 Vindication - Rechtfertigung Staffel 2 (DVD)
    19.05.2022
    Bild:
    5 von 5
    Extras:
    5 von 5

    Hervorragende Mischung aus Krimi und Drama mit christlichen Bezügen – hat mich durchweg gefesselt!

    Inhalt:

    Sgt. Gary Travis hat als Leiter des Reviers 2 der texanischen Kleinstadt East Banks mit neuen Unwägbarkeiten zu tun, die nicht nur die Arbeit auf dem Revier betreffen, sondern auch weit in sein Familienleben reichen. Während Travis sich mit Intrigen und Seilschaften bei der Arbeit konfrontiert sieht, trifft Becky bei ihrer Arbeit im Frauengefängnis auf Travis' verschollene Mutter. Becky wünscht sich eine Versöhnung, doch Travis ist dazu noch nicht bereit....


    Persönlicher Eindruck:

    In 10 nahtlos aneinander anknüpfenden Folgen erzählt die zweite Staffel die Geschichte um Detective Sgt. Travis weiter, seiner Familie und seiner Arbeit im 2. Polizeirevier einer texanischen Kleinstadt. Dabei stehen diesmal weniger die einzelnen Fälle als vielmehr die Rahmenhandlung im Vordergrund, was die Zuschauer noch näher an die Figuren bringt und ihnen das Gefühl gibt, hautnah dabei zu sein.

    Thematisiert werden Dinge wie Nächstenliebe, Vergebung und das Prinzip der zweiten Chance, aber auch Themen wie Rassismus, Eifersucht oder Missgunst unter Kollegen. Der christliche Aspekt ist tragend aber nicht aufdringlich, die christliche Grundthematik macht die Reihe zu etwas Besonderem und lässt sie aus der Masse der Krimiserien herausstechen.

    Was mir gut gefiel, ist die inhaltlich fortlaufende Hintergrundhandlung und der Schwerpunkt auf Gary Travis' Leben, seiner Familie, was in meinen Augen noch mehr zum Tragen kam, als in Staffel 1. Inzwischen sind die Figuren dem Zuschauer viel näher als noch zu Beginn und ich konnte so gut wie nicht mehr abschalten, hatte ich einmal mit der Reihe begonnen. Dabei sind die Fälle, die Travis bearbeitet, nicht wirklich ausschlaggebend – es ist seine Haltung, das Drumherum, das hier den Focus der Handlung bildet und den Zuschauen auf das Schicksal hinter den Fällen schauen lässt.

    Neben den bereits bekannten Figuren tauchen auch neue Charaktere auf, wie beispielsweise der farbige Pflegesohn Andrew, den Travis bei sich aufnimmt oder sein neuer Kollege Tre Milwood, der einen sehr sympathischen Eindruck macht. Auch die Konfrontation von Travis mit seiner Vergangenheit rund um die Vernachlässigung durch seine Mutter während seiner Kindheit ist ein Thema, das zu Diskussionen innerhalb seiner Familie führt.

    Während in Staffel 1 die Folgen noch eher einzelepisodisch erzählt werden, ist Staffel 2 mehr wie ein Film aufgebaut, der am Ende jedes Kapitels mit einem spannenden Cliffhanger auf das nächste Kapitel überleitet. So auch der Schluss, der mehr als packend den Höhepunkt der ganzen Staffel bildet und spannende Fragen offen lässt.

    Mir hat diese Fortsetzung von Vindication absolut gefallen, eine ausgezeichnete Reihe zwischen Krimi und Drama, die man wirklich gesehen haben muss. Ich weiß nicht, wie die Macher sich in einer 3. Staffel noch übertreffen wollen, jedenfalls bin ich heute schon mehr als alles auf den Fortgang dieser christlichen Krimi-Dramaserie gespannt. Eine absolute Empfehlung, niveauvoll und hochwertig, jenseits des Mainstreams!
    Senior, S: Familie Fuchs freut sich auf den König Senior, S: Familie Fuchs freut sich auf den König (Buch)
    11.05.2022

    Liebevoll gestaltetes Kinderbuch mit christlicher Botschaft

    Buchinhalt:

    Der König des Waldes hat seinen Besuch angekündigt! Familie Fuchs bereitet eine festliche Kaffeetafel mit leckerem Kuchen vor, doch der König lässt auf sich warten. Immer wieder kommen bedürftige Waldtiere vorbei und Vater Fuchs wartet ihnen vom Kuchen auf – auch der kranken Spitzmaus statten die Füchse schließlich einen Besuch ab. Als letztendlich der König kommt, ist nichts mehr zu essen da und die Wohnung gleicht einem Chaos. Dann jedoch zeigt der König den Füchsen das innewohnende Geheimnis...


    Persönlicher Eindruck:

    „Was ihr für den geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan.“ Basierend auf diesem Gleichnis aus Matthäus 25, Vers 34-40 breitet sich in diesem schön gestalteten Kinderbuch eine biblische Geschichte für Kinder ab 3 Jahren aus.

    Zusammen mit den Füchsen entdecken die kleinen Leser das Thema Nächstenliebe. Vater Fuchs und seine beiden Kinder freuen sich auf den König des Waldes, welcher natürlich als Synonym für Jesus gedacht ist. Natürlich ist Jesus für die Waldtiere kein Mensch – die beiden Autorinnen gestalten das Buch in berührender Art und Weise, so dass der König für einen Fuchs natürlich kein anderer sein kann, als der majestätische Hirsch, der die Waldbewohner mit seinem Besuch beehrt.

    Letztendlich ist die Angst, dem König kein schönes Fest bereiten zu können, unbegründet, denn er sagt: das schönste Geschenk ist, dass die Füchse ihren Freunden in der Not geholfen haben.

    Was jetzt nicht angesprochen wurde, aber sehr deutlich hervortritt: die in Not geratenen Gäste essen fast den ganzen Kuchen – einer drei Stücke und einer sechs Stücke. Das fand ich dann doch etwas übertrieben, denn die Bibelgeschichte sagt ja nicht aus, dass es richtig ist, wenn die einen den anderen ausnutzen. Wie auch immer: die Geschichte eignet sich wunderbar zum Vorlesen und gemeinsamen Reflektieren des Inhalts. Möglicherweise ist das mit dem „Zuviel“ auch so gewollt, um mit dem Kind ins Gespräch zu kommen.

    Die Zeichnungen sind kindgerecht und die Bilder nicht überfrachtet, trotz allem gibt es überall niedliche Kleinigkeiten, die beim Anschauen entdeckt werden können und die das Buch nie langweilig werden lassen. Der Einband ist hochwertig und die Seiten relativ dick, so dass sie auch etwas ungestümeren Kinderhänden beim Umblättern standhalten.

    Alles in allem ein liebevoll gestaltetes Kinderbuch mit biblischem Kontext, das ich auf jeden Fall weiter empfehlen möchte!
    Liebe in den Gezeiten des Meeres Denise Hunter
    Liebe in den Gezeiten des Meeres (Buch)
    08.05.2022

    Konnte mich als Ganzes so nicht überzeugen - warum muss der an sich gute Plot auf einmal so kippen? Schade!

    Buchinhalt:

    Maddie, die Jüngste dreier zerstrittener Schwestern, wurde von ihrem Freund betrogen und hat auch ihre Arbeitsstelle verloren. Als der Anruf eines ihr Unbekannten eintrifft, ihre Großmutter wäre spurlos verschwunden, macht Maddie sich sofort auf in das Küstenstädtchen Seahaven, wo sie auf ihre beiden Schwestern trifft. Schnell stellt sich heraus: Granny ist in Wirklichkeit auf einer Floridareise und hat alles nur eingefädelt, um die Enkelinnen wieder zu versöhnen. Zusammen mit dem unbekannten Anrufer, dem attraktiven Nachbarn Connor, ordnen die drei Schwestern den Dachboden im Haus der Großmutter – und auch ihre eigene Vergangenheit....


    Persönlicher Eindruck:

    Romantik, Verwicklungen und Geheimnisse – das sind die drei Versprechen dieses Liebesromans, der an der Ostküste der USA in den Südstaaten spielt. Denise Hunter breitet auf diesen drei Pfeilern einen Gegenwartsroman vor ihrer Leserschaft aus, der neben einer Liebesgeschichte auch das Thema Untreue, Konflikte und Neuanfang zum Thema hat.

    Ich sage ganz offen: ich bin hin und her gerissen. Einerseits liest sich der Roman zu Beginn sehr schön, der Schauplatz ist bildhaft und man hat nach wenigen Seiten das Gefühl, in die Welt der Hauptfiguren einzutauchen. Es geht in erster Linie um drei völlig unterschiedliche Schwestern, die aufgrund eines Vorfalls in der Vergangenheit einst im Streit auseinandergegangen und nun im Haus ihrer Großmutter gezwungen sind, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Es ging – wie so oft – um einen Mann, der der Grund für das Zerwürfnis war, doch nach und nach kommen auch immer mehr Probleme in den Ehen bzw. Beziehungen von Nora, Emma und Maddie zutage.

    Männlicher Gegenpart des Trios ist Connor, der charmante junge Nachbar der Großmutter, dem das Leben ebenso tragisch mitgespielt hatte und zwischen dem und Maddie sich alsbald eine zarte Liebesgeschichte anbahnt. Soweit, so gut.

    Leider beginnt die Geschichte ab etwa der Hälfte merklich zu kippen. Granny ist dann wieder von ihrer Reise zurück, man spricht über Ehekrisen und Probleme und plötzlich wird klar: nahezu alle Männer im Leben der Monroe-Frauen waren oder sind untreu und gehen fremd. Was dem Fass die Krone aufsetzt: Autorin Hunter bringt in ihrem Plot schließlich die Aussage ins Spiel, die Untreue in der Familie wäre ein Art Erbsünde bzw. „Generationensünde“. Nein, das ist für mich einfach an den Haaren herbei gezogen und in der Menge der Fälle innerhalb der Familie einfach nicht mehr glaubhaft – hier macht sich die Autorin den so guten Beginn selbst wieder kaputt.

    Natürlich hat Maddie dann Zweifel hinsichtlich ihrer beginnenden Beziehung zu Connor. Gegen Ende steigt zwar noch einmal die Spannung, dennoch bleibt das Ende vorhersehbar und wenig inspiriert. Es ist halt letztendlich doch „nur“ ein Liebesroman für zwischendurch – wobei das Ganze wesentlich besser funktioniert hätte ohne den vollkommen übertrieben geschilderten Fremdgeh-Plot über drei Generationen.

    Was mir auch fehlte, war die Tiefe in Bezug auf die Schwestern Emma und Nora. Während Maddie recht gut ausgearbeitet wurde, sind die beiden anderen mysteriöse Pappfiguren, denen Substanz und Tiefgang fehlten. Auch der ursprüngliche Streit überzeugte mich nicht – jedenfalls empfinde ich einen jahrelangen schwelenden Konflikt als etwas vollkommen anderes, das hier aber nicht wirklich vermittelt wird. Die drei Schwestern sind mir von Beginn an zu einig, in dem was sie tun, wie sie im Haus ihrer Granny zusammenleben. Wo ist denn das Zerwürfnis? Ich sehe keines, höchstens ein paar Meinungsverschiedenheiten. Familienstreit? Weit gefehlt!

    Der christliche Aspekt des Romans spricht Themen an wie Gottvertrauen, Kraft des Gebets und Vergebung, kommt jedoch erst im letzten Drittel sichtbar zum Tragen.

    Insgesamt hat mich die zunächst vielversprechende Geschichte mehr enttäuscht als begeistert. Eine Leseempfehlung gibt es leider keine, im Vergleich mit anderen Gegenwartsromanen des Genres schneidet „Liebe in den Gezeiten des Meeres“ eher schlecht ab: schade, ich hatte mir wirklich mehr versprochen.
    Die Frauen vom Reichstag: Stimmen der Freiheit Micaela A. Gabriel
    Die Frauen vom Reichstag: Stimmen der Freiheit (Buch)
    01.05.2022

    Keine Leseempfehlung – es fehlte an Spannungselementen und am Tiefgang bei den Figuren. Eine Enttäuschung!

    Buchinhalt:

    In der Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg steht das Deutsche Reich vor großen Umbrüchen. Die Monarchie hat ein Ende, es entstehen neue Parteien, die Weimarer Republik gründet sich. Im Zuge der Ereignisse ergeben sich auch für die Frauen neue Möglichkeiten: das Frauenwahlrecht bringt auch die weibliche Bevölkerung der Politik näher, so auch Marlene von Runstedt, ihrerseits Juristin in Berlin. Doch Marlenes Kampf spielt sich neben der Politik auch im Privaten ab – liebt sie doch den schneidigen Offizier Justus von Ostwald....


    Persönlicher Eindruck:

    Im ersten Teil der Trilogie um die ersten Frauen im Berliner Reichstag steht Marlene von Runstedt im Mittelpunkt, die für die Deutsche Demokratische Partei kandidiert und sich für die Rechte von Frauen in der noch jungen Weimarer Republik einsetzt. Ihr Traum: endlich etwas bewegen, endlich den Männern die Geschicke des Volkes nicht allein überlassen.

    Der Schauplatz des Romans führt natürlich nach Berlin. Bekannte Orte wie Charlottenburg, Brandenburger Tor, Hotel Adlon und der Reichstag lassen schnell ein Bild vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Das Lebensgefühl und die Lebensweise kurz nach dem Großen Krieg, mit seinen Kriegsversehrten, der Armut und dem Hunger, aber auch dem Streben nach Glück und der neuen Freiheit sind dabei greifbar und man hat ein gutes Bild davon, in welcher Welt die Hauptfiguren ihre Schritte tun. Alles schön und gut. Wäre da nicht ein großes Aber.

    In meinen Augen will die Autorin einfach zu viel. Politische Geschichte, historischer Kontext und Liebesroman können die Grundpfeiler eines guten Historienromans aus dieser Zeit sein, doch schafft es die Handlung nicht, den Leser kontinuierlich an die Seiten zu fesseln. Es fehlt ein durchgängiger Spannungsbogen, den sich die Autorin schon allein ihrer wirren Erzählweise geschuldet selbst kaputt macht. So wechseln die Jahreszahlen in chaotischen Zeitsprüngen hin und her und ich wusste oft nicht, was jetzt zu was gehört. Irgendwie ähnelt die Erzählstruktur einzelnen Ideen und Gedanken, die Frau Gabriel nacheinander zu Papier bringt und dann künstlich zu verbinden sucht – jedenfalls verlor ich mehr als einmal den Faden und das ist dann schon ein k.o.-Kriterium bei einem Roman.

    Inhaltlich geht es um zwei vollkommen unterschiedliche Frauen, die in ihrer Jugend einst Freundinnen waren, jetzt aber um denselben Mann buhlen. Einerseits die schon erwähnte Marlene, die in der heutigen Zeit wohl als Emanze bezeichnet werden würde, andererseits die Schauspielerin Sonja, die im Gegensatz zu ihrer Widersacherin aus ärmlichen Verhältnissen stammt. Mittendrin: Justus von Ostwald, bei dem ich bis zum Schluss nicht den Eindruck hatte, als wisse er, was er will. Jedenfalls bleiben alle Figuren bis zum Schluss farblos und hölzern, weder die Liebesgeschichte berührte mich in irgend einer Form noch überzeugten mich Marlenes politische Ambitionen.

    Insgesamt fehlte es durchweg an Spannung und an Gefühl, auch an Gefühl für die historische Einbettung in die Ereignisse der Epoche. Es reicht dabei leider nicht, historische Fakten wie Aufstände, die Rückführung der Etappenhelferinnen aus den polnischen Gebieten oder den Tod von Luxemburg und Liebknecht zu erwähnen – man muss die Geschichte auch fühlen können. Und das gelang weder bei der Historie noch bei der Liebe.

    Für mich eine Enttäuschung, ich hatte mehr erwartet. Keine Leseempfehlung von meiner Seite.
    226 bis 250 von 702 Rezensionen
    1 2 3 4 5 6 7 8 9
    10
    11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29
    Newsletter abonnieren
    FAQ- und Hilfethemen
    • Über jpc

    • Das Unternehmen
    • Unser Blog
    • Großhandel und Partnerprogramm
    MasterCard VISA Amex PayPal
    DHL
    • AGB
    • Versandkosten
    • Datenschutzhinweise
    • Barrierefreiheitserklärung
    • Impressum
    • Kontakt
    • Hinweise zur Batterierücknahme
    * Alle Preise inkl. MwSt., ggf. zzgl. Versandkosten
    ** Alle durchgestrichenen Preise (z. B. EUR 12,99) beziehen sich auf die bislang in diesem Shop angegebenen Preise oder – wenn angegeben – auf einen limitierten Sonderpreis.
    © jpc-Schallplatten-Versandhandelsgesellschaft mbH
    • jpc.de – Leidenschaft für Musik
    • Startseite
    • Feed
    • Pop/Rock
    • Jazz
    • Klassik
    • Vinyl
    • Filme
    • Bücher
    • Noten
    • %SALE%
    • Weitere Bereiche
      • Themenshops
      • Vom Künstler signiert
      • Zeitschriften
      • Zubehör und Technik
      • Geschenkgutscheine
    • Anmelden
    • Konto anlegen
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt