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    EdlerTropfen

    Aktiv seit: 02. März 2012
    "Hilfreich"-Bewertungen: 143
    9 Rezensionen
    Maria Joao Pires - Sämtliche Solo-Aufnahmen für die DGG Maria Joao Pires - Sämtliche Solo-Aufnahmen für die DGG (CD)
    21.10.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Eusebia

    Zwischen 2014 und 2016 veröffentlichte die Deutsche Grammophon drei Boxen mit sämtliche Aufnahmen der Pianistin Maria João Pires für das Label. Der erste Teil, die 'Complete Solo Recordings', enthält Aufnahmen aus den Jahren 1989 bis 2013. Auf 20 CDs finden sich vorwiegend Werke von Mozart, Schubert und Chopin, dazu etwas Bach, Beethoven, Schumann und Brahms.

    Kein gewagtes Repertoire also, und auch das Klavierspiel der portugiesischen Protagonistin würde man sicher nicht als revolutionär bezeichnen. Die herausragenden Qualitäten der Maria João Pires liegen auf einem anderen Gebiet, das sich am ehesten erschließt, wenn man die Interpretin im Konzert erlebt: Bescheiden, fast scheu und liebenswürdig ist Ihr Auftreten, und obwohl sie keine extremen Gestaltungsmittel nutzt sind ihre Interpretationen doch außerordentlich musikalisch, intensiv und berührend. Sie hat die Fähigkeit das Klavier singen zu lassen, sie kann sogar einen einzelnen Ton zum Ereignis machen. Auf Pires' Spiel treffen (eigentlich unmusikalische) Adjektiven wie "analytisch" oder "unfehlbar" überhaupt nicht zu. Ihre Stärke ist vielmehr Menschlichkeit und Mitgefühl, die in ihrer Musik mitschwingen.


    Bach & Beethoven (CD 1&2)

    Wer sich alle 20 CDs in der vorgegebenen, nach Komponisten geordneten Reihenfolge vornimmt, muss sich gleich zu Beginn durch zwei problematische Alben kämpfen: Die Solowerke von Johann Seb. Bach (Partita Nr. 1, Englische Suite Nr. 3, Französische Suite Nr. 2) spielt Pires mit großer Ruhe, nutzt das rechte Pedal ausgiebig und wirkt damit ein wenig aus der Zeit gefallen. Sie macht sich die Stücke zu eigen, ohne den Bach'schen Stil und seine Klangwelt anzunehmen, sondern geht aus der Perspektive der Romantik an die Bachsche Musik heran. Das ist Geschmacksache und sicher nichts für Puristen.

    Beethoven passt schon deutlich besser zu Pires. Sie hat sich die vergleichsweise lyrischen Sonaten op. 27/1&2 sowie op. 109 ausgesucht, betont ihn ihnen auch eben die sangliche Seite. Damit rückt sie ihren Beethoven in Schuberts Nähe, ignoriert dabei ein wenig die klassizistische Klarheit und den beethovenschen Vorwärtsdrang. Große Würfe der Rezeptionsgeschichte sind diese Versionen nicht, Fehlgriffe aber auch nicht.


    Chopin (CD 3-7)

    Chopins Klavierwerke gehören bekanntermaßen zu Pires' Kernrepertoire. Hier findet ihr poetisches und sangliches Klavierspiel seinen Platz: Die himmlische Berceuse op. 60 oder die delikat gezauberten Walzer op. 64 gehören zu den wahrlich schönsten Chopin-Aufnahmen überhaupt.

    Die Préludes op. 28 zeigen hingegen auch Pires Grenzen, denn das Werk verlangt der Spielerin eine besonders große Gestaltungspalette ab. Pires überzeugt erwartungsgemäß in den lyrischen Préludes, findet aber in den dramatischen Sätzen zu wenig Wucht und düstere Einfärbungen, wodurch der Zyklus relativ kontrastarm wirkt. Auch die Gesamtaufnahme der 21 Nocturnes, so herrlich die Interpretationen im Einzelnen sind, leiden unter diesem Defizit, wirken als Ganzes zu eindimensional.

    Erwähnt werden sollte das Doppelalbum "Chopin" (CD 7&8), dessen Titelfolgen glücklicherweise unangetastet geblieben ist, zumal es offenbar als eine Einheit konzipiert wurde. Den Rahmen bilden die dritte Klaviersonate und die Cellosonate des polnischen Komponisten, mit der Mazurka op. 68 Nr.4 als "Zugabe". Gemeinsam mit den umschlossenen Titeln ergibt dieses Doppelalbum eine fast vollständige Aufnahme der späten Chopinwerke, mit der Polonaise-Fantaisie, Mazurken aus opp. 59, 63 und 67, Nocturnes op. 62 und schließlich auch den bereits erwähnten Walzern op. 64. Die für das Spätwerk eigentlich untypische Berceuse op.60 wurde offenbar bewusst ausgespart. Auf diesem Doppelalbum kann man einige der schönsten Interpretationen der Pires erleben, ihren bewundernswerten Anschlag, ihre entrückte Versenkung in die harmonisch vertrackte Klangwelt. Die erste Phrase der Mazurka op. 63/2 allein ist Grund genug dieses Album zu erwerben! Dass die charakteristischen, polnischen Tanzrhythmen dabei in den Hintergrund rücken, nimmt man gerne in Kauf.


    Mozart (CD 8-13)

    Pires' hochgelobte Gesamtaufnahme der Mozartsonaten (ihre zweite nach der Denon-Ausgabe von 1974) ist ein Wunder an Natürlichkeit. Statt diese Musik irgendwie zu gestalten und ihre Interpretationen auf diese Weise zu individualisieren, lässt Pires sie vielmehr für sich sprechen. Dazu wählt sie gemäßigte Tempi, die der Sanglichkeit der Musik sehr gut stehen. Bei einigen Ihrer Chopin- und Schumann-Interpretationen mag Pires' Gestaltung etwas zu zurückhaltend und eindimensional wirken, nicht aber bei Mozart!

    Die Trauer um den Verlust der Mutter, die Mozart in der Sonate KV 330 verarbeitet, braucht die Interpretin nicht hervorzuheben, denn sie ist einfach da. Wo die Romantik die Seelenqual offen ausbreitet und gar zelebriert, ist sie bei Mozart noch leicht verklausuliert. So wenigstens geht Pires "ihren" Mozart an, und ihre Lösungen sind ohne Ausnahme beglückend. Sie beweist, das man auch mit einer "Jagdsonate" KV 576 brillieren kann, ohne dabei eine revolutionären Ansatz zu bemühen. Selbst für die Sonata facile KV 545 bleibt sie dieser Einstellung treu, während ihre KollegInnen doch meist entnervt über das viel geschundene Anfängerstück hinwegrasen. Unter Pires' Fingern erstrahlt die Musik, erhebend und sicher nicht harmlos.


    Schubert (CD 14-19)

    Wo viele Pianisten Mozart und Schubert als größte Herausforderung nennen, scheinen gerade diese Komponisten der Portugiesin am Herzen (oder gar in der Natur?) zu liegen. Als hätte sie für die beiden - auf ihre Art - zerrissenen Persönlichkeiten ein besonderes Mitgefühl, trifft Pires scheinbar mühelos den schmalen Grad, der die Musik den Pianisten anbietet.

    Im Gegensatz zu Ihrem Chopinspiel wirkt ihr Schubert durchaus auch düster und tiefschürfend. Der Variationssatz der Sonate D845 etwa ist ein Kaleidoskop der Stimmungen, und Pires wechselt so ungemein stimmig von einem Teil in den nächsten und macht den Satz zu einem Meisterwerk im Meisterwerk.

    Die Sonate D784 war eines der ersten Werke, die Pires für die DGG aufgenommen hat. Auch hier (analog zu Mozarts KV330) wirkt der Kontrast zwischen dem bedrohlichem Hauptthema und dem entrücktem Seitenthema des Kopfsatzes grabentief, obwohl (oder weil?) ihre Darstellung weit weniger exaltiert wirkt als die eines Brendels oder Richters.
    Welchen Schubert-Interpreten man letztlich bevorzugt (eventuell keinen der Genannten), Pires' Darstellungen sind und bleiben außerordentlich. Gebremst wirkt Pires allein bei den ausgesprochen virtuosen Passagen in Schuberts Werken, etwa den Skalen im Impromptus D 935 Nr. 4 oder im Schlusssatz der Klaviersonate D 960. Aber das sind vor diesen meisterhaften Wiedergaben bloß kleinliche Einschränkungen.

    Neben den genannten Sonaten finden sich auf den fünf Schubert-CDs noch die Sonate D664, die Impromptus op. 90, D935 und D946, die Moments Musicaux D780, 2 Scherzi D593 und das Allegretto D915, zudem noch einige Klavier-Duowerke. (Siehe > Zur Edition > Die Duopartner)


    Schumann und Brahms (CD 20)

    Man ahnt schon, dass die Pianistin dem milde Eusebius näher ist als dem wilden Florestan. Und doch hat sie die Gegensätze sehr wohl herausgearbeitet, die gesanglichen Passagen mit viel Agogik ausgekostet, schenkt auch den Florestan-Sätzen genügend Aufmerksamkeit. Wie schon in den Nocturnes und Préludes von Chopin fällt auf, dass die Pianistin nur ein begrenztes Repertoire an Stimmungen erzeugen kann oder will. Die geheimnisvollen Sätze "Verrufene Stelle" und "Vogel als Prophet" aus den Waldszenen wirken in dieser Darstellung geradezu harmlos. Und das ist letztlich entscheidender als die technischen Mängel, die unpräzisen Punktierungen oder überstarken Pedalisierungen. Freilich ist die Arabeske in den Händen eine Schönheit sondergleichens. Aber Schumanns Musik ist eben bei Weitem nicht nur zweipolig.

    Ganz am Ende der Schumann-CD sind noch die drei Brahms Intermezzi op. 117 versteckt, die einzige Live-Aufnahme in dieser Box. Eine hörenswerte Zugabe ist das allemal: Der erste Satz droht zwar in den agogischen Freiheiten unterzugehen, umso überzeugender wirken Intermezzi Nr. 2&3.


    Zur Edition

    Auf den 20 CDs sind nicht nur Soloaufnahmen versammelt. Die Herausgeber haben sich dazu entschlossen das Doppelalbum "Résonances de l'Originaire", das Pires mit Werken von Schubert an der Seite des Pianisten Ricardo Castro zeigt, in diese Solo-Box aufzunehmen. Das ist nachvollziehbar, denn neben Klavierduos (Fantasie D 940, Rondo D 951, Allegro "Lebensstürme" D 947) ist Pires auf dem Album mit der Solosonate D 664 und Castro mit der Solosonate D 784 zu hören. Auch die Cellosonate von Chopin (mit Pavel Gomziakov), Teil des Doppelalbums "Chopin", wurde im Verbund mit dem Album belassen.

    Andererseits aber wurden die Intermezzi op. 117 von Brahms aus dem Live-Album mit dem Cellisten Antonio Meneses ("The Wigmore Hall Recital") herausgenommen. In der Ausgabe sämtlicher Pires-Kammermusik-Aufnahmen erscheinen die Brahmsstücke dann aber nochmals, diesmal im ursprünglichen Zusammenhang mit dem Wigmore-Konzertprogramm.

    Die Chopin-Konzerte 1&2 wurden ursprünglich einzeln auf je einer CD veröffentlicht, gekoppelt mit Solowerken des Komponisten. Diese Solowerke (Fantasie op. 49, Impromptu op. 66, Berceuse und Préludes op. 28) wurden auf CD 3 dieser Edition zusammengefasst.

    So richtig glücklich sind diese Entscheidungen nicht getroffen. Für Sammler sind diese Entscheidungen besonders bedauerlich, auch weil die auf den CD-Taschen abgedruckten Original-Cover manchmal nicht zu dem Programm der betreffenden CDs passen.

    Das Booklet enthält neben Fotos der Pianistin eine detaillierte Titelliste, und nochmals sind dazu die Originalcover abgedruckt, zusammen mit einer sehr informativen, fünfseitigen Würdigung von Jessica Duchen.


    Die Duopartner

    CD 18&19 dokumentieren Pires' Duoprojekt mit dem brasilianischen Pianisten Ricardo Castro. Wie schon erwähnt kombinieren die beiden Pianisten Solo- und Duowerke von Franz Schubert. Beide sind und bleiben durchaus sehr unterschiedliche Künstlerpersönlichkeiten, ergänzen sich in den Duos aber erstaunlich gut. Castros Version der Solosonate D 784 ist düsterer, aber auch ein Stückchen statischer als Pires' Schubertspiel. (Pires' eigene Version der Sonate D784 kann man auf CD 16 nachhören). Wie in anderen Fällen gibt es hier auch Überschneidungen mit den Erato-Aufnahmen von Pires. 1987 hatte sie mit dem Pianisten Hüseyin Sermet bereits die Fantasie D940 und andere Duowerke eingespielt ' ein Album, dass zumindest künstlerisch mit der DGG-Veröffentlichung mithalten ist.

    Pavel Gomziakov ist Pires' Partner in der Cellosonate von Chopin. Geboren in Russland und derweil in Lissabon ansässig hat er die Aufmerksamkeit der berühmten Pianistin erlangt. Seine aufwallende Darstellung des Celloparts will nicht so recht mit dem delikaten Spiel der Pires harmonieren, was indes auch der besonders direkten Aufnahme des Streichinstruments liegen mag.


    Zum Schluss noch...

    Ein Tröpfchen Wehmut ist mit dieser Edition verbunden, markiert sie doch auch das Ende der so fruchtbaren Zusammenarbeit von Künstlerin und Plattenfirma.

    Die Magie, die von der Pianistin im Konzertsaal ausgeht, kann man in diesen Aufnahmen allerdings nur teilweise nachvollziehen. Ob das an den vorgenommenen 'Korrekturen' einer Studioproduktion liegt oder doch daran, dass die Aura der Pires sich eben nicht von Mikrofonen einfangen lässt? Wer die Künstlerin also wirklich "at her best" erleben möchte, kommt um eine Konzertbesuch nicht herum.

    Unabhängig davon enthalten die 20CDs - trotz einiger schwächerer Momente - eine stattliche Menge überirdisch schöner Wiedergaben, die ohne Frage die Anschaffung der ganzen Box rechtfertigen.
    Ein Kommentar
    gavagai
    05.11.2016

    Daumen nach oben reicht nicht

    Diese Besprechung ist extrem hilfreich, der Daumen nach oben reicht nicht. Ich habe von der Pires "The Complete Erato Recordings" und so musste ich entscheiden, ob ich diese Box auch noch brauche. Ja, heißt es nach dieser Besprechung. Danke.
    Maria Joao Pires - Complete Concerto Recordings on Deutsche Grammophon Maria Joao Pires - Complete Concerto Recordings on Deutsche Grammophon (CD)
    21.10.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Zart und bestimmt

    Fünf CDs mit Solokonzerten hat die portugiesische Pianistin Maria João Pires zwischen 1990 und 2011 für die DGG aufgenommen. Die vorliegende Box bildet den zweiten Teil der insgesamt drei Volumen umfassenden Ausgabe aller Aufnahmen der Musikerin für die DGG. Sie enthält die beiden Chopin-Konzerte, sieben Konzerte von Wolfgang A. Mozart und das a-Moll Konzert von Robert Schumann.

    >>> Zur Edition

    Die Entscheidung des Labels die Solokonzerte von Solowerken und Kammermusik getrennt zu veröffentlichen, ist - nun ja - nicht ganz glücklich und basiert wohl eher auf einem pedantischen Ordnungssinn als der editorischen Logik, weil einige Originalalben eben sowohl Konzerte wie Solowerke enthalten. Um der gewünschten Kategorisierung gerecht werden zu können, werden die Originalcover, die die CD-Taschen zieren, einfach umgeschrieben (CD1&5).

    Andererseits enthält diese Box auch zwei Zugaben: In Mozarts Konzertarie "Ch'io mi scordi di te? ..." aus der Oper Idomeneo übernimmt die Pianistin den obligaten Klavierpart. Erschienen ist die Aufnahme aus dem Jahr 1997 ursprünglich auf einem Arien-Album der Sopranistin Christiane Schäfer, mit den Berliner Philharmonikern unter Claudio Abbado. Hier ergänzt die Aufnahme das Programm auf CD 2. Auf CD 5 hingegen wird Schumanns Klavierkonzert mit einer Live-Aufnahme von Mozarts A-Dur Konzert KV 488 gekoppelt.

    Das schmale Beiheft enthält einen schönen Artikel zu Pires und eine detaillierte Inhaltsangabe. Genug für eine Pires-Sammelbox, denn hier steht die Musik im Vordergrund, und nicht blumige Werbetexte.

    >>> Chopin

    Unterschiedliche Orchester und Dirigenten standen der Pianistin für die Einspielungen der beiden Chopin-Konzerte zur Verfügung. Emmanuel Krivine inspiriert das Chamber Orchestra of Europe zu einer beeindruckenden Leistung, klanglich wie agogisch sehr flexibel und facettenreich gestaltet und damit durchaus der Pianistin ebenbürtig. Das ist umso erwähnenswerter, da doch die Chopin-Konzerte nur wenige Gelegenheiten zur Profilierung bieten. Aber auch diese wenigen Gelegenheiten wollen genutzt werden, und das tun Krivine und sein Orchester in der Aufnahme aus dem Jahr 1997 und lassen manche vielleicht etwas schlichten kompositorischen Einfälle vergessen. Man höre nur die herrlich zelebrierte Orchester-Modulation im ersten Satz (ab 11:05min)!

    Natürlich liegt Pires der Charakter dieser Musik in besonderer Weise, wenn sie auch die rauschhaften Tonkaskaden fast schon zu entspannt, zu ruhig angeht. Aber dieser Einwand ist schnell vergessen, denn schon im nächsten Moment lauscht man verzückt ihrer Interpretation eines poetischen Themas, und alle Zeit scheint stehenzubleiben - magisch!

    André Previn und das Royal Philharmonic Orchestra nehmen ihre Rolle als "Begleitorchester", (wenn man das im Falle der beiden Chopin-Konzerte sagen darf) durchaus ernst, überzeugen letztlich nicht so stark wie Krivine / CoE, bleiben konventioneller. Der direkte Vergleich der Orchesterüberleitung im ersten Satz des zweiten Konzertes (ab 8:05min) mit der oben genannten Stelle im ersten Konzert zeigt das beispielhaft. Pires macht aber auch dieses Konzert zu einem Ohrenschmaus, wenn sie auch eine Spur zurückhaltender agiert als in Nummer eins.

    >>> Mozart im Wandel der Zeit

    Die Aufnahmen von immerhin sieben Mozartschen Klavierkonzerten klingen denkbar unterschiedlich, was vor allem auf die beteiligten Orchestern zurückzuführen ist. Die Wiener Philharmoniker machen ihrem selbstgewählten Anspruch als Hüter der Tradition alle Ehre und würzen in den Aufnahmen von 1990 bzw. 1992 mit Streichervibrato (Klavierkonzerte Nr. 14 KV 449 und Nr. 26 KV 537). Das Chamber Orchestra of Europe stellt in den Produktionen von 1993 (Klavierkonzerte Nr. 17, KV 453 und Nr. 21, KV 467) schon Ansätze für eine "neue" Spielkultur vor, während das Orchester Mozart in den Aufnahmen aus dem Jahr 2011 längst eine aktualisierte Klangvorstellungen in allen Instrumentengruppen verinnerlicht haben. Dabei verwenden alle Orchester keine historischen Instrumente, ebenso bleibt Pires dem modernen Konzertflügel treu. In all den oben genannten Aufnahmen stand Claudio Abbado am Dirigentenpult, und wie man hören kann, hat sich auch dessen Mozart-Bild zwischen 1990 und 2011 entscheidend gewandelt.

    Nur einmal, im Jahr 1995, übernahm Frans Brüggen die Orchesterleitung: In dem Rundfunkmitschnitt aus Salzburg (1995) spielt das Mozarteum Orchester an der Seite der Solistin. Trotz kleinerer Unzulänglichkeiten ist dieses Tondokument durchaus genießen. Frans Brüggen ist zudem Garant für den vielleicht deutlichsten stilistischen Kontrast zu den Aufnahmen mit den Philharmonikern aus Wien. Es hat sich viel verändert in den 20 Jahren!

    Was sich allerdings nicht wesentlich verändert hat, ist das Spiel von Maria João Pires. Das hat die portugiesische Pianistin insofern auch gar nicht nötig, da ihr Spiel gewissermaßen zeitlos ist. Ihre künstlerische Persönlichkeit drückt Pires nicht in extravaganten Tempi oder revolutionären Interpretationsansätzen aus. Die hervorstechendste Eigenheit von Pires Spiel ist wohl die, dass sie solche Äußerlichkeiten meidet, stattdessen lieber die Musik von innen ausleuchtet. Gefühlvoll,aber unaufdringlich präsentiert sie die Musik. Und obwohl ihr Anschlag außerordentlich delikat und fein austariert ist, ist Pires doch keine Virtuosin im romantischen Sinn. Tatsächlich leuchtet ihr Stern umso heller, je weniger Noten es zu spielen gibt, etwa im langsamen Satz des "Krönungskonzertes KV 537. Ihre Meisterschaft besteht darin, dass sie trotz ihrer Anteilnahme nie in Gefahr gerät in die Sphären des Kitsch abzugleiten. Sie ist sich offenbar jeder Geste bewusst, weiß um die Konsequenzen ihres Handelns und führt - wenn auch zart besaitet - mit Bestimmtheit durch das musikalische Geschehen, wie man auch in Mozarts letztem Klavierkonzert KV 595 staunend konstatieren muss: Sehr ökonomisch die Kräfte verteilend balanciert sie sicher auf einem schmalen Spannungsgrad, ohne Übertreibungen und ohne Langeweile. Faszinierend!

    In der bereits schon erwähnte "Zugabe", der Konzertarie "Ch'io mi scordi di te", in der sie Christiane Schäfer zur Seite steht, wirkt Pires vielleicht eine Spur zu zurückhaltend, um dem starken Sopran Schäfers etwas (klanglich) Ebenbürtiges entgegensetzen zu können.

    >>> Schumann

    Es ist eines der bekanntesten Klavierkonzerte der Romantik, das Klavierkonzert von Robert Schumann. Dass Pires in der Studio-Aufnahme aus dem Jahr 1997 kein virtuoses Feuerwerk abbrennen würde, war zu erwarten. Bemerkenswert ist, dass Ihre sehr lyrische Herangehensweise dem Konzert so hervorragend steht, auch weil dadurch viele Details offengelegt und gestaltet werden, die in vielen Konkurrenz-Produktionen schlicht untergehen. Abbado am Pult des Chamber Orchestra of Europe nimmt den Duktus der Pianistin auf und steuert seinen Teil zum Gelingen bei. Bei soviel Gefühl und Schönheit vermisst man nicht einmal die schroffen Seiten in der Musik, die hier naturgemäß kaum hervortritt.

    >>> Fazit

    Die 5 CD Box enthält keine Repertoire-Neuigkeiten und keine spektakulären Neu-Interpretationen. Dafür aber herrlich musizierte Konzerte von Chopin, Mozart und Schumann, einzigartig schön!
    Sophie Pacini - Beethoven / Liszt Sophie Pacini - Beethoven / Liszt (CD)
    21.10.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Zögerlicher Sturm

    Die sympathische Sophie Pacini, 24 Jahre jung, hat hier ihre bereits vierte CD-Veröffentlichung vorgelegt, nun erstmals als Exklusivkünstlerin für Warner. Professionell ist nicht nur die äußere Aufmachung des Albums: Das Booklet, obwohl schmal, enthält einen umfangreichen und gut geschriebenen Text über die eingespielten Werke von Beethoven und Liszt, während man auf einen Lebenslauf der Künstlerin, deren Karriere schließlich noch am Anfang steht, bewusst verzichtet hat.

    Beethovens Waldsteinsonate und bekannte Klavierwerke von Liszt stehen auf dem prall gefüllten Programm, und das lässt auf eine virtuose Ader der Interpretin schließen. Dabei ist Pacinis Spiel weit davon entfernt wild und rauschhaft zu klingen. Sie gestaltet stattdessen mit feinen und hellen Klangfarben, wählt gemäßigte Tempi, meidet oberflächlichen Donner.

    Das Ergebnis ist streckenweise durchaus reizvoll, etwa im Finale der sechsten Ungarischen Rhapsodie, in dem Pacini eine fröhliche Anmut verströmt, statt wütend zu toben. Auch Beethoven steht das leuchtend-helle Gewand sehr gut und ist dem silbrigen Klang der Instrumente, für die das Werk einst geschrieben wurde, sogar erstaunlich nah. In ihrem Element ist Pacini in den Liszt-Consolations (Nr. 1&2) und dem Liebestraum Nr. 3 allemal.

    Allzu oft aber wirkt Pacini zögerlich, besonders in der Tannhäuser-Ouvertüre: Immer wieder bremst sie hier den musikalischen Fluss, setzt die abwärts gerichteten Oktavfolgen ein ums andere Mal neu an. Auch in den lyrischen Abschnitten gestaltet sie mit viel Agogik, dehnt auch hier das Metrum über Gebühr und verliert letztlich den roten Faden und die dramatische Zugkraft, die diese Komposition zweifellos impliziert.

    Noch überraschender und befremdlicher wirken die Dehnungen in Beethovens Waldstein-Sonate: Jed Distler betont im Booklet noch die vergleichsweise schlichte Harmonik, die der Komponist in seinem op. 53 einsetzt. Und doch hält Pacini immer wieder verzückt vor Harmoniewechseln inne, statt den Drive aufrechterhalten und das rhythmische Profil zu schärfen. In der langsamen, improvisatorischen Einleitung zum Finalsatz wäre eine gewisse rhythmische Freiheit natürlich angebracht. Aber auch hier wird Pacinis Liebe für Details zum Verhängnis, wenn sie ihre und unsere Aufmerksamkeit auf Intervallsprünge richtet, statt große Bögen zu ziehen und Spannung aufzubauen für das, was kommt.

    Bei aller Hochachtung vor dem vielversprechenden Ansatz wirken die Interpretationen doch noch unausgegoren. Aber wer weiß, was da noch kommt…
    Evgeny Kissin - The Complete RCA and Sony Classical Album Collection Evgeny Kissin - The Complete RCA and Sony Classical Album Collection (CD)
    31.08.2016
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Sehr willkommen

    Eine sehr willkommene 25 CD-Box mit Aufnahmen aus den Jahren 1987 bis 2005, die ersten dieser Alben hat Evgenij Kissin im Alter von 15 Jahren eingespielt. Zu dem Zeitpunkt war er freilich längst ein Star: Die Live-Aufnahme der beiden Chopin-Konzerte aus dem Jahr 1984 mit Dmitri Kitaenko am Pult der Moskauer Philharmoniker begründete den internationalen Ruhm des Ausnahmetalents, da war Kissin noch nicht einmal ein Teenager. Alle Welt begeisterte sich an der spritzigen Virtuosität und der verblüffenden Reife des Zwölfjährigen. Bedauerlicherweise ist ausgerechnet diese Aufnahme nicht in der vorliegenden Box enthalten, obwohl RCA sie 1986 für die westliche Hemisphäre lizenziert und herausgegeben hat.

    Dieses Manko schmälert den künstlerischen Wert dieser Box nicht im Geringsten. In ihr gibt es immer noch reichlich klingenden Zeugnisse aus Kissins Jugend-Jahren, als Solist mit den Moskauer Virtuosen unter Spivakov (Haydn, Mozart KV 414, Schostakowitsch Klavierkonz. 1), Rachmaninows zweites Klavierkonzert unter Valery Gergiev und dem London SO und natürlich mit den damals vielbeachteten Konzertmitschnitten aus Tokyo (1987) und der New Yorker Carnegie Hall (Debutkonzert 1990).

    Kissins Spiel war und ist nicht bloß außerordentlich virtuos, sondern künstlerisch höchst anspruchsvoll. Es ist geprägt von hellen Klangfarben, die selbst massigste Partituren aufhellen und durchsichtig machen, von einer spürbar ernsthaften, respektvollen Haltung der Werke gegenüber. Für kleine wie große Werke findet Kissin kluge Dramaturgien, die ganz ohne aufgesetzte Effekte auskommen, sondern schlüssig und wohl proportioniert wirken.

    Für einen Sprössling der russischen Klaviertradition ist diese Durchsichtigkeit und Differenzierung durchaus untypisch, weil deren Vertreter für wuchtige Kraftakte, dunkle Farben und schwerblütiges Sentiment bekannt sind. Agil kommen hingegen Kissins Interpretationen daher, sein Liszt ist ein sorgfältig inszeniertes und kontrolliertes Feuerwerk, für lyrische Passagen nimmt er sich viel Ruhe, ohne träge zu werden.

    Was der Wahl-Brite aber unübersehbar mit der russischen Tradition gemein hat, ist sein Repertoire: Viel Chopin und Liszt, russisches Repertoire von Rachmaninow, Prokofiew usw., deutsche Romantik von Schubert, Schumann und Brahms, ein wenig von Haydn, Mozart und Beethoven.

    Und doch ist alles anders, lernt der geneigte Hörer viele dieser altbekannten Stücke mit Kissin ganz neu kennen. Die wirklich faszinierende Darstellung der schumannschen Abegg-Variationen im Carnegie-Hall Debüt etwa, die unerreichte Version der Paganini-Variationen von Brahms, und auch seine großartige Interpretation der Sonate op. 27/2 von Beethoven gehören zu den (vielen!) Highlights in dieser Box.

    Kissins Spielweise scheint dem Stil der Wiener Klassik geradezu entgegenzukommen. Die Aufnahmen der Mozart-Konzerte KV 466 und KV 414, einschließlich des Rondos KV 382 sind denn auch von einer unerhörten klanglichen Reinheit, entrückend schön! Freilich geht - insbesondere im d-Moll Konzert - bei all dem Schönklang die dramatische Dimension dieser Musik unter. Ein absoluter Glücksfall hingegen ist die bereits erwähnte "Mondscheinsonate": Wo hört man den Finalsatz schon so genau phrasiert, so vielschichtig zelebriert? Schade eigentlich, dass es - bislang zumindest - die einzige Beethovensonate in der Kissin-Diskografie ist.

    Die Beethovenkonzerte allerdings, die er später sogar für EMI mit Colin Davis vollständig einspielte, geben einen weiteren Eindruck von Kissins Kapazität auf diesem Feld: Die Nummern zwei und fünf hat er 1992 mit James Levine und dem Philharmonia Orchestra für Sony aufgenommen. Nicht nur Kissin, auch das Orchester gehen hier sehr engagiert und spielfreudig zu Werke.

    Sein Chopin ist sicherlich kein Fall für sentimentale Gemüter. Denn seine distinguierten und bisweilen sportiven Darstellungen, denen jede Anmutung von Salonmusik und jedes Süßliche abgeht, sind sicher nicht zum Nebenbei-Hören geeignet. In puncto Chopin ist Kissin dem jungen Maurizio Pollini sicher näher als z.B. Richter oder Sokolov. Und wo wir schon bei Vergleichen sind: Ohne Zweifel kann Kissins Interpretation der 24 Préludes mit der ausgezeichneten Aufnahme des Italieners mithalten. Der berühmte Trauermarsch von Chopin ist ein weiteres Beispiel: Raffiniert färbt er die Abschnitte des Hauptthemas, arbeitet die Kontraste heraus und ermöglicht eine ganz neue Sicht auf das vermeintlich vertraute Stück.

    Nicht alles gelingt Kissin ausgesprochen fabelhaft. Busonis Adaption der Bachschen Toccata, Adagio & Fuge ist in Kissins Darstellung sehr irritierend: Agogik und Klangkultur scheint weder dem Barock, noch der Spätromantik nahe zu sein, sondern eigenartigerweise der Wiener Klassik. Sein Schubert ist zwar nicht irritierend, hinterlässt aber auch keinen so starken Eindruck wie seine zahlreichen Schumann-Interpretationen. Die Schubertschen Klavierduos mit James Levine, beinahe brutal direkt aufgenommen, sind eine hübsche Momentaufnahme aus der Carnegie Hall, nicht mehr. Auch die Live-Aufnahme von Rachmaninows drittem Klavierkonzert mit Ozawa und dem Boston SO ist keine Sternstunde, viel zu träge kommt der erste Satz in dieser auch klangtechnisch problematischen Produktion daher. Insgesamt sind es aber nur wenige Einwände, die man gegen diese großartige Sammlung erheben kann, zumal nicht wenige Einspielungen großartig und sogar einzigartig sind.

    Die originalen Cover der Erstveröffentlichungen sind auf den einzelnen Taschen nachgedruckt, wenn auch in schlechter Qualität. Den CDs ist ein schmales Booklet mit einer Inhaltsangabe beigelegt.
    Ein Kommentar
    Anonym
    05.08.2017

    Kopfschütteln...

    ... über die Kunden, die eine solch wunderbar informierte, kritische und auch noch gut lesbare Rezension als "nicht hilfreich" bewerten.
    Alexis Weissenberg - Deutsche Grammophon Recordings Alexis Weissenberg - Deutsche Grammophon Recordings (CD)
    03.05.2016
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Edelstahl

    Die vier Alben, die Alexis Weissenberg zwischen 1985 und 1988 für die Deutsche Grammophon aufnahm, hat Universal Music Italia nun gesammelt wiederveröffentlicht. Die Ausstattung fällt sehr mager aus, nicht einmal die originalen Cover wurden auf den einzelnen CD-Taschen nachgedruckt. Das Booklet enthält einen informativen und sehr gut geschriebenen Einführungstext von Luca Segalla, allerdings muss man sich die Mühe machen den englischen oder italienischen Text zu übersetzen.
    Wer im Booklet aber Künstlerfotos oder dergleichen sucht, wird enttäuscht.

    Die CDs enthalten die letzten offiziellen Aufnahmen des 2012 verstorbenen bulgarisch-französischen Pianisten, der seine Konzertkarriere krankheitsbedingt viel zu früh aufgeben musste. Der Anschlag ist unverwechselbar klar und kräftig wie Edelstahl, gestützt von makelloser Virtuosität. Seine Interpretationen sind konsequent anti-romantisch, unterbinden bewusst jeden Anflug von Sentimentalität. Das hat ihm ebenso viel Bewunderung wie Unverständnis und Kritik eingebracht. Dafür ist seine Musik sofort unter Hunderten seiner KollegInnen zu erkennen, so einzigartig ist sein Klavierton.

    An seine Barock-Interpretationen muss man sich, zugegeben, erst gewöhnen. Für Bach und Scarlatti nutzt Weissenberg ausgiebig das rechte Pedal und schert sich auch sonst nicht um historische Aufführungspraktiken. Mit dem Haltepedal imitiert er eine hallige Akustik und nimmt dabei bewusst in Kauf, dass Verzierungen und schnelles Laufwerk auch mal zu Klangflecken verschwimmen statt zu perlen. Wenn man aber stilistische Überlegungen mal beiseite legt, entdeckt man auch die Schönheiten dieser Aufnahmen, die klangvolle Sarabande der vierten Bach-Partita, die mitreißende Stringenz der vertrackten Gigue der sechsten Partita oder wie fantasievollen Interpretationen der Scarlatti-Sonaten.

    Das Debussy-Programm hatte Weissenberg bereits 1968 für RCA aufgenommen, mit Ausnahme der Estampes. Klanglich kann die spätere Aufnahme gegenüber der staubtrocken RCA Produktion locker punkten, die Tempi sind in der DGG Aufnahme etwas entspannter und überzeugender. Weissenbergs phänomenale Klaviertechnik scheint über die 17 Jahre, die zwischen den Aufnahmen liegen, kaum nachgelassen zu haben. Nur selten sind einzelne Passage ungenau oder drohen im rechten Pedal zu versinken („Jardins sous la pluie“ oder „Doctor Gradus ad parnassum“). Letztlich ist das nicht relevant, denn Weissenbergs strahlender, direkter Klavierton und die sparsam eingesetzte Agogik stehen der Musik Debussys hervorragend. Wer aber behauptet, Weissenbergs Interpretationen seinen kalt und gefühllos, dem sei „La plus que lente“ als Hörbeispiel empfohlen: Ein herrlich-sinnliches Vergnügen!

    Die besondere Charakteristik seines Tons und seiner Musikalität kann man besonders in der Aufnahme der beiden Rachmaninow-Sonaten erleben. Was für ein kraftvoller, metallisch-kühler Klang! Erstaunlicherweise wirkt der Klang nie forciert, bleibt trotz seiner enormen Durchschlagskraft durchsichtig. Und was für eine Energie, was für ein Vorwärtsdrang! Ohne sich lange aufzuhalten an Details oder Ritardandi prescht Weissenberg voran. Ganz typisch auch, wie er in den lyrischen Seitenthemen der Kopfsätze drängelt, um ja keine Gefühlsduselei aufkommen zu lassen. Diese Geradlinigkeit wirkt unheimlich erfrischend und eigenständig, kann auch gegenüber den bekannten Interpretationen von Horowitz und Ahskenazy bestehen. Gegen die etwas ungeschickt komponierte erste Sonate, in der die wesentlichen musikalischen Elemente häufig in den Akkord-Kaskaden unterzugehen drohen (besonders im dritten Satz), kann aber auch Weissenberg nichts ausrichten.

    Diese vier CDs geben einen kleinen, aber nicht repräsentativen Einblick in das große Repertoire und die Vielseitigkeit des Musikers. Brillant klingen sie zweifellos, und bis eine Gesamtausgabe der umfangreichen EMI-Aufnahmen Weissenbergs erscheint, ist diese Box ein schönes Trostpflaster.
    Klaviersonaten Nr. 1-32 Klaviersonaten Nr. 1-32 (SACD)
    14.08.2015
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Sturm und Drang

    Die Beethovenschen Klaviersonaten gibt es inzwischen in einer ganzen Flut von Einspielungen mit modernen Konzertflügeln. Und obwohl Haydns und Mozarts Solowerke schon seit Jahrzehnten auf historischen Hammerflügeln eingespielt wurden, fehlte bisher doch eine Gesamteinspielung der Beethoven-Sonaten von berufener Stelle.
    Ronald Brautigam hat diese eklatante Lücke im Katalog endlich gefüllt. Und der Serkin-Schüler hat nicht nur ein Faible für historisches Instrumentarium, mit dem er sich bereits dem Schaffen Haydns und Mozart genähert hat. Er ist vor allem auch ein Künstler von beeindruckender Eigenständigkeit, die seinen Zyklus auch in interpretatorischer Hinsicht zu einem Ereignis macht.
    Zugegeben, unerfahrene HörerInnen (wie ich es war) müssen sich zunächst an den Klang der historischen Nachbauten gewöhnen. Weniger Sustain und eine sehr unmittelbare Ansprache stellen die Hörgewohnheiten bisweilen auf eine extreme Probe. Dazu kommt der energetischer Drive, mit dem Brautigam durch die schnellen Sätze stürmt, dass es einem manchmal schwindelig wird (z.B. Kopfsatz op. 2/1).

    Was dieser Zyklus wirklich jedem/jeder Beethoven-LiebhaberIn bietet, ist eine gänzlich neue Sicht auf die Sonaten. Und daran haben die drei verwendeten Tasteninstrumente, die Paul McNulty nach historischen Vorbildern aus Wiener Werkstätten des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts angefertigt hat, einen wesentlichen Anteil. Und Brautigam ist sich der besonderen Eigenschaften der Klaviere voll bewusst und spielt ihre Stärken voll aus: Die frühen Sonaten klingen auf der leichtgängigen Tastatur besonders stürmisch, Akzente springen einen unvermittelt an, Läufe und Akkordzerlegungen strahlen wie Perlenketten und die Triller, die besonders in den späten Sonaten so wichtig werden, sind im Gesamtbild viel stärker gewichtet.

    So gibt es eine ganze Reihe erstaunliche Erkenntnisse, die man beim Hören dieser Aufnahmen gewinnen kann, beispielsweise der Anfang der Waldsteinsonate, der doch sonst immer diffus-grummelig klingt, unter Brautigams Fingern aber lebedig pulsierend und klar durchhörbar ist. Und in der Appassionata reißt der forte-Abgang am Ende der Einleitung regelrecht das Tor zur Hölle auf, so krass erscheint der Unterschied zwischen den pianissimo-Passagen und dem plötzlichem Ausbruch auf dem Hammerklavier.

    So konsequent wie Brautigam beim Instrumentarium und Interpretation der Sonaten verfährt, so hat BIS auch bei der Edition gewirkt: In kristallklarer SuperAudio-Qualität aufgenommen und versehen mit einem umfangreichen und sehr informativen Booklet (152 Seiten, englisch-deutsch-französisch) bekommt diese Veröffentlichung auch den äußerlichen Glanz, den sie in jeder Hinsicht verdient.

    Die 32 Sonaten, die Beethoven mit Opus-Nummern versehen hat, sind auf 8 CDs zu finden, CD 9 ergänzt das Kompendium mit den "inoffiziellen" Sonaten und Sonatinen, darunter die durchaus beachtenswerten "Kurfürstensonaten". Eine Gesamtaufnahme also, die ihren Namen tatsächlich verdient – und die man in jeder Hinsicht unbedingt empfehlen muss! Der im Vergleich zur Konkurrenz etwas höhere Preis wird durch seinen außerordentlichen diskografischen Wert und wertvolle Edition unbedingt gerechtfertigt.
    Ein Kommentar
    Musaion Top 100 Rezensent
    14.04.2021
    Sehr treffend formuliert!
    Jorge Bolet - The Last Romantic Jorge Bolet - The Last Romantic (CD)
    29.08.2014
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Zeitloser Romantiker

    In einer preisgünstigen, aber auch recht einfachen gehaltenen Box sind hier einige Solo-Alben aus der Zeit der Zusammenarbeit zwischen dem kubanisch-amerikanischen Pianisten Jorge Bolet und DECCA zusammengefasst. Eine Gelegenheit für den preisbewussten Sammler einen durchaus representativen Einblick in das Repertoire und besonders die herausragenden Fähigkeiten dieses Pianisten zu erlangen. Die Zusammenstellung der einzelnen CDs entspricht den Originalveröffentlichungen. Leider wurde darauf verzichtet die sehenswerten Original-Cover mitzuliefern. Das Booklet liefert immerhin eine kurze Würdigung des 1990 verstorbenen Musikers, aber nicht einmal eine Diskografie, geschweige denn Fotos. Allerdings lässt sich diese Box ohne Überschneidungen mit der ebenfalls preisgünstigen (und herausragenden!) Bolet/Liszt Edition bei DECCA ergänzen.

    Den Aufnahmen hört man die gesundheitlichen Rückschläge, die Bolet in den Decca Jahren 1977-1988 einstecken musste, mitnichten an. Leichte Ungleichmäßigkeiten, die selten auftreten, lassen sich vor dem sehr hohen musikalischen und technischen Niveau insgesamt sehr gut verschmerzen. Die Aufnahmetechnik leistete durchweg Vorbildliches, die verwendeten Instrumente - Baldwin und Bechstein - tragen das ihre zur Einzigartigkeit dieser Produktionen bei, in dessen Zentrum Bolets Spiel selbst steht.

    Gegenüber den RCA Aufnahmen der frühen 1970er Jahren wirkt Bolet hier noch ruhiger und abgeklärter, als er ohnehin schon war. Eine einzigartige, beinahe aristokratische Erhabenheit war immer eine besondere Qualität dieses Pianisten, sie prägt im besonderen Maße auch diese späten Aufnahmen: Ein warmer, großer und nie angestrengter Ton, sehr souveräne Technik und äußerst geschmackvolle, zeitlose Interpretationen, die sicherlich nicht "romantisch" im Sinne von "kitschig" sind. Bolet spielt niemals äußerlich-brillant, vielmehr entfaltet er die Kompositionen auf einzigartig respektvolle Art und lässt sie für sich sprechen. Andererseits ist sein Spiel auch sehr gefühlvoll, allerdings ohne dabei aufdringlich oder manieriert zu wirken, auf eine liebevollgroßväterliche Art sozusagen. Seine Kunst wirkt zunächst unspektakulärer als die eines Horowitz oder Richters, aber Bolet ist seinen bekannteren Kollegen sicherlich ebenbürtig!

    Höhepunkt der Sammlung ist der posthum veröffentlichten Konzertmitschnitt aus dem Jahr 1988. Mendelssohns Prelude & Fuge e-Moll, Cesar Francks Prelude, Coral & Fugue sowie Liszts Reminicences de Norma bilden ein nicht untypisches Bolet-Programm: Kaum bekannte oder wenig gespielte Werke der Romantik, gerne von besonderer technsicher Schwierigkeit waren seine Spezialität. Atemberaubend ist besonders der lange dramaturgische Atem, mit dem er die Liszt Paraphrase zum Ereignis macht, archaisch-erhaben und doch romantisch empfunden das Franck-Werk und ein wirklich hörenswerter Mendelssohn machen das Album zu einem eindrucksvollen Vermächtnis des Pianisten.

    Die Auswahl von 16 Debussy-Prèludes gilt nach wie vor als eine der besten Klavieraufnahmen überhaupt - womit sich die Kritiker vornehmlich auf die Aufnahmetechnik beziehen. Aber auch die liebevollen und stilsicheren Darstellungen Bolets sind meisterhaft und unvergleichlich, lassen viele andere Aufnahmen dieser Stücke geradezu bemüht und lieblos erscheinen. Die Bezüge in den Preludes zur Salonmusik weiß eben Bolet besonders überzeugend darzustellen, denn seine Liebe zu der zeitweise so verpönten Literatur ist echt und aufrichtig.

    Aus dem Grund ist auch sein "Encores" Album so überzeugend geraten und uneingeschränkt hörenswert, obwohl es sich nicht auf Salonmusik beschränkt: Nicht nur Godowsky-Petitessen, sondern auch Mendelssohns Rondo capriccioso, Chopin Walzer und Nocturnes finden sich hier in unvergleichlich liebevollen Interpretationen.

    Virtuose Musik hat er immer sehr geliebt, und Godowskys übervirtuose Adaptionen von Chopin Etüden und Walzern bieten Herausforderungen, an die sich außer Bolet kaum jemand wagt. Wohl auch, weil diese Neukompositionen gegenüber den Originalen wie Zirkusstückchen anmuten. Bolet hat einige davon für sein erstes DECCA-Album ausgewählt, das man ebenfalls in dieser Box findet. Man erahnt die wahnwitzigen Schwierigkeiten dieser Etüden, aber Bolets geradezu entspannten Interpretationen lassen gar nicht den Verdacht aufkommen, er wolle seine Fingerfertigkeit zur Schau tragen.

    Die Alben mit Schumann und Schubert-Werken sind ebenfalls sehr respektable Beiträge, das Rachmaninow-Album mit den seltenen Chopin-Variationen eine würdige Verneigung vor dem von Bolet so verehrten Komponisten - und Interpreten!
    Neben Liszt hat Bolet für Decca vor allem Chopin eingespielt, hier vertreten durch die 4 Balladen, die 24 Preludes, die Fantasie op. 49 und die Barcarolle sowie einige Nocturnes, dargestellt mit würdevoller Ruhe.

    Vielleicht gibt es eines Tages eine Gesamtausgabe aller DECCA-Aufnahmen Jorge Bolets - bis dahin ist diese Sammlung sowohl für Fans als auch für Neueinsteiger wärmstens zu empfehlen!
    Vernon Handley - Champion of British Music (Icon Series) Vernon Handley - Champion of British Music (Icon Series) (CD)
    12.03.2012
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Ein seltsames Programm...

    Die vorliegende 5CD-Box würdigt den 2008 verstorbenen Dirigenten Vernon Handley als "Champion of British Music". So lobenswert das Anliegen ist diesen Künstler in den Vordergrund zu stellen, so befremdlich ist die Zusammenstellung der Aufnahmen. Der Titel lässt Aufnahmen von britischen Werken erwarten, was tatsächlich auch auf die CDs 1-3 zutrifft. CD4 enthält jedoch Violinkonzerte (!) von Bruch und Sibelius mit Orchesterwerken von Fauré, während die CD5 bekannte russische Orchesterwerke enthält.
    Die britische Geigerin Tasmin Little ist Solistin der Violinkonzerte von Bruch und Sibelius. Ihr kräftiger Ton und ihr zupackendes Spiel beeindrucken über weite Strecken, wenn auch ihr Vibrato etwas penetrant wirkt. Enttäuschend ist allerdings die Entscheidung der Aufnahmetechnik die Solistin sehr weit in den Vordergrund zu holen. Warum man diese Versionen der Konzerte dem großen Konkurrenzangebot gegenüberstellen musste, ist unverständlich, zumal für ein Dirigentenportrait.
    Ein weiteres Violinkonzert findet sich auf CD1, und das ist hingegen absolut würdig als eine der großen Aufnahmen Handleys erinnert zu werden: die berühmte und grandiose Aufnahme von Elgars Violinkonzert mit dem jungen Nigel Kennedy (der das Werk später nochmals unter Simon Rattle einspielte) gehört zu den erfreulichsten Teilen dieser CD-Box.
    Auch die übrigen Aufnahmen britischer Werke sind erwähnenswert, insbesondere Vaughan-Williams Sinfonie Nr. 2 mit dem London Philharmonic Orchestra, darüber hinaus Orchesterwerke William Walton, Gerald Finzi, Frederick Delius und Michael Tippett (auch wenn dessen Konzert für doppeltes Streichorchester in der Aufnahme mit dem London Philharmonic Orchestra deutliche Mängel im Zusammenspiel und Intonation aufweist).
    Trotz anfänglicher Skepsis haben mich die erfrischenden Aufnahmen russischer Orchester-Favourites (CD5) mit dem Hallé Orchestra überzeugt, auch weil sie sich angenehm von forcierten Einspielungen diverser russischer Orchester absetzen.
    Alle Aufnahmen entstanden zwischen 1973 und 1994, ältere Aufnahmen wurden digital remasterd. Das Booklet ist dem Preis der Box entsprechend nicht besonders umfassend, es enthält neben einer detaillierten Auflistung der Titel einen Artikel zu den Umständen der hier präsentierten Produktionen. Die Gestaltung der Box ist schlicht und funktional, die enthaltenen CDs stecken in Papptaschen.
    Fazit: Eine etwas irritierende Auswahl aus dem doch eigentlich sehr umfangreichen Katalog des britischen Dirigenten Vernon Handley. Wer dessen Verdienste für die britische Musik näher kennenlernen möchte, sei empfohlen gleich auf die bei Chandos erschienenen Aufnahmen zurückzugreifen.
    Meine Produktempfehlungen
    • Symphonien Nr.1-7 Symphonien Nr.1-7 (CD)
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    Carlo Maria Giulini - Giulini in America II (Chicago) Carlo Maria Giulini - Giulini in America II (Chicago) (CD)
    02.03.2012
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Innigkeit und Behäbigkeit

    Eine preisgünstige 5CD-Box mit Carlo Maria Giulinis DGG-Aufnahmen beim Chicago Symphony Orchestra. Besonders packend die preisgekrönte Version von Mahlers 9. Sinfonie. Den Tenor Robert Tear kann man in einer sehr schönen Version von Brittens Serenade op. 31 erleben. Eher zäh hingegen die Aufnahme der Bilder einer Ausstellung. Nicht überzeugend ist auch die behäbige Deutung von Prokofiews 1, der jeder Esprit abgeht. Die Dvorak-Sinfonien 8&9 hingegen begeistern wieder vollends, auch Schuberts Sinfonien 4, 8 ("Die Unvollendete") und 9 ("Die Große C-Dur") sind in schönen Versionen enthalten.
    Freilich kann das wild durcheinandergewürfelte Repertoire wohl kaum beim Ausbau der eigenen Werksammlung helfen, denn hier steht schließlich der Dirigent im Vordergrund, nicht die Komponisten. So kann man wohl über die (wenigen) überflüssigen Wiederveröffentlichungen hinwegsehen und einige außergewöhnliche Einspielungen zu einem sehr guten Preis durchaus empfehlen.
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