Novitäten von Novàk
Novák scheint unter den böhmischen Komponisten der Romantik das "hidden gem" neben den funkelnden Juwelen Dvoráks und Smetanas zu sein. Wahr ist, selbst Josef Suk ist präsenter, durch seine Tondichtungen und die mächtige "Asrael"-Symphonie. Und da internationale Bekanntheit ja meist durch Tonträger nach-vollzogen wird, womöglich auch Zdenek Fibich durch Neeme Järvis Einspielungen der gehaltvollen Symphonien auf CHANDOS.
Wer auf dem gleichen Label Nováks farbenreiche Instrumentationskunst kennenlernen konnte - nämlich mit dem BBC Philharmonic unter dem großen Libor Pesek -, der hat schon in den 2000ern aufgehorcht. Nun präsentiert cpo weitere Kleinodien, wildert sozusagen mit dem wunderbar lyrischen Klavierkonzert im Revier von Hyperion - diese Formulierung ist natürlich nicht ernst gemeint, sondern eher frohes Erstaunen, dass die Serie "The Romantic Piano Concerto" noch was zum erjagen übrig gelassen hat -, und erstaunt geradezu mit zwei Balletsuiten, deutlich später entstanden und noch später arrangiert. Passend zum Genre ihr gestenreicher Stil, der teilweise an Prokofieff erinnert, wenn auch weniger grimassierend, ganz unterschiedlich ihr Charakter. Novák schrieb beide in Bezug und in Kontrast zueinander, so als würde das eine Werk sagen, was das andere offengelassen hat (im Verfahren erinnert das an Beethovens 5. und 6. oder Brahms, aber die Musik klingt natürlich ganz anders): von drängend-dramatisch bis heiter-verspielt.
Oliver Triendl ist auch hier wieder der sichere Sachwalter des Unbekannten, geradezu hingebungsvoll kostet er die Melodien des Konzertes aus. Der Dirigent Borowicz ist auch Arrangeur der ersten Suite - vielleicht ließ er sich deshalb zweimal fürs Beiheft ablichten, und wir wissen jetzt, wie er mit offenen und mit geschlossenen Augen aussieht. Nun ja. Traumwandlerisch sicher jedenfalls seine Leitung des Janacek Philharmonic, für deren viele Köpfe wiederum ein Foto ausreichen muss. Dies ist eine Produktion, in die viel Liebe und Hochachtung für einen Unbekannteren eingeflossen ist, und damit durchaus auch: ein kleines Juwel.