4 von 5
jommelli
Top 50 Rezensent
26. April 2019
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
Weitere Mosaiksteine zum Telemannbild
Die beiden hier vorgestellten umfangreichen Gelegenheitswerke (1744 und 1745 komponiert) weisen den Mittsechziger Telemann einmal mehr als routinierten und erfahrenen Meister seines Fachs aus, der den damals noch relativ modernen galanten Stil perfekt beherrscht, allerdings in einigen teils sehr langen Dacapo-Arien eine gewisse Eintönigkeit nicht vermeiden kann. Beide Stücke kommen was Raffinesse und Inspiration anbelangt, nicht an die großartigen, ja oftmals genialen Alterswerke aus den beiden folgenden Jahrzehnten heran (man höre z.B. die von denselben Interpreten bei CPO eingespielte Altonaer Kantate „Die dicken Wolken scheiden sich“ an), wobei die prächtig besetzte Christianeums-Kantate eindeutig das attraktivere Werk ist. So fand ich auch die beigegebene, nur vierminütige 1758 komponierte lateinische Ode, die schon frühklassischen und in seiner witzigen Prägnanz fast Haydn´schen Geist ausstrahlt, das kompositorisch originellste Werk.
Die Interpretation durch die vier guten, aber keineswegs herausragenden Gesangssolisten (das Timbre des Countertenors z.B. erschien mir sehr grell, wohingegen der Bass eher blass wirkt) und das insgesamt sehr durchsichtig, manchmal aber auch etwas scharf intonierende „barockwerk Hamburg“ wird diesen sehr zeit-und ortsgebundenen Kompositionen vollkommen gerecht. Insgesamt stellt die CD einen wichtigen Mosaikstein für das immer noch bruchstückhafte Telemann-Bild dar.