Getanzte Gemälde
Eine der wohlklingendsten Klavierplatten der letzten Zeit. Man ist versucht, dem wunderbaren alten Steinway B von 1895 die Hauptrolle zuzuschreiben, so warm und volltönend vom Bass bis zum Diskant ist er hier in Szene gesetzt -
aber es ist natürlich die Pianistin Dina Stojilkovic, die Granados Goya-Hommage mit einer Sensibilität, Intensität, Virtuosität nachzeichnet, die staunen machen. Das Tänzerische, das Erotische (einige der dargestellten Goya-Szenen haben die Liebe zum Inhalt, einige auch den Tod), das stolz Auftrumpfende - alles, was wir insbesondere auch wegen Granados' und Albéniz' Werken als typisch spanische musikalische Gestik empfinden, ist hier getroffen. Natürlich bleibt viel Raum für die eigene Fantasie, was die "Umsetzung" von bildlichen Inhalten in Musik angeht, das kann gar nicht anders sein und ist auch bei Mussorgskys "Bildern einer Ausstellung" nicht anders ...
... ist es nun mutig, wenn eine jüngere Pianistin ein Repertoire einspielt, das man sehr stark mit einer Vorgängerin identifiziert, in diesem Falle der großen Alicia de Larrocha? Oder kann eine so begabte Interpretin im Gegenteil hier einen stärkeren Eindruck hinterlassen als bei Vielgespieltem? Nun, auch Glenn Gould und Artur Rubinstein haben ja die Jüngeren nicht von Bach und Chopin abgehalten, und das ist gut so. In diesem Fall kann man der Neueinspielung gern attestieren: Sie ist auf Augen- (und Ohren-) höhe mit den Größten, und sie nimmt einen mit auf eine musikalische Reise aus Klängen, Bildern, Empfindungen, die einen so schnell nicht loslässt. Grandios.