"Herr Müller ist fort, Frau Müller geht fremd ..."
Der süffige "Waldmeister" wurde hin und wieder beim Wiener Neujahrskonzert ausgeschenkt - zuletzt von Thielemann 2024, davor von Mehta 2007 und besonders liebevoll abgeschmeckt von Barenboim 2014 -, aber dabei handelt es sich natürlich nur um die Ouvertüre, welche die belebenden Melodien zu einem Strauß bindet. Diesen Luxusklang gibt's natürlich nur bei den Philharmonikern, aber das ganze Stück jetzt in dieser lebendigen Aufzeichnung eines, wie passend, Gastspiels in Wien. Das Münchner Gärtnerplatztheater hat ja Jahrzehnte Erfahrung mit der leichten Muse, die locker zu servieren so schwer ist, was Dirigent Brandstätter und seinem gut aufgelegten Ensemble hier abermals glückt. Nun kann man der Meinung sein, das ein solches Libretto (sehr gut textverständlich, was das Fehlen im Booklet vielleicht verschmerzen lässt) so outdatet ist wie Waldmeister-Bowle. Hier ist der geniale Melodienerfinder Strauss natürlich gegenüber dem schärferen Witz von Offenbach oder Gilbert & Sullivan im Nachteil - aber nur hier. "Fast noch lieber hab ich das bürgerliche Trauerspiel", sagt Herr Müller zwar in dieser duftig-leichten Operette. Aber das ist Geschmacksache, wie Waldmeister: Komödie ist womöglich noch wichtiger in diesen Zeiten ...