Beethoven ist schuld
... schuld daran nämlich, dass insbesondere Komponisten der später "klassisch" genannten Periode immer am Riesenmaß gemessen werden. Witt - Name kurz, Nachruhm auch - hatte immerhin das merkwürdige posthume Glück, sogar mit dem Bonner Giganten verwechselt zu werden, als Schöpfer von dessen angeblicher Jugendsinfonie, in Wahrheit Witts Nr. 14. Näheres und Interessantes dazu im vorzüglichen Beiheft, auch zur merkwürdigen Zählweise der 23 Originalsinfonien von Witt, als deren interessantere wohl die späteren gelten müssen, die als 1 - 9 im Katalog stehen. Die drei ersten dieser späten Serie liegen hier in einer temperamentvoll-spritzigen Lesart vor, im Wortsinne "mit Pauken und Trompeten", die dennoch in meinen Ohren aus den Werken weniger Charakteristisches, Melodiöses herausholt als aus anderen Beethoven-Zeitgenossen wie Fesca und Onslow (beide cpo). Auch gefallen mir die noch späteren Symphonien Nr. 6 ("Türkische") und Nr. 9 (netterweise auch in d-Moll) in der Lesart der Hamburger Symphoniker unter Moesus (MDG) noch besser, scheint sich der gediegene Handwerker Witt doch hier noch glückhafter mit "Zeichen der Zeit" wie der auch von Mozart beliehenen Janitscharen-Musik auseinanderzusetzen. Das ist auch Geschmackssache, in meinem Fall tendiert der Geschmack zumindest hier zum weicheren Streicherklang und der geschmeidigeren Melodieführung des modernen Orchesters. Blame it on Beethoven: ganz klassisch wird diese Musik aus der Epoche wohl nicht mehr werden.