Rossini - nicht in Wildbad
Vor kurzem (17. - 27. Juli) fand dort nämlich das bekannte Belcanto-Festival statt, das dem Meister aus Pesaro gewidmet ist, auch diese seine frühe Farce wurde erneut aufgeführt. Zu Recht: war sie doch der erste große Erfolg des ganz jungen Rossini. Und es gibt von dort auch einen NAXOS-Mitschnitt unter dem damals schon 80jährigen Alberto Zedda, einem Meister seines Fachs: als Musikgelehrter und Dirigent. Verglichen mit jenem "klappert das Handwerk" hier noch stärker: es ist eine sehr unmittelbare Aufnahme, nicht auf Oberflächenglanz poliert, man hört quasi die Bühne mit, nicht alles ist perfekt: die Cavatina des Tenors nicht ganz höhensicher z.B.; hier sticht Kenneth Tarver Antonio Garés in meinen Ohren klar aus, aber die köstlich "schwankende" und ihn kommentierende Klage der Flöte ist wiederum genau vom hintergründigen Humor, der zu Rossini passt. Alessandro De Marchi, ähnlich vielseitig und gebildet wie Zedda, verfolgt einen ähnlichen Ansatz: dem Theatergenie vom Theater her beizukommen. Das jugendliche Orchester folgt ihm da fröhlich und lustvoll. "L'inganno" ist noch nicht der gnadenlos geölte und makellos komponierte "Barbiere", dessen Schöpfer auch erst 26 war - aber man hört ihm gern beim Werden zu.