3 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
07. Juni 2020
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
1,0 von 5
Zuviel Rasanz, Effekt und zuwenig musikalische Gestalt
Mit Theodor Currentzis, derzeit PR-affin und ebenso angesagt wie ein Igor Levit fürs Klavier,
und seiner MusicAeterna steht wohl das nächste Sony-Beethoven-Projekt zum B-2020-Jubiläum ins Haus.
Und Beethovens Neune beginnen hier mit seiner 5ten solo, der wohl meistgespielten und berühmt-bekanntesten Sinfonie: tatatataa ...
Jedoch, maßlos-kurzatmige Rasanz, knallig-laute Sforzati-Effekte und Passagen von fast säuselnd manierierter PianoSeeligkeit ergeben noch keine musikalisch schlüssigen 'Schicksals'-Offenbarungen:
Hier pocht nichts rätselhaft an die Pforte, sondern wird gleich lauthals postuliert durchgeführt: nicht tatatataa - dacapo, sondern ratatatam, rata..ff ... und so fort im Sauseschritt.
Und die einsam aufklingende Oboenstimme nach der Durchführung klingt traurig wie ein nachglimmender Spaltkörper aus einer hitzigen Orchesterexplosion.
Das Andante con moto ist mehr ein Allegretto bewegt-beschwingter Marsch und im Streicherfugato des 3ten, auch zu schnell angelegten Allegrosatzes (con brio?)stolpern die Streicher fast über gehetzte Läufe und Effektakzentuierungen und nach einem moltopiano scherzando-Intermezzo in ein sinn-, atem- und auch spannungslos forciertes Attacka-Intro über zum grossen Formel1-Siegesfinale: Ad finitum, tutti con forza.
Stellenweise hört man fast nichts mehr durchformuliert, nurmehr geräuschhaft-gestaltenlos Praktiziertes, wie zu Tode gehetzt.
Klingt 'Schicksal' heute so - kurzer Schlagabtausch, ex und hopp?
Wie auch immer - "dem Affen Zucker geben", bei ähnlichen Tempi, konnten andre auch, einst Toscanini, heute ein Antonioni, ein Järvi und mit jeweils besseren Orchestern, von Grössen a la Wien, Berlin, Leipzig ... ganz zu schweigen - Nur klingen da die Themen, Motive und Verläufe, sogar noch Floskeln nach Musik, musikalisch strukturiert und phrasiert und weniger auf einen bedeutungshaft schnöden, positivistischen Überwältigungs-Effekt hin dramatisiert.
Insofern ist diese Currentzis-5te eine eher hohle Verheissung.
Abgehört und verglichen über Idagio.com-streaming/Sennheiser