4 von 5
JAW-Records
Top 50 Rezensent
24. November 2014
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
die stärkere Alternative
1992 hat David Geringas mit den Bambergern und W.A.Albrecht die drei Cellokonzerte von Hans Pfitzner eingespielt. Bis zur der hier vorliegenden Aufnahme war das die einzige aller drei Stücke.
20 Jahre später (Aufnahme 2012) hat sich nun der Cellist Alban Gerhardt mit dem RSO Berlin unter Sebastian Weigle der Stücke angenommen. Herausgekommen ist dabei eine sehr feine und vielschichtige Interpretation. Um es klar zu sagen: Diese Einspielung ziehe ich der Geringas-Aufnahme weit vor.
Der Celloklang Gerhardts mag nicht so wuchtig sein wie der Geringas, hat aber mehr Kern, Farbe (also der Klang selbst, nicht die Spielttechniken, die natürlich beide beherrschen) und ist für mein Ohr modulationsfähiger. Auch erfreut mich sein sauberes Spiel und die unaufgesetzte Art der großen Kantilene, wo diese erforderlich ist.
Pfitzners Stücke erstecken sich ja vom rein Romantischen des 28zig-Jährigen bis zur durchaus weiterentwickelten Kunst des 74zig-Jährigen. Auch die "Begleitung" zeigt mehr der vielen Schichten Pfitzners: das Konstruktive, Schrullige, Groteske und die Stille der Musik ...
Ein weiterer Pluspunkt ist die Dreingabe des Duo für Violine, Cello und Kammerorchester op.43 - auch ein äußerst selten gespieltes 12-minütiges Werk.
Die klangliche Rafinesse und Präsenz wird durch eine sehr gute Aufnahmetechnik (Hyperion) unterstützt. Alles ist klar, durchhörbar und farbig - tendenziell eher kleiner im Klang, was gerade diesen eher kammermusikalischen Stücken gut ansteht. Demgegenüber wirken die etwas halligeren Aufnahmen von 1992 (CPO) doch eher pauschal und ein wenig "aufgemotzt", insbesondere beim Orchester.
Persönliche Präferenz hin oder her: jedenfalls gibt es jetzt die Möglichkeit, diese Werke aus zwei "Blickwinkeln" zu hören, was dem Hörer immer zudsätzliche Einsichten vermitteln und ein Stück noch näher bringen kann.