Schnell und lecker
Man könnte sagen, dass niemand das Rad neu erfinden kann und ich einfach schon zu viele Kochbücher besitze, um neutral werten zu können. Doch man könnte auch sagen, dass gerade meine Kochbuchsammlung mich zu einer Art Expertin macht. Dieses Buch richtet sich vermutlich an eine andere Generation, nicht meine. Deshalb wird sich diese auch weniger als ich an den inflationär genutzten englischen Rezeptnamen stören. Ich verstehe und spreche Englisch, frage mich dennoch, warum die Gerichte nicht einfach ihre deutsche Bezeichnung haben können. Ändert doch nichts am Geschmack!
Viele der Gerichte kennt man schon, macht sie selbst schon ewig immer mal wieder. Die sind dann auch nicht, wie sich das jetzt gern nennt, neu interpretiert. Für junge Familien sind sie allerdings sicher sehr viel interessanter als für mich alte Häsin. Daher haben sie ihre Daseinsberechtigung auf alle Fälle. Und obwohl sich das bisher etwas negativ anhören mag, hab auch ich hier einige neue Anregungen gefunden. Pumpkin Love, die Kürbislasagne, steht da ganz vorne. Die Idee ist im Grunde so simpel, aber der Geschmack ist schlicht genial. Mein Mann fand sofort die Spaghetti al Limone interessant und der Genuss gibt ihm Recht. Flammkuchen, Zucchini-Fritters, Lachs a la Oma, Potato-Pizza-Bites, Egg-Muffins und Zwiebel-Tarte liegen ganz genau auf unserer Geschmacks-Wellenlänge.
Beschreibung, Zutatenliste und Arbeitsschritte sind gelungen und verständlich. Die Zutaten sind nicht exotisch und gut zu bekommen. Portionsanzahl, Zubereitungszeiten, Nährwertangaben, Tipps und kleine Hinweise sind vorhanden. Bei den Zeitangaben könnte man diskutieren, aber ich habe inzwischen aufgegeben, mich von Rezepten unter Zeitdruck setzen zu lassen. Zudem kocht man ja Neues auch nicht unter Zeitdruck und probiert es nicht am Besuch aus, oder? Zumindest bei mir bekommen Gäste nur das serviert, bei dem ich weiß, ich schaffe es zeitlich und es schmeckt bombastisch. Eingeteilt sind die Rezepte in die Kapitel Pasta & Reis; Gemüse; Hülsenfrüchte & Getreide; Kartoffeln; Eier; Brot; Dips & Saucen. Die Rezepte sind bunt und ausgewogen, teils mit Fleisch, teils mit Fisch, teils vegetarisch, wenige auch vegan. Gekennzeichnet sind sie nicht. Dafür hält sich der Aufwand aber wirklich durchweg in Grenzen.
Die Fotos sind ehrlich und aussagekräftig. Seit mir ein KI-Kochbuch in die Hände gefallen ist, weiß ich echte Fotos noch mehr zu schätzen, als je zuvor. Weniger schön dagegen finde ich die vielen Fotos von der Autorin. Das schrappt haarscharf an Selbstdarstellung vorbei. Den Theorieteil am Anfang finde ich für Küchenneulinge nicht uninteressant, selbst brauche ich ihn aber eher nicht. Er nimmt leider auch fast ein Viertel des ganzen Buches ein. Da hätte ich weitere Rezepte doch bevorzugt, denn so viele sind 50 dann auch wieder nicht. Dafür findet sich am Ende neben dem Register nach Rezepten auch eines nach Zutaten. Das mag ich sehr.
Für mich ist dieses Kochbuch ideal für junge Familien und ungeübte Köche und Köchinnen. Auch für mich gab es das eine oder andere Rezept, das seinen festen Platz in unserem Speiseplan bekommen hat. Daher von mir vier direkt aus meinem Kochherzen kommende Sterne, trotz meiner Kritikpunkte.
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