The Beat Goes On - Forever!
Dass ich das noch erleben durfte! Lange genug gedauert hat es ja nun wirklich, bis sich die Verantwortlichen dazu durchringen konnten, die rechtlichen Fragen für eine DVD-Veröffentlichung zu klären. Und die Beatles sind trotzdem noch außen vor. Und die Stones streckenweise auch. Und die Folgen 9, 13 und 23 fehlen gleich komplett. Aaaaaaber ansonsten präsentiert „The Story Of Beat-Club“ in 3 fetten Boxen á 8 DVDs genau das, auf was eine Legion von Beat-, Pop- und Rockfans in aller Welt nunmehr seit Jahrzehnten warten musste: Die nahezu kompletten Folgen der wichtigsten und darüber hinaus stilprägendsten aller Musik-Sendungen im deutschen Fernsehen.
Die Erwähnung der Vollständigkeit ist insbesondere im Hinblick auf einen ganz speziellen Umstand erforderlich: Die bisherigen „Beat-Club“-Wiederholungen im Fernsehen bzw. vorangegangene Veröffentlichungen auf VHS / DVD haben sich ausschließlich auf die Musik beschränkt. Sparten wie z.B. die Hitparaden, viele Interviews und - vor allem - die ganzen journalistischen Beiträge zu Kultur, Subkultur, Politik etc. wurden stets ausgeklammert und haben von daher seit damals in den Archiven geschlummert. Das alles im entsprechenden Kontext jetzt endlich wieder sehen zu können, ist ein unsagbarer Genuss. Interessant auch, wenn man in diesem Zusammenhang mal auf die Namen achtet, die im Abspann auftauchen . . .
Volume 3 ist meiner bescheidenen Ansicht nach der absolute Höhepunkt der ganzen Trilogie. (Zugegebenermaßen eine völlig subjektive Betrachtung.) Das Repertoire ging immer mehr auf Abstand zu den Charts, und die einzelnen Darbietungen wurden immer länger. Frage: Gab es je etwas Vergleichbares im (deutschen) TV? Antwort: Nein, das war absolut einmalig! Die Dinge beim „Beat-Club“ hatten sich allerdings dahingehend entwickelt, dass sich auf Dauer nicht nur eine gewisse Stagnation breit machte, sondern auch fast unmerklich das Ende einer Ära bevorstand. Die Zuschauer kehrten dem samstagnachmittäglichen Bildschirm und damit auch dem „Beat-Club“ zunehmend den Rücken. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell: Am 9.12.72 fiel mit der 83. Folge (bezeichnenderweise ein Special über die Osmonds!) der Vorhang. Vier Tage später flimmerte mit dem „Musikladen“ der sogenannte Nachfolger des „Beat-Club“ über den Bildschirm. Uschi Nerke war wieder dabei. An ihrer Seite „agierte“ nun ein substanzarmer, dafür umso öligerer Schleimbeutel namens Manfred Sexauer. Auch wurde Mike Leckebuschs (kaum verhohlene) Vorliebe für T&A (Tits & Asses) nur noch zur plakativen Masche. Für „Beat-Club“-Fans war das keine Alternative.
Die 3 Boxen waren zwar längst überfällig, kamen zum Glück aber wenigstens noch zu meinen Lebzeiten. Die DVDs bieten sowohl bild- als auch tontechnisch angesichts des Materialalters keinerlei Grund zu Beanstandung. Jeder Box liegt ein ca. 40-seitiges informatives Booklet bei. Allerdings sind der Redaktion hie und da doch einige ärgerliche Fauxpas unterlaufen. So findet man z.B. fehlerhafte Interpreten-Namen, fehlerhafte Titel, und den ein oder anderen Titel hat man (ungeachtet der tatsächlichen Präsenz in der Sendung) überhaupt nicht aufgeführt.
Obacht! In den Liner-Notes findet die Planung eines weiteren Projektes mit raren Tracks aus dem „Beat-Club“ Erwähnung. Wie man dem Buch „’Beat-Club’ – alle Sendungen, alle Stars, alle Songs“ von Thorsten Schmidt (Kultur Buch Bremen, 2005) entnehmen kann, vermodern in den Archiven von Radio Bremen noch ÜBER 300 SONGS, welche kaum bis überhaupt noch nie gesendet wurden. Dieses Vorhaben ist laut Redakteur Jörg Sonntag inzwischen ad acta gelegt. Der "Beat-Club"-Kanal von Studio Hamburg auf YouTube hatte zwar zwischenzeitlich einiges davon hochgeladen - das Allermeiste davon ist nach rechtlichen Querelen bedauerlicherweise längst wieder verschwunden.