The Beat Goes On - Forever!
Dass ich das noch erleben durfte! Lange genug gedauert hat es ja nun wirklich, bis sich die Verantwortlichen dazu durchringen konnten, die rechtlichen Fragen für eine DVD-Veröffentlichung zu klären. Und die Beatles sind trotzdem noch außen vor. Und die Stones streckenweise auch. Und die Folgen 9, 13 und 23 fehlen gleich komplett. Aaaaaaber ansonsten präsentiert „The Story Of Beat-Club“ in 3 fetten Boxen á 8 DVDs genau das, auf was eine Legion von Beat-, Pop- und Rockfans in aller Welt nunmehr seit Jahrzehnten warten musste: Die nahezu kompletten Folgen der wichtigsten und darüber hinaus stilprägendsten aller Musik-Sendungen im deutschen Fernsehen.
Die Erwähnung der Vollständigkeit ist insbesondere im Hinblick auf einen ganz speziellen Umstand erforderlich: Die bisherigen „Beat-Club“-Wiederholungen im Fernsehen bzw. vorangegangene Veröffentlichungen auf VHS / DVD haben sich ausschließlich auf die Musik beschränkt. Sparten wie z.B. die Hitparaden, viele Interviews und - vor allem - die ganzen journalistischen Beiträge zu Kultur, Subkultur, Politik etc. wurden stets ausgeklammert und haben von daher seit damals in den Archiven geschlummert. Das alles im entsprechenden Kontext jetzt endlich wieder sehen zu können, ist ein unsagbarer Genuss. Interessant auch, wenn man in diesem Zusammenhang mal auf die Namen achtet, die im Abspann auftauchen . . .
Mit Volume 2 zeichnen sich zunehmend nicht nur Veränderungen in der musikalischen Landschaft ab. Aus Beat wurde Pop, Psychedelic, Rock, . . . Und Mike Leckebusch fand mehr und mehr Gefallen an der Spielwiese seiner zunehmend psychedelisch angehauchten Optik, was leider zur Folge hatte, dass man in gleichem Maße die entsprechenden Interpreten vor lauter lauter mitunter kaum noch erkennen konnte. Abgang: Dave Lee Travis. Kurzauftritt (für nur 6 Folgen): Dave Dee. Und dann war’s nur noch Uschi. Aber: NEU! Jetzt in Farbe. Definitiv! Was da in den Farbtöpfen gerührt wurde, ward bis dato im deutschen TV noch nie gesehen - der helle Wahn! Nicht nur, dass das auch den ein oder anderen „Beat-Club“-Anhänger überforderte - es machte auch den Go-Go-Girls den Garaus: Abgang der Weidhaas-Sisters. Aber musikalisch wurde der „Beat-Club“ zwischen dem 12.10.68 und dem 26.9.70 immer anspruchsvoller, was jedoch leider nicht alle Zuschauer unbedingt zu würdigen wussten. Perle vor die Säue, kann ich da nur sagen.
Die 3 Boxen waren zwar längst überfällig, kamen zum Glück aber wenigstens noch zu meinen Lebzeiten. Die DVDs bieten sowohl bild- als auch tontechnisch angesichts des Materialalters keinerlei Grund zu Beanstandung. Jeder Box liegt ein ca. 40-seitiges informatives Booklet bei. Allerdings sind der Redaktion hie und da doch einige ärgerliche Fauxpas unterlaufen. So findet man z.B. fehlerhafte Interpreten-Namen, fehlerhafte Titel, und den ein oder anderen Titel hat man (ungeachtet der tatsächlichen Präsenz in der Sendung) überhaupt nicht aufgeführt.
Obacht! In den Liner-Notes findet die Planung eines weiteren Projektes mit raren Tracks aus dem „Beat-Club“ Erwähnung. Wie man dem Buch „’Beat-Club’ – alle Sendungen, alle Stars, alle Songs“ von Thorsten Schmidt (Kultur Buch Bremen, 2005) entnehmen kann, vermodern in den Archiven von Radio Bremen noch ÜBER 300 SONGS, welche kaum bis überhaupt noch nie gesendet wurden. Laut Redakteur Jörg Sonntag wurde dieses Vorhaben zwischenzeitlich jedoch ad acta gelegt. Auf dem "Beat-Club"-Kanal von Studio Hamburg auf YouTube waren zwar einige solcher Schätze eine Zeit lang zu sehen - das Allermeiste davon ist jedoch nach rechtlichen Querelen inzwischen längst wieder verschwunden.