Ein würdiger Nachfolger des phänomenalen Debuts
Nachdem King Crimson 1969 mit ihrem Debut IN THE COURT OF THE CRIMSON KING das stilprägende Prog-Album veröffentlichten, begann bereits die personelle Erosion, so dass die im Jahre 1970 erschienen Alben von keiner mehr bestehenden festen Band eingespielt wurden. Auf dem direkten Nachfolger IN THE WAKE OF POSEIDON war der auch als Songschreiber wichtige Ian MacDonald (keys, sax, fl) bereits Geschichte, auch wenn er an einigen Songs noch mitkomponierte. Auch Greg Lake (bislang voc und b) war nur noch als Session-Musiker bei manchen Stücken als Sänger dabei, wie auch Drummer Michael Giles. Den Bass hatte dessen Bruder und Fripps alter Kumpel Peter Giles übernommen. In der traumhaften Ballade “Cadence And Cascade” kam als neuer Sänger bereits Gordon Haskell einmal zum Zuge. Erstmals tritt hier auch Mel Collins (sax, fl) im KC-Universum auf. Die musikalische Anlage lehnte sich stark am Vorgänger an (ganz vereinfacht könnte man sagen: “Pictures Of A City” ist das neue “Schizoid Man”, der Titelsong das neue “Epitaph”, “Cadence And Cascade” das neue “I Talk To The Wind”), erreichte mit #4 in den UK-Charts die höchste Platzierung der Band ever. Die musikalische Qualität war gleichbleibend hoch, wenn natürlich die Überraschung und auch Singularität des epochalen Debuts nicht wiederholt werden konnte. Die drei kurzen Motive “Peace” führen durch das Album, die vierminütige Single “Cat Food” ist zwar direkter angelegt, überrascht aber mit Keith Tippets atonalen Klaviereinwürfen. In den drei Longsongs werden die auf dem Debut gefundenen progressiven Trademarks weiter ausgerollt. Da von “The Devil’s Triangle” die auf der Original-LP verwendeten Multitracks nicht mehr vorhanden sind, musste hier auf eine ca. eine Minute kürze Alternative zurückgegriffen werden. Trotz der schwierigen Entstehungsphase ein würdiger Nachfolger des Debuts. ...
...Die neuen Editionen mit CD und Blu-ray bieten den bekannten Mehrwert mit verschiedensten Mixen, u.a. von Steven Wilson und David Singelton, die zudem sehr unterschiedlich klingen und zusätzliche Passagen enthalten. Dazu kommen diverse Bonustracks und alternative Versionen, dies abgerundet durch Sleeve-Notes von Sid Smith. Das dürften nun die definitiven Versionen dieser zwei phänomenalen Wundertüten des Progs sein!