DSOTM – mal gaaanz anders – You want it darker?
Wow, das haut einen echt weg, wenn man schon das erste Lied, der Opener, von der weißen Vinyl-LP von DSOTM-Redux anhört. Gut, durch das Lesen des einleitenden Textes von jpc hatte man schon ne kleine Ahnung, was auf einem zukommt. Aber, das muss man erst einmal als uralter PF-Fan – vor allem von DSOTM – schon mal ein wenig verkraften.
Wer sich mit Neuinterpretationen weder geistig noch musikalisch auseinander setzen und arrangieren kann / will, gut, da wiederhole ich gerne die treffenden Worte von Roger Waters: "Alle, die wegen der Pink-Floyd-Musik gekommen sind, sollen sich an die Bar verp***en!!"
Mannomann, JEDER kann sich die normale / die normalen Versionen von DSOTM so oft anhören, wie er mag – dafür sind Tonkonserven doch da. Dass das DSOTM-Redux völlig anders ist, wusste doch JEDER der Käufer !!!
Der Sprechgesang bzw. der Sprechtext ganz zu Beginn, ist schon arg lang, umso mehr freut man sich über die ersten Musikfetzen, die dann doch wiederum vertraut klingen. Die vielen gewaltigen Neuinterpretationen – vor allem auch der Musik – tun allerdings ganz genau das, was ich mir von so einem interessanten Werk wie DSOTM-Redux erwarte: Ich lege alles beiseite und höre nur noch die (neuartige) Musik sowie die Texte. Es fesselt zumindest mich gewaltig. Klaro, ab und an wird man (ich) – bei LP-Seite »One« - beim Gedanken erwischt, ob man als nächstes die tolle PF-DSOTM-LP „Live At Wembley 1974“ (von 2023) oder die qualitativ super gemachte LP mit dem Original Master Recording von DSOTM aus dem Jahr 1973 auflegt. Doch ein näheres Hin- und Reinhören in DSOTM-Redux lohnt sich allemal.
Gut, das geniale Lied mit dem (angeblichen) 20 Hz-Basston »Time« ist nur noch der Schatten seiner selbst. Aber schon das Stück »Money« in dieser Redux-Version ist wirklich super toll gemacht. Es kommt nun sehr viel eindringlicher, tiefer gehend und ja, eher warnender daher. Mir ging dieses von der Musik her, eher flott fröhliche Lied immer irgendwo vorbei; zu kommerziell, und vor allem: Viel zu schnell für meinen Geschmack. Hier auf den DSOTM-Redux-LPs wird es endlich so gespielt, wie es eigentlich immer hätte sein sollen – imho.
Überhaupt ist es im Laufe der Jahrzehnte interessant zu bemerken, wie sich der eigenen Geschmack doch wandelt. Waren »Time« und vor allem auch »Great Gig in the Sky« in jungen Jahren meine absoluten Musik-Favoriten (letzteres allein wegen des genialen Gesangs von Clare Torry) höre ich mir Jahrzehnte später vor allem die zwote LP-Seite, also »Us and Them« sowie vor allem »Brain Demage« mit großer Begeisterung sehr gerne an.
Umso mehr bin ich erfreut, dass beide Lieder auf der weißen DSOTM-Redux (dritte Seite) nicht nur die m.E. besten des gesamten weißen Albums sind, sondern sogar, dank der „schleppenden“ Singweise von Roger Waters – und vor allem dank der tollen Basslinie – in einer neuartigen Version herüber kommen, die mir mehr als ganz tief unter die Haut geht – jou, hier und da Gänsehaut pur.
Vor allem, wenn man sich den Inhalt der Texte ins Gedächtnis ruft. Zum Glück bin ich kein Englisch-Muttersprachler. In der Regel höre ich gar nicht zu, was die Leute überhaupt singen – mir auch meistens völlig egal – bei den vielen Deutschen Liedern von z.B. Achim Reichel fällt es mir viel schwerer wegzuhören; wäre auch schade drum.
Aber wenn man sich der Musik völlig hingibt, dazu noch die (schön ergänzten) Texte von R.W. nachliest, der Mann ist in seiner Gedankenwelt wirklich gut beisammen. Trifft das vielseitige politische Elend immer schön auf den Punkt. Im Rahmen der Entstehung von DSOTM gibt es eine Doku auf DVD dazu, wo von den Interviewten mehrmals gesagt wurde, dass Roger Waters über sehr viel Empathie, also Einfühlungsvermögen sowie vor allem auch Menschlichkeit verfügen würde, und dies der Antrieb für all die schönen Lieder (Texte) von ihm sind.
You want it darker? Ja streckenweise fällt mir dabei die letzte CD von Leonard Cohen ein – die Parallelen zum Gesang von R.W. sind kaum zu überhören.
Werde mir bei Gelegenheit mal all die Texte intensiver vornehmen; bis dahin erfreue ich mich an der tollen Musik von Roger Waters Dark Side Of The Moon Redux-Version.
Zur Pressung und Klang: Beides könnte wirklich besser sein. Vor allem die Pressung ist – zumindest bei meiner Version – nicht ganz so frei von Knacksern; trotz sofortiger Intensiv-Ultraschallreingung. Zum Glück nicht so schlimm, dass man sie zurückschicken müsste. Ach ja, der Textdruck auf dem Plattenalbum (sowie den Innenhüllen) in dreieckiger Form ist ein bissl mühsam zu lesen. Und wenigstens ist auf der vierten Seite irgend etwas zu hören – und nicht so eine dämliche Leer-/Flachpressung (keine normalen Rillen nur etwas aufgemaltes) wie das Doppel-LP-Machwerk von Jon Anderson (1000 Hands). Aber ein bissl Hintergrundmusik hätte nicht geschadet. ;) Vierte Seite? Einmal rein-/anhören reicht.
Fazit: Ich bereue den Kauf wahrlich nicht und hoffe, dass Roger Waters noch das eine oder andere geniale Werk heraushauen kann. In Anbetracht der aktuellen politischen Ereignisse brauchen wir Normalo-Menschen noch kritische Stimmen, die den Finger auf die Wunde legen und lauthals mahnen. Mitläufer, die alles Nachplappern, was textlich irgendwo dumm herumsteht; haben wir doch zur Genüge.