4 von 5
dr.analog
24. Oktober 2020
Never ending Farewell
Es ist wie das öffnen einer luxeriösen Pralinenschachtel. Eingehüllt in funkelnder Verpackung, präsentieren
sich die Songs so unwiderstehlich wie Sahnetrüffel, mit Likör und Mandeln und fruchtiger Alkoholika veredelt.
Wir kennen alle diese Sorten seit Jahrzehnten, die Rezeptur wurde nie wirklich verändert, eher behutsam perfektioniert.
Immer noch ist die Wirkung beinahe suggestiv und die süßen Pretiosen gleiten lustvoll über unsere Geschmacksnerven
dahin. Song für Song hat sich dem Liebhaber dieser Musik jede Note, jeder Ton der Instrumente in unser Gedächtnis
verewigt. Wer sonst kann über eine so stattliche Anzahl an Hits für die musikalische Ewigkeit mithalten ?
Die Frage die sich eher stellt ist, ob dieses 3 Konzerte (2018 in Los Angeles aufgezeichnet) gegenüber
der Farewell Tour aus dem Jahr 2005 in Melbourne und auf DVD verewigt, einen spürbaren Mehrwert an Unterhaltung
bieten der die Anschaffung rechtfertigen kann ? Immerhin ist LIVE aus dem FORUM auf CD und Schallplatte
verewigt, die Auftritte in Australien einzig auf DVD. Welchem Format man dabei den Vorzug gibt, ist wohl eine
Frage des persönlichem Geschmack. Alle (auch die 4 Schallplattenseiten) wurden von digitalen Bändern gemastert,
ein wirklicher klanglich Vorteil auf Schwarzen Gold ist eher eine philosophische Frage. Für die Musik alleine reicht
die Doppel CD aus. Der Klang ist etwas indirekt, die imaginäre klangliche Bühne ist eher breit denn tief gestaffelt.
Der Gesang der Band ist in seiner Perfektion schon beinahe von einschüchternder Güte, die Instrumentalpassagen
demonstrieren Virtuosen die jeden Ton exakt und so wie beabsichtigt treffen. Atmophärisch ist das ganze allerdings
etwas schüchtern geraten und JOE WALSH glänzt als Unterhalter mit tiefschürfenden Fragen: Everybode O.K. ?
Mit DEACON FREY, der seinen 2016 verstorbenen Vater ersetzt und VINCE GILL (einem Grammy bewährten Country
Star) ist die Besetzung der EAGLES bis in die Haarspitzen mit unbestrittenen Koryphäyen ergänzt worden. Auch wenn
DEACON FREY seine Zugehörigkeit eher der Familienabstammung und seinem Namen verdankt.
Auch ist die Besetzung der EAGLES BAND (so genannt, weil nicht wirklich konstant zugehörig zu den 5 EAGLES,
aber als Live-Unterstützung unerlässlich, ein Streicherensemble und Bläser dito)
Gibt es auf dem Tonträger etwas wirklich überraschendes ? Vom glanzvollen LONG ROAD OUT OF EDEN, dem letzten
Studioalbum, hat sich kaum etwas in das Live Repertoir gerettet (How Long). Einige Gitarrensoli sind in der
Präsentation überarbeitet, wie bei WALHS Paradestück "In the City". Für tatsächliche Überraschung stehen
die EAGLES Live ohnehin nicht. Alles klingt Ton für Ton wie auf den Platten und natürlich waren die EAGLES nie
eine Jamming-Band.. Es ist die Erwartung die der Hörer mit dem Kauf verbindet, die von entscheidender
Bedeutung bleibt. Will ich diesen Vortrag an der Grenze zur völligen Perfektion hören, oder hege ich die Erwartung
da müsse doch im Anbetracht der zusätzlichen Musiker noch ungewohntes Potential frei werden ?
Erstaunlich was die EAGLES noch wacker in deutlich über 2 Stunden Spielzeit abliefern.
Die DVD ist schonunglos hinsichtlich des Alters der Künstler, aber auch da gibt es erschöpfter wirkende
Oldies unter Künstler Kollegen. Wer die EAGLES schon immer geliebt hat wird hier nix finden das
seinen Standpunkt verändert. Neuland wird nicht betreten, hat auch keiner erwartet. Oder ??