Leider vergessenes Repertoire
Henri Herz ist ein, meiner Meinung nach, ideales Beispiel für einen zu Unrecht vergessenen Komponisten. Die Musik von Herz ist virtuos und meist gefällig, allerdings auch voller Witz und genialer Erfindung. Darin steht sie in nichts der virtuosen Literatur eines Mendelssohn oder Liszt nach. Und bevor jemand Einwände erhebt: Natürlich unterscheiden sich die drei genannten, jeder hat seinen individuellen und gleichermaßen genialen Zugang zur virtuosen Klaviermusik des 19. Jahrhunderts gefunden. Dass Herz in Vergessenheit geriet, ist letztlich Pech und der durchweg tendenziösen Musikgeschichtsschreibung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zuzuschreiben. Diese hat konsequent und oft ohne valide Beweise Qualitätsunterschiede und sozusagen verschiedene Stufen des Genies ausgemacht. Herz passte da eben nicht rein.
Howard Shelley ist nun der ideale Anwalt für zu Unrecht vergessenen Musik und präsentiert hier erneut eine Auswahl der Herzschen Klavierkonzerte mit dem spritzig aufspielenden Tasmanian Symphony Orchestra. Die Konzerte Nr. 7 und 8 sind eher kurz geraten und im Duktus durchweg hochvirtuos. Shelley betont vor allem die elegante Melodik und dezent schwingende Rhythmik, vor allem in den Schlusssätzen. Das erste Konzert ist deutlich umfangreicher und im Charakter auch symphonischer geprägt. Damit steht es, um einen bekannte Kollegen zu nennen, Schumann näher als die übrigen Konzerte. Es gib viel zu entdecken! Unbedingt empfehlenswert!