Entdeckt
In der Tat stellt sich die Frage, warum Hyperion die Konzerte von Ries in der Serie des romantischen Klavierkonzerts bislang so vernachlässigte. Ries führt klar hörbar die Tradition des 18. Jahrhunderts weiter und entwickelt eine romantische Tonsprache, die seinen Zeitgenossen nicht nachsteht, vielleicht sogar eher Bindeglied zu Chopin, Kalkbrenner, Liszt, Thalberg ist. Der virtuose Klaviersatz lässt dies jedenfalls vermuten. Hörbar sind, insbesondere in den früheren Konzerten, Anklänge an Beethoven, jedoch in der Entwicklung zunehmend romantische Klangmalerei mit viel Chromatik (z.B. Gruß an den Rhein im Kopfsatz). Ebenfalls greift Ries die Form romantischer Paradestücke, insbesondere Polonaise und virtuose Variationssätze über nationale Themen, auf und steht damit neben Chopin, Herz, Kalkbrenner etc..
Christopher Hinterhuber spielt beeindruckend locker durch dieses anspruchsvolle Repertoire und entdeckt an vielen Stellen neben den extrem schweren Passagen auch viel Lyrik und Farbenreichtum (gerade in den langsamen Sätzen). Ein überlegener Interpret frühromantische Klavierliteratur. Uwe Grodd hat sich ja auch in anderen Gattungen als Ries Experte verdient gemacht und wird seinem Ruf auch hier gerecht. Die Orchester aus Gävle, Liverpool, Bournemouth und Neuseeland spielen allesamt fein begleitend, wobei die Europäer einen hörbaren Qualitäts- und Erfahrungsvorsprung haben. Insbesondere in den eher kammermusikalischen Passagen wird dies deutlich. Hier kann man gerade in den Bläsern des Bournemouth und Liverpool Orchesters wunderbare Soli finden.
Insgesamt: Klare Empfehlung!