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    Denis Model

    Aktiv seit: 25. November 2023
    "Hilfreich"-Bewertungen: 318
    103 Rezensionen
    Die ewigen Toten Simon Beckett
    Die ewigen Toten (Buch)
    26.08.2025

    Die neue Art, einen Hunter-Thriller enden zu lassen

    Im 6. Teil der von Simon Beckett geschaffenen David-Hunter-Reihe DIE EWIGEN TOTEN aus dem Jahr 2019 wird der anthropologische Forensiker in das stillgelegte britische Krankenhaus St. Jude gerufen, in welchem eine Handvoll von Leichen gefunden werden. Dabei trifft der Doktor auf eine Ermittlerin von früher und einen jungen Forensiker, der Hunters Expertise offenkundig anzweifelt und ihn von oben herab behandelt.
    Generell zieht Beckett einen David-Hunter-Roman so auf, dass ihm die neuen Charaktere nicht wohl gesonnen sind. Entweder mögen sie ihn nicht oder unterschätzen seine Fähigkeiten. Dabei hat David ein Helfer-Syndrom und wirkt auf den Leser nicht nur beruflich bezogen wie ein Ass, sondern regelrecht belesen, gar clever. Warum sollte man auf so jemand Sympathisches nicht hören bzw. vertrauen? Während der Autor in den Vorgängerteilen der Reihe die Bezüge zu den Hasstiraden der zumeist seltsamen Nebenfiguren schlüssig herstellen konnte, gelingt das in DIE EWIGEN TOTEN nicht immer. Was hat die schwangere Ward plötzlich gegen Hunter? Weshalb nimmt der hochnäsige Mears ihn nicht ernst? Warum sucht Hunter immer wieder Kontakt zu einer ehemaligen Krankenschwester auf, die ihn vehement ablehnt und beschimpft? Das Fallende kündigt sich diesmal rund 100 Seiten vor dem Schluss des fast 480 Seiten umfassenden Thrillers an. Das Überraschungsmoment ist eines wichtige Element im Hunter-Universum. Beckett gelingt es, DIE EWIGEN TOTEN auf neue Art und Weise ausklingen zu lassen, wodurch frischer Wind aufkommt und der Roman trotz seiner Schwächen in der Logik des gesunden Menschenverstandes lesenswert erscheint. Man darf gespannt sein, wie es im November diesen Jahres und Teil 7 weitergeht.
    Veronica Electronica (remastered) (Limited Edition) (Silver Vinyl) Veronica Electronica (remastered) (Limited Edition) (Silver Vinyl) (LP)
    15.08.2025
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Ihr Denkzettel: This love affair isn't over!

    Das, was neue Musik von der Popqueen nicht mehr zu vermögen wagt, sollen die unstreitbaren Klassiker und gelegentliche Schatzsuchen richten. VERONICA ELECTRONICA, laut Madonna-Biografin Lucy O'Brien der Arbeitstitel des neuerdings wieder so gefragten Albums RAY OF LIGHT, setzt ein Zeichen für Madonnas Opus Magnum. Dabei enthält die dazu korrespondiere EP keinesfalls bessere Remixe, also Alternativen zu den über allen Zweifeln erhabenen Originalen, aber die Mixe sollen eben den Fokus wieder auf den starken Katalog von Madonna setzen, der für Warner Gold wert ist. Der COLLABORATION REMIX EDIT von SKIN zeigt, wie gut sich der Technotrack als Singleauskopplung gemacht hätte. Da möchte man sich doch sofort wieder in der starken Produktion der Albumversion verlieren. Mit GONE GONE GONE bekommen hartgesottene Fans die ihnen bekannte Demoversion, die sie wahrscheinlich noch auf irgendeiner selbstgebrannten CD haben, endlich in guter Klangqualität und dann auch noch auf einem autorisierten Tonträger geboten.
    VERONICA ELECTRONICA ist eigentlich nicht mehr als ein sprichwörtlicher Denkzettel, der die Relevanz der erfolgreichsten weiblichen Künstlerin aller Zeiten wieder hervorruft, was gegenwärtig Gefahr läuft, in Vergessenheit zu geraten. Über Madonnas Alter hetzt es sich eben besser, weil sie - wie wir alle - nichts dagegen tun kann. Soll sie doch in konventionelle Outfits schlüpfen... genau, weil sie das schließlich immer gemacht hat, innerhalb der begrenzten Konventionen und der Erwartungshaltung engstirniger Gesellschaftsschichten zu leben.
    Aber zurück zu VERONICA ELECTRONICA, die zugebenermaßen eine halbe Mogelpackung ist, was den Bekanntheitsgrad der Titel angeht. Auf dem Klappentext der einfachen Kastentasche mit metallischem Spiegelfinish steht geschrieben, dass alle 8 Titel der EP unveröffentlicht sind. De facto ist das sogar richtig. Es handelt sich dabei jedoch um kürzere Edits, deren Langversionen sich schon jahrelang auf Singles und Promo-CDs tummelten. Ein fader Beigeschmack, die Veröffentlichungspolitik von Warner zu beschönigen, setzt einmal mehr ein. Diese tröpfchenweise Verabreichung von Pseudo-Neuem hatten wir schon beim Record-Store-Day-Release der Rauhofer-Mixe zu AMERICAN LIFE im Jahr 2023. Was hatten wir dagegen noch nicht? Die von Madonna höchstpersönlich kuratierten Deluxe-Auswertungen ihrer Alben mit WIRKLICH unveröffentlichtem Material, wie Warner und Madonna gemeinsam vor ziemlich genau 4 Jahren versprochen haben. Wann folgen die denn? Die Kuh will gemolken werden, schließlich wird RAY OF LIGHT im Jahr 2028 30 Jahre alt werden, was sicherlich eine erneute Veröffentlichung in Form einer Liebhaberedition nach sich ziehen wird... etwa auf blauem oder klarem Vinyl? Nee, das hatten wir schon.
    Wenigstens stimmt die Präsentation auf silbernem Vinyl, das ausschaut, als sei schimmerndes Wellblech oder Quecksilber in klarem Material eingeschlossen - irre! Die Innenhülle ist aus hochglanzverstärkter Pappe, wenngleich man sich gegen eine Fütterung entschieden hat, was gerade angesichts der hohen Preisgestaltung von fast 40 Euro unangemessen wirkt. Zumindest ist VERONICA ELECTRONICA in ihrer Erstauflage auf silbernem Vinyl limitiert (und mittlerweile ausverkauft), bevor sie im Oktober diesen Jahres sowohl auf einer klaren Schallplatte als auch auf CD (!) neu ausgewertet wird.
    Meine Produktempfehlungen
    • Ray Of Light (180g) Madonna
      Ray Of Light (180g) (LP)
    Anime Hits (Limited Edition) (Colored Vinyl) Anime Hits (Limited Edition) (Colored Vinyl) (LP)
    09.08.2025
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Eine einmalige Gelegenheit: Die originalen DEUTSCHEN Titellieder aus unserer Kindheit!

    ANIME HITS hat nicht nur den gleichen Titel wie die von RTL2 Anfang der 2000er in Auftrag gegebene CD-Zusammenstellung (und einen ähnlich hologrammartig angelegten Druck der klappbaren Hülle), die Compilation ist auch gleichzeitig die allererste Schallplatte mit DEUTSCHSPRACHIGEN Titelliedern von Animeserien wie DRAGONBALL, deren Fortsetzung DRAGONBALL Z, POKÉMON, DETEKTIV CONAN, RANMA 1/2 und SAILOR MOON!
    Von DRAGONBALL und SAILOR MOON gibt es seit dem Vinylrevival diverse Soundtracks mit den japanischen Liedern der Serie. Dass jemand (Sony Music) ENDLICH einmal auf die Idee kommt, die deutschen Eingangsmelodien (vor allem in dieser Fülle!) zu lizensieren, auf LP pressen und deren Liedtexte sogar noch auf die Innenhüllen abdrucken zu lassen, lässt nicht nur mein Millennial-Herz höher schlagen. Schnell zugreifen, die ANIME HITS werden bestimmt zur Wertanlage, denn wer weiß, wie lange Sony mit den offenkundig kostspieligen Lizenzen der japanischen Animes spielen darf! Wenn ich daran denke, dass die seltene CD-Single von DAS GEHEIMNIS DER DRAGONBALLS aus dem Jahr 1999 kürzlich für weit über 30 Euro 2nd Hand angeboten wurde, könnte ich vor Glück weinen, fast alles Wichtige auf einem Tonträger für vergleichsweise wenig Geld vereint zu wissen. Vielleicht gehen die ANIME HITS wie sein CD-Pendant auch noch in die 2. oder 3. Runde um Sachen wie das von Bro'Sis gesungene Opening von SHIN CHAN oder auch CHIBI MARUKO CHAN und Ähnliches nachzureichen. 5 Sterne für diese einmalige Gelegenheit, auch wenn das transparente Vinyl eine andere Färbung als auf den Produktbildern hat (rosa und blau statt rosa und orange) und die Titelliste auf der Rückseite aufgrund unglücklich gewählter Farbgebung kaum zu entziffern ist, während Sound und Pressqualität zu 100% stimmen, was aufgrund der vermutlich sehr digitalen Basis der Tonaufnahmen positiv zu überraschen weiß.
    Froot  (10th Anniversary Edition) (Red EcoRecord Vinyl) Marina And The Diamonds
    Froot (10th Anniversary Edition) (Red EcoRecord Vinyl) (LP)
    03.08.2025
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Warner is saving all her summers for us: Nur ein Bonustrack und ein stellenweise verhunztes Mastering

    FROOT ist das letzte Studioalbum, auf dem Marina noch unter dem Zusatz „… and the Diamonds“ firmiert. Das dritte Werk in ihrem Oeuvre ist sowas wie der Kern ihres Gehäuses, das sie für einen Ausflug in Richtung EDM-Mainstream (LOVE + FEAR, 2019) und regen politischen Aktivismus (ANCIENT DREAMS IN A MODERN LAND, 2021) abstreift, um sich die ausdrucksstarke Hülle des feministischen Früchtchens dieses Jahr in Form von PRINCESS OF POWER wieder aufzusetzen.
    Textlich hat Marina Diamandis, wie die aus Wales stammende Wahl-Kalifornierin mit griechischen Wurzeln bürgerlich heißt, immer schon abgeliefert, aber Phrasen wie „I’ve been saving all my summers for you“ (FROOT), „white like a diamond, black like coal“ (SOLITAIRE) und „a generation who have everything and nothing“ (SAVAGES) saßen noch nie so fesselnd wie geschmackssicher und auf ihre Weise einfach wunderschön wie auf FROOT, das seine inhaltliche Farbenpracht auch visuell auf dem Cover durch die regenbogenartigen Farbreflexe auf Marinas Haaren ausdrückt.
    Übrigens duftet der Hype-Sticker, der die 10th Anniversary Edition mit dem Bonustrack I’M NOT HUNGRY ANYMORE bewirbt, nach Ananas, wenn man ihn reibt. Dieses Easter Egg ist den Früchtearomen der einzelnen 7“-Singles des limitierten Boxsets von 2015 nachempfunden. Den an sich schon guten Sound der verschiedenen Erstpressungen, damals wahlweise als farbige Singles im besagten Set bzw. auf weißem oder schwarzem Vinyl, hat man gerade im Bassbereich um viel Tiefe erweitert. Eigentlich ist dieser Umstand nicht verwunderlich, weil FROOT hier erstmals platzverschwenderisch auf 2 LPs im transparent-roten „Aperol-Look“ geschnitten wurde. Bei der Abnahme der Abmischung gingen aber offensichtlich die scharfen S-Laute in BLUE unter, aber ansonsten klingt das Album besser denn je. Gerade SOLITAIRE mit der flirrend in den Vordergrund gemischten Stimme Marinas und GOLD und seiner ungewöhnlichen Produktion, die wie die Vertonung eines Sonnenuntergangs anmutet, sind wie gemacht für analoge Verhältnisse.
    Weswegen man FROOT aber nicht weiter feiert und für durchschnittlich 43 Euro ein regelrechtes „Bare to Bones Packaging“ auffährt ohne Songtexte, weiteren Fotos oder Ähnlichem in einer nicht klappbaren Hülle, darf als Tendenz für künftige Jubiläumseditionen gedeutet werden. Wenigstens sind die schwarzen Innenhüllen, wenn schon nicht außen bedruckt, dann doch innen gefüttert für die optimale Lagerung. Bloß nicht zu viel verbraten, denn schließlich wollen die Fans zum 15. Geburtstag des Albums neu bedient bzw. abkassiert werden. Diese VÖ-Politik, die tröpfchenweise über Jahre verteilt ihre Zusatzinhalte preisgibt, hat nicht nur Marina erfasst, sie ist aktuell auch bei der Queen of Pop Madonna mit ihrer eher enttäuschenden, da als „neu“ deklarierten EP VERONICA ELECTRONICA zu beobachten, die bestimmt künftig noch um LIKE AN ANGEL PASSING THROUGH MY ROOM und HAS TO BE erweitert wird. Im Prinzip kann man auch zur argentinischen Neuauflage von FROOT aus dem Jahr 2023 greifen, welche durch den Import allerdings mindestens genauso preisintensiv wie die vorliegende 10th Anniversary Edition ist, aber dafür ohne den (tollen) Bonustrack aufwartet – 4 Sterne, für das Geld doch etwas zu wenig und dazu auch noch mit einem klanglichen Patzer.
    Meine Produktempfehlungen
    • Princess Of Power (Pink Vinyl) Princess Of Power (Pink Vinyl) (LP)
    Totenfang Simon Beckett
    Totenfang (Buch)
    27.07.2025

    Vielleicht der beste Teil der Krimireihe

    Im 5. Teil der Krimireihe um den forensischen Anthropologen David Hunter von 2016 ist Wasser das tragende Element. TOTENFANG spielt auf die Art an, wie die Opfer im Roman von Simon Beckett geborgen werden. Das Gewässer der britischen Backlands von Essex, die den Gezeiten ausgeliefert sind, gibt die Getöteten nach und nach frei. Eine davon ist vermutlich die Leiche des Millionärssöhnchen Leo Villiers. Dessen gefühlskalter Vater ist nicht der Einzige, der für die bewährte Formel der Feindseligkeit sorgt, in deren Aura Dr. Hunter allseits vom Autor gezogen wird. Der sich ständig bewegende Wasserstand zwischen Ebbe und Flut ist nicht bloß unberechenbar, sondern auch indirekt ein Fingerzeig von Mutter Natur, dass der Mensch hier nicht willkommen ist. Plötzlich strandet er und ist, bis Ebbe einsetzt, abgeschottet vom Rest der Zivilisation. Beckett schildert die Geschehnisse wieder aus Dr. Hunters Perspektive; der Protagonist kann sich sehr gut in sein Gegenüber hineinversetzen und somit allerhand Gefühlsregungen lesen, bevor sie überhaupt zu erkennen sind. Dadurch macht er einen empathischen wie allwissenden Eindruck, ohne dass die Zeichnung des Charakters übertrieben wirkt. Schließlich ist dies schon Hunters 5. Fall, bei dem er einmal mehr seine berufliche Handlungsfähigkeit sichert. Wenn man in den Teilen vor TOTENFANG nicht sowieso schon mit Hunter mitgefiebert hat, so ist es diesmal auf alle Fälle geschehen. Der Roman ist mit rund 560 Seiten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der längste der Serie, ohne dabei Längen zu haben. Fesselnd und wendungsreich, das ist Beckett in Kombination mit seinem Helden Dr. Hunter, der mittlerweile zwar einem gewissen Schema F verfallen ist, dessen Formel deswegen aber nicht weniger aufgeht. Die Auflösung des Falls verblüfft doch sehr. Dass der Schriftsteller immer noch zu überraschen weiß - Respekt! TOTENFANG könnte im Nachgang zum besten Roman der Krimireihe avancieren.
    Nightlife (180g) (2017 remastered) Pet Shop Boys
    Nightlife (180g) (2017 remastered) (LP)
    12.07.2025
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Geständnisse auf der Tanzfläche: Lasst mal den Craig Armstrong ran!

    Drama, Baby! Bei tristen Titelnamen wie HAPPINESS IS AN OPTION, YOU ONLY TELL ME YOU LOVE ME WHEN YOU’RE DRUNK und BOY STRANGE, dem Werkeln an einem Musical, das mit neuer Musik der PSB angereichert ist, und dem Zutun des Komponisten Craig Armstrong, der zu diesem Zeitpunkt eine sehr theatralische Nummer dem Soundtrack von EISKALTE ENGEL beigesteuert hat, kann’s ja nur melodramatisch werden. Armstrong, der seine Stücke mit vielen Streichern und gehöriger Elektronik versieht, scheint wie gemacht für die andauernd laufenden Tränen, die sich bei Tennant und Lowe auf der Tanzfläche ansammeln. Die allgemeine Endzeitstimmung der Gesellschaft, die sich im Jahr 1999 so kurz vor dem Millenium aufgetan hat, merkt man auch dem Konzeptalbum NIGHTLIFE an, das als abgeschlossene Klangwelt etwas Besonderes im Katalog der PSB darstellt. Armstrongs Produktion ist anlassentsprechend und rahmt ergreifende Texte und Geständnisse wie das späte Outing eines Familienvaters (IN DENIAL im Duett mit einer diesmal doch recht tief singenden Kylie Minogue) perfekt ein. Die Fangemeinde scheint NIGHTLIFE seit jeher zu spalten. Mit NEW YORK CITY BOY findet man aber einen der letzten großen Singlehits auf einem PSB-Album vor, während I DON’T KNOW WHAT YOU WANT BUT I CAN’T GIVE IT ANYMORE (Anspieltipp) im Kern klassisches PSB-Material bildet, das eine bedrückende Stimmung durch den Blick Richtung Vergangenheit aufbaut und ein typisiertes PSB-Epos wie BEING BORING nicht begründet, sondern untermauert. NIGHTLIFE mag für viele nicht zu den besten Werken der beiden Briten zählen, aber doch ist es eines ihrer ungewöhnlichsten. Tanzen mit Tränen in den Augen – also doch wie immer!
    Bei den Neuauflagen der PSB-Alben, die ab 2017 sukzessive von Parlophone herausgegeben worden sind, scheint es sich um geradezu mustergültige LP-Editionen zu handeln. Mit Bonustracks hat es der Vertrieb nicht so genau, weil er nur die CD-Pendants mit Beigaben aufbläht. Angesichts dessen, dass NIGHTLIFE zu einer Zeit in den Handel gekommen ist, als die Schallplatte nur noch ein Nischendasein fristete, kann man überhaupt froh sein, das Album gepresst in Vinyl vorfinden zu dürfen – und das bei absolut makelloser Pressqualität und einer dynamischen Abmischung, die ab der äußersten Rille beeindruckt. Der Techno-Pop der Eröffnungsnummer FOR YOUR OWN GOOD knallt ordentlich und lässt luftige Schichten zwischen den Keyboardklängen und Tennants Gesang zu. Die einfache Kastentasche sowie deren mit den Liedtexten bedruckte Innenhülle sind in Hochglanzlack gefertigt und komplettieren das schöne haptische Erlebnis mit der schweren schwarzen 180-Gramm-Schallplatte. Konserviert für die Ewigkeit – so und nicht anders!
    Meine Produktempfehlungen
    • Confessions On A Dance Floor (Limited Edition) (Pink Vinyl) Madonna
      Confessions On A Dance Floor (Limited Edition) (Pink Vinyl) (LP)
    Der Tod in Venedig Der Tod in Venedig (Buch)
    04.07.2025

    Schöne Worte für einen schönen Mann: Mutiger Klassiker der deutschen Literaturgeschichte

    Thomas Mann‘ Novelle DER TOD IN VENEDIG aus dem Jahr 1912 lässt sich knapp zusammenfassen: Ein alternder Schriftsteller, der die Inspiration an gesellschaftskritischer Schreibe verloren hat, erlebt während seines Sommerurlaubs in Venedig seinen zweiten Frühling, weil er einem gottesgleichen Jüngling begegnet und nachstellt.
    Völlig selbstverständlich gibt sich der Erzähler ausschmückenden Beschreibungen des Objekts der Begierde hin, bei denen die Schönheit der verwendeten, aus der Zeit gefallenen Sprache jene des jungen Mannes unterstreicht. Dass Thomas Mann am Anfang des 20. Jahrhunderts homoerotische Phantasien schildert, ist an sich nicht wirklich etwas Besonderes (es gab zu diesem Zeitpunkt auch schon andere literarische Werke mit dieser Thematik), aber von einem angesehenen deutschen Autor wie Mann, der den Klassiker BUDDENBROOKS geschaffen hat, ist solch eine Novelle in Zeiten der Intoleranz und dem Versteckspielen verkappter Männer schon mutig. Der Autor scheint sich seiner Aufgabe bewusst zu sein, mit Kunst die Gesellschaft zum Nachdenken bewegen zu wollen. Schließlich wird der Protagonist und Schriftsteller Gustav Aschenbach als jemand beschrieben, der durch neue Denkansätze einst die Leser zum Beben gebracht hat, bevor er ins von der Gesellschaft konformierte Schema F seiner Geschichten und Erzählungen verfallen ist, die den frühen Tod seiner Kunst bedeutete. Der hübsche Jüngling scheint ihm Impulse zu geben, ein neues Werk zu schaffen, das aneckt.
    Durch ihre Kürze und die im Prinzip harmlosen Schwärmereien, denen körperlich nicht nachgegangen wird, eignet sich DER TOD IN VENEDIG als Lektüre für einen sonnigen Tag am See oder Strand, an dem man selber von der Schönheit eines charismatischen Mannes oder einer verführerischen Frau in den Bann gezogen wird. Bloß nicht so viel starren wie Aschenbach! Im Anhang der insgesamt rund 140 Seiten findet man eine mögliche Weitererzählung von Ulrich Tukur, welche Ende der 1990er an den von Thomas Mann geschilderten Schauplätzen spielt; eine Kurzbio des Autors findet man ebenso vor.
    The Concert For A New South Africa (Durban, 8.11.1994) (30th Anniversary Edition) Whitney Houston
    The Concert For A New South Africa (Durban, 8.11.1994) (30th Anniversary Edition) (LP)
    28.06.2025
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Ein Whitney-Must-Have: Endlich ein albumfüllendes Konzert von ihr!

    Wirft man einen Blick auf das 13 Lieder umfassende Set von THE CONCERT FOR A NEW SOUTH AFRICA, wird dem Interessierenden wahrscheinlich erst jetzt bewusst, wie viele Lieder von Whitney Houston über Liebe handeln. Sie wird dich immer lieben, hat sich ihre Liebe für dich aufgehoben, Liebe wird den Tag retten... Whitneys größte Macht von allem ist die Liebe, die zu ihrem Fach, die Art, ihre Titel während eines Konzerts gesanglich neu auszustaffieren und mit ihrer einzigartigen Stimme zu beeindrucken. An mehreren Nächten gab Whitney Houston zu Ehren von Nelson Mandela ein Konzert im südafrikanischen Durban, was der amerikanische Sender HBO im Jahr 1994 im Fernsehen zeigte. Das ursprüngliche Konzert enthielt noch mehr Songs, aber geschenkt. Dafür kann man jetzt endlich einem Konzert der verstorbenen Ikone Whitney Houston lauschen und nicht bloß einer verhackstückelten Ansammlung wie die posthum veröffentlichte LIVE: HER GREATEST PERFORMANCES, die aufgrund starker Schwankungen in der Audioqualität nicht zu empfehlen ist. Obwohl bei der Abmischung von THE CONCERT FOR A NEW SOUTH AFRICA die Live-Atmosphäre fast gänzlich ausgeblendet und nur als Highlightzeichnung, wie z. B. wenn Whitney I WILL ALWAYS LOVE YOU anstimmt und das Publikum zu jubeln beginnt, angelegt wurde, wirkt der Mitschnitt gelungen. Die Toningenieure legen das Hauptaugenmerk auf Whitneys Stimme, die beachtlich im Vordergrund des Klangbilds zu erfühlen ist und wie eine eigene in Watte gelegte, behutsame Schicht anmutet. Mitunter kommt es zu kleineren Lautstärkeunterschieden, wobei man immer vor Augen haben muss, dass es sich um einen über 30 Jahre alten Auftritt handelt, der aus den Archiven gekramt wurde und verglichen mit besagtem LIVE: HER GREATEST PERFORMANCES im Gesamtbild eine wesentlich homogenere Klangfigur macht. Hätte man den Mitschnitt im Tresor versauern lassen sollen, nur weil die Klangqualität nicht so perfekt wie Whitneys Darbietung ist? Mitnichten, denn dann würde man etwas verpassen.
    Abgerundet wird die gelungene VÖ durch beste Pressqualität mit breit angelegten Einlaufrillen, makellos aussehendem Doppelvinyl in Schwarz und eine wunderschön gestaltete Klapphülle mit Liebe zum Detail. Die LP-Label bestehen nämlich aus Detailzeichnungen von Whitneys opulentem Halsschmuck, den sie während des Liveauftritts getragen hat. Ein Booklet im LP-Format gibt weitere Informationen und schöne Fotos Preis.
    Meine Produktempfehlungen
    • The Preacher's Wife (O.S.T.) (Special Edition) Whitney Houston
      The Preacher's Wife (O.S.T.) (Special Edition) (LP)
    One Touch At Twenty: The Remixes (Blue Vinyl) Sugababes
    One Touch At Twenty: The Remixes (Blue Vinyl) (MAX)
    22.06.2025
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    The bare minimum: Ein Sammlerstück für beinharte Fans, mehr nicht

    Ursprünglich hat man die 4 Titel umfassende Remix-EP des 1. Sugababes-Album ONE TOUCH AT TWENTY zum Black Friday 2022 angekündigt, was aber aus unbekannten Gründen verworfen wurde. Stattdessen kam die transparent-blaue 12" regulär in den Handel. Man munkelt, dass sie auf 3.000 Stück limitiert ist. Sie enthält neue Remixe, die jedoch schon im Jahr 2021 anlässlich des 20. Jubiläums von ONE TOUCH als Bonus der CD-Wiederveröffentlichung beigegeben wurden. Die Single richtet sich also vorrangig an Sammler der Sugababes, die sich vielleicht trotzdem etwas schwer damit tun, dass nur 4 der über 20 CD-Bonustracks (!) in Vinyl gebannt wurden. Wenigstens dröhnt es beachtlich laut aus den tief sitzenden Rillen bei schnellen 45 rpm, wobei der Gesang beim "Metronomy vs. Tatyana Remix" von OVERLOAD hässlich zischt - wirkt alles doch sehr digital und nicht besser als auf CD. Dabei läuft die Pressung, was die Qualität an, makellos durch und ist topfeben. Ansonsten ist die VÖ, was die Präsentation angeht, wirklich "bare to the bones": kein Klappcover, kein Einleger, keine bedruckte oder gefütterte Innenhülle, lediglich farbiges Vinyl. Die Remixe an sich gehen in Ordnung und holen die klassischen Sugababes-Singles der Erstbesetzung ins Hier und Jetzt. Insbesondere der "MNEK Remix" von RUN FOR COVER sticht hervor, da er der Ballade einen rhythmischen wie zeitlosen Beat zum Tanzen hinzufügt.
    Für Fans unerlässlich, für Gelegenheitshörer der Babes zu vernachlässigen: ONE TOUCH AT TWENTY enthält trotz Vermerk auf dem Aufkleber eben nichts Neues. Wenn man nämlich die LP-VÖ von ONE TOUCH auf goldenem (oder eher ockerfarbenem) Vinyl gekauft hat, konnte man die 30+ Titel der Jubiläums-CD mittels angefügten Downloadcode gratis herunterladen. Die enthielten auch die 4 vorliegenden Remixe - 3 Sterne, etwas mehr Liebe zur Haptik und zum Klang hätte es schon sein können.
    Deadpool & Wolverine (O.S.T.) (Colored Eco Vinyl) Rob Simonsen
    Deadpool & Wolverine (O.S.T.) (Colored Eco Vinyl) (LP)
    22.06.2025
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    3 von 5

    Zu erwarten gewesener Hollywoodpomp auf eher mäßiger Pressung

    Wie andere Madonna-Sammler auch habe ich mir den Score von DEADPOOL & WOLVERINE wegen des 3minütigen madonna-relevanten Beitrags in Form von LIKE A PRAYER zugelegt, welcher geradezu ätherisch von einem Chor vorgetragen wird. Der Hollywoodschauspieler Ryan Reynolds hat selbst nach Audienz bei der Popkönigin verlangt um die Erlaubnis für die Verwendung ihres ikonischen 80er-Hits in DEADPOOL & WOLVERINE einzuholen. Jedenfalls haben sich sowohl der Komponist Rob Simonsen als auch die Herausgeber des Disney-Labels Hollywood Records viel Mühe bei der Verwirklichung des Scores gegeben. Die Hintergrundmusik fängt das bunte Treiben des action- und humorlastigen Superheldenstreifens gut ein. Viel ist los, die Musik ist emotional, temporeich und reich an Instrumenteneinsatz. Streicher und Keyboards für einen Clash aus Sinfonie und Elektronischem - so gehört sich das für auswändig inszeniertes Kulturgut aus Hollywood! Natürlich bleibt der generische Eigencharakter nicht aus, wenn das Budget von Hause aus hoch ist, aber aalglatter Hochglanzpomp ist im gesetzten Rahmen eines 3. DEADPOOL-Films durchaus angebracht.
    Die Doppel-LP, bei der eine Scheibe rot und die andere gelb eingefärbt ist, hat man dann auch ordentlich auf die Reihe bekommen. Die liebevoll gezeichneten Illustrationen auf dem nicht klappbaren Cover und dessen Rückseite sind eine Augenweide, die sich darüber hinaus sogar noch gut anfühlt. Die Hülle ist nämlich gummiert. Dadurch fühlt sie sich an wie in Samt ausgeschlagen. Als kleines Gimmick und als zusätzliches Feature in Punkto Haptik hat man noch einen horizontal geschnürten Obi-Streifen beigegeben, der um die Hülle gestülpt wurde und wohl die Liebhaberästhetik einer Superhelden-Franchise wiederspiegelt, durch die sich Fans gern allerhand Kokolores in die Vitrine stellen (die ja genau für solche Zwecke angeschafft wird). Ein zweiseitiger Einleger mit einer weiteren Illustration von Deadpool und Wolverine im Stil des Kinoplakats von PRETTY WOMAN bestimmt das Innenleben der Hülle neben den beiden farbigen LPs in "unreinem" Rot und Gelb mit schwarzen Sprenklern. Die Platten ruhen dabei in dickwandigen KATTA-Japansleeves für die beste Konservierung des analogen Gutes. Die Pressung ist allerdings von Beginn an störanfällig; an einigen Stellen knarzt es ein bisschen. Hier beweist sich wieder die Weisheit, dass farbiges Vinyl nicht immer die beste Voraussetzung für besten Klang bietet.
    Dafür ist der symphonische Soundtrack außerordentlich dynamisch und ohne fühlbare Kompression angelegt. Wenn man glaubt, eine Plattenseite beginnt zu leise und man dreht den Lautstärkeregler zu diesem Zeitpunkt schon gut auf, könnten brachial einsetzende Instrumente wenig später überraschen.
    Demnach beeindruckt Rob Simonsens Score von DEADPOOL & WOLVERINE in musikalischer, haptischer und klanglicher Ausgestaltung, erhält jedoch kleinere Abzüge wegen der mäßigen Pressung - 4 Sterne.
    How Do You Love? (feat. Pet Shop Boys) The Hidden Cameras
    How Do You Love? (feat. Pet Shop Boys) (MAX)
    08.06.2025
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Merkwürdig: Der PSB-RMX enttäuscht, die Originalversion aber nicht!

    Der Remix der Pet Shop Boys für die Single HOW DO YOU LOVE? hat mich auf den kanadischen Künstler The Hidden Cameras aufmerksam gemacht, einer fast 20köpfigen Band, dessen Frontmann Joel Gibb in Berlin lebt. Ebenso wie einige Musikvideos der PSB spielen sich auch welche der Hidden Cameras in U-Bahn-Tunneln der Mutterstadt ab. Als Berliner hatte ich sofort eine Art Bezug zu HOW DO YOU LOVE?, denn der Clubtrack wirkt irgendwie vertraut. Sowas könnte auch gut im Kitty oder Berghain laufen, zumal das aufweckende Instrumental dem bisschen Gesang übergeordnet ist.
    Was den PSB-Remix angeht: Er wirkt hingegen einen Deut ZU vertraut. Die Boys recyceln hier nämlich die Komposition ihrer Demo zu LONELINESS, die man auf der 3LP Expanded ihres aktuellsten Albums NONETHELESS hören kann. Schade, dass sich das britische Kultduo nicht die Mühe gemacht hat, dem Wahlberliner etwas Neues zu geben. Oder fand die Verwendung eines bereits genutzten Arrangements die Zustimmung von The Hidden Cameras? Jedenfalls ist die hauseigene Version viel besser und kann im Vergleich zum PSB-Remix sogar richtig strahlen. Denn die synthetisierten Streicher geben dem Sound von House eine zusätzliche Spur von Melancholie, welche wunderbar die Anonymität ausdrückt, welcher wir in der Millionenmetropole ausgesetzt sind... und die so manches Herz vor Bindung schützt.
    Wie es sich für eine waschechte 12" gehört, läuft die Platte in 45 rpm und bildet opulent Clubatmosphäre ab mit ihren knackigen Bässen und einem sauber wummernden Mittenbereich. Den Lautstärkeregler des Verstärkers sollte man nicht gleich auf hohen Pegeln eingestellt haben, man könnte sich beachtlich erschrecken. HOW DO YOU LOVE? ist auf 12" ein echtes Erlebnis und eine Entdeckung wert, obwohl man sich eine gefütterte Innenhülle gewünscht hätte. Gut, andererseits haben die DJ-Promos und kommerziellen Singles aus früheren Zeiten das auch nicht. Es geht wohl um den Einsatz des DJ-Werkzeugs der 12", nicht deren Lagerung - 4 Sterne, das Cover mit dem verschwommenen Bild vom Zigarettendrehenden also bloß nicht in eine Schutzhülle stecken.
    Meine Produktempfehlungen
    • Nonetheless (Expanded Edition) Pet Shop Boys
      Nonetheless (Expanded Edition) (LP)
    Princess Of Power (Pink Vinyl) Princess Of Power (Pink Vinyl) (LP)
    07.06.2025
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    2025 ist das Jahr der Ikonenzeichnung: Hey, ich bin C*NTISSIMO!

    Auf ihrem 6. Album PRINCESS OF POWER verfolgt MARINA einen ähnlichen Ansatz wie Lady Gaga mit MAYHEM, das stark aus dem Fundus von Gagas Hitalben THE FAME und BORN THIS WAY aus ihren Anfangstagen schöpft. Nach 15 Jahren Karriere darf man sich schließlich auch einmal dafür feiern, was man ist: eine Wahnsinnsikone! Während sie auf ihrer 5. LP ANCIENT DREAMS IN A MODERN LAND von 2021 eher aktivistisch unterwegs ist und u. a. Diktatoren aus Saudi-Arabien für ihre Schreckenstaten gegen Homosexuelle an den Pranger stellt, heißt die Abkürzung von PRINCESS OF POWER nicht umsonst P.O.P. Alle 13 Titel der Platte umschreiben eine fröhlich stimmende, positive Atmosphäre, die an ELECTRA HEART, dem großen Fanfavouriten aus dem Jahr 2012 anknüpft. In den zuckrigen Arrangements des Synth-Pops, der oft wie die Vertonung von schillernden Sternschnuppen wirkt und gut auch aus Videospielen der 90er stammen könnte, steckt trotz leichherziger Klangfigur so manch bittersüßer Inhalt, der mit vereinzelten Flächen an Streichern hollywoodträchtig angereichert ist. Eigentlich unterscheidet sich MARINA nur wegen des tanzbaren Materials vom Sadcore einer Lana Del Rey und Florence + the Machine. MARINA zeichnet ihr ikonisches Alter Ego "Electra Heart" mit blonder Perücke, einem Herz auf der Wange, Sucht nach Ruhm und einst morbiden Gedanken an einen frühen Tod nun weitaus erwachsener, sprich gewachsen an ihren inneren Dämonen. Die BUBBLEGUM B**CH und PRIMADONNA sind zwar in Form der kontrollierten PRINCESS OF POWER und dem Endgegner FINAL BOSS immer noch da. Deren Attitüde der Überlegenen gegenüber toxischer Männer erhält diesmal sogar eine eigene Begrifflichkeit: als hochelektronisches, Dubstep verströmendes C*NTISSIMO, jetzt schon einer der erinnerungswürdigsten Titel im Oeuvre von MARINA und Anspieltipp Nr. 1. Sie ist sich aber auch ihrer Wandlung zur erfahrenen Frau bewusst. Als ADULT GIRL versichert MARINA, sich in vielen Situationen weiterhin das innere Kind zu bewahren, ohne das Verständnis zu verlieren, dass sie in ihren 20ern und den im Oktober endenden 30ern schon viel erlebt (und verarbeitet) hat. Die PRINCESS OF POP ist eben eine gestandene Persönlichkeit geworden! Dabei ist MARINAs inhaltliche Melange aus Feminismus und Selbstwertstärkung unterlegt mit dem für Popmusik aktuell so typischen Retrogefühl, weil bewährte Harmonien, Samples und Partituren ihrem P.O.P. einen schönen Rahmen verleihen. Das frech-frivole ROLLERCOASTER liefert einen der vielen Gründe, warum HOLLABACK GIRL von Gwen Stefani zu den wichtigsten Popsongs der modernen Musikgeschichte zählt; im ätherisch-monumentalen METALLIC STALLION ist MARINA Kate Bush so nah wie nie. Den Vergleich zum exaltierten Gesangsstil der Britin, die vor wenigen Jahren überraschend ihren 80er-Hit RUNNING UP THAT HILL wieder ganz oben in den Charts gesehen hat, zogen MARINAs Befürworter schon 2010. Das aufgeweckte I <3 YOU (2. Anspieltipp) will den Herzschlag der Zuhörenden beschleunigen und verströmt gerade zum Ende hin 70s-Disco-Vibes im Stil von Gloria Gaynor. Das wird man überleben... und wie!
    PRINCESS OF POP ist einfach eine Achterbahnfahrt mit selbstbewusstem Liedgut, das zeigt, wie MARINA als Künstlerin immer weiter wächst, ohne ihrem Stil je abtrünnig zu werden. Wenn man tanzen und dazu noch clevere Texte trällern will, ist man bei MARINA mit ihrem verletzlich-rotzigen Timbre genau richtig.
    Schade, dass man diesmal auf den Abdruck der Texte gänzlich verzichtet hat. Da wirkt die Klapphülle beinahe verschwenderisch, wenngleich sie wunderschön anzusehen ist. Der Klang ist typisch für eine Popproduktion aus dem Jahr 2025: druckvoll und hier und da mit dezenten Glanzpunkten in der sehr mittenlastig angelegten Klanglandschaft. Die Innenhülle ist zwar bedruckt, aber nicht gefüttert. Der pink-transparenten LP, die letztlich völlig anders als auf dem Produktfoto aussieht, sollte man eine Fütterung mittels eines KATTA-Japansleeves gönnen, weil die Pressung optisch makellos ist... und so bleiben soll. Von halbtransparenten LPs bin ich trotzdem kein großer Fan, weil die Rillen der anderen Seite durchscheinen und dadurch Verwirrung stiften bzw. das Material die Sicht auf die Titelmarken erschwert. Dabei höre ich doch C*NTISSIMO gerne mehrmals am Stück...
    Meine Produktempfehlungen
    • Mayhem Lady Gaga
      Mayhem (LP)
    • Electra Heart Marina And The Diamonds
      Electra Heart (LP)
    Something Beautiful Miley Cyrus
    Something Beautiful (LP)
    01.06.2025
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Reborn (again): Von künstlerischer Selbstverwirklichung und dem ewigen Spiel mit Erwartungen

    Anders als beim Vorgängeralbum ENDLESS SUMMER VACATION, auf dem FLOWERS als einzige Vorabsingle radiofreundlichen Dance-Pop von Greg Kurstin präsentierte und die Erwartungen von Zuhörern an Gleichklingendes auf der dazugehörigen LP enttäuschte, waren Experimente auf SOMETHING BEAUTIFUL von Miley Cyrus vorprogrammiert. Lärmende Brüche inmitten eines Liedes im lieblichen Klavier-Pop des vorab veröffentlichten Titeltracks, der urplötzlich in laute E-Gitarren übergeht, und überzeichnete Signalverschmutzung wie im epischen PRELUDE und am Ende von REBORN waren diesmal zu erwarten gewesen. END OF THE WORLD, das schamlos die Harmonien von ABBAs MAMMA MIA übernimmt und den Unabhängigkeitstag der USA, Paul McCartney und den Beatles-Song WITH A LITTLE HELP FROM MY FRIENDS für dieses seltsame Retrogefühl von längst Bekanntem und Geliebtem zitiert, ist vielleicht das Lied, das noch am ehesten im Radio gespielt wird, auch wenn die Promo für SOMETHING BEAUTIFUL zu wünschen übrig lässt. Wahrscheinlich ist Mileys Wunsch, nicht mehr auf Tour gehen zu wollen, weil es zu anstrengend für ihre unnachahmlich dreckig klingende Stimme ist, der Auslöser, dass ihre Plattenfirma nicht mehr viel in Miley investiert. Daher wird SOMETHING BEAUTIFUL wohl so etwas für die Künstlerin sein, was MADAME X für Madonna darstellt: ein sperriger Ladenhüter, der keinem formelhaftem 0815-Pop folgen will, sondern künslerische Selbstverwirklichung ist.
    Das kann richtig interessant klingen! WALK OF FAME (1. Anspieltipp) ist "Gay Synthie Disco" pur - nur stilecht in 6 min Überlänge (und das im Zeitalter des Hyperpop und einer durchschnittlichen Songlänge von zweieinhalb Minuten!) und mit hoher Falsettstimme von Brittany Howard, die Assoziationen an Jimmy Somerville und Bronski Beat weckt.
    Der düstere Synthwave von EVERY GIRL YOU'VE EVER LOVED (2. Anspieltipp) mit seinen Saxophonklängen könnte auch gut als temporeicher Remix von IN YOUR EYES von The Weeknd durchgehen. Die Sprachfetzen von Supermodel Naomi Campbell mit dem stetigen "Pose!" soll die Zuhörerschaft wohl in die Ballroom-Szene Ende der 80er versetzen und zum Voguing animieren. Auch dieses Stück hat eine gewisse Überlänge. Generell knallt SOMETHING BEAUTIFUL wieder mehr als ENDLESS SUMMER VACATION, besonders dessen starke B-Seite. Wer allerdings weniger Aneckendes wie PLASTIC HEARTS erwartet, wird (wieder) enttäuscht werden. Denn eines macht Miley wohl am liebsten: Mit der Erwartungshaltung ihrer Fans spielen. Ihr sei es vergönnt, wenn dabei Alben entstehen, die so gegensätzlich zum Vorgänger sind und ihre Diskographie umso farbenfroher machen.
    Die LP ist zum Aufklappen. Das Cover wirkt in echt leider nicht mehr so schön wie auf den Streamingportalen. Mileys schönes Gesicht ist fast komplett in Schatten gehüllt und nur schwerlich zu erkennen unter der Alien-Kopfbedeckung des verstorbenen Designers Thierry Mugler. Auch die LP-Labels besitzen wenig Kontrast, sodass schwarze Schrift auf braunem Grund eher wie ein brauner Fleck anmutet. Eigentlich sind Miley Cyrus' späteren Werke dafür bekannt, kaum mit Schrift verziert zu werden. Bis auf den Rücken der Hülle steht auf dem Klappcover rein gar nichts. Auch eine Titelliste sucht man wieder vergeblich. Dafür steckt ein etwa 12" großes Booklet mit allen Liedtexten und weiteren Bildern von Miley in Mugler-Aufmachung im ersten Kartonärmel.
    Die schwarze Platte, die wahlweise auch in klarem und rotem Vinyl erhältlich ist, ist sauber gepresst. Mein Exemplar weist keine oberflächlichen Störungen auf, obwohl sie in einer billigen Papierinnenhülle liegt, die beim PVC auf die Dauer eher Kratzer verursacht (schnell gegen eine antistatische austauschen). Das Klangbild ist bewusst kompressionsbehaftet, wie man es von Blockbuster-Pop gewohnt ist. Auf Platte wirkt es noch weniger brutal als beim digitalen Pendant. Gerade REBORN mit seinen absichtlich angelegten Kratzgeräuschen mag so manches feines Ohr bei hohem Lautstärkepegel boxen.
    Der Konsum von Mileys Musik auf Vinyl ist daher beinahe unumgänglich. Insgesamt präsentiert sich SOMETHING BEAUTIFUL auf Platte von einer guten, wenngleich nicht von seiner besten Seite, was aber wohl beabsichtigt ist. "My imperfections make me unique", kann man meinen. Definitiv eines der interessantesten Werke im Oeuvre der Künstlerin - 4 Sterne.
    Meine Produktempfehlungen
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      Madame X (LP)
    • After Hours The Weeknd
      After Hours (LP)
    2 Kommentare
    Anonym
    03.06.2025

    Wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sein können.

    Danke für deine ausführliche Rezension. Es ist wirklich erstaunlich, wie weit unsere Eindrücke von diesem Album auseinandergehen – sie könnten unterschiedlicher nicht sein!

    Mein persönliches Hörerlebnis war leider alles andere als positiv. Ich empfinde das Album als extrem komprimiert und lärmend, ja sogar als belastend. Vom nervenden Präludium bis zum Schluss war es für mich eher eine Tortur, und ich war froh, als es endlich endete, um es danach schnellstmöglich zu vergessen. Es ist paradox, denn Miley Cyrus hat eine fantastische Stimme, doch hier geht sie im Autotune-Einheitsbrei und der extremen +4dB Kompression völlig unter. Selbst bekannte Beispiele aus dem "Loudness War" wie bei Metallica werden hier übertroffen. Für meinen Accuphase und die Focals war das Album wirklich eine Zumutung. Kurz gesagt: ein absolut grauenhaftes Album, das ich künstlerisch nicht als Meisterwerk bezeichnen würde. Aber genau das macht es ja spannend, wie unterschiedlich Geschmäcker und Empfindungen sein können. Viel Spaß weiterhin mit dem Album, ich gönn es Dir von Herzen.
    Anonym
    12.06.2025

    Die Pressung ist gut

    Also, die Vinyl läuft hier auf einem Technics 1200 Gr, Ortofon Blue, angetrieben von einem Sony F770 ES. Phonostufe Aikido.

    Ich kann die negativen Äußerungen zur Pressung nicht teilen.

    Der Sound ist mehr als ok und die Pladde ist wie oben beschrieben, echt ein schönes, in sich geschlossenes Album geworden.

    Das der Sound der Vinyl nun so schlecht ist, kann ich nicht bestätigen. Es gibt immer bessere ypressungen, aber eben auch viel schlechtere.

    Die neue Billy Idol zum Beispiel. Die ist dagegen wirklich ganz schlimm gemastert worden.
    Exorcist II: The Heretic (Reissue) (Limited Edition) (Orange/Black Swirl Vinyl) Ennio Morricone
    Exorcist II: The Heretic (Reissue) (Limited Edition) (Orange/Black Swirl Vinyl) (LP)
    31.05.2025
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    4 von 5

    Das Beste an EXORCIST II ist seine Musik

    Filmisch gesehen ist EXORCIST II: THE HERETIC zwar ein Disaster, weil der Streifen nicht weiß, ob er Fisch oder Fleisch sein will und lieber künstlerisch anspruchsvoll daherkommen will als schockend. Inmitten dieses Wirrwarrs aus Traumsequenzen spielen sich aber wunderschön atmosphärische Töne ab, die von keinem Geringeren als Ennio Morricone geschaffen wurden. Seine populärsten Beiträge, was Filmmusik anbelangt, mögen die für Western sein. Unter dem Deckmantel des Horrors war Morricone aber auch unterwegs. Bei einem Streifen, bei dem auch wirklich nichts zusammenpasst, kann man ruhig einmal eine Ikone engagieren und einfach drauflos lassen. Morricone komponiert Score, der ebenso anderen Zwecken dienen kann als bloß gruselig zu sein. REGAN'S THEME hört sich an, als würden Bäume rascheln und das Wasser eines Bachs friedlich vor sich hinfließen, ohne dass ein geworfener Stein oder ein sonstiges Störgeräusch dieses Gefühl von der Harmonie der Natur stören würde. Ist das wirklich die Musik eines Horrorfilms, werden sich bestimmt Zuhörer fragen, wenn sich die Nadel das erste Mal auf die LP senkt. Wenig später wird es hektischer und unangenehmer, die Electronica verdichtet sich, hart trommelnde Klänge kommen dazu. Jetzt kommen doch noch schaurige Assoziationen hinzu; für bloße Hintergrundmusik passiert jetzt in THE EXORCIST II: THE HERETIC zu viel. Trotzdem bleibt das liebliche REGAN'S THEME das stärkste Stück, das Morricone für den zähen zweiten Teil der Exorzistenreihe komponiert hat. Als kurzes Zwischenspiel kehrt es kurz vor Ende der zweiten Seite der orange-schwarz marmorierten Platte zurück, deren Höhen etwas muffig und weniger brilliant klingen.
    Das ist irgendwie typisch für Produktionen aus den Endsiebzigern. Auch Bowies Album "HEROES" von '77 klingt stellenweise dumpf im Kopfbereich, was eine Art von Klaustrophobie erzeugt (gerade auf der instrumentalen 2. Seite, die experimentelle Electronica in ein tristes Paket mit kleinen Tupfern an Hoffnung schnürt) und hier beim Soundtrack von EXORCIST II zweckdienlich zur Atmosphäre beiträgt. Die Musik soll genauso schwer atmen wie ihre Zuhörer.
    Kleinere Störgeräusche durch das farbig-experimentelle Vinyl haben sich hier und da eingeschlichen, schmälern das Hörerlebnis aber kaum, weil die Oberflächengeräusche die Musik nicht übermannen.
    Die Platte liegt übrigens in einer stabilen Klarsichthülle, die quasi das bare Innere einer typischen antistatischen Innenhülle darstellt. Derweil ist die Reproduktion des Covers gelungen, da gestochen scharf. Ansonsten wird mit Fotos und Grafiken gegeizt.
    Die Gesamtausstattung der Platte wirkt wie Pater Merrins Begegnung in der irakischen Ausgrabungsstätte: bare to the bones... und für den aufgerufenen Preis eigentlich zu wenig. 4 Sterne, weil das Ganze in den wichtigsten Punkten doch recht ordentlich ist und das Original von 1977 auch nicht viel mehr bieten kann.
    Meine Produktempfehlungen
    • Heroes (2017 remastered) (180g) David Bowie
      Heroes (2017 remastered) (180g) (LP)
    Disco Discharge Presents Box Of Sin Disco Discharge Presents Box Of Sin (LP)
    20.05.2025
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    4 von 5

    Erfüllt einen Bildungsauftrag: So müssen sich die 80er in den besten Clubs angefühlt haben!

    BOX OF SIN ist keine bloße Zusammenstellung von Extended-Versionen aus den 80ern, die vorwiegend in schwulen Clubs Popularität gewonnen haben. BOX OF SIN ist ein Vibe! Die liebevoll kompilierte Sammlung von 24 verlängerten Versionen von sündhaft gutem Hi-NRG-Pop wie Dead or Alives YOU SPIN ME ROUND oder Bronski Beats WHY? versetzt die Hörer in ein Setting, das dem Kultfilm CRUISING mit Al Pacino gleicht. Was man beim Hören vor sich sehen kann? Bärtige, lächelnde Gesichter, die von tief nach unten gezogenen Ledercaps halb verdeckt werden und verschwitzte Männerkörper, die in knappen Lederwesten stecken. Was man dabei riechen kann? Eine von Testosteron geschwängerte Luft, die nach einer Mischung aus schwerem Parfüm und Nikotin wirkt. Was man fühlen kann? Viele tanzende Menschen, die in freier Glückseligkeit und weit weg von den einengenden Vorstellungen der damaligen Gesellschaft so zappeln wie sie wollen und empfänglich für Innovationen auf der Tanzfläche sind, bevor diese dann den Mainstream stürmen. Das ist er, der PINK PONY CLUB der 80er!
    Die 4 LPs tragen die 24 Uptemponummern der Vinylausgabe als Auszüge der opulenten CD-Version mit insgesamt 55 Liedern als Kulturgut stilecht in schwarzem Vinyl verewigt. Denn in den 80ern regierte die Schallplatte, die auf Italienisch nicht umsonst "Disco" heißt. Das schwarze Gold steckt dabei in den Seiten eines ansehnlichen Artbooks, dessen blaues Titelbild die schöne Illustration des roten "Kopfziehschubers" wiederkehren lässt. Angereichert ist das schwere Buch mit Reproduktionen typischer Kontaktanzeigen aus Muscle-Buddy-Magazinen, Originalfotos aus der New Yorker Clubszene und reflektierenden Texten zur Bedeutsamkeit eines jeden Titels, welche die Zugehörigkeit zur BOX OF SIN untermauern wollen.
    Ab sofort kann man die hemmungslosen Partys, die sich damals abgespielt haben, vor dem heimischen Plattenspieler nachspielen, denn die BOX OF SIN mit verkanten Highlights wie die 12"-Version von Whitney Houstons LOVE WILL SAVE THE DAY und Kim Wildes YOU CAME lässt niemanden auf der Couch zurück, sondern befördert ihn unter heftigstem Synthiegewitter direkt auf die Tanzfläche - 5 Sterne bei ausgewogener Klangqualität, welche die verschiedenen Aufnahmen nahtlos in ein homogenes Klanggefüge einfügt, und das bei fast perfekter Pressqualität (die Ironie: mein Exemplar von LP1 des Gay-Disco-Pops verfügte über ein zu enges Mittelloch, das kennermäßig geweitet werden musste, bevor man das Teil auf den Dreher flachlegen konnte...).
    Singular Act I Sabrina Carpenter
    Singular Act I (LP)
    10.05.2025
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    3 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Hier: Zahmes Kätzchen; später: Kinky Raubkatze

    Obwohl SINGULAR, ACT I schon das dritte Album von Sabrina Carpenter ist, markiert es trotzdem einen von Sabrina Carpenters ersten Gehversuchen, bevor sie viel später mit ihrem Hit ESPRESSO zum weltweit anerkannten Superstar wird.
    Man kann durchaus behaupten, dass alles vor ihrem 2024er Album SHORT N‘ SWEET wie beiläufig geschehen ist. Im Jahr 2018, als SINGULAR, ACT I als zweiteiliges Projekt veröffentlicht wird, ist Carpenter gerade einmal 19 Jahre alt, ein „großes Kind“ also. Den Großteil ihrer noch jungen Karriere verbindet man mit dem Disney Channel, begründet der US-Fernsehsender für das kindliche Publikum nicht nur ihre TV-, sondern auch ihre Gesangskarriere. Einen 5-Album-Deal spendierte man Carpenter auf dem Disney-eigenen Label Hollywood Records, bevor sie 2022 zu Island Records und zugewandt zu einer erwachsenen Zuhörerschaft übersiedelt.
    Die aneckenden Liedtexte, für welche die Sängerin mit der großartigen Stimme, die sowohl tiefe Register als auch hohe befüllen kann, kommen erst später und sind zu Disney-Zeiten noch weichgespült, wobei aber ein kleiner Diss gegen ihre früheren Manager in SUE ME drin gewesen ist. Zumindest darf sie sich erstmals an der Schreibe beteiligen. Für den Feinschliff sorgt das hochdekorierte norwegische Produzentenduo Stargate, welches wesentliche Zuarbeit beim Hitmaterial von u. a. Rihanna, Depeche Mode und Kylie Minogue geleistet hat. SINGULAR, ACT I ist daher durchgängig hörbar und mit gerade einmal 8 Songs und nur 25 Minuten Spielzeit recht überschaubar. Richtig los geht es bei Sabrina Carpenter aber erst ab ihrem 5. Album EMAILS I CAN’T SEND, weil sie als Künstlerin freier agieren kann. In den synthie-versierten EDM-Dance-Pop von BAD TIME (Anspieltipp) auf der B-Seite sollte man aber unbedingt einmal hineinhören.
    Bei der schwarzen LP handelt es sich um eine originalgetreue Nachbildung der einst vielgesuchten Erstpressung aus dem Jahr 2018, die wohl im Zuge von Sabrina Carpenters Erfolgsgeschichte aus den Archiven von Hollywood Records gekramt wurde. Das Eisen muss eben geschmiedet werden, solange es noch heiß ist. Die Ausgabe in einer einfachen Kastentasche ohne abgedruckte Liedtexte oder weiterer Zugaben wirkt bei billigster Papierinnenhülle außerordentlich knöchern. Dafür klingt die Scheibe bei makelloser Pressqualität bestens. Rund 12,5 Min. pro Seite lassen schließlich gut abgefangene Klangbilder zu. Für aktuell rund 32 Euro ist das Unterfangen aber eine teure Angelegenheit für die dargebotene Leistung... um Sabrina Carpenters Metamorphose vom zahmen Kätzchen zur selbstbewussten Wildkatze nachzuvollziehen allerdings unerlässlich.
    Meine Produktempfehlungen
    • Emails I Can't Send Sabrina Carpenter
      Emails I Can't Send (LP)
    Joker: Folie À Deux (Music From The Motion Picture) (Translucent Red Vinyl) Lady Gaga
    Joker: Folie À Deux (Music From The Motion Picture) (Translucent Red Vinyl) (LP)
    08.05.2025
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    3 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Kein Heimspiel für Gaga: Befremdlich

    JOKER: FOLIE Á DEUX geht in die Richtung Musical/Showtunes. Wenn man den dazugehörigen Film nicht gesehen hat, kann diese Gattung in Verbindung mit der Art und Weise, wie sie dargeboten wird, verblüffen. Die Grundstimmung ist düster. Man kann an dieser Stelle von der kantigeren Variation von Gagas beiden Vocal-Jazz-Alben mit Tony Bennett sprechen. Die Interpretationen, u. a. die des ursprünglich von Jackie DeShannon gesungenen Popklassikers WHAT THE WORLD NEEDS NOW IS LOVE, stimmen nachdenklich, traurig. „Tears of a Clown“ ist quasi Programm. Die Färbung ist gewollt und die das Album eröffnende Abwandlung von WHAT THE WORLD… wirkt wie ein gekonntes Heimspiel für den ikonischen Experimental-Rocker Nick Cave, der sich grundsätzlich rege an Soundtracks (z. B. LAWLESS mit Tom Hardy) beteiligt. Damit hat es sich aber auch schon mit den angesprochenen Ecken und Kanten, die sich in überraschend engen Kreisen bewegen. Nachdem die erste Plattenseite der rot-transparenten LP durchgelaufen ist, hatte ich wenig später beim Umdrehen das Gefühl, ein und denselben Titel in 16 Varianten zu hören, da sich der verbreitete Trübsinn zu selten lichtet. Hinzu kommt, dass beispielsweise Lady Gaga WHAT THE WORLD… auch noch einmal trällert. Und sowieso das von Joaquin Phoenix und Lady Gaga geträllerte Duett BEWITCHED: Hatten wir das nicht schon einmal bei den Bennett/Gaga-Alben bzw. bei dem denkwürdigen Liveauftritt, welcher als Audiomitschnitt dem CD-Deluxe-Boxset von LOVE FOR SALE beigegeben wurde? Die Vielfalt fehlt auch in der Titelauswahl. LA VIE EN ROSE hätte dem Ganzen die Krone aufgesetzt, denn da hätte man die Brücke zum meines Erachtens besten Gaga-Seitenprojekt A STAR IS BORN geschlagen…
    Somit zählt JOKER: FOLIE Á DEUX zwangsweise zu jenen Herzensangelegenheiten von Mother Monster, welche ihr den Großteil ihrer Little Monsters gönnen, das aber vielfach mit dem gedachten Spruch „Ja, ja, ja: Nun geh‘ aber wieder zur Tagesordnung über und gib uns den nostalgisch geprägten Dance-Pop, den wir so von dir lieben.“ Lady Gaga kann natürlich auch gut den strahlenden Hollywoodschauspieler als weitere Facette ihrer außergewöhnlichen Persönlichkeit mimen. Der Dance-Pop und die Fleischkleider, das ist dann ihr Heimspiel. JOKER akzeptiert man als weiteren kuriosen Eingang in Gagas Diskografie, allerdings mit dem Prädikat „seltsam“.
    Mein Exemplar der Platte ist presstechnisch gesehen übrigens mängelfrei. Vielerorts wirkt das Klangbild jedoch gestaucht, wenn nicht sogar limitiert in seiner Dynamik. Ich persönlich glaube, dass Joaquin Phoenix und Lady Gaga mit den Musikern des Hollywood Orchestras nie in einem Aufnahmeraum gestanden haben. Es wirkt so, als würden sie auf vorgefertigte Instrumentals singen. Das geht in der Endabmischung wesentlich brillanter, man höre hierfür z. B. das just erschienene Konzert von Dua Lipa aus der Royal Albert Hall gegen.
    Meine Produktempfehlungen
    • Love For Sale (Box Set) (Limited Deluxe Edition) Love For Sale (Box Set) (Limited Deluxe Edition) (LP)
    • Live From Royal Albert Hall Dua Lipa
      Live From Royal Albert Hall (LP)
    • Cheek To Cheek Live! (180g) Cheek To Cheek Live! (180g) (LP)
    Harlequin (Limited Edition) (Alternate Artwork) Lady Gaga
    Harlequin (Limited Edition) (Alternate Artwork) (LP)
    08.05.2025
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    War Lady Gaga der offizielle Soundtrack etwa zu trist? Wahnwitziges Nebenprojekt

    Da hat sich aber jemand hineingesteigert. Überwältigt von ihrer Rolle in der Comicverfilmung JOKER: FOLIE À DEUX ließ sich Lady Gaga mit HARLEQUIN zu einem eigenständigen Album hinreißen, das im Prinzip nix mit dem Spielfilm zu tun hat. Scheinbar hat sie sich nicht lang genug „out of character“ gefühlt, um ihrer Interpretation von Harley Quinn weitere Facetten zu entlocken. Beim offiziellen Soundtrack mit Joaquin Phoenix (und Nick Cave) spielt sich Vieles in depressiv stimmendem Moll ab, während HARLEQUIN sonniges Programm abspielt. Bei den auf dem O.S.T. zu JOKER: FOLIE À DEUX vorzufindenden Versionen von THAT’S ENTERTAINMENT und FOLIE À DEUX handelt es sich um anders stimmende Fassungen, deren Pendants bei HARLEQUIN aufgehellt werden. Voll heiterem Sonnenschein singt Lady Gaga mit ihrer starken Stimme wenige neue Eigenkompositionen, wovon THE JOKER die wohl stärkste und daher Anspieltipp ist. Die schroffen E-Gitarren passen auch gut zu ihrem Projekt JOANNE, das statt mit dem für sie bekannten Glamour-Pop mit aneckendem Indie-Rock angereichert ist.
    Sonst liegt der Fokus bei HARLEQUIN auf klassischen Popstandards, die sich querbeet aus der neueren Musikgeschichte bedienen. In der Ballade CLOSE TO YOU (2. Anspieltipp), die von den Carpenters stammt, zeigt Lady Gaga, dass sie sich stimmlich auch zurückhalten kann, um ein zartes Stück voll von Liebe und Bescheidenheit darzubieten.
    Hat man zuerst JOKER: FOLIE À DEUX gehört, könnte man dem Irrglauben erliegen, dass HARLEQUIN eine genauso zähflüssige Angelegenheit wird, die eher dem Wahnsinn als dem Wahnwitz zugeordnet ist. Wem die eigentliche Filmmusik also zu schwer ist, kann sich dem Einzelprojekt von Lady Gaga widmen, welches auch audiotechnisch gesehen Spaß bereitet. Wo die transparent-rote LP von JOKER: FOLIE Á DEUX ziemlich zusammengestaucht und dumpf klingt, erstrahlt HARLEQUIN in fühlbaren Schichten, bei denen der Organik hinter diesem Projekt eine ganz eigene Bedeutung zukommt. Die Gospel versprühenden Orgelklänge von Alex Smith in OH, WHEN THE SAINTS wissen durchaus zu entzücken – und nicht bloß Harley Quinns Charakter, sondern auch Lady Gagas Diskografie Farbe zu geben.
    JPC bietet aktuell noch eine eher seltenere Auflage von HARLEQUIN mit alternativem Coverartwork auf schwarzem Vinyl an, dessen Pressqualität die üppig geformte Klangfigur des Masterings matched. In der Klapphülle befindet sich dann noch ein Poster in einer der beiden Innenhülle, dessen eine Seite das Standardcover von HARLEQUIN (also Gaga mit der roten Rettungsweste) und auf der Rückseite alle Songtexte, Danksagungen und Produktionsnotizen (durch die Konzeptualisierung als Riesenposter eher „hard to handle“) trägt.
    Meine Produktempfehlungen
    • Joanne (Deluxe Edition) Lady Gaga
      Joanne (Deluxe Edition) (LP)
    Eat the World Eat the World (Buch)
    02.05.2025

    CAMP-ISSI-MO: Inspirierend wie Marinas Musik

    Ähnlich wie ihre Bekannte und musikalische Spartenanhängerin Lana Del Rey, die mit VIOLET BENT BACKWARDS OVER THE GRASS im Jahr 2020 ihren ersten Gedichtband veröffentlicht hat, tut ihr Marina Diamandis a/k/a MARINA, früher bekannt als Marina and the Diamonds, mit EAT THE WORLD das Gleiche nach. Der rund 110seitige Band ist im etwa A5-großen Taschenformat, sodass man ihn stets mit sich führen könnte, um von Marinas Sichtweise auf Frauen und Männer und Erfolg im Leben inspiriert zu werden.
    Es geht viel um ihren Umzug von Großbritannien nach Los Angeles, die immateriellen Dinge, die sie dafür und ihren musikalischen Erfolg mit Singles wie HOLLYWOOD, PRIMADONNA und BABY geopfert hat, die falschen Männer, an die Marina auf ihrem Weg nach dem Ruhm geraten ist und so ziemlich alles, das die Singer-Songwriterin schon in ihren vielschichtigen Popsongs verarbeitet. Hier und da streut man Americana ein, den ach so erstrebenswerten, aber von Oberflächlichkeiten geleiteten American Way of Life und kritisiert das Frauenbild der Gesellschaft, in welchem Mädchen die Metamorphose bis zum wunderschönen Schmetterling durchmachen, es danach aber zwangsweise für die Frau bergab gehen muss. Schließlich wird eine Sie ja alt und damit verliert sie ihre einzige Bestimmung: ihre sexuelle Anziehungskraft... Marina räumt kräftig mit solchen Feindlichkeiten auf. In ihrer eigenen Art, die sie auf ihrem kommenden Album mutig als "C*ntissimo" bezeichnet, pocht Marina mit philosophischen Ansätzen und ausdrucksstarken Metaphern, die zwischendurch sogar die eine oder andere verrückte Illustration wie jene auf dem Buchdeckel von EAT THE WORLD gebären lässt, auf Selbsttherapie. Sie verweist auf den eigenen moralischen Kompass, der sowieso richtig eingestellt sein sollte, falls man Marinas Liedtexte für sich verinnerlicht hat. Ihre poppigen Werke funktionieren demnach nicht, weil gewiefte Produzententeams die richtige Musik darunter legen, sondern wegen ihres Inhalts, und das darf dann auch einmal auf bloßem Papier sein. Marina hat meiner Meinung nach eine der stärksten Stimmen im Pop, wobei ich diesen Aspekt nicht nur auf ihren Gesang beziehe - 5 Sterne.
    Meine Produktempfehlungen
    • Violet Bent Backwards Over The Grass Lana Del Rey
      Violet Bent Backwards Over The Grass (Buch)
    Random Access Memories (The Drumless Edition) (180g) Random Access Memories (The Drumless Edition) (180g) (LP)
    30.04.2025
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Vom Erforschen der Weltraummusik von Daft Punk, heruntergebrochen auf friedliche Frühstückszenarien

    Aus Disco mache Easy Listening. Die DRUMLESS VERSION von Daft Punks Meisterwerk RANDOM ACCESS MEMORIES kann in dieser Form locker als Loungemusik zum Brunch im Berliner Szenekiez Friedrichshain fungieren, ohne anregende Gespräche über das Studium oder das Auslaufen der Mietpreisbindung zu stören. Allerdings würde es den "Stripped-Down"-Arrangements nicht gerecht werden, sie nur als Hintergrundbeschallung abzutun. Die elektronischen Melodien sind eine Spur feiner, eindringlicher und machen Lust darauf, RANDOM ACCESS MEMORIES in Gänze wieder zu entdecken. Man dröselt die finalen Studioversionen quasi in Schichten auf und kann sich in Kennergesprächen mit anderen Fans von Daft Punk verlieren.
    Das ist doch einmal eine Produktvariation zum Jubiläum eines Kultalbums, die man sich wünscht! Statt der x-ten Wiederauflage auf farbigem Vinyl, die man sich eh nur aus Eitelkeit ins bereits überberstende Plattenregal steht, gewinnt man durch die freigelegten Arrangements einen echten Mehrwert. Die Doppel-LP, die mustergültig gepresst wurde, besticht natürlich durch die typische Daft-Punk-Klangqualität auf höchstem Niveau, welches das Erforschen der in so ziemlich allen Spielarten vorliegenden Discomusik von RANDOM ACCESS MEMORIES spielend einfach macht. Beim beige-weißen Klappcover handelt es sich sozusagen um ein Positiv zum schwarzen Weltallkonzept des Originalcovers... also auch fürs Auge was Neues, das die Vergabe von vollen 5 Sternen für diese VÖ nochmals untermauert.
    Janet (Limited Deluxe Edition) Janet Jackson
    Janet (Limited Deluxe Edition) (LP)
    03.04.2025
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    4 von 5

    Mehr Pflichtkür als Feier: Magere Deluxe eines der besten weiblichen Themenalben aller Zeiten

    Dafür, dass JANET. im Katalog von Janet Jackson einen besonderen Stellenwert genießt, fällt die Deluxe, die anfangs exklusiv in den Webshops von Universal Music erhältlich war, wie eine Pflichtkür aus, ohne der Platte die ihr gebührende Feier zum 30. Geburtstag zu gestatten. In den Jahren 1993 bis 95 war Janet Jackson nicht nur außerordentlich erfolgreich mit JANET. und der dazugehörigen Welttournee unterwegs. Inhaltsreiche und erwachsene Texte über u. a. ernste Themen wie Rassismus und Sinnlichem wie der aufblühenden Sexualität bescherten ihr eine Art Emanzipation von der restlichen Jackson-Familie. Janet würde immer im Schatten ihres großen Bruders Michael stehen, sie könne zwar gut tanzen und singen, nur längst nicht so auf Weltklasseniveau wie er. Davon läutete JANET. die Kehrtwende ein. Mit dem ständigen Genrespagat zwischen Spielarten des Pops und Contemporary-R&B, Hip Hop, Rock, House und Country (WHAT’LL I DO, ja, ich schaue auf dich, COWBOY CARTER-Beyoncé) erschloss sie sich neue Zuhörer und Fans; die sexy dahingehauchten Intros von JANET., die den bunten Blumenstrauß der Lieder im Gefäß einer Vase zusammenhalten, dienen bis heute als Blaupause für starke Themenalben wie STRIPPED von Christina Aguilera, aber auch für spätere Werke von Jackson wie VELVET ROPE oder DISCIPLINE. In den 90ern hat sie endlich ihren Stil gefunden, könnte man behaupten.
    Umso unverständlicher ist es, weshalb man dem Werk nur 7 Bonustracks auf einer 3. Schallplatte gönnt. Diese umspannen zumindest alle B-Seiten der Ära (3 Stück), insbesondere das FAMILY AFFAIR samplende AND ON AND ON, aber gerade auf dem Sektor der Remixe wäre mehr drin gewesen. Entweder welche, die wirklich schwierig zu bekommen sind oder gänzlich unveröffentlichte… das Gleiche gilt für die Auswahl der verwendeten Fotos im Triple-Gatefold und auf den dünnen Papierinnenhüllen, die schon nach dem Auspacken ärgerliche Ringwear aufweisen. Alle Aufnahmen sind von Singlecover u. Ä. bekannt.
    Wer die Wiederveröffentlichung von JANET. aus dem Jahr 2019 auf zwei LPs im heimischen Plattenregal zu stehen hat, verpasst also nicht viel. Die hochglänzende Beschaffenheit der Hülle ist die Gleiche, wobei die bikubischen Raster, die durch das Einscannen von kleineren Fotos (eines CD-Booklets?) entstehen, auf dem Cover verschwunden sind, sich aber an der grundsätzlichen Weichzeichnung der Grafiken nichts ändert. Das mäßige Mastering des Albums ist auch dasselbe geblieben; der Lautstärkeunterschied zwischen LP 1 und 2 ist immer noch sehr deutlich zu vermerken und ebenso die grundsätzlich eher flache Klanglandschaft, in der sich alle Titel bewegen (THIS TIME klingt sogar ziemlich lossy, so als würde hiervon nur eine minderwertige MP3 existieren). Eigentlich hat man mit der Original-CD oder der seltenen LP-Erstpressung ohne den Bonustrack WHOOPS NOW soundtechnisch ausgesorgt. Die Deluxe kann man rational nicht rechtfertigen. Beim Kauf ist das Herz dabei. Diese Liebe hätten sich Fans des Albums beim Verwirklichen der vorliegenden Jubiläumsausgabe von JANET. gewünscht – 3 Sterne. Hoffentlich fällt eine etwaig geplante 30th Anniversary Edition zu VELVET ROPE liebevoller gemacht aus.
    Meine Produktempfehlungen
    • The Velvet Rope (180g) (Limited-Edition) Janet Jackson
      The Velvet Rope (180g) (Limited-Edition) (LP)
    • Stripped Christina Aguilera
      Stripped (LP)
    Symphony Of Lungs: BBC Proms At The Royal Albert Hall Florence + The Machine & Jules Buckley
    Symphony Of Lungs: BBC Proms At The Royal Albert Hall (LP)
    02.04.2025
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    3 von 5

    "This is a gift": Zusätzlich Symphonisches für symphonische Musik

    Seit 15 Jahren geht bei Florence + the Machine nun schon die Welt unter. Bei ihren Metaphern des Weltschmerzes bedient sich die Band aus starken Bildern der Natur. Diese malt Frontfrau und Sängerin Florence Welch meist gemeinsam mit ihrer Bandkollegin Isabella Summers um diesen unnachahmlichen Trademarksound des Dreampop und sog. Torchsongs hinzubekommen. LUNGS ist das erste von bislang 5 Studioalben, das einen besonderen Stellenwert in der Diskographie dieser außergewöhnlichen Band genießt.
    Eigentlich ist es keine Premiere, dass Titel aus dem Album LUNGS live auf einzigartige Art und Weise aufbereitet werden. Aus der Natur der Dinge, wie die Kompositionen aufgebaut und instrumentiert sind, ergibt sich von Hause aus schon ein symphonisches Werk, das nicht bloß punktuell auf Violinen und Harfen setzt. Es ist quasi so, als würde man die bewährte Schokolade aufpeppen und sie nochmal mit einer Extraportion Schoki versehen. Außerdem existiert ein denkwürdiger Mitschnitt von MTV UNPLUGGED aus dem Jahr 2012, der voll auf die Akustik von Florence Welchs glockenklarer Stimme setzt, während sie von der Organik der Instrumente umrahmt wird. Auf SYMPHONY OF LUNGS gewinnt das Gesamtwerk aber noch einmal an brachialer Bedeutungsschwere. Erstmals werden alle Songs des Albums plus ausgewählte Bonustracks des 2019 erschienenen LP-Boxsets zu LUNGS (u. a. das phantastisch dramatische SWIMMING, neben dem theatralisch aufgeladenen und vom Publikum bejubelten RABBIT HEART Anspieltipp!) mit dem Symphonieorchester rund um Jules Buckley dargeboten. Die Ehrfurcht gebietende Royal Albert Hall als beinahe schon religiöse Pilgerstätte für alle Künstler, die von Hause aus schon viel bewegen, ist das Tüpfelchen auf dem I, um das Event zu etwas ganz Außergewöhnlichem zu machen. SYMPHONY OF LUNGS ist ätherisch, atmosphärisch und wie ein langes Gebet an Mutter Natur. Die Gefühle, die man haben muss, wenn man dem Gedeihen seiner liebsten Blumen beiwohnt, werden hier in Worte gefasst und verbunden mit den vitalen Themen im Leben, um im Frühling seines jungen Lebens zu sich selbst zu finden. Es ist viel los bei Florence Welch, die sich mit den Texten gerne selbst therapiert (und welche die erneute Rezitation von LUNGS im beiliegenden Booklet als ihre Katharsis beschreibt): das erste Mal (RABBIT HEART), andauernder Krach mit dem Liebsten (KISS WITH A FIST) und die Selbstmedikation mit Alkohol (HURRICANE DRUNK), die Florence mehrerer Interviewaussagen nach wohl sehr lang begleitet hat. Die schweren Themen werden immerzu aus einer jugendlichen Sichtweise geschildert, einer willkommenen Naivität, die uns aus dem harten Alltag reißt um einzutauchen in die grüne Welt von Florence + the Machine. Obwohl es um die Pressqualität besser bestellt sein könnte (die beiden LPs knacken recht oft und die zweite ist leicht gebogen) und klanglich längst nicht die Brillanz des Mitschnitts von Dua Lipa aus der Royal Albert Hall erzielt wird, so ist SYMPHONY OF LUNGS doch eine vitale Ergänzung im Katalog von Florence + the Machine. Wer damals nicht das luxuriöse Boxset von LUNGS gekauft hat, bekommt nun ein weiteres Mal die Gelegenheit, SWIMMING in seine Plattensammlung aufzunehmen - 5 Sterne.
    Meine Produktempfehlungen
    • MTV Unplugged Florence + The Machine
      MTV Unplugged (CD)
    • Live From Royal Albert Hall Dua Lipa
      Live From Royal Albert Hall (LP)
    Live From Royal Albert Hall Dua Lipa
    Live From Royal Albert Hall (LP)
    31.03.2025
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Nah an den Originalen: Qualitativ aber sicherlich die beste Dua-LP!

    Im vorliegenden Mitschnitt wird Dua Lipas aktuelles Album RADICAL OPTIMISM in seiner Gänze neu mit dem Heritage Orchestra in der berühmten Royal Albert Hall eingespielt. Das ist in etwa so, als hätte man Dua Lipa einen Orden verliehen, denn in dieser illustren Halle geben sonst Größen wie Robbie Williams, Florence + the Machine und Adele denkwürdige Konzerte. Duas Karriere dauert zwar noch nicht so lange an, eine Vielzahl an Hits haben sich in knapp 10 Jahren trotzdem angesammelt und eine tolle Stimme hat sie sowieso im Gepäck. Als Bonus zu den 11 Titeln von RADICAL OPTIMISM gibt Dua nämlich neben dem Erfolgsduett COLD HEART mit Sir Elton John und DANCE THE NIGHT aus dem Barbie-Film noch eine Auslese der größten Singles ihrer ersten beiden LPs zum Besten, auch wieder neu arrangiert. Häufig haben die Lieder Übergänge, sodass der Eindruck einweckt wird, einer ganz besonderen Rezitation beizuwohnen, bei der kein Bein still steht. Durch die astreine Ausführung in Punkto Klangqualität lohnt es sich tatsächlich auch, LIVE FROM THE ROYAL ALBERT HALL laut auszudrehen. Die dynamischen Momente, die das 53köpfige Orchester vollzieht, kommen in einer Beachtlichkeit zur Geltung, sodass die schwarze Doppel-LP durchaus zur Vorführung des erhabenen Analogklanges genutzt werden kann (ohne sich lächerlich zu machen). Einige kleine Knackser haben sich in der Einhörrunde eingeschlichen, danach sind sie bei mir jedoch verschwunden.
    Inhaltlich muss ich aber zugeben, dass der Funke nicht immer überspringt. Die Arrangements hangeln sich teilweise wirklich genau an den Originalen ab. Der Bass bzw. die prägnante Funkgitarre aus WHATCHA DOING hört man auch hier, was für ein symphonisches Gesamtwerk doch eher ungewöhnlich ist. Dadurch ist LIVE FROM THE ROYAL ALBERT HALL doch etwas anderes geworden, als ich mir vorgestellt habe. Das ist dann doch voll Pop und weniger Symphonisches, Klassisch-Jazziges. An sich trotzdem nicht verkehrt und mit Sicherheit die beste Dua-Lipa-LP, was die Qualität angeht!
    Bei der Klapphülle hat sich Warner etwas Besonderes einfallen lassen. Das Cover enthält einen ausgestanzten Teil, welcher als Bilderrahmen dient. Die hochglänzenden Innenhüllen zeigen auf jeder Seite ein formatfüllendes Foto der charismatischen Sängerin, das je nach Stimmung gleichzeitig als Cover fungiert, wenn man die jeweilige Innenhülle in den vorderen Kartonärmel steckt. Ein 8seitiges 12-Zoll-großes Booklet mit einleitenden Worten der Sängerin über die magische Aufführung in dem wunderbaren Konzertsaal und die Produktionsnotizen wirkt etwas verschwenderisch, da es nur weiße Schrift auf schwarzem Grund und keinerlei Fotos enthält. Aber was betitelt man schon als "Royal", wenn es nicht wenigstens auch ein bisschen Dekadenz enthält? 4 Sterne.
    Meine Produktempfehlungen
    • Symphony Of Lungs: BBC Proms At The Royal Albert Hall Florence + The Machine & Jules Buckley
      Symphony Of Lungs: BBC Proms At The Royal Albert Hall (LP)
    Short n'Sweet (Deluxe Edition mit 5 Bonus Tracks) (Blue Vinyl) Sabrina Carpenter
    Short n'Sweet (Deluxe Edition mit 5 Bonus Tracks) (Blue Vinyl) (LP)
    26.03.2025
    Musik:
    4 von 5

    So viel mehr gibt's jetzt nicht...

    She's working much 'cause she's a singer: Heutzutage gehört es scheinbar zum guten Ton, ein Erfolgsalbum ein halbes Jahr nach seiner Veröffentlichung mit einer Deluxe auszuschlachten. Diesem Procedere musste sich natürlich Sabrina Carpenter, neben Chappell Roan wohl DER Shootingstar 2024, mit ihrem Album SHORT N' SWEET fügen. Obwohl ihr Werk des hyperweiblichen Powerpops mit eher nicht so offensichtlich zu erwartenden Anleihen an Akustik, Country und 80er-Schlafzimmer-R&B (Anspieltipp: BED CHEM) einen der Höhepunkte eines Musikjahres bildet, in dem vor allem Frauen mit starken Botschaften ganz oben mitgespielt haben, so mager ist doch die erweiterte Titelliste. Gerade einmal 5 Bonustracks gewährt uns Sabrina, wovon PLEASE PLEASE PLEASE als Duett mit der gottesgleichen Dolly Parton noch nicht einmal der beste ist. Dolly wird in der aufgewärmten Singleauskopplung leider zur Nebensache, während BUSY WOMAN die starken Ansagen von SHORT N' SWEET über unabhängige Frauen, die für manchen Mann bedrohlich wirken, zu entzückenden Synthies vertieft. Ihr Humor und ihre "shady attitude" sind schon etwas ganz Besonderes, das Sabrina von anderen unterscheiden lässt. Gesanglich könnte man sie hierin fast schon mit ihrer ganz große Kollegin Taylor Swift verwechseln, für welche Sabrina schließlich die letzte Tournee eröffnet hat. Hat sich ein bisschen was von ihr abgeguckt, wobei ihr Profil doch ganz andere Muster aufweist. Gerne würden Koffeinsuchtis, die durch Sabrinas weltweiten Hit ESPRESSO auf die charismatische Künstlerin aufmerksam geworden sind, noch mehr Neues von ihr hören. Zumindest den Song NEEDLESS TO SAY der exklusiven "Moonlight"-Pressung von SHORT N' SWEET hätte man noch anfügen können, er hätte auf der D-Seite mit bloß 2 Liedern gehörig Platz gehabt (zumal man bei den gestiegenen Plattenpreisen irgendwie schon Anspruch auf Vollständigkeit erhebt). Dafür ist die Pressung des Hauptalbums besser als die standardisierte Baby-Blue-Vinyl, wobei ich persönlich nur für die sog. "Pearl White"-Edition des Universal-Webshops sprechen kann und nicht für die blaue Vinylversion, die überall erhältlich ist. Das Ende der A-Seite wirkt wesentlich entzerrter bzw. wohlklingend für die Ohren. Und na ja, das Cover ist hübscher. Am Ende lohnt die Deluxe von Sabrina Carpenters SHORT N' SWEET also doch, auch wenn man bei bloß 5 Bonustracks gerne einmal ins Meckern verfällt - 4 Sterne.
    Bravo The Hits 2024 (Limited Numbered Edition) Bravo The Hits 2024 (Limited Numbered Edition) (LP)
    22.03.2025
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Der Zeitgeist des Hyperpops und Deutsch-Raps in höchst repräsentativer Titelauswahl

    Nach dem Fiasko der Veröffentlichungspolitik rund um The Weeknds neues Album HURRY UP TOMORROW - siehe Rezensionen dazu - bietet der Jahresendsampler von BRAVO HITS aktuell die einzige Möglichkeit, seine stark von Freeez gesamplete Synth-Pop-Single DANCING IN THE FLAMES auf Schallplatte zu hören. Ansonsten bleibt bei der Zusammenstellung alles beim Alten. Wie andere BRAVO-Ausgaben zuvor, sind einige Interpreten wohl aus lizenzrechtlichen Gründen doppelt vertreten - Ariana Grande, Billig Eilish und Sabrina Carpenter -, wobei die beiden zuletzt Genannten auch tatsächlich die Charts der Jahres 2024 mit ihren Hits BIRDS OF A FEATHER, LUNCH, ESPRESSO und TASTE bestimmt haben. Ein bisschen Beyoncé oder Taylor Swift hätten bestimmt nicht geschadet, zumal die beiden in der Titelauswahl Abwesenden im reflektierenden deutschsprachigen Text zum Musikjahr 2024, der sich im Inneren der Klapphülle befindet, mehrmals genannt werden. Die durch viele Genres hetzende Titelauswahl, welche auch den im Mainstream stark vertretenen Deutsch-Rap gedenkt, geht aus meiner Sicht aber trotzdem voll in Ordnung. Shirin Davids BAUCH BEINE PO mit Anleihen an Crystal Waters 90s-House-Klassiker GYPSY WOMAN bietet am äußersten Ende der letzten 8 Plattenseiten eine willkommene Kuriosität, die man nicht allzu ernst nehmen sollte (Anspieltipp) und welche wie Cyrils Überhit STUMBLIN' IN schwer, wenn nicht gar unmöglich auf Vinyl zu finden ist. Die Pressqualität ist, wie gewohnt bei den Zusammenstellungen aus dem Hause Universal, auf hohem Niveau, und das bei gefütterten Innenhüllen, was keine Selbstverständlichkeit darstellt! Obwohl so viele Titel auf die 4 LPs gepresst wurden, wirkt das Klangbild nicht platt gewälzt, was den Bassbereich betrifft; im Zeitalter des Hyperpops knacken die Lieder selten die 2-Minuten-Marke, wodurch viel Musik auf eine Plattenseite passt, ohne dass man Verzerrungen in Kauf nehmen müsste. Wenn man BRAVO: THE HITS 2024 etwa mit der vorangegangenen 30 JAHRE BRAVO HITS vergleicht, liegen klanglich Welten zwischen ihnen. Vielmehr hatte man meines Erachtens schon lange keine so ausgewogen klingende Compilation vorliegen!
    Wo sonst kann man nachverfolgen, was 2024 im Popbiz passiert ist? Wenn man mich fragt, ist der auf 3.000 Stück limitierte 4LP-Sampler BRAVO: THE HITS 2024, dessen laufende Stücknummer handschriftlich auf der Rückseite der Hülle vermerkt ist, vital wichtig, um sich musikalisch dahingehend zu bilden, was aktuell so hipp ist. Das eigene Fazit daraus zu ziehen, steht dann auf einem anderen Blatt.
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