Mal wirklich was Anderes und Neues
Das ist ja schon ein christliches Glaubensbekenntnis: Ein Weihnachtsoratorium und ein Requiem auf einer CD, eingeschlossen von einer kurzen Weihnachtsmotette. Die geistlichen Konnexionen mag jeder Hörer selbst herstellen - oder auch nicht -, die musikalischen Gemeinsamkeiten sind unüberhörbar. Neben der schlichten und einfühlsamen Motette und dem eindrucksvollen Weihnachtsoratorium, das endlich mal wirklich neue Klänge produziert, ist das Requiem ein Unikum. Man darf es nicht verwechseln mit Gossecs Original-Requiem (Missa pro defunctis), jenem ausladenden und groß angelegten Werk von 1760. Nein, das hier eingespielte Requiem ist eine kuriose Variante eines unbekannten Bearbeiters. Der hat das Requiem gekürzt und bearbeitet. Kurios ist auch, das die Nummern 5 - 9 eigentlich aus Haydns Stabat Mater stammen. Hier freilich angepasst und überarbeitet. Nun mag man da die Nase rümpfen, ob es solche Plagiate wert sind, auf CD gebannt zu werden. Wer da skeptisch ist, sollte erst einmal die Aufnahme hören. Denn unter den Händen von Florian Heyerick wird die ganze Farbigkeit und Lebendigkeit dieser Komposition deutlich. Gossecs besondere Kompositionskunst ist natürlich überzeugend im Weihnachtsoratorium hörbar. Er setzte ja weniger auf komplizierte Satzstrukturen als vielmehr auf besondere Klangeffekte. Da macht das Haydn-Plagiat im Requiem nichts aus, weil es durch eine sinnliche und temperamentvolle, der HiP verpflichtete Musizierweise vergessen lässt, dass relativ wenig von Gossec übrig geblieben ist. Fazit: Wer wirklich zu Weihnachten mal ein "anderes" Weihnachtsoratorium hören will, das mit seinen 20 Minuten Dauer auch nicht überfordert und dazu noch für ein Requiem vom Gespann Haydn-Gossec interessiert, der liegt mit dieser CD genau richtig. Belohnt wird er noch von hervorragenden Gesangs- und Instrumentalleistungen. Das Booklet ist prima! Klasse Weihnachtsgeschenk!