Vor und nach der Revolution
Der Geigenvirtuose Louis Spohr hat viel für den Eigengebrauch komponiert - Violinkonzerte, aber auch Kammermusik mit virtuosem Geigenpart. Dazu gehören auch seine 36 Streichquartette, die Marco Polo in einer Gesamteinspielung mit verschiedenen Ensembles vorgelegt hat. Meist ist der Primarius dominant. Selten gibt er den Cantus firmus mal an die Bratsche ab. Zweite Geige, Bratsche und Cello haben oft nur begleitende Stimmen. Zugegebenermaßend eine reizvolle Begleitung. Spohr schrieb wunderschöne Kantilenen. Das C-Dur-Quartett beginnt frühlingshaft leicht in den ersten zwei Sätzen, wird dann etwas forscher im Scherzo, um dann wieder melodiös mit ordentlichem Schluss auszuklingen. Es ist gehobene Salonmusik, zweifellos für den Auftritt in reichen Häusern gedacht. Spohr war frohen Mutes, dass die Revolution 1848 gut ausgehen würde. Leider nicht. Das Es-Dur-Quartett, das er anschließend schrieb, klingt in den ersten beiden Sätzen nicht mehr so fluffig. Etwas trübsinnig, mit vielen interessanten Reibungen, mehr Dominanz in den tiefen Instrumenten, gibt es ein anderes Stimmungsbild des Komponisten wieder. Das Scherzo stolpert dann schon wieder fröhlich vor sich hin, und das Finale klingt versöhnlich und ruhig aus. Das Concertino Quartett spielt die beiden Stücke zeitgemäß romantisch, mit viel Rubato und Vibrato. Die Aufnahmen wurden offensichtlich von der britischen Spohr-Gesellschaft begleitet. Diese steuerte auch den Begleithefttext (mit deutscher Übersetzung) bei. Es ist durchaus interessant, eine Sicht auf Spohr aus dem Ausland kennenzulernen. Die Platte ist auf jeden Fall für ein breites Publikum empfehlenswert.