Josef Suk: Sämtliche Werke für Streichquartett on 2 CDs

Ein großer Böhme

»Im Jahre 1912, als mein zweites Streichquartett in Berlin gespielt wurde, entstand im Publikum ein Tumult, der nicht weit von einer Balgerei entfernt war. Auf der einen Seite Ausrufe der Bewunderung, auf der anderen Missfallskundgebungen und Auspfeifen. Um diesen Misserfolg hat mich selbst Schönberg beneidet, der auf Misserfolge besonderen Wert legte. Ich will damit sagen, dass auch unsere Generation für ihre Ideale gekämpft hat und lange warten musste, ehe sieaufrichtige und volle Anerkennung ihrer Bestrebungen nach einer neuen Musiksprache erreichte.« Dies schrieb kein anarchischer Neutöner sondern der als wohltönender Spätromantiker und Dvorak-Schwiegersohn bekannte Josef Suk. Das zweite Streichquartet ist aber auch sicherlich das ambitionierteste und »modernste«, was aus seiner Feder geflossen ist. Im Bereich der Kammermusik aber wohl auch sein bedeutendstes Werk. Das Minguet Quartett hat jetzt auf zwei CDs Suks Gesamtwerk für Streichquartett, also auch zusammen mit Matthias Kirschnereit das frühe Klavierquintett, für cpo eingespielt. Von diesem frühen Quintett, das sogar vor den Ohren des überkritischen Brahms Gnade fand, bis hin zum erwähnten 2. Streichquartett, findet sich ein Kosmos wundervollster Kammermusik, der endlich in seiner Gänze kongenial von einer jungen Künstlergeneration dokumentiert ist. Eine wahre Hörfreude!

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A Great Bohemian

»In 1912, when my second quartet was performed in Berlin, a tumult arose in the audience that was not far from a tussle. On the one side, shouts of amazement; on the other side, expressions of displeasure and boos. Even Schönberg, who attaches special value to flops, was envious of me because of this flop. What I want to say with this is that our generation too has fought for its ideals and had to wait long and often still is waiting to receive honest and full recognition of its efforts to produce a new musical language, which very often again became the basis for the new aspirations of the younger generation.« These words were not written by an anarchistic innovator but by Josef Suk, known as a euphonious late romanticist and Dvořák son-in-law. His second string quartet, however, is surely the most ambitious and »most modern« work penned by him. In the field of chamber music it also ranks as his most important work. For cpo the Minguet Quartet has now recorded Suk's complete oeuvre for string quartet – with Matthias Kirschnereit joining them for the early piano quintet. From this early quintet, which even found favor with the one-man Audio jury formed by the hypercritical Brahms, to the abovementioned second string quartet a cosmos of the most wonderful chamber music spreads out before us and now is finally congenially documented by a young generation of artists. Genuine listening pleasure!

Reviews

concerti.​de 12/2014: »Das Ergebnis ist sensationell: Suk erweist sich als markante Stimme zwischen Romantik und Moderne, bislang einfach zu wenig beachtet.​ Das ist der Eindruck, der sich bemi Hören seiner betörenden Musik einstellt.​ Diese Kammermusikwerke sind wie Psychogramme.​ Genau die richtige CD, um an langen Winterabenden diesen Seelenbekenntnissen gebannt zu folgen.​«
pizzicto.​lu 12/2014: »Ein Repertoire, das zwar sehr unterschiedlich ist, dem Komponisten aber in jeder Entwicklungsphase eigentlich zu hochkarätig geriet, um so vergessen zu sein, wie das heute der Fall ist.​ Freuen wir uns also über diese Aufnahmen, insbesondere weil sie so herausragend sind wie die Musik selber.​«
Musik & Theater 09/2015: »Das Werk feiert hier, in der wahrhaft königlichen Interpretation durch das Minguet Quartett, seine grandiose Auferstehung auf CD.​ Zusammen mit Matthias Kirschnereit stellt das Ensemble auch das Klavierquartett auf einen Ehrenplatz neben den kanonischen Werken von Brahms und Dvorak.​«