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    Musaion Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 13. Juli 2020
    "Hilfreich"-Bewertungen: 7932
    177 Rezensionen
    Der Freischütz Der Freischütz (SACD)
    07.06.2022
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Neues aus Absurdistan






    Dank der Möglichkeit hier bei jpc in die Aufnahme hineinzuhören war ich vorgewarnt und habe nur wegen Schager und Davidsen diese Produktion erworben und - um es gleich vorwegzunehmen - beide haben meine Erwartungen nicht enttäuscht.
    Da nun kürzlich Rene Jacobs nun seine Version veröffentlicht hat, möchte ich nun doch eine Rezension veröffentlichen, denn es zeigt sich hier die Bandbreite an möglichen Herangehensweisen an dieses bekannte Werk der Romantik.

    Musikalisch bietet Janowski eine solide Darbietung ohne bemerkenswerte Profilierung - man könnte sie auch sachlich neutral nennen. Dies vermeidet auf den ersten Blick vermeintliche romantische "Tümelei" (vgl. Walzer im 1. Aufzug), lässt andererseits aber auch nicht zu, dass hier eine romantische Oper erklingt, die thematisch der "Schauerromantik" zuzuordnen ist. Gepflegte Langeweile ist das Ergebnis.
    Hier ist Jacobs` Version mit Originalinstrumenten klar vorzuziehen. Er präsentiert eine "Spieloper" im allerbesten Sinne: packend, pulsierend und lebendig in jeder Sekunde. Allein schon die Naturhörner geben den rechten Höreindruck von "Wald" und "Jagd".
    Andreas Schager hingegen ist ein erstklassiger Max und der beste seit Jahrzehnten: durchschlagskräftig und differenziert kann er die leidenschaftliche Seelenpein (in "Länger trag`ich nicht die Qualen" oder "Oh, diese Sonne") eines eigentlich gestandenen Jägerburschen darstellen. Da ist Maximilian Schmitt vergleichsweise zu brav und jünglingshaft.
    Ähnlich verhält es sich bei Alan Helds Kaspar, dem das Dämonische und Boshafte abgeht - so nimmt man ihm sein Triumphgefühl in eben dieser Arie nicht ab. Ivashchenko ist nur minimal besser, da etwas dunkler in der Stimmfärbung und von Jacobs angefeuert.
    Lise Davidsen ist eine recht gute, sehr textverständliche Agathe, die schöne lyrische Momente in ihren berühmten Arien ausgestalten kann. Sofia Fomina singt ein schönes Ännchen mit Charme und Kontrast zu Agathe. So übertreffen sie die Sängerinnen bei Jacobs.
    Soweit ist also Janowskis Darbietung im Sängerischen gut bis sehr gut gelungen und besser als bei Jacobs, während im orchestralen Bereich Jacobs klar besser ist.
    Der "Hammer" ist aber die völlig vermurkste Umgestaltung der Dialoge durch Katharina Wagner und Daniel Weber. Sie wurden durch neue Texte ersetzt, die durch knappe, erläuternde Erzählungen des Eremiten und Samiels die musikalischen Nummern laut Booklet "überbrücken" sollen. Dort verspricht Kasper van Kooten: "Diese neue Zusammenstellung von Musik und gesprochenem Wort soll es dem modernen Hörer erleichtern, die unvergängliche Frische und Kraft dieser außergewöhnlichen Oper uneingeschränkt zu erleben." Was für ein absurder Unsinn!
    1. Wieso sollten die originalen Sprech-Dialoge unverständlicher geworden sein als die gesungenen Texte der Arien etc.??? Nach dieser Logik müssten auch letztere umgeschrieben werden.
    2. Mir ist noch nie jemand begegnet, der ein Verständnis-Problem bei den Sprechpassagen gehabt hätte. Ob junge Hörer mit "modernisierten" Texten für diese Oper neu gewonnen werden könnten, die es bei den traditionellen nicht gewonnen worden wären, müsste erst einmal bewiesen werden. Ich halte eine derartige Argumentation für pseudointellektuelles Geschwafel traditionsfeindlicher Modernisierungsfanatiker.
    3. Ein Aperçu am Ende: Warum sollte sich die "unvergängliche Frische und Kraft" nicht auch auf die gesprochenen Texte des Librettos beziehen? Sind sie allein "gealtert", während die gesungenen allein "frisch" geblieben sind??? Blanker Unsinn - alle Texte sind gleich gut/schlecht.
    Das Ergebnis ist unglaublich: Für das Verständnis der Figuren oder der Handlung fehlen wichtige Passagen aus den gestrichenen Dialogen, dafür "quatschen" entweder Corinna Kirchhoff als "Samiel" oder Peter Simonischek als Eremit "überbrückenderweise" zwischen den Gesang hinein. Dieses Vorgehen zerstört nun völlig die Wirkungsweise der Oper auf geradezu "brecht`sche" Weise, denn statt eines Handlungs- und Gesangsflusses kommt es so zu einer disparaten Aneinanderstückelung von distanzierter "Erzählperspektive" der "Kommentatoren" Samiel/Eremit und Gesang/Musik!
    Von "Überbrückung" keine Rede - "Zerstückelung" ist die Folge!
    Warum der Teufel Samiel hier eine weibliche Stimme bekommen hat, braucht man in heutiger Zeit kaum mehr zu begründen geschweige denn auf Sinnhaftigkeit zu hinterfragen. Warum Kirchhoff aus dem bedrohlichen Höllenfürsten eine alberne Knusperhexe für das Kasperletheater macht, bleibt ihr Geheimnis oder ist ihren stimmschauspielerischen Fähigkeiten geschuldet. Wie unsinnig das ganze Procedere mit den neuen Sprecheinlagen ist, verdeutlicht beispielhaft der Anfang des 2. Aufzugs: Hier setzt nach dem Anfangsduett Agathe/Ännchen unvermittelt eine Sprechpassage des Eremiten ein, der bisher weder in der Handlung noch in den Texten vorgekommen ist. Warum der besser als in den traditionellen Dialogen die Rosen-Geschichte etc. einbringen soll, bleibt mir verschlossen.
    Da ist Jacobs` Version dramaturgisch und intellektuell um Klassen - nein: um Welten - besser: Indem er zu Beginn die ursprünglich geplante Szene Eremit/Agathe rekonstruiert hat, ergibt sich die Handlung des 2. Aufzugs und des Schlusses völlig sinngemäß und logisch! Eine wunderbare "Neuerung" durch sinnvollen Rückbezug auf, das, was ursprünglich von Komponist und Autor geplant war!!
    Fazit: Wer einen tollen Max dank Andreas Schager und eine recht gelungene Agatha von Lise Davidsen hören möchte, der kann dies hier tun. Als Oper funktioniert diese Einspielung nicht - sie ist zerstört von Möchtegern-Dramaturgen, die immernoch nicht der Verfremdungseffekten-Lehre Bert Brechts entwachsen sind. Schade!
    Meine Produktempfehlungen
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    Benjamin Bernheim - Boulevard des Italiens Benjamin Bernheim - Boulevard des Italiens (CD)
    07.06.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Französische Italiener

    Für das Repertoire ist diese Aufnahme hochinteressant: Französische Versionen meist bekannter italienischer Tenor-Arien.
    Bei bekannten Arien von Puccini etc. ist der Effekt für einen deutschen Zuhörer nur begrenzt faszinierend, bemerkenswerter sind seltener zu hörende Arien von Spontini oder Cherubini.
    Aber das kaufentscheidende Moment ist ja auch der Tenor. Wie schon in seinem Debut-Album kann Bernheim durch eine attraktive Stimme und eine gute Technik überzeugen.
    Er besitzt eine relativ dunkel timbrierte lyrische Stimme mit typisch französischer Klangfärbung. Dank seiner Technik und Geschmackssicherheit gelingt ihm mühelos der Registerwechsel und in Cherubinis Ali-Baba ist sein zartes Piano-C wirklich sehr gut gelungen. Auch dramatische Akzente kann er setzen, allerdings sollte er sehr vorsichtig sein, denn dramatische Partien wie ein Cavaradossi dürften seinen lyrischen Tenor stimmlich überfordern und auch der letzte "Thrill" in der Charakterisierung der Figuren fehlt da (wohl weil ihm der dramatische Squillo eines Spinto-Tenors abgeht). Das Elegische wie in Verdis "Les Vepres" liegt ihm stimmlich und gesangsdarstellerisch wesentlich besser.
    Der Fliegende Holländer Der Fliegende Holländer (CD)
    20.05.2022
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Eine der denkwürdigen Einspielungen

    Diese ist eine der besten Einspielungen des Werkes und zwar aus vielerlei Gründen:
    Josef Metternich zählt neben Hotter, Uhde und London zu den bedeutendsten Interpreten des Holländers. Als genuiner Bariton, stimmstark und stimmschön gibt er einen eher heldischen Titelhelden, der mit glasklarer Diktion keine Wünsche offen lässt. Hotter bietet vielleicht die noch differenziertere Interpretation, ist aber nicht so stimmgewaltig und stimmschön. Uhde bringt Qual und Leid des Verfluchten mit mehr Dämonie zum Ausdruck, London ist dunkler und mehr Bassbariton.
    Greindl gibt einen Daland, der mehr Seebär als gieriger Geschäftsmann ist.
    Annelies Kupper singt jugendlich schlank und packend die Senta und muss sich nicht hinter den bekannteren Rollenvertreterinnen wie Astrid Varnay verstecken, obwohl sie weniger Hochdramatische als glaubwürdige Kapitänstocher mit Lyrismus und dramatischen Akzenten ist. Ihre Ballade gelingt ohne schrille Schärfen in der Höhe.
    Luxuriös die Nebenrollenbesetzungen: Häfliger ist der wohl beste Steuermann auf Platte und Windgassen als exzellenter Erik - hier richtig im Zwischenfach eingesetzt: lyrischer Tenor mit dramatischer Attacke.
    Ferenc Fricsay dririgiert zupackend und dramatisch, weder Chor noch Orchester müssen sich von bekannteren Namen in die zweite Reihe verweisen lassen.
    Leider sind nicht mehr alle Aufnahmen hier verfügbar - deshalb einige Alternativen im Anhang.
    Meine Produktempfehlungen
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    Tristan und Isolde Tristan und Isolde (DVD)
    11.05.2022
    Bild:
    5 von 5
    Booklet:
    1 von 5
    Extras:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Der "Tristan" unserer Zeit - zumindest musikalisch!

    "Der" Tristan unserer Zeit - zumindest gesanglich!
    Ich gestehe diese Aufnahme nur aus einem Grund gekauft zu haben: Andreas Schager!
    Nachdem er mich in der römischen Aufnahme unter Gatti 2016 derart positiv überrascht hat, wollte ich überprüfen, ob er zwei Jahre später an diese Leistung anknüpfen konnte.
    Kommen wir zum Wichtigsten, den Sängern:
    Andreas Schager bestätigt voll die hohen Erwartungen: er ist der Tristan der letzten Jahre: äußerst textverständlich, kraftvoll und unermüdlich bewältigt er scheinbar mühelos die Riesenpartie und hat die Stimmreserven für die Schlussexaltationen. Damit ist er der beste Tristan auf der Bühne, den die Kamera eingefangen hat (wenn man die technisch problematische Aufnahme der Aufführung unter Böhm aus den 70er Jahren beiseite lässt). Grandiose Leistung und es wäre dringend zu wünschen, dass er die Chance einer Studioaufnahme bekäme, bevor er seinen Zenit überschritten hat wie Jerusalem oder Seiffert. Kollo, Moser, Dean Smith und Gould und wie die Rollenvertreter in den letzten Jahrzehnten auch geheißen haben, sind dagegen zweit - und drittklassig.
    Sehr gut ist Anja Kampe: mit angenehmer Stimme kann sie sowohl die lyrischen, als auch die dramatischen Passagen eindrucksvoll gestalten. Sehr textverständlich und differenziert stellt sie Figur dar, nur die übergroße Seelenqual kommt nicht ganz beim Zuschauer an, eine Spur von Distanz ist immer da - vielleicht der Inszenierung geschuldet, doch dazu weiter unten.
    Sehr gut besetzt sind die anderen Figuren: Stephen Milling ist ein finster aussehende, bedrohlicher Marke und so klingt er auch - er wäre ein großartiger Hagen.
    Ekaterina Gubanova singt eine schönstimmige Brangäne und auch Boaz Daniel ist ein kumpelhafter Kurwenal - best buddy, kein alter Kampfgenosse. Vokaler Überraschungsstar: Linard Vrielink als junger Seemann/Schäfer: selten mit so schöner Stimme gehört und so fein gesungen - bravo!
    Barenboim dirigiert souverän und ausgewogen - mehr aber auch nicht. Bohrendes Sehren oder dramatisches Zupacken ist seine Sache nicht.
    Die Inszenierung ist leider verfehlt, denn sie durchgängig widersinnig zu Text, Handlung und Musik. Es beginnt mit einer auf Hochglanz gestylten Lounge einer Luxusyacht (ein Bildschirm stellt über "Bordkameras" den Bezug zum Schiff her: Seekarten, Schiffsdeck etc.) und man fragt sich sogleich, warum die dort agierende Highsociety (unter die sich unsinnigerweise die Seeleute mischen) so ein Tamtam macht in all dem Luxus. Dass Tristan dem Morold den Kopf abgeschlagen hat, ist in gemäß dieses Ambientes unglaubwürdig. Da braucht es doch mehr "finsteres" Mittelalter. Die Aufregungen Isoldes sind so nicht nachvollziehbar, denn "Blutschuld" kann man sich in diesem Rahmen nicht vorstellen. Hinzu kommen zahllose Differenzen wie Isoldes Rufe: "Öffne dort weit" - was nun raumtechnisch absolut unmöglich ist, oder ihre Beschreibung Tristans: " [der] in Scham und Schande abwärt schaut." und auf dem Bord-Bildschirm ist ein lachender und gut gelaunter Tristan zu sehen - ärgerlich und idiotisch.
    Der zweite Aufzug spielt in einem großbürgerlichen Salon - in dem natürlich keinerlei Naturmagie von Dämmerung und Liebesnacht aufkommen kann. Dass der große Kristallleuchter "als Leuchte" ausgeknipst wird, um Tristan sein Kommen zu signalisieren - nun ja - aber kaum ist er da, erstrahlt die restliche Salonbeleuchtung und wieder ist alles festlich erleuchtet. Das nenne ich inszenatorische Sinnbefreiung! Die folgenden Gesänge um Licht und Dunkelheit, Tag und Nacht - sind in diesem Rahmen völlig belanglos. Aber das spielt hier letztlich auch keine Rolle, denn von Liebesnacht ist sowieso keine Spur zu bemerken, wenn die Liebenden unverwandt in den Sesseln sich gegenüber sitzen. Die "Entdeckung" der Liebenden ist auch ulkig: gerade eben war der Nebenraum leer - plötzlich geht die Schiebetür wieder auf und die "Gesellschaft" schaut gelangweilt und regungslos herein. König Marke hat es anfangs auch gar nicht nötig herzuschauen und singt meist völlig ohne Bezug zum Bühnengeschehen die Gesellschaft an - aber es ist doch eine "Anklage" Tristans! Stattdessen wird - gentlemanlike - von ihm seinem ehebrecherischen Neffen Sekt nachgeschenkt und gemütlich im Sessel gefläzt! Seelendrama - Fehlanzeige! Am Schluss prügeln sich Tristan und Melot - dass das ein Selbstmordversuch Tristans ist, bleibt nicht nachvollziehbar. Ulkiger Requisitenunsinn am Rande: Die Gesellschaft schleppt - denn es ist trotz Gesellschaftsanzügen und Abendkleidern ja eine "Jagdgesellschaft" - einige prügelförmige Gewehre mit sich herum: Schenkelklopfer!!! Ui- wie lustig!!!
    Dritter Aufzug: Zimmer im holländischen Stil. Im Bettalkoven spielt der Hirte (Brüller!!!) seine traurige Weise. Nach dem Sinn fragt man sich schon nicht mehr. Dass Kurwenal gar nicht zum Fenster hinausschauen muss, um das Schiff, die Flagge etc. zu sehen, um dann davon singen zu können - geschenkt! Sowieso bedeutungslos für die Bühnenhandlung - warum es dann gesungen wird, wundert man sich schon lange nicht mehr. Wahrscheinlich kleinbürgerlich-spießige Marotte meinerseits. Gesang/Musik und Inszenierung sind hier Paralleluniversen, die nichts miteinander zu tun haben.
    Warum Tristan überhaupt stirbt, braucht auch nicht weiter zu interessieren - plötzlicher Herztod, als Isolde hereinkommt und ihn im "Schlamperlook" wie einen Derwisch herumspringen sieht. Wie sollte man denn dem Publikum auch eine sehrende Wunde vermitteln?
    Aber nun genug der Kritik - man ist ja heutzutage schon dankbar, wenn man nicht eine Inszenierung im Internierungslager, postmodernen Schrotthaufen, postapokalyptischen Umweltkatastrophen-Design oder wahlweise mit Bordell/Frittenbude oder Campingbus erleben muss!
    Welche Aufnahme ist nun zu empfehlen? Gatti oder Barenboim?
    Von den Sängerleistungen sind sie etwa gleichwertig: Schager ist beide Male hervorragend, bei Gatti wirkt sein Leiden eindrucksvoller und glaubhafter. Nicholls ist stimmlich Kampe etwas überlegen, aber letztere kann bei der Textverständlichkeit punkten. Der Rest der Besetzungen ist auch gleichwertig.
    Bei den Dirigenten hat Gatti die Nase vorn: sein Dirigat entwickelt mehr Zug- und Sogkraft, ist dramatischer und geht unter die Haut.
    Auch ist die römische Inszenierung dank gewisser mystischer Elemente - bei aller Kritik - doch dem Werk näher und passender als Tcherniakovs "Themaverfehlung".
    Musikalisch ist diese Aufnahme auf alle Fälle sehr empfehlenswert. Sängerisch hervorragend!
    Meine Produktempfehlungen
    • Tristan und Isolde Tristan und Isolde (BR)
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    Tristan und Isolde Tristan und Isolde (BR)
    09.05.2022
    Bild:
    5 von 5
    Booklet:
    1 von 5
    Extras:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    "Der" Tristan unserer Zeit - zumindest gesanglich!

    Ich gestehe diese Aufnahme nur aus einem Grund gekauft zu haben: Andreas Schager!
    Nachdem er mich in der römischen Aufnahme unter Gatti 2016 derart positiv überrascht hat, wollte ich überprüfen, ob er zwei Jahre später an diese Leistung anknüpfen konnte.
    Kommen wir zum Wichtigsten, den Sängern:
    Andreas Schager bestätigt voll die hohen Erwartungen: er ist der Tristan der letzten Jahre: äußerst textverständlich, kraftvoll und unermüdlich bewältigt er scheinbar mühelos die Riesenpartie und hat die Stimmreserven für die Schlussexaltationen. Damit ist er der beste Tristan auf der Bühne, den die Kamera eingefangen hat (wenn man die technisch problematische Aufnahme der Aufführung unter Böhm aus den 70er Jahren beiseite lässt). Grandiose Leistung und es wäre dringend zu wünschen, dass er die Chance einer Studioaufnahme bekäme, bevor er seinen Zenit überschritten hat wie Jerusalem oder Seiffert. Kollo, Moser, Dean Smith und Gould und wie die Rollenvertreter in den letzten Jahrzehnten auch geheißen haben, sind dagegen zweit - und drittklassig.
    Sehr gut ist Anja Kampe: mit angenehmer Stimme kann sie sowohl die lyrischen, als auch die dramatischen Passagen eindrucksvoll gestalten. Sehr textverständlich und differenziert stellt sie Figur dar, nur die übergroße Seelenqual kommt nicht ganz beim Zuschauer an, eine Spur von Distanz ist immer da - vielleicht der Inszenierung geschuldet, doch dazu weiter unten.
    Sehr gut besetzt sind die anderen Figuren: Stephen Milling ist ein finster aussehende, bedrohlicher Marke und so klingt er auch - er wäre ein großartiger Hagen.
    Ekaterina Gubanova singt eine schönstimmige Brangäne und auch Boaz Daniel ist ein kumpelhafter Kurwenal - best buddy, kein alter Kampfgenosse. Vokaler Überraschungsstar: Linard Vrielink als junger Seemann/Schäfer: selten mit so schöner Stimme gehört und so fein gesungen - bravo!
    Barenboim dirigiert souverän und ausgewogen - mehr aber auch nicht. Bohrendes Sehren oder dramatisches Zupacken ist seine Sache nicht.
    Die Inszenierung ist leider verfehlt, denn sie durchgängig widersinnig zu Text, Handlung und Musik. Es beginnt mit einer auf Hochglanz gestylten Lounge einer Luxusyacht (ein Bildschirm stellt über "Bordkameras" den Bezug zum Schiff her: Seekarten, Schiffsdeck etc.) und man fragt sich sogleich, warum die dort agierende Highsociety (unter die sich unsinnigerweise die Seeleute mischen) so ein Tamtam macht in all dem Luxus. Dass Tristan dem Morold den Kopf abgeschlagen hat, ist in gemäß dieses Ambientes unglaubwürdig. Da braucht es doch mehr "finsteres" Mittelalter. Die Aufregungen Isoldes sind so nicht nachvollziehbar, denn "Blutschuld" kann man sich in diesem Rahmen nicht vorstellen. Hinzu kommen zahllose Differenzen wie Isoldes Rufe: "Öffne dort weit" - was nun raumtechnisch absolut unmöglich ist, oder ihre Beschreibung Tristans: " [der] in Scham und Schande abwärt schaut." und auf dem Bord-Bildschirm ist ein lachender und gut gelaunter Tristan zu sehen - ärgerlich und idiotisch.
    Der zweite Aufzug spielt in einem großbürgerlichen Salon - in dem natürlich keinerlei Naturmagie von Dämmerung und Liebesnacht aufkommen kann. Dass der große Kristallleuchter "als Leuchte" ausgeknipst wird, um Tristan sein Kommen zu signalisieren - nun ja - aber kaum ist er da, erstrahlt die restliche Salonbeleuchtung und wieder ist alles festlich erleuchtet. Das nenne ich inszenatorische Sinnbefreiung! Die folgenden Gesänge um Licht und Dunkelheit, Tag und Nacht - sind in diesem Rahmen völlig belanglos. Aber das spielt hier letztlich auch keine Rolle, denn von Liebesnacht ist sowieso keine Spur zu bemerken, wenn die Liebenden unverwandt in den Sesseln sich gegenüber sitzen. Die "Entdeckung" der Liebenden ist auch ulkig: gerade eben war der Nebenraum leer - plötzlich geht die Schiebetür wieder auf und die "Gesellschaft" schaut gelangweilt und regungslos herein. König Marke hat es anfangs auch gar nicht nötig herzuschauen und singt meist völlig ohne Bezug zum Bühnengeschehen die Gesellschaft an - aber es ist doch eine "Anklage" Tristans! Stattdessen wird - gentlemanlike - von ihm seinem ehebrecherischen Neffen Sekt nachgeschenkt und gemütlich im Sessel gefläzt! Seelendrama - Fehlanzeige! Am Schluss prügeln sich Tristan und Melot - dass das ein Selbstmordversuch Tristans ist, bleibt nicht nachvollziehbar. Ulkiger Requisitenunsinn am Rande: Die Gesellschaft schleppt - denn es ist trotz Gesellschaftsanzügen und Abendkleidern ja eine "Jagdgesellschaft" - einige prügelförmige Gewehre mit sich herum: Schenkelklopfer!!! Ui- wie lustig!!!
    Dritter Aufzug: Zimmer im holländischen Stil. Im Bettalkoven spielt der Hirte (Brüller!!!) seine traurige Weise. Nach dem Sinn fragt man sich schon nicht mehr. Dass Kurwenal gar nicht zum Fenster hinausschauen muss, um das Schiff, die Flagge etc. zu sehen, um dann davon singen zu können - geschenkt! Sowieso bedeutungslos für die Bühnenhandlung - warum es dann gesungen wird, wundert man sich schon lange nicht mehr. Wahrscheinlich kleinbürgerlich-spießige Marotte meinerseits. Gesang/Musik und Inszenierung sind hier Paralleluniversen, die nichts miteinander zu tun haben.
    Warum Tristan überhaupt stirbt, braucht auch nicht weiter zu interessieren - plötzlicher Herztod, als Isolde hereinkommt und ihn im "Schlamperlook" wie einen Derwisch herumspringen sieht. Wie sollte man denn dem Publikum auch eine sehrende Wunde vermitteln?
    Aber nun genug der Kritik - man ist ja heutzutage schon dankbar, wenn man nicht eine Inszenierung im Internierungslager, postmodernen Schrotthaufen, postapokalyptischen Umweltkatastrophen-Design oder wahlweise mit Bordell/Frittenbude oder Campingbus erleben muss!
    Welche Aufnahme ist nun zu empfehlen? Gatti oder Barenboim?
    Von den Sängerleistungen sind sie etwa gleichwertig: Schager ist beide Male hervorragend, bei Gatti wirkt sein Leiden eindrucksvoller und glaubhafter. Nicholls ist stimmlich Kampe etwas überlegen, aber letztere kann bei der Textverständlichkeit punkten. Der Rest der Besetzungen ist auch gleichwertig.
    Bei den Dirigenten hat Gatti die Nase vorn: sein Dirigat entwickelt mehr Zug- und Sogkraft, ist dramatischer und geht unter die Haut.
    Auch ist die römische Inszenierung dank gewisser mystischer Elemente - bei aller Kritik - doch dem Werk näher und passender als Tcherniakovs "Themaverfehlung".
    Musikalisch ist diese Aufnahme auf alle Fälle sehr empfehlenswert. Sängerisch hervorragend!
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    • Tristan und Isolde Tristan und Isolde (BR)
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    Tristan und Isolde Tristan und Isolde (CD)
    08.05.2022
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    10 Jahre zu spät

    Manchem Umstand wohnt eine gewisse Tragik inne.
    Als Barenboim 1994 bei seiner Tristan-Aufnahme die männliche Titelpartie mit Siegfried Jersalem besetzte, war dieser mit seinen 54 Jahren schon deutlich über seinen stimmlichen Zenit hinaus und klang abgekämpft. Der damals aussichtsreichste Wagner-Tenor war Peter Seiffert, aber er war noch nicht soweit, obwohl auch schon 40 Jahre alt.
    19 Jahre später erfolgte endlich ein Live-Mitschnitt in Wien, der Seiffert in dieser Rolle dokumentieren sollte - und nun war es für ihn zu spät, was bei 59 Jahren nun nicht verwundert.
    Trotz des Alters gelingt es Seiffert bewundersnswert oft, Passagen schön und eindrucksvoll zu singen und zu gestalten, allerdings nicht durchgehend und immer wieder klingt die Stimme angestrengt und schwingt nicht richtig ein. In den lyrischen Passagen des 2. Aufzugs klingt sie manchmal wacklig und unausgeglichen. In den Ausbrüchen des 3. Aufzuges reißen die Phrasen oft in unschönen Schreien ab und klingen gebrüllt. Zwar hat auch ein Max Lorenz hier die Gesangslinie oft grenzwertig ausgereizt, aber bei ihm hat man immer das Gefühl und Sicherheit, dass es eben nicht eine stimmliche Begrenzung, sondern eine gesangsdarstellerische Wirkungsabsicht ist und er immer im Vollbesitz seiner stimmlichen Möglichkeiten war, selbst als er indisponiert unter Schmidt-Isserstedt sang. Bei Seiffert ist es eindeutig Überforderung.
    Nichtsdestoweniger ist die Leistung Seifferts für einen Tenor seines Alters äußerst bemerkenswert: sie spricht für stimmliche Robustheit, kluge Stimm- und Rollendisposition und Karriereplanung. Aber 10 Jahre früher wäre eine deutlich bessere Interpretation möglich gewesen.
    Nina Stemme dagegen hat den letztmöglichen Zeitpunkt für ihre Isolde eingehalten. 10 Jahre nach ihrem Rollendebut ist ihre Interpretation ausgereift und ihre Stimme noch einigermaßen frisch, um noch genügend jugendlich zu klingen. Kleinere Schärfen und Härten gerade in der Höhe stören kaum. Ihr fehlt etwas die warme, lyrische Qualität für den 2. Aufzug - insgesamt aber eine durchgehend gute Leistung.
    Auch gut ist der kernig-kraftvolle Jochen Schmeckenbecher als Kurwenal. Stephen Milling als Marke fehlt schon etwas deutlicher die stimmliche Fülle, Tiefe und Wärme für den Marke, der den Zuhörer nicht wirklich zu fesseln weiß. Janina Baechles Brangäne ist solide: nicht recht überzeugend im 1. Aufzug, gelingen ihr die Wachtrufe im 2. besser.
    Welser-Möst dirgiert unauffällig - weder gelingt es ihm, die mystische Dimension herauszuarbeiten, wie es einem Furtwängler gelang, noch die Dramatik. Es fehlt ihm der Klangsensualismus eines carlos kleiber und die Lyrik Böhms. Hier hat unter den modernen Aufnahmen ausgerechnet Pappano eine bemerkenswerte dirigentische Leistung abgeliefert (und mit der Fehlbesetzung Domingo praktisch ruiniert).
    Letzte überzeugende Aufnahme bleibt damit Karajan. Großartiges bieten nur die historischen Aufnahmen.
    Fazit: Eine interessante Aufnahme nur für Sammler und Freunde der Stimmen von Seiffert/Stemme, die hier dokumentiert werden.
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    Der Freischütz Der Freischütz (CD)
    05.05.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Rekonstruierte Fassung

    Was wäre die Musikwelt ohne Rene Jacobs? Zweifellos um vieles ärmer!
    Hatte er schon mit seinen Mozart-Opern-Einspielungen Wegmarken einer der historischen Klang - und Aufführungstradition sich annähernden Interpretation gesetzt, die ungemein lebendig und spielfreudig waren, so hat er kürzlich mit der Leonoren-Fassung von Beethovens Fidelio und nun aktuell mit dem Freischütz zwei weiteren, scheinbar sattsam bekannten Opern zu neuem Leben verholfen und dem Hörer neue Hörvergnügen geschenkt.
    Das Freiburger Barockorchester ist erneut spielfreudig aufgelegt und gerade die Naturhörner verleihen diesem Werk einen geradezu waidmännischen Klangcharakter passend zur Situierung der Handlung nach dem Dreißigjährigen Krieg. Jacobs dirigiert geschickt zügig-dramatisch ohne zu hetzen, sodass eine romantische Oper des frühen 19. Jh. erklingt. Glaubwürdig und unterhaltesam.
    Ebenfalls sehr gelungen ist die Rekonstruktion der ursprünglichen Idee der Opernhandlung nach dem Libretto Kinds. Vor allem der Beginn mit der Eremiten-Szene ist für die Dramenhandlung wichtig, denn so wird der Ausgang des Probeschusses verständlich. Auch die anderen Szenen ( z. B. "Ballade" Kunos) sind durchaus sinnvoll und geben den kleineren Rollen endlich auch gesanglich Gewicht. Die musikalische Ergänzung der nicht von Weber auskomponierten Szenen ist überzeugend.
    Bei den Sängern sieht das Bild schon problematischer aus:
    Maximilian Schmitts Max ist jugendlich schlank und hat etwas Zaghaftes. Da wäre mir etwas mehr Stimmkraft für den Jagdburschen lieber - es muss kein Heldentenor sein (siehe Schock, auch Schreier zur Not, aber Hopf ist mir doch im Zweifel lieber). Zu Zeiten Webers eine angemessene Besetzung.
    Polina Pasztircsaks Agathe klingt auch jung und frisch und passt zu Max. Sie singt glaubhaft und durchaus anrührend in ihren Arien, kann aber die überragenden sonnambulen Züge einer Grümmer und deren Innigkeit nicht darstellen. In den Sprechpassagen fallen die idiomatischen Probleme kaum auf. Anders bei Kateryna Kaspers Ännchen: sie klingt zu alt für die Rolle, so dass jugendlicher Übermut und Charme fehlen, aber dafür die Kettenhund-Erzählung gut gelingt. Sie hat schon deutliche idiomatische Probleme. Da vermisst man Rita Streich schon schmerzlich. Ivashchenkos Kaspar ist von dem selbem Problem betroffen und kann deshalb schon nicht recht überzeugen. Aber nachdem die Oper in Böhmen spielt, ließe sich das so gesehen akzeptieren. Hinzu kommt, dass er zu jung klingt und nicht genügend als älterer, böser Gegenspieler von Max wahrnehmbar ist. Böhme und Frick bleiben unerreicht.
    Ähnlich viel zu jung klingen Kuno, Ottokar und extrem der Eremit - ihm nimmt niemand der neunzigjährigen Greis mit natürlicher Weisheit, Herzensgüte und religiöser Autorität ab. Schade.
    Am Problematischsten sind die überarbeiteten Sprechtexte. Man hat sie zwar nicht so verhunzt wie bei Janowskis unseliger Version, aber warum man in letzter Zeit meint, immer daran herumbasteln zu müssen, entzieht sich meinem Verständnis völlig. Denn das Argument, dadurch verständlicher zu werden, kann überhaupt nicht überzeugen, denn dann wären die Gesangstexte noch unverständlicher und "modernisierungsbedürftiger". Und seit Opern in der Originalsprache aufgeführt werden (erst seit den späteren 60er Jahren) versteht sowieso fast kein Opernbesucher den (genauen) Inhalt einer fremdsprachigen Oper mehr ... Hoffentlich hat dieser widersinnige "Modernisierungsfanatismus" bald ein Ende - besonders wenn andererseits zur gleichen Zeit versucht wird, den historischen Klangcharakter auf musikalischem Gebiet wiederherzustellen.
    Hinzu kommen zusätzliche Sprechtexte, die dem Zuhörer das Bühnengeschehen etc. näherbringen sollen - manches nett, das Meiste überflüssig. Lästig ist das bei Samiel, der zum Dauerplapperer wird, der ständig "reinquatscht". So geht die Wirkung, wenn er "wirklich" auftritt, völlig verloren. Also: Finger weg von den Sprechtexten!
    Fazit: Was die dirigentisch-instrumentale Seite angeht, hätte diese Produktion höchstes Lob verdient. Auch die Vervollständigung um einige Szenen ist sinnvoll und gelungen - allein deswegen ist diese Aufnahme hörenswert! Beim Gesang gibt es gewisse Abstriche. Die Sprechszenen sind zum Teil problematisch.
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    Ein Kommentar
    FaustII
    07.05.2022

    Frische Aufnahme

    Der vorstehenden Kritik kann ich mich im Wesentlichen anschließen. Das gilt vor allem für die Bemerkungen zu den Sprechtexten.
    Das Ännchen von Kareyna Kasper möchte ich aber doch etwas besser bewerten. Die idiomatischen Probleme sind bei ihr nicht so gravierend, dafür ist sie erfreulich erfrischend und ist eine wirklich interessante Alternative zu den klassischen Ännchens wie z.B. Rita Streich - auch wenn diese natürlich sehr gut ist.
    Klavierkonzerte Nr.1 & 3 Klavierkonzerte Nr.1 & 3 (CD)
    19.04.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Vollendung

    Lang erwartet - heiß ersehnt! Endlich ist nun die abschließende Veröffentlichung der beiden letzten Klavierkonzerte des Teams Heras-Casado/Bezuidenhout gelungen und damit ist dieser "Zyklus" vollendet - und das nicht nur in diskographischer Hinsicht, sondern auch in künstlerischer.
    Bezuidenhout erweist sich wiederum als äußerst sensibel-differenzierter Interpret, der den einzelnen Sätzen ihre individuelle Gestaltung zuteil werden lässt, aber sie auch gekonnt zueinander in Beziehung setzt. Wunderbar das Largo in op. 37 an sich und umrahmt vom einleitenden Allegro con brio und dem darauffolgenden Rondo.Allegro. Superb die Kadenzen Bezuidenhouts und seine spieltechnische Virtuosität, die reine Hörfreude vermittelt. So kann man sich eine Aufführung in der Beethoven-Zeit vorstellen, als der Komponist als wagemutiger Klaviervirtuose von sich reden machte.
    Das gilt auch für op. 15.
    Selten scheinbar Altbekanntes derart lebendig, espritvoll und spannend erlebt - das ist Vollendung, denn ich wüsste nicht, was man da noch besser machen könnte.
    Heras-Casado und das FBO erweisen sich als kongeniale "Mitspieler", die sich in Lebendigkeit, Spielfreude und Klangnuancierung einen erstklassigen "Wettstreit" mit Bezuidenhout liefern und dessen Gewinner das Werk Beethovens ist, in dessen Dienst sich alle Musiker stellen, ohne in eitle Selbstgefälligkeiten zu verfallen.
    In dieser Spielkultur ist das FBO zur Zeit das führende Ensemble. Es wäre dringend zu wünschen, dass Bezuidenhout sich jetzt der Klaviersonaten annimmt und Heras-Casado die Chance bekommt, bei den Symphonien weiterzumachen.
    Gesamtfazit:
    Ich kenne keine Interpretation dieser Klavierkonzerte in der historisierenden Aufführungspraxis, das diesen Einspielungen gleichkäme. Referenzcharakter!!!
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    12.04.2022
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Außerordentlich

    Die Überschrift ist mit Bedacht gewählt - in ihrer ganzen Bedeutungsweite.
    Nun sind in den letzten Dekaden eine ganze Reihe von Aufnahmen nach den historischen Vorbild entstanden (man denke nur an Gardiner, Mackerras, Harnoncourt, Norrington etc.) und auch unter den Neuerscheinungen der letzten zwei bis drei Jahre gibt es keinen Mangel. Deshalb muss sich jede weitere Veröffentlichung daran messen lassen und ihren Wert für den Hörer und Sammler unter Beweis stellen.
    So möchte ich einen kurzen Vergleich mit Savall (2019) und Haselböck anstellen, die beide renommierte Originalklangexperten sind und kürzlich ihre Interpretationen der 3. Symphonie vorgelegt haben.
    Erster deutlicher Unterschied ist die Aufführungsdauer: Savall benötigt 44 Minuten. Haselböck fast 49 Minuten und Schoonderwoerd fast 51.
    Bei Schoonderwoerd ist also ein relativ langsames Tempo angeschlagen und das führt schon beim ersten Satz zu einem zu langsamen Allegro con brio nach meinem Geschmack. Zwar bekommt es dadurch einen fast requiemhaften Charakter und leitet damit zum zweiten Satz (Marcia funebre) hin. Aber Allegro bleibt Allegro. Der zweite Satz ist nun gänzlich düsterer Trauermarsch, geradezu morbide, aber von eindrucksvoller Klangwirkung. Das Scherzo ist schön kontrastierend und relativ lebhaft. Der letzte Satz ist erneut recht langsam und steigert sich zwar dramaturgisch gut zum Ende hin, aber erneut finde ich ihn zu langsam für ein Allegro molto.
    Savall dagegen ist sehr furios und zupackend und das ganz Gegenteil zu dieser Interpretation, aber ohne gehetzt zu wirken.
    Haselböck wirkt hier wie ein guter Kompromiss und ausgewogen.
    Sind hier schon deutliche Unterschiede zu bemerken, so ist die Klanggestalt noch divergenter, obwohl sich alle drei Dirigenten um das historische Klangbild bemühen.
    Während Haselböck und Savall unter Berufung auf historische Aufführungszeugnisse auf Orchester mit etwa 40 Musiker setzen, verwendet Schoonderwoerd nur die in der Partitu rnotierten 20. Heraus kommt bei ihm geradezu eine Kammermusikaufführung, wie sie Anfang des 19. Jh. in der Sälen eines Lobkowitz o.a. stattgefunden haben. Außerordentlich die Wirkung - präzise, differenziert, durchhörbar und das obwohl nicht so steril weiträumig aufgenommen wurde, wie bei großen Orchestern in großen Sälen. Der Klang ist intim, warm-hölzern und wird vom Rezensenten als angehm empfunden - man fühlt sich wirklich nah dran am Geschehen. Aber irgendwie ist man doch ein größeres Orchester gewöhnt - bei Schoonderwoerd klingt es zu sehr nach Kammermusik.
    Fazit: Eine außerordentliche Aufnahme Schoonderwoerds - eher für Originalklangfans, keinesfalls für Liebhaber großen Symphonierorchesterklangs. Savalls furios-eruptive Aufnahme ist aber die stimmigere, packendere "Eroica" - Schoonderwoerd ist zu getragen-düster, aber trotzdem interessant. Haselböck recht gut, ohne besonders herausragende Akzente zu setzen: macht allles richtig und nichts falsch.
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    Ein Kommentar
    Anonym
    13.04.2022
    Jetzt müssen nur noch Jacobs, Forck und Von der Goltz nachlegen.
    Symphonien Nr.1-9 Symphonien Nr.1-9 (CD)
    10.04.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Sehr gut, aber nicht außergewöhnlich

    Insgesamt eine sehr ausgewogene Interpretation mit am historischen Vorbild orientierter Besetzungsstärke, Instrumentarium und Aufführungsorten. Diese ergeben im Zusammenspiel mit der Aufnahmetechnik ein relativ "dichtes" und harmonisches Klangbild mit einem gewissen holzig-warmen Klang, den der Rezensent gern mag, aber Hörer, die einen weitgefächert - kühl-distanziertes Klangbild schätzen, irritieren kann.
    Insgesamt eine schätzenswerte Leistung - allerdings hinter der fulminanten Deutung Savalls klar zurückbleibend.
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    Sämtliche Klavierkonzerte Sämtliche Klavierkonzerte (CD)
    10.04.2022
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Sehr gute Aufnahme mit interessantem "Bonus"

    Haselböck dirigiert ein musizierfreudiges, gut abgestimmtes Kammerorchester und macht alles richtig und nichts falsch. Vielleicht vermisst man einen letzten individuellen Schwung, aber das ist letztlich beckmesserisch. Sehr gelungen das Zusammenspiel mit Gottlieb Wallisch, der sehr geschickt die Eigenheiten der benutzten Fortepianos zur jeweiligen Geltung bringt. Gerade dazu ist sehr zu gratulieren, denn sie klingen sehr gut. Er selbst stellt sich in den Dienst der Werke und trumpft bei aller Virtuosität nicht über Gebühr auf. Bemerkenswert die Nutzung der Pedale.
    Insgesamt eine sehr gelungene, historisierende Aufnahme, deren letzter Vorteil in der Aufnahme der relativ seltenen Bearbeitung des Violinkonzerts als Klavierkonzert liegt. Allein dafür lohnt sich schon die Anschaffung - besonders bei dem reduzierten Preis.
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    06.04.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Behle bestätigt hohe Erwartungen

    Mit seinen früheren Lied-Veröffentlichungen hat Herr Behle die Messlatte schon sehr hoch gelegt und entsprechend gespannt wurde diese CD erwartet.
    Erfreulich sind die umfassende Liedauswahl aus allen Schaffensepochen Beethovens und die qualitätvoll-überlegte Gestaltung von Booklet und Cover.
    Musikalisch ist diese Aufnahme exzellent. Behle ist ein Meister differenzierter Liedkunst: Dank glasklarer Diktion versteht man jedes Wort und er verlebendigt das Gesungene exemplarisch. Eine Nagelprobe ist "Adelaide". Hier hat Björling die Musterinterpretation vorgelegt und niemand hat es bisher vermocht, derart differenziert den Namen zu singen. Behle schafft es fast und das ist ein sehr großes Lob! Zwischen sehnendem Piano zu drängendem Forte ist alles geboten, um die Gefühlswelt des "lyrischen Ichs" zum Ausdruck zu bringen und das ohne zu übertreiben. Da hüpft die Stimme vor Freude und Begeisterung in "Wie klopft es im Busen", "So liebt ich noch nie ... noch nie!" und "Die Göttin sei du!" in "Gesang aus der Ferne" - sehr schön von Schultsz am Klavier begleitet. Großartig!
    "Neue Liebe, neues Leben", " Es war ein mal ein König" - eigentlich alle Lieder sind Kleinode des Liedgesanges!
    Behle, Appl, Schuen und Julian Pregardien - eine tolle junge Sängerriege bringt den Liedgesang zu einer neuen Blüte.
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    02.04.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Eine Einspielung, die etwas zu sagen hat

    Nämlich in der Kontrastierung der beiden Fassungen von KV 175 in der frühen Fassung aus Salzburg 1773 für das Cembalo (plausibel gemacht anhand des Ambitus in der Höhe bis d3) und der späteren Fassung aus Wien 1782 für den Hammerflügel mit Ambitus in der Höhe bis e3. Als wohlüberlegte "Zugabe" gibt es die Rekonstruktion der (möglichen) Flötenstimme zum 1. und 2. Satz in der Wiener Fassung. Gelungen die Zäsur mit Hilfe von KV 272.
    Mozart-Liebhaber, was wollt ihr mehr denn diese "Neuentdeckung" von scheinbar Altbekanntem???
    Klavierkonzerte Nr.18 & 19 Klavierkonzerte Nr.18 & 19 (CD)
    02.04.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Unerhörte Einspielung!

    Wie schon bei der Vol. I legt Schoonderwoerd eine sehr genau am Autograph recherchierte und vor dem musikhistorischen Hintergrund durchdachte Interpretation vor. Dies betrifft die Besetzung, die Wahl des Fortepianos und - jetzt kommt das wahrlich "Unerhörte" - die Rekonstruktion der Trompeten- und Paukenstimmen zu KV 459 (im Booklet sorgfältig begründet). Sensationell stimmig und überzeugend gelungen!
    Schoonderwoerd für sein Spiel zu loben hieße Eulen nach Athen tragen.
    Absolut empfehlenswert!
    Der Freischütz Der Freischütz (CD)
    25.03.2022
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Referenzeinspielung

    Noch immer ist dies die beste Einspielung des Werkes. Erich Kleiber weiß ebenso dramatische Höhepunkte auszugestalten wie die lyrischen Momente. Kein Dirigent außer Keilberth kann so die Balance halten und die romantische Grundstimmung des Werkes zum Klingen bringen - auch nicht sein Sohn Carlos.
    Hans Hopf ist ein exzellenter Max: ein Jägerbursche, den die Versagensängste quälen, aber nicht zum winselnden Bürschchen degradieren.
    Elisabeth Grümmer ist die beste Agathe auf Platte (knapp vor der Jurinac). Was seelenvoller Gesang bedeutet lässt sich hier erfahren. Empfindung und Gefühl - Gesang als Seelenausdruck pur.
    Proebstls Max ist gut und stimmig - nur Bohnen oder Böhme konnten es besser. Vielleicht auch Frick.
    Rita Streich ist das koketteste Ännchen, das die Tontechnik überliefert hat. Heute ist diese Gestaltungsgabe ausgestorben.
    Der Rest der Besetzung weist keine Schwachstelle auf.
    Prädikat: Unübetroffen - empfehlenswert.
    Ingrid Bjoner singt Arien Ingrid Bjoner singt Arien (CD)
    22.03.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Mödl, Varnay, Nilsson und ... ja: Bjoner!

    Ingrid Bjoner gehört zusammen mit Flagstad und Nilsson zu den herausragenden Sopranen aus Skandinavien um die Mitte des 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu den beiden Kolleginnen ist sie aber in Vergessenheit geraten, dabei ist sie als Sängerin und Gestalterin der Partien absolut gleichwertig, wie die vorliegende CD beweist.
    Sie hatte ein breitgefächertes Repertoir und hat sich langsam und klug zur Hochdramatischen entwickelt: flexibel in der Linienführung, leuchtend-mühelose Höhe und glasklare Diktion. Hervorragend!!
    Warum ist sie aber dann zu unrecht nicht in der Diskographie so präsent wie andere Kolleginnen, obwohl sie eine schönere und besser geführte Stimme als bspw. die Mödl hatte?
    Wahrscheinlich, weil in Bayreuth Wieland Wagner seine Favoritinnen schon vorher gefunden hatte - da kam sie etwas zu spät und war nicht bereit, ihre Stimme zu forcieren. Vielleicht auch, weil sie zu wenig eitel war, um mit der Stimme aufzutrumpfen wie die Nilsson, sondern rollenadäquat gestaltete, wie ihre Leonore und Turandot hier zeigen.
    Wer eine sehr eindrucksvolle Hochdramatische wieder- oder neuentdecken möchte - hier liegt er richtig!
    Klaus Florian Vogt - Helden Klaus Florian Vogt - Helden (CD)
    06.03.2022
    Gesamteindruck:
    1 von 5
    Künstlerische Qualität:
    1 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Mogelpackung

    Nun könnte man ja sagen, dass der Titel "Helden" sich nur auf die Figuren wie Tamino oder Siegmund etc. bezieht und nichts über den Sänger aussagt - aber wenn man aber dann den denkbar "unheldischsten" Sänger der Discographie dafür aufbietet, dann ist das Gesamtprodukt eine geradezu groteske Mogelpackung: Drauf steht Held - drinnen ist ein Hänftling.
    Vom Stimmcharakter besitzt Vogt einen sehr leichten, lyrischen Tenor mit obertonreicher Stimmlage. Das würde ihn für einen Tamino durchaus prädestinieren. Hier zeigt sich aber mangelnde Flexibilität und Stimmführung, von Intertretation und Gestaltung ganz zu schweigen! Hat man je weniger gemerkt, dass Tamino durch das Betrachten des Bildes in Liebe entbrennt??? Ein Grund dafür ist seine starre Tonproduktion, die zu fast vibratolosen, geraden Tönen führt, die dann wiederum keine emotionale Wirkung ausstrahlen können. Man bezeichnet eine solche Stimme nicht zu unrecht als "weiß" und kann deshalb keine Färbungen in der Stimme und damit interpretatorische Gestaltungen erwarten. Heraus kommt ein steriler, unemotionaler - ja geradezu aseptischer Gesang. Da bleibe ich bei Dermota oder Simoneau, zur Not auch Schreier.
    Ist das schon in der elegischen Arie des Tamino problematisch, so kommt es in den anderen Arien viel schlimmer.
    Als Max könnte man sich prinzipiell einen schlanken Sängerburschen stimmlich durchaus vorstellen, ABER: Die Arie beginnt mit der Phrase "Nein - länger trag` ich nicht die Qualen ..." - von Qual ist aber nichts, überhaupt rein gar nichts zu hören, geschweige den zu spüren! "Durch die Wälder, durch die Auen" klingt dafür aber auch nicht beschwingt, sondern die ganze Arie klingt wie ein schlecht aufgesagter, vom Blatt abgelesener Vortrag.
    Für wirkliche Heldenpartien wie den Stolzing oder gar Siegmund fehlt Vogt schlichtweg die Stimme, das geht nur mit Mikrophon. Leidenschaft, Emotion und "Heldenhaftigkeit" gehen ihm völlig ab. Aufnahmen für die Tonne des Vergessens.
    Insgesamt:
    Einfach nur eine groteske Aufnahme - quasi eine "Foster Jenkins"-Aufnahme für das Gruselkabinett - bezeichnenderweise bei Sony erschienen.
    3 Kommentare
    Anonym
    20.04.2022
    Ich denke bei Tamino an den unvergesslichen Fritz Wunderlich und dessen blühende Stimme und seine zart-empfindsame Interpretation: casto divo!
    Anonym
    16.05.2022

    vogt

    ich bin kein vogt-fan, mag seine knabenhafte stimme auch nicht. aber: dass ihm die stimme für partien wie etwa stolzing fehlt, ist nicht korrekt. der sänger ist live sehr beeindruckend, ich habe ihn als stolzing und lohengrin gehört. er hat keine mühe, über das wagner-orchester zu kommen.
    Musaion Top 100 Rezensent
    19.05.2022

    Ad: vogt

    Danke für die interessante Anmerkung. Gut vorstellbar, dass dank Stimmfokussierung und hoher Frequenzen im Stimmspektrum eine gewisse "durchdringende" Stimmqualität live möglich ist. Ich kann mich nur auf die vorliegende Aufnahme beziehen.
    Il Trovatore Il Trovatore (CD)
    28.02.2022
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Referenzaufnahme

    Hier nur eine Kurzinformation - alle Connaisseure wissen sowieso Bescheid, aber Neueinsteiger sollen einen ersten Einblick und eine Kaufempfehlung bekommen.
    Björling ist und bleibt das Maß aller Dinge als Verdi-Tenor: silbriger Stimmklang,flexibel, nobel-eleganter Stil mit brillianter Mittellage und strahlender Höhe, die mühelos wie von einem Sprungbrett "hochgewippt" wird, sodass er gesanglich und ausdrucksmäßig nichts zu fürchten braucht.
    Zinka Milanov ist superb: technisch sehr gut, eine wunderschöne, warme Stimme mit großem Ausdruck.
    Leonard Warren kontrastiert vom Stimmklang her sehr gut mit Björling, ein kraftvoll-dunkler Gegner des Titelhelden.
    Die Barbieri bietet als eine Azucena eine Sternstunde des Operngesanges.
    Cellini dirgiert mit Verve und Italianità - besser geht es nicht.
    Hier stimmt Carusos Bonmot, dass der Trovatore einfach zu besetzen sei: Man braucht nur die vier besten Sänger der Welt.
    So ist es!
    Der Freischütz Der Freischütz (CD)
    28.02.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Aus dem Schatzkästchen der Vergangenheit (Teil 4)

    Eigentlich handelt es sich auch hier um eine veritable Schatztruhe, für deren höchst verdienstvolle Veröffentlichung Hänssler größter Dank gebührt.
    Da Oper immer zuerst Musik- und damit Gesangsdrama ist, sollen zuerst die Sänger und Sängerinnen gewürdigt werden.
    Elfriede Trötschel ist eine leider in Vergessenheit geratene exzellente Sopranistin, die in jungen Jahren auf dem Höhepunkt ihrer sängerischen Möglichkeiten tragisch verstarb. Ihre Agathe ist wunderbar lyrisch angelegt: innig in "Leise, leise, fromme Weise" und gefühlvoll in "Und ob die Wolke sich verhülle". Nur die Grümmer kann das (vielleicht) etwas besser, da sie mit einer etwas wärmeren Stimme gesegnet war.
    Aldenhoff ist ein exzellenter Max - ein strammer Jagdbursche, der vokal aus dem Vollen schöpfen kann und so erregte Höhepunkte ebenso aussingen kann wie lyrische Passagen. So singen echte Tenöre! Einzig Hans Hopf ist gleichwertig oder leicht überlegen. Schock oder Schreier sind Leichtgewichte, alles andere Fliegengewichte.
    Kurt Böhme ist in seiner Paraderolle zu hören - famos diabolisch oder scheinbar jovial verlockend. Stimmlich glanzvoll und gleichzeitigen Konkurrenten wie Proebstl, Prey oder Rus etc. haushoch überlegen. Spätere Sänger wie Adam sind kein Vergleich. Nur Frick und Weber können in Arien-Aufnahmen gleichwertig singen und darstellen.
    Der junge und leider viel zu früh verstorbene Werner Faulhaber gibt einen Einblick mit dem Kuno in das, was von ihm zu hoffen gewesen wäre: eine großartige Karriere in den nächsten dreißig Jahren. Irma Beilke ist ein gefühlvolles Ännchen bester Bühnentradition. Nur Rita Streich ist besser, da noch etwas unbeschwerter. Abgerundet wird das vortreiffliche Ensemble mit Paul als Ottokar und Kramer als Eremit.
    Die Staatskapelle Dresden spielt unter dem Dirigat Kempes schwungvoll und leidenschaftlich und steht E. Kleiber kaum nach. Gegenüber dem etwas bohrend-düsteren, aber auch etwas schwerblütigen Furtwängler und den sehr guten Keilberth und Ackermann ist die Aufnahme gleichwertig. Besonders gelungen ist das Zusammenspiel der gesprochenen Dialoge mit den Gesangspartien, die gut zusammenpassen und ein lebendiges Geschehen vermitteln können.
    Die Mono-Akustik ist fabelhaft.
    Fazit: Eines der besten Sänger-Ensemble der 50er Jahre, ein sehr guter Dirigent und gute Aufnahmetechnik machen diese Aufnahme zu einer der besten (vielleicht sogar der besten) im Katalog und übertrifft alles seit den letzten gut 60 Jahren.
    Hier fallen die Gesangspartien qualitativ dramatisch ab (schon bei C. Kleiber) und es beginnen gruselige Experimente bei den gesprochenen Dialogen. Absoluter Tiefpunkt: Janowskis Einspielung mit umgeschriebenen Texten!!! Da kann man nur sagen: Finger weg - man malt auch nicht auf einem Rubens herum!
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    Max Lorenz live Max Lorenz live (CD)
    21.02.2022
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Heldentenor par excellence

    Wenn man an die größten und bedeutendsten Wagner-Heldentenöre des 20 Jahrhunderts denkt, fallen einem vor allem zwei Namen ein: sicher Lauritz Melchior und hoffentlich Max Lorenz.
    Während ersterer mit einer vollen, unermüdlich-robusten und technisch versierten Stimme gesegnet war, die aufgrund ihrer warmen Qualitäten das Glück hatte, bei den damaligen Aufnahmebedingungen relativ phonogen zu klingen, und der zudem noch vor allem dank seines Hauptwirkungsortes in New York bis heute recht bekannt ist, trifft vieles davon so nicht auf Max Lorenz zu. Seine Stimme klingt auf den Platten schlecht konservierbar manchmal etwas scharf und sein stimmlicher Zenit fiel in die späten 30er und Anfang der 40er Jahre, die vom Weltkrieg tragisch überschattet wurden. Sein Verbleiben in Deutschland hat so manche Kritiker später zu der Fehldeutung als "Hitlers Siegfried" etc. verleitet und ihn in der öffentlichen Wahrnehmung in diese Ecke gerückt - was aufgrund von Lorenz` Lebensumständen und seinem Verhalten verleumderisch und völlig absurd ist.
    Er ist ein genuiner Tenor und ist diesbezüglich Melchior überlegen, der seine baritonale Herkunft in der Stimmfärbung nicht verleugnen kann, während Lorenz eine silbern-leuchtende Höhe mit metallischer Durchschlagskraft besitzt, die stets auch die gewaltigsten Orchesterwogen strahlend durchdringt. Hinzu kommt, dass er wie keiner eine bebende, emphatische Leidenschaftlichkeit zu gestalten weiß, die seinen Tristan oder Siegfried zum phänomenalen Naturereignis macht. Er kann aber durchaus mit schöner Stimmführung lyrische Momente gestalten, allerdings ist er doch kein typischer Verdi-Sänger. In den Wagner-Rollen ist aber "keiner wie er", so sehr ich Melchior schätze.
    Man muss ihn gehört haben, wenn man sich ein Urteil über den "Wagner-Tenor-Gesang" der letzten 50 Jahre seit dem Abgang Hopfs oder Vickers` bilden mag.
    Wer Sternstunden des Tristan-Gesangs erleben mag, muss sich auf die Suche nach Aufnahmen Hegers (phänomenal), Schmidt-Isserstedts (sehr gut trotz Erkältungsindisposition) und de Sabatas (schlechte Aufnahmequalität, aber wunderbare Isolde Grob-Prandls) machen.
    Ein Kommentar
    Musaion Top 100 Rezensent
    31.03.2022

    Geheimtipp

    Wer mit Hilfe dieser CD Geschmack an der Gesangs- und Darstellungskunst von Max lorenz gefunden hat und sich neben den Tristan-Mitschnitten von De Sabata/Heger in den Bereich des Außerordentlichen wagen möchte, sollte sich der Mühen unterziehen, um den Mitschnitt der konzertanten Aufführung des 3. Aufzugs unter Furtwängler in Zürich 1947 mit der Flagstad aufzustöbern. Aufnahmetechnisch nicht optimal, aber die Flagstad ist frischer als später mit Suthaus und Lorenz ist phänomenal: jede Faser Liedesleid und Qual in allen Schattierungen und Steigerungen. Wer dabei nicht mitfühlt oder mitleidet, dem ist nicht mehr zu helfen.
    Der fliegende Holländer Der fliegende Holländer (CD)
    18.02.2022
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Historische Referenzaufnahme

    Was soll man dazu sagen, ohne in Superlativen zu schwelgen?
    Uhde der wohl beste Holländer in Gesamtaufnahmen - ein kerniger Bariton, der als exzellenter Singdarsteller nicht nur mit großer Emphase singen kann, sondern auch die notwenigen fahlen Farben gerade für den Beginn in "Die Frist ist um" zu gestalten weiß und darin dem stimmgewaltigeren George London überlegen ist.
    Die Varnay ist eine Senta der Extraklasse ohne schrille Töne in ihrer Arie "Traft ihr das Schiff".
    Ludwig Weber ein glaubwürdig gutmütig-geldgieriger Daland.
    Lustig und Traxel sind sehr gelungene Besetzungen für Erik und Steuermann.
    Keilberth dirgiert ein wuchtiges Musikdrama.
    Wer sich vor einer historischen Live-Aufnahme nicht scheut, wird bei dieser schön aufbereiteten Version reich beschenkt.
    Ein Kommentar
    Anonym
    10.03.2022
    Ja, Sie haben recht - eine denkwürdige Aufführung.
    Sämtliche Streichquartette Sämtliche Streichquartette (CD)
    13.02.2022
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Gelungene Aufnahme

    Im Gegensatz zu einer Vorrezension finde ich die Aufnahmequalität sehr gut: direkt, präsent und klar, sodass feinste Differenzierungen hörbar werden. Die Akustik klingt positiv hölzern-warm und nicht wie leider oft kühl-distanziert und trocken. Die Interpretation des Quartets ist durchdacht, alle Instrumente harmonieren sehr gut - also insgesamt eine sehr gelungene und empfehlenswerte Aufnahme.
    Schade, dass das Booklet nur in Englisch gedruckt ist - die Mehrkosten wären doch noch überschaubar gewesen, oder? Ein digitales Nachlesen ist nicht adäquat.
    Parsifal Parsifal (CD)
    11.02.2022
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Musikalische Referenzaufnahme

    Für alle Einsteiger in die Parsifal-Diskographie:
    Was die Sänger anbelangt, so gibt es nur einzelne Sänger, die die vorliegenden Leistungen in Einzelmomenten in Aufnahmen erreicht, aber kaum übertroffen haben. Als Ensembleleistung gibt es defintiv nichts Besseres.
    Wolfgang Windgassen ist auf dem vokalen Höhepunkt, klingt frisch und jung, sodass er auch als tumber Tor zu Beginn überzeugen kann. Glaubwürdig zerknirscht am Anfang des 3. Aufzugs, strahlend und würdevoll am Ende.
    Martha Mödl mit großer Leidenschaft bis an und über die Grenzen der Gesangslinie hinaus, vokal frisch und packend in der Gestaltung.
    Ludwig Weber ist der beste Gurnemanz überhaupt auf Platte: ebenso würdiger Recke und Gralsritter wie Eremit im letzten Aufzug. Nie wurden die langen Monologe, die sich bei mittelmäßigen Sängern zur Qual ausdehnen können, so packend gesungen.
    George London bringt Amfortas` Qualen extrem packend und dramaturgisch geschickt zur Geltung. Wer da das Mitleiden nicht lernt ...
    Hermann Uhde ist als dämonischer Klingsor ebenso unerreicht wie als Holländer.
    Knappertsbusch ist ebenfalls Extraklasse: fein differenziert baut er Spannungsbögen auf, kann ebenso Würde und Ruhe, wie auch dramatische Momente gestalten. Ergebnis ist ein Musikdrama, das den Zuhörer noch nach über 70 Jahren zu fesseln vermag und den besonderen "Zauber" des Werkes vermittel kann.
    Achtung: Suchtgefahr!
    2 Kommentare
    Musaion Top 100 Rezensent
    20.08.2024

    Noch ein Hinweis ...

    Wer die dritte "große" Aufnahme sucht: Stiedry 1956 in der Met.
    Svanholm als sehr guter Parsifal - nicht ganz frisch, aber gerade zum Schluss mit wunderbarer Rollengestaltung. Edelmann hervorragender Gurnemanz: ritterlich und schönstimmig. fast gleichauf mit Weber und Frick.
    Hervorragend: Schöffler als Amfortas - vielleicht noch einen Tick besser als London - sein Schlussgesang ist unvergleichlich packend. Ein klarer konturierter und textverständlicherer Bariton als London, der mehr Bassbariton war. Einzig Harshaw ist nicht ganz erstklassig, aber doch sehr gut, da mit Artikulationsproblemen kämpfend.
    Musaion Top 100 Rezensent
    15.06.2022

    P. S.

    Akustisch etwas schlechter, aber dramaturgisch vielleicht sogar einen Tick gelungener ist Knappertsbuschs 1952er Aufführung. Ludwig Weber ist da noch phänomenaler, wenn eine Steigerung möglich ist ...
    Turandot Turandot (CD)
    10.02.2022
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Unerreichte Referenzeinspielung

    Diese Aufnahme zu loben hieße Eulen nach Athen zu tragen:
    Das Ensemble ist das beste, das jemals vor die Mikrophone getreten ist. Die Nilsson in ihren besten Jahren meistert mühelos und stimmgewaltig die Partie der Turandot. Björling merkt man sein gewisses Alter und Jahrzehnte auf der Bühne nicht an: eine flexible Stimme, stilistisch sauber und mit strahlender, müheloser Höhe ist das Spinto-Tenor-Ideal für Verdi und Puccini. Er zeichnet den ebenso stürmischen wie elegischen Prinzen Kalaf bravourös und unerreicht, denn er klingt auch noch jugendlich. Sagenhaft!
    Renata Tebaldi ist als leidend-liebende Liu ganz in ihrem Element. Giorgio Tozzi singt den Timur stimmgewaltig und erschütternd. Ping, Pang und Pong harmonieren in den Ensembles sehr schön.
    Leinsdorf dirigiert schwungvoll und klug ausbalanciert zwischen den intim-lyrischen Szenen und den großen Auftritten - besser geht es nicht.
    Wenn man etwas zu kritisieren wagen würde, dann klingt die Nilsson weniger nach Prinzessin denn als stimmgewaltige Amazone und die Liu ist eine reife Frau und kein Sklavenmädchen. Aber das wäre reine Beckmesserei und der Aufnahme beileibe nicht angemessen.
    Man mag eher in (Arien-) Aufnahmen im Studio die Arien der Turandot vielleicht von Anne Roselle oder auch der Goltz (auf Deutsch) jugendlicher und empfindsamer gehört haben, auch die Cigna ist sehr gut und vor allem Getrude Grob-Prandl kann es sowohl an Stimmgewalt mit der Nilsson aufnehmen und übertrifft sie in den lyrischen Passagen. Björling findet höchstens in der Arie "Nessun dorma" seinen Meister in Lauri Volpi, was den Squillo in der Höhe angeht - sonst ist er unerreicht.
    Wen der sehr gute Mono-Klang nicht stört, der kommt um diese Aufnahme nicht herum. Sie ist der stellare Höhepunkt der Diskographie.
    Wer auf Hifi-Klang besteht, setzt sich dem Heulbojengekreische einer Marton und all der anderen Soprane und Tenöre der letzten Jahrzehnte aus, die man getrost vergessen kann.
    Meine Produktempfehlungen
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    Klaus Florian Vogt - Wagner Klaus Florian Vogt - Wagner (CD)
    01.02.2022
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    1 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    1 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Wer hätte das gedacht, ...

    ... dass nach diesem Wagner-Album Vogt eine solche Wagner-Tenor-Karriere in den letzten Jahren durchlaufen würde.
    Schaut man sich Rezensionen zu seinen Aufnahemen hier an, heißt es immer wieder, die Stimme sei Geschmackssache.
    Nein - ist sie nicht! Es gibt nämlich einiges dazu zu sagen.
    1. Die Stimme selbst ist ein sogenannter "weißer Tenor" mit schwach entwickelter Tiefe und Mittellage und einer brauchbaren Höhe, dünn und mit geringem Vibrato. Nun wird leider gerade letzteres seit dem Aufkommen des Mikrophons und der U-Musik von unerfahrenen Hörern geschätzt, denn diese Stimmcharakteristik lässt sich aufnahmetechnisch besser einfangen als eine Stimme mit gesundem Vibrato. Dieses ist aber zwingend notwendig, um eine Stimme in größeren Sälen mühelos durch den "Klangvorhang" des Orchesters dringen und auch die hintersten Zuhörerreihen erreichen zu lassen, ohne den Sänger zu überanstrengen oder die Stimme strähnig oder schrill klingen zu lassen. Nicht umsonst waren die Stimmen früher genau daraufhin trainiert. Nicht zu vergessen ist, dass das Vibrato auch ein wichtiges Mittel ist, um Emotionen im Gesang auszudrücken ("Stimme bebt vor Erregung").
    Mit dieser Stimme Vogts können nur lyrische Arien oder Passagen darin gelingen - alles was eine heldische Stimme oder deren strahlend-schmetternden Einsatz braucht, ist unerreichbar, da ihr der sogenannte Squillo fehlt. Dies gilt aber auch für schwermütige, leidende Gesangspartien, denn dafür fehlt die dunkle Stimmfärbung und die notwendige Tiefe.
    2. Zur Interpretation. Gute Sänger können Begrenzungen ihrer Stimme notfalls kunstvoll nutzen, um damit bestimmten Partien besonderen Charakter zu verleihen, was aber meist nur bei bestimmten Partien möglich ist. Nun wagt sich Vogt hier an ein sehr vielseitiges Programm von Wagner-Partien: vom heldentenoralen Siegmund bis zum lyrischen Erik - derartig unterschiedliche Rollen wollen nicht nur stimmlich, sondern auch interpretatorisch differenziert gestaltet werden. Und hier zeigt sich Vogts nächstes großes Manko: Es klingt alles unglaublich einförmig!
    Er klingt immer wie ein schwachbrüstig-anämischer Teenie mit Lungenleiden, der sich vorsichtig zwischen piano und forte bewegt. Schon ein Pianissimo gelingt wegen des fehlenden Vibratos meist nicht, sondern verhaucht irgendwie. Das Forte wird nur kurz erreicht und klingt dann hart und nicht schallend.
    Zudem singt Vogt recht offen, was oft zu einem hellen e- und a-Laut führt und unschöne Artikulationsphänomene zur Folge hat (bspw. Hende statt Hände). Verschlimmert wird dies durch seine Angewohnheit, die Konsonanten im In- und Auslaut zu verschlucken, was der Wortdeutlichkeit und Verständlichkeit sehr abträglich ist. Entsprechend werfen Leute, die es nicht können oder nichts davon verstehen, den anderen "Konsonantenspuckerei" vor - nichts falscher als das! Das konsonantenreiche Deutsch hat es zwar gesanglich schwer, aber auch Konsonanten kann man singen, wenn die richtigen Resonanzräume genutzt werden. Das zu erlernen ist aber harte Arbeit, die mancher scheut, aber seltsamerweise haben es die alten Gesangskünstler gekonnt, was zur Folge hat, dass man sie - trotz schlechter Aufnahmebedingungen damals - wunderbar versteht. Das Folgeproblem daraus ist, dass die Interpretation auch darunter leidet.
    Bsp.:
    Track 3: Lohengrin: Klingt die erste Phrase noch gut, so klingt es dann: "... letzde trauuige Fahd, wie gean hed ich sie dia erspaht." usw. Dass diese Fahrt traurig ist und Lohengrin leidet hört man nicht - keine Akzentuierung, keine Verschattung der Stimme oder gar eine Träne in der Stimme. Alles klingt brav aufgesagt.
    Track 4: Parsifal: Noch schlimmer - "Die Wunde" - Rufe sind selten so wenig erschütternd gesungen worden wie hier. Da "bebt und zuckt" rein gar nichts, von markerschütternder Klage nicht zu reden! Das ist ein Schulreferat über "Die Schrecklichkeit des Leidens" und alle Zuhörer schlafen getrost ein.
    Track 5: Hat man je den Zielsatz der ganzen Oper: "Enthülltet den Gral - öffnet den Schrein!" - immerhin der Befehl des neuen Gralkönigs, sein sehnlichstes Erwarten - je so verhaucht und verhuscht gehört? Von Entzücken keine Spur!
    Track 6: " Vernichte nicht das Werk" - das ist kein flehendes Bitten, sondern ein genuscheltes ohne jede emotionale Bewegtheit.
    "Erhöre mein tiefinbrünstig Flehn!" klingt säuselig.
    Track 9: "Da lacht ihm Brünnhildes Lust!" - "Seliges Grauen" auch hier ist kein emotionales Empfinden hörbar. Alles klingt gleich - Freud und Leid - alles eins.
    Track 10: Zwar gelingen ihm die Wälse-Rufe überraschend gut, aber damit ist sein interpretatorischer Eifer erloschen - "lustig lacht da der Blick" ist farb- und bedeutungslos wie der ganze Rest. Ein harmloser Jüngling deklamiert einförmig vor sich hin.
    Fazit: Dass jemand mit dieser schwachen, eindimensionalen Stimme und dem eklatanten Mangel an Interpretationsvermögen überhaupt auf der Opernbühne Karriere machen konnte, sagt viel über den aktuellen Zustand des Tenorfachs und die Besetzungspolitik heutzutage aus...
    Selten hat man sich über "Tonkonserven" aus der Vergangenheit so sehr gefreut, wie nach dieser CD!

    2 Kommentare
    Anonym
    29.12.2022

    DAS TRAUT SICH FAST NIEMAND SO ZU SCHREIBEN

    Hallo Herr Rezesent,

    Ich danke für Ihren klaren und fundierten Kommentar. Ich habe beruflich mit OpernsängerInnen zutun und wundere mich auch über Technik/Akzeptanz dieses Sängers vom Seiten der allgemeinen Kritiker/Publikum.
    Gerade kam ein Konzert aus der Semperoper mit ihm als Solist. Schwierig.....

    Schönen Gruß
    E.H.
    Musaion Top 100 Rezensent
    23.02.2023

    Danke

    Ich danke Ihnen für Ihre Rückmeldung - erfeulich, dass einmal eine Rückmeldung kommt, noch erfreulicher, dass Sie meine Einschätzung teilen.
    Beste Grüße und Wünsche!
    76 bis 100 von 177 Rezensionen
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