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    Kerstin1975 Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 08. August 2013
    "Hilfreich"-Bewertungen: 290
    702 Rezensionen
    Das Land, von dem ich träume Jody Hedlund
    Das Land, von dem ich träume (Buch)
    03.07.2024

    Spannender Western aus der McQuaid-Reihe - Mitreißend, sehr zu empfehlen!

    Buchinhalt:

    Colorado, 1869: Ivy McQuaid träumt von einem eigenen Stück Land, von der Unabhängigkeit von ihren vier Brüdern. Um an das nötige Geld zu kommen, nimmt sich verkleidet als Mann an Cowboywettkämpfen teil. Doch eines Tages trifft sie auf Jericho Bliss, in den sie lange Zeit verliebt war und der ihr das Herz brach. Jericho erkennt Ivys wahre Identität, hält sie jedoch geheim. Als Ivy und Jericho in eine Schießerei geraten und Ivy lebensgefährlich verletzt wird, haben die McQuaid-Brüder nur eins im Sinn: Jericho muss verschwinden...


    Persönlicher Eindruck:

    Im 4. Band ihrer Neuanfang-in-Colorado-Reihe steht Ivy McQuaid im Mittelpunkt. Ivy ist mit vier Brüdern aufgewachsen und das Leben und die Arbeit auf der Ranch liegt ihr im Blut. Das macht sie sich zu Nutze, um als Buster verkleidet als Mann an Cowboywettkämpfen teilzunehmen. Mit den Preisgeldern will sie die Anzahlung auf ein Stück Land bestreiten, um unabhängig vom Familienclan zu werden.

    Ivy ist unabhängig, unerschrocken und weiß, was sie will. Als einziges Mädchen unter lauter Brüdern aufgewachsen hat sie keine Hemmungen, dieselben Rechte einzufordern, die auch Männern zustehen – auch wenn ihre Brüder oft anderer Meinung sind. Erst, als Jericho Bliss, ihr Jugendschwarm und inzwischen ein Prachtkerl von Mann, wieder auftaucht, entdeckt sie auch ihre weibliche Seite.

    Jericho arbeitet für die Pinkerton-Detektei und ist im Regierungsauftrag Verbrechern auf der Spur. Er hat Angst, Ivy der Gefahr auszusetzen und auch der Druck, den Ivys Brüder auf ihn ausüben, lässt ihn daran zweifeln, ob es gut wäre, sich näher auf Ivy einzulassen. Letztendlich erkennt Jericho aber: er liebt Ivy und kann nicht mehr ohne sie.

    Gut gefallen hat mir die inhaltliche Tiefe der Westernerzählung, die bildhafte Beschreibung des Settings und der handelnden Figuren. Wer Westernfilme mag, ist hier auf alle Fälle richtig, denn es gibt Kopfkino vom Allerfeinsten, Spannung, Cowboy-Flair und wilde Schießereien inbegriffen.

    Der christliche Aspekt des Romans ist dezent und nachvollziehbar eingeflochten in das Leben der Figuren und behandelt vor allem das Thema, sich in allen Nöten und Lebenslagen Gott anzuvertrauen und sich auf seine Führung und Hilfe zu verlassen.

    Der Spannungsbogen der Geschichte steigert sich kontinuierlich und mündet in einem packenden Showdown. Das letzte Kapitel des Romans leitet gekonnt über auf den finalen fünften Band, bei dem schließlich der letzte der McQuaid-Brüder, Dylan, die Hauptrolle innehat.

    Insgesamt hat mich die Geschichte wunderbar unterhalten, es kommen auch nahezu alle Figuren aus den anderen Bänden vor, so dass die Lektüre das Gefühl von nach Hause-Kommen an einen lieb gewonnenen Ort mitbringt. Dennoch sind Vorkenntnisse aus den anderen Büchern nicht zwingend notwendig, um die Handlung zu verstehen.

    Eine absolute Leseempfehlung für alle, die einen guten Western mit Niveau und Stoff zum Nachdenken zu schätzen wissen!
    Miss Wilson und die Schule im Mondschein Suzanne Woods Fisher
    Miss Wilson und die Schule im Mondschein (Buch)
    01.07.2024

    Spannender, mitreißender Roman um den Analphabetismus in Kentucky zu Beginn des 20. Jahrhunderts

    Buchinhalt:

    Kentucky, 1911: nachdem ihr Vater zum zweiten Mal heiratet, nimmt die 19jährige Lucy eine Stellung als Stenografin bei ihrer Cousine Cora an, die in Kentucky für die Schulbehörde arbeitet. Lucy soll Briefe schreiben für die Bergbevölkerung, von der die meisten selber weder lesen noch schreiben können. Bald beteiligt sich Lucy an Coras Projekt, die Schulhäuser in Mondscheinnächten für die erwachsene Bergbevölkerung zu öffnen, um mittels Abendschule den Menschen ein Minimum an Schulbildung zukommen zu lassen. Ihre Arbeit öffnet schließlich Lucys Augen und ihr Herz für die armen Menschen in Kentucky....


    Persönlicher Eindruck:

    Nach einer wahren Begebenheit erzählt Auton Woods Fisher von der Armut und Abgeschiedenheit der Bergbevölkerung Kentuckys zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Während technische Errungenschaften wie das Automobil Einzug halten im Leben der amerikanischen Großstädte sind die Hochtäler von Kentucky weitgehend abgeschnitten von der Zivilisation. Die Bergbevölkerung ist als hinterwäldlerisch verschrieben, ihr Aberglaube und ihre Bräuche tief verwurzelt in ihrer Vergangenheit. Mehr als zwei Drittel der Menschen kann weder Lesen noch schreiben und wird daher von skrupellosen Geschäftemachern gnadenlos ausgenutzt.

    In diese Welt wird die Junge Lucy aus der Großstadt quasi hineingeworfen, als sie eines Tages eine Stellung bei ihrer Cousine Cora. Die Schulinspektorin in Kentucky ist, annimmt. Zunächst stellt sich Lucy mehr als tollpatschig an, kann nicht reiten und ist auch sonst nicht wirklich gerüstet für das, was sie in den Appalachen erwartet. Doch sagenhaft ist ihr Wandel im Verlauf des Buches. Lucy macht einen erstaunlichen Reifeprozess durch und wird schließlich die rechte Hand ihrer Cousine, die mit den Mondscheinschulen ein Abendschulprojekt für erwachsene Analphabeten aus dem Boden stampft.

    Cora Wilson Stewart gab es wirklich, es ist ihre Geschichte, die der Roman erzählt. Das Mondscheinschulprojekt ist eine Tatsache, ebenso, wie der Erfolg desselben. Viele Menschen lernten in kurzer Zeit, was ihnen als Kinder versagt blieb: das harte Leben in den Bergen forderte alles von den Menschen und so verbrachten Jung und Alt mehr Zeit beim Arbeiten als beim Lernen. Erst durch die Abendschule kamen die Menschen aus den Bergen des Rowan County zu Bildung und Alphabetisierung.

    Gut gefallen haben mir auch die zahlreichen fiktiven Passagen, die die wahre Erzählung ausschmücken und vervollständigen. Besonders gefiel mir die Beziehung Finley / Angie sowie der Wanderprediger und Singschulmeister Wyatt, der den christlichen Aspekt in die Romanhandlung bringt.

    Es geht um Gottvertrauen und bäuerliche Frömmigkeit, um den unumstößlichen Glauben daran, dass das Vertrauen auf den Herrn alles zum Guten wendet, die christliche Komponente ist dabei dezent und nachvollziehbar in die Handlung und das Leben der Figuren eingewoben.

    Im Nachwort geht die Autorin am Ende ein auf die Hintergrundrecherche über die wahre Cora Wilson Stewart und ihre Arbeit, was ich sehr interessant fand.

    Insgesamt hat mich die Geschichte sehr mitgerissen, so dass ich sie an einem Tag gelesen hatte. Man kann das Buch nur schwer wieder beiseite legen, hat man einmal mit dem Lesen angefangen.

    Eine absolute Leseempfehlung, eine Geschichte mit wahrem historischen Kontext und sympathischen, authentischen Figuren. Lesenswert!
    Draußen zu Hause Johannes Likar
    Draußen zu Hause (Buch)
    29.06.2024

    Moderne Aussteigerstory: viel Selbstvermarktung, wenig Sinnsuche

    Buchinhalt:

    Ein Jahr in der wilden Natur Schwedens – Leben unter freiem Himmel, im Zelt, auf einer Insel mitten im See: Johannes Likar hat seinen Wunsch wahr gemacht. Eine Auszeit in der Natur, als moderner „Trapper“, doch nicht ohne so manche technische Errungenschaft: Likar erlebt alle Jahreszeiten, freundet sich mit Einheimischen an und sucht nach dem Sinn im Leben.


    Persönlicher Eindruck:

    Im Wechsel der Jahreszeiten hat sich Johannes Likar aufgemacht nach Schweden, um weit draußen in der Pampa auf einer kleinen Insel inmitten eines Sees im Zelt zu campieren. Er steigt temporär aus aus einem stressigen Job, wählt die relative Einsamkeit der weitgehend unberührten Natur und sucht den Sinn im Leben, bei sich selbt, in seinem Glauben und in der Stille.

    So ganz war das Buch nicht das, was ich ursprünglich erwartet hatte. Likar lebt keineswegs als moderner Eremit einsam und verlassen in der wilden Natur. Bisweilen bekommt er Besuch von allerhand Fremden, denen er über die Internetseite Couchsurfing eine Übernachtung bietet, er freundet sich mit Einheimischen an und geht auch regelmäßig einkaufen. Er verzichtet nicht auf technische Errungenschaften wie Smartphone, ein E-Piano (ja, wirklich, in der Wildnis!) und auf einen warmen Ofen, so ganz stimmt in meinen Augen nicht, was der Klappentext suggeriert.

    Dennoch ist Likars Erzählung spannend und interessant, gerade für diejenige die wie ich so ein Abenteuer niemals selbst machen wollen würden. Der Leser kann Likars Tagesablauf literarisch begleiten, anhand kürzerer Tagebucheinträge ist man quasi mittendrin und auch die Beschreibung der Gegend und des Lagerplatzes ist plastisch und bildhaft.

    Was mich nach einer Weile allerdings störte, ist die zunehmende Vermarktung seines Trips, die Likar selbst anstößt. Likar reiht sich ein in eine ganze Reihe von Videobloggern, die derzeit mit Zelt oder Van-Life-Bus durch die Weltgeschichte tingeln und ihre Erlebnisse auf youtube der breiten Masse verkaufen. Je länger das „Inseljahr“ voranschreitet, desto mehr ist Likar darauf aus, Interviews zu geben, Videobeiträge zu posten und das Ganze professionell zu vermarkten. Die ursprüngliche Sinnsuche blieb für meinen Geschmack mehr und mehr auf der Stecke, obwohl Likar immer wieder betont, dass der christliche Aspekt in einem Leben einen wichtigen Raum einnimmt und er vor seinem Naturtrip in Kirchengemeinde und Pfadfindergruppe aktiv war.

    Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass Likar am Ende eine Partnerin für sein Aussteigeprojekt findet und vom Zelt im Wald auf ein Zelt auf dem Floß umzieht. Er wird Tourenguide für Touristen und auch das Fernsehen interessiert sich für sein Projekt.

    Zahlreiche Bildtafeln in der Mitte des Buches untermalen das Gelesene mit Fotos des Projekts und lassen den Leser auch bildlich dabei sein.

    Insgesamt war das Buch interessant, zumindest in der ersten Hälfte. Leider läuft sich das Thema irgendwann tot, ich hätte mir auch mehr Input bezüglich Likars Glaubenslebens gewünscht, das ganz sicher eine Rolle spielt, wenn man für ein Jahr fernab von allem im Zelt in der Wildnis lebt. Dennoch kann ich das Buch allen empfehlen, die Fans von Reiseblogs und Van-Life-Trips sind und diese eventuell im Internet bei youtube mitverfolgen.

    Ob Likar letztendlich die Antworten auf seine Fragen gefunden hat, erfährt man leider nicht.
    Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null Theresia Graw
    Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null (Buch)
    28.06.2024

    Spannende, authentische Geschichte aus der Zeit der englischen Besatzung Deutschlands in der Nachkriegszeit

    Buchinhalt:

    Als nach Kriegsende 1945 die englischen Besatzer in Bad Oeynhausen einmarschieren, ändert sich schlagartig das Leben der Bewohner. Der Stadtkern wird mit Stacheldraht abgeriegelt, die Engländer beschlagnahmen viele Häuser, um ihr Hauptquartier auf deutschem Boden zu errichten. Darunter ist auch das Familienhotel von Anne, die sich nichts sehnlicher wünscht, als dieses selbst wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen.

    Annes Freundin Rosalie hingegen arrangiert sich sehr schnell mit den Briten und träumt davon, einen Offizier zu heiraten , um der Armut und dem Hunger der Nachkriegszeit zu entfliehen....


    Persönlicher Eindruck:

    In Don't Kiss Tommy ist Autorin Graw erneut gelungen, eine authentische Erzählung und Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte lebendig zu machen. Schauplatz ist die Kurstadt Bad Oeynhausen, in der die Engländer das Hauptquartier ihrer Besatzungszone einrichten und die Bewohner vieler Häuser auf die Straße setzten. So auch Anne, Tochter aus reichem Hause und Erbin des Hotels Margarethenhof, sowie Rosalie, ehemaliges Zimmermädchen ebendort.

    Während Anne ihr Hotel (in dem sich jetzt der Offiziersclub befindet) nicht kampflos aufgeben will und die englischen Besatzer zutiefst verabscheut, versucht Rosalie das Beste daraus zu ziehen und arbeitet schließlich bei den Engländern als Kellnerin. Einen adretten Offizier zu angeln und durch Heirat der Armut zu entfliehen ist ihre Absicht.

    Spannend und mitreißend erzählt Graw aus dem Alltag der Menschen der unmittelbaren Nachkriegszeit, dem Elend und Hunger, den aufkeimenden Hoffnungen, Verrat auf der einen und Ehrgefühl auf der anderen Seite. So kommt es im Laufe der Handlung zu einem Umdenken sowohl bei Anne als auch bei Rosalie.

    Männliche Hauptfigur ist der Colonel Michael Hunter, der im Führungsstab des britischen Hauptquartiers schließlich Annes Chef wird. Langsam aber sicher überwinden beide Seiten ihre Ressentiments gegenüber dem jeweiligen Anderen. Wie der Titel nicht verschweigt, kommt es zu einer Liebesgeschichte, doch die ist nicht plump und kitschig, sondern authentisch und ehrlich wachsend.

    Gut gefallen hat mir die Hintergrundrecherche, die zweifelsfrei nötig ist, einen fundierten historischen Roman dieser Epoche zu schreiben. Es ist jederzeit nachvollziehbar und authentisch und als Leser taucht man schon nach wenigen Seiten ein in eine Vergangenheit, die noch gar nicht so lange her ist.

    nsgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen. Es ist ein Soloband, kein Mehrteiler und im Epilog löst die Autorin alle offen gebliebenen Fragen letztendlich befriedigend auf.

    Eine Leseempfehlung für alle, die historische Romane der deutschen Kriegs- und Nachkriegszeit mögen – mitreißend und berührend.
    Indigene Menschen aus Nordamerika erzählen Eldon Yellowhorn
    Indigene Menschen aus Nordamerika erzählen (Buch)
    27.06.2024

    Fundiertes Sachbuch zum Thema Indianistik aus der Feder eines Angehörigen der Piikani Nation in Kanada.

    Buchinhalt:

    Mitakuye Oyasin – alles ist miteinander verbunden. Diese Weltanschauung der Vernetzung ist ein Grundprinzip der Lebensweise aller amerikanischen Ureinwohner, auch wenn jener Ausdruck speziell aus der Sprache der Lakota stammt. Dieses Buch gibt Einblick in das Wissen, die Bräuche und die Spiritualität der amerikanischen und kanadischen Natives und vereint dabei Vergangenes und Gegenwart zu einem interessanten und spannenden Ganzen. Der Autor ist selbst ein Piikani, daher kommen alle Informationen aus erster Hand und ermöglichen einen authentischen Einblick in Leben und Denken der indigenen Menschen in Nordamerika.


    Persönlicher Eindruck:

    Seit frühester Kindheit interessiere ich mich für die Indianer Nordamerikas. Auch wenn der Ausdruck „Indianer“ heute von manchen Menschen nicht mehr wirklich benutzt wird und durch Begriffe wie Indigene oder First Nations ersetzt wird, hat das Thema für mich nicht an Spannung und Anziehung verloren. Dieses Buch von Prof. Dr. Eldon Yellowhorn ist dabei ein Sachbuch, das Informationen aus erster Hand liefert. Yellowhorn ist Anthropologe und er ist Piikani, Mitglied einer indigenen Nation, die in Kanada ansässig ist.

    Grundprinzip ist die Weltanschauung, dass alles miteinander vernetzt und verflochten ist. Mensch, Tier und Pflanze, aber auch die Elemente, stellen eine untrennbare Einheit dar. Veränderungen bei einem haben Auswirkungen auf alle anderen. Die Welt (sprich: die Natur) ist ein Geschenk, das es zu bewahren gilt, auch für nächste Generationen. Daher legt die Denke der indigenen Nationen großen Wert auf Nachhaltigkeit, Yellowhorn macht das immer wieder an Beispielen deutlich.

    Gut gefallen haben mir die Landkarten am Beginn jedes Kapitels, auf denen die unterschiedlichen Stammesnationen und ihre Gebiete eingezeichnet sind. 573 Tribes gibt es noch heute in den USA, 600 in Kanada. Ihr Wissen und ihre Geschichten können helfen, durch die Vergangenheit das Heute anders zu gestalten und damit das Morgen für alle zu einem Ort machen, an dem auch zukünftige Generationen leben können.

    Viele Bilder untermalen das Erzählte. Interessant waren für mich insbesondere die, die heutige Indigene in ihrer Regalia (traditionelle Kleidung) zeigen, wie sie auf Powwows (Treffen zu gemeinsamem Tanz und Aufrechterhaltung der indigenen Kultur) getragen werden. Yellowhorn hat viele Indigene interviewt und lässt die Traditionen sehr vieler Stämme einfließen in sein Buch.

    Das Glossar am Ende des Hauptteils erläutert zahlreiche Begriffe, die im Text fallen und ermöglicht so auch denjenigen, die sich weniger im Thema auskennen, einen fundierten Einblick.

    Insgesamt ist das Buch mit einer Altersangabe ab 10 Jahren ausgegeben, ich bin allerdings der Meinung, dass es keine Altersgrenze braucht. Es ist ein interessantes Sachbuch für Jung und Alt und ermöglicht jedem Leser tief einzutauchen in das Leben der indigenen Bevölkerung, sie besser zu verstehen und letztendlich auch viel für sich selbst daraus mitzunehmen und zu lernen.

    Eine absolute Leseempfehlung!
    Mein Land, mein Leben Eline Rosenhart
    Mein Land, mein Leben (Buch)
    25.06.2024

    Hat meinen Geschmack leider nicht getroffen – zu viel Langeweile trotz aktuellem Thema.

    Buchinhalt:

    Israel 2015: in einer Epoche, geprägt von der Messer-Intifada erzählen ein Palästinenser, eine Jüdin und eine Christin von ihrem Leben in Tel Aviv und anderswo, von politischen und sozialen Konflikten, ihrer jeweiligen Kultur und von ihrem Alltag. Während Jüdin Yahav mit den Erinnerungen an ihre Militärzeit ringt, träumt der Muslim Wael von einer gemeinsamen Zukunft mit seiner Verlobten und Nienke, eine Christin, die ursprünglich aus den Niederlanden stammt, sucht ihre eigene Identität zwischen Christen und Juden. So bleibt es nicht aus, dass völlig konträre Vorstellungen und Überzeugungen aufeinandertreffen – in einem Land, das damals wie neute ein Pulverfass zu sein scheint....


    Persönlicher Eindruck:

    Autorin Rosenhart, die selbst viele Jahre in Israel lebte und die Mentalität der unterschiedlichen Kulturen dort am eigenen Leib erlebt hat, nimmt ihre Leser mit auf eine moderne Reise ins Heilige Land der Gegenwart. Zeitpunkt der Erzählung sind die Jahre 2015-2017, die wie heute geprägt sind von politischen Spannungen, der Messer-Intifada dieser Zeit sowie einem Culture Clash dreier Weltreligionen.

    Hauptfiguren sind drei junge Leute in den 20ern: da ist Wael, ein muslimischer Palästinenser, der einerseits aktiv ist bei Demonstrationen gegen Israel und auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, andererseits aber träumt von einer gemeinsamen Zukunft mit seiner Verlobten, wenn denn das Häuschen in Bethlehem endlich fertig ist. Dann ist da Yahaf, eine aschkenasische Jüdin, und schließlich Niemke, eine Christin aus den Niederlanden, die sich sehr zum jüdischen Glauben hingezogen fühlt und noch nicht recht weiß, wo sie eigentlich hingehört.

    Alle drei Figuren nehmen den Leser mit in ihren Alltag. Die Einzelgeschichten laufen lange Zeit getrennt voneinander ab, man erfährt viel über die Lebenssituation in Israel, die Spannungen unter den Volksgruppen und erhält einen Einblick in den Alltag der Menschen im Nahostkonflikt.

    So weit, so gut. Dennoch hatte ich mir etwas anderes versprochen von dem Roman und bin ehrlich gesagt nicht sonderlich glücklich mit dem, was ich lese. Vieles klingt wie eine Reportage im Fernsehen, so wirklich nahe kommt man den Personen, die beschrieben werden, nicht. Ob das die Absicht der Autorin ist, weiß ich nicht, allerdings stellte sich bei mir recht früh Langeweile beim Lesen ein und das ist nicht gut. Ich hatte mir einfach einen Roman erhofft, der vor der Kulisse des Nahostkonfliktes eine spannende Geschichte erzählt, in die man eintauchen kann, doch das war leider nicht der Fall.

    Natürlich soll dieser Roman helfen, die Menschen hinter den Konflikten im Heiligen Land besser zu verstehen. Und es muss auch jedem klar sein, dass es nicht wirklich einfach ist, sich immer und zu jeder Zeit in alles hinein versetzen zu wollen. Trotzdem war das Ganze für mich eher Dokumentation und manchmal fast ein Sachbuch (obwohl die Charaktere fiktiv sind) und weniger eine packende Lektüre, die in meinem Gedächtnis nachhallt. Klar, die Geschichten der Figuren verbinden sich letztendlich irgendwie, eine emotionale Nähe zu ihnen aufbauen konnte ich beim Lesen leider gar nicht.

    Am interessantesten fand ich die Einblicke in die jüdische Kultur, Alltag und Brauchtum, gerade wenn ich ein Buch über Israel lese. Das Glossar mit den wichtigsten Begriffen war dabei durchaus hilfreich und man bekam wirklich einen guten Einblick.

    Insgesamt aber war mir der Roman einfach zu langweilig, als dass er mich hätte überzeugen können. Für alle, die mehr über die Mentalität der Volksgruppen in Israel lernen wollen, könnte das Buch allerdings interessant sein, mein Buch war es leider nicht.

    2,5 Sterne.
    So ist das nie passiert Sarah Easter Collins
    So ist das nie passiert (Buch)
    17.06.2024

    Enttäuschend: zeitlich konfuse, episodenhafte Erzählung ohne Roten Faden und wenig glaubhaft

    Buchinhalt:

    Kurz nach ihrem 13. Geburtstag verschwindet Willas kleine Schwester Laika spurlos. Lange Zeit sucht die Familie unter anderem über die Medien nach ihrer Tochter. Willa geht ins Internat, die Jahre vergehen. Eines Tages begegnet Willa auf einer Party einer Frau, in der sie die verloren geglaubte Laika meint, zu erkennen...


    Persönlicher Eindruck:

    Was für eine Enttäuschung. Im Grunde hatte ich mir etwas vollkommen anderes erhofft, als das, was der Roman letztendlich bot. Die Idee von der verschwundenen Schwester und das (vermeintliche?) Wiedererkennen wären durchaus spannend und gut für einen Plot, der den Leser mitreißen könnte – leider schafft es Frau Collins auf 400 Seiten nicht, mich an das Gelesene zu fesseln.

    Der Erzählstil ist episodenhaft, zeitlich verworren und ohne erkennbaren Roten Faden. Eine Fülle an Figuren erzählen aus unterschiedlichen Perspektiven eine bruchstückhafte Handlung, die der Leser selbst in eine halbwegs sinnvolle Reihenfolge bringen muss – oder beim Versuch entnervt verzweifelt. Die Geschichte hat in meinen Augen keinerlei Zusammenhang, auch wenn es Passagen gibt, die von Laikas Verschwinden, dem cholerischen Vater und der Kindheit der beiden Schwestern erzählen. Dazwischen gibt es zahlreiche Kapitel übertitelt „Abendessen mit Freunden“, die allerdings bis zuletzt im Unklaren darüber lassen, ob es sich dabei immer um den gleichen Abend handelt oder ob der Text sich auf verschiedene Tage bezieht.

    Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Willa, die ältere der beiden Schwestern sowie deren Internatsfreundin Robyn, die im Erwachsenenleben dann mit einer Frau namens Cat verheiratet ist. Robyn ist für Willa so eine Art Schwester-Ersatz, im Laufe der Rückblenden gibt es sehr viel Körperkontakt sowohl zwischen den beiden Schwestern sowie zwischen den beiden Freundinnen, was mir ehrlich gesagt in der dargebotenen Fülle recht befremdlich erschien. Ein Personenregister der Figuren insgesamt und ihrer Zusammengehörigkeit gibt es leider nicht.

    Die Figuren selbst waren bis zuletzt blass und austauschbar, einen wirklichen Draht zu einer von ihnen konnte ich beim Lesen nicht aufbauen. Zudem gab es mehrere unrealistische und somit unglaubwürdige Passagen, wie beispielsweise der übereilte Aufbruch Willas nach Thailand, wo sie einer Zeugenaussage zufolge ihre Schwester zu finden hoffte. Ob Willa irgend etwas arbeitet, erschloss sich mir nicht – wenn ja, wie kann sie kurzfristig eine Woche nach Thailand verschwinden, wenn nein, wie finanziert sie dann die Reise...? Alles sehr merkwürdig.

    Wie sich der Fall des Verschwindens von Laika am Ende klärt, fand ich jedenfalls nicht sonderlich realistisch sondern sehr konstruiert. Es hat halt einfach so sein sollen, ein Reißer war es für mich nicht. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass ein Familienangehöriger sich auch nach 20 Jahren nicht so sehr verändert haben kann, dass ihn die nächsten Angehörigen nicht mehr erkennen. Aber das ist meine Meinung, soll jeder selbst entscheiden, wie realistisch das Ganze rüber kommt.

    Insgesamt empfand ich den Roman als eine zusammenhanglose Aneinanderreihung zeitlich unsystematischer, meist belangloser Gespräche, viel Gejammer um den Verlust und wenig sinnvoller Suche. „So ist das nie passiert“ - nein, so kann das auch in der Realität nie passiert sein, tut mir leid.

    Eine Geschichte die nicht weiter im Gedächtnis bleibt – vertane Lebens- und Lesezeit. Keine Empfehlung.
    Ein Gott, der mich sieht Mary Demuth
    Ein Gott, der mich sieht (Buch)
    16.06.2024

    Verkannte Frauengestalten in der Bibel und deren Bedeutung für die Gegenwart

    Buchinhalt:

    Eva, Hagar, Batseba oder Maria aus Magdala – allesamt biblische Frauengestalten, die mit der Erfahrung konfrontiert sind, falsch verstanden, abgelehnt oder in Schubladen gesteckt zu werden. Egal ob zu biblischer Zeit oder heute – missverstanden oder verkannt zu werden geschieht schnell und langanhaltend. 10 biblische Frauen und ihre Geschichte, Parallelen zur Gegenwart und eine gemeinsame Gewissheit: Jede Einzelne ist von Gott gesehen...


    Persönlicher Eindruck:

    Autorin DeMuth stellt in ihrem Buch zehn biblische Frauengestalten vor, die in ihrem Kontext verkannt, missverstanden oder in Schubladen gesteckt wurden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Alten Testament. Manch einem mögen Namen wie Batseba, Tamar oder Phöbe eher unbekannt erscheinen, während Maria aus Magdala, Eva oder auch Hagar zu den eher bekannten Figren der Bibel zählen.

    Jedes Kapitel widmet sich in erzählender Form der Geschichte der jeweiligen Person, wobei aich die Autorin nahe am Bibelwort orientiert, aus Gründen der Verständlichkeit aber den Text so verändert und ergänzt, dass eine tiefgehende Geschichte entsteht. Danach zieht DeMuth Parallelen zu anderen Bibelstellen und erläutert den historischen Kontext, legt die Frauengeschichte mit eigenen Worten aus und spart nicht mit ihrer eigenen Auffassung. Natürlich regt dies zum Nachdenken an und bringt dem Leser die einzelnen Frauenfiguren auch näher, jedoch muss ich zugeben, auch durchaus schon gegenteilige Auffassungen anderer Autoren / Theologen gelesen zu haben, die teilweise der Meinung der Autorin hier widersprechen. Gerade bei Rahel / Lea fällt das auf, denn Lea kommt bei DeMuth wesentlich besser weg als bei anderen.

    Des Weiteren führt das Buch aus, welche Parallelen von den biblischen Geschichten ins Hier und Jetzt gezogen werden können, unter der Überschrift „Was bedeutet das für dich?“. Jedes Kapitel will zum Nachdenken und Reflektieren des Gelesenen anregen, anhand farblich unterschiedlich hinterlegter Textboxen verfügt das Buch auch über Diskussionsfragen, die zum Beispiel in einem Lesekreis verwendet werden können.

    Allen Frauen der Bibel, die hier besprochen werden, ist eines gemeinsam: Sie sind vor Herausforderungen gestellt, die so oder so ähnlich bis in die heutige Zeit Bestand haben und den gemeinsamen Grundtenor haben, dass jede Einzelne von Gott wirklich gesehen wird und damit nicht allein dasteht mit ihrem Schicksal.

    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, es ist eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich näher mit einzelnen Figuren aus der Bibel befassen und eventuell unbekanntere Bereiche besser verstehen möchten.
    Mit jeder kleinen Entscheidung Tamera Alexander
    Mit jeder kleinen Entscheidung (Buch)
    12.06.2024

    Sehr amerikanisch in der Frömmigkeit der Figuren, teilweise auch an der Realität vorbei.

    Buchinhalt:

    Die Ehe von Innenarchitektin Claire und Anwalt Stephen liegt nach zwei Seitensprüngen von Stephen in Trümmern. Als dieser kurzerhand eine alte Südstaatenvilla erwirbt und einen neuen Job in einer Kanzlei in Atlanta annimmt, wird Claire vor vollendete Tatsachen gestellt. Nie hat sie in einem so alten Haus wohnen wollen, doch dann findet sie in der Villa ein altes Tagebuch, das einer gewissen Charlotte gehörte, die zu Zeiten des Bürgerkriegs in der Villa lebte. Der Fund setzt Ereignisse in Gang, die Claire zwingen, ihr bisheriges Leben noch einmal neu zu überdenken....


    Persönlicher Eindruck:

    In dem Gegenwartsroman Mit jeder kleinen Entscheidung erzählt Autorin Tamera Alexander die Geschichte von Claire und Stephen, einer gescheiterten Ehe und einem versuchten Neuanfang in einer alten Südstaatenvilla in Atlanta. Es ist nicht das, was Hauptfigur Claire sich gewünscht hat – ihr Mann Stephen stellt sie mehr oder minder vor vollendete Tatsachen. Zwei Seitensprünge von Stephen haben Claire zu der Überzeugung gebracht, dass ihre Ehe am Ende ist und dennoch geht Claire mit.

    Die Geschichte ist ganz okay, doch aufgrund des Klappentextes hatte ich ehrlich gesagt andere Erwartungen. Ich hatte mir erhofft, dass die Autorin einen größeren Fokus auf die historischen Passagen lenkt, doch leider dümpelt alles mehr oder minder in der Gegenwart dahin. Schade, denn die Erzählung aus dem Bürgerkrieg hätte das Zeug dazu gehabt, einen tollen, tiefgründigen und mitreißenden Roman zu ergeben – ja, wenn Frau Alexander dieses Potential genutzt hätte.

    Ich gebe offen zu: es wurde mir mit der Zeit einfach zu viel, dass sich der Plot immer nur um die Ehekrise drehte. Claire verzweifelt lange Strecken am Tod ihres kleinen Sohnes, der allerdings schon 13 Jahre vor der Romanhandlung passierte und natürlich am Fremdgehen ihres Mannes. Ob man dafür so viele Seiten braucht, ich weiß es nicht.

    Die christlichen Passagen waren sehr deutlich und daraufhin ausgelegt, dass unter allen Umständen an der Ehe festgehalten werden muss, egal, wie schlimm die Verfehlungen auch sind. Claire spricht relativ weit vorne im Buch davon, „Gott gehorchen zu müssen“, als sie immer noch bei ihrem Mann bleibt, statt ihn in die Wüste zu schicken. Das fand ich weniger authentisch. Egal, welche Überzeugungen der einzelne Leser auch haben mag, für mich war die Frömmigkeit und das Verhalten der Figuren doch sehr amerikanisch und gegen Ende sogar relativ unglaubwürdig. Gerade der Schluss war für meinen Geschmack sehr konstruiert und nicht sonderlich glaubhaft und diente mehr oder minder dazu, die vermittelte Ansicht beim Leser zu festigen.

    Ich verrate sicher nicht zu viel, wenn ich preisgebe, dass Claire Stephen wieder zurücknimmt, ihm alles verzeiht und an mehreren Stellen im Buch die Schuld sogar bei sich selber sucht. Gut, das hat einfach so sein müssen, aber es geht einfach auch ein Stück weit an der Realität vorbei.

    Gut gefallen haben mir die historischen Passagen, auch wenn diese nur sehr spärlich auftauchten und eher schmückendes Beiwerk waren. Ich habe schon viele Romane von Tamera Alexander gelesen, die mir sehr gut gefielen – dass dieser hier aus aus der Reihe tanzt, das hätte ich nicht erwartet.

    Letztendlich konnte mich der Roman als Ganzes nicht überzeugen, so leid es mir tut. Im Gedächtnis nachhallen wird er ganz sicher nicht.
    Die nackte Kuh Jürgen Ehlers
    Die nackte Kuh (Buch)
    09.06.2024

    Satirischer Einblick in die Möglichkeiten mit künstlicher Intelligenz lebensechte Bilder zu erzeugen

    Buchinhalt:

    ChatGPT und Bing Image Creator sind nur zwei von zahlreichen Programmen, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz Bilder erzeugen können, die so lebensecht wirken, als seinen sie real. Dieses Buch befasst sich damit und was überhaupt möglich ist mit KI – und wo sie an ihre Grenzen stößt.


    Persönlicher Eindruck:

    KI – künstliche Intelligenz – ist inzwischen in aller Munde. Traue nie einem Bild im Internet, es könnte computergeneriert und nicht echt sein – dafür aber technisch so realitätsgetreu, als sei es real.

    Autor Jürgen Ehlers geht in diesem Buch der Frage nach, was alles möglich ist mit küstlicher Intelligenz, und was nicht. Dazu bedienst er sich den beiden Programmer ChatGPT und Bing Image Creator, die anscheinend kostenlos für Jedermann einen Einstieg in die welt der KI ermöglichen. Genau hier stößt das Buch an die erste Grenze. Bei Caht GPT weiß ich es nicht, allerdings ist Bing Image Creator nicht ohne Weiteres kostenlos nutzbar, auch nicht zum ausprobieren. Ich habe es versucht, doch ohne Anmeldung über ein Microsoft Nutzerkonto geht das gar nichts: wir zahlen also mit unseren Daten. Umsonst ist der Tod und der kostet bekanntermaßen auch das Leben.

    Die Bilder im Buch sind allesamt mit KI erzeugt und zweifelsohne beeindruckend. Das Buch hat eine satirische Komponente, die sich besonders in dem Anschnitt „Die nackte Kuh“ zeigt. ChatGPT betrachtet es wohl als anstößig, eine Kuh ohne Kleidung zu zeigen (Fell zählt nicht): daher trägt die letzte normale Kuh auf dem Bild eine Strickjacke und auch die KI ist zufrieden.

    Es ist erstaunlich, was alles möglich ist, keine Frage. Andererseits ist es auf allen Bildern noch immer sichtbar, dass es keine Fotos sind sondern generierte Bilder. Es ist eben Kunst und das darf (soll) man auch sehen. Wirklich erschreckend sind die Bilder des afrikanischen Mädchens mit Huhn, denn die sind nicht von einem Foto zu unterscheiden.

    Witzig ist, dass auch die KI an ihre Grenzen stößt und beispielsweise nicht weiß dass Glühwürmchen keine Würmchen sondern Käfer sind. Wir sind also noch nicht ganz verloren.

    Insgesamt ein faszinierender und auch humorvoller Einblick in die „Denke“ der KI und in ihre Möglichkeiten!

    In Zeiten der Freundschaft Cathy Gohlke
    In Zeiten der Freundschaft (Buch)
    06.06.2024

    Geschichte um Freundschaft, Verrat, Versöhnung und Ehrlichkeit. Kein wirklicher Pageturner, leider.

    Buchinhalt:

    Im Jahr 1905 verliert Adelaide durch ein Schiffsunglück ihre Eltern und wird dann von ihrem wesentlich älteren Halbbruder in das Mädcheninternat Lakeside geschickt. Das Mädchen fühlt sich schrecklich allein und wird von Mitschülerinnen drangsaliert, findet in Dorothy, Ruth und Susannah aber schließlich Freundinnen, die mit ihr durch dick und dünn gehen. Erst als der Erste Weltkrieg nahe rückt und sich Adelaide und Dorothy in denselben Jungen verlieben, scheint die Mädchenfreundschaft zu zerbrechen. Über 20 Jahre später treffen sich die Frauen schließlich wieder. Werden sie an die alte Freundschaft wieder anknüpfen können oder ist inzwischen einfach schon zu viel passiert?


    Persönlicher Eindruck:

    Von Autorin Cathy Gohlke kenne ich bereits mehrere Romane, die mich allesamt sehr mitgerissen und zum Nachdenken gebracht haben. Das vorliegende Werk In Zeiten der Freundschaft, das die lebenslange Freundschaft von vier Mädchen zum Thema hat, entwickelte sich hingegen anders, als ich erwartet habe. Das soll nicht heißen, dass ich es nicht gerne gelesen habe, aber an den Erfolg der anderen Werke der Autorin kann es meiner Meinung nach leider nicht anknüpfen.

    Hauptfigur der Geschichte ist Adelaide, die mit 12 Jahren als Waise nach Lakeside, einem Mädcheninternat in Kanada, kommt. Trotz Eingewöhnungsschwierigkeiten freundet sie sich mit Dorothy, Susannah und Ruth an, die als „Ladys von Lakeside“ einander ewige Freundschaft und schwesterliche Verbundenheit für immer schwören. Doch wie im richtigen Leben ist es schließlich die Liebe zu einem Jungen, die der Mädchenfreundschaft den Garaus macht: Adelaide und Dorothy schwärmen beide für Stephen Meyer, den Sohn deutscher Einwanderer. Aufgrund der Geschehnisse des Ersten Weltkrieges ist es für den Deutschstämmigen sowieso schwer, geachtet zu werden, auch innerhalb der Mädchenclique ist das ein Thema und führt dort zu Zwistigkeiten.

    Zentrales Thema ist die Kluft zwischen lebenslanger Freundschaft und hinterhältigem Verrat; als christlicher Roman geht die Geschichte aber so weit, dass die Aussöhnung zwischen den Mädchen von damals einen großen Raum einnimmt. Der christliche Aspekt als solcher ist eher spärlich aber dennoch glaubwürdig in das Leben der Figuren eingeflochten.

    Was mich etwas gestört hat, war, dass mir etwa ab der Hälfte der Geschichte klar war, wie sie ausgeht und es dann im Grunde keine spannenden Wendungen mehr gab. Der Plot gibt relativ früh bekannt, in welche Richtung die Geschichte am Ende geht und das fand ich schade. Gerade durch die beiden Zeitebenen wäre mehr Spannung möglich gewesen, die Frau Gohlke diesmal nicht so zu nutzen vermochte, wie sie es in ihren anderen Romanen tat.

    Natürlich wartet der Roman mit Stoff zum Nachdenken und Reflektieren auf, trotzdem bin ich selbst unschlüssig, ob das Aufwärmen der Jugendfreundschaft der vier Hauptfiguren nach dem Bruch derselben wirklich das einzig Wahre ist. Manche Dinge sollte man einfach ruhen lassen. Natürlich ist genau dieses Aufwärmen der Aufhänger für die Geschichte, die Realität spricht aber oftmals eine andere Sprache. Mit aller Gewalt an etwas kleben, dass möglicherweise der Vergangenheit angehört, ist nicht immer der richtige Weg – aber das ist wie gesagt meine persönliche Meinung.

    Der Schluss ist sehr versöhnlich und ich werde nicht viel verraten, trotzdem gab es gerade im Mittelteil lange Passagen, in denen sich der Plot nicht vom Fleck rührte. Insgesamt war es eine nette Geschichte, aber kein Pageturner, der mich mit seinem Ende sonderlich überrascht hätte.
    Träume aus Meerglas und Sand T. I. Lowe
    Träume aus Meerglas und Sand (Buch)
    06.06.2024

    Relativ seichte Chick Lit mit christlichen Untertönen ohne sonderlich viel Tiefgang

    Buchinhalt:

    Der Kinderarzt Weston Sawyer hat vor Kurzem seine Frau bei einem Autounfall verloren und sucht einen Neuanfang in Sunset Cove. In seiner Praxis trifft er schließlich auf Sophia Prescott und ihr Kleinkind, Sophia ist frisch geschieden und erholt sich in ihrer Heimatstadt von den Übergriffen ihres gewalttätigen Ex-Mannes. Wes uns Sophia freunden sich nach anfänglichen Meinungsverschiedenheiten schließlich an – doch Wes hat kein Interesse an einer neuen Beziehung...


    Persönlicher Eindruck:

    Träume aus Meerglas und Sand ist der dritte Teil der Carolina Coast-Reihe um die Sand Queens, die drei Freundinnen Opal, Josie und Sophia. Vorkenntnisse aus den anderen Bänden sind nicht zwingend nötig, man kommt auch so mit und taucht ein in die Welt eines kleinen Küstenstädtchens, seiner Bewohner und Eigenheiten. Opal betreibt dort einen Laden mit Secondhand und Möbeln und ist die Freundin, bei der sich Hauptfigur Sophia, frisch geschieden, von den Eskapaden ihres Ex-Mannes, eines bekannten Footballspielers, erholen will. Zusammen mit Collin, ihrem aufgeweckten Dreijährigen, mischt Sophia schon bald in Sunset Cove mit.

    Es ist ein Gegenwartsroman mit durchgehender Zeitlinie, ein Liebesroman rund um Verlassenwerden, alte Wunden, Trauer und Neuanfang. Alles schön und gut, wenn das Ganze nicht so sehr Chick Lit wäre. Ich hatte mir erhofft, dass Autorin Lowe es schafft, Tiefgang und Anspruch mit Liebesgeschichte und christlichen Grundtönen zu vereinen, leider hat sie es nur bedingt geschafft.

    Auf langen Strecken ist der Grundtenor die gespannte „Beziehung“ zwischen Wes, einem Kinderarzt, und Sophia, der High Society-Lady. Ich konnte Wes gut verstehen, warum er Sophia kritisiert, ihre Art der Erziehung des dreijährigen Collin lässt durchaus zu wünschen übrig und auch so maßt sich Sophia Dinge an, die ihr beileibe nicht zustehen. Dennoch findet Wes Gefallen an der jungen Geschiedenen, nicht zuletzt, weil Collin den Doktor sofort ins Herz schließt und jedes Mal Feuer und Flamme ist, wenn er ihn sieht. Wes hat den Verlust seiner Frau und seines ungeborenen Kindes zu verkraften und möglicherweise ist das der Grund, warum es ihn immer wieder zu Sophia hinzieht. Wes jedenfalls ist ganz Gentleman, fürsorglich und hilfsbereit, während mir Sophia bis zuletzt relativ unsympathisch und oberflächlich erschien.

    Spannung kommt lange Zeit keine auf, erst, als Sophias Ex-Mann Ty auf der Bildfläche erscheint, ergeben sich einige Konflikte. Diese lösen sich aber meiner Meinung nach zu leicht wieder auf, so dass die Wirkung schnell verpufft.

    Insgesamt konnte mich die Geschichte nur mäßig begeistern. Ich bin kein Fan des Genres Chick Lit und genau hier würde ich den Roman verorten. Vieles ist relativ seicht und eher eine leichte Lektüre. Fans von Irene Hannons Hope Harbor-Reihe liegen hier sicher nicht falsch, dennoch fand ich die christliche Grundthematik zu flach. Mit mehr Tiefgang hätte es eine nette Geschichte für den Sommer werden können.

    Fazit: die auf dem Klappentext angekündigte „bewegende Liebesgeschichte“ fand ich in der Form leider nicht, es handelt sich hier eher um eine leichte, wenig anspruchsvolle Unterhaltung für zwischendurch, die nicht lange nachhallt.
    Toskanische Mandelträume Hannah Luis
    Toskanische Mandelträume (Buch)
    29.05.2024

    Seichte, banale Handlung: Herz-Schmerz-Schnulze ohne Anspruch. Enttäuschend.

    Buchinhalt:

    Nach ihrem Rausschmiss bei einer Cateringfirma macht sich die junge Noemi von Düsseldorf auf nach Venedig, um auf den Pfaden zu wandeln, die einst ihre verstorbene Großmutter Rosa beschritt. Von Rosa hat Noemi ihre Leidenschaft für das Pralinenmachen geerbt, eine Pralinenmanufaktur ist auch die erste Station auf ihrer Reise. Ihr Trip führt Noemi schließlich in die Toskana, wo ein Festival wiederauflebt, das einst ihre Großmutter mitbegründet haben soll. Zusammen mit Fabio, einem Journalisten, begibt sie sich tiefer in die Vergangenheit ihrer Oma – und in ihre bis dato brach liegende Gefühlswelt....


    Persönlicher Eindruck:

    Herzschmerz im Stil seichter Samstagabend-Unterhaltung: Junge Frau, arbeitslos, wandelt in Italien auf den Spuren ihrer Oma und findet nebenbei die Liebe. So einfach und banal ist die Geschichte – braucht aber 500 Seiten, um erzählt zu werden. Ganz ehrlich: ich hatte mir von dem reißerischen Klappentext „zum Dahinschmelzen“ auch ein bisschen Tiefgang und Anspruch erhofft. Leider konnte ich den nicht finden, zumindest nicht auf den ersten 250 Seiten, daher habe ich etwas getan, was ich sonst nie tue: ich habe das Buch abgebrochen. Der Grund: mich konnte weder der Plot, noch die Hauptfigur noch die Nebenfiguren irgendwie an den Roman fesseln.

    Wahrscheinlich bin ich im Laufe der Jahre anspruchsvoller geworden, was Romane betrifft: eine seichte Herz-Schmerz-Geschichte vor malerischer Urlaubskulisse ist mir einfach zu wenig für gute Unterhaltung, für mich war der Roman jedenfalls keine Wohlfühllektüre. schon die gelesenen 250 Seiten waren mehr Quälerei als alles andere.

    Noemi als Hauptfigur erscheint relativ naiv, wobei ich ihr den Rauswurf aus der Cateringfirma natürlich nicht anlaste (wer das Buch liest, wird erkennen, warum). Trotzdem passte es nicht so recht zusammen, wie frei und unbekümmert sie sich in Italien bewegt, schließlich ist auch sie Touristin, auch wenn sie das nicht wahr haben will. Wirklich authentisch kam sie mir nicht vor, generell lief alles zu glatt und konstruiert ab für meinen Geschmack.

    Am interessantesten war die Vergangenheit von Großmutter Rosa, doch mit zwei Zeitebenen hätte die Autorin wenigstens etwas Spannung rein bringen können. So bleibt das Ganze einfach ein 08/15 -Liebesroman, der mir nicht im Gedächtnis bleiben wird.

    Am Ende der Lektüre findet der Leser sechs Pralinenrezepte zum „nachbacken“, wobei mir schleierhaft ist, was man bei Pralinen backen muss, aber nun gut.

    Ich kann das Buch nicht weiter empfehlen, abgebrochen nach 250 Seiten.
    Waldgeheimnisse Wohllebens Waldakademie
    Waldgeheimnisse (Buch)
    19.05.2024

    Hochspannendes, lehrreiches Wissens- und Erlebnisbuch zum Thema Wald, reichhaltig bebildert

    Buchinhalt:

    Den Geheimnissen des Waldes auf der Spur: kaum ein Ökosystem ist so spannend und vielschichtig wie der Wald. Wie kommunizieren Bäume untereinander und wie funktioniert das Zusammenspiel aus Bäumen, Pilzen, Wildkräutern, Moosen, Flechten und Tieren? Was unterscheidet den gewachsenen Urwald von der Monokultur heimischer Forstwirtschaft? All diesen Fragen geht Wohllebens Waldakademie auf den Grund und gibt zudem Tipps für das eigene naturnahe Waldabenteuer.


    Persönlicher Eindruck:

    Vorab: ich bin absolut begeistert von diesem Naturbuch. In einer eingängigen, spannenden und lehrreichen Art und Weise erzählt es von den Geheimnissen, die den Wald seit jeher umgeben. Es geht um das Lebewesen Baum in erster Linie, aber auch darum, wie die Bäume untereinander vernetzt sind, miteinander kommunizieren und sich dazu mit anderen Lebewesen (den Pilzen) verbünden. Bäume können Botschaften schicken – an ihre Artgenossen, aber auch an unterschiedliche Tiere, die ihnen dann bei der Schädlingsbekämpfung zu Hilfe kommen. Natürlich sollte der Wald möglichst naturnah wachsen können und wir haben die Pflicht, dieses Ökosystem zu schützen und zu erhalten.

    Das Buch zu lesen ist ein Eintauchen in eine Welt, die einem so nah und banal erscheint, die aber alles andere ist. Es ist ein spannender Mikrokosmos aus Baumriesen, winzigen Kleinstlebewesen, mysteriösen Pilzen und scheuen Tieren. Wohlleben vergleicht diese Gemeinschaft mit einem Orchester, in dem ganz unterschiedliche Individuen zu einem großen Ganzen zusammenspielen – und genau das ist ein gesunder Wald.

    Man erfährt zunächst die Funktionsweise eines Baumes, zwischen Photosynthese, Wassertransport, Aktiv- und Ruhezeiten und taucht dann immer weiter ein in die interessanten Details. Auch den Klimawandel und die Folgen für die Natur und speziell die deutschen Waldgebiete werden nicht ausgeklammert. Es geht aber nicht nur um die Pflanzen sondern auch um die Vogel- und Tierwelt, sowie Essbares aus Wald und Wiese.

    Sehr gut gefallen hat mir der eingängige, durchweg fesselnde und ansprechende Schreibstil, der mich nur so an den Seiten hat kleben lassen. Es ist keinesfalls ein trockenes oder altbackenes Schulbuch sondern ein modernes Naturbuch, das sich so spannend liest wie ein Roman.

    Die einzelnen Kapitel sind reichhaltig bebildert und so punktet das Buch auch schon rein optisch. Farbige Schaubilder und kleine Quizfragen zum Gelesenen lockern dies noch einmal auf und unter „Probier's aus“ enthält das Buch viele kleine Experimente, die sich beim nächsten Waldspaziergang mit einfachen Mitteln durchführen lassen.

    Ein ganzes Kapitel am Ende ist dem eigenen Waldabenteuer gewidmet, denn Wohlleben ist der Meinung, dass eine Übernachtung im Wald ein Abenteuer ist, das jeder einmal machen sollte. Näher kann man sich der Natur auch kaum fühlen.

    Waldbaden und Resilienz sind heutzutage Schlagwörter, die man immer wieder hört. Der Wald ist ein Rückzugsort nicht nur für eine reichhaltige Tierwelt sonder auch für den Menschen, wenn er sich an gewisse Regeln hält und keine Spuren hinterlässt.

    Auf jeden Fall ist Waldgeheimnisse eine absolute Leseempfehlung für alle, die sich für die Natur und für Bäume und deren geheimes Leben interessieren – dieses Buch sollte jeder gelesen haben!
    Wir Kinder des 20. Juli Tim Pröse
    Wir Kinder des 20. Juli (Buch)
    18.05.2024

    Bewegendes Sachbuch über das Attentat auf Hitler 1944 und die Erinnerungen der Kinder der Widerständler. Absolut lesenswert!

    Buchinhalt:

    Am 20. Juli 1944 sollte ein Attentat Adolf Hitler in der Wolfsschanze in Ostpreußen töten, doch das Attentat misslang. Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Mitstreiter und mit ihnen 200 Widerstandskämpfer wurden anschließend von den Nationalsozialisten in einer beispiellosen Racheaktion getötet. Journalist Tim Pröse spricht mit den direkten Nachkommen derer, die an jenem 20. Juli ihre Väter, den Großvater oder Onkel verloren haben – und ein Zeugnis davon geben können, wer die Menschen waren, die ein Ende der NS-Diktatur herbeisehnten und ihr eigenes Leben dafür opferten.


    Persönlicher Eindruck:

    Die Kinder des 20. Juli lässt die Söhne, Töchter, Enkel und Neffen derer zu Wort kommen, die an jenem Tag im Jahre 1944 in der Gruppe rund um den Offizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg Widerstand leisteten: ein Widerstand, der sie das Leben kostete. Stauffenberg versuchte an jenem Tag, Hitler bei einer Besprechung im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ zu töten und damit das Ende der NS-Diktatur einzuläuten. Doch der Plan misslang, Hitler überlebte. Was daraufhin folgte, was beispiellos: In einer blutigen Racheaktion lässt Hitler 200 Widerstandskämpfer ermorden, ihre Frauen verhaften, ihre Kinder verschleppen.

    Genau diese Kinder von damals sind in diesem Buch Interviewpartner von Autor und Journalist Tim Pröse, der ihnen eine Stimme gibt und jeden von ihnen eindringlich porträtiert. Pröse geht in seinen Fragen ein auf die persönlichen Erinnerungen der direkten Nachkommen, die er in seinem Buch „Kinder des 20. Juli“ nennt. Was blieb jedem von ihnen ganz persönlich in Erinnerung von Vater, Großvater oder Onkel? Wie haben sie damals als Kinder empfunden?

    Den meisten Lesern wird der Name Stauffenberg ein Begriff sein oder der von Pfarrer Dietrich Bonhoeffer. Doch die Gruppe war viel umfangreicher, auch unbekanntere Namen bekommen hier denselben Stellenwert und werden dem Leser von heute vorgestellt. In den Gesprächen mit ihren Nachkommen wird deutlich: es gab viele, die ein Ende der NS-Herrschaft herbeisehnten und alles dafür taten, diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen, auch wenn dies das eigenen Leben kostete.

    Sehr beeindruckt hat mich, wir die Kinder der ermordeten Attentäter jedes Jahr am Todestag ihrer Väter die Gedenkstätte Plötzensee bei Berlin aufsuchen, den Ort, an dem ihre Väter erhängt wurden. Es muss doch schrecklich sein sich an einem solchen Ort bewusst zu werden, dass dies der Platz ist, an dem der geliebte Vater sein Leben ließ. Ich wüsste selbst nicht, ob ich das emotional schaffen würde. Doch wie schon bei den Vätern zuvor ist in der Gruppe der Kinder ein Gemeinschaftsgefühl entstanden, das jeden Einzelnen in der beklemmenden Situation aufrecht hält.

    Zwischen den Interviews beschreibt Pröse die historischen Hergänge besagten Attentats, der Pläne für die Zeit danach (sollte es denn glücken) und die geschichtlichen Abläufe, die die Männer des 20. Juli dazu brachten, aufzustehen und Widerstand zu leisten.

    Der Sprachstil ist eingängig und verständlich, das Buch ist eine geschichtliche Lehrstunde ohne trocken zu wirken, aber mit bewegenden Momenten und detaillierter Recherche. Vieles davon wissen wohl die wenigsten, denn Pröse geht sehr in die Tiefe: ein absoluter Pluspunkt.

    Zahlreiche Bildtafeln mit Fotos in der Mitte des Werkes unterstreichen und verdeutlichen das Gelesene, jedes Kapitel trägt ein Foto des Interviewpartners sowie des jeweiligen Vorfahren.

    Es ist ein Sachbuch, das einen beim Lesen nicht mehr loslässt, trotz der schweren, oftmals beklemmenden Schilderungen. Letztendlich wird deutlich: es ist ein Buch gegen das Vergessen und ein eindringliches Gespräch mit den letzten Stimmen des Widerstandes von 1944.

    Fazit: Eine absolute Leseempfehlung, die einen detaillierten Blick auf die Ereignisse des 20. Juli 1944 erlaubt und einen Einblick gibt in die Persönlichkeit der Männer, die den Mut hatten, sich gegen das Regime aufzulehnen.
    Mit Herz und Hingabe arbeiten Daisy Gräfin von Arnim
    Mit Herz und Hingabe arbeiten (Buch)
    15.05.2024

    Biografisches und Bibel verknüpft für eigene Denkanstöße zum Thema "Arbeit"

    Buchinhalt:

    Arbeit als beschwerliche Verpflichtung, notwendiges Übel oder doch schöpferisch-kreative Hingabe, die das Leben erfüllt? Diesem Thema widmet sich dieses Buch. Die als „Apfelgräfin“ bekannte Unternehmerin Daisy Gräfin von Arnim sinnt der Frage nach, was die Bibel zum Thema Arbeit sagt und wie jeder Einzelne sein Tun aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann.


    Persönlicher Eindruck:

    Frau von Arnim imponiert mir. Als Tochter eines Pfarrers und gelernte Buchhändlerin hat sie sich in der Uckermark ihren persönlichen Traum vom eigenen Unternehmen verwirklicht: sie betreibt das „Haus Lichtenhain“, welches sie als „Apfelgräfin“ weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus bekannt gemacht hat.

    Mit biografischen Elementen und Impulsen, die sich an der Bibel orientieren, forscht die Autorin in ihrem Buch der Frage nach, was Arbeit für uns Menschen bedeutet, wie wir sie empfinden und was das eigene schöpferische Gestalten bewirken und verändern kann. Selbst seit frühester Kindheit in der eigenen Hände Arbeit hineingewachsen ist von Arnim der Überzeugung, dass eine große Rolle dabei spielt, wie Eltern ihren Kindern Arbeit vorleben. Arbeit kann ein Segen sein, kann erfüllen – aber sie kann auch krank machen, wenn sie keinen anderen Lebensinhalt neben sich duldet.

    Die ersten Kapitel gehen der Frage nach, was Arbeit an sich eigentlich ist und wie sie über die Jahrtausende entstand. Erst danach kommt eine christliche Komponente mit ins Spiel, durch die von Arnim biblische Geschichte, gegenwärtiges Leben und ihre eigenen Überzeugungen miteinander verknüpft und erläutert.

    Es ist sehr angenehm, dem Schreibstil der Autorin zu folgen, sie schreibt eingängig und gut verständlich. Man ist geneigt, alles unbesehen abzunicken, doch so einfach ist das Ganze meiner Meinung nach auch nicht. Geht man vom biografischen Hintergrund der Autorin aus und davon, dass sie eine etablierte, erfolgreiche Unternehmerin ist, kann man nachvollziehen, dass Arbeit für sie selbst keineswegs das lästige, beschwerliche Tagwerk ist und sie Arbeit als emotional gewinnbringend und erfüllend betrachtet. Doch das trifft beileibe nicht auf jeden in der arbeitenden Bevölkerung zu. Für viele wird zeitlebens ihre Arbeit nicht mehr sein (können) als beschwerlicher Broterwerb, weil es eben keinen dementsprechenden finanziellen Hintergrund gibt, der ein anderes Denken erlaubt. Leider geht das Buch gar nicht auf diese Schattenseiten des Alltags von vielen ein und spricht nur vom „Götzen Arbeit“, wenn Arbeit eben getan werden muss und für Ermutigendes wenig Raum und auch Zeit übrig bleibt.

    Ich frage mich: wenn Arbeit als derart erfüllend und von Herzen beglückend wahrgenommen wird – warum nimmt man dann überhaupt noch Geld dafür? Richtig: Arbeit ist Broterwerb. Nirgends steht geschrieben, dass Arbeit Spaß machen muss. Arbeit kann dies durchaus, es allerdings generell vorauszusetzen ist relativ blauäugig.

    Interessant waren die Impulse dahingehend, wie von Arnim Arbeit und Gottgefälligkeit miteinander verknüpft. Arbeit versteht sie als Anbetung und Verherrlichung des Herrn, sowohl im Diesseits unseres irdischen Lebens als auch später im Himmel. Es gibt also viel Stoff zum Nachdenken.

    Das Layout des Buches ist äußerst ansprechend, viele schöne Bilder ergänzen den Text und dezente Zeichnungen untermalen den Textkörper auf den einzelnen Seiten.

    Mein Fazit: Viele interessante Impulse zum Reflektieren, aber vielleicht auch etwas schöngefärbt und idealistisch. Auf jeden Fall hat es mir viel Freude bereitet, mehr über die wirklich interessante Autorenpersönlichkeit zu erfahren!
    Donald Duck - Bitte lächeln! Walt Disney
    Donald Duck - Bitte lächeln! (Buch)
    15.05.2024

    Lustige Comic-Strips um den berühmtesten Erpel der Welt. Gelungen!

    Buchinhalt:

    Donald Duck feiert sein 90-jähriges Jubiläum, dieser schöne Comicband feiert dies mit einer Fülle an kurzen, lustigen Comic-Strips rund um die Bewohner von Entenhausen. Die Strips sind durchschnittlich 3-6 Bilder lang und immer zwei davon befinden sich auf einer Seite. Es gibt ein Wiedersehen mit Donald, Micky Maus, Dagobert, den Neffen Tick, Trick und Track, den Panzerknackern und allerlei weiteren Figuren, die man aus Entenhausen kennt.


    Persönlicher Eindruck:

    Der wohl berühmteste Erpel der Welt feiert seinen Neuzigsten – und ist dennoch jung geblieben: Donald feiert Jubiläum und der Egmont-Verlag beglückt alte und junge – und junggebliebene – Leser mit diesem schönen Comicband.

    In zahlreichen kurzen Comic-Strips erzählt Walt Disney von Entenhausen, von Donald, Mickey, Oma Duck. Lieb gewonnene Figuren aus der Kindheit geben sich hier ein Stelldichein: jeder Strip hat durchschnittlich vier Bilder und kommt kurz und knackig auf den Punkt. Dabei sind alte Witze genauso vertreten wie Neues, Altbekanntes wechselt sich ab mit den modernen Errungenschaften denn Tick, Trick und Track posten auch schon mal eine Einladung an Oma Duck im Internet oder zücken das Handy. Dennoch haben die Kurzgeschichten nichts am ursprünglichen Reiz der aus den Micky Maus-Heften und Lustigen Taschenbüchern bekannten Figuren aus Entenhausen verloren.

    Das Layout ist sehr gelungen, jeweils zwei Strips befinden ich auf einer Seite. Der Zwischenbereich ist mit einer Entenhausen-Figurenkette verziert, alle Bilder sind vollfarbig und auch das Cover lässt für Fans keine Wünsche offen.

    Was ich sehr lobenswert finde: die Art der Zeichnungen und der Stil sind geblieben. Im Gegensatz zu Pumuckl, Biene Maja & Co. dürfen Donald und seine Freunde sicher sein, dass der den Fans gewohnte Zeichenstil beibehalten und nicht modern-weichgespült wurde. Ein absoluter Pluspunkt!

    Im Vorwort werden die wichtigsten Charaktere kurz in Bild und Text vorgestellt, so dass such diejenigen Leser, die dem Ganzen völlig unbeleckt entgegentreten, wissen, wer wer ist und wie alle zusammengehören.

    Insgesamt hat mich das Buch begeistert. Es war eine nostalgische Rückreise in die eigene Kindheit, denn angesprochen wird ganz sicher nicht nur die Zielgruppe der heutigen Kinder: der Comic ist eine Hommage an Walt Disney, Entenhausen und natürlich Donald Duck und geeignet für alle Altersstufen.

    Eine absolute Empfehlung für alle Donaldisten, Comicfreunde und solche, die es werden wollen – da bleibt kein Auge trocken!
    Der Untergang der "Wager" David Grann
    Der Untergang der "Wager" (Buch)
    10.05.2024

    Packender, brillant recherchierter Tatsachenroman zum Thema Seefahrt im 18. Jahrhundert

    Buchinhalt:

    Im Januar 1741 sinkt das britische Kriegsschiff Wager in einem Sturm vor der Küste Patagoniens beim Versuch, Kap Hoorn zu umrunden. Die schiffbrüchigen Überlebenden können sich an Land retten, doch die Insel ihrer Rettung ist felsig, Nahrungsmittel sind kaum vorhanden. Nahrungsmangel, Auszehrung und Hoffnungslosigkeit lassen sie Männer verrohen, die Gruppe zerfällt in mehrere Lager. Rund sechs Monate später stranden 30 Überlebende schließlich vor Brasilien, drei weitere in Chile. Beide Gruppen machen sich gegenseitig verantwortlich für die Havarie und die Folgen – die 30 in Brasilien Aufgegriffenen werden der Meuterei und des Mordes bezichtigt,....


    Persönlicher Eindruck:

    „Der Untergang der Wager“ ist eine historisch verbürgte Tatsache, deren Archivmaterial Autor Grann gekonnt zu einem fulminanten Abenteuerroman verwebt. Packend und atmosphärisch dicht erzählt die Geschichte von Schiffbruch, Meuterei und Mord – aber auch von Treue, Schuld, Unschuld und Verrat.

    In den 1740er Jahren sticht die Wager zusammen mit einer ganzen Flotte in See, der Auftrag: eine spanische Galeone, beladen mit Gold und anderen Schätzen, aufzubringen. Dabei ist die Wager eigentlich gar kein ein Kriegsschiff: sie wurde gebaut als Ostindienfahrer und erst nach dem Kauf durch die britische Navy in Kriegsdienste gestellt. Die Mannschaft ist zusammen gewürfelt und besteht zu einem Großteil aus zwangsverpflichteten Männern. Auf der Reise durch die gefährlichen Gewässer um Kap Hoorn läuft die Wager schließlich auf Grund und sinkt.

    Was danach passiert erinnert an Goldings Lord of the Flies: Die Überlebenden, die sich auf eine verlassene Insel retten können, verrohen zunehmend, Nahrungs- und Wassermangel setzen den an Skorbut erkrankten Seeleuten physisch und mental zu. Es kommt zu Brutalität und Gewalt, mehrere Lager entstehen. Während die eine Gruppe dem schwer verwundeten Kapitän weiter treu ergeben bleibt, schließt sich eine zweite dem Geschützmeister Bulkeley an, der eine natürliche Autorität und eine Menge gesunden Menschenverstand besitzt.

    Grann legt sich selbst nicht für eine Seite fest sondern bleibt in seiner Erzählung neutral. Nach ihrer finalen Rettung bezichtigen sich beide überlebenden Gruppen gegenseitig der Meuterei, die wirkliche Schuld für die Havarie und die Folgen sind bei heute weitgehend ungeklärt. Die beiden Köpfe der Spaltung innerhalb der Hierarchie, Kapitän Cheap und Geschützmeister Bulkeley sind meines Erachtens sehr gut ausgearbeitet und der Lese mag sich selbst ein Bild davon machen, welche Motive und welcher Antrieb die beiden Anführer zu ihren Entscheidungen trieb.

    Cheap klebt bis zuletzt an seiner von der Admiralität verliehenen Order, das Schiff zu kommandieren, der ursprüngliche Befehl ist ihm nahezu heilig, obwohl seine Verwundung in mehr als einschränkt, seine Befehlsgewalt auszuüben. Bulkeley hingegen ist ein naturgegebener Anführer mit Erfahrung und gesundem Menschenverstand, dem die Leute bereitwillig folgen. Eine wirkliche Schuldzuweisung ist schwer, denn eine wirkliche Zusammenarbeit des Führungsstabes im Augenblick der Gefahr findet nicht statt.

    Granns Quellenrecherche für seinen Roman ist phänomenal. In der Art einer wissenschaftlichen Arbeit belegt er alle seine Aussagen stichhaltig, das Literaturverzeichnis am Ende des Buches ist sehr umfangreich. Bildtafeln ergänzen die Erzählung, als Leser bekommt man tiefen und plastischen Einblick in das Leben der damaligen Zeit und der Männer auf einem solchen Schiff. Schwerste Knochenarbeit, Gefahr und Tod sind der tägliche Begleiter der Seeleute und machen so manche Passage der Geschichte düster und beklemmend. Der Alltag auf den Schiffen ist von Entbehrungen, Ungeziefer und Krankheiten gezeichnet, Privatsphäre und Individualität gibt es nicht, trotzdem muss die Schiffsgemeinschaft wie eine Art Familie funktionieren.

    Selten habe ich so einen spannenden und fesselnden Tatsachenbericht gelesen – das Buch kann ich jedem weiterempfehlen, der sich für die Seefahrt im Allgemeinen und für historische Kriminalfälle im Besonderen interessiert. Ein dramatischer Thriller, der aufräumt mit der verklärten Seefahrerromantik.
    Wenn wir unseren Träumen folgen Ane Mulligan
    Wenn wir unseren Träumen folgen (Buch)
    08.05.2024

    Sehr spannender Südstaatenroman mit heimeliger Atmosphäre und sympathischen Figuren- ein Lesehighlight 2024!

    Buchinhalt:

    Georgia, in den 1930er Jahren: Die Familie der drei Taylor-Schwestern Janessa, Lillian und Annie betreibt ein kleines Hotel im beschaulichen Sweetgum. Doch die Taylors sind nur Pächter – fast die gesamte Stadt gehört dem reichen Baumwollspinnerei-Besitzer Spencer, der seine Arbeiter ausbeutet und seine Firma mit harter Hand führt. Als die Arbeiter für bessere Bedingungen streiken, kommt es zu einem Brandanschlag, der auch die Familie Taylor maßgeblich betrifft. Die drei Schwestern kämpfen fortan für den Fortbestand des Hotels, ihre eigenen Träume und den Zusammenhalt der Familie....


    Persönlicher Eindruck:

    "Wenn wir unseren Träumen folgen" ist bereits das zweite Buch der Autorin, Mulligan, welches ich mit Begeisterung gelesen habe. Sie schafft bereits auf den ersten Seiten eine heimelige Atmosphäre und versetzt ihre Leser in die 1930er Jahre ins ländliche Georgia, in ein fiktives Städtchen namens Sweetgum. Es ist wie Heimkommen an einen lieb gewonnenen Ort – dies verdankt der Roman nicht zuletzt den sympathischen und gut ausgearbeiteten Figuren, die der Leser unmittelbar ins Herz schließt.

    Hauptschauplatz der Geschichte ist das kleine Sweetgum Hotel, das die Familie Taylor betreibt. Die Taylos sind allerdings nur Pächter, das Hotel gehört zur Baumwollspinnerei, dem einzigen großen Arbeitgeber vor Ort und damit dem geizigen, hartherzigen Mr Spencer, dem Bösewicht schlechthin. Kinderarbeit und verheerende Unfälle sind an der Tagesordnung, Arbeits- und Wohnverhältnisse der einfachen Arbeiter mehr als prekär.

    Die Geschichte wird aus der Perspektive von Janessa Taylor erzählt, der mittleren der drei Schwestern. Durch Janessas Augen nimmt der Leser teil am täglichen Leben, an all den kleinen Freuden, großen Nöten und Sorgen der Bewohner der Kleinstadt.

    Ich habe die Geschichte als unglaublich spannend und mitreißend empfunden, der Brandanschlag gleich zu Beginn und die fatalen Auswirkungen für de Taylors sowie für die kleinen Leute berührt beim Lesen. Der Zusammenhalt der Bewohner, das Gottvertrauen und die Tatsache, dass die drei Schwestern sich nicht unterkriegen lassen, sind maßgeblich für die vielschichtige Handlung. Bis zuletzt wartet die Autorin mit raffinierten Wendungen und ausgeklügelten Schachzügen auf und lässt auch Liebe und Romantik nicht außen vor.

    Das Buch ist im Grunde wie ein Film, Kopfkino ist auf jeden Fall garantiert. Innerer Kern des Plots ist der christliche Grundgedanke, der angenehm und unaufdringlich in das Leben der Figuren eingewoben ist. Zentrale Themen hierbei sind Gottvertrauen, Vergebung und Neuanfang.

    Gut gefallen hat mir, dass zwei Figuren aus Mulligans Roman „Zart wie Blüten, stark wie Stahl“ einen Gastauftritt haben und somit beide getrennt lesbaren Bücher zu einem lockeren Ganzen verwoben werden. Vorkenntnisse aus dem anderen Buch sind allerdings nicht nötig.

    Für mich ist das Buch ein Lesehighlight 2024 und eine absolute Leseempfehlung für alle, die niveauvolle Literatur und Romane mit christlichem Aspekt zu schätzen wissen.

    Volle Punktzahl, einfach toll!
    Das Haus Kölln. Große Hoffnung Elke Becker
    Das Haus Kölln. Große Hoffnung (Buch)
    05.05.2024

    Spannende Fortsetzung der Familiensaga zur Zeit des Ersten Weltkrieges

    Buchinhalt:

    Elmshorn, 1912: Bertha Köllns Haferflocken werden zum Verkaufsschlager der Kölln-Werke. Doch als der Erste Weltkrieg auch in Elmshorn um sich greift, drohen Familie und Fabrik neues Ungemach. Die Männer werden eingezogen und es liegt es an den Frauen, das Unternehmen weiterzuführen – auch im Werk arbeiten nun Frauen hinter den Maschinen und sowohl Berta als auch Schwiegertochter Else müssen selbst ihren Mann stehen. Die Emanzipation, die der Krieg zwangsweise mit sich brachte, verändert das Leben und die Stellung der Frau nachhaltig. Else eröffnet nach dem Krieg ein Damenbekleidungsgeschäft und auch in der Hafermühle stehen neue Veränderungen an....


    Persönlicher Eindruck:

    Der zweite Band der Saga um die Haferflocken-Dynastie Kölln im beschaulichen Elmshorn nahe Hamburg reiht sich nahtlos an an die Geschehnisse von Band 1: Die Haferflocke – einst von Bertha Kölln zufällig erfunden – etabliert sich für die breite Masse und schenkt der gebeutelten Hafermühle neuen Auftrieb. Zeitlich beginnt die Geschichte kurz vor dem Ersten Weltkrieg und erstreckt sich sodann bis in die Weimarer Republik, der Leser taucht ein in die sehr opulente Erzählung einer recht verschachtelten Familie mit vielen Mitgliedern.

    Leider krankt der zweite Band noch immer daran, dass es kein Personenregister oder zumindest einen Familienstammbaum gibt, das habe ich schon bei Teil 1 bemängelt. Es dauert eine gewisse Zeit, bis man sich in dem Wust aus Namen und Verflechtungen der Personen zurechtgefunden hat und das ist schade. Man könnte es dem Leser einfacher machen.

    Die historische Einbettung ist durchaus gelungen, man wird Zeuge der politischen Gegebenheiten als auch des Alltags in Vorkriegs- und Kriegszeit sowie der neuen Aufbruchstimmung in der noch jungen Republik. Frau Becker schreibt authentisch und nachvollziehbar mit guter Recherche.

    Wie bereits erwähnt ist der Kölln-Clan sehr groß und besteht aus zahlreichen Kindern, Enkeln, Geschwistern, Cousinen, Freunden und deren Anhang, das schafft eine Vielschichtigkeit, von der der Roman durchaus profitiert. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit fällt es zunehmend schwer, den Roman wieder aus der Hand zu legen, hat man einmal mit dem Lesen begonnen. Komischerweise würde man auch prima mitkommen ohne jedwede Vorkenntnisse, wobei diese den Genuss an der Geschichte selbstverständlich maßgeblich erhöhen.

    Neben dem Fortgang der familiären Entwicklung der Köllns geht es auch um die neue Stellung der Frau, den gesellschaftlichen Wandel und all die Höhen und Tiefen, denen das Bürgertum und die kleinen Leute der damaligen Zeit ausgesetzt waren.

    Ein paar Unstimmigkeiten möchte ich dennoch nicht unerwähnt lassen. Sie haben meinen Lesegenuss nicht sonderlich geschmälert, doch innerhalb eines historischen Romans der jüngeren Vergangenheit ist es für mich unrund, dass zur Zeit des Ersten Weltkrieges ein 5-jähriges Mädchen „okay“ sagt oder die Eintrittskarten für das Kino „Tickets“ genannt werden. Das passt einfach nicht zum damaligen Sprachgebrauch und hätten dem Lektorat auffallen müssen.

    Insgesamt ist „Große Hoffnung“ allerdings eine fulminante Fortsetzung, die ich gerne weiterempfehle und die mir spannende und angenehme Lesestunden bereitet hat. Zu Band 3 enthält das Buch eine Leseprobe – ich bin schon sehr gespannt auf diesen Abschlussband!
    Das Echo der Gezeiten Rebekka Frank
    Das Echo der Gezeiten (Buch)
    02.05.2024

    Hochspannender Roman auf zwei Zeitebenen um zwei junge Frauen und die Kraft des Meeres. Toll!

    Buchinhalt:

    Im 17. Jahrhundert suchen die junge Nes und ihre Mutter Schutz in einem Beginenkonvent auf der Nordseeinsel Strand. Doch in den Augen der Dorfbewohner werden die beiden heilkundigen Frauen als Hexen verschrien und der Entführung zahlreicher Kinder bezichtigt. Als der Mob grausame Rache an den unschuldigen Beginen nimmt, versucht Nes alles, um die Wahrheit herauszufinden...

    In den 1950er Jahren träumt Tilla von nichts anderem, als zu tauchen und alte Wracks und die Geheimnisse der Tiefe zu entdecken. Während ihres Studiums schließt sich Tilla einer Forschungsgruppe an, die ein altes Wrack vor der Nordseeküste untersucht. Dabei stößt sie auf eine uralte Legende...


    Persönlicher Eindruck:

    Zwei zunächst vollkommen voneinander getrennte Geschichten erzählen vom Leben zweier junger Frauen, der Kraft des Meeres, von Träumen, Tiefschlägen, Neuanfängen und alten Geheimnissen. Beide Geschichten liegen rund dreihundert Jahre auseinander, finden aber in derselben Gegend statt und haben eines gemeinsam: den Sog des Meeres, der beide Frauen in seinen Bann zieht.


    Nes' Geschichte im 17. Jahrhundert ist geprägt von Aberglauben, Hexenverfolgung und einem spannenden Kriminalfall, denn die Bewohner der Insel Strand bezichtigen die dort lebenden Beginen der Kindesentführung, des Mordes und der Hexerei. Mittendrin die junge Nes und ihre Mutter Belanca, die im Konvent der Beginen Schutz suchen.

    Dem gegenüber steht die Handlung um Tilla, die sich in den 1950er Jahren abspielt und sich mit dem Thema Tauchen beschäftigt sowie der Stellung der Frau als Studentin an den Universitäten des Landes. Die Nachkriegszeit macht es Frauen wie Tilla alles andere als leicht, ernst genommen zu werden. Tilla jedoch beißt sich durch und kommt schließlich als Mitglied einer Forschungsgruppe für Unterwasserarchäologie in Berührung mit einem alten Schiffswrack, das vor der Küste auf dem Grund der Nordsee liegt und letztendlich beide Handlungsstränge miteinander verbindet.

    Mch hat das Buch sehr gefesselt. Lange Strecken sind es kapitelweise wechselnd zwei vollkommen getrennte Romane, wenn man es so will. Gerade der historische Teil ist eine gekonnte Mischung zwischen historischem Roman und Kriminalfall. Das Leben der Beginen (die es übrigens bis heute gibt) wird anschaulich beschrieben und man wird als Leser unmittelbar hinein gesogen in eine wirklich spannende Geschichte von vor 300 Jahren.

    Tillas Passagen brauchten etwas, um in die Gänge zu kommen. Zu Beginn ist das Mädchen fast schon besessen vom Tauchen, bereits als Zwölfjährige. Später, als Tilla dann zu studieren anfängt, packt den Leser auch diese Geschichte und man kann kaum das Buch aus der Hand legen.

    Das Buch verfügt über zwei Karten die die Küstenlinie vor 3090 Jahren und von heute zeigen, sowie ein spannendes Nachwort der Autorin zu ihrer Recherche bezüglich des Romans. Insgesamt ein packendes, vielschichtiges Werk, das seinesgleichen sucht und das ich voll und ganz weiter empfehlen kann!
    Warum hängt daran dein Herz? Hauke Goos
    Warum hängt daran dein Herz? (Buch)
    26.04.2024

    Bewegende Schicksalsgeschichten während und nach dem Zweiten Weltkrieg - anhand verschiedener Erinnerungsstücke

    Buchinhalt:

    37 Erinnerungsstücke aus dem Zweiten Weltkrieg erzählen die Schicksale ihrer Besitzer, deren Eltern und Großeltern. Dabei kommen neben ganz normalen Allerweltsmenschen auch Prominente und ehemalige Politiker zu Wort. Warum hängt ein Herz an scheinbar unspektakulären Gegenständen und wie können diese dazu beitragen, die Kriegsgeneration besser zu verstehen?


    Persönlicher Eindruck:

    Das Buch und die Geschichten darin haben mich sehr bewegt – es sind die Lebensgeschichten unserer Eltern und Großeltern, zweier Generationen die im Zweiten Weltkrieg bereits erwachsen und die andere noch Kind war – Schicksale zwischen Vertreibung, Not und Lebensgefahr, aber auch Zeugnis von durchaus schöner, unbeschwerter Kindheit, verlorener Heimat und Neuanfang.

    Aufhänger für jede einzelne Geschichte ist ein Gegenstand, an dem das Herz seines heutigen oder des damaligen Besitzers hängt: das kann eine Suppenkelle sein, ein zerschlissener Teddybär, der Mantel des Vaters oder ein altes Buttermesser. Die Gegenstände geben zusammen mit den Erinnerungen der jeweiligen Personen Einblick in das dunkelste Kapitel deutscher und internationaler Geschichte, von Nächten im Luftschutzkeller, Feuersturm und dem Kampf ums nackte Überleben, von Kinderlandverschickung und den Erinnerung an liebe, verlorene Menschen.

    Wie können Erinnerungsstücke helfen, unsere Eltern besser zu verstehen? Viele, die den Krieg erlebt haben, sprachen oder sprechen bis heute nicht darüber, behalten das Erlebte in sich verschlossen um alte Wunden nicht wieder neu aufzureißen. Die 37 Personen in diesem Buch allerdings sprechen darüber – lassen den Leser teilhaben an verschütteten Gefühlen und dem Grauen, das sie erlebt haben und zeigen: einzelne Gegenstände, und seien sie noch so belanglos für andere, sind machtvolle Erinnerungsgeber.

    Die Personen, die hier erzählen, wurden vom Autorenehepaar ausgewählt aus unbekannten Allerweltsmenschen aber auch aus der Prominenz. So geben sich neben mir unbekannten Namen auch bekannte wie Hanna Schygulla, Marie-Luise Marjan, Paul Maar oder FDP-Urgestein Gerhard Baum die Klinke in die Hand.

    Das Buch ist optisch sehr hochwertig gestaltet, das Layout ansprechend und es ist reichlich mit Originalfotos versehen. Jedes Kapitel beginnt mit dem Erinnerungsstück und jede Person erzählt biografisch, welche Erinnerungen sie mit dem Gegenstand bis heute verbindet.

    Insgesamt hat mich die Sammlung sehr angesprochen. Es ist beileibe kein Buch für „zwischendurch“, es ist ein packendes, oftmals beklemmendes Zeitzeugnis, das dem heutigen Leser die Gedanken, Gefühle, den Alltag und die Nöte der Menschen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges nahe bringt. Die Erzählungen beschönigen nichts und sind dabei gnadenlos offen.

    Die Lektüre ist Anlass, auch die Erzählungen der eigenen Eltern und Großeltern wertzuschätzen, denn Erinnerungsstücke wie diese finden sich wohl in jeder Familie.

    Eine Leseempfehlung für alle, die die Kriegszeit und die Menschen darin besser verstehen wollen.
    Ich verspreche, dich zu finden Melanie Dobson
    Ich verspreche, dich zu finden (Buch)
    21.04.2024

    Spannender Roman eines Kinderschicksales auf zwei Zeitebenen

    Buchinhalt:

    Deutschland, 1940: die beiden Kinder Dietmar und Brigitte müssen mitansehen, wie ihre Eltern von der Gestapo verhaftet werden und sind von da an selbst auf der Flucht Ihr Ziel: London, wo Dietmars Tante wohnt. Doch auf ihrer Odyssee werden die beiden getrennt. Dietmars einziges Bestreben von da an: Brigitte zu finden, koste es, was es wolle....

    London 2017: die Journalistin Quenby recherchiert für einen Zeitungsartikel zum Thema Spionage im Zweiten Weltkrieg. Unvermittelt bekommt sie einen Anruf eines Anwalts, der für einen reichen Amerikaner arbeitet, mit dem Auftrag, dessen Jugendfreundin zu suchen, die seit den 1940er Jahren spurlos verschwunden ist. Schnell stellt sich heraus. Dass es sich um Brigitte handelt – was Quenby allerdings nicht weiß:. Sie selbst ist tiefer mit der Vermisstensache verbunden, als sie glaubt....


    Persönlicher Eindruck:

    Auf zwei Zeitebenen erzählt Ich verspreche, dich zu finden die Geschichte von Brigitte, die als Kind zusammen mit ihrem Jugendfreund Dietmar aus Deutschland flieht, in England in eine lieblose Pflegefamilie gesteckt und für Spionagezwecke ausgenutzt wird. Der Roman lasst dabei zu keiner Zeit außen vor, welche Grausamkeiten der Weltkrieg für die damit verbundenen Schicksale bereit hielt und nimmt den Leser mit in ein dunkles Kapitel europäischer Geschichte.

    Die zweite Zeitlinie in der Gegenwart befasst sich mit der 70 Jahre andauernden Suche Dietmars nach Brigitte. Für diesen Zweck engagiert der inzwischen 90jährige Mann die Journalistin Quenby, die selbst schwer an ihrem eigenen Schicksal trägt. Zusammen mit Lucas, einem jungen Anwalt, macht Quenby sich auf die Suche nach Hinweisen über Brigittes Verbleib und recherchiert gleichzeitig für eine Reportage über Spionage im Zweiten Weltkrieg.

    Erst nach und nach wird dem Leser klar, dass alle drei Themen inhaltlich zusammenhängen: sowohl Brigittes Verbleib, die Spionagevorwürfe gegen eine gewisse Lady Ricker wie auch Quenbys bohrende Fragen, warum ihre eigene Mutter sie einst als Kleinkind zurückließ. Dabei interessierten mich vor allem die historischen Passagen der 1940er und 50er Jahre, erst nach und nach wurden die Quenby-Teile interessanter, als sich die zunächst getrennten Passagen schließlich annäherten.

    Die historische Zeitlinie erzählte Autorin Dobson durchweg tiefgründig und mitreißend. Manchmal störte es mich regelrecht, zwischendurch in die Gegenwart „reisen“ zu müssen – viel lieber hätte ich Brigittes Geschichte am Stück gelesen. Die Geschichte Quenbys und ihrer Recherchen gestalteten sich von allem in den ersten beiden Dritteln sehr ausladend und detailverliebt, auch mit Informationen, die keine waren und eher wie Staffage und Füllmaterial wirkten.

    Im letzten Drittel der Geschichte nahm der Spannungsbogen nochmal richtig Fahrt auf und bescherte dem Leser so manche unerwartete Wendung und viele Aha-Momente, um in einem runden, fulminanten Schluss zu münden, der alle Fragen beantwortete.

    Der Roman verfügt über einen christlichen Grundtenor, der aber erst gegen Ende zum Tragen kommt und vorher sehr spärlich in den Plot eingewoben ist. Thematisch befasst sich dieser mit Vergebung, Hoffnung, Gottvertrauen und Neuanfang.

    Insgesamt ein spannender historischer Roman abseits vom Mainstream, mit reichlich Stoff zum Reflektieren und Nachdenken. Mir hat die Geschichte gut gefallen, ich kann sie nur wärmstens weiter empfehlen.
    Ins Herz geprägt Crystal Caudill
    Ins Herz geprägt (Buch)
    12.04.2024

    Komplexer Historienkrimi mit christlichen Grundtönen

    Buchinhalt:

    Cincinnati, Ohio im ausgehenden 19. Jahrhundert: Der Großvater von Theresa ist tief verschuldet. Um den Familiennamen rein zu waschen, will Theresa alle Schulden begleichen, auch wenn sie weiß, dass das nicht einfach ist. Als Theresa schließlich verdächtigt wird, in die Machenschaften eines Geldfälscherrings verwickelt zu sein, hat sie auch wieder mit ihrem Exverlobten Brody u tun, der für den Secret Service arbeitet. Notgedrungen müssen sich die beiden zusammenraufen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen....


    Persönlicher Eindruck:

    Ins Herz geprägt ist mein erster Roman von Autorin Caudill, eine Mischung aus Historienroman und Kriminalfall, mit sehr detailliert beschriebener Handlung. Die Art, wie Caudill ihren Plot entwickelt, hat mir durchaus gefallen, allerdings verliert sie sich oft in Einzelheiten und das Lesen gestaltete sich des öfteren anstrengend. Erst mit fortschreitender Handlung fasst man als Leser Fuß und taucht ein in die Geschichte.

    Hauptfigur Theresa ist rebellisch und willensstark, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht sie es durch. Unversehens sieht sie sich zischen zwei Männern wieder, ihrem Verlobten Edward, der vom Großvater nicht gebilligt wird und ihrem Ex-Verlobten Brody, einem Agenten des Secret Service. Nur zusammen können Theresa und Brody die Wahrheit ans Licht bringen. Allerdings ist Theresas Vertrauen lange Zeit gestört und es dauert eine ganze Weile, bis sie sich auf die Situation einlässt.

    Insgesamt ist die Handlung sehr komplex und mit vielen Aha-Momenten gespickt. Man muss ganz genau lesen und ich musste öfter auch zurückblättern, was meinen Lesefluss etwas trübte – möglicherweise meinte es die Autorin mit ihrer Detailverliebtheit einfach zu gut. Trotz allem ist die Geschichte spannend und mitreißend, auch die weiteren Figuren innerhalb des Plots sind gut ausgearbeitet und durchdacht.

    Die christliche Komponente des Romans befasst sich mit Themen wie Gottvertrauen, Vergebung und Hoffnung, der christliche Aspekt ist dabei unaufdringlich und glaubhaft in das Leben der Figuren eingewoben.

    Historisch fundiert bietet Autorin Caudill ihrem Lesepublikum auch so einiges, ein Teil davon wird im Anhang erklärt und vertieft. Ich empfand die historischen Hintergründe als sehr spannend und neben dem historischen Krimi durchweg lesenswert.

    Eine Leseempfehlung für alle, die historische Krimis mit Niveau und Stoff zum Nachdenken schätzen – allerdings ist meine Lesefreude nicht komplett ungetrübt. Man muss sich einlassen können auf eine recht komplexe Handlung, ein Buch für ein lockeres Zwischendurch ist Ins Herz geprägt sicher nicht.
    Die Fischerhütte im Irgendwo Rainer Haak
    Die Fischerhütte im Irgendwo (Buch)
    06.04.2024

    Mysteriöse Geschichte zwischen achtsamer Sinnsuche und seltsamen Begegnungen

    Buchinhalt:

    Eigentlich wollte Tom eine Auszeit nehmen und luxuriös campen, doch dann findet er sich unvermittelt in einer alten Fischerhütte an einem See wieder, ohne fließend Wasser und ohne Strom. Nach einem kurzen Schock beginnt, er sich auf das Abenteuer einzulassen und bekommt auch immer wieder unerwartet Gesellschaft von ganz unterschiedlichen Menschen, die ihn bei seiner Sinnsuche inspirieren. Zusätzlich sind dann auch noch mysteriöse Botschaften von einem G: im Briefkasten, die ihm tiefgründige Fragen stellen....


    Persönlicher Eindruck:

    In 14 kurzen Kapiteln nimmt Hauptfigur Tom den Leser mit auf eine abenteuerliche Sinnsuche dahingehend, was wirklich zählt im Leben. Schauplatz der Geschichte ist eine verwunschene Fischerhütte ohne jedweden Komfort – dafür mit umso mehr Anlass, über das eigene Leben nachzudenken. Tom lässt sich ein auf das Unbekannte und wären da nicht die Fragen, die ein gewisser G: per Brief an ihn richtet, hätte er wahrscheinlich auch irgendwann selber zu seinen geheimen Wünschen und Sehnsüchten für die Zukunft gefunden.

    Tom bekommt im Lauf der Handlung immer wieder Gesellschaft von mehreren Menschen, die ebenfalls am See leben und durch die er zum Nachdenken gezwungen wird. Es sind schließlich die kleinen Dinge, die eine große Veränderung in Tom auslösen: eine Rose mitten im Wald, die riesige Eiche, die aus einer kleinen Eichel wuchs oder auch der Abend am Lagerfeuer, zusammen mit Freunden.

    Insgesamt versucht Auto Haak dem Leser zu vermitteln, dass die „Farben des Lebens“ in jedem einzelnen Moment zu finden sind, man muss nur die Augen öffnen. Ob der geheimnisvolle G: nun Gott ist, der Tom die Briefe schreibt, oder nicht, erfährt man nicht.

    Insgesamt ist die Erzählung ein modernes Märchen für Erwachsene, ein bisschen mystisch, ein bisschen romantisch – aber nicht immer realistisch. Die Weggefährten von Sinnsucher Tom können gar nicht von Toms Aufenthalt am See wissen, es sei denn, sie wären Teil des von ihm gebuchten „Erholungsprogramms“. Doch der Schluss der Novelle verrät dann etwas ganz anderes.

    Ja, die Geschichte war ganz nett, das bestreite ich nicht – aber auch beschaulich und unaufgeregt, nicht sonderlich spannend und kein wirklicher Pageturner. Man hätte mehr aus der Idee machen können, wenn man gewollt hätte. So aber stellt sich mir am Ende die Frage: Ja, und - was nun? Richtig gepackt hat mich die Lektüre leider nicht.
    76 bis 100 von 702 Rezensionen
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