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    Kerstin1975 Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 08. August 2013
    "Hilfreich"-Bewertungen: 290
    689 Rezensionen
    Die Totenärztin: Wiener Blut René Anour
    Die Totenärztin: Wiener Blut (Buch)
    27.06.2021

    Spannende Mischung aus historischen Roman und Krimi zur Zeit um 1900. Vorsicht: Explizite Pathologieszenen!

    Buchinhalt:

    Wien zur Jahrhundertwende: die junge Fanny ist ihrem Traum eines Medizinstudiums gefolgt und arbeitet jetzt in der Gerichtsmedizin. Leider nur als Prosekturgehilfin – als Frau wird sie trotz ihrer Fachkenntnis nicht von den männlichen Kollegen und ihrem Professor akzeptiert. Als eines Tages ein toter Obdachloser in die Pathologie gebracht wird, zweifelt Fanny am natürlichen Tod des Mannes. Bei einer heimlichen Autopsie findet sie heraus: der Mann wurde ermordet. Fanny hat nur noch eins im Sinn: den Fall auch ohne Hilfe aufzudecken. Dabei gerät sie in einen Strudel aus Verschwörung, Tod und dem Mord an der österreichischen Kaiserin Elisabeth….


    Persönlicher Eindruck:

    „Wiener Blut“ ist der Auftakt einer Reihe um eine junge Gerichtsmedizinerin im Wien um 1900. Gekonnt und gut recherchiert nimmt Autor René Anour seine Leser mit auf eine historische Reise in die Wiener Ober- und Unterwelt. Hauptfigur ist die junge Fanny aus bürgerlichem Haus, deren Herz für die Gerichtsmedizin schlägt und die sich in einer von Männern dominierten Berufssparte zu behaupten sucht.

    Der Beruf der Hauptfigur legt es nahe: es geht um das Pathologengenre. Daher sollte der (zukünftige) Leser vorher genau wissen: das Buch beschreibt recht schonungslos alle möglichen Details, wenn es darum geht, dass Fanny und Kollegen einen Leichnam sezieren. Das schockt schon zu Beginn, auch mich hat es zunächst abgeschreckt. Die Pathologie ist wirklich nicht meine Welt, ganz bestimmt nicht. Aber bleibt man dran an der Geschichte, entfaltet sich nach kurzer Zeit ein detailreicher, spannender und authentischer Historienkrimi mit Wiener Schmäh, spannendem Fall und facettenreichen Figuren.

    Es geht um die Aufklärung mehrerer Morde, der Stellung der Frau in der damaligen Gesellschaft und um allerlei Verschwörungen, Intrigen und dunkle Machenschaften. Mittendrin: Fanny sowie der Polizist Max, der ganz eigene Pläne und Ziele verfolgt. Der Plot führt den Leser in die Zeit kurz nach dem tragischen Tod von Kaiserin Elisabeth, deren durch ein weltbekanntes Gemälde bekannten Diamantsterne ebenfalls eine tragende Rolle spielen.

    Besonders gut gefielen mir bei den Figuren die beiden Nebencharaktere Tilde (Fannys Freundin) und Schlomo (Fannys Vetter). Beide sind sympathische Figuren, von denen ich mir einen weiteren Auftritt im 2. Teil erhoffe. Aber auch die Bösewichte (es gibt deren zwei) werden von Anour glaubhaft und nachvollziehbar ausgearbeitet. Mehr möchte ich gar nicht verraten – nur so viel: Am Schluss gibt es einen spannenden Cliffhanger, der gekonnt zu Band 2 überleitet. Trotzdem kann dieser erste Teil ohne Probleme auch alleinstehend gelesen werden.

    Mein Fazit: ein gut recherchierter Historienkrimi mit atemberaubender Spannung, den man gerne weiterempfiehlt.
    Das kleine Friesencafé Janne Mommsen
    Das kleine Friesencafé (Buch)
    19.06.2021

    Leichter Wohlfühl-Inselroman mit liebenswerten Figuren vor der Kulisse der Nordseeinsel Föhr.

    Buchinhalt:

    Julia reist auf den Spuren ihrer verstorbenen Mutter nach Föhr – im Gepäck mehrere Zeichnungen, die ihre Mutter in jungen Jahren dort angefertigt hat. Wird Julia den Sehnsuchtsort ihrer Mamita finden, an dem sie einst so glücklich war? Auf der Insel quartiert sie sich kurzerhand mehr oder weniger selbst in einer ausgebauten Scheune ein, die dem pensionierten Kapitän Paulsen gehört. In ihrem „Atelier“ will sie malen und schenkt ganz nebenbei Kaffee und Kuchen an alle möglichen Gäste aus. Als dann noch Julias Oma nach Föhr kommt, gerät das beschauliche Leben des griesgrämigen Kapitäns völlig aus den Fugen…


    Persönlicher Eindruck:

    Janne Mommsen präsentiert mit seinem Roman einen leichten, sommerlichen Wohlfühlroman für vergnügliche Stunden. Mit seinem eingängigen Schreibstil und erstklassiger Ortskenntnis lässt er die Nordseeinsel vor dem inneren Auge seiner Leser lebendig werden. Ich selbst war noch nie am Meer, doch ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie der Wind das Gras in den Dünen zaust und konnte beim Lesen fast die salzige Seeluft riechen.

    Die Handlung ist durchweg linear und die Figuren liebeswert. Der Roman wartet mit zwei Hauptfiguren auf, der jungen Hobby-Malerin Julia aus Gelsenkirchen und dem rauen Seebären Hark, dessen Pensionierung als Fährkapitän in Kürze im Raum steht und der nichts anderes als seine Ruhe haben möchte.

    Doch Hark hat nicht mit der quirligen Julia gerechnet…. Gut, einiges an der Erzählung ist überspitzt und kann nicht ganz so in der Realität stattfinden. Julia nistet sich ganz frech und nahezu unverschämt in der Scheune ein, die dem alten Kapitän gehört. Sie nutzt alles, was sie dort vorfindet und denkt nicht daran, ihren Vermieter um Erlaubnis zu fragen. Auch die Einrichtung des Kaffeeausschanks und ihres Kuchenverkaufs ist ohne jegliche Genehmigung. Aber das ist hier überhaupt nicht wichtig. Der Roman erzählt eine humorvolle, leichte und unterhaltsame (Familien-) Geschichte von der Küste – ein Roman zur Unterhaltung, dem man so etwas gerne verzeiht.

    Natürlich ist vieles vorhersehbar. Der Roman vereint Lokalkolorit, Inselfeeling und Caféhausgeschichte mit einer großen Portion Liebe – doch nicht so, wie man es zunächst vermuten würde. Neben Julia spielt auch deren rüstige Oma Anita eine Rolle, mehr will ich gar nicht verraten.

    Das kleine Friesencafé ist der Auftakt einer mehrteiligen Reihe, hat aber nach 270 Seiten einen stimmigen Schluss, der den Leser befriedigt zurücklässt, andererseits aber Lust macht auf eine Fortsetzung.

    Mir hat der Wohlfühl-Sommerroman jedenfalls gut gefallen, so dass ich ihn ohne Bedenken jederzeit weiter empfehlen kann!

    Winkelmann, K: Speersohn Winkelmann, K: Speersohn (Buch)
    18.06.2021

    Abenteuerroman aus dem alten Rom, hat mich gut unterhalten.

    Buchinhalt:

    Garlef, jüngster Sohn eines germanischen Dorfoberhauptes, will nicht kämpfen. Waffen sind ihm verhasst, sein Wunsch ist es, Bauer zu sein – doch sein tyrannischer Vater will aus ihm einen Krieger machen. Als Garlef sich schließlich mit dem Römer Gaius anfreundet, den sein Vater von einer Schlacht als Sklave mitbringt, verändert sich Garlefs Welt: er muss sich entscheiden – seine Herkunft oder eine Zukunft im römischen Imperium. Garlef verschlägt es schließlich selbst als Sklave nach Rom, wo er sich in die Senatorentochter Mina verliebt….


    Persönlicher Eindruck:

    In ihrem Debütroman „Der Speersohn“ nimmt Autorin Winkelmann (bislang Übersetzerin für den Brunnen Verlag) den Leser mit in die Zeit des römischen Reiches kurz nach Christi Geburt. Authentisch und spannend entspinnt sie einen Abenteuerroman mit dem jungen Germanen Garlef als Hauptfigur, der sich schließlich zwischen zwei völlig unterschiedlichen Welten wiederfindet.

    Garlef ist zu Beginn des Buches 10 Jahre alt, hat aber dennoch großes Identifikationspotential für den (erwachsenen) Leser. Es war eine Freude, seine Entwicklung und seinen Lebensweg so weit zu begleiten, denn die Handlung der Geschichte ist spannend und man klebt buchstäblich an den Seiten.

    Der Gegensatz zwischen Garlefs Vater und Gaius könnten größer nicht sein, schnell wird Garlef durch das Schicksal gezwungen, sich für eine Seite zu entscheiden. Sein Weg führt über Germanien bis nach Rom, wohin er selbst als Sklave verschleppt wird und schließlich auf Mina trifft.

    Mina ist Garlef sehr ähnlich. Beide haben unter ihren gestrengen Vätern zu leiden und nichts zu melden. Anhand von Mina und ihrer Familie erhält der Leser Einblick in das Leben im alten Rom, in Sitten und Gebräuche, Politik und Gesellschaft. Gut gefallen hat mir die plastische Beschreibung von Rom an sich, dem Forum Romanum, der zahlreichen Tempel, Theater und Arenen.

    Was mich befremdet hat, ist Winkelmanns Ausdruck „Ritter“ für einen bestimmten gesellschaftlichen Stand im alten Rom. Ritter ist bei uns besetzt durch das Mittelalter und passt rein gar nicht in den römischen Kontext. Winkelmann meint die „Equites“, wenn sie von Rittern spricht. Da sie für alle möglichen anderen Begriffe die lateinischen Namen verwendet, hätte sie das auch hier tun sollen. Ritter ist einfach unpassend.

    Zudem fiel mir beim Lesen des Öfteren eine falsche Satzstellung in den verwendeten lateinischen Sätzen auf. Wer aufgrund der Authentizität die Sprache der Römer in seinen Roman einfließen lässt, sollte das auch fundiert tun. Im lateinischen steht das Prädikat am Ende des Satzes, der Satzbau unterscheidet sich sehr von einer Wort-für-Wort-Übersetzung aus dem Deutschen. Das klassische Latein kannte keine Satzzeichen wie Punkt oder Komma, die Stellung des Prädikats am Satzende diente dazu, einen Satz aus der vermeintlichen „Endloswurst“ an Fließtext herauszulesen. Gerade zu Beginn des Romans hat Frau Winkelmann hier einige Defizite. Dem ehemaligen Lateinschüler fällt’s halt einfach auf – andere haben hier vermutlich weniger Kritik.

    Christlichen Aspekt hat der Roman im Grunde keinen. Der Brunnen Verlag ist auch nicht wirklich der Herausgeber, das Buch kommt vielmehr als Selfpublishing daher und wird von Brunnen lediglich protegiert – man merkt es auch an der eher dürftigen äußeren Qualität im Vergleich zu anderen Büchern des Verlagshauses. Wie auch immer, es läuft trotzdem unter christlicher Roman, ich bin daher gespannt, ob in Band 2 dann noch was kommt.

    Fazit: ein empfehlenswertes Abenteuerbuch aus dem alten Rom, mit authentischen Figuren und bildhafter Kulisse.
    Das Stranddistelhaus Lina Behrens
    Das Stranddistelhaus (Buch)
    11.06.2021

    Drei Frauenschicksale in drei verschiedenen Epochen - die schließlich alle auf der Insel Spiekeroog zusammenlaufen.

    Buchinhalt:

    Die Nordseeinsel Spiekeroog ist Schauplatz dreier Frauenschicksale: Während 1933 Silvia und ihr Mann Joachim, ein Journalist, vor den Nationalsozialisten fliehen, betreut 1962 die ledige Viola dort ihre krebskranke Mutter, die die Insel auch in einer Sturmflut nicht verlassen will. Der Kreis schließt sich dann im Jahr 2019, als Rieke nach einer Ehekrise das familieneigene Ferienhaus auf Spiekeroog aufsucht und langsam hinter die Verbindung der drei Einzelgeschichten kommt...


    Persönlicher Eindruck:

    In ihrem Inselroman „Das Stranddistelhaus“ entspinnt Autorin Lina Behrens drei separate Frauenschicksale, deren gemeinsamer Schauplatz drei Epochen gekonnt vereint. In den Dreißigerjahren erzählt die Geschichte von Silvia und Joachim, einem sozialdemokratischen Journalisten, der gemeinsamen Flucht vor den Nationalsozialisten und dem Bestreben, ins Ausland zu gehen. Dreißig Jahre später, 1962, ist es Viola, die im Haus mit den Stranddisteln ihre sterbenskranke Mutter pflegt und in einer unglücklichen Affäre mit einem verheirateten Mann steckt. Den Schluss bildet schließlich die Gegenwart im Jahre 2019 mit Rieke, deren Ehe ezrrüttet ist und die auf Spiekeroog Erholung von einem Hörsturz sucht.

    Alle drei Epochen erzählen im Grunde dasselbe Schicksal: Liebe, Scheitern, Neuanfang. Spiekeroog ist für alle drei Frauen ein Wendepunkt in ihrem Leben und der Schlüssel liegt im Stranddistelhaus.

    Mir gefiel der Schreibstil und die kapitelweisen Wechsel in den einzelnen Geschichten gut, wobei mir die Dreißgerjahre, die Spannung und Brisanz am meisten zusagten und für mich den packendsten Plot innehatten. Im Grunde hätte jede der drei Geschichten verdient, in einem separaten Roman erzählt zu werden – leider kam gegen Ende einiges recht kurz und knapp daher. Gerade in Silvias / Joachims Geschichte lag unheimliches Potential.

    Violas Part war mir ehrlich gesagt zu morbide und düster, der Gegenwartsteil erinnerte an vielen Stellen an altbekannte Sonntag-Abend-Unterhaltung á la Inga Lindström.

    Einige Fragen bleiben am Ende ungelöst, so die Sache um die Kiefernkränze oder um die alte Naira. Schade, dass diese Erkenntnis im Dunkeln bleibt.

    Wie auch immer: ein wirklich angenehm zu lesender Frauenroman mit mehreren Erzählebenen. Ich selbst hätte mir eben einfach mehr und ausführlicher von der ältesten der drei Geschichten gewünscht – aber man kann halt nicht alles haben.
    Lass das Land erzählen Assaf Zeevi
    Lass das Land erzählen (Buch)
    08.06.2021

    Eine Reise an bibelhistorische Stätten im Heiligen Land – jedoch durchaus auch mit einigen Kritikpunkten.

    Buchinhalt:

    Auf insgesamt fast 300 Seiten reist der Leser ins biblische Israel – vom Stammvater Abraham über den Auszug der Israeliten aus Ägypten bis zu Jesu Leben und seinem Tod am Kreuz behandelt Autor Zeevi unterschiedliche Themen rund um die Bibel und zeigt seinen Lesern das Heilige Land und seine Menschen. Dabei lernt man als Leser einiges über das Judentum und reist literarisch zu zahlreichen historischen Stätten.


    Persönlicher Eindruck:

    Wer noch nie eine Reise in das Heilige Land gemacht hat, hat hier die Möglichkeit, zusammen mit Autor und Israel-Reiseführer Assaf Zeevi viele Stätten des Alten und Neuen Testaments kennen zu lernen. Der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf dem Alten Testament, was wahrscheinlich darin begründet liegt, dass Zeevi selbst Jude ist und er sich selbstverständlich mit dem Grundstock des Judentums identifiziert – den Volk Israel.

    Beginnend mit dem Stammvater Abraham macht sich der Leser auf eine Reise zurück in die Geschichte des Volkes Israel als auch in die Bibel, man lernt zahlreiche biblische Personen (eventuell neu) kennen und vertieft das Wissen um Leben und Denken der Menschen in der damaligen Welt. Gut gefallen haben mir dabei die Exkurse in jüdische Religion, Brauchtum und Denkweise, denn eines sollte man nicht vergessen: Auch Jesus war Jude und lebte genau in dieser Tradition. Wer die Bibel verstehen will, muss das Judentum verstehen, zumindest die wichtigsten Eckpfeiler.

    Wie in seiner Aufgabe als Reiseführer erzählt Zeevi vom Land und den Leuten: obwohl jedem Kapitel kleine Karten mit einigen der angesprochenen Orte vorausgehen, hatte ich beim Lesen einige Schwierigkeiten, denn ich bin nicht ortskundig. Der Autor kennt sich in der Gegend aus, aber genau das ist das Problem: für einen ortsunkundigen Leser fehlt eine große, genaue Landkarte (idealerweise zum Ausklappen oder im Innendeckel), die sämtlich Orte und die jeweiligen Reiserouten der biblischen Personen verdeutlicht. Am besten noch mit einer weiteren Karte mit den Orten der Gegenwart zum Vergleich – leider gibt es hier beides nicht.

    Ich gebe ehrlich zu: ich hatte ein bisschen andere Vorstellungen von diesem Buch. Ich hatte mir mehr Fotos erhofft, von archäologischen Funden, antiken Stätten und der Gegend. Doch mit Fotos geizt der Band, und wo welche zu finden sind, haben sie keine erklärenden Bildunterschriften (die findet man schließlich hinten im Buch, aber ganz ehrlich: welcher Leser schaut zuerst hinten nach? Man liest den Schluss nicht vorher – ich zumindest nicht).

    Zeevi ist orts- und bibelkundig, keine Frage. Allerdings will er meiner Meinung nach auch mehr, als er leisten kann. Für meine Begriffe grenzt er zu wenig ab, was nun wissenschaftliche Meinung ist und was seine ganz persönliche. Die meisten Argumente nimmt er aus dem Bibeltext und genau da gibt es aber unterschiedliche Übersetzungs- und Auslegungswege. Woher nimmt Zeevi an vielen Stellen zu Personen und Ereignissen seine Meinung? Mir fehlen bei der Lektüre einfach Zitate aus anderen wissenschaftlichen Quellen, denn ein Stück weit ist „Lass das Land erzählen“ auch ein bibelarchäologisches Werk – und Archäologe bzw. Historiker ist Assaf Zeevi eben keiner. Seine Erzählweise ist eingängig und auch humorvoll, aber seine Meinung auch ziemlich absolut. Kritisch sehe ich u.a. auch seine Spitzen gegen das Christentum am Ende. Natürlich ist er Jude und für die Juden ist Jesus nicht der Messias. Aber als Autor müsste Zeevi hier meiner Meinung nach neutral bleiben.

    Letztendlich ist das vorliegende Buch eine gute Grundlage, sich näher mit der Bibel und dem Heiligen Land zu beschäftigen, es hat aber einige kleinere und größere Schwachstellen und überzeugt einen (bibel)historisch interessierten Leser nur zum Teil. Daher gibt’s von mir nur eine mittlere Bewertung von 3 Sternen – mir fehlten ganz eindeutig Bilder, ohne die ich bei noch so guter Beschreibung nicht auskomme, wenn ich die biblischen Stätten näher betrachten möchte – und ein Glossar der ganzen Begriffe aus dem Judentum. Schade, aber da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben.
    Wunderjahre - Aufbruch in eine neue Zeit Wunderjahre - Aufbruch in eine neue Zeit (Buch)
    28.05.2021

    Familiengeschichte aus der Eifel in der deutschen Nachkriegszeit - leider nur ein Einzelband, daher sehr straff erzählt.

    Buchinhalt:

    Deutschland in der Nachkriegszeit: Die 28-jährige Ruth übernimmt nach dem unerwarteten Tod des Vaters dessen Basalt-Steinbruch in der Eifel, wird jedoch anfänglich nicht von den Arbeitern als Chefin akzeptiert. Beharrlich und mit Engagement verfolgt sie ihren Traum vom Fortbestand des Generationenbetriebes, der jedoch tief in den Roten Zahlen steckt. Als Ruth Paul kennenlernt und diesen als Betriebsleiter einstellt, bessert sich die Lage. Paul geht Ruth nicht mehr aus dem Kopf und zwischen den beiden entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte – bis Ruths totgeglaubter, despotischer Noch-Ehemann aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkommt. Hat die Beziehung zu Paul überhaupt eine Chance?


    Persönlicher Eindruck:

    Birgit Reinshagen präsentiert in ihrem einteiligen Roman „Wunderjahre“ anhand der Familie Thelen gekonnt die deutsche Nachkriegszeit und das Leben unmittelbar nach dem Zweiten. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist dabei das (fiktive) Thelen-Basaltwerk in der Eifel, einem der führenden Arbeitgeber der damaligen Zeit.

    Uneingeschränkte Hauptfigur ist die 28jährige Ruth, die nach dem Tod ihres Vaters ihren Traum von der Leitung des Familienunternehmens lebt – gegen alle Widerstände, seien es nun Zahlungsschwierigkeiten, Inakzeptanz durch die männliche Belegschaft oder auch private Probleme. Ruth entwickelt sich im Laufe der Geschichte vom unreifen Backfisch zu einer starken, toughen Geschäftsfrau, wenngleich sie an einigen Stellen in alte Rollenmuster zurückfällt und sich mehrmals reichlich naiv verhält. Beispielsweise wunderte es mich, dass sie an zwei Stellen sofort auf die im Grunde ungerechtfertigten Geldforderungen ihrer Gegenüber eingeht, ohne sich in irgendeiner Form dagegen zu wehren. Das passte nicht wirklich zusammen mit ihrer Stellung als Chefin eines Großbetriebs und kappte zwei potentialträchtige Handlungsfäden gleich zu Beginn.

    Ihr männlicher Gegenpart ist Paul, selbst Spross eines Sandsteinwerks aus dem deutschen Osten und gerade zur Stelle, als Ruth einen fähigen Betriebsleiter braucht, um den Familienbetrieb fortzuführen. Paul ist die männliche Bezugsperson für die Belegschaft und so nimmt es niemand Wunder, dass relativ schnell klar ist, dass Ruth und Paul dereinst zusammenkommen. Paul schweigt sich aus über seine Vergangenheit – und man erfährt sie als Leser leider bis zum Schluss nicht, was ich sehr schade fand.

    Gegen Ende der authentischen Geschichte kommt noch einmal so richtig Fahrt in die Handlung, als Ruths (Noch-)Ehemann Georg auf der Bildfläche auftaucht. Im Gegensatz zu Paul ist Georg der Bösewicht schlechthin – ein Altnazi, der auch nach Kriegsende noch immer sein braunes Gedankengut zu pflegen scheint und sich an Ruths Erbe gesundstoßen will. Hier läge ebenfalls noch sehr viel mehr Potential, das leider so gut wie nicht genutzt wurde – es ist wohl der Kürze der einbändigen Erzählung geschuldet. Die Romanhandlung hätte auf alle Fälle Stoff für einen Mehrteiler gehabt, vieles wird nur kurz angeschnitten und für meinen Geschmack viel zu schnell (und glatt) abgehandelt. Vieles wird nur an der Oberfläche gekratzt und leider offen stehen gelassen – für mich ein Minuspunkt bei der Bewertung des Romans.

    Alles in allem vereint der Roman historische Begebenheiten der deutschen Nachkriegszeit, Familienschicksal und Liebesgeschichte in einem kurzweiligen Plot, der für gute Unterhaltung sorgt und den Leser durchweg in die jüngere Vergangenheit mitnimmt. Freunde historischer Familiengeschichten liegen hier auf alle Fälle richtig, sofern sie nicht unbedingt auf eine in allen Punkten wirklich tiefgründig ausgesarbeitete Handlung bestehen.
    Sternennächte an der Küste Carla Laureano
    Sternennächte an der Küste (Buch)
    22.05.2021

    Leider ein ziemlich seichter Liebesroman ohne irgendwelche Raffinessen.

    Buchinhalt:

    Nach dem Tod ihres Mannes scheint Serena MacDonalds Leben in einer Sackgasse angekommen. Um einen Neuanfang zu starten, zieht sie mit ihren beiden Kindern auf die schottische Insel Skye, wo sie sich um die Leitung des Familienhotels kümmern möchte. Die Leitung hatte bislang Malcolm Blake inne – und der ist alles andere als begeistert von Serenas Ankunft und ihren Plänen. Doch was sich erst noch beißt, findet alsbald doch zusammen. Wird es für Serena letztlich einen neuen Anfang mit Malcolm geben?


    Persönlicher Eindruck:

    Sternennächte an der Küste nimmt den Leser mit nach Schottland, auf die kleine Küsteninsel Skye, wo Hauptfigur Serena einen Neuanfang wagen will. Ein Gegenwartsroman mit überschaubarer Figurenanzahl, einer linearen, eindimensionalen Handlung und ein bisschen Liebe – so weit, so gut.

    Das hört sich alles keinesfalls schlecht an sondern nach leichter Unterhaltungslektüre für zwischendurch, diesen Zweck erfüllt der Roman allemal. Eine Herzschmerz- und Familiengeschichte mit netten Charakteren, alles unaufgeregt und weichgezeichnet – aber eben auch nicht mehr.

    Hauptfiguren des Romans sind Serena und Malcolm, die beide ihre ganz eigene Vorstellung vom Leben und ihren Wünschen haben. Serena hat zwei kleine Kinder – Em, 8 Jahre und Max, 3 Jahre – und Malcolm die Vormundschaft über seine 17jährige Nichte Kylee, deren Eltern bei einem Unfall starben. Beide kümmern sich liebevoll um ihre Schützlinge, doch bei genauerem Hinsehen stimmt bei Serenas Familie die Authentizität nicht so ganz. So redet die Mutter mit ihrer 8jährigen Tochter wie mit einer kleinen Erwachsenen, diese wiederum scheint in Kunst, Malerei und Museen derart bewandert und hat auch einen dementsprechenden Wortschatz, was ich der Autorin so auf keinen Fall abnehme. Das passt altersmäßig überhaupt nicht zu dem Kind und ich empfand es hier einfach nicht stimmig. Max als Dreijähriger scheint, was sein Verständnis für die Probleme seiner Mutter betrifft, auch schon sehr weit, wohingegen an anderen Stellen er sich eben wie ein Kleinkind benimmt, das sein Schmusetier überall mit hin schleppt und nachts nicht durchschläft.

    Serena selbst kommt der Arbeit wegen nach Skye, ist aber kaum im Hotel tätig, sondern ständig mit den Kindern und der Kunst unterwegs – ich frage mich, warum dann eine Assistentin für Hotelmanager Malcolm eingestellt wird, wo doch Serena da ist.

    Die Liebesgeschichte ist natürlich ziemlich schnell vorhersehbar, wartet gegen Ende des Romans nochmal mit einer Kehrtwende auf und stürzt Serena erneut in ein Wechselbad der Gefühle. Denn Malcolm ist nicht ehrlich zu Serena, obwohl er von der Autorin auf über 300 Seiten als der bodenständige, beschützende Prachtkerl schlechthin aufgebaut wird. Der Schluss und die Wende zum Happy End gestaltet sich dann recht abrupt, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass sich doch noch alles zum Guten wendet.

    Für einen Roman aus einem christlichen Verlag ist der christliche Aspekt des Romans sehr wenig bis kaum vorhanden und spielt sich mehr oder minder auf den letzten 20 Seiten ab.

    Alles in allem war die Geschichte für meinen Geschmack ein relativ seichter Liebesroman ohne jegliche Raffinesse, der so vor sich hin plätschert und zwar für einige schöne Unterhaltung sorgt, aber leider nicht länger im Gedächtnis haften bleibt.
    Die Senfblütensaga - Zeit für Träume Clara Langenbach
    Die Senfblütensaga - Zeit für Träume (Buch)
    16.05.2021

    Auftakt einer Familiensaga in der Belle Époque um den Traum nach Selbstbestimmung einer jungen Frau

    Buchinhalt:

    In der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg träumt die junge Emma aus bürgerlichem Haus von mehr Selbstbestimmung und einem eigenen Studium. Doch Emmas Eltern wollen eine Heirat mit dem gutsituierten Fuhrunternehmer-Sohn Carl für ihre Tochter. Unerwarteter Weise sind sich Emma und Carl auf Anhieb sympathisch, da sich Emma auch für Carls Traum, eine Senffabrik zu gründen, interessiert und die beiden sich letztendlich in einer ähnlichen Situation befinden. Werden die Beiden ihre Träume jemals verwirklichen und sich gegenüber ihren schier übermächtigen Elternhäusern behaupten können?


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Zeit für Träume“ legt Autorin Langenbach den Grundstock ihrer dreiteiligen Senfblütensaga, die ihren Schauplatz im lothringischen Metz hat. Mit überzeugenden Figuren und authentischem Flair der Belle Époque nimmt die Geschichte den Leser mit in die Zeit kurz nach der Jahrhundertwende.

    Das Leben in der damaligen Zeit ist gerade für Töchter schwierig, denn Selbstbestimmung und mal nach der eigenen Meinung gefragt zu werden, ist vollkommen verpönt und nicht üblich. Aber auch die Söhne haben es nicht leicht – arrangierte Ehen und der Druck der scheinbar übermächtigen Eltern, die in Erziehungs- und Lebensfragen am längeren Hebel sitzen, bestimmen auch bei den jungen Männern die Zukunft.

    Der Roman hat drei Protagonisten, die zwar alle sehr unterschiedlich sind, dennoch eine große Gemeinsamkeit haben. Uneingeschränkte Hauptfigur der Erzählung ist Emma, die einer bürgerlichen Familie ohne größere finanzielle Mittel entstammt. Ihr großer Traum: ein Studium an der Universität von Straßburg sowie mehr Selbstbestimmung über ihre Zukunft. Ihr gegenüber steht Carl, aus wohlhabenden Verhältnissen und zukünftiger Erbe eines Fuhrunternehmens. Auch er hat eine genaue Vorstellung seiner Zukunft. Sein Traum ist eine Senffabrik, seine Leidenschaft sind Düfte und Aromen.

    Emma und Carl empfinden schnell eine starke Verbundenheit, doch die Liebe steht unter keinem guten Stern: nach Carls Ausstieg aus dem elterlichen Betrieb versuchen beide Familien einen Keil zwischen die jungen Leute zu treiben. Schon bald sieht sich Emma in einem Liebesdreieck zwischen ihrer großen Liebe Carl und Antoine, Spross eines französischen Weinguts – der ebenfalls Interesse an Emma zeigt.

    Für mich waren alle drei Hauptfiguren plastisch und tiefgängig, ihr Denken und Fühlen war nachvollziehbar geschildert. Während Carl bodenständig und vernünftig daherkommt, ist Antoine leidenschaftlich und oft unüberlegt, gegen Ende sogar mit Borderline-Tendenz. Auch wenn Emma sich Carl absolut zugehörig fühlt, kann sie sich mehrmals dem ungezügelten Wesen Antoines nicht entziehen.

    Die gesellschaftlichen Umstände der damaligen Zeit, das Leben der Menschen und die Denkweise der Epoche waren für meinen Geschmack absolut glaubwürdig und authentisch. Die Schauplätze – seien es nun einfach die Umgebung, die Bälle oder die kleine Buchhandlung von Monsieur Perrin – gaben dem Roman ein ganz eigenes Flair, das den Leser absolut mitnimmt.

    Mein Fazit: eine uneingeschränkte Leseempfehlung für die Freunde stimmiger Historienromane des beginnenden 20. Jahrhunderts – ich bin schon heute sehr gespannt auf den 2. Teil!
    Vollkommer, N: Flucht nach Mattingley Hall Vollkommer, N: Flucht nach Mattingley Hall (Buch)
    07.05.2021

    Bedauerlicherweise durchweg hölzern und mit einer unglaubwürdigen Protagonistin - hat mich leider enttäuscht.

    Buchinhalt:

    England im 19. Jahrhundert: Jasmin, Tochter aus wohlhabendem, adligem Hause, ist verlobt mit dem Zeitungsverleger Hubertus Aryle – der sich alsbald als berechnender, skrupelloser Widerling entpuppt. Jasmin löst die Verlobung und flieht in den Norden, wo sie als Dienstmädchen auf einem alten Landsitz untertaucht. Die Freiheit währt jedoch nur kurz...


    Persönlicher Eindruck:

    Mein erstes Buch von Autorin Nicola Vollkommer – und leider eine bittere Enttäuschung. Da ich gerne historische Romane über das 19. Jahrhundert lese, war ich gespannt auf diesen, der düstere Machenschaften, Skandale und ein spannendes Versteckspiel versprach. Erfüllt wurde dieses Versprechen leider nur zum Teil.

    Lady Jasmin betrauert den (angeblichen) Selbstmord ihrer Mutter und stürzt sich in die Verlobung mit dem neureichen Verleger Hubertus, der ihr die große Liebe vorgaukelt, in Wahrheit aber nur scharf ist auf ihren Titel und den Einfluss, den dieser mit sich bringt. Nach einiger Zeit durchschaut Jasmin den Charakter ihres Verlobten und flieht – auf ein heruntergekommenes Anwesen bei Schottland, das einer verschrobenen alten Lady gehört. Kaum kommt sie dort etwas zur Ruhe, überschattet der weitreichende Arm des skrupellosen Hubertus auch dort ihr Leben.

    Was sich zunächst spannend und mit viel Potential gespickt anhört, ist eine reichlich hölzerne Erzählung, irgendwo zwischen „Bel Ami“ von Maupassant und „Inspector Barnaby“ von Graham. Neben der eigentlichen Haupthandlung entspinnt die Autorin auch noch einen Kriminalfall, der letztendlich mit der Haupthandlung um Jasmin und Hubertus zusammenhängt, aber gleichzeitig wenig in die Tiefe geht. Später kommen noch Arbeiteraufstände in Nordengland hinzu, Rufmordkampagnen und Erpressung – alles, um die Spannung des Plots hochzuhalten.

    Leider schafft es Frau Vollkommer bis zum Schluss nicht, ihren Figuren Tiefe und Authentizität einzuhauchen. Allenfalls die beiden Protagonisten kommen mit einigen Facetten daher.

    Jasmin entwickelt sich im Laufe der Handlung von der verwöhnten Adelstochter mit dem sprichwörtlich goldenen Löffel im Mund zu einer patenten jungen Frau, die anpackt und ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Doch gerade hier beginnt ihre unglaubwürdige Wandlung. Jasmin, die noch nie in ihrem Leben einen Finger krumm machen musste, packt auf Mattingley Hall plötzlich Gartenschere und Spaten und beseitigt in einem Nachmittag den Wildwuchs von Jahrzehnten, indem sie Sträucher und Efeu schneidet und allerlei verborgene Brunnen, Treppen und Bänke freilegt. Tut mir leid, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, was für eine harte, körperliche Arbeit das ist und daher ist das für mich absolut unglaubhaft beschrieben. Jasmin kann das nicht – da reicht nämlich nicht, dass sie als Kind dem Gärtner des Vaters zugeguckt hat und dann Gärtnerin sein will. Das ist schlicht und ergreifend Mumpitz.

    Beim Schreibstil Ähnliches – an mehreren Stellen verwendet die Autorin flapsig-moderne Ausdrücke wie „Boah“, die sie ihren Figuren in den Mund legt. Leider haben die Menschen des 19. Jahrhunderts so nicht gesprochen, was dem Roman als Ganzes also noch ein Stückchen an Authentizität nimmt.

    Die Handlung um Hubertus‘ Intrigen und dunklen Machenschaften war zweifellos prägend für die Geschichte, nach einer gewissen Zeit jedoch absehbar und vorhersehbar. Ob es dazu über 400 Seiten gebraucht hätte, die Geschichte zu erzählen? Ich glaube nicht.

    Schade, aber von den christlichen Verlagen bin ich Besseres gewohnt. An eine Jody Hedlund oder Julie Klassen, die ebenfalls christlich geprägte Romane an ähnlichen Schauplätzen des 19. Jahrhunderts abgeliefert haben, kann Frau Vollkommer nicht heranreichen. Für mich eine herbe Enttäuschung.

    Das Mädchen im Nordwind Das Mädchen im Nordwind (Buch)
    01.05.2021

    Bewegende Geschichte einer jüdischen Familie zur Zeit des Nationalsozialismus - hat mich emotional sehr mitgerissen.

    Buchinhalt:

    Lüneburg, 1936: Luise, die junge Tochter eines jüdischen Kaufmanns, lernt im Sommer den Kommilitonen ihres Bruders kennen – und verliebt sich unsterblich in den charismatischen Isländer. Auch als es für Juden in Deutschland immer schwerer und gefährlicher wird, hält Jonas zu ihr – und versucht, Luises Eltern die Flucht vor den Nationalsozialisten zu ermöglichen…

    2019 kommt die Schreinerin Sophie schließlich nach Island, um dort ein Haus zu renovieren – und findet in einem alten Schreibtisch das Tagebuch von Luise. Warum aber ist Luises Name vor Ort ein rotes Tuch und wird totgeschwiegen? Stück für Stück deckt Sophie ein altes Familiengeheimnis auf, und hofft, nach 80 Jahren endlich eine Versöhnung herbeizuführen


    Persönlicher Eindruck:

    Selten hat mich ein Buch so sehr bewegt und emotional mitgerissen, wie dieses.

    Auf zwei Zeitebenen erzählt die Autorin die Geschichte der jüdischen Kaufmannsfamilie Rosenberg, deren tragischem Schicksal in der Nazizeit und dem persönlichen Lebensweg von Luise, der Tochter. Dabei klammert die Geschichte das Gräuel und die Schikanen, denen die jüdische Bevölkerung in den 1930er und 1940er Jahren ausgesetzt war, keinesfalls aus sondern schildert authentisch und packend das Leben der jungen Frau in Lüneburg und später auf Island.

    Die Figuren gestaltet die Autorin dabei lebensecht und überzeugend, sowohl im Vergangenheitsteil als auch im Gegenwartsteil. Dort ist die Hauptfigur Sophie, eine junge Schreinerin aus Deutschland, die mit Work & Travel einen Auftrag auf Island annimmt, ein altes Haus zu renovieren. Sie findet dort in einem alten Schreibtisch durch Zufall die Aufzeichnungen von Luise Rosenberg, die sie fortan nicht mehr loslassen. Zusammen mit Sophie macht sich der Leser buchstäblich auf eine Reise in die Vergangenheit, in das Leben von Luise, ihrer Familie und ihrer großen Liebe, dem Isländer Jonas. Stück für Stück deckt Sophie dabei das größte Tabu auf, das seit 80 Jahren über der Familie ihrer Arbeitgeber schwebt.

    Man könnte jetzt kritisieren, dass es Sophie eigentlich gar nichts anginge, dass sie kein Recht habe, sich in fremde Familienangelegenheiten einzumischen – doch es ist viel wichtiger, dass sie es tut, denn nur so kommt schließlich die Wahrheit ans Licht.

    Gleich zwei Liebesgeschichten erzählt dieser Roman, die gefühlvoll und empathisch von der Autorin erzählt werden. Natürlich hängen letztendlich beide Geschichten miteinander zusammen. Für mich war eindeutig der historische Teil die Haupthandlung, er erzeugte auf ganzer Linie Gänsehautgefühl und stand beispielhaft für viele tausend ähnliche Schicksale. So kommt hier nicht nur das Leid der Juden zur Sprache, auch Themen wie Homosexualität in der damaligen Zeit oder das Schicksal der Heimatvertriebenen aus den deutschen Ostgebieten sind Motive des facettenreichen Plots.

    Die Hauptfiguren sind allesamt tiefgängig und lebendig, auch die Schauplätze empfand ich als bildreich und konnte mir alles gut vorstellen. Der Gegenwartsteil wartet zudem mit reichlich isländischem Lokalkolorit auf und nimmt den Leser mit auf eine Reise ans Nordkap.

    Am liebsten hätte ich noch viel mehr erfahren von Luise und wie ihr Schicksal nach Kriegsende weiterging, auch wenn die meisten offenen Fragen beantwortet wurden. Der Roman beschreibt in einzigartiger Weise ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte und war für mich ein absolutes Lesehighlight, das ich nur ungern wieder aus der Hand lege.

    Alexander, T: Die irischen Schwestern Alexander, T: Die irischen Schwestern (Buch)
    28.04.2021

    Erstklassiger Südstaatenroman mit tollen Figuren - ein absolutes Lesehighlight 2021!

    Buchinhalt:

    Tenessee, kurz nach dem Ende des Sezessionskrieges: Die junge Catriona und ihre kleine Schwester Nora suchen nach ihrem vermissten Bruder. Dieser hat auf Seiten der Konföderierten gekämpft und der Familie zu Hause in Irland einen Batzen Geld geschickt – mit der Bitte, sie mögen doch nach Amerika kommen und sich dort ein neues Leben aufbauen. Nun sind nur noch die beiden Schwestern übrig – das Geld stellt sich schließlich als gefälscht heraus und Ryan ist wie vom Erdboden verschluckt. Mittelos und ohne Dach über dem Kopf bitten sie schließlich um Aufnahme auf der Carnton-Plantage…


    Persönlicher Eindruck:

    Im zweiten Band ihrer Carnton-Reihe ist der Bürgerkrieg knapp vorbei. Wieder steht die Plantage der McGavocks im Mittelpunkt sowie diesmal zwei irische Mädchen, die völlig mittellos in Tennessee aufschlagen und ihren Bruder Ryan suchen. Der scheint dann leider doch nicht der verklärte Held zu sein, den sich Catriona, die ältere der beiden, immer vorgestellt hat: im Gegenteil. Das Geld, das er den Schwestern in die Heimat geschickt hat, war gefälscht und schnell sitzt den beiden ein Geheimagent der Regierung im Nacken, Wade Cunningham…

    Die opulente und berührend-tiefgründig erzählte Handlung basiert auf vielen einzelnen wahren Personen und Begebenheiten, die den amerikanischen Südstaaten zur Zeit um den Bürgerkrieg Leben einhauchen. Als Leser taucht man ein in die Welt der großen Plantagen des Südens, in der die Sklaverei noch immer ein Thema ist, obwohl die Schwarzen inzwischen frei und gleichbehandelt sein sollten. Die Personen sind alle tiefgängig und mit Profil angelegt, besonders auch bei den Nebenfiguren, die den Plot heimelig und überzeugend mit Leben füllen. Hier möchte ich zu allererst die farbige Köchin Tempy und den alten Schmied Cesar erwähnen, die ich besonders ins Herz geschlossen habe.

    Hauptfiguren sind zweifelsohne Catriona und Wade. Catriona ist eine irische Schönheit, stolz aber auch dickköpfig, mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Rührend kümmert sie sich um ihre kleine Schwester Nora, die ihr das alles andere als leicht macht. Wade, der als Regierungsagent undercover als Aufseher bzw. Vormann auf Carnton arbeitet, ist ihr männlicher Gegenpart, mit dem sich im Laufe der Geschichte eine gefühlvolle Liebesgeschichte anbahnt und der Catriona bei ihrem Vorhaben, Ryan wiederzufinden, vorbehaltlos zur Seite steht.

    Nora… nun, das Mädel verlangt eine separate Stellungnahme. Ich sag es ganz ehrlich: ich fand sie schrecklich. Ich kann mit altklugen, ständig bockenden Kindern absolut nichts anfangen und hätte niemals die Geduld, die Catriona in der Geschichte hat. Nora ist aufsässig und ungezogen, spielt sich auf wie die Diva vom Land und will, dass alle nach ihrer Pfeife tanzen. Daher wunderte mich, dass nach etwas zwei Dritteln ihr Verhalten scheinbar grundlos umschwenkte und man dann eine völlig andere Person vor sich hatte. Warum? Man weiß es nicht – wahrscheinlich, weil Nora die Hauptfigur des dritten Bandes sein wird und die Autorin den Leser nicht vergraulen wollte. Wie auch immer – das wird letzten Endes nur die Autorin wissen.

    Der christliche Aspekt ist über den ganzen Plot hin unaufdringlich und angenehm in die Handlung eingearbeitet und behandelt Themen wie Gottvertrauen, Wahrheit und das Geborgensein in Christus.

    Das Setting war wunderbar und bildhaft, man hatte schon auf den ersten Seiten das Gefühl, hautnah dabei und mittendrin zu sein – ein Buch, wie ein Film. Genauso, wie man es von Tamera Alexander erwartet: ein Pageturner bis zum Schluss, ein absolutes Lesehighlight des Jahres 2021!
    Juni 53 Frank Goldammer
    Juni 53 (Buch)
    20.04.2021

    Stark politisch geprägter Krimi aus den Anfängen der DDR – konnte leider nicht halten, was ich mir davon versprochen hatte.

    Buchinhalt:

    Während des DDR-Volksaufstandes im Juni 1953 wird im VEB Rohrisolierung eine Leiche gefunden: es ist der ehemalige Chef des Betriebs, der auf grausame Weise zu Tode kam. Während Max Heller und seine Kollegen nach dem Mörder suchen, trägt sich Max‘ Ehefrau Karin mit dem Gedanken, die DDR für immer gen Westen zu verlassen…


    Persönlicher Eindruck:

    Im nunmehr 5. Band seiner Max-Heller-Reihe präsentiert Autor Goldammer einen politischen Krimi aus den Anfängen der DDR: vor der Kulisse des Volksaufstandes von 1953 geschieht ein Mord, der nicht nur die Volkspolizei sondern auch das Ministerium für Staatssicherheit auf den Plan ruft. Zahlreiche Personen zählen zum Kreis der Verdächtigen, zwei weitere Leichen werden schließlich gefunden und die Kommissare suchen nach mehreren geflüchteten Mordverdächtigen.

    Neben der eigentlichen Krimihandlung, die 90 % des Plots bestimmt, geht es auch um das Familienleben der Hellers in Dresden, ihre demente Hauswirtin, Frau Marquard, und das tägliche Leben in der jungen DDR, in der auch acht Jahre nach dem Krieg die Regale der Läden meist leer sind und man sich noch immer für Brot anstellen muss.

    Soweit, so gut. Der Krimi ist handlungsmäßig in sich abgeschlossen, greift zwar zurück auf bereits bekannte Personen und Verflechtungen, kann aber auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Es gibt kein Namensverzeichnis für die vielen handelnden Personen bei Polizei und MfS, ich hatte als Neueinsteiger große Probleme, mich unter den zahllosen Figuren zu Recht zu finden.

    A Propos Figuren: trotz gut recherchierter und historisch stimmiger Kulisse schafft es Frank Goldammer in meinen Augen nicht, seinen Figuren Tiefe zu verleihen. Ich jedenfalls wusste auch nach 360 Seiten nicht wirklich, wer nun Schuld am Tod der am Ende drei Opfer gewesen war und wie alle zusammengehörten – sie waren für mich alle mehr oder minder austauschbar und blieben nicht weiter im Gedächtnis.

    Dem gegenüber fand ich die (wenn auch sehr kurzen) Passagen über das Heller’sche Familienleben sehr spannend und interessant, auch die Gedankengänge zur eigenen Republikflucht, mit denen sich Max Heller am Ende beschäftigt. Schade, dass die Familiengeschichte hinter dem Kriminalfall so sträflich vernachlässigt und kaum beachtet wurde. Gerade hier lag großes Potential, das der Autor überhaupt nicht zu nutzen wusste.

    Mein Fazit: ein sehr politischer Krimi für Leser, die sich intensiv mit den Zusammenhängen der ehemaligen DDR beschäftigen und sich insbesondere für Seilschaften bei der Stasi und für das sozialistische Staatssystem im Allgemeinen interessieren. Ich hatte ehrlich gesagt mehr erwartet – für mich war der Krimi leider kein Pageturner.
    Die Erben von Seydell - Die Heimkehr Sophie Martaler
    Die Erben von Seydell - Die Heimkehr (Buch)
    18.04.2021

    Bildgewaltiger, spannender Abschluss einer opulenten Familiensaga über 60 Jahre deutscher Geschichte

    Buchinhalt:

    1923: Alexander von Seydell musste unter Mordverdacht aus Navarra fliehen. In England, bei seinem Sohn Robert, begegnet er nach Jahren seiner großen Liebe Luise, doch die Zweisamkeit währt nur kurz. Währenddessen zwingt die Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg das Gestüt Seydell in die Knie. Wird es weiter bestehen können und was werden dereinst die beiden Erben Javier und Elisabeth in der Lüneburger Heide vorfinden?


    Persönlicher Eindruck:

    Mit dem dritten Band ihrer Gestüts-Trilogie nimmt Sophie Martaler ihre Leser abermals mit in eine Zeit des Auf- und Umbruchs. Wir schreiben inzwischen das Jahr 1923, der Große Krieg ist zu Ende und die Beschwernisse der Weimarer Republik, die Hyperinflation sowie die Bedrohung durch den aufkeimenden Nationalsozialismus machen auch nicht vor dem Gestüt Seydell Halt.

    Mittlerweile hat die dritte Generation das Licht der Welt erblickt: Elisabeth, die Tochter von Bruno und Enkelin von Luise, steht für eine neue Zeitrechnung. Auch andere Charaktere, wie Brunos illegitimer Sohn Harald oder auch Javier, der Enkel von Alexander in Spanien, lernt man kennen. Dabei wächst insgesamt auch die Fülle an Namen und Personen, die dem Geschehen Leben einhauchen: spätestens an dieser Stelle hätte ein (leider nicht vorhandenes) Namensregister oftmals weitergeholfen – man braucht jedenfalls einige Zeit, um jede Figur an ihrem Platz zu verorten.

    Die Geschichte beginnt noch immer auf zwei Zeitebenen, die sich aber gegen Ende des Romans in einer vereinen. Gerade das letzte Viertel hatte eine derartige Spannung und Brisanz inne, die fast mit Händen zu greifen war und die den Leser buchstäblich an die Seiten fesselte.

    Sehr gut recherchiert war auch diesmal die historische Einbettung der Romanhandlung in geschichtliche Fakten. Besonders spannend fand ich dabei die Passagen am Übergang von Weimarer Republik hin zum Dritten Reich. Aber auch die Spionagetätigkeit von Roberts englischer Ehefrau Mary oder die einzelnen, ganz persönlichen Schicksale und Verflechtungen von Herrschaft und Gesinde gaben dem Roman Tiefe und Intensität.

    Der Schluss ist harmonisch und rundet die Familiensaga gekonnt ab, es werden dabei zwar nicht alle offenen Handlungsfäden und Fragen beantwortet – das ist auch gar nicht die Absicht der Autorin. Vielmehr lässt die Geschichte am Ende Raum für eigene Überlegungen und die Fantasie des Lesers. Und möglicherweise eine Fortsetzung in der nächsten Generation.

    Alles in allem ein gelungener Abschlussband einer Familiensaga, die sich über 60 Jahre europäischer Geschichte erstreckt und die mich als Leser bis zum Schluss mitgerissen hat. Deshalb wohlverdient volle Bewertungspunktzahl und eine absolute Leseempfehlung!
    Bevor ich dich traf Jody Hedlund
    Bevor ich dich traf (Buch)
    15.04.2021

    Spannende, mitreißende Geschichte um eine junge Frau aus ärmlichsten Verhältnissen - und dem Traum vom Neuanfang

    Buchinhalt:

    London im 19. Jahrhundert: in tiefster Armut lebt die junge Mercy mit ihren Eltern und Geschwister in einem Londoner Armenviertel. Kinderreichtum, prekäre Lebensverhältnisse, Hunger und Tod bestimmen den Alltag. Mehr oder weniger zufällig erfährt Mercy, dass ein Schff nach Kanada aufbricht, um Frauen aus England einen Neuanfang in der Neuen Welt zu ermöglichen. Mercy schließt sich der Gruppe an und erfährt erst auf dem Ozean: das Schiff ist ein Brautschiff...


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Bevor ich dich traf“ legt Autorin Jody Hedlung den Grundstein ihrer mehrbändigen Brautschiff-Saga. In einem mitreißenden, spannenden Roman voller Tragik macht sich der Leser zusammen mit Hauptfigur Mercy auf den beschwerlichen Weg per Schiff von der Alten in die Neue Welt.

    Zunächst ist der Schauplatz allerdings ein Londoner Armenviertel und man wird Zeuge von Perspektivlosigkeit, Kinderarmut, Krankheit und Tod. Mercy kümmert sich nicht nur um ihre eigenen Geschwister sondern auch um die Kinder ihrer Nachbarn. Doch auch sie ist nicht gefeit vor Hunger und dem Tod derer, die ihr am Herzen liegen. Mercy hat ein großes Herz und stellt ihr eigenes Schicksal immer wieder hinten an, sie ist ein lebendes Beispiel von Nächstenliebe und Mitgefühl. Auf dem Schiff schließlich kommt sie mehr oder minder zufällig zu der Aufgabe, dem jungen Schiffsarzt zu assistieren – so kommen sich die beiden schließlich auch näher. Wären da nicht die großen Standesunterschiede…

    Joseph Colville ist ein Lord und ein unsteter Geist. Sesshaftigkeit ist so gar nicht seins und so heuert er abermals auf einem Schiff als Schiffsarzt an – aber er macht im Laufe der Handlung eine große Entwicklung und Veränderung durch. Mercys Beispiel verändert seine Sicht auf die Welt und so kommt es, dass er sich in Kanada schließlich für ein eigenbestimmtes Leben der „Bräute“ einsetzt.

    Den beiden Protagonisten stehen etliche Nebenfiguren gegenüber, Gute als auch weniger Gute. Ein besonderes Ekel ist der fanatische Pfarrer Scott, der es sich auf die Fahnen geschrieben hat, jede der Frauen so schnell wie möglich – nahezu meistbietend – zu verschachern. Aber auch liebenswerte Figuren, wie die junge Sarah oder die geheimnisvolle Miss Lawrence vervollständigen das Bild eines durchweg gelungenen, christlich geprägten, historischen Romans.

    Für mich war es sehr schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen, nachdem ich einmal mit dem Lesen begonnen hatte. Jody Hedlund ist auf jeden Fall ein Garant für Spannung und authentische Erzählungen aus dem 19. Jahrhundert, denn die Grundzüge der Geschichte sind wahre Begebenheiten, die sie gekonnt mit fiktiven Passagen mischt.

    Eine absolute Leseempfehlung, ich bin heute schon auf die Fortsetzung mehr als gespannt. Volle Punktzahl, absolut keine Frage!
    Die Hofgärtnerin - Frühlingsträume Rena Rosenthal
    Die Hofgärtnerin - Frühlingsträume (Buch)
    13.04.2021

    Leider kein Kabinettstück. Als leichter Historienroman aber ganz okay.

    Buchinhalt:

    Die junge Marleene träumt im Oldenburg des ausgehenden 19. Jahrhunderts von einer Lehre als Gärtnerin – doch diese ist ausschließlich Männern vorbehalten. Marleene verkleidet sich sodann als Junge und heuert als „Marten“ in der Hofgärtnerei als Lehrling an…


    Persönlicher Eindruck:

    Im ausgehenden 19. Jahrhundert ist es für die Hauptfigur Marleene nicht leicht, ihre Träume und Wünsche zu verwirklichen. Von ihrem verstorbenen Vater, seinerseits Gärtner in der Oldenburger Hofgärtnerei, hat das Mädchen die Liebe zu den Pflanzen geerbt. Sie möchte nur eines: eine Gärtnerlehre beginnen. Da das Frauenbild dieser Epoche das nicht vorsieht und Frauen als nicht vernunftbegabt angesehen wurden, sieht Marleene nur eine Möglichkeit: sie muss als Mann durchgehen. Mit abgeschnittenen Haaren und Männerkleidern erreicht sie das Gewünschte: sie wird eingestellt. Doch sie muss sich behaupten – gegen die Kollegen, die beiden Juniorchefs und ihren Arbeitgeber.

    Diese „Hosenrolle“ im Stil von Lilo Pulvers „Gustav Adolfs Page“ hat mich an dem Roman gereizt. Ein Mädchen, das für ihren großen Traum alles tut und sich auch von Standesdünkel und Konventionen davon abhalten lässt. Marleene als Hauptfigur ist sehr schwer einzuschätzen. Einerseits erscheint sie tough und fortschrittlich, andererseits auch naiv und devot in ihrem Verhalten. Das ändert sich erst ganz zum Schluss, als Cliffhanger für Band 2.

    Die überwiegenden Nebenfiguren sind facettenreich und glaubhaft angelegt, dabei gefiel mir besonders der Gärtner Bruno und die Arbeiterin Greta – von ihnen wird man sicher in Band 2 noch mehr hören. Dem gegenüber fand ich die Sache mit den Pflanzendiebstählen und dem letztendlichen Übeltäter nicht gelungen und reichlich konstruiert-gewollt.

    Das Setting und die damalige Welt vermag die Autorin plastisch und überzeugend darzustellen, die Recherche bezüglich der Pflanzenwelt und dem Schauplatz Gärtnerei ist tiefgründig erfolgt. Was mir weniger gut gefallen hat, sind die Längen, die die Geschichte immer wieder aufweist und die sie auf eine stolze Länge von 650 Seiten bringen. Vieles hätte gestraffter erzählt werden können, ohne Einbußen bei der Handlung – warum man aber auf den letzten 15 Seiten dann förmlich durch die Handlung rast, ist mir völlig unverständlich.

    Es fällt mir schwer, zu einer abschließenden Bewertung zu kommen, die dem Gesamtwerk gerecht wird. Ich wurde von dem Roman zweifellos gut unterhalten – es ist eine leichte Lektüre und ganz bestimmt als Einstieg in das Genre geeignet. Dennoch fand ich die Geschichte sehr ausschweifend, ohne dass auf weiten Strecken etwas passierte. Meiner Meinung ist der Roman einfach zu lang und zu aufgebläht. Von mir gibt es eine mittlere Bewertung von 3 Sternen, denn es ist da durchaus noch Potential und Luft nach oben. Ein Kabinettstück ist das Buch für mich nicht.

    Fertig ist die Laube Renate Bergmann
    Fertig ist die Laube (Buch)
    05.04.2021

    Die Online-Omi gärtnert - Ein tolles Buch, hat mich 100% überzeugt!

    Buchinhalt:

    Gunter, der Lebensgefährte von Oma Renates Freundin Gertrud, muss wegen der Bandscheibe ins Krankenhaus. Die beiden rüstigen alten Damen bekommen derweil von ihm den Auftrag, sich um seinen Garten in der Kleingartenanlage „Abendfrieden“ zu kümmern. Doch mit ein bisschen Gießen hier und Harken da ist es nicht getan – Gunters Garten ist verwahrlost und vermüllt. Für eine Renate Bergmann aber alles kein Problem – sie packt ihre Gummistiefel und das Handy ein und macht sich auf den Weg ins Laubenpieper-Idyll. Zwischen Kopfsalat, dem pedantischen Platzwart und allerlei verschrobenen Parzellennachbarn gibt es so einiges an Abenteuern zu erleben…


    Persönlicher Eindruck:

    Im nunmehr schon 15. Band schickt Torsten Rhode seine betagte Rentnerin Renate Bergmann wieder hinaus, ihre Erlebnisse zu berichten – diesmal direkt aus der Laubenkolonie „Abendfrieden“, wo sie und ihre Freundin Gertrud sich derzeit um den Garten von Gertruds Lebensgefährten kümmern.

    Es ist eine Erfolgsgeschichte, die auch nach so vielen Bänden noch immer zieht und ihren absoluten Reiz hat. Die Rentnerin aus Berlin-Spandau, selbst schon 82 Jahre alt, erzählt mit viel Humor und Schlagfertigkeit von ihren Erlebnissen und hält der heutigen Gesellschaft auch mehr als einmal den Spiegel vor. Hauptthema ist das „Garteln“, ihre Erfahrungen mit Gemüse, Laube und Gartennachbarn – witzig und charmant verpackt und auch für die Städter ohne eigenes Grün mehr als interessant.

    Man lernt auch bereits aus den anderen Bänden bekannte Nebenfiguren wie ihre Freunde Gertrud, Ilse und Kurt, Renates Tochter Kirsten mit Esoterikfimmel nochmal neu kennen und käme auch prima ohne Vorkenntnisse schnell in den Genuss dieses kurzweiligen, spritzigen und trotz allem Witz auch mit sehr vielen nachdenklichen Untertönen versehenen Romans.

    Gut gefallen hat mir die Bildhaftigkeit und Lebendigkeit der Erzählung. Vor dem inneren Auge des Lesers entsteht sofort nach wenigen Seiten ein Bild und ich kann mit Fug und Recht sagen: ich war gerne zu Gast in der Kleingartenanlage. Die Figuren sind alle facettenreich gestaltet, die Passagen, die Frau Bergmann aus ihrer Jugend mit einstreut, authentisch und überzeugend. So wird jeder Leser irgendwo die eigene Nachbarschaft, die Erzählungen von Eltern oder Großeltern oder auch das Selbsterlebte wiederfinden in dem, was und die Rentnerin uns hier erzählt.

    Einen Bogen und Rahmen für die Erzählung ist zweifelsohne Gunters Krankenhaus- und Reha-Aufenthalt (von dem man erst mal so gut wie nichts erfährt, weil Gunter ist schwerhörig und telefonieren ist nicht so einfach) und seine Rückkehr am Schluss, die dann noch mit einem schönen Happy End aufwartet, das ich aber an dieser Stelle nicht verraten möchte.

    Eine absolute Leseempfehlung und eine tolle Geschichte aus vielen kleinen Geschichten, die zusammen ein großes stimmiges Ganzes bilden. Bleibt nur zu hoffen, dass es bis zum nächsten Buch der „Online-Omi“ nicht ganz so lange dauert!

    Das Leben, ein ewiger Traum Das Leben, ein ewiger Traum (Buch)
    02.04.2021

    Spannende Reise auf die dunklen Seiten des Millionen-Molochs Berlin in den 1920er Jahren

    Buchinhalt:

    Im Berlin der goldenen 20er Jahre tritt die junge Witwe Magda ihren Dienst als neue Polizeiärztin in der Millionenmetropole Berlin an. Sie erlebt bei ihrer Arbeit keineswegs die glitzernde, mondäne Fassade sondern die Düsternis von Kriminalität, Mord, Prostitution und Kinderhandel. Gleich ihr erster Fall lässt die Medizinerin nicht mehr los: ein kleines Mädchen wird Zeuge des Mordes ihrer beiden Eltern – der Fall führt Magda in eine Welt aus Kinderhandel und prekärer Armut. Kein Kind sollte in solchen Verhältnissen groß werden…


    Persönlicher Eindruck:

    Die Golden Twenties – wer hat kein Bild vor Augen, wenn es um das Berlin der 20er Jahre geht…. Charleston, Tango, schillernde Revuen – ein neues Aufblühen der Metropole nach dem Ersten Weltkrieg. Doch dieser Roman beleuchtet ein anderes Berlin der 1920er Jahre. Hier stehen die Schattenseiten der Millionenstadt im Vordergrund, eine Welt zwischen bitterer Armut, Prostitution, Kinderhandel und Mord. Mittendrin die neue Polizeiärztin Magda Fuchs, die sich nach dem Tod ihres Mannes in Berlin ein neues Leben aufbauen will. „Das Leben ein ewiger Traum“ ist der erste Teil der Polizeiärztin-Reihe, die unverblümt all das beleuchtet, was der Große Krieg und dessen Ende schließlich mit sich brachte.

    Neben Magda erzählt der Roman auch die Geschichte von mehreren anderen Frauenfiguren, die ihren Platz in der neuen Freiheit suchen: da wären unter anderem Celia, Tochter aus reichem Hause und unglücklich zwangsverheiratet oder Doris, ein Mädchen vom Lande, das in der großen Stadt groß rauskommen und vom Film entdeckt werden möchte. Oder aber die Anwältin Ruth, die Magda in die Welt von Emanzipation und weiblicher Kunst einführt.

    Daneben wird man als Leser Zeuge vom Leben und Leiden der beiden Kinder Elke und Kulle, zwei völlig unterschiedliche Charaktere, deren Schicksal sich allerdings sehr ähnelt. Ich hoffe, ich begegne ihnen in den Folgebänden und werde Zeuge ihres weiteren Lebens und ihrer Entwicklung.

    Alle Figuren und deren Geschichten zeigen ein stimmiges Bild einer vergangenen Zeit, ein Bild, das sich unter der Schale aus Glitzer und Glamour verbirgt. An vielen Stellen jagt die durchaus auch mal brutale Beschreibung der Realität dem Leser eine Gänsehaut voller Grauen über den Körper.

    Mir hat diese Mischung aus Frauen- und historischem Roman sowie Krimi sehr gut gefallen, es war mir beim Lesen kaum möglich, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Der Schreibstil und die Art, wie das Autorenduo den Figuren Leben einhaucht, fand ich sehr eingängig und bildhaft. Die Protagonisten agierten glaubwürdig und waren genauso wie das Setting bildgewaltig angelegt, so dass ich – nicht nur nach dem Cliffhanger am Schluss – absolut gespannt bin, wie diese Reihe weiter geht.

    Ein gelungener Roman, der das Berlin von Damals von einer ganz anderen, unverklärten Seite zeigt und dabei weder mit Spannung noch mit Esprit geizt. Eine absolute Leseempfehlung!

    Fritz und Emma Barbara Leciejewski
    Fritz und Emma (Buch)
    30.03.2021

    Ganz nett aber nicht herausragend und auch leider ohne länger bleibenden Eindruck.

    Buchinhalt:

    2019: Marie, die Frau des neuen Pastors in der kleinen pfälzischen Gemeinde, kommt nur schwer mit dem Landleben zurecht. Bei der Organisation der 750-Jahr-Feier lernt sie nach und nach die Bewohner des kleinen Dorfes kennen, unter ihnen auch Fritz und Emma. Die beiden sind 92 Jahre alt und waren einst ein Paar – doch mittlerweile seit über 70 Jahren zerstritten und es herrscht Funkstille. Schließlich wittert Marie hier eine Aufgabe: sie will die Beiden wieder versöhnen und unbedingt wieder zusammenbringen…


    Persönlicher Eindruck:

    Die Autorin nimmer den Leser in diesem Roman mit auf zwei Zeitebenen in Gegenwart und Nachkriegszeit, in der Fritz und Emma noch jung waren und ihre einstige Liebe zerbrach. Ich war ehrlich gesagt beim Lesen ziemlich verwundert. Anhand der Leseprobe hatte ich etwas ganz anderes erwartet, nämlich einen Roman mit Schwerpunkt Nachkriegszeit, der mich mitnimmt in das Leben von Fritz und Emma, den im Titel propagierten Protagonisten und das Leben in dieser Epoche. Falsch gedacht – es ist ein Gegenwartsroman mit vielen episodischen Rückblenden, der Schwerpunkt liegt eindeutig bei Marie, der Pfarrersfrau.

    Genau mit dieser hatte ich ein Problem. Marie ist jung und kommt nur schwer zurecht mit ihrem Leben auf dem Land – sie kann nicht kochen, nicht basteln, nicht singen und hat auch sonst kein Händchen für die Gemeindearbeit ihres Mannes. Einzig die 750-Jahr-Feier des Dorfes, zu deren Organisation sie mehr oder minder gedrängt wird, bringt sie zusammen mit den Bewohnern. Zwei davon sind die 92jährigen Fritz und Emma, einst ein Paar, doch seit über 70 Jahren heillos zerstritten.

    An dieser Stelle wittert Marie ihre Chance, etwas zu tun zu bekommen. Und genau hier scheidet sich die Meinung der Autorin von meiner. Marie will unbedingt die Beziehung der beiden Alten kitten, dabei ist doch ihr Mann der Pfarrer und sie nur die Gattin – ich würde es noch akzeptieren, wenn ihr Mann sich in das Leben der beiden einmischen würde, aber Marie geht das schlichtweg überhaupt nichts an. Schon gar nicht ohne irgendeinen Auftrag von Seiten der Betroffenen. Das würde Marie bei mir genau einmal versuchen… Zudem waren beide später mit anderen Partnern verheiratet, haben sogar Kinder und haben mit der Jugendbeziehung schon lange abgeschlossen. Man muss nicht auf Teufel-komm-raus jede längst abgehakte Geschichte wieder neu aufwärmen – so meine Meinung. Zudem wären die beiden alt genug, selbst tätig zu werden. Wenn sie das offensichtlich nicht möchten, hat man das einfach zu akzeptieren.

    Ich empfand Maries Bestreben hier mehr als übergriffig. Marie tut das Ganze auch nicht aus christlicher Nächstenliebe – nein, die ganze Aktion dient nur dazu, dass sie ihre eigene Langeweile los wird und endlich was zu tun kriegt.

    In Rückblenden nimmt man Teil am Leben von Fritz und Emma, von Kriegstragödie und persönlichem Schicksal. Diese Passagen waren zweifelsohne bewegend, hier hätte die Autorin viel mehr Potential nützen können, hätte sie den Schwerpunkt ganz auf das einstmals verliebte Paar gesetzt. Der Schreibstil selbst ist eingängig und die Geschichte kurzweilig – bietet allerdings an vielen Stellen lediglich altbekannte, triviale Sonntag-Abend-Herzschmerz-Unterhaltung. So wirklich überzeugt bin ich nicht von dem Roman, der leider auch relativ schnell den Grund für das Zerwürfnis zwischen Fritz und Emma preisgibt.

    Fazit: ganz nett, aber nicht so herausragend, wie andere, vergleichbare Romane aus Kriegszeit / Gegenwart und leider ohne bleibenden Eindruck. Schade….
    Das Dünencafe Sina Beerwald
    Das Dünencafe (Buch)
    23.03.2021

    Sehr gut recherchierte, interessante Historienpassagen, doch mit den Figuren wurde ich nicht warm. Schade, hatte mir mehr erhofft....

    Buchinhalt:

    Sylt, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges: Moiken setzt alles daran, das Hotel „Strandvilla“ und das dazugehörige Dünencafé in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Hyperinflation und persönliche Tiefschläge machen ihr Vorhaben nicht einfach, doch Moiken lässt sich nicht unterkriegen. Noch immer trauert sie ihrer großen Liebe, dem Fotografen Boy, hinterher, dann jedoch tritt der Ingenieur Adam von Baudissin in ihr Leben, der ein Jahrhundertprojekt auf der Insel verwirklichen will: den Hindenburgdamm, eine Verbindung zwischen Insel und Festland…


    Persönlicher Eindruck:

    Im zweiten Teil ihrer Sylt-Reihe entspinnt Autorin Sina Beerwald einen fundiert recherchierten historischen Roman von der Insel Sylt. Wir schreiben mittlerweile die goldenen 20er Jahre, der Große Krieg ist zu Ende und wie alle Menschen sehnt sich auch Hotelinhaberin Moiken nach einem Neuanfang. Mit ihrer jüngeren Tochter Frieda lebt sie im Hotel „Strandvilla“ und trotz der Ressentiments der männlichen Bevölkerung scheint sie als Hotel- und Cafébesitzerin ihre Sache recht gut zu machen.

    Weniger Glück hat Moiken allerdings mit den Männern. Noch immer trauert sie Boy hinterher, der inzwischen mit der gemeinsamen 20jährigen Tochter in Berlin lebt und mehr schlecht als recht über die Runden kommt. Boy ist für Moiken den ganzen Roman über die schillernde, hochstilisierte und verklärte Männerfigur, die für sie auf einem ganz hohen Sockel steht und gegen die keiner ihrer letztendlich drei Ehemänner bestehen kann. Moiken als Hauptfigur sollte eigentlich Identifikationsfigur für den Leser sein – ich jedenfalls wurde zu keiner Zeit warm mit der Frau.

    A Propos Figuren. Der Roman ist wunderbar recherchiert, die historischen Zusammenhänge und die Passagen über das damalige Inselleben und den Bau des Hindenburgdammes sind hervorragend recherchiert und sehr spannend für den Leser. Vor dem inneren Auge kann man sich einwandfrei zurückversetzen in die Zeit der Weimarer Republik. Aber die Figuren…. Es tut mir leid, sagen zu müssen: die historischen Passagen können noch so gut gemacht sein, das reicht einfach nicht, wenn man als Leser auf 500 Seiten keinerlei Bezug zu den Figuren aufbauen kann, ja wenn einem die Hälfte davon sogar mehr oder weniger unsympathisch ist.

    Ein Beispiel dafür ist Emma, Moikens ältere Tochter. Sie rebelliert von Beginn an gegen ihre Mutter, beseelt von dem Vorhaben, diese und ihren Vater Boy wieder zusammenzubringen, koste es, was es wolle. Dadurch wirkt die 20Jährige eher wie ein Kleinkind. Das ist doch Moikens Problem, aber nicht das von Emma!

    Letztendlich überwog am Schluss bei mir die Tatsache, dass mir die Gefühle in dieser Geschichte gänzlich fehlten. Weder konnte ich einen knisternden Funken zwischen Moiken und Boy wahrnehmen, noch zwischen Moiken und Adam. Vielmehr ging mir nach einer Weile „Boy hier, Boy da, Boy überall“ so dermaßen auf die Nerven, dass ich ein Bedürfnis, den dritten Band zu lesen, leider gar nicht verspüre.

    Schade, aber mehr als 3 Sterne von 5 kann ich nicht vergeben.

    Zu Befehl, Frau Doktor! Karen Witemeyer
    Zu Befehl, Frau Doktor! (Buch)
    18.03.2021

    Spannender, klassischer Western mit christlicher Botschaft: sehr empfehlenswert!

    Buchinhalt:

    Texas, 1890: vier ehemalige Kavalleriesoldaten um Hauptmann Matthew Hanger lehren Viehdiebe und allerlei Gangster das Fürchten: Als „Hangers Reiter“ sorgen die Männer im Wilden Westen für Sicherheit. Eines Tages brauchen sie selbst Hilfe: als einer der Ihren angeschossen wird, treffen die Reiter auf Josephine, die als „Doktor Jo“ eine Arztpraxis betreibt. Die junge Frau ist tough und lässt sich so leicht nichts gefallen, was wiederum Matt, dem Anführer der Reiter gut gefällt – die sofort aufkeimenden Gefühle füreinander lassen sich nicht leugnen. Dann wird Josephine von Gangstern entführt….


    Persönlicher Eindruck:

    Auch im neuen Roman von Erfolgsautorin Karen Witemeyer fühlt man sich als Leser sofort zu Hause: ihre Westernromane mit klassischen Helden und feinem, christlichen Touch sind jedes Mal ein absolutes Leseerlebnis. So auch hier: Vier Reiter ziehen als Rächer der Wehrlosen und Hüter von Recht und Gesetz durch die Texanische Prärie. Ihr Anführer ist Matt, ein ehemaliger Kavallerieoffizier und der Westernheld schlechthin. Zusammen mit seinen Kameraden sind die Reiter lebende Legenden und dementsprechend vorauseilend ihr Ruf.

    Josephine „Jo“ Burkett ist Ärztin, lässt sich als Frau in einer Männerdomäne nichts gefallen und arbeitet hart an ihrem tadellosen Ruf als Medizinerin. Als die Reiter und Doktor Jo aufeinandertreffen, entspinnt sich ein spannendes und bildgewaltiges Abenteuer, das jeden Westernfan zutiefst begeistert.

    Handlung und Setting sind facettenreich und bildgewaltig, man ist bereits auf den ersten Seiten mittendrin und fiebert mit den Charakteren mit. Wie immer bei Witemeyer sind die handelnden Personen liebevoll und tiefgängig gestaltet und der Plot fein recherchiert und überzeugend ausgearbeitet. „Zu Befehl, Frau Doktor!“ ist ein klassischer Western, wie man ihn aus den Filmen der 60er Jahre kennt, es könnte genauso eine Verfilmung mit Leinwandlegenden wie John Wayne, Burt Lancaster oder Robert Mitchum sein. Frau Witemeyer kann was, das sieht man auch in diesem Roman.

    Wie für einen Roman aus einem der christlichen Verlage üblich enthält die Geschichte auch einen christlichen Aspekt, der Themen wie Gottvertrauen und Nächstenliebe beinhaltet. Dabei ist der christliche Bezug dezent und unaufdringlich in die Handlung eingewogen und passt an allen Stellen harmonisch in das Gesamtgefüge.

    Für den ersten Teil der „Hangers Horsemen“-Reihe kann ich absolut überzeugt eine Leseempfehlung aussprechen, ein Buch für alle, die niveauvolle historische Romane über das 19. Jahrhundert zu schätzen wissen und für Westernfans sowieso.

    Die Insel der Wünsche - Stürme des Lebens Anna Jessen
    Die Insel der Wünsche - Stürme des Lebens (Buch)
    15.03.2021

    Dramatischer Schicksalsroman mit poetischem, detailreichem Schreibstil - dieser erste Teil der Helgoland-Trilogie hat mir sehr gut gefallen!

    Buchinhalt:

    Hamburg, 1887: die aus ärmlichsten Verhältnissen stammende Tine Tiedkens verdingt sich am Hamburger Hafen als Blumenmädchen, um ihre Eltern und die neun Geschwister durchzubringen. Eines Tages kauft ein vornehmer Herr ein Blumensträußchen bei ihr und verspricht ihr Arbeit in seinem Hotel auf Helgoland. Die Insel wird dann zu Tines Traum vom Ende der Armut. Eines Tages schafft sie es dorthin, wird aber rüde abgewiesen. Tine lässt sich nicht entmutigen – und wächst immer mehr aus sich hinaus…


    Persönlicher Eindruck:

    Dieser erste Teil der Helgoland-Trilogie von Anna Jessen besticht durch eine federleichte, bildgewaltige, ja fast poetische Art der Erzählung, die den Leser bereits auf den ersten Seiten in ihren Bann zieht. Der Schreibstil ist farbenprächtig und nimmt den Leser mit auf diese so einzigartige rote Insel inmitten der Nordsee, beschreibt mit Herzblut Land und Leute sowie das Leben zur damaligen Zeit.

    Doch bevor es soweit ist, befinden wir uns im Hamburg des 19. Jahrhunderts, im Gängeviertel und am Hafen, wo Tine und ihre Familie in bitterster Armut leben. Hunger, elende hygienische Zustände und die Trunksucht des Vaters bestimmen Tines Leben. Mit dem Verkauf von Blumen an die Reisenden auf den großen Schiffen verdient sie ein paar Pfennige, fast der einzige Lebensunterhalt der 12köpfigen Familie. Die Armut der Tiedkens ist bei der Lektüre zum Greifen nah, es bleibt wohl kein Leserauge trocken bei der Beschreibung der mehr als prekären Zustände. Als dann Helgoland als Begriff an Tines Horizont erscheint, jene Insel, auf der die Reichen und Schönen der damaligen Zeit Urlaub machen, träumt sich das Mädchen dorthin und ergreift schließlich die Gelegenheit.

    Tine als Hauptfigur hat Identifikationspotential und man ist als Leser Zeuge, wie sich das junge Mädchen vom Aschenputtel aus Hamburg zum Zimmermädchen hocharbeitet und sich schließlich in Henry Heesters verliebt, der ihre Gefühle erwidert. Gut gefallen hat mir auch Fritzi, ihre geistig zurück gebliebene kleine Schwester, die sich im Haushalt des Pfarrehepaars ebenfalls prächtig entwickelt und ihren Defizit zu großen Teilen ablegt.

    Schwerer zu beurteilen war für mich Henry Heesters. Zum Zeitpunkt seiner Heirat mit Tine fast doppelt so alt wie sie macht er lange Zeit auf mich einen eher seltsamen Eindruck. Was ist sein Bestreben? Ist es wirklich die Liebe zu Tine oder imponiert ihm die Möglichkeit, das junge Mädchen nach seiner Façon zur Gattin an seiner Seite formen zu können? Man erfährt es nicht wirklich. Tines Naivität legt sich im Laufe der Zeit, doch trotzdem fand ich, dass die schnelle Heirat über diverse Standesunterschiede hinweg leider auch ein gewisses „Geschmäckle“ hatte.

    Tine ist das Paradebeispiel für Großherzigkeit, Manieren und Strebsamkeit. Man möchte meinen, Henry stünde für Verantwortungsbewusstsein und die große Liebe – ohne jetzt zu viel verraten zu wollen wendet sich dieser Gedanke um 180 Grad zum Schluss dieses ersten Bandes. Ich jedenfalls hätte diese Entscheidung von ihm nicht erwartet.

    Das Ende schließt vorläufig mit einem spannenden Cliffhanger, der Lust auf den nächsten Band macht. Zusammen mit der detailreichen Landkarte der Insel und der sehr angenehmen Schreibweise war es auf alle Fälle ein Vergnügen, Helgoland und seine Bewohner kennen zu lernen.

    Eine absolute Leseempfehlung, ich kann Band 2 kaum erwarten!
    Die Sterne über Falkensee Luisa von Kamecke
    Die Sterne über Falkensee (Buch)
    07.03.2021

    Sehr spannende Fortsetzung der Familiensaga aus Westpreußen in den 1920er und 30er Jahren

    Buchinhalt:

    Westpreußen, 1925: die Ehe der Gutsbesitzertochter Isabella mit dem Getreidehändler Julius steht unter keinem guten Stern. Julius ist Ortsgruppenleiter der NSDAP und ganz auf einer Linie mit der Doktrin seiner Partei – das unabhängige und weltoffene Wesen seiner Frau passt ihm gar nicht. Zudem kommt, dass Isabella einfach nicht schwanger wird und Julius seine politischen Felle davonschwimmen sieht. Als er sie auf einer Ferienreise vergewaltigt, will Isabella die Scheidung – doch das bringt ungeahnte Konsequenzen für die Familie mit sich….


    Persönlicher Eindruck:

    Im zweiten Band der Westpreußen-Saga ist inzwischen einige Zeit vergangen und die nächste Generation der von Bargelows steht im Mittelpunkt. Hintergrund der Geschichte ist die Weimarer Republik und die Machtergreifung der Nationalsozialisten, die auch das Leben in Westpreußen verändert.

    Isabella von Bargelow, die Tocher von Alice und Stieftochter von Konrad sowie der ekelhafte Julius Kirchner sind in diesem Band die Hauptfiguren. Auch diesmal schafft er die Autorin, die handelnden Personen tiefgängig und nachvollziehbar anzulegen – seien es nun die Protagonisten oder auch die zahlreichen Nebenfiguren, die dem Plot Leben und Intensität einhauchen.

    Isabella ist sehr lange Zeit die behütete Gutsherrntochter, aufgewachsen mit allen Annehmlichkeiten, Kammerfräuleins und dem sprichwörtlichen goldenen Löffel im Mund. Ihre Mutter wünscht sich nichts mehr, als eine reiche, adlige Partie für ihre Tochter. Als der auserkorene Zukünftige dann Isabellas Freundin heiratet, scheint zunächst alles verloren. Dann stürzt sich Isabella in eine Heirat mit dem Lebemann Julius, der ebenfalls wohlhabend aber bürgerlich ist.

    Julius ist das Ekel schlechthin. Ich glaube, er erhofft sich durch die Einheirat in den Gutsbetrieb lediglich mehr Kundschaft für seinen Getreidehandel – Isabellas Gedanken und Wünsche sind ihm vollkommen egal. Als glühender Anhänger von Hitler und Mitglied in der NSDAP macht er keinen Hehl aus seiner Einstellung: seine Frau solle möglichst schnell und viele Kinder bekommen und zu Hause bleiben, er erlaubt ihr noch nicht einmal Fahrten mit ihrem eigenen Automobil oder die Besuche bei Fine, die inzwischen ein Mädchenpensionat in Deutsch Eylau leitet.

    Die historischen Begebenheiten und die Gräuel der Nazis klammert dieser Roman zu keiner Zeit aus, vieles vermittelt die Autorin höchst subtil (ich denke hier an die Passagen über Frau Schubbke in der Nervenklinik oder die Pogrome gegen jüdische Geschäftsleute, wie Isabellas Hutmacherin oder dem Tierarzt Leonhard Kampmann).

    Gerade in den letzten Kapiteln, als es nach der Scheidung von Julius für Isabella doch noch die große Liebe gibt, steht diese auf reichlich sandigem Untergrund und man weiß auch als Leser nicht, ob es für die beiden eine gemeinsame Zukunft geben wird.

    Der Schluss ist harmonisch in Bezug auf die Gesamthandlung, allerdings trotzdem so weit offen gehalten, dass die Möglichkeit für einen weiteren, dritten Band möglich bleibt. Die gesamte Handlung spielt sich zwischen 1925 und 1936 ab, somit noch vor dem Zweiten Weltkrieg, und beschreibt auf eindringliche Weise das Leben der Menschen in der damaligen Zeit.

    Ich kann für „Sterne über Falkensee“ auf jeden Fall eine Leseempfehlung aussprechen, man müsste noch nicht mal den ersten Band kennen, um Freude an dem Roman haben zu können. Eine gelungene Fortsetzung einer großartigen Reihe!
    Glückskinder Teresa Simon
    Glückskinder (Buch)
    28.02.2021

    Vieles war nicht wirklich authentisch und realitätsnah, hat mich daher nicht komplett überzeugen können.

    Buchinhalt:

    München 1945: der Krieg ist zu Ende und die amerikanische Besatzungszeit beginnt. In der zerbombten Stadt ist alles Mangelware – Heizmaterial, Kleidung, Lebensmittel. Wer es sich leisten kann und über das nötige Tauschmaterial verfügt, deckt sich auf dem Schwarzmarkt ein. Dort lernt Antonia (Toni), die mit ihrer Familie bei ihrer Großtante Vev untergekommen ist, den verwegenen Louis kennen, der auf wundersame Weise Zugriff auf alle möglichen Waren hat. Dann jedoch wird eines Tages die holländische KZ-Zwangsarbeiterin Griet in der Wohnung von Tonis Familie zwangseinquartiert…


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Glückskinder“ legt die unter dem Pseudonym Teresa Simon schreibende Brigitte Riebe einen Roman aus dem besetzten Nachkriegsdeutschland vor und schildert anhand zweier ganz unterschiedlicher Frauen die Sorgen und Nöte, aber auch die Wünsche und Hoffnungen einer ganzen Generation.

    Während Antonia relativ behütet aufwächst und zusammen mit ihrer Mutter und anderen Verwandten bei ihrer Großtante Vev unterkommt, kämpft Griet van Mook schon in der Kriegszeit ums Überleben. Als politische Gefangene aus dem holländischen Widerstand überlebt Griet KZ, Zwangsarbeit und Todesmarsch. Dass sie unter falschem Namen lebt, verschweigt sie. Im von den US-Amerikanern besetzten München schlägt sie schließlich Wurzeln und ihre Geschichte verbindet sich mit der von Antonia.

    Die erste Hälfte des Romans empfand ich als sehr spannend und farbenprächtig. Die historischen Gegebenheiten der damaligen Zeit verweben sich hier gekonnt mit dem Leben und Alltag der Figuren und man scheint nur so durch die Seiten zu fliegen. Nach etwa der Hälfte lässt dieses Gefühl allerdings spürbar nach. Vieles, was hier aus der Besatzungszeit geschildert und beschrieben wird, ist in meinen Augen wenig realistisch – so rennen Toni und Griet bei jedem erdenklichen Problem zu den Amerikanern, wo ihnen auch sofort und ohne lang nachzufragen Hilfe zu Teil wird. Seien es nun persönliche Probleme, benötigte Medikamente oder der Berufswunsch des aus Kriegsgefangenschaft geflohenen Bruders – die Amis werden’s schon wuppen. Absolut vorbei war es dann bei dem „Problem“, die Besatzer um einen BH für Tonis kleine Schwester zu bitten. Nein, mit solchen Hämmern verspielt die Geschichte letztendlich jegliche Art von Authentizität.

    Mal ganz abgesehen davon: aus zuverlässiger Zeitzeugenquelle weiß ich: so, wie der Roman die Beziehung zwischen den Amis und Deutschen hier beschreibt, war es in Wirklichkeit nicht. Natürlich soll ein Roman in erster Linie unterhalten und wem der historische Hintergrund nicht so wichtig ist, der nimmt daran natürlich auch keinen Anstoß...

    Bezüglich der Figuren überzeugte mich letztendlich nur Toni. Bis relativ gegen Ende hatte ich keinen wirklichen Einblick, wie die Familienverhältnisse im Haus Neureuther wirklich sind und wer zu wem gehört, dazu waren die Charaktere zu eindimensional und austauschbar. Griet als Gegenpart von Toni ist aufgrund ihrer Vergangenheit unzweifelhaft zu bedauern, nimmt aber im Laufe der Handlung auch alles mit, was sie kriegen kann.

    Im Laufe des Romans tauschen die beiden Hauptfiguren ihre ganzen Liebhaber schließlich einmal komplett durch und natürlich gibt’s bei beiden ein Happy End – als Leser war ich jedoch nach 500 Seiten nicht ganz so happy und hatte mir ehrlich gesagt mehr erhofft.

    Mein Fazit: eine eigenartige Mischung aus einerseits spannenden Passagen mit bildgewaltigem Plot und andererseits nicht authentischen Verflechtungen der handelnden Personen. Für mich daher nur eine mittlere Bewertung.
    Turansky, C: Weiter als der Ozean Turansky, C: Weiter als der Ozean (Buch)
    21.02.2021

    Spannende und berührende Geschichte mit tollen Figuren, ein wahrer Pageturner!

    Buchinhalt:

    Weil ihre verwitwete Mutter schwer erkrankt, werden die drei kleinen Geschwister von Laura McAlister in ein Waisenhaus gebracht. Ohne Zustimmung der Mutter, die ihre Kinder zurück haben will, verschifft das Kinderheim die Geschwister nach Kanada, wo sie als billige Arbeitskräfte auf Farmen arbeiten sollen. Das will Laura nicht hinnehmen und versucht, zusammen mit dem jungen Anwalt Andrew, die Kinder zu finden. Da Andrew im Auftrag der Regierung einen Bericht über die Kinderverschickung schreiben soll, gelingt es den beiden, zumindest Garth und Katie ausfindig zu machen. Doch ihre „Besitzer“ wollen die Kinder nicht herausgeben…


    Persönlicher Eindruck:

    „Weiter als der Ozean“ ist bereits der zweite Roman zum Thema British Home Children-Programm, den ich lese. Zwischen den 1860er und 1930er Jahren verschiffte England über 100.000 Kinder nach Kanada, wo sie oft ein trauriges Dasein als billige Arbeitskräfte fristeten. Dabei scherte es die Heime wenig, ob es sich wirklich um Waisen handelte oder ob es noch Eltern gab.

    So auch im vorliegenden Roman: das Schicksal, von dem die Autorin hier erzählt, fußt auf wahren Begebenheiten. Die drei Geschwister Garth, Katie und Grace kommen in ein Heim, nachdem die verwitwete Mutter schwer erkrankt und sich eine Weile nicht um ihre Kinder kümmern kann. Dass die drei eine volljährige Schwester haben, die sich um sie kümmern will, ist dabei unerheblich – Laura ist nicht der Vormund und so haben weder sie noch die Mutter irgend ein Recht an den drei Kleinen.

    Es ist erschreckend, was Katie auf ihrer Arbeitsstelle in Kanada erlebt und wie sie behandelt wird: kaum zu essen, kein liebevolles Wort und einen Schlafplatz im Stall, arbeitet die 14Jährige von früh bis spät. Ihrem Bruder ergeht es ähnlich. Auch wenn ihn sein „Besitzer“ ordentlich behandelt, gibt er den Jungen nicht heraus, als er erfährt, dass dieser noch Familie hat, die ihn wiederhaben möchte.

    Die Beschreibung des damaligen Lebens in den Kinderheimen und auf der Verschickung in die Neue Welt ist bildhaft und nachvollziehbar gestaltet. Die handelnden Personen sind tiefgründig und glaubhaft angelegt, so dass man sich gleich zu Beginn in die McAlisters einfühlen und mit ihnen hoffen und bangen kann.

    Der Roman, der im christlichen Verlag Gerth Medien erschienen ist, weist an vielen Stellen dezente christliche Botschaften auf und behandelt Themen wie Gottvertrauen, Hoffnung und das sichere Wissen um Gottes Geborgenheit, auch in zunächst aussichtsloser Situation.

    Im Nachwort erläutert die Autorin einige historische Details zum British Home Children-Programm und deutet an, dass eine Fortsetzung zu diesem Roman in Arbeit wäre, denn der Schluss ist offen und macht aufgrund des Cliffhangers neugierig, wie es weiter geht und ob es für die McAlisters ein Happy End geben wird. Der Verbleib der Jüngsten, Grace, ist noch komplett im Dunkeln, so dass ich mich heute schon auf den 2. Band freue.

    Mein Fazit: ein berührender, spannender und bildgewaltiger Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht. Eine absolute Leseempfehlung, keine Frage!
    Die Wunderfrauen Stephanie Schuster
    Die Wunderfrauen (Buch)
    18.02.2021

    Absolut gelungen, eine wunderbare Fortsetzung!

    Buchinhalt:

    Inzwischen schreibt man die 1960er Jahre und nach Krieg und Wirtschaftswunder ist Deutschland im Aufschwung. Das Leben geht weiter und auch bei den vier Frauen hat sich vieles verändert. Luises Laden läuft prima, Marie hat mittlerweile drei Kinder, die alleinerziehende Helga arbeitet inzwischen als Frauenärztin und auch Annabell bekommt noch einmal Nachwuchs. Die Freundschaft der vier Frauen hat sich entwickelt und man hilft sich gegenseitig. Doch nicht alles ist rosarot – ein medizinischer Skandal erschüttert Annabells Ehe und auch so manche Geister der Vergangenheit drängen wieder an die Oberfläche….


    Persönlicher Eindruck:

    Erneut nimmt Autorin Schuster ihre Leserschaft mit an den Starnberger See zu Luise, Helga, Marie und Annabell. Wir befinden uns inzwischen in den Swinging Sixties, zwischen Rock’n’Roll, Wirtschaftswunder und Hippiezeit. Erneut taucht man als Leser ein in das tägliche Leben der vier Protagonistinnen und erlebt kleine und große Ereignisse in den jeweiligen Familien.

    Wie schon in Band 1 der Trilogie ist man sofort mittendrin in der heimeligen Wohlfühlatmosphäre, die die Autorin gekonnt rüberbringt. Es ist ein Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit, das einen bis zum Schluss nicht mehr los und die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Die Erzählung ist tiefgängig und sowohl Plot als auch Figuren sind wunderbar ausgearbeitet.

    Luise und ihr Laden sind nach wie vor Dreh- und Mittelpunkt der Geschichte. Der Laden ist nicht nur ein Ort des Einkaufs, er ist für viele ihrer Kunden ein Treffpunkt, der nicht nur Luises Familie über die Jahre hin geprägt hat. Marie und Martin auf ihrem Leutstettener Bauernhof haben inzwischen eine große Kinderschar und auch auf dem Land läuft nicht alles rund. Annabell hat nach ihrer zweiten Geburt mit einem harten Schicksalsschlag zu kämpfen, denn auch sie ist ein Opfer des Skandals rund um das Beruhigungsmedikament Contergan – ihre Tochter hat Fehlbildungen an beiden Armen. Helga, die inzwischen als Gynäkologin in der Seeklinik arbeitet, bringt ihre Patientinnen mit Verhütungsmitteln in Kontakt und kann zudem ihre fast in die Brüche gegangene Freundschaft mit Luise neu festigen.

    Diese Reihe ist ein absolutes Lesehighlight. Man erlebt anhand der handelnden Personen hautnah die deutsche Nachkriegsgeschichte, Erlebnisse, die unsere Eltern erzählen, werden hier noch einmal lebendig. So manche Leser wird sich bei der Lektüre an das ein oder andere aus seiner eigenen Kindheit und Jugend zurückerinnern. Von allem nur das Beste ist ein wundervoller Roman, den man am liebsten gar nicht mehr weglegen möchte, hat man einmal mit dem Lesen begonnen.

    Mehrere noch offene Handlungsfäden aus dem ersten Band werden hier gekonnt fortgeführt und so kommt es auch in diesem Band dazu, dass es zwei spannende Cliffhanger gibt, die jetzt schon neugierig machen auf den abschließenden dritten Teil.

    Alles in allem ein vielschichtiger, lebendiger Roman aus der jüngeren Vergangenheit, mit authentischen, liebevoll gezeichneten Figuren mit ihren kleinen und großen Problemen, Nöten aber auch Freuden. Sprich: eine Geschichte, die erzählt von ganz normalen Leuten, die beispielgebend sind für eine Zeit, in der es endlich wieder aufwärts ging. Eine absolute Leseempfehlung! Top!

    326 bis 350 von 689 Rezensionen
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