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    Kerstin1975 Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 08. August 2013
    "Hilfreich"-Bewertungen: 290
    702 Rezensionen
    Lowe, T: Sophies Café Lowe, T: Sophies Café (Buch)
    19.08.2021

    Ein wirklich zu Herzen gehender, ergreifender Roman um Heilung und einen Neuanfang. Absolute Leseempfehlung, hat mich sehr berührt!

    Buchinhalt:

    Bevor Leah sich vom Staat Washington aus ins weit entfernte South Carolina aufmacht, lebte sie Jahre in der sprichwörtlichen Hölle auf Erden: ihr sadistischer Ehemann Brent quält, demütigt und misshandelt die junge Frau schwer und ist auch Schuld an der Fehlgeburt ihrer kleinen Tochter. Erst in Rivertown, einer Kleinstadt in den Südstaaten und im Café der engagierten Inhaberin Sophie kommt Leah langsam zur Ruhe. Was niemand weiß: Leah hat in Notwehr ihren Mann erschlagen und glaubt nicht an Heilung oder einen Neuanfang. Werden Sophie und der junge Anwalt Crowley es schaffen, Leah zu helfen, ihre Vergangenheit hinter sich zurück zu lassen?


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Sophies Café“ ist der amerikanischen Autorin Lowe ein wunderbarer Roman gelungen, der den Leser tief im Herzen berührt und bewegt. Auch wenn das Thema häusliche Gewalt in der Ehe schwierig und einige Szenen vor allem am Beginn sehr heftig waren, empfand ich die Geschichte als sehr ergreifend und bildgewaltig. Einerseits Leahs Ehehölle, Schläge, Brutalität und die Zerstörung ihres Selbstwertgefühles, aber anderseits auch die Kraft nach 10 Jahren, sich endlich daraus zu befreien und neu anzufangen geben der Geschichte eine nachdenkliche Note. Der Plot packt den Leser direkt bei seinen Emotionen und lässt ihn alles hautnah miterleben. Auch als Leah schließlich die Flucht gelingt, ist man hautnah dabei, wie sie alle Fäden in ihr altes Leben kappt und versucht, in South Carolina neu anzufangen.

    Lowe gelingt es ganz vortrefflich, das Flair der idyllischen Kleinstadt Rivertown und das Mitgefühl der dort lebenden Personen lebendig werden zu lassen. Das heimelige Gefühl, das die Erzählung verströmt, ist wie Heimkommen an einen wunderbaren Ort, der Geborgenheit und Herzenswärme ausstrahlt – und genau so sind auch seine Bewohner.

    Unter den drei Hauptfiguren ist es vor allem Sophie, die Inhaberin des Cafés, die Leah unmittelbar zeigt, dass es sowas wie Nächstenliebe und Mitgefühl gibt: Leah kommt bei ihr unter und kann endlich ein Zuhause finden. Auch Crowley, Sophies Ziehsohn und etwas unangepasster Anwalt, dringt schon bald zu Leah durch und es verwundert somit nicht, dass sich die beiden über den Lauf der Handlung näher kommen.

    Der christliche Bezug des Romans ist unaufdringlich und angenehm in die Geschichte eingeflochten und bringt mit Themen wie Gottvertrauen, Heilung und der Kraft des Gebets reichlich Stoff zum Nachdenken für den Leser.

    Mir hat die Geschichte ausgesprochen gut gefallen, der Schreibstil und die Art, wie Frau Lowe erzählt, haben mich an Linda Lael Miller erinnert, die ebenfalls solch heimelige Geschichten mit Happy End schreibt. Auf jeden Fall ist „Sophies Café“ eine berührende, zu Herzen gehende Geschichte mit liebenswerten Figuren, die einem sofort das Gefühl geben, willkommen zu sein. Ein großartiger christlicher Roman, den ich auf jeden Fall weiterempfehlen möchte – ich hoffe, wir lesen in Zukunft noch viel, viel mehr von dieser wirklich talentierten Autorin!

    Engelspost Iris Muhl
    Engelspost (Buch)
    17.08.2021

    Nachdenklicher, erschütternder Kurzroman über ein amerikanisches Waisenmädchen im Jahr 1913

    Buchinhalt:

    Im Jahr 1913 reist der Betrüger und Kleinkriminelle Eliott White mit dem Zug von New York in Richtung New Mexico. Auf der Zugfahrt kommt es zu einer schicksalshaften Begegnung: ein zerlumptes, kleines Mädchen reist alleine und ohne Begleitung, an seiner Jacke lediglich eine Briefmarke, denn die Kleine wurde als „Paket“ von einem Waisenhaus in ein anderes verschickt. Das Kind konfrontiert den Mann schließlich mit seiner Vergangenheit und einem dunklen Geheimnis, das seit Jahren auf ihm lastet…


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Engelspost“ ist Autorin Iris Muhl ein spannender, aber auch erschütternder Kurzroman gelungen, der einen Einblick gibt in die dunklen Seiten der Gesellschaft kurz nach der Jahrhundertwende um 1900. Thema sind nicht die gut Betuchten, sondern die, die auf der Schattenseite der Gesellschaft stehen.

    Anhand der Hauptfigur, dem fiktiven Eliott White, der rund 40 Jahre später seine Lebensgeschichte bei einem Radiointerview erzählt, macht der Leser einen packenden Railroad-Trip, der Themen wie Schuld und Vergebung aber auch die düsteren Abgründe menschlichen Verhaltens charakterisiert.

    Die ganze Geschichte spielt sich ab in mehreren Stunden einer Zugfahrt durch die amerikanische Landschaft. Eliott ist Teil dieser zufälligen Reisegesellschaft und macht Bekanntschaft mit dem Mädchen, das quasi als Paket ebenfalls gen Santa Fé reist. Dabei ist es bis zum Schluss nicht klar, wer das Mädchen überhaupt ist und wie es mit Eliott und seiner Vergangenheit zusammenhängt.

    Das Waisenmädchen ist ungefähr 6 Jahre alt und benimmt sich aber nicht, wie es Kinder in diesem Alter tun. Im Grunde verhält es sich in vielem wie eine Erwachsene, zumindest wie ein viel älteres Kind. So recht scheint das alles nicht zusammen zu passen, so dass ich als Leser nach einer Weile dachte, ob es vielleicht ein Engel sein könnte oder das Gewissen des Betrügers Eliott. Erst ganz zum Schluss offenbart die Geschichte die wirklichen Zusammenhänge, die Eliotts Leben schließlich grundlegend verändern und ihn zum Nachdenken zwingen. Denn auch wenn er zuerst wie ein Gentleman-Gangster mit rauer Schale und gutem Herzen wirkt, machte er auf mich den Eindruck, als ob er zwar so tut, im Grunde aber nur nach seinem eigenen Profit strebt – ungeachtet dessen, was mit dem Kind, dem er sich vordergründig verpflichtet zeigt, passiert. Wirklich sympathisch war er mir nicht, das kann ich guten Gewissens sagen.

    Der Plot ist recht düster, das was der ältere Eliott da beim Radio erzählt und wie in vergangenen Zeiten mit ungewollten Babys verfahren wurde, lässt das nackte Grauen im Leser aufsteigen. So erzählt die Geschichte schonungslos davon, dass im 19. Und angehenden 20. Jahrhundert sogenannte „Engelmacherinnen“ rücksichtslos an den zu ihnen abgegebenen Babys verdienten und diese im Gegenzug systematisch verhungern ließen. Vieles aus der Handlung ist ein relativ starker Tobak, da täuscht auch der christliche Bezug nicht darüber hinweg.

    Mit 170 Seiten ist die Geschichte relativ kurz gehalten, das, was nach der schicksalshaften Zugfahrt bis in die Zeit des Radiointerviews 40 Jahre später passiert, wird allenfalls angeschnitten. Schade, denn die Geschichte des Waisenmädchens hätte durchaus das Potential, in einem ausführlicheren Rahmen erzählt zu werden.

    Fazit: Ein Buch mit einer dramatischen Geschichte und viel Stoff zum Nachdenken, die ich gerne weiter empfehle!
    Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten Michaela Grünig
    Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten (Buch)
    15.08.2021

    Packende Fortsetzung der Hoteliersgeschichte in den 1920er und 1930er Jahren - ein absoluter Pageturner!

    Buchinhalt:

    In der Weimarer Republik hat auch das Hotel Heiligendamm unter der Währungskrise und der Geldentwertung zu leiden und Elisabeth muss um den Erhalt ihres Erbes kämpfen. Auch innerhalb der Familie kommt es zu schicksalshaften Auseinandersetzungen. Während Johanna in Berlin mit Samuel eine kleine Familie gegründet und Luise im Filmgeschäft ihre Erfüllung gefunden hat, gerät Paul durch seine neue Beziehung Stück für Stück in den Dunstkreis der Nationalsozialisten. Diese bedrohen letztendlich nicht nur die Familie, sondern mit ihrer antisemitischen Ideologie das ganze Land….


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Stürmische Zeiten“ ist Autorin Grünig eine phantastische, packende Fortsetzung ihrer Hotelierssaga gelungen, die den Leser von Anfang bis Ende in ihren Bann zieht. Der Große Krieg ist inzwischen vorbei und Deutschland eine Demokratie, doch die steigende Inflation bedroht das tägliche Leben der Menschen. Authentisch und berührend schildert die Autorin das Bestreben von Elisabeth, das frisch renovierte Palais Heiligendamm in die neue Zeit zu retten.

    Bereits nach wenigen Seiten ist man als Leser sofort wieder Teil der spannenden Handlung und trifft auf altbekannte und neue Charaktere. Die neuen politischen Gegebenheiten haben der Geschichte eindeutig einen Stempel aufgedrückt und das Leben und Flair der jungen Demokratie nach den Entbehrungen des Krieges ist in der Geschichte greifbar und überzeugend.

    Ein Schwerpunkt der Handlung liegt diesmal eindeutig auf Paul, dem „schwarzen Schaf“ der Familie. Seine Homosexualität ist in der Weimarer Republik ein Problem und dass seine große Liebe Robert sich am Ende des ersten Bandes von ihm getrennt hat, ist schicksalshaft für seine weitere Zukunft. Beklemmend ist Pauls Entwicklung. Er lässt sich auf Carl ein, der sich als glühender Unterstützer der NSDAP entpuppt und dem Paul schnell hörig wird. Carl zieht Paul immer weiter in den braunen Sumpf – Pauls ehemals anständiger Charakter verändert sich durch seine in meinen Augen pathologische Abhängigkeit von Carl hin zum Schlechtesten, was ein Mensch in sich vereinen kann. Daher überzeugte mich sein Wandel ganz am Ende nur bedingt – sein Geliebter Carl selbst ist der Teufel schlechthin.

    Dem gegenüber steht die Familie von Johanna, seiner älteren Schwester. Verheiratet mit dem jüdischen Kinderarzt Samuel und Mutter des kleinen Gabriel ist sie und ihre Familie das genaue Gegenteil. Ihr Schicksal hat mich sehr berührt und ich hoffe, im nächsten Band mehr über ihre Familie zu erfahren. Auch Minna, die langjährige Köchin des Palais, hat mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen und sieht einer ungewissen Zukunft entgegen.

    Während in Band 1 der Schauplatz noch vorwiegend auf dem Palais lag, spielt sich die Geschichte hier zwischen Bad Doberan, Berlin und dem Landgut, das Elisabeth als Nahrungslieferant in schweren Zeiten kauft, ab. Das macht die Geschichte noch lebendiger.

    Auf jeden Fall konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Vor allem die zweite Hälfte, als die Handlung sich zeitlich in Richtung Drittes Reich bewegt, ist packend und schicksalsträchtig. Auch in diesem zweiten Band gibt es einen Cliffhanger und ich kann es kaum erwarten, im dritten Band endlich weiter zu lesen – der vorliegende Band endet im Jahr 1932.

    Alles in allem ein fulminanter Pageturner, der mich absolut begeistert hat und den ich wärmstens weiterempfehlen kann!

    Wolf, C: Ruf des Königs Wolf, C: Ruf des Königs (Buch)
    10.08.2021

    Furchtbar langweilige Geschichte ohne erkennbaren roten Faden. Was für ein Flop!

    Buchinhalt:

    In einer erdachten Fantasywelt lebt das Volk von König Elouan in ständiger Furcht vor den kriegerischen Solech. Eines Tages schickt der König eine Gruppe Auserwählter in das ferne Land des Ostens, das hinter einem Gebirge liegt. Dort soll eine neue Siedlung gegründet und die Macht des Königs gemehrt werden…


    Persönlicher Eindruck:

    Von diesem Debütwerk einer jungen deutschen Autorin versprach der Klappentext einen durchaus spannenden Fantasyroman mit christlichen Zügen – eine im Grunde interessante Mischung, wie ich dachte. Leider erwartete mich eine konfuse, furchtbar langweilige Erzählung, die keinerlei Roten Faden erkennen ließ.

    Schauplatz der Geschichte ist eine fiktive Welt, für die das Buch immerhin mit Landkarte und umfangreichem Personenregister aufwartet. Die Personen dieser Welt scheinen nahezu unsterblich, denn der Zeitrahmen des Plots erstreckt sich über fast 700 Jahre, in denen die Bewohner immer wieder auftauchen – der König sowieso. Die Zeitsprünge, die die Autorin vornimmt, sind dabei mehr als merkwürdig und unsystematisch: mal befinden wir uns „Vor den Großen Kriegen“, mal 100 Jahre danach, um dann wieder 10 Jahre zurückzuspringen und anschließend 655 Jahre in der Zukunft zu landen. All das, während eine kleine Gruppe von Menschen sich aufmacht, um ein Land jenseits des Gebirges zu besiedeln. Der Schreibstil dabei ist ziemlich gewollt und nicht wirklich eingängig und angenehm.

    Es soll ein christlich angehauchter Roman sein, dem eine Botschaft innewohnt. Zumindest gehe ich davon aus, wenn das Buch in einem christlichen Verlag heraus gebracht wurde. Erkennen konnte ich davon rein gar nichts, Fehlanzeige wie bei besagter Grundstruktur in der Gesamthandlung. Ich wusste bis zum Schluss nicht, was die Autorin mir als Leser vermitteln wollte, das enttäuscht mich zutiefst.

    Ein zentraler Punkt, der immer wieder erwähnt wird, ist das „alles durchdringende Licht“, das irgendwie von König Elouan ausgeht und den Bewohnern eine Verständigung auch ohne Worte ermöglicht. Zumindest hab ich das so verstanden, mir klang das eher nach esoterischem Heilsgedanken. Sollte ich als Leser bei König Elouan Parallelen zum christlichen Gott finden, bei seiner Mission hinters Gebirge Parallelen mit Abrahams Auszug in das Gelobte Land? Tut mir leid, aber das wäre angesichts der dünnen, nichtssagenden Story furchtbar an den Haaren herbei gezogen und kann mich so überhaupt nicht überzeugen.

    Mir fehlt bei diesem Buch durchweg ein stimmiges Konzept, eine Struktur, die sich zumindest ansatzweise beim Lesen erkennen lässt. Noch nie war ich von einem Buch aus einem christlichen Verlag so dermaßen enttäuscht. Von mir gibt es daher keine Leseempfehlung, das war viel Geschwätz ohne erkennbare Handlung und in meinen Augen nicht mal als Märchengeschichte überzeugend.

    Ein Flop auf ganzer Linie!
    Die Heimkehr der Störche Theresia Graw
    Die Heimkehr der Störche (Buch)
    08.08.2021

    Packende Fortsetzung in der Nachkriegszeit – hat mich wieder sehr gefesselt!

    Buchinhalt:

    Im Jahr 1952 und nach der Vertreibung aus Ostpreußen hat es die Twardys auf einen Bauernhof in der Lüneburger Heide verschlagen. Dort sind die Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten alles andere als willkommen. Dora erfährt vom Roten Kreuz, dass sich Curt in Berlin aufhalten soll und so kommt es ihr mehr als gelegen, dass sie eine Zusage für ein Studium in Ostberlin erhält. Doch die neu gegründete DDR ist alles andere als eine neue Heimat: Curt sitzt im Stasi-Gefängnis und Dora wird mit dem täglichen Mangel in der Ostzone konfrontiert, dem gegenseitigen Bespitzeln, Erpressung durch die Stasi und der Frage, ob es überhaupt eine gemeinsame Zukunft für sie und Curt geben kann….


    Persönlicher Eindruck:

    Mit dem zweiten Teil ihrer Gutsherrin-Reihe knüpft Autorin Graw gekonnt und bildgewaltig an den ersten Teil um Dora und ihre Familie an, die inzwischen eine neue Heimat im Westen gefunden und die Schrecken des Krieges und der Flucht über das Haff mehr oder weniger hinter sich zurücklassen konnte. Inzwischen schreiben wir das Jahr 1952, der Krieg ist seit sieben Jahren vorbei und die Twardys versichen, in die Zukunft zu blicken.

    Tiefgründig und lebendig erzählt die Geschichte von den neuen Höhen und Tiefen, von Neuanfang und Ablehnung, von Träumen und einer ungewissen Zukunft. Weiterhin ist Dora die Hauptfigur, aber auch andere, lieb gewonnene Figuren aus dem ersten Band prägen die fesselnde Geschichte. Dora hat eine deutliche Entwicklung durchgemacht und erzieht Curts Tochter Clara wie ihre eigene, kümmert sich um ihre Eltern und versucht, in der jungen Bundesrepublik Fuß zu fassen.

    Doch der Schauplatz soll zunächst nicht dort bleiben. Dora macht sich auf nach Ostberlin, zusammen mit Clara, um dort zu studieren. Authentisch und gefühlvoll beschreibt die Autorin den Alltag in der DDR, der sich wie eine Krake auch über das Leben von Dora legt: die Suche nach Curt und Doras Kampf, ihn aus dem Gefängnis frei zu bekommen, die Manipulation der Menschen durch die Stasi und den Unmut unter der Bevölkerung ist packend und dramatisch. Man kann den Roman fast nicht aus den Händen legen, hat man einmal mit dem Lesen begonnen.

    Graw verwebt zahlreiche historische Gegebenheiten gekonnt mit dem fiktiven Teil ihrer Erzählung, die Recherche hierzu ist fundiert und tiefgängig. Der Volksaufstand in der DDR im Jahre 1953 spielt dabei genauso eine Rolle wie die erste Weltmeisterschaft im Fußball mit deutscher Beteiligung nach dem Krieg, die Kindheit bei den Pionieren oder das tägliche Schlangestehen um Lebensmittel und andere Alltagsgegenstände.

    Ich war mehr als gefesselt. Alte Bekannte und neue Figuren schaffen eine angenehme und spannende Atmosphäre, der sich der Leser einfach nicht entziehen kann: man leidet und hofft auf jeder Seite mit. Dabei tat mir am Ende besonders der amerikanische Besatzungssoldat Mike leid, der in Doras Nachkriegsleben eine zentrale Rolle spielt – dennoch ist es immer nur Curt, Curt und nochmals Curt, an dem Doras Herz und Sinn hängt und ohne den sie sich keine Zukunft vorstellen kann.

    Ja, Curt… meine Meinung über ihn ist zwiegespalten. Für Dora ist er das absolute Nonplusultra und steht beinahe auf einem Heldensockel, doch sein Brief gegen Ende des Buches (ich möchte hier nicht zu viel verraten) hat mich ehrlich gesagt bestürzt. Curt kann doch nicht wirklich erwarten, dass Dora aufhört, ihr Leben zu leben, weil Curt auf unabsehbare Zeit im Stasiknast sitzt. Auf mich hat er selbst nämlich nicht den Eindruck gemacht, davor und danach sonderlich Rücksicht auf Dora zu nehmen. Vielmehr zieht Curt immer sein eigenes Ding durch und schert sich herzlich wenig um Dora und seine Tochter. Dass Dora wegen ihm ihr Studium am Schluss beinahe in den Sand setzt, empfand ich reichlich naiv und hätte ich so fast nicht für möglich gehalten.

    Vielleicht hätte Dora einfach schon früher irgendwann einen Schlussstrich unter die Beziehung ziehen sollen, um wirklich komplett neu anzufangen. Sie tut es nicht und wie durch ein Wunder ergibt sich am Ende ein Happy End für die beiden. Ob es wirklich so bleibt, vermag ich nicht zu sagen, denn der Schluss ist trotz vieler ineinander verzahnter Ereignisse immer noch offen und bietet Raum für eine weitere Fortsetzung.

    Alles in allem würde ich es mir wünschen – die Geschichte ist hervorragend und verdient es, weiter erzählt zu werden. Von mir gibt es daher eine absolut verdiente Leseempfehlung, es war einfach klasse!
    Die Insel der Wünsche - Klippen des Schicksals Anna Jessen
    Die Insel der Wünsche - Klippen des Schicksals (Buch)
    01.08.2021

    Spannender und ergreifender Abschluss der Helgoland-Trilogie - absolut lesenswert!

    Buchinhalt:

    Helgoland hat sich nach den verheerenden Kriegsjahren erholt und zu einem mondänen Kurbad gemausert. Auch Tine und ihr Blumenladen leiden keine finanzielle Not. Die Kinder und Enkel werden groß – doch dann braut sich neues Unheil am Horizont zusammen. Die Weltwirtschaftskrise bereitet einen Nährboden für die NSDAP und schon bald sehen sich die Menschen einer neuen Bedrohung ausgesetzt: Hitler ergreift die Macht im Deutschen Reich und lässt Helgoland zur Festung ausbauen…


    Persönlicher Eindruck:

    Im dritten und abschließenden Teil ihrer Helgoland-Reihe entführt die Autorin Anna Jessen ihre Leser ein weiteres Mal auf die berühmte rote Insel in der Nordsee. Inzwischen schreiben wir die 20er Jahre und Helgoland hat sich vom Großen Krieg soweit erholt. Die Hotels und Cafés brummen, auch Tine profitiert von den Kurgästen, die die Insel aufsuchen.

    Dabei beschreibt die Autorin das Leben und die Lebensart auf Helgoland wieder sehr mitreißend und gekonnt – es ist wie ein Nach-Hause-Kommen zu lieb gewonnenen Menschen. Auch wenn deren Zahl immer weiter gewachsen ist im Laufe von drei Bänden, hatte ich nie das Gefühl, die handelnden Personen nicht verorten zu können. Im Gegenteil: Tine und ihre Tochter Jette sind das Rückgrat der Geschichte und Dreh- und Angelpunkt für das tägliche Leben in dieser Familiengeschichte. Tine, inzwischen in den besten Jahren, ist eine Stütze der Helgoländer Gemeinschaft geworden: alle verlassen sich auf sie und sie hat auch in fast allen Lebenslagen einen Rat, leistet tatkräftig Hilfe und ist in ihrer neuen Heimat mehr als angekommen.

    Dabei verwundert den Leser allerdings eines: Egal, wie sehr Tine und ihre Familie schuften, wie sehr sie sich abrackern und wie hilfsbereit sie auch sind: in den über 60 Jahren, in denen sie Geschichte spielt, bringen es die Heesters / Brückners im Grunde nicht wirklich zu etwas. Tine verliert, rappelt sich auf, verliert erneut – und trotz allem hängt sie bis zum Schluss an ihrer neuen Heimat.

    Gut gefallen hat mir die Einbindung von historischen Fakten und Details in die fiktive Handlung. Packend und auch schonungslos beschreibt die Geschichte die Zeit des Nationalsozialismus und die Gräuel, denen sich die zahlreichen jüdischen Bewohner der Insel – und nicht zuletzt die, die ihnen helfen – ausgesetzt sehen.

    In der Mitte der Erzählung hängt dann die Spannung leider durch, erst im letzten Drittel, das zur Zeit des Nationalsozialismus spielt, steigt sie wieder ins Unermessliche. Hier hätte ich mir einen größeren Schwerpunkt der Geschichte gewünscht. Denn während in den ersten beiden Dritteln die Handlung fast nur aus Kinderkriegen allerorten besteht (eigentlich müsste Tine ein wirklich gutes Auskommen als Hebamme gehabt haben) und das tägliche Leben haarklein erzählt wird, macht der Plot am Schluss zu viele Zeitsprünge, die man nicht sofort als solche erkennt. Beispielsweise hat dann Tines Enkeltochter, eben noch kleines Mädchen, plötzlich geheiratet und selber schon Kinder. Das war nicht so ganz gelungen.

    Ein weiterer Kritikpunkt: die Zeit der Hyperinflation in den 20er Jahren. Wenn diese nun nicht gänzlich an Helgoland vorüber ging (was ich nicht glaube) hat Autorin Jessen ihr jedenfalls keine größere Bedeutung beigemessen. Als prägendes Ereignis von der Weimarer Republik hin zur Nazidiktatur hätte sie allerdings zumindest mal erwähnt werden sollen, denn auch die Halunder hatten 100%ig darunter zu leiden. Wieso das gar nicht zur Sprache kommt, ist mir vollkommen unverständlich.

    Schön und berührend fand ich die Wiederbegegnung von Tine mit Peer, ihrem Kindheitsfreund aus Hamburg. Damit schließt die Trilogie schließlich ab und bildet einen passenden Rahmen rund um die Gesamtgeschichte.

    Abgesehen von einigen kleineren Kritikpunkten war ich schwer begeistert von den „Klippen des Schicksals“ und kann diesen Band und die Trilogie guten Gewissens weiterempfehlen!
    Der Windhof Sonja Roos
    Der Windhof (Buch)
    25.07.2021

    Roman mit zwei Zeitebenen, leider sehr oft hanebüchen und mit einer unsympathischen Hauptfigur. Eine Enttäuschung.

    Buchinhalt:

    Als ihre Großmutter Lene einen Oberschenkelhalsbruch erleidet, reist die junge Witwe Mel in den Westerwald, um Lene zu pflegen. Auf dem alten Bauernhof erzählt Lene Mel ihre dramatische Lebensgeschichte...


    Persönlicher Eindruck:

    „Der Windhof“ erzählt die Geschichte zweier Frauen aus dem Westerwald, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen ist da Mel, die Enkeltochter – früh verwitwet und in meinen Augen krankhaft in ihrer Trauer sowie Lene, ihre fast 90jährige Großmutter, die alleine auf dem alten Bauernhof der Familie lebt und seit einem Sturz ans Bett gefesselt ist. Es ist ihre Lebensgeschichte, die Mels Abneigung gegen den Hof und das Dorf langsam schwinden und das Dorfleben zur Zeit des Zweiten Weltkrieges lebendig werden lässt.

    Das klang für mich vielversprechend. Eine Geschichte auf zwei Zeitebenen, zwei Frauenschicksale, die zunächst völlig unterschiedlich doch eine Menge Gemeinsamkeiten entdecken lassen. So weit so gut. Leider konnte die Geschichte meine Erwartungen nicht erfüllen.

    Mel als eine der beiden Hauptfiguren ist egoistisch und selbstsüchtig. Sie zelebriert in nahezu krankhafter Weise einen Trauer- und Glorifizierungs-Wahn um ihren vor zwei Jahren bei einem Unfall verstorbenen Mann David. Die gemeinsame Wohnung ist wie ein Schrein mit Fotos des Toten ausstaffiert und Mel suhlt sich buchstäblich in ihrem Leid. Und dabei erwartet sie von allen in ihrem Umfeld Mitgefühl und Verständnis für ihre Situation, ist selbst aber in keiner Weise zum Mitgefühl anderen gegenüber fähig. Als sie von der Mutter erfährt, dass die Großmutter das Bein gebrochen hat und fortan Hilfe braucht, ist ihre erste Reaktion nur ein genervtes Schulterzucken und Abwehrhaltung mit dem Kommentar: „Und was geht mich das an“. Mel war mir durch und durch unsympathisch. Warum der Plot hier 75 Seiten braucht, um dem Leser Mels pathologisch inszenierte Trauer zu vermitteln, erschließt sich mir nicht – ich war eher abgeschreckt.

    Lene als zweite Hauptfigur machte auf mich größtenteils einen besseren Eindruck. Die alte Frau ist mürrisch und ein Eigenbrötler, aber in ihr liegt einfach der interessantere Teil des Plots verborgen. Ihre Lebensgeschichte aus den 30er Jahren und der Kriegszeit, die dem Leser anhand von Rückblenden leider immer nur bröckchenweise serviert wird, hätte das Potential, für sich alleine einen authentischen, fundierten Roman zu liefern. Das Ganze leidet für meinen Geschmack aber unter der uninteressanten Gegenwartserzählung, die ich gegen Ende fast versucht war, nur noch zu überfliegen.

    Viele Passagen des Romans empfand ich einfach an den Haaren herbeigezogen: beispielsweise Noah, den Hausarzt von Oma Lene, der mit seinem distanzlosen Verhalten (er duzt seine Patientin und sogar Mel, die er auch gleich noch zum privaten Essen einlädt) mehr als unprofessionell rüber kommt und so einfach nicht glaubhaft ist. Auch Mels Ausfragerei nach Noahs Familiengeschichte wird ohne Murren von ihm beantwortet – sowas ist in einem Arzt-Patienten-Verhältnis (das übrigens auch die Patientenangehörigen mit einschließt) einfach so nicht denkbar und auch überhaupt nicht glaubwürdig.

    Natürlich ist relativ vorhersehbar, dass Mel und Noah ein Paar werden, wenn auch mit einigem Hin und Her. Da verrate ich wahrscheinlich nicht zu viel. Wie es dazu kommt, ist allerdings vollkommen hanebüchen und passt zu dem vielen Widersprüchen und Merkwürdigkeiten im Gesamtkonzept.

    Der historische Teil jedoch hätte wie gesagt viel mehr Potential gehabt, welches die Autorin aber größtenteils verschenkt, weil sie sich nicht auf eins konzentriert sondern mit dem Roman auf zu vielen Hochzeiten tanzen will. Bedauerlicherweise konnte mich der Roman überhaupt nicht emotional berühren oder mitnehmen: die Figuren blieben durchweg blass und fremd und ohne jegliches Identifikationspotential.

    Fazit: Der historische Teil gefiel mir recht gut, war vor allem gegen Ende spannend. Hier hätte ich mir mehr Tiefe, Detailreichtum und eine weitere Ausarbeitung der Geschichte gewünscht. Mels Gegenwartsgeschichte war für mich dabei weitgehend ein Fremdkörper und Störfaktor, vom Roman als Ganzes war ich leider enttäuscht.
    Die Insel der Wünsche - Gezeiten des Glücks Anna Jessen
    Die Insel der Wünsche - Gezeiten des Glücks (Buch)
    22.07.2021

    Dramatische Fortsetzung der Geschichte um Helgoland und die junge Tine in der Zeit vor und während des 1. Weltkrieges.

    Buchinhalt:

    Nach dem Verlust ihres Mannes und des gemeinsamen Hotels steht Tine vor den Trümmern ihrer Existenz. Doch wie schon zu Beginn findet sie Unterschlupf beim Pfarrehepaar Thevessen. Zusammen mit ihrer Schwester Fritzi widmet sie sich dem, was sie schon in Hamburg über Wasser hielt: Blumen für die Sommergäste. Nach und nach wird Helgoland immer mehr zur militärischen Festung und der Erste Weltkrieg bricht aus. Doch nicht nur damit hat Tine zu kämpfen – die familiären Schicksalsschläge scheinen nicht abzureißen und auch ihre neue Liebe steht unter keinem guten Stern…


    Persönlicher Eindruck:

    Im zweiten Teil ihrer Helgoland-Trilogie breitet Autorin Jessen die Geschichte um das ehemalige Blumenmädchen Tine Tiedkens weiter aus. Tine ist inzwischen akzeptierte Helgoländerin und fest verwurzelt in der Inselgemeinschaft, arbeitet zusammen mit der alten Hebamme und züchtet zusammen mit Fritzi Blumen, die sie an die Hotels der Insel verkauft.

    Alles scheint idyllisch – so ist auch die Erzählung leicht und bildhaft. Man hat das Gefühl, als Leser Teil dieser kleinen Gemeinschaft zu sein und das Wiedersehen mit lieb gewonnenen Figuren fiel mir unglaublich leicht. Die Rückblenden zu Beginn des Romans helfen, die Handlung des ersten Bandes wieder in Erinnerung zu rufen und so taucht man als Leser ein in die Welt zwischen Jahrhundertwende um 1900 und dem Ersten Weltkrieg.

    Tine als Hauptfigur ist zu einer fest im Leben stehenden Frau gereift, der das Schicksal im Lauf der Zeit mehrfach übel mitspielt. Jung verwitwet und ohne einen Pfennig in der Tasche wird sie und die kleine Tochter Jette buchstäblich von einer Unterkunft zur anderen herumgereicht – Tine tut alles, um sich und das Kind über Wasser zu halten. Sie arbeitet als Hebamme und Blumenverkäuferin bis hin zur Hausdame eines der Inselhotels. Doch das alles ist nicht von Dauer und fragil.

    Der Zeithorizont des Romans erstreckt sich über 19 Jahre, man wird also Zeuge vom Aufwachsen der Kinder, von etlichen Hochzeiten, Geburten und Trauerfällen – auch in Tines kleiner Familie. Tine trauert, verliebt sich schließlich neu – und verliert auch erneut. Gerade gegen Ende, als der Krieg ausbricht und Helgoland als Bollwerk des Kaisers weit draußen in der Nordsee eine Schlüsselposition einnimmt, scheint Tine wieder alles verloren zu haben.

    Gut gemacht sind, wie schon im 1. Band, die Figuren. In überschaubarer Anzahl aber jede einzeln mit Tiefgang angelegt bringen sie den Leser bis zum Schluss wieder dazu, mit zu fiebern, mit zu lieben und mitzuleiden.

    Das Buch endet, als der 1. Weltkrieg endet, nämlich 1918 – und hält für den dritten Band einiges an offenen Handlungsfäden bereit. Wie wird es Tine und ihrer kleinen Familie ergehen – werden sie „ihr“ Helgoland zurückbekommen oder ist alles für immer Vergangenheit? Ich lasse mich auf jeden Fall überraschen und freue mich auf den Abschlussband dieser gelungenen Reihe – Band 2 bekommt auf alle Fälle eine Leseempfehlung und volle Punktzahl!
    Letzter Tanz auf Sankt Pauli Claudius Crönert
    Letzter Tanz auf Sankt Pauli (Buch)
    17.07.2021

    Authentischer Roman aus Hamburg zur Zeit des Nationalsozialismus – gelegen zwischen Familiengeschichte, Drama und Krimi.

    Buchinhalt:

    Hamburg, 1941: auf Sankt Pauli geschieht ein Mord. Kommissar Krell ermittelt und sticht dabei in ein Wespennest: ein hoher SS-Mann scheint in den Fall verwickelt und der Kriminalrat verbietet weitere Nachforschungen. Krell ermittelt auf eigene Faust weiter und gerät schließlich selbst in eine Spirale von Befehlsgewalt, NS-Ideologie und Gefahr für sich und seine Familie.

    Währenddessen lernt Jette, Krells 16jährige Tochter den neuen Mitschüler Christian kennen, der sie in die Welt der verbotenen Jazz- und Swingmusik einführt. Zusammen mit Gregor, einem weiteren Freund, schleichen sie sich heimlich auf mehrere Konzertveranstaltungen. Das Regime duldet die „entartete“ Musik nicht und bei einer Razzia stehen auf einmal ihre Liebe und das Leben ihrer beiden besten Freunde auf dem Spiel…


    Persönlicher Eindruck:

    In seinem Roman „Letzter Tanz auf Sankt Pauli“ gelingt Autor Claudius Crönert eine wunderbare, dramatische und bildgewaltige Mischung aus historischem Familienroman und Kriminalhandlung, die in unverblümter Weise das Leben in Hamburg zur Zeit des Nationalsozialismus gekonnt beschreibt. Es ist eine Geschichte mit zwei zunächst getrennten Handlungen, die allerdings unmittelbar zusammengehören – Hauptfiguren sind der Hamburger Kriminalkommissar Hannes Krell und seine 16jährige Tochter Jette.

    Authentisch beschreibt die Geschichte die Jugend der Schülerin im Nationalsozialismus zwischen Alltag, Elternhaus, BDM-Nachmittagen und ideologisch indoktrinierten Lehrern, aber auch dem Wunsch nach Freiheit, nach Rebellion gegen das System und vor allem nach der damals verbotenen Swing-Musik.

    Jette steht irgendwo zwischen zwei Jungen, die beide in ihre Klasse gehen. Zum einen Gregor, der in der Nachbarschaft wohnt und mit dem sie eine langjährige Freundschaft verbindet, zum anderen dem „Neuen“ in der Klasse, Christian, einem lässigen Swing-Boy, der sich von der Autorität nicht so leicht das Wasser abgraben lässt.

    Während der Fall um den Sankt Pauli-Mord das Rahmengerüst des Buches bildet und es spannend ist, Krell bei der Arbeit zu begleiten (es ist sehr lange nicht klar, um was es bei dem Mord wirklich geht) waren für mich gerade die Passagen um das Familienleben und um Jettes Backfischzeit von besonderem Interesse. Autor Crönert macht glaubwürdig und unverfälscht deutlich, wie es war, zu dieser Zeit Schüler zu sein, ein Leben auch jenseits von HJ bzw. BDM zu führen – entweder angepasst oder rebellisch zu sein. So wird der Unterschied unmissverständlich deutlich anhand von Elisabeth, Jettes Banknachbarin: zuerst ein Teil der Swing-Gruppe, danach wieder das linientreue BDM-Mädel, was die Freundschaft der Mädchen schließlich zerbrechen lässt.

    Emotional aufgeladen war für mich der Schluss. Kein Happy End – eher ein resigniertes Annehmen der gegebenen Umstände und nur bedingt hoffnungsfrohes Blicken in eine ungewisse Zukunft. Und das sowohl für Krell als auch für Jette und die beiden Jungen, welche schließlich zur Wehrmacht eingezogen werden.

    Obwohl das Ende des Romans stimmig und authentisch ausfällt, bleibt für den Leser viel Stoff zum Nachdenken und Reflektieren. Einige Handlungsfäden wurden bewusst offen gelassen – daher wäre durchaus Raum für eine Fortsetzung.

    Für mich eine absolute Leseempfehlung, die glaubhaft und bildgewaltig eine dunkle Zeit deutscher Geschichte anhand einer Hamburger Familie beschreibt – absolut verdient 5 Bewertungspunkte und eine absolute Leseempfehlung!
    Ufer der Erinnerung Lynn Austin
    Ufer der Erinnerung (Buch)
    14.07.2021

    Nachdenklich machende Geschichte um Schuld und Vergebung - zwei Frauenschicksale im 19. Jahrhundert

    Buchinhalt:

    Chicago, 1897: Anna Nicholson steht kurz vor ihrer Hochzeit mit dem Bankierssohn William, als sie eine Detektei beauftragt, nach Hinweisen auf ihre leiblichen Eltern zu suchen. Jemand hat das Gerücht gestreut, Anna wäre ledig geboren worden: ein derartiger Skandal würde sowohl ihre Adoptiveltern als auch die Familie ihres Bräutigams beschmutzten. Dabei liebt Anna William gar nicht – die Verlobung ist lediglich ein gesellschaftliches Arrangement…

    Währenddessen nimmt Annas Oma Geesje, eine holländische Einwanderin, die junge Cornelia bei sich auf. Diese wird von ihrem Großvater, einem ehemaligen Geistlichen, bevormundet und vollkommen lieblos behandelt. Ist doch ihr Großvater der einzige noch lebende Verwandte nach dem Tod ihrer Eltern – aber auch Cornelia hat ein tragisches Geheimnis…


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Ufer der Erinnerung“ setzt Bestsellerautorin Lynn Austin ihren Roman „Töchter der Küste“ fort, der die Vorgeschichte zu diesem Roman bildet. Allerdings sind Vorkenntnisse nicht zwingend notwendig – die Handlung kann prima auch für sich alleine gelesen und verstanden werden.

    Der Roman erzählt zwei zunächst völlig unabhängige Geschichten, die erst gegen Ende zu einer zusammenwachsen: einerseits geht es um die in reichen Verhältnissen groß gewordene Anna, die bei ihren Adoptiveltern im reichen Chicagoer Bürgertum lebt und ihre Hochzeit mit dem Bankierssohn William plant. Das klingt alles märchenhaft – doch Anna ist nicht wirklich glücklich. Das Arrangement dient mehr oder minder dem Abwenden des Bankrotts von Annas Adoptivvater. Gerüchte über ihre Herkunft machen die Runde und Anna steht vor dem Entschluss: sie muss die Wahrheit über ihre leiblichen Eltern herausfinden.

    Auf der anderen Seite erzählt der Roman die Geschichte der jungen holländischen Auswanderin Cornelia, die mit ihrem gestrengen Großvater in die kleine Ortschaft Holland in Michigan kommt und ein trauriges Geheimnis hütet. Das Mädchen ist von Schuldgefühlen und der Lieblosigkeit ihres einzigen Angehörigen derart geplagt, dass sie sich nur mit Mühen öffnet.

    Verbindendes Glied bei alledem ist Annas leibliche Großmutter Geesje, ebenfalls aus Holland in die USA ausgewandert. Geesje ist eine fromme und liebevolle Frau, eine Säule ihrer Kirchengemeinde und Dreh- und Angelpunkt für die beiden Einzelgeschichten. Durch Geesje fand Anna im 1. Band zum Glauben an Jesus und auch hier ist Geesje es, die Cornelia Stück für Stück aus ihrer Verzweiflung holt und der Liebe Gottes anvertraut.

    Die Autorin schafft es auch in diesem Buch vortrefflich, eine heimelige, angenehme Atmosphäre und einen gut recherchierten Hintergrund für ihre Erzählung zu schaffen. Man erfährt viel über das Leben in zwei völlig unterschiedlichen Gesellschaftsschichten im ausgehenden 19. Jahrhundert. Während Anna ein Leben im Luxus vor sich hat, Zofen und Bedienstete ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen, leben die Menschen im kleinen Dorf Holland in Michigan eher bodenständig, um nicht zu sagen ärmlich. Der Tagesablauf ist harte Arbeit und das Leben verläuft hier einfach so, wie in jedem Westerndorf zwischen Farmen, Schulhaus, Gemischtwarenladen und Kirche – es wird hier aber echte Gemeinschaft gelebt.

    Dennoch sind beiden Hauptfiguren (Anna und Cornelia) nicht glücklich mit ihrer Situation. Was ihnen fehlt: der Bezug zu Nächstenliebe, Geborgenheit und der Glaube an Gottes Plan im Leben. All das sind Themen des stark ausgeprägten christlichen Aspekts dieses Buches – zusammen mit der Frage nach Schuld, Vergebung und unerschöpflicher Liebe.

    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, es bietet dem Leser allerhand Stoff zum Nachdenken und Reflektieren des Gelesenen. Dennoch empfand ich zweitweise die Handlung auch ein bisschen zäh, besonders in den Passagen um die reiche Anna. Trotz allem kann ich den Roman guten Gewissens weiter empfehlen!

    Die Sternenbucht Lorna Cook
    Die Sternenbucht (Buch)
    05.07.2021

    Spannendes Kriegsdrama um ein beschlagnahmtes Dorf mit einem wirklich packenden Finale!

    Buchinhalt:

    Im Jahr 1943 requiriert die englische Armee das Dorf Tyneham. Alle Bewohner müssen es verlassen – darunter auch Lady Victoria und ihr Gatte Albert. Dieser ist ein Tyrann und quält seine Frau, wo er nur kann. Victoria will mit Alberts Bruder Freddie fliehen, doch ihr Mann kommt dahinter.

    75 Jahre später verbringt Melissa einen Urlaub an der englischen Südküste und landet zufällig auf der Rückgabefeier, bei der Tyneham der Öffentlichkeit zurückgegeben wird. Durch ein altes Foto wird sie neugierig auf das Schicksal von Lady Victoria und deckt schließlich ein dunkles, lange gehütetes Geheimnis auf, das erschreckender nicht sein könnte...


    Persönlicher Eindruck:

    Auf zwei Zeitebenen erzählt Autorin Cook die Geschichte des verlassenen Dorfes Tyneham und seiner Bewohner. Tyneham existierte wirklich, was dem Roman zusätzliche Spannung und Brisanz verleiht und dem Roman eine reale Komponente hinzufügt. Im Jahre 1943 müssen die Bewohner das Dorf verlassen, nach dem Krieg sollen sie es zurückbekommen – doch dem ist nicht so und so wird das, was von Tyneham noch übrig ist, erst 75 Jahre später der Öffentlichkeit wieder zugänglich.

    Diese 75 Jahre trennen die beiden Zeitlinien – und beinhalten ein dramatisches wie bedrückendes Geheimnis, das Anna, die Zofe von Lady Victoria, bis ins hohe Alter für sich behält.

    Hauptfiguren sind einerseits Lady Victoria Stanton und ihr Gatte Albert, sowie dessen jüngerer Bruder Freddie in der Vergangenheit und andererseits Melissa, die Urlaub macht in Dorset und der Journalist Guy in der Gegenwart. Die Figuren haben allesamt Profil und Tiefgang, doch auch durchaus ihre Fehler, die dem Leser Stoff zum Nachdenken und zur Aufregung mitgeben. Melissa ist dabei die Schlüsselfigur, denn durch ihren Besuch bei der Übergabefeier im Jahr 2018 wird der Stein angestoßen, der alles noch einmal aufrollt und schließlich ans Licht bringt.

    Während Victoria zweifelsohne die tragische Figur in der ganzen Geschichte ist, ist es schließlich eine Nebenfigur, die zum Schlüssel in dem alten Familiengeheimnis wird. Neben dem ganzen Vergangenheits-Ding spielt auch die Liebe eine nicht geringe Rolle – in beiden Zeitlinien.

    Was mir nicht ganz so gefallen hat, ist Melissa und ihre Art. Von sich selbst sagt sie, dass sie jede Beziehung, die sie hatte, nach kurzer Zeit in den Sand setzt (so auch hier im Roman). Trotzdem vertraut sie blind dem Journalisten Guy, einem völlig Fremden, den sie erst einige Stunden kennt. Sie zieht in sein Hotelzimmer und ist auch sonst zu vertrauensselig. Natürlich nutzt Cook das zum Aufbau der Romanze, die sich zwischen Guy und Melissa entspinnt, aber dennoch war das für mich zu unglaubhaft und konstruiert. Gerade das letzte Kapitel war mir persönlich zu rosarot-kitschig und in meinen Augen absolut unnötig für die eigentliche Handlung.

    Insgesamt zieht sich die Romanhandlung etwa bis zur Hälfte des Buches zunächst recht zäh dahin, erst dann nimmt die Geschichte Fahrt auf und mündet schließlich in einem fulminanten Showdown. Wer also bis dorthin dabei geblieben ist, wird fürstlich entlohnt mit einer facettenreichen Auflösung der Handlungsfäden. Schwerpunkt für mich: der Vergangenheitsteil – ohne Zweifel.

    Mein Fazit: ein durchaus lesenswerter Roman mit einigen verzeihlichen Schwächen – die letztendliche Auflösung des Dramas entschädigt für alles.
    Marijke ten Cate Bibelkalender 2022 Marijke ten Cate Bibelkalender 2022 (KAL)
    02.07.2021

    Wunderschöne, liebevoll gestaltete Bilder - hochwertige Aufmachung.

    Dieser wunderschöne, großformatige Wandkalender im Format 30 x 39 cm aus dem Verlag der deutschen Bibelgesellschaft enthält 12 ganzseitige, vollfarbige biblische Bilder, die dabei so gehalten sind, dass sie später auch direkt als Poster oder aber gerahmt verwendet werden können. Die Gestaltung ist liebevoll und detailreich, so dass man auch nach mehrmaligem Anschauen immer wieder Neues entdecken kann. Dabei finden sich Geschichten sowohl aus dem Alten als auch aus dem Neuen Testament.

    Das Kalendarium ist eher klein und ohne Raum für Eintragungen, Sonn- und Werktage sind farblich unterschieden und kirchliche Feiertage extra erwähnt.

    Durch die Ringbindung kann der Kalender nach einem Monatswechsel unbeschädigt geblättert werden, ein Abreißen der Kalenderblätter nach Ablauf eines Monats ist nicht notwendig.

    Jedes Bild wartet zudem mit einem passenden Bibelzitat auf, das den Betrachter zum Nachdenken und auch zum Nachlesen des Gesehenen in der Bibel animiert. Dabei ist der Kalender für alle Altersstufen ansprechend und eignet sich sowohl als Familienkalender, als auch für Kindergarten, Jungschar oder Kinderkirche.

    Die hochwertige, liebevolle Gestaltung durch Zeichnerin Marijke ten Cate und die gelungene Auswahl der Bibelbilder, die nicht immer nur die gängigen Motive zeigen, sind durchweg gelungen - mich persönlich hat dieser Kalender absolut überzeugt.

    Klare Kaufempfehlung, das Preis-Leistungs-Verhältnis passt hier auf jeden Fall!

    Gut Schwansee  - Du bist mein ganzes Leben Jette Martens
    Gut Schwansee - Du bist mein ganzes Leben (Buch)
    29.06.2021

    Seichter Liebesroman von der Ostsee, der sich zu sehr in Belanglosem verliert. Ich war enttäuscht.

    Buchinhalt:

    Auf einem Gut an der Ostsee arbeitet Sina als Köchin: Gut Schwansee ist nach einer gescheiterten Beziehung ein Neuanfang für die junge Frau. Als der Chefkoch ausfällt, muss Sina sich beweisen: Ein großes Reitsportevent steht an und sie soll für den perfekten Ablauf des Banketts sorgen. Sina verliebt sich derweil in Hendrik, den Sohn der Gutsbesitzer – doch Hendriks Mutter hat etwas gegen die Beziehung und will sie unterbinden….


    Persönlicher Eindruck:

    In ihrem Roman nimmt uns Autorin Jette Martens mit an die Ostsee, auf ein Landgut mit Reiterhof, das neue Zuhause von Hauptfigur Sina, einer Köchin, die dort einen Neuanfang wagt.

    Der Schreibstil ist eingängig und leicht, ganz im Stil eines Liebesromans mit linearem Handlungsverlauf. Der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf der Romanze zwischen Sina und Hendrik, leider bleiben Landgut, Hofcafé und Ostseeflair nur schmückendes Beiwerk und lediglich eine Randerscheinung – anders, als es der Klappentext vielleicht vermuten lässt.

    Obwohl die Geschichte einige spannende Handlungsfäden mit Potential beinhaltet – so zum Beispiel die Sache um Pony Kilian oder um den mysteriösen Aushilfskoch Samuel – schafft es Autorin Martens nicht, diese tiefgängig auszubauen, wodurch viel Potential verloren geht. Bei der Erzählung verliert sie sich vielmehr in der überbordenden Beschreibung von Belanglosem und bläht dadurch ihren Roman in meinen Augen künstlich auf fast 400 Seiten auf – die Romanze zwischen den beiden Hauptfiguren hätte auch in der Hälfte erzählt werden können.

    „Du bist mein ganzes Leben“ ist der Mittelteil der Gut Schwansee-Trilogie, kann aber gut ohne jegliche Vorkenntnis gelesen werden. Wer einen leichten Liebesroman ohne viel Drumherum sucht, ist hier sicher gut aufgehoben. Mir war das leider zu wenig. Auch bei den Figuren wartete lediglich Sina mit einigen Facetten auf, die anderen waren alle mehr oder weniger austauschbar und blieben leider nicht lange im Gedächtnis.

    Schade, aber für mich eine Enttäuschung – für meinen Geschmack eine eher seichte Geschichte, die man nicht gelesen haben muss.
    Die Totenärztin: Wiener Blut René Anour
    Die Totenärztin: Wiener Blut (Buch)
    27.06.2021

    Spannende Mischung aus historischen Roman und Krimi zur Zeit um 1900. Vorsicht: Explizite Pathologieszenen!

    Buchinhalt:

    Wien zur Jahrhundertwende: die junge Fanny ist ihrem Traum eines Medizinstudiums gefolgt und arbeitet jetzt in der Gerichtsmedizin. Leider nur als Prosekturgehilfin – als Frau wird sie trotz ihrer Fachkenntnis nicht von den männlichen Kollegen und ihrem Professor akzeptiert. Als eines Tages ein toter Obdachloser in die Pathologie gebracht wird, zweifelt Fanny am natürlichen Tod des Mannes. Bei einer heimlichen Autopsie findet sie heraus: der Mann wurde ermordet. Fanny hat nur noch eins im Sinn: den Fall auch ohne Hilfe aufzudecken. Dabei gerät sie in einen Strudel aus Verschwörung, Tod und dem Mord an der österreichischen Kaiserin Elisabeth….


    Persönlicher Eindruck:

    „Wiener Blut“ ist der Auftakt einer Reihe um eine junge Gerichtsmedizinerin im Wien um 1900. Gekonnt und gut recherchiert nimmt Autor René Anour seine Leser mit auf eine historische Reise in die Wiener Ober- und Unterwelt. Hauptfigur ist die junge Fanny aus bürgerlichem Haus, deren Herz für die Gerichtsmedizin schlägt und die sich in einer von Männern dominierten Berufssparte zu behaupten sucht.

    Der Beruf der Hauptfigur legt es nahe: es geht um das Pathologengenre. Daher sollte der (zukünftige) Leser vorher genau wissen: das Buch beschreibt recht schonungslos alle möglichen Details, wenn es darum geht, dass Fanny und Kollegen einen Leichnam sezieren. Das schockt schon zu Beginn, auch mich hat es zunächst abgeschreckt. Die Pathologie ist wirklich nicht meine Welt, ganz bestimmt nicht. Aber bleibt man dran an der Geschichte, entfaltet sich nach kurzer Zeit ein detailreicher, spannender und authentischer Historienkrimi mit Wiener Schmäh, spannendem Fall und facettenreichen Figuren.

    Es geht um die Aufklärung mehrerer Morde, der Stellung der Frau in der damaligen Gesellschaft und um allerlei Verschwörungen, Intrigen und dunkle Machenschaften. Mittendrin: Fanny sowie der Polizist Max, der ganz eigene Pläne und Ziele verfolgt. Der Plot führt den Leser in die Zeit kurz nach dem tragischen Tod von Kaiserin Elisabeth, deren durch ein weltbekanntes Gemälde bekannten Diamantsterne ebenfalls eine tragende Rolle spielen.

    Besonders gut gefielen mir bei den Figuren die beiden Nebencharaktere Tilde (Fannys Freundin) und Schlomo (Fannys Vetter). Beide sind sympathische Figuren, von denen ich mir einen weiteren Auftritt im 2. Teil erhoffe. Aber auch die Bösewichte (es gibt deren zwei) werden von Anour glaubhaft und nachvollziehbar ausgearbeitet. Mehr möchte ich gar nicht verraten – nur so viel: Am Schluss gibt es einen spannenden Cliffhanger, der gekonnt zu Band 2 überleitet. Trotzdem kann dieser erste Teil ohne Probleme auch alleinstehend gelesen werden.

    Mein Fazit: ein gut recherchierter Historienkrimi mit atemberaubender Spannung, den man gerne weiterempfiehlt.
    Das kleine Friesencafé Janne Mommsen
    Das kleine Friesencafé (Buch)
    19.06.2021

    Leichter Wohlfühl-Inselroman mit liebenswerten Figuren vor der Kulisse der Nordseeinsel Föhr.

    Buchinhalt:

    Julia reist auf den Spuren ihrer verstorbenen Mutter nach Föhr – im Gepäck mehrere Zeichnungen, die ihre Mutter in jungen Jahren dort angefertigt hat. Wird Julia den Sehnsuchtsort ihrer Mamita finden, an dem sie einst so glücklich war? Auf der Insel quartiert sie sich kurzerhand mehr oder weniger selbst in einer ausgebauten Scheune ein, die dem pensionierten Kapitän Paulsen gehört. In ihrem „Atelier“ will sie malen und schenkt ganz nebenbei Kaffee und Kuchen an alle möglichen Gäste aus. Als dann noch Julias Oma nach Föhr kommt, gerät das beschauliche Leben des griesgrämigen Kapitäns völlig aus den Fugen…


    Persönlicher Eindruck:

    Janne Mommsen präsentiert mit seinem Roman einen leichten, sommerlichen Wohlfühlroman für vergnügliche Stunden. Mit seinem eingängigen Schreibstil und erstklassiger Ortskenntnis lässt er die Nordseeinsel vor dem inneren Auge seiner Leser lebendig werden. Ich selbst war noch nie am Meer, doch ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie der Wind das Gras in den Dünen zaust und konnte beim Lesen fast die salzige Seeluft riechen.

    Die Handlung ist durchweg linear und die Figuren liebeswert. Der Roman wartet mit zwei Hauptfiguren auf, der jungen Hobby-Malerin Julia aus Gelsenkirchen und dem rauen Seebären Hark, dessen Pensionierung als Fährkapitän in Kürze im Raum steht und der nichts anderes als seine Ruhe haben möchte.

    Doch Hark hat nicht mit der quirligen Julia gerechnet…. Gut, einiges an der Erzählung ist überspitzt und kann nicht ganz so in der Realität stattfinden. Julia nistet sich ganz frech und nahezu unverschämt in der Scheune ein, die dem alten Kapitän gehört. Sie nutzt alles, was sie dort vorfindet und denkt nicht daran, ihren Vermieter um Erlaubnis zu fragen. Auch die Einrichtung des Kaffeeausschanks und ihres Kuchenverkaufs ist ohne jegliche Genehmigung. Aber das ist hier überhaupt nicht wichtig. Der Roman erzählt eine humorvolle, leichte und unterhaltsame (Familien-) Geschichte von der Küste – ein Roman zur Unterhaltung, dem man so etwas gerne verzeiht.

    Natürlich ist vieles vorhersehbar. Der Roman vereint Lokalkolorit, Inselfeeling und Caféhausgeschichte mit einer großen Portion Liebe – doch nicht so, wie man es zunächst vermuten würde. Neben Julia spielt auch deren rüstige Oma Anita eine Rolle, mehr will ich gar nicht verraten.

    Das kleine Friesencafé ist der Auftakt einer mehrteiligen Reihe, hat aber nach 270 Seiten einen stimmigen Schluss, der den Leser befriedigt zurücklässt, andererseits aber Lust macht auf eine Fortsetzung.

    Mir hat der Wohlfühl-Sommerroman jedenfalls gut gefallen, so dass ich ihn ohne Bedenken jederzeit weiter empfehlen kann!

    Winkelmann, K: Speersohn Winkelmann, K: Speersohn (Buch)
    18.06.2021

    Abenteuerroman aus dem alten Rom, hat mich gut unterhalten.

    Buchinhalt:

    Garlef, jüngster Sohn eines germanischen Dorfoberhauptes, will nicht kämpfen. Waffen sind ihm verhasst, sein Wunsch ist es, Bauer zu sein – doch sein tyrannischer Vater will aus ihm einen Krieger machen. Als Garlef sich schließlich mit dem Römer Gaius anfreundet, den sein Vater von einer Schlacht als Sklave mitbringt, verändert sich Garlefs Welt: er muss sich entscheiden – seine Herkunft oder eine Zukunft im römischen Imperium. Garlef verschlägt es schließlich selbst als Sklave nach Rom, wo er sich in die Senatorentochter Mina verliebt….


    Persönlicher Eindruck:

    In ihrem Debütroman „Der Speersohn“ nimmt Autorin Winkelmann (bislang Übersetzerin für den Brunnen Verlag) den Leser mit in die Zeit des römischen Reiches kurz nach Christi Geburt. Authentisch und spannend entspinnt sie einen Abenteuerroman mit dem jungen Germanen Garlef als Hauptfigur, der sich schließlich zwischen zwei völlig unterschiedlichen Welten wiederfindet.

    Garlef ist zu Beginn des Buches 10 Jahre alt, hat aber dennoch großes Identifikationspotential für den (erwachsenen) Leser. Es war eine Freude, seine Entwicklung und seinen Lebensweg so weit zu begleiten, denn die Handlung der Geschichte ist spannend und man klebt buchstäblich an den Seiten.

    Der Gegensatz zwischen Garlefs Vater und Gaius könnten größer nicht sein, schnell wird Garlef durch das Schicksal gezwungen, sich für eine Seite zu entscheiden. Sein Weg führt über Germanien bis nach Rom, wohin er selbst als Sklave verschleppt wird und schließlich auf Mina trifft.

    Mina ist Garlef sehr ähnlich. Beide haben unter ihren gestrengen Vätern zu leiden und nichts zu melden. Anhand von Mina und ihrer Familie erhält der Leser Einblick in das Leben im alten Rom, in Sitten und Gebräuche, Politik und Gesellschaft. Gut gefallen hat mir die plastische Beschreibung von Rom an sich, dem Forum Romanum, der zahlreichen Tempel, Theater und Arenen.

    Was mich befremdet hat, ist Winkelmanns Ausdruck „Ritter“ für einen bestimmten gesellschaftlichen Stand im alten Rom. Ritter ist bei uns besetzt durch das Mittelalter und passt rein gar nicht in den römischen Kontext. Winkelmann meint die „Equites“, wenn sie von Rittern spricht. Da sie für alle möglichen anderen Begriffe die lateinischen Namen verwendet, hätte sie das auch hier tun sollen. Ritter ist einfach unpassend.

    Zudem fiel mir beim Lesen des Öfteren eine falsche Satzstellung in den verwendeten lateinischen Sätzen auf. Wer aufgrund der Authentizität die Sprache der Römer in seinen Roman einfließen lässt, sollte das auch fundiert tun. Im lateinischen steht das Prädikat am Ende des Satzes, der Satzbau unterscheidet sich sehr von einer Wort-für-Wort-Übersetzung aus dem Deutschen. Das klassische Latein kannte keine Satzzeichen wie Punkt oder Komma, die Stellung des Prädikats am Satzende diente dazu, einen Satz aus der vermeintlichen „Endloswurst“ an Fließtext herauszulesen. Gerade zu Beginn des Romans hat Frau Winkelmann hier einige Defizite. Dem ehemaligen Lateinschüler fällt’s halt einfach auf – andere haben hier vermutlich weniger Kritik.

    Christlichen Aspekt hat der Roman im Grunde keinen. Der Brunnen Verlag ist auch nicht wirklich der Herausgeber, das Buch kommt vielmehr als Selfpublishing daher und wird von Brunnen lediglich protegiert – man merkt es auch an der eher dürftigen äußeren Qualität im Vergleich zu anderen Büchern des Verlagshauses. Wie auch immer, es läuft trotzdem unter christlicher Roman, ich bin daher gespannt, ob in Band 2 dann noch was kommt.

    Fazit: ein empfehlenswertes Abenteuerbuch aus dem alten Rom, mit authentischen Figuren und bildhafter Kulisse.
    Das Stranddistelhaus Lina Behrens
    Das Stranddistelhaus (Buch)
    11.06.2021

    Drei Frauenschicksale in drei verschiedenen Epochen - die schließlich alle auf der Insel Spiekeroog zusammenlaufen.

    Buchinhalt:

    Die Nordseeinsel Spiekeroog ist Schauplatz dreier Frauenschicksale: Während 1933 Silvia und ihr Mann Joachim, ein Journalist, vor den Nationalsozialisten fliehen, betreut 1962 die ledige Viola dort ihre krebskranke Mutter, die die Insel auch in einer Sturmflut nicht verlassen will. Der Kreis schließt sich dann im Jahr 2019, als Rieke nach einer Ehekrise das familieneigene Ferienhaus auf Spiekeroog aufsucht und langsam hinter die Verbindung der drei Einzelgeschichten kommt...


    Persönlicher Eindruck:

    In ihrem Inselroman „Das Stranddistelhaus“ entspinnt Autorin Lina Behrens drei separate Frauenschicksale, deren gemeinsamer Schauplatz drei Epochen gekonnt vereint. In den Dreißigerjahren erzählt die Geschichte von Silvia und Joachim, einem sozialdemokratischen Journalisten, der gemeinsamen Flucht vor den Nationalsozialisten und dem Bestreben, ins Ausland zu gehen. Dreißig Jahre später, 1962, ist es Viola, die im Haus mit den Stranddisteln ihre sterbenskranke Mutter pflegt und in einer unglücklichen Affäre mit einem verheirateten Mann steckt. Den Schluss bildet schließlich die Gegenwart im Jahre 2019 mit Rieke, deren Ehe ezrrüttet ist und die auf Spiekeroog Erholung von einem Hörsturz sucht.

    Alle drei Epochen erzählen im Grunde dasselbe Schicksal: Liebe, Scheitern, Neuanfang. Spiekeroog ist für alle drei Frauen ein Wendepunkt in ihrem Leben und der Schlüssel liegt im Stranddistelhaus.

    Mir gefiel der Schreibstil und die kapitelweisen Wechsel in den einzelnen Geschichten gut, wobei mir die Dreißgerjahre, die Spannung und Brisanz am meisten zusagten und für mich den packendsten Plot innehatten. Im Grunde hätte jede der drei Geschichten verdient, in einem separaten Roman erzählt zu werden – leider kam gegen Ende einiges recht kurz und knapp daher. Gerade in Silvias / Joachims Geschichte lag unheimliches Potential.

    Violas Part war mir ehrlich gesagt zu morbide und düster, der Gegenwartsteil erinnerte an vielen Stellen an altbekannte Sonntag-Abend-Unterhaltung á la Inga Lindström.

    Einige Fragen bleiben am Ende ungelöst, so die Sache um die Kiefernkränze oder um die alte Naira. Schade, dass diese Erkenntnis im Dunkeln bleibt.

    Wie auch immer: ein wirklich angenehm zu lesender Frauenroman mit mehreren Erzählebenen. Ich selbst hätte mir eben einfach mehr und ausführlicher von der ältesten der drei Geschichten gewünscht – aber man kann halt nicht alles haben.
    Lass das Land erzählen Assaf Zeevi
    Lass das Land erzählen (Buch)
    08.06.2021

    Eine Reise an bibelhistorische Stätten im Heiligen Land – jedoch durchaus auch mit einigen Kritikpunkten.

    Buchinhalt:

    Auf insgesamt fast 300 Seiten reist der Leser ins biblische Israel – vom Stammvater Abraham über den Auszug der Israeliten aus Ägypten bis zu Jesu Leben und seinem Tod am Kreuz behandelt Autor Zeevi unterschiedliche Themen rund um die Bibel und zeigt seinen Lesern das Heilige Land und seine Menschen. Dabei lernt man als Leser einiges über das Judentum und reist literarisch zu zahlreichen historischen Stätten.


    Persönlicher Eindruck:

    Wer noch nie eine Reise in das Heilige Land gemacht hat, hat hier die Möglichkeit, zusammen mit Autor und Israel-Reiseführer Assaf Zeevi viele Stätten des Alten und Neuen Testaments kennen zu lernen. Der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf dem Alten Testament, was wahrscheinlich darin begründet liegt, dass Zeevi selbst Jude ist und er sich selbstverständlich mit dem Grundstock des Judentums identifiziert – den Volk Israel.

    Beginnend mit dem Stammvater Abraham macht sich der Leser auf eine Reise zurück in die Geschichte des Volkes Israel als auch in die Bibel, man lernt zahlreiche biblische Personen (eventuell neu) kennen und vertieft das Wissen um Leben und Denken der Menschen in der damaligen Welt. Gut gefallen haben mir dabei die Exkurse in jüdische Religion, Brauchtum und Denkweise, denn eines sollte man nicht vergessen: Auch Jesus war Jude und lebte genau in dieser Tradition. Wer die Bibel verstehen will, muss das Judentum verstehen, zumindest die wichtigsten Eckpfeiler.

    Wie in seiner Aufgabe als Reiseführer erzählt Zeevi vom Land und den Leuten: obwohl jedem Kapitel kleine Karten mit einigen der angesprochenen Orte vorausgehen, hatte ich beim Lesen einige Schwierigkeiten, denn ich bin nicht ortskundig. Der Autor kennt sich in der Gegend aus, aber genau das ist das Problem: für einen ortsunkundigen Leser fehlt eine große, genaue Landkarte (idealerweise zum Ausklappen oder im Innendeckel), die sämtlich Orte und die jeweiligen Reiserouten der biblischen Personen verdeutlicht. Am besten noch mit einer weiteren Karte mit den Orten der Gegenwart zum Vergleich – leider gibt es hier beides nicht.

    Ich gebe ehrlich zu: ich hatte ein bisschen andere Vorstellungen von diesem Buch. Ich hatte mir mehr Fotos erhofft, von archäologischen Funden, antiken Stätten und der Gegend. Doch mit Fotos geizt der Band, und wo welche zu finden sind, haben sie keine erklärenden Bildunterschriften (die findet man schließlich hinten im Buch, aber ganz ehrlich: welcher Leser schaut zuerst hinten nach? Man liest den Schluss nicht vorher – ich zumindest nicht).

    Zeevi ist orts- und bibelkundig, keine Frage. Allerdings will er meiner Meinung nach auch mehr, als er leisten kann. Für meine Begriffe grenzt er zu wenig ab, was nun wissenschaftliche Meinung ist und was seine ganz persönliche. Die meisten Argumente nimmt er aus dem Bibeltext und genau da gibt es aber unterschiedliche Übersetzungs- und Auslegungswege. Woher nimmt Zeevi an vielen Stellen zu Personen und Ereignissen seine Meinung? Mir fehlen bei der Lektüre einfach Zitate aus anderen wissenschaftlichen Quellen, denn ein Stück weit ist „Lass das Land erzählen“ auch ein bibelarchäologisches Werk – und Archäologe bzw. Historiker ist Assaf Zeevi eben keiner. Seine Erzählweise ist eingängig und auch humorvoll, aber seine Meinung auch ziemlich absolut. Kritisch sehe ich u.a. auch seine Spitzen gegen das Christentum am Ende. Natürlich ist er Jude und für die Juden ist Jesus nicht der Messias. Aber als Autor müsste Zeevi hier meiner Meinung nach neutral bleiben.

    Letztendlich ist das vorliegende Buch eine gute Grundlage, sich näher mit der Bibel und dem Heiligen Land zu beschäftigen, es hat aber einige kleinere und größere Schwachstellen und überzeugt einen (bibel)historisch interessierten Leser nur zum Teil. Daher gibt’s von mir nur eine mittlere Bewertung von 3 Sternen – mir fehlten ganz eindeutig Bilder, ohne die ich bei noch so guter Beschreibung nicht auskomme, wenn ich die biblischen Stätten näher betrachten möchte – und ein Glossar der ganzen Begriffe aus dem Judentum. Schade, aber da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben.
    Wunderjahre - Aufbruch in eine neue Zeit Wunderjahre - Aufbruch in eine neue Zeit (Buch)
    28.05.2021

    Familiengeschichte aus der Eifel in der deutschen Nachkriegszeit - leider nur ein Einzelband, daher sehr straff erzählt.

    Buchinhalt:

    Deutschland in der Nachkriegszeit: Die 28-jährige Ruth übernimmt nach dem unerwarteten Tod des Vaters dessen Basalt-Steinbruch in der Eifel, wird jedoch anfänglich nicht von den Arbeitern als Chefin akzeptiert. Beharrlich und mit Engagement verfolgt sie ihren Traum vom Fortbestand des Generationenbetriebes, der jedoch tief in den Roten Zahlen steckt. Als Ruth Paul kennenlernt und diesen als Betriebsleiter einstellt, bessert sich die Lage. Paul geht Ruth nicht mehr aus dem Kopf und zwischen den beiden entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte – bis Ruths totgeglaubter, despotischer Noch-Ehemann aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkommt. Hat die Beziehung zu Paul überhaupt eine Chance?


    Persönlicher Eindruck:

    Birgit Reinshagen präsentiert in ihrem einteiligen Roman „Wunderjahre“ anhand der Familie Thelen gekonnt die deutsche Nachkriegszeit und das Leben unmittelbar nach dem Zweiten. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist dabei das (fiktive) Thelen-Basaltwerk in der Eifel, einem der führenden Arbeitgeber der damaligen Zeit.

    Uneingeschränkte Hauptfigur ist die 28jährige Ruth, die nach dem Tod ihres Vaters ihren Traum von der Leitung des Familienunternehmens lebt – gegen alle Widerstände, seien es nun Zahlungsschwierigkeiten, Inakzeptanz durch die männliche Belegschaft oder auch private Probleme. Ruth entwickelt sich im Laufe der Geschichte vom unreifen Backfisch zu einer starken, toughen Geschäftsfrau, wenngleich sie an einigen Stellen in alte Rollenmuster zurückfällt und sich mehrmals reichlich naiv verhält. Beispielsweise wunderte es mich, dass sie an zwei Stellen sofort auf die im Grunde ungerechtfertigten Geldforderungen ihrer Gegenüber eingeht, ohne sich in irgendeiner Form dagegen zu wehren. Das passte nicht wirklich zusammen mit ihrer Stellung als Chefin eines Großbetriebs und kappte zwei potentialträchtige Handlungsfäden gleich zu Beginn.

    Ihr männlicher Gegenpart ist Paul, selbst Spross eines Sandsteinwerks aus dem deutschen Osten und gerade zur Stelle, als Ruth einen fähigen Betriebsleiter braucht, um den Familienbetrieb fortzuführen. Paul ist die männliche Bezugsperson für die Belegschaft und so nimmt es niemand Wunder, dass relativ schnell klar ist, dass Ruth und Paul dereinst zusammenkommen. Paul schweigt sich aus über seine Vergangenheit – und man erfährt sie als Leser leider bis zum Schluss nicht, was ich sehr schade fand.

    Gegen Ende der authentischen Geschichte kommt noch einmal so richtig Fahrt in die Handlung, als Ruths (Noch-)Ehemann Georg auf der Bildfläche auftaucht. Im Gegensatz zu Paul ist Georg der Bösewicht schlechthin – ein Altnazi, der auch nach Kriegsende noch immer sein braunes Gedankengut zu pflegen scheint und sich an Ruths Erbe gesundstoßen will. Hier läge ebenfalls noch sehr viel mehr Potential, das leider so gut wie nicht genutzt wurde – es ist wohl der Kürze der einbändigen Erzählung geschuldet. Die Romanhandlung hätte auf alle Fälle Stoff für einen Mehrteiler gehabt, vieles wird nur kurz angeschnitten und für meinen Geschmack viel zu schnell (und glatt) abgehandelt. Vieles wird nur an der Oberfläche gekratzt und leider offen stehen gelassen – für mich ein Minuspunkt bei der Bewertung des Romans.

    Alles in allem vereint der Roman historische Begebenheiten der deutschen Nachkriegszeit, Familienschicksal und Liebesgeschichte in einem kurzweiligen Plot, der für gute Unterhaltung sorgt und den Leser durchweg in die jüngere Vergangenheit mitnimmt. Freunde historischer Familiengeschichten liegen hier auf alle Fälle richtig, sofern sie nicht unbedingt auf eine in allen Punkten wirklich tiefgründig ausgesarbeitete Handlung bestehen.
    Laureano, C: Sternennächte an der Küste Laureano, C: Sternennächte an der Küste (Buch)
    22.05.2021

    Leider ein ziemlich seichter Liebesroman ohne irgendwelche Raffinessen.

    Buchinhalt:

    Nach dem Tod ihres Mannes scheint Serena MacDonalds Leben in einer Sackgasse angekommen. Um einen Neuanfang zu starten, zieht sie mit ihren beiden Kindern auf die schottische Insel Skye, wo sie sich um die Leitung des Familienhotels kümmern möchte. Die Leitung hatte bislang Malcolm Blake inne – und der ist alles andere als begeistert von Serenas Ankunft und ihren Plänen. Doch was sich erst noch beißt, findet alsbald doch zusammen. Wird es für Serena letztlich einen neuen Anfang mit Malcolm geben?


    Persönlicher Eindruck:

    Sternennächte an der Küste nimmt den Leser mit nach Schottland, auf die kleine Küsteninsel Skye, wo Hauptfigur Serena einen Neuanfang wagen will. Ein Gegenwartsroman mit überschaubarer Figurenanzahl, einer linearen, eindimensionalen Handlung und ein bisschen Liebe – so weit, so gut.

    Das hört sich alles keinesfalls schlecht an sondern nach leichter Unterhaltungslektüre für zwischendurch, diesen Zweck erfüllt der Roman allemal. Eine Herzschmerz- und Familiengeschichte mit netten Charakteren, alles unaufgeregt und weichgezeichnet – aber eben auch nicht mehr.

    Hauptfiguren des Romans sind Serena und Malcolm, die beide ihre ganz eigene Vorstellung vom Leben und ihren Wünschen haben. Serena hat zwei kleine Kinder – Em, 8 Jahre und Max, 3 Jahre – und Malcolm die Vormundschaft über seine 17jährige Nichte Kylee, deren Eltern bei einem Unfall starben. Beide kümmern sich liebevoll um ihre Schützlinge, doch bei genauerem Hinsehen stimmt bei Serenas Familie die Authentizität nicht so ganz. So redet die Mutter mit ihrer 8jährigen Tochter wie mit einer kleinen Erwachsenen, diese wiederum scheint in Kunst, Malerei und Museen derart bewandert und hat auch einen dementsprechenden Wortschatz, was ich der Autorin so auf keinen Fall abnehme. Das passt altersmäßig überhaupt nicht zu dem Kind und ich empfand es hier einfach nicht stimmig. Max als Dreijähriger scheint, was sein Verständnis für die Probleme seiner Mutter betrifft, auch schon sehr weit, wohingegen an anderen Stellen er sich eben wie ein Kleinkind benimmt, das sein Schmusetier überall mit hin schleppt und nachts nicht durchschläft.

    Serena selbst kommt der Arbeit wegen nach Skye, ist aber kaum im Hotel tätig, sondern ständig mit den Kindern und der Kunst unterwegs – ich frage mich, warum dann eine Assistentin für Hotelmanager Malcolm eingestellt wird, wo doch Serena da ist.

    Die Liebesgeschichte ist natürlich ziemlich schnell vorhersehbar, wartet gegen Ende des Romans nochmal mit einer Kehrtwende auf und stürzt Serena erneut in ein Wechselbad der Gefühle. Denn Malcolm ist nicht ehrlich zu Serena, obwohl er von der Autorin auf über 300 Seiten als der bodenständige, beschützende Prachtkerl schlechthin aufgebaut wird. Der Schluss und die Wende zum Happy End gestaltet sich dann recht abrupt, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass sich doch noch alles zum Guten wendet.

    Für einen Roman aus einem christlichen Verlag ist der christliche Aspekt des Romans sehr wenig bis kaum vorhanden und spielt sich mehr oder minder auf den letzten 20 Seiten ab.

    Alles in allem war die Geschichte für meinen Geschmack ein relativ seichter Liebesroman ohne jegliche Raffinesse, der so vor sich hin plätschert und zwar für einige schöne Unterhaltung sorgt, aber leider nicht länger im Gedächtnis haften bleibt.
    Die Senfblütensaga - Zeit für Träume Clara Langenbach
    Die Senfblütensaga - Zeit für Träume (Buch)
    16.05.2021

    Auftakt einer Familiensaga in der Belle Époque um den Traum nach Selbstbestimmung einer jungen Frau

    Buchinhalt:

    In der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg träumt die junge Emma aus bürgerlichem Haus von mehr Selbstbestimmung und einem eigenen Studium. Doch Emmas Eltern wollen eine Heirat mit dem gutsituierten Fuhrunternehmer-Sohn Carl für ihre Tochter. Unerwarteter Weise sind sich Emma und Carl auf Anhieb sympathisch, da sich Emma auch für Carls Traum, eine Senffabrik zu gründen, interessiert und die beiden sich letztendlich in einer ähnlichen Situation befinden. Werden die Beiden ihre Träume jemals verwirklichen und sich gegenüber ihren schier übermächtigen Elternhäusern behaupten können?


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Zeit für Träume“ legt Autorin Langenbach den Grundstock ihrer dreiteiligen Senfblütensaga, die ihren Schauplatz im lothringischen Metz hat. Mit überzeugenden Figuren und authentischem Flair der Belle Époque nimmt die Geschichte den Leser mit in die Zeit kurz nach der Jahrhundertwende.

    Das Leben in der damaligen Zeit ist gerade für Töchter schwierig, denn Selbstbestimmung und mal nach der eigenen Meinung gefragt zu werden, ist vollkommen verpönt und nicht üblich. Aber auch die Söhne haben es nicht leicht – arrangierte Ehen und der Druck der scheinbar übermächtigen Eltern, die in Erziehungs- und Lebensfragen am längeren Hebel sitzen, bestimmen auch bei den jungen Männern die Zukunft.

    Der Roman hat drei Protagonisten, die zwar alle sehr unterschiedlich sind, dennoch eine große Gemeinsamkeit haben. Uneingeschränkte Hauptfigur der Erzählung ist Emma, die einer bürgerlichen Familie ohne größere finanzielle Mittel entstammt. Ihr großer Traum: ein Studium an der Universität von Straßburg sowie mehr Selbstbestimmung über ihre Zukunft. Ihr gegenüber steht Carl, aus wohlhabenden Verhältnissen und zukünftiger Erbe eines Fuhrunternehmens. Auch er hat eine genaue Vorstellung seiner Zukunft. Sein Traum ist eine Senffabrik, seine Leidenschaft sind Düfte und Aromen.

    Emma und Carl empfinden schnell eine starke Verbundenheit, doch die Liebe steht unter keinem guten Stern: nach Carls Ausstieg aus dem elterlichen Betrieb versuchen beide Familien einen Keil zwischen die jungen Leute zu treiben. Schon bald sieht sich Emma in einem Liebesdreieck zwischen ihrer großen Liebe Carl und Antoine, Spross eines französischen Weinguts – der ebenfalls Interesse an Emma zeigt.

    Für mich waren alle drei Hauptfiguren plastisch und tiefgängig, ihr Denken und Fühlen war nachvollziehbar geschildert. Während Carl bodenständig und vernünftig daherkommt, ist Antoine leidenschaftlich und oft unüberlegt, gegen Ende sogar mit Borderline-Tendenz. Auch wenn Emma sich Carl absolut zugehörig fühlt, kann sie sich mehrmals dem ungezügelten Wesen Antoines nicht entziehen.

    Die gesellschaftlichen Umstände der damaligen Zeit, das Leben der Menschen und die Denkweise der Epoche waren für meinen Geschmack absolut glaubwürdig und authentisch. Die Schauplätze – seien es nun einfach die Umgebung, die Bälle oder die kleine Buchhandlung von Monsieur Perrin – gaben dem Roman ein ganz eigenes Flair, das den Leser absolut mitnimmt.

    Mein Fazit: eine uneingeschränkte Leseempfehlung für die Freunde stimmiger Historienromane des beginnenden 20. Jahrhunderts – ich bin schon heute sehr gespannt auf den 2. Teil!
    Vollkommer, N: Flucht nach Mattingley Hall Vollkommer, N: Flucht nach Mattingley Hall (Buch)
    07.05.2021

    Bedauerlicherweise durchweg hölzern und mit einer unglaubwürdigen Protagonistin - hat mich leider enttäuscht.

    Buchinhalt:

    England im 19. Jahrhundert: Jasmin, Tochter aus wohlhabendem, adligem Hause, ist verlobt mit dem Zeitungsverleger Hubertus Aryle – der sich alsbald als berechnender, skrupelloser Widerling entpuppt. Jasmin löst die Verlobung und flieht in den Norden, wo sie als Dienstmädchen auf einem alten Landsitz untertaucht. Die Freiheit währt jedoch nur kurz...


    Persönlicher Eindruck:

    Mein erstes Buch von Autorin Nicola Vollkommer – und leider eine bittere Enttäuschung. Da ich gerne historische Romane über das 19. Jahrhundert lese, war ich gespannt auf diesen, der düstere Machenschaften, Skandale und ein spannendes Versteckspiel versprach. Erfüllt wurde dieses Versprechen leider nur zum Teil.

    Lady Jasmin betrauert den (angeblichen) Selbstmord ihrer Mutter und stürzt sich in die Verlobung mit dem neureichen Verleger Hubertus, der ihr die große Liebe vorgaukelt, in Wahrheit aber nur scharf ist auf ihren Titel und den Einfluss, den dieser mit sich bringt. Nach einiger Zeit durchschaut Jasmin den Charakter ihres Verlobten und flieht – auf ein heruntergekommenes Anwesen bei Schottland, das einer verschrobenen alten Lady gehört. Kaum kommt sie dort etwas zur Ruhe, überschattet der weitreichende Arm des skrupellosen Hubertus auch dort ihr Leben.

    Was sich zunächst spannend und mit viel Potential gespickt anhört, ist eine reichlich hölzerne Erzählung, irgendwo zwischen „Bel Ami“ von Maupassant und „Inspector Barnaby“ von Graham. Neben der eigentlichen Haupthandlung entspinnt die Autorin auch noch einen Kriminalfall, der letztendlich mit der Haupthandlung um Jasmin und Hubertus zusammenhängt, aber gleichzeitig wenig in die Tiefe geht. Später kommen noch Arbeiteraufstände in Nordengland hinzu, Rufmordkampagnen und Erpressung – alles, um die Spannung des Plots hochzuhalten.

    Leider schafft es Frau Vollkommer bis zum Schluss nicht, ihren Figuren Tiefe und Authentizität einzuhauchen. Allenfalls die beiden Protagonisten kommen mit einigen Facetten daher.

    Jasmin entwickelt sich im Laufe der Handlung von der verwöhnten Adelstochter mit dem sprichwörtlich goldenen Löffel im Mund zu einer patenten jungen Frau, die anpackt und ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Doch gerade hier beginnt ihre unglaubwürdige Wandlung. Jasmin, die noch nie in ihrem Leben einen Finger krumm machen musste, packt auf Mattingley Hall plötzlich Gartenschere und Spaten und beseitigt in einem Nachmittag den Wildwuchs von Jahrzehnten, indem sie Sträucher und Efeu schneidet und allerlei verborgene Brunnen, Treppen und Bänke freilegt. Tut mir leid, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, was für eine harte, körperliche Arbeit das ist und daher ist das für mich absolut unglaubhaft beschrieben. Jasmin kann das nicht – da reicht nämlich nicht, dass sie als Kind dem Gärtner des Vaters zugeguckt hat und dann Gärtnerin sein will. Das ist schlicht und ergreifend Mumpitz.

    Beim Schreibstil Ähnliches – an mehreren Stellen verwendet die Autorin flapsig-moderne Ausdrücke wie „Boah“, die sie ihren Figuren in den Mund legt. Leider haben die Menschen des 19. Jahrhunderts so nicht gesprochen, was dem Roman als Ganzes also noch ein Stückchen an Authentizität nimmt.

    Die Handlung um Hubertus‘ Intrigen und dunklen Machenschaften war zweifellos prägend für die Geschichte, nach einer gewissen Zeit jedoch absehbar und vorhersehbar. Ob es dazu über 400 Seiten gebraucht hätte, die Geschichte zu erzählen? Ich glaube nicht.

    Schade, aber von den christlichen Verlagen bin ich Besseres gewohnt. An eine Jody Hedlund oder Julie Klassen, die ebenfalls christlich geprägte Romane an ähnlichen Schauplätzen des 19. Jahrhunderts abgeliefert haben, kann Frau Vollkommer nicht heranreichen. Für mich eine herbe Enttäuschung.

    Das Mädchen im Nordwind Das Mädchen im Nordwind (Buch)
    01.05.2021

    Bewegende Geschichte einer jüdischen Familie zur Zeit des Nationalsozialismus - hat mich emotional sehr mitgerissen.

    Buchinhalt:

    Lüneburg, 1936: Luise, die junge Tochter eines jüdischen Kaufmanns, lernt im Sommer den Kommilitonen ihres Bruders kennen – und verliebt sich unsterblich in den charismatischen Isländer. Auch als es für Juden in Deutschland immer schwerer und gefährlicher wird, hält Jonas zu ihr – und versucht, Luises Eltern die Flucht vor den Nationalsozialisten zu ermöglichen…

    2019 kommt die Schreinerin Sophie schließlich nach Island, um dort ein Haus zu renovieren – und findet in einem alten Schreibtisch das Tagebuch von Luise. Warum aber ist Luises Name vor Ort ein rotes Tuch und wird totgeschwiegen? Stück für Stück deckt Sophie ein altes Familiengeheimnis auf, und hofft, nach 80 Jahren endlich eine Versöhnung herbeizuführen


    Persönlicher Eindruck:

    Selten hat mich ein Buch so sehr bewegt und emotional mitgerissen, wie dieses.

    Auf zwei Zeitebenen erzählt die Autorin die Geschichte der jüdischen Kaufmannsfamilie Rosenberg, deren tragischem Schicksal in der Nazizeit und dem persönlichen Lebensweg von Luise, der Tochter. Dabei klammert die Geschichte das Gräuel und die Schikanen, denen die jüdische Bevölkerung in den 1930er und 1940er Jahren ausgesetzt war, keinesfalls aus sondern schildert authentisch und packend das Leben der jungen Frau in Lüneburg und später auf Island.

    Die Figuren gestaltet die Autorin dabei lebensecht und überzeugend, sowohl im Vergangenheitsteil als auch im Gegenwartsteil. Dort ist die Hauptfigur Sophie, eine junge Schreinerin aus Deutschland, die mit Work & Travel einen Auftrag auf Island annimmt, ein altes Haus zu renovieren. Sie findet dort in einem alten Schreibtisch durch Zufall die Aufzeichnungen von Luise Rosenberg, die sie fortan nicht mehr loslassen. Zusammen mit Sophie macht sich der Leser buchstäblich auf eine Reise in die Vergangenheit, in das Leben von Luise, ihrer Familie und ihrer großen Liebe, dem Isländer Jonas. Stück für Stück deckt Sophie dabei das größte Tabu auf, das seit 80 Jahren über der Familie ihrer Arbeitgeber schwebt.

    Man könnte jetzt kritisieren, dass es Sophie eigentlich gar nichts anginge, dass sie kein Recht habe, sich in fremde Familienangelegenheiten einzumischen – doch es ist viel wichtiger, dass sie es tut, denn nur so kommt schließlich die Wahrheit ans Licht.

    Gleich zwei Liebesgeschichten erzählt dieser Roman, die gefühlvoll und empathisch von der Autorin erzählt werden. Natürlich hängen letztendlich beide Geschichten miteinander zusammen. Für mich war eindeutig der historische Teil die Haupthandlung, er erzeugte auf ganzer Linie Gänsehautgefühl und stand beispielhaft für viele tausend ähnliche Schicksale. So kommt hier nicht nur das Leid der Juden zur Sprache, auch Themen wie Homosexualität in der damaligen Zeit oder das Schicksal der Heimatvertriebenen aus den deutschen Ostgebieten sind Motive des facettenreichen Plots.

    Die Hauptfiguren sind allesamt tiefgängig und lebendig, auch die Schauplätze empfand ich als bildreich und konnte mir alles gut vorstellen. Der Gegenwartsteil wartet zudem mit reichlich isländischem Lokalkolorit auf und nimmt den Leser mit auf eine Reise ans Nordkap.

    Am liebsten hätte ich noch viel mehr erfahren von Luise und wie ihr Schicksal nach Kriegsende weiterging, auch wenn die meisten offenen Fragen beantwortet wurden. Der Roman beschreibt in einzigartiger Weise ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte und war für mich ein absolutes Lesehighlight, das ich nur ungern wieder aus der Hand lege.

    Alexander, T: Die irischen Schwestern Alexander, T: Die irischen Schwestern (Buch)
    28.04.2021

    Erstklassiger Südstaatenroman mit tollen Figuren - ein absolutes Lesehighlight 2021!

    Buchinhalt:

    Tenessee, kurz nach dem Ende des Sezessionskrieges: Die junge Catriona und ihre kleine Schwester Nora suchen nach ihrem vermissten Bruder. Dieser hat auf Seiten der Konföderierten gekämpft und der Familie zu Hause in Irland einen Batzen Geld geschickt – mit der Bitte, sie mögen doch nach Amerika kommen und sich dort ein neues Leben aufbauen. Nun sind nur noch die beiden Schwestern übrig – das Geld stellt sich schließlich als gefälscht heraus und Ryan ist wie vom Erdboden verschluckt. Mittelos und ohne Dach über dem Kopf bitten sie schließlich um Aufnahme auf der Carnton-Plantage…


    Persönlicher Eindruck:

    Im zweiten Band ihrer Carnton-Reihe ist der Bürgerkrieg knapp vorbei. Wieder steht die Plantage der McGavocks im Mittelpunkt sowie diesmal zwei irische Mädchen, die völlig mittellos in Tennessee aufschlagen und ihren Bruder Ryan suchen. Der scheint dann leider doch nicht der verklärte Held zu sein, den sich Catriona, die ältere der beiden, immer vorgestellt hat: im Gegenteil. Das Geld, das er den Schwestern in die Heimat geschickt hat, war gefälscht und schnell sitzt den beiden ein Geheimagent der Regierung im Nacken, Wade Cunningham…

    Die opulente und berührend-tiefgründig erzählte Handlung basiert auf vielen einzelnen wahren Personen und Begebenheiten, die den amerikanischen Südstaaten zur Zeit um den Bürgerkrieg Leben einhauchen. Als Leser taucht man ein in die Welt der großen Plantagen des Südens, in der die Sklaverei noch immer ein Thema ist, obwohl die Schwarzen inzwischen frei und gleichbehandelt sein sollten. Die Personen sind alle tiefgängig und mit Profil angelegt, besonders auch bei den Nebenfiguren, die den Plot heimelig und überzeugend mit Leben füllen. Hier möchte ich zu allererst die farbige Köchin Tempy und den alten Schmied Cesar erwähnen, die ich besonders ins Herz geschlossen habe.

    Hauptfiguren sind zweifelsohne Catriona und Wade. Catriona ist eine irische Schönheit, stolz aber auch dickköpfig, mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Rührend kümmert sie sich um ihre kleine Schwester Nora, die ihr das alles andere als leicht macht. Wade, der als Regierungsagent undercover als Aufseher bzw. Vormann auf Carnton arbeitet, ist ihr männlicher Gegenpart, mit dem sich im Laufe der Geschichte eine gefühlvolle Liebesgeschichte anbahnt und der Catriona bei ihrem Vorhaben, Ryan wiederzufinden, vorbehaltlos zur Seite steht.

    Nora… nun, das Mädel verlangt eine separate Stellungnahme. Ich sag es ganz ehrlich: ich fand sie schrecklich. Ich kann mit altklugen, ständig bockenden Kindern absolut nichts anfangen und hätte niemals die Geduld, die Catriona in der Geschichte hat. Nora ist aufsässig und ungezogen, spielt sich auf wie die Diva vom Land und will, dass alle nach ihrer Pfeife tanzen. Daher wunderte mich, dass nach etwas zwei Dritteln ihr Verhalten scheinbar grundlos umschwenkte und man dann eine völlig andere Person vor sich hatte. Warum? Man weiß es nicht – wahrscheinlich, weil Nora die Hauptfigur des dritten Bandes sein wird und die Autorin den Leser nicht vergraulen wollte. Wie auch immer – das wird letzten Endes nur die Autorin wissen.

    Der christliche Aspekt ist über den ganzen Plot hin unaufdringlich und angenehm in die Handlung eingearbeitet und behandelt Themen wie Gottvertrauen, Wahrheit und das Geborgensein in Christus.

    Das Setting war wunderbar und bildhaft, man hatte schon auf den ersten Seiten das Gefühl, hautnah dabei und mittendrin zu sein – ein Buch, wie ein Film. Genauso, wie man es von Tamera Alexander erwartet: ein Pageturner bis zum Schluss, ein absolutes Lesehighlight des Jahres 2021!
    Juni 53 Frank Goldammer
    Juni 53 (Buch)
    20.04.2021

    Stark politisch geprägter Krimi aus den Anfängen der DDR – konnte leider nicht halten, was ich mir davon versprochen hatte.

    Buchinhalt:

    Während des DDR-Volksaufstandes im Juni 1953 wird im VEB Rohrisolierung eine Leiche gefunden: es ist der ehemalige Chef des Betriebs, der auf grausame Weise zu Tode kam. Während Max Heller und seine Kollegen nach dem Mörder suchen, trägt sich Max‘ Ehefrau Karin mit dem Gedanken, die DDR für immer gen Westen zu verlassen…


    Persönlicher Eindruck:

    Im nunmehr 5. Band seiner Max-Heller-Reihe präsentiert Autor Goldammer einen politischen Krimi aus den Anfängen der DDR: vor der Kulisse des Volksaufstandes von 1953 geschieht ein Mord, der nicht nur die Volkspolizei sondern auch das Ministerium für Staatssicherheit auf den Plan ruft. Zahlreiche Personen zählen zum Kreis der Verdächtigen, zwei weitere Leichen werden schließlich gefunden und die Kommissare suchen nach mehreren geflüchteten Mordverdächtigen.

    Neben der eigentlichen Krimihandlung, die 90 % des Plots bestimmt, geht es auch um das Familienleben der Hellers in Dresden, ihre demente Hauswirtin, Frau Marquard, und das tägliche Leben in der jungen DDR, in der auch acht Jahre nach dem Krieg die Regale der Läden meist leer sind und man sich noch immer für Brot anstellen muss.

    Soweit, so gut. Der Krimi ist handlungsmäßig in sich abgeschlossen, greift zwar zurück auf bereits bekannte Personen und Verflechtungen, kann aber auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Es gibt kein Namensverzeichnis für die vielen handelnden Personen bei Polizei und MfS, ich hatte als Neueinsteiger große Probleme, mich unter den zahllosen Figuren zu Recht zu finden.

    A Propos Figuren: trotz gut recherchierter und historisch stimmiger Kulisse schafft es Frank Goldammer in meinen Augen nicht, seinen Figuren Tiefe zu verleihen. Ich jedenfalls wusste auch nach 360 Seiten nicht wirklich, wer nun Schuld am Tod der am Ende drei Opfer gewesen war und wie alle zusammengehörten – sie waren für mich alle mehr oder minder austauschbar und blieben nicht weiter im Gedächtnis.

    Dem gegenüber fand ich die (wenn auch sehr kurzen) Passagen über das Heller’sche Familienleben sehr spannend und interessant, auch die Gedankengänge zur eigenen Republikflucht, mit denen sich Max Heller am Ende beschäftigt. Schade, dass die Familiengeschichte hinter dem Kriminalfall so sträflich vernachlässigt und kaum beachtet wurde. Gerade hier lag großes Potential, das der Autor überhaupt nicht zu nutzen wusste.

    Mein Fazit: ein sehr politischer Krimi für Leser, die sich intensiv mit den Zusammenhängen der ehemaligen DDR beschäftigen und sich insbesondere für Seilschaften bei der Stasi und für das sozialistische Staatssystem im Allgemeinen interessieren. Ich hatte ehrlich gesagt mehr erwartet – für mich war der Krimi leider kein Pageturner.
    326 bis 350 von 702 Rezensionen
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