Dialog zur Klimakrise, leider ohne neue Erkenntnisse und nur wenig Ausführliches zu Wetter und Klima. Ich hatte etwas anders erwartet.
Buchinhalt:
In einem lockeren Dialog beleuchten Diplom-Meteorologe Sven Plöger und World-Vision-Chef Waffenschmidt die Probleme des Klimawandels, dessen Auswirkungen auf die Welt und das Thema Entwicklungshilfe. Die alles umspannende Frage lautet: Wie lässt sich die Welt und somit die Zukunft aller besser machen?
Persönlicher Eindruck:
Sven Plöger ist mir (und sicher vielen anderen Lesern) bestens bekannt als Diplom-Meteorologe und ARD-Wetterfrosch. Sein Wissen über Wetterphänomene und Klimawandel ist allseits bekannt, als Wetter-Zugpferd ist Plöger gerne gesehener Gast in Talkshows und Wissensmagazinen. Daher war ich gespannt auf seinen Blick auf die Wetterphänomene, die mit dem nicht mehr zu leugnenden Klimawandel einhergehen und erhoffte mir tiefergehende Einblicke in das Thema Meteorologie und das, was wir als Einzelne tun können.
Weit gefehlt! Zusammen mit Christoph Waffenschmidt, dem Deutschland-Chef der Hilfsorganisation World Vision entfaltet dieses Buch einen Dialog mit Schwerpunkt Entwicklungshilfe und Dritte Welt, die heute ja „Eine Welt“ genannt wird und die hier als primär Betroffene des Klimawandels präsentiert wird. Erst ziemlich gegen Ende kommt die westliche Welt zur Betrachtung hinzu.
Plöger ist dabei nur mehr oder weniger das prominente Zugpferd, da dessen Gesicht der breiten Masse bekannt ist – leider ist der Wettermann in meinen Augen hier nur ein schmückendes Beiwerk. Schade, aber als zukünftiger Leser sollte man das wissen beim Kauf der vorliegenden Debatte zweier Herren, die eigentlich nur den einen wirklich zu Wort kommen lässt.
Der Dialog zwischen Plöger und Waffenschmidt ist recht locker, er liest sich leicht und ohne große Schwierigkeiten. Themen sind dabei die Situation mehrerer afrikanischer Länder, die globalen Flüchtlingsströme, weltweite Ernährung, Corona-Pandemie und Nachhaltigkeit. In separaten Infoboxen vermittelt das Buch interessante Fakten zu im Text genannten Fachausdrücken, Organisationen und Schlagwörtern.
So weit, so gut. Doch es gibt auch Kritik von meiner Seite:
Punkt 1) Wozu das viele Larifari? Was interessieren mich die Sitzsäcke der beiden Gesprächspartner, ihre Schokobonbons, ihr gemeinsamer Grillabend? Natürlich versucht das Buch, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, bei der der Leser das Gefühl haben soll, dabei zu sein. Für mich war diese Pseudo-Coolness aber eher deplatziert und zu konstruiert-bemüht. Ein solches Buch muss mit Fachwissen glänzen, um überzeigend zu wirken!
Punkt 2): Ein Kapitel des Buches zur Nachhaltigkeit und energetischer Gebäudesanierung geht so weit, dass es Kaltfallenlassen von Häusern in der Abwesenheit der Bewohner als energetisch sinnvoll beschreibt. Das ist nicht richtig. Gerade bei älteren Häusern ist der Energieaufwand, ein kalt gefallenes Haus wieder warm zu kriegen, deutlich höher, als durchgehendes Heizen.
Punkt 3): Die viel gelobte Wärmepumpe. Sie ist eben nicht überall sinnvoll. Energetisch und finanziell lohnt sie sich nur bei Neubauten mit dementsprechend konzipierter Isolierung, die Isolierung älterer Häuser funktioniert anders, Wärmepumpen können hier energetisch und finanziell nicht sinnvoll betrieben werden. Davon kein Wort in vorliegendem Buch.
Punkt 4): Letztendlich fehlt mir ein Stück weit auch eine kritische, differenzierte Betrachtungsweise. Ja, der Klimawandel findet statt, und ja, wir alle müssen unsere Gewohnheiten ändern. Aber kein Kleinprojekt, kein Land kann die Welt im Alleingang retten. Wenn die großen Industrienationen und die Schwellenländer nicht zusammen an einem Strang ziehen, ist jedes noch so gut gemeinte und durchaus löbliche Kleinprojekt nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Mein Fazit: Im Grunde bietet das Buch viele Allgemeinplätze, aber keine wirklich neuen Erkenntnisse. Der Wegweiser in eine lebenswerte Zukunft bot für mich zu wenig konkrete Maßnahmen für mich als Individuum. Dass Plöger letztendlich mehr oder weniger nur als Sprachrohr für Waffenschmidts Organisation fungierte, hat mich ehrlich gesagt enttäuscht.