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    Kerstin1975 Top 25 Rezensent

    Aktiv seit: 08. August 2013
    "Hilfreich"-Bewertungen: 290
    690 Rezensionen
    Das Haus der Düfte Das Haus der Düfte (Buch)
    03.10.2021

    Spannende Familiensaga rund um die Parfümherstellung im Frankreich, vielschichtig und mitreißend. Hat mir sehr gefallen!

    Buchinhalt:

    Seit frühester Jugend hat Anouk nur einen Wunsch: Parfumeurin zu werden. Als sie in den 50er Jahren mit ihrer Mutter in Paris ankommt, umweht das Mädchen ein verführerischer Duft und sie kann nicht sagen, woher er kommt. Das unbekannte Parfüm begleitet Anouk fortan, auch als sie mit 20 Jahren nach Grasse reist, um bei der berühmten Parfümdynastie Girard eine Ausbildung zu beginne. Dort gerät Anouk zwischen die Fronten einer jahrzehntealten Familienfehde zwischen den Girards und den Bonnets – und ahnt nicht, dass ihr eigenes Leben damit enger verbunden ist, als sie sich vorstellen kann….


    Persönlicher Eindruck:

    Pauline Lamberts Buch „Das Haus der Düfte“ entführt den Leser nach Frankreich, in die berühmte Parfümstadt Grasse, zwischen Lavendel- und Rosenfelder. Man hat förmlich all die Wohlgerüche in der Nase, die Hauptfigur Anouk riecht, ein Mädchen mit dem sogenannten absoluten Geruchssinn. Jeder Duft, jedes Parfüm, das Anouks Nase einmal gestreift hat, bleibt mit allen Einzelbestandteilen für immer in Anouks Gedächtnis – also die beste Voraussetzung für die junge Frau, als Parfumeurin groß heraus zu kommen.

    Die Autorin schafft es vortrefflich, ihre Leser mitzureißen und mitzunehmen in eine Familiengeschichte, die über mehrere Generationen reicht und Grundlage für eine vielschichtige Handlung bietet. Der Plot erstreckt sich über vier Generationen und auch ohne Stammbaum oder Personenregister hatte ich keinerlei Probleme, dem Geschehen immer und überall zu folgen.

    Anouk als Hauptfigur hat Identifikationspotential, sie weiß, was sie will und hat einen guten Charakter; der Leser begleitet sie und andere Hauptpersonen in angenehmer Art und Weise. Ich mochte das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen, als ich einmal mit dem Lesen begonnen hatte: die Geschichte nimmt einen dermaßen gefangen, so dass man immer weiter und weiter lesen möchte.

    Zwei Familien bestimmen das Geschehen rund um die Parfümstadt Grasse in Südfrankreich: zum einen die Girards, eine große und weit über die Grenzen Frankreich hinaus bekannte Parfüm-Manufaktur, aus der die edelsten Düfte sogar die russische Zarin einst beglückten. Gegründet von Florence und Horace Girard erwarb sich die einst kleine Firma im Laufe der Zeit Weltruf.

    Zum anderen die Familie Bonnet, ihrerseits Lavendelbauern und Destilleure, von denen Girard zu Beginn ihre Ingredienzen beziehen. Durch einen Streit der beiden Patriarchen entsteht fortan eine Familienfehde, die Jahrzehnte dauern sollte.

    Diese Zusammenhänge und Anouks Verstrickungen und Vergangenheit (von der sie nichts weiß) steiger den Spannungsbogen kontinuierlich und sorgen für zahlreiche in sich stimmige Aha-Effekte.

    Ich wusste vorher wenig über die Parfümherstellung, über all die Öle und Stoffe, die einen Duft so einzigartig machen. Durch die hervorragende Recherche der Autorin, sowohl Fachliches als auch die Örtlichkeiten betreffend, rollte sich vor mir eine Familiensaga auf, die mich absolut begeistert hat.

    Mein Fazit: ein Buch, das an keiner Stelle enttäuscht und das man wirklich gelesen haben muss: eine absolute Leseempfehlung, 5 Sterne!
    Die Mädchenbibel Martina Steinkühler
    Die Mädchenbibel (Buch)
    30.09.2021

    Nacherzählung vieler Bibelgeschichten aus Frauensicht – mit Schwerpunkt Altes Testament. Spannend und mit fiktiven Bestandteilen. Lesenswert

    Buchinhalt:

    Aus der Sicht der weiblichen (Neben-)Figuren erzählt Autorin Steinkühler hier zahlreiche biblische Geschichten des Alten und Neuen Testaments neu – und aus Frauensicht. Wer waren die Mütter, Schwestern, Ehefrauen und Mägde der biblischen Helden? Was dachten sie und welchen Einfluss hatten sie auf Abraham, Isaak, Jakob, Moses, Johannes den Täufer und schließlich Jesus selbst? Ein spannender Einblick in die Welt der Bibel!


    Persönlicher Eindruck:

    Es ist ein interessanter Ansatz, den die Autorin hier verwirklicht: aus der Sicht der Frauen, die untrennbar zu den biblischen Männerfiguren gehörten, aber nur spärlich oder gar nicht genannt wurden, erzählt sie bekannte und unbekanntere Bibelgeschichten nach, mit ganz eigenen Schwerpunkten und Überlegungen. Wer waren die Frauen und Mädchen, die Mütter, Schwestern, Mägde und Gefährtinnen von Abraham, Moses & Co? Wie erlebten sie die Ereignisse, von denen Altes und Neues Testament erzählen?

    Spannend und tiefgängig erzählen teils fiktive Frauengestalten von den Anfängen des Volkes Israel, von Abrahams Aufbruch in das Land der Verheißung, von Moses‘ Auszug aus der Knechtschaft Ägyptens aber auch von eher unbekannteren Geschichten rund um Simson, dessen Stärke in seinem Haar gelegen war, von der Richterzeit oder den Tagen von Midian.

    Der Schwerpunkt der einzelnen Geschichten liegt hier eindeutig auf dem Alten Testament, das Neue Testament kam in meinen Augen leider etwas zu kurz. Die Geschichte Jesu ist nur eine Momentaufnahme, das gefiel mir jetzt nicht so gut. Auch hatte ich etwas Probleme mit der Vorstellung, dass Jesus in dieser Nacherzählung mehrere Schwestern gehabt haben soll – vieles ist trotz großem und recht genauem Bibelbezug dann eben doch schriftstellerische Freiheit und Fiktion der Autorin.

    Andererseits: gerade die weitergehenden Gedanken, wie man als Frau das Ganze in der damaligen Zeit wohl sah, macht das Buch zu einem spannenden und interessanten Werk, das man nur schwer wieder aus der Hand legen kann, hat man einmal mit dem Lesen begonnen. Die Beschreibung der Lebensverhältnisse der biblischen Zeit wurde authentisch und tiefgängig vermittelt, das tägliche Leben der Menschen und die Stellung der Frau deutlich und anschaulich.

    Textverweise zu den zugrunde liegenden Bibelstellen wurden an vielen Stellen vorgenommen, im Glossar des Anhangs sind alle Bibelbezüge zum Nachlesen genannt.

    Schön fand ich die wenigen aber sehr ansprechenden Illustrationen und die moderne Textgestaltung, die die einzelnen Kapitel mit Hilfe von fettgedruckten zentralen Sätzen der Botschaft nochmal in kleinere Abschnitte gliedert. So eignet sich das Buch prima zum selber lesen, für Lesekreise und Jugendarbeit – wobei ich eindeutig betone, dass es (obwohl für eine Zielgruppe ab 12 Jahren geschrieben) sich auch wunderbar für den erwachsenen Leser eignet und nie langweilig wird.

    Mein Fazit: eine spannende und interessante Nacherzählung bekannter Bibelstellen, angereichert mit fiktionalen Bestandteilen aus der Feder der Autorin – mit viel Stoff für anschließende Gespräche, zum Reflektieren und als Anstoß, das Buch der Bücher mal wieder ausführlicher zur Hand zu nehmen. Eine Leseempfehlung für alle Altersgruppen!
    Besser machen Sven Plöger
    Besser machen (Buch)
    26.09.2021

    Dialog zur Klimakrise, leider ohne neue Erkenntnisse und nur wenig Ausführliches zu Wetter und Klima. Ich hatte etwas anders erwartet.

    Buchinhalt:

    In einem lockeren Dialog beleuchten Diplom-Meteorologe Sven Plöger und World-Vision-Chef Waffenschmidt die Probleme des Klimawandels, dessen Auswirkungen auf die Welt und das Thema Entwicklungshilfe. Die alles umspannende Frage lautet: Wie lässt sich die Welt und somit die Zukunft aller besser machen?


    Persönlicher Eindruck:

    Sven Plöger ist mir (und sicher vielen anderen Lesern) bestens bekannt als Diplom-Meteorologe und ARD-Wetterfrosch. Sein Wissen über Wetterphänomene und Klimawandel ist allseits bekannt, als Wetter-Zugpferd ist Plöger gerne gesehener Gast in Talkshows und Wissensmagazinen. Daher war ich gespannt auf seinen Blick auf die Wetterphänomene, die mit dem nicht mehr zu leugnenden Klimawandel einhergehen und erhoffte mir tiefergehende Einblicke in das Thema Meteorologie und das, was wir als Einzelne tun können.

    Weit gefehlt! Zusammen mit Christoph Waffenschmidt, dem Deutschland-Chef der Hilfsorganisation World Vision entfaltet dieses Buch einen Dialog mit Schwerpunkt Entwicklungshilfe und Dritte Welt, die heute ja „Eine Welt“ genannt wird und die hier als primär Betroffene des Klimawandels präsentiert wird. Erst ziemlich gegen Ende kommt die westliche Welt zur Betrachtung hinzu.

    Plöger ist dabei nur mehr oder weniger das prominente Zugpferd, da dessen Gesicht der breiten Masse bekannt ist – leider ist der Wettermann in meinen Augen hier nur ein schmückendes Beiwerk. Schade, aber als zukünftiger Leser sollte man das wissen beim Kauf der vorliegenden Debatte zweier Herren, die eigentlich nur den einen wirklich zu Wort kommen lässt.

    Der Dialog zwischen Plöger und Waffenschmidt ist recht locker, er liest sich leicht und ohne große Schwierigkeiten. Themen sind dabei die Situation mehrerer afrikanischer Länder, die globalen Flüchtlingsströme, weltweite Ernährung, Corona-Pandemie und Nachhaltigkeit. In separaten Infoboxen vermittelt das Buch interessante Fakten zu im Text genannten Fachausdrücken, Organisationen und Schlagwörtern.

    So weit, so gut. Doch es gibt auch Kritik von meiner Seite:

    Punkt 1) Wozu das viele Larifari? Was interessieren mich die Sitzsäcke der beiden Gesprächspartner, ihre Schokobonbons, ihr gemeinsamer Grillabend? Natürlich versucht das Buch, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, bei der der Leser das Gefühl haben soll, dabei zu sein. Für mich war diese Pseudo-Coolness aber eher deplatziert und zu konstruiert-bemüht. Ein solches Buch muss mit Fachwissen glänzen, um überzeigend zu wirken!

    Punkt 2): Ein Kapitel des Buches zur Nachhaltigkeit und energetischer Gebäudesanierung geht so weit, dass es Kaltfallenlassen von Häusern in der Abwesenheit der Bewohner als energetisch sinnvoll beschreibt. Das ist nicht richtig. Gerade bei älteren Häusern ist der Energieaufwand, ein kalt gefallenes Haus wieder warm zu kriegen, deutlich höher, als durchgehendes Heizen.

    Punkt 3): Die viel gelobte Wärmepumpe. Sie ist eben nicht überall sinnvoll. Energetisch und finanziell lohnt sie sich nur bei Neubauten mit dementsprechend konzipierter Isolierung, die Isolierung älterer Häuser funktioniert anders, Wärmepumpen können hier energetisch und finanziell nicht sinnvoll betrieben werden. Davon kein Wort in vorliegendem Buch.

    Punkt 4): Letztendlich fehlt mir ein Stück weit auch eine kritische, differenzierte Betrachtungsweise. Ja, der Klimawandel findet statt, und ja, wir alle müssen unsere Gewohnheiten ändern. Aber kein Kleinprojekt, kein Land kann die Welt im Alleingang retten. Wenn die großen Industrienationen und die Schwellenländer nicht zusammen an einem Strang ziehen, ist jedes noch so gut gemeinte und durchaus löbliche Kleinprojekt nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

    Mein Fazit: Im Grunde bietet das Buch viele Allgemeinplätze, aber keine wirklich neuen Erkenntnisse. Der Wegweiser in eine lebenswerte Zukunft bot für mich zu wenig konkrete Maßnahmen für mich als Individuum. Dass Plöger letztendlich mehr oder weniger nur als Sprachrohr für Waffenschmidts Organisation fungierte, hat mich ehrlich gesagt enttäuscht.
    Das Lied der Grünen Insel Das Lied der Grünen Insel (Buch)
    25.09.2021

    Relativ zäher Roman mit 3 Zeitlinien, die sich mit Irland und der Unabhängigkeit dreier Frauen beschäftigt. Bin nicht so begeistert...

    Buchinhalt:

    Drei Frauengeschichten – drei Schicksale: Während in der Gegenwart Laine Forrester einen Neuanfang in ihrem Leben wagt und mit ihrer besten Freundin Ellie nach Irland aufbricht, um deren Vergangenheit aufzurollen, strebt die junge Issy im Jahre 1916 nach Unabhängigkeit von vorhandenen Konventionen. Issys Leidenschaft ist die Fotografie, obwohl es als Frau in dem Metier mehr als schwer ist, Fuß zu fassen, zumal der Erste Weltkrieg seine Schatten auch auf Irland wirft. Maeve hingegen findet sich mitten in der irischen Rebellion von 1798 wieder. Einer Zeit, in der Irland mehr als je zuvor und danach nach Unabhängigkeit strebte….


    Persönlicher Eindruck:

    Auf drei Zeitebenen erzählt Autorin Cambron von drei ganz unterschiedlichen Frauenfiguren, die eine Tatsache vereinen, trotz der Jahrhunderte, die die drei trennen: alle streben nach Unabhängigkeit, einem Neuanfang und sind konfrontiert mit ihrem eigenen Schicksal, als auch mit dem der Gegend, in der sie sich befinden.

    Allgegenwärtiger Schauplatz ist Irland, die „Grüne Insel“, die über die Jahrhunderte mehr als einmal nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung strebte. Ein kleiner Ort innerhalb der drei zunächst getrennten Handlungen, der immer wieder auftaucht, ist ein Pub, der die Zeiten scheinbar überdauert und von seinen Besitzern seit 300 Jahren weiter geführt wurde. Interessant fand ich die Beschreibung, dass Frauen früher nicht in Pubs gehen durften und es sogenannte Klausen gab, abgegrenzte Bereiche, die Männern vorbehalten waren und in denen nicht nur Bier getrunken sondern auch Geschäfte abgewickelt wurden. Scheinbar trennt in einem echten irischen Pub diese Tradition auch heute noch die Geschlechter.

    Gerade in der ältesten der drei Geschichten erfährt man als Leser viel über den Unabhängigkeitskampf der Iren, die irische Freiheitsarmee ist Dreh- und Angelpunkt des Plots. Mittendrin steckt Eoin, den Protagonistin Maeve in ihrem Schloss versteckt und der mehr zu sein scheint, als er vorgibt.

    Die mittlere Geschichte rund um Issy fand ich nicht ganz so interessant, aus dem Plot im Ersten Weltkrieg hätte man mehr machen können und ich glaube auch nicht, dass man als weibliche Fotografin (heute würde man vielleicht Fotojournalistin sagen) solch ein Exot war, wie hier beschrieben. Frauen hatten damals schon mehr Rechte, als noch im 18. Jahrhundert – allerdings weiß ich nicht, ob Irland dem Kontinent da eventuell noch hinterherhinkt.

    Die Gegenwartsgeschichte gibt meiner Meinung nach am meisten her, Laine und ihre krebskranke Freundin Ellie sowie die mysteriöse Erbschaft der Familie in Irland hätten für sich allein gestellt schon einen spannenden Roman geben können.

    Wo wir dann auch beim Problem wären: der Roman liest sich trotz aller interessanten historischen Details sehr zäh und aufgrund der vielen fremd klingenden Namen und Familienclans bleiben die Figuren weitestgehend blass und eindimensional. Ich hatte vielfach nicht das Gefühl, zu wissen, wie die alle zusammengehören – ein dickes Minus für eine Geschichte, die mit zwei oder nur einer Zeitlinie in meinen Augen wesentlich besser gefahren wäre. Ich finde nicht, dass es dem Roman guttut, so viele Epochen zu beleuchten, dafür sind die 400 Seiten einfach zu kurz, um drei Geschichten mit Tiefgang auszustatten, so dass sie auch länger im Gedächtnis bleiben.

    Der christliche Aspekt des Romans war so gut wie nicht vorhanden, für einen Roman aus einem christlichen Verlag empfand ich den Glaubendbezug hier als zu gering.

    Alles in allem ein Roman, den man lesen kann, wenn man sich für die Geschichte Irlands interessiert, der aber nicht lange im Gedächtnis nachhallt und sich während es Lesens leider zieht und zieht. Wirklich begeistert war ich ehrlich gesagt nicht.
    Der schwarze Winter Der schwarze Winter (Buch)
    20.09.2021

    Zwei Schwestern im kriegszerstörten Hamburg der Nachkriegszeit: authentische Erzählung aus dem Hungerwinter 1946

    Buchinhalt:

    Deutschland im Hungerwinter 1946: die beiden aus Danzig vertriebenen Schwestern Silke und Rosemarie fliehen von dem Bauernhof, dem sie zugeteilt wurden und den prekären Lebensumständen dort, geprägt von den Übergriffen des Bauern und dem allgegenwärtigen Hunger. Die beiden Mädchen verschlägt es in das zerbombte Hamburg, wo sie Fuß fassen und sich über den Schwarzmarkt am Leben erhalten. Zusammen mit dem „schiefen Hannes“, einem Friseur und Schwarzmarkthändler, eröffnen sie schließlich eine Bar für die englischen Besatzer….


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Der schwarze Winter“ gelingt Autorin Lindemann ein bildgewaltiger Einblick ins kriegszerstörte Nachkriegsdeutschland, in jenen Winter 1946, der als Hungerwinter in die Geschichte einging und zahllosen Menschen das Leben kostete.

    Die beiden Hauptfiguren dabei sind die Schwestern Silke und Rosemarie, zwei aus Danzig vertriebene junge Frauen, die beispielhaft für so viele Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten stehen. Von den Einheimischen als „elendes Flüchtlingspack“ beschimpft arbeiten die beiden Frauen unter katastrophalen Lebensbedingungen auf einem Bauernhof.

    Silke und Rosemarie bringen allein durch ihre Lebensgeschichte ein authentisches Stück deutscher Geschichte in diesen Roman mit. Besonders durch ihre übereilte Flucht von dem Hof und ihren Neuanfang im zerstörten Hamburg entsteht ein Spannungsbogen, der den Leser nur so durch die Seiten des Romans fliegen lässt. Hier fand ich besonders packend, wie die Autorin das Leben zwischen Notunterkunft und Schwarzmarkt beschreibt. Auch die männlichen Hauptfiguren wie der Friseur Hans oder der Schwarzhändler Tönnes empfand ich als authentisch und lebensecht.

    Ein bisschen gefehlt hat mir allerdings im Lauf der Handlung die Tiefe bezüglich des historischen Kontextes. Nach einer Weile geht einem beim Lesen nämlich das Thema Weltkrieg und Kriegselend weitgehend ab, die Kulisse des Nachkriegs-Hamburg wurde zunehmend nur noch eine Randerscheinung. Einige Fragen bleiben auch nach dem Lesen: warum muss Tönnes überhaupt aufs Land zum „hamstern“, wenn er in seiner Unterkunft ein so reichhaltiges Warenlager und anscheinend alles hat, was man braucht?

    Die Geschichte um die Bar, die die beiden Schwestern im Auftrag ihres Freundes Hans führen, fand ich spannend, ebenso das mehr als packende Drama um Rosemarie zwischen Ehrbarkeit und Rotlichtviertel. Besonders spannend wird es im letzten Drittel, in dem ein Kriminalfall die Handlung dominiert und für Gänsehaumomente sorgt.

    Mich hat das Buch auf jeden Fall gut unterhalten und sorgte mehr als einmal für packende Spannung, auch wenn ich mir an einigen Stellen noch mehr historischen Bezug und Tiefgang gewünscht hätte. Alles in allem ein lesenswerter historischer Roman mit sympathischen Protagonisten, den ich gerne weiter empfehle.
    Die Wunderfrauen - Freiheit im Angebot Stephanie Schuster
    Die Wunderfrauen - Freiheit im Angebot (Buch)
    18.09.2021

    Dritter Band der Geschichte um die vier Freundinnen und ihre Familien. Hat mich super unterhalten!

    Buchinhalt:

    Die Geschichte um die vier Freundinnen Luise, Helga, Marie und Annabell ist inzwischen in den 70er Jahren angekommen. Längst ist von vielen Träumen der Lack abgeplatzt – so zum Beispiel bei Luises Tante-Emma-Laden. Die Supermarktkonkurrenz ist der Todesstoß für das kleine Lädchen, doch auch ihre Ehe mit Hans liegt in Trümmern. Helga ist inzwischen Frauenärztin mit eigener Praxis, aber auch ihr Leben ist in einer Sackgasse angekommen. Als Annabell in der Familiengeschichte der Knaups und von Thalers forscht und die Wahrheit über das jüdische Ehepaar Kleemann ans Licht bringt, machen sich die Freundinnen auf einen Roadtrip über Paris ins geteilte Berlin….


    Persönlicher Eindruck:

    Auch nach nunmehr drei Bänden besticht die Frauen- und Familiengeschichte noch immer durch die Natürlichkeit und Heimeligkeit, die die Autorin gekonnt einsetzt, um den Leser zum Teil ihrer Romanfamilie zu machen.

    Dreh- und Angelpunkt ist auch diesmal der Gemischtwarenladen von Luise Dahlmann in Starnberg, wenn auch der Zahn der Zeit an den alten Träumen nagt. Nicht nur Luise hat so einige familiäre Kämpfe auszufechten, auch Marie, die nach Martins Tod den Hof in einen Reiterhof umgebaut hat, hat mit der neuen Zeit zu kämpfen. Helga hat sich inzwischen selbständig gemacht und eine eigene Frauenarztpraxis eröffnet, doch noch immer schwebt über ihrem Leben die (Liebes-)Geschichte um den ehemaligen GI Jack, dem Vater ihres Sohnes. Und den will Jack jetzt unbedingt finden und kennen lernen.

    Den spannendsten Part hat jedoch Annabel inne, die nach dem Tod des Schwiegervaters die Familiengeschichte der von Thalers aufrollt. Was ist die Wahrheit über die mysteriöse Familie Kleemann, denen die Villa vor den von Thalers gehörte? Annabells Recherchen decken schließlich eine Verbindung auf zwischen Helgas Familie und ihrer und man erfährt als Leser, dass die vier Frauen und ihre Familien mehr miteinander verwoben sind, als bislang gedacht.

    Da der dritte Band in den 1970er Jahren spielt, ist das Olympia-Attentat von 1972 eines der historischen Themen, die die fiktive Geschichte gekonnt in eine historische Romanhandlung einbetten. Zusammen mit allerlei Musiktiteln, Fernsehsendungen und bekannten Produkten schafft die Autorin ein authentisches und mitreißendes Flair dieses Jahrzehnts. Ich fand es jedenfalls mehr als spannend, auch in scheinbar alltäglichen Kleinigkeiten in diese Epoche einzutauchen und eine vergangene Zeit bildhaft zu erleben.

    Themen wie Emanzipation und Selbständigkeit der Frau im Laufe der Zeit sind ebenso ein Thema wie Familiensinn und Freundschaft, Ehekrise und Neuanfang. Die Freundschaft der vier Frauen hält nun schon Jahrzehnte und man durfte als Leser dabei sein bei Höhen, Tiefen, der Geburt der Kinder und deren Heranwachsen. Das Ende des Romans ist in sich stimmig, aber offen genug, um eine weitere Fortsetzung möglich zu machen. Ich jedenfalls würde es mir wünschen – denn die einzelnen Familiengeschichten sind noch lange nicht zu Ende erzählt.

    Der spektakuläre Roadtrip der Frauen und die Erlebnisse auf demselben waren für mich eher Cliffhanger denn Schluss und so unterhielten mich der Roman und die gesamte Reihe vorzüglich. Eine absolute Leseempfehlung, das ist eine Jahrhundertreihe!
    Sturm in die Freiheit Sturm in die Freiheit (Buch)
    16.09.2021

    Packender und mitreißender Kriegsroman mit Nervenkitzel und viel Detailgetreue: Spannung pur, hat mich absolut begeistert!

    Buchinhalt:

    Deutschland 1943: U-Boot-Kommandant Wolf Littke wird in der britischen Kriegsgefangenschaft vor die Wahl gestellt: entweder das Todesurteil oder Teilnahme an einem Himmelfahrtskommando. Zusammen mit drei anderen Männern soll Wolf über Ostpreußen mit dem Fallschirm abspringen und dort ein Attentat auf Hitler in der berüchtigten „Wolfsschanze“ in die Wege leiten. Wolf bleibt nichts anderes übrig, als sich darauf einzulassen – auch wenn ihm seine neuen Kameraden zunächst mehr als suspekt sind. Trotz aller Widrigkeiten hält Wolf an dem Plan fest und befindet sich bald erneut auf der Flucht. Das Problem: er kann niemandem trauen….


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Sturm in die Freiheit“ ist Autor Jürgen Ehlers eine packende Mischung aus Weltkriegsroman und historischem Krimi gelungen, die ihresgleichen sucht. Bereits auf den ersten Seiten wird man als Leser in eine fesselnde, authentische und nervenaufreibende Handlung hinein gesogen, so dass man das Buch kaum mehr aus der Hand legen kann, hat man einmal mit dem Lesen begonnen.

    Im Vergleich zu anderen Romanen aus der derzeit so gefragten Epoche der beiden Weltkriege habe ich es als sehr angenehm und interessant empfunden, einmal einen Roman aus der Feder eines männlichen Autors zu lesen. Anders als die vielen Autorinnen im Historiengenre setzt Ehlers hier ganz andere Schwerpunkte: militärische Zusammenhänge und eine wirklich erstklassige Recherche verleihen dem Roman eine ungeahnte Brisanz und Spritzigkeit.

    Real existierende Personen und fiktive Charaktere werden zu einem packenden Plot verwoben, der durchgängige Spannung und Nervenkitzel für die Leser bereithält. Hauptfigur ist Wolf Littke, ein junger U-Boot-Kommandant und später mehr oder minder freiwilliger Anführer einer kleinen Gruppe von Agenten, die von den Engländern nach Ostpreußen geschickt werden, um ein Attentat auf Hitler durchzuführen.

    Wolf Littke ist pflichtbewusst und eine Heldenfigur, sein Gewissen ist für ihn das oberste Entscheidungskriterium. Er hat kein Scheuklappendenken, seine Mitmenschen sind ihm nicht gleichgültig: ein gutes Beispiel ist die Bergung Schiffbrüchiger gleich zu Beginn oder die Rettung der Jüdin Rahel aus dem KZ Auschwitz unter Einsatz des eigenen Lebens. Bei jeder dieser Aktionen stellt er seine Befehle und sein eigenes Schicksal hintenan, was ihm viele Sympathiepunkte und auch Identifikationspotential beim Leser einbringt. Andererseits erschien mir Wolf an vielen Stellen aber auch unglaublich naiv und gutdenkend. Genau das zeichnet ihn meines Erachtens als normalen Menschen aus Fleisch und Blut aus: Littke ist kein glorifizierter Held, er ist ein Mensch, der auch Fehler machen darf.

    Die Recherche für den Roman ist außergewöhnlich präzise und tiefgreifend. Im Nachwort steht der Autor Rede und Antwort bezüglich seiner Quellen, seine Fachkenntnis ist überzeugend. Gut gefallen haben mir die Beschreibung der damaligen Welt, des Lebens der Menschen, die Kriegsgeschehnisse und auch die militärischen Zusammenhänge, die wiederum in vielen anderen Romanen dieser Art etwas zu kurz kommen. Im Grunde ist „Sturm in die Freiheit“ wie ein Kriegsfilm, wobei der Plot wesentlich differenzierter und vielschichtiger aufgebaut ist.

    Das Ende präsentiert dem Leser die Auflösung vieler offener Handlungsfäden, lässt aber Raum für eigene Gedanken, Mutmaßungen und eine eventuelle Fortsetzung.

    Für mich ist das Buch absolut gelungen, ich habe im historischen Genre selten so eine gelungene Geschichte gelesen. Absolute Empfehlung, dieses Buch muss man gelesen haben!
    Das Grandhotel an der Alster Susanne Rubin
    Das Grandhotel an der Alster (Buch)
    10.09.2021

    Leichte, unaufgeregte Lektüre in zwei Zeitebenen. Plätschert so dahin ohne große Überraschungen.

    Buchinhalt:

    Der schottische Buchautor Ryan Maclane staunt nicht schlecht, als er eines Tages ein Schreiben von einem deutschen Notar erhält: Maclane soll ein Nobelhotel in Hamburg geerbt haben – er kann sich aber nicht erklären, wieso. Maclane ist nicht verwandt mit dem Verstorbenen und auch so kann er keine Verbindung zur Familie Jacoby herstellen. Gemeinsam mit der Geschäftsführerin Emily Magnussen versucht er schließlich, Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei kommen sich Ryan und Emily auch privat näher...


    Persönlicher Eindruck:

    Mit ihrem neusten Roman präsentiert Autorin Rubin eine Geschichte auf zwei zunächst getrennten Zeitebenen, die sich im Laufe der Handlung annähern und schließlich verbinden. Zentraler Schauplatz ist das Nobelhotel Jacoby am Hamburger Alsterufer, das seit Generationen von der Gründerfamilie geführt wird und weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt ist.

    Die historische Zeitlinie spielt in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, in dem Lina Jacoby das Hotel leitet und ihm nach dem Weltkrieg zu neuem Glanz verhilft. Linas Ehe mit Bruno ist zerrüttet, als Kriegsveteran trägt Bruno schwer an seinem Trauma und hat auch körperliche Einschränkungen. Nach Brunos Tod kümmert sich Lina aufopferungsvoll um ihren Sohn Max, hat aber eine zunächst heimliche Liebschaft mit ihrem Chefkoch Martin, einem verheirateten Mann.

    Die Hauptfiguren der Gegenwartsgeschichte sind Ryan Maclane und Emily Magnussen; ziemlich schnell zeichnet sich auch hier eine sich anbahnende Liebesgeschichte ab und natürlich nimmt Ryan die merkwürdige Erbschaft an, was zum Zerwürfnis mit den beiden leiblichen Kindern des Erblassers Max Jacobsen führt.

    Die Geschichte liest sich relativ unspektakulär und unaufgeregt. Die Beschreibung des Hotelgeschäfts, der täglichen Abläufe und der beteiligten Personen ist recht bildhaft, allerdings plätschert die Handlung auf weiten Strecken einfach so dahin, ohne dass etwas wesentlich Interessantes passiert.

    Mich hat gewundert, wie schnell sich Ryan in seine neue Funktion als Hotelchef einfügt und von jetzt auf gleich alle Zelte in Schottland abbricht. Wirklich authentisch ist für mich anders – ich glaube auch nicht, dass er als Autor sehr viel Ahnung von den wirtschaftlichen Zusammenhängen eines solchen Großunternehmens hat – da hilft ihm in meinen Augen auch nicht, dass ihm Emily als ehemalige Assistentin des verstorbenen Jacobsen hilfreich unter die Arme greift. Sei’s drum – interessanter war in meinen Augen sowieso die Vergangenheitsgeschichte.

    Das eigentliche Familiengeheimnis kommt erst relativ gegen Ende, natürlich löst sich einiges an offenen Fragen sowohl für Ryan als auch für den Leser. Trotzdem empfand ich die Geschichte eher wie sonntagabendliche TV-Unterhaltung á la Rosamunde Pilcher und insgesamt wenig spannend: es ist einfach ein leichter Roman für zwischendurch, den man aber durchaus lesen kann. Man hat allerdings auch nichts verpasst, wenn man es nicht tut.

    Alles in allem eine leichte Lektüre ohne sehr viel Anspruch, man hätte in meinen Augen wirklich mehr daraus machen können. Der Hit war’s jetzt nicht...
    Schwestern fürs Leben Sybille Schrödter
    Schwestern fürs Leben (Buch)
    05.09.2021

    Verwirrendes Tohuwabohu, das nicht lange im Gedächtnis haften bleibt. In meinen Augen nicht gelungen.

    Buchinhalt:

    Flensburg, kurz nach dem Ersten Weltkrieg: Das Rumhaus Danneberg, ein Familienbetrieb, leidet unter dem Mangel eines Nachfolgers. Der alte Danneberg hat lediglich vier Töchter, der Sohn ist im Krieg gefallen und es stellt sich nun die Frage: wer wird die Familientradition fortführen? Während Helene seit Kindesbeinen für das Rumhaus brennt, hat Vater Danneberg ganz eigene Vorstellungen von seinem Nachfolger. Auch die anderen Töchter streben nach ihrer eigenen Freiheit – und nach der Abkehr von einem inzwischen überholten Frauenbild….


    Persönlicher Eindruck:

    Ein Rumhaus in Norddeutschland, eine Familie mit vier Töchtern – schon allein das verspricht eine interessante und abwechslungsreiche Familiengeschichte. Zudem spielt der Roman in der Kriegs- und Zwischenkriegszeit, im Genre der historischen Romane eine derzeit sehr gefragte Epoche. Die beiden Faktoren waren es, die mich veranlasst haben, zu diesem Buch zu greifen.

    Wird die Geschichte meine Erwartungen erfüllen können oder wird sie kläglich scheitern? Diese Frage beschäftigte mich beim Lesen lange. Ich liebe historische Familiengeschichten zur Zeit der beiden Weltkriege, „Schwestern fürs Leben“ schien daher gut in meinen Lesegeschmack zu passen. Mir imponierten Setting und Schauplatz, denn über Rumhäuser in Flensburg wusste ich bis dato so gut wie nichts.

    Ein Personenregister im vorderen Buchteil gibt gleich zu Beginn Aufschluss, dass es sich um einen recht opulenten Roman mit vielen Personen und Verflechtungen handeln sollte – genau das ist aber auch die Achillesferse der Geschichte. Hauptfiguren sind die vier Danneberg-Schwestern Käthe, Helene, Elisabeth und Henriette. Dazu noch eine Cousine (Freya), die wie eine fünfte Schwester in der Familie aufwächst. Das Problem: jede der Frauen hat noch einen Spitznamen, die Autorin wechselt immer wieder zwischen beidem. Das war nicht gelungen, so schafft man höchstens heillose Verwirrung.

    Ich gebe offen zu: ich wusste oft nicht, wer gemeint war und wer zu wem gehörte, auch das Register war nur bedingt hilfreich. Schade, dass die Figuren bis zum Ende keine Tiefe erfuhren und für mich blass, austauschbar und ohne jedwedes Identifikationspotential blieben.

    Da die Handlung sich über insgesamt 25 Jahre erstreckt, kamen im Laufe der Geschichte noch jede Menge Ehemänner und Liebschaften hinzu, die Männer wurden teilweise durchgewechselt und dann kamen die Kinder. Das Gesamtkonzept mag für die Autorin stimmig und stringent sein – für mich war die Geschichte ein verwirrendes Tohuwabohu, das zuerst weit über 100 Seiten zäh und langatmig dahin plätscherte. Danach waren die Zeitsprünge zu groß, so dass es nahezu unmöglich wurde, der Handlung genussvoll zu folgen.

    Was den Schauplatz anbelangt, war ich etwas enttäuscht – denn das Rumhaus war im Grunde nur eine Randerscheinung. Das Hauptaugenmerk lag auf dem Leben der Schwestern, ihrem Wunsch nach Emanzipation und Selbstbestimmung, frei von Zwängen und alten Zöpfen. Die geschichtlichen Hintergründe waren zwar vorhanden, aber erzeugten keinen Spannungsbogen, so dass ich letztendlich enttäuscht war, mich fast 500 Seiten durchgearbeitet zu haben ohne am Schluss etwas aus dem Roman mitzunehmen.

    Schade, in meinen Augen ist die Geschichte trotz guter Idee nicht gelungen und blieb nach dem Lesen nicht lange im Gedächtnis. Mich hat der Roman jedenfalls nicht angesprochen, geschweige denn begeistert, daher kann ich leider auch keine Leseempfehlung aussprechen.

    The Chosen: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen Jerry B. Jenkins
    The Chosen: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen (Buch)
    30.08.2021

    Wunderbare, berührende und bildgewaltige Interpretation des Lebens Jesu in erzählender Form. Hervorragend!

    Buchinhalt:

    Die größte Geschichte aller Zeiten durch die Augen derjenigen erleben, die Jesus persönlich begegnen und mit eigenen Augen sehen, dass überall dort, wo er auftaucht, alles anders wird: das gilt für den einfachen Fischer genauso, wie für den Gelehrten. Fischer Simon, Maria aus Magdala, Pharisäer Nikodemus und Zolleintreiber Matthäus… in enger biblischer Anlehnung erzählt dieses Buch von ihrer Geschichte und dem Wirken von Jesus Christus in ihrer Mitte.


    Persönlicher Eindruck:

    Was für ein großartiges Buch, ich bin absolut begeistert!

    Dieser Roman basiert auf der ersten Staffel der TV-Serie „The Chosen“, die das Leben und Wirken Jesu in ganz neuer Art und Weise beleuchtet und erlebbar macht. Dabei beschreibt es die Evangeliumsgeschichte in erzählender Form und gibt dem Leser auf jeder Seite das Gefühl, selbst Teil davon und hautnah dabei zu sein.

    „Gewöhn Dich an Anders!“ Dieses Zitat ist Programm… denn auch wenn der uneingeschränkte Mittelpunkt der Geschichte Jesus ist, erzählt es die größte Geschichte aller Zeiten aus der Perspektive der Menschen, die ihm begegnen. Es sind die Menschen, die sich Jesus anschließen, die begreifen, wer er ist und die ihm fortan folgen wollen.

    Zum einen ist da Simon, ein Fischer vom See Genezareth. Durch die Steuern, die die römischen Besatzer der Provinz Judäa aufgedrückt haben, ist er hoch verschuldet. Doch wie soll er die Schulden abtragen, wenn er seit Tagen keinen Fisch mehr fängt? Nicht nur Simon steckt in großen Schwierigkeiten. Auch Maria, die mit ihren ganz persönlichen Dämonen zu kämpfen hat oder Nikodemus, ein hoher jüdischer Gelehrter, der plötzlich alles, an was er bislang glaubte, auf dem Prüfstand sieht.

    Es sind aber auch die kleinen, alltäglichen Begegnungen, die einen Blick geben auf den Mann, der alles neu machen will. Besonders gefallen hat mir die Episode mit der kleinen Abigail und ihren Freunden, die am Ufer auf jenen seltsamen Fremden treffen. Ist er ein Handwerker? Warum ist er hier? Fragen um Fragen stellen die Kinder und kommen täglich. Sie sind seine ersten Schüler. Zusammen mit den Kleinsten in der Gesellschaft erfährt man als Leser den zentralen Satz dieses Buches: „Ich bin nicht nur für die Reichen gekommen.“.

    Anders als so vieles andere auf dem christlichen Buchmarkt zeigt dieser Roman nicht nur den Gottessohn, sondern auch die menschliche Seite Jesu, die humorvolle, verletzliche. Er ist hier nicht entrückt, kein Messias auf Distanz. Er ist vor allem auch ein Mensch unter Menschen, was es dem Leser leicht macht, sich mit ihm und dem, was er sagt und tut, zu identifizieren.

    Egal, ob man die erfolgreiche TV-Serie The Chosen schon gesehen hat oder nicht, es wird nach wenigen Zeilen klar, welches Charisma und welche Botschaft Jesus ausstrahlt und vermittelt. Beides hallt noch lange nach dem Lesen nach und macht die biblische Geschichte erlebbar und lebendig.

    Neben der christlichen Komponente des Romans vermag es Jenkins vortrefflich, die damalige Welt in all ihren Facetten vor dem Auge des Lesers lebendig werden zu lassen. Dabei nimmt die Handlung immer wieder Rückbezüge zu alttestamentlichen Geschichten und ermöglicht einen direkten Bezug zwischen den biblischen Personen und Textstellen, die zitiert werden. Die Welt, in der Jesus aufwuchs und lebte, die jüdischen Traditionen, Bräuche und Feste, aber auch das Alltagsleben und die Art der Menschen wird in diesem Buch auf wunderbare Weise deutlich und lebendig.

    Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen und ich konnte es kaum beiseitelegen, als ich einmal mit Lesen begonnen hatte. „The Chosen“ vereint in noch nie dagewesener Weise Spannung, historische Details und biblischen Inhalt mit einer eingängigen, berührenden Art der Erzählung. Für mich ein absolutes Highlight, das man gelesen haben muss!

    Hervorragend in allen Punkten, ich kann es kaum erwarten, den nächsten Band in den Händen zu halten. Absolute Leseempfehlung mit voller Punktzahl!
    Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe Ulrike Renk
    Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe (Buch)
    28.08.2021

    Berliner Großbürgertum des 19. Jahrhunderts – für mich leider ohne jedwede Spannung und Gefühl. Eine Enttäuschung.

    Buchinhalt:

    Berlin gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Paula wächst auf als älteste Tochter der jüdischen Familie Oppenheimer. Das Leben im Großbürgertum der damaligen Zeit sieht für das Mädchen klare Grenzen vor, was ihre Zukunft betrifft. Als sie 16 Jahre alt ist, nimmt ihre Tante Auguste das Mädchen unter ihre Fittiche, von ihr erhält sie höhere Bildung und die Chance, etwas aus ihrem Leben zu machen. Über den jüngeren Bruder Franz kommt Paula eines Tages in Kontakt mit dem jungen Dichter Richard Dehmel. Wird sie mit ihm das Glück erfahren, nach dem sie sich in ihren Jungmädchenträumen immer gesehnt hat?


    Persönlicher Eindruck:

    Schauplatz des neuen Romans von Ulrike Renk ist Berlin im ausgehenden 19. Jahrhundert, das Großbürgertum, die Familie des Rabbiners Oppenheimer. Bildhaft beschrieben nimmt die Geschichte ihren Leser mit in eine Zeit, in der Standesgrenzen noch genau unterschieden wurden, jeder Haushalt, der was auf sich hielt, eine Köchin und Dienstmädchen hatte. Das Leben der Epoche wird mehr als deutlich, der reformiert-jüdische Haushalt der Oppenheimers zum zentralen Schauplatz.

    Uneingeschränkte Hauptfigur der Geschichte ist Paula, die Älteste von vier Kindern. Das innigste Verhältnis unterhält sie zu Franz, dem jüngeren Bruder, ansonsten weiß das Mädchen nicht wirklich, was die Zukunft mit ihr vorhat oder was sie vom Leben erwartet – bis eines Tages ihre Tante Auguste sich ihrer annimmt. Bei Tante Guste ist Paula angehalten, über sich und ihre Wünsche zu reflektieren, ja nahezu philosophisch alles, was sie denkt, fühlt und tut, zu hinterfragen.

    Klingt alles erst mal recht gut und vielversprechend. Dennoch ist der Funke nicht übergesprungen, die Geschichte konnte mich nicht mitreißen. Den Ausschlag gaben folgende drei Punkte der Handlung:

    Punkt 1: Das befremdlich innige Verhältnis von Bruder und Schwester, also von Fritz und Paula. Ständig ist die Rede von „Seelenbruder / Seelenschwester / herzallerliebstes Paulalein / allerliebster Fritz“. Ich empfand diese Nähe absolut nicht normal, auch nicht im 19. Jahrhundert. Schlimmer jedoch war die endlose Wiederholung dieser Floskeln. Irgendwann hat es jeder Leser begriffen. Danach nervt es einfach nur noch.

    Punkt 2: Die fehlende Vermittlung von Gefühlen. Die Geschichte vermochte es nicht, mir auf 500 Seiten irgendeine Emotion zu vermitteln. Erst recht nicht bei der eigentlichen Liebesgeschichte zwischen Paula und Richard in der zweiten Hälfte. Das fand ich jammerschade: ich hätte gerne teilgehabt in ihrer Liebe, die ich beim Lesen aber überhaupt nicht fühlen, nicht erspüren konnte.

    Punkt 3: Die ewige Wiederkehr des Gleichen. Der Roman beschreibt durchaus überzeugend das Leben der Menschen der damaligen Epoche. Das hat mir ohne Frage gut gefallen – aber es passiert leider immer wieder dasselbe, die Handlung dreht sich weite Strecken immer und immer im Kreis. Wer hier quer liest, hätte sicher nichts verpasst – ich tat es nicht, auf der Suche nach Raffinesse und Spannung, die aber leider nicht kam.

    Insgesamt sollte man erwähnen, dass es sich bei dem Plot um eine Mischung aus historisch verbürgten Personen und Tatsachen und einer (halb-)fiktiven Romanhandlung handelt. Ein durchaus spannender Ansatz mit Potential. Die Oppenheimers waren real, auch Dehmel und viele Weggefährten, die im Buch Erwähnung finden. Ein ausführliches Nachwort gibt Informationen zur Recherche der Autorin.

    Leider schafft es Ulrike Renk in meinen Augen nicht, richtige Spannung zu erzeugen, geschweige denn 500 Seiten lang aufrecht zu erhalten. Wenn ich ehrlich bin, hätte man das Ganze in der Hälfte auch erzählen können.

    Ich hatte wirklich große Erwartungen an diesen Roman, die leider so nicht erfüllt wurden. Es lag jedenfalls nicht an der Art, wie sich die Kreise rund um Literaten des 19. Jahrhunderts gaben oder ausdrückten. Vieles war für meinen Geschmack einfach zu hölzern.

    Trauriges Fazit: Mein Genre, aber nicht mein Buch. Ich war enttäuscht.

    Ein Koffer voller Schönheit Kristina Engel
    Ein Koffer voller Schönheit (Buch)
    26.08.2021

    Authentische Familiengeschichte der deutschen Wirtschaftswunderzeit – hat mir sehr gefallen!

    Buchinhalt:

    Lüneburg in den 50er Jahren: Annes und Bennos Ehe steckt in der Krise, die Kinder werden langsam flügge und ein neuer Wandel hält Einzug in der Bundesrepublik Deutschland. Während Benno sich von einem Schulfreund zur Gründung eines Möbelhauses überreden lässt, ist Anne alles andere als zufrieden mit einem Leben zwischen Küche und Kirche. Dann entdeckt sie bei ihrer Schwiegermutter einen kleinen roten Koffer: den Präsentierkoffer der Kosmetikfirma Avon. Anne würde zukünftig gerne die vielen Produkte daraus an die Frau bringen – doch für diese Freiheit bräuchte sie das Einverständnis ihres Ehemannes. Und der ist alles andere als begeistert….


    Persönlicher Eindruck:

    Die 50er Jahre haben die Wirtschaftswunderzeit eingeläutet und das Volk strebt nach Wohlstand und Neubeginn. Hier sind es die „kleinen Leute“, anhand derer der Leser Zeuge wird von dieser neuen Aufbruchsstimmung – diesmal nicht Fabrikanten, Hotelerben oder eben die Reichen. Die Familie, um die es in diesem Roman geht, das sind Vater Benno, einem Schreiner, seine Ehefrau Anna und die Zwillingen Lili und Leo. Beheimatet in kleinen Häuschen in Lüneburg und beispielgebend für zahllose andere Familien der deutschen Nachkriegszeit.

    Anna ist dabei die Hauptfigur, ihr Denken und ihr Leben prägt die Geschichte. Die Ehe des Paars steckt in der Krise, nicht zuletzt durch die Kriegstraumata, die Benno immer noch mit sich herumschleppt. Aber auch Bennos Streben nach Höherem steht der kleinen Familie im Weg – er ist eben ein Handwerker und nicht wirklich zum Geschäftsmann im neu gegründeten Möbelhaus gemacht.

    Geschäftsfrau – das ist das, was Annas Schwiegermutter Margarethe, eine recht unangepasste, moderne Frau und Friseurin des Ortes, für Anna im Sinn hat. Und so kommt Anna zum ersten Mal in Berührung mit Avon, jener amerikanischen Kosmetikfirma, deren Geschäftskonzept im Direktvertrieb im Haushalt der Kunden liegt. Margarethe entspricht übrigens so rein gar nicht dem üblichen „Schwiegermutter-Klischee“ und nimmt Anna schließlich unter ihre Fittiche.

    Zum Glück dreht sich in diesem spannenden Familienroman nicht alles um das Thema Kosmetik – das fand ich nämlich sehr angenehm. Annas Avon-Beraterinnen-Thema ist sachte in die Handlung mit eingeflochten, dominiert diese aber nicht und stellt die Familiengeschichte in den Mittelpunkt des Plots. Ehekrise, Vertrauensverlust und Kriegstrauma sind ebenso Thema wie Neuanfang, Versöhnung und die Emanzipation der Frau. Dadurch wird der Roman zum authentischen Sittengemälde derjenigen Generation, die den Zweiten Weltkrieg erlebt und nun eine neue Ära vor sich hat.

    Die Figuren sind liebevoll und mit Profil angelegt, gegensätzlich und doch wunderbar zueinander passend. Natürlich ist Schwiegermutter Margarethe unkonventionell und auch oft übergriffig, aber auf eine nette Art. Was mir nicht ganz so gut gefiel, war der schnelle Wandel im Denken bei Annas Eltern. An der Stelle sah man, dass so eine Geschichte und das Schicksal der einzelnen Figuren nicht so gut in nur einem Band erzählt werden kann und vieles dann eben nur an der Oberfläche kratzt.

    Alles in allem habe ich es sehr genossen, diesen Nachkriegsroman zu lesen – ein eingängiger Schreibstil und bildhafte Beschreibung der Lebensumstände, Träume und Wünsche der im Buch begleiteten Familie taten das Ihrige, den Spannungsbogen bis zum Schluss hoch zu halten.

    Fazit: eine Wirtschaftswundergeschichte ohne zwanghaftes Kleben an dem Avon-Beraterinnen-Thema, den ich guten Gewissens weiter empfehlen kann. Gelungen aus ganzer Linie!

    Das Auktionshaus Amelia Martin
    Das Auktionshaus (Buch)
    22.08.2021

    Für mich eine Enttäuschung, ich hatte mir wirklich mehr erhofft. Kein Meisterwerk, tut mir leid.

    Buchinhalt:

    Die 17jährige Sarah entstammt einer kinderreichen Arbeiterfamilie aus Londons Armenviertel Soho. Als Hilfskraft bei der Näherin Weaver, bei der auch Sarahs Mutter arbeitet, kommt sie in Kontakt mit Lady Sudbury, die das Mädchen schließlich als Gesellschafterin engagiert und unter ihre Fittiche nimmt. Unter ihrer Protektion entwickelt sich das ungelernte Mädchen ohne Schulbildung schnell zu einer klugen jungen Frau. Sarah tritt ein in die Welt der mondänen Londoner Auktionshäuser…


    Persönlicher Eindruck:

    Neben all den Landgütern, Hotels, Kaffee- und Teekontoren, die im Genre des historischen Romans gerade so „in“ sind, ist die Kulisse diesmal die Welt der Auktionshäuser. Dem Grundprinzip „Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen baut sich ein Leben jenseits des Armenviertels auf“ folgt auch diese Geschichte: ein durchaus eingängiges Konzept, aus dem schon zahlreiche spannende Romane erwuchsen.

    Hauptfigur ist Sarah, eine Paradeheldin, die aus einer kinderreichen Arbeiterfamilie entstammt und alle möglichen positiven Eigenschaften in sich vereinigt: Sarah ist wissbegierig, ehrlich, höflich, arbeitsam und sympathisch, sie hilft bei der Erziehung ihrer jüngeren Geschwister und stellt ihr eigenes Wohl stets hinten an. Als sie die Brosche einer reichen Dame, die diese bei Sarahs Arbeitgeberin vergessen hatte, zurückbringt, kommt sie in Kontakt mit Lady Sudbury, die fortan ihre Mentorin werden soll. Sarah tritt in deren Dienste und bekommt von der Lady fortan Bildung und eine Perspektive.

    Das klingt alles sehr schön und das ist es auch, leider mangelt es vielerorts an der Glaubwürdigkeit. Denn entweder ist Sarah ein Wunderkind oder die Geschichte einfach zu rosarot erzählt: Sarah lernt in drei Jahren mehrere Sprachen, lernt, sich in gehobener Gesellschaft zu bewegen und steigt im Nu vom Proletarierkind zur Sekretärin und später Expertin in einem Londoner Auktionshaus auf. All das nur mit ein paar Büchern und der Lady als „Lehrer“ – für mich war das ziemlich an den Haaren herbei gezogen.

    Der Einblick in die Welt der Kunst und des Auktionshandels war recht plastisch, auch die Beschreibung des prekären Zustände der Arbeiterschicht, in der Kinderreichtum und Armut, Perspektivlosigkeit und Alkoholismus oft Hand in Hand gingen, empfand ich als sehr bildhaft. Leider ließ genau diese Bildhaftigkeit nach etwa der Hälfte der Erzählung spürbar nach, was ich sehr bedauere.

    Mir fehlte zum einen die Tiefe in den Figuren, welche mit fortschreitender Handlung zunehmend austauschbar und blass wurden. Zum anderen fehlte mir die Authentizität. Dadurch, dass fast alles, was mit der Protagonistin Sarah und ihrer Entwicklung zusammenhängt, so unglaublich glatt und reibungslos, so vollkommen ohne Drama oder persönliche Rückschläge über die Bühne ging, wurde viel Potential einfach verschenkt. Wenn ich hier mit Romanen mit ähnlicher Ausgangslage für die Hauptfigur, wie z.B. der Helgoland-Saga von Anna Jessen vergleiche, blieb für mich „Das Auktionshaus“ leider nur ein seichter Historienroman, der mich nicht vom Hocker gerissen hat.

    Nebenfiguren mit Zündstoff und Dynamik für die Handlung starben entweder recht schnell durch Unfälle oder zogen heiratsbedingt weg, das gab mir beim Lesen das Gefühl, dass die Autorin nach kurzer Zeit nichts mehr mit ihren Charakteren anzufangen wusste und das Potential ihres Handlungskonzeptes nur hinter dem Thema Auktionshandel suchte. Dort ging die Luft aber sehr schnell aus und die Farblosigkeit und Austauschbarkeit der Nebenfiguren taten das ihrige. Gegen Ende hin dominierte einfach die Langeweile.

    Eine Frage bleibt: warum hetzt die Geschichte gerade zum Ende hin merkwürdig schnell durch die Handlung? Warum die Eile, musste das Buch schnell fertig werden? Für meinen Geschmack überhaupt nicht gelungen und eine Enttäuschung.

    Alles in allem war mir die Handlung für ein Buch dieser Länge einfach zu seicht, um wirklich zu begeistern. In meinen Augen ist „Das Auktionshaus“ lediglich ein flacher Unterhaltungsroman, der nicht lange im Gedächtnis haften bleibt.
    Lowe, T: Sophies Café Lowe, T: Sophies Café (Buch)
    19.08.2021

    Ein wirklich zu Herzen gehender, ergreifender Roman um Heilung und einen Neuanfang. Absolute Leseempfehlung, hat mich sehr berührt!

    Buchinhalt:

    Bevor Leah sich vom Staat Washington aus ins weit entfernte South Carolina aufmacht, lebte sie Jahre in der sprichwörtlichen Hölle auf Erden: ihr sadistischer Ehemann Brent quält, demütigt und misshandelt die junge Frau schwer und ist auch Schuld an der Fehlgeburt ihrer kleinen Tochter. Erst in Rivertown, einer Kleinstadt in den Südstaaten und im Café der engagierten Inhaberin Sophie kommt Leah langsam zur Ruhe. Was niemand weiß: Leah hat in Notwehr ihren Mann erschlagen und glaubt nicht an Heilung oder einen Neuanfang. Werden Sophie und der junge Anwalt Crowley es schaffen, Leah zu helfen, ihre Vergangenheit hinter sich zurück zu lassen?


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Sophies Café“ ist der amerikanischen Autorin Lowe ein wunderbarer Roman gelungen, der den Leser tief im Herzen berührt und bewegt. Auch wenn das Thema häusliche Gewalt in der Ehe schwierig und einige Szenen vor allem am Beginn sehr heftig waren, empfand ich die Geschichte als sehr ergreifend und bildgewaltig. Einerseits Leahs Ehehölle, Schläge, Brutalität und die Zerstörung ihres Selbstwertgefühles, aber anderseits auch die Kraft nach 10 Jahren, sich endlich daraus zu befreien und neu anzufangen geben der Geschichte eine nachdenkliche Note. Der Plot packt den Leser direkt bei seinen Emotionen und lässt ihn alles hautnah miterleben. Auch als Leah schließlich die Flucht gelingt, ist man hautnah dabei, wie sie alle Fäden in ihr altes Leben kappt und versucht, in South Carolina neu anzufangen.

    Lowe gelingt es ganz vortrefflich, das Flair der idyllischen Kleinstadt Rivertown und das Mitgefühl der dort lebenden Personen lebendig werden zu lassen. Das heimelige Gefühl, das die Erzählung verströmt, ist wie Heimkommen an einen wunderbaren Ort, der Geborgenheit und Herzenswärme ausstrahlt – und genau so sind auch seine Bewohner.

    Unter den drei Hauptfiguren ist es vor allem Sophie, die Inhaberin des Cafés, die Leah unmittelbar zeigt, dass es sowas wie Nächstenliebe und Mitgefühl gibt: Leah kommt bei ihr unter und kann endlich ein Zuhause finden. Auch Crowley, Sophies Ziehsohn und etwas unangepasster Anwalt, dringt schon bald zu Leah durch und es verwundert somit nicht, dass sich die beiden über den Lauf der Handlung näher kommen.

    Der christliche Bezug des Romans ist unaufdringlich und angenehm in die Geschichte eingeflochten und bringt mit Themen wie Gottvertrauen, Heilung und der Kraft des Gebets reichlich Stoff zum Nachdenken für den Leser.

    Mir hat die Geschichte ausgesprochen gut gefallen, der Schreibstil und die Art, wie Frau Lowe erzählt, haben mich an Linda Lael Miller erinnert, die ebenfalls solch heimelige Geschichten mit Happy End schreibt. Auf jeden Fall ist „Sophies Café“ eine berührende, zu Herzen gehende Geschichte mit liebenswerten Figuren, die einem sofort das Gefühl geben, willkommen zu sein. Ein großartiger christlicher Roman, den ich auf jeden Fall weiterempfehlen möchte – ich hoffe, wir lesen in Zukunft noch viel, viel mehr von dieser wirklich talentierten Autorin!

    Engelspost Iris Muhl
    Engelspost (Buch)
    17.08.2021

    Nachdenklicher, erschütternder Kurzroman über ein amerikanisches Waisenmädchen im Jahr 1913

    Buchinhalt:

    Im Jahr 1913 reist der Betrüger und Kleinkriminelle Eliott White mit dem Zug von New York in Richtung New Mexico. Auf der Zugfahrt kommt es zu einer schicksalshaften Begegnung: ein zerlumptes, kleines Mädchen reist alleine und ohne Begleitung, an seiner Jacke lediglich eine Briefmarke, denn die Kleine wurde als „Paket“ von einem Waisenhaus in ein anderes verschickt. Das Kind konfrontiert den Mann schließlich mit seiner Vergangenheit und einem dunklen Geheimnis, das seit Jahren auf ihm lastet…


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Engelspost“ ist Autorin Iris Muhl ein spannender, aber auch erschütternder Kurzroman gelungen, der einen Einblick gibt in die dunklen Seiten der Gesellschaft kurz nach der Jahrhundertwende um 1900. Thema sind nicht die gut Betuchten, sondern die, die auf der Schattenseite der Gesellschaft stehen.

    Anhand der Hauptfigur, dem fiktiven Eliott White, der rund 40 Jahre später seine Lebensgeschichte bei einem Radiointerview erzählt, macht der Leser einen packenden Railroad-Trip, der Themen wie Schuld und Vergebung aber auch die düsteren Abgründe menschlichen Verhaltens charakterisiert.

    Die ganze Geschichte spielt sich ab in mehreren Stunden einer Zugfahrt durch die amerikanische Landschaft. Eliott ist Teil dieser zufälligen Reisegesellschaft und macht Bekanntschaft mit dem Mädchen, das quasi als Paket ebenfalls gen Santa Fé reist. Dabei ist es bis zum Schluss nicht klar, wer das Mädchen überhaupt ist und wie es mit Eliott und seiner Vergangenheit zusammenhängt.

    Das Waisenmädchen ist ungefähr 6 Jahre alt und benimmt sich aber nicht, wie es Kinder in diesem Alter tun. Im Grunde verhält es sich in vielem wie eine Erwachsene, zumindest wie ein viel älteres Kind. So recht scheint das alles nicht zusammen zu passen, so dass ich als Leser nach einer Weile dachte, ob es vielleicht ein Engel sein könnte oder das Gewissen des Betrügers Eliott. Erst ganz zum Schluss offenbart die Geschichte die wirklichen Zusammenhänge, die Eliotts Leben schließlich grundlegend verändern und ihn zum Nachdenken zwingen. Denn auch wenn er zuerst wie ein Gentleman-Gangster mit rauer Schale und gutem Herzen wirkt, machte er auf mich den Eindruck, als ob er zwar so tut, im Grunde aber nur nach seinem eigenen Profit strebt – ungeachtet dessen, was mit dem Kind, dem er sich vordergründig verpflichtet zeigt, passiert. Wirklich sympathisch war er mir nicht, das kann ich guten Gewissens sagen.

    Der Plot ist recht düster, das was der ältere Eliott da beim Radio erzählt und wie in vergangenen Zeiten mit ungewollten Babys verfahren wurde, lässt das nackte Grauen im Leser aufsteigen. So erzählt die Geschichte schonungslos davon, dass im 19. Und angehenden 20. Jahrhundert sogenannte „Engelmacherinnen“ rücksichtslos an den zu ihnen abgegebenen Babys verdienten und diese im Gegenzug systematisch verhungern ließen. Vieles aus der Handlung ist ein relativ starker Tobak, da täuscht auch der christliche Bezug nicht darüber hinweg.

    Mit 170 Seiten ist die Geschichte relativ kurz gehalten, das, was nach der schicksalshaften Zugfahrt bis in die Zeit des Radiointerviews 40 Jahre später passiert, wird allenfalls angeschnitten. Schade, denn die Geschichte des Waisenmädchens hätte durchaus das Potential, in einem ausführlicheren Rahmen erzählt zu werden.

    Fazit: Ein Buch mit einer dramatischen Geschichte und viel Stoff zum Nachdenken, die ich gerne weiter empfehle!
    Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten Michaela Grünig
    Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten (Buch)
    15.08.2021

    Packende Fortsetzung der Hoteliersgeschichte in den 1920er und 1930er Jahren - ein absoluter Pageturner!

    Buchinhalt:

    In der Weimarer Republik hat auch das Hotel Heiligendamm unter der Währungskrise und der Geldentwertung zu leiden und Elisabeth muss um den Erhalt ihres Erbes kämpfen. Auch innerhalb der Familie kommt es zu schicksalshaften Auseinandersetzungen. Während Johanna in Berlin mit Samuel eine kleine Familie gegründet und Luise im Filmgeschäft ihre Erfüllung gefunden hat, gerät Paul durch seine neue Beziehung Stück für Stück in den Dunstkreis der Nationalsozialisten. Diese bedrohen letztendlich nicht nur die Familie, sondern mit ihrer antisemitischen Ideologie das ganze Land….


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Stürmische Zeiten“ ist Autorin Grünig eine phantastische, packende Fortsetzung ihrer Hotelierssaga gelungen, die den Leser von Anfang bis Ende in ihren Bann zieht. Der Große Krieg ist inzwischen vorbei und Deutschland eine Demokratie, doch die steigende Inflation bedroht das tägliche Leben der Menschen. Authentisch und berührend schildert die Autorin das Bestreben von Elisabeth, das frisch renovierte Palais Heiligendamm in die neue Zeit zu retten.

    Bereits nach wenigen Seiten ist man als Leser sofort wieder Teil der spannenden Handlung und trifft auf altbekannte und neue Charaktere. Die neuen politischen Gegebenheiten haben der Geschichte eindeutig einen Stempel aufgedrückt und das Leben und Flair der jungen Demokratie nach den Entbehrungen des Krieges ist in der Geschichte greifbar und überzeugend.

    Ein Schwerpunkt der Handlung liegt diesmal eindeutig auf Paul, dem „schwarzen Schaf“ der Familie. Seine Homosexualität ist in der Weimarer Republik ein Problem und dass seine große Liebe Robert sich am Ende des ersten Bandes von ihm getrennt hat, ist schicksalshaft für seine weitere Zukunft. Beklemmend ist Pauls Entwicklung. Er lässt sich auf Carl ein, der sich als glühender Unterstützer der NSDAP entpuppt und dem Paul schnell hörig wird. Carl zieht Paul immer weiter in den braunen Sumpf – Pauls ehemals anständiger Charakter verändert sich durch seine in meinen Augen pathologische Abhängigkeit von Carl hin zum Schlechtesten, was ein Mensch in sich vereinen kann. Daher überzeugte mich sein Wandel ganz am Ende nur bedingt – sein Geliebter Carl selbst ist der Teufel schlechthin.

    Dem gegenüber steht die Familie von Johanna, seiner älteren Schwester. Verheiratet mit dem jüdischen Kinderarzt Samuel und Mutter des kleinen Gabriel ist sie und ihre Familie das genaue Gegenteil. Ihr Schicksal hat mich sehr berührt und ich hoffe, im nächsten Band mehr über ihre Familie zu erfahren. Auch Minna, die langjährige Köchin des Palais, hat mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen und sieht einer ungewissen Zukunft entgegen.

    Während in Band 1 der Schauplatz noch vorwiegend auf dem Palais lag, spielt sich die Geschichte hier zwischen Bad Doberan, Berlin und dem Landgut, das Elisabeth als Nahrungslieferant in schweren Zeiten kauft, ab. Das macht die Geschichte noch lebendiger.

    Auf jeden Fall konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Vor allem die zweite Hälfte, als die Handlung sich zeitlich in Richtung Drittes Reich bewegt, ist packend und schicksalsträchtig. Auch in diesem zweiten Band gibt es einen Cliffhanger und ich kann es kaum erwarten, im dritten Band endlich weiter zu lesen – der vorliegende Band endet im Jahr 1932.

    Alles in allem ein fulminanter Pageturner, der mich absolut begeistert hat und den ich wärmstens weiterempfehlen kann!

    Wolf, C: Ruf des Königs Wolf, C: Ruf des Königs (Buch)
    10.08.2021

    Furchtbar langweilige Geschichte ohne erkennbaren roten Faden. Was für ein Flop!

    Buchinhalt:

    In einer erdachten Fantasywelt lebt das Volk von König Elouan in ständiger Furcht vor den kriegerischen Solech. Eines Tages schickt der König eine Gruppe Auserwählter in das ferne Land des Ostens, das hinter einem Gebirge liegt. Dort soll eine neue Siedlung gegründet und die Macht des Königs gemehrt werden…


    Persönlicher Eindruck:

    Von diesem Debütwerk einer jungen deutschen Autorin versprach der Klappentext einen durchaus spannenden Fantasyroman mit christlichen Zügen – eine im Grunde interessante Mischung, wie ich dachte. Leider erwartete mich eine konfuse, furchtbar langweilige Erzählung, die keinerlei Roten Faden erkennen ließ.

    Schauplatz der Geschichte ist eine fiktive Welt, für die das Buch immerhin mit Landkarte und umfangreichem Personenregister aufwartet. Die Personen dieser Welt scheinen nahezu unsterblich, denn der Zeitrahmen des Plots erstreckt sich über fast 700 Jahre, in denen die Bewohner immer wieder auftauchen – der König sowieso. Die Zeitsprünge, die die Autorin vornimmt, sind dabei mehr als merkwürdig und unsystematisch: mal befinden wir uns „Vor den Großen Kriegen“, mal 100 Jahre danach, um dann wieder 10 Jahre zurückzuspringen und anschließend 655 Jahre in der Zukunft zu landen. All das, während eine kleine Gruppe von Menschen sich aufmacht, um ein Land jenseits des Gebirges zu besiedeln. Der Schreibstil dabei ist ziemlich gewollt und nicht wirklich eingängig und angenehm.

    Es soll ein christlich angehauchter Roman sein, dem eine Botschaft innewohnt. Zumindest gehe ich davon aus, wenn das Buch in einem christlichen Verlag heraus gebracht wurde. Erkennen konnte ich davon rein gar nichts, Fehlanzeige wie bei besagter Grundstruktur in der Gesamthandlung. Ich wusste bis zum Schluss nicht, was die Autorin mir als Leser vermitteln wollte, das enttäuscht mich zutiefst.

    Ein zentraler Punkt, der immer wieder erwähnt wird, ist das „alles durchdringende Licht“, das irgendwie von König Elouan ausgeht und den Bewohnern eine Verständigung auch ohne Worte ermöglicht. Zumindest hab ich das so verstanden, mir klang das eher nach esoterischem Heilsgedanken. Sollte ich als Leser bei König Elouan Parallelen zum christlichen Gott finden, bei seiner Mission hinters Gebirge Parallelen mit Abrahams Auszug in das Gelobte Land? Tut mir leid, aber das wäre angesichts der dünnen, nichtssagenden Story furchtbar an den Haaren herbei gezogen und kann mich so überhaupt nicht überzeugen.

    Mir fehlt bei diesem Buch durchweg ein stimmiges Konzept, eine Struktur, die sich zumindest ansatzweise beim Lesen erkennen lässt. Noch nie war ich von einem Buch aus einem christlichen Verlag so dermaßen enttäuscht. Von mir gibt es daher keine Leseempfehlung, das war viel Geschwätz ohne erkennbare Handlung und in meinen Augen nicht mal als Märchengeschichte überzeugend.

    Ein Flop auf ganzer Linie!
    Die Heimkehr der Störche Theresia Graw
    Die Heimkehr der Störche (Buch)
    08.08.2021

    Packende Fortsetzung in der Nachkriegszeit – hat mich wieder sehr gefesselt!

    Buchinhalt:

    Im Jahr 1952 und nach der Vertreibung aus Ostpreußen hat es die Twardys auf einen Bauernhof in der Lüneburger Heide verschlagen. Dort sind die Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten alles andere als willkommen. Dora erfährt vom Roten Kreuz, dass sich Curt in Berlin aufhalten soll und so kommt es ihr mehr als gelegen, dass sie eine Zusage für ein Studium in Ostberlin erhält. Doch die neu gegründete DDR ist alles andere als eine neue Heimat: Curt sitzt im Stasi-Gefängnis und Dora wird mit dem täglichen Mangel in der Ostzone konfrontiert, dem gegenseitigen Bespitzeln, Erpressung durch die Stasi und der Frage, ob es überhaupt eine gemeinsame Zukunft für sie und Curt geben kann….


    Persönlicher Eindruck:

    Mit dem zweiten Teil ihrer Gutsherrin-Reihe knüpft Autorin Graw gekonnt und bildgewaltig an den ersten Teil um Dora und ihre Familie an, die inzwischen eine neue Heimat im Westen gefunden und die Schrecken des Krieges und der Flucht über das Haff mehr oder weniger hinter sich zurücklassen konnte. Inzwischen schreiben wir das Jahr 1952, der Krieg ist seit sieben Jahren vorbei und die Twardys versichen, in die Zukunft zu blicken.

    Tiefgründig und lebendig erzählt die Geschichte von den neuen Höhen und Tiefen, von Neuanfang und Ablehnung, von Träumen und einer ungewissen Zukunft. Weiterhin ist Dora die Hauptfigur, aber auch andere, lieb gewonnene Figuren aus dem ersten Band prägen die fesselnde Geschichte. Dora hat eine deutliche Entwicklung durchgemacht und erzieht Curts Tochter Clara wie ihre eigene, kümmert sich um ihre Eltern und versucht, in der jungen Bundesrepublik Fuß zu fassen.

    Doch der Schauplatz soll zunächst nicht dort bleiben. Dora macht sich auf nach Ostberlin, zusammen mit Clara, um dort zu studieren. Authentisch und gefühlvoll beschreibt die Autorin den Alltag in der DDR, der sich wie eine Krake auch über das Leben von Dora legt: die Suche nach Curt und Doras Kampf, ihn aus dem Gefängnis frei zu bekommen, die Manipulation der Menschen durch die Stasi und den Unmut unter der Bevölkerung ist packend und dramatisch. Man kann den Roman fast nicht aus den Händen legen, hat man einmal mit dem Lesen begonnen.

    Graw verwebt zahlreiche historische Gegebenheiten gekonnt mit dem fiktiven Teil ihrer Erzählung, die Recherche hierzu ist fundiert und tiefgängig. Der Volksaufstand in der DDR im Jahre 1953 spielt dabei genauso eine Rolle wie die erste Weltmeisterschaft im Fußball mit deutscher Beteiligung nach dem Krieg, die Kindheit bei den Pionieren oder das tägliche Schlangestehen um Lebensmittel und andere Alltagsgegenstände.

    Ich war mehr als gefesselt. Alte Bekannte und neue Figuren schaffen eine angenehme und spannende Atmosphäre, der sich der Leser einfach nicht entziehen kann: man leidet und hofft auf jeder Seite mit. Dabei tat mir am Ende besonders der amerikanische Besatzungssoldat Mike leid, der in Doras Nachkriegsleben eine zentrale Rolle spielt – dennoch ist es immer nur Curt, Curt und nochmals Curt, an dem Doras Herz und Sinn hängt und ohne den sie sich keine Zukunft vorstellen kann.

    Ja, Curt… meine Meinung über ihn ist zwiegespalten. Für Dora ist er das absolute Nonplusultra und steht beinahe auf einem Heldensockel, doch sein Brief gegen Ende des Buches (ich möchte hier nicht zu viel verraten) hat mich ehrlich gesagt bestürzt. Curt kann doch nicht wirklich erwarten, dass Dora aufhört, ihr Leben zu leben, weil Curt auf unabsehbare Zeit im Stasiknast sitzt. Auf mich hat er selbst nämlich nicht den Eindruck gemacht, davor und danach sonderlich Rücksicht auf Dora zu nehmen. Vielmehr zieht Curt immer sein eigenes Ding durch und schert sich herzlich wenig um Dora und seine Tochter. Dass Dora wegen ihm ihr Studium am Schluss beinahe in den Sand setzt, empfand ich reichlich naiv und hätte ich so fast nicht für möglich gehalten.

    Vielleicht hätte Dora einfach schon früher irgendwann einen Schlussstrich unter die Beziehung ziehen sollen, um wirklich komplett neu anzufangen. Sie tut es nicht und wie durch ein Wunder ergibt sich am Ende ein Happy End für die beiden. Ob es wirklich so bleibt, vermag ich nicht zu sagen, denn der Schluss ist trotz vieler ineinander verzahnter Ereignisse immer noch offen und bietet Raum für eine weitere Fortsetzung.

    Alles in allem würde ich es mir wünschen – die Geschichte ist hervorragend und verdient es, weiter erzählt zu werden. Von mir gibt es daher eine absolut verdiente Leseempfehlung, es war einfach klasse!
    Die Insel der Wünsche - Klippen des Schicksals Anna Jessen
    Die Insel der Wünsche - Klippen des Schicksals (Buch)
    01.08.2021

    Spannender und ergreifender Abschluss der Helgoland-Trilogie - absolut lesenswert!

    Buchinhalt:

    Helgoland hat sich nach den verheerenden Kriegsjahren erholt und zu einem mondänen Kurbad gemausert. Auch Tine und ihr Blumenladen leiden keine finanzielle Not. Die Kinder und Enkel werden groß – doch dann braut sich neues Unheil am Horizont zusammen. Die Weltwirtschaftskrise bereitet einen Nährboden für die NSDAP und schon bald sehen sich die Menschen einer neuen Bedrohung ausgesetzt: Hitler ergreift die Macht im Deutschen Reich und lässt Helgoland zur Festung ausbauen…


    Persönlicher Eindruck:

    Im dritten und abschließenden Teil ihrer Helgoland-Reihe entführt die Autorin Anna Jessen ihre Leser ein weiteres Mal auf die berühmte rote Insel in der Nordsee. Inzwischen schreiben wir die 20er Jahre und Helgoland hat sich vom Großen Krieg soweit erholt. Die Hotels und Cafés brummen, auch Tine profitiert von den Kurgästen, die die Insel aufsuchen.

    Dabei beschreibt die Autorin das Leben und die Lebensart auf Helgoland wieder sehr mitreißend und gekonnt – es ist wie ein Nach-Hause-Kommen zu lieb gewonnenen Menschen. Auch wenn deren Zahl immer weiter gewachsen ist im Laufe von drei Bänden, hatte ich nie das Gefühl, die handelnden Personen nicht verorten zu können. Im Gegenteil: Tine und ihre Tochter Jette sind das Rückgrat der Geschichte und Dreh- und Angelpunkt für das tägliche Leben in dieser Familiengeschichte. Tine, inzwischen in den besten Jahren, ist eine Stütze der Helgoländer Gemeinschaft geworden: alle verlassen sich auf sie und sie hat auch in fast allen Lebenslagen einen Rat, leistet tatkräftig Hilfe und ist in ihrer neuen Heimat mehr als angekommen.

    Dabei verwundert den Leser allerdings eines: Egal, wie sehr Tine und ihre Familie schuften, wie sehr sie sich abrackern und wie hilfsbereit sie auch sind: in den über 60 Jahren, in denen sie Geschichte spielt, bringen es die Heesters / Brückners im Grunde nicht wirklich zu etwas. Tine verliert, rappelt sich auf, verliert erneut – und trotz allem hängt sie bis zum Schluss an ihrer neuen Heimat.

    Gut gefallen hat mir die Einbindung von historischen Fakten und Details in die fiktive Handlung. Packend und auch schonungslos beschreibt die Geschichte die Zeit des Nationalsozialismus und die Gräuel, denen sich die zahlreichen jüdischen Bewohner der Insel – und nicht zuletzt die, die ihnen helfen – ausgesetzt sehen.

    In der Mitte der Erzählung hängt dann die Spannung leider durch, erst im letzten Drittel, das zur Zeit des Nationalsozialismus spielt, steigt sie wieder ins Unermessliche. Hier hätte ich mir einen größeren Schwerpunkt der Geschichte gewünscht. Denn während in den ersten beiden Dritteln die Handlung fast nur aus Kinderkriegen allerorten besteht (eigentlich müsste Tine ein wirklich gutes Auskommen als Hebamme gehabt haben) und das tägliche Leben haarklein erzählt wird, macht der Plot am Schluss zu viele Zeitsprünge, die man nicht sofort als solche erkennt. Beispielsweise hat dann Tines Enkeltochter, eben noch kleines Mädchen, plötzlich geheiratet und selber schon Kinder. Das war nicht so ganz gelungen.

    Ein weiterer Kritikpunkt: die Zeit der Hyperinflation in den 20er Jahren. Wenn diese nun nicht gänzlich an Helgoland vorüber ging (was ich nicht glaube) hat Autorin Jessen ihr jedenfalls keine größere Bedeutung beigemessen. Als prägendes Ereignis von der Weimarer Republik hin zur Nazidiktatur hätte sie allerdings zumindest mal erwähnt werden sollen, denn auch die Halunder hatten 100%ig darunter zu leiden. Wieso das gar nicht zur Sprache kommt, ist mir vollkommen unverständlich.

    Schön und berührend fand ich die Wiederbegegnung von Tine mit Peer, ihrem Kindheitsfreund aus Hamburg. Damit schließt die Trilogie schließlich ab und bildet einen passenden Rahmen rund um die Gesamtgeschichte.

    Abgesehen von einigen kleineren Kritikpunkten war ich schwer begeistert von den „Klippen des Schicksals“ und kann diesen Band und die Trilogie guten Gewissens weiterempfehlen!
    Der Windhof Sonja Roos
    Der Windhof (Buch)
    25.07.2021

    Roman mit zwei Zeitebenen, leider sehr oft hanebüchen und mit einer unsympathischen Hauptfigur. Eine Enttäuschung.

    Buchinhalt:

    Als ihre Großmutter Lene einen Oberschenkelhalsbruch erleidet, reist die junge Witwe Mel in den Westerwald, um Lene zu pflegen. Auf dem alten Bauernhof erzählt Lene Mel ihre dramatische Lebensgeschichte...


    Persönlicher Eindruck:

    „Der Windhof“ erzählt die Geschichte zweier Frauen aus dem Westerwald, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen ist da Mel, die Enkeltochter – früh verwitwet und in meinen Augen krankhaft in ihrer Trauer sowie Lene, ihre fast 90jährige Großmutter, die alleine auf dem alten Bauernhof der Familie lebt und seit einem Sturz ans Bett gefesselt ist. Es ist ihre Lebensgeschichte, die Mels Abneigung gegen den Hof und das Dorf langsam schwinden und das Dorfleben zur Zeit des Zweiten Weltkrieges lebendig werden lässt.

    Das klang für mich vielversprechend. Eine Geschichte auf zwei Zeitebenen, zwei Frauenschicksale, die zunächst völlig unterschiedlich doch eine Menge Gemeinsamkeiten entdecken lassen. So weit so gut. Leider konnte die Geschichte meine Erwartungen nicht erfüllen.

    Mel als eine der beiden Hauptfiguren ist egoistisch und selbstsüchtig. Sie zelebriert in nahezu krankhafter Weise einen Trauer- und Glorifizierungs-Wahn um ihren vor zwei Jahren bei einem Unfall verstorbenen Mann David. Die gemeinsame Wohnung ist wie ein Schrein mit Fotos des Toten ausstaffiert und Mel suhlt sich buchstäblich in ihrem Leid. Und dabei erwartet sie von allen in ihrem Umfeld Mitgefühl und Verständnis für ihre Situation, ist selbst aber in keiner Weise zum Mitgefühl anderen gegenüber fähig. Als sie von der Mutter erfährt, dass die Großmutter das Bein gebrochen hat und fortan Hilfe braucht, ist ihre erste Reaktion nur ein genervtes Schulterzucken und Abwehrhaltung mit dem Kommentar: „Und was geht mich das an“. Mel war mir durch und durch unsympathisch. Warum der Plot hier 75 Seiten braucht, um dem Leser Mels pathologisch inszenierte Trauer zu vermitteln, erschließt sich mir nicht – ich war eher abgeschreckt.

    Lene als zweite Hauptfigur machte auf mich größtenteils einen besseren Eindruck. Die alte Frau ist mürrisch und ein Eigenbrötler, aber in ihr liegt einfach der interessantere Teil des Plots verborgen. Ihre Lebensgeschichte aus den 30er Jahren und der Kriegszeit, die dem Leser anhand von Rückblenden leider immer nur bröckchenweise serviert wird, hätte das Potential, für sich alleine einen authentischen, fundierten Roman zu liefern. Das Ganze leidet für meinen Geschmack aber unter der uninteressanten Gegenwartserzählung, die ich gegen Ende fast versucht war, nur noch zu überfliegen.

    Viele Passagen des Romans empfand ich einfach an den Haaren herbeigezogen: beispielsweise Noah, den Hausarzt von Oma Lene, der mit seinem distanzlosen Verhalten (er duzt seine Patientin und sogar Mel, die er auch gleich noch zum privaten Essen einlädt) mehr als unprofessionell rüber kommt und so einfach nicht glaubhaft ist. Auch Mels Ausfragerei nach Noahs Familiengeschichte wird ohne Murren von ihm beantwortet – sowas ist in einem Arzt-Patienten-Verhältnis (das übrigens auch die Patientenangehörigen mit einschließt) einfach so nicht denkbar und auch überhaupt nicht glaubwürdig.

    Natürlich ist relativ vorhersehbar, dass Mel und Noah ein Paar werden, wenn auch mit einigem Hin und Her. Da verrate ich wahrscheinlich nicht zu viel. Wie es dazu kommt, ist allerdings vollkommen hanebüchen und passt zu dem vielen Widersprüchen und Merkwürdigkeiten im Gesamtkonzept.

    Der historische Teil jedoch hätte wie gesagt viel mehr Potential gehabt, welches die Autorin aber größtenteils verschenkt, weil sie sich nicht auf eins konzentriert sondern mit dem Roman auf zu vielen Hochzeiten tanzen will. Bedauerlicherweise konnte mich der Roman überhaupt nicht emotional berühren oder mitnehmen: die Figuren blieben durchweg blass und fremd und ohne jegliches Identifikationspotential.

    Fazit: Der historische Teil gefiel mir recht gut, war vor allem gegen Ende spannend. Hier hätte ich mir mehr Tiefe, Detailreichtum und eine weitere Ausarbeitung der Geschichte gewünscht. Mels Gegenwartsgeschichte war für mich dabei weitgehend ein Fremdkörper und Störfaktor, vom Roman als Ganzes war ich leider enttäuscht.
    Die Insel der Wünsche - Gezeiten des Glücks Anna Jessen
    Die Insel der Wünsche - Gezeiten des Glücks (Buch)
    22.07.2021

    Dramatische Fortsetzung der Geschichte um Helgoland und die junge Tine in der Zeit vor und während des 1. Weltkrieges.

    Buchinhalt:

    Nach dem Verlust ihres Mannes und des gemeinsamen Hotels steht Tine vor den Trümmern ihrer Existenz. Doch wie schon zu Beginn findet sie Unterschlupf beim Pfarrehepaar Thevessen. Zusammen mit ihrer Schwester Fritzi widmet sie sich dem, was sie schon in Hamburg über Wasser hielt: Blumen für die Sommergäste. Nach und nach wird Helgoland immer mehr zur militärischen Festung und der Erste Weltkrieg bricht aus. Doch nicht nur damit hat Tine zu kämpfen – die familiären Schicksalsschläge scheinen nicht abzureißen und auch ihre neue Liebe steht unter keinem guten Stern…


    Persönlicher Eindruck:

    Im zweiten Teil ihrer Helgoland-Trilogie breitet Autorin Jessen die Geschichte um das ehemalige Blumenmädchen Tine Tiedkens weiter aus. Tine ist inzwischen akzeptierte Helgoländerin und fest verwurzelt in der Inselgemeinschaft, arbeitet zusammen mit der alten Hebamme und züchtet zusammen mit Fritzi Blumen, die sie an die Hotels der Insel verkauft.

    Alles scheint idyllisch – so ist auch die Erzählung leicht und bildhaft. Man hat das Gefühl, als Leser Teil dieser kleinen Gemeinschaft zu sein und das Wiedersehen mit lieb gewonnenen Figuren fiel mir unglaublich leicht. Die Rückblenden zu Beginn des Romans helfen, die Handlung des ersten Bandes wieder in Erinnerung zu rufen und so taucht man als Leser ein in die Welt zwischen Jahrhundertwende um 1900 und dem Ersten Weltkrieg.

    Tine als Hauptfigur ist zu einer fest im Leben stehenden Frau gereift, der das Schicksal im Lauf der Zeit mehrfach übel mitspielt. Jung verwitwet und ohne einen Pfennig in der Tasche wird sie und die kleine Tochter Jette buchstäblich von einer Unterkunft zur anderen herumgereicht – Tine tut alles, um sich und das Kind über Wasser zu halten. Sie arbeitet als Hebamme und Blumenverkäuferin bis hin zur Hausdame eines der Inselhotels. Doch das alles ist nicht von Dauer und fragil.

    Der Zeithorizont des Romans erstreckt sich über 19 Jahre, man wird also Zeuge vom Aufwachsen der Kinder, von etlichen Hochzeiten, Geburten und Trauerfällen – auch in Tines kleiner Familie. Tine trauert, verliebt sich schließlich neu – und verliert auch erneut. Gerade gegen Ende, als der Krieg ausbricht und Helgoland als Bollwerk des Kaisers weit draußen in der Nordsee eine Schlüsselposition einnimmt, scheint Tine wieder alles verloren zu haben.

    Gut gemacht sind, wie schon im 1. Band, die Figuren. In überschaubarer Anzahl aber jede einzeln mit Tiefgang angelegt bringen sie den Leser bis zum Schluss wieder dazu, mit zu fiebern, mit zu lieben und mitzuleiden.

    Das Buch endet, als der 1. Weltkrieg endet, nämlich 1918 – und hält für den dritten Band einiges an offenen Handlungsfäden bereit. Wie wird es Tine und ihrer kleinen Familie ergehen – werden sie „ihr“ Helgoland zurückbekommen oder ist alles für immer Vergangenheit? Ich lasse mich auf jeden Fall überraschen und freue mich auf den Abschlussband dieser gelungenen Reihe – Band 2 bekommt auf alle Fälle eine Leseempfehlung und volle Punktzahl!
    Letzter Tanz auf Sankt Pauli Claudius Crönert
    Letzter Tanz auf Sankt Pauli (Buch)
    17.07.2021

    Authentischer Roman aus Hamburg zur Zeit des Nationalsozialismus – gelegen zwischen Familiengeschichte, Drama und Krimi.

    Buchinhalt:

    Hamburg, 1941: auf Sankt Pauli geschieht ein Mord. Kommissar Krell ermittelt und sticht dabei in ein Wespennest: ein hoher SS-Mann scheint in den Fall verwickelt und der Kriminalrat verbietet weitere Nachforschungen. Krell ermittelt auf eigene Faust weiter und gerät schließlich selbst in eine Spirale von Befehlsgewalt, NS-Ideologie und Gefahr für sich und seine Familie.

    Währenddessen lernt Jette, Krells 16jährige Tochter den neuen Mitschüler Christian kennen, der sie in die Welt der verbotenen Jazz- und Swingmusik einführt. Zusammen mit Gregor, einem weiteren Freund, schleichen sie sich heimlich auf mehrere Konzertveranstaltungen. Das Regime duldet die „entartete“ Musik nicht und bei einer Razzia stehen auf einmal ihre Liebe und das Leben ihrer beiden besten Freunde auf dem Spiel…


    Persönlicher Eindruck:

    In seinem Roman „Letzter Tanz auf Sankt Pauli“ gelingt Autor Claudius Crönert eine wunderbare, dramatische und bildgewaltige Mischung aus historischem Familienroman und Kriminalhandlung, die in unverblümter Weise das Leben in Hamburg zur Zeit des Nationalsozialismus gekonnt beschreibt. Es ist eine Geschichte mit zwei zunächst getrennten Handlungen, die allerdings unmittelbar zusammengehören – Hauptfiguren sind der Hamburger Kriminalkommissar Hannes Krell und seine 16jährige Tochter Jette.

    Authentisch beschreibt die Geschichte die Jugend der Schülerin im Nationalsozialismus zwischen Alltag, Elternhaus, BDM-Nachmittagen und ideologisch indoktrinierten Lehrern, aber auch dem Wunsch nach Freiheit, nach Rebellion gegen das System und vor allem nach der damals verbotenen Swing-Musik.

    Jette steht irgendwo zwischen zwei Jungen, die beide in ihre Klasse gehen. Zum einen Gregor, der in der Nachbarschaft wohnt und mit dem sie eine langjährige Freundschaft verbindet, zum anderen dem „Neuen“ in der Klasse, Christian, einem lässigen Swing-Boy, der sich von der Autorität nicht so leicht das Wasser abgraben lässt.

    Während der Fall um den Sankt Pauli-Mord das Rahmengerüst des Buches bildet und es spannend ist, Krell bei der Arbeit zu begleiten (es ist sehr lange nicht klar, um was es bei dem Mord wirklich geht) waren für mich gerade die Passagen um das Familienleben und um Jettes Backfischzeit von besonderem Interesse. Autor Crönert macht glaubwürdig und unverfälscht deutlich, wie es war, zu dieser Zeit Schüler zu sein, ein Leben auch jenseits von HJ bzw. BDM zu führen – entweder angepasst oder rebellisch zu sein. So wird der Unterschied unmissverständlich deutlich anhand von Elisabeth, Jettes Banknachbarin: zuerst ein Teil der Swing-Gruppe, danach wieder das linientreue BDM-Mädel, was die Freundschaft der Mädchen schließlich zerbrechen lässt.

    Emotional aufgeladen war für mich der Schluss. Kein Happy End – eher ein resigniertes Annehmen der gegebenen Umstände und nur bedingt hoffnungsfrohes Blicken in eine ungewisse Zukunft. Und das sowohl für Krell als auch für Jette und die beiden Jungen, welche schließlich zur Wehrmacht eingezogen werden.

    Obwohl das Ende des Romans stimmig und authentisch ausfällt, bleibt für den Leser viel Stoff zum Nachdenken und Reflektieren. Einige Handlungsfäden wurden bewusst offen gelassen – daher wäre durchaus Raum für eine Fortsetzung.

    Für mich eine absolute Leseempfehlung, die glaubhaft und bildgewaltig eine dunkle Zeit deutscher Geschichte anhand einer Hamburger Familie beschreibt – absolut verdient 5 Bewertungspunkte und eine absolute Leseempfehlung!
    Ufer der Erinnerung Lynn Austin
    Ufer der Erinnerung (Buch)
    14.07.2021

    Nachdenklich machende Geschichte um Schuld und Vergebung - zwei Frauenschicksale im 19. Jahrhundert

    Buchinhalt:

    Chicago, 1897: Anna Nicholson steht kurz vor ihrer Hochzeit mit dem Bankierssohn William, als sie eine Detektei beauftragt, nach Hinweisen auf ihre leiblichen Eltern zu suchen. Jemand hat das Gerücht gestreut, Anna wäre ledig geboren worden: ein derartiger Skandal würde sowohl ihre Adoptiveltern als auch die Familie ihres Bräutigams beschmutzten. Dabei liebt Anna William gar nicht – die Verlobung ist lediglich ein gesellschaftliches Arrangement…

    Währenddessen nimmt Annas Oma Geesje, eine holländische Einwanderin, die junge Cornelia bei sich auf. Diese wird von ihrem Großvater, einem ehemaligen Geistlichen, bevormundet und vollkommen lieblos behandelt. Ist doch ihr Großvater der einzige noch lebende Verwandte nach dem Tod ihrer Eltern – aber auch Cornelia hat ein tragisches Geheimnis…


    Persönlicher Eindruck:

    Mit „Ufer der Erinnerung“ setzt Bestsellerautorin Lynn Austin ihren Roman „Töchter der Küste“ fort, der die Vorgeschichte zu diesem Roman bildet. Allerdings sind Vorkenntnisse nicht zwingend notwendig – die Handlung kann prima auch für sich alleine gelesen und verstanden werden.

    Der Roman erzählt zwei zunächst völlig unabhängige Geschichten, die erst gegen Ende zu einer zusammenwachsen: einerseits geht es um die in reichen Verhältnissen groß gewordene Anna, die bei ihren Adoptiveltern im reichen Chicagoer Bürgertum lebt und ihre Hochzeit mit dem Bankierssohn William plant. Das klingt alles märchenhaft – doch Anna ist nicht wirklich glücklich. Das Arrangement dient mehr oder minder dem Abwenden des Bankrotts von Annas Adoptivvater. Gerüchte über ihre Herkunft machen die Runde und Anna steht vor dem Entschluss: sie muss die Wahrheit über ihre leiblichen Eltern herausfinden.

    Auf der anderen Seite erzählt der Roman die Geschichte der jungen holländischen Auswanderin Cornelia, die mit ihrem gestrengen Großvater in die kleine Ortschaft Holland in Michigan kommt und ein trauriges Geheimnis hütet. Das Mädchen ist von Schuldgefühlen und der Lieblosigkeit ihres einzigen Angehörigen derart geplagt, dass sie sich nur mit Mühen öffnet.

    Verbindendes Glied bei alledem ist Annas leibliche Großmutter Geesje, ebenfalls aus Holland in die USA ausgewandert. Geesje ist eine fromme und liebevolle Frau, eine Säule ihrer Kirchengemeinde und Dreh- und Angelpunkt für die beiden Einzelgeschichten. Durch Geesje fand Anna im 1. Band zum Glauben an Jesus und auch hier ist Geesje es, die Cornelia Stück für Stück aus ihrer Verzweiflung holt und der Liebe Gottes anvertraut.

    Die Autorin schafft es auch in diesem Buch vortrefflich, eine heimelige, angenehme Atmosphäre und einen gut recherchierten Hintergrund für ihre Erzählung zu schaffen. Man erfährt viel über das Leben in zwei völlig unterschiedlichen Gesellschaftsschichten im ausgehenden 19. Jahrhundert. Während Anna ein Leben im Luxus vor sich hat, Zofen und Bedienstete ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen, leben die Menschen im kleinen Dorf Holland in Michigan eher bodenständig, um nicht zu sagen ärmlich. Der Tagesablauf ist harte Arbeit und das Leben verläuft hier einfach so, wie in jedem Westerndorf zwischen Farmen, Schulhaus, Gemischtwarenladen und Kirche – es wird hier aber echte Gemeinschaft gelebt.

    Dennoch sind beiden Hauptfiguren (Anna und Cornelia) nicht glücklich mit ihrer Situation. Was ihnen fehlt: der Bezug zu Nächstenliebe, Geborgenheit und der Glaube an Gottes Plan im Leben. All das sind Themen des stark ausgeprägten christlichen Aspekts dieses Buches – zusammen mit der Frage nach Schuld, Vergebung und unerschöpflicher Liebe.

    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, es bietet dem Leser allerhand Stoff zum Nachdenken und Reflektieren des Gelesenen. Dennoch empfand ich zweitweise die Handlung auch ein bisschen zäh, besonders in den Passagen um die reiche Anna. Trotz allem kann ich den Roman guten Gewissens weiter empfehlen!

    Die Sternenbucht Lorna Cook
    Die Sternenbucht (Buch)
    05.07.2021

    Spannendes Kriegsdrama um ein beschlagnahmtes Dorf mit einem wirklich packenden Finale!

    Buchinhalt:

    Im Jahr 1943 requiriert die englische Armee das Dorf Tyneham. Alle Bewohner müssen es verlassen – darunter auch Lady Victoria und ihr Gatte Albert. Dieser ist ein Tyrann und quält seine Frau, wo er nur kann. Victoria will mit Alberts Bruder Freddie fliehen, doch ihr Mann kommt dahinter.

    75 Jahre später verbringt Melissa einen Urlaub an der englischen Südküste und landet zufällig auf der Rückgabefeier, bei der Tyneham der Öffentlichkeit zurückgegeben wird. Durch ein altes Foto wird sie neugierig auf das Schicksal von Lady Victoria und deckt schließlich ein dunkles, lange gehütetes Geheimnis auf, das erschreckender nicht sein könnte...


    Persönlicher Eindruck:

    Auf zwei Zeitebenen erzählt Autorin Cook die Geschichte des verlassenen Dorfes Tyneham und seiner Bewohner. Tyneham existierte wirklich, was dem Roman zusätzliche Spannung und Brisanz verleiht und dem Roman eine reale Komponente hinzufügt. Im Jahre 1943 müssen die Bewohner das Dorf verlassen, nach dem Krieg sollen sie es zurückbekommen – doch dem ist nicht so und so wird das, was von Tyneham noch übrig ist, erst 75 Jahre später der Öffentlichkeit wieder zugänglich.

    Diese 75 Jahre trennen die beiden Zeitlinien – und beinhalten ein dramatisches wie bedrückendes Geheimnis, das Anna, die Zofe von Lady Victoria, bis ins hohe Alter für sich behält.

    Hauptfiguren sind einerseits Lady Victoria Stanton und ihr Gatte Albert, sowie dessen jüngerer Bruder Freddie in der Vergangenheit und andererseits Melissa, die Urlaub macht in Dorset und der Journalist Guy in der Gegenwart. Die Figuren haben allesamt Profil und Tiefgang, doch auch durchaus ihre Fehler, die dem Leser Stoff zum Nachdenken und zur Aufregung mitgeben. Melissa ist dabei die Schlüsselfigur, denn durch ihren Besuch bei der Übergabefeier im Jahr 2018 wird der Stein angestoßen, der alles noch einmal aufrollt und schließlich ans Licht bringt.

    Während Victoria zweifelsohne die tragische Figur in der ganzen Geschichte ist, ist es schließlich eine Nebenfigur, die zum Schlüssel in dem alten Familiengeheimnis wird. Neben dem ganzen Vergangenheits-Ding spielt auch die Liebe eine nicht geringe Rolle – in beiden Zeitlinien.

    Was mir nicht ganz so gefallen hat, ist Melissa und ihre Art. Von sich selbst sagt sie, dass sie jede Beziehung, die sie hatte, nach kurzer Zeit in den Sand setzt (so auch hier im Roman). Trotzdem vertraut sie blind dem Journalisten Guy, einem völlig Fremden, den sie erst einige Stunden kennt. Sie zieht in sein Hotelzimmer und ist auch sonst zu vertrauensselig. Natürlich nutzt Cook das zum Aufbau der Romanze, die sich zwischen Guy und Melissa entspinnt, aber dennoch war das für mich zu unglaubhaft und konstruiert. Gerade das letzte Kapitel war mir persönlich zu rosarot-kitschig und in meinen Augen absolut unnötig für die eigentliche Handlung.

    Insgesamt zieht sich die Romanhandlung etwa bis zur Hälfte des Buches zunächst recht zäh dahin, erst dann nimmt die Geschichte Fahrt auf und mündet schließlich in einem fulminanten Showdown. Wer also bis dorthin dabei geblieben ist, wird fürstlich entlohnt mit einer facettenreichen Auflösung der Handlungsfäden. Schwerpunkt für mich: der Vergangenheitsteil – ohne Zweifel.

    Mein Fazit: ein durchaus lesenswerter Roman mit einigen verzeihlichen Schwächen – die letztendliche Auflösung des Dramas entschädigt für alles.
    Marijke ten Cate Bibelkalender 2022 Marijke ten Cate Bibelkalender 2022 (KAL)
    02.07.2021

    Wunderschöne, liebevoll gestaltete Bilder - hochwertige Aufmachung.

    Dieser wunderschöne, großformatige Wandkalender im Format 30 x 39 cm aus dem Verlag der deutschen Bibelgesellschaft enthält 12 ganzseitige, vollfarbige biblische Bilder, die dabei so gehalten sind, dass sie später auch direkt als Poster oder aber gerahmt verwendet werden können. Die Gestaltung ist liebevoll und detailreich, so dass man auch nach mehrmaligem Anschauen immer wieder Neues entdecken kann. Dabei finden sich Geschichten sowohl aus dem Alten als auch aus dem Neuen Testament.

    Das Kalendarium ist eher klein und ohne Raum für Eintragungen, Sonn- und Werktage sind farblich unterschieden und kirchliche Feiertage extra erwähnt.

    Durch die Ringbindung kann der Kalender nach einem Monatswechsel unbeschädigt geblättert werden, ein Abreißen der Kalenderblätter nach Ablauf eines Monats ist nicht notwendig.

    Jedes Bild wartet zudem mit einem passenden Bibelzitat auf, das den Betrachter zum Nachdenken und auch zum Nachlesen des Gesehenen in der Bibel animiert. Dabei ist der Kalender für alle Altersstufen ansprechend und eignet sich sowohl als Familienkalender, als auch für Kindergarten, Jungschar oder Kinderkirche.

    Die hochwertige, liebevolle Gestaltung durch Zeichnerin Marijke ten Cate und die gelungene Auswahl der Bibelbilder, die nicht immer nur die gängigen Motive zeigen, sind durchweg gelungen - mich persönlich hat dieser Kalender absolut überzeugt.

    Klare Kaufempfehlung, das Preis-Leistungs-Verhältnis passt hier auf jeden Fall!

    301 bis 325 von 690 Rezensionen
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