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    hanslick

    Aktiv seit: 08. Juli 2011
    "Hilfreich"-Bewertungen: 275
    70 Rezensionen
    Jenny Abel,Violine Jenny Abel,Violine (CD)
    12.04.2013
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Zwiespältiger Eindruck

    Jenny Abel und Roberto Szidon in Konzertaufnahmen und einer Rundfunkproduktion aus den Jahren 1978-86 - damit werde ich nicht glücklich. Das liegt nicht an Szidon, der immer begeistert und begeisternd die teils vertrackten Klavierparts darstellt, sondern an Frau Abel. Um es kurz zu sagen : die Verve, mit der sie wohl jede Partitur spielt, geht auf Kosten des Klanges und des Rhythmus. Bei Brahms durchweg harsche, fast schrille Töne, verschmierte Akkorde im letzten Satz, dasselbe, obgleich in langsamem Tempo, bei Medtner (1.Satz), wo es niemals zur Kantilene kommt, die der Komponist im Untertitel ausdrücklich verlangt. Ich habe Frau Abel vor einigen Jahren hier in FR mit Chaussons Konzert gehört - es war, gemildert, genau dasselbe. Messiaen und Rachmaninow sind belanglos, Poulenc auch nicht aufregend - der Verlag tut mit dieser Veröffentlichung der Geigerin keinen Gefallen. (Verglichen wurde zu Brahms: Taschner/Gieseking 1947 musterhaft trotz des bescheidenen Klangbilds, Francescatti/Casadesus ebenfalls 47; zu Medtner Kayaleh/Scott bei Naxos - unbedingt empfehlenswerte Aufnahme dieses wunderschönen Werkes).
    Daniel Hope,Violine Daniel Hope,Violine (CD)
    08.02.2013
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Nachtrag

    Als ich die Kritik "Murphys Gesetz" schrieb, meinte ich natürlich Finzis ELEGIE, nicht "Fantasie" - für mich das beste Stück auf dieser CD, die ansonsten kompositorisch disparat daherkommt, aber von Hope so überzeugend gespielt wird, daß man darüber fast hinwegsehen kann.
    Daniel Hope,Violine Daniel Hope,Violine (CD)
    08.02.2013
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Murphys Gesetz

    Faszinierende Interpretation nicht ganz so faszinierender Musik - so könnte ich den Eindruck, den diese CD hinterläßt, in einen Satz zusammenfassen. Es ist dies ja nicht ganz ungewöhnlich im zeitgenössischen Musikleben, wo vor allem die Interpreten der "historischen Aufführungspraxis" mit Repertoireseltenheiten auffallen wollen oder müssen, die trotz ihrer vielleicht perfekten Aufführung die Frage nach ihrer Berechtigung weit offenlassen müssen. So auch Daniel Hope hier mit Repertoire aus der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts. Elgar : seine späte Kammermusik zeigt sich hier mit allen Ticks und Schrullen, denen er offenbar nicht widerstehen konnte, als spätromantischer Klangdiskurs von sprunghafter Gestaltung und einfältig=süchtigen Sequenzen; die Exposition des ersten Satzes zum Beispiel verläuft wie das Machtwort eines Riesen, der sogleich hinterherschickt, es sei ja doch eigentlich irgendwie gar nicht so gemeint gewesen....Ähnlich Walton, bei dessen 1947 komponierter Sonate zwar "dazzling inventiveness", wie Hope in seinem Begleittext schreibt, unüberhörbar ist, aber das Werk findet keinen sicheren Stand in einer bündigen Gestaltung. Wie komponiert man ohne Stil ? - diese Frage drängt sich auf, wenn man nach dem gespannten Hören darüber nachdenkt, wie wenig musikalische Substanz hier Klang wurde. Obgleich Finzi in seiner Fantasie unter seinen kompositorischen Möglichkeiten bleibt, ist sie doch weit prägnanter und man hat von ihr aus gesehen den Eindruck, bei den Giganten englischer Musik links und rechts etwas, mit Verlaub gesagt, wie Faselei gehört zu haben. Das Klangbild tut ein Übriges zur Irritation des Hörers : die Geige strikt im rechten Kanal, mit viel Obertönen und gelegentlich schrill aufgenommen, das Klavier im linken Kanal und sehr weich gezeichnet - es liegt nicht an den Interpreten, sondern an der Produktion, die auch zuviel Raumklang enthält - das alte Nimbus-Problem. Insgesamt aber ein subtiles Zusammenspiel zweier Musiker, von denen Hope über mehr Klangfarben und sehr schöne Abtönungen verfügt, aber auch durchaus fähig ist (etwa beim ersten Thema der Walton-Sonate), quasi mit Stentorstimme zu sprechen. Also ein spannendes Hörerlebnis, auch wenn das Ganze eben Murphys Gesetz illustriert : Je weicher das Brot, desto härter die Butter. - Punktabzüge beim Klang und der kompositorischen Qualität, nicht bei der Interpretation. Guter Booklettext (nur engl.) von Master Hope. Man möchte mehr von ihm hören.
    Glenn Gould  - The Schwarzkopf Tapes Glenn Gould - The Schwarzkopf Tapes (CD)
    18.01.2013
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Nur für hingebungsvolle Fans

    Letztlich bietet diese CD nicht viel Neues, nur die Bestätigung dafür, daß das "Gipfeltreffen" von Schwarzkopf und Gould scheitern mußte. Die bei den Ophelia-Liedern bereits spürbare Spannung, unter der vor allem wohl Dame (of the British Empire) Schwarzkopf litt, läßt ihre Stimme schon in der Projektion schwanken und zittrig werden, das Anhören der bislang vorenthaltenen Strauss-Lieder ist definitiv kein Vergnügen und beansprucht höchstens einen (geringen) historischen Beweiswert. Auf der CD noch eine Privataufnahme der Burleske von Strauss - völlig verstimmtes Klavier, rasender Pianist, hemmungslos mitjohlend... Und dieselbe Burleske in der bekannten Aufnahme mit Golschmann (Radio) - die man als Gould-Fan bereits besitzt . Der salbungsvolle Booklettext des Gould-Stellvertreters auf Erden, Herrn Stegemann, kann nicht wirklich als Plus gewertet werden. Also, wer duldungsbereit ist und die historische "Wahrheit" der fatidiken Aufnahmen vom Januar 1966 hören will, der ist hier gut bedient. Es war damals recht kalt - so wie heuer im Januar.
    Englische Chormusik - Britten / Finzi / Holst Englische Chormusik - Britten / Finzi / Holst (CD)
    04.11.2012
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Das Herzzerreißende der Dinge

    Drei Komponisten - drei Persönlichkeiten, wie sie verschiedener kaum denkbar sind. Gustav Holst - ein Macher, der keiner Herausforderung aus dem Weg ging, sich aber manchmal zu sehr nur auf sein Handwerk verließ - so auch hier, wo er etwa beim Psalm 148 eine Melodie aus dem 17. Jahrhundert bearbeitet. Benjamin Britten - auch ein Macher, aber einer, bei dem jeder Text kaum mehr als ein Vorwand für eine selbstbezügliche Theatralik war. Gerald Finzi - ein Künstler, bei dem man fast versucht ist, den taoistischen Grundsatz des Nicht-Handelns, Nicht-Machens als Leitbild zu vermuten. Sein Requiem da Camera ist ein liegengebliebenes Jugendwerk, dank eines glücklichen Manuskript-Fundes rekonstruiert und hier erst- und einmalig aufgeführt. Finzi wollte offenbar auch hier abwarten, ob sich "die Lösung" für seine selbstgestellte Aufgabe gleichsam von selbst einfand - die vier Teile sind für mein Ohr nicht im Gleichgewicht, auch blieb manches stehen, was einer späteren Revision wohl nicht standgehalten hätte. Dennoch ein unersetzliches Werk, eine völlig überzeugende Aufnahme. Finzi verstand nicht nur damals schon unvergleichlich, seine Musik aus dem Text hervorgehen zu lassen, ohne ihm jemals Gewalt anzutun, er war auch bereits dazu fähig, aus fast unqualifizierten Teilmotiven, einem Quartsprung in der Flöte etwa, ein ergreifendes Stück Klage zu machen. Denn darum geht es hier : um die Klage über die Vergänglichkeit alles Irdischen angesichts dessen, was trotzdem Bestand hat an Lebensformen, sogar an gleichsam zeitlosen Stimmungen der Landschaft und menschlichen Gefühlen. Was bei einem Dramatiker heftiger Trauergesang werden müßte, geriet Finzi intimer, aber dennoch oder gerade darum weltumfassend : als Trauer um das Bestehende, das sich hält, während ringsum immer weiter, immer wieder gestorben werden muß. Dies artikuliert anrührend die letzte Strophe des vertonten Textes : "But we, how shall we turn to little things/ and listen to the birds and winds and streams/ made holy by their dreams, / nor feel the heartbreak in the heart of things ? "- ein später europäischer Widerhall des Kopfkissenbuches der Sei Shonagon, die in ihrer scheinstabilen japanischen Hofwelt bezaubert auf das Herzzerreißende der Dinge deutete. Wenn übrigens gesagt wird, Finzis Musik-Sprache sei stets überaus konservativ gewesen, wird vergessen, daß dies die Bedingung war für seine erwähnte Kunst, aus Wenig Viel zu machen, aus keimenden Motiven große gelassene Bewegungen. "How still this quiet cornfield is tonight ! By an intenser glow the evening falls..." so beginnt das, - und Finzi hätte allen Grund zu einer lauten Klage gehabt, hatte er doch bis dahin zwei Brüder und den Vater verloren, und war doch der verehrte Lehrer Ernest Farrar im ersten Weltkrieg gefallen. Dieser scheue Kleinmeister hatte nur eine Sache in die Waagschale zu werfen, aber sie wiegt schwerer als die Lebenswerke der Tausendsassas. - Damit noch ein Wort zu Britten. Seine Vertonung der Geschichte vom Samariter (Cantata misericordium) vermag mir keinerlei Erbauung zu schenken. Es ist wie immer bei ihm : es wird rücksichtslos über den Text hinwegkomponiert, grob illustriert, ein Künstlertum regelrecht vorgeführt, das jegliche Gefühls- und Bedeutungswerte platt und laut veräußerlicht. - Die Sänger und das Orchester sind sehr gut disponiert und geben eine fast vornehm zu nennende Darbietung, Richard Hickox ist wieder einmal für seinen Sinn für Proportionen und Stil zu loben. Gutes dreisprachiges Booklet mit den gesungenen Texten - eine rückhaltlose Empfehlung, freilich nur wegen der 23 Minuten und 46 Sekunden Finzi !
    Dies natalis op.8 (Kantate) Dies natalis op.8 (Kantate) (CD)
    01.11.2012
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Nostalgia rules the waves

    Fast zu sorgfältige Interpretation einer kleinen Kollektion von Finzi-Werken, beginnend mit einem chef d'oeuvre, einem Gipfel der Musik im 20. Jahrhundert : Dies Natalis. Allein diese Kantate rechtfertigt jede Aufführungsanstrengung, auch wenn sie, wie hier, mit kleinen Schwächen dargeboten wird. Diese sind : der Dirigent schlägt fast durchweg zu langsame Tempi; der Sänger singt leider recht distanziert und findet nicht zu der Innigkeit, mit der diese Meditation über das Ursprünglich-Kindliche in uns allen zum großen Ereignis wird. Außerdem hat er ein schallendes Vibrato, wenn er forte singt, und macht seine Sache umso besser, wenn er darunter bleiben kann, wie in dem faszinierenden "Farewell to Arms". Hier ist jeder Verweis auf die Vorbilder, etwa J.S.Bach, zu kurz gegriffen, denn die ganze musikalische Welt Finzis ist mit Nostalgie durchtränkt. Seine Kunst, aus dem Text die Musik gewaltlos hervorgehen zu lassen, ist, soweit ich sehe bzw. höre, kaum jemals von anderen erreicht oder übertroffen worden. Nur ein kompositorischer Fehlschlag ist hier zu verzeichnen : die zwei Milton-Sonette, die Finzi selbst energisch verteidigt hat, ohne musikalisch recht auf den Punkt zu kommen. Klanglich ist das ganze eine durchschnittliche, eher wenig profilierte Angelegenheit, manchmal scheint das Orchester vom Raum aufgesaugt zu werden. Dies Natalis wurde vom Sohn des Komponisten 1963 mit Wilfred Brown (der das schon unter Finzi Senior sang) mustergültig aufgenommen (jetzt bei "British Composers", EMI). Dennoch eine nachdrückliche Empfehlung für diese wunderschöne Musik, die mich so bereichert hat wie lange nichts mehr.
    Klavierkonzert Klavierkonzert (CD)
    01.11.2012
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    2 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Steckbaukasten

    Der Tasmanier Sculthorpe stellt sich hier mit einem Porträt seines ja recht ausgedehnten Schaffens vor, das höchstens zum Kennenlernen empfehlenswert ist. Dies liegt nicht an dem kompetenten Ensemble, das James Judd zu einer zumindest aufrichtigen Darstellung der Partituren angeleitet hat. Nein, diese Musik vom fünften Erdteil klingt so, als käme sie aus Europa und als verträte der Komponist die Meinung, die bis etwa 1930 erreichte Entwicklung der Ausdrucksmittel genügte für die Kolonisation dieser eigentlich fremden Welt. Man kann selbst beim Hören die Musik wieder in die Elemente zerlegen, aus denen sie zusammengesteckt wurde: die Melodik stammt aus dem Bereich Mahler - Rachmaninov - Schostakowitsch, die Rhythmik ebendaher oder aus dem Jazz (oder meinetwegen von Strawinski), nur einzelne Klangfarben oder Effekte werden zum Ausweis des Autochthonen aus der heimischen Scholle gefördert. Das Ganze ist charakterlos und selbst der kommentierende Text des Komponisten (!) im Booklet liest sich fast entschuldigend : hier regiert der gute Wille, der noch niemals ein echtes Kunstwerk gezeugt hat. Dennoch eine Empfehlung; denn es ergibt sich ein Spiegelbild zeitgenössischer Ratlosigkeit in aestheticis. Ach übrigens : bei uns in Freiburg verkaufen schon seit einiger Zeit etliche Besitzer von Didgeridoos ihre Instrumente, weil sie die Einfalt der Knurr- und Klagetöne leid sind. Ob die tasmanischen Beutelteufel wohl derselben Meinung sind ?
    Klaviertrios Nr.1 & 2  (g-moll & a-moll) Klaviertrios Nr.1 & 2 (g-moll & a-moll) (CD)
    25.06.2012
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Nachgeholte Anerkennung

    Einige klare Worte zuvor : ich empfehle diese CD ausschließlich wegen ihres Repertoires; jede einigermaßen notentreue Aufführung kann hier recht sein, denn es ist ja die erste überhaupt (beim Trio in g-moll). Folgt die Rezension: Zwei Werke, denen Enescu selbst die Anerkennung einer Opusnummer verweigerte, werden hier aus dem Meer des Vergangenen an den sicheren Strand gezogen. Das Trio in g-moll vor 1900 entstanden, das in a-moll nach 1914.Ein großer Unterschied. Wer hier aber die üblichen Referenzen für Enescus Frühwerk (Brahms, Fauré, Franck) nennt, greift zu kurz. Denn der geistige Horizont des Musikers war weiter, und bei größeren Werkformaten ergibt sich fast etwas wie Polystilistik. "Ein gußeisernes Gedächtnis ist eine Strafe !", sagte Arno Schmidt einmal, und Enescu hatte es-- für Partituren. So kommt das g-moll-Trio zwar aus der Welt von Faurés erstem Klavierquartett und äußert sich dementsprechend in dem Gegensatz heroisch-lyrisch, dieser aber wird hier auf die Sätze als ganze übertragen und formt das Werk. Nichtsdestoweniger gibt es sogar einen "Beethoven-Moment" im Mittelteil des langsamen Satzes, wo das Klavier einsetzt wie die Streicher bei dem "beklemmt" überschriebenen Teil der Cavatina aus OP.130 von Beethoven, einige typisch brahmsische Figuren usw. Meinem Ohr ähnelt das Ganze allerdings weit mehr als diesen genannten Meistern dem abstrusen Quartett Op. 41 von Saint-Saens oder seinem Septett OP.65 mit Trompete. Das zweite Trio in a-moll ist reife Eigenleistung mit faszinierend singenden Themen und ihren Abwandlungen, eine Welt, in der alles im Fluß ist und die Interpunktion sich auf wenige Abschnitte beschränkt und die großen Züge mit sparsamen Linien zusammenfaßt. - Sorgfältige, bedächtige Einspielung (das Presto des g-moll-Trios ist hier bestenfalls ein Allegro non troppo vivace), die Instrumente dicht an den Mikros gespielt, klar definierter Klang mit beachtlichen Farben, aber eben alles etwas denkmalpflegerisch aufgeführt. Booklettext recht solide, häßliches Verpackungsdesign - die nachgezeichnete "unendliche Säule" Brancusis schwebt in einer öden Landschaft, der Komponist wird auf dem Umschlag nur mit seinem Nachnamen geführt, wie "Kennedy" oder "The artist formerly known as..."- aber das sind Marginalien.
    Kammermusik 1895-1906 Kammermusik 1895-1906 (CD)
    09.04.2012
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    J'adore Enescu ! oder : "Bilde, Künstler...!"

    Die Werke auf dieser CD entstammen nicht, wie manchmal gemeint wird, einer Vorstufe von Enescus Meisterschaft (die dann mit der ersten Sinfonie begänne), sie sind Werke eines reifen Komponisten. Reif mit 15 ? Wir kennen mehr Beispiele dafür. Dies sind Nebenwerke ohne Nebenabsicht, Konzertantes und den Genres entwachsene Stücke, in denen der junge Mann selbstbewußt von anderen nimmt (Brahms, Franck, Fauré), aber auch gibt, was er bereits zu geben hat : geklärtes Gefühl, prägnante Rhythmik, nervöse Intensität des immer melodischen Tones - ob rumänischer "Folklore" entstammend oder nicht. Dies alles mit einer Ernsthaftigkeit, die sich eindringlich mitteilt. Hier kann man spüren, was den Weg dieses Mannes bestimmen wird : Intensivierung und Verdichtung der Stimmen. Eben noch die ersten Akkorde des Cantabile oder der Légende klingen wie ein Gruß an die Vorbilder, dann beginnt eine faszinierende Ton-Erzählung ohne Schwulst. Diese Musik atmet Konzilianz und Keuschheit, nicht den Schweiß aus einem halbgeöffneten Fischbeinmieder.
    Sehr nah und direkt aufgenommenes, engagiertes, nur gelegentlich etwas sehr bedächtiges Spiel der Musiker (allen voran Caussé); der Klang ähnelt dem einer Tacet-Produktion. Aber das Booklet !! (nur engl./franz.)
    Was müssen wir im Begleittext der Pianistin Claudia Bara lesen ?? (Ich übersetze) -: "Als Vincent mich vor einem Café in Paris fragt, wie ich auf den Gedanken kam, diese Werke einzuspielen, werde ich nachdenklich, denn ich will nicht klischeehaft antworten :"Ich liebe diese Musik, ich liebe Enescu !" Freilich sage ich es doch... (...) Ein schwieriges Unterfangen, diese CD, wieso versteife ich mich darauf ? Weil Gérard mit so aufrichtiger Begeisterung reagiert, als ich ihm am Telefon davon erzähle, weil Vincent und Frédéric mit so viel besonderer Aufmerksamkeit an diese großartigen Werke gehen, und endlich, weil es mich selbst erregt und mir Herzklopfen macht, mit Tatjana und Justus ein so herrliches und dabei, o Jammer, so viel zu wenig bekanntes Repertoire zu entdecken..."
    Bevor ich nun ganz in den Entenhausener Jargon abgleite ("Schluck ! Seufz ! Wie herrlich, Vetter Gustav !"), sei angemerkt, daß das Booklet, außer einer unsäglichen praktisch unlesbaren Typographie, farbig getönte Fotos von Vincent, Tatjana und den anderen bietet - die Devotionalien der Selbstverwirklichungs-"Kultur" sind versammelt. Hier aber hat diese schlimme Unart etwas Gutes gezeitigt : Enescus Musik wird uns erfrischend an's Herz gelegt; sie kann es lange nähren.
    Orchesterwerke Orchesterwerke (CD)
    21.03.2012
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Höhepunkte

    Die CD bietet in der sowieso sehr verdienstvollen Reihe von Chandos drei der besten Tondichtungen Bax` in fast perfekter Darstellung : die mehr in der geheimnisvollen Welt des Zwielichts und der Mythen angesiedelten "November Woods" und "The Garden of Fand" sowie sein wohl meistgespieltes: "Tintagel". Die Orchester der Reihe trugen die Bax-Renaissance der 80er und 90er Jahre im professionellen Bereich bis zu einem Ausmaß der Dokumentation, das auch Kenner erstaunte, zumal damals erst verloren geglaubte Partituren wieder aufgefunden oder zugänglich wurden (z.B Spring Fire -> Nr. 2 der Serie). Überaus plastische Realisation der teils raffinierten Klangfarbenmischungen und rasch wechselnden Atmosphäre-Schichten; die Ereignisse werden in zügigem, aber nicht gehetztem Tempo gegeben, was vor allem bei "Fand" wichtig ist. Das "Geheimnisvolle" als Musikalisch-gestaltetes kann den Ausschlag geben, eine Interpretation bzw. Aufnahme anderen vorzuziehen, wenn es direkt spürbar wird. Hier bei "Fand", von dem die beste Aufnahme wohl Adrian Boult (auf Lyrita) gemacht hat. Verglichen wurde außerdem die Naxos-Reihe mit David Lloyd-Jones, in der das Geheimnisvolle von der Musik abgezogen wird wie ein Posten von einer Rechnung (dennoch gute Interpretation). Im Booklet zeigt Lewis Foreman gegenüber seiner Biographie Baxens aus den 80er Jahren deutlichere Zustimmung auch zu früher in Frage gestellten Stücken.
    Symphonien Nr.1-9 Symphonien Nr.1-9 (CD)
    21.03.2012
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Auf der Suche nach sich selbst

    RVW begleitete sein sinfonisches Werk mit Verleugnungen. Die erste (?) sollte eine Kantate bleiben, die zweite nicht "London Symphony" heißen, die dritte nicht, ihrem Titel entsprechend, pastoral sein, und so weiter. Diese Musik macht ihr Verständnis auch nicht leicht - denn bei aller Entschiedenheit in der Formulierung kann man zuweilen die stilistische Absicht nicht gut greifen. Das wirkt sich aus auf das Hören. Zum Beispiel die erwähnte Londoner ist über ihren fast schon potpourrihaften Charakter hinaus nur als einheitliches Werk zu hören, wenn man abstrakt weiß, daß sie aus dem Weltzentrum ihres Komponisten, eben London, kommt. Anders als bei einem Franzosen, dem Paris der Quellort des guten Stiles ist (oder war). Die Verleugnungen schienen nötig, weil die Musik uneigentlich angelegt ist, aber sie präzisieren wenig. - Die späten Aufnahmen Boults dürfen als Referenzen gelten, vor allem was die Klarheit und Stringenz der Darbietung angeht, das Klangbild ist präzise räumlich definiert und weit (Stereo hier als Pluspunkt gerade für die Klangfarben), - aber wie gesagt, man hat es nicht leicht, den Komponisten zu fassen, weil er immerzu bemüht ist, verbal oder tönend die Authentizität seiner , horribile dictu, Selbstverwirklichung zu behaupten... Z. Bsp. die vierte Symphonie : selten ist Avantgardismus professioneller vorgetäuscht worden ! Bei allen Zweifeln bietet jede einzelne Symphonie interessante Einzelsätze oder Entwicklungen, auch wenn mich keine ganz überzeugt. Die im Booklettext bemühte Parallele zu Mahler ist absurd, denn hier gibt es keine Weltanschauung, die einheitlich zu hören wäre; die Parallele zu Elgar weist die betroffenen Werke allenfalls als treuherzig aus. Trotzdem meine Empfehlung: man kann im Klassikbusiness nicht stets erwarten, beseligt zu werden. - Die Reproduktion auf dem Umschlag der CD-Kassette wird Pinguinfreunde ergötzen.
    Vokalwerke mit Orchester Vokalwerke mit Orchester (CD)
    11.03.2012
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Entwicklung eines Meisters

    Ergänzend zur Bewertung meines Vorredners (bozo) ein paar Details.Koechlin ist einer der nicht wenigen hervorragenden Schüler Faurés (noch mehr Namen ? Bitte ! -: Enescu, Ravel, Honegger, Casella) . Erst mehr der Mathematik und Astronomie zugeneigt, künstlerisch ein Spätentwickler, der zu ahnen schien, daß er viel Zeit haben würde - 83 Jahre. Die DoppelCD vereinigt scheinbar dramatische Lieder (Op.7) mit Werken, die auf seine Meisterschaft vorausweisen (alle Orchesterwerke); - scheinbar dramatisch, habe ich geschrieben, weil Koechlins Ästhetik sich vom Drama und der Dialektik abkehrt; seine Kategorien sind Kontemplation und Intensität, nicht Pathos und Kampf. Die harmonischen "Funde" sind bei ihm überaus präzise kalkuliert und wie vorgefundene Gegenstände dargeboten, vor allem in den Werken, die von Ferne und Menschen-Abgewandtheit handeln. Eine musikalische Darstellung dieser Werke muß ihrer Statik wie ihrer Intensität gerecht werden; das tut die vorliegende nicht ganz. Juliane Banse ist für mich nicht die Idealbesetzung (Stimme zu klein, wenig beweglich, fast monochrom), das Orchester allerdings unter Holliger sehr gut, leider nicht tiefenscharf abgebildet. Die Auswahl der Werke verstehe ich nicht; auf den CDs wäre Platz für die jeweils fehlenden Nummern der Werkgruppen gewesen, dafür mußte wieder das allerdings schöne Lied der Melisande (das von Fauré ist !!) aufgenommen werden, und am Ende die bizarre Vertonung des Messtextes nach dem Gedicht von Haraucourt, dessen Text aber nicht vertont wurde... ?? - Egal, die Zusammenstellung ist seltsam, und dennoch eine sehr empfehlenswerte Produktion, wie eigentlich alles, was für diesen vernachlässigten Mann getan wird - hat er doch nicht einmal alle seine Werke aufführen lassen können !
    Sonaten & Partiten für Violine BWV 1001-1006 Sonaten & Partiten für Violine BWV 1001-1006 (CD)
    13.12.2011
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Wer immer strebend sich bemüht...

    den können wir erlösen ?? Daß die "Sei Solo" ( so der Originaltitel der Handschrift) BWV 1001-1006 so gut wie unaufführbar sind, bedarf keiner weiteren Begründung, allenfalls der Anmerkung, daß die 4-Saiten-Akkorde vielleicht mit einem Barockbogen und entsprechender Besaitung zu erreichen sind, den aber keiner verwendet ! Ida Haendel spielt in ihrem 67ten Lebensjahr diese Stücke auf ihrer Strad und nimmt so langsame Tempi, daß die genannten Schwierigkeiten fast ohne Knackser gemeistert werden; allerdings sprechen auch hier die vier Saiten unterschiedlich an. Durch die bedächtige Spielweise geraten zuweilen die Akzente, die unumgänglich sind für die Gliederung der musikalischen Rede, etwas in's Hintertreffen; namentlich die langsamen Sätze BWV 1001,1, BWV 1002, 1 und 3 (Sarabande), usw. sind so fließend dargeboten, daß Bach hier ein kleines Meer wird, auch weil die Violine so strahlend und eindringlich klingt (Die Leittöne !). Was ihre Interpretation auszeichnet, ist die Intensität und ganz in den Klang verkörperte Dramatik der Musik; zumal die Chaconne (19 Minuten lang !!) stellt sich als "große Oper" dar. Wie gesagt, diese Musik hat im Wortsinne noch niemand jemals wirklich gespielt und gehört; deshalb ist jede Bemühung darum auch nur von ihrem hörbaren Ergebnis her zu bewerten, nicht nach den Regularien irgendwelcher akademischer Lesarten. Gesamteindruck : Monumentalität des Gefühls, das aber manchmal fast zu einem innigen Ausbuchstabieren der Partitur führt. Haendel verwies im Booklet selbst auf die Lehre, die sie bei George Enescu bekam, läßt aber die Spontaneität, die zu solchem Gefühlsausdruck gehören sollte, etwas vermissen. Wie gesagt, die wohl langsamste Interpretation der Stücke : 160 Minuten !! - Enescu benötigte 1940 (?) in New York 130 Minuten und hat (bei aller Minderung der akustischen Qualität) dieselbe Intensität, aber viel besseres Maß in den Binnenstrukturen und einzelnen Phrasen, und alles, Architektur wie Drama, sind vorbildlich vergegenwärtigt : für mich unter allen die ergreifendste Aufnahme.
    (Zum Vergleich diente außerdem : Fritz Kreisler für BWV 1001,1 (1926), Gidon Kremer (1970er Jahre, Philips), und Gerhard Taschner für die Chaconne BWV 1004,5 (40er Jahre, Reichsrundfunk), sowie Florin Paul für die Partiten (Tacet 1989). Die Haendel-Aufnahme ist von 1995, analog (!!) und mit zu nah am Instrument plazierten Mirofonen hergestellt; außerdem hört man deutlich, wo ein Insert geschaltet wurde (mehrmals in der Chaconne) : über den Kopfhörer eine Irritation. Dennoch rückhaltlose Empfehlung.
    British Composers - Vaughan Williams/Finzi/Holst/Bax British Composers - Vaughan Williams/Finzi/Holst/Bax (CD)
    10.12.2011
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Repertoirekleinod

    Als Kontinentaleuropäer hat man es mit religiöser Musik aus dem England des 20.JH. nicht leicht. Die hier zu hörenden Zeugnisse einer Glaubensgewißheit, die sich ihres Heils so sicher zu sein scheint, als läge es hinter der nächsten Drawing-Room-Door oder wie eine Flasche Wein im Keller, bieten darum die willkommene Gelegenheit, einmal zu erfahren, wie sich diese Menschen, von denen jeder, nach einem Sprichwort, selbst eine Insel ist, ihren Weg zu Gott vorstellen. Vaughan Williams: in unaufhörlichem Wohlklang. Gerald Finzi : als, wenn das Wort erlaubt ist, konservative Avantgarde. Bax : als aufwühlendes Mitgerissenwerden von den eigenen Gefühlen, egal welcher Herkunft diese Gefühle sein mögen. Gustav Holst : im Absprung von der jeweiligen Augenblicksstimmung; er lebt und gestaltet in einer Welt der Gesichte, auch Karikaturen. Lange Einleitung, kurzer Sinn : die hier enthaltenen Werke sind allesamt hervorragend interpretiert, in trockenem, aber klarem Klangbild aufgezeichnet bzw. remastert, und stellen einen Schatz künstlerischer Gedanken und Empfindungen dar, der seinesgleichen sucht. Vaughan Williams : Die sonst kaum bekannte Oxford Elegy (melancholische Schäferdichtung mit Sprecher (!) und Orch.), die Messe, die Flos-Campi-Suite mit Cecil Aronowitz, die Mystical Songs mit Shirley-Quirk (kann man das noch besser, gezügelt-ausdrucksvoller singen ?), Baxens A-capella-Settings "Ora, Mater Filium", "This Worlde's Joie" usw., endlich einmal nicht nur idiomatische, sondern mitreißend rhythmisch und kontrapunktisch gestaltete Musik für Stimmen von ihm! Und Finzi, der allein durch die wenigen Werke hier in seiner verkannten Größe und unbedingten künstlerischen Aufrichtigkeit erlebbar wird - WER auf dem Kontinent hätte ein Stück mit dem Titel "Intimations of Immortality" herausbringen können, im Jahre des Herrn 1950 ?? (Text von Wordsworth). Holst ist präsent mit seiner Choral Phantasy und vor allem der kaum zu übertreffenden 1966er Einspielung der "Planets" von Adrian Boult. Und auch hier ist der Komponist bei - nun ja, den Göttern mehr als den Planeten selbst, denn er gibt scharfgezeichnete Physiognomien, deren dritte, der berühmte Jupiter-Satz, ja ausdrücklich von der "Jollity" ausgeht, also der Regung, die diesen HauptGott beseelt. Muß man also nur eine Tür öffnen, um (seinem) Gott zu begegnen, der ja nirgendwo anders sein kann, wenn ringsum nur Meer ist (beherrscht von Britannia) ? Hier wird sie akustisch geöffnet: gehe hindurch, wer kann. - Mageres Booklet ohne die gesungenen Texte, aber mit guten englischen Kommentaren. Verdienstvoll die Wiederveröffentlichung der Aufnahmen des Sohnes bzw. der Tochter der Komponisten (Finzi, Holst).
    Symphonie Nr.1 op.5 Symphonie Nr.1 op.5 (CD)
    07.10.2011
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Vom Übermut zum Gram

    Das erste (?) und das letzte Orchesterwerk des Komponisten auf einer CD ? Bizarre Idee. In seiner Jugend ein übermütiger Könner, der mit Stildetails und Zitaten wie mit Jonglierbällen wirft (ohne einen eigenen Stil zu erreichen), wurde Casella durch seine Anfang der 40er Jahre diagnostizierte Krebserkrankung zum Trauerarbeiter. Die erste Symphonie ist bei aller ihrer Extrovertiertheit nur für den Hörer interessant, der wissen will, wie der Meister vor der Meisterschaft komponierte. Das Konzert OP.69 aber ist auf der Höhe der Zeit und spät, aber nicht zu spät eines der Stücke, die schwer in der Waagschale der Ewigkeit liegen. Obgleich neoklassizistisch in der Anlage, entwickelt es keinen Augenblick Selbstgenügsamkeit und erbauliche Belanglosigkeit des bloßen Funktionierens, aber auch nicht die eitle Überredungskunst eines Strawinski, die letztlich nur mit Gewalt erreichen kann, was sie der Schmeichelei zu verdanken behauptet : die Begeisterung des Zuhörers. Besonders der langsame Satz, eine Sarabande aus der im Werkverzeichnis vorhergehenden Harfensonate (!!), hinterläßt einen Eindruck von Trauer und Bitterkeit, den man nicht mehr vergißt - kein Fast Food für die Spaßgesellschaft. Energische Interpretation mit etwas zu breiten Tempi (so leider im obengenannten Satz), fast indifferenter Streicherklang mit aparten Klavierintarsien und knallendem Schlagwerk. La Vecchia und seinen Römern liegt hörbar mehr am Fluß der Ereignisse als an den Akzenten und widerständigen Rhythmen. OP.69 gibt oder gab es besser mit dem Mailänder Orchester der musikalischen Nachmittage (dei pomeriggi musicali - es heißt wirklich so) unter Marcello Panni (Dynamic) - hier allerdings mit italienischer Sorglosigkeit aufgenommen ( Klang wie in den 50er Jahren, dabei in den 90ern (?) aufgezeichnet). Guter Booklettext.
    Symphonie Nr.2 op.12 Symphonie Nr.2 op.12 (CD)
    07.10.2011
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Hörbare Musikgeschichte

    Casella bot in einem Inserat seine erste und zweite Symphonie als "reine Handwerksarbeit ohne jede Originalität" an. Das dürfen wir dank dieser Aufnahme anders sehen. Nach sechs Jahrzehnten staatlich geförderter De(kon)struktion wirkt auch eine bloß solide gefertigte Symphonie direkt erfrischend, etwa wie ein Manufactum-Bakelitschalter für die heimische Beleuchtung. Scherz beiseite : Casella hat epigonal angefangen, hier etwa Mahlers c-moll-Werk nicht direkt kopiert, aber in einer Art Stilkarneval fortgeschrieben. Dramaturgisch weiß er nicht recht, wohin er will; letztlich ist sein Werk ein Versuch über Marsch-Charaktere, ohne die epische Perspektive Mahlers. Es ist eben keine musikalische Lebenserzählung und -Deutung, sondern Musik über Musik. Übrigens treten seine Floskeln auch hier schon in Erscheinung, etwa die kurzen Figuren des Horns im zweiten Satz, von denen zur späteren (hervorragenden !) Serenade nur ein Schritt ist. Das zweite Werk als Meditation über die Nacht und die Fremdheit des Alls berührt demgegenüber als persönliche Aussage ohne Zugeständnisse an virtuose Schaustellung, klanglich ähnelt es Koechlins Voûte étoilée und den entsprechenden Passagen aus dem Docteur Fabricius, ohne die philosophische Tiefe des Mitstudenten aus Faurés Kompositionsklasse zu erreichen. Die Interpretation des Römischen Orchesters unter la Vecchia ist energisch, etwas pauschal prächtig, im durchschnittlichen HiFi-Digitalklang aufgezeichnet, aber als Bemühung um diese kaum auf CD erhältlichen Werke anerkennswert. Und noch was : wieder einmal ein für Naxos ungewöhnlich guter Booklettext, allerdings nicht auf Deutsch. Die CD ist zum Kennenlernen empfehlenswert.
    Serenade f.2 Violinen & Viola op.12 Serenade f.2 Violinen & Viola op.12 (CD)
    07.10.2011
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein Must - nicht von Cartier

    Sehr gut remasterte Analogaufnahme (1968/72) von drei Meisterwerken des immer noch völlig unterbewerteten Komponisten. Die Interpretation gibt den Werken in stilistischer und klanglicher Hinsicht nichts nach, nur das Klangbild ist in den Bässen etwas schwach. Sehr präsent aufgenommen, praktisch kein Raum-Hall. Zur Cellosonate wäre noch zu bemerken, daß man hier mal wieder hören kann, daß Virtuosität und musikalische Substanz keine Gegensätze sind und "Folklorismus" ein verbaler Totschläger ist, der nur die Fälscher trifft. Vorbehaltlose Empfehlung !
    Lieder Lieder (CD)
    08.07.2011
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Eskapistische Gesänge

    Selbst für einen erklärten BAX-Liebhaber wie mich bedeuten seine Lieder und Chorwerke immer schwere Stunden. Die menschliche Stimme lag ihm nicht, und je mehr Stimmen es waren, desto weniger.
    Bezeichnenderweise gab er das Liederschreiben auf, als er seine erste Sinfonie fertig hatte : dann kamen die Meisterwerke, die ihn als einen der Größten des Jahrhunderts ausweisen. Hier also "keltische" Lieder, teils von ihm selbst gedichtet, zur Ehre Irlands oder für düstere Abende, eine Klavierbegleitung, die man sich als separates Stück sehr gut vorstellen kann, und dann die oft genau um einen Halbton an der logischen Melodieführung vorbeischrammende Kantilene... Anna Russell sagte mal mit Bezug auf gewisse artifizielle Volkslieder : it sounds as if it will become a tune at every moment, but somehow never quite does ... ! Ian Partridge entledigt sich seiner Aufgabe bewunderungswürdig, Jean Rigby nicht : für sie liegen manche Stücke einfach zu hoch, da wird sie schrill und das geringe Vergnügen am Gesang ist dahin. Nicht so, wie gesagt bei Partridge, einer Art englischem Fischer-Dieskau ( nicht so manieriert allerdings). Schön verhalten im Ausdruck, gewissermaßen höflich der Partitur gegenüber. Das Klavier ist gut gespielt, sehr präsent abgebildet, nur etwas monochrom. - Das Booklet ist vom Feinsten, kein Wunder, denn der einzige Biograph Baxens, Lewis Foreman, schrieb den Text; die Liedtexte sind abgedruckt, natürlich ohne Übersetzung, Britannia rules the waves. Auf dem Titel ein Plakat wohl aus einer Werbekampagne eines englischen Busunternehmens, so sind die Engländer. Übrigens auch enthalten die Vertonung von "When I was one and twenty" von A.E. Houseman - wirr und sophisticated verglichen mit der einzig guten von George Butterworth. Aber das nur am Rande.
    Derek Lee Ragin & Suzie LeBlanc - "Love & Death in Venice" Derek Lee Ragin & Suzie LeBlanc - "Love & Death in Venice" (CD)
    08.07.2011
    Booklet:
    1 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Wichtige Wiederveröffentlichung

    Arien, Duette und Instrumentalstücke auf der ersten CD des Teatro Lirico, die vor allem, eigentlich ja nur für Fans von Derek Lee Ragin empfehlenswert ist, wenn sie sie nicht schon besitzen. Das Repertoire ist merkwürdig - auf eine Dutzendkomposition von Merula folgen bemerkenswerte Duette von Hasse und Händel, Vivaldi etc. Die Stimme von Ragin macht es, die von Suzie LeBlanc ist zu klein, wenngleich sauber geführt, für diese Musik. Das Ensemble spielt und klingt trocken wie ein Stück Zwieback. Im Vergleich mit der Hasse-Aufnahme von William Christie, bei der ebenfalls Ragin singt, fällt das Eifersuchtsduett hier ab, obwohl dort Emma Kirkby auch viele Wünsche offenläßt. Wichtigstes Stück für mich die Kantate "Cessate, ormai cessate" von Vivaldi, bei der Ragin viel klangschöner, aber nicht weniger expressiv agiert als der ewig würgende Andreas Scholl. - Das Booklet ist elend, wie immer bei Midprice-Produkten, das Titelblatt offenbar eine plumpe Kopie der "Originals"-Reihe der DGG, der Titel der CD ein Gemeinplatz. Soweit, aber deshalb nicht so schlecht.
    Christine Raphael - Werke für Violine & Orchester Christine Raphael - Werke für Violine & Orchester (CD)
    08.07.2011
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Nicht nur Familienangelegenheiten

    Christine Raphael spielt Musik ihres Urgroßvaters (!) Albert Becker, ihres Vaters Günter Raphael, sowie Stücke von Dvorak, Ysaye, J.S.Bach. Mit Eloquenz und Eindringlichkeit gespielt, hier ist eine Überzeugungstäterin am Werk; auch die bestenfalls mittellklassigen Orchester tun ihr Bestes. Das Konzert von Bach (BWV 1052) ein fragwürdiger Rekonstruktionsversuch, der Dvorak wie auch die zwei Stücke von Becker bestenfalls handwerklich solide und hübsch zu nennen. Sehr wichtig die Sinfonische Fantasie von Raphael, bitonal und frei, manchmal herbe Musik-Prosa und Elegie, weniger seinem zweiten Violinkonzert ähnlich (es ist konstruktivistisch) als dem Concerto funebre von Hartmann. Der Ysaye ist eine Entdeckung, keine Virtuosenmusik, sondern ein rondoähnliches Fantasiestück, das auf die schöne Linie und die manchmal charmant zaghaft voranschreitenden Äußerungen der Solistin vertraut. Sehr guter Analogklang, präzise definierter Raum, die Violine klingt sehr präsent, manchmal vielleicht etwas viel Druck auf dem Bogen (besonders bei Raphael). Trotz des bizarren Repertoires empfehlenswert.
    51 bis 70 von 70 Rezensionen
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