Ein Gipfel...
... und doch fällt das Atmen schwer, hat man ihn einmal erstiegen:
Regers einziges Klavierkonzert ist ein ungeheures Werk. Der Komponist ordnete es hoffnungsvoll in die Nachfolge von Brahms' d-moll ein - ohne wirklich daran zu glauben, das belegt seine Korrespondenz. Regers schwieriges Künstlerleben wurde durch dieses mehr als schwierige Konzert nicht einfacher. Durchgesetzt hat es sich nie. Furchtlose Pianisten - mir liegen Vergleichsaufnahmen von Serkin, Eduard Erdmann und de Groote vor - haben sich dennoch daran gewagt, "Super-Virtuose" Marc-André Hamelin wird auf hyperion im nächsten Monat eine weitere Einspielung vorlegen.
Nun Korstick: Erstens besticht schon mal die Kopplung. Busonis aufgedonnerte Version von BWV 1052 sagt viel über die Ästhetik der Zeit aus, in der auch Regers Konzert entstand. Ein üppiges Hörvergnügen und leichter fasslich, da immer als "Auch-Bach" erkennbar, ist es allemal. Mit Regers Klanggewittern setzt sich Korstick, der als Beethoven-Interpret ziemlich spät ziemlich bekannt wurde, auf überlegte und überlegene Weise auseinander: da wird nichts verwischt oder überhämmert. Trennschärfe auch im schwierigsten Klaviersatz, völliger Mangel an Gehetztheit und Fin-de-Siecle-Hysterie: so bleibt dieses Konzert immer noch eine Herausforderung, auch für den Hörer, schmeichelt sich nicht ins Ohr, überzeugt aber über weite Passagen durch Ernst und Wucht.